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Lunak - Staufenbiel

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SegelflugSemiscaleDem Eisvogel auf der SpurDer „<strong>Lunak</strong>“ von <strong>Staufenbiel</strong>Schon vor drei Jahren bekam ich meinenersten „<strong>Lunak</strong>“, siehe Bericht inAUFWIND 1/2001. Es ist ein wirklichinteressantes Modell, ganz besonders auch inoptischer Hinsicht. Ungewöhnlich ist die geringeResonanz der renommierten Modellhersteller.Verglichen mit den Angeboten an„weißen Vögeln“, ist die Anzahl wirklichsehr gering. Und im Internet gibt es eine richtigeFanseite: www.lunak.de. Eine informativeSeite über den „<strong>Lunak</strong>“ allgemein unddie Restauration eines Originals, das heutein der Nähe von Stuttgart fliegt. Die erstenPrototypen des „<strong>Lunak</strong>“, auch bekannt als„LF-107“, wurden im Sommer 1948 eingeflogen.Sie begeisterten schon damals durchhervorragende Kunstflugeigenschaften undbisher nicht gesehene Formlösungen.Ende 2002 gab es dann eine Überraschung:<strong>Staufenbiel</strong> in Hamburg kündigte eineVier-Meter-Version an. Bei ersten Telefonatenkonnte ich technische Details in Erfahrungbringen: Ein gelb lackierter GFK-Rumpf, mitOracover bespannte und mit GFK verstärkteTragflächen, alle Ruder bereits angeschlagenund alle Kleinteile sind Bestandteile des Baukastens.Etwas ungewöhnlich ist das verwendeteProfil „Eppler 211“. Denn eigentlichhandelt es sich hierbei nicht um ein reinesKunstflugprofil. Vielmehr gilt es als gutesAllroundprofil. Auch das angegebene Fluggewichtdeutete zunächst eher auf ein Thermikmodellals auf einen Kunstflugsegler hin.Mitte Dezember habe ich das Modell bestellt,es kam knapp vor dem Jahreswechselan. In aller Ruhe habe ich die Komponentenbetrachtet: Die Flächen und der Rumpfhatten die beschriebenehohe Qualitätund derAUFWIND-Autor Klaus Löcker mit seinem schönen „<strong>Lunak</strong>“ bei den Testflügen in der Rhön.Kleinteilebeutel übertraf die Erwartungenum einiges: Neben gefrästen GFK-Ruderhörnern,Anlenkstangen, Schrauben, Klemmhebelnund sogar einem Rad gab es bereits bebügelteServoschachtabdeckungen für dieFlächen. Klasse! Die fünfseitige Anleitungmit allen wichtigen Daten sowie die mitgeliefertenDekorbögen machten den Kastenwirklich komplett.Nur eines gefiel mir auf den ersten Blickgar nicht: In den Flächen kommt eine Flachstahlsteckungzum Einsatz. Diese war zwarkomplett montiert, jedoch ist sie für diesenEinsatz seit Jahren überholt. Zudem zwingtsie immer zum Einbau von kräftigen Verstärkungenim vorderen und hinteren Rumpf-Flächenbereich, um beim Schwingen derTragflächen Schäden am Rumpf zu vermeiden.Das Gewicht der Tragflächen war mit1.050 Gramm pro Hälfte Fläche sehr gering.Dieses ist sicherlich auf die Balsabeplankungzurückzuführen. Zwischender Balsaschicht und dem Styrokernliegt eine Glasfaserverstärkung. ImBereich der Servoschächte kommtKohlefaser zum Einsatz. Die Rudersind in Balsa-Rippenbauweise underzielen dadurch eine optischeWirkung wie beim Original. Allerdingsist hier auf verzugsfreieRuder zu achten. Gegebenenfallsist Nachbügeln notwendig.Es sind im Übrigen pro Flächedrei Klappen vorhanden. Dochwo sind die Störklappen? Es gibt sie nicht!Ein Modell mit vier Metern Spannweite undkeine Störklappen? Ja, als Landehilfe soll,so sagt der Hersteller und Vertreiber, dieButterflystellung vollkommen ausreichen.Zur Fertigstellung der Flächen war nurnoch der Einbau aller Servos erforderlich.Auf den beiden äußeren Rudern wurdenDymond-„D-250“-Metallgetriebeservos miteiner Stellkraft von fast drei Kilo eingesetzt.Für die innere Wölbklappe hingegen fiel dieEntscheidung auf das Dymond-„D-7500“-Servo mit einer Stellkraft von mehr als siebenKilo. Um dieses jedoch unterzubringen,musste modifiziert werden. Ich habe von denServos die Befestigungslaschen abgeschnitten,die Servos eingeschrumpft und danneingeklebt. Natürlich ist Einkleben nicht dieeleganteste Art, spart aber enorm Zeit. DieAnlenkungen sollten insbesondere bei derinneren Wölbklappe besonders spielfrei sein,da diese unten angeschlagen ist. Auch aufeine Optimierung der Hebellängen ist zu achten.Da der Gelenkpunkt unten liegt, wirktsich ein minimaler Servoweg schon enormauf den Ruderweg aus. Eine Anlenkung vonoben, oder von oben und unten wäre hiersicherlich das Optimum. Zur Flächenfixierungsind vorne und hinten in der Wurzelrippe6-mm-Gewindehülsen eingelassen. Nachdem Aufstecken der Flächen auf den Flachstahlsorgen jeweils zwei 6-mm-Schraubenfür den sicheren Halt am Rumpf.Am Rumpf war die meiste Arbeit zu leisten:Eine Radhalterung musste her. Aber wie62 2/2004


Bild links: Bis die Kabinenhaube wirklich sauber saß, war einiges an Arbeit notwendig. Bild rechts: Ein Cockpitausbau ist Pflichtprogramm bei einem solchenModell. Bilder unten: Das Landerad wurde nachträglich eingebaut und wertet das schöne Modell weiter auf – dafür wurden Spant und Aluwinkeleingebaut. Großes Bild: Start des „<strong>Lunak</strong>“ am Arnsberg in der Rhön.soll sie aussehen? Die Anleitung gab hierleider wenig Hilfestellung. Ein Blick in dieRümpfe meiner anderen Modelle ergab dieLösung: Ich schnitt einen Spant aus 8 mmdickem Sperrholz der genau unter dieFlachstahlsteckung passt. Damit löste ichzwei Probleme auf einmal: Mit zwei angeschraubtenAluwinkeln bekam ich eine stabileHalterung für das Rad und zudem wurdedie Flächenhalterung gut verstärkt. Natürlichmuss der Spant gut eingeharzt sein, ausreichendGlasfasermatte sorgt zudem für einenguten Halt.Die Steckung für das zweiteilige Höhenruderwar bereits montiert, die Ruder musstenmit den mitgelieferten Scharnieren angebrachtwerden. Für die Anlenkung der Rudersind Kugelkopf-Messinghebel im Einsatz,die jedoch nicht im Lieferumfang enthaltenwaren. Sie sind stabil, spielfrei undzudem einfacher einzusetzen wie GFK-Ruderhörner.Die Verwendung von zwei Höhenruderservos,hier „Micro BB“ von Multiplex,erlaubte ein gleichmäßiges Einstellenbeider Ruderwege. Dann war der Seitenruderspanteinzuharzen. Als Seitenruderscharniersieht der Hersteller den Einsatz von kleinenflachen Steckscharnieren vor. Ich hieltjedoch die Stiftscharniere der Firma Graupner,vorgesehen für Großmodelle, für wesentlichsinnvoller und einfacher zu montieren.Mit einem „Micro BB“-Servo und einerStahlseilanlenkung der Firma Kavan, die allerdingsnicht zum Lieferumfang gehörte,wurde das Seitenruder angelenkt.Jetzt wurden noch die Doppelstromversorgungund der Empfänger eingesetzt sowiezwei Buchenrundhölzer zur Schwingungsdämpfungeingeharzt (vorne 20 mm, hinten10 mm). Und nun kam ich zu den umfangreichstenArbeiten: Das Anpassen und Verklebender Kabinenhaube sowie dem bei einemsolchen Modell schon fast zwingendenCockpitausbau. Der Haubenrahmen mussteum die gesamte Haubenmaterialstärke abgetragenwerden. Er blieb dennoch so stabilund verwindungssteif, dass die Haube nachdem Zuschneiden bei nicht aufgesetztemHaubenrahmen anzubringen war. Nach demAushärten des „Isarplast“-Kunststoffkleberswurde das Gesamte noch durch Schleifenentsprechend angepasst. Und die Lackierungeines circa 10 mm breiten Streifens rund umdie Haube verdeckt die meist unsauberenKlebestellen.Dem Scaleausbau sind fast keine Grenzengesetzt. Doch wie sieht es eigentlich imOriginal aus? Ein Blick auf die Internetseitenvon www.lunak.de zeigte faszinierendeDetailfotos, die man sonst oft vergeblichsucht. Es kam allerdings noch besser: Nacheiner Anfrage an die Besitzer des wohl einzigen„<strong>Lunak</strong>“ in Deutschland eröffnete sichdie Möglichkeit, das Original anzuschauen.Ein Termin im März ließ sich gut mit einerDienstreise nach Stuttgart verbinden. InMetzingen besuchte ich dann den LuftsportvereinRoßfeld e.V. Ein Erlebnis, welchesdas Herz des „<strong>Lunak</strong>“-Fans höher schlagen2/2004 63


SegelflugSemiscaleBild oben: Das Instrumentenpanel des Originalsdiente zur Vorlage beim Modell. Bild rechts: EinBesuch beim Luftsportverein Roßfeld in Metzingen,wo der wohl einzige deutsche manntragende„<strong>Lunak</strong>“ fliegt, machte den Autor glücklich.ließ. Mit Begeisterung zeigte man mir alleEinzelheiten, erzählte von der Restauration,den Flügen und der Geschichte, wie sie zum„<strong>Lunak</strong>“ kamen.Es ist schon beeindruckend, mit welcherPräzision der <strong>Lunak</strong> gefertigt wurde. Anlenkungenaus gelb eloxiertem Aluminium,mechanische Mischer, die kaum zu übertreffensind und Konstruktionsdetails, die auchin moderneren Konstruktionen noch Verwendungfinden. Zum Abschluss des gelungenenBesuchs bekam ich noch einen SatzKopien der Originalpläne von 1949 und eineCD mit hunderten von digitalen Fotos überdie Restaurierung und die bisherigen Flügemit dem „<strong>Lunak</strong>“. An dieser Stelle nochmalsein herzliches Dankeschön an die nettenFlieger des Luftsportvereins Roßfeld e.V.Nachdem nun alle bautechnischen Arbeitenabgeschlossen waren, galt es nur nochder Schwerpunkt auszuwiegen und die Anlagezu programmieren. Die äußeren undmittleren Ruder arbeiten als Querruder, diemittleren und die inneren als Wölbklappeund Butterfly. Zudem ist die Umschaltungvon Flugphasen aktiviert, um für den Kunstflugalle Ruder als Querruder nutzen zu können.Die wichtigsten Ausschlaggrößen sindder Fact Box zu entnehmen. Mit rund 600Gramm Blei in der Rumpfspitze konnte derangegebene Schwerpunkt von 125 mm hinterder Nasenleiste erreicht werden. Darausergab sich ein Gesamtfluggewicht von ziemlichgenau 7 kg. Für die Größe eigentlich zuwenig, für den Erstflug jedoch okay. DerHersteller nennt ein Fluggewicht von 8 kgum realistische und gute Flugeigenschaftenzu erzielen.Am sonnigen Karfreitag sollte der Erstflugstattfinden. Zwar war es unüblich windigam heimischen Platz, dennoch entschiedsich mein Vater als Schlepppilot einen Startzu wagen. Im Schlepptau der „Skywing“hob der „<strong>Lunak</strong>“ nach wenigen Metern abund klinkte in 300 Metern Höhe aus. Einstellwinkeldifferenzund Schwerpunkt passtenrecht gut und auch die Ruderwege warenmehr als ausreichend. Was bei dem böigenWind sofort deutlich wurde, war eine notwendigeNutzung des Seitenruders. Dennder mächtige Rumpf und das hohe Leitwerkmachen den „<strong>Lunak</strong>“ relativ empfindlich aufSeitenwind. Was folgte waren die ersten gemütlichenRunden, im Abschluss ein Butterflytest:Das Modell bremste gut und bliebdabei in einer sehr stabilen Fluglage. So verliefauch die erste Landung ohne Probleme.Ein zweiter Flug bestätigte die erste Vermutung:Der „<strong>Lunak</strong>“ hat durch sein geringesFluggewicht und die daraus resultierendeniedrige Flächenbelastung von 56 g/qdmrelativ wenig Dynamik und scheint mehr inRichtung Allrounder als in Richtung Kunstfliegerzu tendieren. Aber das Flugbild isteinfach unschlagbar. Auch alle weiteren Flügeohne Gewichtszugabe zeigten eher eingutes thermisches Verhalten. Der „Dampf“für einige Kunstflugfiguren hintereinanderfehlte jedoch. Erst mit einem Kilo Blei imSchwerpunkt, am Radspant verschraubt, ginges dann schon mehr zur Sache. Der „<strong>Lunak</strong>“lief einfach besser und schob auch mit mehrDampf durch die Figuren. Die Flächenbelastungerhöhte sich damit auf circa 65 g/qdm,die Thermikleistung schien aber nicht geringerzu werden. So macht der <strong>Lunak</strong> richtigSpaß.Im Juni ging es dann zum Hangflug indie Rhön. Nach kurzem Rudercheck schobder Starthelfer den „<strong>Lunak</strong>“ kraftvoll überdie Kante. Mit leichter Verwölbung der beideninneren Klappen stieg das Modell satt inden Himmel. Es musste eine starke Ablösungsein, denn nach nur wenigen Runden warenschon etliche Meter Überhöhung erreicht.Danach war das volle Flugprogramm möglich:Loopings mit enormem Durchmessersowie ausgedehnte Rollen und lange Rückenflüge.Selbst die leichten Aufwindfeldersetzte der „<strong>Lunak</strong>“ dank der Verwölbungdirekt in Höhe um.Mein Fazit: Der „<strong>Lunak</strong>“ von <strong>Staufenbiel</strong>ist eine Bereicherung für jeden, der einoptisch sehr schönes und außergewöhnlichesModell mit wirklich guten Flugeigenschaftensucht. Es ist kein reiner Kunstflugsegler,meistert aber viele Figuren ohne Probleme.Das Ansprechen auf Thermik macht es zueinem tollen Allrounder.Klaus Löcker------------------------------------------------------Info:Kurz vor Redaktionsschluss teilte uns dieFirma <strong>Staufenbiel</strong> folgendes mit: „Ab April2004 wird die Tragfläche des Modells mitzusätzlichen Kohlerovings verstärkt und dieSteckung auf Rundsteckung geändert“.FactBox<strong>Lunak</strong>Vorbildähnlicher, alltagstauglicherKunstflugseglerSpannweite: 4.000 mmRumpflänge: 1.840 mmProfil: Eppler 211Flächeninhalt: 124 qdmFluggewicht: 7 kg8 kg (aufgebleit)Flächenbelastung: 56-65 g/qdmSchwerpunkt: 125-130 mmRuderausschläge:Höhenruder: -30/+25 mmSeitenruder: 70/70 mmQuerruder: -20/+15 mmLandung:Höhenruder: +10 mmQuerruder: neutralKlappe mitte: - 25 mmKlappe innen: +55 mmPreis:449,- EuroBezug bei <strong>Staufenbiel</strong>, Tel.: 040/773898,www.modellhobby.de64 2/2004

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