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Kriterien für die Wahl des richtigen Family Office - Wilhelm von Finck ...

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<strong>Kriterien</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wahl</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>richtigen</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

Alexander Ruis, WvF <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Finck</strong> AG,<br />

gibt einen Überblick über <strong>die</strong> Leistungspalette der Anbieter<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> ist heute in aller Munde, ein Mode-<br />

Thema der Finanz-Presse und im Angebot vieler<br />

Finanz<strong>die</strong>nstleister enthalten – zumin<strong>des</strong>t scheinbar.<br />

Doch <strong>die</strong> Nutzung <strong>von</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Services ist letztendlich<br />

nur <strong>für</strong> eine eingeschränkte Anzahl <strong>von</strong> Personen<br />

oder Familien sinnvoll. Andererseits gibt es<br />

viele Personen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> nützlich<br />

wäre, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Dienstleistung allerdings nicht kennen<br />

oder zumin<strong>des</strong>t nicht nutzen.<br />

Doch auch bei jenen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Dienstleistung in<br />

Anspruch nehmen beziehungsweise nehmen wollen,<br />

sind <strong>die</strong> wesentlichen Fragestellungen nicht oder<br />

unzureichend beantwortet: Eigenes <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

oder Multi-<strong>Family</strong>-<strong>Office</strong>? Was macht mein <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> selbst und welche Aufgaben werden extern<br />

vergeben?<br />

Diese Überlegungen stehen auch im unmittelbaren<br />

Zusammenhang zu der mitunter alles entscheidenden<br />

Fragestellung »Was ist der Preis eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>?«.<br />

Und <strong>die</strong>se wichtige Frage ist nicht nur pekuniär<br />

zu verstehen.<br />

Entscheidende Fehleinschätzungen gibt es bei der<br />

Beurteilung der Grenzen eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>. So ist es<br />

durchaus denkbar, dass nach der ersten Euphorie:<br />

»Mein neues <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> löst meine sämtlichen Probleme!«<br />

<strong>die</strong> Ernüchterung folgt. Denn neben den<br />

anfangs schwer zu kalkulierenden Kosten werden unliebsame<br />

Pflichten wie vielleicht eine Zulassung als<br />

Finanz<strong>die</strong>nstleistungsinstitut oder Bindungen an Personal<br />

offenbar. Auch <strong>die</strong> Erkenntnis, dass eine kleine<br />

Mannschaft <strong>von</strong> exzellenten Spezialisten nicht alles<br />

kann, muss vielfach erst durch Praxiserfahrung erlernt<br />

werden.<br />

Was sollte ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> leisten?<br />

Schon <strong>die</strong> Begriffsbildung »<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>« ist problematisch.<br />

Der Begriff wird häufig gebraucht und auch<br />

vielfach missbraucht. Am Anfang steht <strong>für</strong> jeden Vermögensinhaber<br />

<strong>die</strong> Frage: Was erwarte ich <strong>von</strong> meinem<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>? Soll es ein Privatsekretariat sein,<br />

das meine Korrespondenz erledigt, meine Bankaus-<br />

züge ablegt und meine Geburtstagsfeier organisiert<br />

und/oder erwarte ich mir eine autarke Vermögensverwaltung?<br />

Die Beantwortung <strong>die</strong>ser Frage wirkt<br />

sich ganz entscheidend auf <strong>die</strong> Personalausstattung,<br />

<strong>die</strong> IT-Systeme und damit unmittelbar auf <strong>die</strong> Kosten<br />

aus. Im Falle eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>, das sich auch um<br />

Wertpapiervermögen kümmern soll, geht es spätestens<br />

mit MiFID in einigen Fällen nicht mehr ohne<br />

Zulassung als Finanz<strong>die</strong>nstleistungsinstitut. Und das<br />

bedeutet zusätzlichen Organisationsaufwand, Personal,<br />

Kosten usw. Dazu kommen noch weitere potenzielle<br />

Aufgaben <strong>für</strong> ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>. Beispielsweise<br />

bei Immobilienvermögen spielen andere Fragen eine<br />

entscheidende Rolle: Welche Verantwortung übernimmt<br />

das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> bei der Entwicklung oder<br />

Verwaltung der Objekte? In der Praxis gibt es nahezu<br />

jede Graustufe.<br />

Für wen das Thema <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> relevant ist, hängt<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Punkten ab. Natürlich muss ein<br />

ausreichen<strong>des</strong> Vermögensvolumen vorhanden sein,<br />

denn Aufwand und Kosten müssen sich gegenüber<br />

der Vermögensgröße in vertretbarer Relation befinden.<br />

Bei der Entscheidung <strong>für</strong> ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> sind<br />

insbesondere <strong>die</strong> Vermögens- und <strong>die</strong> Familienstruktur<br />

relevant. Beispielsweise braucht ein Alleinstehender<br />

mit einem Vermögen <strong>von</strong> einer Milliarde<br />

Euro, das als Anleihendepot <strong>von</strong> einer Bank verwaltet<br />

wird, in der Regel kein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>. Ob <strong>die</strong>se Art<br />

der Vermögensverwaltung richtig ist, sei natürlich<br />

dahingestellt.<br />

Wer mit einem Leiter, einem Sachbearbeiter und<br />

einer Sekretärin ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> gründet, sollte einschließlich<br />

der Miete und anderer Sachkosten mit<br />

Aufwendungen <strong>von</strong> min<strong>des</strong>tens 400.000 Euro Aufwendungen<br />

p.a. rechnen. Die Ansprüche <strong>des</strong> oder der<br />

Vermögensinhaber sind dabei sehr unterschiedlich.<br />

Dabei kann mit der Installation eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

durchaus auch der Wunsch nach einem gewissen<br />

Maß an Außenwirkung und Repräsentation verbunden<br />

sein. Allein <strong>die</strong> Existenz eines solchen Büros,<br />

eventuell gepaart mit einer exquisiten Ausstattung<br />

an Personal und Möbeln, macht <strong>für</strong> den einen oder<br />

anderen Vermögensinhaber <strong>die</strong> Sache interessant. >><br />

ELITE REPORT<br />

57


Guter Leumund<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Profis<br />

Bei ihnen kann man keine »Tests« landen, denn<br />

<strong>die</strong> Leistungen folgen höchst individuellen Anforderungen<br />

und lassen sich in den wenigsten Fällen<br />

vergleichen. Um aber doch eine Aussage zu erreichen,<br />

haben wir <strong>die</strong> Insider und Kenner der <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>-Szene nach den Besten in <strong>die</strong>ser Disziplin<br />

– nach der Elite – gefragt. Von den genannten Unternehmen<br />

haben wir nur <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Elite aufgenommen,<br />

über <strong>die</strong> keinerlei negative Bewertung<br />

oder Fragwürdigkeit geäußert wurde.<br />

In Deutschland:<br />

<strong>von</strong> Brauchitsch GmbH (Bonn)<br />

Deutsche <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> GmbH (Frankfurt)<br />

Flossbach & <strong>von</strong> Storch (Köln)<br />

Focam AG (Frankfurt)<br />

Frankfurt <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> (Frankfurt)<br />

Marcard, Stein & Co. (Hamburg)<br />

Meeder & Seifer (Frankfurt)<br />

Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH (Köln)<br />

Pöllath & Partner, Dr. Andreas Richter (Berlin)<br />

PSP Peters, Schönberger & Partner GbR (München)<br />

Spudy & Co. <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> GmbH (Hamburg)<br />

UBS Sauerborn (Bad Homburg)<br />

<strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Finck</strong> AG (Grasbrunn)<br />

In der Schweiz:<br />

FKG Fritz Kaiser Group (Zürich)<br />

Guyerzeller Bank AG (Zürich)<br />

Julius Bär <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> (Zürich)<br />

LGT Schweizer Treuhand Gesellschaft (Basel)<br />

Pictet <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> (Zürich)<br />

In Österreich:<br />

E|N|W|C Rechtsanwälte Gmbh,<br />

Dr. Maximilian Eiselberg (Wien)<br />

In Liechtenstein:<br />

Dr. Marxer & Partner (Vaduz)<br />

58 ELITE REPORT<br />

Geht man <strong>von</strong> einem Richtwert <strong>von</strong> 0,25 % Kosten<br />

rein <strong>für</strong> das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> aus, muss also min<strong>des</strong>tens<br />

ein Vermögen <strong>von</strong> 100 Mio. Euro betreut werden,<br />

damit das Verhältnis stimmt.<br />

Über einen Sachverhalt sollte sich jedoch niemand<br />

hinwegtäuschen: Ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> hat <strong>die</strong> Brille <strong>des</strong><br />

Vermögensinhabers auf und sucht somit aus <strong>des</strong>sen<br />

Warte <strong>die</strong> optimalen Lösungen <strong>für</strong> das Vermögen.<br />

Und das ist einer der entscheidenden Vorteile eines<br />

jeden <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> – das stete Bemühen <strong>die</strong>ses<br />

Dienstleisters, <strong>die</strong> definierten Vorgaben <strong>des</strong> Vermögensinhabers<br />

nach <strong>des</strong>sen Geschmack bestmöglich<br />

zu erfüllen. Im Gegensatz dazu wird jeder noch so<br />

gute Private Banker immer <strong>die</strong> Brille seiner Bank aufhaben<br />

und auf Basis der vorhandenen Produktpalette<br />

seine Empfehlungen aussprechen.<br />

Wann ist ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

erfolgreich?<br />

Zunächst gilt es festzulegen, was ein gutes <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> ausmacht. Das wichtigste Erfolgskriterium ist<br />

natürlich <strong>die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> <strong>von</strong> ihm betreuten<br />

Vermögens. Darüber hinaus muss es dem Vermögensinhaber<br />

jederzeit <strong>die</strong> größtmögliche Transparenz<br />

bieten, letztendlich eine Grundvoraussetzung <strong>für</strong><br />

eine erfolgreiche Vermögensentwicklung. Ein gut<br />

geführtes <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> zeichnet sich auch durch Stabilität<br />

aus, ganz besonders im Hinblick auf das Personal.<br />

Nur so kann <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Dienstleistungsbereich<br />

unabdingbare Diskretion langfristig sichergestellt<br />

werden. Ein weiterer Faktor ist <strong>die</strong> Kosteneffizienz,<br />

<strong>die</strong> ständig überprüft werden sollte. Wenn all<br />

<strong>die</strong>se Punkte erfüllt sind, sollten <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />

geschaffen sein, dass sich ein gewisser »Wohlfühleffekt«<br />

bei dem oder den Vermögensinhabern<br />

einstellt.<br />

Ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> ist ein Dienstleistungsbetrieb.<br />

Somit ist der wichtigste Erfolgsfaktor das Personal.<br />

Darüber sollte sich jeder Inhaber eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

im Klaren sein. Ist das Personal gut, sollte er es hegen<br />

und pflegen. Ist es schlecht, wird ihm seine Gesellschaft<br />

langfristig keine große Freude machen. Entscheidend<br />

ist hier <strong>die</strong> Stellung <strong>des</strong> Leiters: der Vermögensinhaber<br />

sollte sich frühzeitig Gedanken machen,<br />

ob er einen Counterpart <strong>von</strong> entsprechendem Format<br />

oder eher einen qualifizierten Mitarbeiter sucht. So<br />

erspart man sich und dem <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>r langfristig<br />

viel Frustration.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor – und häufig auch der<br />

zweitgrößte Kostenblock – ist <strong>die</strong> den Erfordernissen<br />

angepasste Informationstechnologie mit all ihren<br />

einzelnen Systemen. Hier werden Entscheidungen


getroffen, <strong>die</strong> unter Umständen <strong>für</strong> mehrere Jahre<br />

Auswirkungen haben, und zwar sowohl hinsichtlich<br />

der Arbeitsergebnisse <strong>des</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> als auch<br />

der Kosten.<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> und <strong>die</strong> einzelnen Assetklassen<br />

Im Regelfall nimmt man <strong>die</strong> Dienstleistung eines<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> in Anspruch, wenn sich außerhalb <strong>des</strong><br />

Familienunternehmens ein größeres liqui<strong>des</strong> Vermögen<br />

bildet oder wenn das Familienunternehmen verkauft<br />

wird und ein großes liqui<strong>des</strong> Vermögen dabei<br />

zufließt. Auch wenn es je nach Herkunft <strong>des</strong> Vermögens<br />

oder Vorlieben <strong>des</strong> Vermögensinhabers verschiedenste<br />

Assetklassen zu bearbeiten gilt, ohne liqui<strong>des</strong><br />

beziehungsweise Wertpapiervermögen geht es eigentlich<br />

nie ab. Und hier liegen oftmals auch <strong>die</strong><br />

Kernkompetenzen der <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s.<br />

Spätestens mit der Einführung der MiFID ab dem<br />

1. November 2007 stellt sich bei vielen <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s<br />

<strong>die</strong> Frage nach der Zulassung als Finanz<strong>die</strong>nstleistungsinstitut<br />

beziehungsweise zumin<strong>des</strong>t nach etwaigen<br />

Konsequenzen aufgrund der neuen gesetzlichen<br />

Regelungen. Es ist festzustellen, dass ohne Vermögensberatung<br />

heute kaum ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> auskommt.<br />

Wer eine Zulassung braucht, muss mit organisatorischem,<br />

eventuell sogar personellem Mehraufwand<br />

rechnen und auch mit Kosten <strong>für</strong> Revision<br />

beziehungsweise Wirtschaftsprüfer u. ä. Wie viele<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s schließlich in der Praxis betroffen sein<br />

werden, muss <strong>die</strong> Zukunft zeigen.<br />

Werden in einem <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> große Immobilienbestände,<br />

land- und forstwirtschaftliche Güter oder Beteiligungen<br />

gemanagt, so sind <strong>die</strong>s im Grunde genommen<br />

operative Betriebe, <strong>die</strong> nicht den üblichen<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>-<strong>Kriterien</strong> unterliegen.<br />

Interessant wird es dann, wenn Vermögensgegenstände<br />

mit Affektionswert, also beispielsweise Kunst,<br />

zu betreuen sind. Hier sind spezielle Expertisen notwendig,<br />

<strong>die</strong> kaum im <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> selbst vorgehalten<br />

werden. Sind dann noch entsprechende Immobilien<br />

wie das Ferienhaus samt Unterhaltung zu regeln, ist<br />

man spätestens dann im privaten Bereich angekommen.<br />

Der Concierge-Service und <strong>die</strong> Organisation der<br />

Familienfeier runden das ausschließlich private<br />

Angebot ab.<br />

Gerade <strong>die</strong> Privatangelegenheiten möchte man meistens<br />

nur <strong>von</strong> einem Single-<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> durchführen<br />

lassen – und ernsthaft wird und kann <strong>die</strong>s<br />

auch kaum ein Multi-<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> anbieten. So ist<br />

durchaus <strong>die</strong> Frage berechtigt, ob ein echtes <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> <strong>für</strong> mehr als eine Familie vollumfänglich tätig<br />

sein kann.<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Die Frage Single-<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> versus Multi-<strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> wird <strong>von</strong> der Größe und der Komplexität <strong>des</strong><br />

Vermögens sowie <strong>von</strong> der Struktur und den Ansprüchen<br />

der Familien bestimmt. Ein wesentlicher<br />

Entscheidungsfaktor ist <strong>die</strong> Möglichkeit, einzelne<br />

Dienstleistungen outzusourcen. In der Praxis lagern<br />

<strong>die</strong> meisten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>r <strong>die</strong> Finanzportfolioverwaltung<br />

häufig aus, weil sich der damit verbundene organisatorische<br />

und personelle Aufwand sowie <strong>die</strong> Erfüllung<br />

aufsichtsrechtlicher Vorgaben nur <strong>für</strong> sehr<br />

große Vermögen rechnet. Zudem steht das Ziel, ein<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> möglichst schlank zu halten, dem ebenfalls<br />

entgegen.<br />

Die typischen Multi-<strong>Family</strong>-<strong>Office</strong>-Anbieter sind bekannt.<br />

Neben der <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Finck</strong> AG, der OVT<br />

und UBS Sauerborn gibt es unabhängige Adressen<br />

ELITE REPORT<br />

59


wie Floßbach/<strong>von</strong> Storch, Spudy & Co. oder FOCAM.<br />

Zudem bieten verschiedene Rechtsanwalts- beziehungsweise<br />

Steuerberatungskanzleien wie Richter &<br />

Partner oder Peters, Schönberger & Partner in München<br />

derartige Dienstleistungen an. Bei der Auswahl<br />

stellen sich hier natürlich Fragen im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

jeweilige Ausrichtung der einzelnen Anbieter. Steht<br />

<strong>die</strong> Vermögenssteuerung und damit auch Kapitalmarktnähe<br />

im Vordergrund, ist sicher eine der erstgenannten<br />

Adressen gefragt. Während <strong>die</strong> <strong>Wilhelm</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Finck</strong> AG nicht nur einzelne Dienstleistungsmodule<br />

sondern auch den vollen Service bietet, gibt es<br />

auch reine Zulieferer wie <strong>die</strong> Firma Complementa in<br />

der Schweiz beim Reporting.<br />

Erfahrungsgemäß sind <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s, <strong>die</strong> sich um<br />

<strong>die</strong> wichtigste Assetklasse intensiv selbst kümmern –<br />

und damit eine Kernkompetenz mit einem hohen<br />

Maß an Professionalität abdecken – <strong>die</strong> ansonsten<br />

aber versuchen, mit schlanken Strukturen und<br />

guten Partnern effizient zu bleiben, besonders erfolgreich.<br />

Die Sicht <strong>des</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>-Anbieters<br />

Der Kunde eines Multi-<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s sollte versuchen,<br />

sich bei der Auswahl auch immer in <strong>die</strong> Lage<br />

<strong>des</strong> Anbieters zu versetzen. Gerade das reine Starren<br />

auf den Preis kann hier langfristig zum Verhängnis<br />

werden. Zum einen sollte ohnehin <strong>die</strong> Qualität im<br />

Vordergrund stehen und zum anderen ist immer <strong>die</strong><br />

Frage zu stellen, an welcher Stelle der Vertragspartner<br />

seine Marge aufbessern könnte. In der Regel startet<br />

man mit einer vereinbarten Leistung zu einem<br />

fixierten Preis. Die vereinbarten Margen sind niedrig,<br />

denn der Markt ist umkämpft, große Namen werden<br />

heftig umworben und <strong>für</strong> Dienstleistung zahlt man<br />

ohnehin nicht gerne. Quersubventionen sind daher<br />

immer wieder ein Thema. Die Erfahrung zeigt, dass<br />

Kunden im Verlauf eines Mandats immer wieder Sonderleistungen<br />

und -lösungen einfordern. Bei einer<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>-Dienstleistung ist das auch verständ-<br />

60 ELITE REPORT<br />

lich, denn sie sollte im Idealfall auf <strong>die</strong> sich ändernden<br />

Bedürfnisse <strong>des</strong> Kunden ausgerichtet sein. Aber<br />

dadurch kann es zu Spannungen zwischen dem Kunden,<br />

der häufig mit der Erwartungshaltung »Das<br />

muss mit drin sein!« auftritt, und dem Anbieter entstehen.<br />

Es ist nicht nur Fakt, dass solche Geschäftsverbindungen<br />

auf Dauer nur durch Transparenz und<br />

Vertrauen funktionieren, sondern ohne <strong>die</strong>se Faktoren<br />

bleibt auch der Erfolg aus.<br />

Trends<br />

Die Bedingungen der <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s werden in naher<br />

Zukunft sicher nicht einfacher werden. Zum einen<br />

nimmt <strong>die</strong> Anzahl der Assetklassen weiter zu.<br />

Während früher mit Aktien, Anleihen und Liquidität<br />

das freie Vermögen benannt war, sind heute Hedge<br />

Funds, Private Equity, Rohstoffe usw. in vielen Privatvermögen<br />

enthalten. Diese gewachsene Komplexität<br />

ist <strong>für</strong> Single-<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s zunehmend schwerer zu<br />

beherrschen. Hier kommt ein weiterer Outsourcing-<br />

Aspekt zum Tragen: Neben den klassischen Vermögensverwaltern<br />

werden heute Berater <strong>für</strong> Alternative<br />

Investments herangezogen. Zum anderen wird das<br />

steuerliche und rechtliche Umfeld der betreuten Vermögen<br />

allgemein, aber auch gerade durch <strong>die</strong> genannte<br />

Zunahme der Komplexität nicht einfacher.<br />

Insgesamt wird <strong>die</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>-Dienstleistung, insbesondere<br />

in ihrer koordinierenden Funktion immer<br />

wichtiger und gleichzeitig immer schwieriger und<br />

kostenintensiver zu erfüllen sein. Ebenso nehmen <strong>die</strong><br />

aufsichtsrechtlichen Anforderungen ständig zu.<br />

MiFID wird sicherlich das eine oder andere <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> in <strong>die</strong> Zulassungspflicht bringen. Und <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> schon eine Zulassung haben, werden mehr<br />

Auflagen mit mehr Aufwand erfüllen müssen. Als ich<br />

vor mehr als zehn Jahren aus der Vermögensverwaltung<br />

einer Versicherung, <strong>die</strong> damals der Vorgängerin<br />

der BaFin, dem BAV, unterlag, auf <strong>die</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>-<br />

Seite wechselte, habe ich mit einem Lächeln gesagt<br />

»Gott sei Dank, gibt es kein Aufsichtsamt <strong>für</strong> Milliardäre«.<br />

Die Freude war nur <strong>von</strong> kurzer Dauer.

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