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Interkulturelle Suchtprävention - Suchtprävention im Kanton Zürich

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laut&leiseMagazin der Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> ZürichNr. 3, Oktober 2005, erscheint dre<strong>im</strong>al jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.–<strong>Interkulturelle</strong>SuchtpräventionSUCHT BEGINNT IM ALLTAG. PRÄVENTION AUCH.Die Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürich


KONTRAPUNKTOb jemand anrief, anriefDanke, sagt er, er trinke nicht, rauche nicht – beides ausPrinzip. Er nennt sich Sari und lacht, er sagt, richtig heisseer Saravanabavan, Sri Lanka, ein schönes Land, andersschön als die Schweiz, und jetzt holt er sein Handyaus der Brusttasche, ein altes Modell, prüft, ob jemand ihn anrief,ob jemand anrief, steckt das Gerät zurück in den Kittel.Sari hat es gut, sagt er. Er ist Küchenchef <strong>im</strong> Hotel Diana, Schweizerseit drei Monaten, seine Frau, die Sanfteste aller Frauen,heisst Katrin und ist schwanger.Sari verliess die Eltern, die Geschwister vor sechzehn Jahren, erwar zwanzig, Schnee lag auf den Strassen, als er das LandSchweiz erreichte, in dem ein Cousin lebte. Man brachte Sari inein altes Haus, zu viert lebten sie in einem Raum, zwei Afrikaner,ein Türke und er, er verstand ihre Sprachen nicht, nachtsweinte er stumm und schämte sich.Die Schweizer stellten Fragen, <strong>im</strong>mer wieder, er antwortete, unddas wenige Geld, das er bekam, gab er für Telefonkarten aus, täglichrief er zu Hause an, die Mutter war krank, wollte nicht mehressen.Jetzt lacht er wieder und holt sein Handy aus der Brusttasche,ein altes Modell, prüft, ob jemand ihn anrief.Er sagt: Meine Mutter liebte ich ohne Ende.Nachts sah er sie in seinen Träumen, Sari fand eine Stelle in einemPutzinstitut, und die Schweizer wussten noch <strong>im</strong>mer nicht,ob sie ihn in ihrem Land beliessen.Jahre gingen, und die Mutter verschob ihr Sterben von Wochezu Woche, Sari rief an, rief an, die St<strong>im</strong>me der Mutter wurde <strong>im</strong>merschwächer.Sie hauchte: Darfst du bleiben, wo du bist?Ich weiss es nicht.Wann weisst du es?Man wird mich anrufen.Als Sari das Geld beisammen hatte, kaufte er ein Handy, um erreichbarzu sein. Er rief zu Hause an, nannte dem Bruder, denSchwestern seine Nummer, sie fragten: Darfst du nun bleiben?Ich weiss es nicht.Er rief die Behörde an, nannte ihnen seine Nummer, damit sieihn anriefen.Sari wartete und zog, wo <strong>im</strong>mer er war, sein Handy aus derBrusttasche, prüfte, ob sie versucht hatten, ihn anzurufen,ob jemand versucht hatte, anzurufen, und steckte das GerätJetzt lacht er wieder und holt sein Handyaus der Brusttasche, ein altes Modell, prüft,ob jemand ihn anrief.zurück in den Kittel.Ich habe es gut, sagt Sari und lacht.Die Schweizer schickten einen Brief.Sari weinte vor Glück.Zwei Tage später starb die Mutter. Es war Nacht in Sri Lanka,und Saris Handy schellte, als sie anriefen, so seltsam wie nie zuvor.Manchmal, sagt Sari, manchmal denke ich, meine Mutter lebtnoch. Und ruft mich irgendwann an.Er schweigt.Jetzt holt er sein Handy aus der Brusttasche, ein altes Modell,prüft, ob jemand ihn anrief, ob jemand anrief, anrief.Erwin Koch, 49, ist Schriftsteller (»Der Flambeur«) und Reporter.■Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005laut & leise Nr. 3, Oktober 2005IMPRESSUMHerausgeber: Die Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> ZürichZuschriften: laut & leise, Postfach 7320, 8023 Zürich.E-Mail: info@suchtpraevention-zh.chRedaktions- und Produktionsleitung: Brigitte Müller, www.muellertext.chRedaktionsteam: Charlotte Fritz, Paul Gisin, Mustafa Ideli, Joseph Oggier,Georges Peterelli (Vorsitz), Barbara SteigerMitarbeiter/innen dieser Nummer: Erwin Koch, Rajan Rajakumar,Ines Tsengas, Ambros UchtenhagenFotos: Ursula Lustenberger, ZürichGestaltung: Fabian Brunner, fabian.brunner@bluewin.chDruck: Zürichsee Druckereien AG, StäfaBezug von weiteren Exemplaren: Sekretariat Zürichsee Druckereien AG,Tel.: 044 928 53 24. Unkostenbeitrag: bis 10 Ex. Fr. 5.– / ab 11 Ex. Fr. 10.–Abonnement: Fr. 20.– jährlich. Bestellen bei: Sekretariat ZürichseeDruckereien AG, Tel. 044 928 53 24Adressänderung und Abbestellung: Zürichsee Druckereien AG,Seestrasse 86, 8712 Stäfa oder info@suchtpraevention-zh.chDie Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung der Autorinnenund Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinung des Herausgebers,der Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürich, übereinst<strong>im</strong>men.InhaltNicht Fremdheit, sondern Randständigkeitist das ProblemMigration und Sucht – ein Überblick .............................. Seite 5Vermittler zwischen zwei KulturenInterview mit Rajan Rajakumar ...................................... Seite 9Mütter helfen MütternFemmesTische für Migrantinnen ................................. Seite 11<strong>Interkulturelle</strong> SuchtpräventionPortrait FISP ............................................................ Seite 12Vernetzt zusammenarbeitenVeranstaltung am 25. November 2005 ........................ Seite 13MediothekPraxisorientiertes Fachwissen .................................... Seite 14Adressen ............................................................... Seite 153


MIGRATION UND SUCHTNicht Fremdheit, sondernRandständigkeit ist das ProblemSchritt um Schritt gewinnt die Arbeit mit suchtgefährdeten Migrantinnen undMigranten solidere Grundlagen und Konturen. Von der Umsetzung in eine verbindlicheund flächendeckende Praxis sind wir jedoch noch weit entfernt.Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005Der Zusammenhang von Migrationsstatusund Suchtproblemenwar seit einiger Zeit Gegenstandvon wissenschaftlichen Studienund der Aufarbeitung praktischer Erfahrungen(Übersichten bei Domenig 2001,Weiss 2003). Aus den Ergebnissen möchteich hervorheben:• Die Suchtanfälligkeit ist unter Migranten*nicht grösser, sondern tendenzielleher kleiner <strong>im</strong> Vergleich zur he<strong>im</strong>ischenBevölkerung.• Einen Hauptrisikofaktor bildet die sozialeRandständigkeit (infolge Armut,Arbeitslosigkeit, Zugehörigkeit zu einerdiskr<strong>im</strong>inierten Minderheit).• Einen gewissen Schutz bietet eine guteIntegration in die Herkunftsfamilie oder-gruppe. Eine »Doppelorientierung«–Loyalitätzur Herkunftsgruppe bei gleichzeitigemBestreben, sich <strong>im</strong> Aufnahmelandzu integrieren – schafft aber Probleme,insbesondere für die zweite Generation.• Ein erschwerter Zugang zu Beratungund Behandlung (durch subjektive oderobjektive Barrieren) bildet einen Risikofaktorfür die Chronifizierung von Suchtproblemen.Probleme der Suchtforschung beiMigrantenBei jederArtverallgemeinerterSchlussfolgerungenist allerdings zu bedenken,dass »Migrant« keineswegs ein einheitlicherBegriff ist, dass es viele Arten vonFremdheit in einem Aufnahmeland gibt:Gastarbeiter mit oder ohne Familiennachzug,politischer oder »Wirtschafts«-Flüchtling, Folteropfer, Einwanderer,Asylbewerber mit oder ohne Papiere, illegalerAufenthalter. Ebenso hat es in jedemAufnahmeland eine Mehrzahl von ethnischenGruppierungen, die sich in ihrerkulturellen und sprachlichen Orientierung,aber auch in ihren Erwartungenund Zukunftsperspektiven unterscheiden.Für alle mögen ähnliche Problemeder Unvertrautheit mit der Kultur, derSprache und den Gepflogenheiten des* Im Artikel wurde aus Gründen der Lesbarkeitstets die männliche Schreibweise verwendet.Aufnahmelandes bestehen. Es wäre aberverhängnisvoll, für alle sonst dieselbe Problematikund die Eignung derselben Strategienzur Überwindung der Probleme anzunehmen.Um zu vergleichbaren Erkenntnissenzu gelangen, hat die Europäische Beobachtungsstellefür Drogen und Drogensuchtvorgeschlagen, Minoritäten zu unterscheidenin ass<strong>im</strong>ilierte, nomadisierende,»sichtbare« und jüdische Minderheitenals auch Neuzuzüger wie Ostflüchtlingen,Asylbewerber, illegale Aufenthalter.Diese Art der Differenzierungist erst ansatzweise in der Migrationsforschungangewendet worden, und insgesamtgilt die Datenlage als ungenügend.Bei allen Forschungsvorhaben überSuchtprobleme bei Migranten ist <strong>im</strong> Weiterenzu berücksichtigen, dass der Zugangzu ihnen erschwert ist, nicht zuletzt wegeneiner Misstrauenshaltung der Betroffenenund weil wenig Erfahrung bestehtin der Zusammenarbeit zwischen Forschungund Praxis. Statistiken und Studienerfassen den Migrationsstatus oft nursehr undifferenziert.Auch muss mehr darauf geachtet werden,wie die subjektive Einstellung Betroffeneraussieht: War der Entscheid zurMigration eher passiv oder aktiv zustandegekommen,welche Erwartungen sinddaran geknüpft?EherHoffnungaufSchutzund Fürsorge oder eher auf Chancen zueigener Aktivität? Erlebt sich der Betroffeneeher als Opfer oder als jemand, derversucht sein Schicksal in die Hand zunehmen? Es liegt auf der Hand, dass entsprechendsolchen Unterschieden auch einunterschiedliches Vorgehen angesagt ist.Einige neuere BefundeNach Erkenntnissen der EuropäischenBeobachtungsstelle für Drogen und Drogensuchtzeichnen sich sichtbare Minderheitendurch folgende Problemlagen aus(EMCDDA 2000):• Sie sind öfters arbeitslos oder habenschlechter bezahlte Arbeit und leben inungünstigeren Wohnverhältnissen.• Junge Männer sind überrepräsentiertund in der Kr<strong>im</strong>inalstatistik tauchen sieüberdurchschnittlich häufig auf.Übereinst<strong>im</strong>mend findet man, dassDrogenkonsum nicht mit der Zugehörigkeitzu einer ethnischen Gruppe zu tunhat, sondern mit dem Ausmass sozialerRandständigkeit. Weitere Einblicke gewährtenviele Beiträge am InternationalenKongress zum Thema »Ethnicity andDie Suchtanfälligkeit istunter Migranten tendenzielleher kleiner <strong>im</strong> Vergleich zurhe<strong>im</strong>ischen Bevölkerung.Addiction« (Abstract Book Wien 2004).Ausländerjugendliche sind mehr gefährdetals Jugendliche unter der einhe<strong>im</strong>ischenBevölkerung, ganz allgemeinzum Beispiel in der Schweiz und in Israel,nur bei Randständigkeit beispielsweise inHolland. Eine erhöhte Suchtgefährdunggilt in Osteuropa und in vielen Ländernder ehemaligen Sowjetunion für Roma,aber seit dem Fall des eisernen Vorhangsauch für die russischen Minderheiten.Kulturelle Unterschiede sind nicht <strong>im</strong>mermassgebend; so gibt es beispielsweisein der Karibik trotz erheblich verschiedenemkulturellem Hintergrund ähnlicheGefährdungsmuster bezüglich Alkohol,Cannabis und Crack.Bekannt ist die erhöhte Anfälligkeitasiatischer Gruppierungen für den Missbrauchvon Aufputschmitteln. Aber auchhier gibt es Unterschiede: St<strong>im</strong>ulantienwerden in Thailand, China, Philippinenvorwiegend zur Leistungssteigerung genutzt,während beispielsweise asiatischeJugendliche in Kalifornien St<strong>im</strong>ulantien<strong>im</strong> Sinne von Zusammenhalt und Gruppenidentitätkonsumieren. Solche Beispielezeigen, dass mit vorschnellen Verallgemeinerungenmehr verdeckt als gewonnenwird.Risiko- und SchutzfaktorenTrotzdem soll hier versucht werden,aus dem vorhandenen Material heraus-5


Übereinst<strong>im</strong>mend ist anzunehmen, dass Marginalität undZukunftslosigkeit das grösste Risiko darstellen, inResignation und Suchtmittelkonsum Zuflucht zu nehmen.zufiltern, was die Anfälligkeit für Suchtmittelproblemeerhöht und was eher davorschützt.Als Risikofaktoren gelten:• Soziale Randständigkeit durch Diskr<strong>im</strong>inierung,materielle Verhältnisse, Arbeitslosigkeit,Gefühl der Unerwünschtheitoder ähnliches.• Fehlende Zukunftsperspektiven, Aussichtslosigkeitan der eigenen Situationetwas ändern zu können.• Festhalten an Konsummustern ausdem Herkunftsland, um die kulturelleIdentität nicht zu verlieren.• Tradierte schädliche Gewohnheiten <strong>im</strong>Umgang mit Suchtmitteln.• Innerfamiliäre oder gruppeninterneanhaltende Spannungen.Anderseits gibt es wiederholt gefundeneSchutzfaktoren:• Gleiche Chancen wie Einhe<strong>im</strong>ische• Soziale Unterstützung aus der Gruppeoder Familie• Soziale Akzeptanz <strong>im</strong> Umfeld• Eigene Bereitschaft und Fähigkeit, sichProblemen zu stellen und daran zu arbeiten.Unter Umständen kann auch das Bewusstsein,einem politischen Ziel verpflichtetzu sein, vor einem resignativenSuchtmittelkonsum bewahren, z.B. beijungen Palästinensern.Was lässt sich daraus folgern? Übereinst<strong>im</strong>mendist anzunehmen, dass Marginalitätund Zukunftslosigkeit das grösste Risikodarstellen, in Resignation und SuchtmittelkonsumZuflucht zu nehmen. Alles,was die Integration <strong>im</strong> Aufnahmeland behindert,kann anfällig machen – und dazugehören beispielsweise stereotype Feindbildersowohl bei Betroffenen wie bei Einhe<strong>im</strong>ischen.Eine besondere Problemlagefür Frauen wird vermutet, aber da bestehtzu wenig gesicherte Erkenntnis.Auf der anderen Seite ist es wichtigfestzuhalten, dass weder die Zugehörigkeitzu einer best<strong>im</strong>mten Minderheit oderGlaubensgemeinschaft oder Familie anund für sich schon einen ausreichendenSchutz darstellt.PräventionsansätzeWelche Lehren lassen sich ziehen fürdie Präventionsarbeit? Es seien hier diefolgenden Möglichkeiten angedeutet:• Die jeweilige Zielgruppe sollte nichtmit fertigen Konzepten und Aktionenkonfrontiert, sondern bereits in die Konzeptarbeitund in die Vorbereitung vonAktionen einbezogen werden. Dies vermindertnicht nur das Risiko, dass an denBedürfnissen der Zielgruppe vorbei geplantwird, sondern es erhöht auch derenIdentifikation mit den Aktionen und ermöglichtdamit auch positive Veränderungen.• Es ist empfehlenswert, sich insbesonderean den Schutzmechanismen undSelbsthilfeansätzen in der betreffendenZielgruppe zu orientieren.• Mit dieser Art des Vorgehens sind <strong>im</strong>Bereich der Suchtprävention / Gesundheitsförderunggenerell gute Erfahrungengemacht worden. Beispiele sind das Projekt»Europeers«, das Jugendliche aktiv indas Projekt einbezog, die durch die Schulkameradendafür ausgewählt wurden,und das Projekt »IREFREA Europa«, dasin der Freizeitszene Erfahrungen Jugendlicherermittelte, wie man <strong>im</strong> Disco- undClubbetrieb mithalten kann ohne Drogenproblemezu bekommen, und dieseErfahrungen in Prävention umsetzte(www.irefrea.org).• Sekundärprävention hat einen besondershohen Stellenwert, um eine Eskalationvon suchtmittelbedingten Problemenzu verhindern und riskantes Verhaltenmöglichst frühzeitig anzugehen.• Dies kann auf verschiedenen Ebenenund mit verschiedenen Zielgruppen geschehen:Das BAG-Projekt »supra-f II«hat in einer Vorphase erfolgversprechendeStrategien identifiziert, die von der Unterstützungschwangerer Frauen über dieUnterstützung überforderter Eltern biszur Problemdefinition und Interventionsplanungauf Gemeindeebene reichen(www.suchtundaids.bag.admin.ch).• Besondere Problemlagen und Erfordernissebestehen in der HIV/Aids-Arbeitgenerell und insbesondere <strong>im</strong> Strafvollzug(Zürcher Aids Hilfe 2003, EMCDDA2001).Allerdings besteht nach wie vor ein Defizitan evaluierter Erfahrung mit Präventionsprojektenbei Migrantinnen / Migrantenund anderen Minderheiten.Beratung und BehandlungNeuere Ansätze setzen nicht so sehr aufdie Arbeit mit dem Betroffenen als Einzelperson,sondern unter Einbezug vonderen spezifischem Umfeld. Zum einen istdies eine systemisch orientierte Arbeit mitFamilien und Peergruppen, die insbesonderean den Beziehungen ansetzt. Zumanderen handelt es sich um eine Form vonNetzwerkarbeit, zum Beispiel mit einerHelferkonferenz unter Beizug der Betroffenen,sei es fallbezogen oder programmatisch.Eine andere Variante beziehtDienstleistungen (für Unterkunft, Beschäftigung,Rechtshilfe etc.) und Selbsthilfeansätzemit ein.Diese Art von Ansätzen hat den Vorteileiner besseren Motivierbarkeit Betroffener(die Überzeugungsarbeit muss nichtalleine vom Berater geleistet werden), einerbesseren Chance für Nachhaltigkeit(dank gemeinsamer Aktion) und einerbesseren Breitenwirkung (auch andereBetroffene können davon profitieren).Ausserdem haben sie den entschiedenenVorteil, nicht nur korrigierend, sondernpräventiv mindestens <strong>im</strong> Sinne der Sekundärpräventionzu wirken.Eine andere Stossrichtung hat das Pilotprojektdes Contact-Netz in Bern, dasseit 2001 aufgebaut wurde; hier geht es inerster Linie um einen Abbau der Zugangsbarrierendurch strukturelle Massnahmen,Sensibilisierung und Befähigungder Teams (www.contact-netz.ch;Dahinden 2005). Eine Machbarkeitsstudiehatte zum Ziel, die Umsetzbarkeit diesesAnsatzes in anderen Hilfeeinrichtungenzu prüfen; der Schlussbericht beschreibtdie Voraussetzungen für eineUmsetzung (www.suchtundaids.bag.admin.ch/themen/migration).Was die individuelle Beratung und Behandlungvon Betroffenen angeht, ist diegesicherte Erfahrung aus der Suchthilfe inErinnerung zu rufen, wonach die Attraktivitätder Hilfe, das Verhindern einesKontaktabbruchs und die Chancen fürVerbesserungen der Situation umso ehergegeben sind, als auf die persönlichen Bedürfnisseeingegangen wird.Und noch etwas: Migrationsarbeitkann sich nicht auf die Betroffenen alleinbeschränken. Wenn Randständigkeit daseigentliche Problem darstellt, muss esauch für die einhe<strong>im</strong>ische Bevölkerungerleichtert werden, Ängste abzubauenund dem Fremden offener zu begegnen.Integration ist nicht etwas, das eine Seiteallein leisten kann oder soll. Hier sindIntegrationsstrategien gefragt, die beideSeiten einbeziehen.AusblickWie viel Chancen haben derartige erfolgversprechendeAnsätze? Derzeit sinddie Perspektiven nicht allzu vielversprechend.Zunahme der Migration einerseits,Suchtprävention, laut & leise, Oktober 20056


Migrationsarbeit kann sichnicht auf die Betroffenenallein beschränken.schrumpfende Budgets für den Gesundheits-und Sozialbereich schaffen eineschwierige Situation. Ein Umbau des Sozialstaatsund ein Abbau der Hilfeleistungenan Migranten hat in vielen europäischenLändern eingesetzt. Die Aufnahmebereitschaftfür »Fremde« ist gesunkenund die Lebensbedingungen für dieAufgenommenen und erst recht für die illegalenAufenthalter sind prekärer geworden.Gleichzeitig haben die Gründe, die zurMigration veranlassen, weltweit an Gewichtzugenommen. Ein Blick auf das globaleGeschehen zeigt, dass soziale undwirtschaftliche Ungleichgewichte undinsbesondere Armut, Bildungsmangel,Landflucht und Zerreissen sozialer Netze,aber auch bewaffnete Konflikte für ungezählteMenschen zu schwer erträglichenSituationen führen und nicht nur Anlasszu Migrationsströmen sind, sondern auchden Nährboden für Suchtentwicklungenbilden (World Health Report 2001).Das soll kein Anlass zu Resignationsein. Hilfe soll und kann geleistet werden.Aber es braucht mehr als das. Ohne einStück mehr Gerechtigkeit <strong>im</strong> »globalenDorf« werden wir nur <strong>im</strong>mer nachträglichan Schäden arbeiten, die nicht in diesemAusmass sein müssten.Ambros Uchtenhagen, Institut für Sucht- und GesundheitsforschungZürich■Im Internet• www.irefrea.org• www.suchtundaids.bag.admin.ch• www.contact-netz.ch• www.suchtundaids.bag.admin.ch/themen/migrationEinige Quellen• Dahinden J. (2005). Die Integration von Klientenund Klientinnen mit Migrationshintergrund in dieInstitutionen der Suchthilfe. Abhängigkeiten 11:5-17• Domenig D. (2001). Migration, Drogen, transkulturelleKompetenzen. Bern, Huber Verlag• EMCDDA (2000). Mapping available information onsocial exclusion and drugs, focusing on »minorities«across 15 EU Member States. Lisbon, EuropeanMonitoring Centre for Drugs and Drug Addiction• EMCDDA (2001). Assistance to drug users inEuropean prisons. Lisbon, European MonitoringCentre for Drugs and Drug Addiction• Weiss R. (2003). Macht Migration krank? Einetransdisziplinäre Analyse der Gesundheit vonMigrantinnen und Migranten. Zürich, Seismo Verlag(siehe auch Seite 14)• World Health Report 2001. Geneva, World HealthOrganisation• Zürcher Aids Hilfe (2003). Migrantinnen, Migranten.Eine neue Herausforderung in der HIV/Aids-Arbeit.ZürichSuchtprävention, laut & leise, Oktober 20057


INTERVIEW MIT RAJAN RAJAKUMARVermittler zwischenzwei KulturenWie erhalten Migrantinnen und Migranten, die riskant Suchtmittel konsumieren, Hilfe?Die Fachstelle für interkulturelle Suchtprävention, FISP, bildet Mediatorinnen undMediatoren aus, die ihre Landsleute auf die Suchtproblematik ansprechen und ihnenhelfen. Rajan Rajakumar arbeitet <strong>im</strong> zweiten Jahr für dieses FISP-Projekt.l & l: Woher kommen Sie und seit wannwohnen Sie in der Schweiz?Rajan Rajakumar: Ich bin Tamile und inSri Lanka und Indien aufgewachsen. ImDezember 1983 kam ich in die Schweiz.l & l: Welchen Beruf üben Sie aus?Rajakumar: Ich bin ausgebildeter Kochund da ich selbständig erwerbend bin, kocheich heute noch ab und zu an Festenund anderen Einladungen. Hauptsächlichbin ich als Mediator und Kulturvermittlerin verschiedenen Schulgemeinden, inSozialzentren und Jugendhe<strong>im</strong>en tätig.Meine Aufgabe be<strong>im</strong> FISP-Projekt zähleich ebenfalls zu meinen vielen sozialenAufträgen.nen, welche Vorteile es hat, Grenzen zusetzen und dass ein Nein nichts Böses ist.Heute schätze ich diese Haltung, und ichversuche besonders in der Suchtprävention,meine Landsleute zu überzeugen, dasssie mit einem Nein niemandem weh tun,sondern auf lange Sicht ihre Verantwortungwahrnehmen.Fachstelle zur Prävention des AlkoholundMedikamenten-Missbrauchs, Zü-FAM, und Christiane Köhler von der ZürcherFachstelle für Alkoholprobleme, zfa,führten uns in die Thematik ein. Alle dreiMonate treffen wir uns zur Supervision,was ich als sehr wichtig und wertvollerachte. Anhand der erzählten Fallge-Fast wie ein Schock war für mich das Wort Nein, welcheswir in unserer Kultur nicht brauchen. Ich musste lernen,welche Vorteile es hat, Grenzen zu setzen und dass einNein nichts Böses ist.Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005l & l: Fühlen Sie sich wohl in der Schweiz?Warum?Rajakumar: Am Anfang war es sehrschwierig für mich. Ich erlebte viel Diskr<strong>im</strong>inierungund musste eine grosse Unsicherheitaushalten, bis ich wusste, dassich hier bleiben kann. Nach und nachlernte ich Menschen kennen und lerntedie Sprache. Heute fühle ich mich sehrwohl: Ich liebe meine Arbeit und auch diekalten Wintertage erschrecken mich nichtmehr.l & l: Neben dem kalten Winter, welchenUnterschied in der Lebenshaltung war fürSie anfangs schwer verständlich?Rajakumar: Fast wie ein Schock war fürmich das Wort Nein, welches wir in unsererKultur nicht brauchen. Ich musste ler-<strong>Interkulturelle</strong> MediatorenDie FISP bildet interkulturelle Mediatorinnenund Mediatoren aus,die suchtpräventiveHilfe – entsprechend derKultur – ihren Landsleuten anbieten.Informationen: Tel. 043 960 01 60l & l: Gibt es zwischen Tamilen undSchweizern Gemeinsamkeiten?Rajakumar: Wenn wir ein Ziel haben,sind wir Tamilen fleissig und sparsam, wasman auch den Schweizern nachsagt. Zudemhat sich die Schweiz in den letzten 20Jahren sehr verändert. Seit den 90er Jahrenhaben sich die zurückhaltendenSchweizer durch das Reisen, die Kleidung,das Essen gegenüber fremden Kulturenstark geöffnet.l & l: Wie wurde die FISP auf Sie aufmerksamund für welches Projekt arbeitenSie?Rajakumar: Ich bin durch meine Arbeitals Mediator und Kulturvermittler gutvernetzt, und so lag es auf der Hand, dasswir aufeinander aufmerksam wurden. Icharbeite für das Alkoholprojekt der FISP,denn wenn Tamilen ein Suchtproblemhaben, dann mit Alkohol.l & l: Wie wurden Sie von der FISP ausgebildet?Rajakumar: Mit sechs anderen Mediatorinnenund Mediatoren wurden wir anzwei Abend- und einem Samstagkurs ausgebildet.Cristina Crotti von der Zürcherschichten lerne ich viel. Zudem hinterfragenwir unser Vorgehen und diskutierenunsere Probleme in Zusammenhang mitder Arbeit.l & l: Welche Voraussetzungen sind wichtigfür die Arbeit eines Mediators, einerMediatorin?Rajakumar: Ich habe sehr gute Beziehungensowohl zu den sozialen Einrichtungenin Zürich als auch zu meinenLandsleuten. Man kennt mich und weiss,was ich mache. Wichtig ist gutes Zuhörenund das Vertrauen gewinnen. Aus Sichtmeiner Landsleute übernehme ich ofteine Vorbildfunktion.l & l: Welche Art von Suchtverhalten kennentamilische Frauen und Männer?Rajakumar: In ihrer He<strong>im</strong>at trinken Tamilenviel weniger und wenn, dann he<strong>im</strong>lich.Über Alkohol zu sprechen ist einTabu und die soziale Kontrolle gross. Wirhaben deshalb kulturell nicht gelernt, wieman Alkohol mit Genuss trinkt und wannman aufhören sollte. Hier in der Schweiztrinken Tamilen meist auf leeren Magen,oft in Gruppen, sodass ein Gruppendruckentsteht mitzutrinken. Es gibt auch hier9


Wenn wir über das Suchtverhalten reden können, erkenntmein Gegenüber, dass er Hilfe braucht, und sagt selber, dasser aufhören möchte.Tamilinnen, die he<strong>im</strong>lich trinken. Wenntamilische Jugendliche kiffen, dann weilsie es hier kennen gelernt haben, <strong>im</strong> Kreisejugendlicher Kollegen.l & l: Welche Bedeutung hat Alkohol fürTamilen?Rajakumar: Hier in der Schweiz entstehtder Alkoholkonsum aus einem Gruppendruckheraus, zum Beispiel an einemHochzeitsfest trinken die Männer in einemseparaten Raum. Viele Tamilen trinkenAlkohol jedoch wegen Problemenwie Traumas, Schwierigkeiten bei der Arbeit,enormen Erwartungen der Familie.Viele Tamilen leben unter einem starkenpsychischen Druck.l & l: Hat die Arbeit, die Umgebung in derSchweiz einen grossen Einfluss auf denAlkoholkonsum von Tamilen?Rajakumar: Ja sehr, denn viele Tamilenarbeiten <strong>im</strong> Gastgewerbe, wo Alkoholleicht zu haben und das Trinken akzeptiertist. Oft können Tamilen eben nicht neinsagen, wenn sie von ihrer Umgebung zumTrinken angestiftet werden. Zudem merkendie Tamilen schnell, dass Alkohol hierkein Tabuthema ist und übernehmen eineschweizerische Kultur, ohne zu wissen,wie damit umzugehen. Und die sozialeKontrolle der ganzen Familie ist ja weitweg.l & l: Wie kommen Sie in tamilische Familienmit Alkoholproblemen?Rajakumar: Nach anfänglichem Zögernwissen meine Landsleute, dass ich ein Ansprechpartnerfür Alkoholprobleme bin.Es kommen Frauen zu mir, die möchten,dass ich mit ihrem Mann rede, oder Männer,die mit meiner Hilfe von ihrem AlkoholproblemAbstand nehmen konnten,sagen es ihren Kollegen. Auch durch dieZusammenarbeit mit den verschiedenensozialen Institutionen erfahre ich oft vonLandsleuten mit einem problematischenAlkoholkonsum.l & l: Wie gestalten Sie ein Gespräch überAlkoholabhängigkeit?Rajakumar: Be<strong>im</strong> ersten Gesprächmöchte ich mein Gegenüber kennen lernen.Ich interessiere mich für seine Herkunft,Familie, Arbeit und für seine Sorgen.Be<strong>im</strong> zweiten Gespräch versuche ichherauszufinden, welches Ausmass seinAlkoholkonsum umfasst. Be<strong>im</strong> drittenGespräch ist oft die Frau dabei. Meist klagendie Frauen, wie sie und ihre Kinderwegen dem Alkoholkonsum ihres Mannesleiden müssen. Nun erzählt der Mannschon genauer, wie viel er trinkt. Im viertenGespräch erzählt er mir dann, warumer trinkt, wie viel, wann und bei welcherGelegenheit, alleine oder in der Gruppe.Ich erhalte ein Gesamtbild seines Suchtverhaltens.l & l: N<strong>im</strong>mt der Erzählende Hilfe an?Rajakumar: Wenn wir über das Suchtverhaltenreden können, erkennt meinGegenüber, dass er Hilfe braucht, und sagtselber, dass er aufhören möchte. MeineLandsleute machen sich viele Gedankenüber unsere Gespräche und fragen sich,warum sie trinken und ihrer Familie sogrosse Sorgen machen. Hier kann man siebei ihrem Ehrgeiz packen, und sie könneneinen grossen Willen zum Aufhören entwickeln.l & l: Ist die Hilfe mit einigen Gesprächenabgeschlossen?Rajakumar: Oft nicht – und genau andiesem Punkt hoffe ich, dass das FISP-Projektnoch ausgebaut wird. Ich bin überzeugtvom FISP-Projekt, es leistet einewertvolle Hilfe für die Tamilen und für andereMigranten. Aber unsere Arbeit solltevermehrt mit weiteren Institutionenvernetzt sein. Beispielsweise mit dem Arbeitsamt.Hört ein arbeitsloser Tamile mitdem Trinken auf, wird ein Rückfall wahrscheinlich,wenn er seinen Tag nicht sinnvollgestalten kann.l & l: Welchen Schwierigkeiten begegnenSie bei Ihrer Arbeit?VIDEO IN 13 SPRACHENStark für das LebenWie können Eltern ihre Kinder vomBaby- bis zum Teenageralter <strong>im</strong> gesundenAufwachsen unterstützen? Im Videozum Thema »Suchtprävention in derFamilie« werden die nach neusten Erkenntnissenwichtigsten Schutzfaktorengezeigt: Selbstwertgefühl, eine guteFamilienatmosphäre, das Schaffen verbindlicherRegeln etc. Mit Laiendarstellendenwurden zehn Situation gefilmt.Was tun, wenn der Sohn in der Pause geplagt,die Tochter als einzige nicht ansGeburtstagsfest eingeladen wird? Wiesollen sich Eltern verhalten, wenn der15-Jährige trotz Abmachungen um 23Seit ich für das FISP-Projektarbeite, konnte ich schoneinigen Klienten helfen.Rajakumar: Die meisten Schwierigkeitentreten für mich nach der Erfüllungmeines Auftrages auf. Denn die Familiemerkt, dass ich ihnen helfen kann undmöchte meine Hilfe und meinen Rat nochfür dies und das. Jetzt gilt es, Grenzen zusetzen und das hier in der Schweiz gelernteNein zu gebrauchen. Ohne die Supervisionhätte ich die klare Abgrenzunggegenüber meinen Landsleuten in diesemProjekt nicht geschafft.l & l: Was können Sie durch Ihre Hilfe beitamilischen Familien erreichen?Rajakumar: Sehr viel. Kann sich ein alkoholgefährdetesMitglied von seinemriskanten Alkoholkonsum verabschieden,werden viele Familienkonflikte, Gewalt,Trennungen und Scheidungen vermieden.Auch die Arbeitsstelle wird wiedersicherer. Seit ich für das FISP-Projektarbeite, konnte ich schon einigen Klientenhelfen. Mehrere trinken seit rund einemhalben Jahr nicht mehr. Dies freutmich natürlich sehr.Brigitte Müller, Texterin und Redaktionsleiterin laut &leise, stellte die Fragen.Uhr nicht zu Hause ist oder die Tochter<strong>im</strong>mer wieder Lehrstellenabsagen bekommt?Die angedeuteten Lösungsstrategienwollen die Zuschauenden zumNachdenken und Austauschen anregen,und sie ermutigen, mit ihren Familienihren Weg zu gehen. Da Eltern und Kinderihre eigenen Lösungsansätze zeigenkonnten, entwickelte sich die Filmentstehung(wie geplant) als »Empowerment«-Prozess.Film-Premiere: Ende Januar 2006.Informationen: Eva Imhoof, Projektleiterin des Video»Stark für das Leben«, Suchtpräventionsstelle derStadt Zürich, Tel. 044 444 50 48■10Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005


FEMMESTISCHE FÜR MIGRANTINNENMütter helfen MütternDas Projekt FemmesTische ist ein niederschwelliges Angebot, um Kontakte undSelbsthilfe unter fremdsprachigen Müttern zu fördern und die Isolation zu durchbrechen.FemmesTische haben <strong>im</strong> ganzen <strong>Kanton</strong> Zürich Erfolg – hier eine Projektbeschreibungder Suchtpräventionsstelle Zürcher Oberland.Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005Fremdsprachige Familien gelten alsschwierig erreichbare Zielgruppeund waren lange nicht in dieElternbildung integriert, trotz ausgewiesenemBedürfnis. Noch erschwerterist der Zugang, wenn das Thema Suchteine Rolle spielt. Seit 1999 läuft <strong>im</strong>Zürcher Oberland »FemmesTische mitMigrantinnen« als erfolgreiches Angebotder Suchtpräventionsstelle. Das Projektwird in mehreren Orten <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürichund in der übrigen Schweiz durchgeführt.Was braucht es, damit fremdsprachigeEltern erreicht werden können?• Direkter Einbezug der Migrant/innenschon in der Planungsphase.• Vertrauen durch persönliche Kontakte.• Genügend Zeit und finanzielle Mittel.• Ressourcenorientierte und niederschwelligeAngebote, die sich an der Lebenssituationder Migrantinnen orientieren.• Rollende Planung – damit Ideen undWünsche der Betroffenen schnell umgesetztwerden können.In den Worten einer Mitarbeiterin:»Wenn du in einem fremden Land das Gefühlhast, du bist akzeptiert, dann kommtdie Motivation, die Sprache und Kultur zuerlernen.«Besonderheiten von FemmesTischeFemmesTische ist ein sehr niederschwelligesAngebot für kursungewohnteMütter mit dem Ziel, Kontakte undSelbsthilfe unter fremdsprachigen Mütternzu fördern und die Isolation zudurchbrechen. Mütter diskutieren in ihrereigenen Sprache über ihre Problememit der Familie, der Schule und ihrer Umgebung.Gut integrierte Migrantinnenwerden in Gesprächstechnik ausgebildetund führen als ehrenamtliche ModeratorinnenGesprächsrunden in ihrer Mutterspracheoder auf Deutsch durch. Niederschwelligheisst, das Angebot ist gratis,einmalig, in der Muttersprache, zuhauseam Stubentisch, von Landsfrauen geleitet,partizipativ.»FemmesTische mit Migrantinnen«funktionieren nach dem Schneeballsystem.Moderatorinnen suchen Gastgeberinnen,welche wiederum sechs bis achtMütter zu sich nach Hause einladen. DerEinstieg ins Thema erfolgt über einenVideofilm. Die Moderatorin führt durchdas Gespräch und sorgt für ein angenehmesKl<strong>im</strong>a. Es ist jedoch nicht ihre Aufgabe,persönliche Probleme zu lösen. Imgegenseitigen Gedankenaustausch findendie Teilnehmerinnen ihre eigenen Lösungsansätzefür aktuelle Situationen inihrer Familie. Anschliessend ist Zeit, um<strong>im</strong> gemütlichen Rahmen zusammenzusitzen.Es stellte sich heraus, dass die Integrationsarbeitmit Frauen eine ausgezeichneteForm der Bewältigung von Problemender Migration für die ganze Familieist. Das spezielle Wissen der Mütter wirdden Kindern weitergegeben. Auch dieEhemänner können davon profitieren.Die Frauen gewinnen Selbstvertrauen,öffnen sich und sie sehen plötzlich einenSinn in ihrer Integration.Was wurde erreicht?Zum Beispiel <strong>im</strong> Zürcher Oberland: 16Moderatorinnen besuchen den Moderatorinnenkursund leiten die Runden aufAlbanisch, Arabisch, Französisch, Portugiesisch,Spanisch, Tamilisch, Türkischund Deutsch. Seit dem Jahr 2000 fandenüber 230 Gesprächsrunden statt. Darüberhinaus sind die beteiligten Migrantinnenviele, manchmal kleine, aber wichtigeSchritte gegangen: Besuch von Deutschkursen,Mitarbeit in anderen Migrationsprojekten,Aufnahme einer Erwerbsarbeit,Engagement in Schul- und Gemeindekommissionen,Besuch eines Elternbildungskurses,Computerkurse, Gründungeines privaten Treffs und vieles mehr. DieSuchtpräventionsstelle Zürcher Oberlanddurfte auch zwei Preise für innovative Elternbildungund Integration in Empfangnehmen.Es stellte sich heraus, dass die Integrationsarbeit mitFrauen eine ausgezeichnete Form der Bewältigung vonProblemen der Migration für die ganze Familie ist.Ganz neu bieten wir auf Wunsch derModeratorinnen in diesem Jahr interkulturelleRunden auf Hochdeutsch an, eingeladensind interessierte Einhe<strong>im</strong>ischeund Migrantinnen verschiedener Herkunft.Der Pilotversuch scheint zu funktionieren,bisher haben sechs interkulturelleRunden stattgefunden.Bemühungen um Integration lohnensich und besitzen ein hohes Präventionspotenzial.Für einen Erfolg braucht es jedochSchritte von beiden Seiten und vielGeduld. Dazu Myriam aus Venezuela:«Wenn die Frauen merken, dass dieSchweizer Behörden an sie denken undauf sie zukommen, Hilfe anbieten sogarin ihrer Sprache, dann ist das ein ersterSchritt zur Integration, denn auch dieseFrauen wollen gute Mütter sein.«»FemmesTische mit Migrantinnen« <strong>im</strong>Zürcher Oberland wird unterstützt durchdie <strong>Kanton</strong>ale Beauftragte für IntegrationsfragenZürich und den Integrationskreditdes Bundes (BFM/EKA).www.femmestische.chFemmesTische gibt es nicht nur für Migrantinnen, sondernauch viele Schweizerinnen machen mit bei diesemProjekt. Weitere Informationen <strong>im</strong> Internet, bei der Geschäftsstellevon FemmesTische (Tel. 044 253 60 64)oder bei den Regionalen Suchtpräventionsstellen.Ines Tsengas, Projektleiterin FemmesTische mitMigrantinnen, Suchtpräventionsstelle Zürcher OberlandRegionaleSuchtpräventionsstellenFolgende Regionale Suchtpräventionsstellenführen »FemmesTische mit Migrantinnen«durch – Adresse siehe Seite15: Affoltern/Dietikon, Andelfingen,Meilen, Stadt Zürich, Zürcher Oberland,Zürcher Unterland.■11


PORTRAIT<strong>Interkulturelle</strong> SuchtpräventionDie Fachstelle für interkulturelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung (FISP)widmet sich vor allem der Projektarbeit in besagtem Bereich. Dabei spielt dieZusammenarbeit mit Migrant/innen(organisationen) und einhe<strong>im</strong>ischen Institutioneneine zentrale Rolle.Im <strong>Kanton</strong> Zürich leben über eine ViertelmillionMigrant/innen verschiedenerEthnien. Unter ihnen finden sichEingebürgerte, Arbeitsmigrant/innen,anerkannte Flüchtlinge, Asylbewerber/-innen, illegal Anwesende, so dass es sichum eine äusserst heterogene Bevölkerungsgruppehandelt. Teils gravierendeUnterschiede in den Lebensbedingungenbestehen sowohl zwischen den einzelnenEthnien als auch innerhalb derselben.Entsprechend ist es nicht erstaunlich, dassdas Verständnis von Sucht, die Akzeptanzgegenüber verschiedenen Suchtarten undder Stellenwert der Suchtpräventionebenfalls sehr unterschiedlich sind.Gleichwohl lassen sich einige Grundaussagentreffen, die sich (auch) in einervon der FISP durchgeführten Bedarfsabklärungunter Schlüsselpersonen verschiedenerEthnien <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürichwiderspiegelten:• Tabak und Alkohol bringen auf Grundihrer Verbreitung unter den meisten Ethniendie grössten Suchtprobleme mit sich,was in der ersten Generation besondersdeutlich der Fall ist.• Legale Drogen stossen grossmehrheitlichauf höhere Akzeptanz als illegale.• Der Konsum illegaler Drogen ist unterder zweiten Generation stärker verbreitetals unter der ersten.• Unter Migrant/innen ist der Anteil jener,welche sich bei Suchtproblemen (eigenenoder <strong>im</strong> sozialen Umfeld) Hilfe oderRat bei Institutionen holen, kleiner als beiEinhe<strong>im</strong>ischen. Ebenso wird vielfach zulange zugewartet, bis professionelle Unterstützungbeansprucht wird.Dank erwähnter Bedarfsabklärung istes der FISP besser möglich, auf die Anliegender verschiedenen Zielgruppen einzugehen.Die Umfrage zeigte bedeutendeParallelen sowohl zwischen den Ethnien,als auch zur einhe<strong>im</strong>ischen schweizerischenBevölkerung auf, daneben aberebenso Aspekte, die speziell in der interkulturellenSuchtpräventionsarbeit besondereBeachtung finden müssen. DazuFISP entwickelt, koordiniert und unterstützt Suchtpräventionsprojekteund führt diese zusammen mit Migrant/innensowie schweizerischen Institutionen durch.BeratungFür weitere Informationen zu den Angebotenwenden Sie sich bitte an:Fachstelle für interkulturelle Suchtpräventionund Gesundheitsförderung(FISP), Kehlhofstrasse 12, 8003 Zürich,Tel.: 043 960 01 60, E-Mail: fisp@bluewin.ch,www.fisp-interkultur.ch.gehört zum Beispiel die Berücksichtigungder – auch auf Grund der Herkunft – unterschiedlichenErfahrungen (zum Beispielmit dem traditionellen Konsum einerSubstanz) und Einschätzungen betreffenddiverser Suchtarten. Gleiches giltin noch stärkerem Masse für die notwendigeÜberwindung von Barrieren. Diesekönnen sprachlicher Art sein oder ihreUrsache(n) in der mangelnden Integrationhaben – wobei Integration als gegenseitigerProzess zwischen Migrant/innenund der Aufnahmegesellschaft verstandenwerden muss. Dementsprechend giltes Brücken zu bauen, deren eine Pfeilerschwerpunktmässig in der Aktivierungund Förderung von Ressourcen von Migrant/innenbesteht. Damit Integrationsförderung– und dazu zählt auch die interkulturelleSuchtprävention – gelingenkann, braucht es jedoch noch einen zweitenfesten Pfeiler, der auf der Stärkung desinterkulturellen Know-hows auf Seitender schweizerischen Institutionen (beispielsweise<strong>im</strong> Bildungs- und Gesundheitswesen)und der Bereitschaft, Zugangsbarrierenabzubauen, beruht.Arbeitsweise der FISPGenau diese beiden erwähnten Pfeiler– und natürlich die Brücke selbst – steckenden Tätigkeitsbereich der FISP ab. Folgedessenarbeitet die FISP sowohl mit Migrant/innenund deren Organisationenzusammen als auch mit Institutionen wieBehörden, Schulen, regionalen und aufThemen spezialisierten Suchtpräventionsstellensowie mit Fachleuten und Stellenfür Migrationsfragen.Wegen dieser vermittelnden Funktionnehmen die interkulturellen Mediator/-innen in der Arbeit der FISP eine zentraleRolle ein. Sie haben auf Grund ihrer Positiondie Möglichkeit, den Bogen zwischenAngehörigen ihrer Ethnie oderSprachgruppe und Institutionen der hiesigenGesellschaft zu schlagen. Dies geschiehtbeispielsweise mit der Verbreitungvon Informationen über verschiedeneSuchtarten und Möglichkeiten der Suchtprävention<strong>im</strong> Rahmen von Veranstaltungen,die sich insbesondere an Elternrichten und in deren jeweiligen Muttersprachesowie in Deutsch durchgeführtwerden. Gute Gelegenheiten hierzu bildenElternabende an Schulen oder Veranstaltungen,die von Migrant/innenvereinenorganisiert werden. Ebenso vermitteltdie FISP auf Anfrage interkulturelleMediator/innen an Institutionen (sieheInterview ab Seite 9).Daneben umfasst die Informationsarbeitauch die Produktion und die Übersetzungschriftlichen Informationsmaterialswie beispielsweise mit der Broschüre»Wenn Jugendliche rauchen, kiffenoder trinken« geschehen. Radiosendungenund Artikel in verschiedenen Sprachensind ebenfalls Teil der Öffentlichkeitsarbeit.FISP-Angebote auf einen BlickFISP entwickelt, koordiniert und unterstütztSuchtpräventionsprojekte undführt diese zusammen mit Migrant/innen(organisationen)sowie schweizerischenInstitutionen durch. Zu den gegenwärtigenSchwerpunkten zählen diebereits erwähnten Informationsveranstaltungensowie ein Alkoholpräventionsprojekt,welche in nachfolgenderAufzählung kurz beschrieben werden:Elternveranstaltungen für Migrant/innen• Für die Durchführung dieser Veranstaltungen,welche in neun Sprachenstattfinden, wurden über 30 interkultu-Suchtprävention, laut & leise, Oktober 200512


elle Mediator/innen aus 13 Ländern geschult.Zurzeit werden drei verschiedeneVeranstaltungen angeboten:• »Wenn Jugendliche rauchen, Cannabiskonsumieren oder trinken – Was Sieals Eltern tun können«: geeignet für Elternvon Kindern zwischen 11 und 18Jahren. In diesem Referat mit anschliessenderDiskussion werden die Folgen desKonsums von Tabak, Cannabis und Alkoholfür Jugendliche thematisiert. Ebensowerden die Prävention <strong>im</strong> Familienalltagund die Frage nach sinnvollen Reaktionsweisenauf den (vermuteten) Drogenkonsumvon Kindern angesprochen. AmSchluss der Veranstaltung wird die Broschüre»Wenn Jugendliche rauchen, kiffenoder trinken« der Suchtpräventionsstellendes <strong>Kanton</strong>s Zürich in der entsprechendenSprache abgegeben.• »Lernen – ein Kinderspiel?«: geeignetfür Eltern mit Kindern zwischen 2 und 8Jahren. Der einleitende Film macht ineinfachen Bildern und Worten klar, wiedie Eltern <strong>im</strong> Alltag durch Zuwendungund Interesse die Lernschritte des Kindesund seine Entwicklung unterstützen undsuchtpräventiv handeln können. Nachder Diskussion erhalten die Eltern ein Informationsblattin ihrer Muttersprache.• »Grenzenlos? – Aufwachsen in derKonsumgesellschaft«: geeignet für Elternmit Kindern zwischen 6 und 16 Jahren.Wo brauchen Kinder und JugendlicheGrenzen? Wo brauchen sie Freiräumeund Unterstützung, um Selbstvertrauenund Selbstverantwortung zu entwickeln?Wie kann man <strong>im</strong> Familienalltag Grenzensetzen? Diesen Fragen gehen der einleitendeFilm und die Diskussion darübernach. Die Eltern bekommen am Schlussder Veranstaltung ein Informationsblattin ihrer Muttersprache.Alkoholpräventionsprojekt2004 startete die FISP ein Alkoholpräventionsprojektfür Tamil/innen (sieheInterview ab Seite 9). Durch ein odermehrere Beratungsgespräche in ihrerMuttersprache werden seither Alkoholabhängigesowie deren Familienangehörigedazu motiviert, das Problem anzugehen.Die – in Zusammenarbeit mit derZürcher Fachstelle für AlkoholproblemeLegale Drogen stossengrossmehrheitlich auf höhereAkzeptanz als illegale.(zfa) und der Zürcher Fachstelle zurPrävention des Alkohol- und Medikamenten-Missbrauchs(ZüFAM) geschulten– interkulturellen Mediator/innen begleitendie Betroffenen bei Bedarf auch zuden auf Alkoholentzug spezialisierten Institutionen.2005 wurde das Projekt aufspanisch, portugiesisch und bosnisch,kroatisch bzw. serbisch Sprechende ausgebaut.Diese Dienstleistung wird von derFISP gratis angeboten.Mustafa Ideli und Joseph Oggier, Co-Leiter der FISP■VERANSTALTUNG INTERKULTURELLE SUCHTPRÄVENTIONVernetzt zusammenarbeitenAm 25. November 2005 organisiert FISP zusammen mit der Suchtpräventionsstelleder Stadt Zürich eine Veranstaltung. Thema: <strong>Interkulturelle</strong> Suchtprävention in Wirtschaftsowie <strong>im</strong> Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürich.Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005Die Notwendigkeit interkulturellerSuchtprävention erstreckt sichüber die ganze Gesellschaft. DasWissen um die Zielsetzungen undVorgehensweisen ist jedoch noch wenigverbreitet. Entsprechend ist das Bewusstseindarum, wer auf diesem Gebiet welcheFunktion wahrnehmen kann odersollte, in eher bescheidenem Masse vorhanden.Aus diesem Grund organisieren diekantonal tätige Fachstelle für interkulturelleSuchtprävention und Gesundheitsförderung(FISP) und die Suchtpräventionsstelleder Stadt Zürich eine Veranstaltung,welche das Zusammentreffen vonVertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft,Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesenmit Fachleuten aus den BereichenMigration und Suchtprävention ermöglichensoll.Ziel der VeranstaltungZiel des Treffens ist es, bereits bestehendeMöglichkeiten der interkulturellenSuchtprävention in den verschiedenenBereichen aufzuzeigen sowie Anstösse fürweitere Handlungsansätze zu geben.Dabei soll den Anliegen, Fragen undBedürfnissen der verschiedenen SeitenDie Notwendigkeit interkulturellerSuchtpräventionerstreckt sich über dieganze Gesellschaft.genügend Platz eingeräumt werden. Fragenwie jene nach der Überwindungsprachlicher Barrieren, der Rolle der interkulturellenMediation sowie nach Unterschieden<strong>im</strong> Verständnis von Suchtsind Beispiele für mögliche Diskussionspunkte.Nach einem einführenden Referat undder Präsentation von Praxisbeispielen ausder interkulturellen Suchtprävention bietetsich in den bereichsorientierten Workshopsdie Gelegenheit, Fragestellungenmit Blick auf den Alltag und die Arbeit inden verschiedenen Bereichen zu vertiefen.Dabei sollen <strong>im</strong> Rahmen eines Erfahrungs-und Ideenaustausches konkreteAnsatzpunkte für Suchtpräventionsaktivitätenin unterschiedlichem sozialemUmfeld diskutiert werden.Datum: Freitag, 25. November 2005Ort: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Industrie,L<strong>im</strong>matstrasse 114, 8005 ZürichTeilnahme: gratis, Anmeldung erforderlich: Da diePlatzzahl beschränkt ist, empfehlen wir eine möglichstfrühzeitige Anmeldung.Informationen und Anmeldung: FISP,Kehlhofstrasse 12, 8003 Zürich, Tel.: 043 960 01 60,E-Mail: fisp@bluewin.ch.Mustafa Ideli und Joseph Oggier, Co-Leiter der FISP■13


MEDIOTHEKMedien über interkulturelle SuchthilfeSämtliche aufgeführten Medien – eine kleine Auswahl! – können Sie ausleihen bei InfoDocSuchtprävention Radix, Stampfenbachstrasse 161, 8006 Zürich. Tel. 044 360 41 00, Fax 044 360 41 14,E-Mail: infodoc@radix.ch. Im Internet: www.infodoc-radix.chExpertiseWer es genau wissen will, für den ist dasBuch »Migration und Sucht« aus derSchriftenreihe des Bundesministeriumsfür Gesundheit aus Bonn gedacht. Eswerden Forschungsergebnisse, Untersuchungen,Umfragen als auch Diskussionsbeiträgeveröffentlicht.Buch-Tipp: »Migration und Sucht«, Expertise <strong>im</strong>Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit,Nomos Verlagsgesellschaft Baden-BadenGrenzenlos?Wo brauchen Kinder und Jugendliche,die in der modernen Konsumgesellschaftheranwachsen, Grenzen als Schutz undOrientierung? Wo brauchen Sie Freiräumeund Unterstützung, um Selbstvertrauenund Selbstverantwortung zu entwickeln?Im Film »Grenzenlos?« fliessendie Erfahrungen und die Kompetenz vonEltern, Kinder und Jugendlichen ein.Video-Tipp: »Grenzenlos? Aufwachsen in der Konsumgesellschaft«,Film in 13 Sprachen für Eltern von Kindernzwischen 6 und 16 Jahren, mit Begleitbroschüre, HerausgeberinSuchtpräventionsstelle Zürcher Oberland,schulverlag blmv AG, BernVideo-Tipp: »Lernen – ein Kinderspiel?«, Videofilm in 10Sprachen zur Prävention von schulischen und sozialenSchwierigkeiten, für Eltern von Kindern zwischen 2 und 8Jahren, mit Begleitbroschüre, Herausgeberin SuchtpräventionsstellenZürcher Oberland und der Stadt ZürichMagazin-TippDas SuchtMagazin zum Thema »<strong>Interkulturelle</strong>Vermittlung in Suchtpräventionund -beratung«, Ausgabe Nr. 2, April2004. Alle Autor/innen betonen dieWichtigkeit der Förderung von transkulturellerKompetenz und den Einbezugvon interkulturellen Fachleuten, um denImmigrant/innen einen besseren Zugangzu unserem Hilfesystem zu ermöglichen.FemmesTischeDas Dossier vermittelt einen gutenÜberblick über die Arbeit, die Erfolge unddie öffentliche Wahrnehmung des Projektesin den Medien.Dossier-Tipp: »FemmesTische mit MigrantinnenZürcher Unterland«, Dossier-Nr. 746BroschürenDie Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong>Zürich haben die Broschüre »WennJugendliche rauchen, kiffen oder trinken:Was Sie als Eltern, Lehrpersonenoder Lehrmeister/in tun können« herausgegeben.Erhältlich in acht Fremdsprachen.Bezug: Regionale Suchtpräventionsstellen des <strong>Kanton</strong>sZürich, Adresse S. 15Macht Migration krank?Dieses Buch verbindet sozialwissenschaftliche,psychiatrische und somatischePerspektiven, um eine differenzierte,transdisziplinäre Sicht auf die Situationvon Migrantinnen und Migranten zuermöglichen. Relevante Konzepte undResultate zur Gesundheit werden ausverschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkelndiskutiert.Buch-Tipp: »Macht Migration krank?«, Autorin RegulaWeiss, Seismo VerlagSuchthilfeDie Suchtproblematik hat sich für Migrantenzu einem der schwerwiegendstengesundheitlichen und sozialen Problemein den europäischen Ländern entwickelt.Neben der Situationsanalyse undden Erfahrungen in Europa stellt diesesHandbuch existierende Modelle, Konzepteund Ansätze, die eine interkulturelleSuchthilfe zu begründen vermögen,vergleichend vor.Buch-Tipp: »Handbuch interkulturelle Suchthilfe«, HerausgeberRamazan Salman, Soner Tuna, Alfred Lessing,Psychosozial-VerlagKONZEPTPrävention desAlkoholmissbrauchsPrävention funktioniert nur, wenn allenklar ist, welche Massnahmen möglichsind und wann sie wo greifen müssen.Der <strong>Kanton</strong> Zürich hat jetzt einKonzept, das diese Übersicht schafft– ein Konzept zur Prävention des Alkoholmissbrauchs.Es erfasst die bestehendePrävention, erkennt Lücken,formuliert Ziele und legt Massnahmenfest. Das Konzept richtet sich anFachleute, Trägerschaften und andereInteressierte.Titel: Konzept zur Prävention des Alkoholmissbrauchs<strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> ZürichBezug: Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol-und Medikamenten-Missbrauchs ZüFAM, AdresseS. 15Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005


Die Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> ZürichRegionale SuchtpräventionsstellenDie acht regionalen Suchtpräventionsstellen(RSPS) sind zuständig für diepräventive Grundversorgung in ihrerklar abgegrenzten Region. Sie initiierendie Basisarbeit und unterstützen undkoordinieren bestehende Bestrebungenund Aktivitäten <strong>im</strong> Bereich Suchtprävention.Dabei orientieren sich die Stellenan den jeweiligen lokalen und regionalenBedürfnissen. Die Arbeit der RSPS zieltsowohl auf Individuen (persönliches Verhalten)wie auch auf die Beeinflussungvon Strukturen und Lebensbereichen(gesellschaftliche Verhältnisse). Die Angeboteder Stellen, welche geschlechtsundkulturspezifische Aspekte berücksichtigen,umfassen: Bildung, Informationund Beratung von Einzelnen, Gruppen,Gemeinden usw., Öffentlichkeitsarbeitund strukturelle Arbeit in Gemeinden,Stadtteilen, Quartieren und Firmen. Dieregionalen Suchtpräventionsstellen sindgeneralistisch tätig und werden von denacht spezialisierten, kantonsweit tätigenFachstellen unterstützt. Die RSPS werdenhauptsächlich von den Gemeindenfinanziert, der <strong>Kanton</strong> leistet eine finanzielleUnterstützung (in der Regel 30%).Suchtpräventionsstelle derBezirke Affoltern und DietikonGrabenstr. 9, 8952 SchlierenTel. 044 731 13 21Fax 044 731 13 22E-Mail: supad@sd-l.chLeitung: Cathy CaviezelInternet: www.supad.chSuchtpräventionsstelle desBezirks AndelfingenHaus Breitenstein, 8450 AndelfingenTel. 052 304 26 13Fax 052 304 26 00E-Mail:suchtpraevention@jsandelfingen.zh.chInternet: www.rsps-andelfingen.chLeitung: Rahel Finger, Matthias HuberSuchtpräventionsstelle für denBezirk HorgenSamowar, Bahnhofstr. 24, 8800 ThalwilTel. 044 723 18 17Fax 044 723 18 19E-Mail: info@samowar.chInternet: www.samowar.chStellenleiterin: Regula KellerSuchtpräventionsstelle desBezirks MeilenSamowar, Bergstr. 3, 8706 MeilenTel. 044 923 10 66Fax 044 923 60 17E-Mail: meilen@samowar.chInternet: www.samowar.chLeitung: Sibylle Brunner, Diana Joss,Enrico ZoppelliSuchtpräventionsstelle WinterthurTösstalstr. 16, 8400 WinterthurTel. 052 267 63 80, Fax 052 267 63 84E-Mail: suchtpraevention@win.chStellenleiter: Georges Peterelli, MarkusStädlerSuchtpräventionsstelleZürcher OberlandGerichtsstr. 4, Postfach, 8610 UsterTel. 043 399 10 80, Fax 043 399 10 81E-Mail: info@sucht-praevention.chInternet: www.sucht-praevention.chStellenleiter: Peter Trauffer(Bezirke Hinwil, Pfäffikon und Uster)SuchtpräventionsstelleZürcher UnterlandErachfeldstr. 4, 8180 BülachTel. 044 872 77 33, Fax 044 872 77 37E-Mail: rsps@praevention-zu.chInternet: www.praevention-zu.chStellenleiter: Robert Schmid(Bezirke Bülach und Dielsdorf)Suchtpräventionsstelleder Stadt ZürichRöntgenstr. 44, 8005 ZürichTel. 044 444 50 44, Fax 044 444 50 33E-Mail: welcome@sup.stzh.chwww.suchtpraeventionsstelle.chStellenleiterin: Eveline Winnewisser<strong>Kanton</strong>sweit tätige, spezialisierte Fachstellen für SuchtpräventionDie acht kantonsweit tätigen Fachstellen für Suchtprävention (KFSP) sind spezialisiertauf eine Zielgruppe, auf ein Suchtmittel, oder sie nehmen übergreifende Aufgabenwahr. Sie arbeiten mit den regionalen Suchtpräventionsstellen zusammen.Fachstelle»Alkohol – am Steuer nie!«Ottikerstr. 10, 8006 ZürichTel. 044 360 26 00, Fax 044 360 26 05E-Mail: paul.gisin@fachstelle-asn.chInternet: www.fachstelle-asn.chStellenleiter: Paul GisinFachstelle SuchtpräventionMittelschulen und BerufsbildungAusstellungsstr. 80, 8090 ZürichTel. 043 259 77 86, Fax 043 259 77 57E-Mail: infosuchtpraevention@mba.zh.chInternet: www.fs-suchtpraevention.zh.chStellenleiter: Vigeli VenzinSpezialisierte Fachstelle für Alkohol-,Drogen-, und Medikamentenkonsum <strong>im</strong>Zusammenhang mit Strassenverkehr.Führt verschiedene An<strong>im</strong>ationsinstrumente(z.B. Funky-Bar und Fahrs<strong>im</strong>ulator).Suchtprävention an Berufs- sowie Mittelschulen:Koordination und Vernetzung,einschliesslich Arbeit mit Behörden, Lehrmeisternund Eltern. Betreibt Lehrer/innenbildungin Suchtprävention, führt Mediothekund Dokumentationsstelle.Schafft Lehrmittel zur Suchtprävention inder Sekundarstufe II. Hat ein Netz vonKontaktlehrpersonen in den Schulen.Pädagogische Hochschule ZürichFachgruppe GesundheitsförderungSuchtpräventionRämistr. 598090 ZürichTel. 043 305 59 04E-Mail: barbara.meister@phzh.chStellenleiterin: Barbara MeisterInfoDoc Suchtprävention RadixStampfenbachstr. 1618006 ZürichTel. 044 360 41 00Fax 044 360 41 14E-Mail: infodoc@radix.chInternet: www.infodoc-radix.chStellenleiter: Diego MorosoliSuchtprävention <strong>im</strong> Bereich der Volksschule.Dies schliesst die Arbeit mitBehörden und Eltern mit ein. Verantwortlichfür die Lehrer/innenbildung <strong>im</strong> Bereichder Suchtprävention. Führt eine Mediothekund Dokumentationsstelle. Ausarbeitungvon Unterrichtshilfen und anderenProjekten für schulische Suchtprävention.Öffentliche Dokumentationsstelle für alleBelange der Suchtprävention. Promotionder Suchtprävention mittels finanziellerUnterstützung <strong>im</strong> Auftrag des Bundesamtesfür Gesundheit; Dienstleistungsangebotfür Ausleihe und Lagerung von Ausstellungsmaterialienfür Suchtprävention.Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2005FISP, Fachstelle für interkulturelleSuchtprävention und GesundheitsförderungKehlhofstr. 12, 8003 ZürichTel. 043 960 01 60, Fax 043 960 01 61E-Mail: fisp@bluewin.chInternet: www.fisp-interkultur.chLeitung: Mustafa Ideli, Joseph OggierInstitut für Sozial- und Präventivmedizinder Universität Zürich,Abteilung Prävention und GesundheitsförderungHirschengraben 84, 8001 ZürichTel. 044 634 46 29, Fax 044 634 49 77E-Mail: praev.gf@ifspm.unizh.chInternet: www.gesundheitsfoerderung-zh.chAbteilungsleiter: Roland StähliSpezialisierte Fachstelle, welche Suchtpräventionfür die Migrationsbevölkerung<strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> Zürich betreibt und koordiniert.Das Institut koordiniert und fördert <strong>im</strong> Auftragder Gesundheitsdirektion die Aktivitätender privaten sowie staatlichen Stellenund Akteure <strong>im</strong> Bereich der Suchtprävention.Es leistet Beiträge an die Entwicklungder Suchtprävention, ist Ansprechstelle fürdie Öffentlichkeit und ist antragstellenderTräger der gemeinsam mit allen Stellen realisiertenMedienkampagne für Suchtprävention.ZüFAM, Zürcher Fachstelle zurPrävention des Alkohol- undMedikamenten-MissbrauchsLangstr. 229, 8031 ZürichTel. 044 271 87 23, Fax 044 271 85 74E-Mail: info@zuefam.chInternet: www.zuefam.chLeitung: Cristina Crotti, Erika Haltiner,Laura Jucker, Barbara SteigerZüri RauchfreiZähringerstr. 328001 ZürichTel. 044 262 69 66Fax 044 262 69 67E-Mail: zurismokefree@swissonline.chInternet: www.zurismokefree.chStellenleiter: Christian Schwend<strong>im</strong>annSpezialisierte Fachstelle, die pr<strong>im</strong>äre undsekundäre Prävention des Alkohol- undMedikamenten-Missbrauchs betreibt.Spezialisierte Fachstelle für Tabakprävention.Einzelberatungen (u. a. Auskünfte zuEntwöhnungsmethoden), Beratung vonBetrieben. Schaffung von Materialien fürSchulen. Expertisen zu Tabakpräventionsprogrammen.Rauchstopp-Programme fürJugendliche.Im Internet: www.suchtpraevention-zh.ch


PPlaut&leise8712 StäfaMagazin der Stellen für Suchtprävention <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> ZürichNr. 3, Oktober 2005, erscheint dre<strong>im</strong>al jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.–Fern der He<strong>im</strong>atAuf der Suche nach dem Fremden in der Stadt Zürich wurde die Fotografin Ursula Lustenberger betört von der Vielfalt anFarben, Düften, Klängen, Begegnungen. Was ist He<strong>im</strong>at? Was bedeutet fremd sein? Wie gehen wir alle mit verschiedenenKulturen um? Entstanden sind farbige Fotocollagen. www.ursulalustenberger.com

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