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Interview mit Diplombiologe Michael Fasel, Präsident der ...

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<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Diplombiologe</strong> <strong>Michael</strong> <strong>Fasel</strong>,Präsident <strong>der</strong> Liechtensteiner JägerschaftCaroline Egger-Batliner, Bezirksredakteurinvon Bludenz,führte das <strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> demneu gewählten Präsidenten <strong>der</strong>Liechtensteiner Jägerschaft<strong>Michael</strong> <strong>Fasel</strong>, Sie sind seitdrei Monaten neuer Präsident<strong>der</strong> LiechtensteinerJägerschaft. Was hat Sie bewogen,dieses Ehrenamt zuübernehmen?Ich bin <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Jagd undden Wildtieren seit meinerKindheit verbunden und ichmöchte mich auf <strong>der</strong> einenSeite dafür einsetzen, dasssich die Jagd und die Jägerin <strong>der</strong> heutigen Gesellschaftwie<strong>der</strong> vermehrt zeigen, fürIhre Tätigkeit einstehen unddafür respektiert werden.An<strong>der</strong>erseits wird <strong>der</strong> Lebensraum<strong>der</strong> Wildtiere immermehr eingeschränkt undbraucht eine Lobby, die sichdurch praktische und politischeArbeit für die Erhaltungund Verbesserung <strong>der</strong> Lebensgrundlagen<strong>der</strong> Wildtiereeinsetzt. Wer sonst als dieJäger selbst soll sich für dieInteressen <strong>der</strong> Jagd und <strong>der</strong>Wildtiere einsetzen? Auch dieoffene und sachliche Information<strong>der</strong> Öffentlichkeit überJagd und Jäger ist etwas sehrWichtiges.Welche Erfahrung bringenSie <strong>mit</strong> um diese Ziele erreichenzu können?Ich glaube es hilft, sich in diesenThemen nachhaltig einzubringen,wenn man eineinnere Verbundenheit <strong>mit</strong><strong>der</strong> Natur hat. Mein Vater hatmir schon sehr früh die Naturunserer Berge näher gebracht,<strong>mit</strong> mir Wildtiere beobachtetund meine Begeisterung geweckt.Durch mein Biologiestudiumhabe ich auch diewissenschaftliche Seite kennengelernt.Meine frühere Tätigkeitals Naturschutz- undJagdverwalter während 25Jahren bei <strong>der</strong> LiechtensteinischenLandesverwaltunghilft mir sicher, behördlicheAbläufe und politische Zusammenhängebesser zu verstehen.Seit 35 Jahren bin ich aktiverJäger und durfte von erfahrenenälteren Jägern lernenund durch viele schöne Jag<strong>der</strong>lebnisseaber auch durchFehler wichtige Erfahrungensammeln.Sie arbeiten nicht mehr bei<strong>der</strong> Landesverwaltung. Worinbesteht Ihre heutige be-Ich habe mir einen langgehegtenWunsch erfüllt undvor drei Jahren eine eigeneFirma gegründet. Da binich als Berater und Gutachtertätig. Ich bearbeite Konzeptefür die Bejagung vonSchalenwildarten im Zusammenhang<strong>mit</strong> Lebensraumqualitätund Wildschäden.Ein zweites Standbein sindNatur- und Landschaftskonzeptefür die Gemeinden unddie Beratung von behördlichenFührungsleuten. Sehrspannend ist auch die Arbeitüber die Einwan<strong>der</strong>ung desBibers im Rheintal, die ich lückenlosdokumentieren undbeschreiben möchte und Lösungenfür Konflikte <strong>mit</strong> <strong>der</strong>Hochwassersicherheit o<strong>der</strong><strong>mit</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichenNutzung erarbeite. Ein Buchzum Biber im Rheintal undeine Filmdokumentation überden Naturraum Liechtensteinssind ebenfalls im Entstehen.Wie sehen Sie allfällige Verbindungeno<strong>der</strong> Gemeinsamkeitenzwischen den Interessen<strong>der</strong> Liechtensteinerund <strong>der</strong> Vorarlberger Jägerschaft?Wir sind hier in Liechtensteinauf einem kleinen Stück Erde,das man nicht isoliert betrachtenkann. Einerseits sind dadie Wildtiere, die sich nichtan Landesgrenzen halten undwo man großräumig agierenmuss. Vor allem die jagdlichePlanung des Rothirsches, <strong>der</strong>große Areale für sich beansprucht,sollte überregionaldurchgeführt werden. An<strong>der</strong>seitssehe ich auch die Jäger,die rund um Liechtenstein inunterschiedlichen Jagdsystemenorganisiert sind, aber imGrunde die gleichen Interessenhaben.Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammenarbeitzwischen Vorarlberger,Schweizer und LiechtensteinerJägern könnte diegemeinsamen Zielsetzungenfür Jagd und Wildtiere unterstützen.Mir schwebt vor,durch gemeinsame Veranstaltungendie Kontakte undAktivitäten zu för<strong>der</strong>n. So etwaswie ein Rheintaler Jägertagzum Beispiel könnte einForum für ein gemeinsamesgroßräumiges Wirken zugunstenvon Jagd und Wildtierensein. Auch die neuestenEntwicklungen <strong>mit</strong> Tuberkulosebei Rotwild zeigt, wiewichtig eine grenzüberschreitendeZusammenarbeit ist.Wir haben das Glück, dassLiechtenstein noch tuberkulosefreiist.Sie wollen sich für die Wildtiereund den Wildtierlebensraumeinsetzen. Haben Sieauch hinsichtlich <strong>der</strong> heutigenJagdausübung neueIdeen?Zuerst einmal möchte ichfesthalten, dass ich die Tätigkeiten<strong>der</strong> Jäger in unsererRegion generell als etwassehe, das auf sehr hohemNiveau abläuft. Sowohl in<strong>der</strong> Schweiz wie in Vorarlbergund Liechtenstein sinddie Jäger und Jagdaufseherhervorragend ausgebildet.Das lässt sich unter an<strong>der</strong>emdaran ablesen, wie genaudie Abschussvorgabennach Alter und Geschlechteingehalten werden. Das isteine anspruchsvolle Aufgabeund verdient Respekt. Inallen drei Län<strong>der</strong>n bestehenjahrhun<strong>der</strong>tealte Jagdtraditionen,durch welche ein großesWissen an uns heutige Jägertradiert worden ist. Ich findesolche Traditionen wichtig,sie sind unsere Wurzeln undför<strong>der</strong>n eine gemeinsameAusrichtung <strong>der</strong> Jäger für dieZukunft.Wo<strong>mit</strong> ich wenig anfangenkann, ist die Bewertung vonHörnern und Geweihen, dasHegen von möglichst endenreichenKronengeweihen22 Vorarlberger Jagd JAGD


o<strong>der</strong> die Mastfütterung vonHirschen und Rehen. Dasgeht meiner Meinung nacham Sinn <strong>der</strong> Jagd vorbei, sowie ich sie verstehe. Auchhelfen solche Dinge denWildtieren nicht und sie för<strong>der</strong>nnicht die Akzeptanz <strong>der</strong>Jagd und <strong>der</strong> Jäger in <strong>der</strong> Bevölkerung.Haben Sie etwas gegen so-Ich stehe dazu, dass Hörnerund Geweihe eine gewisseFaszination auf Menschenausüben, das ist schon seitein paar Tausend Jahren so.Ich freue mich auch, wenn icheinen alten Hirsch <strong>mit</strong> einemknorrigen Geweih erlegendarf, die Form und Größedes Geweihes aber soll dieNatur bestimmen. Wie wollenwir begründen, dass wirdas männliche Rotwild nurdeshalb an<strong>der</strong>s bejagen alsdie weiblichen, weil sie einGeweih tragen? O<strong>der</strong>, wiewürden wir wohl den Fuchsbejagen, wenn er Hörnerhätte? Ich bin kritisch gegendiejenigen Jäger, die nur aufdie Jagd gehen, um Trägervon kapitalen Trophäen zuerlegen, und sich währenddes restlichen Jahres nicht umWild und Revier kümmern.Aber ich denke, dass es sichdabei um eine aussterbendeSpezies handelt.Hohe Wildbestände und da<strong>mit</strong>verbundene Schäden amWald sind ein Dauerthema.Sehen Sie da einen Ausweg?Bei diesem Thema spürt manseit Jahrzehnten ein polarisiertesVerhältnis zwischenJägern und Förstern. Dasswir in großen Teilen unsererJagdgebiete überhöhte Beständehaben, ist noch nichtjedem Jäger wirklich klar.Da wünsche ich mir von Seitenaller unserer Jäger mehrToleranz und Verständnisund entsprechendes Handeln.Sonst sind wir nichtganz ehrlich und da<strong>mit</strong> auchnicht glaubwürdig.Allerdings möchte ich aucheinwenden, dass man allein<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Reduktion von Wildbeständennicht überall denVerbissdruck im Wald auf eintragbares Maß senken kann.So kann es sein, dass in einemBergwald auch dann noch alleWeißtannen verbissen werden,wenn sich statt hun<strong>der</strong>tnur noch zehn Hirsche dortaufhalten. Dieses Problem istsehr schwierig zu lösen, hängt<strong>mit</strong> dem Vorhandensein o<strong>der</strong>dem Fehlen an ausreichendguter Nahrung zusammenund muss sehr lokal betrachtetwerden. Das Grundproblemsehe ich darin, dass durchmenschliche Mehrfachnutzungen<strong>der</strong> Wildtierlebensraumbeschnitten wird unddas Wild sich nicht überall naturgemäßernähren kann. EineMaßnahme forstlicherseits hatin Liechtenstein schon sehrviel gebracht und das ist diegroßflächige Auflichtung vonWaldbeständen, wodurch dieBodenvegetation im Waldgeför<strong>der</strong>t wurde. Mein Zielist es, dass Jäger und Försternoch mehr aufeinan<strong>der</strong> zugehenund einan<strong>der</strong> zuhören,um zu erfahren, wie genaudie Probleme auf beiden Seitenaussehen, und wie mansich gegenseitig unterstützenkann.Finden Sie, dass Luchs, Bärund Wolf <strong>mit</strong>helfen könnten,überhöhte Wildbeständeauf ein gesundes Maß zureduzieren?Ich sehe einen gewissen Einflussdieser drei Großraubtierartenauf die Wildtierbestände,aber sie können dienötige Regulierung nicht bewerkstelligen.Dafür ist <strong>der</strong>Jäger zuständig. Die Großraubtieregehören in unsereÖkosysteme und ich möchtedie Akzeptanz bei den Jägerndafür för<strong>der</strong>n. An den Luchshaben wir uns <strong>mit</strong>tlerweileschon gut gewöhnt. DerBär ist kein ausgesprochenerFleischfresser und hat deshalbkaum Einfluss auf die Höhe<strong>der</strong> Bestände. Beim Wolf allerdingsist zu erwarten, dasser durch seine Hetzjagden dieWildbestände scheuer machto<strong>der</strong> aus den gewohnten Einständenvertreibt. Das wirddie Jagd wahrscheinlich nochmehr erschweren.Ist die bisherige Art vonJagd heute noch zeitgemäß?Ja, auf jeden Fall. Jäger undWildhüter haben die entsprechendeAusbildung, um dieJagd fachgerecht auszuübenund die Wildbestände artgerechtzu regulieren. Ohne einesolche Ausbildung und ohneErfahrung ist das nicht möglich.Jäger übernehmen einewichtige öffentliche Aufgabeund zahlen sogar noch dafür.Dabei ist <strong>der</strong> Jäger nicht nurPflichterfüller. Ich gehe davonaus, dass alle Jäger auchaus Freude und <strong>mit</strong> Enthusiasmusauf die Jagd gehen.Ohne diese Eigenschaftenwürde man wohl nicht freiwilligsoviel Zeit investieren.Das bestehende jagdliche Systemhat sich bewährt, hat aberin gewissen Bereichen sichernoch Potential für Verbesserungen.Wichtig ist, dass sichJagd und Jäger den mo<strong>der</strong>nenHerausfor<strong>der</strong>ungen offen, tolerantund <strong>mit</strong> Bestimmtheitstellen.Liechtensteiner JägerschaftHerzlichen Dank fürdas <strong>Interview</strong>.Die Liechtensteiner Jägerschaft ist ein nicht gewinnorientierterVerein gemeinnütziger Natur <strong>mit</strong> Sitz in Vaduz.Zweck des Vereins ist die Wahrnehmung und Vertretung<strong>der</strong> Interessen und Durchführung <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Jägerschaft<strong>mit</strong> dem Ziel <strong>der</strong> Erhaltung und För<strong>der</strong>ung eines jagdlichnutzbaren Wildbestandes.Die Organe <strong>der</strong> Liechtensteiner Jägerschaft sind:Die VollversammlungDer VorstandDie RechnungsrevisorenDer Vorstand:Präsident: <strong>Michael</strong> <strong>Fasel</strong>Vize-Präsident: Anton EberleSchriftführer: Kurt LitscherKassier: Thomas BargetzeBeisitzer:Gebi SchurtiTheo HochThomas NägeleBaptist BeckJAGD Juli /August 2013 23

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