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78<br />

Kärntnerin<br />

BrustkreBs? Ich?<br />

„Im ersten Moment nach<br />

der Diagnose hatte ich<br />

Angst zu sterben und um<br />

meinen Sohn, er war auch<br />

meine größte Stütze.“<br />

„Brustkrebs? Ich?“ Statistisch<br />

teXt: kAthArInA sprInger, BIlder und stylIng: fotostudIohorst.At<br />

Daniela Peternell aus Döbriach<br />

eine Diagnose wurde im März 2008 gestellt.<br />

M ich war damals 32, selbständige mobile<br />

Friseurin und mein sohn gerade drei Jahre alt. ich<br />

konnte den Knoten selbst ertasten und ging zuerst<br />

zum Frauenarzt und dann ins lKh Villach.<br />

Dann ging es schlag auf schlag: ich wurde<br />

brustrekonstruierend operiert und gleich darauf<br />

erfolgte die chemotherapie. im Gegensatz zu vielen<br />

anderen aß ich recht viel in dieser Zeit, weil ich den<br />

ekligen Geschmack im Mund hasste. ich ging nach<br />

der chemo stets mit der Perücke aus dem haus,<br />

den Verlust der haare habe ich erstaunlicherweise<br />

gar nicht so schlimm empfunden, obwohl ich als<br />

Friseurin immer perfekte haare hatte. ich habe es<br />

in meinem umfeld nur wenigen erzählt. ich wollte<br />

nicht „krank“ ausschauen, wollte kein Mitleid und<br />

habe ständig meine situation verleugnet.<br />

Viele schafften es nicht einmal, mich persönlich<br />

zu fragen, wie es mir geht, sondern erkundigten<br />

sich bei meinen eltern. anderen wieder schüttete<br />

ich mein herz aus, weil ich darüber reden musste,<br />

aber in eine selbsthilfegruppe wollte ich nicht<br />

gehen. ich habe sehr viel zum thema gelesen. ich<br />

habe nach der therapie erst viel später realisiert,<br />

was überhaupt mit mir geschehen war und wie es<br />

weitergehen sollte. im ersten Moment nach der Diagnose<br />

hatte ich angst zu sterben und um meinen<br />

sohn, er war auch meine größte stütze.<br />

ich wusste auch nicht, wie es mit meiner existenz<br />

weitergehen sollte, aber es ging weiter. Wer denkt<br />

schon in diesem alter an Krebs?<br />

die diagnose Brustkrebs wird jährlich 400 frauen in ganz kärnten gestellt. Anlässlich des Int.<br />

Brustkrebs tages am 1. oktober hat die kÄrntnerin sechs frauen getroffen, die ganz persönlich<br />

schildern, wie die diagnose ihr leben veränderte und wie sie damit umgehen. Außerdem geben<br />

wir einen Überblick über Möglichkeiten der Vorsorge, therapieformen und praktische tipps für<br />

konkrete hilfe innerhalb des Bundeslandes.<br />

lyDia GraFschaFter aus Villach<br />

m Jahr 2000 wurde meine Diagnose gestellt. ich<br />

i war 33 Jahre alt, wir haben gerade unser haus<br />

gebaut und meine tochter war noch sehr klein. ich<br />

habe sie noch gestillt, als ich einen Knoten in der<br />

brust erspürte. Der Gynäkologe vermutete einen<br />

verstopften Milchkanal und schickte mich mit einer<br />

salbe nach hause. Vermutlich hatte ich den tumor<br />

also schon ein Jahr, bevor er behandelt wurde.<br />

Den Knoten konnte ich auch nach dem abstillen<br />

noch ertasten. Zum Glück lernte ich Dr. Manfreda<br />

kennen, der mich dann brusterhaltend operierte.<br />

er ist für mich der wahrscheinlich beste und<br />

menschlichste arzt in Kärnten.<br />

es folgte eine chemotherapie und ich verlor meine<br />

haare. ich rasierte meinen Kopf kahl, eine Mütze<br />

trug ich nur im Winter. ich zog mich dementsprechend<br />

flippig an und wurde dafür auch schief<br />

angesehen. Meine unmittelbare umgebung ging<br />

damit recht unterschiedlich um. Für manche war<br />

ich die todeskandidatin, ausgeschlossen vom<br />

alltagsleben. in dieser Zeit lebte ich nur für die von<br />

mir groß geplante „ende-chemo-Party“.<br />

Vorher war ich Mutter, Freundin, cousine, ehefrau<br />

und Kollegin und plötzlich nur noch krebskrank.<br />

ich wollte weiter teilhaben, wohl wissend, dass ich<br />

während der chemotherapie kaum die Kaffeetasse<br />

in die spüle bringen konnte. aufgegeben hätte ich<br />

nie, todesängste erlebte ich trotzdem. ich habe in<br />

dieser Zeit gelernt, dass man auf seinen Körper<br />

hören muss, nicht bis zum umfallen arbeiten darf<br />

und dabei die signale überhört.<br />

heute pflege ich meinen Garten und arbeite als<br />

Kräuterpädagogin, ins „system“ zurück kann ich<br />

nicht mehr – dafür habe ich zu viel nachgedacht<br />

über das leben und was ich für mich selbst will.<br />

gesehen erkrankt jede<br />

neunte Frau im Laufe ihres Lebens<br />

an Brustkrebs, wobei die<br />

Häufigkeit der Erkrankung in<br />

zunehmendem Alter (ab dem 55. Lebensjahr)<br />

deutlich ansteigt. In den letzten<br />

Jahren sind aber auch immer mehr junge<br />

Frauen betroffen. Die Krankheit ist nicht<br />

vermeidbar, aber das Risiko lässt sich<br />

anhand etlicher (erforschter) Faktoren<br />

zum Teil minimieren, ein Teil der Risikofaktoren<br />

ist allerdings genetisch bedingt.<br />

Erkrankt eine direkte Verwandte<br />

wie Mutter oder Schwester, ist eine Vorsorgeuntersuchung<br />

dringend anzuraten.<br />

Weitere bekannte Faktoren sind Kinderlosigkeit,<br />

fehlende Stilltätigkeit oder die<br />

erste Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr.<br />

Ernährungsbedingte Faktoren<br />

wie hoher Fett- und Alkoholkonsum sowie<br />

mangelnde Bewegung haben ebenso<br />

einen negativen Einfluss wie Diabetes.<br />

Es gibt einen direkten Zusammenhang<br />

zwischen einer sehr früh einsetzenden<br />

Regelblutung (vor dem 11. Lebensjahr),<br />

dem späten Einsetzen des Wechsels<br />

und bösartigen Karzinomen. Schädlich<br />

ist auch die Hormonersatztherapie mit<br />

Östrogenen und Gestagen im Wechsel,<br />

keinen Zusammenhang gibt es dagegen<br />

„Ich habe in dieser Zeit<br />

gelernt, dass man auf seinen<br />

Körper hören muss, nicht bis<br />

zum Umfallen arbeiten<br />

darf und dabei die Signale<br />

überhört.“<br />

mit der Einnahme der Pille. Patientinnen<br />

mit einer diagnostizierten Krebserkrankung<br />

der Gebärmutter, der Eierstöcke<br />

oder des Dickdarms sind hochgradig<br />

gefährdet. Da diese aber zumeist bereits<br />

in Behandlung sind, wird der Brustkrebs<br />

rascher erkannt, während andere Symptome<br />

oder Auslöser oft über Jahre ignoriert<br />

werden.<br />

Ist Brustkrebs vermeidbar?<br />

Nein, aber der Lebensstil macht viel wett.<br />

Bewegung – zumindest drei Mal die Woche<br />

für 40 Minuten – kann helfen. Auch<br />

das viel zitierte „sich Zeit nehmen für<br />

Kärntnerin<br />

79


80<br />

BrustkreBs? Ich?<br />

„Obwohl ich in meiner Arbeit<br />

so manche Patientin damit<br />

getröstet hatte, dass die Haare<br />

ja wieder nachwachsen, war für<br />

mich der Blick in den Spiegel<br />

zunächst sehr befremdlich.“<br />

sich selbst“, und sei es nur für die einfach<br />

auszuführende Selbstuntersuchung, kann<br />

helfen. Vor allem Frauen, oft zwei- und<br />

dreifach belastet mit Job, Haushalt und<br />

Kindern müssen sich diese Zeit erkämpfen,<br />

im eigenen Interesse. Obst und<br />

Gemüse sind erwiesene Helfer in der<br />

Krebsprävention, sie enthalten Carotinoide,<br />

Flavonoide und Phenole, vor allem<br />

stark rot-, gelb- oder grüngefärbte Obst-<br />

und Gemüsesorten. Gesunde Ernährung<br />

muss man auch nicht in der Apotheke holen,<br />

sie lässt sich problemlos in den Alltag<br />

einbauen und sorgt für den Erhalt einer<br />

guten Figur. Tatsächlich ist auch der<br />

BMI (Bodymaßindex) ein Indiz für die<br />

Kärntnerin<br />

Anfälligkeit einer Krebserkrankung, denn<br />

für 20% aller Krebstodesfälle werden<br />

Fettleibigkeit und Übergewicht verantwortlich<br />

gemacht, dies gilt für alle Arten<br />

von Krebs, nicht nur Brustkrebs. Oft impliziert<br />

Adipositas auch die Neigung zur<br />

Diabetes-Typ 2, die wiederum das Risiko<br />

an Krebs zu erkranken um 30 % erhöht.<br />

Kommen dann auch noch Alkohol und<br />

Nikotin ins Spiel, wird die Gefahr einer<br />

Erkrankung zusätzlich verstärkt, wobei<br />

das „Passivrauchen“ eine nicht zu unterschätzende<br />

Rolle spielt. Ein gesunder<br />

Lebensstil kann sich also durchaus positiv<br />

auf die Vermeidung eines Karzinoms auswirken,<br />

jedoch wie eingangs erwähnt, die<br />

elisabeth luise Krista<br />

lebensberaterin, autorin<br />

eine Diagnose wurde vor sechs Jahren<br />

M gestellt, damals war ich 55. Durch eine<br />

ungeschickte bewegung spürte ich in der brust<br />

einen stechenden schmerz, den ich erst ignorierte,<br />

dann aber doch zur Mammografie ging. ich stand<br />

mitten im berufsleben, arbeitete in der erwachsenenbildung<br />

und hatte bereits Pläne für das nächste<br />

semester. nach der Diagnose musste ich alles absagen.<br />

es folgten drei operationen innerhalb eines<br />

Monats. bei der letzten musste die brust amputiert<br />

werden, ich trage seither eine Prothese.<br />

Den mit der chemotherapie verbundenen haarausfall<br />

empfand ich als ein einschneidendes erlebnis.<br />

Mit einer Fellkappe schütze ich mich vor der Kälte<br />

und neugierigen blicken. es dauerte lange, bis ich<br />

mich mit der Glatze im spiegel ansehen konnte.<br />

obwohl ich in meiner arbeit so manche Patientin<br />

damit getröstet hatte, dass die haare ja wieder<br />

nachwachsen, war für mich der blick in den<br />

spiegel zunächst sehr befremdlich. es fühlt sich<br />

ganz anders an, wenn man es am eigenen leib<br />

erlebt! ich habe mein leben radikal verändert. eine<br />

der Konsequenzen war die scheidung.<br />

Das fiel mir als ehemalige religionslehrerin nicht<br />

leicht, ich wusste auch nicht, wie es danach weitergehen<br />

sollte, aber es ging weiter – selbstbestimmt.<br />

einige Zeit nach meiner chemotherapie entschloss<br />

ich mich, ein buch über das erlebte zu schreiben,<br />

es brannte mir unter den Fingern. es heißt „Von<br />

der Knospe zur blüte“ und ist 2007 erschienen.<br />

heute arbeite ich als lebensberaterin und kann<br />

Frauen individuell helfen, denn jede Frau erlebt ihre<br />

Krankheit anders.<br />

Erkrankung nicht ausschließen. Daher ist<br />

es wichtig, rechtzeitig zur „Vorsorgeuntersuchung“<br />

zu gehen.<br />

Besser „Vorsorgen“ als sich sorgen<br />

Wird ein Karzinom in der Vorstufe, bzw.<br />

im Frühstadium erkannt, steigert das die<br />

Heilungschancen erheblich und auch die<br />

Behandlung ist wesentlich weniger belastend.<br />

Grundsätzlich wird beim jährlichen<br />

Besuch des behandelnden Gynäkologen<br />

ab dem 20. Lebensjahr eine Tastuntersuchung<br />

vorgenommen, die man auch selbst<br />

etwa in diesem Alter beginnen sollte. Ab<br />

dem 40. Lebensjahr wird im 2-Jahres-<br />

Rhythmus eine Mammografie empfohlen.<br />

soPhie stieGler<br />

leiterin Frauenhilfe nach brustkrebs arGe Kärnten<br />

ie arGe ist ein Zusammenschluss der selbst-<br />

D hilfegruppen in ganz Kärnten. Wir können<br />

auch telefonisch hilfe anbieten, aber das treffen<br />

in der Gruppe ist ungleich wertvoller. Man wird<br />

von der Gruppe „getragen“, man fühlt sich nicht<br />

alleine, obwohl jede Frau individuell ihren Weg<br />

finden muss. bei uns wird viel gelacht, aber auch<br />

geweint. Wir können Frauen helfen, einen arzt<br />

zu finden, bevorzugt in einem brustzentrum, weil<br />

man dort anhand der anzahl der operationen mehr<br />

erfahrung auf dem Gebiet hat.<br />

ich war 50 Jahre alt, als man mir die Diagnose stellte,<br />

damals büroleiterin und beruflich sehr gefordert.<br />

ich habe den termin für meine Mammographie um<br />

ein halbes Jahr überschritten, in dieser Zeit bildete<br />

sich der Krebs.<br />

Die Diagnose war zweifellos ein schock und ich<br />

habe sie automatisch mit dem sterben in Verbindung<br />

gebracht. als mich mein sohn mit schwiegertochter<br />

und dem gerade 10 Monate alten enkelkind im Krankenhaus<br />

besucht haben und mir dadurch das Gefühl<br />

gegeben wurde, für diese Familie lohnt es sich zu<br />

kämpfen! ich war damals verwitwet und lernte kurz<br />

vor der Diagnose meinen zweiten Mann kennen, der<br />

ebenfalls Witwer, seine Frau einige Zeit zuvor durch<br />

brustkrebs verloren hatte. er hat viel Verständnis für<br />

mich aufgebracht und war mir eine große stütze. ich<br />

musste nach der amputation der brust keine chemotherapie<br />

machen, wohl aber bestrahlungen. bereits<br />

vier Monate nach der behandlung stieg ich wieder<br />

ins berufsleben ein.<br />

ich bin Prothesenträgerin, denn für die rekonstruktion<br />

fehlte mir der Mut. ich rate allen Frauen: „hören<br />

sie auf ihre intuition, ihr Körper zeigt ihnen, wenn<br />

etwas nicht stimmt.“<br />

Auch per Ultraschall kann die Brust untersucht<br />

werden – in etwa 50 % der Fälle<br />

ist die Brust verknotet oder hat sehr viele<br />

Drüsen, hier empfiehlt sich ein Ultraschall<br />

beim Facharzt. Wichtig in diesem<br />

Zusammenhang ist der jährliche Besuch<br />

beim Gynäkologen, dafür muss jede Frau<br />

Zeit finden, denn Früherkennung und<br />

Selbstbeobachtung können Leben retten<br />

– auch Ihres!<br />

Warnsignale für Brustkrebs<br />

Das aufmerksame Beobachten von Veränderungen<br />

der Brust ermöglicht es, den<br />

Krebs bereits in einem frühen Stadium zu<br />

erkennen. Natürlich können einige Sym-<br />

ptome auch ungefährliche Ursachen haben,<br />

aber eine Abklärung ist anzuraten bei:<br />

• Knoten in der Brust oder<br />

in den Achselhöhlen<br />

• Neu aufgetretene Einziehungen<br />

der Brustwarze<br />

• Größenveränderung einer Brust<br />

• Einseitige, blutige oder wässrige<br />

Sekretion aus der Warze<br />

• Rötungen, Spannungen,<br />

Ekzem oder Schmerzen<br />

Eine Mammografie ist die einzige Möglichkeit,<br />

ganz sicher festzustellen, ob ein<br />

Knoten gut- oder bösartig ist. Sie ist ungefährlich,<br />

wenn auch etwas schmerzhaft,<br />

weil die Brust für das Röntgen zusam-<br />

Ich rate allen Frauen: „Hören<br />

Sie auf Ihre Intuition,<br />

Ihr Körper zeigt Ihnen, wenn<br />

etwas nicht stimmt.“<br />

mengedrückt werden muss. Dem Nachteil<br />

dieses kurzen Unwohlseins steht aber<br />

die Chance, den Krebs rechtzeitig zu erkennen<br />

und viele gewonnene Lebensjahre<br />

gegenüber.<br />

Diagnose „Brustkrebs“<br />

Was aber passiert, wenn man die Diagnose<br />

gestellt bekommt? Es läuft für<br />

viele Betroffene ab wie ein „schlechter<br />

Film“, in dem Sie unglücklicherweise die<br />

Hauptrolle spielen. Vorsichtig erklärt<br />

der Arzt des Vertrauens, was nun folgen<br />

soll: Chemotherapie, Bestrahlung, Operation,<br />

monatelange Therapien, Krankenhausaufenthalte,<br />

das Ende eines un-<br />

Kärntnerin<br />

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82<br />

Kärntnerin<br />

BrustkreBs? Ich? BrustkreBs? Ich?<br />

helGa DuFFeK-KoPPer<br />

autorin, superintendentialkuratorin der<br />

evangelischen Kirche in Kärnten<br />

ie Diagnose „brustkrebs“ wurde an meinem<br />

D 64. Geburtstag gestellt. nach einer routineuntersuchung<br />

wurde eine Veränderung der brust festgestellt.<br />

Weil ich zeitgleich eine Zyste im unterleib<br />

entfernen musste, stimmte ich einer biopsie der<br />

brust zu und unterschrieb Dr. Manfreda, dass man<br />

im Falle des Falles gleich die brust operieren und<br />

mich nicht aus der narkose aufwecken solle. als<br />

ich aufwachte, war meine linke brust amputiert,<br />

der Grund: ein tiefsitzender, bösartiger tumor.<br />

ich ließ meine brust nicht rekonstruieren.<br />

natürlich war der erste blick in den spiegel ein<br />

schock. es folgten 12 chemotherapien, ich fühlte<br />

mich danach zwar nicht wohl, konnte aber meiner<br />

arbeit in der Kirche und als autorin weiterhin<br />

nachgehen. Weil ich sehr offen mit dem thema<br />

umging, waren manche bekannte auch geschockt,<br />

wussten momentan nicht, was sie sagen sollten.<br />

eine große stütze in dieser Zeit war meine schwester.<br />

ich verlor während der „chemo“ meine haare,<br />

trug zeitweilig eine Perücke, aber nicht sehr gerne.<br />

im Krankenhaus Maria hilf traf ich andere betroffene,<br />

die sich auch jetzt noch (10 Jahre später)<br />

zweimal im Jahr zum „Klassentreffen“ einfinden –<br />

insgesamt 25 starke, tapfere Frauen mit demselben<br />

schicksal, die ihr leben heute genießen.<br />

ich rate jeder Frau: „Geh zur untersuchung!<br />

Vertraue den ärztinnen und ärzten!“<br />

beschwerten Lebens. Wie geht man mit<br />

dem Schock um? Wie verarbeitet man<br />

diesen Einschnitt, wenn man mitten im<br />

Leben steht? Wie soll man den Kindern<br />

erklären, was sich verändert, wie den Verwandten,<br />

Bekannten? Werden sie sich<br />

abwenden, werden sie es verstehen oder<br />

werden sie einfach wegsehen? Werde ich<br />

meinen Job verlieren? Tausende Fragen<br />

in einer Extremsituation.<br />

Darüber reden ist die beste Medizin<br />

Einige Frauen schaffen es, mit ihrem<br />

Schicksal auf „unkonventionelle“ Weise<br />

umzugehen, wie etwa die „Ermutigungsgruppe“,<br />

die aus der Selbsthilfegruppe<br />

in Villach entstanden ist. Sie stellten im<br />

„Weil ich sehr offen mit dem<br />

Thema umging, waren<br />

manche Bekannte auch<br />

geschockt, wussten momentan<br />

nicht, was sie sagen sollten.“<br />

Bilder 1 bis 3 stammen von der Wiener fotografin gabriela<br />

koch, die unter dem titel „Breast friends“ Brustkrebspatientinnen<br />

mit ihren „Busenfreunden“ in ganz<br />

Österreich fotografierte. Bild 4 zeigt Angelika kampfer,<br />

aus dem katalog , entstanden 2001 an der<br />

gynäkologischen Abteilung des lkh Villach in Zusammenarbeit<br />

mit prim. univ. prof. dr. Jörg<br />

keckstein und seinem team. 1 2 3<br />

4<br />

Jahr 2007 ein Theaterstück auf die Beine,<br />

das als zentrales Thema den Umgang mit<br />

dem Thema Brustkrebs hatte. Die Lebensberaterin<br />

Rosi Krautzer erarbeitete<br />

mit den Damen eine Performance, die<br />

zugleich Therapie und Ausdruck des Erlebten<br />

darstellte. 2010 wird es wieder eine<br />

„Ermutigungsgruppe“ geben. Wieder<br />

andere stellen ihre Erfahrungen in Form<br />

von Bildern dar oder schreiben ein Buch.<br />

Gemeinsam haben sie den Willen, zum<br />

Thema Brustkrebs zu kommunizieren und<br />

es nicht Tod zu schweigen, denn die Todesangst<br />

ist die stärkste Empfindung nach<br />

der gestellten Diagnose. Aus dem Leben<br />

gerissen zu werden, ohne Vorwarnung<br />

und ohne ein Fangnetz zu fallen. Das<br />

„Fangnetz“ oder die Sicherheitsleine ist<br />

für viele Frauen in derselben Situation der<br />

Partner, der Freund oder die beste Freundin.<br />

Die Zeitschrift „Europa Donna“ (Europäische<br />

Föderation gegen Brustkrebs)<br />

hat daher die Initiative „Breast Friends“<br />

ins Leben gerufen. Eine Kampagne, die<br />

die „Busenfreunde“ unterstützt, als jene<br />

Wegbegleiter, die in der schwierigen Zeit<br />

zwischen Chemo- und Strahlentherapien<br />

an der Seite ihrer Freunde bleiben oder<br />

einfach nur da sind. Die Wiener Fotografin<br />

Gabriela Koch präsentierte unter dem<br />

Titel „Breast Friends“ eine eindrucksvolle<br />

Ausstellung quer durch die Bundesländer.<br />

Der durch die Chemotherapie hervorgerufene<br />

Haarausfall belastet die Frauen oft<br />

iDa theMesl<br />

leiterin der selbsthilfegruppe nach<br />

brustkrebs in Villach<br />

irca 30 Frauen aus dem raum Villach treffen<br />

c sich regelmäßig in der vor 20 Jahren gegründeten<br />

selbsthilfegruppe. hauptsächlich sind es<br />

ältere Damen, die sich austauschen. Junge Frauen<br />

suchen andere Wege, leider. sie haben Familie und<br />

Jobs, sprechen weniger darüber, wollen selbst<br />

damit fertig werden.<br />

ich würde mich freuen, wenn mehr junge Frauen<br />

zu uns stoßen würden. Wir bieten Vorträge von<br />

ärzten, apothekern und Prothesenerzeugern an.<br />

Meine Diagnose wurde 2001 gestellt, den Knoten<br />

erspürte ich damals selbst. Vier Monate vorher<br />

massiv. Das man damit auch offen umgehen<br />

kann, bewies die Villacher Fotografin<br />

Angelika Kampfer, die 2001 fünfzig kahlköpfige<br />

Frauen unter dem Titel „Maligne“<br />

(Bösartig) porträtierte. Die weltweit<br />

größte Aktion zum Thema Brustkrebs ist<br />

der „Pink Ribbon“, die rosa Schleife, seit<br />

1992 das Zeichen für die Solidarität mit<br />

Brustkrebspatientinnen und Ausdruck der<br />

Hoffnung auf Heilung. Unzählige Veranstaltungen<br />

werden zum wohltätigen<br />

Zweck im Brustkrebsmonat Oktober<br />

dafür auf die Beine gestellt. Hinter dem<br />

„Pink Ribbon“ steht inzwischen nicht<br />

mehr nur der Kosmetikriese „Lauder“,<br />

dessen Inhaberin die rosa Aktion startete,<br />

sondern auch zahlreiche andere namhafte<br />

„Am schlimmsten für mich<br />

war die Wartezeit zwischen<br />

den Untersuchungen, aber<br />

aufgegeben hätte ich niemals.“<br />

war ich bei der Mammografie, da war noch nichts<br />

zu sehen. es handelte sich um einen „schnellwachsenden“<br />

tumor. am schlimmsten für mich war<br />

die Wartezeit zwischen den untersuchungen, aber<br />

aufgegeben hätte ich niemals. ich war 53 Jahre alt<br />

und hausfrau, mein sohn war 15 Jahre alt.<br />

er hat mich natürlich gefragt, wie es weitergeht.<br />

Mein arzt bot sich an, mit ihm und meinem Mann zu<br />

sprechen, das war mir eine große hilfe. ich wurde<br />

brusterhaltend operiert, es folgten die chemotherapie<br />

und haarverlust. ich leide auch heute noch unter<br />

den Folgen, meine haut ist nicht mehr dieselbe.<br />

inzwischen sind keine Metastasen mehr aufgetreten,<br />

aber eine jährliche untersuchung bleibt Pflicht, mit<br />

herzklopfen vor jedem check, das hört nie auf.<br />

Firmen weltweit. Im Jahr 2008 wurden<br />

200 Sehenswürdigkeiten in über 40 Ländern<br />

in ein rosa Licht getaucht, um weltweit<br />

das Bewusstsein für Brustkrebs zu<br />

unterstützen. Alleine in Österreich wurden<br />

Spendengelder von fast 600.000 Euro<br />

gesammelt, für Frauen, die unverschuldet<br />

durch die Erkrankung in finanzielle Not<br />

geraten sind.<br />

Mehr dazu im Internet unter:<br />

www.europadonna.at<br />

www.abcsg.at<br />

www.angelika-kampfer.at<br />

www.krautzer-coaching.at<br />

www.pinkribbon.at<br />

www.elisabeth-luise.kri.at<br />

MeDiZinische hilFe in Kärnten<br />

brustZentruM lKh Villach<br />

Zertifiziertes brustkrebszentrum „alles in einem<br />

haus“ mit einem team von Gynäkologen, radiologen,<br />

Pathologen, onkologen, strahlentherapeuten<br />

und Psychologen, die fächerübergreifend arbeiten.<br />

tel: 04242/208-0, www.lkh-vil.or.at<br />

brustGesunDheitsZentruM Kärnten<br />

iM lKh KlaGenFurt<br />

Fächerübergreifende, zertifizierte einrichtung zur<br />

behandlung von brusterkrankungen. experten<br />

aus unterschiedlichen Fachrichtungen arbeiten<br />

intensiv zusammen, um die Patientinnen während<br />

der gesamten behandlung – von der Diagnostik<br />

und therapie bis hin zur nachsorge – optimal zu<br />

betreuen. brustambulanz, tel: 0463/538-39616<br />

PriVatKliniK Villach<br />

spezialisiert auf brusterhaltende operationen mit<br />

gleichzeitiger rekonstruktion. alle therapieformen<br />

im haus. brustambulanz Privatklinik Villach,<br />

tel: 04242/3044-450 bzw. 5666<br />

KranKenhaus Des Deutsch-orDens<br />

in Friesach<br />

bietet Mammadiagnostik und brusterhaltende,<br />

bzw. rekonstruierende operationsmethoden.<br />

tel: 04268/2691-0<br />

KranKenhaus Der barMherZiGen brüDer<br />

in st. Veit<br />

Das im Februar eröffnete brustzentrum arbeitet<br />

eng mit dem elisabethinen-Krankenhauses in Klagenfurt<br />

und mit niedergelassenen radiologen und<br />

Pathologen zusammen. tel: 04212/499-314<br />

Du bist nicht alleine<br />

Mit der schicksalsnachricht „brustkrebs“ umzugehen<br />

ist für viele betroffene nicht einfach. Die<br />

Möglichkeit für psychologische unterstützung ist<br />

in Kärntens bezirken gut organisiert.<br />

FrauenselbsthilFe nach brustKrebs arGe<br />

Kärnten, sprecherin: sophie stiegler,<br />

Mobil: 0699/88449648<br />

FrauenselbsthilFe nach Krebs,<br />

KlaGenFurt<br />

Kontakt: Gertraud thaler, tel: 0463/443683<br />

FrauenselbsthilFe nach brustKrebs,<br />

laVanttal, Kontakt: elfriede Maier,<br />

tel: 04355/2187; yvonne Mokoru-snabel,<br />

tel: 04359/2389 oder 0664/2668546<br />

FrauenselbsthilFe nach brustKrebs,<br />

Villach, ida themesl, tel: 04242/41514<br />

oder 0664/1752980<br />

selbsthilFeGruPPe anGehöriGe Von<br />

KrebsPatientinnen<br />

Kontakt: susanne hagleitner, tel: 0664/5103141<br />

FrauenselbsthilFeGruPPe nach<br />

brustKrebs, sPittal/Drau, renate egger,<br />

tel: 0462/33274 oder 0676/9560792<br />

MaMa aMbulanZ iM lKh WolFsberG<br />

tel: 04352/533210<br />

Kärntnerin<br />

83

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