Schallschutznorm DIN 4109 - EN 12354: Der Status Quo
Schallschutznorm DIN 4109 - EN 12354: Der Status Quo
Schallschutznorm DIN 4109 - EN 12354: Der Status Quo
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Irrlrnnvrsw<br />
chend ihrer Nutzung, Geräuschempflndlichkeit<br />
und Geräuscherzeugung ergibt. Insgesamt<br />
wird deutlich, dass es im neuen<br />
Konzept um den Schallschutz zwischen<br />
unterschiedlichen Bereichen und nicht<br />
mehr um die Schalldämmung von Bauteilen<br />
geht.<br />
<strong>Der</strong> zweite Schwerpunkt findet sich in der<br />
Umstellung des gesamten Nachweiskonzeptes<br />
auf die Vorgaben der europäischen Normen<br />
des baulichen Schallschutzes. Das gilt<br />
für die Mess- und Beurteilungsverfahren,<br />
vor allem aber für die rechnerischen Nachweise.<br />
Diese werden zukünftig auf der Basis<br />
der <strong>EN</strong> <strong>12354</strong> durchgeführt. Das ist für die<br />
Anwender eine völ1ig andere Vorgehenswelse<br />
als derzeit bei den Nachweisen des<br />
Beiblatts 1 der <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong>.<br />
Wichtigster Diskussionspunkt ist sicherlich<br />
die Festlegung der Anforderungswerte<br />
in Teil 1 der neuen <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong>. Beim ersten<br />
Normentwurf im Jahr 2006 stießen die damals<br />
vorgesehenen Anforderungswerte für<br />
den Luftschallschutz teilweise auf heftige<br />
Kritik. Darin äußert sich die Erwartung, dass<br />
eine neue <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> auch einen zeitgemäßen<br />
Schallschutz zu repräsentieren habe, der bei<br />
den Bewohnern, aber letztlich auch bei den<br />
Gerichten, ausreichende Akzeptanz flndet.<br />
Ob es der neuen <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> gelingt, diese Erwartungen<br />
zu erfüllen, muss allerdings bezweifelt<br />
werden.<br />
Wo und wie werden die Anforderungen<br />
an den erhöhten Schallschutz gestellt?<br />
Die neue <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> wird sich zum erhöhten<br />
Schallschutz überhaupt nicht mehr äußern'<br />
Es gibt damit auch kein Pendant zum derzeitigen<br />
Beiblatt 2. Das ist für viele Anwender<br />
überraschend und enttäuschend, da<br />
man sich daran gewöhnt hatte, dass im<br />
Beiblatt 2 der derzeitigen <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> Vorschläge<br />
für einen erhöhten Schailschutz<br />
genannt werden. Ailerdings wurden die<br />
dort vorgeschlagenen Werte - vor allem im<br />
Bereich der Luftschalldämmung - schon<br />
lange nicht mehr als Maß der Dinge für die<br />
Festlegung eines erhöhten Schallschutzes<br />
gesehen. So hat die VDl-Richtlinie 4100<br />
bereits 1,994 drei Schallschutzstufen deflniert,<br />
von denen die unterste den (Mindest)-<br />
Anforderungen der <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> entsprach.<br />
Nachfolgend wurde dann versucht, das<br />
Beiblatt 2 und die VDl-Richtlinie 4100 ln<br />
einem einzigen Normendokument zu vereinigen.<br />
Hierzu erschien dann im Juni 2000<br />
sogar ein Normentwurf <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong>-1'0.<br />
Dieser hatte ebenfalls drei Schallschutzstufen.<br />
Die Dreistuflgkeit im Rahmen der<br />
<strong>DIN</strong> 41,09 war letztendlich aber in der Normungsarbeit<br />
nicht konsensfähig, so dass<br />
das Normungsprojekt begraben wurde.<br />
Das bedeutete zugleich aber auch, dass die<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> zukünftig keine Angaben zum<br />
erhöhten Schallschutz mehr enthalten<br />
24<br />
wird. Für weite Teile der Fachöffentlichkeit<br />
war das ein Paukenschlag. Ein erhöhter<br />
Schallschutz muss sich nun vö1lig außerhalb<br />
der <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> artikulieren. Das geschieht<br />
auch. So isr2007 die VDI 4100, die<br />
eigentlich hätte zurückgezogen werden<br />
sollen, wieder aufgelegt worden. In diesem<br />
Jahr ist sie in aktualisierter Form als Entwurf<br />
erschienen. Dann gibt es seit März<br />
2009 von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Akustik (DEGA) die DEGA-Empfehlung L03,<br />
die ,,als Ergänzung der Anforderungen der<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong>" insgesamt sieben Schallschutzklassen<br />
zur Bewertung des Schallschutzes<br />
von Wohnräumen definiert und Festlegungen<br />
für einen Schallschutzausweis trifft.<br />
Man wlrd sehen, inwiefern diese Regelwerke<br />
in irgendeiner Art und Weise auf die<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> zurückwirken werden.<br />
lst der Nachweis des Schallschutzes nach<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong>, Beiblatt 'l noch Stand der<br />
Technik?<br />
Die Nachweisverfahren nach Beiblatt 1 der<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> sind im Rahmen der bauaufsicht-<br />
Iich benötlgten Schallschutznachweise obligatorisch<br />
anzuwenden. Allerdings ist schon<br />
Iange bekannt, welchen Einschränkungen<br />
diese Nachweise unteriiegen. So gilt beispielsweise<br />
für den Massivbau, dass leichte<br />
flankierende Bauteiie im Konzept der mittleren<br />
flächenbezogenen Massen oft zu günstig<br />
beurteilt werden. Auch gibt es Einschränkungen<br />
bei flankierenden Außenwänden mit<br />
Steinen,,in schallschutztechnisch ungünstiger<br />
Lochung". Die europäischen Berechnungsverfahren<br />
der <strong>EN</strong> <strong>12354</strong> verfolgen<br />
demgegenüber einen viel grundsätzlicheren<br />
Ansatz. So können die angesprochenen<br />
Fragestellungen dort gelöst werden. Vö11i9<br />
zu Recht hat der Normungsausschuss zu<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> deshalb bereits vor Jahren eine<br />
vö11ige Umstellung der Nachweise auf die<br />
Methoden der <strong>EN</strong> <strong>12354</strong> beschlossen. Diese<br />
Methoden basieren auf physikalisch einsichtigen<br />
Annahmen und erlauben eine detaillierte<br />
Behandlung der bauakustischen Fragestellungen.<br />
Ohne Zweifel stellen diese<br />
Methoden den aktuellen Stand dar (Abb.2)'<br />
@<br />
@<br />
Wie weit ist die Umsetzung der<br />
europäischen Norm <strong>DIN</strong> <strong>EN</strong> <strong>12354</strong>in<br />
Deutschland vorangeschritten?<br />
Als im Normungsausschuss zu <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> die<br />
Umstellung auf die europäischen Berechnungsverfahren<br />
beschlossen wurde, war das<br />
ein konsequenter Schritt in die rlchtige Richtung.<br />
Es war aber auch ein mutiger Schritt,<br />
denn abgesehen von der prinzipiellen Richtigkeit<br />
der Modelle war nicht bekannt, wie gut<br />
sie für die bei uns in Deutschland üblichen<br />
Bauweisen funktionieren. Auch in anderen<br />
europälschen Ländern lagen so gut wie keine<br />
Praxiserfahrungen vor. Auf Initiative des Bundesverbandes<br />
der Kalksandsteinindustrie, der<br />
sich schon frühzeitig hinter die neue Vorgehensweise<br />
stellte, wurde dann ein erstes Forschungsvorhaben<br />
zur Validierung angestoßen.<br />
Es folgten weitere Forschungsvorhaben<br />
aus dem Bereich der Mauerwerksindustrie,<br />
die letztendlich zur Validierung der Verfahren<br />
für den Massivbau führten und die benötigten<br />
Angaben für einen neuen Bauteilkatalog 1ieferten.<br />
Andere Bauweisen folgten diesem<br />
Beispiel, so dass für die Luft- und Trittschalldämmung<br />
die Verfahren der <strong>EN</strong> <strong>12354</strong> für die<br />
Anwendung in der neuen <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> mittlerweile<br />
validiert sind und ein komplett überarbeiteter<br />
Bauteilkatalog entstand. Dies alles<br />
hat Eingang in die Normvorlage der neuen<br />
<strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> gefunden. Wer sich schon jetzt mit<br />
den Grundsätzen der neuen Verfahren beschäftigt,<br />
wird von den Nachweisen der<br />
neuen <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> nicht überrascht sein.<br />
Die Durchführung der Berechnungen ist<br />
dann praktisch nur noch mit geeigneten<br />
Rechenprogrammen möglich?<br />
Im Gegensatz zu den Nachweisverfahren im<br />
Wdrmeschutz könnten die neuen Nachweisverfahren<br />
der <strong>DIN</strong> <strong>4109</strong> prinzipieli auch von<br />
Hand durchgeführt werden, wenn man den<br />
Aufwand nicht scheut. Sie sind in allen Schritten<br />
nachvollziehbar und transparent. Man<br />
weiß also immer, was man tut. Praktikabel<br />
wäre das allerdings nicht. Grundsätzlich sind<br />
nämlich alie in Frage kommenden Schallübertragungswege<br />
einzeln zu berechnen und dafür<br />
Abb.2: Aufgabenbereiche der europäischen<br />
Berechnungsnormen der<br />
<strong>EN</strong> <strong>12354</strong><br />
1 Luftsch a I I ü be rtrag u n g<br />
2 Trittscha I I ü bertrag u n g<br />
3 Außenlärm<br />
4 Abstrahlung nach außen<br />
5 Geräusche haustechnischer Anlagen<br />
6 N a chh a I lzeit u n d Abso rpti on sfl äche<br />
in Räumen<br />
BAUZ<strong>EN</strong>TRUM E-BAU A2O1.O