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Stadtteilzeitung Winzerla August 2003 Seiten 3 + 4

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Die Die "Kirsch-Esche" "Kirsch-Esche" der der F FFamilie<br />

F amilie Bartsch<br />

Bartsch<br />

1985 1985 wurde wurde der der Baum Baum vor vor dem dem Haus Haus Hugo-Schrade-Straße Hugo-Schrade-Straße 28 28 28 gepflanzt<br />

gepflanzt<br />

Viele Bäume und Sträucher, die heute in<br />

stattlicher Größe die <strong>Winzerla</strong>er Straßen<br />

säumen, wurden vor Jahren von Mietern<br />

gepflanzt. Auch wenn diese inzwischen in<br />

einem anderen Teil der Stadt wohnen, die<br />

Bäume blieben in <strong>Winzerla</strong>. So war das<br />

auch bei der Familie Bartsch. Als Tochter<br />

Gunilla etwa fünf Jahre alt war und beobachtete,<br />

wie ihre Eltern im Garten Samen<br />

in die Erde steckten, aus denen später Pflanzen<br />

wuchsen, wollte sie ihnen nacheifern.<br />

Beim Kirschenessen hob sie einen Kern auf,<br />

den sie unbedingt in einen Topf mit Erde<br />

geben wollte. Erklärungen der Eltern, dass<br />

ein Kern aus eingeweckten Kirschen keinen<br />

Baum hervorbringen würde, interessierten<br />

die Kleine nicht.<br />

Also holte man Erde aus dem Wald, füllte<br />

damit einen Blumentopf und steckte den<br />

Kern hinein. Als nach geraumer Zeit aus<br />

dem Blumentopf ein grüner Keim ans Licht<br />

wuchs, war sich Gunilla sicher, hier wächst<br />

ein neuer Kirschbaum heran. Dass die Blätter,<br />

die das Bäumchen, als es größer wurde,<br />

keinesfalls denen eines Kirschbaums<br />

ähnelten, ignorierte sie. Sie liebte ihren<br />

"Kirschbaum" und pflegte ihn. Als die Familie<br />

1985 nach <strong>Winzerla</strong> zog, wurde der<br />

Baum vor das Haus in der Hugo-Schrade-<br />

Nachdem in der letzten Zeit schon eine<br />

ganze Reihe von Mitbürgern mit Hilfe der<br />

FreiwilligenAgentur Jena gewonnen werden<br />

konnte, ihre zum Teil brachliegenden<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten nun auch<br />

zum Wohle anderer Menschen in der<br />

Vereinsarbeit einzusetzen, ist die Liste der<br />

Wünsche der Vereine nach Mitstreitern und<br />

Helfern noch immer sehr groß und vielfältig.<br />

Die Mitarbeiter der Agentur sehen<br />

ihre Aufgabe darin, weitere Bürger zur Mitarbeit<br />

zu motivieren, um sie dann letztendlich<br />

an Vereine zu vermitteln, wo sie<br />

ehrenamtliche Aufgaben wahrnehmen, die<br />

Freude bereiten, Aufgaben, die sie ausfüllen<br />

und zudem anderen Mitbürgern nützen.<br />

Viele Viele Einsatzmöglichkeiten<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

So werden vor allem Helfer gesucht, die<br />

sich für die nachfolgende Tätigkeiten interessieren:<br />

- Renovierung von Kinder-, Jugend- und<br />

kirchlichen Einrichtungen,<br />

- Betreuung von älteren und behinderten<br />

Menschen (Besuche, Besorgungen, Vorlesen),<br />

- Hilfe bei Büroarbeit,<br />

Gunilla Claus-Bartsch und ihr Vater Dr. Reinhard Bartsch freuen sich, dass die von ihnen vor<br />

18 Jahren gepflanzten Bäume vor dem Haus Hugo-Schrade-Straße 28 so prächtig gedeihen,<br />

auch wenn die Kronen einst gekappt werden mussten. (Foto: Meister)<br />

Straße gepflanzt. Später kam noch ein<br />

Zuckerahorn hinzu.<br />

Dass die Kirsche eigentlich eine Esche ist,<br />

gibt Gunilla, inzwischen eine junge Frau,<br />

- Unterstützung bei der Arbeit am Computer<br />

(Anwendungsberatung),<br />

- Unterstützung bei Freizeitangeboten für<br />

Kinder,<br />

- Hilfe bei der Pflege von Grünanlagen<br />

in Kindereinrichtungen und im Naturschutz,<br />

- Hilfe bei der Internet-Nutzung,<br />

- Betreuung von Kindern,<br />

- Erteilung von Nachhilfeunterricht,<br />

- Unterstützung des DRK in den Kleiderbasaren,<br />

- Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Vereine (z.B. Gestaltung von Flyern, Werbematerialien<br />

u.ä.),<br />

- Mitarbeit in Projekten der Vereine (Naturschutz,<br />

Jugendarbeit, Seniorenarbeit,<br />

Agenda 21 u.ä.),<br />

- Hilfe im Sportbereich als Übungsleiter<br />

oder Betreuer,<br />

- Durchführung von Sprachkursen für<br />

Senioren und Migranten,<br />

- Mitarbeit im Tierschutz,<br />

- Mitarbeit auf dem Gebiet Wandern und<br />

Touristik, so zum Beispiel als Wanderleiter<br />

oder Vorbereiter von entsprechenden<br />

Aktivitäten.<br />

gern zu, auch wenn der Baum für sie noch<br />

heute "ihr Kirschbaum" ist. Zu ihrer Freude<br />

ist der Baum gesund und wächst prächtig.<br />

Von on Hilfe Hilfe bei bei der der Internetnutzung Internetnutzung bis bis Büroarbeit<br />

Büroarbeit<br />

FreiwilligenAgentur reiwilligenAgentur Jena Jena sucht sucht noch noch noch weitere weitere ehrenamtliche ehrenamtliche Mitstreiter Mitstreiter<br />

Mitstreiter<br />

Bisher Bisher 120 120 V VVereine<br />

VV<br />

ereine ereine dabei<br />

dabei<br />

Bisher haben der FreiwilligenAgentur Jena<br />

etwa 120 Vereine ihre Bedarfswünsche genannt.<br />

Viele Vereine haben aber aus<br />

veschiedensten Gründen den Kontakt zur<br />

FreiwilligenAgentur bisher noch nicht gefunden.<br />

Sie werden hiermit aufgerufen,<br />

ihren Bedarf anzumelden, und die zumeist<br />

ehrenamtlich arbeitenden Mitarbeiter der<br />

Agentur werden sich bemühen, diese Vereine<br />

mit allen Möglichkeiten zu unterstützen.<br />

Ansprechpartner<br />

Ansprechpartner<br />

Die FreiwilligenAgentur Jena hat ihren Sitz<br />

in der Rathenaustraße 10 und ist unter der<br />

Telefonnummer 63 49 558 zu erreichen, email:<br />

freilligenAgentur-Jena@gmx.de.<br />

Ansprechpartnerinnen sind Frau Hiebsch<br />

und Frau Reiche. Dort erhalten Sie detaillierte<br />

Beratungen zu den entsprechenden<br />

Aufgaben, Anforderungen und den<br />

Einatzbereichen. Weitere Ansprechpartner<br />

sind die Stadtteilbüros in Lobeda und in<br />

<strong>Winzerla</strong>, der Demokratische Jugendring<br />

Jena e.V. sowie das Seniorenbüro "55 plus"<br />

in Jena Ost.


Auch Auch Ernst Ernst Haeckel Haeckel schwärmte schwärmte von von der der T TTrießnitz<br />

T rießnitz<br />

Um Um den den beliebten beliebten Ausflugsort Ausflugsort des des 18./19. 18./19. Jahrhunderts Jahrhunderts ist ist es es still still geworden<br />

geworden<br />

"Gestern gab es ein zahlreiches Diné auf<br />

Driesnitz, wo es recht hübsch war, so der<br />

erste Frühlingsausflug. Es waren allerley<br />

Leute dabey zusammen, Hufelands, Paulus,<br />

Loders, Fichtes, Frommanns und<br />

Kotzebue's..."<br />

Diese Zeilen von <strong>August</strong> Wilhelm Schlegel<br />

an Gries aus dem Jahr 1799 verdeutlichen,<br />

dass für die Jenaer Geisteswelt<br />

<strong>Winzerla</strong> und speziell die Trießnitz ein<br />

sehr beliebtes Ausflugsziel waren. Vor<br />

allem zu Himmelfahrt und zu Pfingsten<br />

fand man sich hier ein und genoss die<br />

herrliche Landschaft.<br />

Auch Kirchenmusiker Karl <strong>August</strong> von<br />

Hase berichtete gern über seine Besuche<br />

dort: "Auch wir haben Himmelfahrt<br />

ein rechtes Kneipenleben geführt unter<br />

alllei Abenteuern. Schwarz ermahnte in seiner<br />

Predigt auf die Trießnitz zu gehen, ritt<br />

ich also hinaus. Gleich vor dem Thor sah<br />

ich, dass die Kinokette herausgegangen sei,<br />

stieg daher herunter und legte sie wieder<br />

an. Nun wollte Fräulich Roscana, wohl<br />

scheu durch die vielen Menschen, mich<br />

nicht wieder hinauflassen, ich hatte nur einen<br />

Fuß im Bügel, sie tanzte und schlug<br />

um sich herum, so dass ich nicht hinaufkonnte...<br />

Auf der Triesnitz, in diesem frischen<br />

Grün war es sehr hübsch und ein<br />

unüberschaubares Gewimmel."<br />

Als Ernst Haeckel am 22.<strong>August</strong> 1858<br />

an seine Braut Anna Sethe vom<br />

Universitätsjubiläum berichtet, schreibt<br />

er auch über einen Ausflug in die<br />

Trießnitz: Bei der Festhalle setzten wir<br />

über die Saale und gingen dann über fri-<br />

"Jena, Gasthof Triesnitz bei <strong>Winzerla</strong>" ist der Titel dieser kolorierten Umrissradierung des akademischen<br />

Zeichenlehrers Christian Gotthilf Immanuel Oehme (1759-1832). Das Stammbuchblatt<br />

zeigt den Blick auf den Gasthof mit einer zweiseitigen Freitreppe aus Holz in der Bildmitte, am<br />

rechten Bildrand den mit einer Hecke eingefassten Sitzplatz, im Hintergrund links den Turm der<br />

Stadtkirche Jena. (Sammlung Stadtmuseum)<br />

sche, saftige, mit vielen zerstreuten Bäumen und<br />

Gebüschengruppen besetzten Wiesen in einer<br />

Stunde nach dem Dorfe <strong>Winzerla</strong>. Von da stiegen<br />

wir in die Triesnitz hinauf, eine reizende, kühle,<br />

wasser- und waldreiche Bergschlucht, zwischen<br />

deren moosigen Felstrümmern frische Quellen<br />

hervorsprudeln. Auf einem der hübschesten<br />

Punkte, von wo man über die Bäume ins Saaletal<br />

hinübersieht, tranken wir Kaffee und stiegen dann<br />

noch bis zu dem höchsten Punkt des Berges hinauf,<br />

von wo wir eine herrliche Aussicht das Saaletal<br />

hinauf bis Kahla hatten..."<br />

In den Jugenderinnerungen von Walter<br />

So wie vor 200 Jahren genießt man auch heute noch von der Trießnitz aus einen herrlichen<br />

Blick auf die Jenaer Innenstadt mit der Stadtkirche. Trotzdem hat sich in diesen Jahren sehr<br />

vieles an diesem schönen Fleckchen Natur verändert, nicht nur positiv. (Foto: Meister)<br />

Haeckel, Jena 1931, ist u.a. zu lesen, dass<br />

auch ihm die Trießnitz aus seiner Jugendzeit<br />

in Erinnerung geblieben sei, aber "die<br />

einstige Gastwirtschaft hat das Zeitliche<br />

gesegnet. Ziel der Nachmittagsspaziergänge<br />

war nun der Forst.." Als Grund für<br />

die Schließung der Gaststätte wurde in einer<br />

Jenaer Tageszeitung angegeben, dass<br />

die Konkurrenz zunahm. Lokalitäten in<br />

Wöllnitz und auf der Wilhelmhöhe lagen<br />

näher zu Jena und erfreuten sich eines großen<br />

Zulaufs. Auch habe sich die Stimmung<br />

nach dem Krieg von 1870/71 geändert, so<br />

dass die Gemeinde das Gaststättengebäude<br />

auf Abbruch verkaufte, um einer Lehmgrube<br />

Platz zu machen. Doch gab es in<br />

späteren Jahren immer wieder Aktivitäten,<br />

an die Traditionen des 18. und 19. Jahrhunderts<br />

anzuknüpfen und in der Trießnitz<br />

zu feiern. Vor allem der <strong>Winzerla</strong>er Männerchor<br />

trat hier immer wieder in Erscheinung.<br />

Solche Bemühungen wurden später aber<br />

häufig zunichte gemacht, da es Mitmenschen<br />

gibt, die den Platz verunreinigen,<br />

Holzbänke und Blockhütte beschädigen.<br />

Ende der 90er Jahre bemühte sich die<br />

Jugendwerkstatt um einen Pflegevertrag,<br />

da wiederholt der Platz trotz seiner inzwischen<br />

spärlichen Ausstattung in Ordnung<br />

gebracht werden musste. Das Interesse bei<br />

allen, die den Versuch unternahmen, die<br />

Trießnitz wieder zu einem Festplatz zu<br />

machen, ist inzwischen auf dem Nullpunkt.<br />

Doch wer noch alte Fotos von Trießnitzfesten<br />

besitzt oder Geschichten zu erzählen<br />

weiß, der meldet sich bitte im Stadtteilbüro.<br />

Vielleicht schreiben wir gemeinsam<br />

eine "Geschichte der Trießnitz".

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