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julian adenauer, jörg petruschatPrototype!physical, virtual, hybrid, smarttackling new challenges in design and engineeringform+zweck


inhalt1238548088100124142Was wir denkenJörg Petruschat und Julian Adenauer, die Herausgeber, über ihrePositionen zu diesem BuchLet's grow the chair togetherEin Gespräch im Designstudio 7.5 über die Evolution von EntwürfenThe Role of Physicality in the Design ProcessSteve Gill and Alan Dix about physical interacting in digitalenvironments<strong>Boundary</strong> <strong>Objects</strong>, <strong>Partizipation</strong>,TransdisziplinaritätEin Gespräch mit Gesche Joost zur Forschung durch DesignThoughts on Blended PrototypingBenjamin Bähr about throw away- and evolutionary protoypingThe Anatomy of Prototypes:Prototypes as Filters, Prototypes asManifestations of Design IdeasYoung-Kyung Lim, Erik Stolterman and Josh Tenenberg about thedifferent roles of prototypes in the design processSpatial PrototypingChristian Derix and Åsmund Gamlesæter about the capabilities ofdigital technology in architecture and spatial planningLive ModelsJason Kelly Johnson and Nataly Gattegno aboutalternative modes of exploration that combine physical modeling,dynamic realtime inputs and digital simulation150Theorien, Modelle und multiplexeKonstellationenEin Gespräch zwischen Martina Merz und Jörg Petruschat


i n h a lt160186198216240254278Designproblemlösen mit externenRepräsentationenEva Wiese und Lisa Wiese zur psychologische Perspektive aufdie ProduktentwicklungIDE vs. IPE: Toward to an InteractivePrototyping EnvironmentAndrew Payne about an interactive prototyping environment, thatallows to link physical hardware devices to dynamic digital modelsauf ins digitale material!Ein Gespräch zwischen dem Designer Christian Zöllnerund dem Technologen Tobias FischerDigitale Werkzeuge in derProduktentwicklungJulian Adenauer über digitale und hybride ModellePoint Cloud to Digital ClayHolger Jahns zu direkten digitalen Transformationenvon 3D-ScansPrototyping und Open Design – Geschichteund GeschichtenHelge Oder und Jörg Petruschat zur Herkunft und aktuellen Praxisoffener Entwicklungsprozesse.»Crackers want to destroy – Hackerswant to build.«Stefanie Düring und Anna Constanze Pierburg zumHardware Hacking286Tische, Tennisbälle, kurze Schreie.Einige Bemerkungen zum PrototypingJörg Petruschat über das kreative Spiel mit dem Material


<strong>Boundary</strong> <strong>Objects</strong>,<strong>Partizipation</strong>,Trans-disziplinaritätEin Gespräch von Jörg Petruschat undJulian Adenauer mit Gesche Joost


Gesche Joost ist Professorin für Designforschung an der Universität der KünsteBerlin. Nach einem Designstudium in Köln promovierte sie 2007 zur audiovisuellenRhetorik im Film. Seit 2005 leitet sie das Design Research Lab derTelekom Innovation Laboratories (T-Labs) - ein Team, in dem mehr als20 Designer, Ingenieure und Informatiker interdisziplinär zusammenarbeiten.Sie ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und –forschung(DGTF). Den Schwerpunkt ihrer Arbeit beschreibt sie mit einer Forschungdurch Design (Practice-based Research). Sie arbeitet auf den Gebieten von Interface-und Interactiondesign und beschäftigt sich dabei speziell mit GenderundDiversity Aspekten in der Kommunikationstechnologie.Wir sprachen mit Gesche Joost über die zentrale Funktion, die sie Prototypenin Forschungsprozessen, speziell im Kontext Designforschung, einräumt. Unsinteressierten ihre Erfahrungen mit Prototyping in multikompetenten Teamsund partizipatorisch orientierten Projekten.


Adenauer: Design Research – was ist das?Joost: Designforschung bearbeitet vielerlei Fragestellungen durch diePraxis und Methodik des Designs mit der Zielsetzung, neue Erkenntnissezu schaffen. Dabei haben die Fragestellungen mit unserem gesellschaftlichenAlltag zu tun – und können sich von der Erprobung neuerFormen der Repräsentation des Digitalen (wie schwer ist eigentlich einee-mail?) bis hin zur gemeinsamen Gestaltung nachhaltiger Nachbarschaftskonzepteerstrecken. Designforschung arbeitet oft interdisziplinär,bewegt sich zwischen den Disziplinen, und macht bei anderenForschungsdisziplinen methodische Anleihen. Beispiel sind Beobachtungsstudienaus der Soziologie, psychologische Fragetechnikenoder Methoden des Prototypings aus den Ingenieursdisziplinen. Diesewerden von uns Designerinnen und Designern adaptiert, um auf diejeweilige Fragestellung eingehen zu können. Unsere Kompetenz, mitBildern, Materialien, Modellen, Medien umzugehen, spielt dabei einewesentliche Rolle. Die Forschung im Design ist in meinen Augen situationsbezogen,lässt sich an ihrer gesellschaftlichen Relevanz messen,begreift das praktische Entwerfen als Erkenntniswerkzeug, und solltediejenigen, die von den Konsequenzen des Designs betroffen sein werden,in die Prozesse des Erkundens und Gestaltens einbeziehen (<strong>Partizipation</strong>).Die Verstricktheit des Designs in die Gesellschaft, in unserenAlltag und in die Praxis ist zentral, und daran richtet sich auch derForschungsbegriff aus. Die gestalterische Praxis ist für mich zentralesElement der Forschung. Es ist daher eine Forschung durch Design,in der der Entwurf eine wichtige Rolle als Erkenntniswerkzeug undKommunikationsmedium spielt. Dabei ist die Designforschung transdisziplinärund bewegt sich zwischen den disziplinären Grenzen. Diegesellschaftliche Relevanz ihrer Themen und Ergebnisse ist ein zentralesKriterium der Beurteilung.Petruschat: Nachdem Ihr Lehrstuhl zunächst an der Technischen UniversitätBerlin und am An-Institut der Telekom Innovation Laboratoriesangesiedelt war, sind Sie nun an die Fakultät Gestaltung der UdK Berlingewechselt. Welche Rolle spielt die Interdisziplinarität in IhrenForschungsaktivitäten und wie schaffen Sie es, die unterschiedlichenKompetenzen (Designer, Ingenieure, Informatiker etc.) in den Prozesszu integrieren?Joost: Interdisziplinarität spielt eine zentrale Rolle. Ich selbst habe Designstudiert und auch praktiziert (als Interface-Designerin), habe dann82


oundary objects, partizipation, transdisziplinaritätin Rhetorik, also in den Geisteswissenschaften promoviert (zur Bild-Sprache des Films) - allein schon daher, weil es 2001 so schwierig war,in Deutschland im Design zu promovieren. Dann war ich als Juniorprofessorinan der Technischen Universität Berlin tätig und habe an denT-Labs im eher technologisch orientierten Umfeld gearbeitet. Und alldiese Stationen kommen in meiner Vorstellung von Designforschungvor, je nach Thema brauchen wir alle Kompetenzen. Dazu bedarf esintensiver Übersetzungsarbeit, um ein ähnliches Verständnis zu entwickelnvon dem, wie man arbeitet, was man erreichen will, wer welcheAufgabe übernimmt. Am schwierigsten ist es, wenn man sich rein aufder sprachlichen Ebene bewegt – wenn man zum Beispiel zusammensitzt, und einen Forschungsprozess plant. Dann merkt man, dass dieBegriffe ganz unterschiedlich besetzt sind: mit Design ist dann auchmal das technische Set up eines Systems gemeint. Viel einfacher istes, wenn man gemeinsam an einem Prototypen arbeitet – und sich amkonkreten Objekt verständigen kann, was die nächsten Schritte sind.Der Prototyp wird dann zum boundary object – zum Objekt, das unterschiedlicheCommunities zusammenbringt, um an einer gemeinsamenAufgabe zusammenzuarbeiten, sich dazu zu verständigen, Ideen daranzu konkretisieren, Bedeutungen zu diskutieren.Adenauer: Welche Rolle spielen Prototypen im Forschungsprozess?Joost: Prototypen sind unsere Erkenntniswerkzeuge. So werden bestimmteForschungsfragen anhand von Prototypen präzisiert, ausprobiert, oderes werden daran Hypothesen verifiziert oder falsifiziert. Ein Beispiel:mein Doktorand Fabian Hemmert machte die Beobachtung, dass einHandy für uns Nutzende ja schon ein sehr emotionales Objekt ist. Wir»checken« dauernd, ob ihm »was fehlt« – noch genug Akku? Habe icheinen Anruf, eine Nachricht verpasst? Seine Hypothese war es, dass manden Status – und unsere Sorge darum – durch lebensähnliche Äußerungenkommunizieren könnte, und hauchte dem Handy »Leben« ein. Soüberprüfte er diese Hypothese, in dem er einen Prototyp baute – einDing in der Größe eines Handys, das durch einen Servo-Motor zu atmenschien und dessen »Herz« pochte. Wenn nun viele Anrufe verpasstwerden, dann wird Aufregung simuliert – das Herz schlägt schneller,der Atem beschleunigt sich. Das merke ich in der Hosentasche, undsorge mich um das Gerät. Mit diesem Prototyp hat Fabian Hemmerterste Nutzertests und Beobachtungsstudien gemacht, um die Reaktionenvon Nutzenden zu analysieren. Gleichzeitig hat er daran kritische83


Fragen diskutiert: Wie werden heute Informationen auf der emotionalenEbene kommuniziert und codiert? Wie ist eigentlich unser emotionalesVerhältnis zur Technik? Wie abhängig sind wir schon? DerPrototyp macht die Hypothese im eigentlichen Sinne fassbar, erfahrbar,und um diese Erfahrung geht es in unserer Forschung immer wieder.Petruschat: Wer hat die Macht über die Ausarbeitung der Prototypen, dieSie »boundary objects« nennen? Können Prototypen tatsächlich zugemeinsam beherrschten Medien des Entwurfs werden? Wie sichernSie die gleichberechtigte Teilnahme unterschiedlicher Kompetenzen?Joost: In unseren Forschungsprojekten, die Methoden des ParticipatoryDesigns nutzen, arbeiten wir tatsächlich gemeinsam an Prototypen –das ist eine der zentralen Ideen dieses Ansatzes. So ging es im Projekt»StreetLab« zum Beispiel darum, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichenmit Migrationshintergrund aus Berlin Neukölln Ideen zu entwickeln,wie die digitale Kommunikation von morgen aussehen kann undsoll. Das durch reine Befragung zu ermitteln, greift recht kurz – so war esfür uns sehr viel interessanter, gemeinsam mit den Jugendlichen Prototypenzu bauen, anhand derer man die Ideen konkretisiert hat. Das Prototypingin der Gruppe, zu dem wir ganz unterschiedliche Materialienzur Verfügung gestellt haben, wird dann zu einem kollektiven Prozess,an dem gemeinsam an Ideen und Konzepten gearbeitet wird. Ergebnissind zum Teil fantasievolle Material-Collagen, die eher symbolischbestimmte Aspekte thematisieren (wie das Thema »Identität« anhandvon nationalen Symbolen), zum Teil aber auch funktionierende Prototypen(zum Beispiel tragbare Lautsprecher in Form einer Handtasche zummobilen Musikhören). Hier spielt der Prototyp die Rolle, gemeinsameVorstellungen zu konkretisieren. Darüber hinaus wird das gemeinsamePrototyping aber auch in unserer Werkstatt praktiziert – wenn zum BeispielPrototypen gemeinsam programmiert und gestaltet werden. Jenach Kompetenz spielt mal das Interaction Design eine größere Rolle,mal kommt die Produkt-Design Perspektive dazu, mal brauchen wir auchreine Programmier-Kompetenz – das wechselt sich je nach Aufgabe ab.Petruschat: Sind Ihnen bei Ihrer Arbeit mit Prototypen auch Fälle begegnet,bei denen die Arbeit mit dem Prototypen zu vorher nicht erwartetenErkenntnissen und Entdeckungen geführt hat, zu Erkenntnissen,die mehr und anderes sind als Verifikationen oder Falsifikationen vonHypothesen?84


oundary objects, partizipation, transdisziplinaritätJoost: Ja, das ist der Fall, wenn Prototypen im partizipativen Prozess entwickeltwerden. Dann kommt ganz Unvorhersehbares heraus. Wirhaben im Forschungsprojekt »Gender-inspired Technologies« gemeinsammit Frauen- und Männergruppen unterschiedlichen Alters undunterschiedlicher Hintergründe gemeinsam Prototypen zukünftigermobiler Kommunikation entworfen – und dabei kommen sehr unterschiedlicheThemen zum Tragen, von ökologischen Aspekten, ungewohntenMaterialien wie Fell oder Holz, differenzierter Haptik derMaterialien (»kratzig, wenn meine Mutter anruft«) bis hin zu neuenFunktionalitäten (z.B. ein Pfefferspray zur Selbstverteidigung am Telefon).Die Herausforderung bei dieser Art von Prototypen ist es, ihrenGehalt zu interpretieren. Sie waren in unserem Fall keine direktenModelle für zukünftige Produkte, sondern vielmehr Konkretisierungenvon Themen, vagen Vorstellungen, Vorlieben. Die Interpretation,welche konkreten Ableitungen man für einen Design-Entwurf darausziehen kann, um Nutzeranforderungen zu genügen, ist eine Herausforderung,die wir zum Beispiel mit Methoden der visuellen Rhetorik, derProduktsemantik, der hermeneutischen Analyse oder mit Technikender Narration herausarbeiten können.Adenauer: Wie helfen Prototypen bei der Lösung von »wicked problems«?Joost: Designprobleme sind in den meisten Fällen »wicked« – und die Definitiondes Problems entsteht erst in der Erarbeitung von Lösungendurch den Entwurf. Durch das Prototyping projizieren wir alternativeZukunftsszenarien – unsere Vorstellungen davon, wie eine Situationverbessert werden kann. Durch den Prototypen – und damit meine ichnicht allein ein materielles Artefakt, sondern das kann auch eine Interventionsein, die wir prototypen, ein Szenario, ein Service, eine Vorstellung– setzen wir etwas in die Welt, das erfahrbar ist, das wir erprobenund beobachten können. Eine Idealvorstellung vom Design ist es daher,dass wir uns ständig im Stadium des Prototypens befinden – perpetualbeta –, um zu verbessern, Situationen neu zu beurteilen, und ein Produktoder einen Service mit dem in-die-Welt-Setzen nicht als abgeschlossenbetrachten. Verzwickte Probleme werden somit durch ständige Interventionenim Prozess des Designs bearbeitet – eine never ending story.Petruschat: Wer Prototypen baut oder mit ihnen entwerfend arbeitet, legtsich auf ein bestimmtes Framing fest. Er/sie akzeptiert mit der Materialität,aus denen die Prototypen gebaut werden, Randbedingungen85


und Komplexitätsniveaus. Sehr eng verknüpft mit diesen Entscheidungenzum Material der Prototypen sind die Ziele, die im Prozess desPrototypings erreicht werden sollen. Wir möchten hier drei möglicheZielstellungen benennen und Sie nach den von Ihnen bevorzugten Vorgehensweisenund Erfahrungen fragen: (1.) Werden Prototypen extremrasch durch Iterationen geschickt, um damit die (im Sollzustand schonklare) Funktionalität zu verbessern? Oder (2.) dienen die Iterationendazu sukzessive immer mehr Komplexität in den Prototypen hinein zuholen? Oder (3.) fokussieren Prototypen unterschiedliche Dimensionender Gesamtentwicklung (vgl. Lim & Stolterman, 2008) - etwa bestimmtetechnische Details oder ästhetische Dimensionen wie Proportionalitätund Stellung von Funktionseinheiten zueinander usw., die dann ineinem Mastermodell (das auf einer »höheren« Ebene gewissermaßenkontinuierlich »mitwächst«) integriert werden? Welche Arbeitsweisebevorzugen Sie?Joost: Jede Form des Prototypings hat in bestimmten Phasen der Forschungund Entwicklung seine Relevanz. In unseren Forschungsprozessenkommen ganz unterschiedliche Arten von Prototypen vor– so sind Cultural Probes prototypische Forschungswerkzeuge, die ehereine kommunikative Funktion haben im Sinne der »boundary objects«;Rollenspiele, in denen Service-Ideen inszeniert werden, sind eine Artfunktionaler Prototyp, der dazu dient, Ideen zu konkretisieren undSzenarien zu entwerfen; partizipative Prototypen-Workshops habensowohl kommunikative als auch funktionale Aspekte; und je weiter derpraktische Design-Prozess fortschreitet, desto mehr werden Ihre unterPunkt 1 und Punkt 2 beschriebenen Aspekte in den Vordergrund rücken:eine iterative Vorgehensweise, bei der Funktionalität verbessertund getestet wird, Komplexität sukzessive zu- und wieder abnimmt.Das sind Schritte, wie wir sie aus dem user-centered Design kennen.Adenauer: Wie beeinflussen die Prototyping-Möglichkeiten die Forschung?Joost: Wir arbeiten im Design Research Lab viel mit Arduino und Processing– das sind wirklich gute Tools, um als Designerinnen und Designerschnell funktionierende Prototypen im Interaction Design zu bauen.Das nutzen wir auch im Bereich der smart textiles – Katharina Bredies,ebenfalls Doktorandin, arbeitet mit dem Arduino Lilypad und leitendemGarn, und integriert so Mikroelektronik in Textil – so dass zumBeispiel eine Mütze zu einem Radio wird. Hier geht es um neue Formender Interaktion mit Textil – das Drücken von Knöpfen und Drehen von86


oundary objects, partizipation, transdisziplinaritätReglern werden dann durch Knoten, Knüllen und Falten ersetzt. DieseMöglichkeiten eröffnen neuen Gestaltungsspielraum für Interaktionen,so dass die technisch geprägten Interfaces (man denke an die Vielzahlder Fernbedienungen zu Hause) bald der Vergangenheit angehörenwerden.Adenauer: Kann nur das erforscht werden, was auch als Prototyp umgesetztwerden kann?Joost: Ja, diese These kann man für eine bestimmte Form der Designforschungaufstellen: der Entwurf des Prototypens ist zentrales Elementder Forschung durch Design. Darin wird das Entwerfen in den Forschungsprozessintegriert und als eigene Form des Fragens und Untersuchensetabliert. Der Entwurf des Prototypens ist dann sehr weit zuverstehen – nicht allein als Modell für ein späteres Produkt, sondern alsKonkretisierung von Ideen, als Materialisierung von Vorstellungen, alsMittel der Intervention und als Diskurs-Objekt.Petruschat: Abschließend interessiert uns Ihre Haltung zur Design ThinkingMethod, die stark auf die Arbeit mit Prototypen gegründet ist.Grenzen Sie ihre Herangehensweise, speziell Ihre Arbeit mit Prototypen,gegen das Design Thinking ab? Oder stellt Ihre Arbeit eher eineKonkretisierung und Profilierung des Design Thinking Ansatzes dar?Joost: Unter dem Label›Design Thinking‹ wird heute so vieles gefasst, dassich nicht mehr mit diesem Begriff arbeite. In Business-Kontexten ist esja inzwischen zur Allheilmethode avanciert, die man binnen Kurzemerlernen kann und die dann die Kreativität beflügeln soll. Ich kann sehrviel besser mit dem Begriff der Designforschung arbeiten, weil darandeutlich wird, dass wir methodengeleitet arbeiten, dass der Entwurf inder praxisbasierten Forschung zentral ist, und dass unsere Zielsetzungdie Gewinnung neuer Erkenntnisse ist. Spannend ist daran, dass wirdies mit den Methoden des designspezifischen Fragens, Erkundens undForschens machen.Adenauer, Petruschat: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!87

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