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Claudia Hildner, Simone Hübener (PDF)

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WandansichtenDie Wand ist Sinnbild und Ausdruck für jegliche Abgrenzung: In MarlenHaushofers Roman Die Wand wird die Hauptfigur durch eine transparenteScheibe von der Welt getrennt, in Pink Floyds Konzeptalbum The Wallerrichtet sie der Protagonist um sich selbst, im Film Gegen die Wand vonFatih Akın rast ein Selbstmörder auf sie zu. Allerorten gehen Menschen »dieWände hoch« oder »mit dem Kopf durch die Wand«.So wichtig die Wand im übertragenen Sinn für Kunst und Kultur sein mag,so wenig lässt sich damit ihre Bedeutung für die Architektur erklären. Wändeformulieren den Übergang zwischen Außen und Innen, weisen den Räumenihre Grenzen zu, definieren durch ihre statischen Eigenschaften aber auchdas Tragwerk des Gebäudes. Sie sind es, die dem Gebäude durch ihrenAufbau und ihre Dimensionen ebenso wie durch ihre äußere ErscheinungCharakter verleihen. Auch das Thema Energieeffizienz betrifft die Wandmehr als die meisten anderen Bauteile: Um die Anforderungen deraktuellen Energieeinsparverordnung erfüllen zu können, muss der Wärmedurchganggering gehalten werden – dabei spielt nicht nur die Dickeder Dämmschicht eine Rolle. In diesem Buch widmet sich Hans R. Petersden vielfältigen Aufgaben, welche die Wand zu erfüllen hat und erläutertdie Vor- und Nachteile der einzelnen Konstruktionsarten.Dass die gestalterischen Möglichkeiten der Wand noch lange nicht ausgereiztsind, zeigt der Projektteil mit 33 Beispielen aus dem In- und Ausland.Die lokalen Gegebenheiten und Vorschriften mögen sich unterscheiden– dennoch können auch Wandlösungen aus dem Ausland deutschenArchitekten Anregungen bieten. Der Projektteil gliedert sich gemäß dengestalterischen Eigenheiten, welche die jeweiligen Außen- und Innenwändeam stärksten prägen, so dass der Betrachter sie leicht dem entsprechendenKapitel zuordnen kann. Ornament wird dabei als wiederkehrendes Elementverstanden, dass die Fassade eines Gebäudes in Teilbereichen spielerischrhythmisiert. Relief bezieht die Wand als Ganzes mit ein und verwandeltsie in eine bewegte, strukturierte Oberfläche. Im Kontrast dazu zeigtdas Kapitel Fläche, dass auch Wände, die glatt ausgebildet sind, nichtmonoton wirken müssen. Im Kapitel Skulptur verschmelzen die Wände zueiner übergeordneten Figur, deren dreidimensionalem Ausdruck sie sichgestalterisch unterwerfen.<strong>Claudia</strong> <strong>Hildner</strong> und <strong>Simone</strong> Hübener7


Schnitte, M 1:750M 1:75039


Vollautomatisch hat einRoboter die einzelnenWandelemente gemauert.Als Fertigteile wurden sie aufdie Baustelle geliefert undmit einem Kran versetzt.40


StahlabdeckungWasserspeierUnterzugBeleuchtungsebeneTropfkanteRückverankerungPolycarbonatplattenFlüssigkunststoffabdichtungEntwässerungsschlitzeim MörtelSchnitt Fassade, M 1:25Ansicht Fassade, M 1:2541SCHNITT ELEMENTM 1:25


in Betonstütze eingeklebteGewindehülse M 14Gewindestange M 14 als Dorn,verstellbarSchnitt BefestigungStahlabdeckung, M 1:15Ansicht BefestigungStahlabdeckung, M 1:1542


Die Lounge ist als offene,aber wettergeschützteDachterrasse ausgebildet.Auf die Lagerfuge wurde anstatt des herkömmlichen Mörtels einSpezialkleber aufgetragen, so dass aus den 20000 Backsteinen72 zusätzlich auf Biegung belastbare Elemente entstanden sind.Ein Kran setzte sie in das bereits vorhandene Betonskelett ein. ImErdgeschoss wurden hinter dem Mauerwerk zusätzlich transparentePolycarbonat-Platten angeordnet, um die thermischeTrennung zu garantieren. Das durchbrochene Mauerwerkdient als Sonnenschutz, Lichtfilter und Temperaturpuffer. Aufder Dachterrasse können die Besucher in einer an den Längsseitenverglasten Lounge die edlen Tropfen verkosten und denBlick über das Ragazer Rheintal schweifen lassen.43


Wohnhaus mit Schmuckatelier in WißgoldingenArchitekten:C18 Architekten, StuttgartTragwerksplaner:Dr.-Ing. Hottmann,Schwäbisch Gmünd2008Die mit Fliesen bekleidetenWände bilden keinedurchgehende Außenhaut,sondern sind immer wiederdurch große Glasflächenunterbrochen.Ein bisschen kühl, aber vor allem ungewöhnlich wirkt dieses Haus im schwäbischenWißgoldingen. Es mag sich so gar nicht an die gängigen Konventionenhalten, die im Allgemeinen mit einem Wohnhaus verbunden werden.Zur Straße hin ist es verschlossen, unterscheidet sich mit seiner Fassade ausweißen Fliesen deutlich von den Nachbargebäuden. Und dennoch sucht esgleichzeitig den Bezug zur Nachbarschaft, will sich nicht hermetisch abschotten.Ein Fenster im Turmzimmer gibt den Blick auf die Straße frei, die zumHaus führt. Das Grundstück ohne Einfriedung lädt den Besucher ein, näher zutreten, über eine Mauer hinunter auf den Teich im offenen Atrium und in denWohnbereich des Hausherrn zu blicken. Auf der zum Garten gewandten Seiteöffnet sich das Wohnhaus, das von einem Industriedesigner und seiner Familiebewohnt wird, zur Landschaft hin. Innen und Außen verschränken sich.98


Grundrisse und Längsschnitt, M 1:50099


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Dachaufbau:Kies 16/85EPD-AbdichtungWärmedämmungDampfsperrebituminöser AnstrichOrtbetonabgehängte KühldeckeGipskarton, gespacheltlineare EinbauleuchteSky-Frame, zweigleisig,2,80 m hochBodenaufbau:Dielenboden aus massiver YellowBirch, fallende Längen und Breiten22 mm OSB-PlatteKreuzlagen, wärmegedämmtAbdichtungOrtbetonDetail Seerosenteich, M 1:25101


Attikablech, weißlackiertDachaufbau:Kies 16/32EPD-AbdichtungWärmedämmungDampfsperrebituminöser AnstrichOrtbetonLehm-GipsputzHebe-Schiebefenster,Aluminium eloxiertEinbauleuchteGlasbrüstungWandaufbau:Fliesenbekleidung imFloating-Buttering-VerfahrenGewebespachtelung,gedübeltMineralfaserdämmungEgalisationsputzBodenaufbau:elastische PU-Beschichtung, weißGussasphalt-HeizestrichTrennlageTrittschalldämmungWärmedämmungOrtbetonPU-DämmungGewebespachtelungOberputz, geglättetFassadenschnitt, M 1:15102


Die Außenwand ist mal als Scheibe, mal als Winkel ausgebildet und lässt sodie Räume unterschiedlichen Charakters entstehen. Gleichzeitig ist sie tragenderUntergrund für die Fliesenbekleidung, die als große Fläche zur Straßehin kühl und abweisend wirkt, passend zur introvertierten Gestaltung desGrundrisses. Zur Gartenseite hin löst sich die Wand in schmale Streifen auf,rahmt die riesigen Fensterflächen ein, die Fliesen wirken auf so kleiner Flächefreundlich. Vorhänge aus einem silbrigen, glitzernden Material, das eigentlichzur Einkleidung von Baugerüsten entwickelt wurde, verschattet in den sonnenreichenMonaten die Glasscheiben, ergänzen die Mauerstreifen zu einerdurchgehenden, lebendigen Fläche. Die Architekten experimentierten bei diesemHaus mit den Materialien, ließen sich auf ungewöhnliche Kombinationenein. Dabei wurde allerdings nichts dem Zufall überlassen. So ist keine der ander Fassade angebrachten Fliesen geschnitten. Die raumhohe Verglasung mitden extrem dünnen Profilen ist die erste ihrer Art in dieser Dimension.Die Festverglasung nimmtkeine Rücksicht auf dieGeschosshöhe. Die Flächewirkt deshalb nicht mehrwie ein Fenster, sondernwird zu einem Stückverglaster Außenwand.103

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