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Gault Millau WeinGuide 2012: Die deutschen ... - Gourmet Globe

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<strong>Die</strong> 13 <strong>deutschen</strong> Anbaugebiete im Überblick<br />

Ahr: Schumacher und Sermann-Kreuzberg mit drei Trauben<br />

Eine erfrischende Art und rotfruchtige Aromen wie Sauerkirsche prägen die Stilistik<br />

der ersten probierten Rotweine des Jahrgangs 2010, haben die Fachautoren<br />

des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> bei ihren Verkostungen festgestellt. Wem es<br />

gelang, die teilweise sehr hohe Säure mit zarter Restsüße einzubinden, hat sicherlich<br />

den richtigen Weg gewählt, diesen eher leichgewichtigen Jahrgang zu<br />

interpretieren. Von den gehobenen Qualitäten, die im nächsten Jahr auf den<br />

Markt kommen, erwartet die Redaktion des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> einen eleganten, verspielten<br />

und leichteren Typ im Vergleich zu 2009.<br />

Mit den ausgezeichneten Spätburgunder aus dem Jahrgang 2009 konnten sich<br />

einige Güter stark profilieren. <strong>Die</strong> Kollektion von Paul Schumacher geriet so<br />

überzeugend, dass die dritte Traube Pflicht war. Sein Kräuterberg gehört in<br />

2009 zum Feinsten, was die Ahr zu bieten hat. Auch das Gut Sermann-Kreuzberg<br />

in Altenahr hat den Aufstieg in die Drei-Trauben-Klasse verdient, stellt die Redaktion<br />

fest. Vom Brot- und Butterwein bis zur Spitze ist jeder Wein eine Empfehlung<br />

wert. Auf Tuchfühlung mit dem Spitzenquartett gehen die Weingüter<br />

Burggarten und Kreuzberg.<br />

Zu den Zwei-Trauben-Betrieben hat sich Erwin Riske vorgearbeitet. Das Gut von<br />

Hans-Joachim Brogsitter erhält zwei rote Trauben, nicht nur für die feinen<br />

2010er, sondern auch für die Steigerung des Gesamtniveaus der vergangenen<br />

Jahrgänge. Mit je einer Traube ausgezeichnet wurden die Güter Kurth und<br />

Gebrüder Bertram. <strong>Die</strong> Kellerei Franz Sebastian aus Rech gehört jetzt mit einem<br />

soliden Sortiment zu den empfehlenswerten Betrieben, befinden Christoph<br />

Dirksen und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />

Das Spitzenquartett, das die Ahr anführt, ist unangefochten: Adeneuer, Deutzerhof,<br />

Meyer-Näkel und Jean Stodden. <strong>Die</strong> Güte des 2009er Jahrgangs kommt<br />

auch in den Spitzenreiter-Listen der besten zehn Spätburgunder des Jahrgangs<br />

zum Ausdruck. Gleich zwei Ahrweine schafften den Sprung: Das »Große Gewächs«<br />

aus der Walporzheimer Gärkammer von Adeneuer und die Goldkapsel<br />

von Stodden.<br />

Insgesamt 22 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen,<br />

sechs weitere sind empfehlenswert.<br />

Baden: 2010er Grauburgunder die ganz großen Gewinner<br />

Der Ausnahmejahrgang 2009 hatte mit perfekt ausgereiftem Lesegut die<br />

allergrößten Erwartungen ausgelöst. <strong>Die</strong> <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> Redaktion hat die<br />

sagenumwobenen Spätburgunder probiert und festgestellt, dass sie nicht ganz<br />

so sortentypisch und fein wie die Pinot Noirs aus dem sehr guten Vorjahr 2008<br />

sind, eher kraftvoll mit viel Tiefgang und noch kaum entwickeltem Bouquet. <strong>Die</strong><br />

Weine machen neugierig auf das, was die Flaschenreife noch bringen wird. <strong>Die</strong><br />

Fülle und die reifen Tannine verführen schon zum baldigen Trinkgenuss, doch<br />

werden jene belohnt, die den besten Vertretern dieses langlebigen Jahrgangs<br />

noch ein paar Jahre Ruhe gönnen, finden Otto Geisel und der Chefredakteur des<br />

<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.


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Ganz großes Trinkvergnügen dagegen bieten sofort die feinnervigen, diesmal<br />

nicht ganz so opulent wie gewohnt ausfallenden Grauburgunder des Jahrgangs<br />

2010. <strong>Die</strong>se Rebsorte, der es häufig an Säure mangelt, ist der ganz große Gewinner<br />

des eher schlanken und säurebetonten Jahrganges 2010, hat die Redaktion<br />

bei ihren zahlreichen Verkostungen ermittelt. Das Nachsehen haben ein<br />

wenig die Weißburgunder und Rieslinge, weshalb die Bewertungen im Vergleich<br />

zu den letzten drei Jahren etwas weniger hoch ausfallen.<br />

Schöne Entdeckungen gibt es wieder bei vielen Genossenschaften mit feingliedrigen<br />

Weißweinen (Auggen), ausdrucksstarken Rotweinen (Sasbach) und mit<br />

besonders gut gelungenen edelsüßen Raritäten (Durbach). Fündig kann der<br />

Weinfreund auch bei den empfehlenswerten Betrieben werden, zumal hier oft<br />

ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis herrscht.<br />

Viel Bewegung gibt es in diesem Jahr bei den Trauben-Betrieben. Junge Güter<br />

mit neuen Konzepten drängen nach vorne und konkurrieren sehr selbstbewusst<br />

mit den etablierten Betrieben um die Gunst der Weinfreunde, berichten Geisel<br />

und Payne. Stellvertretend hierfür steht der bekennende Markgräfler Hanspeter<br />

Ziereisen. Mit einem markant kompromisslosen Stil sind seine Gewächse an<br />

Charakter derzeit wohl kaum zu übertreffen. Auf drei Trauben stieg Heinrich<br />

Männle aus Durbach auf, sympathischer Spezialist für im Holzfass gereifte<br />

Spätburgunder, die oft erst nach Jahren auf die Flasche gezogen werden. Gleich<br />

sieben Betriebe dürfen sich nunmehr mit zwei Trauben schmücken. Dazu bereichern<br />

neun Neulinge die Traubenriege.<br />

Bernhard Huber rangiert nach wie vor mit fünf Trauben alleine an der Gebietsspitze.<br />

Der Malterdinger punktete bei den Spitzenreitern gleich zweimal doppelt.<br />

Zum einen gelang es ihm, zwei Sekte unter die besten zehn aus ganz<br />

Deutschland zu platzieren (2005 Hecklinger Schlossberg Brut nature Rosé und<br />

2005 Pinot Brut). In seiner Paradedisziplin, dem Spätburgunder, gehören der<br />

Wildenstein und der Hecklinger Schlossberg zu den besten fünf des Jahrgangs<br />

2009. Zweimal schafft Bercher den Sprung in die Top Ten: mit einem Spätburgunder<br />

und einem Grauburgunder, beide aus dem Burkheimer Feuerberg.<br />

Insgesamt werden im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> 93 Erzeuger aus Baden<br />

ausführlich dargestellt, weitere 39 Betriebe gelten als empfehlenswert.<br />

Franken: Auch in 2010 die besten Silvaner Deutschlands<br />

Nach einem ausgezeichneten Silvaner-Jahrgang in 2009 stehen die 2010er in<br />

der Qualität kaum nach. Vor allem Winzer, die die letzten 14 Oktobertage für die<br />

Lese nutzten, wurden mit hohen Mostgewichten überrascht, berichten Rudolf<br />

Knoll und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne. Insgesamt<br />

registrierte die Redaktion ein ausgezeichnetes, gleichmäßiges Niveau. Gegenüber<br />

dem hoch eingeschätzten Jahrgang 2009 gibt es allenfalls Abstriche bei<br />

der »Gewichtsklasse« zu machen. Weißweine mit deutlich mehr als 13 Volumenprozent<br />

Alkohol waren selten. <strong>Die</strong> spielerische Leichtigkeit vieler Silvaner<br />

und Rieslinge sorgt für Trinkvergnügen.<br />

<strong>Die</strong> besten Silvaner des Jahrgangs, die zugleich die besten in ganz Deutschland<br />

sind, stammen gleich zweimal vom Würzburger Juliusspital (Würzburger Stein<br />

und Iphöfer Julius-Echter-Berg). Doch auch das Iphofener Gut Wirsching kann<br />

einen Doppelschlag landen: mit Silvaner aus dem Julius-Echter-Berg und dem<br />

Kronsberg. Zweifache Erwähnung auch für Rainer Sauer (Escherndorfer Lump<br />

und »Freiraum«) sowie für Horst Sauer (Escherndorfer Lump und »Sehnsucht«).


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Schmitts Kinder, Fürst Löwenstein und das Würzburger Bürgerspital komplettieren<br />

die Liste der besten Silvaner des Jahrgangs 2010.<br />

An der Spitze im Gebiet steht nach wie vor ein Quartett, wobei Fürst (Bürgstadt)<br />

die Nase leicht vorn hat. Horst Sauer, Fürst Castell und das Juliusspital runden<br />

die führende Riege ab. Eine Stufe weiter unten machten die Weine von Rainer<br />

Sauer und von Graf von Schönborn auf breiter Front besonders viel Spaß. Der<br />

Staatliche Hofkeller in Würzburg hat sich ebenso behauptet wie die letztjährigen<br />

Mitaufsteiger Egon Schäffer, Glaser-Himmelstoß und Dr. Heigel.<br />

Ansonsten gab es wenig Bewegung in der Hierarchie der Traubenbetriebe. Einzig<br />

die Zwei-Trauben-Klasse erhielt Zuwachs: Christian Stahl aus Auernhofen am<br />

Rande des Taubertals präsentierte eine überzeugende Kollektion. Neu unter den<br />

Traubenbetrieben ist Christine Pröstler aus Retzbach.<br />

Insgesamt werden 68 Güter und ihre Weine im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong><br />

ausführlich vorgestellt, 26 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der<br />

empfehlenswerten Betriebe.<br />

Hessische Bergstraße: <strong>Die</strong> Bergsträßer Winzer steigen auf<br />

Das lange Hängenlassen der Trauben bescherte den Bergsträßer Weinen des<br />

Jahrgangs 2010 oft eine frappante Aromendichte. Doch nur wenige Weine sind<br />

dicht, lang, zeigen eine wunderbare Frucht und eine reife Säure. Im führenden<br />

Weingut Simon-Bürkle muss man nach solchen Weinen nicht lange suchen. Und<br />

die Bergsträßer Winzergenossenschaft darf sich dank ihrer konstant guten Leistungen<br />

künftig in der Zwei-Trauben-Riege beweisen.<br />

Einen positiven Trend verzeichnet auch das Hessische Staatsweingut: <strong>Die</strong> Domäne<br />

Bergstraße hat Fortschritte gemacht. Das Weingut Edling kam mit den<br />

2010ern gut zurecht und tischte eine Kollektion guten Niveaus auf. <strong>Die</strong> bemerkenswerten<br />

Rotweine von Hanno Rothweiler werden von einer erfreulichen<br />

Weißweinkollektion ergänzt. Auch die Odenwälder Winzergenossenschaft konnte<br />

die Erwartungen weitgehend erfüllen. Als sichere Bank erwies sich einmal<br />

mehr das Weingut Brücke-Ohl. Und es gibt zwei Neulinge: das Weingut Weinfieber<br />

und die Weinmanufaktur Montana.<br />

Wegen der geringen Erntemenge wird es sicherlich zu Engpässen kommen. Am<br />

besten kommt man in den Genuss der Weine bei einem Vor Ort-Besuch an der<br />

Bergstraße, raten Hans-Wilhelm Apelt und Joel Payne, Chefredakteur des <strong>Gault</strong><br />

<strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, den Weinfreunden.<br />

Vier Traubenbetriebe von der Hessischen Bergstraße sind im neuen <strong>WeinGuide</strong><br />

gelistet, sieben weitere Güter werden als empfehlenswert eingestuft.<br />

Mittelrhein: Matthias Müller ist »Winzer des Jahres«<br />

Matthias Müller ist vielleicht die größte Konstante in der Region zwischen Bingen<br />

und Bonn. Bereits in den Anfangsjahren des <strong>WeinGuide</strong> war er »Entdeckung<br />

des Jahres«. Fast 15 Jahre später wird seine großartige Arbeit nun mit der höchsten<br />

Auszeichnung belohnt, dem Ehrentitel «Winzer des Jahres«.<br />

Müller hat sich auch diese Ehrung wahrlich verdient, wie die aktuelle Kollektion<br />

zeigt. <strong>Die</strong> 2010er Weine sind durch die Bank von gewohnt hoher Qualität, das


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»Große Gewächs« trägt seinen Namen völlig zu Recht, und auch die anderen<br />

Spitzengewächse, die den Zusatz »MM« tragen, sind wieder beeindruckend<br />

gelungen, etwa der feinherbe Mandelstein, der wieder einmal zu den besten<br />

zehn des Jahrgangs gehört. »Müller ist auf Top-Ten-Weine in dieser Kategorie<br />

quasi abonniert, jedes Jahr sind Weine von ihm ganz vorn dabei. Der hochklassige<br />

feinherbe Riesling ist so etwas wie ein Markenzeichen Müllers geworden«,<br />

freuen sich Peter Gebler und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel<br />

Payne.<br />

2010 war kein leichter Jahrgang – ein Anbaugebiet, das sich so stark auf den<br />

Riesling stützt, wird naturgemäß von einem solch säurereichen Jahrgang stark<br />

tangiert. Oft kamen Trauben in die Keller, die sich zunächst gar nicht für trockene<br />

Spitzenweine eigneten. <strong>Die</strong> Erntemenge war klein – Rückgänge gegenüber<br />

einem normalen Jahr von 30 bis 50 Prozent wurden gemeldet. Wer den Mut hatte,<br />

mehr restsüße Weine zu produzieren, lag richtig, meint die Redaktion. Bei<br />

den edelsüßen Weinen ist es ohnehin klar, dass die Säure ein gutes Rückgrat für<br />

langlebige Weine bietet, in dieser Kategorie wurden einige Prachtexemplare<br />

verkostet.<br />

In der Hierarchie der besten Mittelrhein-Betriebe hat es kaum Veränderungen<br />

gegeben. In dem schwierigen Jahr 2010 hat sich gezeigt, dass die bekannten<br />

Könner auch in diesem Jahr ihre Aufgabe erfolgreich gemeistert haben. Bei den<br />

Vier-Trauben-Betrieben kommen die Weine weiterhin vom Bopparder Hamm,<br />

Matthias Müller hatte bei den trockenen Weinen die Nase vorn, und Florian<br />

Weingart hat im edelsüßen Bereich die Spitze geliefert. Das Verfolgerduo sind<br />

nach wie vor Jost und Ratzenberger aus Bacharach. <strong>Die</strong> Redaktion des <strong>WeinGuide</strong><br />

nahm einen neuen Betrieb mit einer Traube auf: das Weingut Sebastian<br />

Schneider in Bad Hönningen.<br />

Das romantische Mittelrheintal, von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben,<br />

bleibt fest in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, von<br />

denen der neue <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> 18 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu<br />

kommen weitere acht empfehlenswerte Betriebe.<br />

Mosel: Egon Müller erzeugt die »Kollektion des Jahres«<br />

Als im Herbst 2010 noch Trauben an den Stöcken hingen, hatten viele Auguren<br />

den Jahrgang bereits in Bausch und Bogen verdammt. Richtig ist, dass Glanz<br />

und Elend in einem Jahr wohl selten so nahe beieinander lagen. »Zwischen göttlich<br />

und grausam pendelten die Eindrücke unserer ausgedehnten Verkostungen.<br />

Eine Vielzahl enttäuschender Weine wurde gefüllt, auf der einen Seite. Aber es<br />

entstanden auch Auslesen, die besser kaum sein könnten, echte Weltklasse<br />

eben«, sagen Dr. Peter Henk und Dr. Eckhard Kiefer sowie der Chefredakteur des<br />

<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />

Einer derjenigen, die solche Ausnahme-Rieslinge auf die Flaschen brachten, ist<br />

Egon Müller vom legendären Scharzhof an der Saar. Dem Traditionsgut ist es mit<br />

den 2010ern gelungen, solch großen Jahrgängen wie 2003 und 2005 einen<br />

ebenbürtigen Konkurrenten an die Seite zu stellen. <strong>Die</strong> Titel »Beste Riesling<br />

Spätlese« (sensationelle 96 Punkte) und »Beste Riesling Auslese« (98 Punkte)<br />

sowie eine mit 100 Punkten geadelte Trockenbeerenauslese sind die Glanzpunkte<br />

eines grandiosen Sortiments aus dem Scharzhofberg – der »Kollektion des<br />

Jahres«!


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Ein Jahr wie 2010 bringt es mit sich, dass unterschiedlichste Interpretationen<br />

des Auslese-Stils vorgestellt werden. Zwischen den einzelnen Weinen können<br />

Mostgewichtsunterschiede von bis zu 50 Grad Öchsle und mehr liegen. <strong>Die</strong> ganze<br />

Bandbreite von klassisch-elegant bis zu opulenter, edelsüßer Fülle wird abgedeckt.<br />

Das herausragende Beispiel hierfür ist die Brauneberger Juffer-<br />

Sonnenuhr Auslese Lange Goldkapsel des Weinguts Fritz Haag, ein großer edelsüßer<br />

Wein. <strong>Die</strong>se Perfektion würdigt der <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> mit 100 Punkten!<br />

Wirklich herausragende trockene und feinherbe Rieslinge muss man in 2010<br />

schon mit der Lupe suchen. Bei der unvermeidlichen Entsäuerung wurde selten<br />

das rechte Maß getroffen. Viele dieser Rieslinge zeigen eine beachtliche Konzentration,<br />

wirken aber fast leblos oder weisen krautige Noten auf. Dass es auch<br />

anders ging, belegen die kraftvollen »Großen Gewächse« von Kesselstatt,<br />

Grans-Fassian und Loosen sowie Markus Molitors Klassiker aus der Zeltingen<br />

Sonnenuhr. Von dort stammt auch der beste Kabinett des Jahrgangs: ein saftigkonzentriertes<br />

Molitor-Meisterstück.<br />

<strong>Die</strong> Saar hat diesmal durchweg die Nase vorn. <strong>Die</strong> herrlich animierende feinherbe<br />

Spätlese des Hauses von Hövel aus dem Scharzhofberg ist der Siegerwein<br />

des Jahres in der Kategorie der feinherben Rieslinge. Prachtvolle Sortimente<br />

stellten auch Lauer, der Urbans-Hof sowie Zilliken und an der Ruwer Maximin<br />

Grünhaus vor. <strong>Die</strong>ses altrenommierte Gut der Familie von Schubert hat die letztjährige<br />

Aufstufung in vollem Umfang bestätigt und scheint auf dem Weg zu noch<br />

höheren Leistungen zu sein.<br />

An der Mittelmosel sind einige sehr feine Spätlesen entstanden. In der Regel<br />

weisen diese Weine Restzuckergehalte wie gute Auslesen auf. Doch die prägnante<br />

Säure des Jahrgangs gibt ihnen belebendes Spiel. An erster Stelle sind<br />

hier Theo Haarts Ohligsberg und die Wehlener Sonnenuhr Versteigerung von J. J.<br />

Prüm zu nennen.<br />

Kein anderes Anbaugebiet verfügt über eine solche Phalanx an Spitzen-<br />

Weingütern wie die Mosel. Fritz Haag, Egon Müller und Joh. Jos. Prüm bilden das<br />

Triumvirat der weltbesten Weinerzeuger an der Gebietsspitze. Ihm folgt ein Dutzend<br />

Weingüter mit vier Trauben. In keiner anderen Region ist das Mittelfeld im<br />

Traubenbereich so stark wie an Mosel, Saar und Ruwer.<br />

Über drei Trauben darf sich das Weingut Ansgar Clüsserath freuen. In die Zwei-<br />

Trauben-Riege sind aufgestiegen Frank Brohl, Falkensteiner Hof, Immich und<br />

Günther Steinmetz. Lang ist die Liste der neuen Ein-Trauben-Güter mit insgesamt<br />

12 Aufsteigern, so viele wie in keinem anderen Gebiet.<br />

Insgesamt 134 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und<br />

Ruwer ausführlich besprochen, so viele wie in keiner anderen <strong>deutschen</strong> Weinregion.<br />

Hinzu kommen 64 als empfehlenswert eingestufte Güter.<br />

Nahe: Jakob Schneider und Hermannsberg bärenstark<br />

Das Weingut Schäfer-Fröhlich hat im Jahrgang 2010 am besten gearbeitet und<br />

die stärkste Kollektion an der Nahe vorgestellt, gefolgt von den filigranen Glanzstücken<br />

Emrich-Schönlebers und den in sich ruhenden Preziosen Helmut Dönnhoffs.<br />

Beim Schlossgut <strong>Die</strong>l wirken die trockenen Weine filigran und mineralisch<br />

wie nie zuvor und strahlen eine ganz eigene Faszination aus.


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<strong>Die</strong> Überraschung des Jahres aber stammt von der Mittleren Nahe: <strong>Die</strong> Formkurve<br />

des Weinguts Jakob Schneider aus Niederhausen weist seit Jahren steil nach<br />

oben. Sowohl bei den trockenen wie bei den edelsüßen 2010er Rieslingen wurden<br />

die Feinheiten der Weine aus den Weinbergen Hermannshöhle, Dellchen,<br />

Klamm und Felsensteyer beeindruckend herausgearbeitet, lautet das Fazit von<br />

Carsten Henn und Joel Payne, Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>.<br />

Mit gigantischen Schritten nähert sich das Gut Hermannsberg der Gebietsspitze<br />

– die 2010er Kollektion ist hier sogar noch stärker als die 2009er. Der körperreich-massive<br />

Stil bringt eine ganz neue Farbe in die Weinwelt der Nahe. Christian<br />

Bamberger aus Bad Sobernheim erhält dank modern vinifizierter Weißweine<br />

und üppiger Roter die erste Traube. Das trifft auch auf Steffen Montigny zu, der<br />

nun ein eigenes Weingut in Bretzenheim führt. Weingenießer finden dort übrigens<br />

auch Tropfen aus Schleswig-Holstein, wo Montigny auf zwei Hektar Reben<br />

anpflanzte. Auch das Weingut Clemens Honrath in Langenlonsheim hat sich die<br />

erste Traube verdient.<br />

Fielen beim 2009er Jahrgang, den manche Nahe-Winzer für einen der besten<br />

ihrer Karriere halten, viele weiße Burgunder für die Region untypisch muskulös<br />

aus, zeigen sie 2010 wieder eine rassige Säure. Neben den Windesheimer Betrieben<br />

wie Lindenhof, Poss und Gebrüder Kauer präsentierten auch die Klostermühle<br />

und das Weingut von Sascha Montigny in Laubenheim starke Tropfen,<br />

wobei die Grauburgunder fast immer die Nase vorn haben.<br />

Einige Weine konnten Nahegüter in diesem Jahr auch wieder in den bundes<strong>deutschen</strong><br />

Spitzenreiter-Listen platzieren. <strong>Die</strong> meisten Nennungen erzielte erneut<br />

das Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau. Bei den Riesling Spätlesen<br />

landeten gleich zwei Weine von Tim Fröhlich in den Top Ten: aus der Hauslage<br />

Bockenauer Felseneck, einmal mit und einmal ohne Goldkapsel. Beide Weine<br />

erzielten starke 93 Punkte. Mit einem Riesling schnitt Fröhlich auch bei den Kabinetten<br />

erfolgreich ab.<br />

Übertrumpft wurde er in dieser Kategorie aber von Altmeister Helmut Dönnhoff,<br />

der seinen Kabinett aus dem Oberhäuser Leistenberg unter den besten sechs<br />

platzieren konnte – und damit als einziger die Phalanx der starken Moselweine<br />

durchbrach. Einen Doppelschlag landete Werner Schönleber: Sein halbtrockener<br />

Halenberg verpasste mit dem hervorragenden Platz zwei nur knapp den Sieg<br />

in der Kategorie Riesling feinherb, und sein Eiswein Goldkapsel aus gleicher<br />

Lage räumte bei den Edelsüßen satte 98 Punkte ab!<br />

Insgesamt 42 Betriebe haben die Autoren ausführlich mit Weinbewertungen<br />

beschrieben; 21 weitere werden empfohlen.<br />

Pfalz: Von Winning ist der »Aufsteiger des Jahres«<br />

Das Deidesheimer Weingut von Winning – Dr. Deinhard mit seinem Geschäftsführer<br />

Stephan Attmann ist »Aufsteiger des Jahres <strong>2012</strong>«. »Was wir an trockenen<br />

Weinen verkosteten gehörte zum Besten des Jahres in der Pfalz. <strong>Die</strong> Kabinettweine<br />

sind mustergültige Beispiele für Lagentypizität. Es ist vor allem die brillante<br />

Finesse und die feinsalzige Mineralität der Rieslinge, die uns begeistern«,<br />

lautet das Urteil von Jürgen Mathäß, Matthias Mangold und dem Chefredakteur<br />

des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne. Eine außergewöhnliche Reihe von<br />

sechs »Großen Gewächsen«, von denen die besten ganz vorne mitspielen, ergeben<br />

ein beeindruckendes Gesamtbild.


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Während 2009 die Rieslinge der Pfalz wieder etwas kraftvoller ausfielen, gingen<br />

die 2010er noch stärker in die schlanke, säurebetonte Richtung. Da nicht jedes<br />

Weingut dies zur Harmonie brachte, konnte man sowohl unnatürlich entsäuerte<br />

wie aggressiv saure Weine verkosten, allerdings auch hervorragende, filigrane<br />

und lebendige Weine im allerschönsten Rieslingstil. Neben der erneut beeindruckenden<br />

Riesling-Phalanx von Bürklin-Wolf an der Spitze gab es vor allem bei<br />

Mosbacher, Kranz, Pfeffingen, von Winning, Bassermann-Jordan und Rebholz<br />

gleich mehrere großartige Beispiele, dazu aber auch eine Reihe hervorragender<br />

einzelner Weine anderer Erzeuger.<br />

2009 bescherte den Winzern großartige Möglichkeiten, überdurchschnittliche<br />

Rotweine zu keltern. Der Schweigener Fritz Becker ist zwar nach wie vor unerreicht<br />

auf diesem Segment. Doch die Zahl der hervorragenden Spätburgunder<br />

stieg 2009 nicht nur aufgrund guter Witterung, sondern weil vermehrt Kellermeister<br />

an Stil und Qualität dieser Sorte arbeiten. Neben seit Jahren stabilen<br />

Spitzenerzeugern wie Wehrheim, Bernhart, Rebholz, Knipser oder Philipp Kuhn<br />

erreichen nun auch Weingüter Top-Bewertungen, die mit großen Spätburgundern<br />

bisher weniger aufgefallen waren. Dazu gehören beispielsweise Bernhard<br />

Koch, der Wilhelmshof, der Hirschhorner Hof oder das Freinsheimer Weingut<br />

Rings, das insgesamt eines der spektakulärsten Sortimente verschiedener Rebsorten<br />

vorstellen konnte.<br />

Für edelsüße Weine war 2010 kein besonders geeigneter Jahrgang. Umso erstaunlicher<br />

sind einige Spitzenleistungen, bei denen fast alles zusammenpasste<br />

– weithin überragt von einer schier unglaublichen Scheurebe Trockenbeerenauslese<br />

des Weinguts Dengler-Seyler mit sensationellen 97 Punkten.<br />

Bei der Bundesfinalprobe räumte die Pfalz regelrecht ab. Insgesamt 25 Weine<br />

landeten in den trockenen Kategorien unter den jeweils zehn Besten des Landes.<br />

Etliche Mehrfachnennungen sind darunter. Hansjörg Rebholz schaffte den<br />

Sprung gleich viermal. Sein Pinot-Sekt belegte Rang zwei, bei den weißen Burgundersorten<br />

gingen die Plätze zwei und drei an den Siebeldinger Winzer, und<br />

auch sein trockener Riesling aus dem Kastanienbusch rangiert ganz vorne.<br />

Friedrich Becker aus Schweigen stellt den Rotwein des Jahres, ein weiterer<br />

Spätburgunder gehört zu den besten vier im Lande. Dazu kommt sein Grauburgunder<br />

»Kalkmergel« in den Top Ten der weißen Burgundersorten.<br />

Drei Spitzenplätze kann auch das Weingut Knipser in Laumersheim vorweisen.<br />

Gleich zwei Spätburgunder unter den ersten sechs sind dabei, der RdP hat gar<br />

den Sprung auf Rang zwei geschafft. Außerdem stellt Knipser einen der besten<br />

Sauvignon blancs im Lande. In diesem neuen Ranking teilen sich die Pfalz und<br />

Württemberg die oberen Plätze. Erwähnt werden muss noch der Mandelberg<br />

Weißburgunder von Dr. Wehrheim, der wieder einmal seine Kategorie gewinnen<br />

konnte. Mit seinem Chardonnay »Keuper« brachte der Birkweiler Winzer gar<br />

noch einen zweiten Wein unter die besten zehn.<br />

In der Hierarchie der Güter gibt es Bewegungen. Gleich drei Betriebe können<br />

sich über die dritte Traube freuen: Der Süßwein-Spezialist Frey in Essingen, das<br />

Bad Dürkheimer Weingut Egon Schmitt und der Wiederaufsteiger Siegrist in<br />

Leinsweiler. In der Zwei-Trauben-Klasse sind jetzt Jülg, Bernhard Koch und Karl<br />

Schaefer. Gleich sieben neue Betriebe wurden in die Traubenklasse aufgenommen:<br />

Hirschhorner Hof, Andres und Mugler, Braun, Kirchner, Langenwalter, am<br />

Nil und Valentin Ziegler.<br />

Insgesamt zählen die Autoren 91 Erzeuger zu den Traubenbetrieben. Außerdem<br />

werden 46 weitere Betriebe empfohlen.


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Rheingau: Spannende Weiße und grandiose Rote<br />

Der Jahrgang 2010 im Rheingau wird als herausforderndes, aber letztlich besser<br />

als befürchtetes Jahr in die Historie eingehen. Wer spät ernten konnte, profitierte<br />

von dem großartigen Herbstwetter, das für viele Winzer buchstäblich in letzter<br />

Minute das Blatt wendete. Es zeigt sich einmal mehr, dass schwierige Jahre<br />

keine schlechten sein müssen, denn gerade hier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />

»Wir verkosteten rassig-pikante Rieslinge mit schlanker Eleganz, klirrender<br />

Klarheit und einer animierend zupackenden Fruchtsäure«, loben Giuseppe Lauria<br />

und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />

<strong>Die</strong> rest- und edelsüßen Weine werden, wegen des ausgeprägten Spannungsbogens<br />

von Süße und lebendiger Säure, noch in Jahrzehnten begeistern. Eine<br />

weitere positive Seite des Jahrgangs ist der moderate Alkohol. Spitzenrieslinge<br />

mit 12 Volumenprozent Alkohol waren im letzten Jahrzehnt eher selten.<br />

An der Spitze der Region festigt das Weingut Weil mit einer äußerst homogenen<br />

Kollektion mit grandiosen Edelsüßen seine Spitzenstellung. Dicht dahinter hat<br />

sich Johannes Leitz mit beeindruckenden Qualitäten formiert. <strong>Die</strong> Breuers gewannen<br />

aus ihren Rüdesheimer Steillagen wieder charakterstarke Rieslinge,<br />

allen voran aus dem Berg Schlossberg, der wieder in der Kategorie der besten<br />

trockenen Rieslinge Deutschlands landete. Gunter Künstler bescherte erneut<br />

eine bärenstarke Kollektion, mit der er den letztjährigen Aufstieg eindrucksvoll<br />

bestätigte. <strong>Die</strong> stärksten Weine von den Drei-Trauben-Gütern zeigte Kühn.<br />

Noch nie hat die <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> Redaktion im Rheingau eine solche Phalanx an<br />

großartigen Rotweinen verkostet wie aus dem Jahr 2009. Allen voran präsentierte<br />

der Rotweinpapst Kesseler exzellente Tropfen mit einer unverkennbaren Lagentypizität<br />

aus Assmannshausen und Rüdesheim. Doch auch die Rotweinspezialisten<br />

aus dem Drei-Trauben-Bereich wie die Domäne Assmanshausen, das<br />

Weingut Krone sowie Robert König konnten überzeugen.<br />

Neu in der Drei-Trauben-Klasse ist das Weingut Ress in Hattenheim, das eine<br />

rundum überzeugende Leistung bot. Bei den Zwei-Trauben-Betrieben präsentierten<br />

Langwerth von Simmern, August Eser und Corvers-Kauter die stärksten<br />

Kollektionen. Mit Allendorf und Abel schafften gleich zwei Güter aus Oestrich-<br />

Winkel den Aufstieg in die Zwei-Trauben-Klasse. Ebenso wie Chat Sauvage, das<br />

sich mit »burgundischen« Pinots als Rotweinspezialist im Rheingau etabliert.<br />

Im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> werden insgesamt 69 Güter und ihre Weine<br />

ausführlich vorgestellt. 16 empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus<br />

dieser Region ab.<br />

Rheinhessen: Keller und Raumland Spitze<br />

Rheinhessen hat den trockenen Weißwein revolutioniert und bietet für Konsumenten<br />

eine große Bandbreite an Silvanern, Weißburgundern, Rieslingen oder<br />

Scheureben zu teils außerordentlich günstigen Preisen. Das ist das Fazit von<br />

Manfred Lüer und dem Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne,<br />

nach umfangreichen Verkostungen.<br />

Dabei zieht sich der Qualitätsanspruch inzwischen wie ein roter Faden quer<br />

durch die gesamte Region: Der Wonnegau, einst Epizentrum der neuen Umwälzungen,<br />

hat keine Vormundschaft mehr. Starke Weine wachsen von Nord nach


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Süd, etwa bei Bingen (Riffel), Appenheim (Bischel, Hofmann, Knewitz), Mainz-<br />

Ebersheim (Eva Vollmer), Saulheim (Landgraf, Thörle), Ingelheim (Bettenheimer),<br />

Gau-Odernheim (Becker Landgraf), Alzey-Heimersheim (Koehler), Nierstein<br />

(Schätzel), Bechtheim (Dreissigacker, Weinreich), Osthofen (May) bis nach Mettenheim<br />

(Sander), Hohen-Sülzen (Battenfeld-Spanier) und Monsheim (Milch).<br />

Tatsächlich gibt es Weine aus 2010 in Rheinhessen, die mit außergewöhnlich<br />

hohen Extrakten und einer rassigen, festen Säure ihren Vorgängern überlegen<br />

sind. Bei den rest- und edelsüßen Rieslingen etwa kelterte Klaus-Peter Keller ein<br />

atemberaubendes Füllhorn an Spitzenweinen. Der Bogen reicht von der mineralisch-kühlen,<br />

feinen Spätlese aus dem Pettenthal bis zur grandiosen Essenz<br />

einer Trockenbeerenauslese Goldkapsel aus der Westhofener Abtserde: Ein<br />

Meisterwerk, das ein Menschenleben überdauern wird – und von der Redaktion<br />

auf Anhieb die Traumnote 100 bekam.<br />

Aber natürlich ließ es Klaus-Peter Keller mit dem besten edelsüßen Riesling des<br />

Jahrgangs nicht bewenden. Sein »Großes Gewächs« aus dem Westhofener Morstein<br />

ist der beste trockene Riesling des Jahrgangs in Deutschland – und mit 95<br />

Punkten auch der am höchsten bewertete. Mit einem Punkt weniger ergatterte<br />

der »G-Max« auch noch den vierten Platz in der Hitliste. Nur zwei Plätze dahinter<br />

steht ein weiterer beeindruckender trockener Rheinhesse, ebenfalls aus dem<br />

Westhofener Morstein, ebenfalls ein »Großes Gewächs«: Philipp Wittmann<br />

überzeugte mit diesem Ausnahmewein auf der diesjährigen Bundesfinalprobe.<br />

Mit Kellers fulminantem Auftritt konnte beim Finale nur ein Betrieb aus Rheinhessen<br />

mithalten: das Sekthaus Raumland, auch in Flörsheim-Dalsheim zuhause.<br />

Gleich drei Sekte von diesem Ausnahme-Betrieb schafften den Sprung in die<br />

Top Ten der besten Winzersekte des Landes. <strong>Die</strong> Plätze eins, drei und fünf gingen<br />

an Raumland. An der Spitze steht der 2001 »MonRose« Brut, ein Sekt, der<br />

sogar die kritischen Verkoster auf der Finalprobe ins Schwärmen brachte: »Verführerischer<br />

Duft von Brioche, Herbstblättern und Buttercremetorte, behauptet<br />

sich spielend zwischen Prestige-Champagnern, einer der besten jemals in<br />

Deutschland produzierten Sekte«.<br />

Gleich vier Güter schafften den Sprung in die Zwei-Trauben-Riege: Neben Braunewell<br />

aus Essenheim, Koehler in Alzey-Heimersheim, Landgraf in Saulheim<br />

auch Eva Vollmer in Mainz-Ebersheim. <strong>Die</strong> Redaktion begrüßt sieben Neulinge<br />

(und alte Bekannte) in der Ein-Trauben-Klasse: Bürgermeister Carl Koch Erben in<br />

Oppenheim, Müller-Dr. Becker in Flörsheim-Dalsheim, Jakob Neumer in Uelversheim,<br />

den Rappenhof in Alsheim, Arno Schröder aus Wahlheim, Wagner aus<br />

Essenheim sowie Weinreich in Bechtheim.<br />

Insgesamt 94 Trauben-Betriebe in Rheinhessen werden ausführlich beschrieben.<br />

66 weitere sind als empfehlenswert eingestuft, darunter einige Neulinge.<br />

Saale-Unstrut: Vermehrt Kabinettweine erzeugt<br />

Im Jahr 2010 wurden an Saale und Unstrut kaum Spätlese-Qualitäten eingefahren.<br />

Dafür präsentieren die Winzer vermehrt Kabinett-Weine. Einige Erzeuger<br />

setzten auf kompromisslos trockene Weine, andere pufferten die hohen Säurewerte<br />

durch mehr Restzucker ab. »Positiver Nebeneffekt sind eher niedrige Alkoholwerte<br />

bei den Weißweinen. Behutsames Entsäuern zum richtigen Zeitpunkt<br />

brachte die besten Ergebnisse«, hat Matthias Dathan zusammen mit dem<br />

Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne, bei zahlreichen Verkostungen<br />

festgestellt.


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<strong>Die</strong> beste Kollektion kam erneut vom Weingut Pawis, das nun schon seit Jahren<br />

an der Spitze steht. Doch auch hier gab es in 2010 nur sehr wenig Wein. <strong>Die</strong><br />

Weine von Uwe Lützkendorf zeigen eine mineralische Ausprägung, wie sie im<br />

Gebiet sonst nur sehr selten zu finden ist. Auf ähnlich hohem Niveau bewegt<br />

sich André Gussek aus Naumburg. Seine Weine aus Alten Reben überzeugen<br />

jedes Jahr und die Rotweine bilden wieder die Regionsspitze, auch wenn die<br />

2009er schlanker ausfallen.<br />

Das Weingut Zahn hat sich in den letzten beiden Jahren sehr positiv entwickelt.<br />

Dafür gibt es von der Redaktion die erste Traube. <strong>Die</strong> erste Kollektion kam vom<br />

Weinhaus zu Weimar, einer Gründung des Prinzen zur Lippe aus Sachsen. Östlich<br />

von Weimar hat er Reben auf über 35 Hektar historischer Flächen gepflanzt.<br />

Eine neue Betriebsstätte wird noch durch ein Kellergebäude erweitert.<br />

<strong>Die</strong> meisten Winzer an Saale und Unstrut haben in den letzten Jahren viel investiert.<br />

So wurden auch neue Weinberge angelegt, flächenmäßig rangiert das Gebiet<br />

jetzt sogar vor der Ahr. <strong>Die</strong> Nachfrage nach den Weinen ist stärker denn je.<br />

Insgesamt neun Erzeuger wurden mit Trauben ausgezeichnet. Weitere sechs<br />

Betriebe halten die Autoren für empfehlenswert.<br />

Sachsen: Von 2010 gibt es kaum Basisweine<br />

Der Weinbau in Sachsen erlebte in den letzten Jahren zwar eine Renaissance,<br />

doch nur der Jahrgang 2008 füllte zuletzt die Keller. 2009 reduzierte Frost die<br />

Mengen erheblich, 2010 hatten die Winzer vor allem mit Fäulnisproblemen und<br />

zu hoher Säure zu kämpfen – und am Ende erneut erhebliche Mengeneinbußen<br />

zu verzeichnen. Selbst bei großen Weingütern gab es nur wenig Basisweine aus<br />

Müller Thurgau oder Goldriesling.<br />

<strong>Die</strong> 2010er Weine können sehr unterschiedlich ausfallen. Viele Weine zeigen<br />

Spuren unbeherrschten Einsatzes von Entsäuerung, andere Weine wurden sogar<br />

in ihrer hohen Säure belassen. Gut war der Jahrgang aber für den Traminer, der<br />

oft eine eher untypische Frische und Säure aufweist. <strong>Die</strong> 2009er Rotweine haben<br />

eine gute Struktur, sie animieren zum Trinken. Das haben Matthias Dathan<br />

und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne, in zahlreichen<br />

Verkostungen ermittelt.<br />

<strong>Die</strong> größeren Weingüter kamen mit den Problemen in 2010 noch am besten zurecht.<br />

<strong>Die</strong> besten Weine stellten Proschwitz und Schloss Wackerbarth vor. Nur<br />

wenige kleinere Betriebe können da mithalten, am ehesten noch Klaus Zimmerling,<br />

Martin Schwarz und Friedrich Aust.<br />

Erwähnenswert ist die Verbesserung der Weinqualität der Genossenschaft in<br />

Meißen. Mit über 150 Hektar deckt die Kooperative einen großen Teil der Gesamtfläche<br />

ab. Ansonsten bleibt weiterhin die kleine Schar an qualitätsorientierten<br />

Weingütern, die ihre Weine auch überregional erfolgreich vermarkten.<br />

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Kleinbetrieben, die den regionalen<br />

Markt bedienen oder ihre Weine im hauseigenen Gutsausschank an den Gast<br />

bringen.<br />

Es sind ingesamt acht Güter, die in Sachsen mit einer oder mehr Trauben ausgezeichnet<br />

wurden. Hinzu kommen noch fünf empfehlenswerte Betriebe.


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Württemberg: Weingärtner Cleebronn-Güglingen »Entdeckung des Jahres«<br />

<strong>Die</strong> Weingärtner in Cleebronn-Güglingen sind die »Entdeckung des Jahres« im<br />

<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> <strong>2012</strong>. Es ist absolut vorbildlich, mit wie viel Sorgfalt in<br />

dieser immerhin 280 Hektar großen Genossenschaft selbst die »kleinen« Weine<br />

erzeugt werden. In der Mittelklasse ragen Lemberger und Spätburgunder mit<br />

tollem Preis-Genuss-Verhältnis hervor, doch auch die 2010er Weißweine können<br />

gefallen. Und in der Rotwein-Spitzenklasse kann man locker mit den »Großen<br />

Gewächsen« der Region mithalten. »Wir sind beeindruckt, wie konsequent sich<br />

hier ein neues Qualitätsbewusstsein durchgesetzt hat«, loben Frank Kämmer<br />

und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />

Beim Riesling hat sich bei den Verkostungen des Jahrgangs 2010 Ernüchterung<br />

breit gemacht. »Wir wähnten uns in der Gewissheit, dass charmefreie Rieslinge<br />

mit grüner Säure in Württemberg längst überwundene Relikte aus den 1980er<br />

Jahren seien», heißt es in der Redaktion. Doch der Jahrgang 2010 brachte die<br />

Erkenntnis, dass schwäbische Rieslinge, wenn sie denn nicht vollständig ausreifen<br />

können, schnell in eine herbe Rustikalität verfallen.<br />

Der Sauvignon Blanc hat als Global Player nun auch eine interessante Nische in<br />

Württemberg besetzt. <strong>Die</strong> Verkoster waren verblüfft, wie viele Betriebe dieses<br />

Jahr Weine dieser Rebsorte vorgestellt haben, und offensichtlich treffen diese<br />

auf eine rege Nachfrage in der Region – anders lässt sich das teilweise doch<br />

sehr selbstbewusste Preisniveau nicht erklären. Einige zählen auch dieses Jahr<br />

wieder zum Besten, was diese Sorte in Deutschland zu bieten hat. An der Spitze<br />

stehen gleich zwei Weine von Aldinger (drei Sterne und »Ovum«), ein Fellbacher<br />

Lämmler von Heid, sowie zwei weitere Vorzeigestücke von Schnaitmann (drei<br />

Sterne) und Drautz-Able (Hades).<br />

In der Hitliste der Betriebe hat sich vorerst nichts geändert. <strong>Die</strong> beiden Stars aus<br />

Fellbach, Aldinger und Schnaitmann, bleiben unerreicht. Mit aufsteigender Tendenz<br />

reiht sich nun Graf Neipperg in die Spitzengruppe der Drei-Trauben-<br />

Kategorie neben Haidle und Dautel ein. Jürgen Ellwangers Sohn Andreas schafft<br />

den Aufstieg in die Klasse der Ein-Trauben-Betriebe. Bei den Genossenschaften,<br />

die hier rund drei Viertel der Ernte verarbeiten, bestätigt die Weinmanufaktur<br />

Untertürkheim souverän ihre Stellung als beste Kooperative Deutschlands.<br />

<strong>Die</strong> Autoren stellen die 40 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt<br />

ihren Weinen vor und geben 27 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten<br />

und auch preiswerten Weinen führen.<br />

<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> Deutschland <strong>2012</strong><br />

19. Jahrgang, 914 Seiten, Euro 29,95<br />

ISBN 978-3-86244-077-1, Christian Verlag, München<br />

Neu: <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> <strong>2012</strong> als App fürs iPhone, Euro 7,99<br />

<strong>Die</strong> App enthält den gesamten Inhalt der Buchausgabe und bietet zusätzlich<br />

Funktionen zur Suche, Anfahrt und direkten Anwahl von Weingütern sowie ausführliche<br />

Informationen zu den Weinen.<br />

Der Text ist zum Abdruck freigegeben.<br />

Bitte beachten Sie die Sperrfrist: <strong>Die</strong>nstag, 8. November 2011, 14 Uhr<br />

Text und Cover können heruntergeladen werden unter www.gaultmillau.de oder<br />

www.christian-verlag.de. Belegexemplar wird erbeten.

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