Vorlage an den Landrat in Göttingen vom 28.09.2011 - DIE LINKE ...

DER LANDRAT Drucksachen-Nr.: B 0190/2011Amt für Schule, Sport und Kultur Göttingen, den 28.09.2011Az.: 40 11 56 - 3VORLAGE!Titel!Namensgebung der Heinrich-Sohnrey-Realschule in Hann. Münden!Titel!Kurz gefasste Darstellung des Sachverhaltes (Sach- und Rechtslage) mit Begründung:Am 12.05.2011 trat ein Mündener Bürger schriftlich an den Landkreis Göttingen heran und bat, dieHeinrich-Sohnrey-Realschule umzubenennen. Als Grund führte er an, dass Heinrich Sohnrey nichtder Namensgeber für eine „demokratische, freiheitliche und moderne Schule“ sein kann, da er zuZeiten des Nationalsozialismus diesem nahe stand und seine Werke an dieser Ideologieausgerichtet waren. Diese These wird auf Textquellen aus Heinrich Sohnreys Werk „Wegweiser fürdas Land – zur Gestaltung und Bereicherung des dörflichen Lebens“, auf www.Wikipedia.de, aufwww.Literaturatlas.de und auf das Kirchenlexikon gestützt.Mit Schreiben vom 29.09.2011 bat die Heinrich-Sohnrey-Realschule den Schulträger umÜberprüfung der Namensgebung. Sollte sich herausstellen, dass die Vorwürfe berechtigt sind,beantragt die Schule, ein Verfahren zur Namensänderung einzuleiten.Der Kreistag des Kreises Münden hat in seiner Sitzung am 28.03.1957 beschlossen, der in derGöttinger Straße in Hann. Münden errichteten Mittelschule (heute: Realschule II Münden inTrägerschaft des Landkreises Göttingen) den Namen „Heinrich Sohnrey“ zu geben.Aufgrund der o. g. erhobenen Vorwüfe hat der Landkreis Göttingen Stellungnahmen zur PersonHeinrich Sohnreys eingeholt.Unter anderem wurde Herr Dr. Gerd Busse (Ortsheimatpfleger in Göttingen-Esebeck) befragt.Dieser hat die private Korrespondenz von Heinrich Sohnrey aus dessen letzten fünf Lebensjahreneingesehen, Gespräche mit Angehörigen geführt und ein Buch über Heinrich Sohnreyveröffentlicht. Die Stellungnahme von Herrn Dr. Busse ist in Anlage beigefügt. Die Heinrich-Sohnrey-Gesellschaft schließt sich dieser Stellungnahme an.Auf Eigeninitiative hat Herr Prof. Dr. Frank Möbus (Universität Göttingen – Arbeitsstelle fürProvenienzforschung am Seminar für Deutsche Philologie) eine Stellungnahme zu HeinrichSohnrey erarbeitet. Auch diese Stellungnahme ist in Anlage beigefügt.Weiterhin liegt eine Empfehlung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten vor, welche ebenfallsin Anlage beigefügt ist. Die Stiftung führt u. a. aus:„Die Sohnrey-Realschule sollte sich in einem Projekt kritisch mit der für Vieles imNationalsozialismus exemplarischen Vita ihres Namensgebers, seinen politischen Einstellungen,seiner Bedeutung als Vordenker der Blut- und Boden-Ideologie sowie seinem Verhalten in der-1-

NS-Zeit auseinander setzen. Für dieses Vorhaben sollte u.a. der Kontakt zur Sohnrey-Gesellschaftin Jühnde und zur Georg-August-Universität in Göttingen, die Sohnrey einen Ehrentitel verliehenhat, gesucht werden.Wenn die Ergebnisse vorliegen, sollten Schüler, Eltern, Lehrer, Rat und Bürger gemeinsamdiskutieren und entscheiden, ob man sich nicht besser einen anderen Namensgeber und damit einanderes Vorbild für die Jugendlichen und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sucht. Ein solchesVorgehen, das auch die Suche für einen neuen Namensgeber enthalten sollte, könnte zu einemlängeren öffentlichen und nachhaltigen Lernprozess in der Region führen.“Diese Empfehlung und die beiden Stellungnahmen wurden der Schule für ihre pädagogische Arbeitzur Verfügung gestellt.Gemäß § 107 Nieders. Schulgesetz (NSchG) kann der Schulträger der Schule einen Namengeben. Nach der einschlägigen Kommentierung zu § 107 NSchG geschieht eine spätere Änderungoder Aufhebung des Schulnamens auf dem gleichen Wege.Haushaltsmäßige Beurteilung (entstehende Kosten, verfügbare Mittel, Finanzierungsmöglichkeiten)soweit erforderlich:- entfällt -Mittel- und langfristige Folgekosten (für Zins und Tilgung, für eventuell notwendigePersonalkosten, für Betriebs- und Unterhaltungskosten und sonstige Folgekosten), sofernsie erheblich sind:- entfällt -- entfällt -Beschlussvorschlag:Der Landkreis Göttingen als Schulträger der Realschule II Münden stimmt der Aufhebung desNamens „Heinrich-Sohnrey-Realschule“ zu.Bernhard ReuterStellungnahme etwaiger beteiligter Dienststellen und/oder Vorschläge anderer Ausschüsse/Gremien:-2-

Anlage:Stellungnahme von Herrn Dr. Busse zu HeinrichSohnreyStellungnahme von Herrn Prof. Dr. Möbus zuHeinrich SohnreyEmpfehlung der Stiftung niedersächsischeGedenkstättenDerzeitige Beratungsfolge:Schulausschuss 24.11.2011 __________________________Kreisausschuss 29.11.2011 __________________________-3-