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Seitenblicke<br />
Familienchronik: Der Cartoonist Phil Hubbe legt nach<br />
„Der Stein des Sisyphos“ kommt ins Rollen<br />
Mit dem Buch „Der Stein des Sisyphos“<br />
hat der bekannte Cartoonist<br />
Phil Hubbe bereits den vierten Band<br />
seiner herrlich schwarzen Behinderten-Comics<br />
vorgelegt, tiefe Einblicke<br />
in das Seelenleben behinderter und<br />
nicht-behinderter Menschen inklusive.<br />
Zum Erfolgskonzept des Magdeburgers<br />
gehört es ganz offensichtlich, die<br />
Dinge von außen zu betrachten –<br />
nicht ohne Mitleid, aber ohne eben<br />
weinerlich zu sein.<br />
Der publizierende Lappan-Verlag betont<br />
heute stolz, dass es noch ein verlegerisches<br />
Wagnis gewesen sei, die<br />
ersten Behindertencartoons herauszubringen.<br />
Doch „Der Stuhl des Manitou“<br />
erlebt bereits seine fünfte Auflage.<br />
Heiß begehrt waren – und sind –<br />
daneben die Bücher „Der letzte Mohikaner“<br />
und „Das Leben des Rainer“.<br />
Bereits zum fünften Mal erscheint<br />
auch der Jahres-Wandkalender mit<br />
Hubbe-Bildern. Und wem das alles<br />
noch nicht genug ist für seine schwarzen<br />
Tage, der kann sich im Internet einen<br />
von 12 Filmen ansehen. Doch wer<br />
steckt eigentlich hinter soviel schicksalsergebenem<br />
Spaß?<br />
Phil Hubbe stand dem KOMPASS Rede<br />
und Antwort.<br />
Mal ernsthaft: Sie sind wahrscheinlich<br />
der einzige Karikaturist in Deutschland,<br />
dem es gelingt, aus seinem<br />
größten Handicap einen Lebensunterhalt<br />
zu machen. Gehen Sie mit allen<br />
Herausforderungen in Ihrem Leben<br />
so um?<br />
Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt<br />
habe, versuche ich es auch möglichst<br />
umzusetzen. Da bin ich schon stur und<br />
gebe nicht so schnell auf.<br />
MS Rainer ist verzweifelt, aber nicht<br />
mutlos – ist das Ihr Alter Ego?<br />
So ein bisschen schon. In dieser Figur<br />
„MS Rainer“ bringe ich schon eine<br />
Menge selbst Erlebtes von mir unter.<br />
30<br />
48 Seiten, Hard cover, erschienen im Lappan Verlag, Juli 2011. 10 Euro.<br />
Ich bin aber nicht „MS Rainer“ 1:1.<br />
Schon allein deshalb nicht, da ich selber<br />
nicht im Rollstuhl sitze.<br />
Dieser Cartoon mit dem Schmerz –<br />
haben Sie den selbst so erlebt?<br />
Nein. Das war einfach so eine Idee von<br />
mir, wie man diese Sache vielleicht<br />
verständlich darstellen könnte.<br />
Viele Menschen haben Berührungsängste<br />
gegenüber Behinderten, auch<br />
dagegen zeichnen Sie mit Ihren Cartoons<br />
an, vermute ich. Gleichzeitig<br />
werden politisch – zumindest vordergründig<br />
– große Anstrengungen unternommen,<br />
um die Behinderten in die<br />
Mitte der Gesellschaft zu holen. Können<br />
Sie schon Verhaltensänderungen<br />
bei der so genannten breiten Masse<br />
beobachten?<br />
Im Kleinen vielleicht schon. Die große<br />
Veränderung gab es da aber noch<br />
nicht, auch wenn das Thema jetzt etwas<br />
mehr in der Öffentlichkeit präsent<br />
ist, allein durch die „Inklusion“, über<br />
die aktuell diskutiert wird.<br />
Zeichnen Sie auch manchmal Cartoons,<br />
die nichts mit Behinderungen<br />
zu tun haben – oder ist der Behinderten-Cartoon<br />
Ihre Marktlücke?<br />
Es ist schon eine „Marktlücke“ und<br />
ich habe da fast ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Jedoch verdiene ich damit<br />
noch nicht allein meinen Lebensunterhalt.<br />
So zeichne ich täglich Presseka-