Meerbusch - SZENARIO

SZENARIO
Wissen Sie, was Pusspass ist? Ich
wusste es nicht, als ich vor Jahren
mal im Haus einer Bekannten eine
Suppe vorgesetzt bekam. Es war
ein heißer Sommertag, schwül,
drückend, und bei dem Wetter
Suppe zu essen, schien mir unerträglich.
Aber dann die Überraschung:
die Suppe war lauwarm
bis kühl, pikant, erfrischend, mit
einer leichten Säure, einfach
köstlich! Davon brauche ich unbedingt
das Rezept, sagte ich
zu meiner Gastgeberin. Sie freute
sich, dass es mir schmeckte,
aber das Rezept gab sie mir nicht.
Seitdem spukt mir die Pusspass-
Suppe an heißen Tagen im Kopf
herum, und da man im Internet
SZENARIO 22
Kochen
Aus dem Schatzkästlein der rheinischen Hausfrau:
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angeblich alles findet, habe ich
schließlich eine Suchmaschine mit
dem Namen gefüttert. Aufklärung
folgte sofort: Das Mundart-Net
teilte mir mit, dass pusspass „unverhofft
und plötzlich“ bedeutet.
Aha. Das Internet-Archiv holt ein
Buch von 1893 aus der Mottenkiste:
Wilhelm Schmitz, Hauptlehrer
aus Lobberich, schreibt darin:
„Zur Herbstzeit isst man in einigen
Orten des Kreises Gladbach den
dort geschätzten ‚Pusspass’, d.i.
ein Gericht, das aus geschmorten
und miteinander vermengten
Äpfel, Birnen und Pflaumen bereitet
wird“. Im Mitmachwörterbuch
findet sich: „Pusspass ist ein
Kompott aus bis zu vier verschiedenen
Sorten Obst. Pusspass
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kennt man am südlichen Niederrhein.
In Mönchengladbach-
Untereicken gibt es noch heute
eine Pusspasskirmes.“
Suppe, Leute, ich suche Suppe!
Im Schmetterlingsforum meint jemand,
Pusspass hätte die Bedeutung
„Schlamm/Matsch“. So sehr
daneben ist das nicht. Andere
nennen Kartoffelpüree mit Apfelmus
Pusspass, aber die meisten
bestehen auf dem Kompott. Sogar
eine Pusspass-Birne wird erwähnt,
leider weiß niemand, wo
sie wächst. Ich bin so klug wie
zuvor, sprich: keinen Schritt weiter,
und trolle mich in den Garten.
Es ist heiß, es ist trocken, und al-
les schreit nach Wasser. Als ich die
Rosen am Zaun gieße, kommt eine
Gartennachbarin vorbei. Schrecklich
heiß ist es, meint sie. Ja, sage
ich (immer noch mit meiner vergeblichen
Suche hadernd), eigentlich
ideal für Pusspass-Suppe.
Stimmt, antwortet sie, die könne
sie auch mal wieder kochen.
Einfach so sagt sie das, wirklich
„unverhofft und plötzlich“, während
ich fast hintenüber kippe:
Könnten Sie mir vielleicht das Rezept
geben? Ich suche es schon
so lange und habe es nirgends
finden können!
Zum Glück machte sie kein Geheimnis
draus.
Herzlichen Dank dafür!
Pusspass-Suppe
1 l Buttermilch
1/4 l Vollmilch
450 g Erbsen und Möhren
1 Stange Lauch (Porree)
4 mittelgroße Kartoffeln,
in Würfel geschnitten
2 1/2 Esslöffel Mehl
Salz
Erbsen, Möhren, Porree und Kartoffeln
bissfest garen.
Buttermilch und Vollmilch mit dem
Mehl verrühren, zum Kochen bringen,
dabei ständig rühren.
Das Gemüse hinzugeben, nach
Belieben mit etwas Salz abschmecken,
dann abkühlen lassen. Die
Suppe lauwarm essen.