Luxemburger Industriegeschichte: Gründerjahre in Eich - Ons Stad
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<strong>Gründerjahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Eich</strong><br />
ie Voraussetzung flit- Schmelzen v re<strong>in</strong> wirtschaftlich überleben wollte,<br />
v re<strong>in</strong> wirtschaftlich überleben wollte,<br />
und Hochofenbetriebe, wie sie seit dem 16. die neuen Produktionsverfahren e<strong>in</strong>führen Teil<br />
Jahrhundert im Zuge der ersten<br />
wissenschaft-lichen<br />
und technischen Errungenschaften <strong>in</strong> Am 1. August 1845 reichte Auguste Metz schc<br />
Europa zu funktionieren begannen, war die im Namen der Gesellschaft Auguste Metz ne i<br />
Nähe zu Eisenerzvorkommen, zu Wasserkraft & Co. e<strong>in</strong> Gesuch bei der Regierung e<strong>in</strong> der<br />
und zu Wäldern zur Gew<strong>in</strong>nung der nötigen zw cks Errichtung e<strong>in</strong>es Hochofens <strong>in</strong> <strong>Eich</strong>- auf ,<br />
mußte.<br />
Am 1. August 1845 reichte Zu diesem Zwecke wurde es mit<br />
Auguste Metz Pferdekut-schen<br />
zur Mosel gebracht, wo es auf Lastkäh-<br />
im Namen der Gesellschaft Auguste Metz ne umgeladen wurde. Nach der Errichtung<br />
& Co. e<strong>in</strong> Gesuch bei der Regierung e<strong>in</strong> der Eisenbahnen erfolgte der Transport dann<br />
zw cks Errichtung e<strong>in</strong>es Hochofens <strong>in</strong><br />
Holzkohle. Malenbach, <strong>Eich</strong>-Malenbach,<br />
wo se<strong>in</strong> Bruder Norbert e<strong>in</strong>e<br />
All diese Bed<strong>in</strong>gungen waren <strong>in</strong> Dorn- Getreidemühle betrieb. Letztere eignete sich bzw<br />
meld<strong>in</strong>gen erfüllt, und so ist es nicht<br />
verwun-derlich,<br />
daß <strong>in</strong> Brüsseler Archiven des Jahres züdich zum Bau e<strong>in</strong>es Hochofenwerkes. jekt<br />
1861 e<strong>in</strong> Hochofen- und Hammerwerk <strong>in</strong> die- Unter der geschickten Leitung von weüen ihrer günstigen Wasserversorgung<br />
Auguste bah]<br />
vorzüdich<br />
zum Bau e<strong>in</strong>es Hochofenwerkes.<br />
Unter der geschickten Leitung von jekt schließlich an der Verlegung der Eisen-<br />
Auguste bahntrasse, die ursprünglich durch Mühlen-<br />
ser Ortschaft erwähnt wird, neben Ansem- und Norbert Metz nahmen die Geschäfte als- bad<br />
burg, Bissen und Lasauvage. Diese erste bald e<strong>in</strong>en erfreulichen Aufschwung.<br />
ßisc<br />
Dommeld<strong>in</strong>,er -Schmelz<br />
und Schmiede stand Nach dem Tode von Auguste Metz über- dara<br />
z,<br />
Auguste Metz fiber-<br />
direkt an der Grenze zum Grünewald. nahm se<strong>in</strong> Bruder Norbert, geboren 1811, die Bon<br />
Weil die <strong>Luxemburger</strong> Schmelzen aber Leituno- der Gesellschaft. Im Jahre 1858 wurde Fest<br />
viel zu lange auf die Verhüttung e<strong>in</strong>heimischer e<strong>in</strong> dritter Hochofen <strong>in</strong> <strong>Eich</strong> erbaut, der e<strong>in</strong>e Not<br />
Holzkohle vertrauten und den unaufhaltsa- Höh von 12 Metern aufwies. Der Gebläse- Gebläse- lieg( liegen, wodurch der Bahnanschluß an die<br />
men technischen Fortschritt verpaßten —<br />
im<br />
w<strong>in</strong>d für diesen Ofen wurde durch e<strong>in</strong>e Eicl <strong>Eich</strong>er Hütte unmöglich wurde. Die „Société<br />
Ausland gab es schon bald sogenannte Pud- Gebläsemasch<strong>in</strong>e (Typ Cockerill) erzeugt. Foil<br />
delöfen, die mit Ste<strong>in</strong>kohle das Eisen viel<br />
effi-zienter<br />
schmolzen —, mußte die erste Dom- wurde vier Jahre sp-ter, als die neuen Hocho- sich<br />
meld<strong>in</strong>ger Hütte, die Collart-Schnielz, <strong>in</strong> der fenanlag n m Dommeld<strong>in</strong>ger Bahnhof voll cher<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Betrieb e<strong>in</strong>- <strong>in</strong>s tzfähig w ren, demontiert.<br />
stellen. In voller Aktion erzeugten die drei <strong>Eich</strong>er Reil<br />
Doch nachdem Luxemburg 1839<br />
Gebllisemasch<strong>in</strong>e (Typ Cockerill) erzeugt.<br />
Auch dieser Of n funktionierte bis 1874 und<br />
wurde vier Jahre sp-ter, als die neuen Hochofenanlag<br />
n m Forges d'<strong>Eich</strong> Metz et Cie." mußte <strong>in</strong> der<br />
Folge, aus dieser re<strong>in</strong> militärischen Rücksichtsnahme,<br />
die notwendigen wirtschaftli-<br />
Dommeld<strong>in</strong>ger Bahnhof voll chen Konsequenzen ziehen.<br />
<strong>in</strong>s tzfähig w ren, demontiert.<br />
In <strong>Eich</strong> wurden, neben Roheisen, e<strong>in</strong>e<br />
In voller Aktion erzeugten die drei <strong>Eich</strong>er Reihe Giefkreierzeugnisse hergestellt:<br />
Hochöfen, um das Jahr 1860, zusammen 16 Bett-rahmen,<br />
gufkiserne Tafeln („Taken"), Öfen<br />
geworden wal-, wurde es<br />
Getreidemühle betrieb. Letztere eignete sich<br />
und Norbert Metz nahmen die Geschäfte als-<br />
e<strong>in</strong> dritter Hochofen <strong>in</strong> <strong>Eich</strong> erbaut, der e<strong>in</strong>e<br />
Tonnen Roheisen pro Tag, was damals als e<strong>in</strong>e<br />
unab-hängig<br />
usw., die weit über das Land h<strong>in</strong>aus bekannt<br />
offensicht-lich,<br />
daß auch unser Land, wenn es im Zoll- beachtlich Leistung angesehen wurde. waren. war, Wir verweisen <strong>in</strong> diesem Zusammen-<br />
Dommeld<strong>in</strong>gen<br />
1930<br />
Dieses Roheisen wurde zu e<strong>in</strong>em guten<br />
Teil nach dem damaligen Preußen exportiert.<br />
auf dem Schienenwege.<br />
Von der Errichtung e<strong>in</strong>es Puddelofens<br />
bzw. e<strong>in</strong>es Walzwerkes <strong>in</strong> <strong>Eich</strong> g<strong>in</strong>g zwar<br />
dau-ernd<br />
die Rede, doch zerschlug sich dieses Pro-<br />
bach-Roll<strong>in</strong>gergrund führen sollte. Die preu-<br />
Sische Militärverwaltung bestand nämlich<br />
darauf, daß der Bahnhof Luxemburg auf dem<br />
Bonneweger Plateau, <strong>in</strong> Reichweite der<br />
Festungskanonen, erstellt werden müsse. Die<br />
Nordl<strong>in</strong>ie kam also ans rechte Alzette-Ufer zu
Auguste Metz (Gemälde von J.B. Fresez)<br />
Norbert Metz (1811-1885)<br />
hang auf den Beitrag von Jean-Luc Mousset<br />
auf Seite 24.<br />
Das Andenken an Norbert Metz lebt weiter<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stiftung für Waisen und kranke<br />
Arbeiter <strong>in</strong> <strong>Eich</strong>.<br />
Das weitere Schicksal der <strong>Eich</strong>er Hütte<br />
h<strong>in</strong>g, ab 1866, eng mit der Entwicklung des<br />
Dommeld<strong>in</strong>ger Werkes zusammen, von dem<br />
sie <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong>e Art Zweigstelle bildete.<br />
Durch großherzoglichen Beschluß vom<br />
27. November 1865 wurde die „Société en<br />
commandite des Forges d'<strong>Eich</strong> Metz et Cie."<br />
ermächtigt,<br />
e<strong>in</strong> neues Hüttenwerk am Bahn-<br />
hof Dommeld<strong>in</strong>gen zu errichten. Am 21. Juli<br />
1862 war nämlich die Eisenbahnl<strong>in</strong>ie<br />
Luxem-burg-Ettelbrück<br />
e<strong>in</strong>geweiht worden. Die feierliche<br />
Eröffnung des zweiten Abschnittes der<br />
Nordl<strong>in</strong>ie Ettelbrück-Ulfl<strong>in</strong>oben erfolgte<br />
15. Dezember 1867. Entgegen dem ursprünglichen<br />
Projekt, nach welchem die Bahn durch<br />
Mühlenbach-Roll<strong>in</strong>gergrund führen sollte,<br />
hatte man den Bahnkörper durch das Alzettetal,<br />
im Talhang an Siechenhof-Pfaffenthal vorbei,<br />
mit dadurch viel bohren Unkosten errichtet.<br />
Der oben erwähnte Dommeld<strong>in</strong>ger<br />
Bahn-hof<br />
erlebte übrigens 1870 das größte Zugung-<br />
lück <strong>in</strong> der Geschichte unseres Landes, <strong>in</strong> dem<br />
zwölf Fahrgäste ihr Leben lassen mußten und<br />
zwanzig als verwundet vermeldet wurden.<br />
Die alte <strong>Eich</strong>er Schmiede, nach e<strong>in</strong>er Zeichnung von E. Ulrich (Lithographie von C. Doppler<br />
und d'Erasmy, 1864)<br />
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Die Verlegung der Hütte nach Dommeld<strong>in</strong>gen<br />
drängte sich also aus re<strong>in</strong> verkehrstechnischen<br />
Gründen auf. Zum Bau des neuen<br />
Werkes mußte auch das Bett der Alzette <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
heutigen Lauf verlegt werden.<br />
In e<strong>in</strong>er außerordentlichen Generalver-<br />
sammlung der Kommanditgesellschaft<br />
„For-ges<br />
d'<strong>Eich</strong> Metz et Cie." vom 12. Januar 1866<br />
wurde beschlossen, vorerst zwei Hochöfen<br />
mit den erforderlichen Nebene<strong>in</strong>richtungen,<br />
nahe dem Dommeld<strong>in</strong>ger Bahnhof, zwischen<br />
Alzette und Bahnstrecke, zu erstellen.<br />
Verhüttet wurde die M<strong>in</strong>ette aus Esch,<br />
Kümel<strong>in</strong>gen und Kayl, die per Bahn angefahren<br />
wurde. Die Tagesleistung betrug 40-50<br />
Tonnen Roheisen. Bereits im Dezember 1868<br />
wurden zwei weitere Hochöfen <strong>in</strong> Betrieb<br />
genommen, wodurch sich die Tagesproduk-<br />
tion mehr als verdoppelte. Hervorzuheben<br />
bleibt, daß das Dommeld<strong>in</strong>ger Werk <strong>in</strong> den<br />
ersten 40 Jahren se<strong>in</strong>es Bestehens ausschließlich<br />
Roheisen produzierte, das wiederum per<br />
Bahn hauptsächlich <strong>in</strong>s Rhe<strong>in</strong>land verschickt<br />
wurde.<br />
In der Zwischenzeit hatte der Engländer<br />
Thomas das nach ihm benannte Verfahren zur<br />
Herstellung von Rohstahl aus phosphorhalti-<br />
- E<strong>in</strong>weihung der Straßenbahnl<strong>in</strong>ie Luxemburg<br />
H<strong>in</strong>tergrund die ehemalige <strong>Eich</strong>er Brauerei.<br />
gen Eisenerzen entwickelt. Dadurch wurde<br />
die rationelle Verhüttung der phosphorhaltigen<br />
M<strong>in</strong>ette-Erze <strong>in</strong> hochwertige Stahlerzeug-<br />
nisse möglich. Anläßlich e<strong>in</strong>er sagenumwobenen<br />
England-Reise gelang es der Firma Metz,<br />
die Nutzungsrechte für das<br />
Thomas-Verfah-ren<br />
sicherzustellen.<br />
Zwei Kapitalerhöhungen <strong>in</strong> den Jahren<br />
1869 und 1871 brachten die notwendigen<br />
F<strong>in</strong>anzmittel zusammen, die es der „Société<br />
en Commandite des Forges d'<strong>Eich</strong> Metz et<br />
Cie." erlaubten, zusammen mit der „S.A. des<br />
M<strong>in</strong>es du Luxembourg et des Forges<br />
de Sarre-<br />
bruck" neue Hochöfen <strong>in</strong> Esch-Schiffl<strong>in</strong>gen<br />
zu errichten.<br />
Die Beteiligung von „Metz et Cie." am<br />
Schiffl<strong>in</strong>ger Projekt zeigte die Neuorientierung<br />
der Investitionspolitik der Hüttenher-<br />
ren, die nun vor allem im Süden des Großherzogtums<br />
ihre Hüttenkapazitäten ausbauten.<br />
Langfristig war somit bereits das Schicksal der<br />
<strong>Eich</strong>er und Dommeld<strong>in</strong>ger Hochöfen besiegelt.<br />
Anfang der zwanziger Jahre wurde der<br />
Grundste<strong>in</strong> zur heutigen <strong>in</strong>ternationalen<br />
ARBED-Gruppe gelegt:<br />
Aus dieser Zeit<br />
stammen die Allianz zur Schneider-Gruppe<br />
<strong>Eich</strong> am 26. Dezember 1913. Rechts im<br />
15
16<br />
(,,Société des Terres Rouges"), das<br />
Engage-ment<br />
<strong>in</strong> Brasilien, im Aachener Revier und der<br />
Aufbau der ARBED-eigenen Absatzorganisa-<br />
tion, der heutigen TradeARBED. Im<br />
= Aciéries Réunies de Bur-<br />
— Firmen-namen<br />
ARBED<br />
hach-<strong>Eich</strong>-Dudelange— f<strong>in</strong>den wir auch heute<br />
noch die Reverenz an die <strong>Gründerjahre</strong>.<br />
Die Eisengießerei <strong>in</strong> <strong>Eich</strong> wurde Mitte<br />
der sechziger Jahre stillgelegt. Ab 1966 begann<br />
man mit deren Demontage. Die Konstruktionswerkstatt<br />
funktionierte noch zehn Jahre<br />
länger (bis Ende 1975) und beschäftigte zum<br />
Schluß noch knapp<br />
30 Mitarbeiter. Dann<br />
wurde auch diese Halle demontiert. Auch das<br />
Backste<strong>in</strong>gebäude, das früher von Auguste<br />
und Norbert Metz bewohnt war und späterh<strong>in</strong><br />
den Beamten bzw. Arbeitern als Wohnung<br />
diente, der sogenannte „Metze Bau", wurde<br />
Anfang der achtziger Jahre leider abgetragen.<br />
Aber auch das Dommeld<strong>in</strong>ger Werk<br />
wurde <strong>in</strong> der Folge durch die Strukturkrise<br />
und die unabwendbaren Rationalisierungsmaßnahmen<br />
<strong>in</strong> der Stahl<strong>in</strong>dustrie stark <strong>in</strong> Mit-<br />
leidenschaft gezogen.<br />
Die Walzstraße wurde Anfang<br />
der sechziger<br />
Jahre stillgelegt, als die neuen Belvaler<br />
Bandstraßen voll <strong>in</strong> Betrieb waren, und das<br />
Stahlwerk wurde im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen<br />
gegen Ende der siebziger<br />
Jahre geschlossen. Dies galt ebenfalls für die<br />
angeschlossenen Schmiede- und Gießereibetriebe.<br />
Diese Anlagen waren dem enormen<br />
Konkurrenzdruck <strong>in</strong> den ersten Jahren der<br />
Stahlkrise nicht mehr gewachsen.<br />
Mitte der achtziger Jahre wurde schließlich<br />
die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Abteilung des Dommeld<strong>in</strong>ger<br />
Werks an Paul Wurth übertragen. Die<br />
Brecheranlagen s<strong>in</strong>d heute Teil des<br />
Verkaufs-programms<br />
dieser Firma, die zum<br />
ARBED-Kreis<br />
gehört.<br />
Im ARBED-Verbund ist Dommeld<strong>in</strong>gen<br />
heute e<strong>in</strong>e spezialisierte mechanische<br />
Werk-statt<br />
für Reparaturen <strong>in</strong>nerhalb der<br />
werkseige-nen<br />
Betriebe, aber auch für e<strong>in</strong>e ständig wach-<br />
sende Anzahl ausländischer Kunden.<br />
Vor allem ist Dommeld<strong>in</strong>gen nicht mehr<br />
direkt <strong>in</strong> der Fertigung von Stahlprodukten<br />
tätig. Die Angebotspalette umfaßt masch<strong>in</strong>elle<br />
Anlagen und Service-Leistungen; der<br />
Anteil der white collar-Beschäftigten ist<br />
erheblich angestiegen, während jener der blue<br />
collar-Arbeiter gesunken ist.<br />
setzt hohes fachli-<br />
Die heutige Fertigung<br />
ches Spezialwissen voraus, zu dem das seit<br />
1915 bestehende „Institut Emile Metz" nicht<br />
unerheblich beiträgt.<br />
Georges Kirps<br />
Dieser Beitrag ist e<strong>in</strong>e stark gekürzte Fassung e<strong>in</strong>er<br />
umfangreichen historischen Studie, die der Autor<br />
für die von den Weimerskircher „Oeuvres<br />
Paroissia-les"<br />
Broschüre „Weimeschkiirch 1990"<br />
verlegte<br />
geschrieben hat. -<br />
Red.