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W 6 • W A R N U N G • immer! Erfurt ist in Gefahr. Erfurt selbst ist die Gefahr. Die Beweise sind gut versteckt – in einem kleinen unscheinbaren Hexenhäuschen hinter großen, sehr scheinbaren Wohnblocks. Dort ist es verborgen: das Erfurter Aquarium. Der äußere Eindruck trübt. Hier wird tatsächlich das große Geheimnis gehütet. Die Tarnung ist perfekt. Die Hütte mutet absolut harmlos an – wie ein Fahrradschuppen oder eine Unterstelle für die Häcksler der Nachbarn. Omas gucken von den angrenzenden Balkons und werfen mit Essensresten. Doch nur Mut & Zuversicht, und eingetreten! Das Grauen ist nicht mehr fern. Bei einer Frau, die es vor Jahren in einen Verschlag mit Fensterchen verschlagen hat, erwirbt man Eintrittskarten und tritt ein ins geflieste Reich lauter superlativer Fische. Denn fachmännisch schief an die Fliesen geklebte Zettel verraten: Hier sieht man die kleinsten, die seltensten und die gefräßigsten Fische der Welt. Gern auch die räudigsten: schwimmende Gräten. In einem Kinderplanschbecken in der Mitte ziehen Haie ihre Bahnen, aber das ist noch nicht die große Offenbarung der großen Gefahr. Dafür muß man erst wieder an der Frau mit dem Kniffel-Heft vorbei, die nur scheinbar am Kuli knabbert, aber alles genauestens beobachtet. Denn an das Aquarium kuschelt sich noch eine kleine Freifläche, und dort hausen ganz unfischige Fische. Die Reste, die Aussätzigen, die Altlasten. Pinseläffchen Erfurt ist gefährlich Wenn einer eine Reise tut, dann muß sie nicht nach Erfurt gehen. Andi Leuthe mit brisanten Enthüllungen. und Schildkröten und ... ein Waran. Ein Waran ist so was wie eine fette Eidechse, die lieber ein Krokodil wäre und deshalb auch so groß ist und ein bißchen so aussieht. Und hier verrät es nun der Zettel des Fachpersonals: Dieser Waran kommt nicht von irgendeinem Zoo und einem netten Stifter aus Afrika. Nein, dieser Waran wurde in einer Erfurter Baugrube gefunden! Aha! Deshalb tragen Bauarbeiter Helme – daß ihnen der Kopf nicht abgebissen wird, wenn sie Fundamen- »Omas gucken von den angrenzenden Balkons und werfen mit Essensresten. Doch nur Mut & Zuversicht, und eingetreten! Das Grauen ist nicht mehr fern.« te schachten!!! Wie viele werden schon ein Bein auf Arbeit gelassen haben oder einen Arm oder »Meine Hand für mein Produkt«? Wie viele Unglücksfälle im Bau werden in Erfurt schon verschleiert worden sein? Erschüttert taumelt man zurück ins Aquarium, wieder hinein in die Wärme, die Brille beschlägt ... und als man wieder sehen kann, steht man zwischen all den Fisch-Käfigen direkt vor einem Glas mit einer Vogelspinne drin. Riesengroß krabbelt sie einem entgegen und reckt die Taranteln, um auf den Zettel zu zeigen, der ihr Gehege beschriftet. Wir lesen: »Diese Vogelspinne wurde in einem Erfurter Blumenladen entdeckt.« Was ist hier los? Wie viele Blumenhändlerinnen sind schon tot neben ihren Vasen zusammengebrochen? Wie viele Muttis und Freundinnen, bei denen im Frauentagsblumenstrauß eben nicht nur manche welke Nelke steckte? Was haust im tiefen Dickicht der Adventskränze? Echsen in Baugruben, Killerspinnen in den Blumenläden – wo führt das in Erfurt noch hin? Was ist das nächste? Schweine in der Presse, Pilze in der Pizza, Ratten im Landtag? Seid wachsam, Ihr, die in Erfurt wohnt, oder Ihr, die diese gefährliche Stadt bereist. Meidet Baugruben und Blumenläden, denn es könnten Eure letzten sein! Zu Risiken und Nebenwirkungen lest die nächste »Rampensau« oder flieht mit Eurem Arzt oder Apotheker! Andi Leuthe Kick ass! Schön und auflockernd sind die Momente, wenn unfreiwillige Alltagskomik unerwartet das graue Einerlei des Tages aufpeppt. Neulich waren es ein Auto mit der Aufschrift »ASS-Team«, das an einem abgestandenen Dezembermorgen Heiterkeit und Frohsinn herbeizauberte. Was heißt »ASS- Team«? Athletic Sport Sponsoring, erfahre ich von der nämlichen Internet-Adresse. Nun ist natürlich immer wieder lustig, daß zu Zeiten, da sich die Zeitgenossen gerne viel auf ihre anglophone Sprachkompetenz zugute halten, es sich noch nicht herumgesprochen hat, daß »Ass« die korrekte englische Vokabel für »Arsch« ist. Das Ass-Team – die Arsch-Mannschaft! Ich habs doch seit den Aufenthalten in schuleigenen Folterkellern, auch Turnhallen genannt, immer gewußt: Sport ist fürn Arsch. (prs) DIE RAMPENSAU WINTER 03
André Kudernatsch (32), Showmaster (»Kudernatschs Kautsch«) und Autor (»Suffis Welt«) hatte sich am 5. Dezember zu seiner Show in der Erfurter Engelsburg viel vorgenommen: Er wollte den »größten lebenden Musiker« küren. Angetreten waren zwei Großmeister ihres Fachs: »Spreewaldgurke« und Volksmusik-Mutant Achim Mentzel und King Roman Pastuschka von den Erfurter Agit-Poppern »Acoustica«. Doch was zunächst wie ein netter vorweihnachtlicher Plausch aussah, entpuppte sich im Verlauf des Abends als Farce. Gleich in der ersten Talk-Runde wurde Roman vom »Showmaster« mit billigen Witzen und ohne ernsthafte Gesprächsbemühungen abgefertigt. Ganz anders bei Achim Mentzel: Hier buckelte Herr Kudernatsch, was das Zeug hielt und brachte damit den Volksmusikanten schon in eine leichte optische Überlegenheit. Roman reagierte prompt und goß ein Glas Spreewaldgurken über den auf der Bühne drapierten Kunstweihnachtsbaum und hatte damit eigentlich schon gewonnen. Aber Kudernatsch blieb hart: In den darauffolgenden drei Runden, in denen beide je ein Lied zum besten geben Konnte nur durch die Gunst des Schowmasters gewinnen: »Spreewaldgurke« Achim Mentzel DIE RAMPENSAU WINTER 03 • S K A N D A L • Kudernatsch lügt: Der »größte lebende Musiker« ist nicht etwa Achim Mentzel, sondern King Roman von Acoustica! mußten, hatte Roman eindeutig die Nase vorn (mit Unterstützung seiner großartigen Acoustica-Musiker), doch Kudernatsch verteilte Strafpunkt um Strafpunkt für jeden noch so harmlosen Roman-Witz. Am Ende blieb der Publikums-Applaus als einziges objektives Kriterium des Wettstreits. Und der war ausgeglichen. Also verteilte Herr Kudernatsch weiter einseitig zotige Witze und Strafpunkte, so daß er am Ende Achim Mentzel über eine schier unüberschaubare Punkt-Rechnung den Vorteil zuschanzte und schnell den Pokal übergab – noch bevor jemand im Publikum reagieren konnte. Anschlie- ßend hatte Kudernatsch offenbar noch seine Claqueure bestellt, die Achim Mentzel die Autogrammkarten aus der Hand rissen. Da uns solche Machenschaften seit der Blütezeit des BFC Dynamo nicht mehr begegnet sind, ist für uns selbstverständlich King Roman der »größte lebende Musiker« und wir verleihen ihm noch dazu den neu geschaffenen Ehren-Titel »Rampensau des Quartals«! Und wer Kudernatsch mal Strafpunkte verpassen will, kann dies tun unter www.klappkautsch.de oder zur nächsten Kautsch am 13. März in der Engelsburg. D. Tanner Hintergangen und ausgetrickst, aber ab heute »größter lebender Musiker« und »Rampensau des Quartals« in einem: King Roman Pastuschka von Acoustica mit seinem neuen Pokal. 7 Fotos: Jelzin + Harry
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