Regionale Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit - Die Volkswirtschaft
Regionale Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit - Die Volkswirtschaft
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Dossier<br />
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1<br />
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Grafik 1<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosenquote und Gini-Index in <strong>der</strong> Schweiz, Januar 1990–Januar 2006<br />
Jan. 90<br />
Aug. 90<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosenquote (linke Spalte) Gini-Index (rechte Spalte)<br />
März 91<br />
Okt. 91<br />
Mai 92<br />
Dez. 92<br />
Juli 93<br />
Feb. 94<br />
Sept. 94<br />
April 95<br />
Nov. 95<br />
Juni 96<br />
Jan. 97<br />
Aug. 97<br />
März 98<br />
Okt. 98<br />
Mai 99<br />
Dez. 99<br />
Juli 00<br />
Feb. 01<br />
Sept. 01<br />
April 02<br />
Nov. 02<br />
Juni 03<br />
Entwicklung über einen längeren Zeitabschnitt<br />
betrachtet, um den Einfluss <strong>der</strong><br />
Konjunkturlage einerseits und <strong>der</strong> geografischen<br />
Komponente an<strong>der</strong>erseits zu bestimmen.<br />
– Gegenstand des zweiten, vorwiegend makroökonomischen<br />
Teils waren die sozioökonomischen<br />
Merkmale, mit denen sich<br />
die <strong>Unterschiede</strong> bezüglich Höhe und<br />
Dauer <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit erklären lassen,<br />
die zwischen den Schweizer Gemeinden<br />
mit über 2000 Einwohnern bestehen.<br />
– Im dritten Teil soll mit Hilfe eines mikroökonomischen<br />
Ansatzes gezeigt werden,<br />
von welchen Faktoren die Wahrscheinlichkeit<br />
abhängt, dass die als ar<strong>bei</strong>tslos gemeldeten<br />
Personen wie<strong>der</strong> eine Stelle finden. Im<br />
Zentrum stehen da<strong>bei</strong> persönliche Variablen,<br />
die mit einem erhöhten Risiko für eine<br />
langfristige Erwerbslosigkeit einhergehen,<br />
sowie <strong>der</strong> Einfluss von Faktoren wie die<br />
Dauer <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit und die Kantonszugehörigkeit.<br />
Dauerhaftes, aber konjunkturabhängiges<br />
regionales Gefälle<br />
Jan. 04<br />
Aug. 04<br />
März 05<br />
Okt. 05<br />
0.40<br />
0.35<br />
0.30<br />
0.25<br />
0.20<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
0.00<br />
Quelle: Flückiger, Kempeneers, Bazen / <strong>Die</strong> <strong>Volkswirtschaft</strong><br />
<strong>Die</strong> Analyse zum Ausmass und zum Verlauf<br />
<strong>der</strong> regionalen <strong>Unterschiede</strong> in Bezug auf die<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit zeigt, dass diese Faktoren<br />
deutlichen zyklischen Schwankungen unterworfen<br />
sind: <strong>Die</strong> mit dem Gini-Index dargestellte<br />
regionale Kluft vergrössert sich tendenziell<br />
in konjunkturell guten Phasen mit<br />
58 <strong>Die</strong> <strong>Volkswirtschaft</strong> Das Magazin für Wirtschaftspolitik 7/8-2007<br />
rückläufiger Ar<strong>bei</strong>tslosenquote und verliert<br />
an Bedeutung <strong>bei</strong> einer nachlassenden Wirtschaftsdynamik.<br />
Allerdings tritt dieser Effekt<br />
im Allgemeinen mit einer Verzögerung von<br />
einem bis zwei Semestern (siehe Grafik 1) ein.<br />
Interessanterweise trifft diese Schlussfolgerung<br />
unabhängig davon zu, welcher Index zur<br />
Bestimmung <strong>der</strong> <strong>Unterschiede</strong> verwendet<br />
wird und ob die <strong>Unterschiede</strong> auf <strong>der</strong> Ebene<br />
<strong>der</strong> Kantone o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinden untersucht<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong>ser erste Befund bestätigt, dass die <strong>Unterschiede</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit nicht von<br />
einer grösseren Konjunkturabhängigkeit gewisser<br />
Kantone gegenüber an<strong>der</strong>en herrühren.<br />
Wenn sich das Wirtschaftsumfeld verschlechtert,<br />
geht die Erwerbstätigkeit in<br />
sämtlichen Kantonen zurück. Da<strong>bei</strong> steigt die<br />
Zahl <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosen proportional zur Erwerbsbevölkerung,<br />
was dazu <strong>bei</strong>trägt, dass<br />
sich die regionalen <strong>Unterschiede</strong> verringern.<br />
Umgekehrt sinkt die Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit in gewissen<br />
Kantonen während eines Aufschwungs<br />
deutlicher als in an<strong>der</strong>en. Der Grund dafür ist<br />
nicht in erster Linie, dass weniger Ar<strong>bei</strong>tslose<br />
gemeldet sind. Vielmehr gibt es in Kantonen<br />
mit relativ niedriger Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit, in denen<br />
Personen ohne Ar<strong>bei</strong>t von einer wirtschaftlichen<br />
Erholung stärker zu profitieren scheinen,<br />
mehr Erwerbslose, die keine Leistungen mehr<br />
beziehen können. <strong>Die</strong>se Beobachtung deutet<br />
darauf hin, dass die unterschiedlichen Praktiken<br />
<strong>der</strong> Kantone bezüglich Aussteuerung eine<br />
Rolle spielen. 2<br />
Kommunale Merkmale beeinflussen<br />
die Höhe und Dauer <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
Bei unserer Analyse betrachteten wir 546<br />
Schweizer Gemeinden, die zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
letzten Volkszählung eine Bevölkerungszahl<br />
von über 2000 Personen aufwiesen. Für diese<br />
Gemeinden haben wir verschiedene Regressionen<br />
durchgeführt, in denen die Höhe und<br />
Dauer <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit pro Gemeinde als<br />
kontinuierliche Variablen eingeführt wurden.<br />
Zur Erklärung wurden verschiedene Variablen<br />
verwendet, die für diese Gemeinden charakteristisch<br />
sind.<br />
Gemäss Grafik 2 liegen die meisten <strong>der</strong> 546<br />
Gemeinden in zwei Quadranten. Das heisst,<br />
dass sie entwe<strong>der</strong> von einer hohen, lang dauernden<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit betroffen sind o<strong>der</strong><br />
eine niedrige Quote und Dauer aufweisen. <strong>Die</strong><br />
übrigen, weniger zahlreichen Gemeinden haben<br />
entwe<strong>der</strong> eine hohe, aber kurze Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
(namentlich in Gemeinden mit starken<br />
saisonalen Schwankungen) o<strong>der</strong> eine geringe,<br />
aber lange – vorwiegend strukturelle – Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit.<br />
Höhe und Dauer <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit korrelieren<br />
positiv mit dem Anteil <strong>der</strong> Frauen