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BZAL und Stiftung BSW sind dabei - Aktionswoche Alkohol

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Nr. 1/Mai 2009Notizen – kurz berichtetErschreckend inDeutschland:<strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong> – Kenn dein Limit.<strong>BZAL</strong> <strong>und</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>BSW</strong> <strong>sind</strong> <strong>dabei</strong>• 6.000.000 Menschenzwischen 18 <strong>und</strong> 69 Jahrentrinken <strong>Alkohol</strong> inriskanten Mengen (mehrals 20g/Tag bei Frauen,mehr als 30g/Tag beiMännern)• 2.000.000 Menschenpraktizieren schädlichen<strong>Alkohol</strong>konsum. Sieberichten von alkohol -bedingten körperlichenSchäden <strong>und</strong>/odersozialen Problemen• 1.300.000 Menschen<strong>sind</strong> vom <strong>Alkohol</strong> abhängig<strong>und</strong> nicht mehr inder Lage, ihren Konsumnach eigenem Willen zusteuern• 74.000 Männer <strong>und</strong>Frauen sterben pro Jahrvorzeitig an alkohol -bedingten Krankheiten• 20.000 behinderteKinder (davon 4.000 mitschwersten Schädigungen)werden wegen <strong>Alkohol</strong>in der Schwangerschaftgeboren• Das Einstiegsalter istvon 15 auf 13 Jahre seit1970 zurück gegangen.Beim Konsum der Droge<strong>Alkohol</strong> zeigt sich beiKindern, sowohl hinsichtlichdes Alters als auchder Menge <strong>und</strong> des <strong>Alkohol</strong>gehaltes,ein bedenklichnegativer Trend• Unzählige Deliktewerden unter <strong>Alkohol</strong> -einfluss begangen(jede 4. Gewalttat, jeder3. Verkehrsunfall, jede2. Tötungstat, viele Fällehäuslicher Gewalt)Etwa 90% aller Deutschentrinken <strong>Alkohol</strong>; <strong>Alkohol</strong> ist füruns zur Kulturdroge geworden.Dadurch ergeben sich erheblicheProbleme in persönlichen<strong>und</strong> gesellschaftlichen Bereichen.Ob <strong>und</strong> wie viel <strong>Alkohol</strong>jeder trinkt, ist eine persönlicheEntscheidung. Die Frage istaber, ob jeder weiß, wie viel <strong>Alkohol</strong>für ihn unbedenklich ist.Verantwortungsvoller Umgangmit <strong>Alkohol</strong> ist ein Thema, dasjeden angeht, denn nach aktuellemwissenschaftlichenKenntnisstand ist der Konsumvon alkoholischen Getränkengr<strong>und</strong>sätzlich mit einem erhöhtenRisiko für die Entwicklungvon akuten <strong>und</strong> chronischenErkrankungen <strong>und</strong> sozialenProblem verb<strong>und</strong>en.Verantwortung konkret –sich selbst einschätzen <strong>und</strong>handeln!Vorrangiges Ziel der <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> ist es, das Bewusstseinfür verantwortungsvollen <strong>Alkohol</strong>konsumzu schärfen. Wäh -rend der <strong>Aktionswoche</strong> wird dasProblem <strong>Alkohol</strong> in die Öffentlichkeitgetragen. Diskussionen überdas eigene Trinkverhalten, aberauch über Verantwortlichkeitengegenüber Mitmenschen (Heranwachsende,Partner, Fre<strong>und</strong>e,Kollegen) sollen auf breiter Basisangeregt werden. Das bedeutetkonkret: Zunächst soll jeder seinen<strong>Alkohol</strong>konsum ehrlich selbsteinschätzen. Einige werden feststellen,dass sie ihre <strong>Alkohol</strong>mengeeinschränken müssen <strong>und</strong>dazu ggf. alkoholfreie Tage oderWochen einlegen <strong>und</strong> öfter zumMineralwasser als zum Glas Weinoder Bier greifen. Für andere bedeutetVerantwortung, den erstenSchritt zu wagen <strong>und</strong> sich beratenzu lassen, sich einer Selbsthilfegruppeanzuschließen oder eineTherapie ins Auge zu fassen. Esergeben sich viele Möglichkeiten,von Mensch zu Mensch über verantwortungsvollen<strong>Alkohol</strong>konsumzu sprechen <strong>und</strong> zu diskutieren.Da öffentlich geäußerte Meinungenüber den richtigen Umgangmit <strong>Alkohol</strong> selten auf solidemWissen beruhen, ist fachgerechteInformation wichtig.Hat Deutschland hat einProblem?Im Vergleich mit anderen Indust -rieländern nimmt Deutschlandmit 9,9 Litern reinem <strong>Alkohol</strong> proEinwohner eine Spitzenstellungein. Jeder Erwachsene trinkt somitim Durchschnitt täglich mehr alsvier Gläser <strong>Alkohol</strong>. Werden nurEinwohner über 15 berücksichtigt<strong>und</strong> bleiben abstinent lebendeMenschen unberücksichtigt, ergibtsich ein jährlicher Konsumvon über 14 Litern reinem <strong>Alkohol</strong>.Das ist bedeutend mehr als dieWeltges<strong>und</strong>heitsorganisation fürges<strong>und</strong>heitlich unbedenklich hält.Menschliche Schicksalejenseits aller StatistikenHinter jeder statistisch ermitteltenZahl stehen Menschen. NüchterneDaten geben die Vielzahlmenschlicher Schicksale nur sche -menhaft wider. Keiner weiß, ob es8 oder 10 Millionen Menschen<strong>sind</strong>, die in Deutschland als Angehörigevon <strong>Alkohol</strong> abhängigenleiden. Sicher ist, <strong>Alkohol</strong> zerstörtFamilien, Partnerschaften <strong>und</strong>Existenzen.6 Null Promille


Notizen – kurz berichtet Nr. 1/Mai 2009B<strong>und</strong>esweite Aktivitätenwährend der <strong>Aktionswoche</strong>Die <strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong> stehtunter der Schirmherrschaft derDrogenbeauftragten der B<strong>und</strong>esdregierungSabine Bätzing; Trägerder Aktionen <strong>sind</strong> die DeutscheHauptstelle für Suchtfragen(DHS) <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eszentralefür ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung(BzgA). Während der <strong>Aktionswoche</strong><strong>sind</strong> in allen Teilen DeutschlandsVeranstaltungen geplant.Wir machen mit – <strong>BZAL</strong><strong>und</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>BSW</strong> bereitenKampagnen vorKeine Frage, wenn es um Suchtpräventiongeht, <strong>sind</strong> <strong>BZAL</strong>/<strong>BSW</strong> mit <strong>dabei</strong>. Im Bereich derEisenbahn <strong>sind</strong> durch Mitarbeiter/-innender <strong>BZAL</strong> <strong>und</strong> Sozialarbeiter/-innender <strong>Stiftung</strong><strong>BSW</strong> sowie Selbsthilfegruppenim Bahnbereich zahlreiche Veranstaltungenzur <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> geplant. Neben der gezieltenAnsprache von jungenEisenbahnern/Eisenbahnerinnenwerden die Schwerpunktein Referaten/Diskussionen zumThema „Umgang mit <strong>Alkohol</strong> imBetrieb“ liegen. Informationsmaterialzu Themen r<strong>und</strong> um <strong>Alkohol</strong>wird z. B. den <strong>BSW</strong>-Ferieneinrichtungen<strong>und</strong> der DB-Gas tronomie <strong>und</strong> im Rahmender Veranstaltungen zur Verfügunggestellt.Interview mit Dr. Gaßmann von der DHSIm Vorfeld der <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> 2009 <strong>sind</strong> Sie, HerrDr. Gaßmann, als Geschäftsführerder Deutschen Hauptstellefür Suchtfragen (DHS)sicher sehr stark in die Vorbereitungeneingespannt. Umsomehr freut es mich, dass Siesich die Zeit nehmen, mir <strong>und</strong>damit den Lesern des <strong>BZAL</strong>-Magazins „null promille“ Fragenzur <strong>Aktionswoche</strong> zu beantworten.Rudolf Görgen,Redaktion „null promille“Die Suchtwoche 2007 war ein Erfolg.Auf welche Initiative geht diediesjährige <strong>Aktionswoche</strong> zurück<strong>und</strong> wer ist Veranstalter bzw. Trägerder vielfältigen Aktivitäten?Dr. Raphael Gaßmann,Geschäftsführer der DHSDie Idee zur Suchtwoche 2007wurde zu Anfang dieses Jahrzehntsin der Deutschen Hauptstellefür Suchtfragen entwickelt.Bis zur ersten Suchtwoche 2007war es ein langer, aber erfolgreicherWeg. Mit vielen relevantenPartnern im Ges<strong>und</strong>heitsbereichhaben wir das konkrete Konzeptentwickelt <strong>und</strong> schließlich aucherfolgreich umgesetzt. Und wir habengelernt, was man noch bessermachen kann: die Kooperation mitFernsehen, Radio <strong>und</strong> Presse. Sostand es für uns außer Frage, dieErfolgsgeschichte fortzuschreiben.Veranstalter <strong>und</strong> Träger <strong>sind</strong>auch in diesem Jahr DHS, BZgA –ein breites Bündnis vom B<strong>und</strong>esministeriumfür Ges<strong>und</strong>heit bishin zu lokalen Arbeitskreisen, diedie Aktivitäten vor Ort planen <strong>und</strong>durchführen. Für die Schirmherrschafthaben wir die Drogenbeauftragteder B<strong>und</strong>esregierung, SabineBätzing, gewonnen. Die Finanzierungerfolgt über die BZgA,die Deutsche RentenversicherungB<strong>und</strong>, die BARMER Ersatzkasse,die BahnZentralstelle gegen die<strong>Alkohol</strong>gefahren, die uns sehr hilfreichunterstützt, <strong>und</strong> manch andereQuellen, diesmal auch überSponsoren aus der Privatwirtschaft.Eines allerdings, <strong>und</strong> dasist uns besonders wichtig, werdenSie dort nicht finden: Die Mitwirkungirgendeines Sponsors, derauch nur die entfernteste geschäftlicheVerbindung mit <strong>Alkohol</strong>-,Zigaretten- oder pharmazeutischenHerstellern unterhält.Rudolf GörgenLeser von „null promille“ wissen,dass Sucht viele Facetten – angefangenbeim Konsum harter Drogenüber Medikamentenmiss -brauch bis hin zu Spiel- <strong>und</strong> Mediensüchtenhat. Warum beschränktsich der Titel der <strong>Aktionswoche</strong>2009 nur auf <strong>Alkohol</strong>?Dr. GaßmannDas hat einen ganz einfachenGr<strong>und</strong>: Wir bündeln in dieserKampagne die thematisch maximaleKompetenz der DHS zusammenmit unseren Partnern auf dasSuchtthema der mit Abstandgrößten Relevanz: <strong>Alkohol</strong>. Mehrals 90% der Erwachsenen konsumierenihn, ein extremer Anteildavon riskant oder missbräuchlich.<strong>Alkohol</strong> ist verantwortlich fürjährlich zigtausend vorzeitige Todesfälle,für gescheiterte Biographien,Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mitenormen sozialen, ges<strong>und</strong>heit -lichen <strong>und</strong> psychischen Belas -tungen, eine riesige Zahl von Körperverletzungen,Verkehrs- <strong>und</strong>Arbeits unfällen mit <strong>und</strong> ohne Todesfolgeusw. Kurzum: <strong>Alkohol</strong> istGenussmittel Nr. 1, SuchtmittelNr. 1, Zellgift Nr. 1 <strong>und</strong> nicht zuletztein enormer sozialer Sprengstoff.Die DHS spielt in der ers ten Ligazu allen Themen r<strong>und</strong> um Suchtmittel<strong>und</strong> ihren Miss brauch. Wir<strong>sind</strong> seit vielen Jahrzehnten sehrbreit <strong>und</strong> kompetent aufgestellt.Für eine so aufwändige Kampag -ne wie die <strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong>haben wir uns ganz bewusst aufdie mit Abstand größte Problematikkonzentriert.Rudolf GörgenGroße Ereignisse – <strong>und</strong> dazu darfman die mit b<strong>und</strong>esweitem Me-Dr. Raphael Gaßmann,Geschäftsführer derDeutschen Hauptstellefür Suchtfragen (DHS)Rudolf Görgen,Redaktion „null promille“Null Promille7


Nr. 1/Mai 2009Notizen – kurz berichtetAlle Informationen r<strong>und</strong>um die <strong>Aktionswoche</strong>finden Sie im Internetunter:www.aktionswochealkohol.dedienaufwand begleitete <strong>Aktionswoche</strong>zählen – werfen nicht nurSchatten voraus, sondern <strong>sind</strong>auch mit unterschiedlichen Erwartungenverb<strong>und</strong>en. Welcheper sönlichen Erwartungen verbindenSie mit der <strong>Aktionswoche</strong>?Dr. GaßmannLassen Sie mich von Hoffnungensprechen. Mit der <strong>Aktionswoche</strong>verbinde ich zwei Hoffnungen:Erstens, dass die gesamte Problematikdes <strong>Alkohol</strong>konsumsstärker im öffentlichen, aberauch im persönlichen Bewusstseinvieler Menschen verankertwerden kann. Wir haben die Aktionmit großer Absicht umbenanntvon „Suchtwoche <strong>Alkohol</strong>“in „<strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong>“.Wir wollten nicht aus schließlichüber das Suchtrisiko von <strong>Alkohol</strong>sprechen, uns nicht ausschließlichan Menschen wenden, dieein starkes Verhältnis zurAbhängigkeitsproblematik haben.Vielmehr ist es uns wichtig,das Bewusstsein dafür zu schärfen,dass <strong>Alkohol</strong> alles andereals ein Lebensmittel ist <strong>und</strong> dass<strong>Alkohol</strong> schon unterhalb der Abhängigkeitsschwellefür extremeges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> sozialeSchäden verantwortlich gemachtwerden muss. Es gibt vielegute Gründe, den eigenen Konsumzu überdenken – <strong>und</strong> diesgerade in Deutschland, das mitseinem absonderlich hohenDurchschnittskonsum unter denzehn im <strong>Alkohol</strong>miss brauchführenden Nationen weltweit zufinden ist. Hiermit ist eng meinezweite Hoffnung verb<strong>und</strong>en: Esist leicht, in Deutschland über<strong>Alkohol</strong>miss brauch <strong>und</strong> Abhängigkeitzu sprechen, solange wirdies stets mit einem besorgten<strong>und</strong> mahnenden Zeigefinger inRichtung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichenverbinden. Solange wirbesorgt genug über die nachkommendenGenerationen <strong>und</strong>ihr Trinkverhalten sprechen, istuns die öffentliche Zustimmunggewiss. Dementsprechend beziehensich die Äußerungen vonPolitikern, Präventionsexperten,Ges<strong>und</strong>heitsfunktionären usw.fast ausschließlich auf das Konsumverhaltenjunger Menschen.Nicht, dass Sie mich jetzt falschverstehen: Tatsächlich wird derGr<strong>und</strong>stock für ein problematischesVerhalten in Kindheit <strong>und</strong>Jugend gelegt; tatsächlich <strong>sind</strong>aus unserer Sicht die Werbebemühungender <strong>Alkohol</strong>herstellergerade um diejenigenK<strong>und</strong>en, die <strong>Alkohol</strong> noch garnicht erwerben dürfen, am intensivsten<strong>und</strong> es war die DHS, dieals erste Stimme in Deutschlandlaut auf die große Gefahr durchAlkopops hinwies. Alkopops,das war der letzte große Sündenfallder <strong>Alkohol</strong>industrie <strong>und</strong>seine Auswirkungen werden unsnoch über viele Jahre begleiten.Rudolf GörgenDarf ich Ihre Äußerungen sowerten, dass auch Menschen immittleren <strong>und</strong> höheren Alter Problememit ihrem <strong>Alkohol</strong>konsumhaben?Dr. GaßmannLeider müssen wir feststellen,dass z. B. Binge Drinking kein„Privileg“ junger Menschen ist.Schauen Sie sich einmal dieStatis tik in den höheren Altersklassenan: Auch die 45- bis 55-Jährigen haben in denselbenZeiträumen diese extremen Steigerungsratenproduziert. Undprozentual waren sogar die 65-bis 70-Jährigen für ebensolchebrisante Problemdynamik empfänglich.Über diese Alters -klassen aber spricht niemand.Dabei <strong>sind</strong> sie es, die eine Gesellschaftmitgestalten <strong>und</strong> Jugendlichezum Extremtrinken motivieren.Sie <strong>sind</strong> es, die die gravierendstenges<strong>und</strong>heitlichen Problemedurch ihren <strong>Alkohol</strong>konsumerleben <strong>und</strong> sie <strong>sind</strong> es, dieden Großteil der Therapieplätzein Suchthilfeeinrichtungen einnehmen.Solange wir dies verschweigen<strong>und</strong> nur mit dem Fingerauf 15- oder 20-Jährige zeigen,werden wir niemals den Zugangzu jungen Generationen gewinnen.Meine große Hoffnungist also die ehrliche Auseinandersetzungmit einer der größtenGes<strong>und</strong>heitsproblematiken, diewir in Deutschland überhauptbewältigen müssen, statt wohlfeilem,aber wirkungslosemGetöse.Rudolf Görgen<strong>Alkohol</strong> beschert dem Staat jährlicheSteuereinnahmen von rd.3,1 Milliarden Euro, sichert Arbeitsplätzein Landwirtschaft, Industrie<strong>und</strong> Gastronomie; nichtzu vergessen die satten Gewinneder <strong>Alkohol</strong>industrie. GlaubenSie, dass vor diesem Hintergr<strong>und</strong>alle Politiker die <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> damit Suchtpräventionunterstützen?Dr. GaßmannAus eigener Erfahrung weiß ich,dass nur ein Teil der Politikerinnen<strong>und</strong> Politiker die <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> ihre Absichtenunterstützt. Zustimmung, geringesInteresse oder auch Ablehnungkönnen Sie <strong>dabei</strong> nicht aneinzelnen Parteien festmachen.Vielleicht ist es so: Die einen habengute Erfahrungen mit <strong>Alkohol</strong>,andere eher schlechte <strong>und</strong>einige wenige sogar gar keine Erfahrungenmit <strong>Alkohol</strong>, bei sichselbst oder im persönlichen Umfeld.Aus diesem „persönlichenBauch“ heraus wird sicher häufig– <strong>und</strong> das gilt nicht nur für Politikerinnen<strong>und</strong> Politiker – auchdas gr<strong>und</strong>sätzliche, gesellschaftliche<strong>und</strong> politische Verhältniszum Thema <strong>Alkohol</strong> bestimmt.Die überragende sozialeBedeutung des Problems kann indiesem Zusammenhang schnellübersehen werden. Interessanterweiseist es so, dass der Konsumlegaler Suchtmittel auch untergesellschaftlichen Vorzeichenhäufig als reine Privatsachebetrachtet wird. Bei illegalenSuchtmitteln ist es genau umgekehrt.Deren Konsum kann garnicht so privat, folgenlos <strong>und</strong> unbemerktstattfinden, als dasssich nicht doch noch ein Staatsanwaltdafür interessieren muss.Aber noch einmal zurück zu IhrerFrage: Ob Politiker die Suchtpräventionunterstützen odernicht, ist keine Glaubensfrage,8Null Promille


Notizen – kurz berichtet Nr. 1/Mai 2009sondern sehr einfach feststellbar.All jene Politikerinnen <strong>und</strong>Politiker, die Gestaltungsspielräumebesitzen <strong>und</strong> sich konsequentdafür einsetzen, dass dieSuchtprävention endlich einennennenswerten Teil jener finanziellenMittel erhält, den sie verdient,benötigt <strong>und</strong> nachweislicherfolg reich einsetzen könnte, unterstützendie Suchtprävention.Die anderen tun es nicht. Ichsage dies so deutlich, weil wirdas Missverhältnis zwischenweit mehr als einer MilliardeEuro Werbeaufwendungen für legaleSuchtmittel pro Jahr inDeutschland einerseits <strong>und</strong> andererseits30 bis 40 MillionenEuro Investitionen in Suchtpräventionals absolute Katas -trophe erleben, deren dras -tisches Ausmaß sich täglich offenbart.Wir brauchen, um esplakativ zu sagen, zumindestWaffengleichheit: Entweder, <strong>und</strong>dafür sprechen alle wissenschaftlichen<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischenErkenntnisse, ein absolutesWerbeverbot für sämtlicheSuchtmittel, also auch die legalen,oder: eine Milliarde Euro fürSuchtprävention. Jedes Jahr.Rudolf GörgenSicher <strong>sind</strong> Vorbereitung <strong>und</strong>Durchführung der <strong>Aktionswoche</strong>mit einem erheblichen finanziellenAufwand verb<strong>und</strong>en. Werbringt diese Mittel auf? KönnenSie uns Zahlen nennen?Dr. GaßmannDie bereitstehenden Mittel kommenaus Steuergeldern, ausRenten- <strong>und</strong> Krankenversicherungsbeiträgen<strong>und</strong> zu einemkleineren Teil auch von externenSponsoren, die uns sowohl Geldmittelals auch ihre Produkte <strong>und</strong>Dienstleistungen unentgeltlichzur Verfügung stellen. Ich werdeIhnen keine Zahlen nennen,denn jede Zahl, die ich Ihnennennen kann, ist im Vergleich zuallem, was Hersteller <strong>und</strong> Handelfür den <strong>Alkohol</strong>verkauf verwenden,derart gering, dass es IhrenLeserinnen <strong>und</strong> Lesern die Tränenin die Augen treiben würde –sei es aus Zorn oder weil sie humorbegabt<strong>sind</strong>. Wichtig ist mir,dass neben diesen finanziellenMitteln ganz besonders das Engagementeiner tausendfachenZahl von ehrenamtlichen Frauen<strong>und</strong> Männern, die vor Ort vieleh<strong>und</strong>ert Aktionen durchführen,in Einkaufszentren oder inFußgängerzonen, in Kooperationmit Arztpraxen, Kirchengemeindenusw. zu erwähnen ist. Geradeden Ehrenamtlichen – obaus den Selbsthilfegruppen oderauch aus anderen Bereichen –kann im Zusammenhang mit der<strong>Aktionswoche</strong> kaum genug gedanktwerden. Was wir – <strong>und</strong> dassage ich gerade im Hinblick aufdie Durchführung der dritten <strong>Aktionswoche</strong><strong>Alkohol</strong> im Jahr 2011– dringend benötigen, <strong>sind</strong>Spendenmittel, die uns einelangfristige <strong>und</strong> solide Vorbereitungermöglichen. Außerdemwerden wir viele gute Ideen auchin diesem Jahr noch nicht realisierenkönnen, insbesondere imBereich der wirklich wirksamenÖffentlichkeitsarbeit über dieMassenmedien, weil uns dafürschlicht das Geld fehlt. JedeSpende wäre hilfreich <strong>und</strong> wirwürden uns freuen, wenn Sie einenkleinen Hinweis dazu in IhrerZeitschrift veröffentlichen können.Rudolf GörgenErfolgreiche Kaufleute stellen beiProjekten Aufwand <strong>und</strong> Ertrag(heute verlangt man nachhaltigenGewinn) in Relation. Gibt esauch für die <strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong>eine Ertragsprog nose? Sindnachhaltige Erfolge im Trinkverhaltenzu erwarten?Dr. GaßmannWir erwarten einen Ertrag aufzwei Ebenen: Zum einen werdennoch mehr Menschen als bei dervergangenen Aktion ihr eigenesKonsumverhalten überdenken.„<strong>Alkohol</strong> ist kein Lebensmittel“ –diese Botschaft werden wir sicherbreit streuen können. NachhaltigeErfolge im Trinkverhaltenerwarten wir daher vielfach aufpersönlicher Ebene. Das werdenwir wahrscheinlich am Jahres -ende nicht in den Daten zumdurchschnittlichen <strong>Alkohol</strong>konsumbeobachten können, dafür<strong>sind</strong> die Gewichte zwischen <strong>Alkohol</strong>promotion<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong> -heits prävention doch zu ungleichverteilt. Aber wir werdensicher den Boden dafür bereitenkönnen, dass wichtige Diskussionender nächs ten Zeit, wieetwa zum <strong>Alkohol</strong>verkauf anTankstellen, <strong>Alkohol</strong>verkauf anJugendliche oder zur <strong>Alkohol</strong>werbung,auf viele offene Ohrenstoßen.Rudolf GörgenWelcher Suchtstoff bzw. welcheVerhaltenssucht bereitet zurzeitdie größten Probleme <strong>und</strong> lässtsich das auf eine bestimmte Konsumentengruppereduzieren?Dr. GaßmannAlles in allem bereitet <strong>Alkohol</strong> diegrößten Probleme <strong>und</strong> das wirder sicher solange tun, wie sich dieB<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> nicht zuletztdie Europäische Union nicht zu einerkonsequenten Politik durch -ringen können. Zum zweiten TeilIhrer Frage: Wir sprachen bereitsdarüber, <strong>Alkohol</strong>probleme <strong>sind</strong>nicht selektiv. Sie betreffen ingroßem Umfang junge, aber auchmittelalte <strong>und</strong> ältere Menschen.Sie betreffen Arme wie Reiche.Sie betreffen inzwischen Mäd -chen <strong>und</strong> Frauen ähnlich gravierend,in Teilbereichen sogar stärkerals Jungen <strong>und</strong> Männer <strong>und</strong>ein nennenswerter Ost-West-Unterschiedist auch schon seit langerZeit nicht mehr auszumachen.<strong>Alkohol</strong> ist wahllos.Rudolf GörgenVielen Dank Herr Dr. Gaßmannfür Ihre aufschlussreichen Antwortenaus erster Hand. Die kritischenLeser von „null promille“haben für sachliche Informationenimmer ein offenesOhr. Für uns – für die <strong>BZAL</strong> – istes selbstverständlich, dass wiruns im Rahmen unserer Möglichkeitennach besten Kräftenan den Aktivitäten der <strong>Aktionswoche</strong>beteiligen.Spenden für die Aktions -woche werden gerne entgegengenommen; jederBetrag auf dem Konto desFördervereins der DHS istwillkommen.Konto-Nr: 143 156Sparkasse HammBLZ: 410 500 95Verwendungszweck:„<strong>Aktionswoche</strong> <strong>Alkohol</strong>“Auf Wunsch stellt Ihnen derFörderverein eine Spendenquittungaus.www.dhs-foerderverein.deGestaltung:Werbeagentur Zimmermann GmbH,Frankfurt am Mainwww.zplusz.deNull Promille9

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