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Teil C - Espelkamp, eine soziale Stadt

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<strong>Teil</strong> C<br />

Dass auch die Britischen Einheiten bei Einnahme von dem Kampfstoffwerk Leese<br />

dort im Walde V2 gefunden haben ,die intakt aber auch fast intakt waren (damit ist<br />

gemeint, dass der V2 -Sprengkopf fehlte),geht aus <strong>eine</strong>m mittlerweile<br />

veröffentlichten Geheimdienstprotokoll vom 09.04.1945 der National Archives in<br />

Kew vor (Quelle WO 171 /3884,siehe unten Ausschnittsdokument).<br />

Ein Geheimdienstbericht aus Sommer 1945 listet Leese Hahnenberg (Lonal<br />

GmbH)sogar als unterirdisches Lager (Quelle JIOA 18 ,Report Nr. 4 vom 20.Juni<br />

1945)<br />

Der oben schon erwähnte Prof.Dr. H.Engelhard twurde als Eigentümer der Lonal<br />

GmbH angesehen und es wurde festgestellt, dass auch in Leese Kampfstoffe auf<br />

Basis von Arsen hergestellt worden sind(siehe unten Auszug ,Quelle WO 208 /2176)


In <strong>eine</strong>r deutschen Liste aus 1941 wurde bereits Hahnenberg geführt mit der<br />

Herstellung von 400 to Arsinöl (Lonal GmbH)und 1150 to Omega-Salz (Riedel<br />

de Haehn). Interessant und mit unser Frage zu tun, welche Kampfstofflager könnten<br />

sich in <strong>Espelkamp</strong> im Umgebungsbereich des Dekontaminationsgebäudes bzw des<br />

Kampfstofflagergebäudes weiterhin ,gem. der Logik und der Tatsache,dass die


Aussage des Spiesses der Feuerwerker, Herrn Döding, zutrifft ,befinden,findet sich<br />

ein Hinweis aus <strong>eine</strong>r deutschen Beute -Akte aus 1944 im National Archiv<br />

(FO1031/204) ,dass Lübbecke ,neben Dessau ,auch für ein Clark-Lager vorgesehen<br />

war (siehe unten).<br />

Das bemerkenswerte an der obigen Aufstellung ist,dass der Eintrag 73 durchaus<br />

<strong>Espelkamp</strong> sein könnte, denn die römische II nach der Nummer der geheimen<br />

Komandosache 1507/44 II ist ,wie es der Zufall will, genau die Nummer,die die<br />

Alliierten für den sogen. Sterhaus -Bericht aus März 1945 vergeben haben, nämlich<br />

den S.I.R. -Bericht 1507.<br />

Der Verfasser will bei diesen Übereinstimmungen nicht an Zufall glauben, zumal<br />

tatsächlich die Firma Lonal GmbH ihre Clark-Anlage aus dem Werk Haselhorst bei<br />

Berlin nach Leese (siehe Ausschnittsdokument unten .Quelle: FO 1031/97 65011,<br />

Aussage von Klenck)gebracht hatte Ende des Jahres 1944, wo Prof.Dr.H. Engelhard<br />

ebenso tätig war wie in der MUNA <strong>Espelkamp</strong>.


Was hätte näher gelegen, als dass man das Clark-Lager,wenn man denn schon die<br />

Clark-Anlage selber nach Leese von Berlin aus verlagert, nicht in Leese selbst<br />

aufbaut, sondern in <strong>eine</strong>m Bereich, wie dem F-Anlagengebiet, wo es um direkte<br />

Abfüllungen des Kampfstoffes in die Kaliber geht. Zumal Prof.Dr.Engelhard<br />

ja als Chemiker wohlin beiden Werken, Leese und <strong>Espelkamp</strong>, tätig gewesen ist, wie<br />

Zeugenaussagen den Hinweis geben.<br />

Auch der schon oben angesprochene Vorarbeiter deutete in <strong>eine</strong>m<br />

Tonbandgespräch an, dass in <strong>Espelkamp</strong> die Leute von dieser „chemischen<br />

Fabrik“ gewesen sind, womit durchaus die Leeser Chemiker gemeint gewesen sein<br />

können. Nicht umsonst werden die Briten Prof. Dr. Engelhard<br />

auch kurz nach Einnahme von dem Kampfstoffwerk Leese mit <strong>eine</strong>rTruppe von<br />

Chemikern nach <strong>Espelkamp</strong> gebracht haben.<br />

Interessant ist auch der weiter unten folgende Hinweis aus dem Buch von Joe<br />

Angerer (Chemische Waffen in Deutschland, Missbrauch <strong>eine</strong>r Wissenschaft,1985<br />

Luchterhand Verlag GmbH & Co KG, Darmstadt Neuwied), dass Prof. Dr. Engelhard<br />

später für die Universität Göttingen an dem Nervengas DFP geforscht hat , was<br />

durchaus auch mit der Tabunkomponente der F-Anlage im 2. Weltkrieg in Einklang<br />

zu bringen wäre und es würde erklären, weswegen nicht nur die CLARK-Anlage aus<br />

Haselhorst nach Leese gekommen ist sondern auch <strong>Teil</strong>e SARIN-Anlage aus<br />

Falkenhagen im Februar 1945.


Doch kommen wir an dieser Stelle noch einmal zurück auf das Jahr 1998,in dem der<br />

BUND im Mai 1998 bei uns Akteneinsicht nahm und <strong>eine</strong> Bewertung unserer<br />

Recherchen und unseres Archives vornahm (unten)<br />

Nur <strong>eine</strong>n Monat davor hatte die <strong>Stadt</strong> <strong>Espelkamp</strong> gegenüber dem BUND jedes<br />

Erfordernis <strong>eine</strong>r historisch deskriptiven Untersuchung durch anerkannte Experten<br />

abgelehnt und man ging sogar davon aus, dass nach den Untersuchungen im Jahre<br />

1997 k<strong>eine</strong>rlei weitere Untersuchungen mehr notwendig waren (vgl .Zeitungsartikel<br />

unten aus 1998)


Nur zwei Monate nach dieser Zeitungsmeldung musste der erstaunte Leser<br />

feststellen, dass doch tatsächlich in <strong>eine</strong>m Bereich, wo früher Kinder gerodelt<br />

hatten im Winter, Mengen an Munitionsresten gefunden wurden (vgl.<br />

Zeitunsgsartikel der NW vom 20.06.1998)


Wenige Monate danach gab es dann <strong>eine</strong> historische Untersuchung durch den Kreis<br />

Minden-Lübbecke ,bei dem auch Zeitungsartikel wie der unten gefunden wurden,<br />

nämlich, dass man bereits früher ,in den fünfziger Jahren, Lostsprühbüchsen in<br />

<strong>Espelkamp</strong> gefunden hatte.


Die Frage der Abfüllung in <strong>Espelkamp</strong> und die damit einhergehenden Frage des<br />

Lostlagers von 3000 to wurde zu diesem Zeitpunkt offenbar überhaupt nicht<br />

gestellt, doch dürfte diese nach dem heutigen Sachstand insofern geklärt sein ,dass<br />

es <strong>eine</strong>n Lostlagerbereich im F-Analgengebiet gegeben haben muss, der nicht mit<br />

dem Bereich des Kampfstoffbunkers identisch ist.


Wie aus <strong>eine</strong>m Dokument aus dem Bundesarchiv bekannt ist (RH 12-9/III H 269)war<br />

auch für die Munitionsanlage Lübbecke <strong>eine</strong> Füllstelle und ein Lager für 3000 to<br />

Lost geplant, wobei die Füllstelle bekanntermaßen als F-Anlage errichtet worden<br />

sein soll,aber das 3000 to Lostlager „verschwindet“ auf einmal,will man nicht die 8<br />

Zisternen beim Kampfstofflagergebäude als „Lostlager“ bezeichnen, welches ja nie<br />

mit Kampfstoff befüllt worden sein soll. Der Logik zufolge sind aber eindeutig in der<br />

Herresmunitionsanstalt Lübbecke die sogen. 10 Liter Sprühbüchsen bereits 1941<br />

mit Lost abgefüllt worden ,wie nachfolgende Dokumentenausschnitte aus dem<br />

National Archives, Kew, beweisen (WO171/3910 und Wo 208 /3576).


Tatsächlich ist auch aus Dokumenten aus dem Bestand RH 3 /359 zum Bereich<br />

Abfüllung in Munsterlager ersichtlich, dass dort bereits 1938/1939 Lost in<br />

Sprühbüchsen abgefüllt wurde und dass auch teilweise bereits einige Lostlager aus<br />

der noch unten vorzustellenden Liste hergestellt worden waren.Der Kampfstoff kam<br />

aus Ammendorf, dem Werk der Orgacid GmbH, wo Prof. Dr. Engelhard Chef war.


Bezeichnenderweise sind die Kampfstofflager teilweise schon also 1940 fertig, so<br />

gewinnt man jedenfalls den Eindruck. Allerdings soll ausgerechnet das<br />

<strong>Espelkamp</strong>er Kampfstofflager (der Kampfstoffbunker bei Krause) nie Kampfstoff<br />

geführt haben, weil er nicht fertig gebaut sein soll am Ende des Krieges…So<br />

jedenfalls ein zur Entlastung geschriebener Vermerk des ehemaligen Prokuristen<br />

der Aufbaugemeinschaft <strong>Espelkamp</strong>, Herr von Goetz aus dem Jahre 1950 (siehe<br />

unten Dokumentenauszug)<br />

Auszug unten: „…Eine Entgiftung ist nicht möglich….ehemaliger Arbeiter der<br />

Füllanlage berichtete, dass das Gebäude nie richtigen Kampfstoff geführt habe, da<br />

das Gebäude erst mit Beendigung des Krieges fertiggestellt wurde…“


Ausschnitt aus <strong>eine</strong>r Gebäudeübersicht von Finanzbauamt Minden 1949. Man ist<br />

sich selbst nicht klar, ob es 1943 schon fertig war oder erst 1945.<br />

Natürlich muss man sich die Frage stellen, wie <strong>eine</strong> Lostabfüllung 1941 in<br />

Sprühbüchsen im Gebiet der F-Anlage bei <strong>eine</strong>r solchen Sachlage und<br />

Zeugenaussagen schon stattgefunden haben soll ,zu diesem Zeitpunkt ,wenn doch<br />

selbst der Spiess der Feuerwerker, Döding, in s<strong>eine</strong>r bekannten Tonbandaufnahme<br />

davon spricht, dass die grosse F-Anlage im Frühjahr 1944 in Betrieb gegangen sein<br />

soll.<br />

Natürlich spricht er von Granatenabfüllung und nicht von Sprühbüchsenabfüllung.<br />

S<strong>eine</strong> Aussage, dass die Herresmunitionsanstalt k<strong>eine</strong> normale Munitionsanstalt<br />

gewesen ist , sondern Lost und Nervengas abfüllte spricht für die Version, dass<br />

entweder das Kampfstofflagergebäude zu dem Zeitpunkt 1941 schon mit dem<br />

Kampfstoff Lost aus dem Werk der Orgacid in Halle /Ammendorf beliefert wurde<br />

oder eben dass im F-Anlagengebiet <strong>eine</strong> Befüllung durch sogen. Abfülltanks auf<br />

Wagen (mobile Füllstationen) stattgefunden haben muss oder, letzte Möglichkeit, im<br />

damaligen Fertigungsgebiet bei den Hallen der heutigen Firma Harting <strong>eine</strong><br />

Sprühbüchsenabfüllung stattgefunden haben muss, denn <strong>eine</strong> Zeitzeugin die<br />

befragt wurde , verbindet die Arbeitshallen im Fertigungsgebiet, wo sie Vorarbeiterin<br />

gewesen ist, mit der Abfüllung von Gelbkreuz.<br />

Ein weiterer Vorarbeiter aus diesem Gebiet bestätigte dem Verfasser und s<strong>eine</strong>m<br />

Vater in <strong>eine</strong>m langen Tonbandgespräch, dass er gesehen haben will wie die 10 Liter<br />

Lostsprühbüchsen,die durch die lange Lagerung leck waren ,abgespritz wurden von<br />

Arbeitern mit Gummistiefeln.<br />

Sinn ergäbe <strong>eine</strong> Lostsprühbüchsenabfüllung jedenfalls aber 1940, was dann aber<br />

zu der Konsequenz Führen muss anzunehmen, dass der Kampfstoff Lost dann aber<br />

wohl nicht im Kampfstofflagergebäude beim Standort der ehemaligen Firma Krause<br />

gelagert wurde sondern in <strong>eine</strong>m aber wohl nahe gelegenen unterirdischen<br />

Bereich, denn man weiss von Zeugenaussagen über die Ammendorfer<br />

Abfüllanlage, dass das dortige Lostlager grösseren Ausmasses unterirdisch<br />

angelegt war und vor Kriegsende auch nicht geleert werden konnte.


Auch die MUNA Lübbecke sollte ein Lostlager von 3000 to Fassung bekommen.<br />

Wenn der Kampfstoffbunker in der F-Anlage aber 1941 noch nicht fertig gebaut war,<br />

wo und im welchem Bereich in der Nähe des Dekontaminationsgebäudes lag dann<br />

das Lostlager , welches für die Lostfüllung der Sprühbüchsen<br />

den notwenigen Kampfstoff hergab?


Da aber aus der Akte FO 1031/156 aus den National Archives bekannt ist, dass<br />

Prof.Dr. H. Engelhardt bereits 1939 als Chef des damaligen Forschungslabors der<br />

Auer-Gesellschaft <strong>eine</strong> Zusammenarbeit mit der IG- Farben hinsichtlich Verfahren<br />

zur Lostherstellung beabsichtigte und auch der schon dem Abwassergutachten<br />

vorgehende Antrag (Antrag der ORGACID GmbH, Berlin, vom 22.Mai 1940 über<br />

Füllstelle Lübbecke (F-Anlagengebiet), siehe Dokument unten)aus 1940 ,vor dem<br />

dann nachfolgende Bericht von <strong>eine</strong>r nach Abfüllung erfolgten Neutralisation im<br />

Abfüllbetrieb der F-Anlage, <strong>eine</strong> Lostabfüllung gemeint haben muss und der Antrag<br />

von der ORGACID auch s<strong>eine</strong> Unterschrift trägt, spricht vieles dafür, dass das<br />

Lostlager sich an bisher noch unbekannter Stelle im F-Anlagengebiet befindet.


Sinn würde jedenfalls <strong>eine</strong> Lagerung in der Nähe des damaligen , zumindest 1940<br />

noch nicht fertig gestellten Kampfstofflagergebäudes ergeben<br />

Bedenkt man, dass sich Prof. Dr. Engelhard offenbar auch im Kriege mit<br />

Nervenkampfstoffen beschäftigt hat und sein Werk Leese ja auch zuletzt noch <strong>eine</strong><br />

eigene Sarin-Anlage aus Falkenhagen teilweise geliefert bekommen hat, die nicht<br />

zur in Munsterlager auch stationierten Sarin-Anlage geliefert werden sollte, weil<br />

diese noch nach <strong>eine</strong>m anderen Verfahren arbeitete (siehe etwa Auszug aus dem<br />

dem Verfasser vorliegenden 18 -seitigen Sarinherstellungsbericht von der dortigen<br />

Herstellungsanlage in Munsterlager, der 1945 aus der Vernehmung der in<br />

Munsterlager gefangen genommenen Wissenschaftler um Dr. Schusteritz, Janssen<br />

und Gebhard u.a. zusammengestellt worden ist)


dann kommt man eigentlich nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob nicht auch,<br />

ebenso wie bei der Annahme <strong>eine</strong>s CLARK-Lagers, im Kampfstofflagergebäude<br />

dann am Ende des Krieges sogar Sarin gelagert haben kann, denn immerhin gibt es<br />

<strong>eine</strong>n Vermerk des Innenministers NRW aus 1981, dass man nicht nur Granaten mit<br />

Tabunfüllung in <strong>Espelkamp</strong> gefunden haben soll, sondern auch Green Ring 4 ,<br />

Sarin , und sogar Green Ring 5, womit wohl Blauring, also CLARK,gemeint gewesen


sein soll.Die<br />

Gutachter haben diesem Vermerk hinsichtlich dieser Angaben aber k<strong>eine</strong>rlei<br />

Bedeutung geschenkt, was aber möglicherweise ein Fehler sein könnte…, gab es<br />

doch bereits somit 1981 deutliche Hinweise, dass auch Blauring Kampfstoff in<br />

Granaten gefüllt vorlag.<br />

Wenn <strong>eine</strong> Lagerung auch des Stoffes Sarin stattgefunden hat am Ende des Krieges<br />

dann wird aus heutiger Sicht erklärbar, weswegen die Briten die Wissenschaftler<br />

aus Leese mit Prof .Dr. Engelhard nach <strong>Espelkamp</strong> gebracht haben und Prof. Dr.<br />

Engelhard dann später <strong>eine</strong> Strafexpedition zu Fuss nach Leese auferlegt haben.<br />

Denn er war dann führend in die Forschung im F-Anlagengebiet miteingebunden.<br />

Gleichzeitig wird dann aber auch erklärbar wie es sein kann, dass er sich 1979 nicht<br />

mehr an den Ankunftsort der Versendung des Zuges mit den V2-Sprengköpfen<br />

erinnern konnte, denn , wenn er letztlich wusste, dass die Briten auf k<strong>eine</strong>n Fall<br />

diese gefährlichen Stoffe bzw. den in der F-Anlage beim Tankvorgang<br />

vorgefundenen Zug entsorgen konnten, dann musste er davon ausgehen, dass er<br />

in gewisser Weise die Verantwortung dafür hatte, dass die Briten diese Stoffe im<br />

Untergrund (Eisenbahntunneln) verschwinden ließen, wie es beim Zug im F-<br />

Anlagengebiet geschehen sein soll.<br />

Auf der Homepage von Herrn Quarder ist ein Ausschnitt aus dem Gespräch, in<br />

welchem es um die Frage <strong>eine</strong>r unterirdischen Lagerung der Gasmunition im F-


Anlagengebiet geht.<br />

Foto oben : Küppers und Finkemeier Junior im Jahre 1998<br />

Es gibt Momente im Leben, da sagt die Art und Weise wie ein Mensch Dinge<br />

sagt, vielmehr aus als der Inhalt s<strong>eine</strong>r Worte. Hiermit ist die „Unsicherheit“<br />

bzw „Ängstlichkeit“ des letzten Leiters der Munitionsanstalt vor s<strong>eine</strong>r Antwort,<br />

“ihm sei nichts bekannt von <strong>eine</strong>r wie auch immer gearteten unterirdischen Anlage<br />

„,gemeint. Wenn man genau hinhört, dann „entrückt“ ihm sogar der von <strong>eine</strong>r<br />

Unsicherheitssituation (er war ja immer noch Geheimnisträger und durfte nichts<br />

offenbaren), nun mit der Kernfrage konfrontiert, herrührende fatale Satz:“...Ich soll<br />

nicht, ich soll nicht...Mir ist nichts bekannt....“<br />

Dass er damit doch letztlich die Frage nach der unterirdischen Anlage bzw. <strong>eine</strong>m<br />

Lager im Bereich des F-Anlagengebietes mit <strong>eine</strong>r Möglichkeitsmenge von ca.<br />

30.000 to bejaht (denn offenbar hatte ihm jemand eingetrichtert, er solle nichts<br />

sagen hinsichtlich <strong>eine</strong>s unterirdischen Lagers), mag für die <strong>eine</strong>n nicht so sein,<br />

doch spricht der Verlauf und die Tonstärke s<strong>eine</strong>r Stimme , eben die Art und Weise<br />

wie er Stellung nimmt, für die Version, die auch der Bruder s<strong>eine</strong>r damaligen<br />

Sekretärin später noch einmal in ähnlicher Weise bestätigt...(siehe auch auf der<br />

Homepage befindlichen Auszug aus Tonbandaufnahme mit Sekretärin Küppers<br />

und ihrem Bruder vom Jahre 2000 )


Unten Auszug aus Dokument , wieviel to die Briten angeblich gefunden haben.


Der zweite <strong>Teil</strong> des Dokumentes belegt, dass man weiss, dass noch mehr Munition<br />

da sein muss, die man bisher nicht gefunden hat.Insbesondere geht es um die<br />

Sprühbüchsen mit Lost.Auch hatte man offenbar nicht alle Tabungranaten (green<br />

ring yellow) gefunden.<br />

Im Jahre 1954 wurden die Überreste des Kampfstoffbunkers beim ehemaligen<br />

Liebold/Krause-Gelände gesprengt (vgl Zeitungsausschnitt aus 1999).


Der Verfasser und sein Vater konnte selbst im Dezember 1998 noch mit dem<br />

ehemaligen Sprengmeister Sternberg ein Interview führen, welches auf Tonband<br />

aufgenommen wurde.Auf der Homepage von R. Quarder ist ein Ausschnitt zu hören.<br />

Man sprengte trotzdem, obwohl es den Hinweis gab,“ unterhalb oder auf der


Füllstelle solle noch Gasmunition lagern “.<br />

Heinz Finkemeier fertigte daraufhin <strong>eine</strong> Skizze zum Bereich des damaligen<br />

Kampfstoffbunkers an (unten)


Auszug aus Akte , in welcher sich die Gebäude für den Sprengbefehl für den<br />

Kampfstoffbunker (No. 8) befinden , 1947<br />

Im Jahre 1998 gelang es auch, ein mehrstündiges Tonband-Interview mit dem<br />

Verbindungsmann des damaligen Hilfswerkes aus Bielefeld zu den Briten, Herrn


Pastor Diehl (nicht zu verwechseln mit dem schon anfangs vorgestellten Ingenieur<br />

Diehl) zu führen, der sich an 25-30 Verhandlungen unter s<strong>eine</strong>r Führung mit den<br />

Briten erinnern konnte. Ausschnitte befinden sich hierzu in der Akte FO 1032/739 im<br />

National Archiv in London, Kew (siehe unten)<br />

Pastor Diehl begrüsste m<strong>eine</strong>n Vater und mich im Jahre 1998 und gab uns<br />

Freundlicherweise Auskunft über s<strong>eine</strong> Verhandlungen mit den Briten.Er<br />

Pastor Diehl überreichte uns ein Memorandum vom mehreren Seiten welches<br />

er verfasst hatte und welches einzigartig auch die Britischen Stellen seit<br />

s<strong>eine</strong>r Einbindung im Jahre 1947 zeigte, die mit den Verhandlungen betraut


waren.<br />

Auszug unten aus der oben angeführten Akte FO 1032/739 aus <strong>eine</strong>m<br />

Schreiben an ihm vom 1. März 1948, in welchem die Briten auch davon<br />

ausgingen, dass die F-Anlage betrieben worden war und sogar Gas<br />

„hergestellt“ (siehe Punkt 5.unten) worden war.


Auszug: …„which were usefull in the gas filling process”<br />

Noch im Jahre 1962 hatte sich der Biograph Biger Forells, Harald von Koenigswald,<br />

an ihn gewandt und nach s<strong>eine</strong>r Rolle während der Verhandlungen gefragt.<br />

S<strong>eine</strong>r Einschätzung nach war Forell eher der, „der gleichsam im eigenen Lager die<br />

Linie verwirren half “ (siehe Dokumentenausschnitt unten ,letzter Absatz).


Foto MUNA -Offiziere mit Verwaltungspersonal und Leiter<br />

der F-Anlage ,Herrn Hauptmann Lichtenberg<br />

Ausschnitt aus Interview<br />

mit der damaligen<br />

Sekretärin von Herrn Major<br />

Küppers auf Homepage Quarder<br />

In dem Interviewausschnitt (das Interview ging über Stunden an mehreren<br />

Treffen)konnte von der damaligen Sekretärin in Kriegstagen , die damals<br />

<strong>eine</strong>r erhöhten Sicherheitsstufe unterlag und sich mit uns im Zusammenspiel,<br />

aufgrund von anderen auch vorgenommenen Zeitzeugenbefragungen ,an knapp 60<br />

Personen aus dem ehemaligen Personal der MUNA errinnern konnte ,auch der<br />

damalige Kommandant der F-Anlage, Herr Hauptmann Lichtenberg, identifiziert<br />

werden, der sich auch auf dem obigen Foto befindet, über das der<br />

Tonbandausschnitt handelt.<br />

Bemerkenswerterweise äussert sich der Bruder uns gegenüber in <strong>eine</strong>m Moment,in<br />

dem s<strong>eine</strong> Schwester gerade aus dem Zimmer heraus ist. Ob er das ,was er uns zu<br />

sagen hatte, nur aufgrund der Abwesenheit s<strong>eine</strong>r Schwester gesagt hat, bleibt<br />

fragwürdig,könnte aber aufgrund der Brisanz der Aussage durchaus sein, weshalb<br />

auch hier wieder „die Art und Weise“ wie die Aussage fällt entscheidend ist und die<br />

Glaubhaftigkeit des Gehalts der Aussage erhöht.<br />

Als die wahrscheinlichste Version halten wir die, dass er selbst als Bruder der<br />

Sekretärin des Leiters der Munitionsanstalt in der Munitionsanstalt gearbeitet hat<br />

und als vertrauenswürdig erachtet wurde und deshalb Zutritt zum unterirdischen<br />

Munitionslager hatte ,dessen Offenbarung aber auch damals im Jahre 2000 noch als<br />

Geheimnisverrat ansah ,weshalb er versuchte uns „durch die Blume“ den Hinweis<br />

auf die in 12 m(s<strong>eine</strong> Schwester, die es eigentlich wissen musste ,schwieg zur<br />

unterirdischen Anlage gab uns aber den Hinweis, dass hinsichtlich des Betriebes<br />

der F-Anlage die Aussage des Spiess der Feuerwerker, Döding, zutreffender sei als


die Aussage von Herrn Major Küppers...)<br />

tief lagernde Munition zu geben, bei „der dieser selbst als Zeuge dabei gewesen<br />

sein will.“ Zu konkret ist jedenfalls der Hinweis auf die Tiefe 12 m,die bei 4 m dicken<br />

Mauern,übereinstimmen würde mit der in etwa gleicher Tiefe liegenden<br />

unterirdischen Anlage in Wulfen (siehe Auszug aus JIOA 18 unten zu Wulfen).<br />

Ein weiterer Zeitzeuge der damals in der MUNA Fahrer gewesen ist und den die<br />

Alliierten im Januar 1945 in Heinsberg gefangen genommen hatten, bestätigt<br />

die Person des Hauptmanns Lichtenberg als Leiter der F-Anlage (siehe Punkt 10<br />

des sogen. Sterthaus-Berichtes, Abbildung unten, der sich im Original in den<br />

National Archives in Washington befindet)<br />

Auszug aus Sterhaus-Bericht:<br />

Lichtenberg wird als Leiter der F-Anlage und z.b.V. Kp tituliert.<br />

Das Kürzel z.b.V. bedeutet zur „besonderen Verwendung“ und ist im allgem<strong>eine</strong>n<br />

nur verwendet worden für Spezialaufträge. Dies deutet darauf hin, dass die F-Anlage<br />

Spezialaufträge durchgeführt hat, wie auch das Füllen von V-Waffen u.a.<br />

Dinge.Sowohl beim Heer gab es z.b.V.-Einheiten als auch bei der Luftwaffe.<br />

Im letzten Abschnitt sagte der Zeuge Sterthaus auch aus, dass es <strong>eine</strong> enge<br />

Beziehung von Lübbecke zur MUNA Wulfen gab (Punkt 28. unten).<br />

Hinsichtlich Wulfen leigen Infomationen vor, dass auch die Heeresmunitionsanstalt<br />

unterirdische Bereiche in <strong>eine</strong>r Tiefe von 7- 8 m hat (sieh weiter unten<br />

Dokumentenausschnitte), was mit der Aussage des Bruders der Sekretärin


korrelieren würde, dass man beide Munitionsanstalten unterirdisch (und fast<br />

zeitgleich) angelegt hat.<br />

Nr. 179 aus JIOA Nr. 18 Nr. 4


Aus den Britischen Geheimdienstlisten aus Herbst 1944 ist ersichtlich, dass Wulfen,<br />

ebenso wie Lübbecke, sich als depot und Füllstation auch für chemische<br />

Kampfstoffe bestätigt hatte.


Auch der S.I. R.- Bericht 1452 zu Wulfen (Auszug oben) von Februar 1945 lässt<br />

Rückschlüsse auf <strong>eine</strong>n unterirdischen Bereich im weiteren <strong>Teil</strong> des Berichtes zu.<br />

Nachfolgend zum Abschluss <strong>eine</strong> Auszugswidergabe <strong>eine</strong>s S.I.R. -Berichtes , dass


die MUNA Xanten unterirdisch angelegt war. Alles der gleiche Zeitraum wie die<br />

Erbauung der Heeresmunitionsanstalt Lübbecke in <strong>Espelkamp</strong>…

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