Ansicht - kunst projekte ev
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Vierunddreißig zu Kleist<br />
Bilder und Blätter
Vierunddreißig zu Kleist<br />
Bilder und Blätter von 34 bildenden Künstlern<br />
zu Heinrich von Kleist 2011<br />
Herausgeber<br />
<strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong> e.v.<br />
Kleist-Museum Frankfurt(Oder)<br />
edition timpani<br />
3
Dank<br />
für die freundliche Unterstützung an<br />
4<br />
Eckstein Immobilien GmbH, Frankenthal/Pfalz<br />
Eppler und Buntdruck Berlin<br />
Gothaer Allgemeine Versicherung Berlin / Oliver Bock<br />
Frank Käubler / Werk 1, Frankfurt (Oder)<br />
Kleistbeauftragte des Oberbürgermeisters<br />
der Stadt Frankfurt (Oder)<br />
Kulturbüro Frankfurt (Oder)<br />
Brigitte Rechenberg<br />
Römerofen GmbH, Obrigheim<br />
Stadtwerke Frankenthal GmbH<br />
Stiftung der Sparkasse Märkisch-Oderland<br />
Ilse Zilch-Döpke Berlin<br />
Besonderer Dank geht an alle beteiligten Künstler, die<br />
mit großem Engagement und ihren überwiegend neu<br />
geschaffenen Werken zum Thema der Ausstellung<br />
gearbeitet haben und damit diesen Band erst<br />
ermöglichten.
Wolfgang de Bruyn<br />
Bildkünstlerische Auseinandersetzung mit Heinrich von Kleist<br />
Doris Thyrolph<br />
Grußwort Berlin Treptow-Köpenick<br />
Clemens Jöckle<br />
Grußwort Städtische Galerie Speyer<br />
Anke Zeisler<br />
Gedankenfenster<br />
Künstler und ihre Werke<br />
Impressum<br />
6<br />
8<br />
9<br />
10<br />
15<br />
84<br />
Inhalt<br />
5
BIlDkünstlerIsche auseInanDersetzung mIt heInrIch von kleIst<br />
6<br />
von Wolfgang De Bruyn<br />
Direktor Kleist-Museum, Frankfurt (Oder)<br />
Als der Bildhauer Wieland Förster am 18. Oktober 1977<br />
jene Sandstein-Skulptur für Heinrich von Kleist im Garten<br />
des Kleist-Museums der Öffentlichkeit übergab, die<br />
seit 1980 die Südostecke der Marienkirche ziert, feierte<br />
man in der Oderstadt Kleists 200. Geburtstag mit einer<br />
Romantikkonferenz, die bisherige, nicht nur literatur-<br />
wissen schaftliche Fehlleistungen erstaunlich offen<br />
korrigierte und damit zu wirkungsgeschichtlichen Untersuchungen<br />
geradezu ermutigte. Ein Porträt- und Plakatwettbewerb<br />
wurde ausgeschrieben, den Erika Stürmer-Alex<br />
mit ihrem expressiven Kleist-Gemälde gewann. Der<br />
unbe hauste Dichter, der sein Leben immer wieder neu<br />
und erfolglos entwarf, wird zur Projektions figur für eigene<br />
Befindlichkeiten nach der Biermann- Ausbürgerung<br />
1976. Rudolf Loch, Direktor der Kleist- Gedenk- und<br />
Forschungsstätte von 1963 bis 1994, spricht gar von einem<br />
„regelrechten Malschub“, mit ausgelöst durch gezielte<br />
Ankäufe und Auftragsvergaben, um die bildkünstlerische<br />
Sammlung als Alleinstellungsmerkmal des Hauses weiter<br />
auszubauen. Erinnert sei nur an die Graphik mappen zu<br />
Kleists Erzählungen 1971 mit Original blättern u.a. von<br />
Fritz Cremer und Harald Metzkes, zu den Dramen 1984<br />
mit Arbeiten von Núria Qu<strong>ev</strong>edo und Armin Münch sowie<br />
an die mehrfach ausgelobten Heinrich-von-Kleist-Kunstpreise.<br />
Und mit dem Ankauf von vier zwischen 1977 und<br />
1981 entstandenen Kleist-Porträts von Ronald Paris im<br />
Herbst 2009 hat das Museum einmal mehr seinen Ruf<br />
untermauert, über eine der umfangreichsten Kunstsammlungen<br />
zu Heinrich von Kleist zu verfügen. Obwohl<br />
bis zur Wende neben historischen Arbeiten zwangsläufig
fast ausschließlich DDR-Kunst gesammelt werden<br />
konnte, wurden ab 1990 die Möglichkeiten des gesamtdeutschen<br />
und internationalen Kunstmarktes für Ankäufe<br />
im Rahmen der begrenzten finanziellen Mittel doch<br />
intensiv genutzt.<br />
Wenn nun anlässlich des 200. Todestages Heinrich<br />
von Kleists 34 bildende Künstler vornehmlich aus<br />
Brandenburg und Berlin, von denen einige in unserer<br />
Sammlung vertreten sind, ihre Sichten auf Leben und<br />
Werk des Wegbereiters der literarischen Moderne in<br />
seiner Geburtsstadt präsentieren, ihren Kleist für sich<br />
und andere – erstmals oder auch erneut – zeichnerisch,<br />
druckgrafisch, mit Mitteln der Malerei und Collage<br />
entdeckt haben, wird deutlich werden, wie zeitgemäß<br />
seine poetischen Krisen-Obsessionen, wie beklemmend<br />
gegenwärtig nicht nur seine sprachlichen Schlachtfelder<br />
sind, seine Liebesvisionen und Katastrophen-Szenarien.<br />
Mit der Herausgabe des vorliegenden Kataloges<br />
zusammen mit <strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong> e.v. möchte das Kleist-<br />
Museum nicht nur einen Beitrag zur Dokumentation der<br />
bildkünstlerischen Auseinandersetzung mit Heinrich von<br />
Kleist auch für mögliche zukünftige Forschungsvorhaben<br />
auf diesem Gebiet leisten, sondern ebenso zu weiteren<br />
ähnlichen Initiativen anregen.<br />
WIelanD förster 1977 im Garten des Kleist-Museums<br />
© Archiv Kleist-Museum<br />
7
grussWort<br />
8<br />
von DorIs thyrolph<br />
Leiterin des Kulturamtes Berlin Treptow-Köpenick<br />
Heinrich von Kleist gilt als einer der markantesten und zugleich<br />
widerspruchvollsten Dichter des 19. Jahrhunderts.<br />
Frankfurt (Oder) ist seine Geburtsstadt. In Berlin beendet<br />
er sein Leben, das belastet war von nervösen Anfälligkeiten.<br />
Und doch, – seelisch körperliche Zusammenbrüche<br />
konnten ihn nicht hindern, in nur einem Jahrzehnt ein<br />
Werk zu schaffen, das die Menschen bis heute berührt.<br />
Deshalb ist es eine schöne Fügung, dass diese Ausstellung,<br />
die vierunddreißig Kunststimmen der verschiedensten<br />
Genres, überwiegend aus dem Raum Berlin/<br />
Brandenburg, vereint und hier in der kommunalen Galerie<br />
für zeitgenössische Kunst in Adlershof des Berliner<br />
Bezirkes Treptow-Köpenick vorstellt.<br />
Für viele der beteiligten Künstler ist es das erste Mal, sich<br />
hier zu präsentieren. Überwiegend wurden die Werke zu<br />
Kleist in den letzten Monaten geschaffen. Natürlich steht<br />
der Dank an die beteiligten Künstlerinnen und Künstler<br />
an erster Stelle. Für uns ist das eine Entdeckung, auf die<br />
wir sehr gespannt sind. Mir selbst ist diese Konstellation<br />
ein besonderer Anlass zur Freude. Zum einen, weil diese<br />
Ausstellung schon vom Ansatz her einen lebendigen und<br />
im besten Sinne – interessanten Charakter aufweist. Zum<br />
anderen bin ich sicher, dass im Rahmen des Kleist-Jahres<br />
´Land-ein´ und ´Land-aus´ weitere Ehrungen folgen<br />
werden. Eigentlich ist es gar nicht möglich, Kleist einfach<br />
so zu ehren, ohne der Gegenwart dieselben Fragen zu<br />
stellen, wie Kleist es tat.<br />
Ein altes und neues Thema, das die rigorosen,<br />
bedingungs losen Lösungen oder Antworten am liebsten<br />
meidet.<br />
Viel Erfolg – allein deswegen! 6.4.2011
von clemens Jöckle<br />
Künstlerischer Leiter der Städtischen Galerie Speyer<br />
Im vor zehn Jahren erbauten Kulturhof Flachsgasse in<br />
Speyer, in dem die Städtische Galerie gemeinsam mit<br />
dem Kunstverein angesiedelt ist, waren Illustrationen zu<br />
Heinrich von Kleists Dramen und Novellen zweimal in<br />
Ausstellungen vertreten. Im Kunstverein bezog sich der<br />
aus Speyer stammende und in Hamburg wirkende Klaus<br />
Zwick beispielsweise auf das Drama Penthesilea und in<br />
der Städtischen Galerie waren Illustrationen von Hans<br />
Fronius zu einigen Werken Kleists präsentiert.<br />
Einen umfassenden Überblick bietet nun die große<br />
Ausstellung mit Künstlern, überwiegend aus Berlin und<br />
Brandenburg, die ebenfalls zum Teil, ich denke etwa an<br />
Grimmling, Grützke, Hartmann, Hermann oder Scheib, in<br />
thematischen Ausstellungen und Gruppenausstellungen<br />
in Speyer bereits zu sehen waren und nun das Phänomen<br />
Kleist aus ihrem Blickwinkel angehen.<br />
Nun, also: Heinrich von Kleist wandert nach Speyer.<br />
34 Künstler entsprechend den 34 Lebensjahren des Dichters<br />
sind von Anke Zeisler aus Berlin ausgewählt. Aus den<br />
Exponaten hat sie eine Wanderausstellung konzipiert.<br />
Ich danke der Galeristin herzlich für die Kuratierung der<br />
Ausstellung und die Redaktion des Kataloges.<br />
Übrigens. Aus der Familie von Kleist warb der Lyriker<br />
Ewald von Kleist am Eselsdamm in Speyer Soldaten für<br />
Preußen und man konnte dazu lesen<br />
Ewald Christian von Kleist, der während seines Aufenthaltes<br />
in Speyer als Werbeoffizier auf diesem Damme<br />
seinen „Frühling“ (ein an Klopstock angelehntes Poem)<br />
größtenteils gesungen ...<br />
grussWort<br />
9
geDankenfenster<br />
10<br />
von anke zeIsler<br />
Es ist anzunehmen, dass Heinrich von Kleist wohl nie so<br />
große Aufmerksamkeit und vielfältige wertschätzende<br />
Würdigungen erhielt wie in diesem 200. Jahr nach seinem<br />
Tod.<br />
Und während wir von seinem Dichtergeist inspiriert und<br />
bereichert sind, müssen wir uns eingestehen, dass wohl<br />
der Mangel an gerade dem, was ihm jetzt geschieht, ihn<br />
an der Welt verzweifeln ließ. Wer wollte behaupten, die<br />
Welt sei in diesem Sinne besser geworden?<br />
Wenn von der Aktualität seines Werkes gesprochen<br />
wird – so wäre dieses nur ein Aspekt. Denn Kleist vermochte<br />
es vor allem, seine Gedanken in eine Form zu<br />
bringen, die nicht nur verständlich bis heute ist, sie stellt<br />
Gegenwärtigkeiten her, die Denken, Gefühl und sinnliche<br />
Vorstellungen mobilisieren. Ein wahres Füllhorn, das die<br />
Eigenschaft zu haben scheint, sich bei Gebrauch eher<br />
weiter zu füllen als zu leeren.<br />
Seine Dramen, Erzählungen, Essays und letztlich sein<br />
eigener Lebensweg können, wie sich lange schon zeigte,<br />
Inspirationsquelle auch für die Meister der bildenden<br />
Kunst sein.<br />
Es bleibt eine spannende Frage: Wie würde eine starke<br />
Persönlichkeit, ein erfolgreicher Künstler reagieren, wenn<br />
man ihn bittet, ein Werk zu schaffen, das einem anderen<br />
– hier Heinrich von Kleist – in gewisser Weise zugeeignet<br />
sein sollte?<br />
Drei aller Gefragten haben abgelehnt: Der eine wollte<br />
bei seinem eigenen Werk bleiben, dieses allein sei sein<br />
künstlerischer Weg. Der andere fand keinen Bezug zu<br />
dem Dichter, obgleich er sich mühte und sonst sogar<br />
überwiegend zu Poeten in seinem langen produktiven
Künstlerleben bis heute arbeitet. Der Dritte sah in seinem<br />
strengen, mathematisch verwobenen Formenspiel keine<br />
adäquate Möglichkeit, sich einem Poeten des Wortes,<br />
wie Kleist es ist, zu nähern.<br />
Die Reaktionen der anderen Vierunddreißig – im Folgenden<br />
können nur einige wenige, eher zufällig heraus<br />
Gewählte von ihnen genannt werden – versprachen etwas,<br />
das nun, da die Werke geschaffen und bereit gestellt<br />
sind, unseren Blick auf Dichter u n d Künstler weiten<br />
kann.<br />
Einige hatten schon früher zu Kleist gearbeitet. Das<br />
heißt, sie müssen da etwas gefunden haben, das sie mit<br />
dem eigenen Geist in Verbindung bringen können, eine<br />
Nähe oder oft sogar Überschneidung von Gedanken.<br />
Die fanden sie offenbar ebenso in den Dichtungen<br />
und Essays wie in biografischen Details aus Briefen,<br />
Schriften und anderen Zeugnissen. Ihre Werke sind ein<br />
Ausdruck dieser seelischen Überschneidungen und<br />
Gedankenfenster. Wer Über das Marionettentheater<br />
gelesen hat, kann nun in dem fast meditativ anmutenden<br />
Bild Gleichgewicht 1990/91 von Manfred Zoller auf<br />
deren Suche gehen. Und wer sich mit Kleists Leben,<br />
seiner Arbeit, seinen Bemühungen, seinem Kämpfen<br />
und Scheitern befasst, kann in der Tuschezeichnung ...<br />
Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter<br />
uns; ... aus dem Jahr 2010 von Sylvia Hagen bildnerische<br />
Entsprechungen finden. Die bekannten Umstände,<br />
aber auch das Geheimnis des Dichtertodes thematisiert<br />
Hagen Klennert in einem seiner dunkelrot-schwarzen<br />
Blätter, Heinrich von Kleist am 21. November 1811 am<br />
Berliner Wannsee, entstanden 2010.<br />
Der größere Teil der Beteiligten war veranlasst, ein neues<br />
Werk in diesem Jahr zu schaffen. Wunderbar! Spannend!<br />
Und diese ganze Frische bedeutet, sichtbar unsichtbare<br />
11
12<br />
Fäden sind gesponnen, so etwa zwischen Kleist, seinem<br />
Schaffen, seiner Zeit und dem Bildner, seinem Denken,<br />
dem Heute; zwischen der Kunst des Gedankenausdrucks<br />
im Wort und im Bild; ferner in der Ausstellung zwischen<br />
den einzelnen Kunstwerken und schließlich auch<br />
– für Momente – zu uns und zwischen uns.<br />
In jedem der Bildwerke geistert Kleist und zugleich der<br />
Künstler selbst. Es gibt offen gelegte und verborgene<br />
Verbindungen zwischen ihnen.<br />
Wenn etwa das Porträt des Dichters adaptiert wird, wie<br />
mit Hans Scheibs „Feuerkopf“ oder dem schrundig-<br />
buntfarbigen Porträt mit tieftraurigen Augen, dem Bild<br />
zerbrochener Krug von Jean Yves Klein.<br />
Strawalde spricht von „Huldigung“. Seine große Wertschätzung<br />
für den Dichter verarbeitet er in seiner<br />
Assemblage Gedenk tafel für Heinrich von Kleist.<br />
Die offen gelegte Verbindung zu Kleist finden wir auch,<br />
wenn Bezug genommen wird zu seinen Werken: In Katrin<br />
Kampmanns Malerei Die Marquise von O... oder im Blatt<br />
Über das Marionettentheater von Kerstin Grimm.<br />
Etwas untergründiger sind die Verbindungen zu Kleist<br />
in Jürgen Köhlers Bleistiftzeichnung Achilles Traum<br />
(Penthesilea) oder im Aquarell mit dem Titel G 13 von<br />
Achim Riethmann, das er in Beziehung zur Erzählung<br />
Michael Kohlhaas setzt.<br />
Dann die verborgenen Bezüge zum Dichter, die sich<br />
erahnen lassen wie in Dieter Finkes blaugrün-pigmentumnachteter<br />
„Waldlichtung“ (ohne Titel) oder im Werk<br />
von Marc Gröszer, das er Zwischenfall im Kleistpark –<br />
Notizen O nennt und uns so qua Titel eine Fährte legt.<br />
Und es gibt jene Werke, die nur, wenn man um die Geschichte<br />
des Dichters, um den Anlass dieser Ausstellung<br />
weiß, in Verbindung zu Kleist gebracht werden können.<br />
Imaginationen solcher unterirdischen Verbindungen*
finden wir bei Dorit Bearach, Bodo Rott oder in der<br />
Malerei der schwebenden Efeublätter mit Pistole vor rosa<br />
Grund von Peter Herrmanns Henriette und Heinrich.<br />
Das wirklich Aufregende dieser Werke offenbart sich<br />
nicht bei dem einen oder andern, sondern in der neu<br />
geschaffenen Verknüpfung. Was geschieht beim Aufeinandertreffen<br />
zweier außergewöhnlicher Talente? Vielleicht<br />
eine Art Implosion, sicher eine Schöpfung mit<br />
neuen Fragestellungen. Stellt beispielsweise das von<br />
Kai Klahre mit Schild betitelte Bild ein Kleistporträt dar,<br />
porträtiert sich da der Künstler in seinem Nachdenken<br />
über Kleist selbst oder ist es eine Verschmelzung von<br />
beidem? Wenn Letzteres der Fall wäre, was fand der<br />
Maler beim andern und bei sich selbst, das er nun uns<br />
zum „Lesen“ gibt?<br />
Jedes Ding, jeder bewegte Strich, alle Farbe bedeuten<br />
im Gefüge des Kunstwerkes mehr als sich selbst. Das<br />
ist einer der Schlüssel für die Möglichkeiten der feinen<br />
imaginären Fäden, die das eine mit dem anderen in der<br />
Kunst und im Denken verbinden können. So kann es geschehen,<br />
dass die Arbeiter des Geistes, der Farbe und<br />
der Linie, die vierunddreißig Bildner – hier Genannte und<br />
Ungenannte gleichermaßen – das Kleistsche Füllhorn<br />
zum Überlaufen bringen.<br />
* Stefan Monhardt in Annelise Hoge, edition timpani, Waldsi<strong>ev</strong>ersdorf 2006<br />
April 2011<br />
Kai Klahre Schild 2011 Öl auf Aluminium 40 x 40 cm<br />
13
DorIt Bearach<br />
BIrgIt Bellmann<br />
lothar Böhme<br />
anke feuchtenBerger<br />
DIeter fInke<br />
DIeter goltzsche<br />
kerstIn grImm<br />
hans-henDrIk grImmlIng<br />
marc gröszer<br />
Jörn grothkopp<br />
Johannes grützke<br />
sylvIa hagen<br />
thomas hartmann<br />
hanna hennenkemper<br />
peter herrmann<br />
annelIse hoge<br />
Jürgen k. hultenreIch<br />
katrIn kampmann<br />
kaI klahre<br />
Jean yves kleIn<br />
hagen klennert<br />
haralD-alexanDer klImek<br />
Jürgen köhler<br />
natascha mann<br />
sophIe natuschke<br />
regIna nIeke<br />
achIm rIethmann<br />
BoDo rott<br />
hans scheIB<br />
seBastIan schraDer<br />
reInharD stangl<br />
straWalDe<br />
ruth tesmar<br />
manfreD zoller<br />
künstler unD Ihre Werke<br />
15
DorIt Bearach<br />
1958 * in Tel-Aviv / Israel<br />
1980-85 Studium an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Dresden<br />
Diplom Malerei/Grafik<br />
seit 1985 freischaffende Malerin/Grafikerin in<br />
Berlin-Friedrichshagen<br />
seit 1986 Kursleiterin für Malerei und<br />
Zeichnung in Berlin und<br />
Brandenburg<br />
Kuratorin verschiedener<br />
Ausstellungs<strong>projekte</strong><br />
Ausstellungen und Projekte im<br />
In- und Ausland<br />
2000 Lehrtätigkeit an der thüringischen<br />
Sommerakademie<br />
2005 Brandenburgischer Kunstpreis<br />
der Märkischen Oderzeitung,<br />
Schloss Neuhardenberg<br />
lebt in Berlin-Friedrichshagen<br />
Ausgeliefert-M.K.<br />
2011<br />
Mischtechnik auf Papier<br />
57 x 75 cm<br />
16<br />
Gedanken zu Kleist<br />
Menschen miteinander, geteilt ... nach gesellschaftlicher<br />
Stellung<br />
künstliche Rangordnung, die zum Chaos führt ...<br />
die natürliche Würde ignoriert und erzwungen<br />
die Natürlichkeit ist vergessen, ist verdrängt ...<br />
es herrscht Gier, es herrscht Eigennutz,<br />
ICH und SELBST ...<br />
und nach mir ... die Sintflut ...<br />
der Einzelne geht in der großen Geschichte verloren ...<br />
Dorit Bearach<br />
Berlin, den 18.02.2011
BIrgIt Bellmann<br />
1973 * in Erlangen<br />
1995 Studium an der Akademie der<br />
Bildenden Künste Nürnberg<br />
1998/99 Gaststudium an der Ecole des<br />
Beaux Arts de Lyon<br />
1999 Meisterschülerin an der AdBK<br />
Nürnberg<br />
2000-03 Studium an der Kunsthoch schule<br />
Berlin-Weissensee<br />
Diplom freie Kunst/Bildhauerei<br />
seit 2001 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
lebt in Berlin<br />
Der zerbrochene Krug<br />
2011<br />
Monotypie, Öl auf Papier<br />
49 x 64 cm<br />
18<br />
Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug wurde angeregt<br />
durch einen Kupferstich, der im Zimmer seines Freundes<br />
hing. Dieser Stich war der Keim, der alles in sich barg.<br />
Ich arbeite gern mit dem Vorgefundenen. Vor Jahren<br />
fand ich in einem Rahmen, den ich beim Trödler kaufte,<br />
unter Hochzeitsfotos aus den siebziger Jahren einen<br />
Kupferstich La cruche cassée. Obwohl es nicht der<br />
Kleistsche ist, sondern nach einem Bild von Greuze gestochen<br />
wurde, schien er mir in seiner Essenz etwas mit<br />
der Kleistschen Thematik zu tun zu haben.<br />
Dein guter Name lag in diesem Topfe,<br />
Und vor der Welt mit ihm ward er zerstoßen.<br />
Heinrich von Kleist in „Der zerbrochne Krug“, 7. Auftritt: Frau Marthe, Mutter von Eve<br />
Birgit Bellmann, Februar 2011
lothar Böhme<br />
1938 * am 26. Juli in Berlin<br />
1957-61 Studium in der Grafikklasse bei<br />
Heinz Weißbrich und Günter<br />
Scherbarth in Berlin-Charlottenburg,<br />
Abbruch des Studiums wegen des<br />
Mauerbaus<br />
seit 1961 freiberuflich als Maler in Berlin<br />
seit 1972 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1994 Mitglied der Akademie der Künste,<br />
Fred-Thieler-Preis der Berlinischen<br />
Galerie<br />
2006 Gerhard-Altenbourg-Preis in<br />
Altenburg<br />
lebt in Berlin<br />
stehender Akt<br />
2008<br />
Feder, Öl auf Leinwand<br />
135 x 89 cm<br />
20
anke feuchtenBerger<br />
1963 * in Berlin (DDR)<br />
1983-88 Studium an der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weissensee, Diplom<br />
1989 Geburt eines Sohnes<br />
seit 1993 Ausstellungen, Veröffentlichungen<br />
und Buch<strong>projekte</strong> im In- und<br />
Ausland<br />
seit 1997 Professorin für Zeichnen und<br />
Illustration an der HAW Hamburg<br />
associate professor an der<br />
Hooge school for de Kunsten<br />
Zwolle/Niederlande<br />
2008 Gründung des Mamiverlages mit<br />
Stefano Ricci<br />
lebt in Quilow / Ostvorpommern und<br />
Hamburg<br />
Fräulein K. in der Aprilsonne<br />
2011<br />
Kohle auf Leinwand<br />
119 x 158 cm<br />
22
DIeter fInke<br />
1939 * in Berlin<br />
1959-65 Studium der Bildhauerei an der<br />
Hochschule der Künste Berlin<br />
1964/65 Meisterschüler von Renée Sintenis<br />
seit 1969 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
seit 1974 freiberuflich in Berlin und New York<br />
ohne Titel<br />
2010<br />
Kunstharz, Pigment auf Sperrholz, Holzgravur<br />
204 x 164 cm<br />
24
DIeter goltzsche<br />
1934 * in Dresden<br />
Volksschule und Lehre als<br />
Textilmusterzeichner<br />
1952-1957 Studium an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Dresden<br />
bei den Professoren Hans Theo<br />
Richter und Max Schwimmer<br />
1958-1959 Meisterschüler an der Akademie der<br />
Künste Berlin<br />
seit 1960 freischaffend in Berlin<br />
seit 1964 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
seit 1980 Dozent für Malerei und Graphik an<br />
der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weissensee<br />
1990 Mitglied der Akademie der Künste<br />
Berlin<br />
1992-2000 Professur an der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weissensee<br />
arbeitet in Berlin und Dresden<br />
Die Verlobung von St. Domingo<br />
1967/2011<br />
Lithografie, Tusche<br />
50,1 x 37,5 cm<br />
26<br />
Kleist las ich sehr früh, die<br />
Lust an den Extremstoffen und<br />
an den langen Sätzen hatte es mir angetan,<br />
dann gab es große Pausen bis zu<br />
Wiederbegegnungen,<br />
ich machte innerhalb eines Auftrages in den 70er Jahren<br />
zu den Kleistnovellen das Blatt<br />
„Verlobung in St. Domingo“,<br />
wie oft eine harte Darstellung.<br />
Die Jury fand die Lithografie, die schon<br />
als Auflage vorlag, zu pessimistisch. Offenbar<br />
eine erzwungene Funktionärsbehauptung<br />
von Leuten, die echte Literatur kaum lasen, lesen.<br />
DG<br />
zu Kleist am 10.12.2010
kerstIn grImm<br />
1956 * in Oranienburg<br />
1974-80 Studium der Germanistik an der<br />
Humboldt-Universität Berlin<br />
1980-82 Abendstudium an der<br />
Kunsthochschule Berlin-Weissensee<br />
seit 1991 zahlreiche Ausstellungen im In- und<br />
Ausland<br />
seit 1998 Werke für den öffentlichen Raum<br />
seit 2000 Mitglied der GEDOK<br />
lebt in Berlin<br />
Über das Marionettentheater<br />
2010/11<br />
Zeichnungscollage auf Papier<br />
29 x 12 cm<br />
28
hans-henDrIk grImmlIng<br />
1947 * in Zwenkau b. Leipzig<br />
1970-74 Studium an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Dresden und an<br />
der Hochschule für<br />
Grafik und Buch<strong>kunst</strong> Leipzig<br />
1974-77 Meisterschüler an der HfBK<br />
Dresden<br />
seit 1975 Ausstellungen und Projekte im<br />
In- und Ausland<br />
seit 1977 freischaffend in Leipzig<br />
1986 Übersiedlung nach Berlin West<br />
seitdem freischaffend<br />
seit 2001 Dozent an der Berliner<br />
Technischen Kunstschule /<br />
Technischen Kunsthochschule<br />
2007 Professur an der Berliner<br />
Technischen Kunsthochschule<br />
wiederkehr des gleichen<br />
2009<br />
Acryl, Pigment auf Leinwand<br />
2-teilig je 250 x 180 cm<br />
30
marc gröszer<br />
1973 * am 1. Dezember in Berlin<br />
1994-2001 Studium der Bildhauerei an der<br />
Kunsthochschule Berlin-Weissensee<br />
bei Inge Mahn und<br />
Berndt Wilde, Diplom<br />
1998 Stipendium der deutschen<br />
Studienstiftung<br />
seit 1999 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
2002/03 Stipendium in Athen<br />
2003 Meisterschüler<br />
2008 Eberhardt Rothers Stipendium<br />
lebt in Berlin<br />
Zwischenfall im Kleistpark – Notizen 0<br />
2011<br />
mixed media<br />
320 x 200 cm<br />
32
Jörn grotkopp<br />
1969 * in Bergen/Rügen<br />
1992-97 Malereistudium an der Hochschule<br />
für Bildende Künste Dresden<br />
seit 1997 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1997/98 Graduiertenstipendium des<br />
Freistaates Sachsen<br />
1997-99 Meisterschüler bei Max Uhlig<br />
lebt in Berlin<br />
Weg<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
200 x 220 cm<br />
34<br />
Granit<br />
Granit ist ein hartes Wort.<br />
Wer es zu heftig<br />
in den Mund nimmt,<br />
entwurzelt die Zähne.<br />
Blutiges Geknirsch.<br />
Grüße<br />
aus der unruhigen<br />
Tiefe der Erde.<br />
Rainer Malkowski. Die Gedichte. Mit einem Nachwort von Nico Bleutge<br />
© Wallstein Verlag, Göttingen 2009
Johannes grützke<br />
1937 * am 30. September in Berlin<br />
1957-64 Studium an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Berlin<br />
1964 Umzug nach Bad Godesberg<br />
dort erste Personalausstellung<br />
1973 Mitbegründer der Schule der neuen<br />
Prächtigkeit<br />
seit 1979 Zusammenarbeit mit Peter Zadek<br />
1976/77 Gastdozent an der Hochschule der<br />
Bildenden Künste Hamburg<br />
1992-2002 Professor für Malerei an der<br />
Akademie der Bildenden Künste<br />
Nürnberg<br />
lebt in Berlin<br />
aus der Mappe Tod am Wannsee<br />
2002<br />
Lithografie (Blatt 4 von 10)<br />
29 x 22 / 52 x 42 cm<br />
36
sylvIa hagen<br />
1947 * in Treuenbriezen /<br />
Land Brandenburg<br />
1966 Abitur, Lehre als Bautischlerin<br />
1966-69 Medizinstudium an der HU Berlin,<br />
Abbruch<br />
1971-76 Studium der Bildhauerei an der<br />
Kunsthochschule Berlin-Weissensee<br />
seit 1976 freiberuflich als Bildhauerin in Berlin<br />
tätig<br />
seit 1979 regelmäßige Einzelausstellungen<br />
und Ausstellungsbeteiligungen<br />
Teilnahme an nationalen und<br />
internationalen Symposien und<br />
Messen<br />
seit 1980 in Altlangsow/Oderbruch<br />
„… Doch das Paradies ist verriegelt und der<br />
Cherub hinter uns; …“<br />
2010<br />
Tusche<br />
39,3 x 29,8cm<br />
38
thomas hartmann<br />
1950 * in Zetel<br />
1974-79 Studium an der Hochschule für<br />
Gestaltung Bremen<br />
1979 Stipendium Cité Internationale des<br />
Arts, Paris<br />
seit 1979 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1994 Gastprofessur Pentiment<br />
Fachhochschule für Kunst und<br />
Gestaltung Hamburg<br />
1999 Lehrauftrag an der Ernst-Moritz-<br />
Arndt-Universität Greifswald<br />
2005 Professur für Malerei an der<br />
Akademie der Künste Nürnberg<br />
lebt in Berlin und Nürnberg<br />
Paar<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
100 x 80 cm<br />
40
hanna hennenkemper<br />
1974 * am 25. Juli als Hanna Schäfer in<br />
Flensburg /Schleswig-Holstein<br />
1996-2000 Studium der Kunstgeschichte,<br />
Germanistik/Literaturwissenschaft<br />
und Philosophie bis zum Vordiplom<br />
an der Christian-Albrechts-<br />
Universität Kiel<br />
1998-2001 Quereinstieg Grafikklasse der<br />
Muthesiusschule/Hochschule für<br />
Bildende Kunst Kiel<br />
2001 Diplom an der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weissensee (KHBW)<br />
2005-06 Meisterschülerin bei<br />
Hanns Schimansky<br />
2006-07 Lehrauftrag für Druckgrafik an der<br />
KHBW<br />
2007-08 Lehrauftrag freie Kunst/Grafik an der<br />
Burg Giebichenstein Hochschule für<br />
Kunst und Design Halle/Saale<br />
seit 2008 Lehrauftrag für Zeichnung/<br />
Druckgrafik an der KHBW<br />
seit 2010 Gastprofessur an der KHBW<br />
lebt in Berlin<br />
Bruchstelle<br />
2009<br />
Buntstift auf Bütten<br />
56 x 76 cm<br />
42<br />
Auszüge aus einem Brief an die Kuratorin der Ausstellung<br />
... es fällt mir wirklich viel schwerer, als ich dachte, einen Text<br />
zu schreiben, welcher die Bezüge / Anklänge von Kleists<br />
Werk in der von mir beigesteuerten Arbeit benennt ... .<br />
Ich versuchte, von menschlichen Ordnungssystemen zu<br />
schreiben, welche die Menschen einsetzen (hier Recht und<br />
Gesetz in Person des Dorfrichters Adam), und welche immer<br />
an der „Menschlichkeit“ der Einzelpersonen scheitern.<br />
Die rhythmische Gliederung meiner Arbeit (welche im weitesten<br />
Sinne eine Schokolade zeigt) bildet ebenfalls ein<br />
System, welches allerdings – auf obiges reflektierend –<br />
eine andere Hierarchie aufmacht: eine, in welcher sinnliche<br />
Bewegtheit einen Raum innehat, eine, in welcher die<br />
Einzelelemente frei zu eigener Ausgestaltung sein können,<br />
ohne den großen Rhythmus des Ganzen zu stören – vielleicht<br />
eine treffendere Zeichnung von Welt, als jene Konstruktionen,<br />
die wir uns in unserer täglichen Überforderung<br />
von den Dingen und Verhältnissen machen (wir schaffen<br />
uns ja Begriffe und Systeme, um uns die Dinge durch ihre<br />
Einordnungen handhabbarer zu machen) – vielleicht ist<br />
dieses – einer Sinnlichkeit raumende und Individualität am<br />
Ganzen lassende gezeichnete Gefüge ein Gegenmodell<br />
zu Systemen, in welchen menschliche Regungen zuzulassen<br />
nur ein Scheitern des Systems sein kann.<br />
Vielleicht ist meine Arbeit da eher eine gezeichnete Utopie,<br />
eine Versöhnung von System und Sinnlichkeit … ?<br />
Auch sehe ich natürlich die Schokoladenstücke /<br />
Bühnenstücke in ihrer eigenen Zugerichtetheit …<br />
Und ich sehe, wie Kleist nun sein Streben nach idealem<br />
Glück abschließend mit seinem Selbstmord in Gemeinschaft<br />
– auf das Ruhigste vorbereitet / inszeniert hat, seinen<br />
Bruch mit dem Leben, und jene einschneidende Tat<br />
versprach ihm wohl eine gesuchte Spannung, reizte ihn<br />
auf – als dahin gestellte kürende Konsequenz in seinem<br />
Leben … Hanna Hennenkemper, Februar 2011
peter herrmann<br />
1937 * am 18. Mai in Großschönau bei<br />
Zittau<br />
1954 Hinwendung zur Malerei durch<br />
Teilnahme am Malkurs der<br />
Volkshochschule Dresden bei<br />
Jürgen Böttcher / Strawalde<br />
seit 1961 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
u.a. im Museum Ludwig Köln<br />
seit 1971 als Maler tätig<br />
1984 Ausreise aus der DDR nach<br />
Hamburg<br />
1986 Umzug nach Westberlin<br />
1999 Ordentliches Mitglied der<br />
Sächsischen Akademie der Künste<br />
2001 Fred-Thieler-Preis für Malerei<br />
Berlinische Galerie<br />
lebt in Berlin<br />
Henriette und Heinrich<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
137 x 113 cm<br />
44
annelIse hoge<br />
1945 * in Schönfeld bei Dresden und dort<br />
aufgewachsen<br />
1964 Abitur, anschließend Maurerlehre<br />
1965-67 Technische Universität Dresden<br />
Fachrichtung Architektur<br />
1967-72 Hochschule für bildende Künste<br />
Dresden, Fachrichtung Grafik<br />
seit 1973 freischaffend in Bergen auf Rügen<br />
Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1982-85 Meisterschülerin an der Akademie<br />
der Künste der DDR<br />
bei Prof. Werner Stötzer<br />
seit 1985 wieder freischaffend in Bergen<br />
zu Kleist<br />
2011<br />
Holzschnitt<br />
19 x 16 cm<br />
46<br />
Der Titel meines Druckes bezieht sich auf folgende<br />
Äußerung von Karl August Varnhagen von Ense:<br />
... Wie sehr am äußersten Rande muß der Arme noch<br />
gelitten haben, als er mit sich auch sein Talent, das er<br />
vergötterte, zu vernichten sich entschließen konnte.<br />
Annelise Hoge, März 2011
Jürgen k. hultenreIch<br />
1948 * in Erfurt<br />
geriet mit 17 Jahren wegen<br />
gescheiterter Republikflucht<br />
hinter Gitter<br />
Bassist in der Band Modern Blues<br />
Studierter Bibliothekar<br />
1985 Ausreise aus der DDR nach<br />
Westberlin<br />
seitdem freier Autor in Berlin<br />
zahlreiche Veröffentlichungen<br />
zuletzt Westausgang – 64 Stories<br />
seit 2008 Arbeit als „Tuschör“<br />
Ausstellungen im In- und Ausland<br />
lebt in Berlin<br />
Kleist hat einen Vogel<br />
2011<br />
Tusche, Aquarell<br />
17 x 13 cm<br />
48<br />
Selten – vielleicht nur noch bei Strindberg, der den<br />
Abgrund bewunderte – bekommen wir in Literatur oder<br />
Biographien die Verzweiflung vor den erbarmungs losen<br />
Rätseln unseres Daseins und die Ohnmacht vor der<br />
Vergänglichkeit von allem zersetzender und sprachlich<br />
schöner präsentiert als bei Heinrich von Kleist.<br />
Und noch seltener mag begriffen worden sein, dass genau<br />
dies, wie mir scheint, das einzig sichere Fundament für<br />
Toleranz ist.<br />
Jürgen K. Hultenreich, Januar 2011
katrIn kampmann<br />
1979 * in Bonn<br />
2001-05 Studium an der Universität der<br />
Künste Berlin bei Karl Horst Hödicke<br />
seit 2003 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
2006 Meisterschülerin bei Hödicke<br />
Meisterschülerpreis der UdK<br />
lebt in Berlin<br />
Die Marquise von O...<br />
2011<br />
Tusche, Acryl, Öl auf Leinwand<br />
200 x 250 cm<br />
50<br />
Kleists Novelle „Die Marquise von O...“ lässt den Leser<br />
im Unklaren, ob die Marquise nicht bei Sinnen war, als<br />
sich ihr Retter an ihr verging, ob sie das Geschehene<br />
verdrängt, oder ob sie es, aus Angst vor den Vorurteilen<br />
ihres Standes und in Sorge um ihre gesellschaftliche<br />
Stellung, leugnet.<br />
Diese Unklarheit korrespondiert mit der teilweisen<br />
Abstraktion in meiner Malerei, die in ähnlicher Weise<br />
verschiedene Deutungsmöglichkeiten zulässt.<br />
Katrin Kampmann, Februar 2011
kaI klahre<br />
1981 * in Halle / Saale<br />
1999 Fachabitur Gestaltung<br />
2000 Freies Institut für Kunst und Design<br />
2003 Studium der freien Malerei an der<br />
AKBK Nürnberg bei<br />
Christine Colditz<br />
2005 AKBK Nürnberg bei<br />
Thomas Hartmann<br />
2008 Ernennung zum Meisterschüler von<br />
Thomas Hartmann<br />
seit 2003 Ausstellungen, Messebeteiligungen<br />
und Preise<br />
lebt in Stadlern / Oberpfalz<br />
Schild<br />
2011<br />
Öl auf Aluminium<br />
40 x 40 cm<br />
52<br />
„das Leben ist ein schweres Spiel …, weil man beständig<br />
und immer von neuem eine Karte ziehen soll und doch<br />
nicht weiß, was Trumpf ist; ...“<br />
Dieser Ausspruch von Kleist gefällt mir, da er sich mit<br />
meiner ,Arbeitswelt’ kreuzt.<br />
Die immer von Neuem beginnende Suche, und der<br />
Glaube an das ,richtige’ Finden, der die Suche recht fertigt<br />
und wieder zündet. Einziger Unterschied ist wohl, dass<br />
man die Karte freiwillig zieht, oder ziehen muss.<br />
Kai Klahre, Februar 2011
Jean yves kleIn<br />
1960 * in Montreal / Kanada<br />
1978 Akademie St. Roch Paris<br />
seit 1979 Ausstellungen im In-und Ausland<br />
1980 Ècole Superieure des Beaux-Arts<br />
Paris bei O. Debre<br />
1982 Hochschule der Künste Berlin<br />
1985 Studienreise nach New York<br />
1986 Meisterschüler bei<br />
Martin Engelmann an der<br />
HdK Berlin<br />
1992 Atelierstipendium Stiftung Starke<br />
Berlin<br />
lebt in Berlin und Peleponnes<br />
zerbrochener Krug<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
144 x 115 cm<br />
54
hagen klennert<br />
1962 * in Erfurt, aufgewachsen in Moskau<br />
und Berlin<br />
1978 Lehre als Maler und Lackierer<br />
1981-84 Dekorationsmaler<br />
1985 Flucht in die BRD<br />
Aufenthalt im Ruhrgebiet<br />
1986 Beginn der freiberuflichen Tätigkeit<br />
als Maler und Grafiker in Hamburg<br />
erste Buchillustrationen und<br />
Einzelausstellungen<br />
seit 1987 Ausstellungen und Film-/Theater<strong>projekte</strong><br />
im In- und Ausland<br />
1991 Rückkehr nach Berlin<br />
seit 1998 Zusammenarbeit mit dem<br />
Komponisten Helmut Oehring als<br />
Grafiker und Bühnenbildner<br />
lebt in Berlin<br />
Heinrich von Kleist am 21. November 1811<br />
am Berliner Wannsee<br />
2010<br />
Mischtechnik auf Papier auf Pappe<br />
21,5 x 29 cm<br />
56
haralD-alexanDer klImek<br />
1959 * am 3. Oktober in Frankenthal<br />
(Pfalz)<br />
1979-82 Bauzeichnerlehre<br />
1983-88 Fachhochschule für Gestaltung<br />
Mathildenhöhe, Darmstadt<br />
Fachbereich Kommunikationsdesign<br />
und Graphik<br />
seit 1984 Ausstellungen, Bücher und weitere<br />
Kunst<strong>projekte</strong> im In- und Ausland<br />
1988 Fulbright-Stipendium, USA<br />
1988-90 Studium der Druckgraphik und<br />
Malerei am Pratt Institute Brooklyn,<br />
New York, Master of Fine Arts<br />
1998-2010 Künstlerbücher mit verschiedenen<br />
Verlagen und Kunstdruckereien in<br />
Berlin<br />
lebt in Frankenthal<br />
Drei auf einen Streich<br />
2011<br />
Print, Mischtechnik in Öl auf Leinwand<br />
61,2 x 90 cm<br />
58<br />
Nicht gleichgültig, dass Kleist stotterte.<br />
Dieser Makel erklärt seinen Stil.<br />
Er stürmte beim Schreiben vorwärts,<br />
im Leben zurück.<br />
Harald-Alexander Klimek, Februar 2011
Jürgen köhler<br />
1954 * am 22. Februar in Halle/Saale<br />
1972-76 Studium Verkehrsbauwesen in<br />
Dresden<br />
1976-79 Tätigkeit als Bauingenieur und<br />
Ausstellungstechniker<br />
1979-84 Malereistudium an der<br />
Kunsthochschule Berlin<br />
1986-89 Meisterschüler an der Akademie der<br />
Künste der DDR<br />
seit 1987 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1996 Stipendium des Kulturfonds<br />
1997 Stipendium des Kunstfonds e. V.<br />
Bonn<br />
2004 Egmont-Schäfer-Preis für Zeichnung<br />
lebt in Berlin<br />
Achilles Traum (zu Penthesilea)<br />
2011<br />
Bleistift auf Papier<br />
108 x 76 cm<br />
60
natascha mann<br />
1946 * in Pittersdorf/Bayreuth<br />
1962-64 Studium an der Werk<strong>kunst</strong>schule<br />
Würzburg<br />
1964-68 Studium an der Akademie der<br />
bildenden Künste Stuttgart,<br />
München<br />
1968/69 Fulbright Jahresstipendium für<br />
Malerei und Druckgrafik an der<br />
Universität Corvallis/Oregon, USA<br />
1970-77 Dozentin an der Fachhochschule für<br />
Gestaltung Würzburg<br />
Lehraufträge an der Universität<br />
Würzburg<br />
1972-74 Tanzstudium an der Folkwangschule<br />
Essen<br />
seit 1974 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
1977/78 Fachlehrerin für Radierung an der<br />
Akademie der bildenden Künste<br />
Nürnberg<br />
1979-2000 Arbeitsaufenthalte u.a. in<br />
Polynesien, San Jose/Kalifornien,<br />
Thailand, Kuba<br />
lebt in Marktbreit bei Würzburg<br />
„Penthesilea“ zu Kleist<br />
2011<br />
Acryl, Collage auf Leinwand<br />
100 x 80 cm<br />
62
sophIe natuschke<br />
1950 * in Bautzen<br />
1970-75 Studium der Grafik an der<br />
Kunsthochschule Berlin-Weissensee<br />
1975 Mitglied des Arbeitskreises<br />
Sorbischer Bildender Künstler<br />
(Sorbischer Künstlerbund)<br />
1976/77 Zusatzstudium an der PWSSP<br />
Gdansk / Polen<br />
seit 1979 freischaffend im Oderbruch<br />
1997/98 Aufenthalt in Nepal<br />
2007 Aufenthalt in Armenien<br />
lebt in Neulewin / Oderbruch<br />
Rheinfahrt<br />
2011<br />
Schriftcollage, historisches Vorsatzpapier<br />
gefärbt (Ruß, Pigmente), Seidenpapier gefaltet<br />
93 x 61 cm<br />
64<br />
Das Leben ist das einzige Eigenthum, das nur dann<br />
etwas werth ist, wenn wir es nicht achten ...<br />
Den Textauszug entnahm ich einem Brief Kleists an<br />
Wilhelmine Zenge, geschrieben im Sommer 1801 nach<br />
einer – für Kleist lebensbedrohlichen – Sturmnacht auf<br />
einem Rheinschiff.<br />
Wie kann es sein, dass mir die Beschreibung ...<br />
meiner Interpretation eines Kleist’schen Textes mehr<br />
Kopf zerbrechen macht als die ohnehin verschachtelte<br />
und jedes Mal wie neu auseinander gefaltete Deutung?<br />
Sophie Natuschke, Februar 2011
egIna nIeke<br />
1979 * am 14. Februar in Stuttgart<br />
2001-04 Industrial Designstudium an der<br />
Universität der Künste Berlin u.a.<br />
bei Vivienne Westwood<br />
2004-08 Studium der Malerei an der UdK<br />
bei Burkhard Held und<br />
Robert Lucander<br />
2008 Meisterschülerin bei<br />
Burkhard Held an der UdK<br />
lebt in Berlin<br />
ohne Titel<br />
(Hommage an Goyas Pinturas Negras)<br />
2011<br />
Spray, Öl auf Leinwand<br />
170 x 100 cm<br />
66<br />
Literatur und Philosophie sind schon immer eine große<br />
Bereicherung für meine Malerei gewesen.<br />
Heinrich von Kleist war mir bekannt, eine intensive<br />
Aus einandersetzung mit seinem Werk begann jedoch<br />
erst mit der Vorbereitung zu dieser Ausstellung.<br />
Für Heinrich von Kleist fungieren Versatzstücke der<br />
vorgegebenen Welt als Gerüst seiner konstruierten<br />
Wirklichkeit im Werk. Der Erzähler nimmt dabei keinen<br />
sicheren Standpunkt ein, vielmehr wird der Leser dem<br />
Geschehen und seiner perspektivischen Darstellung<br />
ausgesetzt und muss sich selbst ein Urteil bilden.<br />
Dies entspricht auch meinem Interesse für die<br />
Betrachtung meiner Arbeit.<br />
Obwohl zweihundert Jahre zwischen mir und H. v. K.<br />
liegen, sind seine Aussagen über die Gesellschaft, ihre<br />
Widersprüche und Missstände heute immer noch aktuell.<br />
Kleists Gesellschaft, über die er reflektiert, hat sich nicht<br />
geändert. Wenn man den Kurfürsten austauscht und einen<br />
Unternehmer an seine Stelle setzt, sind die gleichen<br />
scheinheiligen und widersprüchlichen Handlungsweisen,<br />
Unstimmigkeiten und Absurditäten wieder zu ent decken,<br />
welche im System der Gesellschaft selbst begründet<br />
sind.<br />
Als visuelles Pendant diesbezüglich kann das Bild<br />
’Hommage an Goyas Pinturas Negras’ angesehen<br />
werden. Diesem Bild liegen Auseinandersetzungen<br />
mit den in Deutschland vorherrschenden Verhältnissen<br />
zugrunde, wobei nicht nur finanzielle, sondern auch<br />
geistige und seelische inbegriffen sind.<br />
Regina Nieke, März 2011
achIm rIethmann<br />
1979 * in London /England<br />
2000/01 Grundstudium Kunst und Design<br />
am Falmouth College in Cornwall/<br />
England<br />
2002-07 Studium und Meisterschüler an der<br />
UdK Berlin bei Leiko Ikemura<br />
seit 2007 zahlreiche Ausstellungen im<br />
In- und Ausland<br />
2008-10 Atelierstipendium der<br />
Karl-Hofer-Gesellschaft<br />
2011 Gastdozent am Malta College of Art,<br />
Science an Technology<br />
lebt in Berlin<br />
G 13<br />
2011<br />
Aquarell auf Papier<br />
105 x 130 cm<br />
68<br />
Heinrich von Kleists Erzählungen basieren oft auf gesellschaftlichen<br />
Ausnahmesituationen. Zum Teil stellen diese<br />
Zustände den Beginn oder gar Auslöser einer Geschichte<br />
dar, wie z.B. der Krieg in Die Marquise von O... oder die<br />
Rassenunruhen in Die Verlobung in St. Domingo. Zum Teil<br />
sind soziale Unruhen aber auch Gegenstand, bzw. Höhepunkt:<br />
Michael Kohlhaas oder Das Erdbeben in Chili.<br />
Diese Ausnahmesituationen werden bei Kleist vom<br />
Menschen geschaffen. Es handelt sich in der Regel<br />
um sozial und gesellschaftlich rel<strong>ev</strong>ante Konflikte ohne<br />
moralische Bewertung. Ich sah dort einen Zusammenhang<br />
zu meinen Arbeiten, da ich versuche, ähnliche<br />
Themen in meine Kunst zu integrieren, darüber zu<br />
reflektieren. Gesellschaftliche Krisen bilden in meinen<br />
Bildern ebenfalls Ausgangspunkte oder Themen möglicher<br />
Geschichten. Die naturalistische Darstellungsweise<br />
ermöglicht narrative Assoziationen.<br />
Im Gegensatz zu Kleist versuche ich allerdings individuelle<br />
persönliche Schicksale explizit nicht zu thematisieren.<br />
In der Arbeit G 13, die für diese Ausstellung und in Beziehung<br />
zu Kleists Erzählungen entstanden ist, habe ich<br />
dennoch die Möglichkeit gesucht, eine persönliche Geschichte<br />
anzustoßen.<br />
Relativ zentral findet sich deshalb vergleichsweise<br />
deutlich eine einzelne Person. Diese Figur konnte ich<br />
durch das Auslassen und die Umrandung durch die<br />
Uniformierten indirekt andeuten, ohne mich festlegen<br />
zu müssen. Sie, vielmehr ihre Geschichte könnte das<br />
zentrale Motiv darstellen. Dennoch wird niemand<br />
Bestimmtes porträtiert, es ist noch nicht einmal klar, ob es<br />
sich um ein Opfer handelt oder ob der Figur in dieser Situation<br />
geholfen wird. Es bleibt dem Betrachter über lassen,<br />
ob er sich diesem persönlichen Schicksal hingeben<br />
möchte und ob sich eine Geschichte daraus entwickelt ...<br />
Achim Riethmann, 26. März 2011
BoDo rott<br />
1971 * in Ingolstadt<br />
1991 Abitur<br />
1992 Studium an der Akademie der<br />
bildenden Künste Nürnberg<br />
1996 Wechsel an die Hochschule der<br />
Künste Berlin<br />
1999 Ernennung zum Meisterschüler<br />
seit 1999 zahlreiche Ausstellungen im<br />
In- und Ausland<br />
lebt in Berlin<br />
Puppentheater<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
50 x 60 cm<br />
70
hans scheIB<br />
1949 * in Potsdam, aufgewachsen in<br />
Berlin<br />
1966-69 Schriftsetzerlehre<br />
1971-76 Studium an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Dresden<br />
seit 1976 freischaffender Bildhauer in Berlin<br />
Prenzlauer Berg<br />
seit 1978 Ausstellungen im In- und Ausland<br />
seit 1985 in Berlin Charlottenburg<br />
1995 Kunstförderpreis der Akademie der<br />
Künste Berlin<br />
2001 Mitglied der Freien Akademie der<br />
Künste Hamburg<br />
2006 Pirosmanis Tisch, Tbilisi / Georgien<br />
2007 Visiting Artist, Oberlin College,<br />
Oberlin, Ohio<br />
lebt in Berlin<br />
H. v. Kleist<br />
2010<br />
Kaltnadel, Tusche<br />
14 x 11,5 cm<br />
72<br />
... So sah die Nötigung der Lange-Müllerin aus.<br />
Redaktion „die horen“<br />
Berlin, 8.8.2010<br />
Lieber Bürger Scheib,<br />
...<br />
Bitte, ruf ihn Dir mal vor’s Auge, den Radikalinski Kleist<br />
und<br />
gib, was Du siehst, weiter an Deine begnadete Hand!<br />
Mit ganz herzlichem Gruß<br />
old Katja<br />
...<br />
Hans Scheib in einem Brief an die Kuratorin der Ausstellung im<br />
Januar 2011. „old Katja“ ist die in Berlin lebende Schriftstellerin<br />
Katja Lange-Müller, geboren 1951 in Berlin-Lichtenberg.
seBastIan schraDer<br />
1978 * in Berlin<br />
1997 Abitur<br />
1998 Zivildienst<br />
seit 2004 Ausstellungen und Messebeteiligungen<br />
im In- und Ausland<br />
2006 Diplomabschluss für Malerei in der<br />
Klasse von Werner Liebmann<br />
Kunsthochschule Berlin-Weissensee<br />
2007 Meisterschüler bei Werner Liebmann<br />
lebt in Berlin<br />
Die Marquise von O...<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
30 x 24 cm<br />
74
eInharD stangl<br />
geboren in schwierigen Zeiten,<br />
trotz vieler Mahnungen in Dresden studiert,<br />
Maler geworden und nicht Künstler ...<br />
viel zu viele Ausstellungen in zu vielen<br />
Ländern,<br />
lebt er am liebsten in Berlin und beneidet<br />
niemanden um nichts.<br />
Ist produktiv und hat Ideen.<br />
Liebt u.a. auch Landschaften, Bars und Städte<br />
bei Nacht.<br />
Kleist und ...<br />
2011<br />
Öl auf Leinwand<br />
115 x 145 cm<br />
76<br />
Kleist, ein großer deutscher Avantgardist, verkannt,<br />
unglücklich, gescheitert, leidend an der körperlichen<br />
Bestimmung und an der falschen Zeit, alles was die<br />
Moderne heute so verdächtig macht.<br />
Reinhard Stangl, März 2011
straWalDe<br />
1931 * am 8. Juli als Jürgen Böttcher in<br />
Frankenberg/Sachsen<br />
1937 Umzug der Familie nach<br />
Strahwalde/Oberlausitz<br />
1949-53 Studium der Malerei an der<br />
Hochschule für Bildende Künste<br />
Dresden<br />
1953-55 freischaffend in Dresden<br />
Lehrtätigkeit an der<br />
Volkshoch schule, Schüler u.a.<br />
Peter Makolies, Ralf Winkler (A.R.<br />
Penck), Peter Herrmann<br />
1955-60 Studium der Filmregie an der<br />
Deutschen Hochschule für<br />
Film<strong>kunst</strong> Potsdam-Babelsberg<br />
1960-91 Regisseur am DEFA-Studio für<br />
Dokumentarfilme Berlin<br />
1961 Dokumentarfilm Drei von vielen<br />
(Film über den Dresdner<br />
Freundeskreis: Peter Graf,<br />
Peter Makolies, Ralf Winkler)<br />
wird verboten<br />
Ausschluss aus dem Verband<br />
Bildender Künstler Deutschlands<br />
1989 Wahl zum Mitglied der Akademie<br />
der Künste Berlin (West)<br />
ab 1991 freischaffender Maler in Berlin<br />
1991 Salzburg, Gastprofessur an der<br />
Sommerakademie<br />
1998 Dresden, Wahl zum Mitglied der<br />
Sächsischen Akademie der Künste<br />
2001 Verleihung des Verdienstkreuz<br />
1. Klasse des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
2006 Verleihung der Berlinale-Kamera an<br />
Jürgen Böttcher<br />
lebt in Berlin Karlshorst<br />
Gedenktafel für Heinrich von Kleist<br />
2011<br />
Collage, Assemblage<br />
120 x 80 cm<br />
78
uth tesmar<br />
1951 * in Potsdam<br />
1981 Promotion<br />
1983 Diplom für Malerei und Grafik an<br />
der Kunsthochschule Berlin<br />
Weissensee<br />
Hinwendung zu einem poetischen<br />
Expressionismus nach Anregungen<br />
durch Texte von Trakl, Celan,<br />
Rimbaud, Hölderlin, Lasker-Schüler,<br />
Bachmann, Kleist u.a.<br />
seit 1986 Ausstellungen, Buch<strong>projekte</strong> und<br />
andere künstlerisch-literarische<br />
Projekte im In- und Ausland<br />
seit 1993 Professorin für Künstlerisch-<br />
Ästhetische Praxis und Leiterin des<br />
MENZEL-DACH an der Humboldt-<br />
Universität zu Berlin<br />
lebt in Berlin<br />
Brief eines Dichters an einen Anderen<br />
(Heinrich von Kleist, 1811)<br />
2011<br />
Materialcollage und Handschrift<br />
auf Bütten in drei Teilen<br />
120 x 50 cm<br />
80<br />
Die poetische Rede schafft ihre Werkzeuge im Gehen<br />
und vertilgt sie im Gehen ...<br />
Ossip Mandelstam<br />
Heinrich von Kleist hat mich, wie Paul Celan, Georg Trakl,<br />
Else Lasker-Schüler, Gertrud Kolmar, Arthur Rimbaud<br />
oder Ossip Mandelstam immer wieder anregend<br />
ermutigt, Bildhaftes zu formen. Die Alchimie der Worte<br />
ließ mich das Wunder einer imaginativen Übertragbarkeit<br />
erfahren, so ich es wagte, meiner Lektüre eine sichtbare<br />
Entsprechung zu geben.<br />
Die Dramatik, Kraft und Zeitlosigkeit Kleist’scher Wortbilder,<br />
das Überdauern seiner Gedanken beeindrucken<br />
und begleiten mich seit langem bei meiner künstlerischen<br />
Arbeit. Dichter wie Heinrich von Kleist hinterlassen<br />
uns das kostbarste Lebensmittel, welches es gibt: Die<br />
Sehnsucht und die Neugier auf das Unausgesprochene,<br />
Noch-zu-Findende; die Sehnsucht nach der Suche.<br />
Wenn jener Schlüssel zur Freiheit gefunden wird, ist es<br />
möglich, in eigenen, zwangvollen Räumen zu überleben.<br />
Abgelagert Gewusstes und ins Unterbewusstsein<br />
Gesunkenes spült an die Oberfläche. Wir können<br />
den unbegrenzten Raum individueller Weltschöpfung<br />
betreten, indem geheimnisvolle lebensrettende Dialoge<br />
ihren Anfang nehmen.<br />
Pavel Florenski vermittelt dieses Phänomen anschaulich:<br />
Von jedem Wort gehen feine, aber feste Fühlfäden aus,<br />
die sich mit solchen anderer Worte verschlingen, und es<br />
ist dieses kräftige Netz aus fast unsichtbaren Fäden, das<br />
Wirklichkeiten erfasst, die der Schulsprache unzugänglich<br />
sind.<br />
Heinrich von Kleist zugeeignet<br />
Ruth Tesmar, März 2011
manfreD zoller<br />
1947 * in Zeitz<br />
1969-79 Medizinstudium<br />
Beginn intensiver künstlerischer<br />
Tätigkeit<br />
seit 1979 freiberuflich als Maler und Grafiker<br />
1980-83 Meisterschüler bei Gerhard Kettner<br />
an der Hochschule für Bildende<br />
Künste Dresden<br />
1985-90 Leitung der Abteilung Künstleranatomie<br />
an der Hochschule für<br />
Bildende Künste Dresden<br />
seit 1990 Lehrtätigkeit an der<br />
Kunsthoch schule Berlin-Weissensee<br />
1993 Berufung zum Professor<br />
2001 Lehrbuch Gestalt und Anatomie<br />
2008/09 Gastprofessur an der<br />
Deutschen Universität Kairo (GUC)<br />
im Winter semester<br />
2009 Gastprofessur an der Universität der<br />
Künste Tokio im Sommersemester<br />
lebt in Hohen Neuendorf b. Berlin<br />
Gleichgewicht<br />
1990/94<br />
Eitempera auf Hartfaser<br />
50 x 60 cm<br />
82
Impressum<br />
84<br />
Vierunddreißig zu Kleist<br />
Ausstellung<br />
Orte<br />
Buch<br />
ein Projekt von <strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong> e.v., www.<strong>kunst</strong><strong>projekte</strong>-<strong>ev</strong>.de<br />
Bilder und Blätter von 34 bildenden Künstlern<br />
zu Heinrich von Kleist 2011<br />
Idee und Realisierung Anke Zeisler<br />
St. Marienkirche Frankfurt (Oder)<br />
30. April bis 26. Juni 2011<br />
Galerie Alte Schule Berlin Adlershof<br />
26. August bis 30. September 2011<br />
Städtische Galerie Speyer<br />
20. Januar bis 4. März 2012<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
Bezirksamt Treptow-Köpenick Berlin, Kulturamt<br />
Märkische Oderzeitung<br />
Städtische Galerie Speyer<br />
Herausgeber<br />
Redaktion Anke Zeisler<br />
Fotos Gunter Lepkowski S. 19, Roman März S. 21, Constantin Stephan<br />
S. 25, Marcel Grabsch S. 33, Bernd Kuhnert S. 39,<br />
Sebastian Schobbert S. 45, Fotoatelier Wiesenberg S. 47, Horst Kirsch<br />
S. 59, Bernd Borchardt S. 61, Olaf Wylluda S. 79, Ulrike Koloska S. 81,<br />
Archiv Zeisler S. 27, 37, 73<br />
Layout Anke Zeisler<br />
Grafische Umsetzung Manuel Schiga<br />
Druckvorbereitung Satz- und Lithocenter Strausberg<br />
Druck Eppler & Buntdruck Berlin<br />
© 2011 bei den Künstlern, Fotografen und Autoren<br />
Anke Zeisler, <strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong> e.v.<br />
Kleist-Museum Frankfurt (Oder)<br />
Auflage 600<br />
Preis 20,00 €<br />
ISBN 3-937155-11-2<br />
edition timpani<br />
<strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong><br />
e.v.<br />
Kleist-Museum<br />
Frankfurt(Oder)
<strong>kunst</strong> <strong>projekte</strong><br />
e.v.