Dirk Loerwald - ethos
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<strong>Dirk</strong> <strong>Loerwald</strong><br />
Der Markt für illegale Drogen – Drogen als Ware und der Staat als<br />
Drogenhändler?<br />
Staatliche Drogenpolitik im Lichte ökonomischer Gesetzmäßigkeiten<br />
Drogen – Eine ganz besondere „Ware“ auf legalen und illegalen Märkten<br />
Bill Clinton hat es zugegeben: Er hat in seiner Jugend gekifft – aber nicht inhaliert. Auch auf den<br />
Toiletten des Deutschen Bundestags wurden Kokainspuren gefunden. Bahnhofstoiletten werden mit<br />
Schwarzlicht erhellt, damit Junkies mit der Spritze die Venen nicht finden. Jährlich reisen zahlreiche<br />
deutsche Drogentouristen zum ‚Eindecken‘ nach Holland. Drogensüchtige klauen Autoradios oder<br />
Navigationsgeräte, um den nächsten Schuss zu finanzieren. Drogenkonsumenten sind keine Randgruppe<br />
der Gesellschaft, sondern mitten unter uns. Den Daten des Drogen- und Suchtberichts<br />
(2008: 10 ff.) zufolge raucht in Deutschland etwa ein Drittel der Erwachsenen, fast 10 Millionen<br />
Menschen konsumieren Alkohol in riskanter Weise, ca. 1,3 Millionen sind alkohol- und über 1,4 Millionen<br />
medikamentenabhängig. Cannabis konsumieren etwa 600.000 Deutsche, Opiate, Kokain, Amphetamine<br />
und Halluzinogene etwa 200.000.<br />
Wer Drogen missbräuchlich konsumiert, schädigt zunächst einmal sich selbst. Extensiver Drogenkonsum<br />
ist je nach Art der konsumierten Droge mehr oder weniger gesundheits- und ggf. sogar lebensgefährdend.<br />
Damit ist extensiver Drogenkonsum aber nicht automatisch ein gesellschaftliches<br />
Problem. Gehört zu dem Recht des Menschen, selbst über den eigenen Geist und Körper bestimmen<br />
zu dürfen, nicht auch das Recht auf Selbstschädigung? Oder handelt es sich bei Drogen um<br />
Waren der besonderen Art, vor deren Konsum die Menschen durch staatliche Regelungen bewahrt<br />
werden müssen? Und: Betreffen die Auswirkungen des Drogenkonsums tatsächlich nur die Drogenkonsumenten<br />
selbst oder sind davon ebenso Unbeteiligte betroffen?<br />
In unserer Gesellschaft wird der staatliche Handlungsbedarf je nach Art der Droge unterschiedlich<br />
gesehen. Der Konsum von Nikotin und Alkohol wird verhältnismäßig liberal gehandhabt. Sie sind<br />
legale Drogen und werden in Supermärkten, Kiosken, Restaurants und anderen Verkaufsstätten<br />
neben anderen Waren des täglichen Bedarfs im Rahmen der Jugendschutzbedingungen angeboten.<br />
Ökonomisch ausgedrückt: Sie werden als Waren auf legalen Märkten gehandelt und unterliegen den<br />
Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Anders verhält es sich mit den in Deutschland als illegal<br />
eingestuften Drogen wie beispielsweise Cannabis, Kokain oder Heroin. Illegale Drogen werden in<br />
Deutschland nicht in offiziellen Verkaufsstätten angeboten. Das bedeutet nicht, dass sie gar nicht<br />
angeboten werden: Illegale Drogen werden auf Schwarzmärkten gehandelt. Auch hier unterliegen<br />
sie grundsätzlich den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Es stellt sich die Frage, ob es aus<br />
ökonomischer Sicht eigentlich Unterschiede zwischen einem legalen und einem illegalen Markt gibt.<br />
In diesem ETHOS-Baustein geht es im Kern um konkurrierende drogenpolitische Konzeptionen und<br />
deren (möglichst) rationale Bewertung. Dazu wird die politische Kontroverse aufgearbeitet und auf<br />
der Basis ökonomischer Theorie eingeordnet und beurteilt. Es geht inhaltlich nicht um die medizinischen,<br />
psychologischen und sozialen Konsequenzen von Suchtphänomenen, sondern um die Wirksamkeit<br />
politischer Maßnahmen zur Entschärfung des Drogenproblems (Effektivität) und das Verhältnis<br />
von angestrebten Zielen und eingesetzten Mitteln (Effizienz). Welche ökonomischen Argumente<br />
sprechen für eine Bekämpfung des Marktes für illegale Drogen, welche für dessen ordnungspolitische<br />
Gestaltung? Aus wirtschaftethischer Sicht ist darüber hinaus die grundsätzliche Auseinandersetzung<br />
mit der Frage interessant, ob die Annäherung an ein gesellschaftlich erwünschtes Ziel<br />
mit möglichst effizienten Mitteln legitim ist, oder ob auch die Mittel, die zur Zielerreichung eingesetzt<br />
werden, ethisch legitimiert werden sollten.<br />
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