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Die Einführung des Mammografie-Screenings in Sachsen im ... - KoQK

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ISSN 1860-3629 | 15. Jahrgang | Ausgabe 3/ 2010 | Schutzgebühr 2,501THEMEN DIESER AUSGABE<strong>Mammografie</strong>-Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISEKörperbild, Mastektomie undBrustrekonstruktionDas exokr<strong>in</strong>ePankreaskarz<strong>in</strong>omBehandlung derchronischen myeloischenLeukämie: Update 2010SonnenblumenfestSchlobig-Park Zwickau4. September 2010


4 SKG MITTEILUNGSBLATTWISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGEWISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> <strong>Mammografie</strong>-<strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>im</strong>Spiegel der Daten der Kl<strong>in</strong>ischen KrebsregisterB. Schubotz, V. WulffBasierend auf e<strong>in</strong>em Bun<strong>des</strong>tagsbeschlussvom Juni 2002, der die E<strong>in</strong>führunge<strong>in</strong>es qualitätsgesicherten,bevölkerungsbezogenen und flächendeckendenScreen<strong>in</strong>g-Programmes zurFrüherkennung von Brustkrebs festlegte,haben <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>im</strong> Juli 2007 dieersten Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heiten ihre Arbeitaufgenommen.Ziel <strong>des</strong> Programmes zur Früherkennungvon Brustkrebs durch <strong>Mammografie</strong>-Screen<strong>in</strong>gist es, die Sterblichkeitan Brustkrebs zu senken, <strong>in</strong>dem dieDiagnose bösartiger Tumoren <strong>in</strong> derBrust auf e<strong>in</strong> möglichst frühes Stadiumvorverlegt wird. Dadurch verbessernsich nicht nur die Heilungschancen,sondern es können auch schonendereTherapiemethoden angewendetwerden, wodurch die erkrankungsundtherapiebed<strong>in</strong>gten Leiden, sprichdurch Brustkrebs bed<strong>in</strong>gte Morbidität,reduziert werden. [4]Im Mai 2010 wurde <strong>in</strong> der Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Mittelsachsen / Chemnitz /Erzgebirge die erste Runde <strong>des</strong> <strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong><strong>im</strong> Versorgungsgebiet abgeschlossen.Aus der Region s<strong>in</strong>d rund94.000 Frauen von der Zentralen Stellezur Früherkennungsuntersuchung e<strong>in</strong>geladenworden. Etwa 14% der Anspruchsberechtigtenhaben eigenständigdie Initiative übernommen und alssogenannte „Selbste<strong>in</strong>lader<strong>in</strong>“ von derMöglichkeit zur ReihenuntersuchungGebrauch gemacht. Insgesamt nahmen<strong>im</strong> Territorium mehr als zweiDrittel der e<strong>in</strong>geladenen Frauen dieseneue Form der Früherkennungsuntersuchung<strong>in</strong> Anspruch. <strong>Die</strong> Teilnahmequotebeträgt 67,8%. <strong>Die</strong> Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Westsachsen beendete <strong>im</strong> Juni2010 die erste Screen<strong>in</strong>g-Runde. Vonden bis zum 31.12.2009 zur Untersuchunge<strong>in</strong>geladenen 92.868 Frauenhaben 64.007 den Term<strong>in</strong> wahrgenommen.<strong>Die</strong>s entspricht e<strong>in</strong>er Ratevon 68,9%.Aufgrund der bemerkenswerten Voraussetzungen<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, es existierenseit rund 15 Jahren flächendeckendarbeitende Kl<strong>in</strong>ische Krebsregister anden Tumorzentren, soll zu diesem Zeitpunkte<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> den Spiegel der Datendieser Register erfolgen.<strong>Die</strong> Krebsregistrierung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>stützt sich auf das Sächsische Krebsregistergesetz(SächsKRG) vom 10. Juli1993 sowie das Sächsische Ausführungsgesetzzum Krebsregistergesetz(SächsKRAG) vom 7. April 1997 <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Neufassung vom 4. September2007. Dar<strong>in</strong> ist die <strong>in</strong>formierte, aberwiderspruchsunabhängige Meldungvon festgestellten oder behandeltenKrebserkrankungen sowie von Krebsto<strong>des</strong>fällengeregelt. Dem empfohlenenund <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> nahezu vollständigbeschrittenen Meldeweg über dieKl<strong>in</strong>ischen Krebsregister ist die sehrgute Datenlage für Brustkrebserkrankungenzu verdanken. E<strong>in</strong> Item derTumormeldung ist dabei der Anlassder Diagnose. Dar<strong>in</strong> ist beschrieben,ob die Tumordiagnose zum Beispiel<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Tumorsymptomatik,Nachsorge, Selbstuntersuchung, e<strong>in</strong>ergesetzlichen Früherkennungsmaßnahmeoder <strong>im</strong> Rahmen <strong>des</strong> organisiertenScreen<strong>in</strong>g erhoben wurde.Gleichzeitig mit der E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong>Brustkrebs-Screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wurde,neben dem ohneh<strong>in</strong> ständigenBestreben nach Vollzähligkeit undVollständigkeit der Meldedaten <strong>in</strong> denkl<strong>in</strong>ischen Registern, auch auf Füllungdieses Items Wert gelegt. Das bietetneben allen bun<strong>des</strong>weit beschlossenenMaßnahmen zur Qualitätssicherunge<strong>in</strong>e relativ e<strong>in</strong>fache und kostengünstigeMöglichkeit zur Erfolgskontrolle <strong>im</strong>eigenen Bun<strong>des</strong>land.Mit der Ist-Stand-Beschreibung <strong>im</strong> RegierungsbezirkChemnitz [1] und demSächsischen Brustkrebsbericht [2] existierenBeschreibungen der Ausgangslage<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Im vorliegenden Artikelwerden die Daten der Kl<strong>in</strong>ischenKrebsregister <strong>im</strong> RegierungsbezirkChemnitz durch aktuelle Daten ausden Diagnosejahren 2007 bis 2009[Dokumentationsstand 6/2010] ergänztund eventuelle Auswirkungendurch die Implementierungsphase <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programmes aufgezeigt. EsVergleichszahlenRKI, BRD 2003-2004 135,0 - - - - Jahr Anzahl n/100000ø00-01 1039 124,22002 1094 133,42003 1125 138,82004 1089 135,82005 1079 136,12006 1108 141,52007 1100 142,22008 1339 175,22009 1413 184,9Abb. 1: (Rohe) Neuerkrankungsrate (je 100.000 EW) <strong>des</strong> <strong>in</strong>vasiven Mammakarz<strong>in</strong>oms (C50) <strong>im</strong> Regierungsbezirk Chemnitz


WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGESKG MITTEILUNGSBLATT 5Abb. 2: (Rohe) Neuerkrankungsrate (je100.000 EW) <strong>des</strong> <strong>in</strong>vasiven Mammakarz<strong>in</strong>oms(C50) nach Altersgruppen <strong>im</strong> RegierungsbezirkChemnitz (blaue L<strong>in</strong>ie entsprichtder Screen<strong>in</strong>ggruppe)wird dabei auf e<strong>in</strong>en Datenbestandvon 12.242 Brustkrebserkrankungenzurückgegriffen.Um bereits frühzeitig H<strong>in</strong>weise aufdie Wirksamkeit <strong>des</strong> Programms zuerlangen, werden verschiedene Ersatz-Endpunkte, so genannte Surrogat-Endpunkte, für die Evaluierung herangezogen,die Vorhersagen über diezu erwartende Mortalitätsentwicklungerlauben sollen.Als Surrogat-Endpunkte kommen entsprechendder European Guidel<strong>in</strong>es die Brustkrebs-Detektionsrate alsAnteil der entdeckten Tumoren <strong>in</strong>Bezug auf die Basis<strong>in</strong>zidenz und das Tumorstadium zum Zeitpunktder Diagnose Anteil von <strong>im</strong> Screen<strong>in</strong>g entdecktenTumoren < 10 mm Anteil von <strong>im</strong> Screen<strong>in</strong>g entdeckten<strong>in</strong>vasiven Tumoren Anteil von <strong>im</strong> Screen<strong>in</strong>g entdecktenTumoren mit Lymphknotenbefall<strong>in</strong> Betracht.Welches Bild zeigt sich nun für denRegierungsbezirk Chemnitz?Für die Diagnosejahre 2008 und 2009verzeichnen wir e<strong>in</strong>en Anstieg der absolutenAnzahl der detektierten bösartigenNeuerkrankungen der Brustdrüseum 20 bis 30 Prozent gegenüberdem Niveau der Jahre 2005 bis 2007(Abb. 1). In der Darstellung der Fallzahlennach Altersgruppen getrenntAbb. 3: (Rohe) Neuerkrankungsrate (je100.000 EW) <strong>des</strong> Carc<strong>in</strong>oma <strong>in</strong> situ (nicht<strong>in</strong>vasiv)(D05, DCIS) nach Altersgruppen <strong>im</strong>Regierungsbezirk Chemnitz (blaue L<strong>in</strong>ieentspricht der Screen<strong>in</strong>ggruppe)(Abb. 2) wird sichtbar, dass die Steigerunggegenüber den Vorjahrendurch den Anstieg <strong>in</strong> der Altersgruppe„50 bis 69 Jahre“ resultiert. Betrachtetman außerdem die nicht<strong>in</strong>vasivenMammakarz<strong>in</strong>ome (Abb. 3), so ist dieEntwicklung noch gravierender.Betroffen von der Zunahme ist alsodie Zielpopulation <strong>des</strong> <strong>Mammografie</strong>-<strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong>. Gleich bleibend s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegendie Fallzahlen <strong>in</strong> den beidenGruppen, welche jünger oder älter alsdie Frauen <strong>im</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms<strong>in</strong>d.Wie schon e<strong>in</strong>gangs erwähnt, hatdie Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Mittelsachen /Chemnitz / Erzgebirge am 01.07.2007ihre Arbeit aufgenommen. Danachkomplettierte die Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heitWestsachsen, beg<strong>in</strong>nend mit dem14.03.2008, die vollständige Versorgung<strong>im</strong> Regierungsbezirk Chemnitz.<strong>Die</strong> Auswirkungen dieser Implementierungsphases<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Spiegel der Datensichtbar (Abb. 4).Bei getrennter Darstellung der Datenaus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet der TumorzentrenChemnitz und Zwickau ist der Effekt<strong>des</strong> späteren Starts <strong>des</strong> <strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong><strong>in</strong> Westsachsen an Hand der Daten derKl<strong>in</strong>ischen Krebsregister zu belegen.Um zu sehen, ob es <strong>im</strong> Zuge der Screen<strong>in</strong>g-Rundenzu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gerenAuftreten der fortgeschrittenen undprognostisch ungünstigen Stadienkommt, welches letztlich die Voraussetzungfür e<strong>in</strong>e MortalitätsreduktionAbb. 4: (Rohe) Neuerkrankungsrate (je100.000 EW) <strong>des</strong> <strong>in</strong>vasiven Mammakarz<strong>in</strong>oms(C50) der Screen<strong>in</strong>ggruppe nachE<strong>in</strong>zugsgebieten der Kl<strong>in</strong>ischen Krebsregister<strong>im</strong> Regierungsbezirk Chemnitzist, müssen nicht nur die relativen Anteileder beobachteten Tumor-Kategorien(Tumorgröße=T) <strong>des</strong> <strong>in</strong>vasivenKarz<strong>in</strong>oms, sondern auch die Inzidenzenfür die e<strong>in</strong>zelnen T-Kategorien <strong>in</strong>der anspruchsberechtigten Bevölkerungbest<strong>im</strong>mt werden (Abb. 5). [6]Das erklärte Ziel, den Brustkrebs <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er möglichst frühen Phase zu entdecken,ist zum E<strong>in</strong>en mit dem besonderenAnstieg der Neuerkrankungsratebe<strong>im</strong> nicht <strong>in</strong>vasiven Mammakarz<strong>in</strong>om(Abb. 3) und zum Anderen mit derVerschiebung der Tumorgröße be<strong>im</strong><strong>in</strong>vasiven Karz<strong>in</strong>om h<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>erenTumoren (Abb. 5) verbunden.Wie verteilen sich die verschiedenenAusprägungen von Tumorgröße undLymphknotenstatus nun genau vorund nach E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms? Abbildung 6 gibt darüberAuskunft. Dargestellt s<strong>in</strong>d hierdie Daten aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>des</strong>Tumorzentrums Chemnitz, welches <strong>im</strong>Wesentlichen die Screen<strong>in</strong>g-Regionder zuerst gestarteten Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heitMittelsachen / Chemnitz / Erzgebirgeabbildet.Folgende Parameter zur Beurteilungder Prozess- und Ergebnisqualität <strong>im</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programm lassen sich ausAbbildung 6 ablesen.1. DCIS-Anteil soll > 15% betragenDer DCIS-Anteil <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programms beträgt17,9%. <strong>Die</strong>ser Anteil ist 3-mal höherals <strong>in</strong> der Gruppe der außerhalb<strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programmsuntersuchten Patienten.5a5bAbb. 5: Erkrankungszahlen je 100.000 E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> der anspruchsberechtigten Bevölkerungfür Screen<strong>in</strong>g (a) und <strong>in</strong> der folgenden Altersgruppe (b) be<strong>im</strong> <strong>in</strong>vasiven Karz<strong>in</strong>om2. Anteil Tumorgröße =25% betragen (nur<strong>in</strong>vasiv)Anteil der <strong>in</strong>vasivenTumoren bis T1b beträgt0,8%+5,7%+18,2%=24,7%Hier wird die Qualitätsvorgabe


6 SKG MITTEILUNGSBLATTWISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGEnur knapp verfehlt, ist jedochmehr als doppelt so hoch wieaußerhalb <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms.3. Anteil nodalnegativer Patientensoll > 70% betragenAnteil N- beträgt 74% und liegtüber der Qualitätsvorgabe undübersteigt damit auch die Zahlbei den betroffenen Frauenaußerhalb <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms.4. Anteil Karz<strong>in</strong>ome <strong>im</strong> StadiumII+ soll < 25% betragenDer Anteil <strong>im</strong> Stadium II+ (alleT1N1 und T2 bis T4) beträgt41,4% und erreicht demnachnoch nicht das Qualitätsziel. DerWert hat sich gegenüber den anderenPatienten bereits um 50%verbessert.E<strong>in</strong>e Erklärung für den hohen Anteilgrößerer Karz<strong>in</strong>ome könnte se<strong>in</strong>,dass die bisherigen Untersuchungsangebotezur Früherkennung vonBrustkrebs, die Selbstuntersuchungwie auch die Tastuntersuchung durchden Frauenarzt, e<strong>in</strong>e unzureichendeWirksamkeit entfaltet haben. Auchdie e<strong>in</strong>geschränkte Verfügbarkeit der<strong>Mammografie</strong> und der daraus resultierendeger<strong>in</strong>gere Stellenwert <strong>des</strong> „grauenScreen<strong>in</strong>g“ können als Ursache <strong>in</strong>Frage kommen.Im E<strong>in</strong>zugsbereich <strong>des</strong> TumorzentrumsZwickau, der durch die Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heitWestsachsen abgedeckt wird, diebekannter Weise neun Monate späterstartete, s<strong>in</strong>d die Kennzahlen zum Teilebenfalls bereits erreicht (Abb. 7).Erwartungsgemäß s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emScreen<strong>in</strong>g detektierten Brustkrebstumorenniedriggradig. Der DifferenzierungsgradG1 ist bei den <strong>in</strong>nerhalb<strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms entdecktenMammakarz<strong>in</strong>omen (Abb. 8) verdoppelt<strong>im</strong> Vergleich zu den vor und außerhalb<strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms diagnostiziertenMammatumoren.Häufig wird kritisch angemerkt, dassdas Screen<strong>in</strong>g nur e<strong>in</strong>en relativ hohenAnteil niedriggradiger Mammakarz<strong>in</strong>omedetektiert, welche eventuell zuLebzeiten der Patient<strong>in</strong>nen gar ke<strong>in</strong>ekl<strong>in</strong>ischen Symptome ausgelöst hätten.Dem ist entgegen zu halten, dass diese<strong>im</strong> Laufe der Zeit <strong>in</strong> aggressivere G2-und G3-Tumore übergehen können,ohne dass für diese Entwicklung heutee<strong>in</strong>e sichere Begründung gegeben* T1: wegen unzureichender Angaben ist ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der Gruppen T1a, b oderc möglich2000 - 06/2007 07/2007 - 2009Mammakarz<strong>in</strong>omevor Start <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesAbb. 6: Verteilung der Tumorkategorien und <strong>des</strong> Nodalstatus der Mammakarz<strong>in</strong>ome <strong>im</strong>E<strong>in</strong>zugsbereich der Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Mittelsachsen / Chemnitz / Erzgebirge detektiert vordem Start <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g (2000 bis 06/2007) und nach dem Start <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g (07/2007 bis12/2009). Für den Zeitraum ab dem <strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong>tart erfolgte e<strong>in</strong>e Aufteilung <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb undaußerhalb <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programmes detektierte Fälle.werden kann. Ziel <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g istgerade <strong>des</strong>halb, kle<strong>in</strong>e und niedriggradigeTumoren zu detektieren und <strong>in</strong>die Behandlung zu überführen, bevordaraus große und aggressivere Tumorewerden könnten.Mit der relativ hohen G1-Rate bestätigensich bisherige Erfahrungen. Erstspätere Auswertungen werden zeigen,ob prognostisch ungünstigere Stadien<strong>in</strong> der Zielbevölkerung relevant zurückgehen.Dabei ist wesentlich, dass e<strong>in</strong>höherer Differenzierungsgrad häufigermit Nodalpositivität und Fernmetastasierunge<strong>in</strong>hergeht. Das ist mit Hilfeder Daten der Kl<strong>in</strong>ischen Krebsregisterzu belegen (Abb. 9).Bei e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Betrachtung der Brustkrebs-Mortalitätsentwicklung<strong>in</strong> derGesamtbevölkerung vor und nach E<strong>in</strong>führungder Screen<strong>in</strong>g-Maßnahmenist zu bedenken, dass die altersstandardisiertenMortalitätsraten ohneh<strong>in</strong>gegenwärtig s<strong>in</strong>ken. Auch <strong>in</strong> anderenLändern wurden s<strong>in</strong>kende Mortalitätsratenund auch e<strong>in</strong>e Verschiebung derMammakarz<strong>in</strong>omeaußerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesdetektiertMammakarz<strong>in</strong>ome<strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programmesdetektiertn % n % n %DCIS (D05) 300 6,5 97 6,4 107 17,9<strong>in</strong>v. CA (C50) 4299 93,5 1425 93,6 490 82,1-T1mic 24 ,6 3 ,2 4 ,8-T1a 92 2,2 28 2,0 28 5,7-T1b 316 7,4 94 6,6 89 18,2-T1c 1349 31,6 412 29,1 219 44,8-T1* 10 ,2 . . . .-T2 1803 42,3 663 46,9 135 27,6-T3 228 5,3 62 4,4 9 1,8-T4 378 8,9 129 9,1 3 ,6-TX 65 1,5 23 1,6 2 ,4miss<strong>in</strong>g T 34 . 11 . 1 .-N- 2355 56,7 816 59,3 362 74,0-N+ 1739 41,9 561 40,7 127 26,0-Nx 58 1,4 . . . .miss<strong>in</strong>g N 147 . 48 . 1 .-Stadium II+ 2818 65,6 976 68,5 203 41,4Tumorstadien h<strong>in</strong> zu frühen Stadienzum Teil schon vor E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>esbevölkerungsbasierten Screen<strong>in</strong>g beobachtet.<strong>Die</strong>s wird mit e<strong>in</strong>er erhöhtenAufmerksamkeit <strong>im</strong> Zuge der Diskussionenum die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>gund zum Teil e<strong>in</strong>er vermehrtenNutzung <strong>des</strong> „grauen Screen<strong>in</strong>g“ <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung gebracht [7]. Screen<strong>in</strong>gbed<strong>in</strong>gteEffekte von diesen und möglichenanderen Effekten, die nichtauf bevölkerungsbasiertem Screen<strong>in</strong>gberuhen, zu unterscheiden, erfordertweiterführende ausgefeilte epidemiologischeAuswertungen.<strong>Die</strong> enge Zusammenarbeit der Kl<strong>in</strong>ischenKrebsregister <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mitden Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heiten bei der wissenschaftlichenAuswertung der Datenführt zeitnah zu validen Ergebnissen,die <strong>im</strong> Rahmen der Qualitätssicherung<strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programms nach denEuropean Guidel<strong>in</strong>es von wesentlicherBedeutung s<strong>in</strong>d.Für die weitere Steuerung <strong>des</strong> Gesamtprozessesist es wichtig, den


WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGESKG MITTEILUNGSBLATT 72000 - 02/2008 03/2008 - 2009Mammakarz<strong>in</strong>omevor Start <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesAnteil der Karz<strong>in</strong>ome bei Screen<strong>in</strong>g-Teilnehmer<strong>in</strong>nen, welche außerhalbder Screen<strong>in</strong>g-Untersuchungen entdecktwerden, zu evaluieren. Auch dieCharakterisierung der Stadienverteilungdieser so genannten Intervallkarz<strong>in</strong>omeist e<strong>in</strong>e Aufgabe von höchstemMammakarz<strong>in</strong>omeaußerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesdetektiertMammakarz<strong>in</strong>ome<strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programmesdetektiertn % n % n %DCIS (D05) 220 5,1 44 5,2 41 14,7<strong>in</strong>v. CA (C50) 4068 94,9 798 94,8 237 85,3-T1mic 69 1,7 4 ,5 5 2,1-T1a 92 2,3 17 2,1 14 5,9-T1b 335 8,3 44 5,5 39 16,5-T1c 1263 31,4 244 30,6 113 47,7-T1* 37 ,9 4 ,5 . .-T2 1442 35,8 339 42,5 59 24,9-T3 201 5,0 35 4,4 2 ,8-T4 480 11,9 96 12,0 5 2,1-TX 105 2,6 14 1,8 . .miss<strong>in</strong>g T 44 . 1 . . .-N- 2356 60,0 470 61,4 166 70,0-N+ 1468 37,4 286 37,3 71 30,0-Nx 102 2,6 10 1,3 . .miss<strong>in</strong>g N 142 . 32 . . .-Stadium II+ 2537 62,4 533 66,8 103 43,5* T1: wegen unzureichender Angaben ist ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der Gruppen T1a, b oderc möglichAbb. 7: Verteilung der Tumorkategorien und <strong>des</strong> Nodalstatus der Mammakarz<strong>in</strong>ome <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zugsbereichder Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Westsachsen detektiert vor dem Start <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g (2000bis 02/2008) und nach dem Start <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g (03/2008 bis 12/2009). Für den Zeitraum abdem <strong>Screen<strong>in</strong>gs</strong>tart erfolgte e<strong>in</strong>e Aufteilung <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programmesdetektierte Fälle.Interesse. <strong>Die</strong>se könnte allerd<strong>in</strong>gs nurdann durch die Kl<strong>in</strong>ischen Krebsregister<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> geleistet werden, wennentsprechende Rahmenbed<strong>in</strong>gungenauf Lan<strong>des</strong>ebene geschaffen würden.Strenge datenschutzrechtlicheBest<strong>im</strong>mungen erlauben den dafür2000 - 06/2007 07/2007 - 2009Mammakarz<strong>in</strong>omevor Start <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesMammakarz<strong>in</strong>omeaußerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-ProgrammesdetektiertMammakarz<strong>in</strong>ome<strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong>Screen<strong>in</strong>g-Programmesdetektiertn % n % n %<strong>in</strong>v. CA (C50) . . . . . .-G1 575 13,4 276 19,5 202 41,2-G2 2295 53,6 749 53,0 220 44,9-G3 1202 28,1 359 25,4 68 13,9-GX 213 4,9 29 2,1 . .miss<strong>in</strong>g G 14 . 12 . . .Abb. 8: Histopathologisches Grad<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vasiver Karz<strong>in</strong>ome, diagnostiziert <strong>in</strong>nerhalb undaußerhalb <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programmes <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zugsbereich der Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heit Mittelsachsen /Chemnitz / Erzgebirgenotwendigen Abgleich der Screen<strong>in</strong>g-Teilnehmer<strong>in</strong>nen (und gesunden) Patient<strong>in</strong>nenaus e<strong>in</strong>er <strong>Mammografie</strong>-E<strong>in</strong>heitmit den Kl<strong>in</strong>ischen Krebsregisternbisher nicht. Im Rahmen von wissenschaftlichenArbeiten gibt es dafürbesondere Verschlüsselungsverfahren,die ke<strong>in</strong>en direkten Rückschluss auf diePatientenidentität bei den Beteiligtenzulassen und somit ke<strong>in</strong> Nachteil fürbetroffene Frauen entstehen würde.Zusammenfassend ist festzustellen,dass zeitnah <strong>im</strong> Spiegel der Daten derKl<strong>in</strong>ischen Krebsregister <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>regional Wirksamkeitsfaktoren für dieEvaluierung <strong>des</strong> Screen<strong>in</strong>g-Programmsverfügbar s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Berechnung derSurrogat-Endpunkte, die e<strong>in</strong>e Vorhersageüber die zu erwartende Mortalitätsentwicklungerlauben, belegte<strong>in</strong>erseits die wirkungsvolle Umsetzung<strong>des</strong> <strong>Mammografie</strong>-Screen<strong>in</strong>g-Programms <strong>in</strong> den Regionen und würdeandererseits bei Bedarf kurzfristigund regionalisiert Reaktionen auf Qualitätsmängelmöglich machen.Mit Erhebungen und Auswertungen,deren weiterer Ausbau erforderlichersche<strong>in</strong>t, leisten die Kl<strong>in</strong>ischen Krebsregister<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>en wesentlichenBeitrag zur Qualitätssicherung <strong>des</strong><strong>Mammografie</strong>-Screen<strong>in</strong>g-Programms.<strong>Die</strong> Daten bilden gleichzeitig dieGrundlage für die epidemiologischeBewertung von Nutzen und Risiken<strong>des</strong> qualitätsgesicherten <strong>Mammografie</strong>-Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong> Deutschland.Wir bedanken uns für die Zusammenarbeitbei der Erarbeitung diesesArtikels bei den programmverantwortlichenÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärzten ausden beiden Screen<strong>in</strong>g-E<strong>in</strong>heiten Mittelsachsen-Chemnitz-ErzgebirgeundSüdwestsachsen sowie für die wissenschaftlicheBeratung durch Herrn PDDr. med. habil. Habeck, Chefarzt <strong>im</strong>Institut für Pathologie an der Kl<strong>in</strong>ikumChemnitz gGmbH.Quellenverzeichnis:[1] Tumorzentren Chemnitz e.V.,Südwestsächsisches TumorzentrumZwickau e.V., Das Mammakarz<strong>in</strong>omder Frau –Qualitätssicherung durchKl<strong>in</strong>ische Krebsregister-Ist-Stand-Beschreibung <strong>im</strong> RegierungsbezirkChemnitz <strong>des</strong> Freistaates <strong>Sachsen</strong>1995-2005, 2006[2] Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der SächsischenTumorzentren, SächsischerBrustkrebsbericht 2002 bis 2006, 2009


8SKG MITTEILUNGSBLATTWISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGEVORANKÜNDIGUNG7. SächsischerKrebskongress 2011Grad<strong>in</strong>gG1 G2 G3N_M_Status miss<strong>in</strong>g N/M1 10,0% 46,7% 43,3%N-/M1 9,0% 60,9% 30,1%N+/k.A. 5,0% 42,5% 52,5%N+/M0 7,9% 54,9% 37,2%N+/M1 5,4% 54,5% 40,1%N+/Mx 8,3% 50,7% 41,0%Nx/M1 11,8% 41,2% 47,1%Gesamt 7,7% 54,5% 37,8%Abb. 9: Anteil der Nodalpositivität bzw. Fernmetastasierung bezüglich <strong>des</strong> Grad<strong>in</strong>gs <strong>im</strong>Regierungsbezirk Chemnitz[3] S. Weigel, W. U. Batzler, T. Decker,H. W. Hense, W. He<strong>in</strong>del, First EpidemiologicalAnalysis of Brest CancerIncidence and Tumorcharacteristicsafter Implementation of Population-Based Digital Mammography Screen<strong>in</strong>g,Fortschr Röntgenstr 2009; 181:1144-1150Veranstaltungsort:ChemnitzTerm<strong>in</strong>:17.-18. Juni 2011Im Namen <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> undaller Mitglieder der SächsischenKrebsgesellschaft laden wir Sieschon heute herzlich e<strong>in</strong>, anunserem 7. Sächsischen Krebskongressteilzunehmen. Es wirddem Team der SächsischenKrebsgesellschaft e<strong>in</strong>e großeFreude se<strong>in</strong>, Sie <strong>in</strong> Chemnitzbegrüßen zu dürfen.© wik<strong>im</strong>edia User „Re<strong>in</strong>hard aus <strong>Sachsen</strong>“[4] Kooperationsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Mammografie</strong>,Evaluationsbericht 2005-2007[5] SWS Tumorzentrum Zwickau e.V.,©SWSTUZ-GTDS-SPSS-Auswertungssystem,2000-2010[6] Strahlenschutzkommission, Evaluierungvon Nutzen und Risiken <strong>im</strong>qualitätsgesicherten Mammographie-Screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland, Empfehlungder Strahlenschutzkommission,Berl<strong>in</strong> Dezember 2006[7] Gabe R, Duffy SW: Evaluation ofservice screen<strong>in</strong>g mammography <strong>in</strong>practice: the <strong>im</strong>pact on breast cancermortality. Ann Oncol 16 (Suppl 2):ii153-ii162; 2005KontaktDipl.-Ing. Volkhard WulffSüdwestsächsischesTumorzentrum Zwickau e.V.Karl-Keil-Str. 35, 08060 ZwickauTel.: 0375 / 5699113tuz@tumorzentrum-zwickau.deDipl.-Ing. Birgit SchubotzTumorzentrum Chemnitz e.V.Bürgerstraße 209113 ChemnitzTel.: 0371 / 333 42847tumorzentrum@skc.de

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