Gault Millau WeinGuide 2012: Die deutschen ... - Gourmet Globe
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<strong>Die</strong> 13 <strong>deutschen</strong> Anbaugebiete im Überblick<br />
Ahr: Schumacher und Sermann-Kreuzberg mit drei Trauben<br />
Eine erfrischende Art und rotfruchtige Aromen wie Sauerkirsche prägen die Stilistik<br />
der ersten probierten Rotweine des Jahrgangs 2010, haben die Fachautoren<br />
des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> bei ihren Verkostungen festgestellt. Wem es<br />
gelang, die teilweise sehr hohe Säure mit zarter Restsüße einzubinden, hat sicherlich<br />
den richtigen Weg gewählt, diesen eher leichgewichtigen Jahrgang zu<br />
interpretieren. Von den gehobenen Qualitäten, die im nächsten Jahr auf den<br />
Markt kommen, erwartet die Redaktion des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> einen eleganten, verspielten<br />
und leichteren Typ im Vergleich zu 2009.<br />
Mit den ausgezeichneten Spätburgunder aus dem Jahrgang 2009 konnten sich<br />
einige Güter stark profilieren. <strong>Die</strong> Kollektion von Paul Schumacher geriet so<br />
überzeugend, dass die dritte Traube Pflicht war. Sein Kräuterberg gehört in<br />
2009 zum Feinsten, was die Ahr zu bieten hat. Auch das Gut Sermann-Kreuzberg<br />
in Altenahr hat den Aufstieg in die Drei-Trauben-Klasse verdient, stellt die Redaktion<br />
fest. Vom Brot- und Butterwein bis zur Spitze ist jeder Wein eine Empfehlung<br />
wert. Auf Tuchfühlung mit dem Spitzenquartett gehen die Weingüter<br />
Burggarten und Kreuzberg.<br />
Zu den Zwei-Trauben-Betrieben hat sich Erwin Riske vorgearbeitet. Das Gut von<br />
Hans-Joachim Brogsitter erhält zwei rote Trauben, nicht nur für die feinen<br />
2010er, sondern auch für die Steigerung des Gesamtniveaus der vergangenen<br />
Jahrgänge. Mit je einer Traube ausgezeichnet wurden die Güter Kurth und<br />
Gebrüder Bertram. <strong>Die</strong> Kellerei Franz Sebastian aus Rech gehört jetzt mit einem<br />
soliden Sortiment zu den empfehlenswerten Betrieben, befinden Christoph<br />
Dirksen und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />
Das Spitzenquartett, das die Ahr anführt, ist unangefochten: Adeneuer, Deutzerhof,<br />
Meyer-Näkel und Jean Stodden. <strong>Die</strong> Güte des 2009er Jahrgangs kommt<br />
auch in den Spitzenreiter-Listen der besten zehn Spätburgunder des Jahrgangs<br />
zum Ausdruck. Gleich zwei Ahrweine schafften den Sprung: Das »Große Gewächs«<br />
aus der Walporzheimer Gärkammer von Adeneuer und die Goldkapsel<br />
von Stodden.<br />
Insgesamt 22 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen,<br />
sechs weitere sind empfehlenswert.<br />
Baden: 2010er Grauburgunder die ganz großen Gewinner<br />
Der Ausnahmejahrgang 2009 hatte mit perfekt ausgereiftem Lesegut die<br />
allergrößten Erwartungen ausgelöst. <strong>Die</strong> <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> Redaktion hat die<br />
sagenumwobenen Spätburgunder probiert und festgestellt, dass sie nicht ganz<br />
so sortentypisch und fein wie die Pinot Noirs aus dem sehr guten Vorjahr 2008<br />
sind, eher kraftvoll mit viel Tiefgang und noch kaum entwickeltem Bouquet. <strong>Die</strong><br />
Weine machen neugierig auf das, was die Flaschenreife noch bringen wird. <strong>Die</strong><br />
Fülle und die reifen Tannine verführen schon zum baldigen Trinkgenuss, doch<br />
werden jene belohnt, die den besten Vertretern dieses langlebigen Jahrgangs<br />
noch ein paar Jahre Ruhe gönnen, finden Otto Geisel und der Chefredakteur des<br />
<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.
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Ganz großes Trinkvergnügen dagegen bieten sofort die feinnervigen, diesmal<br />
nicht ganz so opulent wie gewohnt ausfallenden Grauburgunder des Jahrgangs<br />
2010. <strong>Die</strong>se Rebsorte, der es häufig an Säure mangelt, ist der ganz große Gewinner<br />
des eher schlanken und säurebetonten Jahrganges 2010, hat die Redaktion<br />
bei ihren zahlreichen Verkostungen ermittelt. Das Nachsehen haben ein<br />
wenig die Weißburgunder und Rieslinge, weshalb die Bewertungen im Vergleich<br />
zu den letzten drei Jahren etwas weniger hoch ausfallen.<br />
Schöne Entdeckungen gibt es wieder bei vielen Genossenschaften mit feingliedrigen<br />
Weißweinen (Auggen), ausdrucksstarken Rotweinen (Sasbach) und mit<br />
besonders gut gelungenen edelsüßen Raritäten (Durbach). Fündig kann der<br />
Weinfreund auch bei den empfehlenswerten Betrieben werden, zumal hier oft<br />
ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis herrscht.<br />
Viel Bewegung gibt es in diesem Jahr bei den Trauben-Betrieben. Junge Güter<br />
mit neuen Konzepten drängen nach vorne und konkurrieren sehr selbstbewusst<br />
mit den etablierten Betrieben um die Gunst der Weinfreunde, berichten Geisel<br />
und Payne. Stellvertretend hierfür steht der bekennende Markgräfler Hanspeter<br />
Ziereisen. Mit einem markant kompromisslosen Stil sind seine Gewächse an<br />
Charakter derzeit wohl kaum zu übertreffen. Auf drei Trauben stieg Heinrich<br />
Männle aus Durbach auf, sympathischer Spezialist für im Holzfass gereifte<br />
Spätburgunder, die oft erst nach Jahren auf die Flasche gezogen werden. Gleich<br />
sieben Betriebe dürfen sich nunmehr mit zwei Trauben schmücken. Dazu bereichern<br />
neun Neulinge die Traubenriege.<br />
Bernhard Huber rangiert nach wie vor mit fünf Trauben alleine an der Gebietsspitze.<br />
Der Malterdinger punktete bei den Spitzenreitern gleich zweimal doppelt.<br />
Zum einen gelang es ihm, zwei Sekte unter die besten zehn aus ganz<br />
Deutschland zu platzieren (2005 Hecklinger Schlossberg Brut nature Rosé und<br />
2005 Pinot Brut). In seiner Paradedisziplin, dem Spätburgunder, gehören der<br />
Wildenstein und der Hecklinger Schlossberg zu den besten fünf des Jahrgangs<br />
2009. Zweimal schafft Bercher den Sprung in die Top Ten: mit einem Spätburgunder<br />
und einem Grauburgunder, beide aus dem Burkheimer Feuerberg.<br />
Insgesamt werden im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> 93 Erzeuger aus Baden<br />
ausführlich dargestellt, weitere 39 Betriebe gelten als empfehlenswert.<br />
Franken: Auch in 2010 die besten Silvaner Deutschlands<br />
Nach einem ausgezeichneten Silvaner-Jahrgang in 2009 stehen die 2010er in<br />
der Qualität kaum nach. Vor allem Winzer, die die letzten 14 Oktobertage für die<br />
Lese nutzten, wurden mit hohen Mostgewichten überrascht, berichten Rudolf<br />
Knoll und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne. Insgesamt<br />
registrierte die Redaktion ein ausgezeichnetes, gleichmäßiges Niveau. Gegenüber<br />
dem hoch eingeschätzten Jahrgang 2009 gibt es allenfalls Abstriche bei<br />
der »Gewichtsklasse« zu machen. Weißweine mit deutlich mehr als 13 Volumenprozent<br />
Alkohol waren selten. <strong>Die</strong> spielerische Leichtigkeit vieler Silvaner<br />
und Rieslinge sorgt für Trinkvergnügen.<br />
<strong>Die</strong> besten Silvaner des Jahrgangs, die zugleich die besten in ganz Deutschland<br />
sind, stammen gleich zweimal vom Würzburger Juliusspital (Würzburger Stein<br />
und Iphöfer Julius-Echter-Berg). Doch auch das Iphofener Gut Wirsching kann<br />
einen Doppelschlag landen: mit Silvaner aus dem Julius-Echter-Berg und dem<br />
Kronsberg. Zweifache Erwähnung auch für Rainer Sauer (Escherndorfer Lump<br />
und »Freiraum«) sowie für Horst Sauer (Escherndorfer Lump und »Sehnsucht«).
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Schmitts Kinder, Fürst Löwenstein und das Würzburger Bürgerspital komplettieren<br />
die Liste der besten Silvaner des Jahrgangs 2010.<br />
An der Spitze im Gebiet steht nach wie vor ein Quartett, wobei Fürst (Bürgstadt)<br />
die Nase leicht vorn hat. Horst Sauer, Fürst Castell und das Juliusspital runden<br />
die führende Riege ab. Eine Stufe weiter unten machten die Weine von Rainer<br />
Sauer und von Graf von Schönborn auf breiter Front besonders viel Spaß. Der<br />
Staatliche Hofkeller in Würzburg hat sich ebenso behauptet wie die letztjährigen<br />
Mitaufsteiger Egon Schäffer, Glaser-Himmelstoß und Dr. Heigel.<br />
Ansonsten gab es wenig Bewegung in der Hierarchie der Traubenbetriebe. Einzig<br />
die Zwei-Trauben-Klasse erhielt Zuwachs: Christian Stahl aus Auernhofen am<br />
Rande des Taubertals präsentierte eine überzeugende Kollektion. Neu unter den<br />
Traubenbetrieben ist Christine Pröstler aus Retzbach.<br />
Insgesamt werden 68 Güter und ihre Weine im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong><br />
ausführlich vorgestellt, 26 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der<br />
empfehlenswerten Betriebe.<br />
Hessische Bergstraße: <strong>Die</strong> Bergsträßer Winzer steigen auf<br />
Das lange Hängenlassen der Trauben bescherte den Bergsträßer Weinen des<br />
Jahrgangs 2010 oft eine frappante Aromendichte. Doch nur wenige Weine sind<br />
dicht, lang, zeigen eine wunderbare Frucht und eine reife Säure. Im führenden<br />
Weingut Simon-Bürkle muss man nach solchen Weinen nicht lange suchen. Und<br />
die Bergsträßer Winzergenossenschaft darf sich dank ihrer konstant guten Leistungen<br />
künftig in der Zwei-Trauben-Riege beweisen.<br />
Einen positiven Trend verzeichnet auch das Hessische Staatsweingut: <strong>Die</strong> Domäne<br />
Bergstraße hat Fortschritte gemacht. Das Weingut Edling kam mit den<br />
2010ern gut zurecht und tischte eine Kollektion guten Niveaus auf. <strong>Die</strong> bemerkenswerten<br />
Rotweine von Hanno Rothweiler werden von einer erfreulichen<br />
Weißweinkollektion ergänzt. Auch die Odenwälder Winzergenossenschaft konnte<br />
die Erwartungen weitgehend erfüllen. Als sichere Bank erwies sich einmal<br />
mehr das Weingut Brücke-Ohl. Und es gibt zwei Neulinge: das Weingut Weinfieber<br />
und die Weinmanufaktur Montana.<br />
Wegen der geringen Erntemenge wird es sicherlich zu Engpässen kommen. Am<br />
besten kommt man in den Genuss der Weine bei einem Vor Ort-Besuch an der<br />
Bergstraße, raten Hans-Wilhelm Apelt und Joel Payne, Chefredakteur des <strong>Gault</strong><br />
<strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, den Weinfreunden.<br />
Vier Traubenbetriebe von der Hessischen Bergstraße sind im neuen <strong>WeinGuide</strong><br />
gelistet, sieben weitere Güter werden als empfehlenswert eingestuft.<br />
Mittelrhein: Matthias Müller ist »Winzer des Jahres«<br />
Matthias Müller ist vielleicht die größte Konstante in der Region zwischen Bingen<br />
und Bonn. Bereits in den Anfangsjahren des <strong>WeinGuide</strong> war er »Entdeckung<br />
des Jahres«. Fast 15 Jahre später wird seine großartige Arbeit nun mit der höchsten<br />
Auszeichnung belohnt, dem Ehrentitel «Winzer des Jahres«.<br />
Müller hat sich auch diese Ehrung wahrlich verdient, wie die aktuelle Kollektion<br />
zeigt. <strong>Die</strong> 2010er Weine sind durch die Bank von gewohnt hoher Qualität, das
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»Große Gewächs« trägt seinen Namen völlig zu Recht, und auch die anderen<br />
Spitzengewächse, die den Zusatz »MM« tragen, sind wieder beeindruckend<br />
gelungen, etwa der feinherbe Mandelstein, der wieder einmal zu den besten<br />
zehn des Jahrgangs gehört. »Müller ist auf Top-Ten-Weine in dieser Kategorie<br />
quasi abonniert, jedes Jahr sind Weine von ihm ganz vorn dabei. Der hochklassige<br />
feinherbe Riesling ist so etwas wie ein Markenzeichen Müllers geworden«,<br />
freuen sich Peter Gebler und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel<br />
Payne.<br />
2010 war kein leichter Jahrgang – ein Anbaugebiet, das sich so stark auf den<br />
Riesling stützt, wird naturgemäß von einem solch säurereichen Jahrgang stark<br />
tangiert. Oft kamen Trauben in die Keller, die sich zunächst gar nicht für trockene<br />
Spitzenweine eigneten. <strong>Die</strong> Erntemenge war klein – Rückgänge gegenüber<br />
einem normalen Jahr von 30 bis 50 Prozent wurden gemeldet. Wer den Mut hatte,<br />
mehr restsüße Weine zu produzieren, lag richtig, meint die Redaktion. Bei<br />
den edelsüßen Weinen ist es ohnehin klar, dass die Säure ein gutes Rückgrat für<br />
langlebige Weine bietet, in dieser Kategorie wurden einige Prachtexemplare<br />
verkostet.<br />
In der Hierarchie der besten Mittelrhein-Betriebe hat es kaum Veränderungen<br />
gegeben. In dem schwierigen Jahr 2010 hat sich gezeigt, dass die bekannten<br />
Könner auch in diesem Jahr ihre Aufgabe erfolgreich gemeistert haben. Bei den<br />
Vier-Trauben-Betrieben kommen die Weine weiterhin vom Bopparder Hamm,<br />
Matthias Müller hatte bei den trockenen Weinen die Nase vorn, und Florian<br />
Weingart hat im edelsüßen Bereich die Spitze geliefert. Das Verfolgerduo sind<br />
nach wie vor Jost und Ratzenberger aus Bacharach. <strong>Die</strong> Redaktion des <strong>WeinGuide</strong><br />
nahm einen neuen Betrieb mit einer Traube auf: das Weingut Sebastian<br />
Schneider in Bad Hönningen.<br />
Das romantische Mittelrheintal, von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben,<br />
bleibt fest in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, von<br />
denen der neue <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> 18 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu<br />
kommen weitere acht empfehlenswerte Betriebe.<br />
Mosel: Egon Müller erzeugt die »Kollektion des Jahres«<br />
Als im Herbst 2010 noch Trauben an den Stöcken hingen, hatten viele Auguren<br />
den Jahrgang bereits in Bausch und Bogen verdammt. Richtig ist, dass Glanz<br />
und Elend in einem Jahr wohl selten so nahe beieinander lagen. »Zwischen göttlich<br />
und grausam pendelten die Eindrücke unserer ausgedehnten Verkostungen.<br />
Eine Vielzahl enttäuschender Weine wurde gefüllt, auf der einen Seite. Aber es<br />
entstanden auch Auslesen, die besser kaum sein könnten, echte Weltklasse<br />
eben«, sagen Dr. Peter Henk und Dr. Eckhard Kiefer sowie der Chefredakteur des<br />
<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />
Einer derjenigen, die solche Ausnahme-Rieslinge auf die Flaschen brachten, ist<br />
Egon Müller vom legendären Scharzhof an der Saar. Dem Traditionsgut ist es mit<br />
den 2010ern gelungen, solch großen Jahrgängen wie 2003 und 2005 einen<br />
ebenbürtigen Konkurrenten an die Seite zu stellen. <strong>Die</strong> Titel »Beste Riesling<br />
Spätlese« (sensationelle 96 Punkte) und »Beste Riesling Auslese« (98 Punkte)<br />
sowie eine mit 100 Punkten geadelte Trockenbeerenauslese sind die Glanzpunkte<br />
eines grandiosen Sortiments aus dem Scharzhofberg – der »Kollektion des<br />
Jahres«!
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Ein Jahr wie 2010 bringt es mit sich, dass unterschiedlichste Interpretationen<br />
des Auslese-Stils vorgestellt werden. Zwischen den einzelnen Weinen können<br />
Mostgewichtsunterschiede von bis zu 50 Grad Öchsle und mehr liegen. <strong>Die</strong> ganze<br />
Bandbreite von klassisch-elegant bis zu opulenter, edelsüßer Fülle wird abgedeckt.<br />
Das herausragende Beispiel hierfür ist die Brauneberger Juffer-<br />
Sonnenuhr Auslese Lange Goldkapsel des Weinguts Fritz Haag, ein großer edelsüßer<br />
Wein. <strong>Die</strong>se Perfektion würdigt der <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> mit 100 Punkten!<br />
Wirklich herausragende trockene und feinherbe Rieslinge muss man in 2010<br />
schon mit der Lupe suchen. Bei der unvermeidlichen Entsäuerung wurde selten<br />
das rechte Maß getroffen. Viele dieser Rieslinge zeigen eine beachtliche Konzentration,<br />
wirken aber fast leblos oder weisen krautige Noten auf. Dass es auch<br />
anders ging, belegen die kraftvollen »Großen Gewächse« von Kesselstatt,<br />
Grans-Fassian und Loosen sowie Markus Molitors Klassiker aus der Zeltingen<br />
Sonnenuhr. Von dort stammt auch der beste Kabinett des Jahrgangs: ein saftigkonzentriertes<br />
Molitor-Meisterstück.<br />
<strong>Die</strong> Saar hat diesmal durchweg die Nase vorn. <strong>Die</strong> herrlich animierende feinherbe<br />
Spätlese des Hauses von Hövel aus dem Scharzhofberg ist der Siegerwein<br />
des Jahres in der Kategorie der feinherben Rieslinge. Prachtvolle Sortimente<br />
stellten auch Lauer, der Urbans-Hof sowie Zilliken und an der Ruwer Maximin<br />
Grünhaus vor. <strong>Die</strong>ses altrenommierte Gut der Familie von Schubert hat die letztjährige<br />
Aufstufung in vollem Umfang bestätigt und scheint auf dem Weg zu noch<br />
höheren Leistungen zu sein.<br />
An der Mittelmosel sind einige sehr feine Spätlesen entstanden. In der Regel<br />
weisen diese Weine Restzuckergehalte wie gute Auslesen auf. Doch die prägnante<br />
Säure des Jahrgangs gibt ihnen belebendes Spiel. An erster Stelle sind<br />
hier Theo Haarts Ohligsberg und die Wehlener Sonnenuhr Versteigerung von J. J.<br />
Prüm zu nennen.<br />
Kein anderes Anbaugebiet verfügt über eine solche Phalanx an Spitzen-<br />
Weingütern wie die Mosel. Fritz Haag, Egon Müller und Joh. Jos. Prüm bilden das<br />
Triumvirat der weltbesten Weinerzeuger an der Gebietsspitze. Ihm folgt ein Dutzend<br />
Weingüter mit vier Trauben. In keiner anderen Region ist das Mittelfeld im<br />
Traubenbereich so stark wie an Mosel, Saar und Ruwer.<br />
Über drei Trauben darf sich das Weingut Ansgar Clüsserath freuen. In die Zwei-<br />
Trauben-Riege sind aufgestiegen Frank Brohl, Falkensteiner Hof, Immich und<br />
Günther Steinmetz. Lang ist die Liste der neuen Ein-Trauben-Güter mit insgesamt<br />
12 Aufsteigern, so viele wie in keinem anderen Gebiet.<br />
Insgesamt 134 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und<br />
Ruwer ausführlich besprochen, so viele wie in keiner anderen <strong>deutschen</strong> Weinregion.<br />
Hinzu kommen 64 als empfehlenswert eingestufte Güter.<br />
Nahe: Jakob Schneider und Hermannsberg bärenstark<br />
Das Weingut Schäfer-Fröhlich hat im Jahrgang 2010 am besten gearbeitet und<br />
die stärkste Kollektion an der Nahe vorgestellt, gefolgt von den filigranen Glanzstücken<br />
Emrich-Schönlebers und den in sich ruhenden Preziosen Helmut Dönnhoffs.<br />
Beim Schlossgut <strong>Die</strong>l wirken die trockenen Weine filigran und mineralisch<br />
wie nie zuvor und strahlen eine ganz eigene Faszination aus.
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<strong>Die</strong> Überraschung des Jahres aber stammt von der Mittleren Nahe: <strong>Die</strong> Formkurve<br />
des Weinguts Jakob Schneider aus Niederhausen weist seit Jahren steil nach<br />
oben. Sowohl bei den trockenen wie bei den edelsüßen 2010er Rieslingen wurden<br />
die Feinheiten der Weine aus den Weinbergen Hermannshöhle, Dellchen,<br />
Klamm und Felsensteyer beeindruckend herausgearbeitet, lautet das Fazit von<br />
Carsten Henn und Joel Payne, Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>.<br />
Mit gigantischen Schritten nähert sich das Gut Hermannsberg der Gebietsspitze<br />
– die 2010er Kollektion ist hier sogar noch stärker als die 2009er. Der körperreich-massive<br />
Stil bringt eine ganz neue Farbe in die Weinwelt der Nahe. Christian<br />
Bamberger aus Bad Sobernheim erhält dank modern vinifizierter Weißweine<br />
und üppiger Roter die erste Traube. Das trifft auch auf Steffen Montigny zu, der<br />
nun ein eigenes Weingut in Bretzenheim führt. Weingenießer finden dort übrigens<br />
auch Tropfen aus Schleswig-Holstein, wo Montigny auf zwei Hektar Reben<br />
anpflanzte. Auch das Weingut Clemens Honrath in Langenlonsheim hat sich die<br />
erste Traube verdient.<br />
Fielen beim 2009er Jahrgang, den manche Nahe-Winzer für einen der besten<br />
ihrer Karriere halten, viele weiße Burgunder für die Region untypisch muskulös<br />
aus, zeigen sie 2010 wieder eine rassige Säure. Neben den Windesheimer Betrieben<br />
wie Lindenhof, Poss und Gebrüder Kauer präsentierten auch die Klostermühle<br />
und das Weingut von Sascha Montigny in Laubenheim starke Tropfen,<br />
wobei die Grauburgunder fast immer die Nase vorn haben.<br />
Einige Weine konnten Nahegüter in diesem Jahr auch wieder in den bundes<strong>deutschen</strong><br />
Spitzenreiter-Listen platzieren. <strong>Die</strong> meisten Nennungen erzielte erneut<br />
das Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau. Bei den Riesling Spätlesen<br />
landeten gleich zwei Weine von Tim Fröhlich in den Top Ten: aus der Hauslage<br />
Bockenauer Felseneck, einmal mit und einmal ohne Goldkapsel. Beide Weine<br />
erzielten starke 93 Punkte. Mit einem Riesling schnitt Fröhlich auch bei den Kabinetten<br />
erfolgreich ab.<br />
Übertrumpft wurde er in dieser Kategorie aber von Altmeister Helmut Dönnhoff,<br />
der seinen Kabinett aus dem Oberhäuser Leistenberg unter den besten sechs<br />
platzieren konnte – und damit als einziger die Phalanx der starken Moselweine<br />
durchbrach. Einen Doppelschlag landete Werner Schönleber: Sein halbtrockener<br />
Halenberg verpasste mit dem hervorragenden Platz zwei nur knapp den Sieg<br />
in der Kategorie Riesling feinherb, und sein Eiswein Goldkapsel aus gleicher<br />
Lage räumte bei den Edelsüßen satte 98 Punkte ab!<br />
Insgesamt 42 Betriebe haben die Autoren ausführlich mit Weinbewertungen<br />
beschrieben; 21 weitere werden empfohlen.<br />
Pfalz: Von Winning ist der »Aufsteiger des Jahres«<br />
Das Deidesheimer Weingut von Winning – Dr. Deinhard mit seinem Geschäftsführer<br />
Stephan Attmann ist »Aufsteiger des Jahres <strong>2012</strong>«. »Was wir an trockenen<br />
Weinen verkosteten gehörte zum Besten des Jahres in der Pfalz. <strong>Die</strong> Kabinettweine<br />
sind mustergültige Beispiele für Lagentypizität. Es ist vor allem die brillante<br />
Finesse und die feinsalzige Mineralität der Rieslinge, die uns begeistern«,<br />
lautet das Urteil von Jürgen Mathäß, Matthias Mangold und dem Chefredakteur<br />
des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne. Eine außergewöhnliche Reihe von<br />
sechs »Großen Gewächsen«, von denen die besten ganz vorne mitspielen, ergeben<br />
ein beeindruckendes Gesamtbild.
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Während 2009 die Rieslinge der Pfalz wieder etwas kraftvoller ausfielen, gingen<br />
die 2010er noch stärker in die schlanke, säurebetonte Richtung. Da nicht jedes<br />
Weingut dies zur Harmonie brachte, konnte man sowohl unnatürlich entsäuerte<br />
wie aggressiv saure Weine verkosten, allerdings auch hervorragende, filigrane<br />
und lebendige Weine im allerschönsten Rieslingstil. Neben der erneut beeindruckenden<br />
Riesling-Phalanx von Bürklin-Wolf an der Spitze gab es vor allem bei<br />
Mosbacher, Kranz, Pfeffingen, von Winning, Bassermann-Jordan und Rebholz<br />
gleich mehrere großartige Beispiele, dazu aber auch eine Reihe hervorragender<br />
einzelner Weine anderer Erzeuger.<br />
2009 bescherte den Winzern großartige Möglichkeiten, überdurchschnittliche<br />
Rotweine zu keltern. Der Schweigener Fritz Becker ist zwar nach wie vor unerreicht<br />
auf diesem Segment. Doch die Zahl der hervorragenden Spätburgunder<br />
stieg 2009 nicht nur aufgrund guter Witterung, sondern weil vermehrt Kellermeister<br />
an Stil und Qualität dieser Sorte arbeiten. Neben seit Jahren stabilen<br />
Spitzenerzeugern wie Wehrheim, Bernhart, Rebholz, Knipser oder Philipp Kuhn<br />
erreichen nun auch Weingüter Top-Bewertungen, die mit großen Spätburgundern<br />
bisher weniger aufgefallen waren. Dazu gehören beispielsweise Bernhard<br />
Koch, der Wilhelmshof, der Hirschhorner Hof oder das Freinsheimer Weingut<br />
Rings, das insgesamt eines der spektakulärsten Sortimente verschiedener Rebsorten<br />
vorstellen konnte.<br />
Für edelsüße Weine war 2010 kein besonders geeigneter Jahrgang. Umso erstaunlicher<br />
sind einige Spitzenleistungen, bei denen fast alles zusammenpasste<br />
– weithin überragt von einer schier unglaublichen Scheurebe Trockenbeerenauslese<br />
des Weinguts Dengler-Seyler mit sensationellen 97 Punkten.<br />
Bei der Bundesfinalprobe räumte die Pfalz regelrecht ab. Insgesamt 25 Weine<br />
landeten in den trockenen Kategorien unter den jeweils zehn Besten des Landes.<br />
Etliche Mehrfachnennungen sind darunter. Hansjörg Rebholz schaffte den<br />
Sprung gleich viermal. Sein Pinot-Sekt belegte Rang zwei, bei den weißen Burgundersorten<br />
gingen die Plätze zwei und drei an den Siebeldinger Winzer, und<br />
auch sein trockener Riesling aus dem Kastanienbusch rangiert ganz vorne.<br />
Friedrich Becker aus Schweigen stellt den Rotwein des Jahres, ein weiterer<br />
Spätburgunder gehört zu den besten vier im Lande. Dazu kommt sein Grauburgunder<br />
»Kalkmergel« in den Top Ten der weißen Burgundersorten.<br />
Drei Spitzenplätze kann auch das Weingut Knipser in Laumersheim vorweisen.<br />
Gleich zwei Spätburgunder unter den ersten sechs sind dabei, der RdP hat gar<br />
den Sprung auf Rang zwei geschafft. Außerdem stellt Knipser einen der besten<br />
Sauvignon blancs im Lande. In diesem neuen Ranking teilen sich die Pfalz und<br />
Württemberg die oberen Plätze. Erwähnt werden muss noch der Mandelberg<br />
Weißburgunder von Dr. Wehrheim, der wieder einmal seine Kategorie gewinnen<br />
konnte. Mit seinem Chardonnay »Keuper« brachte der Birkweiler Winzer gar<br />
noch einen zweiten Wein unter die besten zehn.<br />
In der Hierarchie der Güter gibt es Bewegungen. Gleich drei Betriebe können<br />
sich über die dritte Traube freuen: Der Süßwein-Spezialist Frey in Essingen, das<br />
Bad Dürkheimer Weingut Egon Schmitt und der Wiederaufsteiger Siegrist in<br />
Leinsweiler. In der Zwei-Trauben-Klasse sind jetzt Jülg, Bernhard Koch und Karl<br />
Schaefer. Gleich sieben neue Betriebe wurden in die Traubenklasse aufgenommen:<br />
Hirschhorner Hof, Andres und Mugler, Braun, Kirchner, Langenwalter, am<br />
Nil und Valentin Ziegler.<br />
Insgesamt zählen die Autoren 91 Erzeuger zu den Traubenbetrieben. Außerdem<br />
werden 46 weitere Betriebe empfohlen.
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Rheingau: Spannende Weiße und grandiose Rote<br />
Der Jahrgang 2010 im Rheingau wird als herausforderndes, aber letztlich besser<br />
als befürchtetes Jahr in die Historie eingehen. Wer spät ernten konnte, profitierte<br />
von dem großartigen Herbstwetter, das für viele Winzer buchstäblich in letzter<br />
Minute das Blatt wendete. Es zeigt sich einmal mehr, dass schwierige Jahre<br />
keine schlechten sein müssen, denn gerade hier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />
»Wir verkosteten rassig-pikante Rieslinge mit schlanker Eleganz, klirrender<br />
Klarheit und einer animierend zupackenden Fruchtsäure«, loben Giuseppe Lauria<br />
und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />
<strong>Die</strong> rest- und edelsüßen Weine werden, wegen des ausgeprägten Spannungsbogens<br />
von Süße und lebendiger Säure, noch in Jahrzehnten begeistern. Eine<br />
weitere positive Seite des Jahrgangs ist der moderate Alkohol. Spitzenrieslinge<br />
mit 12 Volumenprozent Alkohol waren im letzten Jahrzehnt eher selten.<br />
An der Spitze der Region festigt das Weingut Weil mit einer äußerst homogenen<br />
Kollektion mit grandiosen Edelsüßen seine Spitzenstellung. Dicht dahinter hat<br />
sich Johannes Leitz mit beeindruckenden Qualitäten formiert. <strong>Die</strong> Breuers gewannen<br />
aus ihren Rüdesheimer Steillagen wieder charakterstarke Rieslinge,<br />
allen voran aus dem Berg Schlossberg, der wieder in der Kategorie der besten<br />
trockenen Rieslinge Deutschlands landete. Gunter Künstler bescherte erneut<br />
eine bärenstarke Kollektion, mit der er den letztjährigen Aufstieg eindrucksvoll<br />
bestätigte. <strong>Die</strong> stärksten Weine von den Drei-Trauben-Gütern zeigte Kühn.<br />
Noch nie hat die <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> Redaktion im Rheingau eine solche Phalanx an<br />
großartigen Rotweinen verkostet wie aus dem Jahr 2009. Allen voran präsentierte<br />
der Rotweinpapst Kesseler exzellente Tropfen mit einer unverkennbaren Lagentypizität<br />
aus Assmannshausen und Rüdesheim. Doch auch die Rotweinspezialisten<br />
aus dem Drei-Trauben-Bereich wie die Domäne Assmanshausen, das<br />
Weingut Krone sowie Robert König konnten überzeugen.<br />
Neu in der Drei-Trauben-Klasse ist das Weingut Ress in Hattenheim, das eine<br />
rundum überzeugende Leistung bot. Bei den Zwei-Trauben-Betrieben präsentierten<br />
Langwerth von Simmern, August Eser und Corvers-Kauter die stärksten<br />
Kollektionen. Mit Allendorf und Abel schafften gleich zwei Güter aus Oestrich-<br />
Winkel den Aufstieg in die Zwei-Trauben-Klasse. Ebenso wie Chat Sauvage, das<br />
sich mit »burgundischen« Pinots als Rotweinspezialist im Rheingau etabliert.<br />
Im neuen <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> werden insgesamt 69 Güter und ihre Weine<br />
ausführlich vorgestellt. 16 empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus<br />
dieser Region ab.<br />
Rheinhessen: Keller und Raumland Spitze<br />
Rheinhessen hat den trockenen Weißwein revolutioniert und bietet für Konsumenten<br />
eine große Bandbreite an Silvanern, Weißburgundern, Rieslingen oder<br />
Scheureben zu teils außerordentlich günstigen Preisen. Das ist das Fazit von<br />
Manfred Lüer und dem Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne,<br />
nach umfangreichen Verkostungen.<br />
Dabei zieht sich der Qualitätsanspruch inzwischen wie ein roter Faden quer<br />
durch die gesamte Region: Der Wonnegau, einst Epizentrum der neuen Umwälzungen,<br />
hat keine Vormundschaft mehr. Starke Weine wachsen von Nord nach
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Süd, etwa bei Bingen (Riffel), Appenheim (Bischel, Hofmann, Knewitz), Mainz-<br />
Ebersheim (Eva Vollmer), Saulheim (Landgraf, Thörle), Ingelheim (Bettenheimer),<br />
Gau-Odernheim (Becker Landgraf), Alzey-Heimersheim (Koehler), Nierstein<br />
(Schätzel), Bechtheim (Dreissigacker, Weinreich), Osthofen (May) bis nach Mettenheim<br />
(Sander), Hohen-Sülzen (Battenfeld-Spanier) und Monsheim (Milch).<br />
Tatsächlich gibt es Weine aus 2010 in Rheinhessen, die mit außergewöhnlich<br />
hohen Extrakten und einer rassigen, festen Säure ihren Vorgängern überlegen<br />
sind. Bei den rest- und edelsüßen Rieslingen etwa kelterte Klaus-Peter Keller ein<br />
atemberaubendes Füllhorn an Spitzenweinen. Der Bogen reicht von der mineralisch-kühlen,<br />
feinen Spätlese aus dem Pettenthal bis zur grandiosen Essenz<br />
einer Trockenbeerenauslese Goldkapsel aus der Westhofener Abtserde: Ein<br />
Meisterwerk, das ein Menschenleben überdauern wird – und von der Redaktion<br />
auf Anhieb die Traumnote 100 bekam.<br />
Aber natürlich ließ es Klaus-Peter Keller mit dem besten edelsüßen Riesling des<br />
Jahrgangs nicht bewenden. Sein »Großes Gewächs« aus dem Westhofener Morstein<br />
ist der beste trockene Riesling des Jahrgangs in Deutschland – und mit 95<br />
Punkten auch der am höchsten bewertete. Mit einem Punkt weniger ergatterte<br />
der »G-Max« auch noch den vierten Platz in der Hitliste. Nur zwei Plätze dahinter<br />
steht ein weiterer beeindruckender trockener Rheinhesse, ebenfalls aus dem<br />
Westhofener Morstein, ebenfalls ein »Großes Gewächs«: Philipp Wittmann<br />
überzeugte mit diesem Ausnahmewein auf der diesjährigen Bundesfinalprobe.<br />
Mit Kellers fulminantem Auftritt konnte beim Finale nur ein Betrieb aus Rheinhessen<br />
mithalten: das Sekthaus Raumland, auch in Flörsheim-Dalsheim zuhause.<br />
Gleich drei Sekte von diesem Ausnahme-Betrieb schafften den Sprung in die<br />
Top Ten der besten Winzersekte des Landes. <strong>Die</strong> Plätze eins, drei und fünf gingen<br />
an Raumland. An der Spitze steht der 2001 »MonRose« Brut, ein Sekt, der<br />
sogar die kritischen Verkoster auf der Finalprobe ins Schwärmen brachte: »Verführerischer<br />
Duft von Brioche, Herbstblättern und Buttercremetorte, behauptet<br />
sich spielend zwischen Prestige-Champagnern, einer der besten jemals in<br />
Deutschland produzierten Sekte«.<br />
Gleich vier Güter schafften den Sprung in die Zwei-Trauben-Riege: Neben Braunewell<br />
aus Essenheim, Koehler in Alzey-Heimersheim, Landgraf in Saulheim<br />
auch Eva Vollmer in Mainz-Ebersheim. <strong>Die</strong> Redaktion begrüßt sieben Neulinge<br />
(und alte Bekannte) in der Ein-Trauben-Klasse: Bürgermeister Carl Koch Erben in<br />
Oppenheim, Müller-Dr. Becker in Flörsheim-Dalsheim, Jakob Neumer in Uelversheim,<br />
den Rappenhof in Alsheim, Arno Schröder aus Wahlheim, Wagner aus<br />
Essenheim sowie Weinreich in Bechtheim.<br />
Insgesamt 94 Trauben-Betriebe in Rheinhessen werden ausführlich beschrieben.<br />
66 weitere sind als empfehlenswert eingestuft, darunter einige Neulinge.<br />
Saale-Unstrut: Vermehrt Kabinettweine erzeugt<br />
Im Jahr 2010 wurden an Saale und Unstrut kaum Spätlese-Qualitäten eingefahren.<br />
Dafür präsentieren die Winzer vermehrt Kabinett-Weine. Einige Erzeuger<br />
setzten auf kompromisslos trockene Weine, andere pufferten die hohen Säurewerte<br />
durch mehr Restzucker ab. »Positiver Nebeneffekt sind eher niedrige Alkoholwerte<br />
bei den Weißweinen. Behutsames Entsäuern zum richtigen Zeitpunkt<br />
brachte die besten Ergebnisse«, hat Matthias Dathan zusammen mit dem<br />
Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne, bei zahlreichen Verkostungen<br />
festgestellt.
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<strong>Die</strong> beste Kollektion kam erneut vom Weingut Pawis, das nun schon seit Jahren<br />
an der Spitze steht. Doch auch hier gab es in 2010 nur sehr wenig Wein. <strong>Die</strong><br />
Weine von Uwe Lützkendorf zeigen eine mineralische Ausprägung, wie sie im<br />
Gebiet sonst nur sehr selten zu finden ist. Auf ähnlich hohem Niveau bewegt<br />
sich André Gussek aus Naumburg. Seine Weine aus Alten Reben überzeugen<br />
jedes Jahr und die Rotweine bilden wieder die Regionsspitze, auch wenn die<br />
2009er schlanker ausfallen.<br />
Das Weingut Zahn hat sich in den letzten beiden Jahren sehr positiv entwickelt.<br />
Dafür gibt es von der Redaktion die erste Traube. <strong>Die</strong> erste Kollektion kam vom<br />
Weinhaus zu Weimar, einer Gründung des Prinzen zur Lippe aus Sachsen. Östlich<br />
von Weimar hat er Reben auf über 35 Hektar historischer Flächen gepflanzt.<br />
Eine neue Betriebsstätte wird noch durch ein Kellergebäude erweitert.<br />
<strong>Die</strong> meisten Winzer an Saale und Unstrut haben in den letzten Jahren viel investiert.<br />
So wurden auch neue Weinberge angelegt, flächenmäßig rangiert das Gebiet<br />
jetzt sogar vor der Ahr. <strong>Die</strong> Nachfrage nach den Weinen ist stärker denn je.<br />
Insgesamt neun Erzeuger wurden mit Trauben ausgezeichnet. Weitere sechs<br />
Betriebe halten die Autoren für empfehlenswert.<br />
Sachsen: Von 2010 gibt es kaum Basisweine<br />
Der Weinbau in Sachsen erlebte in den letzten Jahren zwar eine Renaissance,<br />
doch nur der Jahrgang 2008 füllte zuletzt die Keller. 2009 reduzierte Frost die<br />
Mengen erheblich, 2010 hatten die Winzer vor allem mit Fäulnisproblemen und<br />
zu hoher Säure zu kämpfen – und am Ende erneut erhebliche Mengeneinbußen<br />
zu verzeichnen. Selbst bei großen Weingütern gab es nur wenig Basisweine aus<br />
Müller Thurgau oder Goldriesling.<br />
<strong>Die</strong> 2010er Weine können sehr unterschiedlich ausfallen. Viele Weine zeigen<br />
Spuren unbeherrschten Einsatzes von Entsäuerung, andere Weine wurden sogar<br />
in ihrer hohen Säure belassen. Gut war der Jahrgang aber für den Traminer, der<br />
oft eine eher untypische Frische und Säure aufweist. <strong>Die</strong> 2009er Rotweine haben<br />
eine gute Struktur, sie animieren zum Trinken. Das haben Matthias Dathan<br />
und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne, in zahlreichen<br />
Verkostungen ermittelt.<br />
<strong>Die</strong> größeren Weingüter kamen mit den Problemen in 2010 noch am besten zurecht.<br />
<strong>Die</strong> besten Weine stellten Proschwitz und Schloss Wackerbarth vor. Nur<br />
wenige kleinere Betriebe können da mithalten, am ehesten noch Klaus Zimmerling,<br />
Martin Schwarz und Friedrich Aust.<br />
Erwähnenswert ist die Verbesserung der Weinqualität der Genossenschaft in<br />
Meißen. Mit über 150 Hektar deckt die Kooperative einen großen Teil der Gesamtfläche<br />
ab. Ansonsten bleibt weiterhin die kleine Schar an qualitätsorientierten<br />
Weingütern, die ihre Weine auch überregional erfolgreich vermarkten.<br />
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Kleinbetrieben, die den regionalen<br />
Markt bedienen oder ihre Weine im hauseigenen Gutsausschank an den Gast<br />
bringen.<br />
Es sind ingesamt acht Güter, die in Sachsen mit einer oder mehr Trauben ausgezeichnet<br />
wurden. Hinzu kommen noch fünf empfehlenswerte Betriebe.
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Württemberg: Weingärtner Cleebronn-Güglingen »Entdeckung des Jahres«<br />
<strong>Die</strong> Weingärtner in Cleebronn-Güglingen sind die »Entdeckung des Jahres« im<br />
<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> <strong>2012</strong>. Es ist absolut vorbildlich, mit wie viel Sorgfalt in<br />
dieser immerhin 280 Hektar großen Genossenschaft selbst die »kleinen« Weine<br />
erzeugt werden. In der Mittelklasse ragen Lemberger und Spätburgunder mit<br />
tollem Preis-Genuss-Verhältnis hervor, doch auch die 2010er Weißweine können<br />
gefallen. Und in der Rotwein-Spitzenklasse kann man locker mit den »Großen<br />
Gewächsen« der Region mithalten. »Wir sind beeindruckt, wie konsequent sich<br />
hier ein neues Qualitätsbewusstsein durchgesetzt hat«, loben Frank Kämmer<br />
und der Chefredakteur des <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong>, Joel Payne.<br />
Beim Riesling hat sich bei den Verkostungen des Jahrgangs 2010 Ernüchterung<br />
breit gemacht. »Wir wähnten uns in der Gewissheit, dass charmefreie Rieslinge<br />
mit grüner Säure in Württemberg längst überwundene Relikte aus den 1980er<br />
Jahren seien», heißt es in der Redaktion. Doch der Jahrgang 2010 brachte die<br />
Erkenntnis, dass schwäbische Rieslinge, wenn sie denn nicht vollständig ausreifen<br />
können, schnell in eine herbe Rustikalität verfallen.<br />
Der Sauvignon Blanc hat als Global Player nun auch eine interessante Nische in<br />
Württemberg besetzt. <strong>Die</strong> Verkoster waren verblüfft, wie viele Betriebe dieses<br />
Jahr Weine dieser Rebsorte vorgestellt haben, und offensichtlich treffen diese<br />
auf eine rege Nachfrage in der Region – anders lässt sich das teilweise doch<br />
sehr selbstbewusste Preisniveau nicht erklären. Einige zählen auch dieses Jahr<br />
wieder zum Besten, was diese Sorte in Deutschland zu bieten hat. An der Spitze<br />
stehen gleich zwei Weine von Aldinger (drei Sterne und »Ovum«), ein Fellbacher<br />
Lämmler von Heid, sowie zwei weitere Vorzeigestücke von Schnaitmann (drei<br />
Sterne) und Drautz-Able (Hades).<br />
In der Hitliste der Betriebe hat sich vorerst nichts geändert. <strong>Die</strong> beiden Stars aus<br />
Fellbach, Aldinger und Schnaitmann, bleiben unerreicht. Mit aufsteigender Tendenz<br />
reiht sich nun Graf Neipperg in die Spitzengruppe der Drei-Trauben-<br />
Kategorie neben Haidle und Dautel ein. Jürgen Ellwangers Sohn Andreas schafft<br />
den Aufstieg in die Klasse der Ein-Trauben-Betriebe. Bei den Genossenschaften,<br />
die hier rund drei Viertel der Ernte verarbeiten, bestätigt die Weinmanufaktur<br />
Untertürkheim souverän ihre Stellung als beste Kooperative Deutschlands.<br />
<strong>Die</strong> Autoren stellen die 40 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt<br />
ihren Weinen vor und geben 27 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten<br />
und auch preiswerten Weinen führen.<br />
<strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> Deutschland <strong>2012</strong><br />
19. Jahrgang, 914 Seiten, Euro 29,95<br />
ISBN 978-3-86244-077-1, Christian Verlag, München<br />
Neu: <strong>Gault</strong> <strong>Millau</strong> <strong>WeinGuide</strong> <strong>2012</strong> als App fürs iPhone, Euro 7,99<br />
<strong>Die</strong> App enthält den gesamten Inhalt der Buchausgabe und bietet zusätzlich<br />
Funktionen zur Suche, Anfahrt und direkten Anwahl von Weingütern sowie ausführliche<br />
Informationen zu den Weinen.<br />
Der Text ist zum Abdruck freigegeben.<br />
Bitte beachten Sie die Sperrfrist: <strong>Die</strong>nstag, 8. November 2011, 14 Uhr<br />
Text und Cover können heruntergeladen werden unter www.gaultmillau.de oder<br />
www.christian-verlag.de. Belegexemplar wird erbeten.