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Der Personalratder Zentral- und Landesbibliothek informiert...


InhaltS. 2 EditorialS. 4 Beschreibung des Ablaufs bis hin zur beabsichtigtenÜbergabe eines Großteils des Erwerbungsetats derZLB an die EKZS. 9 Nachtrag zur MitarbeiterbefragungS. 1 4 Mitarbeiterkommunikation in der ZLBS. 1 8 Dezentrale BudgetierungS. 20 Das geplante neue Bestands- undOrganisationskonzept der ZLB, EinzelaspekteS. 25 Kritik des Konzepts zur Bestands- undOrganisationsentwicklung für die Zentral- undLandesbibliothek Berlin von Peter Delin und UrsulaMüller-SchüsslerImpressum:Herausgeber:Personalrat der Zentral- und Landesbilbiothek BerlinPostfach 61 01 79, 1 0921 Berlinemail: personalrat@zlb.deTel.: 030/90226-708Redaktion:Lothar Brendel, Axel Brumma, Leyla Ezer-Hahn, SebastianFinsterwalder, Christian Gadzikowski, Juliane Hensel, ErnstHöwer, Marek Keller, Bernhard Kuhlmann.Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Lothar BrendelGestaltung: Sebastian FinsterwalderComic: Marek KellerArtikel mit vollständiger Namensnennung geben nicht unbedingtdie Meinung der gesamten Redaktion wieder.Bildnachweis:Titel: OTFW, Berlin. Editorial und diese Seite: Nicholas Eckart.Sonstige Bilder wurden, wenn nicht anders angegeben, von derRedaktion erstellt.­ 03 ­


Beschreibung des Ablaufs bis hinzur beabsichtigten Übergabeeines Großteils desErwerbungsetats der ZLB an dieekz.bibliotheksservice.GmbH inReutlingenL.B.Bei einer Personalversammlung am06.11 .201 3 teilte Herr Heller gegenüber derBelegschaft mit, dass ihm ein Prüfberichtvorliegt, der nahelegen würde, dass dieBeauftragung des sogenannten großen ID fürdie ZLB wirtschaftlich sinnvoll sein könnte.(Der große ID ist der Name für ein deutschlandweitstandardisiertes Komplettangebotvon ca. 1 6.000 Buchtiteln der ekz.bibliotheksserviceGmbH in Reutlingen.)Mit den Daten von 201 0 stellte die ekz.bibliotheksserviceGmbH nach eigenen Angabeneine Überschneidung der ZLB-Erwerbung mitdem ID-Groß von angeblich 93 % fest. Dieserschien nicht sehr wahrscheinlich.In einem mit der Dienststellenleitung abgestimmtenProtokoll des Monatsgesprächsvom 20.11 .201 3 heißt es: „Vor Entscheidungenüber weitere Maßnahmen beabsichtigtHerr Heller erneut eine Beauftragung an dieEKZ, mit dem Ziel zu ermitteln, in welchemUmfang der Inhalt des ‚großen ID‘ in der ZLBohnehin angeschafft wird.“Zum vorgelegten Datenabgleich der EKZhatten sich mit Schreiben vom 1 4.02.201 4die Referatsleiterinnen und Referatsleiter derAbteilung 2 ausführlich geäußert und nachgewiesen,dass die Nutzung des gesamtengroßen ID der EKZ für das Profil der ZLBnicht sinnvoll ist. Das Thema war dannregelmäßig Gegenstand in den Monatsgesprächenzwischen Dienststellenleitung undPersonalrat.Nachdem Herr Heller mit seinem Vorhaben inder zuständigen Fachabteilung auf fundiertenWiderspruch gestoßen ist, hieß es nun aufNachfrage des Personalrats am 1 9.02.201 4im mit der Dienststellenleitung abgestimmtenProtokoll des Monatsgesprächs:„Im weiteren Verlauf wird es eventuell einenWorkshop mit der ekz geben, es soll sich mitanderen Bibliotheken zum Thema ausgetauschtwerden und die Ergebnisse sollen imHaus mit dem bibliothekarischen Fachpersonaldiskutiert werden und daran anschließendwird eine Entscheidung gefällt, möglichstnoch in diesem Jahr.()“Im April 201 4 wurde vom Managementdirektordann eine sogenannte Personalüberdehnungbekanntgegeben, obwohl doch seit201 2 extra die hoch dotierte Vorstandsstellemit kaufmännischer Kompetenz in der ZLBgeschaffen wurde, um finanzielle Problemeder Stiftung nicht erst entstehen zu lassen.­ 04 ­


Seit Mitte 201 2 wurde diese Stelle desManagementdirektors aus der Position desAbteilungsleiters Kultur in der Senatsverwaltungheraus mit Herrn Volker Heller besetzt,der seit dem als alleiniger Vorstand der ZLBagiert.Der Workshop ergab: Der ID-Groß ist für denBestandsaufbau der ZLB ungeeignet. Nur ca.50 % der Titel waren tatsächlich von der ZLBin 201 2 angeschafft worden. Ca. 2.000 Titeldes großen ID kamen ohnehin als Pflichtexemplarein die Bibliothek.Er wechselte in diese Position direkt aus seinerFunktion als Stiftungsratsvorsitzender derStiftung Zentral- und Landesbibliothek, wobeider Stiftungsrat insbesondere die wirtschaftlicheSteuerung der ZLB zu überwachen hat.Dennoch lief angeblich unbemerkt ein Defizitvon 1 ,1 Mio. Euro auf, u.a. wegen Einstellungenohne vorhandene Stellen in 2011 und201 2 und Beschäftigungspositionen fürBauprojekte ebenfalls ohne Stellen. Dengrößten Teil des Defizits bilden die Tariferhöhungenvon 201 2 bis 201 5. Zusätzlichbeanspruchte der Management-Vorstand 5Vollzeitäquivalente für sogenannte Zukunftsaufgaben.Die nicht erworbenen Titel erwiesen sichnach erfolgter Einzelfallprüfung durch dieLektorinnen und Lektoren weitgehend als fürdas Profil der ZLB ungeeignet oder überflüssig.Als konkretes Ergebnis der Anwesendendes Workshops war festzuhalten: Fürdas Fachgebiet „Reise-Freizeit-Lebensführung“sollte Standing Order bei der EKZausprobiert werden, inklusive einer zu erstellendenKonkordanz; im Referat 2c solltenApproval Plans ausgeweitet werden, „mitanschließender Evaluation und weiterer Ausweitung.“Im Schlusswort formulierte derModerator Herr Mietke aus Bremen: „Dieweiteren Entscheidungen liegen beimVorstand der ZLB.“Im Mai 201 4, noch vor der Abstimmung zum Vielleicht war auch ihm klar: Der EKZ-ZLB-Neubauvorhaben auf dem TempelhoferFeld wurde dann ein Workshop mit der EKZWorkshop brachte nicht das von der Dienststellenleitunggewünschte Ergebnis.organisiert, vorgeblich um die Zweckmäßigkeitdes Einsatzes von ‚Approval Plans‘ und/ Im Monatsgespräch am 1 6.07.201 4, zweioder die Übernahme von ‚Standing Orders‘durch die ekz.bibliotheksservice GmbH ausReutlingen fachlich zu prüfen.Monate nach dem Workshop hatten wir nachgefragt:„Der Workshop zum Thema ‘Approval Plans’und ‘Standing Order’in der ZLB hatte zumTeilgenommen haben daran neben Referatsund Abteilungsleitungen der ZLB, BibliotheksvertreterErgebnis, dass die EKZ versuchsweise denBereich (ehemals) General Interest betreuenaus Bremen, Hamburg, Dresden, sollte und in anderen ausgewählten Fach-Herr Rogge aus Mitte sowie Vertreter derekz.bibliotheksservice GmbH. Auch ein Personalratsvertreterdurfte, nach Anfrage, daranbereichen versuchsweise das Instrument ‚ApprovalPlans‘ zum Einsatz kommen soll. Wieist der konkrete Planungsstand?“teilnehmen.­ 05 ­


Rolling Acres shopping center in Akron, Ohio | Foto: Nicholas EckhartHerr Heller erklärte dazu:Stattdessen gab der Managemendirektor ein„Die Ergebnisse des Workshops befinden Konzept zur Anpassung der ZLB an diesich derzeit noch in der Auswertung, die imErgebnis zeigen soll, ob(!) die versuchsweiseEinführung von Approval Plans in einzelnenKomplettübernahme des ID-Groß der EKZbei den Professoren Vonhoff und Umlauf inAuftrag.Fachgebieten oder eine breiter aufgesetztePlanung(!) für die ZLB sinnvoll ist. ()“ Am 29.07.201 4 präsentierte der Managementdirektorseine sogenannten VisionssätzeIm Protokoll heißt es weiter:gegenüber den Beschäftigten, u.a. mit der„Dem Eindruck des Personalrats nach wird „Vision 4“. Danach soll das sogenanntedas fachlich erzielte Ergebnis des Workshops „Massengeschäft“ der Ausleih-bibliothek nurnur deshalb nicht umgesetzt, weil das Ergebnisnoch aus den „höchst aktiven Medien“die Einkaufszentrale in Reutlingen ledig-bestehen und nach „stringenter Outpout-lich mit der Belieferung des Bereichs (ehemals)Orientierung“ organisiert sein. Ziel sei einGeneral Interest zu betrauen, dem „Höchstmaß von wirtschaftlichem Einsatz vonVorstand nicht ausreichend ist. Der PersonalratFremddienstleistungen“ (In: Die ZLB vongewinnt zunehmend den Eindruck, dass Morgen, S. 27).die für Bestandsentwicklung eigentlich zuständigeAbteilung 2 durch die Dienststellenleitungzunehmend zurückgedrängt wird.“In der Personalversammlung am 06.08.201 4haben auf Einladung des Personalrats dieehemaligen Kollegen Ursula Müller-SchüsslerDurch die weitere Entwicklung hat sich dieserEindruck zur Gewissheit verstärkt.und Peter Delin zum Thema ‚Perspekti-ven für die Entwicklung der Zentral- undLandesbibliothek Berlin nach dem ScheiternAlternative Verfahren zur Komplettübernahmedes ID-Groß, die im Workshop mit derdes Neubauprojekts in Tempelhof‘ Stellunggenommen und eine geplante Übergabe desEKZ zur Sprache kamen, wie z.B. Approval Bestandsaufbaus an die ekz.bibliotheksservice.GmbHPlans mit Berliner Buchhandlungen, durftennicht weiter verfolgt werden.folgendermaßen thematisiert:„Die Ausleihbibliothek soll voraussichtlich nurnoch aus den "höchst aktiven Medien" beste-­ 06 ­


Umlauf sind bereits Gutachten vornehmlich­ 07 ­hen und nach "stringenter Output-Orientierung"für kleinere und mittelgroße Bibliotheken be-organisiert werden...kannt, denen übereinstimmend eine engeDie Auswahl der Medien dürfte dann die Zusammenarbeit mit der EKZ empfohlenBibliothek größtenteils nicht mehr selbst wurde).treffen, denn angestrebt wird ein "Höchstmaß Da der Auftrag an die ProfessorInnen einevon wirtschaftlichem Einsatz von Fremd- Prüfung von Alternativen gar nicht erstDienstleistungen". Die Neuerscheinungen vorsah, darf wohl behauptet werden, dasswürde überwiegend der ekz-bibliotheksservice,sowohl die Auswahl der ProfessorInnen,eine Einkaufszentrale für ÖffentlicheBibliotheken in Reutlingen, regalfertig liefernmehr noch die Formulierungen und Vorgabender Beauftragung im Hinblick auf das zu– allerdings mit einem viel zu geringen erwartende und von vornherein gewünschteTitelangebot. Für eine Bildungseinrichtung Ergebnis vorgenommen wurden.wie die ZLB mit ihrem Schwerpunkt aufFachliteratur für die Aus- und Weiterbildung Vor diesem Hintergrund ist die auffälligewäre das bei weitem nicht ausreichend. Übereinstimmung von AuftragsbeschreibungBisher konnten die selbstständigen Lektoren und auftragsgemäßer Konzepterstellungder ZLB für ihr Publikum aus dem gesamtenAngebot des deutschen Buchmarkts selbstauswählen. Das wäre dann vorbei.“ (Zitat ausderen Redebeitrag am 06.08.201 4)auch trotz eigentlich fachfremder Formulierungenwie „Massengeschäft“ und „Boutique“nicht wirklich verwunderlich, zumal die ZLBdiese Konzepterstellung ja auch bezahlenmusste.Die von unseren Gästen gemachten Angabenwaren leider völlig zutreffend. Dennoch So heißt es darin bereits zu Beginn:äußerte Herr Heller sich gegenüber den „Mit Blick auf Kundenorientierung und WirtschaftlichkeitBeschäftigten dazu am 11 .08.201 4 inist es geboten, das Bestands-zlbintern folgendermaßen:segment organisatorisch in die Segmente„Bei der Leitung der ZLB ist die Rede der Massengeschäft (ggf. mit Boutiquen) undPensionäre wirklich wie eine Bombe angekommen,Special-Interest-Geschäft zu profilieren.“bestand sie doch aus einer Flutaus Mutmaßungen, uninformierten und falschenBehauptungen sowie haltlosen Unterstellungenüber den Kurs der Bibliothek undangebliche Absichten des Vorstands.“Eine Prüfung von Alternativen wurde erwartungsgemäßnicht vorgenommen. Die Abteilungsleitungenwurden zur Verschwiegenheitverpflichtet.Im August 201 4 wurden dann dieProfessorInnen Umlauf und Vonhof mit einer Verbunden mit der Einforderung unbedingterKonzepterstellung beauftragt und bei der Loyalität zum Dienststellenleiter ist es beiFormulierung des Auftrags mit den Begriffen Praktizierung eines autoritären Leitungsstils„Massen-“ und „Nischengeschäft“ schon die natürlich nicht schwierig, vermeintlich einstimmigegewünschte Richtung vorgegeben. (Von Prof.Ergebnisse auf Leitungsebene herbeizuführen,von denen so oft berichtet wird.


Dem Personalrat wurde mit Schreiben vom04.11 .201 4 von der Dienststellenleitungausdrücklich mitgeteilt, dass eine Aushändigungdes Gutachtens an die Personalvertretungzum jetzigen Zeitpunkt nichtbeabsichtigt ist und zunächst der Stiftungsratdarüber beschließen solle.Offenbar wollte die Dienststellenleitung vollendeteTatsachen schaffen. Die Zentral- undLandesbibliothek Berlin hat ganz offenbar einLeitungsproblem.Einkaufszentrum in Dongguan, China | Foto: Chris­ 08 ­


Nachtrag zur MitarbeiterbefragungM.K.Ich möchte meinen Beitrag mit einemlängeren Zitat beginnen:„Motivierte und engagierte Mitarbeiter sind„Um die Akzeptanz einer Mitarbeiterbefragungseitens der Belegschaft sicherzustellen,sollten Sie folgende Gesichtspunktebeachten:►Haben Sie alle Interessengruppen desUnternehmens (Geschäftsleitung, Führungsebenen,Betriebsrat, Beschäftigtevon großer Bedeutung für den Unternehmenserfolg.Niedrige Fluktuationsraten, produktiveund loyale Fachkräfte. () Ihre Mitarbeitererhalten [durch eine Mitarbeiterbefragung]die Möglichkeit, die Situation desetc.)frühzeitig in das Vorhaben einerUnternehmens aus ihrer eigenen Perspektivezu beurteilen, (anonym) Kritik zu äußern,Mitarbeiterbefragung eingebunden undIhre Zielsetzung erläutert?aber auch selbst Maßnahmen zur Verbesserungder Situation vorzuschlagen.“„Um die Ziele der Mitarbeiterbefragung nichtzu gefährden, ist es ratsam, diese nur durchzuführen,wenn die Geschäftsleitung in IhremUnternehmen►►Können Sie gewährleisten, dass bei derMitarbeiterbefragung Datenschutz undAnonymität der Mitarbeiterinnen undMitarbeiter gewahrt bleiben?Haben Sie Regelungen dafür getroffen,dass die erhobenen Daten nicht für►bereit ist, die Ergebnisse einer StärkenundSchwächenanalyse – unabhängigvon deren Ausgang – anzunehmenandere Zwecke genutzt werden?► Sind diese Regelungen für IhreMitarbeiterinnen und Mitarbeiter leicht► die zum Ausdruck gebrachten Wahrnehmungender Belegschaft ernstnimmt und dies auch nach außenkommuniziertverständlich und transparent? "1Wie lief die Vorbereitung der Mitarbeiterbefragungin der ZLB aus Sicht des Personalrats?► die grundsätzliche Bereitschaft mitbringtund signalisiert, etwaig aufgedeckteMängel beseitigen zu wollen► und damit einem etwaigen Veränderungsprozessnicht ablehnend gegenübersteht.“Letztlich wurde der Personalrat mit einemfertigen Fragebogen und einem feststehendenBefragungstermin vor vollendete Tatsachengestellt. Man habe sich, so hieß es vonSeiten der Dienstellenleitung, am Fragebogendes Landes Berlin orientiert. Es musssich – wie noch zu sehen sein wird – um einesehr grobe Orientierung gehandelt haben, da­ 09 ­


viele – auch von Seiten des Personalrats –wünschenswerte Passagen daraus gar nichterst berücksichtigt wurden.Die oben bereits zitierte Broschüre sieht imGegensatz zur Dienststellenleitung hier imHaus auch Fragen zu „Zusammenarbeit/Betriebsklima Kultur des Unternehmens,Gerechtigkeit, Eigeninitiative“ oder „Führungund Vorgesetzte, Vorbildfunktion, Wertschätzung,Zielvorgabe" 2etc. vor.In der ZLB wurde der Fragebogen ausschließlichauf die direkten Vorgesetztenzugeschnitten, in der Regel ist das diejeweilige Referatsleitung. Anteilige Einsätze,etwa im Bereich der Benutzung, wurden imFragebogen gar nicht erst erhoben. Zwar gibtes auch im Fragebogen des Landes Berlin(im Text gelb) konkrete Nachfragen zur direktvorgesetzten Dienstkraft, aber eben auchFragen zur Führungskultur im Unternehmenprinzipiell, nämlich:Arbeitsumgebung im Fragebogen des LandesBerlin ein Rolle spielen, im ZLB-Fragebogenaber ganz fehlen. Wenn ich die Punkteim Einzelnen benenne wird schnell klar, dasshier viele Themen abgefragt werden, die imHaus des Öfteren zu Problemen führen:„Einflüsse der Arbeitsumgebung. Am Arbeitsplatzbeeinträchtigt mich:3.25 Einseitige körperliche Beanspruchung(z.B. der Hände, der Augen)3.26 Einseitige Körperhaltung (wie dauerhaftesSitzen oder Stehen)3.27 Hitze3.28 Kälte3.29 Zugluft3.30 Lärm3.31 Unzureichende Lichtverhältnisse3.32 Räumliche Enge3.33 Unzureichende Sauberkeit3.34 Ungeeignetes Mobilar“All diese in der Bewertung wichtigen Arbeitsumständewerden nicht abgefragt, obwohl siezumindest mit Einfluss auf die Arbeitsleistung,Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter haben.Der Fragebogen des Landes Berlins wurdedem Personalrat von Seiten der Dienststelleselbstredend nur auf Nachfrage zur Verfügunggestellt.„Bitte beurteilen Sie im Folgenden diegenerelle Führungskultur Ihres Hauses.Die Führungskultur des Hauses ist geprägtvon:4.17 Anerkennung und Wertschätzungder Mitarbeiter/-innen4.18 umfassender Information der Mitarbeiter/-innen4.19 Partizipation der Mitarbeiter/-innen4.20 Fürsorge für das Wohlbefinden unddie Gesundheit der Mitarbeiter/-innen4.21 Rücksichtnahme auf die Vereinbarkeitvon Beruf und Familie“Auffällig ist auch,dass die Einflüsse der­ 10 ­Das Weglassen wichtiger Teile des Fragebogensdes Landes Berlin lässt zumindestvermuten, dass es bei der Befragung vornehmlichum die Stellung der Referatsleiterinnenund -leiter geht. Aber selbst hier fehltz.B. eine Bewertung, wie sie der Fragebogendes Landes Berlin vorsieht:


„4.16 Meine direkte Führungskraft stelltsich im Konfliktfall vor die Mitarbeiter/-innen“Das scheint in der ZLB von Leitungsseiteebenfalls nicht einmal in Betracht gezogen zuwerden.Aber gibt es im ZLB-Fragebogen nicht auchextra grün hervorgehobene Fragen, die diegesamte ZLB betreffen und nicht die direktenFachvorgesetzten?Heilmann dreimal die Frage stellte: Wer isteigentlich die ZLB? Die Frage wurde von ihrkonsequent ignoriert. Warum nur?Das ist vielleicht ganz einfach: Im günstigstenFalle sind die ZLB wir alle, wo irgendetwasnicht läuft werden die Entscheidungen derZLB nicht richtig umgesetzt, Referatsleiterebeneabwärts, logisch, da es in derLeitungsrunde, wie man hört, offenbar nureinstimmige Entscheidungen gibt.Die gibt es in der Tat, auch wenn sie beigenauerem Hinsehen gar nicht so weitabgehoben von der Bewertung der Referatsleiterinnenund -leiter sind. So in Punkt 1 .9:„Die Ziele, Prozesse und Entscheidungen derZLB werden transparent gemacht.“Auffällig ist, dass die ZLB entscheidet, nichtetwa die Entscheidungsträger, die pikanterweisehier auch gar nicht benannt werden.Bleibt also nur, Ziele, Prozesse und Entscheidungenfür die im Referat arbeitendenKolleginnen und Kollegen transparent zumachen, sprich: nachhaltig weiterzugeben(und nicht etwa kritisch zu hinterfragen).Und wer ist dafür vorgesehen? Natürlich dieoder der direkte Fachvorgesetzte. Eine negativeBewertung fällt auf den direkten Fachvorgesetztenzurück, eine positive hingegenkann man als Gesamtbeurteilung für die ZLBund also auch für die Dienststellenleitungheranziehen.Auch die Fragen 3.6 bis 3.9 bleiben an denReferatsleitungen kleben.„3.6 Ich erlebe in meiner Arbeit bei der ZLBeinen offenen und konstruktiven Dialog.“Da der Dialog im Hause von der Dienststellenleitungin der Regel nur zum direktenFachvorgesetzten gedacht ist (was Abweichlerngegenüber immer wieder gern betontwird), kann letztlich nur dieser für ein Scheiterndes Dialogs verantwortlich gemacht werden.Wird sie/er gut bewertet, steht auch dieganze ZLB gut da. Der Dialog, von dem hierdie Rede ist, ist ein verkappter Monolog: dieReferatsleitungen haben die Beschlüsse undEntscheidungen der nächsthöheren Ebenegegenüber den Beschäftigten als verbindlichzu gestalten.Die Abfrage, ob diese Verbindlichkeit von derReferatsleitung auch nachhaltig durchgesetztwird, wird in Punkt 3.7 abgefragt, wenn esheißt:Ich erinnere mich – wenn auch ungern –daran, dass ich im Jour Fixe zur Mitarbeiterbefragungin diesem Zusammenhang Frau­ 11 ­„Entscheidungen und Absprachen an derZLB sind verbindlich.“


Auch die so allgemein anmutenden Fragen„3.8 Ich erlebe innerhalb der ZLB einengegenseitigen Umgang der von Freundlichkeit,Respekt und Wertschätzung geprägt ist.“und„3.9 In der ZLB ist das Betriebsklima gut.“laufen auf dieselbe Frage hinaus: Achtet derdirekte Fachvorgesetzte im Zweifelsfalle darauf,dass die Dienstwege eingehalten und indiesem Rahmen Freundlichkeit, Respekt undWertschätzung und ein gutes Betriebsklimagewahrt werden. Es wäre den Kolleginnenund Kollegen an dieser Stelle gar nicht möglich,jemanden anders als die direkten Fachvorgesetztenfür etwaige Probleme verantwortlichzu machen.Hier fehlt letztlich, wen wundert es, ein Passus,der selbstredend im Fragebogen desLandes Berlin vorkommt, nämlich in Punkt11 :„Was Sie uns über die beantworteten Fragenhinaus noch mitteilen möchten.“verteidigen, dass die Dienststelle – nicht er –auf den sonst üblichen Freitext im Fragebogenverzichtet hat.Die „allgemeinen Fragen“ im ZLB-Fragebogenunter 7.2 - 7.4„Ich fühle mich über mein beruflichesEngagement hinaus mit der ZLB verbunden.Die Zukunft der ZLB liegt mir sehr amHerzen. Ich engagiere mich, um zum Erfolgder ZLB beizutragen,“sind letztlich auch nichts weiter als diesuggestive Abfrage von Überzeugungen, dienahe an der Statthaftigkeit liegen. Geht mandavon aus, sie würden positiv beantwortet,wäre dies unabhängig vom Wahrheitsgehalteiner solchen Antwort eine Bestätigung auchder Dienststellenleitung, wird sie nicht beantwortet(eine negative Antwort ist eher unrealistisch)könnte es wiederum die Frage an dieReferatsleitungen geben, wieso die Kolleginnenund Kollegen sich nicht (freiwillig) positiväußern.Eine Möglichkeit also, sich auch über dasKorsett der Fragen hinaus äußern zu können.Eine solche Möglichkeit für die Kolleginnenund Kollegen über die vorgegebenen Fragenhinaus Vorschläge zu machen, sieht auch dieeingangs zitierte Broschüre als wichtig an.Im Rahmen des Jour Fixe hatte der mit derFragebogenaktion beauftragte Fremddienstleisterauf die Kritik eines fehlenden Freitextesim Fragebogen der ZLB mit dem Satzpariert, man könne dergleichen quantitativnicht auswerten. Interessant, dass ein unabhängigerDienstleister mit einer solchen Aussageeigentlich schon inhaltlich zum FragebogenStellung nimmt. Denn er muss ja nicht­ 12 ­Auch die letzte Frage 8.1„Ich bin mit meiner Arbeit bei der ZLBinsgesamt zufrieden“kann so im positiven Falle für die Dienststellenleitung,Verzeihung: ich meinte natürlichdie ZLB, gewertet werden. Ansonsten istvermutlich wieder die Referatsleitung schuld.Der Personalrat hat sich im Rahmen seinerohnehin spärlichen Beteiligung dafür eingesetzt,dass die ursprünglich angesetzte Anonymitätsgrenzevon 5 Personen angehobenwird, um Rückschlüsse auf konkrete Personenzu verhindern. Durchsetzen konnten wireine Anonymitätsgrenze von 1 0 Personen,was aber immer noch deutlich unter der im


Land Berlin praktizierten Grenze von 20Personen liegt. (Quelle: Amt für Statistik)Auf Inhalte der Befragung hatte der Personalratkeinen Einfluss. Die Lenkungsgruppe, indie der Personalrat geladen wurde, stellteinsofern nur pro forma eine Beteiligung dar.Wer tatsächlich an einem umfassenden Stimmungsbildder Belegschaft interessiert wäre,hätte den Fragebogen sicher anders gestaltenmüssen. Den Umkehrschluss überlasseich Ihnen.All diese Dinge haben den Personalrat dazubewogen, von einer Empfehlung, den Fragebogenauszufüllen, abzusehen.1Fachkräfte sichern Mitarbeiterbefragung, Bundesministeriumfür Wirtschaft und Technologie, 201 22 ebendaTortengrafik | Foto: schomuf­ 13 ­


Mitarbeiterkommunikation in derZLBHerbst 201 2 – zlbintern in derDiskussionS.F.Bereits in seiner zweiten Mail an zlbintern imHerbst 201 2 (als es um den Wechsel derWachschutzfirma ging) bemerkt Herr Heller,dass er dieses Kommunikationsmedium vonder Belegschaft nicht richtig angewandt sieht.Er findet den Weg per "mail[sic!] an alle" eherineffizient. Man könnte auch die Verwaltungoder den Vorstand direkt fragen. Im darauffolgendenMonatsgespräch kommt es zumAustausch über dieses Thema mit demPersonalrat.Stärke. 1Der Dissens bleibt so stehen unddas Thema hat sich dann vorerst einmal erledigt,holt uns aber bald wieder ein.August 201 3 – der i-Punkt wirdeingestelltIm August 201 3 erfolgt die Einstellung derMitarbeiterzeitschrift i-Punkt. Mit demVorgänger Psst gab es das Blatt 1 9 Jahrelang. Ein von den Mitarbeitern geschätztes,Der Vorstand trägt seinerseits Kriterien vor,die aus seiner Sicht erfüllt sein müssen,damit eine E-Mail in zlbintern ihre Berechtigunghat und gibt zudem zeitökonomischeAspekte bei Mails an alle Mitarbeiter der ZLBzu bedenken. Gegen die genannten Kriterienist in ihrer Allgemeinheit (keine persönlichenAngriffe, auf Sachlichkeit achten, Höflichkeitan den Tag legen etc.) im Grundsatz nichtseinzuwenden.wertvolles Medium zur Kommunikation derBeschäftigten untereinander wird unter vorgeschobenenGründen zerstört. RedakteurinConny Müller erklärt den Rücktritt derRedaktion damit, dass die Freiheit derRedaktion und der Autorinnen und Autorendes i-Punkts in einer Weise eingeschränktwerden soll, die nicht hingenommen werdenkann.Aus Sicht des Personalrats ist der Mailverkehrin zlbintern generell nicht als Problemder Institution ZLB anzusehen, sondern als­ 14 ­


Mai 201 4 bis September 201 4 –Diskussionen um Texte aufAnsteckschildernIm Mai 201 4 kündigt die Dienststellenleitungdie Dienstvereinbarung zur Freiwilligkeit desTragens von Ansteckschildern aus dem Jahre1 999. Obwohl diese Sache auf den erstenBlick nicht direkt die innerbetrieblicheKommunikation betrifft, zeigt sich in der sichanschließenden Diskussion bezüglich derAufschrift der Schilder,welcher Wert derpersönlichen freien Entscheidungsfindungund von Beschäftigten vorgetragenen Argumentenbeigemessen wird. An dieDienststellenleitung kommunizierte Verbesserungsvorschlägewerden mit zum Teilsich widersprechender Ablehnung quittiert.Am 01 .09.201 4 schließlich wird die Dienstanweisungzum verpflichtenden Tragen vonAnsteckschildern erlassen. Der erreichteKompromiss: Nun steht auf den Schildernweder das von den Beschäftigten ungeliebteWort „Service“ noch das vom Vorstand als zulang und deshalb aus großer Entfernungnicht gut lesbare Wort „Information“ auf denSchildern, sondern entweder der Name desbeschilderten Mitarbeiters oder „ZLB“ – indeutlichen, großen Buchstaben.April 201 4 – „Regelungen zurKommunikation mit denBeschäftigtenvertretungen“Kurz zuvor, im April 201 4 werden vomManagementdirektor die sogenanntenRegelungen zur Kommunikation mit denBeschäftigtenvertretungen erlassen, und­ 15 ­zwar unter dem Vorwand, es gäbe „immerwieder“ Probleme in der Kommunikation mitdem Personalrat, weil einzelne Führungskräfteohne Wissen des VorstandesAbsprachen träfen und der Vorstand dann imMonatsgespräch auf diese Absprachenangesprochen werden würde. Ein konkreterFall wurde diesbezüglich nie genannt –einfach weil es ihn nicht gibt. Für denPersonalrat ist klar, dass Verhandlungen nurmit dem Dienststellenleiter geführt werdenkönnen, genauso klar ist das den erfahrenenFührungskräften der ZLB. Dennoch werdendiese Regelungen er-lassen, die dieKommunikation zwischen Führungskräftenund Personalvertretungen einschränken.Führungskräfte sollen mit dem Personalratnur noch sprechen dürfen, wenn dies vorhermit Vorstand und Verwaltung abgesprochenist, und auch dann nur zu einfachenSachverhalten bei gleichzeitiger Betonungder völligen Unverbindlichkeit dieses sogenannteninformellen Sondierungsgesprächs.Schriftliche Kommunikation ist, sofern sieüber unverbindliche Sondierungen zu einfachenSachverhalten hinausgeht sogarkomplett untersagt.August 201 4 – zlbintern wieder in derDiskussionIm August 201 4 trifft sich eine aus einemQuerschnitt von Referatsleiterinnen undReferatsleitern bestehende Arbeitsgruppezum Thema interne Kommunikation. Grundfür die Bildung der AG war die von HerrnHeller gegenüber der Referatsleitersitzunggeäußerte beabsichtigte verbindliche Rege-


gelebten „Verantwortungs- und Gesprächs-lung, wie sich die Mitarbeiter der ZLB inzlbintern äußern können sollen. Dies stieß inder Referatsleiterrunde auf Ablehnung, undkultur“werden.könne diesem entgegengewirktum eine Lösung zu finden gründete sich 2. Die von der AG tatsächlich gesammeltendiese AG, die im Ergebnis vorschlägt, Nettiquette-Empfehlungen sollen zwarZuständigkeiten klarer zu benennen. Bezüglichzunächst als „freiwillige Verhaltensempfeh-der Nutzung von zlbintern durch die lungen“ allen MitarbeiterInnen für denKolleginnen und Kollegen sieht die AG keine Umgang mit zlbintern nahegelegt werden.akute Problemlage und schlägt in der Aber man ahnt schon dass das nichtKonsequenz keine Änderung der Handhabunghinlangen wird. Eine verbindliche Regelungvon zlbintern vor. Im Protokoll des von Nutzungs-, Umgangs- und Verhaltens-zwei Wochen später stattfindenden „Jour regeln der dienstlich zur Verfügung gestelltenFixe Führungskräfte“ findet sich von den IT soll im Rahmen der Einführung einestatsächlich im Workshop diskutierten und mittelfristig angestrebten, neuen Intranetserarbeiteten Ergebnissen nicht mehr viel, und Diskussionsforums anvisiert werden.dafür aber eine nachträglich erfolgte Sofort macht man dies offensichtlich nurPrioritätensetzung und Gewichtung. Im deshalb nicht, weil MitbestimmungstatbeständeProtokoll heißt es dass folgende Punkteberührt sind und also derverabredet bzw. deutlich herausgestelltwurden:1 . Führungskräfte seien für alle – auchaußerfachliche – Belange und Probleme IhrerMitarbeiterInnen der erste und zuständigeAnsprechpartner! Diese Haltung (dieübrigens falsch ist, natürlich können sich alleKolleginnen und Kollegen mit Belangen undProblemen genauso an die Beschäftigtenvertretungenwenden) müsse Teil einergelebten Kultur werden, die eine Verantwortungs-und Gesprächsbereitschaft gegenüberden MitarbeiterInnen offensiv vermittelt.In jeder Abteilung und jedem Referat solledieser Punkt ein wichtiges und regelmäßigesThema sein.Das Problem der unklaren Zuständigkeitenhabe in der ZLB „Tradition“ und sei in vielenFällen eine „Schutzbehauptung“. Mit einer­ 16 ­Personalrat beteiligt werden muss.3. Zwischenzeitlich gelte bei über zlbinterngestellten „Fragen an alle“:a. Der an zlbintern schreibendeMitarbeiter wird vom Vorgesetzten angesprochenund auf die unter Punkt 1beschriebene Zuständigkeit hingewiesen.b. Kurzer Verweis der verantwortlichenPerson auf die Zuständigkeit für dasProblem über zlbinternc. Abwägen, ob über zlbintern auchinhaltlich auf die Frage eingegangenwerden sollte oder eine fachspezifischeMailingliste bzw. eine Sammeladresseoder eine Einzelansprache adäquaterwäre.


Zusammengefasst kann man sagen, dass einMuster erkennbar ist. Vorgeschobene Gründeführen zu restriktiven Regeln, die die freieKommunikation der Mitarbeiter untereinandereinschränken sollen. Weshalb ist das so?Weil unsere Leitung einen autoritärenFührungsstil pflegt.Der 'autoritäre' oder 'hierarchische' Führungsstilunterscheidet sich diametral vom 'demokratischen'oder 'kooperativen' Führungsstil.Der einzige Vorteil des autoritären Führungsstilsist, dass Entscheidungen schnell gefälltwerden können, als Nachteile müssen hierfürunter anderem die schlechte Motivation derMitarbeiter, das Brachliegen vorhandenerKompetenzen und die Einschränkung derpersönlichen Freiheit der Mitarbeiter in Kaufgenommen werden 2 . Im Ergebnis bedeutet­ 17 ­dies ein schlechtes Arbeitsklima, unteranderem begründet in der stark regulierteninternen Kommunikation.Mit dieser Situation sind wir konfrontiert. Wiegeht man jetzt damit um? Wichtig ist, imRahmen der gegebenen Möglichkeiten einepositive Grundhaltung zu behalten. Man magversuchen wollen unseren Austausch untereinanderzu beschränken und zu normieren,ob der Versuch erfolgreich ist liegt in großenTeilen an unserer Solidarität.1Siehe Protokoll des Monatsgesprächs vom1 5.08.201 2, TOP 12Auflistung der Vor- und Nachteile siehehttp://de.wikipedia.org/wiki/Führungsstil


Dezentrale BudgetierungB. K.Einige von Ihnen werden jetzt sicher denken,ist das Thema ‚Dezentrale Budgetierung’ vielleichtendlich mal durch? Immerhin ist esschon das dritte Mal Thema auf einer Personalversammlunginnerhalb eines Jahres.Nein, fürchte ich, denn wir befinden unsimmer noch in der Evaluationsphase diesesProjektes und die endgültige Form muss erstnoch gefunden werden (Lt. Zeitplan im Laufedes nächsten Jahres). Dass dem Thema jetztauf dieser Personalversammlung wieder einBeitrag gewidmet ist, hat damit zu tun, dassdies auch Teil des Rechenschaftsberichtesist, der im Mittelpunkt dieser Versammlungsteht und außerdem hat sich auch gegenüberdem Stand der letzten Personalversammlungeine Sache verändert, von der ich auch nochberichten möchte.Worum ging es: Die Verwaltung initiierte zuAnfang des Jahres die Idee der dezentralenBudgetierung, bzw. stellte ein bereits ziemlichendgültig erscheinenden Zeitplan auf, dervorsah, dass ab sofort jeder Referats- undAbteilungsleiter, sowie die Stäbe eigenverantwortlichihr Budget verwalten sollten, mitsamteiner Art Rechenschaftsbericht etc..Vonseiten der Angesprochenen wurde dieBefürchtung an uns herangetragen, mansolle jetzt aus dem Verwaltungsbereich eineweitere Aufgabe übernehmen, während fürdie eigentliche fachliche Tätigkeit nochweniger Zeit bliebe.Foto: Eric SwansonAuch uns erschien es wenig logisch, dassderart kleinen Einheiten, wie es insbesonderedie Referate hier im Haus sind, die zudemnoch häufig einen oft sehr stringentenArbeitsauftrag haben, der kaum Platz fürfinanzielle Spielräume lässt, nun eine eigeneBudgetverantwortung 'übergeholfen' werdensollte.Auf der anderen Seite musste man aber auchdie Chance sehen, über eine parallel angedachteErneuerung des Bestellwesens, ebenfallsin Richtung Eigenverantwortung, Bestellvorgängezu beschleunigen und unkompliziertselbst regeln zu können.Es wurde daher eine Teilpersonalversammlungeinberufen, auf der die oben beschriebenenBefürchtungen von zahlreichen Betroffenenbekräftigt wurden. Die dortige Diskussionließ aber zunächst wenig Spielraumauf Seiten der Verwaltungsleitung erkennen.Die Verwaltung bestand darauf, dass der Aufwandsehr gering sei und hat auch deutlichgemacht, dass sie diese Maßnahme für sinnvollhält und auf jeden Fall durchführenmöchte.­ 18 ­


Wir sind daher mit der Verwaltung in Verhandlunggetreten und haben versuchtunsere Einwände, bzw. die von vielen Kollegeneinzubringen. Es erwies sich dort, dassbeide Seiten bereit waren, von ihren ursprünglichenPositionen abzurücken, was esam Ende leichter machte, zu einer Einigungzu kommen.In einer Dienstvereinbarung wurde dann vereinbart,dass die dezentralen Budgetierungzunächst probeweise bis zum 1 . Quartal201 5 eingeführt wird, dass diese Probephasedann ergebnisoffen evaluiert und unter Berücksichtigungdieser Evaluation eine neueVereinbarung getroffen wird. Die Evaluierungsoll so aussehen, dass auch die Meinung derBetroffenen, d.h. der Referats- und Abteilungsleitersowie der Stäbe eingeholt wirdund unter Berücksichtigung von derenMeinung über die Umsetzung der Dienstvereinbarungeine neue Vereinbarung getroffenwerden soll. Auch die Sinnhaftigkeit derMaßnahme an sich soll ausdrücklich evaluiertwerden.Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass dieBereiche Aus- und Fortbildung sowie Dienstreisenaus der dezentralen Verantwortungausgenommen werden. Das wird konkretzwar etwas kompliziert gehandhabt, weil diePosten weiterhin dezentral gebucht werden,es wurde uns aber versichert, ist dies nur proforma sei, de facto werden sie zentral verantwortet,d.h. konkret, es ist nicht notwendig,das die jeweiligen Kostenstellenverantwortlichendie Kosten für Kurse ausrechnenbzw. solche streichen müssen. Beidiesem Bereich hatten wir besonders Bauchschmerzen,weil es z.B. in einigen Referatender einzige Bereich ist, wo es einen Spielraumzur Steuerung gibt und zwar imnegativen Sinne, indem z.B. Fortbildungsanträgedann nicht mehr bewilligt werden, wenndas Budget ausgeschöpft ist. Diese Verantwortungmüssen jetzt die jeweiligenFührungskräfte in den Bereichen nicht mehrtragen.Ein weiterer Bereich, den ich hervorhebenmöchte, ist der der Budgetverantwortung. Wirhätten es ja am liebsten gehabt, wenn dieBudgetverantwortung auf Abteilungsebenenicht bei den Referatsleitern, sondern nur beiden Abteilungsleitern angesiedelt sein sollte,weil wir der Meinung waren, dass es aufReferatsebene so wenig Möglichkeiten zumDisponieren gibt, dass es da wenig Sinnmacht. Wir haben uns dann aber daraufgeeinigt, erstmal der Übertragung der Budgetverantwortungauf die Leiter aller genanntenBereiche zuzustimmen, eine zunächstangedachte Ausnahme einzelner, bzw. einereinzelnen Abteilungen, die ich noch auf derletzten PV vorgetragen habe, wurde zugunstender Gleichbehandlung aller Referatebzw. Referatsleiter verworfen.Kern ist aber, dass 201 5 alles auf den Prüfstandkommt. In diesem Sinne möchte ichalle Referats-. und Abteilungsleiter, sowie dieStäbe bitten, sich mit ihren positiven odernegativen Erfahrung einzubringen, sodass201 5 die Sache nicht nur abgenickt wird,sondern auch die bisherigen Erfahrungendazu genutzt werden können, echte Verbesserungendurchzusetzen.­ 19 ­


Das geplante neue Bestands- undOrganisationskonzept der ZLB,EinzelaspekteB. K.Geht den Personalrat eigentlich die geplantestrategische Ausrichtung und Bibliothekskonzeption,wie sie jetzt in dem Gutachtender Professoren Vonhof und Umlauf zumAusdruck kommt, etwas an? Ist das nichtSache der Direktion? Steht es dem Personalrateigentlich zu, sich hierzu zu äußern, istdies personalvertretungsrechtlich relevant?Das ist es, was dem Personalrat oft entgegengehalten wird, wenn er sich zu diesen Fragenäußert.Ja, es steht ihm zu. Auch wenn derPersonalrat hier nicht in der Mitbestimmungist, so gehört dennoch die Beschäftigung mitallem was „der Dienststelle und ihrenAngehörigen“ dient, über die ‚AllgemeinenAufgaben’ imBerliner Personalvertretungsgesetzzu den Aufgaben des Personalratsund er kann dies deshalb auch jederzeit zuseinem Thema machen, ohne dass er damitseine Kompetenzen überschreitet, auchnatürlich auf einer Personalversammlung.Dies umso mehr, als dass das Gutachten derProfessoren Umlauf und Vonhof ganz imZeichen der Rationalisierung und des Outsourcingssteht. Warum sollte das ausgerechnetden Personalrat nichts angehen?Die Professoren Vonhof und Umlauf führen indem Gutachten gerne das Beispiel der SLBPotsdam an. Auch dort hat Herr ProfessorUmlauf vor einigen Jahren ein Gutachten miteiner ähnlichen Ausrichtung erstellt. DieDirektorin der SLB Potsdam schreibt zurEinbeziehung von Belegschaft und PRwährend des Prozesses in einem Aufsatz:„Während der Erstellung von Gutachten undBibliothekskonzept wurden die Mitarbeiter/innen laufend über den Stand der Dingeinformiert. Der Personalrat war ebenso überdie Arbeitsgruppen mit einbezogen.“ 1Das hätte man sich auch bei uns gewünscht.Einmal um, wie so schön heißt, die Leutemitzunehmen. Zum anderen sollte man nieauf den Sachverstand der Mitarbeiter verzichten.Das Gutachten liegt ja nun schon einigeWochen vor und soll in Kürze vom Stiftungsratverabschiedet werden. Da hätte mandurchaus im Vorfeld Mitarbeiter bzw. Personalratmit einbeziehen können, denn jetzthat man den Eindruck, Belegschaft undPersonalrat werden erst dann miteinbezogen,wenn alles schon beschlossen ist und damitfeststeht. Den Hinweis, dass die Leitungsrundeja mit einbezogen wurde, empfinde ichals nicht ausreichend, weil die eben meistnicht so im Detail in den grundlegendenArbeiten ‚drinstecken‘ und der Teufel jabekanntlich meist im Detail liegt.Mein Vorredner Lothar Brendel hat ja schoneiniges zur allgemeinen Ausrichtung des Gutachtensbzw. des ID-Groß gesagt, ich wolltedie Gelegenheit ergreifen, noch einmal einigeEinzelaspekte zu beleuchten.­ 20 ­


FächerstrukturDer Erste betrifft die Tatsache, dass, wenn esnach dem Gutachten geht, nicht nur allgemeindie Titelvielfalt des Bestandes der ZLBzugunsten von Staffelexemplaren verringert­ 21 ­Wal-Mart in Elyra, Ohio | Foto: Nicholas Eckhartwerden soll, sondern dass es auch innerhalbder Fächerstruktur zu z.T. dramatischen Verschiebungenkommt.Das betrifft vor allem die geistes- undsozialwissenschaftlichen Fächer und zwar in


dem Sinne, dass der ID-Groß ihre Titelvielfalt ID-Groß, nur durch den Bezug von Mehrfachexemplareneindeutig zugunsten der technischen underreicht werden. D.h. aber, dassmathematischen Fächer begrenzt. Dies betrifftdie eben beschriebene Gewichtung derdarüber hinaus auch das in der BStB Fächer bestehen bleibt. Für diejenigentraditionell starke Fach Medizin. Hier siehtder große ID nach den vorliegenden ZahlenFächer, die im ID-Groß in kleinerer Titelzahlvertreten sind als in der ZLB, und das sind(inklusive der dem Fach zugesprochenen die meisten Fächer, bedeutet dies also eine‚Boutique’) praktisch eine Halbierung der Verringerung der Titelvielfalt bei gleicherTitelzahl vor. Ähnlich, aber teilweise noch Exemplarzahl.dramatischer ist die Reduzierung der Titelzahlvon Fächern wie Philosophie, Politik,Psychologie, Religion, Sozialwissenschaftenund Sprache. Die Titelzahl bei dem für dieZLB ernorm wichtigen Fach Sprache (Stichwort:Ich sage dies v.a. deshalb, weil laut demGutachten selbst insbesondere die geistesundsozialwissenschaftlichen Fächern zu denumsatz- und ausleihstärksten der ZLB ge-Integrationsproblematik, Deutsch für hören. Ausgerechnet bei diesen soll nun dasAusländer) soll (ebenfalls inkl. der Boutique) Profil verringert werden. Das Gutachtenz.B. um mehr als 60% reduziert werden. selbst erhebt ja den Anspruch mehr auf dieNachfrage der Benutzer eingehen zu wollen.Verstärkt wird dieser Trend z.T. noch durch Hier aber konterkariert offenbar der Grundsatzdie sog. Boutiquen, d.h., diejenigen Titel, dieder Wirtschaftlichkeit die Nachfrage-ein Lektor als sog. Profilspitze selbst orientierung und es macht den Eindruck, alszusätzlich zum Angebot des ID-Groß erwerbenwürde man von der bisherigen erfolgreichendarf. Die Boutiquen sind in ihrer Höhe Fächermischung der ZLB v.a. deshalbunterschiedlich begrenzt und zwar auch hierin der Weise, dass geistes- und sozialwissenschaftlichernabrücken, um künftig in das Schema der EKZpassen zu können.Fächer die eindeutig kleinerenBoutiquen bekommen, während die technisch-mathematischenDer Vorstand hatte ja selber einmal das ZielFächer, obwohl sie im der Kundengewinnung in den MittelpunktID-Groß anteilmäßig viel stärker berücksichtigtwerden als in der ZLB, noch zusätzlichi.d.R. den maximalen Anteil, den eine Boutiqueseiner Aufgaben, bzw. der Aufgaben der ZLBgestellt und tatsächliche ständen wir nichtbesonders gut da, wenn wir in der Gunst derhaben darf (1 /3 der Neuzugänge des Nutzer weiter absacken würden. Diesebetreffenden Fachgebietes), zugesprochen Gefahr sehe ich aber, sollte es zu einerbekommen.derartigen Verschiebung der Gewichtungzuungunsten heute beliebter FächerZwar soll sich die Zahl der Exemplare der kommen.einzelnen Fächer gegenüber dem Jetzt-Zustand insgesamt nicht reduzieren, jedochsoll diese Zahl bei den Fächern, die jetztkleiner sind als das jeweilige Fachgebiet des­ 22 ­


Umstellung auf die Systematik fürBibliotheken (SfB)Es gibt es noch einen zweiten Aspekt, denich beleuchten möchte, nämlich dieUmstellung auf die EKZ-Systematik SfB. Essagt sich leicht, ‚Es sollte dann umgestelltwerden auf die SfB-Systematik’, wie es imGutachten der Professoren Vonhof undUmlauf der Fall ist. Aber wir haben ja nuneinen Altbestand, der ziemlich groß und inder Freihand nach einer anderen Systematikaufgestellt ist. Wie mit diesem alsoumgehen? Alle Alternativen, die einem dazueinfallen, sind im Grunde schlecht. Entwederman stellt den Altbestand ins Magazin undlässt die Regale nach und nach auffüllen mitTiteln nach der neuen Systematik. Das würdeaber bedeuten, man hätte auf längere Zeitwieder leere Lesesäle, mit den bekanntenFolgen für den Nutzerzuspruch und denZwang für den Nutzer, alles was ein paarJahre alt ist, aus dem Magazin zu bestellen.Dass diese Alternative gewählt wird, kannman sich also eigentlich nicht vorstellen.Wenn man nach und nach die heutigenBestände umsystematisiert, kann das sehrlange dauern und bedeutet einen großen,auch personellen Aufwand. In der TU, wo ichdie Umstellung auf die Systematik RVKmiterlebt habe, hat es Jahre gedauert, bisalle Titel, die in die Freihand sollten, auchdort standen und musste man sich lange Zeitnur mit Bruchteilen der Bestände in derFreihand zufrieden geben.Wenn wir aber die Altbestände stehen ließenund nach und nach umsystematisieren,hätten wir zwei Systematiken nebeneinanderstehen und daher auf lange Zeitunübersichtliche Zustände in der Freihand,die sich enorm verwirrend und benutzerfeindlichauswirken würden.Man sieht also, man darf die Problematik derneuen Systematik, unabhängig von derinhaltlichen Frage, ob sie geeignet ist für dieZLB, nicht als Nebensächlichkeit abtun,sondern muss sie letztlich auch als Kostenfaktorsehen, der die Ersparnis, die sichangeblich durch den Bezug des ID-Großeinstellt, konterkariert und die uns auf Dauerauch viele Benutzer kosten könnten.Einkaufszentrum in Treuenbriezen | Foto: Björn Dischleit­ 23 ­Es gibt noch eine Menge andere Fragen, dieman stellen könnte, z.B. was soll eigentlichmit dem Personal werden, das durch denBezug des ausleihfertigen ID-Groß einge-


spart werden kann? Die Professorensprechen immerhin von über 80 % eingespartenPersonalkosten in dem gesamtenProzess der Medienbeschaffung und-bearbeitung. Das würde bei uns in ersterLinie die Abteilungen 2 und 3 betreffen, großezentrale bibliothekarische Abteilungen also.Auf betriebsbedingte Kündigungen soll javerzichtet werden und die Altersfluktuation istnicht so groß, als dass man kurz- odermittelfristig die Arbeitsersparnis ausgleichenkönnte. Was also tun mit den Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern und wo solldann die Ersparnis liegen, denn der Bezugdes ausleihfertigen ID-Groß ist ja bekanntlichkein Gratisprodukt der EKZ, sondern kosteteine Menge.Auch stellt sich Frage, wie die Pflichtexemplareberücksichtigt werden sollen. Jetztist es durch die eigenständige Auswahl derLektoren möglich, Medienkäufe teilweisedurch Pflichtexemplare einzusparen. Bei derKomplettabnahme des großen IDs würdediese Ersparnis wegfallen, die Pflichtexemplarewürden hier, wenn der identischeTitel von der EKZ geliefert würde, immer zurDublette.Vieles in diesem Konzept wartet also nochauf eine Antwort, sodass man sich fragt, obdie Nebenwirkungen bei der Einführung desgroßen ID nicht letztlich doch zu großausfallen würden, als dass sich ein solcherUmstieg, weg von einem Modell der ZLB,dass die Professoren Vonhof und Umlaufselbst als bisher sehr erfolgreich bezeichnen,tatsächlich lohnen würde.1 Marion Mattekat: ‚Haushaltskonsolidierung bei derStadt- und Landesbibliothek Potsdam’, in: BerlinerHandreichungen zur Bibliotheks- undInformationswissenschaft, H. 209, (2007), S. 29Phoenix Village Mall in Fort Smith, Arkansas | Foto: Clinton Steeds­ 24 ­


Kritik des Konzepts zur BestandsundOrganisationsentwicklung fürdie Zentral- und LandesbibliothekBerlinRhinow, Brandenburg | Foto: ScoobayPeter Delin und Ursula Müller-SchüsslerVorwortDer Text enthält eine Stellungnahme zum„Konzept zur Bestands- und Organisationsentwicklungfür die Zentral- undLandesbibliothek Berlin“, das von denbeiden Verfassern Prof. Dr. Konrad Umlaufvon der Humboldt-Universität zu Berlin undvon Frau Prof. Cornelia Vonhof von derHochschule der Medien Stuttgart im Auftragdes Vorstands der Zentral- und LandesbibliothekBerlin (ZLB) erstellt wurde. Die vorliegendeStellungnahme wurde vom Personalratder ZLB beauftragt. Redaktionsschlusswar der 22.11 .201 4.Das Konzept macht den InformationsdienstGroß (ID-Groß) der ekz-bibliotheksserviceGmbH (EKZ) als Informationsdienst Vorab(ID-Vorab) zum Zentrum des Bestandsaufbausder ZLB. Der ID-Groß ist eineAuswahl von ca 1 6.000 Titeln aus einemdeutschen Buchmarkt von ca 90.000 Neuerscheinungenim Jahr. Der Informationsdienstwird von der EKZ für den Bestandsaufbau inallen Typen von Öffentlichen Bibliothekenzusammengestellt. Von der EKZ und derLektoratskooperation bibliothekarischer Rezensentenwird diese Auswahl mit kurzenAnnotationen und Rezensionen versehen.Die EKZ wählt die 1 6.000 Titel des ID-Großaus 26.000 Neuerscheinungen des deutschenBuchmarkts aus und verschickt sie alsBesprechungsexemplare an die Lektoren undRezensenten. Schon zu diesem Zeitpunktkönnen Bibliotheken diese Buchauswahl­ 25 ­


komplett in ausleihfertiger Form fest bestellen.Ein zweiter grundlegender Mangel des Kon-Diese Vorwegbestellung bezeichnet zepts besteht darin, dass das Anschaffungs-man als ID-Vorab. Zu den derzeitigen profil der ZLB nur grob quantitativ geprüftNutzern des ID-Vorab, den Hamburger wird. Es gibt keine qualitative Einschätzung,Öffentlichen Bücherhallen und der Stadtbibliothekkeine Gemeinwesenanalyse und keineBremen, soll nach Auffassung der Untersuchung der spezifischen Aufgabenbeiden Verfasser nun auch die ZLB treten. einer öffentlichen Zentralbibliothek für eineMetropole von 3,5 Mio. Einwohnern. Diebesonderen Verhältnisse Berlins und ihr1 Kurzfassung des KonzeptsNiederschlag im Bestandsangebot der ZLBfinden keine Berücksichtigung. Vielmehr wirdDer vorliegende Text der beiden Professoren die Öffentliche Zentralbibliothek als immergleicher,Vonhof und Umlauf ist kein Gutachten,standardisierter Bibliothekstyp ver-sondern ein Konzept mit dem Auftrag, den standen, der sich je nach Einzugsbereich nurBestandsaufbau der ZLB und dessen quantitativ unterscheidet.Organisation an den Komplettbezug des ID-Vorab der EKZ anzupassen.In einem ersten Schritt werden alle dieBereiche in ein sogenanntes „Special-Das Konzept ist damit von vornherein Interest-Geschäft“ ausgelagert, die nicht miteinseitig auf die EKZ ausgerichtet. Alternativendem ID-Vorab bedient werden können. Hierwerden nicht geprüft und auf ihre soll der Bestandsaufbau wie bisher weiter-Eignung für das Profil der ZLB nicht untersucht.geführt werden und die Systematik der ZLBDamit geht der reiche Erfahrungs-erhalten bleiben. Es handelt sich dabeischatz, der sich in deutschen und internationaleneinerseits um die landesbibliothekarischenBibliotheken, besonders in großen Bereiche Senatsbibliothek mit den Fach-Bibliotheken, in den letzten Jahren angesammeltgebieten Recht und Kommunalwissenschaftenhat, für die ZLB verloren. Hier sindgut ausgebaute Geschäftsgänge entstanden, und das Zentrum für Berlin-Studienmit den Historischen Sammlungen, andererseitsdie hochrationell bruchlose elektronischeum die Musikbibliothek, den BereichErwerbungssysteme mit einer qualitativ hochwertigenFilm und Theater und um die FachgebieteBestandsauswahl als Fremd-Allgemeines, Buch- und Bibliothekswesen,leistung, u.a. mit Approval Plans, verbinden. Kommunikationswissenschaften, um dieEin Gutachten zur Bewertung dieser Sachbuchabteilung Lernzentrum der KinderundErfahrungen für die ZLB steht also noch aus.Eigentlich müssten diese Erfahrungen aber in Jugendbibliothek und um die „Literaturfür ausländische Mitbürger“.der bibliothekarischen Leitung einer sogroßen und differenzierten Bibliothek wie der Neu gebildet wird in diesem Segment dasZLB selbstverständlich zum Kompetenzspektrum„Special-Interest-Geschäft“ Pflichtexem-gehören.plare vermutlich außerhalb derSystematik­ 26 ­nur in Numerus Currens-Aufstellung. Trotz


Mit der Übernahme der SfB wäre die Größe desFreihandbereichs eines möglichen Neubaus von vornhereinbegrenzt – eine klare Fehlplanung für die Zukunft.des erheblichen Bestandszugangs von ca.23.000 Medien im Jahr, davon ca 1 0.000Bücher, hüllen sich die beiden Verfasser hierweitgehend in Schweigen.Für alle anderen Fachgebiete außerhalb des„Special-Interest-Geschäfts“, also den weitüberwiegenden Teil der Bibliothek, soll derbisherige Bestandsaufbau aufgegeben unddie ZLB-Systematik abgeschafft werden.Die Bestandsauswahl für diesen fortan als„Massengeschäft“ bezeichneten Hauptteilder ZLB soll im Wesentlichen durch die EKZgeleistet werden, indem das deutschlandweitstandardisierte Angebot des ID-Groß als ID-Vorab mit den ca 1 4.000 Buchtiteln für dieMassenfächer regalfertig abonniert wird.Diese Auswahl aus dem deutschen Buchmarktist eigentlich für den Bedarf derHauptabnehmer, nämlich die öffentlichenBibliotheken in Städten von 50.000 bis400.000 Einwohnern zusammengestellt undfindet sich in Berlin bereits vorwiegend in denBezirksbibliotheken. Weil der gut ausgestatteteMedienetat der ZLB damit aber nochnicht vollständig ausgegeben wäre, muss dieZLB nach dem vorliegenden Konzept weitereca. 1 0.000 Doppelexemplare aus dem ID-Groß bestellen.Den Fachlektoren der ZLB soll die Medienauswahldamit weitgehend entzogen werden.Ihnen bleiben nur noch sogenannte „Boutiquen“übrig, mit deren eingeschränktenEtats alles beschafft werden muss, was imID-Groß, der fast ausschließlich aus deutschsprachigenBüchern besteht, nicht enthaltenist. Einige Fächer haben nicht einmal dafüreine „Boutique“. Mittelfristig soll auch derErwerbungsetat der „Boutiquen“ teilweise andie EKZ übergehen, da hiervon nur nocharbeitssparende E-Books bestellt werden sollen.Der Hauptanbieter von E-Books für dieZLB ist die Firma divibib GmbH, die zur EKZgehört. Damit wäre dann der Erwerbungsetatfür das sogenannte „Massengeschäft“ fastvollstän-dig an die EKZ übergegangen.Ebenso schwerwiegend ist ein zweiter grundsätzlicherAspekt des Konzepts. Mit derÜbernahme der Medienauswahl der EKZ sollfür das „Massengeschäft“ ein zweites Aufstellungssystemfür Medien neben der ZLB-Systematik eingeführt werden, nämlich dievon der EKZ benutzte Systematik fürBibliotheken (SfB), die auch in den BerlinerBezirksbibliotheken verwendet wird. Dieinhaltliche Gliederung der ZLB muss dafür inden sog. „Massen“-Fächern aufgegeben werden,d.h. die bisher bestehende Bibliothekwird in diesen Fächern abgebrochen undeine andere begonnen. Das betrifft immerhinfast 1 ,7 Millionen Bände (ohne Noten undNonbooks), die seit Ende der neunzigerJahre aus den Beständen der Amerika-Gedenkbibliothek und der Berliner Stadtbibliothekin der damals neu bearbeiteten­ 27 ­


ZLB-Systematik zusammengetragen wurden.Diese Arbeit, die erst vor 1 5 Jahren begonnenwurde, geht damit verloren.Das neue Aufstellungssystem der EKZ wärefür den geplanten Neubau der ZLB auch vielzu klein, denn es ist nur halb so umfangreichwie die ZLB-Systematik. Mit der Übernahmedes Aufstellungssystems der EKZ wäre alsodie Größe des Freihandbereichs eines möglichenNeubaus von vornherein begrenzt –eine klare Fehlplanung für die Zukunft.2. Der ID hat kein eigenständiges Profil:Der ID-Groß ist nicht für eine vollständigeÜbernahme gedacht und dafür auch nichtgeeignet. Er wird in seinen Teilen nicht alsausgewogener, definitiver Bestand für eineKomplettübernahme zusammengestellt, sondernist nur eine arbeitssparende Verkleinerungdes Buchmarkts für die Bestandsauswahlin mittelgroßen Bibliotheken in Städtenzwischen 50.000 und 400.000 Einwohnern,sowie für Stadtteilbibliotheken großer Großstädte.Eine Komplettübernahme schädigt dagegen2 Das Konzept im Einzelnendie große Großstadtbibliothek in doppelterWeise. Einerseits zwingt ihr der ID-Vorab inDas Konzept der beiden Verfasser ersetzt erheblichem Umfang irrelevante Beständeden Hauptteil der heutigen ZLB durch einevöllig andere Bibliothek, die im Kern aus demauf, zumal der ID-Groß ja vom einfachstenGrundbedarf für kleine Bibliotheken an allesID-Groß der EKZ und seinen Mehrstücken bis zum Bedarf der mittleren Bibliothekbesteht. Der ID ist aber für das Profil und dieAufgaben der ZLB aus folgenden Gründenenthält. Gleichzeitig enthält er dem Komplettabnehmerdie anspruchsvolleren und speziellerenungeeignet:Bestände vor, die gerade dieZentralbibliotheken großer Großstädte in1 . Der ID ist unvollständig: Der ID ist ihrer Komplementärfunktion zu kleineren undstreng vorselektiert und besteht nur aus mittleren Bibliotheken brauchen.einem kleinen Teil der relevanten Literaturdes deutschen Buchmarkts. Mit dem ID Andererseits führt der eigentliche Zweck beiverliert die ZLB die Möglichkeit, ihre Neuerwerbungenmit den vollständigen Nachweisender Deutschen Nationalbibliothek (DNB)passgenau für das Berliner Publikum auszuwählen.der Übernahme des ID-Vorab - nämlich dieRationalisierung und Effizienzsteigerung - zurKürzung eigener Lektoratskapazität, die nunaber um so dringender gebraucht wird, umDer ID besteht mit 6.600 Titeln die Schäden durch falsche und die Mängelschwerpunktmäßig aus Belletristik und durch fehlende Bestände im Vorab-ID auszugleichen.Kinder- und Jugendliteratur. Nur etwa 9.000Das hat ein Test mit der EKZTitel sind Sachtitel. Dieser Anteil hat sich seit gezeigt. Nur ca 50 % der Titel waren20 Jahren nicht verändert, obwohl der Buchmarkttatsächlich von der ZLB angeschafft worden.seitdem um 50 % gewachsen ist. Die nicht erworbenen Titel erwiesen sichnach einer Einzelfallprüfung weitgehend als­ 28 ­ungeeignet oder überflüssig.


es unpassend für die ZLB, alle Anschaffungsempfehlungenmit Anschaffungsvermerk (AV)1 und AV 2 komplett zu übernehmen. Das hatauch der Abgleich der EKZ mit den Erwerbungender ZLB gezeigt. Von den ca 1 5.000Titeln des ID-Groß wurde etwa nur die Hälftevon der ZLB erworben. Die pauschaleÜbernahme des ID-Vorab führt also ingroßem Umfang, d.h. mit weit über 5.000bis 6.000 Titeln, zu unbrauchbaren Beständenfür die ZLB. Hinzu kommt, dass der ID-Groß bei der Sachliteratur ganz überwiegendSachbücher anzeigt. Ein Schwerpunkt derZLB muss jedoch auf dem Fachbuch liegen,damit sie ihre Funktion als Zentralbibliothekfür 3,5 Mio. Einwohner erfüllen kann.Cité Foch, Berlin | Foto: Judith3. Der ID genügt nicht Conspectus 3aund höher: Der ID-Groß ist nicht geeignet,um Bestandsprofile auf dem Niveau vonConspectus 3a und höher vollständig zuerfüllen, wie es das neue Profil der ZLB von201 2 fordert, das im Rahmen des sogenannten„Reformprozesses“ als Prozess Nr.20 erstellt worden ist. Der ID-Groß enthältBestände dieses Niveaus nur in kleinenTeilen, denn er umfasst alle abgestuftenEmpfehlungsdienste für alle Typen öffentlicherBibliotheken, und zwar angefangen vonden Kleinsten: ID 1 000, ID 3000, ID-Auswahl,ID-Basis bis hin zum ID-Groß. Diese Stufungergibt sich aus den Anschaffungsempfehlungender Lektoratskooperation für dieSachliteratur.Angesichts dieses Profils des ID-Groß wäre­ 29 ­4. Der ID ist für den Fächerbedarfmittlerer Bibliotheken quotiert: Der ID-Groß ist für eine Komplett-Übernahme auchdeshalb ungeeignet, weil die Quoten für dieeinzelnen Fachgebiete im ID-Groß vorselektiertsind, und zwar wiederum nach denBedürfnissen der mittleren Bibliotheken.Diese Quoten werden jedes Jahr von derSteuerungsgruppe der Lektoratskooperationfür die Ansprüche dieser Bibliotheken neujustiert und entsprechen nicht dem Profil derZLB. Ein Beispiel dafür: So wurden jüngst diegeisteswissenschaftlichen Fächer wie Literaturund Kunst, sowie Wirtschaft reduziert undratgeberrelevante Fächer wie Recht, Pädagogik,Medizin und Haus- und Landwirtschaftgestärkt (Fächer hier nach der AllgemeinenSystematik für Bibliotheken (ASB)).Es ist damit unabweisbar, dass bei einerkompletten Übernahme des ID-Vorab einwesentlicher Teil des Profils für denBestandsaufbau nicht mehr von der ZLBselbst, sondern in der Steuerungsgruppe der


Lektoratskooperation festgelegt würde. DieZLB würde sich also auch bei der Schwerpunktsetzungder einzelnen Fächer untereinandervöllig von den Publikumsinteressenin Bibliotheken der Städte von 50.000 bis400.000 Einwohnern abhängig machen. EineSteuerung dieser vorher schon nach anderenBedarfen gesteuerten Auswahl ist damit nichtmehr sinnvoll. Eine solche doppelte Steuerungkann nicht zu einer befriedigendenbenutzerorientierten Eignung für die ZLBführen.Hinzu kommt, dass die „schwachen Fächer“kleiner Bibliotheken meist die „starkenFächer“ in großen Großstadtbibliothekensind. Diese Universalbibliotheken und erstrecht die ZLB haben mit ihren in der Breiteund Tiefe ausgebauten Beständen ein Alleinstellungsmerkmalfür das großstädtische Publikum,das von mittleren und dezentralenBibliotheken gar nicht erfüllt werden kann.Vielmehr ergänzt ihre Komplementärfunktiongerade die mittleren und kleineren Bibliothekenmit Beständen, die diese aus obengenannten Gründen nicht vorhalten könnenoder wollen.Die Folge davon ist, dass das gesamtevorliegende Konzept für die ZLB nicht benutzerorientiertist:1 . Der ID-Groß: Das komplette Titelangebotdes ID-Groß wird zum neuen Basisangebotdes Hauptteils der Bibliothek. DerID-Groß ist von jeder Kennzahlensteuerungausgenommen, obwohl er nicht nach demBedarf des Publikums der ZLB zusammengestelltworden ist.2. Staffelungen des ID-Groß: Der extremhohe Staffelfaktor bezogen auf den Titelbestanddes ID-Groß muss, wie das Konzeptes formuliert, „so hoch wie leistbar sein,mindestens aber so hoch wie bisher“. DasFinanzvolumen des ID-Gross soll also durchBenutzerinteressen nach oben hin ausdrücklichnicht begrenzt werden und wenn möglichsogar noch weiter erhöht werden. AusRationalisierungsgründen und um die EKZoptimal zu bedienen, lautet die Devise„Immer mehr vom Immergleichen“. Der Publikumsbedarfdarf hier also nur noch in demschmalen Spektrum des ID-Groß bedientwerden, so dass die Benutzerinteressen nichtvoll zur Geltung kommen können.3 Die Benutzerorientierung des KonzeptsDer ID-Groß ist aus fachlicher Sicht alsoungeeignet als Grundlage für den Bestandsaufbauder ZLB. Dennoch haben die beidenVerfasser des Konzepts versucht, die ZLB anden eigentlich unpassenden ID-Groß anzupassen.3. Die „Boutiquen“: Im Gegensatz zu denStaffelungen aus dem ID-Groß werden die„Boutiquen“ auf maximal ein Drittel der gesamtenNeuzugänge begrenzt, auch wennder Benutzerbedarf hier höher liegt. Meist istder Anteil einer „Boutique“ sogar geringeroder eine „Boutique“ ist überhaupt nicht vorgesehen.Das fundamentale Problem desKonzepts der beiden Verfasser liegt darin,Nächste Seite: Randall Park Mall in Randall, Ohio | Foto: Nicholas Eckhart­ 30 ­


dass der wesentliche Teil des bisherigen BestandsaufbausNonbook-Anteil im Bestand war bisherder ZLB mit seiner einzig-immer ein Alleinstellungsmerkmal der ZLB imartigen Vielfalt und seinen hohen Umsätzen Vergleich zu den anderen großen Bibliothekenin diesen kleinen „Boutiquen“ verschwindenin Berlin.soll. Ein benutzerorientierter Bestandsaufbau 5. Nicht zuletzt müssen aus den „Boutiquen“für die Zentralbibliothek einer 3,5 Millionen-Metropole ist damit ausgeschlossen.auch die wachsenden Titelzahlen derE-Books beschafft werden. Mit der rigidenBegrenzung auf maximal ein Drittel des NeuzugangsDie kleinen „Boutiquen“ werden mit allenist dieser Bedarf zusammen mit denDefiziten des ID-Groß überhäuft:anderen Aufgaben der „Boutiquen“ nicht zudecken, zumal den meisten Fachgebieten1 . Da der ID-Groß nur ein kleines Spektrum weit geringere Etatanteile oder sogar überhauptdes relevanten deutschen Print-buchmarktangebotsenthält, muss der zum größten Teilaußerhalb des ID-Groß liegende Bedarf auswerden.keine „Boutiquen“ zugestandenden „Boutiquen“ gedeckt werden.Das Konzept der beiden Verfasser geht in2. Da der ID-Groß nur deutschsprachige seinen Forderungen sogar so weit, mittelfristigLiteratur umfasst, muss der immer mehrden gesamten Etat der „Boutiquen“ nurwachsende Bedarf an fremdsprachiger noch für E-Books auszugeben, um die BearbeitungskostenLiteratur, besonders aus dem angelsächsischender Medien auch in den „Bou-Bereich, aus den streng begrenzten tiquen“ ganz nach unten zu drücken. DannEtats der „Boutiquen“ bestritten werden. darf der Erwerbungsanteil der „Boutiquen“Verschärfend kommt hier hinzu, dass der auch wieder erhöht werden.internationale Anteil des Publikums in derZLB sehr hoch ist und weiter zunimmt. Dies würde allerdings zu einer medialen3. Da der ID-Groß nur zu einem geringen Spaltung des Publikums führen, da die eherTeil aus- und weiterbildungsrelevante Literaturpopulären Bestände des ID-Groß in Papiertragenthält, muss dieser gesetzliche Aufformbeschafft werden, die darüber hinaus-der ZLB vorwiegend mit den „Boutiquen“erfüllt werden. Das wiegt schwer, da die ZLBgehenden Bedarfe in der ZLB aber nur nochals E-Book zur Verfügung stünden.in Berlin die einzige große Bibliothek mitdiesem Schwerpunkt ist.4. Der ID-Groß enthält fast ausschließlich 4 Die Fachgebiete im EinzelnenBücher. Alle anderen Medien müssen in den„Boutiquen“ beschafft werden. Diese Medien Noch deutlicher stellt sich das Problem derkönnen in einzelnen Fachgebieten oder Abteilungenfehlenden Benutzerorientierung dar, wennwie z.B. bei Literatur und Spracheoder in der Kinder- und Jugendbibliothekman die Fachgebiete im Einzelnen betrachtetund zwar die ihnen zugewiesenen Staffelungsquoteneinen erheblichen Umfang erreichen. Deraus dem ID-Groß und die ge-hohe,nach Titelzahlen stark differenzierte­ 32 ­deckelten Ergänzungszahlen aus den „Bou-


Das vorgelegte Konzept stellt in wesentlichen Teilen eine reineVerschwendung des Erwerbungsetats der ZLB dar.tiquen“, womit die Titelbreite erheblich reduziertwird.Scheinbar bleibt alles beim Alten, da nachdem neuen Konzept dieselbe Menge derNeuzugänge wie heute erreicht werden soll,sozusagen als Startpunkt für den zukünftigenWettlauf um die besten Kennzahlen. Dochdas ist eine Mogelpackung.Die Zahlen bleiben zwar gleich, aber dahinterverbergen sich völlig andere Inhalte. Daskleine Titelangebot des großen ID wird starkmit Doppelstücken aufgefüllt, nämlich mitüber 1 0.000 Staffelexemplaren von 1 4.000Titeln. Die Titelbreite wird in den meistenFächer extrem reduziert. Ganze Fächergruppenwerden damit systematisch ruiniert.Die beiden Verfasser haben es vor allem aufdie Geistes- und Gesellschaftswissenschaftenabgesehen. Das liegt ganz imTrend bei den mittelgroßen ÖffentlichenBibliotheken, wie der EKZ-Workshop “Chancen201 2: Information 2.0 - Wie geht’s weitermit dem Sachbuch?“ gezeigt hat.Doch es kann noch schlimmer kommen: DieFächer Geschichte, Religion, Ethnologie undSport dürfen nur aus dem ID bestücktwerden. Die Ergänzung aus einer „Boutique“wird ihnen verwehrt. Besonders das FachGeschichte wird schwer beschädigt, da dieTitelbreite um ein Drittel reduziert wird unddie Hälfte des Titelzugangs aus dem ID doppeltbestellt werden muss (Staffelfaktor 1 ,5).Eine andere Ressource als die EKZ darf esnach dem Willen der beiden Verfasser fürdieses wichtige Fach nicht mehr geben,zweifellos ein herber Verlust für ein zentralesAngebot der Öffentlichen Bibliotheken für dasBerliner Publikum.Auch das Fach Medizin trifft es hart, immerhinein Schwerpunkt der ZLB und ein Alleinstellungsmerkmalder ZLB in der Stadt. DieTitelbreite wird um über ein Viertel reduziertund die Hälfe der ID-Titel muss noch einmalgestaffelt werden. Ähnlich sieht es im FachgebietReise aus. Die Titelbreite sinkt um einDrittel und fast der gesamte ID-Titelzugangmuss bei der EKZ doppelt bestellt werden(Staffelfaktor 1 ,8).Die Titelbreite der ZLB-Erwerbung bei Philosophie,Politik, Psychologie und den Sozial-beiden Verfasser ist auch die Kinder- undSchwer getroffen von der Neuausrichtung derwissenschaften wird um die Hälfte reduziert. Jugendbibliothek. Sie verliert fast die HälfteDafür müssen diese Fächer extrem hohe ihrer Titelbreite. Die besondere Vielfalt, dieStaffelquoten auf das kleine Titelspektrum diese einzigartige Ressource in der Stadtdes ID-Groß hinnehmen. Der komplette Titelzugangaus dem ID muss fast dreimal erwor-fast der gesamte Zugang von 3.511 Titelnauszeichnet, wäre damit dahin. Dafür mussben werden, im Fachgebiet Politik sogar viereinhalbmal.werden (Staffelfaktor 1 ,8), wohingegenaus dem ID (Stand 201 3) doppelt beschafftdie­ 33 ­


Bezirksbibliothek Mitte einen Bezug derKinder- und Jugendliteratur von der EKZ ausQualitätsgründen vollständig ablehnt.6.000 Titel in den „Boutiquen“ erworbenwerden, insgesamt also ca 31 .000 Neuzugängemit 20.000 Titeln.Die Zahlen zeigen, dass die meistenFachgebiete der ZLB durch das Konzept derbeiden Verfasser geschädigt werden. Inallen Fachgebieten des sog. „Massengeschäfts“bleibt als schwerster Mangel, dassdie reduzierte Titelbreite zum größten Teil ausdem für die ZLB weitgehend ungeeig-netenAngebot des ID-Groß kommen muss.5 Gesamtzugang und TitelbreiteInsgesamt sollen nach dem Konzept derbeiden Verfasser ca 25.000 Neuzugänge mit1 4.000 Titeln aus dem ID-Groß kommen undDieser Zugang enthält aber nur 1 3.500brauchbare Titel für die ZLB, da sich in derVergangenheit nur ca 7.500 Titel des ID-Großfür die ZLB als geeignet erwiesen haben.Diese brauchbare Titelbreite von 1 3.500 Titeln(7.500 aus dem ID-Groß + 6.000 aus denBoutiquen) ist nur halb so groß wie die bishererworbene Titelbreite von ca. 26.000 in denFächern des „Massengeschäfts“ (Stand201 3).Das vorgelegte Konzept stellt in wesentlichenTeilen eine reine Verschwendung des gutausgestatteten Erwerbungsetats der ZLB dar.Die Hälfte der ID-Titel ist unbrauchbar, derK-Mart in New Hope, Minnesota | Foto: m01 229­ 34 ­


Bedarf für die hohen Staffelzahlen aus dem um diese damit dem publikumsintensivenID ist nicht nachgewiesen und 2.000 Titel des Hauptteil der Bibliothek zu entziehen. VermutlichID-Groß aus Berliner Verlagen kommen sowiesosollen diese Pflichtexemplare zumals Pflichtlieferung in die ZLB.größten Teil in geschlossenen Magazinen mitAufstellung nach Numerus Currens verschwinden.Für diese überflüssigen NeuerwerbungenHier entstünde dann in der ZLBkönnen die beiden Verfasser keinen Benutzerbedarfeine zweite, schnell wachsende Bibliotheknachweisen. Vielmehr fehlen mit aktuellen, stark nachgefragten Bestän-die dabei verbrauchten Erwerbungsmittel für den.einen benutzerorientierten Bestandsaufbau,der sich am Bedarf des konkreten Berliner Von Lektoren ausgewählte PflichtexemplarePublikums unter den Bedingungen eines sollen offenbar aus Rationalisierungsgründendreistufigen Bibliothekssystems mit Zentralbibliothek,zwölf Hauptbezirksbibliothekenzukünftig nicht mehr zum Regelangebot derFachgebiete zählen. In einzelnen Fächernund ca. 60 Stadtteilbibliotheken für eine machen die Pflichtexemplare jedoch einen3,5 Millionen-Einwohner-Metropole orientiert.Das sind völlig andere Voraussetzungen, alssie sonst in deutschen Großstädten bestehen.erheblichen Anteil im Freihandbereich ausund bilden mit bestimmten Verlagen wie z.B.dem Suhrkamp Verlag das Rückgrat einesstark nachgefragten Bestands. Der eigentlichenPublikumsbibliothek der ZLB würdenWie weitgehend dieses fremdgesteuerte damit die Medien des reichhaltigen literarischen„Massengeschäft“ die ZLB zukünftig dominierenwird, sieht man am geringen Kaufzugang und intellektuellen Lebens der Stadtin der ganzen Breite und Vielfalt entzogen.der vorgesehenen „Special-Interest-Bereiche“,Die Verlagsstadt Berlin ist mit jährlich cawenn man die beiden großen Non-bookanteile Filme, Musikmedien und Notenabzieht. Der Zugang lag hier 201 3 bei nur1 0.000 neuen Buchtiteln immerhin die größteDeutschlands. Die Entfernung dieses Angebotsaus den Publikumsbereichen des sog.5.357 Exemplaren (inkl. der Zeitschriftenbände).„Massengeschäfts“ und die Reduktion aufDas sog. „Massengeschäft“ wird eine „Reutlinger Auswahl“ von ca. 2.000zukünftig also das Angebot der ZLB dominieren,zumal auch der hohe Anteil der Pflichtexemplaremit über 23.000 Neuzugängen imTiteln , die auch noch extra gekauft werdenmuss, stellt eine schwere Schädigung derInteressen des Berliner Publikums dar.Jahr größtenteils abgesondert werden soll.Das Gutachten hält sich hier zwar weitgehendDie beiden Verfasser reduzieren die bisherbedeckt, spricht aber knapp vonangebotene Titelbreite im Freihandbereich „Zuweisung“ einzelner Pflichtexemplare ander ZLB noch weiter, indem sie die Pflichtexemplare,soweit sie zu den Fächern des„Massengeschäfts gehören, in einen geson-die Fachgebiete des „Massengeschäfts“. Beidiesem dröhnenden Schweigen ist damit zurechnen, dass hier Mechanismen installiertderten „Special-Interest-Bereich“ auslagern,­ 35 ­werden sollen, die den bisher beträchtlichen


Konsum in Spitzkunnersdorf | Foto: Sludge GPflichtzugang in die Fachgebiete soweit wie die Benutzerorientierung, sondern einirgend möglich unterbinden, damit auch dieseArbeit dort wegrationalisiert werden kann.„Höchstmaß von wirtschaftlichem Einsatz vonFremddienstleistungen“, wie es der Managementdirektorals Auftraggeber des KonzeptsDie behauptete Ausrichtung des Konzepts bestimmt hat.am Benutzerbedarf besteht in Wirklichkeitaus willkürlichen Setzungen und hat mitdem Publikumsbedarf in der ZLB nichts zu 6 Einführung einer zweiten Systematik imtun. Der ID-Groß ist unter Berliner BedingungenFreihandbereichfür die ZLB keineswegs per sebenutzerorientiert. Das Gleiche gilt für die Beim angestrebten Höchstmaß von Fremddienstleistungenohne Bedarfsanalyse eingesetzten Staffelungszahlengeht man sogar soweit, fürmit der damit einhergehenden das sog. „Massengeschäft“ im FreihandbereichReduzierung der Titelbreite bei einem vorgegebenenErwerbungsetat. Der vom Publikumnachgefragte Teil der Pflichtexemplare in deneine zweite Systematik einzuführen.Mit der kompletten Übernahme des ID-Großsoll auch die von der EKZ benutzte SystematikFreihandbereichen des „Massengeschäfts“für Bibliotheken (SfB) übernommenwird voraussichtlich einfach entfernt, zentral werden. Dieser schwerwiegende Eingriff inmagaziniert und nicht mehr systematisch die Infrastruktur der Publikumsbereiche isterschlossen. Ziel des Konzepts ist also nicht eine Entscheidung für Jahrzehnte. Sie ist­ 36 ­


irreversibel, kann, einmal eingeführt, nichtmehr zurückgenommen werden. Und sie geschiehtohne Not, denn selbst die HamburgerZLB. Das Nebeneinander zweier ähnlicherSystematiken mit grundverschiedenen Inhaltenwird der ZLB deshalb ein katastrophalesÖffentlichen Bücherhallen haben als größter Image beim Publikum bescheren und zuBezieher des ID-Vorab ihre eigene Systematikweiter sinkenden Benutzerzahlen führen.beibehalten können.Hinzu kommt die fehlende IndividualsignaturWas würde die Einführung der SfB als einerzweiten Systematik neben der ZLB-Systematikfür die ZLB bedeuten?bei der SfB. Gleiche Werke können nichtmehr zusammengeführt werden und wegender mangelhaften Ordnungsmöglichkeit sindnur kleine Gruppen im Regal möglich. Auch1 . Zwei Systematiken nebeneinander: die Aktualität ist schwerer zu überprüfen, daMit einer zweiten Systematik würde ein doppelterSchnitt durch die Bibliothek gezogen,nämlich einerseits zwischen sog. „Massen“-ein Bestand mit Individualsignaturen weitgehendnach Zugang geordnet ist, was bei derSfB als Fremdleistung nicht vorgesehen ist.Fächern und den „Special-Interest“- Fächernund andererseits innerhalb der „Massen“- 2. Vergleich von SfB und ZLB-Systematik:Fächer selbst.Die Übernahme der SfB wird zu einerradikalen Reduktion der möglichen FreihandkapazitätDie SfB ist auf der Basis der AGB-Systematikvon 1 954 entwickelt worden. Beide Systematikensind vom Prinzip her gleich aufgebaut.und damit zu einer Herabstufungdes Profils der ZLB führen. Denn die SfB hatnur 1 4.400 Klassen, weniger als halb so vieleDeshalb sehen die Notationen zwar ähnlich wie die ZLB-Systematik mit über 30.000aus, die dargestellten Inhalte sind jedoch Klassen. Der Umfang der Freihandbereichevöllig unterschiedlich. Sie können leicht verwechseltwird damit auf Dauer radikal beschnitten,werden.denn mit der SfB ist wegen der beschränktenDas Nebeneinander dieser beiden SystematikenKlassenzahl nur ein Freihandbereich für biswird deshalb auf Jahre hinaus zugroßer Verwirrung beim Publikum führen, dazu 420.000 Bände möglich. Mit der ZLB-Systematikkönnen dagegen bis zu 900.000 Bändezunächst beide Aufstellungsarten nebeneinanderaufgestellt werden. Das hat zwei schwer-in den Freihandbereichen stehen wiegende Konsequenzen für die Bibliothek:müssen und thematisch gleiche Bestände beider systematischen Recherche im elektronischena. Für den Neubau: Mit der Entscheidung fürKatalog nicht mehr zusammen die neue Systematik SfB wäre also auch diesuchbar sind.Größe für den Freihandbereich eines möglichenNeubaus von vornherein begrenzt.Aufstellungssystematiken sind bekanntlich Das inhaltlich anspruchsvolle Programm derein besonders sensibles Thema im Verhältniseiner Freihandbibliothek zu ihrem Publikum,ZLB für einen Neubau wäre damit nicht mehrdurchführbar – eine klare Fehlplanung für diezumal bei einem Laienpublikum wie in der­ 37 ­Zukunft.


Tayloristische Modelle sind überholt. Angemessen wäre eineArbeitsorganisation, die sowohl im Benutzer als auch imBeschäftigten den Menschen mit seinen besonderen Qualitätensieht.b. Für die Bibliothek heute: Der Schadendurch die SfB tritt aber auch unmittelbar ein,weil eine kleine Systematik nur einen kleinenFreihandbereich ermöglicht und damit dieAusleihzahlen dauerhaft auf niedrigemNiveau festschreibt. Und das ist leider schongeschehen. Der Freihandbestand wurde imErwachsenenbereich der ZLB (ohne Zentrumfür Berlinstudien und Noten) in den letztenfünf Jahren radikal um ein Drittel von 381 .71 3in 2008 auf 258.360 Bücher in 201 3 inkl.ausgeliehener Medien reduziert, obwohl dervorher schon gemessen am jährlichen Zugangzu klein war. Seitdem sind die Ausleihzahlenentsprechend zurückgegangen.Damit wird dem nichtakademischen Publikumder Zugang zu qualifizierter Literatur schwergemacht, was dem eigentlichen Zweck derZLB zuwiderläuft. Umgekehrt ist diese extremeVerkleinerung der Freihandbereichegerade passend für die Übernahme des ID-Groß und zur Einführung der SfB, wie es jaauch die beiden Verfasser in ihrem Konzeptbetonen.3. Das Verschwinden der ZLB in denMagazinen: Die Einführung einer neuen Systematikwürde die Bestände mit der bisherigenSystematik der ZLB bedeutungslosmachen. Denn damit würde die ZLB, wie wirsie heute kennen, vollständig aus dem Blickfelddes Publikums in die geschlossenenMagazine verschwinden. Die Freihandbereichemit der heutigen ZLB-Systematikmüssten Zug um Zug aufgelöst werden, umden Neuzugängen aus dem standardisiertenEinheitsangebot der EKZ mit der neuenSystematik SfB Platz zu machen. GanzeFachgebiete wie z. B. Literatur und Kunst, dieseit 60 Jahren mit einer einheitlichen Systematikaufgebaut worden sind, würden damitabgebrochen und wären im Regal nicht mehrzusammen mit den Neuzugängen systematischrecherchierbar.Hinzu kommt, dass mit der Zusammenführungder Bestände von AGB und BStBEnde der Neunziger Jahre in einer neubearbeitetenZLB-Systematik ein umfassendesAngebot für das Berliner Publikum geschaffenwurde, das die gewachsenen Beständeaus Ost und West vereinigt. Soll diese Arbeit,die erst vor 1 5 Jahren begonnen wurde, umsonstgewesen sein?Es ist also unbestreitbar, dass die Einführungeiner zweiten Systematik in keiner Weisepublikumsfreundlich sein kann und damit dieNutzerorientierung des Konzepts der beidenVerfasser auch bei diesem grundsätzlichenProblem eindeutig in Frage gestellt ist. Auchhier offenbart sich wieder die vorgegebeneRationalisierung als das eigentliche Ziel desKonzepts.­ 38 ­


7 Die Organisation des Bestandsaufbaus wiederum nur mit Standing Orders zubewältigen, so dass sich eine FachkompetenzDie beiden Verfasser sehen für ihr Erwerbungsmodelldrei Typen von „Lektoraten“ vor, nicht entwickeln kann. Das Gleiche gilt,wenn ein Lektorat entweder viele fachlichdie entweder allein das „Massengeschäft“ verschiede-ne „Boutiquen“ oder eine „Boutique“oder das „Massengeschäft“ und diein Nebentätigkeit bedienen muss. Das„Boutique“ eines Fachgebiets zusammen Konzept der „Boutique“ führt sich damit alsoverwalten, sowie den Typ des heute noch selbst ad absurdum.üblichen Lektors in der ZLB, den es zukünftignur noch im marginalen „Special-Interest- Die beiden Verfasser wollen ihr starresBereich“ geben soll.Erwerbungsmodell einer kennzahlengestütztenBestandssteuerung auch auf dieBei näherer Betrachtung handelt es sich beiden ersten beiden Typen im eigentlichen Sinnnicht um Lektorate:Arbeitsorganisation übertragen. Hier sollen„Prozesskennzahlen, Standards und vorgegebeneBearbeitungszeiten“ die Rationalisierungseffektesicherstellen.► Im „Massengeschäft“ werden ausschließlichBestellungen für StaffelexemplareEin solches Arbeitsmodell ist heute überholtnur aus dem vorgegebenen EKZ- und passt nicht zu einer publikums-Bestand des ID-Groß nach festgelegten orientierten Bibliothek, die auf die differenziertenParametern aufgegeben. Ansonsten werdenInteressen ihrer vielen verschiedenenKartons mit den regalfertigen Lieferungen der Benutzer eingehen muss. Auch hier wirdGrundexemplare des ID-Groß ausgepackt wieder deutlich, dass die Verfasser nicht vomund in die Regale gestellt. Einen Einfluss auf Benutzerinteresse ausgehen, sondern ausschließlichdie Bestandsauswahl gibt es hier nicht mehr.Rationalisierungsziele verfolgen.Ihre Tayloristischen Modelle sind überholt.► Auch in der „Boutique“ kann sich eine Sie entsprechen der gusseisernen Strukturprofessionelle Lektoratsarbeit nicht entwickeln,des Industriezeitalters, wo es auf Zerteilung,da das Arbeitsgebiet mit einer Rationalisierung und Kontrolle der einzelnenBegrenzung auf maximal ein Drittel des Arbeitsschritte ankam.jeweiligen Erwerbungsetats zu klein ist. Diedaraus resultierende geringe Titelzahl muss Angemessen wäre eine Arbeitsorganisation,fünf verschiedene, sehr große und stark die sowohl im Benutzer als auch im Beschäftigtendifferenzierte Märkte abdecken, nämlich dasden Menschen mit seinen besonderendeutschsprachige Buchangebot außerhalb Qualitäten sieht. Eine neue ZLB braucht einedes ID-Groß, den ausländischen Buchmarkt, neue Organisation. Diese Organisationdas Medienangebot für die Aus- und Weiterbildung,muss um den eigentlichen Zweck der Biblio-die Nichtbuchmedien wie DVD- thek herum, das Angebot und die VermittlungROMs, Hörbücher usw., sowie den wachsen-von Inhalten organisiert werden.den E-Book-Markt. Diese Angebotsvielfalt ist­ 39 ­


eiden Verfassern wegen mangelnder Kon-Hinzu kommt, dass das intellektuelle Lektorattrollmöglichkeit verworfen. Dabei bildete einin großen, besonders in den großen ähnliches Modell in der früheren AmerikatrollmöglichkeitÖffentlichen Bibliotheken heute wieder an Gedenkbibliothek von Anbeginn den KernBedeutung gewinnt. Da viele frühere Routineangeboteihres Bibliotheksverständnisses und trug ent-von Bibliotheken ins Internet scheidend zur Effektivität der gesetzten Zieleabgewandert sind, muss die große Bibliothek und zur Beliebtheit der Bibliothek beimmit exklusiven Angeboten ein AlleinstellungsmerkmalPublikum bei.schaffen, ähnlich wie sich heuteZeitungen zu profilieren versuchen. Wichtigsind dort gute Redakteure und Reporter, die 8 Die kennzahlengestützte SteuerungPrint und Online gleichzeitig mit exklusivem„content“ bedienen können. Wer nur von Das kennzahlengestützte System der beidenNachrichtenagenturen, sprich Fremdleistungenlebt, hat bald verloren. Die ausschließlichVerfasser beschränkt sich allein auf hoheAusleihzahlen, nach denen der Erwerbungsetatauf Effizienz bedachten Auffassungen derund der Regalplatz vergeben werden.beiden Verfasser weisen hier in die falscheRichtung.Das ist im Grunde ein rein kommerziellesPrinzip wie in Supermärkten, wo es nur aufmaximalen Umsatz pro Quadratmeter ankommt.Besser wäre ein anderer Weg. Alle Dienstleistungenwie Bestandsaufbau, Erschließung,Katalogisierung, Erwerbung, Auskunft, ► Nimmt man diesen verkürzten AnsatzMedienpräsentation, Einstelldienst und digitaleKommunikation mit dem Publikum solltenernst, muss man feststellen, dass ein solchesSystem in der ZLB unter den gegebenenvon thematisch-inhaltlich gebildeten räumlichen Bedingungen nicht funktionierenTeams, also sozusagen aus „einer Hand“erfolgen. Damit lässt sich eine publikumsfreundlicheBibliothek mit einem guten Serviceangebotkann. Die Teilung der Bibliothek, auchder Fachgebiete des „Massengeschäfts“, aufzwei Standorte, wovon einer verkehrsmäßigfür die Bildungsgesellschaft des schlecht angebunden ist, verhindert eine21 . Jahrhunderts organisieren. Die Teambildungobjektive Ermittlung des Benutzerbedarfs mitnach Inhalten ist ein mögliches Kennzahlen.Modell für die Zukunft, wo es auf dieZusammenarbeit mit den einzelnen BenutzernVerschärft wird dieses Problem noch durchund die qualitativ hochwertige die verfehlten Bauplanungen, die in der BStBBefriedigung ihrer individuellen Bedürfnisse die Freihandbereiche mitten in einen ruhigenankommt. Es bietet für das Publikum Service Lesesaalbereich versetzt haben und demaus einer Hand und es motiviert die Teammitgliederund weckt ihre Initiative.Publikumsbereich insgesamt den Charaktereiner wissenschaftlichen Bibliothek verliehenhaben. In der AGB wurde durch die BauplanungenAusgerechnet diese Richtung wird von dender Freihandbereich für Erwachsene­ 40 ­auf nur ca. 1 .600 qm reduziert. Auf einer


Das Wort „Massengeschäft“ ist der Unpassendste allerdenkbaren Begriffe, um den Gebrauch einer großen Bibliothekzu beschreiben.solch minimalen Fläche ist es unmöglich, fürden hohen Bestandszugang der ZLB objektiveDaten für einen Benutzerbedarfzu ermitteln.Zentrales Problem für eine kennzahlengestützteSteuerung ist der insgesamt zukleine Freihandbereich der Universalbibliothekder ZLB für Erwachsene mit nur ca260.000 Bänden inkl. der ausgeliehenenBestände (Bücher, ohne Noten und Zentrumfür Berlin-Studien). Er wurde in nur fünfJahren um 50%, also um ca. 1 30.000 Bücherverringert. Die Nutzung in einem solchreduzierten Publikumsbereich als Maßstabfür den Publikumsbedarf einer öffentlichenZentralbibliothek für 3,5 Mio. Einwohnernehmen zu wollen, ist grotesk. Das Angebotwird so stark verengt, dass sich im Wortsinnnur noch die „Best-Seller" durchsetzen können.►Im System der beiden Verfasser gibt eskeinen Parameter für Qualität außer aneiner einzigen Stelle, und die liegt außerhalbihres Kennzahlenbereichs, nämlich bei derAuswahl des ID-Groß durch die EKZ und dieLektoratskooperation für die Ansprüche vonBibliotheken in Städten von 50.000 bis400.000 Einwohnern.■ Die erste kennzahlengestützte Steuerunghat also bereits stattgefunden, wenn dieKartons mit den regalfertigen Büchern desID-Groß in der ZLB eintreffen, allerdingsohne Berücksichtigungdes Berliner Publikums.Jede weitere Steuerung kann nur noch­ 41 ­innerhalb dieser fremdgesteuerten Auswahlstattfinden, was nur zu einer weiteren Verengungdes Angebots führt.■Auch die kleinen „Boutiquen“ könnendiesen starren Block aus mindestens zweiDrittel des jeweiligen Erwerbungsetats nichtmehr auflockern, zumal sie bei ihrer Bestandsauswahlauf die Ausleihzahlen bis aufdie Ebene der einzelnen Systematikgruppenhin festgelegt sind.Das Konzept derbeiden Verfasser erweistsich letztlich als Negation der Benutzerorientierung.Sie haben ein geschlossenesSystem mit einem begrenzten Titelangeboterrichtet, in dem sich das meist Genutzteimmer durchsetzt. Viele Inhalte können, nochverschärft durch die engen räumlichenBedingungen, gar nicht mehr auftauchen, sodass sie keine Nutzungszahlen generierenkönnen und folglich dieser Bedarf verborgenbleibt.Das ist das systemische Problem vonMedieneinrichtungen, die nur noch auf dieQuote setzen, wie z.B. die öffentlich-rechtlichenRundfunkanstalten, die damit ihrengesellschaftlichen Auftrag und letztlich ihreGemeinnützigkeit in Frage stellen.Im Unterschied zu den Massenmedien stelltsich dieses Problem für die große Bibliothekumso schärfer, als sie gar kein Massenmediumist, sondern sich explizit an deneinzelnen Benutzer wendet. Eine Bibliothektritt immer nur einem einzelnenBenutzer


gegenüber. In einer großen Bibliothek mitihren unglaublich vielen, ganz und gar unterschiedlichinteressierten Besuchern wird unmittelbarsichtbar, dass es eine Masse garnicht gibt. Deshalb ist das Wort „Massengeschäft“der Unpassendste aller denkbarenBegriffe, um den Gebrauch einer großen Bibliothekzu beschreiben. Denn eine Massegibt es dort nicht und eine solche Bibliothekist erst recht kein Geschäft, was allein schonder Blick in den Jahresabschluss der ZLBzeigen würde.„Insgesamt werden extrem viele Ausleihenerzielt und die Nachfrage in Berlin ist sovielfältig und differenziert, dass kein Grunderkennbar ist, die Differenzierung überall einschneidendzu reduzieren...“ (S. 6-7)Die geplante Rationalisierungsmaßnahme,wie das Konzept sie auftragsgemäß vorschlägt,ist in Wirklichkeit eine kulturpolitischeRichtungsentscheidung gegeneine bedeutende Berliner Bildungs- und Kultureinrichtung,die in ihrer Dimension durchausschon einer Abwicklung nahe kommt.9 RésuméDas vorgelegte Konzept der beiden Verfasserbedeutet faktisch die Abschaffung der ZLB,wie wir sie heute kennen. Die ZLB würdedamit ihr vielfältiges Profil für ein ebensovielfältiges Publikum verlieren. Um den Schadenfür Berlin zu umreißen, genügt es, dasKonzept der beiden Verfasser selbstsprechen zu lassen::„Die außerordentlich hohen Zugangszahlenund die vielfältigen Informationsmittel, aufdie die Auswahl sich gründet, stehen füreinen bemerkenswert differenzierten undumsichtigen Bestandsaufbau. Das Bestandsprofilunterscheidet sich deutlich einerseitsvom Bestandsprofil von Hochschulbibliotheken,...andererseits vom Bestandsprofilder Zentralbibliotheken deutscher Metropolen...“_______________________________Zu den beiden VerfassernUrsula Müller-SchüsslerBuchhändlerin, Dipl.-Bibliothekarin, Dipl.-Pädagogin | Sacherschließungin der Allgemeinen Information der AGB 1 976-1 992 |Fachlektorin in der AGB/ZLB für Theater, Film und Kommunikationswissenschaften1 993-2005 | Fachauskunftsdienst in der AGB/ZLBvon 1 967-2005Peter DelinStudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin |Fachlektor in der AGB/ZLB für Video 1 993-201 4 | Fachauskunftsdienstin der AGB/ZLB 1 994-201 4 | Lehrbeauftragter am Institut fürBibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-UniversitätBerlin 2011 -201 4GemeinsamSachpreisrichter der Amerika-Gedenkbibliothek beim Wettbewerbfür den Erweiterungsbau 1 988 | Erarbeitung des Bedarfsprogrammsund des Raumbuchs für den Erweiterungsbau von 1 987-1 991 |Dozenten beim Referat für Fort- und Weiterbildung an der FreienUniversität Berlin | Konzept für die Zusammenführung von AGB undBStB in der ZLB. In: Delin, Peter; Ursula Müller-Schüssler: Mut zurWende – zweite Umdrehung. Zentralbibliotheksplanung in Berlin. In:BuB 44 (1 992) 8, S. 670-675. In: Wahlich, Ulrike: Rückblick mitZukunft: 1 00 Jahre Zentral- und Landesbibliothek Berlin. München :Saur, 2001 , S. 1 99-202, S. 227. | Arbeit als Fachlektoren in derAGB/ZLB. Aufbau der Filmsammlung der Bibliothek von 1 993-2005/201 4Nächste Seite: Kaufmann's in Canton, Ohio | Foto: Nicholas Eckhart­ 42 ­

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