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Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 - Cq-cq.eu

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<strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong><strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1<strong>Das</strong> Stromnetz ist für breitbandigeDatenübertragung we<strong>der</strong> vorgesehennoch geeignet. Obwohl <strong>PLC</strong>(Powerline Communication) Funkdienstestören und eine wertvollenatürliche Ressource unbrauchbarmachen kann, versuchen <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> und Europäische Kommissiondiese untaugliche und unnötigeTechnologie gegen technischeVernunft und durch Umgehung fundierterNormen durchzusetzen ...CISPR ist das Internationale Son<strong>der</strong>komitee fürFunkstörungen <strong>der</strong> Internationalen ElektrotechnischenKommission IEC mit Hauptsitz in Genf,es befasst sich mit <strong>der</strong> Entwicklung von Normen inBezug auf elektromagnetische Störungen. Störgrenzwertefür "Power Line Telecommunications"(PLT) sind definiert in <strong>der</strong> Norm CISPR 22 undihrem <strong>eu</strong>ropäischen Äquivalent EN 55022 mit demTitel "Einrichtungen <strong>der</strong> Informationstechnik - Funkstöreigenschaften- Grenzwerte und Messverfahren".Die dritte Ausgabe <strong>der</strong> Norm CISPR 22 wurdein <strong>der</strong> Europäischen Union 1998 veröffentlicht alsEN 55022:1998, sie legt Grenzwerte fest oberhalb30 MHz für abgestrahlte und zwischen 0.15 und 30MHz für Leitungsgeführte Störungen an denStromnetzanschlüssen ("Limits for conducted disturbanceat the mains ports") und LeitungsgeführteGleichtaktstörungen an den Telekommunikationsanschlüssen("Limits for conducted commonmode disturbance at telecommunication ports").<strong>Das</strong> Stromnetz ist für breitbandige Datenübertragungwe<strong>der</strong> vorgesehen noch geeignet, dennwegen seiner inherenten Unsymmetrien strahlt eswie eine Sendeantenne elektromagnetische Energieab, wodurch Störungen bei Funkdiensten verur-sacht werden. 1998 ging man deshalb noch nichtdavon aus, dass das Stromnetz in dieser technischuntauglichen Weise genutzt würde. Es gab nochkein <strong>PLC</strong>, bei dem in einem einzigen Anschluss -im Netzstecker - die Funktionalität eines Stromnetzanschlussessowie eines Telekommunikationsanschlusseskombiniert ist. In den Formulierungendieser Norm war diese Kombination deshalb nochnicht vorgesehen und diese Tatsache wurde undwird noch immer - obwohl zukünftig unzulässig -von <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-Industrie durch Interpretationstricksdahingehend ausgenutzt, dass die festgelegtenGrenzwerte oft weit überschritten werden.Für Klasse B Geräte beträgt <strong>der</strong> Grenzwert fürStörungen an den Stromnetzanschlüssen zwischen5 und 30 MHz 50 dB(µV) (AV), zu messen zwischenPhase und Masse sowie zwischen N<strong>eu</strong>tralleiter undMasse. Bei Einhaltung dieses Grenzwertes ist maximaldie doppelte Spannung zwischen Phase undN<strong>eu</strong>tralleiter möglich, also 6 dB mehr, und so begrenztdiese Norm die durch ein <strong>PLC</strong>-Modem insStromnetz eingespeiste Signalspannung auf 56dB(µV) (AV).Die Interpretationstricks <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-Industrie bestehennun darin, die Messung <strong>der</strong> Störungen amStromnetzanschluss einfach zu ignorieren - mit <strong>der</strong>Begründung, es handle sich ja "nicht nur" um einenStromnetzanschluss. O<strong>der</strong> es wird die eigentlich nurfür die Messung <strong>der</strong> Störungen am Telekommunikationsanschlussvon <strong>der</strong> Norm zugestandene minimaleLAN-Auslastung von 10% auch bei <strong>der</strong> Messung<strong>der</strong> Störungen am Stromnetzanschluss angewandt- mit <strong>der</strong> Begründung, es handle sich dabeija "auch" um einen Telekommunikationsanschluss- wodurch sich zwar bei <strong>der</strong> "Quasi-Peak"-Messungnur geringfügig niedrigere, aber bei <strong>der</strong> alternativmöglichen "Average"-Messung wesentlich niedrigereStöramplituden egeben als bei korrekter Ausle-Karl Fischer, DJ5ILFriedenstr. 42, 75173 Pforzheim, D<strong>eu</strong>tschlandwww.<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong> - DJ5IL@<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>DJ5IL radio topics: <strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 1


gung <strong>der</strong> Messvorschrift. Für diesen Trick existiertsogar eine publizierte Anleitung 1 .Kurz bevor die überarbeitete und klargestellteVersion EN 55022:2006 2 im Jahr 2009 in Kraft tretenund die Version aus 1998 ablösen sollte, hat die<strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> erfolgreich versucht, dies über 5 Mitglie<strong>der</strong>des Europäischen Parlaments zu verhin<strong>der</strong>n. Diehatten im April 2009 eine parlamentarische Anfrage 3an die Europäische Kommission gerichtet in <strong>der</strong> siedie Befürchtung äußerten, dass durch ein in dieseAusgabe aufgenommenes Flussdiagramm die <strong>PLC</strong>-Hersteller einen Test auf Leitungsgeführte Störungendurchführen müssten, welcher in <strong>der</strong> Version von1998 noch nicht vorgeschrieben war und deshalbwürde "die Zukunft <strong>der</strong> Stromleitungs-Kommunikationstechnologie(<strong>PLC</strong>-Technologie) gefährdet, dakünstlich niedrig gehaltene Grenzwerte für elektromagnetischeEmissionen festgelegt werden, mit denenab Oktober 2009 in <strong>der</strong> EU keine <strong>PLC</strong>-Gerätemehr auf den Markt gebracht werden können." Siehielten es deshalb für angebracht, die bestehendeVersion vorerst beizubehalten.Der damalige Vizepräsident <strong>der</strong> EuropäischenKommission, Günter Verh<strong>eu</strong>gen, antwortet CarolineLucas, MEP, in einem Brief vom 21. April 2009 4 dassnur "relativ wenige Probleme" durch <strong>PLC</strong> verursachtworden seien und stellt fest: "Die <strong>PLC</strong>-Technologiestört keine militärischen Funkdienste, weil diese typischerweisenicht in Gebieten arbeiten, in denen einStörungsrisiko existiert. Sicherheitsfunkdienste nutzenfortschrittliche digitale Funktechnologien zur Kommunikationund <strong>der</strong> Empfang von Kurzwellenrundfunkwurde weitgehend ersetzt durch Internet-Radio". Un<strong>der</strong> antwortet den 5 MEPs am 12. Juni 2009, die EuropäischeKommission werde "im Rahmen einer Sitzung<strong>der</strong> Arbeitsgruppe zur EMV-Richtlinie am 30.Juni 2009 die Mitgliedstaaten und die Interessenträgerbezüglich <strong>der</strong> Konsequenzen <strong>der</strong> gegenwärtigen Situationkonsultieren. Eine <strong>der</strong> möglichen Optionenwäre die Beibehaltung <strong>der</strong> Norm EN 55022:1998 füreinen längeren Zeitraum, bis zur endgültigen Verabschiedung<strong>der</strong> n<strong>eu</strong> gestalteten, mit den <strong>PLC</strong>-Netzenkompatiblen Netznormen. Eine weitere Option wäreeine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Norm EN 55022: 2006, so dasseine unnötige Beeinträchtigung <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-Netze durchdie Grenzwerte dieser Norm vermieden wird."<strong>Das</strong> besagte Flussdiagramm zur Auswahl <strong>der</strong>Prüfmethode ("Flowchart for selecting test method")befindet sich in EN 55022:2006 im "Annex C" auf S.54. Es beschreibt explizit den Stromnetzanschluss("Mains") als einen Typ von Telekommunikationsanschluss,<strong>der</strong> bei <strong>PLC</strong>-Geräten entsprechend <strong>der</strong>in 9.3 vorgegebenen Prüfmethoden auf die Einhaltung<strong>der</strong> in Tabellen 1 und 2 vorgegebenen Grenzwertefür Stromnetzanschlüsse geprüft werden muss. Andiesem Aspekt des Flussdiagramms wurde vom Urheberdieser Norm CISPR/I auch gegen den starkenDruck von Seiten <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-Industrie festgehalten, umeben diesen Interpretationstricks einen Riegel vorzuschieben.Dies zeigt, dass CISPR/I die Anwendung<strong>der</strong> festgeschriebenen Grenzwerte für die Stromnetzanschlüssefür zwingend erfor<strong>der</strong>lich hält unabhängigdavon, wie sie ansonsten genutzt werden. Unddiese Auffassung hat eine solide technische Grundlage,denn ihre Normen dienen dem Zweck, dasFunkspektrum zu schützen. Es ist eine wertvolle undunersetzbare natürliche Ressource, wie Luft undWasser, aber sein wahrer Wert wird wohl erst dannrichtig geschätzt, wenn es nicht mehr verfügbar ist.Diese Normen für Störemissionen mit ihren Testmethodenund Grenzwerten basieren auf einer strengenund gut dokumentierten Vorgehensweise undvielen Jahrzehnten Erfahrung mit <strong>der</strong> Vermeidung vonFunkstörungen in <strong>der</strong> realen Welt 5 .Die Norm EN 55022:1998 wurde entworfen bevordie Frage aufkam, ob ein <strong>PLC</strong>-Stromnetzsteckerals Telekommunikationsport zu betrachten sei. Siehat kein Flussdiagramm und stellt auch nicht explizitfest, dass ein Telekommunikationsanschluss vom TypStromnetz sein könnte. Aber sie schreibt ohne EinschränkungGrenzwerte für den Stromnetzanschlussvor - und dies sind exakt dieselben Grenzwerte, diein einem Dokument <strong>der</strong> Kommission als "zu niedrigum von den h<strong>eu</strong>tigen <strong>PLC</strong>-Technologien eingehaltenwerden zu können" bezeichnet werden. Es gibt keinenUnterschied zwischen EN 55022:1998 und EN55022:2006 was die Stromnetzanschlüsse betrifft.Je<strong>der</strong> Hersteller, dessen Geräte die Grenzwerte fürdie Störspannung an den Stromnetzanschlüssen inTabellen 1 und 2 von EN 55022:1998 verletzen und<strong>der</strong> trotzdem Übereinstimmung mit dieser Norm erklärthat, tat dies unter Missachtung <strong>der</strong> Norm.Und obwohl die EMV-Arbeitsgruppe klar gemachthat, dass es in Wirklichkeit keinen Unterschiedzwischen EN 55022:1998 und EN 55022:2006 gibt,hat die Europäische Kommission ihre Position beibehaltenund im August 2009 - um die <strong>PLC</strong>-Industriezu protegieren und gegen den Rat ihrer eigenen EMV-Arbeitsgruppe - das Datum für das Ende <strong>der</strong> Gültigkeitvon EN 55022:1998 auf den 1. Oktober 2011verschoben.Übrigens gründete Günter Verh<strong>eu</strong>gen 2010 gemeinsammit seiner ehemaligen KabinettschefinPetra Erler sein eigenes <strong>Lobby</strong>-Unternehmen, dieEuropean Experience Company. Sie versteht sich alsBeratungsunternehmen, das insbeson<strong>der</strong>e Unternehmenauf EU-Ebene berät und Strategien für den Umgangmit <strong>eu</strong>ropäischen Institutionen liefert. Zwar bestreitetdie European Experience Company jegliche<strong>Lobby</strong>arbeit, aber ihr selbstdefinierter Angebotsbereichund die ausgezeichneten Verbindungen desEx-Kommissars Günter Verh<strong>eu</strong>gen in die EU und<strong>der</strong>en Politik lassen an<strong>der</strong>es vermuten. Der ehemaliged<strong>eu</strong>tsche Top-Mann darf h<strong>eu</strong>te keinen Kontaktmehr zu Brüsseler Behörden haben - als Politikberaterist Verh<strong>eu</strong>gen unter Beobachtung <strong>der</strong> EU.DJ5IL radio topics: <strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 2


Im Jahr 2005 begann ein weiterer Versuch <strong>der</strong><strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>, die Störgrenzwerte aufzuweichen. Eswurde ein Projekt-Team gebildet unter dem Vorwand,eineÄn<strong>der</strong>ung von CISPR 22 erarbeiten zuwollen, welche spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen für <strong>PLC</strong>-Betriebsmittelabdeckt. Der erste Komiteentwurf erschienim Februar 2008 als CISPR/I/257/CD. DieKommentare <strong>der</strong> Nationalen Komitees (NCs) von 23IEC Mitglie<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Europäischen Rundfunkunionzeigten jedoch zu geringe Unterstützung fürden gewählten Lösungsvorschlag, da lediglich 6 NCsden Entwurf befürworteten: Belgien, Frankreich, Israel,Italien, Spanien und die Schweiz. Interessanterweisewaren die meisten Anbieter, Entwickler undHersteller von <strong>PLC</strong>-Technologie für den <strong>eu</strong>ropäischenMarkt in 5 dieser 6 Län<strong>der</strong> ansässig. 8 NCs lehntenden Entwurf nachdrücklich ab - Australien, Österreich,Zypern, Dänemark, Finnland, Südafrika, Schwedenund die Vereinigten Staaten von Amerika - und einigewohl begründete Kommentare enthüllten seinenwahren Zweck: Eine geplante Lockerung <strong>der</strong> bisherigenPLT Störgrenzwerte um 18 dB durch die Einführungeines revidierten Messverfahrens mit einemveranschlagten "Longitudinal Conversion Loss" (LCL)von unrealistisch hohen 24 dB gegenüber 6 dB in<strong>der</strong> alten Norm zu tarnen 6 . Meine Recherchen habenaufgedeckt, dass dieses Projekt-Team von <strong>der</strong><strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> dominiert wurde 7 . Weil aber kein Konsensunter den NCs erzielt wurde, hat <strong>der</strong> Vorsitzendedas Projekt am 26. Februar 2010 gestoppt.EN 55022:2006 ist die aktuell gültige Norm, siehat am 1. Oktober 2011 die alte Norm EN 55022:1998abgelöst. Diese Norm lässt keine Spielräume mehrfür Interpretationstricks durch die <strong>PLC</strong>-Industrie unddie EU hat ausdrücklich bestätigt, dass sich auch<strong>PLC</strong>-Geräte daran zu halten haben. Geräte die vorgeben,die alte Norm einzuhalten - viele <strong>PLC</strong>-Modemstun das in Wirklichkeit nicht - dürfen ab dem 1.Oktober 2011 noch maximal 3 Jahre auf dem Marktbleiben. Produkte die n<strong>eu</strong> auf den Markt kommenmüssen dagegen schon jetzt EN 55022:2006 einhalten.Kein Wun<strong>der</strong> also, dass die Europäische Kommissionzur Zeit wie<strong>der</strong> einmal versucht, die Grenzwertefür Störemissionen durch <strong>PLC</strong>-Modems im Interesse<strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> aufzuweichen und die bei Beachtungstrenge EN 55022:2006 loszuwerden. Deshalbhat sie 2010 das Europäischen Komitee fürelektrotechnische Normung CENELEC an das frühererteilte Mandat M313 8 für den Entwurf einern<strong>eu</strong>en Norm erinnert. Die infolge dieses Mandats gebildetegemeinsame Arbeitsgruppe von ETSI undCENELEC war aber wegen <strong>der</strong> Interessenkonfliktezwischen <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> und Funkdiensten mit dem Versuchgescheitert, eine entsprechende Norm zu entwerfen.In diesem Schreiben 9 wird CENELEC von<strong>der</strong> Europäischen Kommission aufgefor<strong>der</strong>t, eine modifiziert<strong>eu</strong>nd nur für <strong>PLC</strong>-Geräte geltende Version<strong>der</strong> EN 55022:2006 zu erarbeiten und es wird klargemacht, dass "die Kommission für ein schnellesErgebnis des Standardisierungsprozesses sehr dankbarwäre". Der Unterzeichner des Schreibens, PedroOrtún Silván, war damals Direktor des Bereichs "Industriendes N<strong>eu</strong>en Konzepts" in <strong>der</strong> "GeneraldirektionUnternehmen und Industrie" <strong>der</strong> EuropäischenKommission. Sein Chef war bis November 2009 <strong>der</strong>Kommissar Günter Verh<strong>eu</strong>gen ...Der erste Entwurf prEN <strong>50561</strong> dieser Normstammt von einer Arbeitsgruppe, die wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong><strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> domiert wird. Nur 10 <strong>der</strong> 31 NCs habenihm zugestimmt - die übrigen stimmten dagegen o<strong>der</strong>enthielten sich. CENELEC unternahm daraufhin nachAuffor<strong>der</strong>ung durch die Europäische Kommissioneine Revision und so entstand <strong>der</strong> wenig geän<strong>der</strong>tezweite Entwurf <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 10 , <strong>der</strong> bis 2. November2012 zur endgültigen Abstimmung durch die NCssteht - obwohl <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Europäischen Kommissionund von CENELEC beauftragte EMV-Gutachtervorgetragen hat, dass dieser Entwurf nicht die grundlegendenAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EMV-Direktive erfüllt.CENELEC hat dieses Expertenurteil ignoriert ...<strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 würde gegenüber EN 55022:2006in keinem einzigen Punkt den Schutz <strong>der</strong> Funkdienstevor schädlichen Störungen verbessern, in vielenPunkten sogar gravierend verschlechtern - aus dieserNorm würde ausschließlich <strong>PLC</strong> Nutzen ziehen.Hier sind die wichtigsten Kritikpunkte:Punkt 1:Die aktuelle Norm EN 55022:2006 begrenzt überallzwischen 5 und 30 MHz die von einem <strong>PLC</strong>-Modemins Stromnetz eingespeiste Spannung auf 56 dB(µV).Viele <strong>PLC</strong>-Modems auf dem Markt halten sich nichtan diesen Grenzwert, aber sie müssen es spätestensab 1. Oktober 2014 und bei n<strong>eu</strong>en Geräten sind diebeschriebenenen Interpretationstricks nicht mehrmöglich. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> diesen Entwurf unterstützt hilftdamit <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> und <strong>der</strong> EU-Kommission, dieseGrenzwertüberschreitungen zukünftig zu legalisieren,denn <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 sieht einen Grenzwert von95 dB(µV) und damit eine Erhöhung um fast 40 dBenstprechend einem Leistungsfaktor von 10000 vor.Diese gigantische Leistungserhöhung ist auch schondeshalb gefährlich, weil dadurch die Gefahr potenziertwird, dass an nichtlinearen Bauelementen Oberwellenund <strong>der</strong>en Mischprodukte erz<strong>eu</strong>gt werdenwelche in die "excluded frequency ranges" fallen.Punkt 2:We<strong>der</strong> EN 55022:2006 noch <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 enthaltenGrenzwerte für abgestrahlte Störungen unter 30MHz und die Grenzwerte bei<strong>der</strong> Normen für LeitungsgeführteStörungen an den Stromnetzanschlüssensind zwischen 0,15 und 30 MHz identisch. Aber imGegensatz zur aktuellen Norm EN 55022:2006 ohneDJ5IL radio topics: <strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 3


vorgeschriebene Frequenzlücken (Notches) würde<strong>FprEN</strong> 502561 diese Grenzwerte zwischen 1,6065und 30 MHz sogar innerhalb <strong>der</strong> "excluded frequencyranges" und noch höhere Pegel weit über diesenGrenzwerten ausserhalb zulassen. Zeilen 204-207des Entwurfs besagen, dass wenn Benutzerdatenüber den <strong>PLC</strong>-Port gesendet werden die vom <strong>PLC</strong>-Port ausgehenden unsymmetrischen Störemissionenzwischen 1,6065 und 30 MHz die Grenzwerte vonTabelle 1 - und das sind genau die Grenzwerte nachEN 55022:2006 - sehr wohl überschreiten dürfen, soferndabei nur in den "ausgeschlossenen Frequenzbereichen"nach Tabelle A.1 - und dazu gehören dieAmat<strong>eu</strong>rfunk- und Flugfunkbän<strong>der</strong> - die Grenzwerteeingehalten werden. Der Begriff "excluded frquencyranges" (ausgeschlossene Frequenzbereiche) istalso eine bewusste Täuschung, denn er bed<strong>eu</strong>tetlediglich, dass diese Frequenzbereiche von <strong>der</strong> sonstzugestandenen Überschreitung <strong>der</strong> Grenzwerte ausgeschlossenwerden, nicht jedoch von Störemissionengenerell - Es gibt also keine wirklich ausgeschlossenenFrequenzbereiche ! Über den gesamten Kurzwellenbereichwürden die zulässigen Störemissionenmindestens genau so hoch sein wie nach <strong>der</strong> aktuellenEN 55022:2006, in vielen Frequenzbereichen abernoch weit darüber liegen. Da jedoch - obwohl von<strong>der</strong> aktuellen EN 55022:2006 nicht vorgeschrieben -das Notchen <strong>der</strong> Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong> inzwischen einde-facto-Standard bei den allermeisten Herstellernvon Chip-Sets für <strong>PLC</strong>-Modems geworden ist mitNotchtiefen von typisch ca. -35 dB, würden nach diesemEntwurf innerhalb <strong>der</strong> Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong> ca.35 dB o<strong>der</strong> 6 S-Stufen höhere Störpegel gestattet.Mit an<strong>der</strong>en Worten: Sowohl die Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong>als auch die Rundfunkbän<strong>der</strong> würden durch diesen<strong>eu</strong>e Norm noch nicht einmal dann profitieren, wennes den momentanen de-facto-Standard des Notching<strong>der</strong> Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong> nicht gäbe, denn die aktuellgültige EN 55022:2006 beschränkt die Störungenüber die gesamte Kurzwelle auf einen Wert, <strong>der</strong> nachdem Entwurf nur innerhalb <strong>der</strong> Notches gilt. DieserEntwurf lässt über die gesamte Kurzwelle ca. 35 bis45 dB höhere Störpegel zu als unter EN 55022:2006mit dem zusätzlichen de-facto-Standard des Notching<strong>der</strong> Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong>. Innerhalb <strong>der</strong> Amat<strong>eu</strong>rfunkbän<strong>der</strong>bed<strong>eu</strong>tet das 35 dB o<strong>der</strong> 6 S-Stufen höhereStörpegel, wobei kumulative Effekte durch mehrere<strong>PLC</strong>-Installationen noch nicht einmal berücksichtigtsind. Ich kann aufgrund zahlreicher eigener praktischerErfahrungen mit <strong>PLC</strong>-Installationen im Umkreismeiner Amat<strong>eu</strong>rfunkstelle sagen, dass solche StörpegelAmat<strong>eu</strong>rfunk definitiv unmöglich machen !Punkt 3:Es gibt nach diesem Entwurf kein vorgeschriebenesAussetzen <strong>der</strong> Störemissionen wenn keine Datenübertragen werden, denn es heißt in Zeilen 211-213:"Without user data transmission, the unsymmetricaldisturbances from the <strong>PLC</strong> port shall comply with thedisturbance limits given in Table 1 between 150 kHzand 30 MHz ..."Punkt 4:Für die vorgesehene Leistungsregelung ("DynamicPower Control") werden indirekt die Verluste ("symmetricalmode insertion loss") im Stromnetz gemessenund je verlustbehafteter das Stromnetz ist, umsomehr wird die eingespeiste Leistung erhöht. Da aberdiese Verluste zum großen Teil aus elektromagnetischenStrahlungsverlusten bestehen, ist die eingespeisteLeistung umso höher je mehr vom Stromnetzabgestrahlt und dadurch potentiell gestört wird.Diese Methode <strong>der</strong> Leistungsregelung nützt einzigund allein <strong>PLC</strong>, aber aus Sicht <strong>der</strong> Funkdienste potenziertsie die Störungen sogar noch und ist damitkontraproduktiv !Fazit:EN 55022 wurde noch von Fachl<strong>eu</strong>ten geschrieben,um das Funkspektrum zu schützen - <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1wurde dagegen von <strong>der</strong> Industrie geschrieben, um<strong>PLC</strong>-Geräte verkaufen zu können. Tatsächlich bestehtkeinerlei Notwendigkeit für eine n<strong>eu</strong>e Norm -<strong>der</strong> wirkliche Zweck dieses Norm-Entwurfs ist es, diebestehenden und wohlbedachten Grenzwerte fürStörleistungspegel im Interesse <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong> aufdas bis zu 10000-fache zu erhöhen und den EuropäischenMarkt mit <strong>PLC</strong>-Geräten zu fluten. Stimmt manihm zu, wird die wertvolle natürliche Ressource Kurzwellemit Sicherheit für den Amat<strong>eu</strong>rfunkdienst völligund für den Rundfunkdienst fast unbrauchbar.<strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 unterminiert die Verpflichtungzum Schutz <strong>der</strong> Funkdienste vor schädlichen Störungen,welche alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internationalen Fernmeld<strong>eu</strong>niondurch die Bindung an die"Radio Regulations"<strong>der</strong> ITU eingegangen sind, denn diese schreibenvor:"S15.12 § 8 Administrations shall take all practicableand necessary steps to ensure that the operation ofelectrical apparatus or installations of any kind,including power and telecommunication distributionnetworks, but excluding equipment used for industrial,scientific and medical applications, does not causeharmful interference to a radiocommunication serviceand, in particular, to a radionavigation or any othersafety service operating in accordance with theprovisions of these Regulations."Der Rundfunkdienst auf <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s wertvollenKurzwelle bietet mit sehr einfachen Mitteln Zugangzu aktuellsten Informationen aus aller Welt, dieüber an<strong>der</strong>e Medien oft gar nicht, verzögert, zensierto<strong>der</strong> nur mit höherem Aufwand erhältlich sind. <strong>PLC</strong>stört aber insbeson<strong>der</strong>e diesen Kurzwellenbereich,DJ5IL radio topics: <strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 4


und so verletzt jede Verwaltung die <strong>PLC</strong> för<strong>der</strong>t dieEuropäische Menschenrechtskonvention, <strong>der</strong>en Artikel10 lautet:"Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung.Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit unddie Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördlicheEingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzenzu empfangen und weiterzugeben."<strong>PLC</strong> ist keine Funkanwendung und unter <strong>der</strong>EMV-Direktive hinsichtlich Störemissionen gleichgestelltmit an<strong>der</strong>en elektronischen Geräten, und trotzdemwird diese Technologie wie ich aufgezeigt habevon <strong>der</strong> Europäischen Kommission gegen jede technischeVernunft protegiert. Würde diese Norm angenommen,könnten sich die Hersteller an<strong>der</strong>er elektronischerGeräte darauf berufen und dieselben überhöhtenGrenzwerte for<strong>der</strong>n. <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 und dieEMV-Direktive wirken zusammen so, als würde manden freien Handel mit harten Drogen erlauben abergleichzeitig ihren Konsum verbieten - diese absurdeKombination ist exemplarisch für die neoliberale<strong>Lobby</strong>-Politik <strong>der</strong> Europäischen Kommission. Derzweite Teil dieses Artikels mit dem Titel "Zum Scheiternverurteilt: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1" 11 wird beweisen, dassdieser Norm-Entwurf unnötig und unzulässig ist ...Referenzen1. Hensen, C. : "CISPR 22 Compliance Test of Power-Line TransmissionSystems", Proceedings of the 6th International Symposium on Power-LineCommunications and its Applications (IS<strong>PLC</strong>), Athens, Greece, March 27-29, 2002.2. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/EN55022-2006.pdf3.Schriftliche Anfrage von Alejo Vidal-Quadras, Fiona Hall, Satu Hassi,Pilar del Castillo Vera und Erika Mann and die Europäische Kommission, 2.April 2009.4. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/Verh<strong>eu</strong>gen_Lucas.pdf5. CISPR 16-4-4 “Statistics of complaints and a model for the calculation oflimits for the protection of radio services” enthält im Annex A Werte für Stromnetz-Entkopplungsfaktorenwelche durch umfangreichge Messungen inrealen Nie<strong>der</strong>spannungs-Stromnetzen in den 1960er Jahren ermittelt wurden.Diese Werte gelten auch h<strong>eu</strong>te noch als begründet und repräsentativ.6. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/cispr22.htm7. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/cispr22part2.htm8. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/M313.pdf9. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/Ortun_Silvan.pdf10. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/EN<strong>50561</strong>_Draft.pdf11. http://<strong>cq</strong>-<strong>cq</strong>.<strong>eu</strong>/DJ5IL_rt005d.pdfDJ5IL_rt004d.pdfOriginalversion: 5.10.2012Revisionen: 16.10.2012, 28.11.2012DJ5IL radio topics: <strong>Das</strong> <strong>Trojanische</strong> <strong>Pferd</strong> <strong>der</strong> <strong>PLC</strong>-<strong>Lobby</strong>: <strong>FprEN</strong> <strong>50561</strong>-1 5

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