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Biografie Erika und Klaus Mann - Piffl Medien | Filmverleih

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Die <strong>Erika</strong> <strong>und</strong> <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> Story9.11.1905 <strong>Erika</strong> Julia Hedwig<strong>Mann</strong> wird in München alserstes Kind von Thomas <strong>und</strong>Katia <strong>Mann</strong> geboren."Es ist also ein Mädchen: eine Enttäuschungfür mich, wie ich unteruns zugeben will, denn ich hatte mirsehr einen Sohn gewünscht <strong>und</strong> hörenicht auf, es zu thun. Warum? istschwer zu sagen. Ich empfinde einenSohn als poesievoller, mehr als Fortsetzung<strong>und</strong> Wiederbeginn meinerselbstunter neuen Bedingungen."(Thomas <strong>Mann</strong>, Brief an Heinrich<strong>Mann</strong>)18.11.1906 Geburt von <strong>Klaus</strong>Heinrich Thomas <strong>Mann</strong>.Zweites Kind von Thomas<strong>und</strong> Katia <strong>Mann</strong>. Die Familiebehält <strong>Erika</strong>s kindliche Namensgebungfür <strong>Klaus</strong> bei:„Eissi“.5.1.1914 Umzug der Familiein die eigene Villa am Herzogparkin München, Poschingerstrasse1."<strong>Erika</strong> <strong>und</strong> ich [gehörten] zusammen;[...] Wir traten wie Zwillinge auf:Die Erwachsenen wie die Kinder hattenuns als Einheit zu akzeptieren."(K.M., Wendepunkt)1914-18 Erster Weltkrieg.Thomas <strong>Mann</strong> verfasst dieStreitschrift Betrachtungen einesUnpolitischen, „vom politischenStandpunkt eine Katastrophe“,wie <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>später vermerkt. Zeit seinesLebens behielt der Vater, oftunerreichbar im geheimnisvollheiligen Reich desSchreibzimmers, den BeinamenZauberer. „Wir sahen denVater selten. Trotzdem (oderdeshalb) empfinden wir ihnals groß in unserem Leben, alsdie höchste Instanz, gegen diees eine Berufung nicht gibt.“„Entzücken an Eissi, der im Badeerschreckend hübsch. Finde es sehrnatürlich, dass ich mich in meinenSohn verliebe. [...] Es scheint, ich binmit dem Weiblichen endgültig fertig?“(T.M., Tagebücher)Frühsommer 1915 <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong> erkrankt an einerschweren Blinddarmentzündung;mehrmonatiger Klinikaufenthalt."Mir scheint es für mein ganzes Lebenvon Bedeutung zu sein, dass ichin diesem Alter so nahe an den Grenzendes Todes gewesen bin. SeinSchatten hatte mich sichtbarlichgestreift." (K.M., Kind dieser Zeit)1915 <strong>Klaus</strong> <strong>und</strong> <strong>Erika</strong> gründeneine Kindertheaterbühne, denLaienb<strong>und</strong> Deutscher Mimiker."Der Erfolg spornte, wir engagiertenneue Leute, alle Herzogparkkinderrissen sich um uns, Gretel <strong>und</strong> Lotte,Bruno Walters schmucke Töchter,wurden verpflichtet, W.E. Süskind,der Dichter, 16-jährig damals, machtemit [...]. Wir lebten für den Mimikb<strong>und</strong>,was unseren Eltern unlieb war.Ricki malte Programme, <strong>Klaus</strong> dichtete.[...] Und überhaupt, der ‚Laienb<strong>und</strong>Deutscher Mimiker’ war eineinzigartiges, edles <strong>und</strong> famosesInstitut." (E.M., in Tempo)1922 Wechsel von <strong>Erika</strong> <strong>und</strong><strong>Klaus</strong> nach notorisch schlechtenZensuren <strong>und</strong> ungebührlichemVerhalten in das LandschulheimHochwaldhausen.<strong>Erika</strong> kehrt bald nach Münchenzurück, <strong>Klaus</strong> wechseltauf das progressive InternatOdenwaldschule.1923 <strong>Klaus</strong> verläßt das Internat,als er sich in einen Mitschülerverliebt."Er hatte das Gesicht, das ich liebe.Man mag für mancherlei GesichterZärtlichkeit empfinden, wenn manlange genug lebt <strong>und</strong> ein empfindendesHerz hat. Aber es gibt nur einGesicht, das man liebt. Es ist immerdasselbe, man erkennt es unter Tausenden."(K.M., Der Wendepunkt)1924 Noch vor dem Abiturerstes Engagement von <strong>Erika</strong>als Schauspielerin bei MaxReinhardt am DeutschenTheater in Berlin.<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> verlobt sich mitPamela Wedekind, der Tochterdes Schriftstellers FrankWedekind. Im Septemberzieht das ungewöhnliche Paarnach Berlin, wo <strong>Klaus</strong> alsTheaterkritiker arbeitet. Publikationvon Kurzgeschichten inZeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften.<strong>Erika</strong> beginnt nach dem Abiturdas Schauspielstudium inBerlin. Engagements in Berlin<strong>und</strong> Bremen. Die Geschwisterbeziehen zwei „möblierte Stuben“in der Uhlandstrasse<strong>und</strong> stürzen sich in das Nachtleben<strong>und</strong> die TheaterszeneBerlins.„Überall stürzte [..] sich [die Jugend]in wilde Genüsse <strong>und</strong> Ausschweifungen.Neue <strong>und</strong> wilde Musik kam ausAmerika <strong>und</strong> berauschte sie. [...] Eswar ganz allgemein ein offenes <strong>und</strong>bewusstes Sich-Berauschen ohneGr<strong>und</strong>. Um dies zu verstärken, warenalle Mittel erlaubt: Musik <strong>und</strong>Alkohol, Marihuana, Morphium <strong>und</strong>Kokain.“ (E.M., Don’t make the samemistakes)1925 In Der fromme Tanz, einemder ersten Homosexuellen-Romanein der deutschenLiteratur, bekennt sich<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> zur Homosexualität,obgleich sie in der WeimarerRepublik unter Strafesteht. Sein Vater veröffentlichtden Essay Über die Ehe, derHomoerotik als "Widersinn"<strong>und</strong> "Fluch" ablehnt.Erste größere Auslandsreisevon <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> nach England,Paris, Marseille, Tunesien,Palermo, Neapel <strong>und</strong>Rom."Er reiste oft <strong>und</strong> weit, sodass diegewaltige Umwälzung der Emigrationfür ihn kaum mehr zu sein schienals eine Ausweitung seiner normalenLebensweise." (ChristopherIsherwood: <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> zumGedächtnis)22.10.1925 Uraufführung von<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s Stück Anja <strong>und</strong>Esther in Hamburg, in denHauptrollen <strong>Erika</strong> <strong>und</strong> <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong> sowie ihre jeweiligenVerlobten Gustaf Gründgens<strong>und</strong> Pamela Wedekind. DiePresse interessiert sich wenigfür das Stück, sehr aber für dieDichterkinder. Gründgenswird nur am Rande erwähnt.24.7.1926 <strong>Erika</strong> heiratetGründgens, der zu dieser Zeitoffenbar der Geliebte ihresBruders ist, während sie selbsteine leidenschaftliche Affäremit Pamela Wedekind hat.1926-1932 Engagements u.a. inMünchen, Berlin <strong>und</strong> Hamburg.Ihr Schauspielstudiumgibt <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> auf.1927 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s EssayHeute <strong>und</strong> Morgen. ZurSituation des jungen geistigenEuropas erscheint. Nach demMißerfolg von <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>sKomödie Revue zu Vierenbeginnt sich das Quartett mitGründgens <strong>und</strong> Pamela Wedekindaufzulösen.7.10.1927 Aus dem spontanenBesuch der USA wird für <strong>Erika</strong><strong>und</strong> <strong>Klaus</strong> eine neunmonatigeWeltreise, u.a. nach Japan,Korea <strong>und</strong> in die Sowjetunion.R<strong>und</strong>herum. Das Abenteuereiner Weltreise erscheint als gemeinsamverfasster humoristischerReisebericht."<strong>Klaus</strong> <strong>und</strong> ich waren auf einer närrischenWeltreise - sehr früh schon,als halbe Kinder. Da waren wir einhalbes Jahr in Amerika <strong>und</strong> sinddann um die Welt gefahren ohne jedwedesGeld." (E.M., Interview1952)1928 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> lernt in ParisJean Cocteau, André Gide <strong>und</strong>René Crevel kennen. <strong>Erika</strong>setzt ihre Schauspielkarrierefort, u.a. mit einer Rolle indem frühen lesbischen FilmklassikerMädchen in Uniform.Daneben schreibt sie für Zeitungen<strong>und</strong> Zeitschriften <strong>und</strong>arbeitet mit <strong>Klaus</strong> an einemReisebuch über die Riviera.1929 <strong>Erika</strong>s Ehe mit GustavGründgens wird geschieden.1929/30 Rege schriftstellerischeTätigkeit <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s.U.a. Veröffentlichen von Abenteuer.Novellen <strong>und</strong> AlexanderRoman der Utopie. Seine Cocteau-AdaptionGeschwisterfällt an den Münchner Kammerspielendurch. Nur ThereseGiehse, seit einiger Zeit engeFre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> Mentorin<strong>Erika</strong>s, erhält gute Kritiken.1930-32 Etliche Reisen derGeschwister in <strong>Erika</strong>s Automobil,1930 bis nach Marokko,wo sie wegen übermäßigenHaschischkonsums in einKrankenhaus eingeliefert werden;1932 bis zur NordspitzeFinnlands. Die Reisen finanzierensie durch unterwegs geschriebeneArtikel.Juni 1931 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong>,Inbegriff der unabhänigen„neuen Frau“ in der WeimarerRepublik, gewinnt ein 10.000Kilometer langes Autorennendurch Südeuropa, das sie gemeinsammit dem Jugendfre<strong>und</strong>Ricki Hallgarten be-


streitet. Während des Rennensschreibt <strong>Erika</strong> Reportagen.1932 Mit Kind seiner Zeit legtder 26jährige <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>seine erste Autobiographievor. Im gleichen Jahr Veröffentlichungseines wichtigstenRomans vor dem Exil, Treffpunktim Unendlichen, derexemplarisch drei der wesentlichenErfahrungsdimensionendes Autors verdichtet:Drogen, Suizid <strong>und</strong> Liebe.Januar 1932 Der Auftritt <strong>Erika</strong><strong>Mann</strong>s auf einer pazifistischenVeranstaltung wirddurch SA-Schlägertrupps gestört.Das Münchner Freilichttheater,an dem <strong>Erika</strong> im Sommerspielen sollte, löst denVertrag. <strong>Erika</strong> klagt erfolgreichauf Schadensersatz. Inder Folgezeit heftige Angriffeder rechtskonservativen <strong>und</strong>nationalsozialistischen Pressegegen die Familie <strong>Mann</strong>. Beginndes expliziten politischenEngagements <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong>s.5.5.1932 Selbstmord des engstenJugendfre<strong>und</strong>es RickiHallgarten. In der Folgezeitverstärkt sich der Drogenkonsum<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s zur Abhängigkeit.„Das Leben ist ein Fluch, abgesehendavon, daß es Segen ist, <strong>und</strong> es bleibtSache des persönlichen Schicksals, obman es primär als das eine oder alsdas andere empfindet. [...] [Der Todist] eine vertrautere Gegend geworden.Wo ein Fre<strong>und</strong> wohnt, kenntman sich doch schon etwas aus, eheman selber hinkommt.“ (K.M.,Radikalismus des Herzens –Nachruf)Juni 1932 Erneute massiveAngriffe der Nationalsozialistenbedeuten das faktischeEnde von <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong>s Theaterlaufbahnin Deutschland.Stoffel fliegt übers Meer, daserste der Kinderbücher <strong>Erika</strong><strong>Mann</strong>s, erscheint.Januar 1933 Gemeinsam mitTherese Giehse <strong>und</strong> demKomponisten Markus Henninggründet <strong>Erika</strong> das literarisch-politischeKabarett DiePfeffermühle. <strong>Erika</strong> <strong>und</strong> <strong>Klaus</strong>schreiben die Texte, <strong>Erika</strong> trittals Conferencier auf.30.1.1933 Ernennung AdolfHitlers zum Reichskanzler"Bayern trotzte noch den neuen Herren.Man genoß den Fasching odertat doch so – voll einer gewissen verzweifeltenLustigkeit. Wir tanzten imRegina-Palast-Hotel, während in derHauptstadt der Reichstag in Flammenstand, wir tanzten im Hotel VierJahreszeiten, während die BrandstifterUnschuldige des Verbrechensbezichtigten, das sie begangen hatten."(K.M., Der Wendepunkt)13.3.1933 <strong>Erika</strong> <strong>und</strong> <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong> verlassen Deutschland.<strong>Erika</strong> fährt in die Schweiz zuihren Eltern, die nur mit Mühevon der Rückkehr nach Münchenabgehalten werden.<strong>Klaus</strong> verbringt einige Zeit inParis, danach an wechselndenOrten, vor allem in Amsterdam.In den unterschiedlichenReisezielen an diesem zentralenPunkt ihrer Biographienzeichnet sich ein erster Riß imVerhältnis der Geschwister ab.<strong>Klaus</strong> schwankt zwischendem Engagement in der Exilszene<strong>und</strong> tiefer Depression."Morgens, nichts als der Wunsch zusterben. Rechne mir aus, was ich heuteaufgeben würde – muss es geringfügigfinden. Die Chance einer wirklichglücklichen Verbindung – fälltaus. Die Chance des literarischenRuhms in näherer Zeit für unsereins– fällt wahrscheinlich auch aus."(K.M., Tagebücher 1931-33)1.10.1933 Die Pfeffermühlenimmt ihren Spielbetrieb inZürich wieder auf <strong>und</strong> wirdzum bekanntesten Exilkabarettgegen den Nationalsozialismus.1933-1935 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> gibtim Amsterdamer Querido-Verlag die literarische ExilzeitschriftDie Sammlung heraus.Mit dem Ziel eines breiten antifaschistischenBündnissesgewinnt <strong>Klaus</strong> unter demPatronat von André Gide,Heinrich <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> AldousHuxley so unterschiedlicheAutoren wie Johannes R. Becher,Bloch, Brecht, Einstein,Trotzki, Hemingway, Pasternak,<strong>und</strong> Joseph Roth. Thomas<strong>Mann</strong> zieht seine bereits zugesagteMitarbeit zurück, nachdemdie erste Ausgabe derSammlung eine heftige Anklageseines Bruders Heinrich gegendas Naziregime enthält.Thomas <strong>Mann</strong> hofft zu diesemZeitpunkt, ein Verbot seinerBücher in Deutschlandvermeiden zu können.1934 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> wird diedeutsche Staatsbürgerschaftaberkannt. Bis ihm 1937 dietschechoslowakische Staatsbürgerschaftzuteil wird, ist erstaatenlos.Die Pfeffermühle wird mit übertausend meist ausverkauftenVorstellungen in fünf europäischenLändern ein riesigerErfolg. Im November werdendie Vorstellungen in Zürichmassiv durch die nazistischeSchweizer Front gestört. <strong>Erika</strong>verlagert ihre Aktivitätennach Amsterdam.1935 Veröffentlichung von<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s Tschaikowsky-Roman Symphonie Pathétique.Wieder fliessen eigene Erfahrungenwie Homosexualität<strong>und</strong> Todessehnsucht ein.Juni 1935 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> wird als"geistige Urheberin derdeutschfeindlichen Pfeffermühle"die deutsche Staatsbürgerschaftaberkannt. Am15. Juni erlangt sie durch ihreHeirat mit dem englischenDichter Wystan H. Auden,dem sie zuvor nie begegnetwar, die britische Staatsangehörigkeit.18.6.1935 Freitod des SchriftstellersRené Crevel, des engenFre<strong>und</strong>es <strong>und</strong> ehemaligenLiebhabers <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s.1936 Mephisto, <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>sKünstlerroman über den„Pakt mit dem Teufel“, dieVerstrickung der Intellektuellen<strong>und</strong> Künstler mit demNS-Regime, erscheint imQuerido-Verlag in Amsterdam.Die Hauptfigur trägtdeutliche Züge des ehemaligenSchwagers <strong>und</strong> GeliebtenGustav Gründgens, auchwenn Mephisto explizit nichtals Porträt angelegt ist.Februar 1936 Erste öffentlicheStellungnahme von Thomas<strong>Mann</strong> gegen das Naziregime.14.9.1936 Nachdem dieSchweiz <strong>und</strong> Holland aufDruck des Naziregimes weitereVorstellungen untersagen,stellt die Pfeffermühle ihr Engagementin Europa ein.September 1936 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>unternimmt eine viermonatigeVortragsreise durch dieUSA. Engagement für die Bildungder Deutschen Volksfrontzur Einigung der Exiloppositionführen soll. AnhaltenderDrogenkonsum <strong>und</strong> Depression.<strong>Erika</strong> bereitet die Wiederaufnahmeder Pfeffermühlein den USA vor.„Gefühl meines Schicksals. Nein, ichKANN, ich darf nicht lange leben.Ich bin ZU mächtig angezogen vonder anderen Seite – das muss seinenSinn haben. Aber natürlich soll ich,erst noch, etwas Schönes, Rührendesschreiben. –Auch steht zwischen mir<strong>und</strong> dem dunklen Tal der Verheißung– immer noch, immer noch, immer –die Schwester.“ (K.M., Tagebücher)Januar 1937 The Peppermillwird in New York zumMißerfolg. Das Ensemblekehrt nach Europa zurück.<strong>Erika</strong> bleibt in den USA <strong>und</strong>hält wie ihr Bruder <strong>Klaus</strong> Vorträge.Thomas <strong>Mann</strong> bekenntsich zum antifaschistischenEngagement seiner Kinder.Mai 1937 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> unterziehtsich einer Heroin-Entziehungskurin Budapest. Offenbarinspiriert von seinemKrankenzimmer, schreibt er inder Folgezeit die Novelle VergittertesFenster über denBayernkönig Ludwig II. Beginndes Verhältnisses mitdem zwanzigjährigen AutorThomas Quinn Curtiss.September 1937 Gemeinsammit Curtiss unternimmt <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong> eine Europareise. ImAnschluß wieder Vortragsreisenin den USA, oft gemeinsammit <strong>Erika</strong>.1938 Übersiedlung von Thomas<strong>und</strong> Katia <strong>Mann</strong> in dieUSA. <strong>Erika</strong>s Buch über dieKindererziehung im NS-Regime Zehn Millionen Kinder– School for Barbarians erscheintauf englisch <strong>und</strong>deutsch <strong>und</strong> wird zum Bestseller.März 1938 Anschluß Österreichsan Nazi-Deutschland.April 1938 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> unterziehtsich einer Entziehungskur.Juni/Juli 1938 <strong>Erika</strong> <strong>und</strong><strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> nehmen als Korrespondentenam SpanischenBürgerkrieg teil."Erster Kontakt mit der Realität des


modernen Krieges. Wir sprechen mitVerw<strong>und</strong>eten, mit Ausgebombten,mit hungernden Kindern <strong>und</strong> Witwen– sie sehen Entsetzliches. DasLeben ist nicht länger heiter, wenndie Zivilisation zusammenbricht. DieEreignisse in Spanien nehmen diekommenden Weltkonflikte vorweg."(K.M., Wendepunkt)September 1938 Nach demMünchner Abkommen, dasfür <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> den Kriegunausweichlich macht, verlegter seinen Wohnsitz dauerhaftin die USA. Ein Einzelzimmerim New Yorker HotelBedford wird zur ersten festenAdresse seit Jahren.März 1939 Einmarsch derdeutschen Wehrmacht inPrag, Annexion der Tschechoslowakei.April 1939 Gemeinsam veröffentlichen<strong>Klaus</strong> <strong>und</strong> <strong>Erika</strong><strong>Mann</strong> ihr Buch über die deutscheEmigration, Escape to Life.Neben der eigenen Familie beschreibensie Einstein, Brecht,Carl Zuckmayer, Ernst Toller,Max Reinhardt <strong>und</strong> GeorgeGrosz. Das Buch wird ein Erfolgbei Publikum <strong>und</strong> derKritik.22.5.1939 Freitod des Schriftstellers<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>es von<strong>Klaus</strong> <strong>und</strong> <strong>Erika</strong>, Ernst Toller.Sommer 1939 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>sumfangreichstes <strong>und</strong> ehrgeizigstesWerk, Der Vulkan. Romaneines Emigranten,erscheint nach zweijährigerArbeit im Amsterdamer QueridoVerlag. In der vielschichtigenDarstellung verschiedenerEmigrantenschicksale, imerzählerischen Spannungsfeldvon „Mysterien <strong>und</strong> öderPolitik“, entwirft <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>seine Utopie eines sozialistischenHumanismus, in demalle ihren Platz finden, „auchDrogensüchtige, Homosexuelle,Anarchisten". Obwohl einverlegerischer Mißerfolg –lediglich 300 Exemplare wurdenverkauft – verschaffte DerVulkan <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> die langeersehnte literarische Anerkennung.„Ganz <strong>und</strong> gar durchgelesen <strong>und</strong>zwar mit Rührung <strong>und</strong> Heiterkeit,Genuss <strong>und</strong> Genugtuung <strong>und</strong> mehrals einmal mit Ergriffenheit. Sie habendich ja lange nicht für voll genommen,ein Söhnchen in Dir gesehen<strong>und</strong> einen Windbeutel, ich konntees nicht ändern. Aber es ist nunwohl nicht mehr zu bestreiten, dassDu mehr kannst, als die meisten –daher meine Genugtuung beim Lesen,<strong>und</strong> die anderen Empfindungenhatten auch ihren guten Gr<strong>und</strong>.“(T.M., Brief an K.M.)23.8.1939 Nichtangriffspaktzwischen Deutschland <strong>und</strong>der Sowjetunion.1.9.1939 Mit dem ÜberfallDeutschlands auf Polen beginntder 2. Weltkrieg.30.11.1939 Überfall derSowjetunion auf Finnland.1940 The other Germanyerscheint, eine weitere Auftragsarbeitvon <strong>Klaus</strong> <strong>und</strong><strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> über die deutscheEmigrantenszene. <strong>Erika</strong> begleitetihre Eltern auf eine Vortragsreisenach Europa, imSpätsommer arbeitet sie fürden deutschsprachigen Senderder BBC.1940-45 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> ist alsKorrespondentin für amerikanischer,kanadische <strong>und</strong> britischeZeitungen, die BBC inLondon sowie für die US-Army in verschiedenen Länderntätig. Es fällt <strong>Erika</strong> zunehmendschwerer, Geduldfür die ständig wiederkehrendenDepressionen <strong>und</strong> dieDrogensucht von <strong>Klaus</strong> aufzubringen.1941 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> gibt dieZeitschrift Decision A Review ofFree Culture heraus. Decisionwird mit ihrer Mischung ausbekannten <strong>und</strong> jungen Autorenzu einer der bedeutendstenKulturzeitschriften der40er Jahre, muß ihr Erscheinenaber im Februar 1942 hochverschuldet einstellen.1942 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> arbeitet fürdas Office of War Information inNew York. Reisen als Korrespondentinin Kriegsgebiete.Beginn der Beziehung zur ReporterinBetty Knox, obwohlsich <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> zunehmendheterosexuell orientierte.April 1942 <strong>Klaus</strong> meldet sichals Freiwilliger zur US-Army,wird jedoch nicht angenommen.Arbeit an der englischsprachigenErzählung Speed,die eindrucksvoll um Einsamkeit,Sehnsucht <strong>und</strong>Verzweiflung kreist.September 1942 The TurningPoint erscheint, <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>swichtigste essayistischeSchrift, für viele eine der bedeutendstenAutobiographiendes 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.„Die Geschichte eines Intellektuellenzwischen zwei Weltkriegen, eines<strong>Mann</strong>es also, der die entscheidendenLebensjahre in einem sozialen <strong>und</strong>geistigen Vakuum verbringen mußte:innig – aber erfolglos – darum bemüht,den Anschluß an irgendeineGemeinschaft zu finden, sich irgendeinerOrdnung einzufügen: immerschweifend, imer ruhelos, beunruhigt,umgetrieben, immer auf der Suche;[...] die Geschichte eines Schriftstellers,dessen primäre Interessen inder ästhetisch-religiös-erotischenSphäre liegen, der aber unter demDruck der Verhältnisse zu einer politischverantwortungsbewußten, sogarkämpferischen Position gelangt.“(K.M., Wendepunkt)Dezember 1942 Nach intensiverÜberprüfung durch dasFBI wegen seiner politischenEinstellung <strong>und</strong> sexuellenOrientierung, wird <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong> schließlich zur US-Armyzugelassen. Dienstantrittim Januar 1943."<strong>Klaus</strong> wird Soldat. Ja, zum erstenMal seit den Tagen unserer Kindheitist er beinah glücklich." (E.M.,Interview)1943 Die Einbürgerung <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong>s verzögert sich aufgr<strong>und</strong>weiterer Überprüfungendurch das FBI.25.9.1943 <strong>Klaus</strong> erhält dieamerikanische Staatsbürgerschaft<strong>und</strong> verlässt daraufhinmit einem Truppentransportdie USA Richtung Europa.1944/45 Einsatz <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>sin Casablanca <strong>und</strong> in Italienfür die psychologische Kriegsführung.Er schreibt Flugblätter<strong>und</strong> Propagandatextefür Radiosender <strong>und</strong> Grabenlautsprecher.Die Korrespondenzmit <strong>Erika</strong>, die ihre zuBeginn des Krieges aufgenommenenTätigkeiten fortsetzt,wird immer seltener.8.5.1945 Kapitulation derdeutschen Wehrmacht.„It’s all over.. Vorbei! Geschafft!Erledigt! Man denkt nicht an dasKommende, nicht heute! Heute denktman nur <strong>und</strong> fühlt: Uff...“ (K.M.,Wendepunkt)Mai–Juni 1945 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>kehrt als Korrespondent derUS-Armeezeitung nach Münchenzurück. Die elterlicheVilla hatte zwischenzeitlichdem Projekt Lebensborn alsZeugungsstätte des Nachwuchsesvon SS-Angehörigen<strong>und</strong> sog. arischen Frauengedient."Es wird Jahre oder Jahrzehnte inAnspruch nehmen, diese Städte wiederaufzubauen. Diese beklagenswerte,schreckliche Nation wird Generationenlang physisch <strong>und</strong> moralischverkrüppelt bleiben." (K.M., Brief anT.M.)1945-46 <strong>Erika</strong> arbeitet weiterals Korrespondentin in Europa.Als einzige Frau beobachtet<strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> die Vorbereitung<strong>und</strong> Durchführung derNürnberger Prozesse. Trotzdes aufkommenden KaltenKrieges berichtet sie auch ausOsteuropa. Ihre Reportagenstoßen wegen ihrer unabhängigenSicht der Dinge auf Kritikin den USA."Wie du weißt, sind die Deutschenhoffnungslos. Selbsttäuschung <strong>und</strong>Unaufrichtigkeit, Arroganz <strong>und</strong> Fügsamkeit,Schläue <strong>und</strong> Dummheit sindin ihren Herzen auf abstoßende Weisevermischt.“ (E.M., Brief an K.M.)September 1945 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>wird aus dem Armeedienstentlassen. Aufenthalte inRom, Amsterdam, New York<strong>und</strong> Kalifornien. Arbeit amDrama Der Siebente Engel, dasjedoch nie aufgeführt wird.3.5.1946 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> besuchtdie Premiere von SternheimsDer Snob am DeutschenTheater Berlin, in der Gründgenseinen umjubelten Auftritthat.1947 Mit der Arbeit an DoktorFaustus beginnt die Zusammenarbeitzwischen <strong>Erika</strong> <strong>und</strong>Thomas <strong>Mann</strong>. <strong>Erika</strong> wirdseine engste Vertraute, was sieweiter von <strong>Klaus</strong> entfernt.11.7.1948 Mißglückter Selbstmordversuch<strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>s.Im August nimmt er vorübergehendeine Stelle als Lektorbeim Bermann-Fischer/Querido-Verlagin Amsterdam an.


Übersetzung <strong>und</strong> Erweiterungvon The Turning Point.Der Langenscheidt-Verlagnimmt wegen der Popularitätvon Gründgens Abstand vonder vereinbarten Veröffentlichungdes Mephisto.April 1949 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> quältsich mit der Arbeit an seinemneuen Roman The Last Day.Schreiben ist ihm fast nurnoch unter Drogeneinflußmöglich.10.-15.5.1949 AbermaligerVersuch des Drogenentzugs ineiner Klinik in Nizza.21.5.1949 <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> stirbt inCannes an einer ÜberdosisSchlaftabletten. <strong>Erika</strong> befindetsich mit ihren Eltern auf einerVortragsreise in Skandinavien.Die Familie beschließt, dieReise fortzuführen. Nur derjüngste Bruder Michael nimmtan der Beerdigung von <strong>Klaus</strong>teil.1964 In der B<strong>und</strong>esrepubliksoll Mephisto im Rahmen einer<strong>Klaus</strong>-<strong>Mann</strong>-Werkausgabe erscheinen.Die Gründgens-Erbenreichen Klage beim OberlandesgerichtHamburg ein,da sie die Persönlichkeitsrechtevon Gustav Gründgens’verletzt sehen.1968 Das B<strong>und</strong>esverfassungsgerichtuntersagt die Veröffentlichungvon Mephisto. EineHerausgabe dürfe erst erfolgen,wenn die Erinnerung anden Verstorbenen verblaßt sei.27.8.1969 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> stirbt inZürich.1981 Der Rowohlt Verlag veröffentlichttrotz des formalbestehenden Verbots <strong>Klaus</strong><strong>Mann</strong>s Mephisto, das umgehendzum Bestseller wird.Die Chronologie folgt den Darstellungen inUwe Naumann: <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong>, Reinbek beiHamburg 1984 <strong>und</strong> Andrea Weiss: Flucht insLeben, Reinbek bei Hamburg 2000"Wie ich leben soll, weiß ich nochnicht, weiß nur, dass ich muss. Warenwir doch Teile voneinander – sosehr, dass ich ohne ihn im Gr<strong>und</strong>egar nicht zu denken bin." (E.M.,Briefe)1950: <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong>, die Nachlassverwalterinihres Bruders,gibt <strong>Klaus</strong> <strong>Mann</strong> zumGedächtnis heraus.1952 <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong> kehrt nachüblen Anfeindungen in derMcCarthy-Ära gemeinsammit ihren Eltern in dieSchweiz zurück. Intensivierungder Zusammenarbeit mitihrem Vater, für den sie nununersetzlich wird.12.8.1955 Tod Thomas <strong>Mann</strong>s.<strong>Erika</strong> wird Bevollmächtigtefür den Nachlaß. Mitwirkungbei der Verfilmung von WerkenThomas <strong>Mann</strong>s.1956 Das letzte Jahr. Bericht übermeinen Vater von <strong>Erika</strong> <strong>Mann</strong>erscheint.1956 Mephisto wird in derDDR veröffentlicht.

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