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Programmheft - SPIKE Dresden

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editorialStreet Culture@HellerauWer unter dem Titel Street Culture@Hellerau ein HipHop-Festival erwartet,wird sicher auch auf seine Kosten kommen,aber im Wesentlichen überraschtwerden. Street Culture@Hellerau istunser ambitioniertestes Projekt 2013und zeigt eine weite Spanne von künstlerischenAusdrucksformen, die mitStraße, öffentlichem Raum, urbanemKontext assoziiert sind. Die künstlerischenAusdrucksformen der Street-Kultur entstanden als Gegenentwürfezu kommerzialisierten künstlerischenProduktions- und Distributionsformen,zu kleinbürgerlich geordneten Vorstellungenvon Freizeitkultur, Hobby undSportverein. Sie entstanden als subversive,anarchische, individuelle undkollektive Randerscheinungen, die sichvehement eigene Räume in den Zentrender Städte, der Wahrnehmung undeiner bis heute eher hilflosen Kunstrezeptionerkämpft haben.Es gibt diese Momente atemberaubendschöner und verstörend krasserGraffiti im Grau von Industriestädten,die unglaublich akrobatischen undmitreißend eleganten Stunts von Kidsund Kindern in den skater-pools vonVenice-Los Angeles, New York und Riode Janeiro, den HipHop-Cybers in Montreal,Montpellier und Marrakesh, denBühnenshows von Bruno Beltrão, denheftig diskutierten Ausstellungen in derTate Modern London, den Workshopsim Kulturzentrum EMMERS in <strong>Dresden</strong>– das alles wird auf vielfältige WeiseTeil von Street Culture@Hellerau sein.Die Kunst, die wir in Street Culture@Hellerau zeigen, ist in ihrem Ursprungund ihrer Intention etwas Widerständiges,bei allem enormen SelbstbewusstseinFragiles, die sich zwischenStolz und Paranoia der Vermarktungverschließt: irgendwo zwischen Ghettokunstund renommierten Galerien, zwischenInnovation und Abgrenzung, zwischenStraße und Jugendkultur. Sie istanti-kapitalistisch und konnte doch nurim Kapitalismus entstehen, Resultat undReflex auf eine bürgerliche Konsumgesellschaft,die große Teile Ihrer Bevölkerungsystematisch von ihren eigenenkulturellen Grundlagen ausschließt.Sozialarbeiter, Kunstkritiker und Pop-Veranstalter, Jugendsoziologen, streetworkerund Kulturmanager haben sichgnadenlos wohlmeinend auf alle Ausdrucksformender street culture gestürzt,versucht sie zu bändigen, nutzbar,integrierbar, vorzeigbar zu machen.Selbst die alte DDR-Regierung konntedem HipHop als Ausdrucksform derunterdrückten Klassen in den schwarzenGhettos Amerikas etwas Unterstützenswertesabgewinnen.In diesem verminten Umfeld aus Ghettoisierungund Kommerzialisierung,Verwertungsängsten, Subversion undKarrierezielen, aus harter Sozialarbeitund Hypes durch berühmte Galerien,aus dynamisch-sympathischen Jugendkultur- Erwartungen und höchst diversenKunstansprüchen hat sich dieVorbereitung dieses Projektes bewegt.Street Culture@Hellerau hat von alldem etwas: große künstlerische Entwürfevon inzwischen weltbekanntenKünstlern wie Bruno Beltrão oder MarthaCooper, Beiträge aus dem urbanenAlltag der street culture aus <strong>Dresden</strong>,vor allem durch unsere Partner in denKulturzentren EMMERS und <strong>SPIKE</strong>, dieInternationalisierung von HipHop-Formenund die Entwicklung von Graffitials renitente Gegenkunst in uniform gesichtslosenurbanen Räumen bis in dievornehmsten Tempel der Hochkultur.Street Culture@Hellerau wird Kreiseziehen: einen weiten Kreis in derganzen Stadt, mit angekündigten undunangekündigten Aktionsorten; einenmittleren Kreis um das Festspielhausherum, Kunst-Aktionen drinnen unddraußen, dem Festivalzentrum auf demFestspiel hausgelände, ein bisschenSpaß für die Nachbarschaft, der innereKreis mit attraktiven Veranstaltungenund Ausstellungen im Festspielhaus.Der Kreis, der Cyber, ist das Konzeptder street culture – von der afro-brasilianischenCapoeira bis zum HipHopin den Zentren, Ghettos und Banlieuesder Städte der Welt. Der Kreis ist auchdas Grundkonzept dieses Festivalsund das passt sehr gut zu Hellerau,wo schon vor 100 Jahren der ersteTheaterraum in Europa entstand, derkonsequent die Dis tanz von Bühneund Publikum auflöste.Mit Street Culture@Hellerau kuratiertzum ersten Mal eine neue Generationein wichtiges Programm in HELLERAU:Mit Anna Bründl als Initiatorin und Kuratorinund einem kleinen Team vonerfahrenen Kuratoren und Beratern(Carmen Mehnert, Manuel Osterholt,Jonathan Fischer und Kathrin Brinkmann)probieren wir einen neuenUmgang mit künstlerischen Verantwortlichkeiten.Wir werden mit Street Culture@ Helleraumit Sicherheit nicht Everybody’s Darlingwerden. Dazu ist die Szene urbanerKulturen viel zu divers, komplex,subversiv und ideologisch. Unser Projektgeht mit vielen Erwartungen anden Start. Es bietet Raum für urbanenDiskurs, wird manche vielleicht vor denKopf stoßen, aber mit Sicherheit vielemitreißende, wunderbare Veranstaltungenund Aktionen auf Bühnen undPlätze bringen und neue Verbindungenin der Stadt schaffen.Neben vielen, vielen anderen habendaran mit großartiger Förderung dieKulturstiftung des Bundes, die OstdeutscheSparkassenstiftung gemeinsammit der Ostsächsischen Sparkasse<strong>Dresden</strong> und die Kulturstiftung desFreistaates Sachsen mitgeholfen. Dafürunser herzlicher Dank!Wir wünschen allen jede Menge Spaß,Aufregung und Überraschung mitStreet Culture@Hellerau!Dieter Jaenickeund das HELLERAU-Team

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