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Aus den kommunalen Senioren- vertretungen und -beiräten

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2<br />

2010<br />

15. Jahrgang<br />

Juli 2010<br />

Weitere Themen:<br />

Bestattungskosten (S. 6)<br />

Sozialgipfel (S. 7)<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> soziale<br />

Rechte (S. 8)<br />

Armut in Pflegeeinrichtungen<br />

(S. 11)<br />

Aktion gegen<br />

Armut (S. 13)<br />

Jenaer Tafel (S. 15)<br />

Herberge Aubachtal (S. 16)<br />

Schuldnerberatung (S. 17)<br />

Armutsberichte (S. 19)<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong><strong>beiräten</strong><br />

(S. 21)<br />

Literatur (S. 27)<br />

Impressum (S. 28)<br />

SENIOREN<br />

REPORT<br />

Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />

Alter ist Kompetenz<br />

Armut<br />

im Alter<br />

Interview mit der Sozialministerin Thüringens<br />

-1-<br />

Politik


Abstiegsangst <strong>und</strong><br />

Altersarmut<br />

Eine düstere Zukunftsperspektive<br />

Bis zur Großen Rentenreform, die<br />

Konrad A<strong>den</strong>auer als damaligem<br />

Kanzler <strong>und</strong> seiner CDU als führender<br />

Regierungspartei bei der B<strong>und</strong>estagswahl<br />

im September 1957<br />

<strong>den</strong> größten Wahlerfolg hierzulande<br />

überhaupt bescherte, waren meistenteils<br />

ältere Frauen, die keine oder<br />

nur geringe Rentenansprüche hatten,<br />

von Armut betroffen. Über ein Jahrzehnt<br />

nach Kriegsende hausten immer<br />

noch zahlreiche Greisinnen auf<br />

Trümmergr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> in feuchten<br />

Kellern, wo es kalt <strong>und</strong> die Nahrung<br />

knapp war. Nunmehr wurde<br />

das aus Bismarcks Zeiten stammende<br />

Kapitaldeckungsprinzip durch ein<br />

modifiziertes Umlageverfahren ersetzt<br />

<strong>und</strong> die Altersrente dynamisiert,<br />

d.h. dem wachsen<strong>den</strong> Wohlstandsniveau<br />

regelmäßig angepasst. Mit<br />

dem B<strong>und</strong>essozialhilfegesetz (BSHG)<br />

wurde 1961 das überkommene Fürsorgerecht<br />

abgelöst <strong>und</strong> ein vor Gericht<br />

einklagbarer Rechtsanspruch<br />

auf Mindestsicherung geschaffen. In<br />

einer Zeit des relativ kontinuierlichen<br />

Wachstums von Wirtschaft <strong>und</strong> allgemeinem<br />

Wohlstand setzten unterschiedlich<br />

zusammengesetzte B<strong>und</strong>esregierungen<br />

diese Traditionslinie<br />

der Sozialgesetzgebung fast bruchlos<br />

fort, wodurch Armut hierzulande<br />

zwar nicht ausgerottet, aber spürbar<br />

zurückgedrängt <strong>und</strong> jahrzehntelang<br />

eher zu einer gesellschaftlichen<br />

Rand(gruppen)erscheinung wurde.<br />

(Kinder-)Armut <strong>und</strong> Reichtum<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik –<br />

ein kurzer Überblick<br />

Auf dem Höhepunkt des konjunkturellen<br />

Aufschwungs lebten nach Angaben<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

im März 2007 fast 1,929 Mio. Kin-<br />

Politik<br />

Armut im Alter<br />

der unter 15 Jahren (von ca. 11,44<br />

Mio. dieser Altersgruppe insgesamt)<br />

in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften,<br />

landläufig „Hartz-IV-Haushalte“ genannt.<br />

Rechnet man die übrigen Betroffenen<br />

(Kinder in Sozialhilfehaushalten,<br />

in Flüchtlingsfamilien, die<br />

nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />

ein Drittel weniger als die Sozialhilfe<br />

erhalten, <strong>und</strong> von sog. Illegalen,<br />

die gar keine Transferleistungen<br />

beantragen können) hinzu <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

außerdem die sog. Dunkelziffer<br />

(d.h. die Zahl jener eigentlich<br />

Anspruchsberechtigter, die aus<br />

Unwissenheit, Scham oder anderen<br />

Grün<strong>den</strong> keinen Antrag auf Sozialhilfe<br />

bzw. Arbeitslosengeld II stellen),<br />

leben etwa 2,8 Millionen Kinder, d.h.<br />

mindestens jedes fünfte Kind dieses<br />

Alters, auf oder unter dem Sozialhilfeniveau.<br />

Gleichzeitig beträgt das<br />

Privatvermögen der bei<strong>den</strong> reichsten<br />

Deutschen, der Gebrüder Albrecht<br />

(Eigentümer der Aldi-Ketten Nord<br />

<strong>und</strong> Süd), nach jüngsten Angaben<br />

des US-Wirtschaftsmagazins Forbes<br />

50,2 Mrd. EUR (Frühjahr 2010).<br />

Verschärft wird das Problem der sozialen<br />

Polarisierung durch erhebliche<br />

regionale Disparitäten (Ost-West-<br />

<strong>und</strong> Nord-Süd-Gefälle). So lebten in<br />

Görlitz 44,1 % aller Kinder unter 15<br />

Jahren in Hartz-IV-Haushalten, wohingegen<br />

es beispielsweise im wohlhaben<strong>den</strong><br />

bayerischen Landkreis<br />

Starnberg nur 3,9 % waren.<br />

Karl <strong>und</strong> Theo Albrecht sind zwei<br />

alte Männer, die ein selbst für wohlhabende<br />

Deutsche unvorstellbar<br />

großes Vermögen angehäuft haben,<br />

während Millionen Kinder in<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik aus Geldmangel<br />

vom Mittagstisch ihrer KiTa abgemeldet<br />

wer<strong>den</strong>, ohne Frühstück<br />

in die Schule kommen oder wegen<br />

angeblicher Unpässlichkeit nicht mit<br />

auf eine Klassenfahrt gehen. Auf <strong>den</strong><br />

ersten Blick sieht es so aus, als seien<br />

die <strong>Senioren</strong> reich <strong>und</strong> die Jungen<br />

-2-<br />

arm. Die soziale Polarisierung existiert<br />

allerdings nicht zwischen <strong>den</strong><br />

Generationen, sondern innerhalb<br />

sämtlicher Altersgruppen, bei <strong>den</strong><br />

Jüngeren genauso wie bei <strong>den</strong> Älteren:<br />

Die ten<strong>den</strong>ziell zunehmende Armut<br />

geht mit steigendem Wohlstand<br />

<strong>und</strong> vermehrtem Reichtum einher, ja<br />

sie bildet, wenn man so will, geradezu<br />

dessen Kehrseite. Es gab noch<br />

nie vergleichbar viele Haushalte<br />

ohne die geringsten materiellen Sorgen<br />

<strong>und</strong> so viele Kinder mit eigenem<br />

(Kapital-)Vermögen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

wie heute. Um dadurch<br />

Steuervorteile (z.B. mehr Freibeträge<br />

pro Familie) zu erlangen, übertragen<br />

wohlhabende Eltern ihren Kindern<br />

bereits kurz nach der Geburt einen<br />

Teil des eigenen Besitzes, etwa ihres<br />

Wertpapierdepots.<br />

Umgekehrt gehören Rentner/innen<br />

neben <strong>den</strong> (Langzeit-)Arbeitslosen,<br />

Behinderten <strong>und</strong> Kranken bzw. ihren<br />

Kindern zu <strong>den</strong> Hauptbetroffenen der<br />

„Reformen“, die das System der sozialen<br />

Sicherung in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />

bis ins Mark erschütterten. Dabei<br />

handelte es sich nicht bloß um Leistungskürzungen,<br />

die davon Betroffene<br />

im Einzelfall hart genug treffen,<br />

sondern auch um Strukturveränderungen,<br />

die zu einem Systemwechsel<br />

führen könnten. Durch die sog.<br />

Riester-Reform wurde beispielsweise<br />

das Prinzip der Lebensstandardsicherung<br />

in der Rentenversicherung<br />

aufgegeben, noch bevor man dies<br />

mittels Hartz IV im Arbeitsmarktbereich<br />

realisierte.<br />

Altersarmut – ein trüber <strong>Aus</strong>blick<br />

Wer aus Altersgrün<strong>den</strong> nicht mehr<br />

als postmoderner „Arbeitskraftunternehmer“<br />

(Günter G. Voß/Hans<br />

J. Pongratz), der sich selbst ausgebeutet<br />

<strong>und</strong> dabei kaum Rentenanwartschaften<br />

erwirbt, im Erwerbsleben<br />

stehen kann, wird im


Finanzmarktkapitalismus kurzerhand<br />

ausgemustert <strong>und</strong> auf seine Pflicht<br />

zur eigenen Altersvorsorge verwiesen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der starken Zunahme<br />

diskontinuierlicher Erwerbsverläufe,<br />

Zeiten „abhängiger Selbstständigkeit“,<br />

von Ehescheidungen <strong>und</strong> zahlreicher<br />

Kürzungen im Sozialbereich<br />

dürfte sich die demografische Struktur<br />

der Armutspopulation schon bald<br />

wieder stärker in Richtung der Älteren<br />

verschieben. <strong>Aus</strong>drücklich genannt<br />

seien in diesem Zusammenhang:<br />

die Teilprivatisierung der Altersvorsorge<br />

<strong>und</strong> die Senkung des Rentenniveaus<br />

gemäß Altersvermögensergänzungsgesetz;<br />

die Einführung des<br />

sog. Riester-, „Nachhaltigkeits-“ <strong>und</strong><br />

des „Nachholfaktors“; Begrenzung<br />

<strong>und</strong> irrigerweise als „Nullr<strong>und</strong>e“ bezeichnete<br />

<strong>Aus</strong>setzung der jährlichen<br />

Rentenanpassung 2004; die wiederholte<br />

Verringerung der Beiträge<br />

zur Rentenversicherung, welche die<br />

B<strong>und</strong>esanstalt bzw. -agentur für Arbeit<br />

im Falle des Gr<strong>und</strong>sicherungsbezugs<br />

entrichtet; die schrittweise<br />

Anhebung des Rentenzugangsalters<br />

von 65 auf 67 Jahre nach dem RV-<br />

Altersgrenzenanpassungsgesetz <strong>und</strong><br />

dadurch künftig zu erwartende höhere<br />

Abschläge.<br />

Mit besonderer Härte trifft die Heraufsetzung<br />

des Rentenalters (unter)<br />

durchschnittlich Verdienende. Wer<br />

von <strong>den</strong> Betroffenen eine sog. Riester-Rente<br />

abgeschlossen hat, kann<br />

darauf nicht zurückgreifen, weil sie<br />

auf die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />

voll angerechnet wird. Da es weder<br />

genügend Stellen für ältere Arbeitnehmer/innen<br />

noch Maßnahmen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> der<br />

beruflichen Weiterbildung gibt, die<br />

eine Annäherung des faktischen<br />

Renteneintrittsalters an die bisherige<br />

Regelaltersgrenze von 65 erlauben<br />

wür<strong>den</strong>, bedeutet die Rente mit 67<br />

deren Kürzung.<br />

Politik<br />

Armut im Alter<br />

Die sog. Hartz-Reformen haben nicht<br />

bloß die momentane Situation der<br />

Arbeitslosen verschlechtert, sondern<br />

auch die <strong>Aus</strong>gangslage der künftigen<br />

Rentnergenerationen durch<br />

Absenkung der Beiträge zur Gesetzlichen<br />

Rentenversicherung (GRV) in<br />

doppelter Hinsicht beeinträchtigt:<br />

Der für die Rente günstigere Arbeitslosengeldbezug<br />

wurde verkürzt<br />

<strong>und</strong> die Arbeitslosenhilfe durch das<br />

Arbeitslosengeld II ersetzt, wodurch<br />

ein (Langzeit-)Arbeitsloser bloß noch<br />

minimale Rentenanwartschaften erwirbt,<br />

die seine Monatsrente pro<br />

Jahr Hartz-IV-Bezug um gerade mal<br />

2,19 EUR erhöhen.<br />

Noch sieht zumindest die B<strong>und</strong>esregierung<br />

in der Altersarmut „kein<br />

aktuelles Problem“, wie ihr 3. Armuts-<br />

<strong>und</strong> Reichtumsbericht beschwichtigend<br />

erklärt: „Das Armutsrisiko<br />

Älterer hat trotz schwieriger<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

nicht zugenommen. Ende 2006<br />

bezogen nur 2,6 % der Frauen <strong>und</strong><br />

1,8 % der Männer <strong>und</strong> damit insgesamt<br />

2,3 % der Menschen im Alter<br />

ab 65 Jahren Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />

Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung.<br />

Niedrige Alterseinkommen drohen<br />

jedoch bei Personengruppen, die<br />

längere Phasen selbständiger Tätigkeit<br />

mit geringem Einkommen,<br />

geringfügiger Beschäftigung, Arbeitslosigkeit<br />

oder familienbedingter<br />

Erwerbsunterbrechungen in ihren Erwerbsbiografien<br />

aufweisen.“ Verwiesen<br />

wurde an derselben Stelle auf<br />

die Notwendigkeit zusätzlicher, d.h.<br />

privater Altersvorsorge, wie sie die<br />

rot-grüne Koalition bei gleichzeitiger<br />

Kürzung der gesetzlichen Rente für<br />

alle in Gestalt der sog. Riester- <strong>und</strong><br />

der sog. Rürup-Rente mit staatlicher<br />

Unterstützung für wenige ermöglicht<br />

bzw. erleichtert hatte.<br />

An die Stelle der Infantilisierung<br />

dürfte künftig eine Seniorisierung<br />

-3-<br />

der Armut treten, zumal mittlere<br />

Jahrgänge, die gegenwärtig noch<br />

erwerbstätig sind, als „Generation<br />

im Übergang“ zur nachgelagerten<br />

Rentenbesteuerung durch das am<br />

1. Januar 2005 in Kraft getretene<br />

Alterseinkünftegesetz übermäßig belastet<br />

wer<strong>den</strong>. Nach dem <strong>Aus</strong>laufen<br />

der sog. 58er-Regelung, die dafür<br />

sorgte, dass ältere Langzeitarbeitslose<br />

dem Arbeitsmarkt nicht mehr<br />

zur Verfügung stehen mussten, um<br />

Transferleistungen beziehen zu können,<br />

wer<strong>den</strong> die Betroffenen mit 63<br />

Jahren zwangsverrentet, was ihre<br />

dürftigen Rentenansprüche weiter<br />

verringert. Für die genannte Ten<strong>den</strong>z<br />

zur „(Re-)Seniorisierung“ des<br />

Armutsproblems spricht auch, dass<br />

in der Diskussion über eine neuerliche<br />

Rentenreform radikalere Vorstellungen<br />

bezüglich der Privatisierung<br />

sozialer Risiken an Bo<strong>den</strong> gewinnen<br />

könnten, weil ihre Protagonisten<br />

nicht nur die Demografie als Mittel<br />

der Demagogie, sondern auch die<br />

Unterversorgung vieler Familien als<br />

geistige Waffe im sich zuspitzen<strong>den</strong><br />

gesellschaftlichen Verteilungskampf<br />

benutzen: So wird unter Hinweis<br />

auf die heute angeblich bestehende<br />

Generationenungerechtigkeit eine<br />

weitere Kürzung von Altersrenten<br />

verlangt, staatliche „Sparpolitik“ legitimiert<br />

sowie Kinderarmut im Sinne<br />

einer Spaltung der Armutspopulation<br />

in Jung <strong>und</strong> Alt instrumentalisiert.<br />

Eine Schlüsselgröße für die künftige<br />

Rentenhöhe ist die Bruttolohnsumme,<br />

nach der sich Arbeitnehmer- <strong>und</strong><br />

Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung richten. Altersrenten<br />

dürften in ihrem Realwert wie<br />

in Relation zum allgemeinen Einkommensniveau<br />

weiter zurückbleiben,<br />

zumal CDU, CSU <strong>und</strong> SPD in<br />

der Großen Koalition beschlossen<br />

haben, die abgabenfreie Entgeltumwandlung<br />

als Dauerregelung beizubehalten.<br />

Die rot-grüne B<strong>und</strong>esre-


gierung hatte <strong>den</strong> Versicherten bis<br />

zum Jahr 2008 befristet das Recht<br />

eingeräumt, Teile ihres Lohns in –<br />

ausschließlich von <strong>den</strong> Beschäftigten<br />

finanzierte – Ansprüche auf betriebliche<br />

Altersrenten umzuwandeln, ohne<br />

dass für diese Lohnanteile Steuern<br />

<strong>und</strong> Sozialabgaben anfielen. Davon<br />

profitieren die Arbeitgeber, während<br />

die Einnahmenbasis der Rentenversicherungsträger<br />

unterminiert <strong>und</strong> der<br />

Leistungsanspruch aller Versicherten<br />

reduziert wird. Absehbar ist, dass der<br />

Anteil der Gr<strong>und</strong>sicherungs-Rentner/<br />

innen <strong>und</strong> damit das Problem der Altersarmut<br />

in <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten<br />

massiv zunehmen wird.<br />

Prof. Dr. Christoph Butterwegge<br />

Fragen an die Sozialministerin<br />

Thüringens,<br />

Heike Taubert<br />

Frage: Der 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />

der B<strong>und</strong>esregierung weist<br />

aus, dass die Armut in Deutschland<br />

zugenommen <strong>und</strong> die Schere zwischen<br />

arm <strong>und</strong> reich größer gewor<strong>den</strong><br />

ist. Wie sieht die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige<br />

Situation in Thüringen aus?<br />

Antwort: Ein spezifisches Thüringer<br />

Problem ist die in der Vergangenheit<br />

praktizierte Niedriglohnstrategie.<br />

Die damalige Landesregierung<br />

hat dies in einem Bericht gegenüber<br />

dem Landtag (DS 4/4899) ausdrücklich<br />

bestätigt. Dort heißt es<br />

u. a.: „Die seit der Wiedervereinigung<br />

in Thüringen, gemessen am B<strong>und</strong>esdurchschnitt,<br />

gezahlten niedrigsten<br />

Durchschnittsentgelte führen mittel-<br />

<strong>und</strong> langfristig zu diesen geringen<br />

Rentenzahlbeträgen.“ Im Klartext:<br />

niedrige Löhne sind eine wesentliche<br />

Ursache für das <strong>Aus</strong>einanderklaffen<br />

der Schere zwischen Arm <strong>und</strong> Reich<br />

in der Gegenwart <strong>und</strong> sind Ursache<br />

Politik<br />

Armut im Alter<br />

Literatur<br />

Christoph Butterwegge, Krise <strong>und</strong><br />

Zukunft des Sozialstaates, 3. Aufl.<br />

Wiesba<strong>den</strong> 2006<br />

Christoph Butterwegge/Michael<br />

Kl<strong>und</strong>t/Matthias Belke-Zeng, Kinderarmut<br />

in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland,<br />

2. Aufl. Wiesba<strong>den</strong> 2008<br />

Christoph Butterwegge, Armut in<br />

einem reichen Land. Wie das Problem<br />

verharmlost <strong>und</strong> verdrängt wird,<br />

Frankfurt am Main/New York 2009<br />

für künftige geringe Rentenansprüche.<br />

Dementsprechend setzt sich die<br />

neue Landesregierung auf Betreiben<br />

des Koalitionspartners SPD ausdrücklich<br />

für tarifgerechte Einkommen,<br />

gute Arbeit, faire Löhne <strong>und</strong><br />

eine aktive Arbeitsmarktpolitik zur<br />

Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

ein. Eine derartige Politik hilft<br />

<strong>den</strong> Menschen in der Phase ihrer<br />

aktiven Arbeit <strong>und</strong> im Alter, sie sichert<br />

<strong>den</strong> Wirtschaftsstandort Thüringen,<br />

vermeidet Abwanderung <strong>und</strong> Fachkräftemangel<br />

<strong>und</strong> sorgt für mehr soziale<br />

Gerechtigkeit.<br />

Frage: Die Armutsrisikoquote von Älteren<br />

war in <strong>den</strong> vergangenen Jahrzehnten<br />

relativ gering. Wohlfahrts-<br />

<strong>und</strong> Sozialverbände schätzen ein,<br />

dass sie aber in <strong>den</strong> nächsten Jahren<br />

drastisch steigen wird. Wie schätzen<br />

Sie diese Situation für Thüringen ein?<br />

Worauf müssen sich ältere Menschen<br />

einstellen?<br />

Antwort: Wie ich schon sagte, wird<br />

der Anteil von Menschen mit geringem<br />

Alterseinkommen zunehmen.<br />

Neben <strong>den</strong> niedrigen Löhnen trägt<br />

-4-<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Christoph Butterwegge,<br />

geb. 1951, lehrt seit 1998 Politikwissenschaft<br />

an der Universität zu<br />

Köln.<br />

die nach der Wende häufige Unterbrechung<br />

der Erwerbsbiografien<br />

durch Arbeitslosigkeit dazu bei. Diese<br />

Entwicklung muss man zunächst<br />

realistisch zur Kenntnis nehmen. Politische<br />

Aufgabe im B<strong>und</strong>, im Land<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong> Kommunen muss es sein,<br />

Lebensqualität <strong>und</strong> Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben auch <strong>und</strong><br />

besonders <strong>den</strong> Menschen zu ermöglichen,<br />

die zukünftig nur über<br />

geringe Renteneinkommen verfügen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Frage: Sozialwissenschaftler sehen<br />

eine wesentliche Ursache für<br />

die drohende Altersarmut in <strong>den</strong><br />

schwierigen Arbeitsmarktbedingungen<br />

für Ältere, in <strong>den</strong> veränderten<br />

sozialstaatlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> in der veränderten Sozialgesetzgebung,<br />

insbesondere der<br />

sog. Harz IV-Gesetzgebung <strong>und</strong> dem<br />

Rentenrecht. Was kann die Politik auf<br />

B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene, was können<br />

Kommunen tun, um Armut im<br />

Alter zu verhindern?


Antwort: Auch wenn ich mich wiederhole:<br />

Zunächst <strong>und</strong> vor allen<br />

Dingen ist es mein Ziel, Arbeitslosigkeit<br />

zu beseitigen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen<br />

für gute Arbeit <strong>und</strong><br />

faire Löhne zu schaffen. Dies kann<br />

nur im gemeinsamen Handeln aller<br />

drei politischen Ebenen gelingen.<br />

Das Spektrum der politischen<br />

Handlungsmöglichkeiten reicht vom<br />

guten Bildungsangebot von früher<br />

Kindheit an <strong>und</strong> für alle Kinder über<br />

die individuelle Förderung <strong>und</strong> Beratung<br />

arbeitsloser Menschen bis hin<br />

zu gesetzlich geregelten Mindestlöhnen,<br />

aktiver Arbeitsmarktpolitik,<br />

gezielter Wirtschaftsförderung <strong>und</strong><br />

einem Vergabegesetz, welches z. B.<br />

für existenzsichernde Einkommen<br />

sorgt. In all <strong>den</strong> Bereichen ist die<br />

neue Landesregierung bereits tätig<br />

gewor<strong>den</strong> – da hat ein Kurswechsel<br />

stattgefun<strong>den</strong>. Darüber hinaus müssen<br />

wir die Rentengesetzgebung auf<br />

B<strong>und</strong>esebene auch unter dem Blickpunkt<br />

der Vermeidung von Altersarmut<br />

überprüfen.<br />

Frage: Armut ist nach unserer Überzeugung<br />

nicht nur eine Frage des<br />

Einkommens, sondern auch der sozialen<br />

Kontakte, der Bildung, der<br />

Selbsthilfepotentiale. Wo sehen Sie<br />

die Verantwortung von Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong>,<br />

die zunehmend unter<br />

ökonomischem Druck stehen <strong>und</strong><br />

die ihre Leistungen für Notlei<strong>den</strong>de<br />

refinanziert sehen wollen? Wo sehen<br />

sie angesichts der Haushaltszwänge<br />

Handlungsmöglichkeiten der Kommunen,<br />

die freiwillige Leistungen<br />

kürzen, um soziale Netzwerke zu erhalten<br />

<strong>und</strong> zu schaffen.<br />

Antwort: Ich will hier nicht bagatellisieren,<br />

unter welchem Druck<br />

die öffentlichen Haushalte stehen.<br />

Dennoch bin ich der festen Überzeugung,<br />

dass die Gewährleistung<br />

von Teilhabe <strong>und</strong> die Stärkung der<br />

Selbsthilfepotenziale im Bereich der<br />

Politik<br />

Armut im Alter<br />

gesamten Sozialpolitik – von jung<br />

bis alt – ausbaufähig sind. Dies zu<br />

leisten wird eine Frage der politischen<br />

Prioritätensetzung vor allem<br />

in <strong>den</strong> Kommunen, aber auch beim<br />

Land sein wie auch innerhalb der<br />

Verbände. Lassen Sie es mich so sagen:<br />

Unser Ziel muss es sein, mehr<br />

Teilhabe <strong>und</strong> mehr Mitbestimmung<br />

älterer Menschen vor allem dort zu<br />

erreichen, wo die Menschen leben<br />

– also in unseren Dörfern <strong>und</strong> Städten.<br />

Eines ist mir dabei besonders<br />

wichtig: Die Vermeidung von Vereinsamung<br />

im Alter muss auf der Prioritätenliste<br />

in <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> bei<br />

<strong>den</strong> politi schen Entscheidungsträgern<br />

ganz oben stehen.<br />

Frage: Armutsprävention orientiert<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen auf<br />

gute Bildung <strong>und</strong> gleiche Bildungschancen,<br />

bei jungen Erwachsenen<br />

auf qualifizierte <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />

<strong>und</strong> schnelle Integration in <strong>den</strong> Arbeitsmarkt,<br />

bei Arbeitslosen <strong>und</strong> Harz<br />

IV-Empfängern auf das Fordern <strong>und</strong><br />

Fördern, d.h. auf eine schnelle Reintegration<br />

in <strong>den</strong> Arbeitsmarkt. Andere<br />

Forderungen zielen auf einen<br />

Mindestlohn, kapitalgedeckte Altersvorsorge<br />

<strong>und</strong> Eigentumsbildung.<br />

Wo sehen Sie aber armutspräventive<br />

Ressourcen bei Älteren, vor allem<br />

dann, wenn sie das 65. Lebensjahr<br />

bereits überschritten haben?<br />

Antwort: Zu <strong>den</strong> armutspräventiven<br />

Maßnahmen während der Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendzeit sowie des Erwerbslebens<br />

habe ich zuvor bereits das<br />

Wesentliche gesagt. Wenn das Rentenalter<br />

erreicht ist, wird eine materielle<br />

Verbesserung der Lebenssituation<br />

des Einzelnen mit staatlichen<br />

Mitteln angesichts der Finanzsituation<br />

der öffentlichen Haushalte realistisch<br />

nicht im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Armutsprävention im Alter ist meines<br />

Erachtens eben mehr als die Steigerung<br />

geringer Renteneinkommen.<br />

Mir geht es z. B. um die Gewähr-<br />

-5-<br />

leistung eines seniorenfre<strong>und</strong>lichen<br />

Umfeldes einschließlich der dafür<br />

erforderlichen öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />

Infrastruktur, vom Verkehrsmittel<br />

über <strong>den</strong> Einkauf bis hin zur ärztlichen<br />

Versorgung. Es geht mir um<br />

generationsübergreifendes Zusammenleben<br />

in unseren Dörfern <strong>und</strong><br />

Städten. Es geht mir um das aktive<br />

ehrenamtliche Einbringen der Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> der Kompetenzen älter<br />

Menschen in Vereine <strong>und</strong> Verbände<br />

<strong>und</strong> die Gestaltung ihres Lebensumfeldes.<br />

Fazit: Es geht mir um umfassende<br />

Teilhabe <strong>und</strong> Vermeidung<br />

von Einsamkeit der Menschen nach<br />

Abschluss ihrer aktiven Berufslaufbahn.<br />

All das ist eben auch aktive<br />

Armutsprävention. Ich bin mir sicher,<br />

dass wir dabei sowohl in der Politik<br />

als auch in <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong> noch viel<br />

zu leisten haben <strong>und</strong> noch viel leisten<br />

können. Selbst ohne zusätzliche<br />

finanziellen Mittel – das gehört zur<br />

ehrlichen Debatte in der derzeitigen<br />

Wirtschaftskrise unseres Landes <strong>und</strong><br />

der gesamten EU.<br />

Heike Taubert<br />

Zur Person:<br />

Heike Taubert ist seit 2004 Mitglied<br />

des Thüringer Landtages <strong>und</strong> seit<br />

November 2009 Ministerin für Soziales,<br />

Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in der<br />

Thüringer Landesregierung.


Kein Geld<br />

für Bestattungskosten<br />

Nach einer Meldung der Thüringer<br />

Allgemeinen Zeitung vom 30. März<br />

2010 müssen Thüringer Kommunen<br />

zunehmend die Kosten für Bestattungen<br />

tragen. Seit 2005 steigt die Zahl<br />

der Fälle zur Übernahme der Bestattungskosten<br />

stetig an. Im Jahr 2008<br />

gab die öffentliche Hand in Thüringen<br />

1,1 Millionen Euro für private<br />

Beerdigungen aus. Der Betrag lag<br />

2005 noch bei 741.000 Euro. Für<br />

das vergangene Jahr hat das Landesamt<br />

für Statistik noch keine offiziellen<br />

Zahlen veröffentlicht. Allerdings<br />

ergab eine Umfrage der Thüringer<br />

Allgemeinen bei <strong>den</strong> Sozialämtern,<br />

dass auch 2009 die Kosten in <strong>den</strong><br />

meisten Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien<br />

Städten leicht gestiegen sind.<br />

In Erfurt wuchsen die Fälle der auf<br />

Kommunalkosten vorgenommenen<br />

Bestattungen von 114 auf 119 an.<br />

Diese Entwicklung lässt sich auch<br />

b<strong>und</strong>esweit verfolgen. Laut einer TA-<br />

Anfrage beim B<strong>und</strong>esverband der<br />

Bestatter wer<strong>den</strong> – mit steigender<br />

Ten<strong>den</strong>z – bis zu 15 % aller Beerdigungen<br />

von <strong>den</strong> Kommunen übernommen.<br />

Mit Sorge reagierte auch die Thüringer<br />

Sozialministerin Heike Taubert<br />

(SPD). Die Zahlen seien ein Zeichen<br />

dafür, dass die Schere zwischen<br />

arm <strong>und</strong> reich immer weiter auseinanderklafft,<br />

sagte Taubert der TA.<br />

In Zukunft müssten viele mit einer<br />

Rente unterhalb des Niveaus der<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung zurechtkommen.<br />

Daher werde sich das Phänomen<br />

der Altersarmut noch verschärfen.<br />

Kritik am bürokratischen Umgang<br />

mit <strong>den</strong> Anträgen äußert der Paritätische<br />

Wohlfahrtsverband in Thüringen.<br />

Zum einen werde das Sozialgesetzbuch<br />

in der Praxis sehr<br />

unterschiedlich ausgelegt <strong>und</strong> zum<br />

Aktuelles<br />

Bestattungskosten - Wie bezahlen?<br />

anderen lasse die Bearbeitungszeit<br />

zu wünschen übrig, sagte Sprecher<br />

Stephan Werner.<br />

Als unsozial <strong>und</strong> inhuman beklagte<br />

auch der Bestatter-Verband die Verwaltungspraxis.<br />

Obwohl die Rechtsprechung<br />

eindeutig sei, blieben<br />

viele Unternehmen auf <strong>den</strong> Kosten<br />

sitzen, da die Ämter nicht wie vorgeschrieben<br />

in Vorleistung gehen,<br />

sagte Sprecher Rolf Lichtner.<br />

Robert Friedrich<br />

Landesseniorenvertretung<br />

Thüringen e. V.<br />

Übernahme von Bestattungskosten<br />

nach § 74 SGB XII<br />

Rechtgr<strong>und</strong>lage für die Übernahme<br />

von Bestattungskosten ist<br />

§ 74 SGB XII. Danach wer<strong>den</strong> die<br />

erforderlichen Kosten für eine Bestattung<br />

übernommen, soweit <strong>den</strong><br />

hierzu Verpflichteten nicht zugemutet<br />

wer<strong>den</strong> kann, die Kosten zu<br />

tragen.<br />

In welchem Fall kann ich die<br />

Übernahme von Bestattungskosten<br />

beantragen?<br />

Eine Leistung kommt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur dann in Betracht, wenn die /<br />

der Verstorbene keinen (ausreichen<strong>den</strong>)<br />

Nachlass hinterlassen<br />

hat <strong>und</strong> die Verpflichteten nicht<br />

in der Lage sind, die Kosten aus<br />

eigenen Mitteln zu tragen <strong>und</strong> es<br />

keine anderen Personen gibt, die<br />

zur Leistung verpflichtet sind.<br />

Wer kann die Übernahme von<br />

Bestattungskosten beantragen?<br />

Eine Übernahme der Bestattungskosten<br />

kann beantragen, wer<br />

rechtlich verpflichtet ist, die Bestattungskosten<br />

zu tragen. Dies sind<br />

vertraglich Verpflichtete (z. B. aus<br />

einem notariellen Vertrag heraus),<br />

der Erbe oder die Erben, der Vater<br />

des Kindes beim Tode der nicht mit<br />

-6-<br />

ihm verheirateten Mutter infolge<br />

der Schwangerschaft oder der Entbindung,<br />

die Unterhaltspflichtigen<br />

(Ehegatte, Abkömmlinge, Eltern),<br />

soweit die Kosten nicht von <strong>den</strong><br />

Erben getragen wer<strong>den</strong> oder derjenige,<br />

der aufgr<strong>und</strong> einer öffentlich-rechtlichen<br />

Bestattungspflicht<br />

tätig gewor<strong>den</strong> ist <strong>und</strong> die Kosten<br />

zu tragen hat.<br />

Welche Bestattungskosten wer<strong>den</strong><br />

übernommen?<br />

Es können nur die unter sozialhilferechtlichen<br />

Aspekten erforderlichen<br />

Bestattungskosten übernommen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Wer ist zuständig für die Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> Übernahme der<br />

Bestattungskosten?<br />

Falls die Verstorbene / der Verstorbene<br />

bis zum Tode Sozialhilfe<br />

nach dem SGB XII erhalten hat,<br />

ist die Behörde, die diese Leistungen<br />

gewährt hat, in anderen Fällen<br />

die Gemeinde oder Stadt am<br />

Sterbeort (nicht Wohnort). Falls der<br />

Verstorbene Leistungen der Gr<strong>und</strong>sicherung<br />

für Arbeitssuchende (Arbeitslosengeld<br />

II) nach dem SGB II<br />

erhalten hat, ist ebenfalls die Gemeinde<br />

/ Stadt, in dem der Sterbeort<br />

liegt, zuständig.<br />

Quelle: www.erkelenz.de


„Gleiche Chancen<br />

für alle“<br />

Dritter Sozialgipfel von Thüringer<br />

Sozialverbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> der Landesseniorenvertretung<br />

Die Teilnehmer des Dritten Thüringer<br />

Sozialgipfels haben am<br />

10. Juni 2010 im Erfurter Landtag<br />

eine gemeinsame Erklärung beschlossen.<br />

Darin fordern die Vertreter<br />

der Thüringer Volkssolidarität,<br />

des Thüringer <strong>Senioren</strong>verbandes<br />

BRH e. V., des Sozialverbandes VdK<br />

Hessen-Thüringen, des Sozialverbandes<br />

Deutschland Landesverband<br />

Thüringen (SoVD) gemeinsam mit der<br />

Landesseniorenvertretung Thürin-<br />

gen e. V. die Politik auf, schnellstens<br />

für bestimmte soziale <strong>und</strong> soziokulturelle<br />

Aufgaben entsprechende Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.<br />

Die über 150 Tagungsteilnehmer<br />

waren sich einig: <strong>Senioren</strong> brauchen<br />

mehr Teilhabe an gesellschaftlichen<br />

Entscheidungen <strong>und</strong> Sicherheit in<br />

der eigenen Lebensplanung, gesellschaftliche<br />

Vertretung auf kommunaler<br />

<strong>und</strong> auf Landesebene sowie<br />

eine zuverlässige Absicherung der<br />

Lebensrisiken im Alter, die Altersarmut<br />

vermeidet. <strong>Senioren</strong> sind bereit,<br />

ihren Anteil zur Bewahrung des Sozialstaates<br />

<strong>und</strong> zur Generationengerechtigkeit<br />

zu leisten. Allerdings<br />

Aktuelles<br />

Sozialgipfel<br />

fordern sie dazu vom Staat Unterstützung<br />

sowie Würdigung ihrer<br />

Leistungen. Die Redner gingen dabei<br />

auf unterschiedliche Weise der<br />

Frage nach: „Ist Thüringen sozial?“<br />

Im Eingangsreferat zeichnete Prof.<br />

Dr. Ronald Lutz nicht nur Defizite<br />

auf, sondern gab auch Denkanstöße.<br />

Lutz prägte die Worte der „erschöpften<br />

Menschen <strong>und</strong> Familien,“<br />

die der Hilfe bedürfen. Er bezog sich<br />

auf die Kindergr<strong>und</strong>sicherung, flexible<br />

Betreuungsangebote für Kinder<br />

sowie auf einen Familienlastenausgleich.<br />

Der Erfurter Dozent mahnte<br />

ein Langzeit<strong>den</strong>ken an. „Die Chancen<br />

für <strong>den</strong> Zugang zur Bildung, Kultur<br />

<strong>und</strong> zu anderen Lebensbereichen<br />

müssen gleich sein!“<br />

Anschließend forderte der Landesvorsitzende<br />

Dr. Frank-Michael Pietzsch<br />

Kommune, Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> auf, alles<br />

zu tun, um soziokulturelle Arbeit<br />

zu fördern <strong>und</strong> nicht durch Kürzungen<br />

von freiwilligen Leistungen <strong>den</strong><br />

sozialen Frie<strong>den</strong> zu gefähr<strong>den</strong>. Er<br />

betonte, dass die öffentliche Hand<br />

aller Ebenen ihrer Verpflichtung zur<br />

Schaffung der materiellen Voraussetzungen<br />

für diese Arbeit gerecht<br />

wer<strong>den</strong> muss. Der Landesvorsitzende<br />

des Thüringer <strong>Senioren</strong>verbandes<br />

BRH, Günther Nickol, betonte in seinem<br />

Referat die Notwendigkeit einer<br />

gesicherten Altersversorgung als<br />

wichtige Voraussetzung für Partizipation<br />

älterer Menschen. Ein entschei-<br />

-7-<br />

<strong>den</strong>der Schritt sei die Angleichung<br />

der Rentenwerte in ost <strong>und</strong> west.<br />

Der stellv. Landesvorsitzende des Sozialverbandes<br />

VdK Hessen-Thüringen<br />

wusste indes um die Bedeutung der<br />

sozialrechtlichen Beratung <strong>und</strong> Vertretung<br />

der Bürger. Dr. Claus Junker<br />

forderte die Beibehaltung der eigenständigen<br />

Sozialgerichtsbarkeit, die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Gebührenfreiheit der<br />

Verfahren sowie die Verkürzung der<br />

Verfahrensdauer.<br />

Letztendlich positionierte sich die Vorsitzende<br />

der Landesseniorenvertretung<br />

Irene Ellenberger zu konkreten<br />

Rahmenbedingungen für Partizipation.<br />

Ihre Vorschläge für ein <strong>Senioren</strong>mitwirkungsgesetz<br />

<strong>und</strong> Ehrenamtsgesetz<br />

stießen auf Zustimmung.<br />

Vertreter aller Fraktionen kamen in<br />

einem Podiumsgespräch zu Wort.<br />

„Wir brauchen Solidarität <strong>und</strong> wissen<br />

um die Bedeutung des Ehrenamtes,“<br />

stellte die Schirmherrin Birgit Diezel<br />

in ihren Schlussworten fest. „Und<br />

wir erinnern die Politiker an ihre<br />

Zusagen,“ meinte abschließend Dr.<br />

Frank-Michael Pietzsch. Denn mit<br />

einer gemeinsamen Stimme wer<strong>den</strong><br />

in <strong>den</strong> nächsten Tagen <strong>und</strong> Wochen<br />

die Politik <strong>und</strong> Gesellschaft vom Dritten<br />

Thüringer Sozialgipfel <strong>und</strong> seiner<br />

Erklärung hören <strong>und</strong> eine erneute<br />

Diskussion ankurbeln.<br />

Die gemeinsame Erklärung zum Dritten<br />

Sozialgipfel fin<strong>den</strong> Sie unter:<br />

www.landesseniorenvertretungthueringen.de.<br />

Kirsten Seyfarth<br />

Pressesprecherin der Volkssolidarität<br />

Thüringen<br />

Tel.: 0361/51 15 96 70<br />

Kirsten.seyfarth@volkssolidaritaet.de<br />

In der ersten Reihe die Vorsitzen<strong>den</strong> der Sozialverbände<br />

sowie der Landesseniorenvertretung<br />

auf dem Dritten Thüringer Sozialgipfel.<br />

In der zweiten Reihe die sozialpolitischen<br />

Sprecher der Landtagsfraktionen.


Sozialstaat <strong>und</strong> soziale<br />

Rechte<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

versteht sich als sozialer Rechtsstaat.<br />

Dieser Verfassungsgr<strong>und</strong>satz unterliegt<br />

der sogenannten Ewigkeitsklausel.<br />

Seine Änderung ist ausgeschlossen.<br />

Er impliziert, dass der Staat in<br />

seinem Handeln soziale Sicherheit<br />

<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit anstrebt,<br />

um die Teilnahme aller an <strong>den</strong> gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Entwicklungen<br />

zu gewährleisten. Der<br />

Staat stellt sich damit das Ziel, Lebensrisiken<br />

von Menschen <strong>und</strong> soziale<br />

Folgewirkungen abzufedern.<br />

Die mit diesem Verfassungsgr<strong>und</strong>satz<br />

verbun<strong>den</strong>en sozialen Rechte<br />

verfolgen das Ziel, allen Menschen<br />

gleiche Zugangschancen zu zentralen<br />

gesellschaftlichen Lebensbereichen<br />

zu gewähren. Sie beziehen<br />

sich nicht nur auf ein auskömmliches<br />

Einkommen, sondern auf Bildung,<br />

Erziehung, Ges<strong>und</strong>heit, Ernährung,<br />

Wohnung, Arbeit, soziale <strong>und</strong> kulturelle<br />

Teilhabe. 1<br />

Armut<br />

In der Sozialwissenschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

unterscheidet man absolute<br />

<strong>und</strong> relative Armut. Absolute Armut<br />

meint existenzgefähr<strong>den</strong>de Armut.<br />

Sie liegt dann vor, wenn mehrere<br />

Problemlagen zusammenwirken,<br />

etwa Langzeitarbeitslosigkeit, geringes<br />

Einkommen, Obdachlosigkeit,<br />

Drogenmissbrauch, Straffälligkeit,<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Einschränkungen,<br />

fehlende soziale Netzwerke <strong>und</strong> geringe<br />

Sozialkompetenz. Zu <strong>den</strong> extrem<br />

von Armut Betroffenen zählen<br />

in Deutschland laut 3. Armuts- <strong>und</strong><br />

Reichtumsbericht immerhin 260.000<br />

wohnungslose Menschen.<br />

Relative Armut bemisst sich am<br />

Versorgungsgrad des Durchschnitts<br />

der Bevölkerung. Sie bezieht sich<br />

auf die Versorgung eines Menschen<br />

unterhalb eines durchschnittlichen<br />

Informationen<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />

Maßes innerhalb einer Gesellschaft.<br />

D. h., arm ist, wer <strong>den</strong> in der Gesellschaft<br />

allgemein anerkannten<br />

minimalen Konsumstandard unterschreitet.<br />

Sie ist <strong>Aus</strong>druck einer<br />

Unterversorgung in verschie<strong>den</strong>en<br />

essentiellen Lebensbereichen wie Ernährung,<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Einkommen,<br />

soziale <strong>und</strong> kulturelle Teilhabe.<br />

Einkommensarmut<br />

Sie bezieht Armutsphänomene auf<br />

einkommensbezogene Ressourcen.<br />

Dabei wer<strong>den</strong> vier Schweregrade<br />

unterschie<strong>den</strong>: Strenge Armut liegt<br />

vor, wenn das Einkommen eines<br />

Haushaltes unter 40 %, Armut, wenn<br />

es unter 50 %, milde Armut wenn es<br />

unter 60 % <strong>und</strong> prekärer Wohlstand<br />

wenn es unter 75 % des gewichteten<br />

Nettoäquivalenzeinkommens liegt.<br />

Lebenslagen (im Alter)<br />

Das Lebenslagekonzept steht in gewissem<br />

Sinne konträr zum Konzept<br />

der Einkommensarmut. Es rekurriert<br />

nicht nur auf die Verfügbarkeit von<br />

ökonomischen Ressourcen, sondern<br />

zieht die Gesamtlebenssituation in<br />

Betracht. Es unterscheidet folgende<br />

Bereiche:<br />

- die Wohnung, die Wohnfläche<br />

pro Kopf, <strong>Aus</strong>stattung, Miethöhe<br />

u.a.m.;<br />

- das Wohnumfeld, die Versorgungsinfrastruktur,Verkehrsanbindung,<br />

Sozialstruktur, Sicherheit,<br />

Belästigungspotentiale;<br />

- Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> mögliche Beeinträchtigungen,<br />

Behinderungen<br />

oder Pflegebedürftigkeit, Ressourcen<br />

zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />

Selbsthilfe <strong>und</strong> zur Nutzung von<br />

Ressourcen des Ges<strong>und</strong>heitssystems;<br />

- das Einkommen <strong>und</strong> Vermögen,<br />

Nettohaushaltseinkommen,<br />

Vermögenswerte, Wertanlagen;<br />

- die Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> die<br />

damit zusammenhängen<strong>den</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

die Arbeitszu-<br />

-8-<br />

frie<strong>den</strong>heit <strong>und</strong> arbeitsrechtliche<br />

Situation (Vollzeit oder Teilzeit, befristet<br />

oder unbefristet);<br />

- die Freizeit, Freizeitaktivitäten,<br />

Urlaubsmöglichkeiten, Einbindung<br />

durch bürgerschaftliches Engagement;<br />

- die Einbindung in soziale<br />

Netzwerke, Hilfepotentiale in<br />

der Verwandtschaft, Fre<strong>und</strong>schaften,<br />

Hilfepotentiale in der Nachbarschaft;<br />

- die Bildung, Schul- <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsabschlüsse,<br />

Bildung als<br />

Ressource zur aktiven Lebensbewältigung<br />

<strong>und</strong> Selbsthilfe, als<br />

Gradmesser für Kompetenzen zur<br />

aktiven Lebensgestaltung;<br />

- die Zufrie<strong>den</strong>heit, d. h. wie<br />

subjektive Bewertung der eigenen<br />

Lebenssituation <strong>und</strong> der eigenen<br />

Lebenschancen <strong>und</strong> –risiken.<br />

Während in einem auf ökonomische<br />

Ressourcen orientierten Armutskonzept<br />

ältere Menschen derzeit nicht<br />

als Problemgruppe wahrgenommen<br />

wer<strong>den</strong>, können in einem auf<br />

Lebenslagen orientierten Konzept<br />

Lebensbedürfnisse von Älteren <strong>und</strong><br />

insbesondere Hochaltrigen differenziert<br />

beschrieben <strong>und</strong> i<strong>den</strong>tifiziert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Armutsrisikoquote<br />

Sie gibt an, wie hoch der Anteil der<br />

Personen mit einem Einkommen unterhalb<br />

der Armutsrisikoschwelle an<br />

der Bevölkerung ist. Sie bezieht sich<br />

in der Regel auf das Einkommen. Sie<br />

gibt in der Regel die Zahl der Personen<br />

mit einem Nettoäquivalenzeinkommen<br />

(berechnet auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

der alten OECD-Skala) von weniger<br />

als 50 bzw. 60 % vom arithmetischen<br />

Mittel der Nettoäquivalenzeinkommen<br />

der Gesamtbevölkerung je 100<br />

Personen der Bevölkerung an. Die<br />

Armutsrisikoquote differenziert nach<br />

Alter lag 2007 bei <strong>den</strong><br />

- bis 15-Jährigen: bei 15,0 %<br />

- bei 16-24-Jährigen: bei 19,1%


Informationen<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />

- bei 25-49-Jährigen: bei 13,5%<br />

- bei 50-64-Jährigen: 11,5 %<br />

- bei über 65-Jährigen: bei 11,4 %<br />

- bei Arbeitslosen liegt sie bei ca. 40 %,<br />

- bei Alleinerziehen<strong>den</strong> bei ca. 35 %,<br />

bei Frauen ist sie höher als bei Männern,<br />

bei kinderreichen Familien<br />

höher als bei Familien ohne Kinder<br />

oder nur mit ein oder zwei Kindern.<br />

Sie stieg in <strong>den</strong> letzten Jahren auch<br />

bei Erwerbstätigen an.<br />

Quelle: www.armutsatlas.de<br />

Altersarmut<br />

Altersarmut ist verglichen etwa mit<br />

der Armut von Kindern oder Alleinerziehen<strong>den</strong><br />

derzeit kein akutes gesellschaftliches<br />

Problem. Das Armutsrisiko<br />

Älterer hat trotz schwieriger<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

nicht wesentlich zugenommen.<br />

Ende 2006 bezogen nur 2,6% der<br />

Frauen <strong>und</strong> 1,8% der Männer <strong>und</strong><br />

damit insgesamt 2,3% der Men-<br />

-9-<br />

schen im Alter ab 65 Jahren Gr<strong>und</strong>sicherung<br />

im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung.<br />

2 Trotz eines Anstiegs der<br />

Empfänger der Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />

Alter liegt der prozentuale Anteil in<br />

Thüringen aufgr<strong>und</strong> der Erwerbstätigkeit<br />

der Frauen in <strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahrzehnten noch unter dem<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />

Diese Bestandsaufnahme sagt aber<br />

nichts über die Zukunft aus. Niedrige<br />

Alterseinkommen drohen in<br />

Zukunft bei Personengruppen, die<br />

längere Phasen selbständiger oder<br />

unselbständiger Tätigkeit mit geringem<br />

Einkommen, geringfügiger<br />

Beschäftigung, Arbeitslosigkeit oder<br />

familienbedingter Erwerbsunterbrechungen<br />

in ihren Erwerbsbiografien<br />

aufweisen. Gute <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong><br />

eine möglichst durchgängige Erwerbsbiografie<br />

bei ausreichendem<br />

Einkommen verbessern die Möglichkeiten<br />

für die erforderliche zusätzliche<br />

Altersvorsorge. Sie sind aber<br />

kein Garant mehr für eine lebensstandardsichernde<br />

Rente.<br />

Wohlfahrtsverbände vermuten, dass<br />

die Armutsrisikoquote von Älteren in<br />

<strong>den</strong> nächsten Jahren drastisch steigt.<br />

Gründe sind u. a. die hohe Arbeitslosigkeit<br />

von über 50-Jährigen, die<br />

hohe Anzahl von prekären <strong>und</strong> gering<br />

bezahlten Beschäftigungsverhältnissen<br />

älterer Arbeitnehmer sowie<br />

das veränderte Rentenrecht.<br />

Die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />

<strong>und</strong> bei Erwerbsminderung<br />

§ 41ff. SGB XII ist eine bedarfsorientierte<br />

Sozialleistung zur Sicherstellung<br />

des notwendigen Lebensunterhalts.<br />

Personen die die Altersgrenze<br />

erreicht haben oder wegen Ewerbsminderung<br />

auf Dauer aus dem Erwerbsleben<br />

ausgeschie<strong>den</strong> sind <strong>und</strong><br />

ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten<br />

können, erhalten damit eine<br />

Unterstützung, mit der das soziokulturelle<br />

Existenzminimum ge deckt<br />

wer<strong>den</strong> kann. Die Gr<strong>und</strong>sicherung


im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung<br />

ist eine Leistung der Sozialhilfe<br />

<strong>und</strong> erfüllt die gleiche Funktion<br />

wie die Hilfe zum Lebensunterhalt,<br />

jedoch für einen speziellen Personenkreis.<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung wird nur<br />

auf Antrag gewährt. Zuständig sind<br />

die Sozialämter. Gr<strong>und</strong>sicherung<br />

im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminde-<br />

Informationen<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />

rung erhält, wer das 18. Lebensjahr<br />

vollendet hat <strong>und</strong> dauerhaft voll<br />

erwerbsgemindert ist im Sinne der<br />

gesetzlichen Rentenversicherung<br />

§ 43 Abs. 2 SGB VI) oder die Altersgrenze<br />

erreicht hat. Die Leistungen<br />

richten sich nach § 42 SGB XII <strong>und</strong><br />

entsprechen <strong>den</strong>en der Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

in der Sozialhilfe. Die<br />

Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt insgesamt nach Geschlecht, Altersgruppen <strong>und</strong> Kreisen ( Wohnkreis )<br />

Gebietsstand: 31.12.2008, Quelle: www.tls.thueringen.de<br />

Kreisfreie Stadt<br />

Landkreis<br />

---<br />

Außerhalb Thüringens<br />

Insgesamt<br />

31.12.2008<br />

Insgesamt<br />

unter 7 7 – 18<br />

davon im Alter von ... bis<br />

unter ... Jahren<br />

18 –<br />

25<br />

25 –<br />

50<br />

-10-<br />

50 – 65<br />

Und zwar<br />

Personen<br />

65 <strong>und</strong><br />

mehr<br />

Leistungen wer<strong>den</strong> nach Regelsätzen<br />

pauschaliert bemessen, die von<br />

<strong>den</strong> Landesregierungen festgelegt<br />

wer<strong>den</strong> § 28 Abs. 2 SGB XII). Dazu<br />

kommen die Mehrbedarfe nach<br />

§ 30 SGB XII, etwa bei notwendiger<br />

Krankenkost, die Übernahme der<br />

Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherungsbeiträge<br />

sowie Leistungen für Un-<br />

männlich weiblich <strong>Aus</strong>länder<br />

Stadt Erfurt 914 50 104 86 324 176 174 505 409 21<br />

Stadt Gera 426 16 21 54 174 106 55 253 173 4<br />

Stadt Jena 306 4 10 34 133 71 54 158 148 1<br />

Stadt Suhl 116 3 9 6 43 33 22 70 46 1<br />

Stadt Weimar 289 10 48 43 102 46 40 168 121 7<br />

Stadt Eisenach 355 11 21 32 169 85 37 208 147 14<br />

Eichsfeld 441 4 18 21 137 126 135 237 204 1<br />

Nordhausen 393 11 22 32 164 73 91 213 180 4<br />

Wartburgkreis 289 2 5 19 104 90 69 166 123 1<br />

Unstrut-Hainich-Kreis 532 18 27 38 172 149 128 268 264 -<br />

Kyffhäuserkreis 293 13 19 20 99 78 64 152 141 -<br />

Schmalkal<strong>den</strong>-Meiningen 292 1 20 21 92 86 72 161 131 1<br />

Gotha 494 9 36 35 205 121 88 302 192 2<br />

Sömmerda 263 12 54 45 71 30 51 159 104 -<br />

Hildburghausen 297 2 16 24 118 64 73 171 126 2<br />

Ilm-Kreis 367 14 60 39 126 74 54 213 154 1<br />

Weimarer Land 328 13 17 18 127 104 49 181 147 1<br />

Sonneberg 150 1 3 5 61 47 33 77 73 -<br />

Saalfeld-Rudolstadt 455 13 69 41 161 108 63 284 171 1<br />

Saale-Holzland-Kreis 175 10 7 20 73 40 25 102 73 1<br />

Saale-Orla-Kreis 402 14 42 67 154 61 64 234 168 -<br />

Greiz 312 9 21 31 127 78 46 204 108 -<br />

Altenburger Land 309 8 16 15 105 82 83 173 136 5<br />

Thüringen zusammen 8198 248 665 746 3041 1928 1570 4659 3539 68<br />

Außerhalb Thüringens 482 2 16 82 181 101 100 270 212 2<br />

Insgesamt 8680 250 681 828 3222 2029 1670 4929 3751 70


Informationen<br />

Armut in Pflegeeinrichtungen<br />

terkunft <strong>und</strong> Heizung. Anspruch auf<br />

Leistungen der Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />

Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung haben<br />

die berechtigten Personen nur,<br />

soweit der Lebensunterhalt nicht aus<br />

dem Einkommen <strong>und</strong>/oder dem Vermögen<br />

sichergestellt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der niedriger wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Renteneinkommen ist ein starker Anstieg<br />

der Empfänger zu erwarten, die<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter beziehen.<br />

R<strong>und</strong> ein Viertel der Gr<strong>und</strong>sicherungsbezieher<br />

leben gegenwärtig in<br />

stationären Einrichtungen. Pflegebedürftigkeit<br />

in stationären Einrichtungen<br />

wird aufgr<strong>und</strong> der steigen<strong>den</strong><br />

Heimentgelte <strong>und</strong> der geringer wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Rentenzahlbeträge ein hohes<br />

Armutsrisiko.<br />

§ 71 Altenhilfe SGB XII sagt folgendes<br />

aus:<br />

(1) Alten Menschen soll außer <strong>den</strong><br />

Leistungen nach <strong>den</strong> übrigen Bestimmungen<br />

dieses Buches Altenhilfe<br />

gewährt wer<strong>den</strong>. Die Altenhilfe soll<br />

dazu beitragen, Schwierigkeiten, die<br />

durch das Alter entstehen, zu verhüten,<br />

zu überwin<strong>den</strong> oder zu mildern<br />

<strong>und</strong> alten Menschen die Möglichkeit<br />

zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft<br />

teilzunehmen.<br />

(2) Als Leistungen der Altenhilfe kommen<br />

insbesondere in Betracht:<br />

1. Leistungen zu einer Betätigung <strong>und</strong><br />

zum gesellschaftlichen Engagement,<br />

wenn sie vom alten Menschen gewünscht<br />

wird,<br />

2. Leistungen bei der Beschaffung <strong>und</strong><br />

zur Erhaltung einer Wohnung, die<br />

<strong>den</strong> Bedürfnissen des alten Menschen<br />

entspricht,<br />

3. Beratung <strong>und</strong> Unterstützung in allen<br />

Fragen der Aufnahme in eine<br />

Einrichtung, die der Betreuung alter<br />

Menschen dient, insbesondere bei<br />

der Beschaffung eines geeigneten<br />

Heimplatzes,<br />

4. Beratung <strong>und</strong> Unterstützung in allen<br />

Fragen der Inanspruchnahme altersgerechter<br />

Dienste,<br />

5. Leistungen zum Besuch von Veranstaltungen<br />

oder Einrichtungen, die<br />

der Geselligkeit, der Unterhaltung,<br />

der Bildung oder <strong>den</strong> kulturellen Bedürfnissen<br />

alter Menschen dienen,<br />

6. Leistungen, die alten Menschen die<br />

Verbindung mit nahe stehen<strong>den</strong> Personen<br />

ermöglichen.<br />

(3) Leistungen nach Absatz 1 sollen<br />

auch erbracht wer<strong>den</strong>, wenn sie der<br />

Vorbereitung auf das Alter dienen.<br />

(4) Altenhilfe soll ohne Rücksicht auf<br />

vorhan<strong>den</strong>es Einkommen oder Vermögen<br />

geleistet wer<strong>den</strong>, soweit im<br />

Einzelfall Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

erforderlich sind.<br />

Dr. Jan Steinhaußen, Soziokulturelles<br />

Forum der Marie-Seebach-Stiftung<br />

Weimar, JSteinhaussen@gmx.de<br />

1 Vgl. 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />

2008, S.165 f.<br />

2 Vgl. 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />

2008, S.V.<br />

Armut in Pflegeeinrichtungen<br />

–<br />

Die wirklich Armen<br />

kommen erst noch<br />

Während in Thüringen die Anzahl<br />

der Empfänger von Leistungen<br />

nach dem 5. bis 9. Kapitel SGB XII<br />

von 2003 bis 2007 insgesamt um<br />

12 Prozent gesunken ist, hat sich die<br />

Anzahl der Empfänger in der Altersgruppe<br />

der über 65-Jährigen um<br />

26 Prozent erhöht.<br />

Die Anzahl der Empfänger von<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter ist von<br />

3.260 im Jahr 2003 auf 4.630 im<br />

Jahr 2007 um 30 Prozent gestiegen.<br />

In Thüringen <strong>und</strong> in Sachsen sind die<br />

Bezugsquoten b<strong>und</strong>esweit <strong>den</strong>noch<br />

mit 0,6 Prozent am niedrigsten.<br />

Hilfe zur Pflege nach SGB XII bezogen<br />

2003 4.802 Personen. 2007<br />

-11-<br />

waren es bereits 5.954 Leistungsempfänger.<br />

Das entspricht einer<br />

Steigerung um 24 Prozent.<br />

Gleichzeitig ist in Deutschland aber<br />

auch die Anzahl der über 65-Jährigen<br />

von 2003 bis 2008 um<br />

14 Prozent gestiegen. 2003 waren<br />

447.747 Menschen 65 Jahre <strong>und</strong><br />

älter, 2008 bereits 512.431. Um<br />

19 Prozent erhöhte sich auch die<br />

Anzahl der Pflegebedürftigen in stationären<br />

Pflegeeinrichtungen, von<br />

16.835 im Jahr 2003 auf 20.052<br />

in 2007.<br />

In <strong>den</strong> 26 Pflegeinrichtungen der<br />

AWO AJS gGmbH hat sich die Anzahl<br />

der Sozialleistungsempfänger<br />

um 18 Prozent erhöht, die Entwicklungen<br />

sind aber im Einzelnen sehr<br />

unterschiedlich. Sie reichen von einer<br />

Zunahme um 33 Prozent bis zu<br />

einem rückläufigen Trend. Auch der<br />

Anteil der Leistungsempfänger gemessen<br />

an der Bewohnerzahl der<br />

Einrichtung liegt bei einer Quote<br />

zwischen 10 bis 45 Prozent.<br />

Ursache hierfür sind unterschiedliche<br />

Kosten in <strong>den</strong> Einrichtungen,<br />

die aus der Höhe des Investitionskostensatzes,<br />

der zwischen 2,56 <strong>und</strong><br />

22 Euro pflegetäglich liegen kann,<br />

resultieren. Die Investitionskosten<br />

bestimmen die Eigenbeteiligung der<br />

Bewohner, die sich je nach Pflegestufe<br />

um bis 600 Euro monatlich unterschei<strong>den</strong><br />

kann. Einkommensschwache<br />

<strong>Senioren</strong> <strong>und</strong> deren Angehörige<br />

wählen deshalb bevorzugt die mit<br />

öffentlichen Mitteln geförderten <strong>und</strong><br />

deshalb preisgünstigeren Einrichtungen,<br />

sofern sie wohnortnah zur Verfügung<br />

stehen.<br />

In der Erfurter Pflegeeinrichtung der<br />

AWO AJS gGmbH liegt der Eigenanteil<br />

für die Bewohner beispielweise<br />

zwischen 689 <strong>und</strong> 963 Euro<br />

monatlich je nach Pflegestufe, das<br />

durchschnittliche Einkommen aus Altersrente<br />

<strong>und</strong> Witwenrente zwischen


800 <strong>und</strong> 1.000 Euro monatlich. Nur<br />

wenige müssen deshalb ergänzende<br />

Hilfen in Anspruch nehmen. „Würde<br />

dieses zusätzliche Einkommen wegfallen,<br />

müsste nahezu jeder Zweite<br />

Sozialleistungen beantragen.“, sagt<br />

Franziska Apley, Einrichtungsleiterin<br />

des Hauses. Diese Einschätzung teilen<br />

auch viele ihrer Kollegen in <strong>den</strong><br />

andern Einrichtungen.<br />

Wirklich schwierig wird die finanzielle<br />

Situation bei <strong>den</strong> ledigen oder<br />

geschie<strong>den</strong>en <strong>und</strong> kinderlosen Bewohnern,<br />

die neben ihrer Altersrente<br />

keine zusätzlichen Einkommen beziehen.<br />

Besonders dann, wenn es<br />

sich um sehr aktive <strong>Senioren</strong> handelt,<br />

die gern noch <strong>Aus</strong>flüge oder<br />

Reisen machen, Bücher kaufen oder<br />

Veranstaltungen besuchen. Das sind<br />

in der Mehrzahl Frauen. Betroffen<br />

sind aber auch Menschen mit vielen<br />

Krankheiten, die zwar zuzahlungsbefreit<br />

sind, aber <strong>den</strong>noch bis zu<br />

80 Euro im Monat für benötigte,<br />

aber nicht verschreibungspflichtige<br />

Medikamente ausgeben müssen.<br />

Insgesamt – so die Einschätzung der<br />

Einrichtungsleiter – können die meisten<br />

Bewohner heute unabhängig, ob<br />

aus ihrem eigenen Einkommen oder<br />

mit ergänzen<strong>den</strong> Sozialleistungen,<br />

gut in <strong>den</strong> Einrichtungen leben. Es<br />

wer<strong>den</strong> hier nur selten Unterschiede<br />

zwischen mittellosen <strong>und</strong> finanziell<br />

gut gestellten <strong>Senioren</strong> deutlich. Defizitäre<br />

Zustände in der sächlichen<br />

<strong>Aus</strong>stattung der Bewohner sind eher<br />

selten. Zudem sind die Zimmer mit<br />

einem sehr guten Standard ausgestattet,<br />

die das Mitbringen von weiteren<br />

Möbelstücken nicht unbedingt<br />

erforderlich machen.<br />

Für viele kann das Leben im Pflegeheim<br />

– unabhängig von der finanziellen<br />

Situation – sogar ein Mehr an<br />

Lebensqualität bedeuten, insbesondere<br />

dann, wenn der ältere Mensch<br />

vorher in der Häuslichkeit isoliert<br />

lebte ohne Angehörige <strong>und</strong> Hilfe<br />

Informationen<br />

Armut in Pflegeeinrichtungen<br />

von außen, ohne geregelte Essenversorgung<br />

oder pflegerische <strong>und</strong><br />

hauswirtschaftliche Betreuung.<br />

Armut im Pflegeheim ist heute noch<br />

kein Problem. Das könnte sich ändern,<br />

<strong>den</strong>n die wirklich Armen kommen<br />

erst noch.<br />

Nach einer Studie des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung (DIW)<br />

hat sich die Einkommenssituation<br />

der Älteren seit Mitte der achtziger<br />

Jahre <strong>und</strong> besonders in <strong>den</strong> neunziger<br />

Jahren noch deutlich verbessert:<br />

Die Armutsrate bei alleinleben<strong>den</strong><br />

älteren Menschen sank um knapp<br />

8 Prozent. Nur knapp 2 Prozent<br />

aller Rentner beziehen lediglich die<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter. Die älteren<br />

ostdeutschen Jahrgänge können<br />

heute im Mittel noch 900 bis<br />

1000 Euro Rente erwarten.<br />

Künftig wer<strong>den</strong> die Renten in Ostdeutschland<br />

aber im Durchschnitt<br />

deutlich sinken. Dies ist eines der<br />

zentralen Ergebnisse einer Studie<br />

des DIW. Für einen Großteil derjenigen,<br />

die in zehn bis zwanzig<br />

Jahren in Rente gehen, wird die<br />

gesetzliche Rente sogar nahe oder<br />

unter der Gr<strong>und</strong>sicherung von<br />

600 Euro liegen. Hauptgr<strong>und</strong> für<br />

diese Entwicklung ist die anhaltend<br />

hohe Arbeitslosigkeit sowie das niedrige<br />

Lohnniveau in <strong>den</strong> ostdeutschen<br />

B<strong>und</strong>esländern in Kombination mit<br />

der Absenkung des Rentenniveaus.<br />

Hinzu kommt der Trend zu mehr<br />

-12-<br />

Teilzeit- <strong>und</strong> geringfügiger Beschäftigung,<br />

zu wenig Vermögen <strong>und</strong> eine<br />

eingeschränkte Sparfähigkeit durch<br />

diskontinuierliche Erwerbsbiografien.<br />

Und während in Westdeutschland<br />

die niedrigen Renten von Frauen<br />

häufig noch durch höhere Renten<br />

des Mannes ausgeglichen wer<strong>den</strong><br />

können, entfällt auch dieser Effekt in<br />

Ostdeutschland.<br />

In <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahrzehnten<br />

ist deshalb auch in <strong>den</strong> Thüringer<br />

Pflegeeinrichtungen mit einem Anstieg<br />

der Sozialleistungsbezieher zu<br />

rechnen. Fraglich ist, ob die sozialen<br />

Sicherungssysteme in der Lage<br />

sind, die Zunahme der Hilfebedürftigen<br />

zu verkraften oder ob künftig<br />

sinkende soziale Leistungen mit<br />

sinken<strong>den</strong> baulichen, personellen<br />

<strong>und</strong> fachlichen Standards einhergehen.<br />

Für arme <strong>Senioren</strong> könnte das<br />

das Mehrbettzimmer statt Ein- <strong>und</strong><br />

Zweibettzimmer oder die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

statt einer umfassen<strong>den</strong><br />

Betreuung <strong>und</strong> Pflege bedeuten. Erst<br />

dann würde Armut im Alter auch in<br />

Pflegeeinrichtungen deutlich sichtbar<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Steffi Lange<br />

AWO Landesverband Thüringen e. V.<br />

Pfeiffersgasse 12<br />

99084 Erfurt<br />

Tel.: 0361/21 03 11 57<br />

Fax: 0361/21 03 11 49<br />

E-Mail: Steffi.lange@awo-thueringen.de<br />

www.awo-thueringen.de


Aktion gegen Armut –<br />

Der Sozialverband VdK reagiert<br />

auf eine alarmierende Entwicklung<br />

Während 3 Millionen Rentner<br />

von Armut bedroht sind, leben in<br />

Deutschland bereits 2,5 Millionen<br />

Kinder in Armut. Die Neurenten des<br />

Jahres 2006 liegen durchschnittlich<br />

mehr als 10 % unter <strong>den</strong>en des Jahres<br />

2000. Im Jahr 2020 wird laut<br />

Prognosen der OECD jeder vierte<br />

Rentenempfänger von Armut betroffen<br />

sein. Auf diese alarmierende Entwicklung<br />

reagiert der Sozialverband<br />

VdK Deutschland seit 2008 mit einer<br />

b<strong>und</strong>esweiten „Aktion gegen Armut“.<br />

Plakatmotiv der Kampagne zur Altersarmut.<br />

Projekte<br />

Aktion gegen Armut<br />

Die VdK will damit Politik, Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Bevölkerung aufrütteln, aber vor<br />

allem <strong>den</strong> Druck auf die Sozialpolitik<br />

der Regierungsparteien in B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Ländern erhöhen: „Armutsbekämpfung<br />

<strong>und</strong> -vermeidung gehört ganz<br />

oben auf die politische Tagesordnung“,<br />

betont VdK-Präsi<strong>den</strong>tin Ulrike<br />

Mascher.<br />

Als armutsgefährdet gelten Menschen,<br />

die monatlich nur 60 % des<br />

Durchschnittseinkommens zur Verfügung<br />

haben. Dabei handelt es sich<br />

um Menschen, die mit weniger als<br />

880 Euro zurechtkommen müssen.<br />

In Deutschland sind davon 3 Millionen<br />

Rentner betroffen. Derzeit<br />

ist jede Dritte alleinstehende Rentnerin<br />

von Armut bedroht. Obwohl<br />

die Rentner in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />

stärker zur Kasse gebeten wur<strong>den</strong><br />

als andere Bevölkerungsgruppen,<br />

hat nach Rechnungen des VdK ein<br />

Durchschnittsrentner durch die Renten-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreformen der<br />

letzten Jahre heute r<strong>und</strong> 130 Euro<br />

pro Monat weniger zur Verfügung<br />

als noch vor fünf Jahren.<br />

Um der wachsen<strong>den</strong> Altersarmut<br />

präventiv entgegenzuwirken fordert<br />

die VdK:<br />

-13-<br />

1. Die gesetzliche Rente darf nicht<br />

noch weiter in Richtung Gr<strong>und</strong>sicherung<br />

im Alter sinken. Der<br />

für 2011 geplante Nachholfaktor<br />

darf nicht in Kraft treten.<br />

2. Die Wiederbelebung der „Rente<br />

nach Mindesteinkommen“. Dabei<br />

wird Geringverdienern der<br />

Rentenversicherungsbeitrag aufgestockt<br />

<strong>und</strong> zwar auf eine Beitragshöhe,<br />

die 75 Prozent des<br />

Beitrags eines Durchschnittsverdieners<br />

entspricht.<br />

3. Dass die Rentenversicherungsbeitragszahlungen<br />

für ALG II-Empfänger<br />

deutlich erhöht wer<strong>den</strong>,<br />

so dass auch Langzeitarbeitslose<br />

wieder Rentenanwartschaften<br />

in nennenswerter Höhe erzielen<br />

können.<br />

4. Die Riester-Rente darf künftig nicht<br />

mehr in vollem Maße auf die<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter angerechnet<br />

wer<strong>den</strong>. Sonst wird derjenige,<br />

der trotz geringen Einkommens<br />

zusätzlich privat vorgesorgt<br />

hat, um Armut im Alter zu verhindern,<br />

am Ende noch bestraft.<br />

Zusätzlich muss das Schonvermögen<br />

bei Hartz IV erhöht wer<strong>den</strong>,<br />

damit Menschen die privat<br />

fürs Alter vorsorgen im Falle der<br />

Arbeitslosigkeit das Ersparte nicht<br />

wieder weggenommen wird.<br />

5. Nur wenn alle Arbeitnehmer einen<br />

Lohn erhalten, von dem sie ohne<br />

staatliche Aufstockung leben können,<br />

wer<strong>den</strong> sie eine ausreichende<br />

Rente fürs Alter aufbauen.<br />

6. Um die Beschäftigungschancen<br />

älterer Arbeitnehmer zu verbessern,<br />

dürfen Weiterbildungs- <strong>und</strong><br />

Qualifizierungsmaßnahmen keiner<br />

Al tersgrenze unterliegen.<br />

Ohne bessere Beschäftigungschancen<br />

für Ältere macht „Rente<br />

mit 67“ keinen Sinn, sie führt<br />

lediglich zu Rentenkürzungen<br />

durch Abschläge bei vorzeitigem<br />

Rentenbeginn <strong>und</strong> fördert damit<br />

die Altersarmut.


Mit seiner b<strong>und</strong>esweiten „Aktion gegen<br />

Armut“ will der Sozialverband<br />

VdK jetzt ein Zeichen setzen für mehr<br />

Solidarität mit <strong>den</strong> Schwächsten im<br />

Land. Denn: „Kinder- <strong>und</strong> Altersarmut<br />

in Deutschland ist ein Armutszeugnis<br />

für unser Land“, betont die<br />

Präsi<strong>den</strong>tin des Sozialverbands VdK<br />

Deutschland, Ulrike Mascher.<br />

Robert Friedrich<br />

Landesseniorenvertretung<br />

Thüringen e. V.<br />

Der Sozialverband VdK<br />

Deutschland e. V. ist ein gemeinnütziger<br />

Verein mit Hauptsitz<br />

in Bonn-Bad Godesberg. Gegründet<br />

wurde er in Deutschland<br />

im Jahr 1950 unter dem Namen<br />

„Verband der Kriegsbe schädigten,<br />

Kriegshinterbliebenen <strong>und</strong> Sozialrentner<br />

Deutschlands e. V.“<br />

Mit 1,5 Millionen Mitgliedern ist<br />

er der größte Sozialverband in<br />

Deutschland. Er vertritt die Interessen<br />

von Menschen mit Behinderungen,<br />

chronisch Kranken,<br />

Seniorinnen <strong>und</strong> <strong>Senioren</strong>,<br />

Gäste der Blankenhainer Tafel.<br />

Projekte<br />

Aktion gegen Armut<br />

Weitere Informationen sowie Materialien<br />

zum herunterla<strong>den</strong> fin<strong>den</strong> Sie<br />

auf: www.aktion-gegen-armut.de<br />

Sozialverband VdK Deutschland e. V.<br />

Wurzerstraße 4 a<br />

53175 Bonn<br />

Telefon: 0228/8 20 93-0<br />

Telefax: 0228/8 20 93-43<br />

info@aktion-gegen-armut.de<br />

Patientinnen <strong>und</strong> Patienten gegenüber<br />

der Politik <strong>und</strong> an <strong>den</strong><br />

Sozial gerichten. Ob Ges<strong>und</strong>heits-,<br />

Rente- <strong>und</strong> Pflegereform,<br />

Behinderten- oder Arbeitsmarktpolitik<br />

- der Sozialverband VdK<br />

bringt seine Erfahrung in die Gremien<br />

der B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamente<br />

ein, damit sozial Schwache<br />

zu ihrem Recht kommen.<br />

-14-<br />

Sozialverband VdK<br />

Hessen-Thüringen e. V.<br />

Geschäftsstelle Thüringen<br />

Am Anger 32<br />

07743 Jena<br />

Tel.: 03641/28 89-0<br />

Fax: 03641/28 89-33<br />

bgst.ostthueringen@vdk.de


Armutsfürsorge<br />

für Bedürftige im Jenaer<br />

Tafel Verein<br />

Die Jenaer Tafel setzt sich seit 15 Jahren<br />

dafür ein, für in Not geratene Bürger<br />

der Stadt Jena <strong>und</strong> des Umlandes<br />

nicht mehr benötigte, aber noch verwendungsfähige<br />

Nahrungsmittel <strong>und</strong><br />

gebrauchte Textilien zu sammeln <strong>und</strong><br />

an die Bedürftigen weiterzugeben.<br />

Zur Zielgruppe, die von der Jenaer<br />

Tafel unterstützt wer<strong>den</strong>, gehören<br />

Bürger mit niedrigem Einkommen,<br />

die nicht in der Lage sind, für ihren<br />

Lebensunterhalt allein aufzukommen.<br />

Das sind vor allem Hartz-IV-Empfänger,<br />

alleinerziehende Personen mit<br />

Kindern <strong>und</strong> 10 % Rentner. Unter <strong>den</strong><br />

Rentnern ist eine große Gruppe von<br />

Spätaussiedlern aus <strong>den</strong> ehemaligen<br />

Ländern der Sowjetunion.<br />

Derzeit versorgt die Tafel 950 Bedürftige.<br />

Supermärkte, Lebensmittelhändler,<br />

Bäckereien, Gärtnereien,<br />

Getränkemärkte, Fleischbetriebe<br />

u.a. stellen der Tafel Lebensmittel,<br />

die am Ende des Tages übrig bleiben<br />

oder nahe am Verfalldatum sind, zur<br />

Verfügung. Zwei gesponserte Kleinlaster<br />

der Jenaer Tafel holen nach<br />

einem täglichen Routenplan die Lebensmittel<br />

ab. Am Tafelhaus wer<strong>den</strong><br />

die gesponserten Lebensmittel von<br />

ehrenamtlichen Helfern sortiert <strong>und</strong><br />

täglich von Montag bis Freitag an die<br />

Bedürftigen ausgegeben. Das Besondere<br />

der Jenaer Tafel ist, dass täglich<br />

von Montag bis Freitag auch ein in<br />

der eigenen Küche zubereitetes Frühstück,<br />

Mittagessen wie auch Kaffeetrinken<br />

angeboten wird.<br />

Die Arbeiten an der Jenaer Tafel<br />

wer<strong>den</strong> hauptsächlich von <strong>den</strong> 65<br />

ehrenamtliche Mitarbeitern, aber<br />

auch einigen ABM-Kräften, Ein-<br />

Euro-Jobbern, schwer vermittelbaren<br />

Arbeitskräften <strong>und</strong> Schwerbeschädigten<br />

durchgeführt.<br />

Organisationen stellen sich vor<br />

Jenaer Tafel<br />

Jürgen Bromme in seinem Büro bei der Jenaer Tafel.<br />

Für Lebensmittel, Essen <strong>und</strong> Kleidung<br />

geben die Bedürftigen jeweils eine<br />

symbolische Spende zur Mitfinanzierung<br />

für die an der Tafel anfallen<strong>den</strong><br />

Betriebskosten. Weitere Einnahmen<br />

kommen überwiegend von <strong>den</strong> Beiträgen<br />

der 72 Vereinsmitglieder, von<br />

Privatpersonen, Firmen <strong>und</strong> Institutionen.<br />

Die Spen<strong>den</strong>freudigkeit nimmt<br />

aber spürbar ab.<br />

Es sind immer größere Anstrengungen<br />

erforderlich, um Unterstützung<br />

zu bekommen.<br />

Seit 1997 befindet sich das Tafelhaus<br />

mit <strong>den</strong> Geschäftsräumen in der Seidelstraße<br />

Nr. 21.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der arbeitsmarktpolitischen<br />

Veränderungen nehmen immer mehr<br />

in Not geratene Menschen die Angebote<br />

<strong>und</strong> Hilfeleistungen der Jenaer<br />

Tafel in Anspruch. Seit 2007 stößt sie<br />

mit <strong>den</strong> derzeitigen Räumlichkeiten an<br />

ihre Kapazitätsgrenze, so dass immer<br />

wieder bedürftige Personen abgewiesen<br />

wer<strong>den</strong> müssen. Deshalb hat die<br />

Jenaer Tafel von der Stadt Jena ein<br />

größeres Objekt in Lobeda-West auf<br />

Basis des Erbbaurechts erworben.<br />

Um die ehemalige Kindertagesstätte<br />

für die Tafel nutzen zu können, sind<br />

eine Reihe von Umbaumaßnahmen<br />

erforderlich. Diese sind aber nur zu<br />

realisieren, wenn dafür das erforderliche<br />

Geld durch Fördermittel des<br />

-15-<br />

Landes <strong>und</strong> der Stadt Jena, durch<br />

Eigenleistungen des Tafelvereins <strong>und</strong><br />

durch Spen<strong>den</strong> von Firmen <strong>und</strong> Privatpersonen<br />

aufgebracht wird.<br />

Der Vorstand der Jenaer Tafel unternimmt<br />

alles, damit der Umzug im IV.<br />

Quartal dieses Jahres erfolgen kann,<br />

um in Zukunft noch mehr Bedürftige<br />

unterstützen zu können.<br />

Jürgen Bromme, Vereinsvorsitzender<br />

Jenaer Tafel e. V.<br />

Jenaer Tafel<br />

Seidelstraße 21, 07749 Jena<br />

Tel.: 03641/33 69 20<br />

Fax: 03641/33 69 21<br />

E-Mail: tafelhaus@jenaertafel.de


Sozial-WG „Herberge<br />

Aubachtal“ – Betreuung<br />

sozial benachteiligter<br />

Bürger<br />

Seit 1993 betreibt die Volkssolidarität<br />

eine Unterkunft für obdachlose<br />

Bürger. Das Haus mit dem Namen<br />

„Herberge Aubachtal“ hat eine<br />

Übernachtungskapazität von<br />

bis zu 30 Betten <strong>und</strong> ist ganztägig<br />

geöffnet.<br />

Bürger ohne festen Wohnsitz können<br />

sich hier bis zu drei Tagen aufhalten.<br />

Seit dem 01. Mai 2008 konnten<br />

wir mit Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung der<br />

Stadtverwaltung <strong>und</strong> dem Landkreis<br />

Greiz <strong>den</strong> Charakter des Obdachlosenhauses<br />

in eine Dauer-Wohnunterkunft<br />

umwandeln. Das neue Projekt<br />

heißt jetzt: „Sozial-WG“.<br />

Die Betreuung erfolgt wieder<br />

24 Stun<strong>den</strong> am Tag. Neben der Vermietung<br />

von Wohnraum bleibt auch<br />

die Betreuung von Menschen ohne<br />

festen Wohnsitz (Durchwanderer)<br />

eine weitere Aufgabe.<br />

Hintergr<strong>und</strong> für Wohnungslosigkeit<br />

bzw. der Betreuung von Menschen<br />

ohne eigner Wohnung sind: Sucht-<br />

Organisationen stellen sich vor<br />

Herberge Aubachtal<br />

krankheiten, Hilflosigkeit im Alter,<br />

Ehescheidungen, dauerhafte Arbeitslosigkeit,<br />

Haftentlassung oder<br />

andere Gründe.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Wohnfähigkeit<br />

von betroffenen wiederherzustellen.<br />

Wir bieten Bürgern, die in Not geraten<br />

sind, eine Übernachtungsmöglichkeit.<br />

Thomas Gerling<br />

Kreisgeschäftsführer der Volkssolidarität<br />

– Kreisverband Greiz e. V.<br />

„Herberge Aubachtal“<br />

Reichenbacher Str. 158,<br />

07973 Greiz<br />

Tel.: 03661/67 29 67<br />

-16-<br />

Sprechst<strong>und</strong>e:<br />

Montag-Mittwoch-Freitag:<br />

08.00 - 12.00 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung<br />

Öffnungszeiten der „Herberge<br />

Aubachtal“:<br />

täglich ganztätig geöffnet.<br />

Ansprechpartner: Mara Schnabel/<br />

Leiterin<br />

Bewohner im Projekt<br />

Sozial-WG der<br />

Herberge Aubachtal.


Schuldnerberatung<br />

in Thüringen<br />

Organisationen stellen sich vor<br />

Schuldnerberatung Thüringen<br />

Situation:<br />

In Deutschland sind mehr als 3 Millionen<br />

Haushalte überschuldet <strong>und</strong><br />

jedes Jahr kommen weitere hinzu.<br />

<strong>Aus</strong> der Schuldnerberatung ist bekannt,<br />

dass Überschuldung mehrere<br />

<strong>Aus</strong>löser hat.<br />

Arbeitslosigkeit, mit in der Regel<br />

deutlichen Einkommenseinbußen, ist<br />

der empirisch wichtigste Einzelüberschuldungsfaktor.<br />

Es handelt sich hier<br />

um ein kritisches Lebensereignis, das<br />

in vielen Fällen schwer vorhersehbar<br />

ist. Mit länger andauernder Arbeitslosigkeit<br />

steigt das Überschuldungsrisiko<br />

weiter an. Weitere kritische Lebensereignisse<br />

wie Unfall, Krankheit<br />

oder Trennung treffen die Haushalte<br />

in der Regel unerwartet <strong>und</strong> destabilisieren<br />

sie häufig sowohl ökonomisch<br />

wie psychosozial. Ursache, in<br />

die Überschuldung zu geraten, kann<br />

auch ein geringes Einkommen sein,<br />

das zur Aufnahme von Krediten führt,<br />

um <strong>den</strong> gewohnten Lebensstandard<br />

zu sichern.<br />

Mangelnde finanzwirtschaftliche<br />

Kenntnisse können dazu führen,<br />

dass das Risiko der Kreditaufnahme<br />

nicht adäquat abgeschätzt wer<strong>den</strong><br />

kann, möglicherweise eine hohe Anfälligkeit<br />

gegenüber <strong>den</strong> aufdringlichen<br />

Werbepraktiken von unseriösen<br />

Anbietern besteht <strong>und</strong>/oder die<br />

aufgenommenen Kredite in einem<br />

Missverhältnis zum Einkommen stehen.<br />

Hier agieren Finanzanbieter<br />

mit aggressiver Kun<strong>den</strong>werbung für<br />

Konsumentenkredite <strong>und</strong> versäumen<br />

es, die Kreditwürdigkeit ihrer<br />

Kreditkun<strong>den</strong> auch bei der Vergabe<br />

von Kleinstkrediten zu prüfen. Diese<br />

Praktiken sind für eine Vielzahl der<br />

Überschuldungsfälle zumindest mit<br />

ursächlich (3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht).<br />

<strong>Senioren</strong> machen keine Schul<strong>den</strong>,<br />

<strong>Senioren</strong> sind vernünftig <strong>und</strong> kommen<br />

aus einer Generation, in der<br />

man keine Schul<strong>den</strong> macht: Beides<br />

sind gängige Vorurteile, dabei können<br />

sich <strong>Senioren</strong> ebenso schnell<br />

verschul<strong>den</strong>, sei es um <strong>den</strong> Herzenswunsch<br />

des Enkels zu erfüllen oder<br />

dessen Führerschein zu bezahlen.<br />

<strong>Senioren</strong> wer<strong>den</strong> auch Opfer von<br />

diversen Gewinnspielen. Um <strong>den</strong><br />

Gewinn einzulösen, heißt es oft, benötigt<br />

man noch ein Startgeld von<br />

15 bis 50 Euro, je nach Anbieter.<br />

Zu viele <strong>Senioren</strong> fallen auf diesen<br />

Trick herein <strong>und</strong> zahlen <strong>den</strong> geforderten<br />

Betrag. Sie fallen oft durch<br />

ihre Gutmütigkeit in die Schul<strong>den</strong>falle.<br />

Oftmals gibt es auch noch eine<br />

Hypothek auf das Haus oder es sind<br />

noch andere Schul<strong>den</strong> aus früheren<br />

Jahren vorhan<strong>den</strong>.<br />

Fakten:<br />

Bei älteren Menschen liegen die<br />

Gründe für Überschuldung häufig<br />

in einer misslungenen Immobilienfinanzierung<br />

oder in einer unzureichen<strong>den</strong><br />

Beratung durch Banken<br />

(Schul<strong>den</strong>report 2009, S. 34). Mit zunehmendem<br />

Alter wird die Schul<strong>den</strong>last<br />

immer höher. Die durchschnittlich<br />

höchsten Schul<strong>den</strong> hat nach<br />

Angaben des Schul<strong>den</strong>report 2009<br />

die Altersgruppe der 65-70-Jährigen.<br />

Im Durchschnitt stehen sie mit<br />

59.000,- Euro im Soll (ebenda,<br />

S. 38).<br />

Hilfe für Betroffene:<br />

Wenn eine Überschuldung bereits<br />

eingetreten ist, ermöglicht das seit<br />

1999 existierende Verbraucherinsolvenzverfahren<br />

sich nach einer Wohlverhaltensphase<br />

von <strong>den</strong> restlichen<br />

Verbindlichkeiten zu befreien <strong>und</strong><br />

damit einen wirtschaftlichen Neuanfang.<br />

Das vorhan<strong>den</strong>e Vermögen einer<br />

zahlungsunfähigen, natürlichen<br />

Person wird verwertet <strong>und</strong> der Erlös<br />

gleichmäßig an die Gläubigerinnen<br />

-17-<br />

<strong>und</strong> Gläubiger verteilt, wenn die<br />

Schuldnerinnen <strong>und</strong> Schuldner trotz<br />

redlichen Bemühens wirtschaftlich<br />

gescheitert sind.<br />

Die Schuldnerberatung nimmt im<br />

Entschuldungsprozess eine Schlüsselrolle<br />

ein. Sie hilft durch konkrete<br />

Handlungsempfehlungen, eine realistische<br />

Schul<strong>den</strong>bereinigung für<br />

Überschuldete <strong>und</strong> Gläubiger in Angriff<br />

zu nehmen. Dadurch wird die<br />

Arbeitsaufnahme für Überschuldete<br />

wieder attraktiv <strong>und</strong> die Teilhabe am<br />

sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Leben<br />

wieder möglich.<br />

Betroffene erhalten bei Schul<strong>den</strong>problemen<br />

kostenfreie Beratung <strong>und</strong><br />

Unterstützung in öffentlich geförderten,<br />

bei Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

Städten bzw. Landkreisen eingerichteten<br />

Schuldnerberatungsstellen.<br />

Die nächstgelegene Schuldnerberatungsstelle<br />

können Ratsuchende im<br />

Internet unter www.meine-schul<strong>den</strong>.<br />

de, der Hotline des B<strong>und</strong>esfamilienministeriums<br />

unter 01805-329 329<br />

(0,12 EUR/Anruf) <strong>und</strong> beim örtlichen<br />

Sozialamt in Erfahrung bringen.<br />

Weiterführende Informationen zum<br />

Thema erhalten sie im Internet unter:<br />

www.meine-schul<strong>den</strong>.de.<br />

Kompetenzzentrum:<br />

Die Fachberatungsstelle für Schuldner-<br />

<strong>und</strong> Verbraucherinsolvenzberatung<br />

<strong>und</strong> Schul<strong>den</strong>prävention befindet<br />

sich in der Trägerschaft der<br />

LIGA der Freien Wohlfahrtspflege<br />

in Thüringen <strong>und</strong> ist ein Dienstleistungsangebot,<br />

das sich in erster<br />

Linie an die geeigneten Stellen im<br />

Verbraucherinsolvenzverfahren des<br />

Freistaats Thüringen richtet. Darüber<br />

hinaus gelten die Angebote im Sinne<br />

einer übergreifen<strong>den</strong> Vernetzung<br />

auch für Einrichtungen der Kinder-,<br />

Jugend- <strong>und</strong> Familienhilfe.


Unser Anliegen ist eine nachhaltige<br />

Überschuldungsprävention sowie die<br />

Flankierung der Beratungsprozesse,<br />

die eine Entschuldung durch ein<br />

rechtlich geordnetes Verfahren zum<br />

Gegenstand haben. Ziel ist es, die<br />

Fachkräfte in <strong>den</strong> Schuldner- <strong>und</strong><br />

Verbraucherinsolvenzberatungsstellen<br />

durch direkte fachliche Beratung<br />

<strong>und</strong> Informationsvermittlung<br />

zu unterstützen. Das Leistungsangebot<br />

umfasst im juristischen Bereich<br />

die fachliche Beratung <strong>und</strong> Information<br />

der Beratungsfachkräfte in<br />

<strong>den</strong> Schuldnerberatungsstellen im<br />

Rahmen der Einzelfallhilfe, die systematische<br />

Aufarbeitung <strong>und</strong> Weiterleitung<br />

von Entscheidungen aus<br />

dem Rechts- <strong>und</strong> Finanzbereich an<br />

die Fachkräfte, die regelmäßige<br />

Bereitstellung entsprechender Informationen<br />

sowie die Planung <strong>und</strong><br />

Durchführung geeigneter regionaler<br />

Fortbildungsangebote <strong>und</strong> die fachliche<br />

Begleitung von Arbeitskreisen,<br />

Praxisforen oder Workshops.<br />

Zum präventiven Arbeitsbereich gehören<br />

die Betreuung <strong>und</strong> Beratung<br />

der Fachkräfte aus <strong>den</strong> Schuldner-<br />

<strong>und</strong> Verbraucherinsolvenzberatungsstellen,<br />

die Aktualisierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

von Konzepten <strong>und</strong><br />

Materialien zur Schul<strong>den</strong>prävention,<br />

die Initiierung <strong>und</strong> fachliche Begleitung<br />

von regionalen Netzwerken<br />

(R<strong>und</strong>e Tische), die Weiterbildung<br />

von Multiplikatoren in Schulen, Beratungsstellen<br />

<strong>und</strong> anderen Einrichtungen,<br />

die Betreuung <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>leihe<br />

der Präventionskoffer, die Betreuung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung der Internetplattform<br />

der Fachberatungsstelle<br />

www.knappbeikasse.de sowie die<br />

fachliche Betreuung des Projektes<br />

„Netzwerk Schul<strong>den</strong>prävention“ im Arbeitsprogramm<br />

der Landesregierung.<br />

(www.thueringen.de/de/tmsfg/<br />

familie/beratungsdienste/schul<strong>den</strong>praevention/content.html)<br />

Yvonne Hoyer-Bachmann<br />

Organisationen stellen sich vor<br />

Schuldnerberatung Thüringen<br />

Literatur:<br />

Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esver-<br />

band e. V. (Hrsg.): Schul<strong>den</strong>report<br />

2009 - Fakten, Analysen, Perspektiven,<br />

Juni 2009<br />

B<strong>und</strong>esregierung (Hrsg.): Lebenslagen<br />

in Deutschland- Der 3. Armuts-<br />

<strong>und</strong> Reichtumsbericht der B<strong>und</strong>esregierung.<br />

B<strong>und</strong>esanzeiger Verlag,<br />

Juni 2008<br />

-18-<br />

Schuldnerberatung Jena e. V.<br />

Fischergasse 2<br />

07743 Jena<br />

Tel.: 03641/42 55 09<br />

Fax: 03641/42 55 11<br />

E-Mail: sb-jena-ev@web.de<br />

Sprechzeiten:<br />

Montag<br />

von 9.00 - 12.00 u. 14.00 - 17.00 Uhr<br />

Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag<br />

von 8.00 Uhr - 12.00 <strong>und</strong><br />

14.00 - 17.30 Uhr<br />

Mittwoch <strong>und</strong> Freitag<br />

von 9.00 - 12.00 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung<br />

Schul<strong>den</strong> - Wie weiter? Die Schuldnerberatungsstellen können helfen.


Ich, Anita Pilling, geb. am<br />

25.09.1938 in Schlesien, kam<br />

1945 mit dem Flüchtlingstreck nach<br />

Mecklenburg. Dort wurde ich bis zur<br />

8. Klasse in Mehrklassen unterrichtet.<br />

Nachdem ich anschließend ein Jahr<br />

als pflegerische Hilfskraft gearbeitet<br />

hatte, wurde ich an die Medizinische<br />

Fachschule Strals<strong>und</strong> zur <strong>Aus</strong>bildung<br />

als Krankenschwester delegiert.<br />

1960 kam ich durch Heirat nach<br />

Jena <strong>und</strong> arbeitete 40 Jahre an der<br />

Uni-Frauen-Klinik. Ab dem Zeitpunkt<br />

als mein Sohn geboren wurde, arbeitete<br />

ich verkürzt – <strong>und</strong> das sagt<br />

ja schon eine geringere Rente voraus.<br />

Da mein damaliger Mann eine<br />

gesicherte Existenz hatte, dachte ich<br />

nicht weiter über die zukünftige Rente<br />

nach. Dann kam die Wende <strong>und</strong><br />

ein paar Jahre später die Scheidung.<br />

Mein Lebenshaus brach zusammen!<br />

Ich bekomme mit dem Versorgungsausgleich<br />

673 Euro Rente<br />

<strong>und</strong> 92 Euro Wohngeld, also insgesamt<br />

765 Euro. Davon gehen<br />

monatlich 452 Euro ab: 406 Euro<br />

Miete, 20 Euro Sterbeversicherung,<br />

14 Euro Antenne, 12 Euro<br />

Telefon. Für die vierteljährlichen<br />

Abbuchungen muss ich wiederum<br />

100 Euro je<strong>den</strong> Monat zurücklegen:<br />

53,94 Euro GEZ-Gebühren,<br />

20 Euro Haftpflichtversicherung,<br />

88 Euro Strom. Dazu kommt noch<br />

eine jährliche Abbuchung von<br />

37 Euro für die Hausratversicherung.<br />

Alles notwendige <strong>Aus</strong>gaben.<br />

Da ich chronisch krank bin, brauche<br />

ich nur 1 % für alle rezeptpflichtigen<br />

Verordnungen zuzahlen. Sonst könnte<br />

ich mir die Zuzahlungen für Physio-<br />

Therapien, Einlagen für Schuhe etc.<br />

gar nicht leisten, obwohl es ärztliche<br />

Verordnungen sind. An eine neue Brille<br />

oder Zahnersatz gar nicht zu <strong>den</strong>ken.<br />

Für Garderobe sorgt eine Fre<strong>und</strong>in von<br />

mir. Ein weiteres großes Thema sind die<br />

Kosten für Friseur <strong>und</strong> Schuhe; weil ich<br />

Einlagen tragen muss, kann ich keine<br />

billigen Schuhe tragen.<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Armutsberichte<br />

Jedes Wochenende lese ich die<br />

Angebotsbroschüren der Einkaufscenter.<br />

Wie gern würde ich meinen<br />

Enkelkindern öfters mal eine Freude<br />

machen, oder mal schön Essen gehen<br />

mit ihnen <strong>und</strong> wenn es nur ein<br />

schöner Eisbecher wäre.<br />

Als Rentnerin hatte ich mir vorgenommen<br />

viel an kulturellen Angeboten<br />

teilzunehmen, wie Schwimmen<br />

oder Sauna. Dabei könnte ich ges<strong>und</strong>heitlich<br />

noch viel tun, wozu ich<br />

Lust habe, aber das geht finanziell<br />

nicht. Ich bin froh, beim Jugendamt<br />

einen sporadischen Job zu haben,<br />

der meinem Leben noch einen Sinn<br />

gibt. Dadurch kann ich mir ein Konzertabonnement<br />

leisten (dankbar<br />

bin ich für das Frauen-Nacht-Taxi<br />

während des Winterhalbjahres) <strong>und</strong><br />

kleine Geschenke, damit ich mir<br />

auch mal eine Freude machen kann.<br />

Ansonsten wäre das Rentenalter für<br />

mich nicht lebenswert, oder?<br />

Wenn man dann je<strong>den</strong> Abend im<br />

Fernsehen von <strong>den</strong> Sparmaßnahmen<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen, <strong>den</strong> höheren<br />

Stromkosten <strong>und</strong> <strong>den</strong> real sinken<strong>den</strong><br />

Renten hört, dann kann man doch<br />

vor Zukunftsangst nachts nicht mehr<br />

schlafen. In diesem Sinne wünsche<br />

ich mir, dass ein „Sozialstaat“ auch<br />

sozial handelt.<br />

Danke für die erlaubte Meinungsäußerung!<br />

Frau H. aus E., Mai 2010<br />

Es ist schwer über sozial schwierige<br />

Lebensweise zu berichten, da man<br />

sich das auf keinen Fall selbst ausgesucht<br />

hat, sondern ich z. B. bin in<br />

diese Situation aufgr<strong>und</strong> zahlreicher<br />

Umstände hineingeschlittert <strong>und</strong><br />

muss mich permanent erklären.<br />

Ich bin fast 66 Jahre alt, geschie<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> habe zwei Töchter großgezogen,<br />

die 42 <strong>und</strong> 46 Jahre alt sind.<br />

Die eine hat studiert <strong>und</strong> arbeitet im<br />

Westen, die andere wohnt im gleichen<br />

Ort wie ich. Es gehören auch<br />

-19-<br />

4 Enkel zu mir, die auch studiert haben,<br />

zum einen Physik <strong>und</strong> Gymnasiallehrer<br />

sowie Erzieherin <strong>und</strong> Apothekenangestellte.<br />

Diese Enkel haben monatlich mehr<br />

Geld zu Verfügung (z. B. BAföG oder<br />

Lehrlingsgeld), als ich Rente beziehe.<br />

Ich freue mich darüber, aber leider<br />

kann man mit einer Rente von<br />

530 Euro <strong>den</strong> Enkeln sowie Kindern<br />

keine normalen Geschenke machen,<br />

<strong>und</strong> dort fangen die Selbstvorwürfe<br />

an. Wie kam es zu einer solch<br />

niedrigen Mindestrente? Also, ich<br />

bin 10 Jahre zur Schule gegangen<br />

<strong>und</strong> erlernte <strong>den</strong> Beruf einer Chemielaborantin.<br />

Ich verdiente normal<br />

gut, wie alle anderen. Später absolvierte<br />

ich einen Meisterlehrgang, der<br />

aber nicht anerkannt wurde, da es<br />

sich um <strong>den</strong> „Meister soz. Industrie“<br />

handelte. Ich arbeitete viele Jahre im<br />

Beruf. Wir zogen später alle in einen<br />

anderen Ort, da mein Mann versetzt<br />

wurde, der auch studiert hatte. Nach<br />

einigen Jahren wurde meine Ehe<br />

geschie<strong>den</strong> <strong>und</strong> ich war alleine mit<br />

<strong>den</strong> Kindern. Ich hatte damals gute<br />

Verdienste, einige Jahre arbeitete ich<br />

wegen meiner Kinder verkürzt. Ich<br />

trat aber beizeiten der FZR (Freiwillige<br />

Zusatzrentenversicherung) bei,<br />

was nichts brachte, wie sich später<br />

herausstellte.<br />

Als die Wende kam, waren die Kinder<br />

aus dem Haus <strong>und</strong> ich zog wieder<br />

um. 2 Jahre hatte ich noch eine<br />

Arbeit mit gutem Verdienst, doch<br />

dann kamen die geringen Verdienste<br />

<strong>und</strong> geringen Punkte für die Rente.<br />

Man schlug sich mit ABM oder SAM<br />

durch. Es machte Spaß, besser als<br />

keine Arbeit war es auf alle Fälle.<br />

Doch für die Rente später war es keine<br />

gute Gr<strong>und</strong>lage mehr.<br />

Ich besitze jetzt, mit 61 Jahren in<br />

Rente gegangen, die Mindestrente.<br />

Ich kann mich ernähren, auch fahre<br />

ich ein kleines Auto, im Wert von<br />

900 Euro. Die Ernährung sieht wie<br />

folgt aus: Ich kaufe nur im Verfalls-


datum oder gehe zur „Tafel“, die<br />

Anziehsachen hole ich ebenfalls aus<br />

<strong>den</strong> Märkten mit reduzierten Preisen,<br />

<strong>den</strong>n anders geht das nicht. Es muss<br />

noch Geld für Miete, Nebenkosten,<br />

Stadtwerke, Benzin, Reparaturen<br />

elektrische Geräte etc. vorhan<strong>den</strong><br />

sein. Ich würde gerne Englisch- bzw.<br />

andere Lehrgänge besuchen, aber<br />

das ist zu teuer. Der Etat muss sehr<br />

gut durchdacht <strong>und</strong> geplant sein.<br />

Ich bin außerdem ein kultureller <strong>und</strong><br />

kreativorientierter Mensch, diese<br />

Neigungen müssen im Argen bleiben,<br />

verständlicher Weise. So bin<br />

ich glücklich, in einem <strong>Senioren</strong>heim<br />

ehrenamtlich tätig sein zu können,<br />

da dort kreativ gestaltet wird, es fin<strong>den</strong><br />

auch Vorträge statt. Diese sind<br />

sehr interessant <strong>und</strong> für umsonst.<br />

Ich versorge meinen 95-Jährigen<br />

dementen Vater, außerdem besuche<br />

ich sehr häufig einen krebskranken<br />

Fre<strong>und</strong>, dem ich eine wichtige Hilfe<br />

bin.<br />

Ja, es ist erniedrigend <strong>und</strong> deprimierend,<br />

vor allen Leuten <strong>und</strong> vor<br />

allem <strong>den</strong> Kindern gegenüber, eine<br />

Sozialrente zu bekommen. Denn dadurch<br />

können vorher gute Verhältnisse<br />

sehr abgeschwächt wer<strong>den</strong>,<br />

was wiederum krank macht. Jobben<br />

gehen macht mir keine Freude, auch<br />

das macht schwermütig. So hatte ich<br />

über Jahre fotografiert <strong>und</strong> Sehenswertes<br />

auf Bildern festgehalten.<br />

Internet kann ich mir nicht leisten,<br />

doch vor Jahren konnte ich das<br />

noch <strong>und</strong> das war super. Denn im<br />

Internet surfen zu können, hebt die<br />

Laune <strong>und</strong> macht Spaß bzw. man<br />

kann sich bil<strong>den</strong>, es war auch ein<br />

Hobby von mir. Ich war u. a. sehr<br />

viele Jahre krank <strong>und</strong> konnte aus<br />

diesen Grün<strong>den</strong> das Studium als<br />

„Ökonom“ in Leipzig nicht antreten.<br />

Dieses hätte meinen Lebensstandard<br />

sicher erleichtert, da ich evtl. länger<br />

Arbeit gehabt hätte?<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Armutsberichte<br />

Alt wie ein Baum möchte man wer<strong>den</strong> - aber in Würde <strong>und</strong> nich an der Armutsgrenze!<br />

Fazit: Ich verbringe die Freizeit nur<br />

zu Hause, hätte aber noch so viele<br />

Ziele <strong>und</strong> Fernweh, doch aus finanziellen<br />

Grün<strong>den</strong> bleiben diese Wünsche<br />

nur Utopie <strong>und</strong> das wiederum<br />

macht krank <strong>und</strong> wenig freudig. Man<br />

stirbt eher! Ich würde mir wünschen,<br />

noch mal ein klein wenig in die Welt<br />

hinauszukommen <strong>und</strong> Sehenswürdigkeiten<br />

sowie Länder <strong>und</strong> Leute kennen<br />

lernen zu dürfen. Da das nicht<br />

möglich ist, muss ich mich mit meiner<br />

„LAGE“ abfin<strong>den</strong> <strong>und</strong> gelassen bleiben<br />

sowie <strong>den</strong> wenigen Humor nicht<br />

gänzlich schwin<strong>den</strong> lassen.<br />

-20-<br />

Frau W. aus S.<br />

Immer gekämpft, viel verloren <strong>und</strong><br />

nie aufgegeben. Das Leben hat es<br />

mit mir nicht sehr gut gemeint. 1935<br />

geboren, Schule in Dres<strong>den</strong>, Bombenangriffe<br />

<strong>und</strong> verschüttet, dann<br />

Oberschule bis zur 11. Klasse ohne<br />

Abschluss, da ohne finanzielle Unterstützung,<br />

dann zur Schwesternschule.<br />

Ich war ein Jahr Hilfsschwester,<br />

dann drei Jahre Vollschwester bis<br />

zur staatlichen Anerkennung, dann<br />

habe ich eine Zusatzqualifizierung<br />

zur OP-Schwester absolviert.


Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

Später heiratete ich. Ich habe drei<br />

Söhne geboren (1957, 1960, 1971),<br />

alle lernten einen soli<strong>den</strong> Beruf.<br />

Ich arbeitete später im Betriebsges<strong>und</strong>heitswesen<br />

als Betriebsschwester.<br />

Ich hatte dafür einen Abschluss<br />

für Arbeitsmedizin gemacht. Später<br />

absolvierte ich noch ein Fernstudium<br />

für Ges<strong>und</strong>heitserziehung. Ich<br />

war dann leitende Schwester in einer<br />

Stadtambulanz. In dieser Zeit hatte<br />

ich ständig Bereitschaftsdienste<br />

in der SMH, außerdem Bereitschaft<br />

bei Personalmangel im Pflegeheim.<br />

Nach der Wende wurde ich Arzthelferin<br />

in einer Privatpraxis. Da ich<br />

etwas mehr verdienen wollte, wechselte<br />

ich nach Coburg in eine Praxis.<br />

Der Preis war hoch. Ich war bis zu<br />

13 Stun<strong>den</strong> täglich unterwegs, <strong>und</strong><br />

bezahlt wurde ich wie eine Ostdeutsche.<br />

Nach 46 Arbeitsjahren beträgt<br />

meine Rente heute 667 Euro. Außerdem<br />

erhalte ich eine Witwenrente<br />

von 580 Euro.<br />

Wie es weitergeht? Ich habe Angst,<br />

wie ich die Wohnung mit dieser Rente<br />

bezahlen soll? Jetzt bin ich fast<br />

75 Jahre alt <strong>und</strong> „Ruhe“ ist für mich<br />

nicht drin, viele Ehrenämter brauchen<br />

meine ganze Kraft. Was ich mit<br />

noch Wünsche? Ges<strong>und</strong>heit, einen<br />

Job in einer Praxis, um zusätzlich<br />

meine Rente aufzubessern, <strong>und</strong> vielleicht<br />

auch einmal einen Wellness-<br />

Urlaub. Aber was wird dann mit <strong>den</strong><br />

vielen Ehrenämtern? Die <strong>Senioren</strong><br />

brauchen mich. Ich will für sie etwas<br />

bewegen <strong>und</strong> verbessern können.<br />

Arnstadt<br />

Armut im Alter<br />

Von der „Armut im Alter“ wird nicht<br />

gern gesprochen, weil dieser Begriff<br />

eine Schattenseite unserer Gesellschaft<br />

aufzeigt. Ein Gr<strong>und</strong> für diese<br />

Erscheinung ist zweifellos in der noch<br />

immer unterschiedlichen Rentenberechnung<br />

in <strong>den</strong> alten <strong>und</strong> neues<br />

B<strong>und</strong>esländern zu sehen. Dieser<br />

Umstand wurde bereits oft kritisiert,<br />

ohne dass eine Änderung eingetreten<br />

wäre. Es ist aber eine Tatsache<br />

dass diese Armut häufiger im Osten<br />

Deutschlands anzutreffen ist.<br />

Dass die Gehälter im Osten geringer<br />

waren als im Westen ist hinreichend<br />

bekannt. In der damaligen DDR wurde<br />

das mit der „zweiten Lohntüte“<br />

begründet. Da man die Anzahl der<br />

erwirtschafteten Rentenpunkte aus<br />

<strong>den</strong> Jahresverdiensten errechnet,<br />

war also die erreichbare Punktezahl<br />

im Osten geringer. Eine weitere Vergrößerung<br />

des Rentenunterschieds<br />

ergibt sich durch die Bewertung der<br />

Punkte. Nach der Rentenwertbestimmungsverordnung<br />

2009 beträgt der<br />

aktuelle Rentenwert (West) 27,20<br />

Euro <strong>und</strong> der aktuelle Rentenwert<br />

(Ost) 24,13 Euro. Da sich die Höhe<br />

der monatlichen Rente aus der Multiplikation<br />

der erwirtschafteten Punkte<br />

(deren Anzahl konstant bleibt) mit<br />

dem aktuellen Punktwert ergibt, wird<br />

der Rentner (Ost) nochmals benachteiligt.<br />

Das ist sicher <strong>den</strong> meisten<br />

Rentnern bekannt.<br />

Weniger bekannt ist aber eine weitere<br />

Benachteiligung, die sich für <strong>den</strong><br />

Rentner (Ost) ergibt, wenn er einen<br />

Arbeits- oder Wegeunfall hatte <strong>und</strong><br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> eine Unfallrente<br />

bezieht. Bei einer Leistung aus der<br />

Unfallrente neben der Rente aus<br />

der Rentenversicherung spricht man<br />

vom „Zusammentreffen mehrerer<br />

Ansprüche“. In diesem Fall wird die<br />

-21-<br />

aus der Rentenversicherung um die<br />

Summe der Leistung aus der Unfallversicherung<br />

abzüglich eines Gr<strong>und</strong>freibetrags,<br />

der sich entsprechend<br />

der Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />

(MdE) ergibt, verringert.<br />

In mehreren Pressebeiträgen wurde<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

B<strong>und</strong> eine bewusste Verschleppung<br />

in der Umsetzung der BSG-Urteile<br />

vorgeworfen <strong>und</strong> der Klageweg vor<br />

dem Sozialgericht empfohlen.<br />

Jürgen Lang<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Arnstadt<br />

Bad Langensalza<br />

Arbeiten im Stiftsgut<br />

Nägelstedt ist einer der Ortsteile<br />

von Bad Langensalza. Zu <strong>den</strong> historischen<br />

Gebäu<strong>den</strong>, die das besondere<br />

Flair ausmachen, gehört<br />

auch das ehemalige Stiftsgut, das<br />

über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben<br />

war. In der Nachwende<br />

übernahm der Diakonie-Verb<strong>und</strong><br />

die ver bliebenen Wirtschaftsgebäude<br />

<strong>und</strong> Stallungen, um 15 Arbeitsplätze<br />

für Heimbewohner unterschiedlicher<br />

Altersgruppen einzurichten <strong>und</strong> dem<br />

Leben der Behinderten neuen Sinn<br />

<strong>und</strong> eine Erfüllung zu geben. Heute<br />

betreuen diese die Tiere in <strong>den</strong> Ställen,<br />

das Geflügel <strong>und</strong> ca. 100 Bienenvölker.<br />

Der „Honig vom Gut“ ist<br />

inzwischen gefragt <strong>und</strong> besitzt einen<br />

treuen Kun<strong>den</strong>stamm.<br />

Für <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat Bad Langensalza<br />

war es eine wertvolle Erfahrung,<br />

sich bei einem Besuch überzeugen<br />

zu können, wie aus beschei<strong>den</strong>en<br />

Anfängen Wege gefun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>,<br />

um Menschen neuen Mut für die<br />

Bewältigung ihres Alltags zu schenken.<br />

Nicht minder erfreulich ist, dass<br />

noch in diesem Sommer im Gelände<br />

des Stiftsguts der Gr<strong>und</strong>stein für ein<br />

neues Wohnheim gelegt wird. Dann


entfallen für die hier Beschäftigten<br />

die täglichen Busfahrten zu <strong>den</strong> Arbeitsplätzen<br />

<strong>und</strong> zurück in die Heime<br />

bis in <strong>den</strong> Wartburgkreis.<br />

Waltraud Laeschler<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Bad Langensalza<br />

Bad Salzungen<br />

Veränderungen im <strong>Senioren</strong>beirat<br />

Die Satzung des <strong>Senioren</strong>beirats<br />

sieht alle drei Jahre die Neuwahl<br />

der Leitung des <strong>Senioren</strong>beirats vor.<br />

Doch diesmal gab es nicht eine Bestätigung<br />

der bisherigen Leitung,<br />

sondern eine wirkliche Neuwahl.<br />

Annegret Spengler, die <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat<br />

aufgebaut <strong>und</strong> seit 2003<br />

geleitet hat, bat um Entlastung.<br />

Gleichfalls Wiltraut Schmidt, <strong>und</strong> Iris<br />

Emmelmann schied aus, weil sie sich<br />

beruflich veränderte.<br />

Manfred Lesser, der schon Mitglied<br />

des <strong>Senioren</strong>beirats war, erklärte<br />

sich bereit, <strong>den</strong> Vorsitz zu übernehmen.<br />

So sieht die Leitung unseres<br />

<strong>Senioren</strong>beirats nun aus:<br />

Manfred Lesser, Vorsitzender, Annegret<br />

Spengler, stellvertretende Vorsitzende,<br />

Joachim Lebens, Vorstand.<br />

Annegret Spengler will <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat<br />

mit ihren reichen Erfahrungen,<br />

die sie in <strong>den</strong> Jahren gesammelt<br />

hat noch ein wenig unterstützen. Mit<br />

Joachim Lebens haben wir einen<br />

erfahrenen Mann auf dem Gebiet<br />

Wohnen im Alter gefun<strong>den</strong>. Er leitet<br />

ehrenamtlich die Wohnberatungsstelle<br />

des <strong>Senioren</strong>beirats.<br />

Ilse Noll<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Bad Salzungen<br />

Im Bild die Teilnehmer von „Alt wie ein<br />

Baum“.<br />

Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

Eisenberg<br />

Ein Possenstreich<br />

Die Eisenberger freuten sich, dass<br />

auf einer frei gewor<strong>den</strong>en, <strong>und</strong> seit<br />

Jahren liederlichen Fläche, ein Einkaufsmarkt<br />

ein großes Kaufhauszentrum<br />

errichten wollte. Die Kaufhalle<br />

befindet sich gleich neben dem<br />

Busbahnhof <strong>und</strong> ein Gehweg führte<br />

seit Menschenge<strong>den</strong>ken an diesem<br />

Gelände vorbei. Einige Meter dieses<br />

Gehwegs waren seit Jahren gepflastert<br />

<strong>und</strong> es wäre keine große<br />

Sache gewesen, das letzte Stück bis<br />

zur Kaufhalle zu pflastern, wie es im<br />

Vorvertrag zugesichert war. Als nun<br />

die Bauarbeiten rings um die Kaufhalle<br />

abgeschlossen waren, hatte<br />

man <strong>den</strong> schon vorhan<strong>den</strong>en, gepflasterten<br />

Gehweg herausgerissen<br />

<strong>und</strong> eine große Grünfläche angelegt.<br />

Der Markt ist für Fußgänger nur<br />

über eine Treppe zu erreichen, oder<br />

mit einem großen Umweg, bei dem<br />

mehrere Straßen überquert wer<strong>den</strong><br />

müssen. Man muss als alter Mensch<br />

mit Rollator, als Rollstuhlfahrer oder<br />

als Mutter mit Kinderwagen diesen<br />

Umweg auf sich nehmen <strong>und</strong> sich<br />

dann auch noch das letzte Stück des<br />

-22-<br />

Weges mit <strong>den</strong> vielen einfahren<strong>den</strong><br />

Autos teilen. Man hat <strong>den</strong> Eindruck,<br />

dass der Betreiber nur Interesse an<br />

Autofahrern hat, die für eine Großfamilie<br />

einkaufen. In unserer letzten<br />

Sitzung des <strong>Senioren</strong>beirates beschlossen<br />

wir einige Aktionen, die<br />

das Verhalten des Investors anprangern.<br />

Renate Stegmann<br />

Mitglied des <strong>Senioren</strong>beirates<br />

Gera<br />

Alt wie ein Baum<br />

Das war im April ein Thema in der<br />

Ländlichen Heimvolkshochschule<br />

Thü ringen im Kloster Donndorf.<br />

Unter der Leitung der Vorsitzen<strong>den</strong><br />

des Landesverbandes <strong>Senioren</strong>tanz<br />

Thüringen, Anneliese Merker, <strong>und</strong><br />

von Dr. Susanne Schmidt waren unter<br />

<strong>den</strong> Teilnehmern auch acht Teilnehmerinnen<br />

aus der Gruppe „Tanz<br />

als Therapie für Leib <strong>und</strong> Seele“ aus<br />

Gera-Langenberg. Mit Singen <strong>und</strong><br />

Tanzen haben wir unsere Seele <strong>und</strong><br />

unsere Gelenke zum Schwingen gebracht,<br />

uns an der Gemeinschaft erfreut.<br />

Die Betrachtungen zu Bäumen,


Hermsdorf<br />

Altersarmut steigt<br />

Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

Literatur <strong>und</strong> Musik zwischen <strong>den</strong><br />

einzelnen Tänzen erweiterten unser<br />

Wissen bzw. erinnerten uns an<br />

Vergessenes. Aber wir fan<strong>den</strong> auch<br />

Parallelen zu uns selbst, suchten<br />

unsere Wurzeln, unser Wer<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

Wachsen <strong>und</strong> die Früchte, die wir in<br />

unserem Leben bringen. Die schöne<br />

Umgebung <strong>und</strong> die gute Bewirtung<br />

vervollständigten die gelungene Veranstaltung.<br />

Unsere neuen Visionen,<br />

die eigenen Kräfte zu aktivieren, sie<br />

mit Mobilität für das eigene Leben<br />

auch im Alter zu nutzen <strong>und</strong> offen für<br />

andere zu sein, nehmen wir mit in<br />

unseren Alltag.<br />

Waltraut Münzberg<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Gera<br />

Die Renten aus der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung sind bei weitem<br />

die wichtigste Einkommensquelle im<br />

Alter. Um einen angemessenen Lebensstandard<br />

im Alter zu sichern, ist<br />

ein verlässliches, dauerhaftes <strong>und</strong><br />

stabiles Nettorenteneinkommen in<br />

angemessener Höhe erforderlich.<br />

Dieses kann nur durch zuverlässige<br />

Rentenanpassungen gewährleistet<br />

wer<strong>den</strong>. Wie sieht es jedoch zurzeit<br />

bei uns aus? Die Lebenshaltungskosten<br />

liegen zwischen West <strong>und</strong> Ost<br />

mittlerweile auf gleichem Niveau,<br />

aber die Rentenanpassung in <strong>den</strong><br />

neuen Ländern liegt noch immer weit<br />

hinter dem der alten B<strong>und</strong>esländer.<br />

Für das Jahr 2010 ist für die Rentner<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik wieder ein Jahr<br />

der Nullrun<strong>den</strong> bei der Rentenerhöhung<br />

beschlossen Die Durchschnittsrenten<br />

der heute 38- bis 48jährigen<br />

in <strong>den</strong> neuen Ländern wer<strong>den</strong> voraussichtlich<br />

unter dem Niveau der<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung liegen. Die Ursa-<br />

chen dafür sind die steigende Zahl<br />

der Minijobs, Teilzeitarbeit, unterbrochene<br />

Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> hohe<br />

Langzeitarbeitslosigkeit, wie es aus<br />

einer Studie des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung hervorgeht.<br />

Ein weiterer Faktor ist die Anhebung<br />

des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre,<br />

welche auch für die meisten Menschen<br />

eine Rentenkürzung bedeutet.<br />

Dieses <strong>und</strong> noch andere Faktoren<br />

tragen dazu bei, die Altersarmut rasant<br />

ansteigen zu lassen.<br />

Herbert Gürtler<br />

Vorsitzender des <strong>Senioren</strong>beirats<br />

Ilmenau<br />

Interessantes Seminar<br />

„Szenario Thüringen“ war ein dreitägiges<br />

Seminar unter der Schirmherrschaft<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />

die auch für die Arbeit der <strong>Senioren</strong>beiräte<br />

äußerst wichtig war. Es<br />

ging dabei um Vorstellungen für<br />

Thüringen in 20 Jahren, getrennt<br />

nach städtischem <strong>und</strong> ländlichem<br />

Bereich. Es wur<strong>den</strong> die Belange aller<br />

Altersgruppen untersucht, also<br />

auch die der <strong>Senioren</strong>, aber nicht<br />

vordergründig. Die Untersuchungen<br />

erfolgten nach negativen <strong>und</strong> positiven<br />

Aspekten. Dazu gehörten die<br />

Altersstrukturen, Besiedlungsdichte,<br />

Infrastruktur, Wirtschaft, Umwelt,<br />

Kultur, das gesellschaftliche Leben,<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich alles, was wir für das<br />

normale Leben brauchen. Wichtig<br />

war allen Beteiligten die Frage, wie<br />

kann unser Thüringen in 20 Jahren<br />

aussehen.<br />

Um all unsere Vorstellungen zu verwirklichen<br />

brauchen wir Arbeitsplätze<br />

vor Ort. Die kleinen Dörfer sollten<br />

wieder anziehend wer<strong>den</strong>, das ist<br />

besonders für die Altersstruktur vor<br />

Ort wichtig, damit die jungen Leute<br />

bleiben <strong>und</strong> nicht in die Großstadt<br />

abwandern.<br />

-23-<br />

Lebenswert heißt für mich, das Einkaufen<br />

ist auch ohne Auto kaum ein<br />

Problem, eine Arztpraxis ist in unmittelbarer<br />

Nähe, Der öffentliche Personennahverkehr<br />

ist <strong>den</strong> Bedürfnissen<br />

aller angepasst. All das ist eine kurz<br />

gefasste Schilderung eines sehr interessanten<br />

Seminars. Die Ergebnisse<br />

wer<strong>den</strong> in einem Buch festgehalten.<br />

Wer sich dafür interessiert kann es<br />

beziehen über: Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />

Landesbüro Thüringen, Herrn<br />

Severin Schmidt, Nonnengasse 11,<br />

99084 Erfurt<br />

Christel Wilinski<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Ilmenau<br />

Jena<br />

Was ist Armut?<br />

Über das Leitthema kommt man ins<br />

Grübeln, <strong>den</strong>n Armut nur auf das Finanzielle<br />

zu beschränken wäre zu kurz<br />

gegriffen. Ist nicht jemand auch arm<br />

dran, wenn er einsam ist, wenn er<br />

keine Kommunikation pflegen kann,<br />

wenn er nicht gelernt hat sich zu beschäftigen,<br />

allein oder in vertrautem<br />

Kreis? Die finanziellen Probleme können<br />

vielgestaltig sein. Alleinstehende,<br />

zu DDR-Zeiten geschie<strong>den</strong>e Frauen<br />

sind im Nachteil. Doch die ganz großen<br />

Probleme kommen auf uns zu,<br />

wenn die, die nach der Wende keine<br />

Arbeit mehr fan<strong>den</strong>, in Rente gehen<br />

wer<strong>den</strong>. Da ist die Politik gefragt,<br />

<strong>den</strong>n die einstige Rentenformel kann<br />

nicht mehr funktionieren aufgr<strong>und</strong> der<br />

viel höheren Lebenserwartungen. Hinzu<br />

kommen die schon jetzt steigen<strong>den</strong><br />

Anforderungen an <strong>den</strong> medizinischen<br />

<strong>und</strong> Pflegebereich.<br />

Doch zurück zur Gegenwart: Abgesehen<br />

von punktuellen Angeboten in Begegnungsstätten,<br />

Vereinen, betreutem<br />

Wohnen oder Mehrgenerationenwohnen<br />

bleibt für uns als <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

die Aufgabe, diesbezügliche<br />

Signale wahrzunehmen, um mit po-


litisch Verantwortlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Partnern zu reagieren.<br />

Konkret ist dies oft schwierig, <strong>den</strong>n wer<br />

gesteht schon öffentlich seine Armut<br />

ein in einer Gesellschaft zunehmender<br />

Individualisierung <strong>und</strong> Abgrenzung ins<br />

Private. Gäbe es nicht so etwas wie<br />

Nachbarschaftshilfe oder Aktivitäten<br />

sozial aktiver Mitbürger in Vereinen,<br />

Verbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> anderswo, dann sähe<br />

es heutzutage schlimmer aus <strong>und</strong><br />

die Sozialämter könnten kaum allein<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer zahlenmäßigen Besetzungen<br />

<strong>den</strong> Anforderungen gerecht<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Hans Lehmann<br />

<strong>Senioren</strong>beirat der Stadt Jena<br />

Mühlhausen<br />

Dunkelziffer ist hoch<br />

Bereits heute gibt es eine Vielzahl<br />

von Armen in unserer Region, die<br />

vielfach von <strong>den</strong> politisch Verantwortlichen<br />

kaum wahrgenommen<br />

wer<strong>den</strong>. Die „armen Alten“ rekrutieren<br />

sich aus der Vielzahl der Geringverdiener,<br />

aus <strong>den</strong> 300.000 geschie<strong>den</strong>en<br />

ehemaligen „mithelfen<strong>den</strong><br />

Ehefrauen“, für die auch 20 Jahre<br />

nach der Wende keine akzeptable<br />

Lösung gefun<strong>den</strong> wurde. Ein Teil der<br />

Altersarmut entsteht vermutlich auch<br />

durch Nicht-Inanspruchnahme sozialer<br />

Vergünstigungen (Telefon, Fernsehen,<br />

Wohngeld usw.). Es ist kaum<br />

bekannt, wie groß die Zahl dieser<br />

stolzen <strong>und</strong> gleichzeitig beschei<strong>den</strong>en<br />

Menschen ist. Viele fin<strong>den</strong> auch<br />

<strong>den</strong> Weg nicht zu <strong>den</strong> Sozialämtern<br />

oder anderen sozialen Einrichtungen<br />

oder verzweifeln an <strong>den</strong> umfangreichen<br />

Fragebögen.<br />

Mit Wucht wer<strong>den</strong> Land <strong>und</strong> Kommunen<br />

von der Armut der nächsten<br />

Rentnergeneration getroffen wer<strong>den</strong>,<br />

die 20 Jahre <strong>und</strong> mehr nichts in die<br />

Rentenkasse einzahlen konnten.<br />

Herr Dr. Zeh hat mir, damals als So-<br />

Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

zialminister, auf die dazu geäußerte<br />

Besorgnis geantwortet: ich sollte<br />

nicht so ängstlich sein, irgendein<br />

bezahlbarer Platz würde sich schon<br />

fin<strong>den</strong>. Seitdem grüble ich darüber<br />

nach, was wohl ein Platz unter einer<br />

Brücke in zehn Jahren kosten wird.<br />

Dr. Hans Weigel<br />

Vorsitzender der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />

Neuhaus<br />

Armut macht Angst<br />

Bei vielen älteren Bürgern zeigt sich<br />

wachsende Angst vor Armut. Das<br />

wird uns vom <strong>Senioren</strong>beirat in immer<br />

deutlicher sichtbar. Vor allem<br />

Frauen, die eine geringe Rente erhalten,<br />

beängstigt der Gedanke an<br />

eventuelle Armut. Wir bemühen uns<br />

deshalb in Gesprächen mit älteren<br />

Bürgern, die Auffassung, dass Armut<br />

allein durch geringe Höhe der Rente<br />

bzw. des Einkommens bestimmt<br />

wird, zu korrigieren. Dabei lassen<br />

wir uns von der Charakterisierung<br />

der Armut in einem Papier der bei<strong>den</strong><br />

großen christlichen Kirchen<br />

leiten. In ihrem gemeinsamen Wort<br />

„Für eine Zukunft in Solidarität <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit“ hieß es: „Armut ist<br />

mehr als Einkommensarmut. Armut<br />

im strengen Sinne ist ein komplexes<br />

„Verliererschicksal“, bei dem mehrere<br />

Belastungen kumulieren, wie etwa<br />

geringes Einkommen, ungesicherte<br />

<strong>und</strong> zudem schlechte Wohnverhältnisse,<br />

hohe Verschuldung, chronische<br />

Erkrankung, psychische Probleme,<br />

langdauernde Arbeitslosigkeit,<br />

soziale <strong>Aus</strong>grenzung, aufzehrende<br />

Versorgungsverpflichtungen, Perspektivlosigkeit.“<br />

Unser <strong>Senioren</strong>beirat<br />

wird deshalb seine Arbeit noch<br />

effektiver auf <strong>den</strong> Kampf gegen die<br />

Armut älterer Menschen in diesem<br />

Sinne ausrichten. Dazu gehört u.<br />

a., <strong>Senioren</strong> mit Kindern <strong>und</strong> ande-<br />

-24-<br />

ren Generationen zu gemeinsamen<br />

Begegnungen, zu Gedankenaustausch,<br />

Unterhaltung <strong>und</strong> Spiel sowie<br />

zu weiteren gemeinsamen Projekten<br />

zusammen zu führen.<br />

Dagobert Hentschel<br />

<strong>Senioren</strong>beirat Neuhaus a. Rwg<br />

Nordhausen<br />

<strong>Senioren</strong>plan fertig gestellt<br />

Die <strong>Senioren</strong>vertretung hatte 2005<br />

die Erarbeitung eines <strong>Senioren</strong>plans<br />

für <strong>den</strong> Landkreis gefordert. Der<br />

Kreistag verpflichtete die Kreisverwaltung,<br />

diesen Plan mit uns zu erarbeiten.<br />

Am 12. Mai 2010 wurde<br />

der <strong>Senioren</strong>plan in der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />

vom Fachbereich Soziales<br />

<strong>und</strong> Jugend des Landratsamtes<br />

vorgestellt. Wesentliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für die Erarbeitung waren die<br />

Ergebnisse der repräsentativen <strong>Senioren</strong>befragung<br />

2006, sowie mehrere<br />

Umfragen im Landkreis <strong>und</strong><br />

Sozialraumkonferenzen, in <strong>den</strong>en<br />

die Bedürfnisse, Befindlichkeiten<br />

<strong>und</strong> Erwartungen älterer Menschen<br />

ermittelt wur<strong>den</strong>. Mittels dieser Untersuchungskriterien<br />

konnten die<br />

einheitlichen Bedürfnisse der älteren<br />

Generation erfasst, sowie Bedarfe<br />

aus fachlicher Sicht beschrieben<br />

wer<strong>den</strong>. Die daraus abgeleiteten<br />

Kriterien <strong>und</strong> Anforderungen für die<br />

Bedarfsfestsetzung sind in dem Sozialplan<br />

umfassend begründet <strong>und</strong><br />

festgeschrieben.<br />

- Wohnform im Alter<br />

- Soziale Netzwerke mit der Forderung<br />

nach <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>,<br />

<strong>Senioren</strong><strong>beiräten</strong>, <strong>Senioren</strong>büros<br />

<strong>und</strong> <strong>Senioren</strong>beauftragten im<br />

Landkreis<br />

- Lebensumfeld<br />

- Hilfekombinationen<br />

- Betreuung <strong>und</strong> Pflege


In dem gesamten Prozess zur Erarbeitung<br />

des <strong>Senioren</strong>planes waren<br />

wir als <strong>Senioren</strong>vertretung der Stadt<br />

maßgeblich beteiligt:<br />

- <strong>Aus</strong>sprachen im Gremium mit <strong>den</strong><br />

Verantwortlichen des Landratsamtes<br />

- aktive Teilnahme bei <strong>den</strong> einzelnen<br />

Umfragen <strong>und</strong> Befragungen<br />

- Teilnahme <strong>und</strong> Mitarbeit an <strong>den</strong><br />

Sozialraumkonferenzen<br />

- Erarbeitung von Konzeptionen <strong>und</strong><br />

Stellungnahmen zu bestimmten<br />

Themen <strong>und</strong> Schwerpunkten<br />

Nach der Erörterung im Kreistagsausschuss<br />

für Soziales wird der<br />

<strong>Senioren</strong>plan dem Kreistag zur Beschlussfassung<br />

vorgelegt. Damit<br />

wird die Gr<strong>und</strong>lage für die Gestaltung<br />

einer modernen <strong>Senioren</strong>politik<br />

gelegt.<br />

Volkmar Pischel<br />

Vorsitzender der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />

Rudolstadt<br />

Praxisberichte<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

Bemühen um soziale Netzwerke<br />

Es ist schwer in einer Kommune an<br />

Zahlen zur Altersarmut zu kommen.<br />

Sicher ist, sie bleibt ein brisantes<br />

Thema für die <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>;<br />

zumal alte Menschen sich häufig<br />

schämen, in Armut geraten zu sein.<br />

Viele der alten Armen sind durch<br />

körperliche Gebrechen <strong>und</strong> mangelnde<br />

lebenspraktische Fähigkeiten<br />

zusätzlich belastet. Kontaktschwierigkeiten<br />

oder Einsamkeit kommen<br />

häufig dazu.<br />

In Anbetracht der wachsen<strong>den</strong> sozialen<br />

Schieflage vor allem in <strong>den</strong> ostdeutschen<br />

B<strong>und</strong>esländern wird die<br />

Altersarmut sprunghaft ansteigen.<br />

Die thüringische Landesseniorenvertretung<br />

bemüht sich um soziale<br />

Netzwerke, wendet sich gegen drohende<br />

Altersarmut <strong>und</strong> fordert soziale<br />

Gerechtigkeit für alle Generationen.<br />

Sie unterstützte Tagungen unter<br />

der Losung „Zukunft für Thüringen –<br />

Leben ohne Armut“ der Fraktion Die<br />

Linke oder die „Die Zukunft des Alters“<br />

der Konrad-A<strong>den</strong>auer-Stiftung<br />

<strong>und</strong> arbeitete dem seniorenpolitischen<br />

Konzept der Landesregierung<br />

Thüringen vom Frühjahr 2009 zu.<br />

Bereits im Demographie-Bericht des<br />

Freistaats Thüringen vom Juni 2006<br />

wurde auf die <strong>Aus</strong>wertung der Bevölkerungsentwicklung<br />

hingewiesen.<br />

In unserem Heft Nr. 3/2007 sind die<br />

Antworten der drei Fraktionen des<br />

Thüringer Landtags zur Frage „Armut<br />

von älteren Menschen wird voraussichtlich<br />

in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren<br />

in Thüringen eine Erscheinung des<br />

sozialen Lebens sein. Wie kann man<br />

aus Ihrer Sicht Armutslagen vermei<strong>den</strong><br />

oder lindern“? nachzulesen.<br />

Was wurde erfüllt? Wie steht man<br />

dazu? Bekommen wir in Thüringen<br />

ein <strong>Senioren</strong>mitwirkungsgesetz?<br />

Konrad Eberitzsch<br />

Vorsitzender des <strong>Senioren</strong>beirats<br />

Sömmerda<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />

Die Angst vor der Altersarmut begleitet<br />

auch die Seniorinnen, deren<br />

Ehe in der DDR geschie<strong>den</strong> wurde,<br />

die keine finanzielle Absicherung<br />

durch <strong>den</strong> Exmann erhielten <strong>und</strong> die<br />

ihre Kinder allein erzogen. Auch ich<br />

gehöre zu diesen Frauen. Meine Ehe<br />

wurde 1970 geschie<strong>den</strong>. Das Sorgerecht<br />

erhielt ich allein für unsere<br />

vier Kinder im Alter zwischen drei<br />

<strong>und</strong> dreizehn Jahren. Sowohl vor als<br />

auch während meiner Ehe habe ich,<br />

bis auf vier Jahre, immer in meinem<br />

erlernten Beruf als Verwaltungsangestellte<br />

gearbeitet. Nach der Scheidung<br />

absolvierte ich ein Journalistik<br />

Fernstudium <strong>und</strong> war als solche bis<br />

1990 tätig. Drei meiner vier Kinder<br />

konnten gleichfalls studieren, der<br />

-25-<br />

Jüngste wurde ein guter Handwerker.<br />

Wir konnten bis zum Ende meiner<br />

Berufstätigkeit immer sorgenfrei<br />

leben, <strong>den</strong>n ich verdiente ebensoviel<br />

wie meine männlichen Kollegen.<br />

1994 trat ich dem Schutzb<strong>und</strong> der<br />

<strong>Senioren</strong> <strong>und</strong> Vorruheständler, Kreisverband<br />

Sömmerda bei <strong>und</strong> bin seitdem<br />

ehrenamtlich tätig. So bin ich<br />

auch heute, mit 77 Jahren <strong>und</strong> Oma<br />

von acht Enkeln <strong>und</strong> zwei Urenkeln,<br />

für das von der Thüringer Ehrenamtsstiftung<br />

geförderte Generationenprojekt<br />

„Lesen bildet“ als Projektkoordinatorin<br />

tätig, was mir viel<br />

Freude bereitet <strong>und</strong> für mich selbst<br />

ein Jungbrunnen ist. Was mir allerdings<br />

große Sorge bereitet ist die<br />

Frage, wie für mich die Armut im Alter<br />

vermeidbar ist. Meine Rente reicht<br />

weder für eine seniorengerechte<br />

Wohnung, noch für ein gutes Pflegeheim.<br />

Deshalb kann ich nur hoffen,<br />

dass sich endlich unsere Regierung<br />

auch dafür einsetzt, dass die Renten<br />

in Ost- wie in Westdeutschland zum<br />

gleichen Umrechnungsfaktor gezahlt<br />

wer<strong>den</strong>, so wie es 1990 beschlossen<br />

wurde.<br />

Margot Haubner<br />

Schutzb<strong>und</strong> der <strong>Senioren</strong>- <strong>und</strong><br />

Vorruheständler Sömmerda<br />

Sonneberg<br />

Ges<strong>und</strong>erhaltung ist teuer<br />

Armut im Alter trifft auch immer jüngere<br />

Menschen. Die Errichtung von<br />

Tafeln in vielen Städten <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong><br />

ist keine Errungenschaft auf die<br />

wir stolz sein können. Die Politik ist<br />

gefragt <strong>und</strong> sollte sich vermehrt bei<br />

<strong>den</strong> Menschen an der Basis orientieren.<br />

Der demografische Wandel ist eine<br />

große Herausforderung. Die Menschen<br />

wer<strong>den</strong> immer älter <strong>und</strong> sind<br />

zur Selbsterhaltung ihrer Ges<strong>und</strong>heit


aufgefordert, um solange wie möglich<br />

fit <strong>und</strong> aktiv zu bleiben. Viele haben<br />

eine kleine Rente <strong>und</strong> kommen<br />

damit schwer aus. Bleibt dann durch<br />

Todesfall ein Lebenspartner allein<br />

zurück, wird das zum Problem. Wie<br />

nun die Miete allein bezahlen? Der<br />

Umzug kostet Geld <strong>und</strong> kleinere<br />

Wohnungen sind knapp. Gefragt<br />

sind die Wohngenossenschaften, bei<br />

ihren Planungen kleinere <strong>und</strong> bezahlbare<br />

Wohnungen zu schaffen.<br />

Aber trotz eigener Initiativen, um so<br />

lange wie möglich fit <strong>und</strong> unabhängig<br />

zu bleiben,<br />

kommen doch Probleme. Vorsorgeuntersuchungen<br />

wer<strong>den</strong> genutzt,<br />

solange sie von <strong>den</strong> Kassen bezuschusst<br />

wer<strong>den</strong>. Den Zahnarzt sucht<br />

man schon mit Angst auf, <strong>den</strong>n<br />

Zahnersatz ist teuer, ebenso Brille<br />

<strong>und</strong> Hörgerät. Für all das <strong>und</strong> vieles<br />

mehr gibt es nur kleine Zuschüsse<br />

von <strong>den</strong> Krankenkassen. Zusätzliche<br />

Schä<strong>den</strong> der Ges<strong>und</strong>heit sind<br />

vorprogrammiert, wenn nicht in<br />

der Ges<strong>und</strong>heitspolitik Änderungen<br />

geschaffen wer<strong>den</strong>. Beim Ärztekongress<br />

in Dres<strong>den</strong> sprach man von<br />

einer dramatischen Überalterung.<br />

Wir alle kennen langfristige Termine<br />

<strong>und</strong> die Wartezeiten in <strong>den</strong> Sprechstun<strong>den</strong>.<br />

Der Zeitdruck ist zum Problem<br />

gewor<strong>den</strong>. Aber gerade der<br />

alte Mensch braucht die Zeit seines<br />

Arztes.<br />

Rosemarie Weigel<br />

Vorsitzende des <strong>Senioren</strong>beirates<br />

Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />

<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />

Weimar<br />

Alles schon vergessen?<br />

Für das Jahr 2009 wünschten wir<br />

uns größere Aufgeschlossenheit der<br />

Parteien <strong>und</strong> der Regierung für die<br />

Interessen <strong>und</strong> Rechte der älteren<br />

Generation. Mit Freude nahmen wir<br />

zur Kenntnis, dass einige Parteien<br />

seniorenpolitische Konzeptionen erarbeitet<br />

hatten. Jedoch seit der Thüringer<br />

Landtagswahl als auch nach<br />

der B<strong>und</strong>estagswahl ist von <strong>den</strong> Vorhaben<br />

nichts mehr zu hören. Die im<br />

Wahljahr von <strong>den</strong> Kandidaten <strong>und</strong><br />

Politikern geforderte „Rentenangleichung“<br />

ist erneut in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Die Kluft zwischen arm <strong>und</strong> reich<br />

nimmt weiter zu. Die Lebenshaltungskosten<br />

steigen auch 2010.<br />

Die Inflation hat seit 1990 die bisherigen<br />

Rentenerhöhungen nahezu<br />

aufgefressen. Wir müssen immer<br />

wieder feststellen: Die Verletzbarkeit<br />

der Würde der alten Menschen wird<br />

von der Politik nicht zur Kenntnis genommen.<br />

Wer bei der Definition von<br />

„Altersarmut“ <strong>und</strong> „Altersdiskriminierung“<br />

immer noch Schwierigkeiten<br />

hat, kann mit dem Vertrauen der<br />

älteren Bürger nicht rechnen.<br />

Leider verhalten sich viele alte Menschen<br />

zu angepasst gegenüber<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Fragen. Nicht wenige vereinsamen,<br />

wenn sie nicht gerade noch gelegentlich<br />

Kontakte zu ihren Kindern<br />

oder Enkeln haben.<br />

Es ist frustrierend, wenn man das<br />

Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong> Ergebnis<br />

ehrenamtlicher gesellschaftlicher<br />

Aktivitäten analysiert. Parteien,<br />

Gewerkschaften, gesellschaftliche<br />

Organisationen, Vereine, Verbände,<br />

selbst die Kirchen verlieren Mitglieder.<br />

Resignation, Politikverdrossenheit<br />

<strong>und</strong> selbst die zunehmende<br />

Altersarmut haben Ursachen, die zu<br />

-26-<br />

analysieren wären. Immerhin, aus<br />

der Koalitionsvereinbarung zwischen<br />

CDU <strong>und</strong> SPD geht hervor, dass ein<br />

seniorenpolitisches Konzept entwickelt<br />

wird. Die Frage ist berechtigt,<br />

wann <strong>den</strong>n nun mit der <strong>Aus</strong>arbeitung<br />

dieses Konzepts begonnen wird<br />

<strong>und</strong> wie <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>, der<br />

Landesseniorenbeirat <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ige<br />

<strong>Senioren</strong> in diesem Prozess einbezogen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Dr. Hans-Jürgen Paul<br />

Unabhängige <strong>Senioren</strong>vertretung<br />

Weimar<br />

Weimar Land<br />

Zeit für Veränderungen<br />

Mit zunehmen<strong>den</strong> Jahren steigt die<br />

Angst <strong>und</strong> die Sorge, im Alter seinen<br />

Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten<br />

<strong>und</strong> finanzieren zu können.<br />

Die <strong>Aus</strong>gaben steigen, ohne dabei<br />

erhöhte Ansprüche zu stellen. Bei Alleinleben<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> sozial schwachen<br />

Familien sinken die Einkommen <strong>und</strong><br />

auch die zu erwartende Altersrente.<br />

Wir haben in Deutschland schon einen<br />

großen Teil an <strong>Senioren</strong>, die an<br />

der Armutsgrenze <strong>und</strong> auch schon<br />

in Armut leben, ohne dieses selbst<br />

verschuldet zu haben. Es ist an der<br />

Zeit das Rentensystem zu verändern<br />

<strong>und</strong> einheitlich in Deutschland anzupassen.<br />

Monika Mittermeier<br />

Vorsitzende des <strong>Senioren</strong>beirats<br />

Weimar Land


Tipps<br />

Literaturhinweise<br />

Sozialreport 50+<br />

- Daten <strong>und</strong> Fakten zur<br />

sozialen Lage von Bürgern<br />

ab 50 Jahre in <strong>den</strong><br />

neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

Der Sozialreport 50plus 2009 informiert<br />

über objektive <strong>und</strong> subjektive<br />

Veränderungen seit 1990 als auch<br />

über aktuelle Situationen <strong>und</strong> soziale<br />

Trends.<br />

In der Darstellung wer<strong>den</strong> die Meinungen<br />

der älteren Ostdeutschen<br />

über eine Vielzahl sozialer Bereiche,<br />

mit ihren Gewinnen <strong>und</strong> Verlusten,<br />

Defiziten <strong>und</strong> Fortschritten (u. a. Teilhabe<br />

am Erwerbsleben, Familienalltag,<br />

Wohnen, Soziale Sicherheit <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit) verallgemeinernd zusammengefasst.<br />

Die im Sozialreport<br />

50plus 2009 vorgestellten Ergebnisse<br />

der Untersuchung „Leben in <strong>den</strong><br />

neuen B<strong>und</strong>esländern“ basieren auf<br />

<strong>den</strong> <strong>Aus</strong>sagen von insgesamt 1.240<br />

Lebenslagen in Deutschland<br />

– Der 3. Armuts-<br />

<strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />

der B<strong>und</strong>esregierung<br />

Armut ist ein gesellschaftliches Phänomen<br />

mit vielen Gesichtern. Es entzieht<br />

sich deshalb einer eindeutigen<br />

Messung. Die Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung<br />

der B<strong>und</strong>esregierung<br />

orientiert sich an einem<br />

umfassen<strong>den</strong> Analyseansatz, der die<br />

Risiken für Armut <strong>und</strong> soziale <strong>Aus</strong>grenzung<br />

in verschie<strong>den</strong>en Lebenslagen<br />

beschreibt. Der vorliegende<br />

dritte Bericht setzt die im Jahr 2001<br />

begonnene Bestandsaufnahme der<br />

sozialen Lage in Deutschland fort<br />

<strong>und</strong> eröffnet einen Zehnjahresvergleich<br />

der Entwicklung der sozialen<br />

Integration.<br />

-27-<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern ab dem<br />

50. Lebensjahr, darunter ein Drittel<br />

(426 Befragte) im Alter zwischen 50<br />

<strong>und</strong> 59 Jahren.<br />

Der Sozialreport kann auf der Internetpräsenz<br />

des Volkssolidarität B<strong>und</strong>esverband<br />

e. V. als PDF-Dokument<br />

(im Bereich Sozialpolitik unter Studien<br />

<strong>und</strong> Publikationen 2010) kostenlos<br />

heruntergela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

VOLKSSOLIDARITÄT B<strong>und</strong>esverband<br />

e. V.<br />

Alte Schönhauser Straße 16<br />

10119 Berlin<br />

Telefon: 030/27 89 70<br />

Fax: 030/27 59 39 59<br />

E-Mail: b<strong>und</strong>esverband@volkssolidaritaet.de<br />

Home: www.volkssolidaritaet.de<br />

Der Bericht bietet eine umfassende<br />

Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung<br />

in Deutschland seit 2003.<br />

Diese umfasst neben <strong>den</strong> Bereichen<br />

Einkommen <strong>und</strong> Vermögen die Bereiche<br />

Erwerbstätigkeit, Bildung,<br />

Wohnen, Ges<strong>und</strong>heit sowie die Situation<br />

von Kindern, Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, behinderten<br />

Menschen <strong>und</strong> Wohnungslosen.<br />

Der Bericht kann kostenlos heruntergela<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> unter: www.bmas.<br />

de/portal/26896<br />

B<strong>und</strong>esanzeiger Verlag<br />

Postfach 10 05 34<br />

50445 Köln<br />

Tel.: 0221/97 66 83 40<br />

Fax: 0221/97 66 83 44


Die Würde des Menschen beginnt mit der Geburt, er braucht<br />

Liebe, Nahrung, Respekt <strong>und</strong> Sicherheit bis zu seinem Tode.<br />

Helmut Kutin<br />

Man muß etwas, <strong>und</strong> sei es noch so wenig, für diejenigen tun,<br />

die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern die<br />

Freude, es tun zu dürfen.<br />

Albert Schweitzer<br />

Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />

Alter ist Kompetenz Impressum<br />

Neue Bildungsdatenbank<br />

für die Generation 55+<br />

Die neue BAGSO-Veranstaltungsdatenbank<br />

vwwv.wissensdurstig.de<br />

steht allen Verbän<strong>den</strong>, Organisationen,<br />

Institutionen zur Verfügung,<br />

die geeignete Veranstaltungen für<br />

die Generation 50+ anbieten. Hier<br />

können Veranstaltungen kostenlos<br />

<strong>und</strong> zielgruppengerecht im Internet<br />

beworben wer<strong>den</strong>. Seniorinnen <strong>und</strong><br />

<strong>Senioren</strong> fin<strong>den</strong> schnell <strong>und</strong> unkom-<br />

Thema nächster SenIorenREPoRT:<br />

Selbsthilfe im Alter<br />

pliziert Bildungsangebote vor Ort,<br />

regional sowie auch b<strong>und</strong>esweit.<br />

Eingestellt wer<strong>den</strong> können alle Arten<br />

von Veranstaltungen, die ältere<br />

Menschen <strong>und</strong> Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtliche<br />

in der <strong>Senioren</strong>arbeit interessieren:<br />

Hinweise auf Tagungen,<br />

Kurse, Vorträge, Sportgruppen,<br />

E-Lear ning-Angebote, berufliche<br />

Wei terbildungsangebote, Reisen <strong>und</strong><br />

vieles mehr.<br />

Weitere lnformationen fin<strong>den</strong> Sie unter:<br />

www.wissensdurstig.de<br />

Unter unseren Verhältnissen…!<br />

Der erste Armutsatlas für<br />

Regionen in Deutschland<br />

Diesen sozialen Zustand bildet der<br />

Armutsatlas für die Jahre 2005 bis<br />

2007 ab: Deutschland noch ohne<br />

Krise <strong>und</strong> im Wachstum, aber mit<br />

vielen Nullrun<strong>den</strong> bei Einkommen<br />

<strong>und</strong> Sozialleistungen.<br />

Das Projekt des Deutschen Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverbandes ist zu<br />

fin<strong>den</strong> unter: www.armutsatlas.de<br />

-28-<br />

SENIORENREPORT,<br />

15. Jahrg. 2/2010<br />

Erscheinungsweise viermal jährlich;<br />

Auflage 1000<br />

Nächste <strong>Aus</strong>gabe erscheint im<br />

Oktober 2010<br />

Redaktionsschluss: 20.9. 2010<br />

Herausgeber:<br />

Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />

Prager Straße 5/11, 99091 Erfurt<br />

Telefon: 0361/562 16 49<br />

Fax: 0361/601 37 46<br />

info@landesseniorenvertretungthueringen.de<br />

www.landesseniorenvertretung<br />

-thueringen.de<br />

Vorsitzende: Irene Ellenberger<br />

Zeitschriftenbeirat: Konrad Eberitzsch,<br />

Dr. Jan Steinhaußen<br />

Redaktion: Robert Friedrich (Ge schäfts -<br />

führer), Dr. Jan Steinhaußen<br />

Reinhild Rubin (<strong>Senioren</strong>büro)<br />

„55plus“/DRK<br />

Dammstraße 32, 07749 Jena,<br />

Tel.: 03641/40 01 84,<br />

Fax: 03641/40 01 11<br />

reinhild.rubin@drk-jena.de<br />

Layout <strong>und</strong> Satz: Dr. Kerstin Ramm, Grafik <strong>und</strong><br />

Werbung, Untere Zense 36, 07616 Bürgel,<br />

Tel.: 036692/213 82,<br />

Fax: 036692/355 77,<br />

www.grafik<strong>und</strong>werbung-ramm.de<br />

Produktion: Förster & Borries GmbH &<br />

Co. KG, Zwickau<br />

Ehrenamtliche Mitarbeit: Charlotte Birnstiel,<br />

Konrad Eberitzsch, Lisa Gutsche, Günther<br />

Koniarcyk<br />

Fotos:<br />

Titelfoto, S. 6, S. 17 oben, S. 18 unten: forolia.de;<br />

S. 15 oben: Jenaer Tafel; S. 18 oben,<br />

S. 20 oben rechts, S. 27 oben: Kerstin Ramm;<br />

S. 2, 3, S. 4 oben, S. 5 oben, S. 7, 8, 9, 10,<br />

12, 14, S. 15 unten, S. 16, S. 19, 20, 21,<br />

S. 22 oben, S. 23, 24, 25, 26: Kirsten Seyfarth;<br />

S. 4 oben rechts, S. 5 unten rechts: privat;<br />

S. 22 unten: SB Gera<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die<br />

Meinung der Autoren wieder <strong>und</strong> sind keine<br />

Stellungnahmen der Redaktion. Die Redaktion<br />

behält sich vor, eingereichte Beiträge zu kürzen<br />

<strong>und</strong> zu überarbeiten.<br />

Die Nutzung von Texten <strong>und</strong> Bildern ist nur nach<br />

Rücksprache mit der Landesseniorenvertretung<br />

Thüringen e. V. möglich.<br />

Gefördert durch <strong>den</strong><br />

Freistaat Thüringen.

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