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Ammann Verlags-Chronik

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<strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Jedes Jahr der <strong>Chronik</strong>:<br />

1981 - 1982 - 1983 - 1984 - 1985 - 1986 - 1987 - 1988 - 1989 - 1990 - 1991 - 1992 - 1993 - 1994 -<br />

1995 - 1996 - 1997 - 1998 - 1999 - 2000 - 2001 - 2002 - 2003 - 2004 - 2005 - 2006 - 2007 -<br />

2008 - 2009 - 2010 -<br />

1981 • Eine Schar illustrer Gäste, Autoren, Buchhändler und Kritiker, versammelt sich am 1. Oktober 1981<br />

auf Einladung der frischgebackenen Verleger Marie-Luise Flammersfeld und Egon <strong>Ammann</strong> in der<br />

Helenastrasse 4 in Zürich-Seefeld zur offiziellen Gründungsfeier des <strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong>. Thomas Hürlimann<br />

liest zu diesem Anlaß aus seinem soeben erschienenen Erzählband Die Tessinerin. – Das erste<br />

<strong>Verlags</strong>programm bietet drei Titel an: Neben der Tessinerin erscheint Hürlimanns Theaterstück<br />

Großvater und Halbbruder, das am 15. Oktober 1981 am Zürcher Schauspielhaus unter der Regie von<br />

Werner Düggelin seine erfolgreiche Premiere feiert. Die Anthologie Mach keini Schprüch zur Schweizer<br />

Mundartlyrik, hrsg. von Dieter Fringeli, erscheint. – Für sein Prosadebüt erhält Thomas Hürlimann den<br />

Aspekte Literaturpreis, im Jahr darauf den Rauriser Literaturpreis. Die Literaturkritiker setzen Die<br />

Tessinerin auf Platz 1 der SWR-Bestenliste. – Am 28. Oktober 1981 wird der <strong>Ammann</strong> Verlag als<br />

Einzelfirma ins Handelsregister der Stadt Zürich eingetragen.<br />

1982 • Im zweiten Jahr erscheinen vornehmlich Bücher von Schweizer Autoren, u.a. von Hansjörg<br />

Schneider, Clemens Mettler, Walter Schenker, Arthur Steiner und Franz Böni. Einzige Ausnahme ist<br />

Konrad Merz, der in den Niederlanden den Nazi-Terror überlebt hat, mit seinem Erfahrungsbuch<br />

Glücksmaschine Mensch. – Von Markus Imhoof, dem Filmregisseur, erscheint das Buch zu seinem<br />

oscarnominierten Film Das Boot ist voll. Friedrich Dürrenmatt steuert ein Vorwort bei, die Standphotos<br />

stammen von George Reinhart. – Im Bericht zum ersten Geschäftsjahr heißt es: »Die eigentliche<br />

<strong>Verlags</strong>arbeit wird von drei Personen bewältigt: Egon <strong>Ammann</strong> und Marie-Luise Flammersfeld (Planung,<br />

Lektorat, Herstellung, Werbung, Vertrieb und Verkauf, Presse und Lizenzen, Sekretariat und allgemeine<br />

Administration); Hansjörg Surber (extern, Buchhaltung).« Gegen Ende des Jahres beginnt die<br />

Zusammenarbeit mit George Reinhart, der bis zu seinem frühen Tod 1997 dem Verlag verbunden bleibt.<br />

1983 • Die »Rehabilitierung eines gewichtigen Autors« nannte die Presse die Veröffentlichung der<br />

Memoiren eines Moralisten von Hans Sahl, wofür ihm in diesem Jahr der Andreas-Gryphius-Preis<br />

zugesprochen wird. – Von Ulrich Schacht erscheint der Gedichtband Scherbenspur. – Aufsehen erregt der<br />

Band Was Philosophinnen denken, hrsg. von Halina Bendkowski und Brigitte Weisshaupt. – Von Heinz F.<br />

Schafroth und Egon <strong>Ammann</strong> wird das Jahrbuch Kutsch, das Literatur aus der Schweiz vorstellt,<br />

herausgegeben. – Von Marcel Konrad erscheint der Roman Stoppelfelder. – Leben und Schreiben im<br />

Welschland ist der Titel eines Buches von Jürg Altwegg, das die Literatur und das literarische Leben in der<br />

französischsprachigen Schweiz beleuchtet. – Eine Architekturreihe wird ins Leben gerufen, als erster Band<br />

der Werkreihe des renommierten Atelier 5 erscheint von Rémy Zaugg Für das Kunstwerk, ein Band über<br />

den Bau von Museen, am Beispiel des Kunstmuseums in Bern.<br />

1984 • Ein bemerkenswertes Debüt: Mit 55 Jahren erhält Helen Meier für ihren Erzählband Trockenwiese<br />

in Klagenfurt den Ernst-Willner-Preis. – Am selben Ort erhält Margrit Sprecher den Internationalen<br />

Publizistikpreis, ihre Gerichtsreportagen erscheinen. – Martin Frank veröffentlicht mit La Mort de<br />

Chevrolet einen Roman in bern- und schweizerdeutscher Umgangssprache. – Von Valentin Senger<br />

erscheint das Buch Kurzer Frühling. – Ulrich Schacht veröffentlicht seine Gespräche mit ehemaligen<br />

Häftlingen der berüchtigten Frauenhaftanstalt Hoheneck in der DDR, die erstmals in dieser Deutlichkeit


von Terror und Willkür in der DDR berichten. – Der Verlag zieht in sein neues Domizil Cäcilienstrasse 5 in<br />

Zürich-Hottingen.<br />

1985 •<br />

Als »die wohl aufregendste Ausgrabung des Bücherherbstes« wird von der FAZ Das Buch der Unruhe von<br />

Fernando Pessoa in der Übersetzung von Georg R. Lind bezeichnet. Die Darmstädter Jury wählt den Titel<br />

im September zum »Buch des Monats«, im Oktober steht er auf Platz 1 der SWR-Bestenliste. Damit<br />

beginnt die Werkausgabe Fernando Pessoa im <strong>Ammann</strong> Verlag. – Eine weitere bemerkenswerte Edition<br />

wird auf den Weg gebracht: In der Übertragung von Ralph Dutli erscheint von Ossip Mandelstam die<br />

autobiographische Prosa Das Rauschen der Zeit als erster Band einer geplanten Gesamtausgabe. – Eine<br />

Erzählfigur aus Rauschen der Zeit dient der »Bibliothek des Herrn Parnok« als Namensstifterin, einer<br />

Broschur-Reihe, die in diesem Jahr ins Leben gerufen wird und in der »nicht alltägliche« Literatur<br />

veröffenticht werden soll. – Die Bürgschaft von Thorsten Becker erscheint in der »Bibliothek«. Der Autor<br />

erhält für diesen Titel den FAZ-Preis für Literatur 1985. – Weiter erscheinen: 111 Haiku von Matsuo Bashô,<br />

übersetzt und herausgegeben von Ralph Rainer Wuthenow, mit Zeichnungen von Leiko Ikemura. – Von<br />

Meinrad Inglin errscheint, mit einem Nachwort von Thomas Hürlimann, der Erzählband Der schwarze<br />

Tanner. – Ebenfalls in der Reihe erscheint zum 8. Mai 1985 die gehaltvollste Rede zu diesem Datum, von<br />

Walter Dirks, Gedächtnis und Erinnerung. – Von Dieter Bachmann wird der Roman Rab veröffentlicht,<br />

von Dres Balmer die Mitteilungen aus den Anden, von Kuno Raeber der Gedichtband Abgewandt<br />

Zugewandt, in Hochsprache und Luzerner Alemannisch, mit einem bemerkenswerten Essay über das<br />

schweizerische Sprachdilemma.<br />

1986 • Am 16. Oktober wird der Literaturnobelpreis bekanntgegeben: Wole Soyinka. Die deutsche Ausgabe<br />

seines Lebensbuches Aké. Eine afrikanische Kindheit war eben erschienen. Bis zu diesem Zeitpunkt liegen<br />

400 Bestellungen aus dem Buchhandel vor, innerhalb einer knappen Stunde ist die Auflage von 3000<br />

Exemplaren verkauft und erlebt in den nächsten Monaten mehrere Nachauflagen. Der Verleger tritt am<br />

selben Abend live in der Hauptausgabe der Tagesschau des Schweizer Fernsehens auf, um seinen Autor<br />

vorzustellen. Für die Umschlaggestaltung war der befreundete Künstler A.R. Penck gewonnen worden<br />

(Unser Weg ist Afrika).Auch in Zukunft werden die Covers von bedeutenden Künstlern gestaltet, u.a. von<br />

Jörg Immendorff. – Es erscheint von Ossip Mandelstam, hrsg. und übersetzt von Ralph Dutli, ein weiterer<br />

Band der Gesamtausgabe, Mitternacht in Moskau. Gedichte 1930-1934, zweisprachig, russisch und<br />

deutsch. – Parallel dazu werden die Heteronyme Alberto Caeiro und Ricardo Reis von Fernando Pessoa<br />

vorgestellt, ebenfalls in einer zweisprachigen Ausgabe, portugiesisch und deutsch. – In der Reihe »Parnok«<br />

wird erstmals in deutscher Sprache der Zen-Meister Linji, aus dem Chinesischen von Pierre Brun,<br />

angeboten. – Aus Frankreich erscheint, übersetzt von G.-A. Goldschmidt, der Roman Alcyon von Pierre<br />

Herbart. – Aus den Niederlanden kommt die Frau aus New York von Gerda Meijrink. – Von Birgit<br />

Kempker erscheinen die Texte Der Paralleltäter und Schnee in der Allee. – Ein wichtiges Sachbuch<br />

erscheint aus Anlaß des 30. Jahrestags der ungarischen Revolution von András Hegedüs, dem ehemaligen<br />

ungarischen Ministerpräsidenten, Im Schatten einer Idee. – Zum fünfjährigen Jubiläum des <strong>Verlags</strong><br />

erscheint ein besonderer Lesebissen: 100 Beste Bücher von John Cowper Powys, übersetzt von Werner<br />

Morlang. – Schließlich: Der »BuchMarkt« fragt Buchhändler nach den beliebtesten Verlagen, der <strong>Ammann</strong><br />

Verlag landet auf Platz 5.<br />

1987 • Zwei neue Werkausgaben werden auf den Weg gebracht: Von Walter Dirks erscheint als erster Band<br />

Sozialismus und Restauration, er enthält Aufsätze, die der Publizist zwischen 1945-1950 verfaßt hat. In<br />

den folgenden Jahren werden weitere sieben Bände folgen. – Von Meinrad Inglin erscheint der<br />

Schweizerspiegel als erster einer auf 12 Bände geplanten, nach den Erstdrucken ausgelegten<br />

Gesamtausgabe, hrsg. von Elisabeth und Georg Schoeck. – Ein bemerkenswertes Debüt ist der Roman Die


Sünden der Faulheit von Ulrich Peltzer. – Romane und Erzählungen von Birgit Kempker, Anna Langhoff,<br />

Urs Jaeggi, Karl Lippegaus erscheinen. – Auch eine Auswahl der besten Reportagen von Dieter Bachmann<br />

werden veröffentlicht, Sorgen im Paradies. – Von Wole Soyinka erscheint sein aufwühlendes<br />

Gefängnistagebuch Der Mann ist tot. – Von Peter Handke wird das Gespräch publiziert, das Herbert<br />

Gamper mit ihm geführt hat und das als Aussage zu seiner Poetik wichtig wird: Aber ich lebe nur von den<br />

Zwischenräumen. – Die russische Erzählerin Viktorija Tokarewa wird erstmals dem deutschsprachigen<br />

Publikum mit dem Erzählungsband Und raus bist du vorgestellt. – Álvaro de Campos, ein weiteres<br />

Heteronym von Pessoa, wird mit seinem Werk veröffentlicht. – Philippe Pillod hat mit Max Frisch einen<br />

äußerst sensiblen und sehenswerten Film gedreht, »Gespräche im Alter«, der als VHS-Video-Kassette<br />

erhältlich ist. – Von Marcel Reich-Ranicki erscheint ein kleiner Aufsatz, Herz, Arzt und Literatur, ein<br />

Longseller des <strong>Verlags</strong>.<br />

1988 •<br />

Deutschsprachige Autoren stehen im Vordergrund. Es erscheinen neue Bücher von Urs Allemann, Franz<br />

Böni, Hermann Burger, Ernst Halter, Jochen Kelter, Birgit Kempker, Marcel Konrad und Klaus Merz. –<br />

Vom engelhaften Quentin Crisp erscheint ein wahrhaftiges Lebensweisheitsbuch: Crisperanto. Aus dem<br />

Leben eines englischen Exzentrikers. – Erstmals wird ein Autor vorgestellt, der die deutschsprachigen<br />

Leser in den folgenden Jahren überraschen wird: In der Übersetzung von Eugen Helmlé erscheint Ein<br />

Garten in Deutschland von Georges-Arthur Goldschmidt. – Aus der Karibik veröffentlicht der Verlag den<br />

sensiblen und kunstvollen Erzähler Wilson Harris mit seinem Roman Palast der Pfauen. – Eine Anthologie<br />

mit brasilianischen Erzählerinnen, hrsg. von Ray-Güde Mertin, macht uns mit dem<br />

portugiesischsprachigen Eros Lateinamerikas bekannt, Peter Schultze-Kraft setzt das Gegenstück dazu, aus<br />

dem spanischsprachigen Lateinamerika. – Zum 50. Todestag von Ossip Mandelstam veröffentlicht Ralph<br />

Dutli das Lesebuch Im Luftgrab, mit einem Erstdruck von Paul Celan (sic!) und Aufsätzen von Joseph<br />

Brodsky, Pier Paolo Pasolini und Philippe Jaccottet zu Mandelstam. – Der Herausgeber und Übersetzer<br />

Ralph Dutli erhält für einen Essay über die Gedichte Mandelstams den Internationalen Publizistikpreis in<br />

Klagenfurt, siehe Europas zarte Hände. – Georg R. Lind wird für seine Pessoa-Übersetzungen mit dem<br />

Petrarca-Preis ausgezeichnet. – Von François Jacob, dem französischen Nobelpreisträger für Medizin<br />

1985, kommt seine vorbildliche Autobiographie Die innere Statue heraus. – Von Franz Rueb wird die<br />

Biographie Ulrich von Huttens publiziert. – Erstmals lädt der <strong>Ammann</strong> Verlag auf der Frankfurter<br />

Buchmesse zu einer Veranstaltung ein. Über 300 Besucher hören im Theater am Turm Udo Samel die<br />

Gedichte von Mandelstam und Pessoa lesen, Hermann Burger präsentiert sein Schweizer Sturmgewehr,<br />

das corpus delicti seiner neuen Erzählung Der Schuß auf die Kanzel.<br />

1989 • Die Presse feiert Das Gartenhaus von Thomas Hürlimann. »Ein Meisterwerk« nennt Frank<br />

Schirrmacher in der FAZ die Novelle. Das Buch erlebt mehrere Auflagen und wird in 13 Sprachen übersetzt.<br />

– In der Übersetzung von Georg R. Lind erscheint das brasilianische Epos Sag mir seinen Namen und ich<br />

töte ihn, von Maria Alice Barroso, ein Verkaufserfolg des Herbstes. – Mit Friedrich Kröhnke erscheint ein<br />

neuer Name im Katalog des <strong>Verlags</strong>, sein Roman Was gibt es heut bei der Polizei? sorgt für erhebliches<br />

Aufsehen. – Von Kuno Raeber erscheint der Roman Sacco di Roma. – Aus Schweden kommt der junge<br />

hochbegabte Stig Larsson mit seinem Roman Die Autisten, übersetzt von Jörg Scherzer. – Von Nicolas<br />

Bouvier, dem großartigen Reiseschriftsteller, erscheint die Übersetzung seines Skorpionsfisch, zu dem<br />

Georges Steiner schreibt: »Ich bin sicher, daß der Leser dieses Buch nicht aus seinem Gedächtnis und<br />

seinen Träumen wird verdrängen können.« – Es erscheint eine erste Auswahl des ungarischen Dichters<br />

János Pilinszky , übersetzt von Hans-Henning Paetzke. – Ingeborg TeuVenbach erzählt von ihren<br />

Begegnungen mit Christine Lavant. – Erstmals veröffentlicht der Verlag ein Kinderbuch: Die fünf<br />

chinesischen Brüder, von Claire Huchet Bishop und Kurt Wiese. – Der Verlag zieht in die Neptunstrasse 20<br />

in Zürich-Hottingen um.


1990 •<br />

Mit der Veröffentlichung des Faust-Fragments folgt ein weiterer Bamd von Fernando Pessoa. Der<br />

Herausgeber und Übersetzer von Pessoa, Georg R. Lind, starb am 9. Januar 1990, kurz vor Erscheinen des<br />

Bandes. – Eine kleine Sensation für Eingeweihte, die Publikation des Erstdrucks der Jugenddramen von<br />

Gottfried Keller, hrsg. von Laurence Rickels. – Zum 75. Geburtstag veröffentlicht der Verlag die<br />

Erinnerungen, Gespräche und Porträts mit und von François Bondy, Mein dreiviertel Jahrhundert, hrsg.<br />

von Iso Camartin. – Marcel Reich-Ranicki veröffentlicht seine Aufsätze über Thomas Bernhard. In den<br />

nächsten Jahren folgen weitere Porträtbände des Literaturkritikers zu Max Frisch, Günter Grass, Wolfgang<br />

Koeppen, Vladimir Nabokov und Martin Walser. – Gnade für niemand – Freispruch für alle fordert<br />

Matthias Beltz in seinem ersten Buch im <strong>Ammann</strong> Verlag. – Von Birgitta Trotzig aus Schweden erscheint<br />

der Roman Moorkönigs Tochter. Felix Mettler veröffentlicht den Kriminalroman Der Keiler. – Aus<br />

Portugal kommt von Vergilio Ferreira der Roman Bis zum Ende. – Und aus Brasilien schließlich der<br />

Roman Mulo von Darcy Ribeiro, der die rohe Welt eines Sprachlosen zum Gegenstand hat. – Gemeinsam<br />

mit dem Autor Arieh Ben-Tov stellt der Verleger in einer Privataudienz im Vatikan Papst Johannes Paul II.<br />

das Buch Das Rote Kreuz kam zu spät vor. Das Buch über die Geschichte des Internationalen Roten<br />

Kreuzes und der ungarischen Juden zur Zeit des Holocaust gilt bis heute als Standardwerk, konnte der<br />

Autor doch erstmals die Archive des IKRK für Forschungszwecke vollumfänglich einsehen und die<br />

Resultate dieser Sichtung in seiner Arbeit publizieren. – In der Übersetzung von Werner Söllner erscheint<br />

der Gedichtband Ein Maulkorb fürs Gras von Mircea Dinescu. Dinescu war es, der nach langem Hausarrest<br />

1989 den Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu mitbetrieben hat und diesen im rumänischen Fernsehen<br />

bekanntgeben konnte.<br />

1991 • Zum zehnjährigen Jubiläum des Verlages werden die Gesamtausgaben von Walter Dirks und<br />

Meinrad Inglin abgeschlossen. – Auf der Karte Europas ein Fleck. Gedichte der osteuropäischen<br />

Avantgarde 1910-1930, hrsg. von Manfred Peter Hein erscheint, ein Unternehmen, das es bisher so nicht<br />

gegeben hat: durchgehend zweisprachig, erfaßt und bewahrt die Anthologie zum Teil schwer zugängliche<br />

Texte in 14 Sprachen. – Von Ossip Mandelstam erscheinen die Gesammelten Essays, zwei Bände (Über den<br />

Gesprächspartner und Gespräch über Dante), hrsg. und übersetzt von Ralph Dutli. – Zum 100. Geburtstag<br />

des Dichters erscheint von Ralph Dutli Ein Fest mit Mandelstam. – Von Georges-Arthur Goldschmidt<br />

erscheint das Buch Die Absonderung, ein Werk, das der französische Autor deutscher Geburt erstmals in<br />

deutscher Sprache verfaßt hat. Es wird zu einem großen Erfolg, gekrönt mit dem Geschwister-Scholl-Preis<br />

und dem SWR-Literaturpreis. – Aus Peru kommt von dem Rulfo-Preisträger Julio Ramón Ribeyro ein<br />

Band mit wunderbaren Erzählungen unter dem Titel Heimatlose Geschichten. – Der Künstler Jörg<br />

ImmendorV gestaltet den Umschlag zu Thorsten Beckers Tagebuch der Arabischen Reise, darin der<br />

Briefwechsel mit Goethe. – In einer limitierten Auflage erscheint das Faksimile des Originaltyposkripts des<br />

Findelbuchs von Clemens Mettler. – Neue Bücher erscheinen auch von deutschsprachigen Autoren, so von<br />

Helmuth Eisendle, Hans Peter Gansner, Heiner Lau, Renate Schostack und von Erika Burkart, die für ihre<br />

Gedichte Die Zärtlichkeit der Schatten mit dem Gottfried Keller-Preis geehrt wird. – Eine Ethik für die<br />

Natur von Manon Andreas-Grisebach rundet das Jubiläumsprogramm.<br />

1992 • In der Übersetzung von Peter Handke erscheint Georges-Arthur Goldschmidts Der unterbrochene<br />

Wald. – Aus Ungarn kommt der große Roman Die Melancholie des Widerstands von László<br />

Krasznahorkai. Damit schreibt sich Krasznahorkai in die erste Reihe der ungarischen Literatur. – Mit<br />

Nuruddin Farah und seinem Roman Maps kommt eine zweite Stimme aus Afrika in den Verlag. – Die<br />

Prager Schriftstellerin Daniela Hodrová legt ihren ersten Band der Trilogie Città dolente, Das Wolschaner<br />

Reich vor. – Aus den Niederlanden erscheinen wundersame Geschichten von Frans Pointl, Das Huhn, das<br />

über die Suppe flog. – Die deutschsprachige Literatur ist mit zwei Titeln vertreten, von Sam Jaun der


Roman Der Feierabendzeichner und von Friedrich Kröhnke dessen außergewöhnlicher Wende-Roman P<br />

14. – Marcel Reich-Ranicki wird zur Literatur, zum Handwerk der Kritik, zum literarischen Leben befragt<br />

von Peter von Matt. Es entsteht das Buch Der doppelte Boden, das innerhalb weniger Wochen die<br />

Bestseller-Liste des Spiegels stürmt. – Thomas Hürlimann veröffentlicht eine Sammlung seiner besten<br />

Geschichten unter dem Titel Die Satellitenstadt und bekommt dafür und für sein bisheriges Werk mehrere<br />

Preise zugesprochen: Den Berliner Literaturpreis, den Innerschweizer Literaturpreis, den Marie-Luise-<br />

Fleißer-Preis und den Preis der Stiftung Bibel und Kultur. – Helen Meier veröffentlicht ihr Nachtbuch,<br />

eine Sammlung von Geschichten, und im Erzählen solcher Geschichten ist sie eine Meisterin. – Zwei<br />

Gedichtbücher erregen Aufmerksamkeit, von Werner Söllner Der Schlaf des Trommlers, das schnell in die<br />

zweite Auflage geht, und von Werner Lutz dessen Flußtage. – Ein besonderes Buch erscheint: Louise<br />

Bourgeois, Konstruktionen für den freien Fall, herausgegeben von Christiane Meyer-Thoss. – Am 15.<br />

November erfolgt die Umwandlung der Verlag AG in eine Kommanditgesellschaft. Gesellschafter sind:<br />

Monika Schoeller, Marie-Luise Flammersfeld, George Reinhart und Egon <strong>Ammann</strong>.<br />

1993 • Das Jahr wird zu einem der erfolgreichsten der bisherigen <strong>Verlags</strong>geschichte: ein dichtes<br />

literarisches Programm wird von der Aufmerksamkeit der Leser, der Buchhändler und der Kritiker<br />

belohnt. – In der Übersetzung von Swetlana Geier erscheint mit neuem Titel der erste Band der Elefanten<br />

Dostojewskijs, Verbrechen und Strafe. Es wird ein durchschlagender Erfolg, die neue und sensible,<br />

prägnante und dem Sprachfluß des Autors folgende Übersetzung wird hochgelobt und von der Leserschaft<br />

stürmisch angenommen. Der Titel erlebt mehrere Auflagen. – Zahlreiche Auflagen erlebt auch »das<br />

drolligste Germanistik-Buch dieser Jahre«: Reden ist Schweigen, Silber ist Gold von Helen Leuninger, ein<br />

Buch, das den Versprechern auf der Spur ist. – Der Essay von Gregory Fuller, Das Ende, sieht überzeugend<br />

die Apokalypse auf uns zukommen. – Predrag Matvejevic« veröffentlicht sein großes Buch über den<br />

Mediterran, eines der schönsten Bücher über das Mittelmeer. – Julien Gracq zeichnet ein anderes Bild der<br />

Stadt Rom. – Aus Schweden melden sich Stig Larsson mit seinem Roman Höllenfahrt und Birgitta Trotzig<br />

mit dem Roman Krankheit, zwei bewundernswerte Bücher. – Aus den Niederlanden überraschen Carl<br />

Friedman mit der Erzählung Vater und der Klassiker Nescio mit seinen Kleinen Titanen. – Die Geschichte<br />

der leuchtenden Bewegung von Scott Bradfield aus den USA wird, nachdem das Buch im »Literarischen<br />

Quartett« gefeiert wurde, zu einem Bestseller des Herbstes. – Aus Kuba erreicht uns der Roman Das<br />

Handwerk des Engels von Miguel Barnet. – Von László Krasznahorkai kommt Der Gefangene von Urga<br />

heraus, für den er den Preis der SWR-Bestenliste erhält. – Die deutschsprachige Literatur wartet mit<br />

neuen Büchern von Helmut Eisendle, Walter Bloch, Manfred Peter Hein, Heinz Czechowski, dessen<br />

Nachtspur besondere Beachtung erfährt, und Wulf Kirsten auf, der mit seinem Gedichtbuch<br />

Stimmenschotter die Kritik zu Hymnen beflügelt. – In seinem Roman Silberkiesel schickt Hansjörg<br />

Schneider seinen sympathischen Kommissär Hunkeler erstmals auf Verbrecherjagd. – Eine literarisch-<br />

historiographische Biographie über Paracelsus von Pirmin Meier erlebt mehrere Auflagen und wird auch<br />

international gefragt. – Die großen Ausgaben gehen weiter, so erscheint von Ossip Mandelstam der Band<br />

Tristia. Gedichte von 1916-1925, herausgegeben und übersetzt von Ralph Dutli. – Zora Neale Hurston, die<br />

Lady der afroamerikanischen Literatur wird erstmals in deutscher Sprache vorgestellt mit ihrem<br />

tiefgründig fröhlichen Roman Und ihre Augen schauten Gott. – Aus China schlußendlich kommt der<br />

Lyriker Yang Lian mit einer Auswahl seiner Gedichte. – Und: nota bene, seit dem 1. Januar betreut der<br />

<strong>Ammann</strong> Verlag das Werk des bedeutenden Kulturphilosophen Max Picard. – Der erstmals verliehene<br />

Zurlauben-Preis in Höhe von 100.000 Franken wird an den <strong>Ammann</strong> Verlag für »sein hervorragendes<br />

literarisches Programm« verliehen. »Selten schlägt die Stunde der Eintracht im Literaturbetrieb«,<br />

berichtet die NZZ. »Die Verleihung des Zurlauben-Preises an den <strong>Ammann</strong> Verlag wird als eine solche in<br />

Erinnerung bleiben.« Während der Feierstunde im Zürcher Schauspielhaus liest Udo Samel Meinrad<br />

Inglins Erzählung Die Furggel. – Zum Abschluß eines erfolgreichen Jahres resümiert die Süddeutsche<br />

Zeitung: »Als einzige rein literarisch ausgerichtete Neugründung der achtziger Jahre geht der Verlag Egon<br />

<strong>Ammann</strong>s, wenn nicht unbeschadet, so doch wirtschaftlich konsolidiert nunmehr ins zwölfte Jahr«.


1994 • Stefanie Menzinger debütiert sehr erfolgreich mit ihren Erzählungen Schlangenbaden. – Zwei<br />

Autoren aus der Schweiz erscheinen erstmals im <strong>Verlags</strong>katalog, Tim Krohn mit seiner Erzählung Der<br />

Schwan in Stücken und E.Y. Meyer, nach einer längeren VeröVentlichungspause, mit dem Roman Das<br />

System des Doktor Maillard. – Von Erika Burkart erscheinen Jugendmythen unter dem Titel Das<br />

Schimmern der Flügel. – Von Kuno Raeber wird der nachgelassene Roman Bilder Bilder publiziert. – Neue<br />

Bücher erscheinen von Felix Mettler, Renate Schostack, Matthias Beltz und Heiner Lau, von Ste-phan<br />

Wackwitz eine Essay-Sammlung unter dem Titel Tokyo. – Die fremdsprachige Literatur bietet imposante<br />

Höhepunkte, so mit dem Roman in Novellen des Ungarn Ádám Bodor, Schutzgebiet Sinistra, der mit<br />

diesem Buch zu den wichtigsten ungarischen Autoren der Gegenwart gezählt werden muß. – Aus Rumänien<br />

stammt die Lyrikerin Ana Blandiana. – Aus Irland der Erzähler Joseph O’Connor mit dem Kult-Roman<br />

Cowboy und Indianer. – Von Wole Soyinka erscheint Ísarà auf deutsch. – Von Darcy Ribeiro aus Brasilien<br />

kommt der Roman Migo heraus. – Aus den USA kommt ein witziger Roman um Tim und Struppi des<br />

belgischen Zeichners Hergé, von Frederic Tuten. – Von Scott Bradfield erscheint der Roman Was läuft<br />

schief mit Amerika? – Und auch ein Russe wird vorgestellt, Jurij Galperin mit dem Roman Play Blues. –<br />

Unter dem Titel Boxcar Bertha erscheint eine außergewöhnliche amerikanische Autobiographie, die erst<br />

dann so richtig von der Leserschaft angenommen worden ist, als Eva Demski im »Spiegel« darüber<br />

geschrieben hat. – Wiederum erscheint ein Band von Ossip Mandelstam, Armenien Armenien. Prosa,<br />

Notizbuch, Gedichte. 1930-1933. Ralph Dutli ist auch der Geschichte einer Widmung nachgegangen und<br />

präsentiert einen reich illustrierten Band mit Prosa und Gedichten von Marina Zwetajewa und Ossip<br />

Mandelstam.<br />

1995 • Ein Ereignis ist die Publikation des großen Romans Der unsichtbare Mann von Ralph Ellison, von<br />

dem Klaus Dermutz in der Frankfurter Rundschau schreibt, er sei einer der großen Romane des 20.<br />

Jahrhunderts. – Ebenso wichtig ist die VeröVentlichung des Romans Stefan Martinez von Ulrich Peltzer,<br />

über den Elke Schmitter schreibt: »Ulrich Peltzer kann diskret und so genau erzählen, daß man darüber<br />

vergißt, daß man liest«. – Interessante Debüts und neue Bücher aus der deutschsprachigen Literatur sind<br />

zu verzeichnen von Benjamin Stein Das Alphabet des Juda Liva, der erste Roman von Helen Meier<br />

erscheint, Die Novizin, von E.Y. Meyer seine Wintergeschichten, von Ernst Halter sein eindrücklicher<br />

Roman Irrlicht, von Roger Lille seine Fundstücke, von Matthias Beltz sein neuestes Programm mit dem<br />

signifikanten Titel Schlammbeißers Weltgefühl. Von der Aufdringlichkeit der Gegenwart. – Karl Riha legt<br />

eine Sammlung aus dem Hohlspiegel des »Spiegels« vor unter dem Titel Außen Kohl, innen hohl. –<br />

Kommissär Hunkeler löst den Fall um den Flattermann von Hansjörg Schneider. – Sachbücher machen<br />

unterschiedlich Furore, von Urs Frauchiger erscheint der Essay Entwurf Schweiz. Anstiftung zur<br />

kulturellen Rauflust und wird sogleich heiß diskutiert, von Markus Kutter erscheint Die Schweizer und die<br />

Deutschen, von André Leroi-Gourhan seine allererste wissenschaftlich-ethnologische Arbeit über die Ainus<br />

im Norden Japans. – Der journalistische Bericht über den Meisterhacker aus den USA, Masters of<br />

Deception. Eine Cybergang auf dem Info-Highway von Slatalla/Quittner wird zu einem beachtlichen<br />

Erfolg. – An fremdsprachiger Literatur wird Frauen von Mary Gordon präsentiert, die Peter Hamm als ein<br />

»Meisterwerk« bezeichnet. – Zwei Kubaner werden vorgestellt, Senel Paz, dessen Vorlage für den<br />

gleichnamigen Film Erdbeer und Schokolade und von Francisco de Oraa eine feinsinnige Sammlung von<br />

Prosa. – Aus den USA stellen wir den ersten Roman von David Knowles vor, Die Geheimnisse der Camera<br />

obscura, von Yang Lian seine Geisterreden. – Von György Petri, dem grossen europäischen Lyriker aus<br />

Ungarn, erscheint die neueste Gedichtsammlung Vorbei das Abwägen, vorbei die Abstufungen, übersetzt<br />

von Hans-Henning Paetzke. – Ralph Dutli veröffentlicht seine Essays zu Ossip Mandelstam unter dem Titel<br />

Europas zarte Hände, und schlußendlich erscheinen von Fernando Pessoa seine kleineren Werke Mein<br />

Lissabon, ein Reiseführer, und 144 Vierzeiler, eine Anthologie von Fest- und Freudegedichten. Briefe an<br />

die Braut sind Pessoas Briefe an Ophélia Queiroz, ein wundersames Zeugnis für eine poetische Liebe,<br />

übersetzt von Josefina Lind.


1996 • Als erster Belletristik-Verlag des deutschsprachigen Raums geht der <strong>Ammann</strong> Verlag am 3. Januar<br />

ins Netz und bietet eine eigene Homepage an: www.ammann.ch. – Drei Paukenschläge: Der Idiot von<br />

Dostojewskij erscheint in der Übersetzung von Swetlana Geier. Die ersten beiden Bände des Panorama der<br />

polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts, herausgegeben von Karl Dedecius, erscheinen und werden von<br />

Presse, Buchhändlern und Bibliothekaren als unvergleichliches Standardwerk begrüßt. Von Ossip<br />

Mandelstam erscheint der Band Die Woronescher Hefte. Letzte Gedichte 1935-1937, übersetzt und<br />

herausgegeben von Ralph Dutli. – Das tägliche Nichts von Zoé Valdés erscheint und wird begeistert<br />

aufgenommen. – Mit dem Roman Die Aussetzung knüpft Georges-Arthur Goldschmidt an Die<br />

Absonderung an. – Die eigentliche Überraschung jedoch ist der Roman des Berliner Biologen Bernhard<br />

Kegel, dessen Ölschieferskelett unzählige Leser in die Grube Messel bei Frankfurt führt, wo der Roman<br />

spielt. – Die erste Biographie zu Fernando Pessoa erscheint, von Ángel Crespo. – Antonio Machado wird<br />

mit dem Gedichtband Soledades – Einsamkeiten dem deutschen Publikum vorgestellt, übersetzt von Fritz<br />

Vogelgsang, der dem Band auch ein lesenswertes Nachwort beigegeben hat. »Ach, daß es für Gedichte<br />

keinen Louvre gibt«, so der Büchner-Preis-Träger des Jahres 1995, Durs Grünbein, in der »ZEIT« zu<br />

Machado. – Neue Bücher von Stefanie Menziger, Wanderungen im Inneren des Häftlings, von Friedrich<br />

Kröhnke, Aqualand, von Andreas Mand, Kleinstadthelden erscheinen. – Aus der fremdsprachigen<br />

Literatur bietet der Verlag Teresa Ruiz Rosas aus Peru mit ihrem Kopisten an. – Von Joseph O’Connor<br />

erscheint der Roman Desperados. – Aus den Niederlanden von Roswitha Steenbeek deren Roman Die<br />

letzte Frau. – Sachbücher von Markus Kutter und Tito Tettamanti erscheinen. – Von Pirmin Meier kommt<br />

in bewährter historiographisch-literarischer Manier seine Biographie des Schweizer Nationalheiligen Ich,<br />

Bruder Klaus von Flüe, die wiederum zu einem großen Erfolg wird. – Von Jean-Rudolf von Salis<br />

erscheinen posthum dessen Letze Aufzeichnungen, die ebenfalls viel Aufmerksamkeit erreichen.<br />

1997 • »Eine neue literarische Reihe ist eigentlich nichts außergewöhnliches, doch was jetzt der <strong>Ammann</strong><br />

Verlag aus der Taufe gehoben hat, das ist schon eine kleine Sensation.« (BuchMarkt) Mit sechs Bänden<br />

startet im Frühjahr der Verlag seine Meridiane-Reihe. Thomas Hürlimanns Holztheater eröffnet die<br />

Meridiane mit der Reihen-Nummer 1. Fortan sind für ihn die Reihen-Nummern viertel, halb und<br />

dreiviertel eines Ganzen reserviert. Die weiteren Titel sind: Pierre Gandelman aus Frankreich mit Die<br />

einzige Frau ihres Sohnes, Judith Katzir aus Israel mit dem Roman Matisse hat die Sonne im Bauch,<br />

Steinunn Sigurdardóttir aus Island mit dem Roman Der Zeitdieb, Dezso«« Tandori aus Ungarn mit<br />

Evidenz-Geschichten Langer Sarg in aller Kürze, Jurij Galperin mit dem Roman Leschakow, Richard<br />

Powers aus USA mit dem Roman Galatea 2.2, Zoé Valdés aus Kuba, die inzwischen nach Paris emigriert<br />

ist, mit dem Roman Dir gehört mein Leben, Julia Franck mit ihrem Debüt-Roman Der neue Koch und<br />

Gianluigi Melega mit seinem Erfolgsroman Von den fortschreitenden Übertretungen des Majors Aebi, der<br />

mehrere Auflagen erlebt. – Das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel resümiert diesen Start mit den<br />

Worten: »Die Reihe ist ein Meisterstück.« – Zum 75. Geburtstag von Erika Burkart veröffentlicht der<br />

Verlag neue Gedichte. – Heinz Czechowski legt mit Wüste Mark Kolmen ebenfalls neue Gedichte vor. – Ein<br />

weiterer Klassiker der Moderne bereichert das Programm: Von Konstantin Kavafis erscheint das<br />

Gesamtwerk, in der Übersetzung von Robert Elsie. – Ein wunderschöner Band sind die Liebesgedichte von<br />

Marina Zwetajewa, übersetzt und herausgegeben von Ralph Dutli, geschmückt mit farbigen Aquarellen von<br />

Leiko Ikemura. – Neue Bücher von Scott Bradfield erscheinen, von Bernhard Kegel, von Predrag<br />

Matvejevic. – E.Y. Meyer veröffentlicht seine Novelle Venezianisches Zwischenspiel, von Hansjörg<br />

Schneider erscheint der Roman Das Wasserzeichen. – Von zwei Debütanten erscheinen die Romane Der<br />

Traum der steinernen Drachen – er wird ins Chinesische übersetzt und in China veröffentlicht, Autor ist<br />

Bernd Steinhardt, und Schnee über Havanna von René Zeyer. – Von Erwin Koch, dem preisgekrönten<br />

Reporter, erscheint eine Sammlung seiner besten Reportagen unter dem Titel Vor der Tagesschau, an<br />

einem späten Sonntagnachmittag. – Die zweite Abteilung des Panorama der polnischen Literatur des 20.<br />

Jahrhunderts erscheint. – Egon <strong>Ammann</strong> erhält den Max-Petitpiere-Preis. Der Publizist A. Meyer würdigt


ihn und seine Frau Marie-Luise Flammersfeld in seiner Laudatio als »Widerständler in unserer<br />

Bildschirmwelt«.<br />

1998 •<br />

In den Meridianen erscheinen von Luc Bondy Wo war ich?, seine »Einbildungen«, die von sich als einem<br />

»Lebenskünstler, der nebenbei Theater macht« erzählen (Gerhard Stadelmaier, FAZ). – Ruth Schweikert<br />

legt erfolgreich ihren ersten Roman vor, Augen zu. Urs Jenny attestiert ihr im Spiegel eine »scharfe,<br />

gelenkige, von hellwacher Selbstwahrnehmung gesteuerte Prosa: Donnerwetter.« – Von Yasmina Reza<br />

erscheint das erste Prosawerk, Hammerklavier, in der Übersetzung von Eugen Helmlé. – Tim Staffel<br />

debütiert mit seinem Roman Terrordrom. – Von Nedim Gürsel erscheint der farbige Istanbul-Roman Der<br />

Eroberer. – Von Linda Lê, der Vietnamesin aus Paris, ihre Irre Reden. – Von Andreas Mand kommt in<br />

einer einbändigen illustrierten und durch den Autor überarbeiteten Ausgabe sein Grover heraus. – Mit der<br />

Reihennummer 25 erscheint der ersten Roman von Thomas Hürlimann, Der große Kater, ein Buch, das<br />

viel Staub aufwirbelt und Martin Walser zu der Frage bringt: »Wie macht der das?«. – Von Wole Soyinka<br />

erscheint der Roman Ibadan. – Von Daniela Hodrová wird die Prager-Trilogie mit dem Roman Theta<br />

abgeschlossen. – Der junge New Yorker Autor Abraham Rodriguez jr. überrascht mit seinem harten Down-<br />

Town-Roman Spidertown. – Von Wulf Kirsten erscheinen unter dem Titel Textur seine Aufsätze und<br />

Reden, die seine Poetik offenlegen. – Die Klassiker werden durch den Roman Böse Geister von<br />

Dostojewskij, wiederum in der bewunderten Übersetzung von Swetlana Geier, um ein gewichtiges Werk<br />

erweitert. – Und aus der arabischen Welt kommt in einer ebenfalls beispielhaften Übersetzung von Stefan<br />

Weidner die Stimme des bedeutenden Dichters Adonis. Das Buch Die Gesänge Mihyars des Damaszeners,<br />

zweisprachig wie es Prinzip ist bei <strong>Ammann</strong>, gehört zu den schönsten Gedichtbüchern, die der Verlag<br />

veröffentlicht hat. – Mit der Physikerin Margaret Wertheim dringen wir mit dem Buch Die Hosen des<br />

Pythagoras in die Welt der Physik, Gott und der Frauen vor.<br />

1999 • Ulrich Peltzer gelingt mit dem Roman Alle oder keiner der Durchbruch: Die Kritiker setzen sein<br />

Buch auf Platz 1 der SWR-Bestenliste und er erhält für diesen Titel auch den SWR-Kritikerpreis. – In den<br />

Meridianen sind interessante neue Namen mit ebensolchen Büchern zu verzeichnen: von Matthias<br />

Zschokke der Roman Das lose Glück, von Bernard MacLaverty, dem Nordiren, der feinsinnige Roman<br />

Annas Lied, von László Krasznahorkai der beeindruckende Roman Krieg und Krieg, von Ádam Bodor der<br />

nicht minder beachtliche Roman Der Besuch des Erzbischofs, beide in der Übersetzung von Hans Skirecki,<br />

von Marion Titze die glänzenden essayistischen Erzählungen Schillers schönes Fieber, von Friedrich<br />

Kröhnke das bisher wohl offenste Buch aus seiner Feder, eine Aufarbeitung der 60er und 70er Jahre, unter<br />

dem Titel Die Atterseekrankheit, und die Entdeckung aus Albanien, Fatos Kongoli mit seinem Roman Die<br />

albanische Braut. – Von Georges-Arthur Goldschmidt erscheint sein Essay Als Freud das Meer sah, ein<br />

»geniales Buch über die deutsche Sprache« (Roger de Weck). Im Herbst erhält er dafür den Ludwig-Börne-<br />

Preis. – Von Joseph O’Connor kommt der Roman Der Verkäufer. – Von Bernhard Kegel erscheint sehr<br />

erfolgreich sein erstes Sachbuch mit dem Titel Die Ameise als Tramp. Beleuchtet wird die<br />

Invasionsbiologie. Der Titel erlebt innerhalb weniger Monate vier Auflagen. – Hansjörg Schneider stürmt<br />

mit Das Paar im Kahn die Bestsellerlisten der Schweiz. – Mit den Briefen von Ossip Mandelstam, Du bist<br />

mein Moskau und mein Rom und mein kleiner David, übersetzt und herausgegeben von Ralph Dutli, wird<br />

die Ausgabe abgeschlossen. »Dutli und <strong>Ammann</strong> verdienen für diese Ausgabe alle Preise, die es für solche<br />

Unternehmungen gibt,« schreibt Andreas Isenschmid im Tages-Anzeiger. – Von Wulf Kirsten erscheint ein<br />

weiterer Gedichtband, Wettersturz. – Swetlana Geier gibt zum 200. Geburtstag von Alexander Puschkin<br />

den Band Puschkin zu Ehren heraus, mit Beiträgen von Alexander Puschkin, Fjodor Dostojewskij, Lew<br />

Tolstoj, Alexander Blok, Maxim Gorkij, Andrej Sinjawskij (ein Erstdruck) und Josif Brodskij.<br />

2000 • Hochkarätige Literatur zu erschwinglichen Preisen: der <strong>Ammann</strong> Verlag ruft eine neue Reihe ins


Leben, ODEON, Klappenbroschuren. Es erscheinen Aufsätze von Alejo Carpentier, Mein Havanna, das<br />

Nachtbuch für Astrid von Hansjörg Schneider, das mehrere Auflagen erlebt, von Urs Frauchiger Der<br />

eigene Ton, seine aufschlußreichen Gespräche mit berühmten Geigern, und von Hans-Jürgen Schmitt ein<br />

verführerisch gut geschriebener Essay mit dem Titel Wie mit gezücktem Messer in der Nacht, der hinführt<br />

zu drei großen und bedeutenden Lyrikerinnen Lateinamerikas: Delmira Agustini aus Uruguay; Alfonsina<br />

Storni aus Argentinien; Alejandra Pizarník aus Argentinien. – In den Meridianen erscheinen von Judith<br />

Katzir ihre Erzählungen Fellinis Schuhe; von Wulf Kirsten die erste umfangreichere Prosaarbeit Die<br />

Prinzessinnen im Krautgarten, für die sich Presse und Leserschaft begeistern; aus der tschechischen<br />

Literatur der grosse Erzähler aus Brünn, Jirÿí Kratochvil, mit seinem Roman Unsterbliche Geschichte; aus<br />

Dänemark der große Mann der dänischen Literatur, Svend Åge Madsen, mit seinem Panorama-Roman<br />

Sieben Generationen Wahnsinn; von Miguel Delibes aus Spanien erscheint dessen Roman Der Ketzer, der<br />

die Stadt Valladolid und deren Protestanten zum Gegenstand hat und dem im deutschen Sprachraum ein<br />

großer Erfolg beschieden ist. – Von Ralph Ellison erscheint dessen rekonstruierter und nachgelassener<br />

Roman, der sagenhafte zweite Roman des Autors, Juneteenth, in einer glänzenden Übersetzung von<br />

Gabriele Kempf und Manfred Allié. – Helen Meier legt einen neuen Erzählband vor: Liebe Stimme, der von<br />

der Zeitschrift »Hochparterre« und der Kultursendung »neXt« des Schweizer Fernsehens zum besten<br />

Schweizer Buch des Jahres gewählt wird. Für ihr Gesamtwerk erhält sie den Annette von Droste-Hülshoff-<br />

Preis der Stadt Meersburg. – Von Erika Burkart erscheinen die Aufzeichnungen Grundwasserstrom, ein<br />

besonderes Buch, es macht den Leser zum Teilhaber an der poetischen Welt der Autorin. – Matthias<br />

Zschokke erhält den Literaturpreis seiner –Geburtsstadt Bern. Wulf Kirsten erhält den Marie-Luise-von<br />

Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing, die Laudatio hält Peter Hamm. – Insgesamt 65.000<br />

Zuschauer sehen das »Theaterereignis des Jahres«: Das Einsiedler Welttheater, aufgeführt vor der<br />

barocken Klosterkirchenfassade in Einsiedeln, von Thomas Hürlimann. – Marion Titze schreibt einen<br />

Essay zu Calderón und das Hürlimannsche Einsiedler Unternehmen mit dem Titel Vom Mond das fehlende<br />

Stück. – Von Margaret Wertheim erscheint die Hinführung in die Welt der Räumlichkeit, von Dante zum<br />

Internet, oder, wie es der Titel sagt: Die Himmelstür zum Cyberspace. – »Auf den Knien seines Herzens«<br />

besucht der Verleger knapp über einhundert Buchhandlungen in Deutschland, um für die Schwerpunkttitel<br />

des Herbstes zu trommeln. Nicht ohne Erfolg – Egon <strong>Ammann</strong> erhält den Aargauer Literaturpreis und<br />

Thomas Hürlimann hält eine liebevolle und viel beachtete Laudatio auf »Ahmed, den Levantiner«.<br />

2001 • Das Jubiläumsjahr: 20 Jahre <strong>Ammann</strong> Verlag. – Egon <strong>Ammann</strong> erhält am 19. Februar das<br />

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für seine »Verdienste um die deutsche Sprache«. – Als Nachfolger von<br />

Kenzaburo Oe wurde Scott Bradfield mit der S.-Fischer-Gastdozentur in Berlin betraut, sein<br />

Kurzgeschichtenband Unzweifelhaft der Beste erscheint. – In den Meridianen erscheinen: Steinunn<br />

Sigurdardóttir, sie geht mit ihrem zweiten Roman Herzort auf Lesereise und liest vor über 1000 Zuhörern;<br />

der bekannteste albanische Dichter, ein Autor von weltliterarischem Rang, Ismail Kadare, findet bei<br />

<strong>Ammann</strong> eine neue deutschsprachige <strong>Verlags</strong>heimat, es erscheint Der zerrissene April in überarbeiteter<br />

Übersetzung von Joachim Röhm; von Thomas Hürlimann erscheint die Novelle Fräulein Stark als Band 75<br />

der Reihe. Die Auslieferung wird um 10 Tage vorgezogen, damit reagiert der Verlag auf eine Schrift, die vor<br />

dem Erscheinen des Buches in St.Gallen publiziert wurde, von Herrn Prof. Dr. Johannes Duft, seine<br />

Berichtigung zu Fräulein Stark. Der Titel der 12seitigen Schrift lautet: »Bemerkungen und Berichtigungen<br />

zum Buch Fräulein Stark von Thomas Hürlimann«. Damit wird ein Sturm auf das Buch ausgelöst, die<br />

Umstände verlangen drei Tage nach Auslieferung bereits eine zweite Auflage. Eine dritte Auflage folgt<br />

wenige Wochen später. – Die Meisternovelle Das Gartenhau, ebenfalls von Thomas Hürlimann, erstmals<br />

1989 erschienen, wird als Band 50 der Meridiane, nach längerem Vergriffensein als Hardcover-Ausgabe, in<br />

neuer Ausstattung neu aufgelegt. – Von Zoé Valdés erscheint der Roman Geliebte erste Liebe, übersetzt<br />

von Peter Schwaar. – Von Georges-Arthur Goldschmidt erscheint seine Autobiographie, Über die Flüsse,<br />

ins Deutsche übersetzt von ihm selbst. – Der junge portugiesische Autor Pedro Rosa Mendes überrascht<br />

mit seinem Buch Tigerbucht, übersetzt von Inès Koebel, worin er das südliche Afrika, genauer Angola und


Mozambik, von einer Seite zeigt, die Menschlichkeit ebenso kennt wie erbarmungsloses Elend. – Aus<br />

Brasilien vermittelt uns Berthold Zilly einen Klassiker, seine Übersetzung des Romans Das traurige Ende<br />

des Policarpo Quaresma von Lima Barreto bringt den Lesern die Seele Brasiliens näher, die Auswüchse<br />

auch, die mit einem naiven Nationalismus einhergehen. – Anna Lanyon, eine Australierin, hat sich<br />

eingehend mit Mexiko und vor allem mit Malinche befaßt, jener Frau, von der nicht viel mehr als der Name<br />

durch die Jahrhunderte seit ihrer Begegnung mit Hernán Cortés und dessen Eroberung von Mexiko<br />

bekannt war, Verräterin für die einen, Mutter des modernen Mexikos für die andern. – Von Bernhard<br />

Kegel erscheint der mitten im Interesse der Gegenwart spielende Roman Sexy Sons zu der genetischen<br />

Zukunft, ein Faction-Thriller, »besser als Michael Crichton«, wie ein Leser des Vorausexemplars an den<br />

Verlag geschrieben hat. Bernhard Kegel wird im September 2001 für sein bisheriges Gesamtwerk mit dem<br />

Grüter-Preis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. – In der Reihe ODEON erscheinen zwei weitere<br />

Titel, in neuer Ausstattung von Fernando Pessoa dessen Mein Lissabon, und das Debüt des jungen<br />

Schweizer Autors Patrick Kokontis, Entgleisungen. – Von Hansjörg Schneider erscheint ein weiterer<br />

Hunkeler-Roman, Tod einer Ärztin, der in der Leserschaft eine äußerst lebhafte und gute Aufnahme findet.<br />

– Drei Paukenschläge und zwei Wirbel runden das Jubiläumsprogramm ab. Die erste Pauke: Erstmals liegt<br />

von Baltasar Gracián Das Kritikon in vollständiger Übersetzung auf deutsch vor, der Roman des<br />

europäischen Barock schlechthin, die Gewaltsleistung der Übersetzung und Herausgabe besorgte auf<br />

beeindruckend kenntnisreiche Weise Hartmut Köhler. Ein Nachwort steuerte Hans-Rüdiger Schwab bei. –<br />

Die zweite Pauke: Interviews und Schriften von Louise Bourgeois, herausgegeben von Marie-Laure<br />

Bernadac und Hans-Ulrich Obrist. Daß die Künstlerin Louise Bourgeois sich in diesen Schriften als wahre<br />

Philosophin erweist, ist nicht verwunderlich. – Dritte Pauke: Nach der Publikation der Soledades –<br />

Einsamkeiten, 1996, von Antonio Machado, erscheint nun, zweisprachig spanisch und deutsch, eines der<br />

Hauptwerke Machados, Campos de Castilla – Kastilische Landschaften, übertragen und mit einem<br />

erhellenden Nachwort versehen von Fritz Vogelgsang. – Erster Wirbel: Vorab, als »Pfadfinder« zu einem<br />

der großen Romane der Weltliteratur, der im Herbst 2002 erscheinen wird, das Poem Der Großinquisitor<br />

aus dem Roman Die Brüder Karamasow, meisterhaft übersetzt von Swetlana Geier, versehen mit einer<br />

klugen und notwendigen Nachbemerkung der Übersetzerin. – Zweiter Wirbel: Das Jubiläumsbüchlein hat<br />

zum eigentlichen Gegenstand seiner Publikation den Essay Pathosallergie und Ironiekonjunktur von<br />

Sebastian Kleinschmidt. Wofür dder <strong>Ammann</strong> Verlag steht, das sei diesem glänzenden Essay entnommen,<br />

den Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, mit diesem Jubiläumsbüchlein in Händen halten. – Am 23.<br />

September 2001 findet im Schauspielhaus Zürich, im Grossen Haus, die Jubiläumsveranstaltung des<br />

<strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong> statt. Es treten die Autoren und ihre Übersetzer, vorgestellt von ihrem Verleger, auf:<br />

Georges-Arthur Goldschmidt, Zoé Valdés und Peter Schwaar, Pedro Rosa Mendes und Inès Koebel, Ismail<br />

Kadare und Joachim Röhm, Thomas Hürlimann, Swetlana Geier für Fjodor Dostojewskij, Hartmut Köhler<br />

für Baltasar Gracián, Fritz Vogelgsang für Antonio Machado.<br />

2002 • Nachdem die Aufregungen um das 20. Jahr des <strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong> vorüber sind, wird es nicht leiser.<br />

Ulrich Peltzer veröffentlicht mit seinem Roman Bryant Park das vierte Werk bei <strong>Ammann</strong>. Kennzeichnend<br />

ist, durch welch klare Sprache er nachvollziehbar macht, wie Wirklichkeit entsteht. / Der mehrfach<br />

ausgezeichnete Matthias Zschokke offenbart mit dem Titel Ein neuer Nachbar seine Identität als<br />

Landschaftsgänger, Großstadtflaneur und Gegen-Windmühlen-Kämpfer. / Mit ihrem Roman Die drei<br />

Parzen präsentiert uns Linda Lé das Tableau eines Familienschlachtfeldes. / Nedim Gürsel umkreist<br />

Venedig, Istanbul und die Kunst mit seinem aus dem Türkischen übersetzten Buch Turbane in Venedig. /<br />

Erika Burkart wird 80 Jahre alt und dies ist der Zeitpunkt für den Gedichtband Langsamer Satz –<br />

Geheimbezirke einer großen Lyrikerin. / In der ODEON-Reihe erscheinen Wole Soyinka mit dem Roman<br />

Der Ausleger und Marina Zwetajewa mit ihren Liebesgedichten (1997). An den 1989 verstorbenen<br />

Hermann Burger erinnern seine Erzählungen, Diabelli – Blankenburg./ Eine „erzählerische Recherche“<br />

nennt Pirmin Meier seinen Titel Federer – Priester und Schriftsteller in der Stunde der Versuchung. / Mit<br />

Mahmud Darwish spricht die wichtigste poetische Stimme Palästinas zu uns: Wir haben ein Land aus


Worten. / Die literarische Stimme eines ganzes Landes verkörpert auch Ismail Kadare – Die Brücke mit<br />

den drei Bögen verbindet das mystische mit dem wirklichen Albanien. / Als argentinische Legende gilt<br />

Alejandra Pizarnik, ihre Gedichte Cenizas - Asche, Asche zeugen von bedingungsloser Suche nach des<br />

Essenz des Seins und der Sprache. / Navid Kermanis Buch der von Neil Young Getöteten ist eine<br />

literarische Hymne an den großen Rocksänger und -poeten. / Hansjörg Schneiders Figuren in dem<br />

Geschichtenband Im Café und auf der Straße begegnen uns so lebendig, dass man ihren Atem zu spüren<br />

glaubt.<br />

2003 • Eine neue Welt bricht sanft in die Literatur des <strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong> ein: Der französische Autor Eric-<br />

Emmanuel Schmitt ist das, so schreibt Der Spiegel, was man zurecht eine Entdeckung nennt. Elke<br />

Heidenreich verkündet in ihrer ersten Lesen-Sendung: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran ist<br />

„eine Geschichte von Kummer, von Verlust, vom Tod, von der Liebe, vom Erwachsenwerden“. Bereits im<br />

Herbst legt Eric-Emmanuel Schmitt nach – und die längst süchtige Leserschaft verliebt sich in Oskar und<br />

die Dame in Rosa, eine Erzählung, die hierzulande zu einem zeitlosen Bestseller wird, über den sogar die<br />

Tagesschau (SF1) in ihrer Mittagsausgabe berichtet. / Der Klassiker der Weltliteratur, Das Buch der<br />

Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares erscheint, um 280 Seiten erweitert, in definitiver Ausgabe<br />

in der Neuübersetzung von Inés Koebl. Das Schweigen in der Familie ist Thema in dem Debüt von<br />

Roswitha Haring, Ein Bett aus Schnee, für das die Autorin den aspekte-Literaturpreis 2003 erhält. /<br />

Christina Viragh reiht sich mit dem Roman Pilatus in die Meridiane ein – unüberblickbar, unberechenbar<br />

und von irritierender Schönheit. / Der neue Roman des bereits für den Booker Preis nominierten Bernard<br />

MacLaverty heißt Schule der Anatomie. / Mein vergötterter Sohn Sisi von dem Spanier Miguel Delibes ist<br />

eine satirische Abrechnung mit der Doppelmoral der spanischen Provinzbourgeoisie. / Auch Ismail Kadare<br />

ist wieder ein wichtiger Bestandteil des <strong>Ammann</strong> Programms – Palast der Träume wird als einer der<br />

riskantesten Texte des albanischen Autors beurteilt. / Katja Oskamp debütiert mit dem Roman<br />

Halbschwimmer – hierfür wird ihr der Rauriser Literaturpreis verliehen. / Der bei <strong>Ammann</strong> beheimatete<br />

Autor Friedrich Kröhnke erzählt in Ciao Vaschek von einem euphorischen Aufbruch zum Ort der<br />

Sehnsucht: Prag. / Eine Art Reise beschreibt auch der Schweizer Schriftsteller Christoph Geiser in seinem<br />

Roman Über Wasser. / Die Klassiker kommen zu Wort: Wir begegnen Ossip Mandelstam in einer<br />

Werkbiographie von Ralph Dutli: Mandelstam. Meine Zeit. Mein Tier. / Die große Dostojewskij-<br />

Übersetzerin Swetlana Geier feiert ihren 80. Geburtstag – im Herbst erscheint der Roman Die Brüder<br />

Karamasow in ihrer Neuübersetzung.<br />

2004 • Drei Werke, die etwas Neues, etwas Einmaliges wagen, seien hervorzuheben: Elmar Holenstein<br />

veröffentlicht den Philosophie-Atlas: Auf 41 Karten und Schaubildern verfolgt er mit uns die<br />

Ideengeschichte der Menschheit. Das zweite Wunder trägt den Titel Inferno. Oppiano Licario, das das<br />

Werk des großen lateinamerikanischen Poeten José Lezama Lima besiegelt. Sein Text vollendet den<br />

Jahrhundertroman Paradiso. Zum Dritten: Eine Gestalt, die zwischen Frankenstein und Superman,<br />

zwischen Don Quixote und dem fliegenden Holländer steht – Fredy Neptune, der Seemann, der aus der<br />

Feder des Australiers Les Murray stammt. In Strophen über 250 Seiten wird seine Geschichte erzählt. / Ein<br />

weiteres Halbheteronym Fernando Pessoas wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: der Baron von<br />

Teive. Darüber hinaus hören wir die Stimme von Pessoas „Meister“, Alberto Caeiro, dem nahezu<br />

ungebildeten Dichter, der seine Empfindungen bei der Betrachtung der Natur ausdrückte, ohne große<br />

Geheimnisse dahinter zu suchen. / Zum 70. Geburtstag von Wulf Kirsten erscheint der Sammlelband<br />

erdlebenbilder. Gedichte aus fünfzig Jahren 1954-2004 / Leoluca Orlando, 15 Jahre Bürgermeister von<br />

Palermo, wurde bekannt durch seinen erfolgreichen Kampf gegen die Mafia – er spricht in dem<br />

Geschichtenband Der sizilianische Karren vom unerschütterlichen Glauben an das Gute und an die<br />

Zivilcourage./ Eine Auseinandersetzung mit dem Islam, die sich über Tabus hinwegsetzt, bieten Stefan<br />

Weidners Mohammedanische Versuchungen. / Der poetische, vom Leben strotzende Roman Café Cuba<br />

von Zoé Valdés blickt auf einen sich immer weiter entfernenden Sehnsuchtsort zurück. / Mit Der General


der toten Armee, 1988 bereits mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli verfilmt, schaffte Ismail<br />

Kadare seinen literarischen Durchbruch.<br />

2005 • Sagen aus der klassischen Antike überbringt Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte. /<br />

Eric-Emmanuel Schmitt und seine Welt betreten wir mit dem Roman Das Kind von Noah, in dem sich<br />

jüdischer und christlicher Glauben in einer außergewöhnlichen Freundschaft vereinigen. / Weniger bunt,<br />

vielmehr tief wolkenverhängt ist die Welt in den Erzählungen von Svenja Leiber mit dem Titel<br />

Büchsenlicht, die der Autorin den Bremer Literaturförderpreis einbringen. / In seinem Roman Im Norden<br />

ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss lässt Laszlo Krasznahorkai kleines groß<br />

werden, erkennt die Bedeutung des scheinbar Zufälligen und die Schönheit des Alltags. / Setz dich / und<br />

fang das Märchen ruhig an, heißt es beim großen ungarischen Dichter Attila Joszef in dem Lyrikband Ein<br />

wilder Apfelbaum will ich werden. / Langerwartet und triumphierend empfangen: Ohio von Ruth<br />

Schweikert – glasscherbenscharf sei ihre Prosa, lobt der Literaturclub. / Agota Kristof erzählt in ihrem<br />

Buch Die Analphabetin über jenen Weg in ihrem Leben, der sie zur Schriftstellerin gemacht hat. /<br />

Während Endo Anaconda sich auf Sofareisen befindet. / Die Früchte eines waghalsigen Unternehmens<br />

trägt Antonio Morescos Roman Aufbrüche – ein intellektueller Höllenritt durch die Trias von Religion,<br />

Revolution und Kunst. / Schließlich überzieht ein lyrischer Hochgesang das Jahr 2005: Ralph Dutli, der<br />

Amerikaner Robert Hass, der Franzose Lorand Gaspar und der Australier Les Murray erzählen in Versen<br />

aus ihren eigenwilligen lyrischen Welten: Mein Gedicht ist mein Messer. / Und Jürg Halter schließlich<br />

bekennt: Ich habe die Welt berührt.<br />

2006 • Das 25jährige Jubiläum des <strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong> wird mit einer limitierten Sonderausgabe von<br />

Fernando Pessoas Das Buch der Unruhe gefeiert. Außerdem erscheint das liebevoll zusammengestellte<br />

Aphorismenbändchen Wenn das Herz denken könnte… / Ein weiterer Höhepunkt des Jahres zeigt sich mit<br />

dem beeindruckenden und exemplarischen Flanieren des Eric Hazan durch Paris. Die Erfindung von Paris<br />

fordert den Leser auf, mitzugehen, mitzuschauen, mitzustaunen. / Piet de Moors Eine Maske für die<br />

Macht ist eine Homage an den bedeutenden albanischen Erzähler Ismail Kadare, der am 28. Januar 2006<br />

seinen 70. Geburtstag feiert. Im gleichen Jahr wird sein Roman Der Nachfolger veröffentlicht. / Von Navid<br />

Kermani erscheint als Jahresgabe sein aufsehenerregender Festvortrag zur 50. Wiederkehr der Eröffnung<br />

des Burgtheaters Wien unter dem Titel Nach Europa. / Fünf deutschsprachigen, unterhaltenden<br />

Romanwerken im Frühjahrsprogramm, von Matthias Zschokke Maurice mit Huhn, Helen Meier<br />

Schlafwandel, Giuseppe Gracia Santinis Frau, Christoph Geiser Grünsee – Brachland und Felix Mettler<br />

Der Keiler, stehen Übersetzungen von Javier Salinas’ E, Reinaldo Arenas’ Engelsberg und Fatos Kongolis<br />

Hundehaut zur Seite. / Georges-Arthur Goldschmidt taucht mit Freud wartet auf das Wort in die<br />

Sprachseele ein und Wilfried Meichtry dokumentiert in Du und ich – ewig eins eine bedrückende<br />

Geschwisterliebe während einer sozial und politisch aufwühlenden Zeit. / Thomas Hürlimann, der erste<br />

Autor des <strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong>, ist im Jubiläumsjahr mit seinem Roman Vierzig Rosen im Programm<br />

vertreten. / Swetlana Geier ist eine meisterhafte Übersetzerin, sie gibt dem Duktus von Fjodor<br />

Dostojewskij ihren Glanz zurück, und wir entdecken mit Der grüne Junge einen Klassiker von erstaunlicher<br />

Frische. / Der Bestsellerautor Eric-Emmanuel Schmitt ist gleich mit drei neuen Übersetzungen präsent:<br />

Mein Leben mit Mozart, die Erzählung Milarepa und das Theaterstück Kleine Eheverbrechen. / Jorge<br />

Bucay lehrt uns durch seine Geschichten zum Nachdenken, über uns selbst zu lachen. / Katzenfreunde<br />

erfreuen sich an Peter Exingers Buch Modrow. / Der Yello-Mann Dieter Meier faßt in Hermes Baby,<br />

Essays zusammen, die u.a. in der Neuen Zürcher Zeitung und Die Zeit veröffentlicht wurden. / Mit<br />

Tolmedo legt Angelica Ammar ein eindrucksvolles Debüt vor. / Christina Viraghs Im April zeichnet auf vier<br />

Zeitebenen über sechs Jahrhunderte hinweg die Geschichte ein und desselben Ortes und seiner einander<br />

ablösenden Bewohner nach. Durch alle Zeiten hindurch läßt der Ort sein grundlegendes Geheimnis<br />

spüren. / In Fes umkreist Stefan Weidner in sieben Kapiteln die marokkanischen Königsstädte Fes und<br />

Marrakesch. / Die Grande Dame der Schweizer Literatur Erika Burkart offenbart in Die Vikarin ein


ewegendes Bekenntnis. / In seinen Gedichten Aus der Tiefe legt Lajser Ajchenrand, getrieben von der<br />

Frage nach der „condition humaine“, ein ergreifendes Zeugnis ab von der Grausamkeit des jüdischen Leids<br />

und zugleich von der präzisen Sinnlichkeit des Erinnerungskörpers. / Bruno Binggeli nimmt den Leser von<br />

Primum Mobile. Dantes Jenseitsreise und die moderne Kosmologie mit auf eine faszinierende Reise zum<br />

Ursprung der Dinge, zum Bing Bang oder Urknall.<br />

2007 • Eric-Emmanuel Schmitt überrascht neu und spekulativ mit der deutschen Übersetzung von Adolf<br />

H. Zwei Leben. Die FAZ gratuliert <strong>Ammann</strong> zu der Entscheidung, dieses Buch in das Programm<br />

aufgenommen zu haben. / Yasmine Ghata zeichnet in Die Nacht der Kalligraphen das Bild einer<br />

beeindruckenden Frau in einer unruhigen Zeit, im Niemandsland zwischen Tradition und Erneuerung,<br />

zwischen Mystizismus und Realität. / Dominique Bourels Biographie von Moses Mendelssohn ist ein<br />

unbedingtes Muß für all jene, die sich von der Frage bedrängt sehen, wie religiöse Verwurzelung vereinbar<br />

ist mit einem offenen kritischen Geist. / 1975 wurde Verena Stefans Roman Häutungen ein Bestseller, jetzt<br />

ist sie wieder da und erzählt in Fremdschläfer subtil-eindrücklich von der Erfahrung des Fremden. / Ulrich<br />

Peltzers Roman Teil der Lösung ist eine atemberaubende Verschwörungsgeschichte von unmittelbarer<br />

erzählerischer Kraft. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Berliner Literaturpreis. /<br />

Den faszinierenden Roman Kurzmitteilung von Navid Kermani gibt der Leser nicht aus den Händen, bis er<br />

ihn zu Ende gelesen hat. / Aus Lettland kommt erstmals auf deutsch die junge Dace Rukšāne mit einem<br />

erfrischend erzählten, sensiblen Roman, der den Titel Warum hast du geweint trägt. / Roswitha Haring<br />

erzählt in Das halbe Leben Geschichten einer Kindheit in besonderer Umgebung. / Hansjörg Schneiders<br />

Kommissär Peter Hunkeler ermittelt in Hunkeler und der Fall Livius in einer Schrebergartenanlage in<br />

Basel. / Wilfried Meichtry beleuchtet in Verliebte Feinde. Iris und Peter von Roten die Biographie eines<br />

Paares. / Das radikale Tagebuch In einem Anfang war die Liebe Gewalt der argentinischen Dichterin<br />

Alejandra Pizarnik spiegelt die unerbittlichen Konditionen, die der zu bezahlende Tribut für ihre hohe<br />

Kunst der Poesie war. / Der vorletzte Band der Werkausgabe von Antonio Machado Nuevas Canciones –<br />

Neue Lieder 1917-1930. De un cancionero apócrifo – Aus einem apokryphen Cancionero 1924-1936<br />

versammelt seine bedeutendsten Gedichte. / Ralph Dutli umkreist mit seinen Essays Nichts als Wunder die<br />

Magie und damit das Wunder der Poesie. / Fernando Pessoa ist im Programm 2007 mit dem Band Álvaro<br />

de Campos der Werkausgabe vertreten. / Die junge Berlinerin Katja Oskamp erzählt in Die Staubfängerin<br />

mit Humor und Ironie, mit Herz und Frische eine desaströse Ehegeschichte, an deren Schluß ein Happy-<br />

End steht. / Friedrich Kröhnke zeichnet das Leben einer ungewöhnlichen Frau, die Geschichte einer Liebe,<br />

die dem Leser an Entsetzen, Hoffnung, Bangen wenig erspart: Wie in schönen Filmen. / Perikles<br />

Monioudis tritt mit dem Roman Land erstmals als <strong>Ammann</strong>-Autor in Erscheinung. / Ismail Kadares<br />

Spiritus ist die phantastische Geschichte von der Verfolgung und Gefangennahme eines Geistes in einem<br />

äußerst realistischen Rahmen. Ausgehend von der postkommunistischen Ära in Albanien, reicht die<br />

Handlung tief hinein in die Welt der Diktatur und zieht uns unwiderstehlich in den fesselnden<br />

Erzählkosmos des Autors. / Lásló Krasznahorkai beteiligt sich mit seinem allerersten, apokalyptischen<br />

Roman Satanstango am <strong>Verlags</strong>programm, schlicht ein Meisterwerk der europäischen Literatur. /<br />

Georges-Arthur Goldschmidt wartet bei der Fortsetzung seiner erfolgreichen, auf deutsch geschriebenen<br />

Erzählungen Die Absonderung und Die Aussetzung mit einem neuen Kapitel auf, Die Befreiung. / Josep<br />

Plas unermüdliche erzählerische Kraft, seine feine Ironie und sein Spiel mit subtilen Urteilen machen aus<br />

dem Roman Enge Straße eine außerordentlich originelle Darstellung einer Realität, die wunderbar und<br />

unerschöpflich, vulgär und zauberhaft zugleich ist. / Mit den Poesias – Dichtungen von Salvador Espriu<br />

erscheint das Gesamtwerk des bedeutendsten Dichters katalanischer Sprache erstmals auf deutsch. / Eric<br />

Honeggers Erinnerungs-Prozeß berichtet davon, was ihm, dem einstigen Verwaltungsratspräsidenten der<br />

Swissair, nach dem Grounding der Airline widerfahren ist und wie es in den obersten Etagen der<br />

Wirtschaftsführung zu- und hergeht. / Last but not least erscheint eine Neuauflage von Marcel Reich-<br />

Ranickis erfolgreichem Bändchen Herz, Arzt und Literatur, ein überzeugendes Bekenntnis zur Versöhnung<br />

von Medizin und Literatur.


2008 •<br />

Thomas Hürlimann setzt an zum Sprung in den Papierkorb: Kleinodien, in denen „man haargenau<br />

verfolgt, wie das Leben den Künstler geformt hat“ (FAZ). / Zum 120. Geburtstag von Fernando Pessoa<br />

erscheint Das Buch der Unruhe in einer Sonderausgabe. / Der Erfolgsautor Jorge Bucay schildert die Liebe<br />

mit offenen Augen. Im Forum www.liebemitoffenenaugen.com können Leserinnen und Leser über Bucay,<br />

die Liebe und das Leben diskutieren. / Spannung verspricht Hunkelers siebter Fall: Hunkeler und die<br />

goldene Hand von Hansjörg Schneider. / Rosa ist rosa von Katharina Geiser ist „ein famoser Erzählband“,<br />

wie die Basler Zeitung schreibt. / In Die Faust im Mund kommt Georges-Arthur Goldschmidt „einer<br />

existentiellen Klarheit nahe, die von Philosophen nicht erreicht wird" (Frankfurter Neue Presse). / „Einen<br />

besseren Augenzeugen findet man nicht, wenn man wissen will, welche koloniale Nachbeben in Afrika bis<br />

heute wirken“: Die TAZ über Wole Soyinkas Erinnerungen Brich auf in früher Dämmerung. / Niemand<br />

schildert die Greuel, denen Kindersoldaten ausgesetzt sind, so authentisch wie Uzodinma Iweala in Du<br />

sollst Bestie sein. / Heere Heeresma gelingt in Ein Junge aus Amsterdam ein atemberaubendes, oft<br />

lakonisches Buch, das von der verbrecherischen Okkupation durch Nazideutschland, aber auch von<br />

menschlicher Größe erzählt. / Auftritt Ismail Kadare: Das Buch mit dem Titel Der Raub des königlichen<br />

Schlafs versammelt kleine Romane und Erzählungen. / Nâzim Hikmets Die Namen der Sehnsucht,<br />

kongenial von Gisela Kraft im Deutschen nachgedichtet, erscheinen rechtzeitig zum Türkei-Auftritt auf der<br />

Frankfurter Buchmesse. / Die gesammelten Gedichte von Anatol von Steiger sind neu zu entdecken in<br />

Dieses Leben. / Zwei junge, frische Lyrik-Stimmen: Marius Hulpe mit wiederbelebung der lämmer und<br />

Jürg Halter mit Nichts, das mich hält. / Weitere junge Stimmen: Christian Zehnder schreibt in seinem<br />

Erstling Gustavs Traum einen traumtänzerischen Stil, als hätte ihm Novalis persönlich die Feder geführt.<br />

Ein kühnes Experiment! / Ulla Lenze entführt uns nach Archanu und erzählt die Geschichte eines<br />

Aufbruchs zu neuen Ufern. / „Ein lebenslustiger Roman“ (Wiener Kurier) ist Jewgenij Grischkowez mit<br />

Das Hemd gelungen. / Einen Regelverstoß nennt Christoph Geiser seinen Roman Wenn der Mann im<br />

Mond erwacht. Er schreibe hart am Rande des Abgrunds, „aus dem der Schriftsteller immer wieder<br />

erwacht“ (NZZ). / Ein Abgründiger ganz eigener Art ist Ulrich Holbein: In seinem Narratorium „wird<br />

grundsätzlich nicht geradeaus gedacht, sondern ständig abgebogen, in lächerliche Höhen gestiegen und in<br />

Abgründe hinein“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung). / Wo andere die Fotokamera zücken<br />

würden, spitzt Wehrli im Katalog von Allem die Feder und verfaßt seine literarischen Schnappschüsse,<br />

egal ob in Beirut, Wien oder Bogotá. / Auf Reisen begibt sich auch Matthias Zschokke und liefert eine<br />

Verführung zum Reisen, an die Tische und in die Betten, die an den verwunschensten Orten auf uns<br />

warten. / Die Nächte mit Spoon verbringt Amy Yamadas Protagonistin selten im Bett – eine Erzählung<br />

über sexuelle Ekstasen und das bittersüße Verlorensein danach. / Bittersüß war auch das Leben von<br />

Annemarie Schwarzenbach, nachzulesen in Dominique Laure Miermonts Biographie über das aufregende<br />

Leben der Schweizer Dichterin. / Zurückgezogenheit und Stille hingegen prägen die Tage von Erika Burkart<br />

und Ernst Halter; zusammen mit dem Fotografen Alois Lang lüften sie das Geheimnis um Das verborgene<br />

Haus. / Ebenfalls Einblick in ihre Welt gibt Swetlana Geier im Gespräch mit Lerke von Saalfeld, das im<br />

Buch Swetlana Geier – Leben ist Übersetzen erscheint.<br />

2009 •<br />

Erika Burkart schickt uns einen Geheimbrief: „Ein kostbares, nicht mehr erhofftes Geschenk“ (Charles<br />

Linsmayer) der 86jährigen Lyrikerin. / Ernst Halter schreibt mit Jahrhundertschnee einen glänzenden<br />

Roman über die politischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. / Frau Czechna,<br />

Protagonistin des Romans Doktor Josefs Schönste von Zyta Rudzka war als Mädchen den Quälereien Josef<br />

Mengeles ausgesetzt, als Greisin dem sabbriggen Charme der Altersheim-Insassen. Ein verstörendes<br />

Buch. / Jüdische Kultur und jüdischen Erfindungsreichtum beschreibt Jacques Picard in seinem Werk<br />

Gebrochene Zeit. Jüdische Paare im Exil. / Erschütternde Geschichten, wahrheitsgetreue Zeugnisse des


Grauens schildert Abraham Sutzkever im Bericht aus dem Inferno Wilner Getto 1941-1944. Ergänzend<br />

dazu Sutzkevers Gesänge vom Meer des Todes, Purgatorio und Paradiso in einem. / In Die Târ meines<br />

Vaters von Yasmine Ghata schweigen die Saiten der Laute so lange, wie die Familie ihrem düsteren<br />

Geheimnis nicht auf die Schliche kommt... / Dem düsteren Geheimnis Raskolnikows ist die Regisseurin<br />

Andrea Breth in ihrer gefeierten Theaterfassung Verbrechen und Strafe auf der Spur. / Wie ein Zampano<br />

der Gegenwartskunst einen lebensmüden Nobody kurzerhand in ein gefeiertes Kunstwerk verwandelt,<br />

erzählt Eric-Emmanuel Schmitt in Als ich ein Kunstwerk war, „eine mit leichter Hand hingetuschte<br />

satirische Parabel“ (Süddeutsche Zeitung). / In der literarischen Bestandsaufnahme Sturz durch alle<br />

Spiegel nähert sich Ursula Priess dem Vater Max Frisch und schreibt das „bewegende Dokument einer<br />

schonungslosen Selbstanalyse“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). / Väterlichen Rat in Sachen Liebe sucht<br />

Demian in Zähl auf mich von Jorge Bucay bei seinem Therapeuten, dem Dicken. / Carla Haas erzählt eine<br />

Dreiecksbeziehung mit verhängnisvollen Verstrickungen in Der Zweifel. / Um Sehnsucht nach Heimat und<br />

Gewißheit geht es bei Timofiy Havrylivs Roman Wo ist dein Haus, Odysseus? / Obwohl es schwer ist, einer<br />

zu sein, deklariert German Sadulajews Hauptfigur selbstbewußt: Ich bin Tschetschene. / Zurück zu<br />

Dostojewskij: Der frühe Roman Der Spieler nimmt zu guten Teilen eine Anzahl Motive der späteren<br />

Großwerke vorweg. Eine notwendige Neuübersetzung von Swetlana Geier. / In Essays und Reden begegnet<br />

uns Wulf Kirsten in Brückengang. Er erzählt von den Begegnungen und Begehungen, Lektüren und<br />

Landschaften, die sein Schaffen geprägt haben. / China ist nicht ganz anders behauptet Elmar Holenstein<br />

in seinen wissenschaftlichen Aufsätzen und leistet einen der beiden Beiträge zum Gastland China auf der<br />

Frankfurter Buchmesse. / Der zweite Beitrag kommt vom Sinologen und Übersetzer Henrik Jäger, er hat<br />

die Lebensweisheiten von Zhuangzi aus dem klassischen Chinesisch übertragen: Mit den passenden<br />

Schuhen vergißt man die Füße. / Weiter in die Schweiz: Die Briefe, die sich Meinrad Inglin und seine Frau<br />

Bettina schrieben, sind Zeugnisse einer außergewöhnlichen Liebe. »Alles in mir heisst: Du!« , im Auftrag<br />

der Meinrad Inglin-Stiftung herausgegeben von Marzena Gorecka. / Wer als Künstler erfolgreich sein will,<br />

muß auch Bergauf beschleunigen können. Imke Elliesen-Kliefoth hat Vertreter aus unterschiedlichen<br />

Kunstgattungen befragt./ Eric-Emmanuel Schmitt überrascht seine Leser kurz vor Weihnachten mit der<br />

wunderbaren Parabel Vom Sumo, der nicht dick werden konnte. / AMMANNS KLEINE<br />

BIBLIOTHEK: Die Verlegerin Marie-Luise Flammersfeld lanciert eine neue Reihe, in der die Perlen des<br />

<strong>Ammann</strong> <strong>Verlags</strong> in feiner Ausstattung und trotzdem preiswert in den Handel kommen. Thomas<br />

Hürlimann legt vor mit Dämmerschoppen, es folgen Hansjörg Schneiders Leköb und Distra, Ralph Dutlis<br />

Liebe Olive, Friedrich Kröhnkes Ein Geheimnisbuch, Matsuo Bashôs Hundertundelf Haiku und Fernando<br />

Pessoas O Lissabon, du meine Heimstatt.<br />

2010 •<br />

»Ein Leuchtturm löscht das Licht« titelte der Tages-Anzeiger am 11. August 2009 nach unserer<br />

Ankündigung, daß wir die verlegerische Tätigkeit einstellen werden. Das Feuer brennt allerdings noch bis<br />

Ende Juni 2010 und bis es soweit ist, haben wir großartige Literatur anzubieten. Das Programm eröffnen<br />

zwei iberische Klassiker: Antonio Machado mit La Guerra – Der Krieg, den fünften und letzten Band der<br />

Werkausgabe sowie Fernando Pessoa mit Das Buch der Unruhe als lang ersehnte Dünndruckausgabe in der<br />

schönen Aufmachung der AMMANNS KLEINEN BIBLIOTHEK. Pessoa bringen wir gleich noch einmal,<br />

und zwar in einem weiteren Band der Werkausgabe. Genie und Wahnsinn faßt annähernd alle<br />

Nachlaßfragmente zusammen zu Themen wie Genie, Wahnsinn, Degeneration oder Psychopathologie.<br />

Einen Antimachiavell avant la lettre offeriert uns der Sinologe Henrik Jäger: Sein Menzius-Lesebuch Den<br />

Menschen gerecht präsentiert und kommentiert die Texte des chinesischen Philosophen Mengzi (lat.<br />

Menzius, geb. um 370 v. Chr.), der an die Höfe der Fürsten und Könige reiste, um ihnen seine Vision von<br />

einer »menschlichen Regierung« nahezubringen. Rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse erscheint die<br />

Gedichtanthologie »Beständig ist das leicht Verletzliche«, herausgegeben von Wulf Kirsten. Auf über 1100<br />

Seiten ist ein neuer Kanon der Lyrik aus der Zeit von 1880 bis 1945 zu entdecken mit Namen wie Detlev von


Liliencron, Isolde Kurz, Richard Dehmel, Stefan George, Margarete Susmann und einigen hundert mehr.<br />

Jewgenij Grischkowez kehrt mit Flüsse in die sibirische Kleinstadt zurück, in der er aufgewachsen ist. Und<br />

Ismail Kadare schenkt uns Ein folgenschwerer Abend, ein politisches Kriminalstück, das während der Zeit<br />

der deutschen Okkupation in Albanien spielt – absurdes Polittheater und spannungsgeladene Atmosphäre,<br />

ganz so, wie man es von der bedeutendsten Stimme Albaniens gewöhnt ist.

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