12.07.2015 Aufrufe

Im Auftrag der Familie - Dr. Martin Schwanholz

Im Auftrag der Familie - Dr. Martin Schwanholz

Im Auftrag der Familie - Dr. Martin Schwanholz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FAMILIENFIBELLIEBE LESERINNEN UND LESER,Kin<strong>der</strong> bedeuten Lachen, Lebensfreude und Glück. Sie machen eine Gesellschaftmenschlich und reich, geben ihr Hoffnung und Zukunft. Deshalb ist eine unsererwichtigsten Aufgaben, <strong>Familie</strong>n gute Rahmenbedingungen zu verschaffen, damitKin<strong>der</strong> sorgenfrei aufwachsen können. Politik muss für hervorragende Bildungschancenfür die Kin<strong>der</strong> und die Verwirklichung <strong>der</strong> Lebensvorstellungen ihrer Elternsorgen. Sie muss die Entscheidung für Kin<strong>der</strong> bei Frauen und Männern unterstützenund <strong>Familie</strong>n in die Lage versetzen, selbständig und eigenverantwortlich zu leben.Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind die <strong>Familie</strong>n- und die BildungspolitikTopthemen. Unser Ziel ist, eines <strong>der</strong> kin<strong>der</strong>- und familienfreundlichsten Län<strong>der</strong>Europas zu werden. Dazu brauchen wir für all unsere Kin<strong>der</strong> beste Bildungschancen.Wir wollen wie<strong>der</strong> Mut machen, Kin<strong>der</strong> zu bekommen, und wir wollen, dass Kin<strong>der</strong> auchin materieller Sicherheit leben können. Wir sorgen dafür, dass sich <strong>Familie</strong> und Berufbesser miteinan<strong>der</strong> vereinbaren lassen und dass Väter sich genauso an <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>narbeitbeteiligen wie Mütter. Die SPD-Bundestagsfraktion arbeitet daran, dass dieArbeitswelt familienbewusster wird.Deshalb haben wir bereits 1998 begonnen, <strong>Familie</strong>n zeitgemäß und wirkungsvoll zuunterstützen. Aber auch in <strong>der</strong> Großen Koalition sind wir <strong>der</strong> Motor für mo<strong>der</strong>ne,nachhaltige und zielgenaue Hilfen für Eltern und ihre Kin<strong>der</strong>. Davon können Sie sichmit dieser Broschüre selbst ein Bild machen.Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Studieren!5


WASWIR ALLEBRAUCHENSTARKE FAMILIENDIE HERAUSFORDERUNG: EINSEITIGE FAMILIENPOLITIK<strong>Familie</strong>n verdienen die beste Unterstützung. Deshalb müssen wir uns beson<strong>der</strong>sanstrengen. Wir geben zwar im internationalen Vergleich viel für <strong>Familie</strong>n aus,erzielen damit aber keine überzeugenden Ergebnisse. Eine UNICEF-Studie von 2007zur Situation von Kin<strong>der</strong>n in Industriestaaten stellt <strong>der</strong> deutschen <strong>Familie</strong>npolitikkein gutes Zeugnis aus: Wir sind eines <strong>der</strong> reichsten Län<strong>der</strong>, vermögen aber unserenKin<strong>der</strong>n nur mittelmäßige Lebensbedingungen zu verschaffen. Vor allem anBildungschancen hapert es.Der wesentliche Grund: Die westdeutsche <strong>Familie</strong>npolitik war lange Zeit zu einseitigausgerichtet. Das Leitbild war jahrzehntelang das verheiratete Paar mit zwei Kin<strong>der</strong>n,dem alleinverdienenden Vater und <strong>der</strong> Mutter, die auf Erwerbstätigkeit verzichtet.Die Folge war, dass <strong>Familie</strong>n vor allem finanziell unterstützt wurden. Investitionenin eine Infrastruktur, die eine partnerschaftliche Teilung von <strong>Familie</strong>n- und Erwerbsarbeitzwischen den Eltern ermöglicht hätte, wurden vernachlässigt.Kin<strong>der</strong>betreuungsplätze und Ganztagsschulen waren und sind bis heute Mangelware,vor allem in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Hier stehen für nur etwa sieben Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>unter drei Jahren Betreuungsplätze in Einrichtungen zur Verfügung (Quelle: TAG-Bericht<strong>der</strong> Bundesregierung 2007).ÖFFENTLICHE AUSGABEN FÜR FAMILIEN (IN PROZENT DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS 2003)0 1 2 3 4DänemarkSchwedenFrankreichNorwegenFinnlandNie<strong>der</strong>landeGroßbritannienDeutschlandItalienÖsterreichDienstleistungen(z.B. Kin<strong>der</strong>gärten, Krippen)GeldleistungenSteuervorteileQuelle: OECD, so zitiert im SPIEGEL-Special „Sehnsucht nach <strong>Familie</strong>“, 20076


In ländlichen Regionen ist ein entsprechendes Angebot kaum vorhanden. Aber auch invielen bestehenden Einrichtungen gibt es Probleme: Die Öffnungszeiten sind nichtflexibel genug, Vollzeitplätze sind selten und die Beschränkung auf Halbtagsangebotean den meisten deutschen Schulen passt nicht zur Arbeitswelt berufstätiger Eltern.BETREUUNGSPLÄTZE FÜR KINDER UNTER DREI JAHREN0 10 20 30 40 50 60Besuchsquote (in Prozent)Sachsen-AnhaltThüringenBrandenburgBerlinMecklenburg-VorpommernSachsenHamburgDeutschland insgesamtSaarlandRheinland-PfalzHessenBremenBaden-WürttembergBayernSchleswig-HolsteinNordrhein-WestfalenNie<strong>der</strong>sachsen16,612,19,98,87,77,47,37,35,95,34,536,835,834,433,931,349,9VIELFALT VON FAMILIEN WAHRNEHMEN UND RESPEKTIERENDie traditionelle <strong>Familie</strong>npolitik passt nicht (mehr) zur Lebenswirklichkeit von <strong>Familie</strong>n.Die Ehe mit zwei Kin<strong>der</strong>n und einem Alleinverdiener ist nur ein <strong>Familie</strong>nmodell untervielen. Daneben ist vor allem die Anzahl <strong>der</strong> Alleinerziehenden enorm angestiegen.Auch <strong>der</strong> Trauschein ist keine Selbstverständlichkeit mehr. 30 Prozent aller Kin<strong>der</strong>werden mittlerweile nicht ehelich geboren (Stand 2005). Patchworkfamilien, in denenEltern mit Kin<strong>der</strong>n aus früheren Verbindungen sowie teilweise mit gemeinsamenKin<strong>der</strong>n zusammenleben, gewinnen ebenfalls immer mehr an Bedeutung.7


3,2 Millionen aller Kin<strong>der</strong> lebten im Jahr 2005 entwe<strong>der</strong> bei ihrer alleinerziehendenMutter bzw. Vater o<strong>der</strong> in Patchworkfamilien. Und diese Zahl steigt weiter an.Auch die Wünsche <strong>der</strong> jungen Menschen haben sich geän<strong>der</strong>t. Nur noch fünf Prozent<strong>der</strong> jungen Frauen wollen ausschließlich Mutter und Hausfrau sein. Die Mehrheitmöchte beides: Erfüllung finden in <strong>Familie</strong> und Beruf. Junge Frauen investierenmittlerweile viel Zeit, Engagement und Geld in ihre Ausbildung. Ihre Qualifikationenwollen sie dann auch nutzen.Und umgekehrt wollen immer mehr junge Männer nicht mehr nur für den Berufleben. Sie wollen nicht nur Ernährer für ihre <strong>Familie</strong>, son<strong>der</strong>n auch liebevolle undaktive Väter sein.TRADITIONELLE FAMILIENPOLITIK MIT UNERWÜNSCHTEN NEBENWIRKUNGENDiesem gesellschaftlichen Wandel hat die konservativ-liberale Regierung von 1982bis 1998 nicht Rechnung getragen. Die mangelhafte Infrastruktur für <strong>Familie</strong>n, dieschwierige Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf haben deshalb unerwünschte Folgen:Deutschland schneidet nicht gut ab bei den Bildungschancen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, bei <strong>der</strong>Frauenerwerbstätigkeit, bei <strong>der</strong> Geburtenrate und bei <strong>der</strong> Armutsvermeidung.UNSERE LÖSUNG: FAMILIEN BRAUCHEN MEHRMit diesen Ergebnissen konnten wir uns nicht zufriedengeben. Deshalb hat dieSPD-Bundestagsfraktion seit 1998 die <strong>Familie</strong>npolitik in Deutschland umgekrempelt.Wir haben sie mo<strong>der</strong>n gemacht und <strong>der</strong> Wirklichkeit angepasst. Und diesen Prozesssetzen wir auch in <strong>der</strong> Großen Koalition fort.Die einseitige Ausrichtung deutscher <strong>Familie</strong>npolitik auf finanzielle För<strong>der</strong>ung habenwir beendet. <strong>Familie</strong>n brauchen mehr: Sie brauchen einen Mix aus Geld, Infrastrukturund Zeit. Sehen Sie selbst!8


WASKINDERBRAUCHENGUTE BILDUNGSCHANCENDIE HERAUSFORDERUNG: UNGLEICHE BILDUNGSCHANCENBildung ist das Wichtigste, das wir unseren Kin<strong>der</strong>n mit auf den Weg durch ihr Lebengeben können. Denn Bildung ist <strong>der</strong> Schlüssel für Teilhabe, Erwerbstätigkeit undSelbstbestimmung.Lei<strong>der</strong> weist das Bildungssystem in unserem Land noch immer deutliche Mängel auf.Bei den letzten internationalen Schulleistungsvergleichen hat Deutschland schlechtabgeschnitten. Und: In keinem an<strong>der</strong>en Land bestimmt die soziale Herkunft einesKindes so stark über seine Bildungschancen wie bei uns. Einkommen, Bildung undethnische Herkunft <strong>der</strong> Eltern entscheiden über den Bildungserfolg <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.Hierzu einige Zahlen.Ein Kind aus einer Arbeiterfamilie hat in Deutschland sechsmal schlechtere Chancen,das Abitur zu erlangen, als ein Kind aus einer Akademikerfamilie. In Bayern sinddie Chancen sogar zehnmal schlechter.Von 100 Kin<strong>der</strong>n aus Akademikerhaushalten finden 83 den Weg in die Hochschulen,von den Kin<strong>der</strong>n nicht akademisch gebildeter Eltern sind es nur 23.Jugendliche mit Migrationshintergrund haben es deutlich schwerer, höhereSchulabschlüsse zu erlangen, einen Ausbildungsplatz zu finden o<strong>der</strong> ein Studiumaufzunehmen. 37 Prozent <strong>der</strong> Migranten/-innen im Alter zwischen 20 und 29 Jahrenhaben keine berufliche Ausbildung.Die bildungspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung ist deshalb, unseren Kin<strong>der</strong>n bessere Bildungschancenzu ermöglichen und für mehr Chancengleichheit in <strong>der</strong> Bildung zu sorgen.Experten sind sich einig: Ein Schlüssel zu besseren und gleichen Bildungschancenliegt in <strong>der</strong> frühen individuellen För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n. Doch genau die kommt beiuns wegen des Mangels an vorschulischen Betreuungseinrichtungen und Ganztagsschulenzu kurz.An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> machen das besser: Die Kompetenzen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werden geför<strong>der</strong>t,ihre individuellen Schwächen früh erkannt und unabhängig vom familiären Hintergrundausgeglichen.9


STICHWORT UNGLEICHE BILDUNGSCHANCEN: ANTEIL STUDIERENDER KINDER VONAKADEMISCH UND NICHT AKADEMISCH GEBILDETEN ELTERN (IN PROZENT)100806040200Akademisch gebildete ElternNicht akademisch gebildete Eltern10Quelle: Deutsches Studentenwerk, Juni 2007UNSERE LÖSUNG: GUTE BILDUNG UND BETREUUNG VON ANFANG ANGUTE BETREUUNG AB EINS!Studien belegen: Vom frühen Besuch einer guten Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung profitierenalle Kin<strong>der</strong>. Wir setzen uns deshalb für einen bedarfsdeckenden Ausbau qualitativguter Kin<strong>der</strong>tagesstätten und für mehr Ganztagsschulen ein. Beides verbessert dieBildungschancen für alle Kin<strong>der</strong>.Mit dem Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) hat die SPD-Bundestagsfraktionbereits in <strong>der</strong> letzten Legislaturperiode den Grundstein dafür gelegt, dass in Deutschlandendlich ein ausreichendes und gutes Angebot an Kin<strong>der</strong>betreuung geschaffen wird.Gesetzliches Ziel sind 230.000 Plätze bis 2010.Das war ein erster wichtiger Schritt. Doch wir müssen die Kin<strong>der</strong>betreuung nochstärker und schneller ausbauen. Der im Sommer 2007 beschlossene bedarfsdeckendeAusbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung ist ein Meilenstein für die deutsche <strong>Familie</strong>npolitik. DerBund wird sich dauerhaft an den Kosten des Betreuungsangebots beteiligen. So kanndie Zahl <strong>der</strong> Betreuungsplätze auf 750.000 im Jahr 2013 gesteigert werden.Kin<strong>der</strong> brauchen an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>. Wir wollen Kin<strong>der</strong>tagesstätten zu selbstverständlichenOrten für Kin<strong>der</strong> machen. In einem Lebensumfeld, in dem es oft an Geschwisterno<strong>der</strong> Nachbarkin<strong>der</strong>n mangelt und in dem das Spielen „auf <strong>der</strong> Straße“ nicht mehrmöglich ist, gewinnen KiTas für die Kin<strong>der</strong> an Bedeutung.Und damit auch jedes Kind die Möglichkeit hat, einen KiTa-Platz zu bekommen, habenwir den Rechtsanspruch durchgesetzt. Alle Eltern haben die Garantie auf einen Platzfür ihr Kind, <strong>der</strong> Rechtsanspruch wird ab 2013 für alle Kin<strong>der</strong> ab dem ersten Geburtstaggelten. Damit Län<strong>der</strong> und Kommunen den Rechtsanspruch gewähren können, werdensie schon ab 2008 Jahr für Jahr – mit <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung des Bundes –mehr Plätze schaffen.


VERBESSERUNG DER BETREUUNGSQUALITÄT – DIE KEHRSEITE DER MEDAILLEDie Verbesserung <strong>der</strong> Betreuungsqualität ist ein ebenso wichtiges Ziel. DieAnfor<strong>der</strong>ungen wachsen, deshalb müssen wir für bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeitenfür Erzieherinnen und Erzieher sorgen. Das sozialdemokratisch regierteRheinland-Pfalz geht hier mit gutem Beispiel voran, z.B. bei <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung.Ganz wichtig ist auch, mehr Männer für den Erzieherberuf zu gewinnen. Denn geradeJungen brauchen für ihre Entwicklung männliche Rollenvorbil<strong>der</strong>.GEBÜHRENBEFREIUNG DER KINDERBETREUUNG IN DEN LÄNDERNKiTa-Beiträge dürfen nicht abschrecken, an Bildung sollen alle gleichermaßen teilhabenkönnen. Hierüber darf nicht <strong>der</strong> Geldbeutel <strong>der</strong> Eltern entscheiden. Deshalb strebenwir die Gebührenfreiheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung an. Sozialdemokratisch regierte Bundeslän<strong>der</strong>zeigen, wie es geht. In Berlin ist seit 2006 das letzte KiTa-Jahr gebührenfrei.Und Rheinland-Pfalz hat als erstes Bundesland die Gebührenfreiheit für den komplettenKin<strong>der</strong>gartenbesuch beschlossen.GANZTAGSSCHULEN: DEN GANZEN TAG GEMEINSAM LERNEN UND SPASS HABENDie SPD-Bundestagsfraktion setzt auf Ganztagsschulen. Denn sie ermöglichen einebessere individuelle För<strong>der</strong>ung. Mehr Zeit bedeutet, dass auf die unterschiedlichenStärken, Interessen und Voraussetzungen des einzelnen Kindes eingegangen werdenkann. Ganztagsschulen leisten auch die bessere Verzahnung von Unterricht undaußerschulischen Bildungs- und Freizeitangeboten. Schließlich helfen sie den Eltern,<strong>Familie</strong> und Beruf besser vereinbaren zu können. Mit dem Ausbau von Ganztagsschulennähert sich Deutschland den europäischen und internationalen Maßstäbenschulischer Betreuung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen an.Mit dem Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) hat dieSPD-geführte Regierungskoalition im Jahr 2003 das größte Schulbauprogramm in<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik gestartet. Der Bund unterstützt die Län<strong>der</strong> bis2009 mit insgesamt vier Milliarden Euro beim Auf- und Ausbau des Ganztagsschulangebots– ein wichtiger <strong>Im</strong>puls für die Erneuerung des deutschen Schulsystems.Alle 16 Län<strong>der</strong> erhalten Mittel aus dem Programm, ein flächendecken<strong>der</strong> Ausbau desGanztagsschulangebots wurde auf den Weg gebracht. Bislang profitieren rund 6.400Ganztagsschulen von den Bundesmitteln. Das Geld bleibt bis zum Ende dieser Legislaturperiodeabrufbar, dafür haben wir uns in <strong>der</strong> Koalition eingesetzt. Jetzt sinddie Län<strong>der</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, diese Investitionen sinnvoll zu nutzen, z. B. durch dieBereitstellung zusätzlicher Lehrer/-innen und Betreuer/-innen.11


POSITIVE ENTWICKLUNG: MEHR SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER AN GANZTAGSSCHULEN300.000250.000200.000150.000100.00050.0000259.772109.303Jahr 2002 Jahr 2005Quelle: BMBF 2007AUSBAU DER GANZTAGSSCHULEN DURCH DAS INVESTITIONSPROGRAMM (IZBB)LandBaden-WürttembergGeför<strong>der</strong>te und zur För<strong>der</strong>ungvorgesehene Schulen525BayernBerlinBrandenburgBremenHamburgHessenMecklenburg-VorpommernNie<strong>der</strong>sachsenNordrhein-WestfalenRheinland-PfalzSaarlandSachsenSachsen-AnhaltSchleswig-HolsteinThüringenSumme701351278351303751532892.433321240143612031486.386Quelle: Stand Sept. 2007, BMBF12


WASELTERNBRAUCHENVEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUFDIE HERAUSFORDERUNG: UNERFÜLLTE KINDERWÜNSCHE90 Prozent <strong>der</strong> jungen Menschen wünschen sich ein Leben mit Kin<strong>der</strong>n. Die <strong>Familie</strong>mit zwei Kin<strong>der</strong>n liegt noch immer stark im Trend. Dennoch entscheiden sichimmer mehr Frauen und Männer für ein Leben ohne Kin<strong>der</strong>, viele von ihnen gutausgebildet und mit gutem Einkommen. <strong>Im</strong> Durchschnitt wünschen sich jungeMenschen 1,8 Kin<strong>der</strong>, die Geburtenrate liegt aber deutlich darunter, nämlich bei1,37 Kin<strong>der</strong>n (Stand 2004).KINDERWUNSCH UND WIRKLICHKEIT21,510,501,8Kin<strong>der</strong>wunsch1,37GeburtenrateQuelle: BMFSJ, 2005Viele Kin<strong>der</strong>wünsche bleiben unerfüllt, weil die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Berufnicht gegeben ist. Das Gleiche gilt für die Frauenerwerbstätigkeit: Viele Mütter verzichtenauf Erwerbstätigkeit – ohne es zu wollen.An<strong>der</strong>s sieht es dort aus, wo die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf ermöglichtwird. Dort sind mehr Frauen erwerbstätig und bekommen mehr Kin<strong>der</strong>.Die Geburtenrate liegt in Irland bei 1,99, in Frankreich bei 1,9, in Finnland bei 1,8 undin Schweden bei 1,75 Kin<strong>der</strong>n pro Frau (Quelle: DESTATIS, 2004). In den skandinavischenLän<strong>der</strong>n wird es Frauen und Männern seit langem leichter gemacht, sich für ein Kindzu entscheiden. Der Grund: ein ausreichendes Angebot an Betreuungseinrichtungenund Ganztagsschulen.13


Ein weiteres Problem: Finanzielle Einbußen, z. B. durch den beruflichen Ausstieg,erschweren die Entscheidung für ein Kind. Die Schweden haben darauf schon vorJahren eine überzeugende Antwort gefunden: Sie zahlen ein Elterngeld, das einewirkungsvolle finanzielle Unterstützung für Eltern in <strong>der</strong> ersten Zeit nach <strong>der</strong> Geburtdarstellt.„Wo Frauen keine Angst haben müssen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und inAbhängigkeit von ihrem Mann zu geraten, wo sie nicht fürchten müssen, in einunerwünschtes Lebensmodell zurückzufallen o<strong>der</strong> aus einer verunglücktenPartnerschaft keinen Ausweg zu finden, wo Väter ermuntert werden, mehr alsFeierabend- o<strong>der</strong> Wochenendpapi zu sein, dort werden mehr Kin<strong>der</strong> geboren. Undnicht in den Horten <strong>der</strong> Tradition.“Quelle: Spiegel-Special „Sehnsucht nach <strong>Familie</strong>“, 2007UNSERE LÖSUNG: WAHLFREIHEIT AUCH FÜR ERWERBSTÄTIGE ELTERNEin Baustein für eine bessere <strong>Familie</strong>npolitik ist das neue Elterngeld. Es gilt seit dem01.01.2007 und hat das bisherige Erziehungsgeld abgelöst. Damit hat sich unsere Ideedurchgesetzt, denn entwickelt wurde das Elterngeld von unserer früheren <strong>Familie</strong>nministerinRenate Schmidt.Das Elterngeld ist eine Einkommensersatzleistung. Es gibt Eltern die Möglichkeit, sichohne finanzielle Sorgen Zeit für die Betreuung ihres Kindes zu nehmen. Denn esersetzt das entfallende Einkommen des Partners o<strong>der</strong> <strong>der</strong>/des Alleinerziehenden inHöhe von 67 Prozent, bis maximal 1.800 Euro monatlich. Die Dauer <strong>der</strong> Zahlungbeträgt zwölf Monate, für Alleinerziehende 14 Monate.ELTERNGELD – AUCH SOZIAL GERECHTDas Elterngeld ist sozial gerecht ausgestaltet. Ein monatlicher Sockelbetrag von 300 Eurowird sowohl Alleinverdiener-Elternpaaren als auch den Beziehern/-innen von ArbeitslosengeldII gewährt. Bei diesen wird <strong>der</strong> Sockelbetrag nicht angerechnet, ebenso wie beiStudierenden. Für Spitzenverdiener ist die Einkommensersatzleistung auf maximal1.800 Euro monatlich begrenzt.Geringverdiener werden beson<strong>der</strong>s unterstützt. Haben sie ein Einkommen unterhalbvon 1.000 Euro, erhöht sich <strong>der</strong> Prozentsatz des Einkommensersatzes schrittweisevon 67 auf bis zu 100 Prozent. Für je 20 Euro, die das Einkommen unter 1.000 Euroliegt, gibt es einen Prozentpunkt mehr. Zum Beispiel: Bei einem Einkommen von800 Euro (200 Euro unter 1.000 Euro = zehn Prozent) würden 77 Prozent ersetzt, also616 Euro. Das ist sozial gerecht und die Hilfe kommt an: Von dieser Geringverdienerkomponenteprofitieren rund 20 Prozent <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>n.14


Mehr Geld gibt es auch für <strong>Familie</strong>n mit mehreren Kleinkin<strong>der</strong>n – hier wird das Elterngeldnach dem sogenannten Geschwisterbonus geson<strong>der</strong>t berechnet.Das Elterngeld für das jüngste Kind wird um zehn Prozent und mindestens um 75Euro erhöht. Dadurch erhöht sich <strong>der</strong> Leistungssatz des Elterngeldes auf 73,7 Prozentdes zuvor bezogenen Einkommens.ELTERNGELD – DAS ORIGINAL GIBT’S NUR BEI UNS!Das Elterngeld beruht auf einem Konzept <strong>der</strong> früheren SPD-<strong>Familie</strong>nministerin RenateSchmidt. Auch wenn die Union damals davon nichts wissen wollte, ist es <strong>der</strong>SPD-Bundestagsfraktion gelungen, dieses Instrument einer mo<strong>der</strong>nen <strong>Familie</strong>npolitikdurchzusetzen. Bei <strong>der</strong> Diskussion um die Partnermonate wurde deutlich, dass dieUnion ihr traditionelles <strong>Familie</strong>nbild weiter pflegt. Auch die Nichtanrechenbarkeitdes Elterngeldes auf das Arbeitslosengeld II haben wir in den Verhandlungendurchgesetzt.Für mehr Informationen zum Elterngeld kann unser Faltblatt „Mo<strong>der</strong>ne<strong>Familie</strong>npolitik – das Elterngeld för<strong>der</strong>t <strong>Familie</strong>n“ angefor<strong>der</strong>t werden. Mehr zuden Partnermonaten finden Sie ab Seite 17 unter: „Aktive Väter – aktive Partner“RECHTSANSPRUCH AUF KINDERBETREUUNGMit dem von uns durchgesetzten Rechtsanspruch geben wir den Eltern Sicherheitund die Garantie, tatsächlich einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu bekommen. Abdem Kin<strong>der</strong>gartenjahr 2013/2014 hat jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahrdas Recht auf einen Betreuungsplatz. Län<strong>der</strong> und Kommunen fangen – mit finanziellerUnterstützung des Bundes – jetzt schon an, ihr Angebot auszubauen, damit sie ab 2013den Rechtsanspruch erfüllen können.15


DIE KINDERTAGESPFLEGEVor allem in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n ist ein flexibler und bedarfsgerechter Ausbau<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung bis 2010 ohne Tagesmütter o<strong>der</strong> -väter nicht realisierbar.Denn Tagespflege ist ein flexibles Angebot, auf das vor allem Eltern mit kleinenKin<strong>der</strong>n gern zurückgreifen.Die öffentlich finanzierte Kin<strong>der</strong>tagespflege und die Qualifizierung des Personalswaren in vielen Län<strong>der</strong>n nicht gesetzlich geregelt. Das hat die SPD-Bundestagsfraktiongeän<strong>der</strong>t. Wir setzen auf eine fundierte Qualifizierung. Tagesmütter und-väter sollen nicht nur ordentlich entlohnt, son<strong>der</strong>n auch sozial abgesichert sein.Die Jugendämter übernehmen seit dem 01.01.2005 die Kosten für eine Unfallversicherungsowie die Hälfte <strong>der</strong> Kosten für eine angemessene Alterssicherung.Unser Ziel ist, auf diesem Weg weiter voranzukommen. Die bessere soziale Absicherungvon Tagespflegepersonen sowie die weitere Qualifizierung stehen ganz oben aufunserer Tagesordnung.AUSBAU GANZTAGSSCHULENMit dem beschlossenen Ausbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung kommen wir bei <strong>der</strong> Vereinbarkeitvon <strong>Familie</strong> und Beruf einen Riesenschritt voran. Und damit die Sicherheitfür Eltern, <strong>Familie</strong> und Beruf miteinan<strong>der</strong> vereinbaren zu können, nicht mit <strong>der</strong>Einschulung endet, setzen wir auf Ganztagsschulen.Mehr Informationen finden Sie ab Seite 11 unter:„Ganztagsschulen: den ganzen Tag gemeinsam lernen und Spaß haben“Respekt für die Entscheidungen aller ElternEs ist nicht Aufgabe <strong>der</strong> Politik, ein bestimmtes Lebensmodell vorzuschreiben.Es ist aber Aufgabe <strong>der</strong> Politik, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dassEltern so leben können, wie sie wollen. Und die allermeisten wollen Beruf und<strong>Familie</strong> vereinbaren. Dafür schaffen wir die Voraussetzungen.Selbstverständlich haben aber auch die Eltern, die sich dafür entscheiden, ihreKin<strong>der</strong> zu Hause zu erziehen, unsere volle Anerkennung. Diese Eltern leistenwertvolle Erziehungsarbeit und verdienen unseren ganzen Respekt.16


WASKINDER &FRAUENBRAUCHENAKTIVE VÄTER – AKTIVE PARTNERDIE HERAUSFORDERUNG: KINDERBETREUUNG IST IMMER NOCH „FRAUENSACHE“Kin<strong>der</strong> brauchen nicht nur ihre Mutter, son<strong>der</strong>n auch ihren Vater. Gerade für Jungenist es ganz wichtig, in einem aktiven Vater ein positives Rollenvorbild zu finden.Außerdem werden immer mehr Ehen geschieden. Viele Beziehungen halten denAlltagsbelastungen nicht stand, die Frauen fühlen sich oft mit <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>narbeitalleingelassen.UNSERE LÖSUNG: NEUE WEGE FÜR AKTIVE VÄTER UND PARTNERDas Elterngeld ist auch ein Angebot an Väter. Dafür sorgen die Partnermonate, dienur gewährt werden, wenn auch <strong>der</strong> zweite Partner Elternzeit für sich in Anspruchnimmt. Dank des Elterngeldes ist es jetzt für Väter auch finanziell attraktiver, sicheine Auszeit vom Beruf zu nehmen, um nur für ihre <strong>Familie</strong> da zu sein.Die Zahlen beweisen: Das Elterngeld wirkt! Mittlerweile stellen 8,5 Prozent allerVäter Antrag auf Elternzeit, beim früheren Erziehungsgeld waren es nur 3,5 Prozent.Gefragt sind auch die Unternehmen. In den Chefetagen muss ein Umdenken stattfinden.Ein Vater, <strong>der</strong> einen Antrag auf Elternzeit stellt, verdient Unterstützung und Anerkennung –und nicht ein mitleidiges Lächeln!Mehr Informationen finden Sie auf Seite 18/19 unter:„Mehr Zeit füreinan<strong>der</strong>“ und „Eine familienfreundliche Arbeitswelt“17


WASFAMILIENBRAUCHENMEHR ZEIT FÜREINANDERDIE HERAUSFORDERUNG: FAMILIE KOMMT OFT ZU KURZEltern brauchen Zeit für ihre Kin<strong>der</strong>. Beson<strong>der</strong>s in den ersten Lebensjahren verlangenKin<strong>der</strong> viel Aufmerksamkeit.UNSERE LÖSUNG: MEHR SPIELRAUM FÜR ELTERNMit dem Elterngeld geben wir Eltern die Sicherheit, im ersten Lebensjahr ohnefinanzielle Sorgen ganz für ihr Kind da sein zu können.Und: Wir haben den „Erziehungsurlaub“ zu einer flexiblen Elternzeit umgestaltet.Mütter und Väter können gemeinsam bis zu drei Jahre in Elternzeit gehen, gleichzeitigeine Teilzeittätigkeit ausüben o<strong>der</strong> sich untereinan<strong>der</strong> bei Erziehung und Erwerbsarbeitabwechseln.Dazu hat die SPD-Bundestagsfraktion auch einen Rechtsanspruch auf Teilzeit imRahmen von 15 bis 30 Wochenstunden eingeführt. Dieser Anspruch besteht in allenBetrieben mit mehr als 15 Beschäftigten. Lediglich dringende betriebliche Gründekönnen den Anspruch auf Verringerung <strong>der</strong> Arbeitszeit verhin<strong>der</strong>n. Nun ist auch <strong>der</strong>Rückkehranspruch zur früheren Arbeitszeit nach Ende <strong>der</strong> Erziehungszeit gesetzlichfestgeschrieben.Ein Jahr <strong>der</strong> Erziehungszeit kann mit Zustimmung des Arbeitgebers übertragen undzwischen dem dritten und achten Geburtstag des Kindes in Anspruch genommenwerden. Denn auch zu Beginn <strong>der</strong> Schulzeit ist es häufig notwendig, Kin<strong>der</strong>n intensiverzur Seite zu stehen, damit <strong>der</strong> Schulstart erfolgreich gemeistert werden kann.Für Väter erleichtert <strong>der</strong> Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit die Beteiligung an <strong>der</strong>Erziehung, Frauen haben nun die Möglichkeit, durch Teilzeitarbeit den Kontakt zumBeruf aufrechtzuerhalten. Damit haben wir den Wünschen vieler junger Elternentsprochen und kommen auch den Betrieben entgegen, denn sie brauchen nichtfür längere Zeit auf ihre motivierten und bewährten Fachkräfte zu verzichten.Die Politik hat ihre Hausaufgaben gemacht. Nun sind die Unternehmen in <strong>der</strong> Pflicht:Sie müssen für familienfreundliche Arbeitsbedingungen sorgen.Mehr Informationen finden Sie ab Seite 17 unter:„Aktive Väter – aktive Partner“ und „Eine familienfreundliche Arbeitswelt“18


WASELTERNBRAUCHENEINE FAMILIENFREUNDLICHE ARBEITSWELTDIE HERAUSFORDERUNG: VEREINBARKEIT VON ARBEIT UND FAMILIEFür die bessere Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf reicht es nicht, nur KiTas undGanztagsschulen auszubauen. Auch die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt ist dafürentscheidend. Eltern dürfen nicht in die Mühlen zwischen Anfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitgebersund Bedürfnissen ihrer Kin<strong>der</strong> geraten. Genau dies ist heute noch oft <strong>der</strong> Fall.Die Unternehmen sind auf qualifizierte und motivierte Mitarbeiter/-innen angewiesen.Sie können es sich nicht mehr leisten, auf gut ausgebildete Frauen (und Männer) nach<strong>der</strong> Elternphase zu verzichten.UNSERE LÖSUNG: ALLIANZEN SCHMIEDEN FÜR FAMILIENUnter dem Dach <strong>der</strong> „Allianz für die <strong>Familie</strong>“ hat die damalige SPD-<strong>Familie</strong>nministerinRenate Schmidt im Jahr 2003 Initiativen gebündelt, damit eine gute Balance von<strong>Familie</strong> und Arbeitswelt gelingt. Starke Partner aus Wirtschaft, Verbänden und Politiksetzen sich öffentlich und beispielhaft für eine neue Unternehmenskultur undGestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt ein. Die „Allianz für die <strong>Familie</strong>“ basiert auf dem Konsens,dass unsere Gesellschaft mehr Kin<strong>der</strong>, unsere Wirtschaft qualifizierte Arbeitskräfteund unsere Kin<strong>der</strong> eine frühe För<strong>der</strong>ung brauchen. Die familienfreundliche Arbeitsweltliegt im Trend. Dass sich ein Mentalitätswandel vollzieht, zeigt das Projekt„Erfolgsfaktor <strong>Familie</strong>. Unternehmen gewinnen“. Das Unternehmensnetzwerk, bisher850 Betriebe, gibt Informationen über familienbewusste Personalpolitik. Die Palettean familienfreundlichen Maßnahmen reicht von <strong>der</strong> flexiblen Arbeitszeitgestaltungüber Eltern-Kind-Büros bis zur Notfallbetreuung. Auch das zunehmende Interessevon Unternehmen am „Audit Beruf und <strong>Familie</strong>“ <strong>der</strong> gemeinnützigen Hertie-Stiftungzeigt das Interesse <strong>der</strong> Unternehmen an dem Thema.All politics is local – über die Lebensbedingungen einer <strong>Familie</strong> entscheidet die Situationvor Ort. Deshalb hat Renate Schmidt die bundesweite Initiative „Lokale Bündnisse für<strong>Familie</strong>“ ins Leben gerufen. Dort engagieren sich Politik und Unternehmen, Verbändeund Gewerkschaften, Kirchen und soziale Einrichtungen für mehr <strong>Familie</strong>nfreundlichkeitvor Ort. Dabei geht es z.B. um die erfolgreiche Vermittlung von Tagesmüttern,die Einführung familienfreundlicher Öffnungszeiten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Angebote für <strong>Familie</strong>n.Mittlerweile gibt es 430 Bündnisse in ganz Deutschland, mit denen rund 40 MillionenMenschen erreicht werden.Die Allianz und die lokalen Bündnisse werden fortgesetzt – dafür haben wir in denKoalitionsverhandlungen gesorgt.19


WASFAMILIENBRAUCHENGUTE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNGDIE HERAUSFORDERUNG: KINDER KOSTEN GELDKin<strong>der</strong> bereichern das Leben, kosten aber auch Geld. Geld für Windeln, Lebensmittel,Kleidung, Freizeitaktivitäten, Spielzeug usw. Dazu kommen Kosten für Betreuungseinrichtungen,Schulbücher, Sport, Hobbys und vieles mehr. Deshalb brauchen <strong>Familie</strong>nauch materielle Unterstützung.UNSERE LÖSUNG: MEHR UND ZIELGENAUE FAMILIENFÖRDERUNGDeshalb haben wir in den letzten Jahren auch die finanziellen Leistungen für <strong>Familie</strong>ndeutlich verbessert – zuletzt durch das Elterngeld.Mehr Kin<strong>der</strong>geld: Eine <strong>der</strong> ersten Maßnahmen sozialdemokratischer <strong>Familie</strong>npolitikwar deshalb die schrittweise Erhöhung des Kin<strong>der</strong>geldes von damals 112 Euroauf jetzt 154 Euro im Monat für das erste und zweite Kind. Das ist eine Erhöhungvon 37 Prozent. Allein dadurch hat eine <strong>Familie</strong> mit zwei Kin<strong>der</strong>n 1.008 Euro proJahr mehr zur Verfügung als 1998.Weniger Steuern: Seit 2005 zahlt eine <strong>Familie</strong> mit zwei Kin<strong>der</strong>n bis zu einemBruttoeinkommen von 37.650 Euro – unter Berücksichtigung des Kin<strong>der</strong>geldes –keine Steuern mehr.Hilfe für Alleinerziehende: Seit dem 01.01.2004 sichert ein neuer steuerlicherFreibetrag eine dauerhafte Entlastung für Alleinerziehende. Der Entlastungsbetragfür Alleinerziehende in Höhe von 1.308 Euro gilt für Mütter o<strong>der</strong> Väter, diemit ihrem Kind o<strong>der</strong> ihren Kin<strong>der</strong>n allein in einem Haushalt leben. Mit diesemneuen Entlastungsbetrag, den Kin<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>höhungen und einem neuenFreibetrag für Betreuung und Erziehung o<strong>der</strong> Ausbildung werden die Belastungenweitgehend ausgeglichen, die den Alleinerziehenden durch den Wegfall desverfassungswidrigen Haushaltsfreibetrags entstanden sind.Bessere steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten: Seit dem 01.01.2006können Alleinerziehende und Paare, bei denen beide Partner erwerbstätig sind, ihreKin<strong>der</strong>betreuungskosten vom ersten Euro an bis zu zwei <strong>Dr</strong>itteln und bis zu einemMaximalbetrag von 4.000 Euro pro Kind steuerlich geltend machen. Dies gilt fürKin<strong>der</strong> vom ersten bis zum 14. Lebensjahr. Für Alleinverdienereltern trifft dieseRegelung bei Kin<strong>der</strong>n im Alter von drei bis sechs Jahren zu.20


Wir haben das BAföG deutlich erhöht und werden es im Jahr 2008 erneutanheben.Mehr Informationen finden Sie ab Seite 24 unter: „Ein guter Start ins Berufsleben“Weitere haushaltsnahe Dienstleistungen, zum Beispiel Ausgaben für eineRaumpflegerin, können steuerlich geltend gemacht werden.DAS KIND STEHT IM MITTELPUNKT – AUCH BEI TRENNUNG UND SCHEIDUNGKin<strong>der</strong> sind bei einer Trennung ihrer Eltern beson<strong>der</strong>s schutzbedürftig, deshalb sollihr Wohl an erster Stelle stehen. Wir werden das Unterhaltsrecht entsprechend <strong>der</strong>verän<strong>der</strong>ten Lebenswirklichkeit in den heutigen <strong>Familie</strong>n reformieren.Ist nicht genügend Geld für alle Unterhaltsberechtigten vorhanden, sollen die Kin<strong>der</strong>den ersten Rang unter den Unterhaltsgläubigern erhalten. Erst danach kommen dieAnsprüche <strong>der</strong> Mütter und Väter, die Kin<strong>der</strong> betreuen – und zwar unabhängig davon,ob das Paar verheiratet war o<strong>der</strong> nicht. Das Ziel: weniger min<strong>der</strong>jährige Sozialhilfeempfänger/-innen.Der Mindestunterhalt min<strong>der</strong>jähriger Kin<strong>der</strong> soll in Anlehnung anden steuerlichen Kin<strong>der</strong>freibetrag gesetzlich definiert werden.21


WASFAMILIENBRAUCHENWIRKUNGSVOLLE ARMUTSVERMEIDUNGDIE HERAUSFORDERUNG: ARME KINDER IN EINEM REICHEN DEUTSCHLANDEigene Erwerbstätigkeit ist <strong>der</strong> beste Schutz gegen Armut. Weil die Vereinbarkeit von<strong>Familie</strong> und Beruf unzureichend ist, müssen viele Eltern und Alleinerziehende auf einenJob verzichten. So ist es für sie unmöglich, selbst und eigenständig für sich zu sorgen.Die Sozialforschung weist nach, dass Kin<strong>der</strong> von berufstätigen Eltern weitaus seltenervon Armut bedroht werden als Kin<strong>der</strong> aus Alleinverdienerfamilien. Beson<strong>der</strong>sbenachteiligt sind Alleinerziehende, von denen 85 Prozent Frauen sind. Ihr Armutsrisikoist rund sechsmal so hoch wie im allgemeinen Durchschnitt. Die Zahl <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>, die mit nur einem Elternteil aufwachsen, ist in den vergangenen 40 Jahrenkontinuierlich gestiegen – dadurch erhält diese Problematik eine zusätzliche Brisanz.Hauptgrund: Gerade Alleinerziehende können aufgrund fehlen<strong>der</strong> Betreuungseinrichtungenkeiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Es gibt Fälle, in denen alleinerziehende Mütter o<strong>der</strong>Väter Arbeitsangebote ablehnen müssen, weil sie keine Betreuungsmöglichkeiten fürihre Kin<strong>der</strong> finden.Wer Arbeitslosengeld o<strong>der</strong> Sozialhilfe erhält, bekommt zwar das Lebensnotwendige,ist aber oft arm an Chancen. Das bedeutet für die Kin<strong>der</strong> geringere Chancen auf guteBildung, gesunde Ernährung und Teilhabe. Deshalb müssen wir die Eltern dieserKin<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> in Arbeit bringen, und zwar in eine, die so bezahlt wird, dass die <strong>Familie</strong>davon leben kann.UNSERE LÖSUNG: ARBEITS- UND BILDUNGSCHANCEN SOWIE KINDERZUSCHLAGDer Ausbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung und <strong>der</strong> Ganztagsschulen ist ein wirkungsvolles Mittelgegen Kin<strong>der</strong>armut: Arbeit zu haben ist die beste Hilfe zur Selbsthilfe. Die Erfolgeam Arbeitsmarkt – rund eine Million Arbeitslose weniger als 2005 – müssen verstetigtwerden. Damit Eltern die angebotene Arbeit auch annehmen können, brauchenwir ein ordentliches Kin<strong>der</strong>betreuungsangebot.Außerdem erhalten Kin<strong>der</strong> mit dem Ausbau <strong>der</strong> Betreuung bessere Bildungschancen.In KiTas und Ganztagsschulen können durch das Elternhaus bedingte Defizite besserausgeglichen werden.22


Der von uns entwickelte und 2005 eingeführte Kin<strong>der</strong>zuschlag ist eine gezieltefinanzielle Hilfe im Kampf gegen Kin<strong>der</strong>armut. Denn er unterstützt genau diejenigenEltern, die aus eigener Kraft genügend für ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen,nicht aber für den ihrer Kin<strong>der</strong>.Mit dem Kin<strong>der</strong>zuschlag wird vermieden, dass ganze <strong>Familie</strong>n in den Arbeitslosengeld-II-Bezugkommen, nur weil die Eltern aus eigener Anstrengung nicht genügendfür alle <strong>Familie</strong>nmitglie<strong>der</strong> erwirtschaften können. Die Empfänger/-innen erhalteneinen Anreiz, ihre Erwerbstätigkeit aufrechtzuerhalten o<strong>der</strong> sogar auszuweiten. Sowird verhin<strong>der</strong>t, dass die Geburt von Kin<strong>der</strong>n für einkommensschwache <strong>Familie</strong>nzum Einstieg in eine – oft dauerhafte – Armutskarriere wird.Der Kin<strong>der</strong>zuschlag kommt vor allem kin<strong>der</strong>reichen <strong>Familie</strong>n zugute. Mit ihm habenwir im Jahr 2006 124.000 Kin<strong>der</strong> und ihre Eltern erreicht. Wir werden ihn deshalb –wie im Koalitionsvertrag vereinbart – weiterentwickeln mit dem Ziel, ihn flexiblerund unbürokratischer zu gestalten und rund eine halbe Million Kin<strong>der</strong> und ihre Elternvor Armut zu schützen.23


WASJUGENDLICHEBRAUCHENEIN GUTER START INS BERUFSLEBENDIE HERAUSFORDERUNG: STEIGENDE ANFORDERUNGEN AM ARBEITSMARKTJe<strong>der</strong> junge Mensch braucht die Chance auf eine gute berufliche Qualifizierung inAusbildung o<strong>der</strong> Studium, um möglichst optimale Startvoraussetzungen für denEinstieg ins Berufsleben zu haben. Experten sind sich einig: Die Anfor<strong>der</strong>ungen desArbeitsmarktes an die Qualifikation <strong>der</strong> Arbeitnehmer/-innen nehmen immer mehrzu. Die Nachfrage nach hoch qualifizierten Erwerbstätigen steigt, die Nachfragenach gering qualifizierten Arbeitskräften sinkt. Bereits heute haben gut ausgebildeteMenschen ein viel geringeres Risiko, arbeitslos zu werden: Ohne Berufsabschlussist das Arbeitslosigkeitsrisiko sechsmal größer als bei Hochschulabsolventen. DieserTrend wird sich in Zukunft weiter verstärken: Mehr denn je werden die Berufschancen<strong>der</strong> Menschen von ihrer Qualifikation abhängen.In den kommenden Jahren werden in Deutschland die vorerst letzten geburtenstarkenJahrgänge die allgemeinbildenden Schulen verlassen, die Nachfrage nach AusbildungsundStudienplätzen wird noch einmal ansteigen. Die Herausfor<strong>der</strong>ung besteht darin,all diesen Jugendlichen Bildungsangebote zu machen, die Chancengleichheitzu verbessern und das berufliche Bildungsniveau insgesamt weiter zu erhöhen.UNSERE LÖSUNG: STÄRKUNG VON AUSBILDUNG UND STUDIUMDie SPD-Bundestagsfraktion hat diese Herausfor<strong>der</strong>ungen angenommen und sich in<strong>der</strong> Bildungspolitik klar auf das Ziel konzentriert, allen Jugendlichen eine Berufsausbildungo<strong>der</strong> ein Hochschulstudium zu ermöglichen. Mit dem Ausbildungspakthaben wir neue Bewegung in den Ausbildungsmarkt gebracht. Mit dem Hochschulpakt2020 sorgen wir für einen Ausbau <strong>der</strong> Studienkapazitäten an den Universitätenund Fachhochschulen. Mit dem BAföG tragen wir dazu bei, dass die Aufnahme einesStudiums nicht an finanziellen Hürden scheitert.AUSBILDUNGSPLÄTZE FÜR EINEN GUTEN START INS BERUFSLEBENWir wollen, dass je<strong>der</strong> ausbildungswillige Jugendliche die Chance auf eine guteBerufsausbildung erhält. Das System <strong>der</strong> dualen Berufsausbildung in Deutschland isteine beispiellose Erfolgsgeschichte, hat sich über Jahrzehnte bewährt und istinternational anerkannt. Damit das so bleibt, sorgen wir seit 1998 dafür, das Berufsbildungssystemkontinuierlich an neue Entwicklungen anzupassen, benachteiligte Jugendlichegezielt zu för<strong>der</strong>n und die Lage am Ausbildungsstellenmarkt zu verbessern. Vieleshaben wir für die jungen Menschen bereits erreicht. So haben wir in den vergangenenJahren die politischen Rahmenbedingungen für die berufliche Ausbildung laufend verbessert24


und seit 1999 den größten Mo<strong>der</strong>nisierungsschub bei den Ausbildungsberufenseit drei Jahrzehnten in Angriff genommen. Wir haben das Berufsbildungsgesetzreformiert und umfassende Programme zur Ausbildungsför<strong>der</strong>ung aufgelegt. Undwir haben mit dem Ausbildungspakt für mehr Ausbildungsplätze gesorgt.DER AUSBILDUNGSPAKTDer Ausbildungspakt wurde im Juni 2004 von <strong>der</strong> SPD-geführten Bundesregierungund den Spitzenverbänden <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft für eine Dauer von drei Jahrenvereinbart. Die Wirtschaft verpflichtete sich, jährlich 30.000 neue Ausbildungsplätzeeinzuwerben und 25.000 Praktikumsplätze zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQJ)zur Verfügung zu stellen, die von <strong>der</strong> Bundesregierung finanziell geför<strong>der</strong>t werden.Die Bilanz nach drei Jahren Ausbildungspakt hat gezeigt: Der Pakt greift. Er kann nichtalle Probleme lösen, aber er hat zu einer neuen Dynamik beim Lehrstellenangebotgeführt. Die Paktpartner erfüllen ihre Zusagen nicht nur, sie übertreffen sie sogardeutlich. <strong>Im</strong> dritten Paktjahr 2006 ist die Zahl <strong>der</strong> neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgeum 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf über 576.000 gestiegen. 2007fällt die Bilanz noch positiver aus. Erneut gibt es einen deutlichen Zuwachs anAusbildungsplätzen. Auch das EQJ-Programm hat sich als erfolgreiche Brücke fürbenachteiligte Jugendliche in eine betriebliche Ausbildung erwiesen: 70 Prozent <strong>der</strong>Praktikanten/-innen erhalten im Anschluß einen Ausbildungsplatz.<strong>Im</strong> März 2007 haben die Paktpartner den Ausbildungspakt weiterentwickelt und umdrei Jahre verlängert. Die Wirtschaft hat ihre Zusage zur Schaffung von Ausbildungsplätzenauf 60.000 neue Lehrstellen pro Jahr verdoppelt und zugesagt, künftig30.000 neue Ausbildungsbetriebe pro Jahr zu gewinnen. Die Bundesregierung hattedas EQJ-Programm bereits Ende 2006 auf 40.000 Plätze aufgestockt.GERECHTE BILDUNGSCHANCEN DURCH EIN GEBÜHRENFREIES ERSTSTUDIUM UNDEIN LEISTUNGSFÄHIGES BAFÖGAuch an <strong>der</strong> Hochschule entscheidet die soziale Herkunft immer noch über dieBildungschancen. Nach wie vor haben Jugendliche aus sozial schwachen o<strong>der</strong>bildungsfernen <strong>Familie</strong>n geringere Chancen zu studieren. Die SPD-Bundestagsfraktionhat die Hochschulpolitik daher konsequent auf das Ziel ausgerichtet, möglichst vielenjungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ein Studium zu ermöglichen.Für uns stellt das BAföG ein unverzichtbares Instrument sozial gerechter Bildungspolitikdar. Es gleicht soziale Unterschiede aus und hilft, die Chancengleichheit für allebei <strong>der</strong> Aufnahme eines Studiums zu verbessern. Unionsgeführte Län<strong>der</strong> führenStudiengebühren ein. Für uns steht aber fest: Studiengebühren auf das Erststudiumsind sozial ungerecht und führen bildungspolitisch in die Sackgasse. Wir setzen unsstattdessen für ein leistungsfähiges BAföG ein, weil ein Studium nicht an finanziellenHürden scheitern darf. Daher haben wir bereits in <strong>der</strong> von Gerhard Schrö<strong>der</strong> geführten25


Regierung den Raubbau am BAföG aus <strong>der</strong> Zeit vor 1998 gestoppt und es wie<strong>der</strong> zueinem attraktiven, effektiven und sozial gerechten Instrument <strong>der</strong> Bildungsfinanzierunggemacht. Nachdem die Regierung Kohl das BAföG auf einen historischenTiefstand von 780 Millionen Euro im Jahr 1998 heruntergewirtschaftet hatte, habenwir die Mittel des Bundes bis 2005 auf knapp 1,5 Milliarden Euro erhöht – also fastverdoppelt.BAFÖG-EMPFÄNGER/-INNEN (IN TAUSEND)9008007006005004006245775355325425596507237778103002001001997199819992000200120022003200420052006Quelle: Statistisches Bundesamt, 2007BAFÖG-AUSGABEN DES BUNDES (INKL. DARLEHNSANTEIL IN MILLIONEN EURO)1.6001.4001.2001.000800600578549550574721873899919967400200Schüler(innen) 0223 231 245 248323393 421454475Studierende199719981999200020012002200320042005Quelle: 17. BAföG-Bericht <strong>der</strong> Bundesregierung, 200726


Derzeit bereiten wir weitere Verbesserungen vor. So werden wir junge Eltern nochbesser unterstützen und die För<strong>der</strong>ung von Migranten/-innen ausweiten. Außerdemhaben wir durchgesetzt, dass das BAföG ab 2008 erneut deutlich angehoben wird.POLITIK FÜR MEHR STUDIENPLÄTZE: DER HOCHSCHULPAKT 2020Mit dem im Juni 2007 unterzeichneten Hochschulpakt 2020 von Bund und Län<strong>der</strong>nleisten wir einen wichtigen Beitrag zum dringend notwendigen Ausbau <strong>der</strong> Studienkapazitätenan den Hochschulen in Deutschland. Rund 1,27 Milliarden Euro wird <strong>der</strong>Bund im Rahmen des Hochschulpakts bis 2010 investieren. Damit unterstützen wirdie Aufnahme von über 90.000 zusätzlichen Studienanfängern/-innen. In <strong>der</strong> zweitenSäule des Hochschulpakts stärken wir die universitäre Forschung.Dass <strong>der</strong> Bund im Hochschulpakt überhaupt in die Lehre an den Hochschuleninvestiert, ist dem Engagement <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion zu verdanken. In <strong>der</strong>Debatte um die Fö<strong>der</strong>alismusreform haben wir durchgesetzt, dass sich <strong>der</strong> Bundweiterhin am Ausbau von Lehrkapazitäten an den Hochschulen beteiligen kann.Ohne unser <strong>Dr</strong>ängen wäre <strong>der</strong> Hochschulpakt in dieser Form nicht möglich gewesen.Außerdem haben wir gegenüber <strong>der</strong> Bundesbildungsministerin durchgesetzt, dass<strong>der</strong> Bund mit dem Hochschulpakt nicht nur die Forschung an Hochschulen för<strong>der</strong>t,son<strong>der</strong>n auch in die Studienkapazitäten investiert. Der SPD ist es zu verdanken, dass<strong>der</strong> Hochschulpakt nun auf zwei Beinen steht: <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Forschung und Lehre.Dank unserem Einsatz werden bis 2010 rund 565 Millionen Euro vom Bund direkt indie Lehre an den Hochschulen fließen und den Studierenden zugutekommen.Nun liegt es an den Län<strong>der</strong>n, die Unterstützung des Bundes zu nutzen, um die Studienkapazitätentatsächlich spürbar auszubauen und die Studienbedingungen zuverbessern. Ziel muss es sein, allen studierwilligen jungen Menschen die Chance aufeine hochwertige akademische Ausbildung zu geben.27


WASJUNGEMENSCHENBRAUCHENUNTERSTÜTZUNG FÜR EINE ZWEITE CHANCEDIE HERAUSFORDERUNG: ZU VIELE JUNGE MENSCHEN OHNE ABSCHLUSSJahr für Jahr gehen neun Prozent aller Jugendlichen in Deutschland ohne Abschlussvon <strong>der</strong> Schule. Das sind jährlich rund 85.000 junge Menschen. Fehlende Schulabschlüssegehören zu den Hauptgründen für Jugendarbeitslosigkeit, rund 15 Prozent<strong>der</strong> jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren haben keinen Berufsabschluss.Damit können wir uns nicht abfinden.Die Hauptverantwortung liegt bei den Län<strong>der</strong>n, Schulpolitik ist ausschließlich ihreKompetenz. Die SPD-Bundestagsfraktion will, dass <strong>der</strong> Bund im Rahmen seinerverfassungsrechtlichen Möglichkeiten seinen Beitrag dazu leistet, die Chancen vonbenachteiligten Jugendlichen zu verbessern und jungen Menschen ohne Schul- o<strong>der</strong>Berufsabschluss zu einer zweiten Chance zu verhelfen. Je<strong>der</strong> junge Erwachsenebraucht die Chance, einen Abschluss nachzuholen. Kein junger Mensch soll länger alsdrei Monate arbeitslos sein.UNSERE LÖSUNG: FÖRDERUNG NACHHOLENDER QUALIFIZIERUNGFÖRDERUNG VON AUSBILDUNG UND BERUFSVORBEREITUNGDie Bundesregierung hat ihre För<strong>der</strong>maßnahmen für Ausbildung und Berufsvorbereitungintensiviert. Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit (BA) för<strong>der</strong>n jährlichmehrere zehntausend außerbetriebliche Ausbildungsplätze. Allein im Jahr 2006 wurdenrund 376.000 Jugendliche mit 3,4 Milliarden Euro beim Übergang in eine Ausbildungunterstützt. Mit dem Programm „Jobstarter“ för<strong>der</strong>t die Bundesregierung zusätzlicheAusbildungsplätze. Es wurde um 25 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro bis 2010aufgestockt. <strong>Im</strong> neuen Ausbildungspakt hat die Bundesregierung außerdem zugesagt,die Berufsorientierung an den Schulen zu stärken, die För<strong>der</strong>ung von jungenMigranten/-innen zu intensivieren und ein neues För<strong>der</strong>programm zur passgenauenVermittlung Auszubilden<strong>der</strong> an kleine und mittlere Unternehmen aufzulegen.QUALIFIZIERUNGSPAKET FÜR JUNGE MENSCHENZu diesen Maßnahmen hat die Koalition auf Initiative <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktionim Juni 2007 ein Qualifizierungspaket für junge Menschen auf den Weg gebracht.Ziel ist es, vor allem schwer vermittelbaren Jugendlichen noch besser unter dieArme zu greifen. Zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze für benachteiligteAltbewerber/-innen sollen durch finanzielle Hilfen <strong>der</strong> BA geför<strong>der</strong>t werden.28


Außerdem wollen wir die Berufsberatung<strong>der</strong> BA verstärken und den Einsatzvon Paten zur individuellen Begleitungleistungsschwächerer Schüler/-innen för<strong>der</strong>n.Wir haben neue Instrumente geschaffen,um die berufliche Einglie<strong>der</strong>ung undNachqualifizierung von jungen Arbeitslosenzu verbessern. Arbeitsuchendeunter 25 Jahren ohne Berufsabschluss,die seit mindestens sechs Monatenarbeitslos sind, können nun ein Jahr langdurch einen sogenannten Qualifizierungszuschussgeför<strong>der</strong>t werden. Damitbringen wir sie in Beschäftigung undgeben ihnen Perspektiven für dasNachholen eines Berufsabschlusses.Auch die berufliche Einglie<strong>der</strong>ung jungerLangzeitarbeitsloser mit Berufsabschlusskann durch einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt geför<strong>der</strong>t werden.Für den Erfolg dieser Vorhaben brauchen wir das Engagement und die Kooperationsbereitschaft<strong>der</strong> Wirtschaft. Nur dann kann das Ziel erreicht werden, die Berufs- undQualifizierungschancen benachteiligter junger Menschen zu erhöhen.ZWEITE CHANCE FÜR SCHULVERWEIGERERMit dem Modellprogramm „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ leistet die Bundesregierungeinen Beitrag für weniger Schulabbrecher/-innen. Ziel des Programmsist es, Schulschwänzer wie<strong>der</strong> in das Schulleben zu integrieren. Nur so haben sie eineChance auf einen Schulabschluss.An 78 Standorten im gesamten Bundesgebiet werden seit 01.09 2006 lokale Projektegeför<strong>der</strong>t. In <strong>der</strong> ersten Phase sollen auf diese Weise rund 1.000 junge Menschenin den Schulalltag zurückfinden. Wir setzen uns dafür ein, dass das Projekt bis 2013verlängert wird.Wichtig ist, dass auch die Län<strong>der</strong> ihrer Verantwortung gerecht werden und geeigneteMaßnahmen ergreifen, um die Zahl <strong>der</strong> Schulabbrecher/-innen deutlich zu reduzieren.29


WASKINDERBRAUCHENSTARKE ELTERNDIE HERAUSFORDERUNG: ÜBERFORDERTE ELTERNIn den ersten Lebensjahren eines Kindes werden bereits die Grundlagen für seineweitere Entwicklung gelegt. Kin<strong>der</strong> brauchen starke Eltern, die sie von Anfang anför<strong>der</strong>n. Die meisten Eltern sind hierzu bestens in <strong>der</strong> Lage. Doch es gibt auch Eltern,die mit ihrer Erziehungsverantwortung überfor<strong>der</strong>t sind – mit oft schwerwiegendenFolgen. Kin<strong>der</strong> aus solchen belasteten <strong>Familie</strong>n müssen den besten Schutz erhalten.UNSERE LÖSUNG: STARKE NETZWERKE FÜR FAMILIEN!Wer starke Kin<strong>der</strong> will, muss zuerst die Eltern stark machen. Aufgabe einer vernetztenKin<strong>der</strong>- und <strong>Familie</strong>npolitik ist es, die Erziehungs- und Bildungskompetenzvon Eltern zu entwickeln.Beispiel: frühe HilfenEinen erfolgreichen Weg geht die Stadt Dormagen. Nach <strong>der</strong> Geburt eines Kindesmachen Sozialarbeiter/-innen dort grundsätzlich einen Hausbesuch. Sie überreichenein Baby-Begrüßungspaket, bieten Hilfe an, nennen Betreuungsangebote, schauenaber auch nach dem Rechten. Selbst Wohlhabende bekommen dort Besuch vomSozialdienst – ein hervorragendes Beispiel für frühe, präventive und diskriminierungsfreieHilfe, die in allen Kommunen angeboten werden sollte.Beispiel: Erziehungs- und BildungspartnerschaftenErfolgreich arbeiten auch die Eltern-Kind-Zentren in unserem Land. Das Konzept isteinfach und doch revolutionär. <strong>Im</strong> Mittelpunkt steht das Kind mit all seinen Potenzialen.Es in seiner Entwicklung zu för<strong>der</strong>n, daran arbeiten Eltern und Erzieher/-innengemeinsam. Dabei erhalten die Eltern Unterstützung, sie bekommen z.B. Tipps fürdie richtige Ernährung o<strong>der</strong> das tägliche Vorlesen. Sie werden angeleitet, über täglicheGespräche und gemeinsame Mahlzeiten stabile Beziehungen zu ihren Kin<strong>der</strong>naufzubauen. So entwickeln sich Kin<strong>der</strong>tagesstätten weiter zu <strong>Familie</strong>ntreffpunkten.Und <strong>Familie</strong>n werden zu starken Netzwerken für Kin<strong>der</strong>.Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen KiTas flächendeckendzu Eltern-Kind-Zentren weiterentwickeln. Damit wollen wir in den sozialenBrennpunkten beginnen.KINDER BRAUCHEN AUCH STARKE RECHTE …Deshalb setzen wir uns für die Aufnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechte ins Grundgesetz ein.Damit können wir die Lebensbedingungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> weiter verbessern und ihr Wohlnoch besser schützen.30


WASFAMILIENBRAUCHENPASSGENAUE HILFENDIE HERAUSFORDERUNG: IHR KIND WÄCHST …UNSERE LÖSUNG: … UNSERE HILFEN WACHSEN MITWir machen Politik für alle <strong>Familie</strong>n – mit großen und mit kleinen Kin<strong>der</strong>n! Der Siebte<strong>Familie</strong>nbericht <strong>der</strong> Bundesregierung empfiehlt uns, Leistungen und Unterstützungfür <strong>Familie</strong>n am Lebenslauf eines Kindes zu orientieren. Genau das haben wir gemacht!GeburtElterngeld und frühe Hilfen1 bis 5 Jahre Rechtsanspruch auf Bildung und Betreuung6 bis 16 Jahre Ganztagsschulen16 bis 18 Jahre Übergang Schule–Beruf verbessern18 bis 24 Jahre Bessere Studienbedingungen, BAföG,zweite und dritte Chancen31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!