Deichertüchtigung Eich-Gimbsheim - Wasserwirtschaftsverwaltung ...
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Landwirtschaft, Natur- und Hochwasserschutz<br />
Bei der Bauausführung wurde besondere Rücksicht auf die Orts-<br />
lagen <strong>Eich</strong> und <strong>Gimbsheim</strong> genommen, indem die Hauptmassen<br />
von der B9 / L437 über die vorhandenen Wirtschaftswege antrans-<br />
portiert wurden.<br />
Einbau landseitiger Auflastfilter im Bereich Schöpfwerk <strong>Gimbsheim</strong><br />
Die gesamte Baumaßnahme wurde in einer Wasserschutzzone<br />
durchgeführt; in unmittelbarer Deichnähe befinden sich Grundwas-<br />
serentnahmebrunnen des Wasserwerks <strong>Eich</strong> der Stadtwerke Mainz.<br />
Um einen bestmöglichen Schutz der Grundwasservorräte zu ge-<br />
währleisten, waren während der Bauausführung besondere Auflagen<br />
zu erfüllen. So mussten die Baumaschinen mit umweltverträglichen,<br />
biologisch abbaubaren Hydraulikflüssigkeiten betrieben werden<br />
und durften nur auf eigens hierfür hergestellten wasserun-<br />
durchlässigen Tankplätzen betankt und gewartet werden.<br />
Fertiggestellter Deich mit Bermenweg im Bereich Schöpfwerk <strong>Gimbsheim</strong><br />
Durch den Deichausbau kam es neben dem Eingriff in Gehölzbe-<br />
stände, zu Verlusten von artenreichen Wiesenflächen und zur<br />
Verfüllung von Geländesenken. Zur Vermeidung weiterer Eingriffe<br />
während der Bauphase wurde die Bauausführung durch eine<br />
ökologische Fachbauleitung überwacht. Zur Wiederherstellung der<br />
bunten, artenreichen Blumenwiesen am alten Rheinhauptdeich<br />
wurde Samenmaterial im Vorfeld der Baumaßnahme vor Ort mittels<br />
Heudruschverfahren ® gewonnen und nach Abschluss auf Teilen<br />
Übertragung von örtlich gewonnenem Saatgut<br />
mittels Heumulchverfahren im Rückhalteraum<br />
des neuen Deiches wieder angesät. Auf den Ausgleichsflächen im<br />
Umfeld des neuen Deiches wurden neue, artenreiche und wechsel-<br />
feuchte Wiesenflächen angelegt. Hierzu wurde Heu von benach-<br />
barten, ökologisch wertvollen Wiesenflächen geerntet und auf die<br />
neu anzulegenden Flächen verbracht. Dieses „Heumulchverfahren“<br />
ist eine gute Möglichkeit, durch Verwendung gebietsheimischer<br />
Pflanzen und Verzicht auf handelsübliche Saatgutmischungen, die<br />
floristische Identität und die biologische Vielfalt im Naturraum zu<br />
bewahren. Als Ausgleich für den Verlust von Gehölzen und<br />
Feuchtsenken werden weiterhin Gehölzflächen und ein Tümpel im<br />
Naturraum neu angelegt.<br />
Impressum: „SW <strong>Eich</strong> – SW <strong>Gimbsheim</strong>“<br />
Herausgeber: Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd<br />
67433 Neustadt an der Weinstraße<br />
www.sgdsued.rlp.de<br />
Projektsteuerung: CDM Consult GmbH, 64665 Alsbach<br />
Planung, Geotechnik<br />
www.cdm-ag.de<br />
und Bauleitung: Björnsen Beratende Ingenieure<br />
Geotechnische<br />
Darmstadt GmbH, 64295 Darmstadt<br />
www.bjoernsen.de<br />
Fachbauüberwachung: Rubel & Partner<br />
Ökologische<br />
55286 Wörrstadt<br />
www.rubel-und-partner.de<br />
Fachbauüberwachung: Ingenieurbüro Brauner<br />
67550 Worms<br />
Vermessung: Büro Elmar Neuroth<br />
55129 Mainz<br />
www.vb-neuroth.de<br />
Bauausführung: Johann Bunte GmbH & Co. KG<br />
NL Frankfurt, 65451 Kelsterbach<br />
Layout: x75 | communication design<br />
www.x75.net<br />
Druck: Lanzinger, Oberbergkirchen<br />
Stand: Oktober 2006<br />
Ministerium für Umwelt, Forsten<br />
und Verbraucherschutz<br />
Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd<br />
Hochwasserschutz am rheinland-pfälzischen Oberrhein<br />
Ertüchtigung / Rückverlegung des Rheinhauptdeiches:<br />
Schöpfwerk <strong>Eich</strong> bis Schöpfwerk <strong>Gimbsheim</strong><br />
EAGFL<br />
Dieses Vorhaben wird von der Europäischen<br />
Union kofinanziert<br />
GAK<br />
Dieses Vorhaben wird<br />
vom Bund kofinanziert
Hochwassergefahr<br />
am Oberrhein<br />
Überflutete Wohnungen, Wasser auf Straßen, Plätzen und Feldern, Verkehrschaos und<br />
Versorgungsengpässe, von den unangenehmen und kostspieligen Schadensfolgen für<br />
Hausbesitzer, Mieter und Geschäftsinhaber ganz zu schweigen: Die Betroffenen leben<br />
mit einer ständig wiederkehrenden Bedrohung durch die Hochwasser des Rheins.<br />
Hochwasser ist ein Naturereignis, seine Ursachen liegen in erster<br />
Linie in außerordentlichen Niederschlägen und starken Schnee-<br />
schmelzen. Doch hat der Mensch durch unbedachte Eingriffe in<br />
den natürlichen Wasserhaushalt wie die Begradigung der<br />
Flussläufe und die Versiegelung großer Flächen, manches dazu<br />
beigetragen, die Gefahren zu erhöhen.<br />
Dabei ist die Situation am Oberrhein besonders brisant:<br />
Der Mensch hat hier den Fluss sehr stark seinem Nutzen unter-<br />
worfen und durch Rheinbegradigung sowie Deichbauten dem Rhein<br />
große Flächen zur Nutzung für Landwirtschaft, Industrie, Besiedlung<br />
und Verkehr abgewonnen; das Schutzbedürfnis der Anlieger ist im<br />
selben Maße stetig gewachsen.<br />
Entscheidend für die heutige Situation war jedoch der Staustufen-<br />
bau: Große Flächen, die immer wieder überschwemmt wurden<br />
und somit Hochwasser zurückhalten konnten (Rückhalteflächen),<br />
wurden vom Rhein abgeschnitten. Dadurch hat die Sicherheit der<br />
gesamten Oberrheinniederung unterhalb Iffezheim vor Hochwasser<br />
deutlich abgenommen. Gleichzeitig haben die möglichen Hoch-<br />
wasserschäden drastisch zugenommen. Ein extremes Hochwasser<br />
wie das von 1882/83, bei dem die gesamte Oberrheinniederung<br />
überflutet war, würde sich heute noch verheerender als damals<br />
auswirken. Es bedarf dringend baulicher Maßnahmen, die dazu<br />
beitragen, die Hochwassergefahr deutlich zu verringern und die<br />
Überflutung der Deiche abzuwehren.<br />
Hochwasserschutz ist folgerichtig ein zentrales Anliegen. Daher<br />
engagiert sich das Land Rheinland-Pfalz gemeinsam mit den<br />
Oberrheinanliegern bei der Planung und Realisierung von länder-<br />
übergreifenden Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasser-<br />
schutzes. Insgesamt werden am Oberrhein 288 Mio. m 3 nutzbares<br />
Hochwasserrückhaltevolumen realisiert. Hiervon wird Rheinland-<br />
Pfalz 62 Mio. m 3 zur Verfügung stellen.<br />
Dies ist mehr als ursprünglich vereinbart, aber notwendig, um die<br />
Wirkung der vertraglich festgelegten 44 Mio. m 3 zu erreichen. Ziel<br />
ist es, das Sicherheitsniveau aus der Zeit vor dem Staustufen-<br />
ausbau wieder herzustellen. Aus dieser Kooperation ist eine länder-<br />
übergreifende Hochwasserschutzkonzeption erwachsen, die mit<br />
zukunftsweisenden Maßnahmen zur Abwehr der Hochwasser-<br />
gefahr auf das berechtigte Schutzbedürfnis der Bürgerinnen und<br />
Bürger an Ober- und Mittelrhein antwortet.<br />
Dr. Klaus Weichel<br />
Präsident<br />
Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd<br />
Ralf Neumann<br />
Vizepräsident<br />
Der Hochwasserschutz am Oberrhein in Rheinland-Pfalz<br />
umfasst in erster Linie folgende Maßnahmen:<br />
• Bau von Poldern,<br />
• Verstärkung und Ausbau der Rheinhauptdeiche und<br />
• Bereitstellung von Hochwasserrückhaltungen<br />
durch Deichrückverlegung.<br />
Entscheidend ist die Vergrößerung der Rückhalteflächen, all jener<br />
Flächen also, die andrängende Hochwasserwellen aufnehmen<br />
und dadurch ihre gefährlichen Scheitel abflachen können. Solche<br />
Flächen werden entweder durch Rückverlegung von bestehenden<br />
Deichen oder durch den Bau von Poldern gewonnen.<br />
Dem Rhein wird damit ein Teil der natürlichen Überschwemmungs-<br />
räume, die für andere Nutzungen abgeschnitten wurden, zeitweise<br />
zurückgegeben.<br />
Mindestens acht Deichrückverlegungen und acht ge-<br />
steuerte Polder werden bis zum Jahre 2012 einsatzbereit<br />
sein und dafür sorgen, dass Hochwasserwellen frühzeitig<br />
abgefangen werden.<br />
Allein hierfür sind Kosten von über<br />
160 Mio. Euro zu veranschlagen.<br />
Wenn alle vereinbarten Hochwasserrückhaltungen verwirklicht<br />
sind, wird die Verschärfung der Hochwassergefahr als Folge<br />
des Staustufenbaus soweit entschärft, dass ein 200-jährlicher<br />
Hochwasserschutz am Oberrhein wieder gewährleistet ist.<br />
700.000 Menschen leben und arbeiten in der deichgeschützten<br />
Oberrheinniederung, dort befinden sich Vermögensbestände<br />
mit einem Gesamtwert von ca. 70 Mrd. Euro. Bei einem Ver-<br />
sagen des Hochwasserschutzes müsste mit Schäden von bis<br />
zu 13 Mrd. Euro gerechnet werden. In Anbetracht der immensen<br />
Schäden, die Hochwasser am Rhein verursachen können und<br />
auch bereits verursacht haben, müssen, zumal unter Berück-<br />
sichtigung des Solidaritätsgedankens, Hochwasserschutz-<br />
maßnahmen ergriffen werden.<br />
Denn: Hochwasserschutz<br />
dient dem Allgemeinwohl.<br />
<strong>Deichertüchtigung</strong> / -rückverlegung <strong>Eich</strong> – <strong>Gimbsheim</strong><br />
Der Rheinhauptdeich zwischen Worms und Mainz wurde im<br />
Abschnitt zwischen den Schöpfwerken <strong>Eich</strong> und <strong>Gimbsheim</strong><br />
(Rhein-km 467,1 bis 469,8) zur Verbesserung des Hochwasser-<br />
schutzes ertüchtigt und zur Gewinnung von Retentionsraum<br />
zum Teil ins Deichhinterland zurückverlegt.<br />
Der Deichabschnitt genügte nicht mehr den Anforderungen, die<br />
heute an die Deichsicherheit gestellt werden, und musste zudem,<br />
entsprechend der bestehenden Ländervereinbarung zwischen<br />
Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg, um bis zu 50<br />
cm erhöht werden.<br />
Der Deichabschnitt vom Schöpfwerk <strong>Eich</strong> bis zum Schöpfwerk<br />
<strong>Gimbsheim</strong> erstreckt sich auf einer Länge von rd. 3.200 m. Hiervon<br />
wurden zwei Teilabschnitte auf einer Gesamtlänge von rd. 1.800 m<br />
in der bestehenden Trasse durch wasser- und landseitige Vor-<br />
schüttungen ertüchtigt. Auf einer Länge von rd. 1.400 m wurde<br />
der Deich um bis zu 250 m zurückverlegt.<br />
9.<br />
Lageplan:<br />
1. Rhein<br />
2. Vorhandener Rheinhauptdeich<br />
3. Ertüchtigter Rheinhauptdeich<br />
4. Zurückverlegter Rheinhauptdeich<br />
5. Neu geschaffener Rückhalteraum<br />
6. Neue angelegte Deichscharte<br />
7. Neue gebaute Schließe<br />
8. Schöpfwerk <strong>Eich</strong><br />
9. Schöpfwerk <strong>Gimbsheim</strong><br />
Der Deich wurde entsprechend der Empfehlung der DIN 19712,<br />
Flußdeiche mit Böschungsneigungen von 1:3 und flacher (landseitige<br />
Bermenböschungen bis 1:10) ausgebildet. Die Deichkrone ist 3,0 m<br />
breit und nicht befestigt. Auf der Landseite wurde eine Berme<br />
angeordnet und ein 3,0 m breiter asphaltierter Weg angelegt, der<br />
vorrangig der Deichverteidigung dient, aber auch als Radweg zu<br />
Freizeit- und Erholungszwecken genutzt werden kann.<br />
1:3 - 1:10<br />
3.<br />
Regelquerschnitt:<br />
3.<br />
2.<br />
1. Stützkörper aus gering durchlässigem Material<br />
2. Berme mit Auflastfilter<br />
3. Deichverteidigungsweg<br />
4. Oberbodenandeckung mit Rasenansaat<br />
5. Vorhandene Deckschicht aus bindigem Boden<br />
6. Vorhandener, teils durchlässiger Untergrund<br />
1.<br />
1:3<br />
6.<br />
7.<br />
1.<br />
5.<br />
6.<br />
5.<br />
4.<br />
4.<br />
2.<br />
HW200<br />
1:3<br />
3. 8.<br />
Einbau bindiges Material (Stützkörper)<br />
Im Rückverlegungsabschnitt blieb der vorhandene Deich auf der<br />
gesamten Strecke bestehen. Der zwischen dem alten und dem<br />
neuen Deich entstandene Rückhalteraum hat eine Fläche von ca.<br />
16 ha und bei einem maximalen Einstau bis zum Bemessungs-<br />
hochwasser HW 200 ein Rückhaltevolumen von rd. 415.000 m 3 .<br />
Zur Füllung des Rückhalteraumes wurde der vorhandene Deich<br />
auf einer Länge von 50 m bis auf Sommerdeichniveau (rd. 1,20 m<br />
unter HW 200) abgesenkt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit einer<br />
Flutung liegt statistisch gesehen bei ca. 10-15 Jahren.<br />
Die Entleerung des Rückhalteraumes erfolgt zunächst, in Abhänigkeit<br />
vom Absinken des Rheinwasserspiegels, über die angeordnete<br />
Deichscharte und Auslassbauwerk am ehemaligen Rheinhauptdeich<br />
Deichscharte selbst; die Restentleerung des Rückhalteraums wird<br />
über die neu gebaute Schließe und einen Ablaufgraben mit Durch-<br />
lass unter dem Leinpfad zum Rhein gewährleistet.<br />
Die Planungen für den Deichabschnitt wurden Anfang des Jahres<br />
2001 zur Genehmigung eingereicht und Mitte 2002 planfestgestellt.<br />
Die Bauarbeiten wurden im Oktober 2004 begonnen und planmäßig<br />
nach zweijähriger Bauzeit im Oktober 2006 abgeschlossen.<br />
Die Gesamtkosten (Grunderwerbs-, Planungs-, und Baukosten)<br />
für die Maßnahme betragen rd. 6,2 Mio. EUR brutto.