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Spurensucher - Dörnick

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Jahrhunderte, damit man dann auch herausfinden kann, was für unsereGemeinde von Belang ist. Inhaltsverzeichnisse, wie wir sie heute kennen,gab es da natürlich nicht.2oMan muss den Mut zur Lücke haben, denn wer kann schon 18.000handgeschriebene Seiten mal eben durchlesen. Hinzu kommt, dass jede alteSchrift ihre Eigenheiten hat, dass man sich erst einlesen muss, umüberhaupt den Sinn zu erfassen. Und das dauert, man schafft das nichtwährend einer Sitzuns im Lesesaal.Das Landesarchiv 0r".,", die Möglichkeit, Kopien anfertigen zu lassen.Diese werden auch nach Hause geschickt, es braucht allerdings 2 bis 4Wochen, bis man sie in Händen hält. Dann aber kann man sich in Muße mitden jeweiligen Handschriften befassen. Und es ist für mich jedes Mal eingroßartiges Erlebnis, wenn lange zurückliegende Lebensverhältnisse beiuns in Dörnick und Karpe wieder lebendig werden durch das Erschließensolcher alten Texte.Bei mir auf dem Schreibtisch liegen zurzeit Kopien über Rochusruh,Karperbek und die Hinterste Wache, die es zu entziffern gilt. Zu gernhätte ich eine Textprobe hier eingefi.igt, aber ein solches Unterfangenverlangt ein Genehmigungsverfahren und kostet ziemliche Gebühren.Eine weitere Fundgrube für <strong>Spurensucher</strong> sind die Schätze im PlönerKreisarchiv, die sich mit Hilfe von Frau Beese problemlos finden lassen.Eine Kostprobe gibt der im folgenden Artikel vorgestellte alte Brief ausdem Magazin des Kreisarchivs, geschrieben von dem damaligen DörnickerLehrer Hanssen an den aufsichtsführenden Plöner Pastor.Viel Arger um frisch gemolkene Milchin unserem Dorf vor rund 160 JahrenWohlverwahrt in säurefreiem Karton ruht im Magazin des PlönerKreisarchivs ein sorgfültig geschriebener, 7 % Seiten langer Brief, derneugierig auf seinen Inhalt macht. Der an den Pastor gerichtete Briefstammte aus der Feder eines gewissen C.G. Hanssen und wurde imSeptember 1844 in Dörnick geschrieben.


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Beginn dieses Argers schildert Lehrer Hanssen in seinem Brieffolgendermaßen:,,Zur Herstellung der geschwdchten Gesundheit.fing ich diesen Sommerüber an mich der Milchkur zu bedienen und bezog die dazu erforderlicheMilch von einem zuncichst wohnenden Nachbarn, statt sie, wie sonst derFall, von Hinz zu nehmen, weil dieserzu entfernt wohnte und sie also nicht,wie nöthig wer, frischgemolkenliefern konnte. Ich lie/3 es mir nichtträumen, doß dieser Umstandgeeignet sein sollte, so gro/3en Ansto/3zu geben, und es mufite michbefremden, als ich eben um Johannivon seiner Hond einen beleidigenden Brie.f erhielt, der diese bei Anderenbeschffie Milchlieferung mir zum Vorwurf machte und zugleich dieDrohung enthielt, ftir die angelieferte, anders abgenommene Milch 2Reichsthaler abziehen zu wollen. Ich beachtete inde/3 diesen Brief nichtweiter, weil ich glaubte, da/3 derselbe einer augenblicklichen Übereilungseinen (Irsprung zu verdanken hcitte, da ja der Mensch nicht immer jedenAugenblickes Herr ist, und fuhr fort, wie bisher die frischgemolkene Milchvom erwähnten Nachbar sowohl als die für Küche und Hausgebrauch vonHinz noch ferner zu beziehen und da ich, seine eigentliche Absicht nichtkennend, die mir erst spdter klar geworden (ndmlich bei der Gelegenheitdie Pacht wohlfeiler zu erhalten), ihn doch noch achten zu können glaubte,so fa/3te ich den Entschlu/3 den ersten Schritt zur Ausgleichung jenesMi/Sverstcindnisses, wie ich glaubte, zu thun und führte ihn aus, als ichspdter einmal mit ihm zusammentraf, Er motivirte damals seineBehauptungen im Brief dadurch, da/3, weil er gehalten und verpflichtet sei,die nöthige Milch fir meinen Gebrauch zu liefern, mir dagegenmeinestheils die Verpflichtung obliege, auch von ihm, ohne Ausnahme, wesich brauche zu nehmen..."--?2.Der Kleinkrieg nahm seinen weiteren Verlauf. Der ,,erste Schritt" desLehrers zur Beilegung des Streites führte lediglich zu einer Vertagung. DieAngelegenheit sollte später weiter besprochen werden. Hanssen fuhr inseinem Brief fort:,,(.lmso mehr mutJte es mich überraschen, da/3 er am I2ten Aug. Abends alser, vom Fischen zurückgekehrt, mich an der Tht;r stehend fandt, sich mitvieler Heftligkeit über den frAher besprochenen Gegenstand auslie/3 und so


##25laut ward, da/3 mehrere Zuhörer aus der lr{achbarschaft sich neugierig umuns versammelten. Der Hauptinhalt seines mit lcrciftigen Betheuerungenuntermischten Vortrags war, er wolle das Schulland gar nicht mehr.fi)r den.früheren Preis haben, auch wolle er keine Milch mehr liefern. Allmcihlich,da ich ihm ziemlich knltblütig zuhörte, legte sich der Sturm in etwas und er.fing an, etwas gelindere Seiten aufzuziehen ...."Als nächsten Gesprächstermin schlug der Fischer den nächsten Morgen um8 Lfhr vor, wenn es sein Geschäft erlaubte. Bei dieser Gelegenheitversuchte der Fischer den Pachtpreis auf 48 Reichsthaler zu drücken, mitder Milchlieferune wollte er nichts mehr zu tun haben. Dazu Hanssen inseinem Briefi,,Ich lie/3 mich auf den Vorschlag, die Pacht zu verrinf1ern, nicht ein undhinsichtlich der Milchlieferung, da ich kein Freund des Streites bin, schlugin ihm vor, wcts er in dieser Hinsicht frtiher nicht gewollt. Wenn er mirAbends jedesmal die frischgemolkeneMelken im Jahre 1929. Fotos von1844 sibt es noch nicht!Milch zuschicken und dofü, angelegentlichSorge tragen Sorge tragen wolle, wolle, da/3 sie da/3 sie auf auf dem dem WegeWegenach meinem Hause so wenig wie möglicherkalte, so sei ich bereit auch die für michzum Trinken bestimmte Milch ferner vonihm zu nehmen. Dagegen bemerkte er, da/3,da er oder seine Frau sie nicht bringenwürden, es ja nicht anders zu beschaffensei, als doß er sein Kind d.h. seinenhalberwachsenen Sohn Johann schicke. Dieser müsse aber mit ihm zumWehr und von da zurückgekommen, sich satt essen, worin wir ihn nichtstören wollen. Ich machte einen Scherz daraus und bemerkte, da/3 derSpaziergang zu mir für ihn noch besseren Appetit geben würde. Auf dieseArt knm also die Verhandlung auch diesmal nicht zu Stande."Hinz eilte daraufhin zu seinem Schrank und nahm Einsicht in seinContractbuch. Er hatte die Pacht am 12. Sept. 1840' angetreten, er wollteam 13. Sept. d. J. 1844 abtreten. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, indessen Verlauf der Lehrer den Hinz als starrköpfig bezeichnete und dieserihn mit Klage bedrohte. Weil Hanssen das Land nicht selbst behaltenwollte, verpachtete er es am 17. Aug. 1844 an die Witwe Petersen zuRochusruhe.' Bei Pachtbeginn 1840 gehörte das Schulland dem Lehrer Lemke, dem Vorgänger des Lehrers Hanssen.


Trotz Aufkündigung des Pachtvertrages ließ Hinz seine Kühe in Nachmatt(Grummet) und verdarb dadurch die Weide". Das Pachtgeld wurdeverspätet bezahlt unter Abzug von 8(!) Reichsthalern, weil 4 Monate langkeine Milch abgekauft worden war. Auch behauptete Hinz, er dürfe dieWeide noch bis Martini benutzen. Endlich kam es zu einemSchlichtungsversuch bei Klüver unter Beisein von Frau Hinz.Voraussetzung war, daß die Witwe Petersen von der Pacht zurückträte.Dann könnte Hinz zu ihren Bedingungen wieder in den Vertrag eintreten,der allerdings erweitert war um die Lieferung von zwei guten FudernDünger für den Garten und die Lieferung von Stroh .Ein neuer Pachtvertragmit Hinz kam nicht zustande. Der Lehrer verlangte Schadensersatz für dieBeweidung des Schullandes nach Ablauf des Pachtvertrages und Zahlungder vorenthaltenen 8 Reichsthaler. Der lange Brief endet mit den Worten:,,Da meine Vermögensverhriltnisse nicht von der Art sind, da/3 ich Hinz das schenkenkönnte, was er mir noch schuldig ist, so darf ich die Sache nicht auf sich beruhenlassen. Nur wünsche ich keine Kosten aufwenden zu dürfen, die ich nicht zu tragen imStande bin. Es möchte sich wohl noch Jemqnd finden, der es über sich ncihme, mirkastenfrei zu meinem Rechte zu verhelfen. Vielleicht wcire es lhnen möglich, mirJemanden nachzuw eis en. "##24Wie mag die Sache wohl ausgegangen sein? Ob es vor Hanssens Tod nochzu einer Einigung gekommen war?Nachtrag zum Thema: Schulland, nach Informationen von Herrn GustavDanker, unserem letzten Lehrer in Dörnick:Neben der Vergütung in Bargeld und einer Lehrerwohnung im Schulhausestand dem Lehrer auf dem Dorf außer seinem Garten auch Schulland zurVerfügung. Dies war Deputatland, d.h. für die Überlassung derlandwirtschaftlichen Nutzfläche wurde ein bestimmter Betrag auf dasGehalt angerechnet. Wenn der Lehrer das Land nicht selbst nutzen wollte,verpachtete er es.Lehrer Behnke war bei uns in Dörnick derLetzte, welcher Schulland besaß,das er an Steinfeldt, Wienbarg, verpachtet hatte.Nach dem Kriege wurde das Schulland fur 2-3 Jahre Gemeindeland.Danach wurde es in etwa gleich große Parzellen aufgeteilt, die alsGartengrundstücke vergeben wurden, um in den Notzeiten kurz nachKriegsende die Ernährung zu sichern.- Aus dem Schulland wurdeSiedlungsland. Darauf stehen die Häuser am Birkenweg (ohne Steinfeldt)und das Häuschen, in dem Katharina Holst einst wohnte.Ingeburg JeschkeTel.:04526-8229

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