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Das Potsdamer Universitätsmagazin1/2015Konzepte und Visionen:Städte der ZukunftAußerdem in diesem Heft:Uni plant Entwicklung bis 201816/17Was glänzt und was fehlt 28


Inhalt 1/2015Forum: Städte der ZukunftTragfähige Konzepte finden 3Die Wende schaffen 4Neue Wege in der Stadtentwicklung 5Vom Smart Phone zum Smart Home 6/7Altes provoziert Neues 8Ungleiche Räume 9Fahrräder statt Autos 10Mehr Aufgaben, weniger Geld 11Grüner leben 12Gepflegter Wildwuchs 13Ein „Kompass“ für den Alltag 14Universität & GesellschaftEines für alle 15Uni-Präsident Oliver Günther zumHochschulentwicklungsplan 2014-2018 16/17Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschunggegründet 18Sit<strong>UP</strong>-Finale beim 3. Uniball 18Wissenschaftspreise verliehen 19Postdoc – und dann? 20Publikationsfonds eingerichtet 20Mehr bewegen, bewusst essen 21Mit einem Deutschlandstipendium studieren 22Joint Lab eröffnet 23InternationalesPotsdam als Chance 26Plastiktüten verboten 27Was glänzt und was fehlt 28Zwischen-Welten 29Training für Qualitätsmanagement 29Zur Praxis an eine deutsche Schule im Ausland 30Feste Beziehungen 31Barfuß mit Bach 32Wissenschaft & ForschungLebendige Wissenschaftsgeschichte 33Geraubt oder nicht? 34Von Potsdam nach Jerusalem 35Verwandt im Geist 36Spiel mit der „Wahrheit“ 37Gebeine identifiziert 38Früheste Hühnerzucht in Nordchina 38Origami und SALSA 39Tagung für Russischlehrer 41RubrikenRufe 23Neu ernannt 24Personalia 25Neu bewilligt 40/41Tipps & Termine 42/43Impressum<strong>Portal</strong> – Das Potsdamer UniversitätsmagazinISSN 1618 6893Herausgeber: Referat für Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion: Antje Horn-Conrad [ahc] (verantwortlich),Petra Görlich [pg]Mitarbeit: Dr. Barbara Eckardt [be],Matthias Zimmermann [mz]Anschrift der Redaktion: Am Neuen Palais 10, 14469 PotsdamTel.: (0331) 977-1675, -1474, -1496 · Fax: (0331) 977-1130E-Mail: presse@uni-potsdam.deOnline-Ausgabe: www.uni-potsdam.de/portalFotos/Abbildungen: Wenn nicht anders vermerkt –alle von Karla Fritze, Uni PotsdamLayout/Gestaltung: unicom-berlin.deTitelfoto: © Hugh O‘Neill/fotolia.comRedaktionsschluss für die nächste Ausgabe:16. März 2015Formatanzeigen: unicom MediaService,Tel.: (030) 509 69 89 -15, Fax: -20Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 2www.hochschulmedia.deDruck: Druckerei H. HeenemannAuflage: 4.000 ExemplareNachdruck gegen Belegexemplar bei Quellen- und Autorenangabefrei.Aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet die Redaktion auf eineGenderschreibweise. Die Bezeichnung von Personengruppenbezieht die weibliche Form jeweils mit ein.Die Redaktion behält sich die sinnwahrende Kürzungein gereichter Artikel, einschließlich der Leserbriefe, vor.<strong>Portal</strong> 1/2015


ForumTragfähige Konzepte findenUniversitätspräsident Oliver Günther über Technologien, Potenziale undAufgaben für die Städte von morgenDas Wissenschaftsjahr 2015 des Bundesministeriumsfür Bildung und Forschung (BMBF) widmetsich dem Thema „Zukunftsstadt“. Nach demMotto aus dem Jahr 2014, „Die digitale Gesellschaft“,geht es auch diesmal wieder um neueTechnologien, auch Informationstechnologien,und deren Auswirkungen auf unser Leben, aufGlück und Wohlstand.Von Prof. Oliver Günther, Ph.D.Ich war in die Vorbereitungen des Wissenschaftsjahrs2014 in meiner damaligenEigenschaft als Präsident der Gesellschaftfür Informatik (GI) eingebunden. Was mir andem Thema „Digitale Gesellschaft“ gut gefiel,war der fachübergreifende Ansatz, der die Beiträgeunterschiedlicher ingenieur-, sozial-, wirtschafts-und kulturwissenschaftlicher Disziplinenzur Entwicklung und Nutzung modernerInformationstechnologien aufgriff und derenQuerverbindungen und Nutzungspotenzialethematisierte. Die GI war insbesondere für dieKampagne „Digitale Köpfe“ verantwortlich.Herausgekommen ist eine hochgradig interdisziplinäreMischung inspirierender Menschenund Visionen, die Deutschlands digitale Exzellenzrepräsentieren und die Zukunft der digitalenGesellschaft maßgeblich vorantreiben.Einen ähnlich offenen Ansatz wünsche ichder neuen Initiative „Zukunftsstadt“. Derzeitleben zwei Drittel aller Deutschen in Städten,hier werden drei Viertel der Energie bundesweitverbraucht. Natürlich wird aber in denStädten auch viel von dem erarbeitet, wasunser Land, was die Welt voranbringt: neueTechnologien, neuartige Prozesse, neue Ideen.Umso wichtiger, dass diese innovativen Ideenumgehend in das städtische Leben einfließen,um so die Grundlage für ein nachhaltiges Miteinanderauf engem Raum zu schaffen.An der Entwicklung des Nahverkehrs lässtsich das Potenzial von klug eingesetzter Technologieanschaulich illustrieren. EuropäischeStädte waren früh führend im Ausbau eines leistungsfähigenU-Bahn-, Tram- und Busnetzes.Von den Ergebnissen profitieren wir alle. Paris –eine Stadt, deren Einwohnerdichte sechs Mal so<strong>Portal</strong> 1/2015Forschungshochburg: Campus Golm.hoch ist wie die Berlins! – würde ohne die Metroschlichtweg nicht funktionieren. Los Angeles– mit einer Bevölkerungsdichte, die mit Berlinvergleichbar ist – zeigt in drastischer Art undWeise, welche katastrophalen Konsequenzenaus Fehlentscheidungen in einem derart zentralenInfrastrukturthema resultieren können.Umgekehrt offenbart dieses Beispiel, dasssich im kommunalen Umfeld durch klugepolitische Entscheidungen viel bewirken lässt.Damit Menschen auch in 50 Jahren gerne inStädten leben, dort produktiv und glücklichsind, müssen jetzt wichtige Weichenstellungenerfolgen. Sharingkonzepte für PKWs, aber auchfür Wohnraum müssen hier diskutiert werden.Eine noch engere Verflechtung von Wohn- undGewerbegebieten kann dazu beitragen, Pendelzeitenzu reduzieren. Die Allokation vonVerkehrsraum auf benzin- und dieselgetriebeneLKWs, Busse und PKWs einerseits, aufE-Mobilität und Fahrradverkehr andererseitswirft Fragen auf. Moderne Software kann hierebenso helfen wie bei der Suche nach einemParkplatz – all das, um den Energieverbrauchzu reduzieren, ohne Lebensqualität und Produktivitäteinzubüßen. Neue Unternehmenmüssen Immobilien vorfinden, die sie auchvor dem großen Durchbruch schon bezahlenkönnen. Und schließlich ist die Verfügbarkeitvon Bildung für alle Bürgerinnen und Bürgerein zentraler Standortfaktor.Potsdam hat in der Vergangenheit viele Weichenrichtig gestellt, aber es bleibt auch nochviel zu tun. Der Fokus auf den drei StandortcharakteristikaSchlösser und Gärten, Film undFernsehen sowie Wissenschaft und Forschungerscheint wichtig und richtig. Die Anbindungan den wichtigen Nachbarn Berlin ist nochverbesserungsfähig – zum Wohle der Berlinerebenso wie der Potsdamer Bürgerinnen undBürger. Wir brauchen in Potsdam noch mehrRaum für innovative Start-up-Unternehmenund die jungen Querdenker, die in ihnenarbeiten. Und natürlich wünschen wir uns alsUniversität auch noch mehr Spitzenforschungin Potsdam. Ohne diese sind Wohlstand undLebensqualität auf Dauer nicht gesichert. InPotsdam ist die Spitzenforschung zwar schonjetzt zu Hause – lassen Sie uns jedoch gemeinsamnoch eine Schippe drauflegen!3


ForumDas Bundesministerium für Bildung und Forschunghat das Wissenschaftsjahr 2015 unterdas Motto „Zukunftsstadt“ gestellt. Städte sindRäume gesellschaftlichen Zusammenlebensund Arbeitens. Doch wie werden sie künftigaussehen und funktionieren? Gesellschaft, Wissenschaft,Politik und Wirtschaft sind gefordert,sich damit auseinanderzusetzen. Gefragt sindKonzepte, um große Metropolen, aber auchkleinere Orte ökonomisch, infrastrukturell undökologisch so entwickeln zu können, dass sielebenswert für ihre Bewohner bleiben.An der Universität Potsdam beschäftigen sichForscherinnen und Forscher seit Längerem mitFragen des Umbaus der Städte. Energieeffizienz,Klimaanpassung, Governance, mobileAssistenzsysteme und eine sich veränderndeWohnkultur sind nur einige der Themen, diedabei eine wichtige Rolle spielen.Die Wende schaffenAuf der Suche nach derStadt der ZukunftFoto: Sergey Nivens/fotolia.comDerzeit leben circa zwei Drittel der Europäerin Städten, mit steigender Tendenz. In Europaliegt der Anteil der Primärenergie, die in Städtenverbraucht wird, bei rund 70 Prozent und führtzu einem etwa gleich großen Anteil an den CO 2 -Emissionen. Städte sind hierbei nicht nur Räume,in denen viele Probleme entstehen, sie sind auchdie Räume, in denen Lösungen für diese Problemegefunden werden können und müssen. Prof. Dr.Kristine Kern, die an der Universität Potsdam dieProfessur „Governance of Urban Infrastructureand Global Change“ inne hat und wie ihr KollegeDr. Ross Beveridge am Leibniz-Institut für Regionalentwicklungund Strukturplanung (IRS) arbeitet,forschen in Kooperation mit zwölf europäischenPartnern zur Zukunft der Stadtentwicklung – unddem Ideal einer „Post Carbon City of Tomorrow“.Von Matthias ZimmermannIn den vergangenen Jahren hat sich für dieStädte die Klimafrage massiv in den Vordergrundgedrängt“, erklärt Kristine Kern, diesich schon seit 15 Jahren mit der Frage nachhaltigerStadtentwicklung beschäftigt. Diesemzentralen Anliegen – als kleinstem gemeinsamenNenner – verdankt das Forschungsprojekt„European Post Carbon Cities of Tomorrow“,kurz POCACITO, seinen Namen. DasZiel: nichts Geringeres als das Modell einerStadt von morgen. Dabei ist die Metapher der„kohlenstofffreien Stadt“ keineswegs wörtlichgemeint und als Vision auch nicht auf dieKlimapolitik beschränkt. „Unter Post CarbonCity ist keine Stadt ohne Kohlenstoff zu verstehen“,sagt Ross Beveridge, der gemeinsammit Kristine Kern das IRS im Projekt vertritt.„Dahinter steckt die Idee, sich aus negativenAbhängigkeiten, die in der CO 2 -Belastungam deutlichsten zum Ausdruck kommen, zulösen. Das Projekt will Möglichkeiten für eineWende ausloten und aufzeigen, wie diese vollzogenwerden kann – für verschiedene Städte,auf verschiedenen Wegen“, so Ross Beveridge.Zum Auftakt des Projektes, das von der EuropäischenUnion im 7. EU-Forschungsrahmenprogrammfinanziert wird, gilt es, den Ist-Standder Stadtentwicklung in Europa zusammenzutragen.Hierbei kommen die Forscher des IRSfederführend zum Zuge. Sie erarbeiten dreiArbeitspapiere – sogenannte „Deliverables“ – zuden Maßnahmen, mit denen einzelne Städte,aber auch Nationen oder transnationale Städtenetzwerkedie bestehenden Herausforderungenangehen, und bewerten ihren Erfolg.Ziel der Analyse ist die Entwicklung einerTypologie von Städten und Entwicklungspfaden,die dabei helfen soll, erfolgreiche Strategienund Maßnahmen in anderen Städten weltweitzu adaptieren. Der Katalog soll indes nichtnur die Vielfalt an möglichen Initiativen zeigenund bereitstellen, sondern vor allem anderedazu anregen, einen Anfang zu machen: „Soeine Typologie würde Städten helfen, die jetztnoch nicht so weit sind. Sie würde ihnen einenWeg aufzeigen, den sie beschreiten können,ohne dass sie gleich Malmö oder Stockholmwerden, die schon weiter sind“, sagt RossBeveridge. „Es ist wichtig zu vermitteln, dasses immer etwas gibt, was eine Stadt tun kann.Und wenn es nur etwas Kleines ist, das signalisiert,dass die Probleme erkannt sind und ernstgenommen werden. Auch erste Schritte sindschon ‚Good Practice‘.“So breit der thematische Fokus vonPOCACITO im ersten Abschnitt ist, so eng –genauer lokal – ist er, wenn es ins Detail, sprich:die Stadt, geht. In Zusammenarbeit mit achteuropäischen Städten, darunter Metropolenwie Barcelona, aber auch kleinere Städte, werdenFallstudien zu diesen erarbeitet. Und zwarim direkten Austausch mit den Bürgern vor Ort.Den ersten Schritt bildet eine Bestandsaufnahmebereits umgesetzter Vorhaben – von Infrastrukturmaßnahmenüber die Klimapolitik bishin zum Wohnungsbau. Anschließend werdenim Austausch zwischen Entscheidungsträgernsowie Bürgern und angeleitet von POCACITO-Projektpartnern Visionen dazu entwickelt, wasman gemeinsam umsetzen will – und zwarganz konkret bis zum Jahr 2050. „Am Endesoll eine ‚Roadmap‘ entstehen, die den exaktenZeitplan festlegt, damit das Ziel auch erreichtwerden kann“, erklärt Kristine Kern.Das Interesse an der europäischen Initiativeist groß, wie Kristine Kern anfügt. „Europaund europäische Städte sind ein Stück weitVorreiter auf diesem Gebiet.“ Deshalb sollPOCACITO in einen „Markplatz der Ideen“münden, von dem sich dann Städte aus allerWelt inspirieren lassen können.Weiter:www.uni-potsdam.de/up-entdecken/aktuellthemen/universitaetsmagazine.html4 <strong>Portal</strong> 1/2015


ForumVon innen herausPotsdamer Humangeografen gehen neue Wege in der StadtentwicklungDie Stadt ist ein Geflecht aus Straßen undWegen, eine Ansammlung von Wohnhäusern,Geschäften und Schulen, ein Ort für Unternehmen.Und rein organisatorisch betrachtet einPhänomen. Aus dem Hahn fließt sauberes Wasser,der Bus fährt meistens pünktlich, die Kinderwerden in Kita oder Hort betreut, der Müll wirdregelmäßig abgeholt. Dafür sorgt ein Netz verschiedenerAkteure, von denen jeder einzelne seinebestimmte Aufgabe erfüllt. Die verschiedenenPlayer sind aber auch untereinander verbunden.Doch was ist, wenn nicht alles reibungslos funktioniert,Sand im urbanen Getriebe ist? Wennetwa in der Schule ständig der Unterricht ausfälltoder in einem Stadtteil die Kriminalität rasantansteigt? Dann wird es für Professor ManfredRolfes und sein Team interessant.Von Heike KampeDie Humangeografen Dagmar Bode, JanLorenz Wilhelm und Manfred Rolfesgehen dorthin, wo es brennt. Seit mehrals zehn Jahren werden die Wissenschaftlervon Städten und Kommunen eingeladen, wennetwas nicht funktioniert, ein ehrgeiziges Programmumgesetzt werden soll oder es darumgeht, tragfähige Zukunftsvisionen zu erarbeiten.Etwa 20 Projekte – vom Präventionsprogrammgegen Kriminalität bis zum Förderprogramm„Soziale Stadt“ – haben sie bisher betreut. Jetztschreiben sie ihre Erfahrungen in einem Buchnieder. Das Besondere daran: Die Forscherpräsentieren Methoden, die in der Stadt- undRegionalentwicklung bisher kaum verwendetwurden und deren Ursprünge in der Organisationsberatungund Psychotherapie liegen.Konzeptentwicklung, Rahmenplanerstellung,Bedarfsanalyse, Wirkungsmessung – soheißen klassische Instrumente, mit denenKommunen und Städte meist arbeiten, umgesetzte Ziele zu erreichen. Üblicherweise wirdein externer Experte mit einem Konzept beauftragtund legt dieses nach aufwendiger Analyseund langer Schreibarbeit den Verantwortlichenauf den Tisch. Das Schriftstück soll dann das<strong>Portal</strong> 1/2015tägliche Handeln der Akteure verändern. „Dasfunktioniert so nicht mehr“, sagt ProjektmitarbeiterJan Lorenz Wilhelm. Denn: „Stehendabei hochkomplexe Akteursbeziehungen imMittelpunkt, sind die Leute nicht bereit, externausgearbeitete Lösungen anzunehmen.“Geht es nach den Forschern, ist der „systemischeAnsatz“ die bessere Herangehensweise.Ziel dabei sei es, sowohl diejenigen, diedie Entscheidungen treffen und danach handelnmüssen, als auch die Bürger vor Ort vonBeginn an einzubeziehen, erklärt Wilhelm.Ihre Aufgabe sehen die Stadtforscher darin,Impulse so zu setzen, dass die Beteiligten kreativwerden, um sich Lösungswege selbst erarbeitenzu können. Statt von außen, soll Stadtentwicklungvon innen kommen.„Die alles entscheidende Frage ist, wieunterschiedliche Akteure ihre Zusammenarbeitorganisieren und mit Leben füllen“, bringtes Manfred Rolfes auf den Punkt. Soll etwaein Präventionsprogramm gegen Kriminalitätentwickelt werden, müssen es Ordnungs- undSozialamt, Polizei, Ehrenamtliche und verschiedenesoziale Institutionen zusammenkonzipieren. Und das ist nicht immer einfach.In Workshops, Rollenspielen, Einzelgesprächen,Supervisionen und der sogenannten Systemanalysefinden die Wissenschaftler gemeinsammit den Akteuren vor Ort heraus, welcheZiele verfolgt werden, inwieweit Ressourcenzur Verfügung stehen. Sie schauen nach demvorhandenen Know-how und danach, wiedie einzelnen Beteiligten miteinander agieren.„Uns ist es wichtig, weg von einer problemorientiertenhin zu einer lösungsorientiertenWahrnehmung zu gelangen“, erklärtJan Lorenz Wilhelm. Natürlich müsse mandie Probleme kennen, aber wichtiger sei es,Zukunftsvisionen zu entwerfen und die Wegedorthin zu ebnen.Dagmar Bode hat sich inzwischen zurMediatorin weitergebildet, Jan Lorenz Wilhelmeine systemische Ausbildung absolviert. „Ohnediese Zusatzqualifikation könnten wir nicht soerfolgreich arbeiten“, sagen sie.Die einzelnen Projekte, die die Forscherin den vergangenen Jahren begleitet haben,liefern nun einen wertvollen Erfahrungsschatzfür ihr Buch, das sie 2015 veröffentlichenwollen. Bürgermeister, Dezernenten,Politiker und soziale Institutionen, aber auchStadtforscher sollen es als Leitfaden für ihretägliche Arbeit in die Hand nehmen können.„Systemisches Management urbaner Komplexität“,so lautet der Arbeitstitel.Mit verbundenen Augen: In Workshops üben kommunale Akteure, vertrauensvoller aufeinander zuzugehen undganzheitlich zu kommunizieren.Foto: Jan Lorenz Wilhelm5


ForumVom Smart Phone zumSmart HomeHeiko Christians über Häuser und ein anderes WohnenMeinen Sie denn, dass sich dieser Widerspruchlösen lässt?Ich denke schon. In Potsdam existieren interessanteAnsätze, etwa die Speicherstadt in derNähe des Hauptbahnhofs. Es ist im Prinziprichtig, dieses Areal zu erschließen. Nur hätteman den Akzent auf eine andere Art von Wohnungensetzen müssen. Das jetzige Konzeptzielt zu sehr auf deren Verkaufbarkeit undzu erreichende Rendite ab. Besser wäre esgewesen, eines für diejenigen Bürger zu entwickeln,die jetzt an die Stadtränder gedrängtwerden.Keine Stadt ohne Häuser. Sie sind kulturgeschichtlicheZeugnisse ihrer Zeit. Über Jahrhundertehinweg haben sich ihr Aussehen, die Funktionund Bauweise verändert. Neue Lebensgewohnheitenund technischer Fortschritt bestimmenihr Inneres. Für Heiko Christians, Professor fürMedienkulturgeschichte an der Universität Potsdam,sind sie deshalb nicht nur Ausdruck städtebaulicherEntwicklung, sondern auch Ort einessich künftig entscheidend verändernden Wohnens.Mit ihm sprach Petra Görlich.Herr Prof. Christians, messen Wissenschaft,Politik und Gesellschaft den Häusern in unserenStädten schon genug Bedeutung bei?Vordergründig ja. Es wird ja viel übers Bauenund Wohnen diskutiert. Bei genauerem Hinschauenstellt man allerdings fest, dass dabeioftmals sogenannte Repräsentationsbautenim Mittelpunkt stehen.Ich denke dabei etwa anPotsdams Stadtschloss.Es wird viel zu wenigdarüber gesprochen,wie eigentlich solcheHäuser aussehen müssen,in denen sich dieBürger der Städte wohlfühlenkönnen. Welchen kommunikativenWert sollten sie besitzen? Welche Abständezwischen ihnen sind notwendig? Mit welcherArt öffentlichen Raumes könnten diese gefülltwerden? Das sind Fragen, die nicht hinreichendgeklärt werden. Oftmals denken sichArchitekten leider Wohnviertel aus, in denenwir eigentlich nicht leben wollen, – und sieselbst übrigens auch nicht. Und das hat Gründe.Hier gibt es Diskussionsbedarf.Das Haus der Zukunft verfügt über Technik,die sich mit speziellen Apps bedienen lässt.Foto: unique1/fotolia.comApropos Stadtrand und Speckgürtel. Hier stehenStraße für Straße Fertighäuser in schnell aus demBoden gestampften Siedlungen. Sie sehen gleichaus …Und wenn sie nicht gleich aussehen, sind sieauf furchtbare Weise ungleich. Weil ja nur anganz wenigen Stellen etwas verändert werdendarf. Mal sind es Löwen auf den Pfeilern derEinfahrten, mal ist es die Größe des Carports,die den Unterschied machen und individuellesWohnen dokumentieren sollen. Die Lust derDeutschen am Wohnen und der „Schauwert“der Siedlungen passen nicht zusammen.Inwieweit bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?Es macht mir vor allem ästhetische Sorgen.Weil das Ganze einfach Zersiedlung bedeutet.Die Stadt-Land-Differenz wird durch zersiedelte,relativ hässliche Konglomerate vonEinfamilienhäusern aufgehoben. Die Siedlungenentvölkern sich außerdem morgens um8.00 Uhr, weil die Menschen in die urbanenZentren zur Arbeit fahren. Dementsprechendviele Autos gibt es dort. Und noch ein ganzanderes Problem: Die Dichte der Besiedlungmit Einfamilienhäusern ruft viele juristischeNachbarschaftsstreits hervor. Es gibt etwa45.000 davon im Jahr. Das Einfamilienhausals Rückzugsort, wie wir es seit dem 19. Jahrhundertkennen, macht so keinen Sinn. Esverkommt zum bloßen Streitobjekt oder zum„Zwischenhalt“, an dem sich die Familie trifft,um im nächsten Moment wieder auseinanderzugehen.Was also kann man tun?Man muss neue Konzepte für den Siedlungsbauentwickeln, in denen mehr als zuvor öffentlicher,aber auch kommunikativer Raum eineRolle spielen. Natürlich wird das teilweise schongemacht. Ein Indiz dafür sind die Mehrgenerationenhäuser.Das Modell, dass Vater, Mutterund zwei Kinder zusammenwohnen und sichabschotten, ist ja schon jetzt ein bisschen obsolet.Hier bewegt sich in letzter Zeit einiges. Nur6 <strong>Portal</strong> 1/2015


Forummüssen eben auch wirklich diese Häuser kommen,in denen mehrere Generationen gut untereinem Dach leben können. Eine Dreizimmerwohnungreicht da nicht aus. Im Moment ist esleider so, dass sich für diese Variante des Zusammenlebenseher solche Familien entscheiden,die finanziell bessergestellt sind. Ehemals großeWohnungen werden heute von Investoren geteiltund dann als Single- oder Double-Income-No-Kids-Wohnungen vermietet. Meine Option wäre,die Häuser oder Wohnungen nicht nur „Großbürgern“,sondern auch Bürgern zugänglich zumachen, durch entsprechende Maßnahmen undVerordnungen. Die Politik allerdings sieht nochkeinen Handlungsbedarf.Man muss andererseits die verödetenStadtkerne größerer Städte wieder zurückerobern.Ein Trend, der bereits begonnen hatund sich gegen Waschbeton-Fußgängerzonenim Westen und freigesprengte Aufmarschplätzeim Osten wendet. Halle ist dafür einBeispiel. Hier hat man versucht, den Stadtkernvon menschenleeren Plätzen zu befreienund zusätzlich alte Bausubstanz wiederzu erschwinglichen Preisen bewohnbar zumachen. Im Gegensatz dazu geht nach meinerAnsicht das „Modell Görlitz“ nicht auf.Die Stadt wurde aufwendig saniert. Sie besitztheute einen renaissancehaften, wunderschönenStadtkern. Er wirkt jedoch entvölkert.Die Klientel, die dort solche Häuser kauft unddann erfolgreich die Wohnungen vermietet,scheint abhandengekommen. Jetzt ziehenzwar die vielzitierten Westrentner dorthin,aber es ist keine Lösung für eine vitale Stadtkultur.Es fehlen die Kinder, junge Leute.Gerade hat Ihr Lehrstuhl gemeinsam mit Kollegender Universität Luxemburg die Konferenz „InDa House – das Haus und seine Vorstellung inden Künsten und Wissenschaften“ durchgeführt.Inwieweit diskutierten hier Medien- und Kulturwissenschaftlerüber die Stadt der Zukunft?Wir haben zwei Dinge verhandelt: die Vergangenheitund die Zukunft. Vergangenes beispielsweiseanhand der Werke Fontanes undeines Rückblicks in die Hausforschung. In den1920er und 1930er Jahren gab es entsprechendeLehrstühle. Hausforschung war eine Unterabteilungder Volkskunde und damit eine völkischfundierte Wissenschaft.Was den Blick in die Zukunft betrifft, sohaben wir uns mit den wahrscheinlich alles entscheidendenFragen beschäftigt: Wie sieht Wohnenin Zeiten mobiler Endgeräte aus? Wohntman vom Smart Phone aus? Aktuell gibt es jabereits Apps, die es erlauben, vom Auto aus dieJalousien zu betätigen, die Heizung einzustellen,den Kühlschrank danach zu befragen, ob er<strong>Portal</strong> 1/2015voll oder leer ist. Uns interessierte, ob sich dieseApplikationen zum Thema Wohnen weiterdurchsetzen werden oder nicht.Zu welchen Schlussfolgerungen kamen die Teilnehmerinnenund Teilnehmer?Die Applikationen werden die Zukunft des Wohnenssein. Das Smart Phone entwickelt sich inden nächsten Jahrzehnten zur Schnittstelle zwischenHaus und Bewohner. Mit dem applicationdesign, also der Programmierung der Apps,befassen sich beispielsweise zahlreiche amerikanischeFirmen. In Deutschland geht das etwaslangsamer voran. Das liegt auch daran, dass hierkeine mobilen Endgeräte mehr hergestellt werden.Das hat Konsequenzen für die Entwicklungentsprechender Software. In der Folge bedeutetdies, dass Länder wie die USA künftig unsereWohnkultur stärker als bisher bestimmen.Es verändert doch nicht gleich das gesamte Wohnen,wenn ich meine Heizung per Handy einoderausstellen kann?Dabei bleibt es ja nicht. In den USA entstehenzunehmend sogenannte smarte Häuser. Häuser,deren Wände beispielsweise als große Bildschirmflächendienen. Vom Handy aus könnensich die Bewohner die Umgebung schaffen, diesie möchten: eine Landschaft, Bildkunst, diepassende Musik. Bill Gates wird mit seinemMusterhaus und seiner „Firma“ nicht ganzunwichtig sein in dieser Entwicklung.Das sind für mich nicht unbedingt verlockendeVorstellungen …Ja, aber der Trend geht dorthin. Man kann dieProgramme sogar auf einen Stick laden undSpeicherstadt Potsdam: Zwar im Zentrumgelegen, aber eng bebaut – mit Wohnungenfür nicht jedermanns Geldbeutel.mit in ein Hotel ans andere Ende der Weltnehmen. Die gewohnte Umgebung reist sozusagenmit, ob an die Westküste der USA odernach Singapur. Wir wohnen künftig digital. Füruns als Medienwissenschaftler ist das natürlichinteressant, weil wir diese Application-Kulturanalysieren müssen.Hat vor diesem Hintergrund die Debatte um dieHardware, die die Häuser ja sind, überhauptselbst eine Zukunft? Oder müssen wir mehr überProgrammierung reden als über Städte?Zumindest ist das eine nicht vom anderen zutrennen. Beides gehört zusammen. Auf riesigeHauswände projizierte Werbungen etwadeuten die kommende Entwicklung ja schonan.Inwieweit geht künstlerische Kreativität verloren?Die künstlerische Kreativität im Sinne des19. Jahrhunderts, die in verschiedene Spartengetrennt war, wird es vielleicht so nicht mehrgeben. Wir werden es mit ganz neuen Konzeptenvon Kunst zu tun bekommen. JeneEntwickler, die diese neuen Applikationen programmieren,fällen die Entscheidungen überdie Zukunft des Wohnens und des Zusammenseinsvon uns Menschen. Und das sinddurchaus künstlerisch-technisch ausgebildeteneue Eliten, die da für uns Verantwortungtragen. Das ist natürlich für Sie und mich, diewir in einem anderen Verständnis von Kunstsozialisiert worden sind, sagen wir: gewöhnungsbedürftig.Aber diese andere Vorstellungvon Leben mit Kunst wird mit uns ebenwahrscheinlich auch aussterben. Da muss manganz realistisch bleiben.7


ForumAltesprovoziert NeuesHistorische Stadtkerne als Maßstäbe der „sozialen Stadt“„So schön waren die Brandenburger Städte nochnie“, schwärmen Touristen. Prof. Dr. Heinz-DieterHeimann vom Historischen Institut der UniversitätPotsdam argumentiert dagegen lieber mit dererstrittenen Rettung dieser Städte und dem stadtpolitischenGeschichtsbewusstsein ihrer Bewohner.In dem Zusammenhang verweist er auf die hoheBedeutung der Arbeitsgemeinschaft „Städte mithistorischen Stadtkernen“ im Land Brandenburg.Zu Recht. Die AG engagiert sich vehement dafür,dass Städte in ihre Geschichte investieren – undmacht sie so ein stückweit zukunftsfähig.Von Jana ScholzDie Arbeitsgemeinschaft entstand 1992und steht mit Fachpartnern den Städtendabei zur Seite, die Eigenverantwortungfür ihr baukulturelles Erbe in die Städteplanungzu integrieren. Heinz-Dieter Heimannarbeitet mit seinem Lehrstuhl „Geschichte desMittelalters“ eng mit der ArbeitsgemeinschaftZukunftsmodell: Junge Leute inalten Häusern. Foto: Erik-Jan Ouwerkerkzusammen, berät und entwickelt seit Jahren fürsie Ausstellungen zur Geschichte städtischerRäume und Lebensformen. Sein Motto hat sichbewährt: Altes provoziert Neues.Die meisten der involvierten Städte wurdenim 13. Jahrhundert – bereits planvoll – angelegt,erlebten ein „langes Mittelalter“ und besitzenheute ein unverwechselbares baukulturellesQualitätsmerkmal. Dies eben habe die Baupolitikder DDR konsequent ignoriert, so der Historiker.„Hätte die DDR noch fünf weitere Jahrebestanden, wären diese historischen Stadtkernegänzlich verfallen.“ Die Staatsführung, soHeimann, habe die Zukunft des städtischenWohnens in seriell produzierten Neubauten ander Stadtperipherie gesehen, Altbauquartiereauch abreißen lassen oder historische Bautenkaum mehr saniert. In dem bewusst vernachlässigtenDenkmalschutz historischer Stadtkerneerkennt der Professor denn auch einesder politischen Motive der Protestbewegung inder DDR gegen Ende der 1980er Jahre. „Nebender Friedensbewegung und dem Umweltschutzwar der Erhalt historischer Stadtquartiereund Wohnhäuser eine der Forderungen derBürgerbewegung.“Nach der friedlichen Revolution erfülltesich diese Forderung. Die Kommunen wurdenselbst verantwortlich für den städtebaulichenDenkmalschutz – unter anderem mithilfe desBundes. Seitdem werden die Altstädte desLandes, von Angermünde bis Ziesar, attraktiver.Heinz-Dieter Heimann erklärt das auchmit der grundlegenden Struktur ihrer Raumordnung:Die Parzelle erweist sich im Straßenrasterzwischen Wohnen und Arbeiten,öffentlichen Bauten und Plätzen als ein sozialesGrund element der europäischen Baukultur.So sei die Infrastruktur sehr funktional organisiert.„Aus diesem Grund haben wir heutevielerorts keinen Leerstand in den historischenStadtkernen.“ Sogenannte Satellitensiedlungen,Neubaublocks an der Stadtgrenze, könnenbei der neuen „Magnetwirkung“ der „altenStadt“ offenbar nicht mithalten. Überschaubarkeitund zeitgemäße Möglichkeiten der Wohnkulturfür jede Generation machen den Erfolgder „alten Stadt“ aus. Die erfolgreich saniertenhistorischen Stadtkerne sind so zeitgemäß wienoch nie: Hohe soziale Qualität, Klimaneutralität,Barrierefreiheit und geschichtliche Authentizitätüberzeugen.Anders als etwa in Sachsen, wo deutlichmehr Altbauten abgerissen wurden als imLand Brandenburg, ermöglichte das kommunaleEngagement in Brandenburg die Erhaltungganzer Quartiere. Bundesländer wieNordrhein-Westfalen orientieren sich aktuellan diesem Modell. „Es muss nicht immer dieMetropole sein“, sagt Heinz-Dieter Heimann.„Und es geht bei den historischen Stadtkernenauch nicht allein um den Faktor Tourismus.“Im Mittelpunkt stehe vielmehr der Anspruchbürgerschaftlich verantworteter Lebensformenaus zeitgemäßer Urbanität, Ressourcenverantwortungund geschichtlicher Identität. Mitsolchen Argumenten würden heute Stadtplanerkonfrontiert, wenn sich Bürger gegen dasFragmentieren der kleinen Städte wenden oderfuturistischen Großbauten offen misstrauen.Anders gesagt: Das Muster lebensnaherStadtquartiere der Zukunft hat offenkundigeine historisch überzeugende Vorlage. „DieStädte investieren zu Recht in Geschichte, wassie zukunftsfähig und so auch für Neubürgerattraktiv macht.“Die Nachfrage nach Stadtgeschichte wächst.Dieser Herausforderung gibt Heinz-DieterHeimann mit seinen Mitarbeitern historischeOrientierung: aktuelle Argumente zu historischenStadtkernen für Städte von morgen.8 <strong>Portal</strong> 1/2015


ForumUngleiche RäumeWas Stadt und Land über die Perspektive des Zusammenlebens verratenTrends kommen und gehen. Einer bleibt: Seit fast200 Jahren, mit Beginn der Industriellen Revolution,ziehen mehr und mehr Menschen in dieStädte, während ländliche Regionen zunehmenddünner besiedelt sind. Ein Ende der Entwicklungist nicht abzusehen. Die Soziologin Dr. IreneZierke untersucht Sozialstrukturen – in Städtenund auf dem Land – und findet: Dass dieserTrend derzeit unumkehrbar erscheint, ist keinGrund, ihn hinzunehmen oder gar zu befördern.Matthias Zimmermann sprach mit ihr.Frau Dr. Zierke, waszeichnet das Leben inder Stadt – aus soziologischerSicht – aus?Für mich als Soziologinist besonders interessant,wie der Raumsoziale Ungleichheitenauslösen kann.Das meint nicht nur,dass Räume oder Orte etwa unterschiedlich mitRessourcen ausgestattet sind, sondern auch,dass sie von Menschen geprägt werden. Diezentrale Frage ist also: Wie gestalten Menschendie Räume, in denen sie leben? Die Antwortder Soziologen ist: als Spiegelbild ihrer selbst.Menschen ziehen an Orte, wo sie ihre Bedürfnisseerfüllen können. Wachsende Städte sindAusdruck davon, dass Menschen Vielfalt undein abwechslungsreiches Leben suchen. Hierfinden sie gute Bildungs- und Freizeitangebote,medizinische Versorgung und vor allem Arbeit.Zugleich ist in Städten immer auch „Platz“ fürAusgefallenes: etwa kleine Wohngenossenschaften,die der Mietpreisentwicklung trotzen,oder der Trend des Urban Gardening. Nischenwerden erschlossen und gepflegt. Diese Vielfaltder Lebensstile ist Symbol für die Buntheit derGruppen in einer Stadt.Hat das städtische Miteinander also nur Vorteile?Nein. In der Stadt gibt es eine ganz andereSozialstruktur als auf dem Land. Viel polarer.Es gibt viele, die hoch gebildet sind, aberauch viele, die am Rand der Gesellschaft leben.Auch räumlich. In der Sozialforschung stehenderzeit zwei Phänomene der städtischenUngleichheiten besonders im Fokus. Das eine<strong>Portal</strong> 1/2015Herausgeputzt und trotzdem nicht attraktiv genug: Junge Leute verlassen zunehmend ihre heimatlichenKleinstädte.Foto: Benno Buschmann/pixelio.deist die sogenannte Gentrifizierung, die vorallem in großen Städten wie Berlin anzutreffenist. Dabei werden Menschen – letztlichdurch steigende Mietpreise – aus ihren angestammtenWohngebieten verdrängt. Man hatversucht, dem durch ein aktives Quartiersmanagemententgegenzuwirken. Bislang miteher mäßigem Erfolg. Das andere Phänomenist eine räumliche Segregation, die eng mit derGentrifizierung zusammenhängt. Das bedeutet,dass sich in vielen Stadtteilen relativ homogeneGruppen zusammenfinden – etwa Armeoder Wohlhabende oder ethnische Gruppen. Inder Folge entsteht eine Bevor- beziehungsweiseBenachteiligung reicher oder eben armer Viertelbei städtischen Angeboten.Was fällt speziell in Brandenburg auf?Brandenburg ist ein Flächenland und vonvielen städtischen Entwicklungen eher mittelbarbetroffen. Es gibt nur vier kreisfreie Städte– Brandenburg, Cottbus, Frankfurt (Oder)und Potsdam –, von denen Brandenburg undFrankfurt (Oder) kontinuierlich schrumpfen.Seit Beginn der 1990er Jahren gibt es einestetige Wanderungsbewegung. Während derSpeckgürtel rund um Berlin nach wie vorwächst, leiden Landkreise im „Außenring“wie Elbe-Elster, Spree-Neiße oder die Prignitzunter einem starken Bevölkerungsschwund.Was tun?Die Landespolitik hat bis 2009 eine Regionalplanungverfolgt, die einen sogenannten„engen Verflechtungsraum“ – um Berlin – vorsah,der in einen „äußeren Entwicklungsraum“überging. Dieser ist durch schwächere wirtschaftlicheund soziale Ressourcen charakterisiert.Um auch hier Perspektiven zu schaffen,wurde viel investiert. 2009 kam eine Neuorientierung.Seither wird zwischen dem „BerlinerUmland“ und dem „weiteren Metropolenraum“unterschieden. Das Berliner Umlandwird unter dem Motto „Stärken stärken“besonders gefördert und soll auf entlegenereGebiete entwicklungsfördernd ausstrahlen.Inzwischen zeigt sich, dass dies schlecht funktioniertund soziale Ungleichheiten verstärkt.Wer jung und mobil ist, verlässt schlecht ausgestatteteGebiete.Sollte man das Land also sich selbst überlassen?Ich erachte das als problematische Perspektive.Wir haben daher in zahlreichen Projekten untersucht,wie entlegenere Regionen „am Lebenerhalten“ werden können. Stichworte sind Rohstoffe,nachhaltiges Wirtschaften oder Tourismus.Auch die bessere Vernetzung in größerenStrukturen erschließt häufig neue Wege. Dieländlichen Regionen einfach abzuschreiben, istaus meiner Sicht jedenfalls keine Lösung!9


Foto: Marc Tollas/pixelio.deForumFahrräderstatt AutosWie sich Uniangehörige die Stadt der Zukunft vorstellenWie sehen deutsche Städte in 30 Jahren aus?<strong>Portal</strong> fragte Forschende und Studierende nach ihren Vorstellungen.Nach meinem positiven Szenario ist die Stadt derZukunft nachhaltig. Städtische private Mobilitätfindet nahezu nur noch im Sharing-Moduselektrisch angetriebener Fahrzeuge statt. Auchder öffentliche Nahverkehr leistet seinen Dienstumweltfreundlich. Nur noch wenige Magistralendurchkreuzen die Stadt. Alle anderen Straßen sindzurückgebaut. Die Stadt wird nicht mehr nach denVorgaben der Verkehrsplanung entworfen, sondernmit dem Zweck, die Lebensqualität der Menschenin dieser Stadt zu erhöhen. Leider weiß keiner vonuns, was in 30 Jahren wirklich los ist. Insofern musses auch ein negatives Szenario geben, das sich auseiner linearen Fortschreibung städtischer Strukturenvon heute ergibt und uns erschauern lassen müsste.Prof. Dr. Ingo Balderjahn,Professur für BWL und MarketingDie Zukunft der Städte liegt aus meiner Sichtin der Herausforderung, in einer anhaltenddynamischen Welt ein lebenswertes Umfeld fürihre Bürgerinnen und Bürger zu bieten. Nebender urbanen Infrastruktur, die ökonomisch undumweltgerecht gestaltet werden muss, trägt dazufür mich vor allem die angemessene Erfüllungstaatlicher Aufgaben bei. Die Kommunalverwaltungender Zukunft werden neue Rollen undStrukturen haben, unter anderem als Reaktionauf die fortwährenden und notwendigen Debattenum ihre Pflichtaufgaben und ihre freiwilligenLeistungen – aber auch die erwartbaren neuartigenFormen der Einbindung der Stadtbevölkerungin eben diese Entscheidungen.Prof. Dr. Julia Fleischer, Lehrstuhlvertretung Politikwissenschaft,Verwaltung und OrganisationMeine Enkeltochter würde zu ihren buntenBauklötzen greifen und damit vermutlich einenTurm bauen. Wir könnten dann auch erleben,wie dieser Turm umfällt. Kurz gesagt: Stadtplanungenhaben etwas Fantastisches, ja Utopisches,an sich – und schauen wir weiter, auch Diktatorisches.Stadt der Zukunft buchstabiere ich daherals Kommunalität. So hätte ich an meine Stadtder Zukunft drei Erwartungen: Ihre Infrastrukturrespektiert die Unbegrenztheit menschlicherNeugierde, ihre soziale Ordnung geht nicht von„Stadtnutzern“ aus, sondern folgt der politischenPartizipation ihrer Einwohner, und ihre gebauteSignatur schließt ein, dass Stadt-Zukunft stetsStadt-Vergangenheit braucht.Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann, Professur für Geschichte des MittelaltersIn der Stadtforschung werden Städte seit jeherals Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Komplexitätund Entwicklung gesehen. Da Städteund Stadtregionen auch in Zukunft weiterwachsen, steigt ihre Komplexität; auch die sozioökonomischenEntwicklungsunterschiede innerhalbund zwischen den Städten nehmen zu. DieStädte der Zukunft werden Lösungen entwickelnmüssen, um mit der wachsenden Pluralität vonInteressen, Verantwortungen und Risiken konstruktivumzugehen. Es sind kooperative Verfahrenund Umgangsweisen gefragt, mit denen städtischeAkteure, Organisationen und Beteiligtediese Herausforderungen bearbeiten können. DieStadtpolitik der Zukunft sollte entsprechend neueAushandlungs- und Lösungsprozesse präferieren.Prof. Dr. Manfred Rolfes, Professur für RegionalwissenschaftenDie Stadt der Zukunft ist GRÜN. Straßenränder,Dächer und Fassaden sind begrünt und begünstigenein ausgewogenes Stadtklima sowie eine hoheDurchlässigkeit für Fauna und Flora auch unterKlimawandel. Parkflächen werden zu einemerheblichen Teil naturnah belassen und erlaubenes, auch in der Stadt Natur zu erleben und Biodiversitätschätzen zu lernen. Weitere Grünflächentragen mit Obstbäumen, Kräutern und vielemmehr mit frischen und gesunden Nahrungsmittelnzur Versorgung der Stadtbevölkerung bei. Siebilden einen wichtigen Raum für soziale Kontakteund ermöglichen die Weitergabe von Wissen überden Anbau und die Verarbeitung von Nahrungsmittelnvon Generation zu Generation.Prof. Dr. Ariane Walz, Juniorprofessur für Landscape ManagementIn der Stadt der Zukunft ist der Verzicht auf dasAuto zur Selbstverständlichkeit geworden. Es gibtbreite, mehrspurige Fahrradwege sowie ganzeInnenstädte, die ausschließlich Fußgängern, Fahrradfahrernund dem ÖPNV vorbehalten sind. Nurauf ganz wenigen Straßen sind noch Autofahrerunterwegs und dort gilt überall: Tempo 30! Inder Stadt der Zukunft werden Integration undEmpathie groß geschrieben. Dort wird hoffentlichder Wert aller Mitmenschen erkannt, all derer, diederzeit um uns herum leben, und all derer, die aufuns folgen. Das ist wichtiger als sämtlicher technischerFortschritt. In der Stadt der Zukunft steht dieSuffizienz im Mittelpunkt, nicht die Effizienz, dasLeben wird durch Verhältnismäßigkeit bestimmtund nicht durch Übermäßigkeit und Maßregelung.Moritz Zeidler, Studiengang Physik, Bachelor of Science10 <strong>Portal</strong> 1/2015


ForumMehr Aufgaben, weniger GeldIn einem internationalen Forschungsprojekt wird die Arbeit lokalerVerwaltungen in Europa untersuchtPrivatisieren oder nicht? Mehr oder weniger Autonomie?Größere oder kleinere Gemeinden? Diessind nur einige der Fragen, denen sich Städte undKommunen zukünftig stellen müssen. Ihre Aufgaben,aber auch ihre finanziellen und politischenSpielräume verändern sich. Es gilt herauszufinden,unter welchen Voraussetzungen Verwaltungenzukünftig effektiv und effizient arbeitenkönnen, welche Strukturen sie benötigen und wasman hier von anderen europäischen Ländernlernen kann. Dieser Aufgabe widmet sich SabineKuhlmann, Professorin für Politikwissenschaft,Verwaltung und Organisation.Von Heike KampeSeit 2013 gehen mehr als 200 Forscheraus 30 Ländern und 40 Forschungsinstitutenim Projekt LocRef (Local PublicSector Reforms: An International Comparison)der Frage nach, wie lokale Verwaltungenin Europa arbeiten. Bisher gibt es kaum Vergleichbaresauf der Ebene der Kommunen.LocRef untersucht, welche Steuerungs- undManagementinstrumente in den europäischenLändern eingesetzt werden, unter welchenBedingungen diese erfolgreich sind undwelcher Reformen es bedarf, um Städte undGemeinden für die Zukunft fit zu machen. AmEnde sollen auch konkrete Empfehlungen fürpolitische Akteure stehen.Die Frage der Bürgerbeteiligung hat für dieForscher dabei besonderes Gewicht: „Dies istseit Langem ein wichtiges, aber in letzter Zeitzunehmend aktuelles Thema“, sagt die Initiatorindes Projekts Sabine Kuhlmann. Gerade beiGroßprojekten wie Stuttgart 21 oder der Energiewendeforderten viele Bürger mehr Mitspracherecht.„Kulturell, historisch und politischbedingt, wird dies in den europäischen Ländernganz unterschiedlich gehandhabt“, so SabineKuhlmann. Deutschland stellt die Wissenschaftlerinkein gutes Zeugnis aus: Unkoordiniert,kostenträchtig und im Ergebnis unsicher – sosehe die Bürgerbeteiligung hierzulande leiderhäufig aus. „Wir haben teilweise eine Vielfaltvon sich überlappenden, enorm zeitaufwendigenPartizipationsprozessen.“ Häufig sei das fürdie Bürger frustrierend, vor allem wenn dannletztlich doch anders entschieden werde.Auch die öffentliche Daseinsvorsorge nehmendie Forscher von LocRef genauer unter dieLupe. Ob Müllabfuhr, Wasserversorgung oderöffentlicher Nahverkehr – Kommunen und Städtemüssen Leistungen erbringen. In Deutschlandnimmt die Zahl der Aufgaben, die die Kommunenzu stemmen haben, stetig zu. Das Problemdabei: In vielen Regionen Deutschlands steht diesteigende Aufgabenlast schrumpfenden Ressourcengegenüber. „Die Städte müssen zusätzlicheAufgaben erfüllen – etwa im Umwelt- und Naturschutz–, haben dabei aber keinen politischenGestaltungsspielraum“, so die Verwaltungswissenschaftlerin.Denn dieser liege auf staatlicherEbene. Die Diskrepanz müsse man in derZukunft regeln und lösen. Dabei könne auch einBlick ins Ausland – etwa in die Schweiz oder nachSkandinavien – helfen, regt sie an. Hier könntensich die Kommunen über eigene Steuern vielstärker selbst finanzieren. Ihre Autonomie undihr Handlungsspielraum sind dadurch größer.Kritisch sieht Sabine Kuhlmann auch diePrivatisierung kommunalen Eigentums. ZahlreicheKommunen verkauften unlängst ihrenWohnungsbestand oder lagerten Aufgaben anPrivatunternehmen aus, um ihre klammenKassen aufzufüllen. Doch nun zeigen sich dieNachteile dieses Ausverkaufs: „Wir reden vielüber Klimapolitik und Nachhaltigkeit. Dochmit einer kompletten Privatisierung hat mankeinerlei politische Gestaltungsmöglichkeitenmehr. Ob in die Infrastruktur investiert wird,wie die Preisgestaltung aussieht, umweltpolitischeoder auch soziale Ziele – all das könnendie Kommunen dann nicht mehr beeinflussen“,verdeutlicht Sabine Kuhlmann. Unteranderem wegen dieses Kontrollverlusts kaufeneinige Kommunen, nicht nur in Deutschland,ihr ehemaliges Eigentum bereits zurück.Eine der größten Herausforderungen fürdie Zukunft sieht Sabine Kuhlmann in derfinanziellen und personellen Ausstattung derKommunen. „Deutschland gehört im internationalenVergleich zu den Ländern mit demstärksten Personalabbau in der kommunalenöffentlichen Verwaltung. Und das, obwohl dieAufgaben zunehmen.“ Nicht jede Stadt leistetsich noch einen Jugendclub oder renoviert denmaroden Sportplatz, wenn das Geld und diepersonellen Ressourcen an anderen Ecken fehlen.Vieles werden die Bürger wohl künftig inEigenregie erledigen müssen.Zu den Aufgaben der Kommunen gehört es, den öffentlichen Nahverkehr zu sichern. Foto: schubalu/pixelio.de<strong>Portal</strong> 1/201511


ForumGrüner lebenGeoökologen suchen nach alternativenKonzepten für die StadtentwicklungGelungenes Beispiel nachhaltigen Wohnens:Hammarby Sjöstad in Stockholm. Foto: Tina GäblerIn Europa siedelt sich die Bevölkerung zumeistin urbanen Räumen an. Das hat Folgen für dieÖkosysteme und Naturhaushalte in den Städtenund die Lebensräume von Menschen, Pflanzenund Tieren. Hitzeinseln, die mit dem Klimawandeldeutlich zunehmen, oder Wassermangel,insbesondere in Südeuropa, sind Beispiele dafür.Deshalb wenden sich Juniorprofessorin ArianeWalz und ihre Mitarbeiter dieser Problematik zuund suchen nach Lösungsansätzen.Von Dr. Barbara EckardtDie steigende Zahl von Menschen, diein Städten wohnen, und die damitverbundenen anwachsenden besiedeltenFlächen führen dazu, dass die Vegetationdort ebenso leidet wie der Naturhaushalt. Aberauch die Ansprüche der Menschen verändernsich. Sie wollen gesund, sicher, gut versorgtund in einem attraktiven städtischen Umfeldleben. Zu den Projekten, die Ariane Walz undihre Mitarbeiter bearbeiten, gehört RE-GREEN.Hier geht es um regionale Strategien zur FörderungGrüner Gebäude. Das Ziel besteht darin,Werkzeuge für nachhaltige klimaangepassteStädte zu entwickeln. „Inhalt des Projektes istes, Regionen zu helfen, ihre Politik GrünenBauens zu verbessern, weiterzuentwickeln undumzusetzen“, sagt Dr. Torsten Lipp von der AGLandschaftsmanagement der Uni Potsdam.Dabei solle der Wandel hin zu mehr Energieeffizienzund die Nutzung von erneuerbarenEnergien als Mittel zur Schaffung Grüner Regionenvorangetrieben werden. Im Ergebnis desEnde 2014 ausgelaufenen Projektes entstandein Handbuch, das gute Praxisbeispiele aus denPartnerregionen vorstellt und dazu anregenwill, diese nachzunutzen. Es gibt den Städtenund Regionen Handreichungen, um ihre strategischenPlanungen im Hinblick auf eine nachhaltigeStadtentwicklung umsetzen zu können.Außerdem erarbeiteten die Projektteilnehmerein Handbuch zur öffentlichen Vergabe unterNachhaltigkeitsgesichtspunkten. „Wir helfenden Stadtverwaltungen, Strategien umzusetzen,um Gebäude nachhaltiger zu gestalten,aber nicht isoliert, sondern unter anderemmit dem Blick auf den Verkehr“, erläutert TinaGäbler, die sich ebenfalls in der Arbeitsgruppeengagiert. Auch wenn die Stadt Potsdam keinProjektpartner war, gibt es zwischen den Verantwortlichenund den Wissenschaftlern regenAustausch. So erhielten im Dezember Mitarbeiterder Koordinationsstelle Klimaschutz dieErgebnisse des Projekts RE-GREEN.Zu den insgesamt zehn europäischen Partnerngehören neben der Universität Potsdamzwei weitere wissenschaftliche Einrichtungen:das Intelligence in Innovation, Innovation Centre,Lissabon und das Nordic Centre for SpatialDevelopment, Stockholm.Ziel eines anderen Vorhabens, des seit Ende2012 bestehenden europäischen ForschungsprojektesOPERAs, ist es, das Konzept der Ökosystemleistungenzu operationalisieren. Das sindLeistungen und Güter, die in Ökosystemen zummenschlichen Wohlergehen direkt und indirektbeitragen. „In Städten fördern verschiedenartigeurbane Grünflächen und ihre jeweiligen Ökosystemedie Gesundheit der Anwohner, regulierenstädtisches Mikroklima und den Wasserhaushalt,ermöglichen Naturerlebnisse und Umweltbildungund tragen zur Versorgung mit Nahrungsmitteln,Wasser und Holz bei“, erläutert ArianeWalz. Damit erhöhten sich die Lebensqualitätund Attraktivität der Städte deutlich. Das Konzeptder Ökosystemleistungen dient dazu, dieseLeistungen für die menschliche Gesellschaft zuerfassen, zu quantifizieren und möglicherweiseauch mit Geldwerten zu belegen. In OPERAsarbeiten 27 europäische Forschungseinrichtungen,Beratungsunternehmen sowie kleine undmittlere Firmen zusammen; es besteht aus Wissenschaftlernverschiedenster Disziplinen sowiePraktikern. Wichtig ist Ariane Walz insbesonderedie enge Kooperation mit Entscheidungsträgern.Es gibt zwölf Fallstudienregionen, dazu gehörenauch die Stadtregionen Barcelona, Dublin, Grenobleund Edinburgh. Jedes dieser Teilprojekteumfasst ganz unterschiedliche Schwerpunkte.In Barcelona geht es beispielsweise um den Küstenschutz,den Wiederaufbau von natürlichenSystemen in Dünen zum Schutz der Anrainer.Ökosystemleistungenin Städten• Regulierung des Mikroklimas durch innerstädtischeGrünflächen, Regulierung von Feinstaubund Schallemissionen.• Erholungseffekte durch innerstädtische Grünflächen,die zu guter Lebensqualität beitragen.• Naturerlebnis durch Grünflächen, die diversenArten Lebensräume bieten.• Versorgung mit Nahrungsmitteln durch traditionelleKleingärten, Urban Gardening und UrbanFarming.12 <strong>Portal</strong> 1/2015


ForumGepflegterWildwuchsDie Initiative „Bunte Wiese“ engagiert sich für biologische Vielfalt im städtischen RaumDie Initiative „Bunte Wiese“ – das sind Forschende,Lehrende und Studierende der UniversitätPotsdam, die sich der Aufgabe widmen, mehr biologischeVielfalt in innerstädtischen Räumen zuschaffen und dies mit nachhaltiger Forschung zuverbinden. Nach dem Motto „Weniger eingreifen– mehr erleben“ wollen sie zugleich das Umweltbewusstseinin der Universität, aber auch in derStadt stärken.Von Anna Theresa SchmidtDie Initiative startete quasi vor dereigenen Haustür, auf dem CampusGolm. Kurzschürige, häufig gemähteGrünflächen wurden dort in artenreicheLanggraswiesen umgewandelt, die jetzt nurnoch zweimal pro Jahr geschnitten werden. Sokönnen die Pflanzen zur Blüte und zur Samenreifegelangen. Insekten und damit auch Vögelfinden mehr Nahrung, was wiederum eineZunahme der Artenvielfalt begünstigt.„Wichtig ist auch, die Nährstoffmenge imBoden zu reduzieren“, erklärt Studentin Angelikavon Pressentin von der Projektgruppe.Um dies zu erreichen, wird das Mahdgut abgetragenund nicht auf der Fläche belassen wiebei der herkömmlichen Pflege. Das geschiehtallerdings nicht sofort nach der Mahd, sondernerst nach ein paar Tagen, damit die Pflanzenvorher aussamen und die Tiere sich zurückziehenkönnen. „Diese Prozesse benötigen Zeit.Daher lässt sich eine Zunahme der Artenvielfaltzeitlich nicht genau voraussagen“, so Angelikavon Pressentin.Mit ihrem Projekt ist die Potsdamer Gruppenicht allein. Im In- und Ausland gibt es ähnlicheInitiativen, die sich mit verschiedenen Vorhabenin die internationale UN-Dekade „BiologischeVielfalt von 2011 – 2020“ einordnen. Zwischenihnen entwickeln sich mitunter enge Kooperationen,auch über Ländergrenzen hinweg. DieUniversität Potsdam arbeitet zum Beispiel mitder Universität Tübingen zusammen, die schonseit 2010 erfolgreich ein solches Projekt verfolgtund mit zahlreichen Forschungsarbeiten diepositiven Auswirkungen des Mahdprogrammsauf die biologische Diversität belegen konnte.Beide Universitäten profitieren vom Austauschihrer praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichenBeobachtungen. Wie in Tübingensollen auch in Potsdam die Folgen der Pflegemaßnahmendokumentiert werden.Start des Potsdamer Projektes war im vergangenenJuni. In einer zweijährigen Probephasewerden auf dem Campus Golm nunzwei ausgewählte Modell-Rasenflächen umgewandeltund gepflegt. Wer genau hinschaut,kann einen deutlichen Anstieg der Blütenzahlund der Insektenbesuche feststellen.Diese nachhaltige Entwicklung soll künftigauch der Stadt Potsdam zugutekommen,indem sich das Projekt auf Flächen im städtischenRaum ausdehnt. Angelika von Pressentinmöchte ein „Netz aus Wiesen“ schaffen,denn je mehr blütenreiche Flächen es gebe,desto größer werde die Biodiversität. „Die Wiesenstärken und stützen einander. Tiere undPflanzen finden mehr geeigneten Lebensraumund die Chance vergrößert sich, dass Samenauf andere Wiesenflächen geweht werden“,erklärt sie.Auch deshalb wünscht sie sich, dass beider weiteren Campusgestaltung mehr solcherGrünflächen geplant und nach dem jetzterprobten Modell gepflegt werden.Das bedeute jedoch nicht, dass es rund umdie Unigebäude bald keine gemähten Rasenflächenmehr gebe, die sich noch betreten lassen,versichert die Studentin. Vielmehr sollen dieWiesenbesucher während eines Picknicks oderbeim Entspannen in der Mittagspause denBlick auf den Blütenreichtum des gepflegtenWildwuchses genießen können. Weitere Informationen:http://buntewiesepotsdam.wordpress.com/An der Uni Potsdam und vielleicht bald auch vermehrt im Potsdamer Stadtgebietzu beobachten: Langgraswiesen mit großer Blütenzahl und zunehmendenInsektenbesuchen. Ein Erfolg der Initiative „Bunte Wiese“.Foto: Angelika von Pressentin<strong>Portal</strong> 1/201513


ForumEin „Kompass“für den AlltagPotsdamer Informatiker arbeiten an mobilen Assistenzsystemenzur Orientierung in Zeit und RaumEs ist der Albtraum wohl jedes älteren Menschen:Man ist allein in der Wohnung, stürzt und verletztsich – und kann weder aufstehen noch umHilfe rufen. Zwar gibt es schon länger Hausnotrufsysteme,mit denen Senioren einen Alarm auslösenund Hilfe anfordern können. Doch was, wennjemand nach einem Sturz bewegungsunfähig odergar ohnmächtig ist? Ein Team um Prof. Dr. BettinaSchnor vom Institut für Informatik arbeitetan einem mobilen Assistenzsystem für ältere undbetreuungsbedürftige Menschen, das sein soll, wassein Name verspricht: ein „Kompass“.Von Matthias ZimmermannDie Zahlen sprechen eine deutlicheSprache: Menschen werden gerade inden westlichen entwickelten Länderndurchschnittlich immer älter. Das bedeutetauch, dass immer mehr von ihnen von typischenBeeinträchtigungen des Alters betroffensind: Seh-, Orientierungs- und Erinnerungsvermögennehmen ab, das Herz-Kreislaufsystemwird anfällig, die Beweglichkeit geht zurück. DieAuf der 9. Landeskonferenz Telematik im Gesundheitswesen führten studentische Projektmitarbeiter die automatischeSturzerkennung der „Kompass“-App vor.Gefahr, dass sie Dinge und Termine vergessen,sich verlaufen oder gar stürzen, begleitet vieletagtäglich.„Assisted Living“ ist das Schlagwort, wenn esdarum geht, das alltägliche Leben für alte Menschenoder jene, die aufgrund anderer Ursachenauf Betreuung angewiesen sind, zu erleichtern.„2008, als wir mit ‚Kompass‘ begannen, schossenAssisted Living-Projekte geradezu aus demBoden“, sagt Bettina Schnor. „Damals beschlossdas Institut, ein Projekt ins Leben zu rufen, indas alle Bereiche ihre Expertise einbringen undan dem wir gemeinsam arbeiten können.“Entstanden ist mit „Kompass“ eine App, die –dank Smartphone – im Alltag immer dabei undvor allem dann zur Stelle ist, wenn sie gebrauchtwird. Die Projektgruppe selbst nennt „Kompass“ein „Orientierungssystem in Zeit und Raum“.Und tatsächlich vereint der vielseitige Helferunterschiedlichste Funktionen in sich: eine automatischeErinnerung an Termine aller Art, eineautomatische Sturzerkennung und die Möglichkeit,Menschen, die sich etwa aufgrund einerDemenzerkrankung verlaufen haben, zu lokalisieren.Die Sensoren moderner Smartphonesmachen dies möglich. So erlauben die WLAN-Module eine Ortung des Telefons und die Lagesensorenkönnen dabei helfen, einen Sturz zuerkennen – sowie anschließend automatischeinen Notruf zu wählen. „Gerade die Sturzerkennung,die für Senioren besonders wichtig ist,hat uns vor große Herausforderungen gestellt“,erklärt Bettina Schnor. „Denn es geht ja darum,die Sensoren so einzustellen, dass sie einenSturz auch sicher erkennen und von einem kleinenStolpern oder einer Judorolle unterscheiden.Und das ist schwerer, als man denkt. Wir habenmehrere verfügbare Apps zur Sturzerkennunggetestet – und können keine empfehlen.“Obwohl das Projekt letztlich Grundlagenforschungbetreibt, ist es überaus praxisnah – vonder Idee über die Entwicklung bis zur Erprobung.So arbeitet die Gruppe um Bettina Schnoreng mit dem Pflegeheim Florencehort in Stahnsdorfzusammen. Dort wurden nicht nur dieBedürfnisse pflegebedürftiger Menschen ermittelt,sondern es werden regelmäßig neue Funktionalitätenvom Pflegepersonal und von denBewohnern getestet. „Das zeigt uns nicht nur, obdas Programm funktioniert“, so Bettina Schnor.„Wir lernen auch, wie die Benutzeroberflächenbeschaffen sein müssen, damit die, denen siehelfen sollen, sie auch bedienen können.“Koordiniert wird das Projekt von Petra Vogel,die am Lehrstuhl arbeitet, und dem studentischenMitarbeiter Alexander Linnemann. Einengroßen Beitrag zur Forschungsarbeit leisten Studierendein Lehrveranstaltungen und Bachelorarbeiten.„Sie entwickeln den ‚Kompass‘ immerweiter“, sagt Petra Vogel. „Sie schauen sich dieAlgorithmen an, schrauben daran – und holensich dann ein Feedback aus dem Pflegeheim.So entstehen auch immer neue Forschungsfragen.“Aktuell beschäftigt sich die Arbeitsgruppemit der Integration eines Pflegeroboters.Inzwischen hat das Team sogar einen freiwilligenTester im „Dauereinsatz“. Im Anschlussan eine Berichterstattung über das Projekt meldeteein Babelsberger Interesse am Terminmoduldes „Kompass“ an, das er seitdem erfolgreichnutzt. 14 <strong>Portal</strong> 1/2015


Universität & GesellschaftDie Mediothek: nicht nur individueller Selbstlernbereich,sondern auch multikulturelles Begegnungszentrum.Eines füralleEs war durchaus Neuland, das die UniversitätPotsdam 1994 betrat. Mit der Gründung ihresSprachenzentrums konzentrierte sie wesentlicheTeile der sprachpraktischen Ausbildung in philologischenStudiengängen und Sprachkurse fürStudierende anderer Fächer sowie für interessierteWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untereinem Dach. 20 Jahre danach, im Dezember2014, feierte das Zentrum nun nicht nur seinenrunden Geburtstag, es konnte auch auf eineäußerst erfolgreiche Entwicklung zurückblicken.Uni-Präsident Prof. Oliver Günther, Ph.D. gratulierte:„Wir können sagen, dass sich das Modellinhaltlich und strukturell bewährt hat“, stellte erin seinem Grußwort fest. Was hier gelungen sei,habe Vorbildcharakter.Von Petra GörlichEs ist keine unbedingt neue Erkenntnis:Wer Fremdsprachen beherrscht, kommtbesser durchs (Berufs-)Leben. Auf demnationalen, aber vor allem dem internationalenArbeitsmarkt werden verstärkt Fachkräftegesucht, die mehrere Sprachen beherrschen.Und nicht nur das: Auch die damit verbundeneninterkulturellen Kompetenzen stehen ganzoben auf der Wunschliste von Unternehmen,Das Sprachenzentrum der Uni Potsdamfeierte seinen 20. Geburtstag<strong>Portal</strong> 1/2015Institutionen und Behörden. So wundert eskaum, dass das Sprachenzentrum der UniversitätPotsdam eine gefragte Adresse für Studierendeist, – nicht zuletzt auch, um hier dasRüstzeug für Studienaufenthalte oder Praktikaim Ausland zu bekommen. Für all ihre Angebotehat die Einrichtung von Beginn an aufhohe Qualitätsstandards gesetzt – und diese bisheute gehalten. Auch dank UNIcert®, einemhochschulspezifischen Ausbildungs-, Akkreditierungs-und Zertifikationssystem, dem sichdie Potsdamer Uni 1994 anschloss und das inDeutschland gegenwärtig über 50 Universitätenund Fachhochschulen nutzen. RegelmäßigeReakkreditierungen sorgen für eine kontinuierlicheQualitätskontrolle der Lehre und deshierfür existierenden Umfeldes. Im Rahmenvon Studiumplus sind Fremdsprachen an derUniversität als Schlüsselkompetenz wahlobligatorischin die Studiengänge integriert, was auchim HRK-Audit „Internationalisierung der Hochschulen“überaus positiv hervorgehoben wurde.Was Potsdam auszeichnet, sind die durchgesetztenKompetenzstandards für Philologenund Nichtphilologen. Die Konzentration derAngebote für beide Zielgruppen an einer zentralenEinrichtung ermöglicht überdies Synergienhinsichtlich des Ressourceneinsatzes. Dr.Doris Gebert, Leiterin des Zentrums für Sprachenund Schlüsselkompetenzen (Zessko), iststolz darauf, dass der Ansatz aufgegangen ist.„Wir haben eine moderne, neue Ausbildunggestaltet“, betont sie. Wie das gelang? DorisGebert nennt mehrere Gründe für den Erfolg:die Auswahl qualifizierter Lehrkräfte, ein ständigesFördern und Fordern, das Reagierenauf neue hochschuldidaktische Anforderungen,etwa in Form bewusst vorangetriebenenE-Learnings, kontinuierliche Fortbildung.In allen Sprachen gibt es inzwischenMoodle-Kurse. Denn der Großteil der Lernzeitentfällt auf die Stunden außerhalb des Unterrichtsraumes.Ein „Einheitsbrei“ wird dennochnicht angerichtet, dafür sind die Sprachen,Kursprofile und Inhalte zu verschieden. Chinesischlernt man eben anders als Englisch.In den vergangenen Jahren entstanden auchneue kursunabhängige Lernformate, zum Beispieldas kooperative Tandemlernen von deutschenund ausländischen Teilnehmern. Zunehmenwird weiter die Bedeutung von Zertifikaten.Seit Kurzem können Studierende beispielsweisedas Zertifikat „Interkulturelle Kompetenzfür Studium und Beruf“ erwerben.„Für unseren Erfolg sind Arbeitsstrukturensehr wichtig, die einen Austausch ermöglichen“,sagt Doris Gebert. Was sie meint,wird am Umgang mit Lehrevaluation deutlich.„Das, was wir hier erheben, diskutieren wirauf der Sprachbereichsebene, damit Lehrevaluationpositive Auswirkungen auf das Lehrangebothat“, führt Christoph Lehker, Leiter desGeschäftsbereiches Sprachen, aus. „Durch denVergleich der Evaluationsergebnisse könnenwir Potenziale aufdecken und nutzen.“ Diesekooperative Arbeitsweise sei sehr produktiv.„Wir haben unsere Arbeit zudem immerwissenschaftlich reflektiert“, hebt Doris Gebertnoch hervor. Der Aspekt ist ihr wichtig. DiePotsdamer arbeiten in nationalen und internationalenNetzwerken mit, beteiligen sich anProjekten für die Fremdsprachenausbildungan Hochschulen.Bis Ende 2015 soll das gesamte Zessko evaluiertwerden. Hierfür beginnen derzeit dieVorbereitungen. Das Sprachenzentrum:• 1994 Gründung• 2010 Zusammenschluss mit weiteren Bereichenzum Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen(Zessko)• Jährlich etwa 8.500 Studienfälle• Ausbildung in elf Sprachen15


Universität & Gesellschaft„Spitzenforschungund -lehre im Dienstdes Landes“Uni-Präsident Oliver Günther zumHochschulentwicklungsplan 2014–2018Nachdem 2014 mit der Neuausrichtung des Forschungsprofilsund der Unterzeichnung des Hochschulvertragesmit dem Ministerium für Wissenschaft,Forschung und Kultur des Landes Brandenburgwichtige Weichen für die Entwicklungder Universität Potsdam gestellt wurden, folgtnun der nächste Schritt: der universitätsinterneHochschulentwicklungsplan (HEP) 2014–2018.Für <strong>Portal</strong> erklärt Uni-Präsident Prof. OliverGünther, Ph.D., was ihn auszeichnet. MatthiasZimmermann sprach mit ihm.Herr Professor Günther, wozu braucht die Universitäteinen neuen Hochschulentwicklungsplan?Sechs Jahre nach dem letzten HEP war es ander Zeit, dass sich die Universität eine neuePerspektive gibt. Die institutionellen, finanziellenund auch technischen Rahmenbedingungenfür Hochschulen haben sich national wieinternational erheblich verändert. Der HEP solldazu dienen, sich in die Augen zu sehen unddarüber auszutauschen, wie die Voraussetzungenmit unseren Zielen zusammengebrachtwerden können.Welches sind die zentralen Ziele?Der Titel des HEP bringt es auf den Punkt:„Spitzenforschung und -lehre im Dienst desLandes“. Zum einen braucht das Land BrandenburgSpitzenforschung, nicht nur für dieWirtschaft, sondern auch ganz einfach als Teilunserer Kultur. Dafür müssen hervorragendeWissenschaftler gewonnen werden. Und esgilt, anwendungsorientierte Forschung ebensozu fördern wie „Blue Sky Research“, alsofreie Grundlagenforschung, die keinem anderenZweck dient als dem Erkenntnisgewinn.Forschungsbasierte Spitzenlehre wird an derUniversität Potsdam schon länger geleistet.16Diese Qualität wollen wir sicherstellen undweiterentwickeln, damit die Studierenden einebestmögliche Ausbildung erhalten und für ihreberufliche Laufbahn gerüstet sind. Im Dienstdes Landes ist nicht zuletzt der Transferbereichaktiv. Sehr erfolgreich übrigens. Die Zusammenarbeitmit der Wirtschaft soll weiter ausgebautwerden.Im Einzelnen: Welche Initiativen gibt es mit Blickauf die Forschung?Mit der Neuausrichtung unserer Forschungsstrategiewollen wir den Anforderungen internationalsichtbarer Spitzenforschung Rechnungtragen, die Arbeitsbedingungen für unsereForscher optimieren und große Verbundprojektefür die Universität gewinnen. Wir habendrei Förderlinien eingerichtet. In der erstenLinie wurden – getreu dem Motto: Stärkenstärken – vier universitäre Forschungsschwerpunktegeschaffen, die aus den früheren ProfilundExzellenzbereichen hervorgegangen sind:Erdwissenschaften, Funktionelle Ökologieund Evolutionsforschung, Kognitionswissenschaftensowie Pflanzengenomforschung undSystembiologie. Daneben gibt es auf Fakultätsebeneangesiedelte Forschungsbereiche, derzeitsind dies Funktionale Weiche Materie, KomplexeSysteme sowie Politik, Verwaltung undManagement. Die dritte Förderlinie ermöglichteine flexible Anschubfinanzierung von innovativenVorhaben. Gerade wurden im Rahmender Forschungskooperation „Research CenterSanssouci“ (RECS) mit der Stiftung PreußischeSchlösser und Gärten sowie dem VerbundGesundheitswissenschaften zwei solcher Forschungsinitiativeneingerichtet. Neben dieserClusterförderung ist aber ebenso Unterstützungfür einzelne Wissenschaftler vorgese-hen. Es gibt immer ausgezeichnete Forschungaußerhalb von Verbünden und solche Individualforscherwollen wir auch weiterhin fördern.Was soll in Studium und Lehre auf den Weggebracht werden?Das Hochschulwesen in Deutschland hat sichin den vergangenen Jahren immer stärker ausdifferenziert.Als Forschungsuniversität sehenwir uns in der Verantwortung, die Forschungsorientierungauch in der Lehre verstärkt zureflektieren. Konkret soll dafür das Angebotder Master- und Promotionsstudienplätze ausgebautwerden. Dies passt zu dem Trend, dassimmer mehr Bachelorabsolventen einen Masterabschlussanstreben. Weit mehr als noch vorzehn Jahren prognostiziert.Zugleich ist es erklärtes Ziel, auch in der Breiteund trotz der gravierenden Unterfinanzierungdas Niveau in der Lehre zu erhalten. Wie ist daszu schaffen?Dank der erfolgreichen Systemakkreditierungbesitzen wir die geeigneten Mittel, um unsereStudiengänge selbst weiterzuentwickeln.Darauf aufbauend wollen wir das bestehendeQualitätsmanagement zu einer „PotsdamerQualitätskultur“ ausbauen. Ein Beispiel dafürist das im Dezember 2014 gegründete fakultätsübergreifendeZentrum für Lehrerbildungund Bildungsforschung (ZeLB), eine bundesweiteinmalige Konstruktion. Im ZeLB habenwir Lehrerbildung und Bildungsforschungzusammengeführt, um einerseits besser untersuchenzu können, wie die Schule heute „funktioniert“,und andererseits Forschungsergebnisseder Bildungsforschung direkt wieder indie Ausbildung zukünftiger Lehrer einfließenzu lassen.<strong>Portal</strong> 1/2015


Universität & GesellschaftWelche Rolle spielt zukünftig der Bereich desE-Learnings?Langfristig wird sich ein hybrides Modellaus Präsenz- und Onlinelehre durchsetzen.Jede Hochschule, die sich darüber nicht aktivGedanken macht, vergibt große Möglichkeiten.Deshalb möchten wir die Lehrenden der UniPotsdam von zentraler Seite begleiten, ihnenhelfen, das für ihre Lehre richtige Modell zuentwickeln, Medien produktiv einzusetzen,Inhalte zu importieren oder zu exportieren.Mit der Öffnung des Hochschulzugangs fürberuflich Qualifizierte ohne schulische Hochschulzugangsberechtigungdürften sich ganz neueHerausforderungen ergeben. Wie soll ihnen begegnetwerden?Um der Diversität der Studierendenschaft zuentsprechen, werden wir zusätzliche unterstützendeAngebote, besonders für die Studieneingangsphase,bereitstellen müssen. Ziel musssein, nicht nur vielen geeigneten Interessentenein Studium zu ermöglichen, sondern sie dannauch bestmöglich auszubilden und bis zumAbschluss zu begleiten.2014 gab es 54 Unternehmensgründungen aus derUniversität heraus. Welche Pläne gibt es für denTransferbereich?Dieses Niveau an Startups zu halten, ist eineHerausforderung, die wir gerne annehmen.Ausbauen wollen wir auch die Kooperationmit Wirtschaftsunternehmen, vor allem überden Partnerkreis Industrie und Wirtschaft. Aufdiesem Weg können wir nicht zuletzt unserenStudierenden Perspektiven eröffnen und junge,gut ausgebildete Fachkräfte in Brandenburghalten.Zu den jüngsten Initiativen zählt das „PotsdamerTenure-Track-Modell“. Welche Vorteile hat es undwie wird es aufgenommen?Es kommt hervorragend an! Im Prinzip handeltes sich dabei um eine Form der vorgezogenenNeubesetzung von Strukturstellen. Wirkönnen ohne wesentliche zusätzliche Mittelreizvolle Stellen schaffen, die jungen Wissenschaftlerneine attraktive Perspektive bieten,denn bei guter Arbeit bestehen auch guteChancen auf eine Lebenszeitstelle. Derzeitprüfen wir bei jeder passenden Stelle, ob dasModell dafür infrage kommt, und bieten es denFakultäten dann an. Die Akzeptanz ist unabhängigvom Fach sehr gut.Wie soll die internationale Vernetzung der UniversitätPotsdam vorangetrieben werden?Zum einen wollen wir die Zusammenarbeitmit den Schwerpunktregionen, vor allem den<strong>Portal</strong> 1/2015strategischen Partnern, verstärken, besondersbeim Studierendenaustausch. Zum anderensoll der Anteil der englischsprachigen MasterundPromotionsprogramme erhöht werden,nicht zuletzt, um für ausländische Studierendenoch attraktiver zu werden.Welche weiteren Akzente im HEP sind Ihnenbesonders wichtig?Viel erreicht – aber ebenso viel vor – habenwir beispielsweise im Bereich der Personalentwicklung;wir wollen ein guter Arbeitgebersein, der seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternim Rahmen des finanziell MöglichenPlanungssicherheit gibt. Weitergehen soll esauch im Bereich Alumni und Fundraising, wieetwa die im Sommer 2015 erstmals stattfindendezentrale Verabschiedung der Absolventenzeigt. Nicht zuletzt wird sich die Universitätin den nächsten Jahren baulich weiterentwickeln.So soll der Campus Am Neuen Palaisbis 2030 westlich der Lindenallee neu gestaltetwerden.Der HEP macht auch deutlich, dass die Voraussetzungender Universität Potsdam für diederzeitigen Aufgaben und die formulierten Zieleunzureichend sind. Wie lässt sich trotzdem einambitionierter Plan formulieren – und angehen?Darin besteht die Herausforderung eines HEP!Grundsätzlich geht das Papier von konservativenAnnahmen aus. So beispielsweise von denim Hochschulvertrag zugesagten Mitteln alsfinanzielle Untergrenze. Sollte die Landespolitiksich hingegen zu einem weiter gehendenfinanziellen Engagement entschließen, wärefreilich auch noch deutlich mehr möglich. Daswäre auch gut fürs Land, denn die Hochschulenbringen das Land entscheidend voran.In der Einleitung des HEP heißt es, die Universitätsei ein „intellektueller Kristallisationspunkt“und „Ort des geistigen und kulturellen Austauschs“.Was ist damit gemeint?Meine Gegenfrage lautet: Ist eine Universitätmehr als nur eine Schule für Ewachsene? Wirsagen: Ja! Sie ist ein Ort, an dem Wissen entsteht– und wo ein kritischer Austausch überWissen stattfindet. Und zwar nicht nur zwischenWissenschaftlern und Studierenden,sondern auch mit Bürgerinnen und Bürgernin unseren zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen.So kann die Universität weit über einkurzfristiges Wirtschaftlichkeitsdenken hinauszum Gemeinwohl und zum gesellschaftlichenFortschritt beitragen.Der gesamte HEP 2014 – 2018 wird zeitnah onlinezugänglich sein.Foto: Barco BerlinFoto: Karla FritzeFoto: Sören Stache17


Universität & GesellschaftNeues ZentrumDie Universität Potsdam hat ein Zentrum fürLehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB)gegründet. Das ZeLB ist eine gemeinsame dezentraleOrganisationseinheit der lehrerbildendenFakultäten mit Entscheidungs-, Steuerungs- undRessourcenkompetenz, die mit den Fakultätendie Gesamtverantwortung für Lehrerbildung undBildungsforschung trägt. Ziel ist es, die universitäreGesamtaufgabe der Lehrerbildung verstärktals Querschnittsaufgabe wahrzunehmen undentsprechende Handlungsfähigkeit herzustellen.Kurz gesagt: Das Zentrum schafft eine gemeinsameStruktur für eine übergreifende Aufgabe.Die Struktur des ZeLB wird maßgeblich durchden Direktor und die Versammlung bestimmt.Die Zuständigkeiten des neuen Zentrums, dasaus dem bisherigen Zentrum für Lehrerbildunghervorgegangen ist, liegen insbesondere in derStudienorganisation, der Mitwirkung an Berufungsverfahrenund der Forschungsförderung.Prof. Dr. Andreas Musil, Vizepräsident für Lehreund Studium und Direktor des Zentrums für Lehrerbildungund Bildungsforschung, sagte: „DieGründung des ZeLB ist ein großer Erfolg für dieUniversität und für die Lehrerbildung an der Universität.Es bietet einen gemeinsamen Ort undIdentifikationspunkt, an dem die Qualität im Lehramtgemeinsam gesichert, nachhaltig geregeltund weiterentwickelt wird. Ich freue mich auf dieZusammenarbeit.“In den kommenden Monaten werden sich dieOrgane konstituieren. Die universitären Prozessewerden an die neue Struktur angepasst und auchder Internetauftritt verändert sich. Im April 2015soll das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschungmit einem Festakt feierlich eröffnetwerden.Sit<strong>UP</strong>-Finalebeim 3. UniballSpendenaktion endet am Valentinstag in GriebnitzseeTanzend in „Ballance“ bleiben heißt es am Valentinstag,dem 14. Februar 2015. Der Ball der UniversitätPotsdam geht in die dritte Runde. MitBlumen, Festbeleuchtung und Tafelschmuckwird in das betongraue Unigebäude am Griebnitzseeerneut Ballatmosphäre gezaubert. Rundum Bars und Buffets ist ein sportlich-künstlerischesProgramm mit Akrobatik und Showtanzzu erleben. Die Berliner Swingband „GermanTrombone Vibration“ und DJ Stephan sorgenfür die passende Musik. Und natürlich gibt esauch wieder eine Tombola. Unternehmen ausPotsdam und Umgebung haben attraktive Preisegespendet. Wie im vergangenen Jahr könnensich die Ballgäste mit dem Kauf eines Loses ander Spendenkampagne „Sit<strong>UP</strong> – Ihr Platz imAudimax“ beteiligen. Es ist übrigens die letzteGelegenheit, für die Renovierung des Auditoriummaximum der Universität zu spenden,denn mit der Verlosung um Mitternacht gehtdie Aktion offiziell zu Ende.In den vergangenen zwei Jahren war bei verschiedenenVeranstaltungen für die Neubestuhlungdes größten Hörsaals auf dem Campus AmNeuen Palais gesammelt worden. Als Schirmherrinder Aktion hatte die UniversitätsgesellschaftPotsdam e.V. dazu aufgerufen, sich zuengagieren. So stand der erste Universitätsball2013 ganz im Zeichen von „Sit<strong>UP</strong>“. Der Ball,aber auch die Tombola stießen auf so großenZuspruch, dass sich die Veranstaltung als festeGröße im Veranstaltungskalender der Universitätetabliert hat. Aber auch Basare auf dem alljährlichenWeihnachtsmarkt oder beim PotsdamerTag der Wissenschaften haben zum Erfolgder Spendenkampagne beigetragen. Beim CampusFestival 2014 hatten Studierende, Mitarbeiterund Wissenschaftler die Möglichkeit, sichsportlich aktiv für das Audimax einzusetzen:„Sit-ups für Sit<strong>UP</strong>“ war das Motto. Die Resonanzwar überwältigend. Mehr als 1.800 Sit-ups wurdendurch die freundliche Unterstützung derTechniker Krankenkasse in einen Geldbetrag fürden guten Zweck umgewandelt. Viele Angehörigeund Freunde der Universität sowie Unternehmenaus Potsdam und Umgebung unterstütztendie Kampagne aber auch, indem sie „stiftengingen“ und einen oder mehrere Stühle für dasAudimax spendeten. Noch bis zum Uniball gibtes hierfür die Möglichkeit. ahcKontakt:Juliane ThiemE-Mail: juvoigt@uni-potsdam.deTel.: 0331/977-1556Karten für den Uniball:www.uni-potsdam.de/uniballMit der Neugründung will die Universität demLehrerstudium mehr Gewicht verleihen. DieHochschule ist die einzige Einrichtung im LandBrandenburg, die künftige Lehrerinnen und Lehrerausbildet. Gegenwärtig befinden sich unterden insgesamt rund 20.000 Studierenden etwa4.200, die diesen Beruf anstreben. Einen besonderenStellenwert besitzt aktuell ihre Vorbereitungauf die inklusive Schule. Abiturientinnen und Abiturientenkönnen sich entweder für das Lehramtfür die Primarstufe, einschließlich Lehramt für diePrimarstufe Schwerpunkt Inklusionspädagogik,oder das Lehramt für die Sekundarstufen I und II(allgemeinbildende Fächer) bewerben.Red.Die Tombola beim Uniball istzur festen Größe geworden.Foto: Uwe Granzow18<strong>Portal</strong> 1/2015


Universität & GesellschaftWissenschaftspreise verliehenDer Botschafter der Republik Polen, Dr. Jerzy Margański, verliehim Dezember vergangenen Jahres in einem Festakt an der UniversitätPotsdam wissenschaftliche Förderpreise. Die Auszeichnungenwerden jährlich für herausragende Dissertationen undAbschlussarbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaftenzur polnischen Geschichte und Kultur sowie dendeutsch-polnischen Beziehungen vergeben.Die zwei mit 1.000 Euro dotierten Hauptpreise gingen an KingaLenga von der FU Berlin und Sophie Schwarzmeier von der Europa-UniversitätViadrina. Beide wurden für ihre Masterarbeitengeehrt. Den mit 500 Euro dotierten Zweiten Preis bekam EnnoSchwanke (FU Berlin), ebenfalls für die Masterarbeit. Auszeichnungenkonnten auch Maria Albers (Europa-Universität Viadrina)sowie Anne-Christin Klotz (FU Berlin) entgegennehmen. Red.V.l.n.r.: Botschafter Dr. Jerzy Margański, Anne-Christin Klotz,Maria Albers, Sophie Schwarzmeier, Kinga Lenga, Enno Schwanke,Uni-Präsident Prof. Oliver Günther, Ph.D. Foto: Ernst KaczynskiHausgeist fürdas IKMZSpitzenplatz imGründerrankingWeb-Relaunchgeht voranDen Wettbewerb Kunst am Bau für das Informations-,Kommunikations- und Medienzentrum(IKMZ) auf dem Campus Golm hat AnikaGründer aus Bedheim gewonnen.Sie konzipierte für ihren Wettbewerbsbeitragfünf künstlerische Eingriffe an unterschiedlichenOrten des IKMZ. Die Eingriffe –so Gründer in ihrem Konzept – stehen sowohlinhaltlich als auch formal in Beziehung zueinanderund spannen miteinander ein Netzdurch das gesamte Gebäude. Alle fünf Kunstwerkesind Inszenierungen einer skurrilenZweitwelt, der Welt des „Spiritus Familiaris“– des Hausgeistes des IKMZ.Die 1982 in Kassel geborene Architektinund Kunstwissenschaftlerin promoviert seit2012 zum Thema „Denkmalexperiment“ ander Bauhaus-Universität Weimar und untersuchtdas künstlerische Experiment als Ressourceneuen Wissens im Vermittlungskontextvon Fachwissenschaft und Öffentlichkeit. „Derkünstlerische Umgang mit einem zeitgenössischenBauwerk ist neu für mich“, sagt sie. „Ichfreue mich daher umso mehr über den Wettbewerbsgewinnund hoffe, mit dem Beitrag ‚SpiritusFamiliaris‘ das hochfunktionale Gebäudeum eine individuelle, leicht verschrobene undgeheimnisvolle Aura ergänzen zu können.“99 Teilnahmeanträge waren eingereichtund 15 Kunstschaffende zu einer Beteiligungam Wettbewerb aufgefordert worden. Red.<strong>Portal</strong> 1/2015Die Universität Potsdam gehört erneut zu denbesten Gründerhochschulen Deutschlands. Imnationalen Gründerranking „Gründungsradar2013 – Wie Hochschulen Unternehmensgründungenfördern“ hat sie in der Kategorie dergroßen Hochschulen den 5. Platz belegt. AmGründungsradar haben sich insgesamt 254Hochschulen beteiligt. In der Kategorie dergroßen Hochschulen mit über 15.000 Studierendensind 39 Hochschulen bewertet worden.Sieger im Ranking wurde die Technische UniversitätMünchen. Die Universität Potsdam istdie Nummer Eins unter den nicht-technischenUniversitäten in Deutschland.Die Zahl der Gründungen aus der UniversitätPotsdam heraus ist in den vergangenenJahren kontinuierlich gestiegen: 2013 waren es40 Unternehmen und bis zum Dezember vergangenenJahres bereits 54. Beim „Gründungsradar“erreichte die Hochschule insgesamt10,6 Punkte und zählte damit zur Ranggruppe„Hochschulen mit Vorbildcharakter“. Bereits inden vergangenen Jahren belegte die Uni in nationalenGründerrankings regelmäßig vorderePlätze, 2009 sogar den Spitzenplatz. Koordiniertwerden die Gründungsaktivitäten der unternehmerischenHochschule bei Potsdam Transfer.Das „Gründungsradar“ führte der Stifterverbandfür die Deutsche Wissenschaft durch.Auftraggeber war das Bundesministerium fürWirtschaft und Energie. Red.2014 präsentierten sich die zentralen Webseitender Universität Potsdam im neuen Design.Seit den Sommermonaten vergangenen Jahresarbeiten auch die fünf Fakultäten am Relaunchihrer Seiten. Im Herbst 2014 ging die Wirtschafts-und Sozialwissenschaftliche Fakultätmit ihrem neuen Internetauftritt „live“. ChristianStempfl, stellvertretender Fakultätsgeschäftsführer,freut sich über die aufgeräumteund übersichtliche Webpräsenz. „Die neuenModule bieten wesentlich mehr Gestaltungsspielraumfür Design und Inhalt. Daher habenwir uns entschieden, möglichst schnell aufdas neue System umzustellen“, so Stempfl.Seit Dezember präsentiert sich nun die PhilosophischeFakultät im neuen Konzept. Auchhier brachte der Relaunch nicht nur technischeund optische Neuerungen. Bestehende Inhaltewurden geprüft und teilweise neustrukturiert,um ein möglichst barrierearmes und nutzerorientiertes„Erleben“ der Webseiten zu ermöglichen.Zum Jahresende konnte die Projektgruppeaus AVZ, ZEIK und Pressereferat, die unterder Leitung von Prof. Dr. Ulrike Lucke (CIO)steht, eine durchaus positive Bilanz ziehen.Die Nachfrage ist groß, knapp 200 Beschäftigteder Universität wurden inzwischen für dasneue System geschult und arbeiten an über 74Webprojekten.Red.19


Universität & GesellschaftPublikationsfondseingerichtetAn der Universität Potsdam stehen für 2015 rund30.000 Euro für die Publikation von Artikeln inOpen Access-Zeitschriften zur Verfügung. DieGelder stammen zu 75 Prozent aus dem DFG-Programm „Open Access-Publizieren“. Es ist 2008aufgelegt worden, um den sogenannten GoldenenWeg, die frei zugängliche Erstveröffentlichung wissenschaftlicherErkenntnisse in Form von Artikeln„echter Open Access-Zeitschriften“, zu unterstützen.In „echten Open Access-Zeitschriften“ sindalle Beiträge sofort nach dem Erscheinen entgeltfreiüber das Internet verfügbar.Die Mittelvergabe ist an Vergabekriterien gebunden.So dürfen die Publikationsgebühren – diearticle-processing charges – nicht mehr als 2.000Euro betragen. Das Modell des Open Choice, beidem einzelne Artikel in sonst subskriptionspflichtigenZeitschriften einzeln kostenpflichtig freigestellt werden, ist überdies nicht förderfähig. Diebeantragenden Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlermüssen außerdem als „submitting“oder „corresponding author“ für die Publikationverantwortlich sein und die Zeitschrift muss denanerkannten, strengen Qualitätskriterien der entsprechendenWissenschaftscommunity genügen.Eine gute Referenzquelle für Zeitschriften, die dieseKriterien erfüllen, stellt das „Directory of OpenAccess Journals“ (DOAJ) dar, in dem nach qualitätsgeprüftenOpen Access-Zeitschriften recherchiertwerden kann.Auf den Internetseiten der UniversitätsbibliothekPotsdam gibt es Informationen zum Programmsowie ein Online-Formular, mit dem InteressierteMittel beantragen können. Um insbesondere dasOpen Access-Publizieren in den Geistes-, Wirtschafts-,Sozial- und Rechtswissenschaften zu fördern,werden für diese Gebiete in den ersten dreiQuartalen des Jahres 20 Prozent der Gelder reserviert.Rufen Forschende die Mittel nicht ab, erfolgteine fachungebundene Vergabe im vierten Quartal.Anja Müller, UniversitätsbibliothekFoto: Maksim Kabakou/fotolia.com20Postdoc – und dann?Neues Programm der Potsdam Graduate Schoolsensibilisiert für KarrierewegeDie Potsdam Graduate School (PoGS) hat dasProgramm „Complementary Profile Development“aufgelegt. Im März soll das neue Angebot, dasdie individuelle Karriereentwicklung von Postdocsunterstützt, starten.Habe ich Chancen auf eine Professur,wenn nur etwas mehr als fünf Prozentaller Postdocs in Deutschland einenRuf erhalten? Kann ich weiterhin in Wissenschaft,Forschung und Lehre tätig sein? WelcheAlternativen gibt es? Postdocs stellen sich genaudiese Fragen. In der PoGS weiß man um die Problemeund hat deshalb das Programm „ComplementaryProfile Development“ ins Lebengerufen. Es soll für Karrierewege innerhalb undaußerhalb von Hochschule und Forschung sensibilisierenund qualifizieren. Im Fokus stehenvor allem die akademischen Berufsfelder. Aberauch auf Wissenschaftsmanagement, Wissenschaftskommunikation,Politikberatung undEntrepreneurship richtet sich der Blick.„Das Besondere am Programm ‚ComplementaryProfile Development‘ ist, dass eseinen Schwerpunkt auf wissenschaftsnaheund teilweise zur wissenschaftlichen Laufbahnalternative Karrierewege setzt“, sagt Dr. HeikeKüchmeister, Geschäftsführerin der PoGS. Siehat das Angebot entwickelt. „Je nach Interessenlageder Nachwuchswissenschaftlerinnenund -wissenschaftler ist die Weiterbildungindividuell zugeschnitten. Am Anfang stehtdaher zunächst die Standortbestimmung bezie-hungsweise die persönliche Kompetenzanalysefür jede einzelne Teilnehmerin und jeden einzelnenTeilnehmer“, erläutert sie. Die künftigenAbsolventinnen und Absolventen entwickeltenim Kurs Managementkompetenzen, mit denensie später Hochschulen in ihrer Rolle als Wissenschaftsbetriebe,aber auch zivilgesellschaftlicheOrganisationen, die öffentliche Verwaltungund Unternehmen stärken können.In den nächsten zwei Jahren sollen dannauch die Programmlinien zu den Feldern Wissenschaftskommunikation,Politikberatungund Wissenschaftsmanagement hinzukommen.Finanziert wird das Angebot aus eigenenMitteln der Universität und mit Unterstützungder außeruniversitären Partnereinrichtungenim Netzwerk pearls.Nadine Lux,Potsdam Graduate SchoolMehr Infos und die Ausschreibung:www.pogs.uni-potsdam.deKontakt:Ute Eggersute.eggers@uni-potsdam.de0331 977-4581Sylvia Schmidsylvia.schmid@pearlsofscience.de0331 977-4580<strong>Portal</strong> 1/2015Montage: Nadine Lux


Universität & GesellschaftMehr bewegen,bewusst essenDer Steuerkreis Gesundheit der Universität Potsdam hilft dabei,Arbeits- und Studienanforderungen besser zu bewältigenEs ist eine Institution mit Geschichte: Noch unterder ehemaligen Kanzlerin Barbara Obst-Hantelwurde 2008 an der Universität Potsdam derSteuerkreis Gesundheit gegründet. Das Ziel derInitiative: Für alle Beschäftigten und gleichzeitigganz gezielt für einzelne Berufsgruppen sollein optimales Arbeitsumfeld geschaffen werden.Unter Leitung des heutigen Kanzlers, KarstenGerlof, koordinieren Vertreter von Personalrat,Hochschulsport, die Betriebsärztin, die zentraleGleichstellungsbeauftragte und zwei SportpsychologenMaßnahmen und Angebote für ein effektivesGesundheitsmanagement, um Arbeitsprozesse bestmöglichzu unterstützen.Von Ulrike SzameitatDas persönliche Wohlbefinden beeinflusstGesundheit und Leistungsfähigkeit.Besonders am Arbeitsplatz, wo Berufstätigeeinen großen Teil ihrer Zeit verbringen.Hier möglichst optimale Rahmenbedingungenfür Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auchStudierende zu schaffen, ist Anliegen des SteuerkreisesGesundheit. Zweimal jährlich treffensich die Beteiligten, um geeignete Projekte undMaßnahmen abzustimmenund neuezu initiieren.2009 gab derSteuerkreis eine Befra-gung zum Erleben der Arbeitssituation und desGesundheitsverhaltens in Auftrag, an der rund25 Prozent aller Angestellten teilnahmen. DieErgebnisse der Befragung zeigten: Die meistenBeschäftigten schätzen ihre Situation amArbeitsplatz positiv ein, wobei sich erwartungsgemäßbefristet und unbefristet Beschäftigteunterschiedlich äußerten. Kritisch wurden einigeinfrastrukturelle Merkmale bewertet, wie dieSituation in den Mensen, Cafeterien oder auchsanitären Bereichen. Außerdem gebe es nichtausreichend Möglichkeiten, innerhalb der Universitätvon A nach B zu gelangen. Die meistenBeschäftigen gaben an, in ihrer Freizeit Sport zutreiben, auf eine gesunde Ernährung hingegenachten eher wenige. Die Befragung verdeutlichteauch: Viele Uni-Angehörige nehmen Pauseneher unregelmäßig wahr. Und sie rauchen zuviel. Über Gesundheitsangebote der <strong>UP</strong> wissenviele Mitarbeiter nicht genug und wenn, sind sieunzufrieden mit deren inhaltlicher Ausrichtung.Auf Grundlage dieser Ergebnisse entwickelteder Steuerkreis Gesundheit ein Konzept fürein strukturiertes Gesundheitsmanagement mitden Schwerpunkten Ernährung, Bewegung,Stressprävention und Arbeitsschutz. Dies bliebnicht ohne Folgen: So veränderte sich die Versorgungfür Beschäftigte und Studierende durcheine engere Zusammenarbeit von Uni und Studentenwerk.Das Essen wurde qualitativ verbessertund erweitert, täglich bietet man inzwischenvegetarische oder vegane Speisen an. AmNeuen Palais hat sich durch den Ausbau derOberen Mensa das „Platzproblem“ entspannt.Am Standort Golm versucht man, der Platznotmit einem zusätzlichen Angebot im „Zelt“ beizukommen– mit mäßigem Erfolg.„Aber auch simple Maßnahmen, die sich inden Arbeitsalltag integrieren lassen, sind sehrwirkungsvoll“, so Franziska Antoniewicz, Projektkoordinatorinund Sportpsychologin. EinAufkleber am Fahrstuhl etwa, der dazu motiviere,lieber die Treppe zu benutzen. „Nur“ einDrucker für einen Arbeitsbereich sorge ebenfallsfür Bewegung, auch ungewollt.Einer der wichtigsten Akteure der Gesundheitsvorsorgeist der Hochschulsport. Sein „Pausenexpress“bietet den Mitarbeitern 15 MinutenEntspannung für Körper und Geist während derArbeitszeit – mit Gymnastik und Dehnübungen.Die Hochschulleitung unterstützt dies ausdrücklich.Zudem können Studierende am StandortNeues Palais Fahrräder ausleihen und wöchentlichbis zu drei Stunden kostenlos nutzen.Ebenfalls ein wichtiges Thema ist die Stressprävention.In Kooperation mit der Professurfür Arbeits- und Organisationspsychologieentwickelte der Steuerkreis einen Kurs eigensfür Beschäftigte des Prüfungsamts und desStudierendensekretariats, die saisonal starkbelastet sind.Es tut sich also etwas in puncto Gesundheitsmanagement.Derzeit verstärkt der Steuerkreisseine Bemühungen, nach außen sichtbarerzu werden. Eine eigene Website ist fastfertig. Flyer, ein Newsletter und ein eigenesLogo unterstützen die Initiative.Der Steuerkreis Gesundheit ist Mitorganisatordes jährlich stattfindenden Campus Festivals,einer Veranstaltung, deren Inhalte an derSchnittstelle zwischen Sport und Gesundheitangesiedelt sind.<strong>Portal</strong> 1/2015Sport und Bewegung beim Campus Festival 2014.Foto: Thomas Roese21


Universität & Gesellschaft22Zeit gewonnenfür die RechercheMaximilian Köbler studiert mit einem DeutschlandstipendiumOhne finanziellen Druck studieren, sich ganz demStudium widmen: Für viele Studentinnen undStudenten ist das nur Theorie. Häufig müssen sieneben dem Studium für den eigenen Lebensunterhaltarbeiten, nicht selten geht dies zulasten derLeistungen. Um dem entgegenzutreten, unterstützenBund und private Förderer seit 2010 jungeTalente mit dem Deutschlandstipendium. LeistungsstarkeStudierende erhalten für mindestensein Jahr 300 Euro monatlich als Stipendium: 150Euro vom Staat und 150 Euro von einem privatenFörderer. Doch was heißt „leistungsstark“? Enthältdas Stipendium noch andere Leistungen? Inwiefernprofitieren Stipendiaten beziehungsweise dieFörderer wirklich?Von Franziska ZiemerMaximilian Köbler ist 24 Jahre altund stammt aus Würzburg. Leidenschaftlichtrainierte er dort jahrelangverschiedene Altersklassen im Skateboarden,Maximilian Köbler schätzt das unkomplizierteBewerbungsverfahren für dasDeutschlandstipendium.Foto: Thomas Roeseentschied sich aber aufgrund der mangelndenZukunftsaussichten für ein Wirtschaftsinformatik-Studium.Das Bachelorstudium beendeteer 2011 mit Auszeichnung, inklusive einemAuslandssemester in den Niederlanden. „Dasist wichtig auch für den Lebenslauf, das wussteich. Außerdem wollte ich früh praktischeErfahrungen sammeln und habe mich nachmeinem Bachelorstudium für ein sechsmonatigesPraktikum beim Softwarehersteller SAPin Walldorf entschieden“, erklärt MaximilianKöbler. Heute arbeitet er weiter bei SAP, aberin Berlin. Dort ist der junge Mann als Werkstudentin der Unternehmensberatung tätig– durchaus mit Perspektive. Die Uni bieteviel, um einen erfolgreichen Übergang vomStudium auf den Arbeitsmarkt zu schaffen,sagt er. „Zahlreiche Kontaktmessen bringenAbsolventen mit Unternehmen zusammen.“Kommilitonen seines Faches würden auchschon mal direkt aus dem Studium herausabgeworben.Schon während des Bachelors hatte MaximilianKöbler vom Deutschlandstipendiumgehört. „Ich habe mich über einige Stipendieninformiert. Die meisten haben mich aber durchsehr aufwendige und langwierige Assessment-Center abgeschreckt. Sich für das Deutschlandstipendiumzu bewerben, war leichter: EinFormular ausfüllen, Zeugnisse ergänzen undfertig. Im Prinzip kann es jeder gute Studenterhalten, egal, wo er herkommt“, erklärt erdas Verfahren. „Ich werte das Stipendium alsgroßes Plus für mich“, so der Wahl-Berliner.Was für ihn die 300 Euro monatlich bedeuten?„Für mich heißt die finanzielle Unterstützungvor allem Unabhängigkeit: Ich kann durchdas zusätzliche Geld meinen SAP-Job in denPrüfungsphasen flexibel reduzieren und michdadurch viel intensiver dem Lernen widmen.“Für Seminararbeiten könne er nun zum Beispielbesser recherchieren, was sich wiederumpositiv auf die Noten und die Chancen füreinen reibungslosen Berufseinstieg auswirke.Seit Oktober 2014 wird Maximilian Köblermit dem Deutschlandstipendium unterstützt:Die Industrie- und Handelskammer Potsdam(IHK) fördert ihn von unternehmerischer Seite.„Ziel des Stipendiums ist es zuallererst,junge Menschen nach einem erfolgreichenStudium in Brandenburg zu halten“, erläutertWolfgang Spieß, Leiter der dortigen AbteilungBildung. Noch allerdings sei der Fachkräftemangelin Brandenburg kaum zu spüren. „Esgibt mehr Absolventen als verfügbare Jobs.“Stipendiaten erhalten von der IHK nichtnur Geld. Die Einrichtung lädt diese auch zuVorträgen und Seminaren ein. „Außerdemsind wir gern Vermittler, kennen beispielsweiseUnternehmensstammtische und Branchentage“,so Wolfgang Spieß. Unter den bislangfast 40 geförderten Stipendiaten sei das Interessehierfür bisher jedoch eher gering gewesen.Das will man in Zukunft durch eine entsprechendveränderte Betreuung der jungenLeute ändern. Den kurzen Draht zur Uni hatdie IHK übrigens schon seit Längerem, – unddamit auch die Erfahrungen im Umgang mitStudierenden. Die Kammer engagiert sichunter anderem als Leitpartner im „PartnerkreisIndustrie und Wirtschaft“, der die Hochschulemit derzeit 13 Unternehmen der Region verbindet.Ob Maximilian Köbler in der Region bleibenwird, weiß er noch nicht. Die Angeboteseien vielfältig und in großen Teilen lukrativ.„Ich habe mich für Brandenburg aufgrund desStudiums und der guten Job-Angebote entschieden“,sagt der Wirtschaftsinformatiker.„Landschaftlich gefallen mir aber andere RegionenDeutschlands besser.“<strong>Portal</strong> 1/2015


Universität & GesellschaftJoint Lab eröffnetAm Uni-Standort Griebnitzsee ist das JointLab „Wireless and Embedded Systems Design“eröffnet worden. Die gemeinsame Forschungsplattformverknüpft studentische Ausbildungmit aktueller Grundlagenforschung der UniversitätPotsdam und angewandter Forschung desLeibniz-Instituts für innovative Mikroelektronik(IHP) Frankfurt (Oder). Da die Sicherheit derDatenübertragung mittels Kommunikationssystemen,beispielsweise für das „Internet derDinge“ und mittels Sensornetzen, eine immergrößere Rolle spielt, ist das Forschungsgebiet„Wireless and embedded Systems Design“ fürviele zukünftige Anwendungsfelder relevant.Das Joint Lab finanziert sich über gemeinsameForschungsprojekte. Es wird kommisarischvon Prof. Dr.-Ing. Rolf Kraemer, IHP-Abteilungsleiter System Design, geführt. DieLeitung ist zukünftig mit der Professur „Wirelessand Embedded Systems Design Lab“ verbunden.Gegenwärtig läuft das Berufungsverfahren.Die vertragliche Form „Joint Lab“ ermöglichtes, die Ressourcen der Uni und des IHPeffektiver zu nutzen. Für aktuelle Problemstellungender jeweiligen Fachgebiete könntees so schnellere innovative Lösungen geben.Gearbeitet wird zu den Themenkomplexen„Drahtlose Systeme & Sensornetze“, „Middleware& Parallele Systeme & Embedded SoCDesign“, „Anwendungen Internet of Things& Services Multimedia“, „Zuverlässigkeit &Sicherheit & Compliance & Innovative DesignMethoden“.Red.RufeEinen Ruf nach Potsdam haben erhalten:Dr. Christian Bickenbach, Universität Mainz, aufdie W2-Professur Verwaltungsrecht, insbesondereRegulierungs- und Infrastrukturrecht, in der JuristischenFakultät.Prof. Dr. Alexander Böker, RWTH Aachen, auf dieW3-Professur für Polymermaterialien und Polymertechnologienim Institut für Chemie der Mathematisch-NaturwissenschaftlichenFakultät als gemeinsameBerufung des Fraunhofer Instituts für AngewandtePolymerforschung (IAP) Potsdam-Golmund der Universität Potsdam.Prof. Dr. Tobias Friedrich, Universität Jena, aufdie W3-Professur für Algorithmen Engineeringim Institut für Informatik der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät als gemeinsameBerufung des Helmholtz-Zentrums Potsdam DeutschesGeoForschungsZentrum und der UniversitätPotsdam.Dr. Moreen Heine, Universität Potsdam, auf dieW1-SAP-Stiftungsprofessur für Wirtschaftsinformatik,insbesondere soziale Medien und internetbasierteForschungsmethoden, in der Wirtschafts- undSozialwissenschaftlichen Fakultät.Dr. Michael Knigge, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,auf die W2-Professur Inklusion undOrganisationsentwicklung in der HumanwissenschaftlichenFakultät.PD Dr. Peer Kröger, Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen, auf die W2-Professur für Praktische Informatikmit geowissenschaftlichen Anwendungen imInstitut für Informatik der Mathematisch-NaturwissenschaftlichenFakultät als gemeinsame Berufung mitdem Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches Geo-ForschungsZentrum und der Universität Potsdam.Prof. Dr. Sönke Neitzel, London School of Economicsand Political Science, auf die W3-Professur fürMilitärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt imHistorischen Institut der Philosophischen Fakultät.PD Dr. Key Pousttchi, Universität Augsburg, auf dieW3-SAP-Stiftungsprofessur für Wirtschaftsinformatik,insbesondere IT-Strategie und IT-Wirtschaftlichkeit inder Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.Prof. Dr. Michaela Schröder-Abé, Technische UniversitätDarmstadt, auf die W2-Professur für DifferentiellePsychologie und Diagnostik im DepartmentPsychologie der Humanwissenschaftlichen Fakultät.PD Dr. Max Wilke, Helmholtz-Zentrum PotsdamDeutsches GeoForschungsZentrum, auf dieW3-Professur für Mineralogie im Institut für Erd- undUmweltwissenschaften der Mathematisch-NaturwissenschaftlichenFakultät.Prof. Huirong Yan, Ph.D., Peking University, aufdie W3-Professur für Plasma-Astrophysik im Institutfür Physik und Astronomie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät als gemeinsameBerufung des Deutschen Elektronen Synchrotron(DESY) und der Universität Potsdam.Samstags an die UniGespannte Aufmerksamkeit: Prof. Dr. Sylvie Roelly behandeltemit den Schülerinnen und Schülern Fragen der Wahrscheinlichkeitstheorie.Ihr Thema lautete „Spiele(n) mit Zufall“.Foto: Thomas HölzelMathematisch interessierte Schülerinnenund Schüler der Klassenstufen 9 bis 12 ausbrandenburgischen Schulen haben seit Septemberdes vergangenen Jahres die Möglichkeit,sich außerhalb der Schule an der Unimit mathematischen Themen intensiver zubeschäftigen. Veranstalter dieser einjährigenProjektreihe zur Schülerförderung ist das Institutfür Mathematik. An sechs Samstagenführt jeweils ein Vortrag in das zu behandelndeGebiet ein, nachmittags werden die Teilnehmendenselbst aktiv und erarbeiten sich,angeleitet von Dozenten, das Thema. Aufdem Programm stehen unter anderem dieEinführung in die Kombinatorik, Mathematikdes Internets, Spiele(n) mit Zufall, Kegelschnittesowie die Vermessung der Welt. be<strong>Portal</strong> 1/201523


Universität & GesellschaftNeu ernanntSenatsbeschlüsse onlineInformationen zu vergangenen und aktuellenSenatsbeschlüssen unter: www.uni-potsdam.de/senat/beschluesse.htmlOder über Kerstin Rehfeld, Geschäftsstelle desSenates, Tel.: 0331/977-1771E-Mail: kerstin.rehfeld@uni-potsdam.de24Britta Freitag-Hild istzur W2-Professorin fürDidaktik der Anglistikund Amerikanistikmit dem Schwerpunktinterkulturelles Lernenim Institut für Anglistikund Amerikanistik derPhilosophischen Fakultäternannt worden.Britta Freitag-Hild studierte Englisch, Deutschund Musik an der Justus-Liebig-Universität inGießen. Ein Auslandsaufenthalt führte sie alsFremdsprachenassistentin nach Manchester.Nach dem Ersten Staatsexamen für das Lehramtan Gymnasien arbeitete sie von 2004 bis2008 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin inder Didaktik der englischen Sprache und Literaturan der Universität Gießen. Als Doktorandinim Internationalen Promotionsprogramm(IPP) des Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften(GGK) promovierte die Forscherin2009 mit einer Arbeit zum Einsatz vonBlack and Asian British Literature and Film imEnglischunterricht zur Förderung inter- undtranskulturellen Lernens. Im Anschluss an dasReferendariat war Britta Freitag-Hild von 2011bis 2014 als Studienrätin an einem Gymnasiumtätig. Im Sommersemester 2013 übernahmsie eine Vertretungsprofessur in der FachdidaktikEnglisch an der Universität Gießen.Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in derfremdsprachlichen Literatur- und Kulturdidaktik,in den Bereichen der Black and Asian BritishLiterature and Films, inter- und transkulturellenLernens, der Aufgaben- und Kompetenzorientierungsowie in der empirischen Unterrichtsforschung.Derzeit beschäftigt sie sich zudem mitenglischsprachiger Kinder- und Jugendliteratursowie mit der Entwicklung und Erforschung vonAufgabenformaten zum generischen Lernen fürdie Förderung kommunikativer Kompetenzenvon Fremdsprachenlernenden.Foto: privatLuis Guanter ist zumW3-Professor für Fernerkundungin denGeowissenschaften imInstitut für Erd- undUmweltwissenschaftender Mathematisch-NaturwissenschaftlichenFakultät ernanntworden.Bei der Ernennung handelt es sich um einegemeinsame Berufung mit dem Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungs-Zentrum (GFZ). Luis Guanter promovierte2007 im Bereich Umweltphysik an der Universitätin Valencia, Spanien. Anschließendforschte er zunächst am GFZ in der Sektion„Fernerkundung“ und wechselte dann an dasInstitut für Weltraumwissenschaften der FreienUniversität Berlin. Luis Guanter verbrachteein Jahr an der Universität Oxford (England),als EC Marie-Curie-Stipendiat. Seit 2012 leitetder Wissenschaftler eine DFG Emmy Noether-Nachwuchsforschergruppe an der FU Berlin.Außerdem hat er zum 1. Oktober 2014 auchdie Leitung der Sektion „Fernerkundung“ imGFZ übernommen.Sein wissenschaftliches Interesse gilt demhyperspektralen fernerkundlichen Monitoringvon Land- und Atmosphärenprozessen mitden Schwerpunkten terrestrischer Kohlenstoffkreislaufsowie der Entwicklung von multi- undhyperspektralen Fernerkundungssensoren imRahmen zukünftiger Erdbeobachtungsmissionen(u.a. EnMAP, Sentinel-2 und FLEX). Erist Mitglied in wissenschaftlichen Beratungsgremienfür verschiedene Satellitenmissionen.Foto: privatAlexander Windofferist zum W2-Professorfür Öffentliches Recht,insbesondere BesonderesVerwaltungsrechtund Verwaltungswissenschafternanntworden.Alexander Windoffer studierte von 1992 bis1997 Rechtswissenschaft in Tübingen. NachReferendariat und zweitem Staatsexamenwandte er sich zunächst der Verwaltungspraxiszu und leitete von 1999 bis 2001 das Rechtsamtim Landratsamt Villingen-Schwenningen.Anschließend übernahm er eine Stelle alswissenschaftlicher Referent am DeutschenForschungsinstitut für öffentliche VerwaltungSpeyer und bearbeitete diverse, zum Teil interdisziplinäreForschungsprojekte zu den ThemenkreisenVerwaltungsmodernisierung, Verfahrensvereinfachungund -beschleunigung,Public Private Partnership sowie nachhaltigeEntwicklung. Alexander Windoffer promovierte2005 zu einem verwaltungsprozessrechtlichenThema. Seine 2011 veröffentlichteHabilitationsschrift trägt den Titel „Verfahrender Folgenabschätzung als Instrument zurrechtlichen Sicherung von Nachhaltigkeit“.Zu seinen gegenwärtigen Forschungsinteressenzählen unter anderem Verwaltungsreformen,Öffentliche Verwaltung im politischenMehrebenensystem, wirtschaftliche Betätigungdes Staates, Privatisierung und Rekommunalisierungsowie die Bewältigung drängenderZukunftsprobleme (Energiewende, DemografischerWandel, Flächenverbrauch etc.) durchStaat und Verwaltung.Neue ForschergruppeWissenschaftler der Freien Universität Berlin (FU),der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und derUniversität Potsdam bilden den Kern einer neuenKolleg-Forschergruppe „Zur Rolle des Völkerrechtsim globalen Wandel“. Das Projekt wird als eine vonfünf neu bewilligten Forschergruppen von der DFGzunächst bis 2019 finanziert.Die Idee der wertorientierten Verrechtlichung internationalerBeziehungen bis hin zu einer „Weltbürgergesellschaft“besitzt große Anziehungskraft.Sie zielt ab auf einen weltweiten Frieden und dieVerwirklichung globaler Gerechtigkeitsvorstellungen.Die Entwicklung könnte derzeit jedoch durchReformalisierungs- oder gar Entrechtlichungsprozessein eine gegensätzliche Richtung gehen. Dieneue Kolleg-Forschergruppe geht der Frage nach,welche Rolle das Völkerrecht unter den gegenwärtigenBedingungen der Globalisierung spielt. Ininterdisziplinärer Zusammenarbeit von RechtsundPolitikwissenschaft sollen grundlegende Veränderungendes Völkerrechts erforscht werden,jenseits einzelner Krisensymptome und monokausalerErklärungsmodelle.Die Kolleg-Forschergruppe besteht aus den dreiantragstellenden Völkerrechtlern Prof. Dr. HeikeKrieger (FU Berlin), Prof. Dr. Georg Nolte (HU Berlin,Sprecher) und Prof. Dr. Andreas Zimmermann(Universität Potsdam) sowie den PolitikwissenschaftlernProf. Dr. Markus Jachtenfuchs (HertieSchool of Governance), Prof. Dr. Andrea Liese(Universität Potsdam) und Prof. Dr. Michael Zürn(Wissenschaftszentrum Berlin).Red.<strong>Portal</strong> 1/2015


Universität & GesellschaftPersonaliaProf. Dr. iur. Dr. h. c.Detlev W. Belling,Inhaber des Lehrstuhlsfür BürgerlichesRecht undArbeitsrecht an derUniversität Potsdam,ist mit dem Ordena Magyar ÉrdemrendLovagkeresztje,Foto: Ungarische Botschaft Berlindem Ritterkreuz des Ungarischen Verdienstordens,geehrt worden. Gewürdigt wurdendamit die besonderen Verdienste Detlev Bellingsum die wissenschaftliche Kooperationzwischen den Juristischen Fakultäten der UniversitätenPotsdam und Szeged. Die DeutscheRechtsschule an der Universität Szeged, dievon ihm geleitet wird, hat in den zurückliegendenJahren über 400 ungarische Juristinnenund Juristen im deutschen Recht und inder deutschen Fachsprache ausgebildet. DieEhrung fand in der ungarischen Botschaft inBerlin statt.Prof. Dr. Uwe Hellmannist neuer Vorsitzenderdes Senatsder Universität Potsdam.Die Mitgliederdes Gremiums wähltenihn im Novemberin diese Funktion.Uwe Hellmann hatteFoto: Sabine Reinkezuvor lange Jahre alsSenator gewirkt. An der Juristischen Fakultätbekleidet er seit 1994 den Lehrstuhl für Strafrecht,insbesondere Wirtschaftsstrafrecht.Nach seiner Wahl bedankte sich der Jurist fürdas ihm entgegengebrachte Vertrauen. „DerSenat der Universität Potsdam zeichnet sichneben einer hervorragenden fachlichen Kompetenzdurch ein respektvolles und faires Miteinanderaus“, so der neue Senatsvorsitzende.„Zur Fortsetzung dieser guten Zusammenarbeitmöchte ich beitragen.“Der Senat ist das oberste Gremium derHochschule. Er setzt sich aus Mitgliedernaller Statusgruppen der Einrichtung zusammen.Als demokratisch gewählte Vertretungder Lehrenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiteraus Technik und Verwaltung sowie derStudierenden nimmt er legislative, beratende,strategische und auch kontrollierende Aufgabenwahr.<strong>Portal</strong> 1/2015Dr. Elske Hildebrandt,die am Lehrstuhlvon Prof. Dr.Tilman Bezzenbergerpromovierte, hatden Svarez-Preis derLänder Berlin undBrandenburg erhalten.Mit der AuszeichnungwurdeFoto: Jean-Pierre Morelouihre Dissertation zum Thema „Vorstandsvergütung– eine rechtsökonomische Analyse zurAngemessenheit der Vorstandsvergütung“gewürdigt.Elske Hildebrandt habe einen wichtigenBeitrag zu einem hochaktuellen Themageleistet, das nicht nur für Juristen interessantsei, sondern auch in der Gesellschaftund der Politik breit diskutiert werde, so derbrandenburgische Justizminister Dr. HelmuthMarkov bei der Ehrung. Inzwischenarbeitet die Preisträgerin als Richterin aufProbe beim Amtsgericht Berlin-Mitte. Dortist sie zuständig für allgemeine Zivilsachenund Verkehrsrecht.Nach 2012 ging der Preis zum zweiten Malan eine Juristin beziehungsweise einen Juristender Universität Potsdam. Seit 2011 wird erim jährlichen Wechsel von den Ländern Berlinund Brandenburg für eine herausragende,durch eine Dissertation belegte wissenschaftlicheLeistung vergeben. Die Länder verleihenihn im Gedenken an den preußischen JustizreformerCarl Gottlieb Svarez (1746–1798),dessen Anliegen es war, die komplexen Regelungendes Rechts allgemeinverständlich darzustellen.Prof. Dr. Bernd Müller-Röberaus demInstitut für Biochemieund Biologie istbei der BundesdelegiertenkonferenzinWürzburg zum Präsidentendes VerbandesBiologie, Biowissenschaftenund Biome-Foto: privatdizin in Deutschland (VBIO e. V.) gewählt worden.Er löst damit Prof. Dr. Wolfgang Nellenvon der Universität Kassel ab, der den VBIOseit 2011 führte.Bernd Müller-Röber wurde nach mehrerenStationen seiner beruflichen Karriere im Jahr2000 Professor für Molekularbiologie an derUniversität Potsdam, wo er auch dem universitärenForschungsschwerpunkt „Pflanzengenomforschungund Systembiologie“ als Sprechervorsteht. Zu seinen Arbeitsschwerpunktengehören die Pflanzengenomforschung,Wachstums- und Alterungsprozesse sowieGenregulation bei Pflanzen, Systembiologieund synthetische Biologie. Müller-Röber istExperte für Sicherheitsfragen in der (grünen)Gentechnik und war beispielsweise stellvertretenderVorsitzender des Bioökonomierats derBundesregierung.Der nun von ihm geführte VBIO steht vorder Aufgabe, die biowissenschaftliche Communityunter anderem durch eine intensivereEinbindung von Kolleginnen und Kollegen ausden Universitäten und Forschungseinrichtungenzu stärken, um nach außen eine bessereWahrnehmung der Biowissenschaftler undihrer Forderungen in Politik und Gesellschaftzu erreichen.Dr. Barbara Steinerhat den 8. PotsdamerNachwuchswissenschaftler-Preiserhalten.Die 37-Jährigebekam die Auszeichnungfür ihre herausragendenLeistungenauf dem Gebiet derFoto: privatGeschichtswissenschaften.Geehrt wurde Barbara Steiner insbesonderefür ihre Dissertation zum Thema„Konversion nichtjüdischer Deutscher zumJudentum in Deutschland nach 1945. Motive,biografische Konstruktionen und Konfliktfelder“,die sie im Juli 2014 an der UniversitätPotsdam mit magna cum laude abschloss. Siehat darin untersucht, aus welchen Gründendeutsche Frauen und Männer nach 1945 zumJudentum konvertieren wollten, wie Rabbinerund jüdische Gemeinden darauf reagiertenund welche spezifischen Reaktionen, Interaktionenund Übertrittsverläufe sich darausergaben. Betreuer der Arbeit war Prof. Dr.Julius H. Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn-Zentrumsfür europäisch-jüdischeStudien. Die Erforschung von Übertritten zumJudentum in Deutschland stehe noch ganz amAnfang, so Schoeps. „Hier hat Barbara Steinermit ihrer Arbeit etwas Bahnbrechendes geleistet.“25


InternationalesPotsdamals ChanceBRAIN-Stipendiat Dr. Boban Arsenijevic forscht imDepartment Linguistik zur SatzstrukturEr freut sich auf eine intensive Forschungsarbeitmit international anerkannten Kollegen, aufhervorragende Bedingungen, spannende gemeinsameProjekte und auf Deutschland. Dr. BobanArsenijevic ist Sprachwissenschaftler und einervon vier BRAIN-Stipendiaten, die seit AnfangNovember an der Universität Potsdam arbeiten.Von Ulrike Szameitat26Er ist ein brillanter Linguist, lehrt undforscht an der Philosophischen Fakultätder Universität Belgrad und ist nun fürzwei Jahre zu Gast in Potsdam: Dr. Boban Arsenijevicist Stipendiat des Programms BRAIN(Brandenburg Research Academy and InternationalNetwork). Das Förderprogramm ermöglichtherausragenden internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnenund -wissenschaftlerneinen zweijährigen Forschungsaufenthaltan Brandenburger Universitäten. Entwickeltwurde es vom Ministerium für Wissenschaft,Forschung und Kultur des Landes Brandenburg,die EU kofinanziert es als COFUND-Programm/MarieCurie-Maßnahme.Von der international besetzen Jury wurdeArsenijevic wegen seiner außergewöhnlichenForschungsleistungen im Bereich der Grammatiktheorieausgewählt. Nun arbeitet er beiProf. Dr. Gisbert Fanselow im Department Linguistik,der den entsprechenden Lehrstuhl ander Humanwissenschaftlichen Fakultät bekleidet.Der Associate Professor stammt aus Nis inSerbien. Arsenijevics Forschungsschwerpunkteliegen in den slawischen Sprachen und hiervor allem im Serbokroatischen. Und auch dieBiolinguistik – ein neuerer Forschungszweig,Verstehen sich bestens: Dr. Boban Arsenijevic (r.) und sein Gastgeber im Department Linguistik,Prof. Dr. Gisbert Fanselow.der Evolutionsbiologie, Molekulargenetik, Primaten-und Hirnforschung mit theoretischerLinguistik verknüpft – hat es ihm angetan.Warum gerade Linguistik? Schon im Gymnasiumbeschäftigte sich der damalige Schüleram liebsten mit Mathematik, Computernund dem Programmieren einerseits und mitSprachen andererseits. Die Linguistik verbindebeides und sei eine unglaublich spannendeWissenschaft, sagt Arsenijevic.Zu Gisbert Fanselow, der ihm die Bewerbungauf das Stipendium vorschlug, pflegteder serbische Sprachwissenschaftler schon vorherKontakte. Allerdings lief ihre Forschungskooperationzu Fragen der Linksverzweigungim Serbokroatischen lange Zeit nur über dasInternet.Hier in Potsdam sei er sehr gut aufgenommenworden, genieße die Arbeitsatmosphäreund den Austausch mit den Kollegen. SeinHauptprojekt, mit dem er sich in den nächstenzwei Jahren beschäftigen möchte, ist dieUntersuchung von Nebensätzen. Bei Konditional-,Temporal-, Kausal-, Komplementsätzengerät Arsenijevic ins Schwärmen. SeineHypothese: „All die verschiedenen Arten vonNebensätzen lassen sich durch ein einzigesModell erklären, ihre Struktur gleicht immerRelativsätzen.“ Der gebürtige Serbe ist hierin Potsdam gleich in zwei Forschergruppeneingebunden: die der Professoren GisbertFanselow (Syntax) und Malte Zimmermann(Semantik). Im Sommersemester 2015 wirdBoban Arsenijevic ein Seminar im integriertenGraduiertenkolleg des Sonderforschungsbereiches„Informationsstruktur“, dessen SprecherMalte Zimmermann ist, anbieten. Außerdemwill er unbedingt auch Vorträge, Fortbildungenund Symposien besuchen.In diesen Tagen kommen seine Frau unddie beiden Kinder nach Potsdam nach. DieFamilie freut sich schon darauf, gemeinsamden Alltag in Deutschland erleben zu dürfen.Fragt man Boban Arsenijevic danach, welcheBedeutung das Stipendium für ihn ganzpersönlich besitzt, muss er nicht lange überlegen.„Das ist eine große Chance, ich habe hierZeit und Mittel, sehr konzentriert, in einemoptimalen Umfeld zu forschen, gemeinsammit hochkarätigen Kollegen“, sagt er. „Ichkann Kontakte intensivieren, neue aufbauenund Erfahrungen sammeln und austauschen.“Für die Universität Potsdam und besondersdas Department Linguistik ist der junge Wissenschaftlerin jeder Hinsicht ein Gewinn,betonen seine Gastgeber. Und auch die Universitätselbst profitiert: Mit dem Linguistenaus Serbien wird sie erneut ein Stückcheninternationaler. <strong>Portal</strong> 1/2015


InternationalesPlastiktüten verbotenErd- und Umweltwissenschaftler der Universität Potsdam kooperieren mit SansibarEndlose, palmengesäumte Strände, azurblauesWasser. Dazu märchenhafte Paläste und engeGassen, in denen sich die süßen Düfte vongebrannten Mandeln, Zimt und Nelken verfangen.Sansibar frohlockt mit dem Traum einer heilenInselwelt. Als Dr. Torsten Lipp im vergangenenOktober gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr.Ariane Walz und der Doktorandin Birgit Zipfdas Flugzeug Richtung Ostafrika bestieg, flogengenau diese Erwartungen mit. „Etwas naiv“, wieer heute sagt.Von Heidi JägerDer Geoökologe war allerdings auchnicht auf Urlaubstripp, sondern inwissenschaftlichem Auftrag unterwegs:auf „Fact finding mission Sansibar“. EineWoche erkundete er gemeinsam mit Partnernvor Ort die Welt hinter der Reklame. Er sah,wie Müll und Abwasser in den Mangrovenwäldernentsorgt werden, wie die vielen ZuzüglerHäuser und Brunnen ungesteuert in dieLandschaft setzen und wie Salzwasser in dasGrundwasser dringt. Dann wiederum erfuhrer, dass seit Jahren Plastiktüten auf dem Eilandverboten sind und die Einwohner erfolgreichSeegras auf dem Meeresboden anpflanzen undernten. Licht und Schatten auf engstem Raum– umspült vom Indischen Ozean, der die zuTansania gehörende Inselgruppe zu überschwemmendroht.Die durch den DAAD und aus Mittelndes Bundesministeriums für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung finanzierteReise diente dem Ziel, mit Vertretern derStaatlichen Universität, der Verwaltung undvon Nichtregierungsorganisationen Kooperationsmöglichkeitenauszuloten. Wie TorstenLipp aus der AG Landschaftsmanagement desInstituts für Erd- und Umweltwissenschaftender Universität Potsdam sagt, resultiere dieserKontakt aus der Klimapartnerschaft zwischender Stadt Potsdam und Sansibar. Wasliegt schließlich näher, als zwei Universitätenzu verzahnen, die ähnliche Themen bearbeiten.Künftig sollen Studierende hier wie dortMasterarbeiten zu Klima- und UmweltfragenSansibars schreiben. „Wir haben etwa zehnThemen formuliert, aus denen sie auswählenkönnen“, so Torsten Lipp. Es geht darin umden Meeresspiegelanstieg, die Siedlungsentwicklung,die Abfall- und Abwasserentsorgung,aber auch um Naturschutz und biologischeVielfalt. Dabei können die Studierendendurchaus positive Beispiele aufgreifen, wiedas des nun erweiterten Jozani Forest Nationalparks,der den endemischen Stummelaffenmehr Lebensraum bietet als zuvor. „Durch dieAffen entstehen, ähnlich wie bei uns in Brandenburgdurch die Wölfe, jedoch Schäden fürdie Landwirte. Sie erhalten aus einem FondsAusgleichssummen. Denn die Affen haltensich nicht immer an Grenzen.“Auch der verstärkte Zuzug der Menschenvom Festland passiert weitgehend ungesteuert.Familien bauen sich ihre Unterkünfte entlangder Straßen, aber ebenso in Plantagen und Wälderhinein. Dort graben sie ihre eigenen Brunnen.Das Grundwasser steigt, Salzwasser spültnach. Torsten Lipp erzählt von der ehemaligendeutschen Honorarkonsulin auf Sansibar, diedrei Monate kein Wasser und keinen Stromfür ihre Pension besaß. „Jetzt schloss sie sicham Brunnen des Nachbarn an.“ Der Wissenschaftlerempfiehlt Gemeinschaftsbrunnen, ander richtigen Stelle gebaut. All diese Problemeseien der Verwaltung durchaus bekannt undes gebe auch die „Zanzibar’s Climate ChangeStrategie“, einen Kompass für den Wandel derKlimapolitik. Aber das eigentliche Problem stelledie Aufklärung der Bevölkerung und das fehlendeGeld dar. Eine Möglichkeit für Finanzierungenseien Förderanträge bei der Weltbank,so Torsten Lipp. Gerade hat er der Verwaltungin Sansibar ein Förderprogramm von der Alexandervon Humboldt-Stiftung zukommen lassen,das sich an Wissenschaftler aus Entwicklungsländernrichtet. Die Potsdamer möchtensich vernetzen, aufklären, beraten, um so zurRettung der Natur beizutragen. Torsten Lippnennt Beispiele: eine Pflanzenkläranlage oderdie Aufbereitung von Salz- zu Trinkwasser. Siewerden ihren afrikanischen Kollegen zur Seitestehen und selbst von ihnen lernen, von den sofreundlichen Insulanern mit den langen Strändenund dem azurblauen Wasser. Letztereswird immer wärmer. Bis 2050 steigt seine Temperaturum zwei Grad an, so die vage Prognose.Die Folgen dieses Trends sind schon spürbar:Das Seegras, das zu Seife und Textilien verarbeitetwird, leidet und muss immer tiefer aufdem Meeresboden angepflanzt werden.Trügerisches Idyll:Sansibar hat mit Umweltproblemenzu kämpfen.Foto: Birgit Zipf<strong>Portal</strong> 1/201527


Internationales28Wasglänzt undwas fehltDer Weg der Uni Potsdam zum Gütesiegel alsArbeitgeber für ForschendeDie Universität Potsdam will attraktiv sein. Nichtnur als Ausbildungsort für Studierende, sondernauch als Arbeitgeber für Wissenschaftler ausaller Welt – vom Doktoranden bis zum Professor.Mit Blick auf dieses Ziel hat sie im November2012 die „Charta & Code“ unterzeichnet – eineeuropäische Initiative, die einen Rahmen für dieArbeit von Forschern steckt. Und zwar sowohlfür die Forschungseinrichtung als auch die Wissenschaftlerselbst. Mit deren Etablierung bewirbtsich die Uni Potsdam um ein Zertifikat – dasLogo „Human Ressources Excellence in Research“–, das ihr eine erfolgreiche und vor allem andie Bedürfnisse der Wissenschaftler angepasstePersonalstrategie bescheinigen würde. Im April2015 soll die Bewerbung bei der EU in Brüsseleingereicht werden. Wenn sie erfolgreich ist, wäredie Uni Potsdam die erste deutsche Hochschuleüberhaupt, die das Logo erhält.Von Matthias ZimmermannGrundlage der Bewerbung ist eine detaillierteAnalyse der gegenwärtigen Personalstrategie.Dafür ist seit Mitte 2013eine Arbeitsgruppe am Werk: Anhand einesvon der EU-Kommission bereitgestellten Kriterienkatalogswurden die Arbeitsgrundlagenund -bedingungen der Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler an der Universität Potsdamzusammengetragen und analysiert. UnterLeitung von Dr. Regina Gerber vom Dezernatfür Planung, Statistik, Forschungsangelegenheitenhat sich eine Gruppe von studentischenund wissenschaftlichen Mitarbeitern darangemacht, den formalen Rahmen – anhand vongesetzlichen Grundlagen, Regeln, Zertifizierungen,Prädikaten und Willkommensstrukturen– und die Realität, wie sie die Forscher inFoto: Thomas RoesePotsdam erleben, gleichermaßen zu erfassen.Das Team befragte die Wissenschaftler aller Statusgruppen– von Doktoranden über Postdoktorandenbis zu Professoren – sowie Experten inallen fünf Fakultäten und der Verwaltung. „ZuBeginn war es gar nicht einfach“, erinnert sichRegina Gerber. „Den Interviewern schlug vielSkepsis entgegen.“ Doch diese wich offenenOhren, nicht zuletzt dank der Unterstützungder für das Projekt federführend verantwortlichenVizepräsidentin für Internationales, Fundraisingund Alumni, Prof. Dr. Ulrike Demske.Immer häufiger erhielten die Interviewer bereitwilligAuskunft und sogar konkrete Vorschläge.In weniger als einem Jahr fanden insgesamtknapp 170 Interviews statt. Deren Ergebnissewurden zunächst fakultätsweise ausgewertetund anschließend von Regina Gerber zusammengeführt.In einem Workshop Ende 2014wurden die Zwischenergebnisse nun erstmalsumfassend diskutiert, da sie den Ausgangspunktfür den anstehenden Aktionsplan bilden.„Die Interviews sind sehr unterschiedlich“,sagt Regina Gerber. „Aber einige Gemeinsamkeitenkristallisieren sich doch heraus. Geradeunter den Nachwuchswissenschaftlern gibtes große Zukunftssorgen. Professoren klagenbesonders über Zeitmangel und zähe Verwaltungsvorgänge.Und alle wünschen sichmehr Anerkennung ihrer Arbeit, nicht immernur finanzieller Art.“ Zugleich lobte man viel,etwa die ausgeprägte Willkommenskultur derUniversität, die vor allem in der Arbeit desWelcome Centers und den Angeboten fürNeuberufene ihren Ausdruck findet. Auch dieUnterstützung durch das Koordinationsbürofür Chancengleichheit wird geschätzt.Der Analyse sollen nun die entsprechendenSchlüsse für eine passgenaue Personalstrategiefür den wissenschaftlichen Bereich folgen.Analyse und Strategie sind dann Teil derBewerbung, die im April 2015 in Brüssel eingereichtwird, um der Uni Potsdam das Logo „HRExcellence in Research“ zu sichern.Trotz der zahlreichen Aufgaben, die auf dieProjektgruppe noch zukommen, fällt das vorläufigeFazit von Regina Gerber positiv aus: „DieAnalyse hat gezeigt, dass schon viele gute Maßnahmenan der Uni laufen, die es zu verbessern,manchmal aber auch nur zu verstetigenund präsenter zu machen gilt. Sie hat aber auchgezeigt, wo wir noch besser werden müssen.“Eine Projektgruppe hat die Arbeitssituation vonWissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UniversitätPotsdam analysiert und die Ergebnisse Endedes Jahres in einem Workshop vorgestellt. Die entsprechendenSchlüsse aus der Analyse sollen die Grundlagefür eine passgenaue Personalstrategie bilden.<strong>Portal</strong> 1/2015


InternationalesZwischen-WeltenPotsdamer Soziologin in internationaler visueller Ausstellung in den USA vertretenEine „Science Map“, die unter Beteiligung derUniversität Potsdam entstand, ist erstmals Teilder Wanderausstellung „Orte und Räume: Wissenschaftsmaps“,die nach einem Aufenthalt inFlorida ab 1. Mai an der Northwestern Universityin Chicago zu sehen ist. Präsentiert werden 100„Science Maps“, deren Verfasser aus den unterschiedlichstenwissenschaftlichen Disziplinen,Universitäten und Ländern kommen. Die Ausstellung,die sich der Visualisierung großer Datenmengenund umfangreichen Wissens widmet, istdas Ergebnis eines zehnjährigen Projekts an derIndiana University Bloomington.Valeska Korff, Juniorprofessorin für Methodender Organisationsforschung in Potsdam,erarbeitete für die Schau gemeinsam mit Prof.Walter Powell (Stanford) und Achim Oberg(Mannheim) eine Map, die die Rolle interstitiellerOrganisationen in den Mittelpunkt rückt.Das sind Organisationen, die im Raum zwischenbestimmten Domänen agieren. Konkretkonzentrierte sich das Team dabei auf dieBereiche Wissenschaft, Management und Zivilgesellschaft.Abgebildet werden sowohl kulturelleDimensionen als auch das existierendeGeflecht komplexer Beziehungen zueinander.Die Autoren verorten zunächst die Organisationen,abhängig von ihrer Selbstdarstellung, aufeiner „linguistischen Topographie“ und zeichnendann die Beziehungen zwischen ihnenein. „Daraus ergibt sich ein Bild, welches verdeutlicht,dass sich interstitielle Organisationensowohl an der Kreuzung verschiedener Paradigmenbefinden als auch im Zentrum des Netzwerkesder involvierten Organisationen stehen“,erklärt Valeska Korff. Das sei der Grund, warumdiese als Brücken und Mittler zwischen den einzelnenDomänen agierten, Ideen und Praktikenrekombinierten und vermittelten.Die dargestellte Rolle interstitieller Organisationenals Treiber von Innovation ist in derOrganisations- und Managementforschung einwichtiges Thema. Valeska Korff und ihre Teamkollegenhaben es in der Map auch methodischideenreich dargestellt – indem sie die DiskursundNetzwerkanalyse in eine Visualisierungintegrierten. „Die Ausstellung stellte uns vordie spannende Aufgabe, das Ästhetische mitdem Akademischen zu verbinden“, erklärt dieSoziologin. Genau das ist dem Team gelungen.pgSoeben erschien eine Spezialausgabe „Visualisierung“des „Bulletin of the Association for InformationScience and Technology“, in der die Mapnäher vorgestellt wird.Mehr: http://scimaps.org/home.htmlTraining für QualitätsmanagementBereits seit 2011 organisiert das Zentrum fürQualitätsentwicklung in Lehre und Studiuman der Universität Potsdam Trainingsprogrammefür Hochschulmanager und Mitarbeitervon Akkreditierungsagenturen und Ministerienim südostasiatischen Raum. Jetzt gibt es einneues Programm mit dem Titel „TrainIQA“.Mit ihm werden 32 Hochschulen beim Aufbauvon Strukturen und Instrumenten ihrerQualitätsarbeit unterstützt. Es richtet sich anHochschulmanager, die in ihren Einrichtungenfür Qualitätssicherung verantwortlichsind und künftig als Multiplikatoren fungieren.Der aus mehreren Modulen bestehendeKurs ist praxisorientiert und basiert auf einem„Blended-Learning“-Konzept. Ziel ist es, eineQualitätskultur zu fördern, in der sowohl diestrategischen Ziele als auch die Interessen derunterschiedlichen Statusgruppen der HochschulenBeachtung finden. Der erste von insgesamtvier Workshops wird Ende Februar 2015in Kuala Lumpur stattfinden.<strong>Portal</strong> 1/2015Gäste aus Südostasien kamen an die Uni, um sichzum Qualitätsmanagement weiterzubilden.Foto: Thomas RoeseZum Start des Programms kamen imNovember 2014 über 30 Präsidenten und Vizepräsidentensüdostasiatischer Hochschulen andie Universität Potsdam. Neben Diskussionenim Parlament und im Bundesministerium fürBildung und Forschung informierte sich dieDelegation in Potsdam über aktuelle Maßnahmendes Qualitätsmanagements in Lehre undStudium. Besonderes Augenmerk schenktendie Gäste dabei der Rolle der Hochschulleitung.Das ASEAN-QA-Projekt führt Aktivitätenim Bereich Qualitätssicherung und -entwicklungdurch und fördert den gemeinsamenHochschulraum der ASEAN-Staaten. Mit einerVielzahl an hochschulpolitischen Konzepten,ökonomischen Bedingungen und einer großenSprachenvielfalt ähnelt die Situation in Südostasiender im europäischen Hochschulraum.Das ASEAN-QA-Projekt wird gefördert vomDeutschen Akademischen Austauschdienstund der Hochschulrektorenkonferenz mit Mittelndes Bundesministeriums für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung. DieUniversität Potsdam arbeitet im Vorhaben mitzahlreichen internationalen und nationalenNetzwerken und Organisationen zusammen.Red.29


InternationalesFesteBeziehungenForschungskooperationen zwischen Potsdam und Argentinienwerden ausgebautFür Erdwissenschaftler sind die Anden ein Eldorado:Die südamerikanische Gebirgskette gehörtzu den jüngsten und aktivsten Gebirgen der Erdeund damit zu den geologisch interessantesten. DieAnden sind ein ideales natürliches Labor, in demsich Vulkane, Plattentektonik, Gebirgsentstehungund -abtragung erforschen lassen. Hierfür intensivierenErdwissenschaftler der Universität Potsdamnun ihre Zusammenarbeit mit Geowissenschaftlernin Argentinien.Von Heike KampeForschungsbeziehungen zu Argentinienhaben bei den Potsdamer GeowissenschaftlernTradition: Seit über 20 Jahrenmachen sich die Forscher beider Länder regelmäßigauf den Weg, um einerseits die Andenzu erforschen und sich andererseits methodischauszutauschen. Nun möchten die Geoforscherdie Kontakte ausbauen.„Das langfristige Ziel ist eine gemeinsameAusbildung von Studierenden“, erklärt Dr. AndreasBergner, wissenschaftlicher Koordinatoram In stitut für Erd- und Umweltwissenschaften.Um dies zu erreichen, ist die Uni Potsdamseit 2014 Mitglied des Deutsch-ArgentinischenHochschulzentrums (DAHZ). Hier bildetsie mit den Universitäten von Buenos Aires,Tucumán und Salta ein Forschungsnetzwerk imBereich der Geowissenschaften. Das DAHZ fördertmit Unterstützung des Deutschen AkademischenAustauschdienstes (DAAD) und seinesargentinischen Pendants CONICET (ConsejoNacional de Investigaciones Cientificas) dieakademische Zusammenarbeit beider Länder –besonders den Aufbau binationaler Studiengänge.Über das DAHZ werden die Gastaufenthaltevon Studierenden, Doktoranden und Wissenschaftlernfinanziell bezuschusst.Der erste Potsdamer Student der Geowissenschaftenist bereits in Argentinien. ZehnMonate wird er an der Universität von Tucumánbleiben. Die Kurse, die der Masterstudent dortbelegt, sollen in Potsdam anerkannt werden.Doch der Aufbau eines gemeinsamen Studi-<strong>Portal</strong> 1/2015enganges ist nicht ganz einfach, gibt AndreasBergner zu. „Das argentinische Hochschulsystemunterscheidet sich erheblich vom deutschen.“So gebe es in der Regel keine BachelorundMasterabschlüsse, sondern die Licenciatura– ein Abschluss, der mit dem ehemaligendeutschen Diplom vergleichbar sei. Dennochstrebe man für die Zukunft einen gemeinsamenMasterabschluss an, so Bergner. „Da stehen wirmomentan noch in Verhandlungen.“Bereits jetzt gibt es ein gemeinsames Doktorandenaustauschprogramm,bei dem die Promovierendenjeweils argentinische und deutscheBetreuer haben. In diesem Sommer werdendie ersten drei argentinischen Doktorandennach Potsdam kommen und für etwa sechsMonate bleiben, um im Cotutelle-de- thèse-Verfahren einen binationalen Promotionsabschlussanzustreben. Im Gegenzug werdenPotsdamer Promovierende nach Argentinienreisen. Ein ab 2015 geplantes, internationalesGraduiertenkolleg, das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaftgefördert werden soll,könnte den Doktorandenaustausch weiter festigen.Ein entsprechender Antrag bei der DFGist gestellt.Doch warum Argentinien? Für die PotsdamerGeoforscher sind die Anden ein besonderesHighlight. „In den Anden gibt es alles, was geologischinteressant ist, da kann man Geologielive erleben“, schwärmt der Wissenschaftskoordinator.Das Gebiet sei wegen seiner „jungen“Geologie und seines Rohstoffreichtums sehrinteressant. Die argentinischen Kollegen reiztan dem gegenseitigen Austausch die Möglichkeit,in den gut ausgestatteten Potsdamer Laborenihr methodisches Spektrum zu erweiternund gleichzeitig von der engen Zusammenarbeitzwischen Universität und den außeruniversitärenForschungseinrichtungen zu profitieren.Auch den zukünftigen wissenschaftlichenNachwuchs haben die Potsdamer Geoforscherbereits im Blick: Auf ihre Initiative hin entstandeine Kooperation mit einer deutschenSchule in Buenos Aires. Jedes Jahr machenetwa 50 argentinische Schüler der Pestalozzi-Schule einen Abstecher ans Neue Palais, bevorsie für drei Monate in deutschen Gastfamilienleben. Als Partner der „Pestalozzis“ vermitteltdie Hochschule den Schülern einen Überblicküber die Studienmöglichkeiten in Deutschland.Denn Ziel sei es, die Schüler für ein Studiumin Deutschland zu begeistern. Im Gegenzugkönnen Lehramtsstudierende aus Potsdamein Praktikum an der Schule in Buenos Airesabsolvieren (s. auch <strong>Portal</strong> S. 30).Highlight für Geowissenschaftler: In den Andengibt es alles, was geologisch interessant ist.Foto: Andreas Bergner31


InternationalesBarfußmit BachPotsdamer Lehramtsstudierende aufKonzerttour in MoskauEin Gastspiel in Moskau? Dieser Traum erfülltesich für Potsdamer Lehramtsstudierende des FachsMusik. Im vergangenen Herbst besuchten sie imRahmen einer Hochschulpartnerschaft die MoskauerStaatliche Gebietsuniversität, um bei dendort veranstalteten Tagen der deutschen KulturKonzerte zu geben.Von Heidi JägerErwartungsfroh hielten 15 Lehramtsstudierendeim vergangenen Sommer dieEinladung aus der Moskauer StaatlichenGebietsuniversität (MGOU) in den Händen. ImOktober sollten sie dort ein Festkonzert zu den„Tagen deutscher Kultur im Moskauer Gebiet“geben, mit Chor und Orchester eine Galabestreiten. „In politisch schwierigen Zeiten einebesonders wichtige kulturelle Aufgabe“, sagtdie Leiterin des Akademischen Auslandsamts,Dr. Regina Neum-Flux, die das Projekt tatkräftigunterstützte. Die Studierenden hatten beider Vorbereitung des Gastspiels sehr viel Engagementund Kreativität gezeigt, gerade weil esnicht möglich war, mit großem Orchester nachMoskau zu fahren. Dank der Unterstützung desAkademischen Auslandsamts der PotsdamerUniversität konnte das Ensemble dann aberdoch mit 23 Studierenden auf die Reise gehen.In dieser Minimalvariante wollten es die Studierendenwagen: jeder mehrfach im Einsatz – alsSänger, Spieler, Dirigent. Das lustvolle Probenbegann.32Für gelegentliche Wermutstropfen sorgtedie Bürokratie. So mussten die Studierenden,um ein Visum zu erhalten, per Kontoauszugnachweisen, dass alle im Besitz von 1.000 Eurowaren. Eltern sprangen in die Bresche. „Täglichgab es neue Herausforderungen zu bewältigen“,erzählt Michael Schwabe. Der Studentließ sich, so wie auch seine Kommilitonen,nicht aus der Ruhe bringen. Und sie wurdenin ihrem Langmut belohnt. Auf die Unwägbarkeitendes Anfangs folgte die ungebrochenerussische Gastfreundschaft. Im persönlichenMiteinander spürten sie keinerlei Mauern undauch von den Sanktionen war nichts zu merken.„Die meisten Russen glauben, dass sie ander Politik ohnehin nichts ändern können“,so Prof. Kristian Commichau, der das Landschon öfter bereiste und nun seine Studierendenbegleitete. Er war auch kaum überrascht,als das Programm des Gastspiels noch einenAbend vorher verändert und aus den vereinbartendrei Konzerten kurzerhand vier wurden:mit einem zusätzlichen Auftritt im zentralenMoskauer Regierungsgebäude. Bei einer viertägigenReisedauer war an Freizeit also kaumzu denken. „Wenigstens sind wir einmal überden Roten Platz geschlendert“, erzählt MichaelSchwabe.Den jungen Potsdamer Musikern gelanges schnell, in dem recht förmlich wirkendenRegierungsgebäude die Distanz zum Publikumzu überwinden. Pointiert sangen sie Liedervon Brahms, interpretierten akrobatischsechs Tänze von Rameau, begeisterten barfußmit dem Klavierkonzert D-Moll von Bach. DiePalette bekannter Instrumente erweiterten siedurch den eigenen Körper: ihre BodyDrums.Da wurde mit Händen auf Brust, Po undBauch geschlagen, geschnipst und gewippt,so dass der altehrwürdige Bach im Nu seineJahre abschüttelte. Die Zuschauer hielteninne, fanden spannend, was sich da in ihremkühlen Foyer an Energie ausbreitete. „Wie beiStraßenmusikanten“, erinnert sich Prof. WernerBeidinger, der seine Studierenden ebenfallsbegleitete und mit ihnen musizierte. Beidiesem zweiten Auftritt hatten die Potsdamerdann auch einen Kontrabass. Beim ersten Konzertin einer Musikschule mussten sie auf ihnverzichten. Das bereitgestellte Instrument warbeim Stimmen zerbrochen.Ruhe bewahren hieß es auch bei der Uni-Gala, die eine ganze Stunde später begann alsgeplant, weil die Delegation der Hochschulleitungim Stau steckte. „Dennoch behielten alledie Nerven“, erzählt Werner Beidinger, dersich geradezu begeistert zeigt von der Disziplinseiner Studierenden. „Es war wie auf einerKlassenfahrt, mit Lehrern und Studierenden ineinem Boot“, fasst Michael Schwabe die Ereignissedieser Tage zusammen.Die Potsdamer Lehramtsstudierenden erlebtenzudem an einer Moskauer Grundschule,wie anders als in Deutschland ein Schulalltagaussehen kann. „Die Lehrer sind es hier nichtgewohnt, nach dem ganz eigenen Ausdruckihrer Schüler zu fragen“, so Beidinger. Aber erdurfte die russischen Kinder unterrichten undgab ihnen freie Bewegungsaufgaben. „Es istenorm, wie kreativ sie sein können.“ So wie seineStudierenden.<strong>Portal</strong> 1/2015Auftritt im zentralenMoskauer Regierungsgebäude:Die Potsdamer begeisterten nichtnur mit Brahms-Liedern, sondernauch mit ihren tänzerischenInterpretationen.Fotos: Nils Günther


Wissenschaft & ForschungLebendigeWissenschaftsgeschichteUmfangreiches Editionsprojekt zu ReiseaufzeichnungenAlexander von Humboldts gestartetNachdem es der Potsdamer Romanist Prof. Dr.Ottmar Ette bereits übernommen hat, die vonder Stiftung Preußischer Kulturbesitz erworbenenAmerikanischen Reisetagebücher Alexandervon Humboldts mit einem internationalen Forschungsteamauszuwerten, stellt er sich nun einerweiteren Aufgabe: Unter seiner Leitung sollen ineiner Edition alle Manuskripte Humboldts zumThema Reisen herausgegeben werden. Das Projektstartete im Januar 2015. Angesiedelt ist es an derBerlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.Von Jana ScholzWir brauchen diese Edition, um dieentscheidenden Veränderungen inder Wissenschaft vom ausgehenden18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhundertszu verstehen“, erklärt Ottmar Ette. Dieüber Jahrzehnte geführten ReiseaufzeichnungenAlexander von Humboldts seien heute vonenormem Wert.Die Edition soll die Reiseberichte des Ausnahme-Forschersvon seiner zwischen 1799und 1804 unternommenen Erkundung Amerikassowie die Aufzeichnungen aus den ausgedehntenReisen durch Russland, aber auchEngland, Frankreich, Spanien und Italienbeinhalten. Ebenso sind Manuskripte aus demNachlass in der Ausgabe vorgesehen: Briefe,Listen und Notizen zu geplanten Reiseprojekten.„Die Manuskripte aus einem halben Jahrhundertzeigen Humboldt als transdisziplinärenWissenschaftler“, sagt Ottmar Ette. Diegeplante Edition könnte also eine wichtigeQuelle für Forschungsprojekte geisteswissenschaftlicherwie naturwissenschaftlicherDisziplinen werden: der Philologien, Geowissenschaften,der historischen Klimaforschung,Klimatologie, Pflanzengeografie, Biologie,Geschichtswissenschaft, Archäologie, Bildwissenschaftund der Reiseliteraturforschung.<strong>Portal</strong> 1/2015Alexander von Humboldts literarischeReiseskizzen, Messergebnisse,Laborprotokolle, wissenschaftlicheEssays und Exzerpte besitzen fürExperten insbesondere deshalb großeBedeutung, weil sie ein StückWissenschaftsgeschichte dokumentieren.Immerhin hat der „Nomadezwischen den Wissenschaften“, wieer sich selbst einmal bezeichnete,seine Notizen noch Jahrzehnte späterüberarbeitet und an den neuestenStand der damaligen Forschungangepasst. Ottmar Ette spricht indiesem Zusammenhang gern von„Humboldtscher Wissenschaft“.Das „Topprojekt“ der Berlin-Brandenburgischen Akademieder Wissenschaften ist zunächstfür 18 Jahre angelegt. Neben derDruckedition entsteht auch eine digitale Fassung,die vor allem den verschiedenen Textstufensowie den Skizzen gerecht werden soll.Dass die internationale Öffentlichkeit Zugangzu den gesamten Reiseschriften Humboldtsbekommt, befürwortet Ottmar Ette ausdrücklich.Das Werk, das dieser hinterlassen habe,gelte als „Geburtsurkunde“ Lateinamerikas. „Esgibt hier noch heute ein ungeheures InteresseQuelle: Everet A. Duyckinck. Portrait of eminent Men and Women ofEurope and America. New York, 1872. S. 466f.Während seiner großen Forschungsreise durch die amerikanischen Tropen in den Jahren 1799 bis 1804 entfalteteHumboldt erstmals das ganze Spektrum seiner wissenschaftlichen Interessen. Die auf knapp 4.000 Seitenteils in deutscher, teils in französischer Sprache verfassten Notate, Skizzen, Messungen und Reiseschilderungenzeugen von einer ebenso natur- wie kulturwissenschaftlich bedeutenden Forschung im Licht der sich ausdifferenzierendenWissenschaftsdisziplinen des 19. Jahrhunderts. Die Tagebücher, erworben im Herbst 2013,wurden im Dezember 2014 zum ersten Mal für jeden zugänglich gemacht: im Original in einer zweitägigenAusstellung in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und zur Betrachtung jeder beliebigenSeite online. Ebenfalls im Dezember startete offiziell das vom Bundesministerium für Bildung und Forschungfinanzierte Verbundprojekt „Alexander von Humboldts Amerikanische Reistagebücher“ der Universität Potsdamund der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie die Digitalisierung des Nachlasses.Humboldt-Tagebücher online: www.staatsbibliothek-berlin.de/humboldtan den Reiseschriften“, so Ottmar Ette. „Auch,weil sie einen hohen ästhetischen und künstlerischenWert besitzen.“ Alexander von Humboldtwar unter anderem ausgebildeter Zeichner undfertigte zahlreiche Skizzen seiner Naturbeobachtungenan. „Humboldt ist für mich ein Faszinosum.Er hat es geschafft, in der Wissenschaftglücklich zu werden“, so der Professor.33


Wissenschaft & ForschungGeraubtoder nicht?Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek PotsdamSeit September 2014 wird die Herkunft derJudaica, die sich in der Bibliothek der UniversitätPotsdam befinden, genauer erforscht. Ziel ist esherauszufinden, welche der Bücher NS-Raubgutsind. Die Bibliothek will so dazu beitragen, gegebenenfallsdie Rückgabe an die rechtmäßigenBesitzer zu ermöglichen.Von Dr. Sophia RostViele Bücher, die während des NS-Regimesaus jüdischem Besitz entwendet wurden,sind noch heute stille Zeugen einer grausamenVergangenheit. Manchmal verraten Indizien,wie handschriftliche Widmungen, Autogrammeoder Stempel, noch etwas vom Lebenund Schicksal ihrer Eigentümer. Die zwischen1933 und 1945 Verfolgten waren meist gezwungen,ihren Besitz zurückzulassen. Auf dieseWeise blieben allein in Berlin über 40.000 Bändevon Privatpersonen zurück, die auf verschiedeneBibliotheken – oftmals mit dem Vermerk„Geschenke“ – aufgeteilt wurden.Erstaunlich spät, erst in den letzten Jahren,begann die Provenienzforschung an deutschenBibliotheken. Vorangegangen war 1998 dieWashingtoner Erklärung, die 44 Staaten, darunterauch Deutschland, unterschrieben. Sieverpflichteten sich darin, in ihren öffentlichenMuseen und Sammlungen die Bestände, dievor 1945 existierten und nach 1933 erworbenwurden, auf ihre Provenienz, ihre Herkunft,hin zu untersuchen. 2008 richtete der Bunddie Arbeitsstelle für Provenienzforschung amInstitut für Museumsforschung der StaatlichenMuseen zu Berlin ein.Auch in der Bibliothek der UniversitätPotsdam stehen Bücher, deren Herkunft bislangungeklärt blieb und die möglicherweiseRaubgut sind. Mit der Gründung der JüdischenStudien vor 20 Jahren wurden großeJudaica-Sammlungen antiquarisch erworben.Dazu gehören die Bibliotheken von IsraelMehlmann (1900–1989) aus Jerusalem, vonIsrail Bercovici (1921–1988) aus Bukarest undvon Yehuda Aschkenasy (1924–2011) aus Amsterdam.In der Sammlung Aschkenasy deutenNummern auf Ankäufe aus DDR-Beständenhin, die mit dem Erwerb durch die UniversitätPotsdam nun wieder nach Ostdeutschlandgelangten. Wurden den Besitzern die Büchervon den Nazis entwendet, verkaufte sie dieDDR für Devisen ins Ausland. Es war nur einerder Wege, die die Bücher insgesamt nahmen.Aber einer, der sie erneut zu Spielbällen derGeschichte machte.Bibliotheksfachreferent Dr. Andreas Kenneckehat 32.000 Euro bei der Arbeitsstelle fürProvenienzforschung eingeworben,um die Herkunft der vorhandenenWerke zu erforschen.5.000 Bücher sind es, dieunter die Lupe genommenwerden müssen.Dokumentar SebastianDrost schaut in denSammlungen akribischnach Provenienzmerkmalen,also nach Autogrammen,Widmungen,Stempeln. Er fotografiertdie literarischen Hinterlassenschaftenund hinterlegtsie digital. Und AnkeGeißler, studierte Judaistin,schreibt die gegebenenfalls vorhandenenEintragungen in den Büchern ab und trägt siein die Datenbank raubgut.zlb.de der ZentralundLandesbibliothek Berlin (ZLB) ein, fallses sich um Raubgut handelt. „Für ein Buchbenötige ich circa eine halbe Stunde“, erzähltsie. „Mehr Zeit vergeht, wenn die hebräischenTitel transliteriert, also in lateinische Buchstabenübertragen werden müssen.“ Bislang hatAnke Geißler rund 80 Bände in die Datenbankeingepflegt. Mit der Freischaltung findendann auch Internetsuchmaschinen die Bücher,wenn die Namen der ehemaligen Besitzer eingegebenwerden. „Da auch die ZLB, das CentrumJudaicum und die FU Berlin hier ihreErgebnisse einspeisen, stellt die Datenbank eingutes Recherchewerkzeug dar, um beispielsweiseursprüngliche Sammlungen zu identifizieren“,freut sich Andreas Kennecke. Obdie Uni Teile ihres Bestandes zurückgebenmuss, bleibt abzuwarten.Doch: „Gerade an einer Universität,wo Jüdische Studienund Jüdische Theologiebeheimatet sind, ist mansehr sensibilisiert für entstandenesUnrecht. Dasgutzumachen, ist dasMindeste für uns Bibliothekare“,findet der Fachreferent.Gehört zum Judaica-Bestand derUniversitätsbibliothek Potsdam:die Sammlung Aschkenasy.34 <strong>Portal</strong> 1/2015


Wissenschaft & ForschungVon Potsdamnach JerusalemStudierende wollen „oral history“-Film übereinen Shoah-Überlebenden drehenDer 13-jährige Shmuel hatte seinem Vater, BenjaminZeev Schneider, etwas versprochen: Er werdeihn nach jüdischem Brauch bestatten. 1945, kurznach Kriegsende starb der Vater an den Folgen vonHunger und Zwangsarbeit. Und sein Sohn standzu seinem Wort. Durch den Kontakt zu einemGeistlichen gelang es, Benjamin Zeev Schneiderjüdisch zu beerdigen – auf dem katholischen Friedhofin Sieniawka. Studierende der Jüdischen Studienan der Uni Potsdam stießen auf die Geschichteder Familie, als sie in einem Seminarprojektjüdische Friedhöfe entlang der Oder-Neiße-Grenzeerforschten. Jetzt wollen sie über und mit AlexanderShmuel Schneider einen Film drehen. Schondie Vorarbeiten waren spannend.Von Jana ScholzBegonnen hatte alles vor drei Jahren, ineinem Seminar über „Jüdische Grabkunst“.Katja Wolgast, damals noch Studentin,entwickelte aus der Lehrveranstaltungdas spätere Projekt. Zunächst nahm die kleineGruppe, die sie um sich scharte, den jüdischenFriedhof in Słubice näher in Augenschein. Alssie erkannten, auf welch interessante Historiesie da trafen, dehnten Katja Wolgast und ihreKommilitoninnen und Kommilitonen das Projektbald auch auf andere jüdische Fried höfe entlangder deutsch-polnischen Oder-Neiße-Grenzeaus. Wie wird und wurde mit diesen erinnerungstragendenOrten umgegangen? Undwas können diese Plätze noch heute erzählen?Darüber wollten die Potsdamer mehr erfahren.Als das Team im Sommer 2013 Grabungen aufdem jüdischen Friedhof in Zittau durchführte,um Reste der 1938 von den Nazis gesprengtenTrauerhalle freizulegen, erhielt es von einemPassanten einen ungewöhnlichen Hinweis: Aufdem katholischen Friedhof in Sieniawka, dempolnischen Teil Zittaus, befinde sich ein Grabsteinmit hebräischer Inschrift, ein einzelnesGrab sei nach Osten (Jerusalem) ausgerichtet.Die Gruppe ging der Spur nach. Auf dem Friedhofentdeckte sie das Grab von Benjamin ZeevSchneider. Nachdem die Studentinnen SarahPohl und Katja Wolgast die Grabinschrift übersetzthatten, waren sich alle Beteiligten soforteinig: Sie wollten mehr über diesen BenjaminZeev Schneider wissen. So begann eine ebensoaufwendige wie spannende Recherche. DieForschenden stießen im Online-Archiv von YadVaShem auf ein „Testimony“ („Gedenkblatt“)über den Verstorbenen – von seinem SohnAlexander Shmuel ausgefüllt. Das Team fuhrdaraufhin nach Yad Vashem, Jerusalem, woauch die Namen der von den Nazis ermordetenJuden registriert sind. „Es war ein riesiges Puzzle“,erzählt Daniela Teudt, die damals dabei war.Denn Shmuel hatte bei seiner Einwanderung indie USA seinen ersten Namen „Yaacov“ durch„Alexander“ ersetzt, zudem kommt der Name„Schneider“ häufig vor. Dennoch führte dieSuche zum Erfolg. Von den vier recherchiertenSchneiders in Los Angeles, USA, war nur einAlexander Shmuel Schneider amGrab seines Vaters in Sieniawka.Foto: Moritz Lehreinziger über 80 Jahre alt – es war tatsächlichder Sohn des in Sieniawka begrabenen BenjaminZeev Schneider. Das Team besuchte ihnund seine Frau Daphna schließlich im September2014 in Petakh Tiqva nahe Tel Aviv, wo diebeiden die Hälfte des Jahres leben. Alexandererzählte stundenlang. „I Have Stories for You“,sagte er und berichtete von einem Leben, zudem auch die Internierungen von Vater undSohn in den Lagern Auschwitz, Plaszów undZittau gehören. Das Team zeichnete die Unterhaltungenmit dem 82-Jährigen komplett auf.Was herauskam, war ein „oral history“-Film.Entstanden ist daraus bereits ein vierminütigerTeaser. Doch dabei soll es nicht bleiben. Geplantist eine Dokumentation, die die verschiedenenStationen in der Biografie Schneiders zeigt.„Der Film hat darüber hinaus einen nicht zuunterschätzenden Nebeneffekt“, betont Dr.Michael Heinzmann von der Projektgruppe.„Er zeigt an einem konkreten Beispiel, wieimmens wichtig die Arbeit von Geisteswissenschaftlernist.“Mitarbeit in der Projektgruppe: Moritz Lehr, Kayund Katja Wolgast, Sarah Pohl, Daniela Teudtsowie Dr. Michael Heinzmann.Das gesamte Projekt trägt den Titel „I have Storiesfor You“. Die Reise nach Israel ermöglichtedas „minigrant Israel 2014“ des Präsidiums derUniversität Potsdam. Bei dem Besuch des Landeswurde auch eine intensivere Zusammenarbeit desInstituts für Jüdische Studien mit dem „CentralArchive for History of the Jewish People Jerusalem“vereinbart.<strong>Portal</strong> 1/201535


Wissenschaft & ForschungVerwandt im GeistForschungsprojekt zur Toleranz in der persischenund deutschen LiteraturSobald im Laufe der Geschichte Intoleranz inFanatismus umschlug, führte dies zu Krieg undGewalt. Millionen von Menschen haben über dieJahrtausende hinweg ihr Leben lassen müssen, weilihr Gott angeblich der falsche war. Doch gibt es dieeinzig wahrhafte Religion überhaupt, den einzigrichtigen Glauben? Sicher nicht. Wenn Menschenfriedlich zusammenleben wollen, braucht es deshalbToleranz – eine, die mehr als nur Duldung bedeutet.Das finden auch die LiteraturwissenschaftlerinnenDr. Rana Raeisi und Prof. Dr. Brunhilde Wehinger.Sie erforschen die Toleranzidee in den Werken despersischen Poeten des 13. Jahrhunderts MuhammadDschâlaluddîn Rûmîi und des deutschen Dichtersder Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing.Von Jana ScholzRana Raeisi lehrt Deutsch als Fremdsprachean der Universität Isfahan. Im Sommer2014 kam sie als Stipendiatin desDAAD zu Brunhilde Wehinger ins Institut fürKünste und Medien der Universität Potsdam.Während ihres Aufenthaltes forschte sie zuFragen der religiösen Toleranz. Die Idee, dasThema aufzugreifen, war der Iranerin gekommen,als sie Gotthold Ephraim Lessings Drama„Nathan der Weise“ gelesen hatte. Lessings„Ringparabel“ hatte es ihr angetan, sein künstlerischesPlädoyer für eine friedliche Koexistenzvon Christentum, Judentum und Islam.Auch Muhammad Dschâlaluddîn Rûmîi vertratdie These, dass es den einzig wahren Glaubennicht gibt und vielmehr das Verbindendezählt. Dafür steht seine „Geschichte der Weintraube“.Ihr Inhalt ist schnell wiedergegeben:Vier Männer möchten mit einer GoldmünzeWeintrauben kaufen. Einer spricht griechisch,der zweite persisch, der dritte arabisch und dervierte türkisch. Da sie einander nicht verstehen,kommt es zum Streit. Rûmîi schreibt: „Hätteeiner die verschiedenen Sprachen beherrscht,hätte sich der Streit vermeiden lassen.“ DieForscherinnen sind überzeugt: „Wenn die Menschenbegriffen, dass sie die Sprache der anderenzwar nicht verstehen, aber dasselbe meinen,bliebe ihnen viel Gewalt erspart.“Rûmîi gilt als einer der Begründer des Sufismus,einer islamischen Glaubensrichtung, dievon asketischer Lebenshaltung und mystischer„Nathan der Weise“: Eduard von Winterstein als „Nathan“ undMartin Flörchinger als „Saladin“. Die Inszenierung von Adolf-PeterHoffmann hatte im März 1955 Premiere im Deutschen Theater undwurde insgesamt 365 Mal gespielt.Foto: Abraham Pisarek/Stadtmuseum BerlinSpiritualität geprägt ist. Und Lessing entstammteeinem streng christlichen Elternhaus. „BeideDichter kommen aus stark religiös geprägtenFamilien, doch sie wandten sich von der Orthodoxieihrer Väter ab und der Literatur und Philosophiezu“, erklären die Wissenschaftlerinnen.Während Rûmîi im Orient des 13. Jahrhundertswirkte, schuf Lessing seine Literatur im 18.Jahrhundert. Bemerkenswert ist, dass beide inihrer Dichtung die Suche nach dem Verbindendenzum Thema machen. Trotz unterschiedlicherJahrhunderte und Regionen, sie haben auchähnliche Biografien: Beide waren auf der Suchenach Verwandten im Geist. Den in Sachsengeborenen Lessing führte es zunächst nach Berlin,wo er sich unter anderem mit dem jüdischenPhilosophen Moses Mendelssohn anfreundete,und später ans Hamburger Nationaltheater. Inseinen letzten Lebensjahren war der DichterBibliothekar in Wolfenbüttel, dem Ort, an demer „Nathan der Weise“ schuf. Rûmîi wurde inBalch geboren. Die Stadt im heutigen Afghanistangilt als eine Wiege der persischen Kultur. Mitseinem „Murshid“, im Sufismus ist das ein spirituellerLehrer, begab sich Rûmîi nach Aleppound Damaskus. Im türkischen Konya lernte erseinen Freund Shems-e Tabrizi kennen.Brunhilde Wehinger sieht große Gemeinsamkeitenin den Botschaften des persischenDichters und des deutschen Aufklärers. „Wissen,Bildung, Kritikfähigkeit und Humor sindVoraussetzungen für gelebte Toleranz undfriedliches Zusammenleben“, sagt sie. „DieseWerte verfolgten beide Dichter.“An der Philosophischen Fakultät der UniversitätPotsdam hat sich die Aufklärungsforschungetabliert. „Durch die Geschichte unsererRegion sind wir dazu verpflichtet“, unterstreichtBrunhilde Wehinger. So habe das Ediktvon Potsdam 1685 den wegen ihres protestantischenGlaubens in Frankreich verfolgtenHugenotten Asyl in Brandenburg ermöglicht.Friedrich der Große habe die Politik religiöserToleranz fortgesetzt, Berlin sich zu einem Zentrumder Aufklärung in Europa entwickelt.Ziel des Forschungsprojekts ist es, sowohldie Aktualität des persischen Dichters inDeutschland vorzustellen als auch die Aufmerksamkeitfür Lessing im Iran zu erhöhen.Beiden Literaturwissenschaftlerinnen liegt dasgewählte Thema am Herzen. „Ich bin religiös“,erklärt Rana Raeisi lächelnd. „Aber ich findeMenschlichkeit wichtiger als Religion.“Das Buch „Die Toleranzidee bei Rûmîi und Lessingim Vergleich“ erscheint 2015 im WehrhahnVerlag Hannover.36 <strong>Portal</strong> 1/2015


Wissenschaft & ForschungSpiel mit derGewöhnliche Kondensstreifen oder dochChemtrails? Verfechter einer entsprechendenVerschwörungstheorie sind vonder Existenz Letzterer überzeugt.Foto: Gabi Eder/pixelio„Wahrheit“Eine Tagung widmet sich den Verschwörungstheorienin der aktuellen europäischen KriseWer es noch nicht wusste: Die amerikanischeRegierung benutzt Kondensstreifen von Flugzeugenzur Wetter- und Gedankenkontrolle. Und sie lässtsogenannte „Chemtrails“, toxische Feinstäube,versprühen, die krank machen. Keine Angst, dieseThesen entstammen der Welt von Verschwörungstheoretikern.Und die laufen gerade zur Hochformauf – wie immer, wenn die Welt in Krisen versinkt.Eine vierköpfige Potsdamer Forschungsgruppe vomInstitut für Romanistik unter Leitung von Prof. Dr.Eva Kimminich beschäftigt sich derzeit näher mitsolchen abstrusen Theorien. Im März 2015 lädt siezur einer öffentlichen Tagung an die UniversitätPotsdam ein. Thema: „Die Verschwörungstheorienin der aktuellen europäischen Krise“.Von Heidi JägerEva Kimminich erklärt, was dieses Themagerade auch für Romanisten spannendmacht: „Unsere Forschung unterscheidetsich grundsätzlich von den bisherigenErhebungen, die es überhaupt erst seit dem 11.September 2001 so richtig gibt. Bislang ging esum historische Bestandsaufnahmen sowie umsoziologisch-psychologische Phänomene – warumbeispielsweise Verschwörungstheorien soleicht geglaubt werden und Ängste schüren.“Die Potsdamer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlermöchten indes herausfinden, wiediese Theorien funktionieren. Sie betrachten sieals fiktive Texte, schauen auf Sprachstrukturenund Stereotype, auf Bildrhetorik und Ikonografie.Eva Kimminichs Doktorand Saman Hamdiverweist auf das Beispiel der sogenanntenMahnwachen für den Frieden. „Die Demonstrantenzweckentfremden linke Argumentationsstrategien,systemische Kapitalismuskritik<strong>Portal</strong> 1/2015und Gedanken, wie die von Stephane Hessel,für rechtsgerichtete Verschwörungstheorien.So wird fein verpackt die Theorie vertreten, dassdas jüdische Finanzkapital hinter der FederalReserve Bank und allen Kriegen der vergangenen100 Jahre steckt. Viele der führendenKöpfe der Mahnwachen, wie etwa Jürgen Elsässer,unterstützen neuerdings auch die Pegida-Demonstrationen und versorgen sie mit argumentativenVersatzstücken“, so Saman Hamdi.Gerade aufgrund des anwachsenden Antisemitismusund der aktuellen Islamophobie sei eswichtig, sich damit auseinanderzusetzen. „Wirkönnen solche Thesen aber nicht entkräften.Die Entlarvung falscher Fakten würde ohnehinsofort wieder in die Verschwörungstheorie integriertwerden“, sagt Eva Kimminich. Ihr geht esum Argumentationsstrategien, die die Behauptungenvon innen decodieren.Bei der vom DAAD geförderten Tagung imMärz kommen auch Verschwörungstheorienaus Italien, Spanien, Portugal, Griechenlandund Zypern auf den Tisch. Sicher wird dabeiauch die Behauptung näher unter die Lupegenommen, dass Deutschland eine neokolonialeRolle spiele und kleinere EU-Länderunterjoche. „Eine der Verschwörungstheorienbesagt, dass die Deutschen mit den Amerikanernund Russen einen Geheimbund gegenGriechenland haben, um an das griechischeErdgas zu kommen“, so Eva Kimminich. Dassbislang keiner von diesem Erdgas wisse, seinatürlich Teil der Verschwörung.Wie der akademische Mitarbeiter Amir Dizdarevicbetont, stecke oft auch etwas Wahreshinter Verschwörungstheorien. Manchmal entpupptensie sich Jahre später sogar als richtig.„Dass die CIA in Südamerika Impfstoffe getestethat, wurde früher als Verschwörungstheorieabgetan. Heute weiß man, dass es diese Testsgab.“ Die von den Amerikanern verbreiteteBehauptung, dass Saddam Hussein im Besitzvon Massenvernichtungswaffen gewesen sei,erwies sich indes als fatale Lüge. Amir Dizdarevicerhofft sich Aufschluss über die Funktionder Verschwörungstheorien, wie sie zu erkennensind und wie sie wirken. Gerade auch, weildurch das Internet so ein Wust von Informationenentstehe. „Das macht es noch schwierigerzu entscheiden, was richtig und was falsch ist,zumal die Theorien oft in eine wissenschaftlicheSprache gekleidet sind“, erklärt Eva Kimminich.Dass derzeit Verschwörungstheorien boomen,sei keineswegs verwunderlich. „Wenndas Weltbild nicht mehr passt, gibt es Panik.Jeder braucht ein Deutungsmuster, geradewenn sich Unsicherheiten so wie derzeit häufen“,so die Professorin. Also hält man sichan alles, was einfach und plausibel klingt. DerPotsdamer Tagung folgt im Juni 2015 eine weitereFachkonferenz mit Doktorandenschule ander Universität Turin.Die Tagung „Verschwörungstheorien in der aktuelleneuropäischen Krise“ findet vom 2. bis 4. März2015 Am Neuen Palais, Haus 9, Raum 2.15 statt.Am 2. März um 18.30 Uhr wird die Ausstellung„Rhetorische und bildsemiotische Merkmale derVerschwörungstheorie“ im Foyer des Hauses 9,ebenfalls Uni-Standort Am Neuen Palais, eröffnet.Am 3. März um 18 Uhr gibt es im Haus derBrandenburgisch-Preußischen Geschichte eineöffentliche Diskussion.37


Wissenschaft & ForschungFrüheste Hühnerzuchtin NordchinaGebeine identifiziertEin deutsch-chinesisches Forscherteam um Prof.Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdamund Prof. Xingbo Zhao von der China AgriculturalUniversity in Peking hat nachgewiesen,dass im Norden Chinas Hühner bereits vor etwa10.000 Jahren domestiziert wurden.Die Wissenschaftler isolierten dazu DNA ausKnochen, die Experten den ältesten Hühnernzuschreiben. Sie datierten einige der entsprechendenarchäologischen Funde direkt überdie Radiocarbonmethode, ein Verfahren zurradiometrischen Datierung von kohlenstoffhaltigen,insbesondere organischen Materialien.Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Biologenin der renommierten Zeitschrift „Proceedingsof the National Academy of Sciences of theUnited States of America“ (PNAS).Bei den Untersuchungen zeigte sich, dassbereits die allerfrühesten Funde aus Nordchinamit einem Alter von über 10.000 Jahrenden heutigen Hühnern genetisch sehr ähnlichwaren. Diese Funde sind mehrere Tausend Jahreälter als archäologische Funde von Hühnernaus allen anderen Teilen der Welt. ObwohlExperten bereits vermuteten, dass Hühnermehrfach unabhängig voneinander in unterschiedlichenGegenden Asiens domestiziertwurden, gingen die Forscher bisher davon aus,dass der Norden Chinas nicht dazu gehörte.Die neuen, jetzt veröffentlichtenErgebnisse zeigen, dassin der Gegend um denGelben Fluss die frühesteHühnerdomestikationstattgefundenhat. Sie weisenzudem, wie andereErgebnisse ausder jüngsten Zeitauch, darauf hin,dass im NordenChinas Landwirtschaftzur selben Zeitbegonnen wurde wie imNahen Osten.Red.Peking-Huhn (Beijing fatty chicken), eine lokalechinesische Hühnerrasse, bekannt für ihre hoheFleisch- und Eierqualität.Foto: Prof. Liu Huagui, Baafs Institut für Tierhaltung und Tiermedizin38Es hat lange gedauert, bis endlich Gewissheitherrschte. Seit Mitte 2014 steht jedoch zweifelsfreifest, dass es sich bei dem 2012 unter einemParkplatz in der englischen Stadt Leicestergefundenen Skelett um das des englischen KönigsRichard III. handelt. Den entscheidenden Nachweiserbrachte ein internationales Forscherteam,zu dem auch Prof. Dr. Michael Hofreiter vonder Universität Potsdam gehörte. Im Dezember2014 publizierten die Wissenschaftler ihre Untersuchungsergebnissein der Zeitschrift „NatureCommunications“.Michael Hofreiter und seine Team-Kollegen haben DNA aus den gefundenenKnochen isoliert und dieerhaltenen Sequenzen mit lebenden VerwandtenRichards verglichen. Bei der Identifizierungspielten außerdem weitere Faktoren eineRolle, so etwa Verletzungen am Skelett. Ausder Geschichte ist bekannt, dass Richard III.1485 in der Schlacht bei Bosworth Field starb.Die meisten der festgestellten körperlichenSchäden stammen offensichtlich aus diesemKampf. Auch die rekonstruierte schiefe Schulterstellte ein wichtiges Indiz für die Wissenschaftlerdar. Der Monarch soll seit seinerKindheit an Skoliose, die zu einer Wirbelsäulenverkrümmungführt, gelitten haben.Im Einzelnen wiesen die Forscher heutelebende direkte Verwandte Richards III.sowohl für die mütterliche als auch die väterlicheLinie nach. Während die Sequenzendes mitochondrialen Genoms, das strikt überdie mütterliche Linie vererbt wird, tatsächlichzwischen Richard III. und seinen heutelebenden Verwandten identisch waren, fandendie Forscher für das Y-Chromosom, das striktüber die väterliche Linie vererbt wird, großeUnterschiede. Dies bestätigt, was zuvor schonin einer Pressekonferenz mit Beteiligung derGruppe im Februar 2013 angedeutet wurde:Unter den Nachkommen Richard des III.existieren einige Kuckuckskinder. Durch dieUntersuchungen ist nun auch unstrittig, dassder einstige Herrscher nicht wie angenommendunkelhaarig und braunäugig, sondern blondund blauäugig war.Die Gebeine Richards III. waren am einstigenStandort des Franziskanerklosters inLeicester gefunden worden. Hier hatte manden König, der nur 32 Jahre alt wurde, in derKirche beerdigt. Mit der Identifizierung seinerÜberreste ist nunmehr ein lange bestehendeswissenschaftliches Rätsel gelöst worden. Red.Richard III., Gemälde von einem unbekanntenKünstler um 1520.Quelle: www.richardiii.net/2_4_0_riii_appearance.php#portraitDas Grab Richard III. wurde am 25. August 2012in Leicester entdeckt.Foto: Chris Tweed<strong>Portal</strong> 1/2015


Wissenschaft & ForschungOrigami und SALSAIn der Graduiertenschule „Analytische Wissenschaften“dreht sich alles um Chemie„Die Graduiertenschule SALSA wird eine fundamentaleRenaissance und eine Wandlung derAnalytischen Wissenschaften in eine Disziplinim Fokus von Chemie, Physik und Biologie einleiten“,sagt Hans-Gerd Löhmannsröben. DerProfessor für Physikalische Chemie ist Vorstandsmitgliedund zugleich einer der Hauptprojektleiterdieser Graduiertenschule. Zu den Doktoranden,die an der Universität Potsdam forschen, gehörtChristian Heck. Er arbeitet in der Gruppe „OptischeSpektroskopie und Chemical Imaging“ vonJuniorprofessor Dr. Ilko Bald.Sommerschule KOSMOS 2014:Möglichkeit, neue Techniken zudiskutieren. Foto: SALSAVon Dr. Barbara EckardtSALSA steht für School of AnalyticalSciences Adlershof. Die im Rahmender Exzellenzinitiative geförderte Graduiertenschuleist deutschlandweit die einzigemit dem Kernthema Chemie und hat mitder Analytischen Wissenschaft ein Alleinstellungsmerkmal.Hauptakteure sind die federführendeHumboldt-Universität zu Berlinund die Bundesanstalt für Materialforschungund -prüfung (BAM). „In unserer Forschungvereinen wir Methoden aus der DNA-Nanotechnologie,der optischen Spektroskopie undder Rastersondenmikroskopie, um physikochemischeProzesse möglichst auf dem Niveaueinzelner Moleküle zu untersuchen“, erläutertDoktorand Christan Heck. Neben der Methodenentwicklunggehen die Forscher spezifischenFragestellungen nach, zum Beispiel derAbhängigkeit von DNA-Strahlenschäden vonder Basensequenz und der Wirkungsweise vonRadiosensibilisatoren, die in der Tumorstrahlentherapieeingesetzt werden.Christian Heck studierte in Dresden undam University College London Chemie und istseit Oktober 2013 an der Universität Potsdam.Der Wissenschaftler beteiligte sich an der weltweitenSALSA-Ausschreibung, weil ihn sowohldie fachlichen als auch die Rahmenbedingungenansprachen. Sein jetziges Themengebietist Neuland für ihn. Faszinierend findet erdaran, dass sich „Biochemie und PhysikalischeChemie in der analytischen Anwendungtreffen“. Insgesamt arbeiten in der Graduier-<strong>Portal</strong> 1/2015tenschule etwa 50 Doktorandinnen und Doktoranden,davon zehn in Potsdam. Besondersauffällig ist, dass zwei Drittel aller BeteiligtenFrauen sind. Sie kommen aus aller Welt, nebenDeutschland zum Beispiel aus Polen, Ägypten,Taiwan, der Ukraine, Griechenland, dem Iranund der Türkei.Jeder Doktorand wird von zwei Professorenbetreut, arbeitet deshalb in der Regel auch inzwei Arbeitsgruppen. Bei Christian Heck sinddas Gruppen an der Universität Potsdam undder Humboldt-Universität zu Berlin, mit ZweitbetreuerinProf. Dr. Janina Kneipp. „Diese Tatsachewar auch ein Grund für meine Bewerbung,denn der Lerneffekt und die Kontaktmöglichkeitenzu anderen Wissenschaftlern sind groß.“Außerdem kommt hinzu, dass die Arbeitsgruppevon Christian Heck sowohl in der PhysikalischenChemie der Universität Potsdam als auchan der Bundesanstalt für Materialforschung und-prüfung (BAM) angesiedelt ist.Der Chemiker beschäftigt sich mit DNA-Origami. „Man kann DNA in nahezu beliebigeFormen falten, Strukturen herstellen, diesehr klein sind und aus wenigen Molekülenbestehen“, erläutert er. Das Ziel besteht da rin,mit dieser Technik Nanopartikel anzuordnen.Bestrahlt man diese Partikel mit Licht,sind Verstärkungseffekte zu beobachten. Dasheißt, das Licht wird zwischen den Partikelnfokussiert. An dieser Stelle kommt die Raman-Spektroskopie, die spektroskopische Untersuchungder Streuung von Licht an Molekülenoder Festkörpern, ins Spiel. „Wir benutzendie DNA-Strukturen und platzieren auf kontrollierteWeise Partikel, um die Strukturen,die letztendlich die Verstärkung erzeugen, aufeine definierte Weise herstellen zu können.“Dies sind Schritte auf dem Weg, den Verstärkungseffektnäher zu erforschen. Letztendlichgeht es darum, die oberflächenverstärkteRaman-Spektroskopie weiter zu etablieren.Diese Messmethode hilft, beispielsweise biologischeProzesse, wie Bindungsprozesse zwischenRezeptoren und Botenstoffen, besserzu verstehen. Eine praktische Anwendung istunter anderem die Messung von Stoffen, wieGiften, Drogen oder Sprengstoffen. AndereDoktoranden der Gruppe beschäftigen sich mitder Schädigung von DNA durch Strahlung.Der Austausch unter den Doktoranden derGraduiertenschule ist rege. Man besucht Vorlesungenund Seminare, organisiert sie auchselbst, lädt Gäste ein, diskutiert in der SummerSchool KOSMOS neue Techniken. ChristianHeck jedenfalls bereut es nicht, sich bei SALSAbeworben zu haben. Der Nutzen für ihn istvielfältig.39


Wissenschaft & ForschungNeu bewilligtDie Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert folgendeWissenschaftler und Projekte:Prof. Dr. Ulrike Demske aus dem Institut fürGermanistik erhielt für die Erstellung einesdigital verfügbaren strukturierten, transkribierten,lemmatisierten und grammatisch annotiertenReferenzkorpus „Frühneuhochdeutsch(1350 – 1650)“ rund 350.400 Euro.Prof. Dr. Ursula Gaedke aus dem Institut für Biochemieund Biologie erhielt für Koordinierungsarbeitenim Schwerpunktprogramm „Flexibilitymatters: Interplay between trait diversity andecological dynamics using aquatic communitiesas model systems (DynaTrait)“ rund 600.000Euro. Außerdem bekam sie im Rahmen desProgramms für das Teilprojekt „Zusammenspielzwischen funktionellen Eigenschaften,Nahrungsnetzdynamik und dem Erhalt vonBiodiversität“ rund 349.000 Euro, für das Teilprojekt„Impact of trade-offs on eco-evolutionarydynamics in predator-prey systems“ rund163.000 Euro, für das Teilprojekt „Der Effektphänotypischer Plastizität und klonaler Selektionauf ökologische und evolutive Dynamikenin bi- und tri-trophischen Systemen“ rund77.000 Euro sowie für das Teilprojekt „Effektevon Merkmalsvariationen auf die Dynamik vongekoppelten, bi-trophischen Plankton-Biofilm-Systemen“ rund 40.000 Euro.Prof. Dr. Silke Leimkühler aus dem Institut fürBiochemie und Biologie erhielt für das Projekt„Analyse des Schwefeltransfer-Netzwerkesder L-Cysteine Desulfurase IscS mit dessenInteraktionspartner in Escherichia coli“ rund387.000 Euro.Prof. Dr. Axel Bronstert aus dem Institut fürErd- und Umweltwissenschaften erhielt fürdas Projekt „Seamless – hydrologische Vorhersagedes ostindischen Sommermonsuns mitder Analyse der zugehörigen Varianz und dermeteorologischen und hydrologischen Unsicherheit(SHIVA)“ rund 344.000 Euro.Prof. Dr. Nadine Spörer aus der HumanwissenschaftlichenFakultät erhielt für das Projekt„Unterrichtsprozesse in inklusiven Lernsettings:Zur Bedeutung von Lehrer-Schüler-Interaktionen für die fachliche, personale undsoziale Kompetenzentwicklung von Grundschülern“rund 292.000 Euro.Prof. Dr. Tobias Scheffer aus dem Institutfür Informatik erhielt für das Projekt „Prädikationsspiele:parallelisierbare, robusteVerfahren des maschinellen Lernens“ rund270.600 Euro.Prof. Dr. Ute von Bloh-Völker aus dem Institutfür Germanistik erhielt für das Projekt „Edition,Kommentar und Erschließung: >HugeScheppel< und >Königin Sibille


Wissenschaft & ForschungProf. Dr. Frank Bier aus dem Institut fürBiochemie und Biologie erhielt das „EXIST-Gründerstipendium – SynFlex“ in Höhe von94.000 Euro.Prof. Dr. Manfred Strecker aus dem Institutfür Erd- und Umweltwissenschaften erhieltfür das Projekt „German-Argentine Networkfor Natural Hazard Management (GAN-NH)“rund 39.000 Euro.Dr. Susanne Hollmann aus dem Institut fürBiochemie und Biologie erhielt rund 26.000Euro für den Workshop „InnovationsstandortDeutschland: Deutschland – Lateinamerika“,bei dem die Themen Wissens- und Technologietransfer,Biotechnologie und Lebenswissenschaftenim Mittelpunkt standen.Prof. Dr. Ralf Brand aus der HumanwissenschaftlichenFakultät erhielt für das Projekt„Subjektive Begründungen des Konsums vonNahrungsergänzungsmitteln im Nachwuchsleistungssport“rund 19.000 Euro.Außerdem erhielt der Wissenschaftler für dasVorhaben „Sportpsychologische Eingangsdiagnostikund Betreuung des U18 und U21 Nationalkadersdes DJB sowie Entwicklung einersportpsychologischen Verbandskonzeption –2014/15“ rund 11.000 Euro.Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energiefördert folgende Wissenschaftler und Projekte:Prof. Dr. Axel Bronstert aus dem Institutfür Erd- und Umweltwissenschaften erhielt175.000 Euro für das Teilprojekt „HydrologischeVorhersage“ im Projekt „GOEKOMM –PHP (Proaktive Hochwasser Prognose)“.Prof. Dr. Bernd Müller-Röber aus dem Institutfür Biochemie und Biologie erhielt rund 70.000Euro für das Teilvorhaben „Community Buildingund Strategieentwicklung“ im Verbundprojekt„Normung und Standardisierung zumAustausch von Modellen und Daten in der SystembiologischenForschung (NORM-SYS)“.Vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft(Bonn) erhielt Prof. Dr. Urs Granacher aus derHumanwissenschaftlichen Fakultät für dasProjekt „Krafttraining im Nachwuchsleistungssport“rund 1.195.000 Euro.<strong>Portal</strong> 1/2015Vom Bundesministerium für Ernährung undLandwirtschaft erhielt Prof. Dr. Hans-Gerd Löhmannsröbenaus dem Institut für Chemie rund176.000 Euro für das Teilprojekt 3 im Verbundprojekt„Entwicklung innovativer bestandsspezifischerImpfstoffe für Geflügel zur vereinfachtenApplikation (innoVAK4DART)“.Von der Emanuela Dalla Vecchia Stiftung fürDepressionsforschung erhielt Prof. Dr. MichaelRapp aus der HumanwissenschaftlichenFakultät für das Projekt „Kognitive Verhaltenstherapieund Gesundheitssport bei Depression“rund 59.200 Euro.Von der Deutsche Telekom Stiftung erhieltProf. Dr. Ulrich Kortenkamp aus dem Institutfür Mathematik über die Humboldt-Universitätzu Berlin 32.600 Euro.Von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungerhielt Prof. Dr. Erin Gerlach ausder Humanwissenschaftlichen Fakultät für dasProjekt „Nutzen der Sportteilnahme im Kindes-und Jugendalter und Gelingensbedingungen“8.000 Euro.Vom Research Council of Norway erhieltProf. Dr. Werner Jann, Wirtschafts- und SozialwissenschaftlicheFakultät, Bereich Sozialwissenschaften,für das Projekt „Organizingfor Societal Security and Crisis Management:Building Governance Capacity and Legitimacy“400.000 NOK.Vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauferkrankungenerhielt Prof. Dr. Salim Seyfried ausdem Institut für Biochemie und Biologie für dasShared Expertise-Vorhaben „Systematic screeningfor evolutionary-con served, disease-relevantlong noncoding RNAs“ rund 24.000 Euro.Vom Mercator-Institut für Sprachförderungund Deutsch als Fremdsprache Köln erhieltDr. Roswitha Lohwaßer aus dem Zentrum fürLehrerbildung und Bildungsforschung überdie Humboldt-Universität zu Berlin für dasProjekt „Berliner Initiative zur Sprachbildungim Lehramt (BISiL)“ 13.000 Euro.Vom Greenlandic Institute of Natural Resources,Nuuk, erhielt Prof. Dr. Ralph Tiedemannaus dem Institut für Biochemie und Biologiefür das Projekt „Populationsgenetische Untersuchungenvon grönländischen Zwergwalen“8.000 Euro.Vom Deutschen Akademischen Austauschdiensterhielt Dr. Torsten Lipp aus dem Institutfür Erd- und Umweltwissenschaften für dieUnterstützung beim Ausbau des StudiengangsUmweltwissenschaften an der State Universityof Zanzibar rund 7.700 Euro.Russisch in der SchuleLern- und Lehrstrategien im Russischunterricht stehenim März 2015 bei einer Tagung der UniversitätPotsdam im Mittelpunkt. Organisiert wird sie vomInstitut für Slavistik, dem Fachverband Russischund Mehrsprachigkeit (RuM) sowie dem BrandenburgerInteressenverband der Russischlehrer.„Aus unserer Sicht ist es wichtig, den Schülerinnenund Schülern nicht nur konkrete Kenntnissezu vermitteln, sondern ihnen Strategienaufzuzeigen, wie sie sich im Unterricht undüber die Schule hinaus selbstständig Wissenerschließen können“, sagt Dr. Astrid Seidel vomInstitut für Slavistik. Die Teilnehmerinnen undTeilnehmer wollen darüber diskutieren, welcheVerfahren besonders erfolgversprechend sindund warum. Wo setzen Strategien für erfolgreichesLernen an? Welche Merkmale zeichnensie aus? Welche Rolle spielt ihre Vermittlung imUnterricht? Es sollen aber auch Anregungengegeben werden, um die Professionskompetenzvon Lehrern zu erhöhen. Gibt es Strategien fürerfolgreiches Unterrichten an Schule und Universität?Um diese und andere Fragen wird esgehen. Das Programm sieht neben Referatenauch Workshops vor, beispielsweise zur Arbeitmit Smartboard, Filmen, Textkorpora und anderenUnterrichtsmitteln.Anliegen der Veranstalter ist es, Wissenaus dem Bereich der Universität für die Schulenutzbar zu machen. Etwa 100 Gäste werdenerwartet. Die Veranstaltung richtet sich vorallem an Russischlehrer, aber auch wissenschaftlicheMitarbeiterinnen und Mitarbeiteran slawistischen Instituten.Die Universität Potsdam kann auf eine langeTradition in der Russischlehrerausbildungverweisen. Im Wintersemester 2014/15 sind123 Studierende in den entsprechenden Studiengängenimmatrikuliert.Russisch als Schulfremdsprache besitzteinen schweren Stand. Da, wo es unterrichtetwird, ist es zweite, meist dritte Fremdsprache.Relativ stabil vertreten ist das Fach nochan Gesamtschulen und Oberstufenzentren,wo es sehr oft Schüler mit Migrationshintergrundanwählen. Die Universität Potsdamunterstützt die Lehrerinnen und Lehrer durchTagungen zu Themen mit deutlichem Praxisbezug.Ihre Fachdidaktiker bieten auch Fortbildungenan.pgTermin:20./21.03.201520.03.2015, 9 – 18 und 21.03.2015, 9 – 13.30 UhrCampus Am Neuen Palais, Haus 8 und 1941


Tipps & TermineVortragsreiheDie Wirtschafts- und SozialwissenschaftlicheFakultät wird im kommenden Sommersemestererstmals eine interdisziplinäre Ringvorlesungzum Thema „Hochschulforschung undHochschulmanagement“ anbieten. Die im Rahmendieser Veranstaltungsreihe aufgegriffenenFragestellungen decken eine große Bandbreitean Themenfeldern ab: Welchen Nutzen habenHochschulen aus bildungsökonomischer Sicht?Können Hochschulrankings sinnvolle Entscheidungshilfensein? Ist Qualitätsmanagementan Hochschulen nur eine Modeerscheinung?Was für eine Organisation ist die Hochschuleeigentlich? Diese und weitere spannende Themenwerden durch Wissenschaftlerinnen undWissenschaftler der Wirtschafts- und SozialwissenschaftlichenFakultät, durch Mitgliederder Universitätsleitung sowie namhafte externeReferentinnen und Referenten aus verschiedenentheoretischen Blickwinkeln beleuchtet.Die Veranstaltung findet jeden Mittwochvon 12.00 bis 14.00 Uhr am Campus Griebnitzsee,August-Bebel-Straße 89, statt undrichtet sich an Studierende sowie interessierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UniversitätPotsdam.Red.Infos und Programm rechtzeitig unter:http://www.uni-potsdam.de/wiso/WissenschaftlicherSalonDie Universitätsgesellschaft Potsdam e.V. hat indiesem Wintersemester einen „WissenschaftlichenSalon“ im Kaminzimmer der Wissenschaftsetagedes Potsdamer Bildungsforumseröffnet, in dem aktuelle gesellschaftliche Fragenaus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtetund diskutiert werden. Nach erfolgreichen Veranstaltungenim Oktober und Dezember 2014hat sich die Universitätsgesellschaft nun am 19.Februar Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerindes Bundesverbandes Energie und Wasserwirtschaft,in die Wissenschaftsetage eingeladen,um mit ihr über das „Erneuerbare Energien-Gesetz – ein Ideal im Praxistest“ zu diskutieren.Am 21. April geht es dann weiter mit der RomanistinProf. Dr. Eva Kimminich, die zum Thema„Krisenzeiten und Verschwörungsmythen: Wieverführbar ist die Masse?“ sprechen wird. Zuallen Veranstaltungen sind Gäste willkommen.Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Anmeldung unterTel. 0331/977-1406. Red.42Potsdamer Tag derWissenschaftenForschungsfest am 9. Mai 2015 auf demCampus Am Neuen PalaisModerne Forschung hinter barocker Fassade –die Communs vis-à-vis dem Neuen Palais werdenam 9. Mai 2015 erneut zum Schauplatz desPotsdamer Tages der Wissenschaften. Die Universität,die Hochschulen und viele der im VereinproWissen organisierten Institute der Stadtund des Landes Brandenburg laden von 14 bis21 Uhr auf den Campus Am Neuen Palais ein,um hier ihre aktuellsten Forschungsergebnissezu präsentieren und gemeinsam mit den Potsdamernein Fest der Wissenschaften zu feiern.Die Communs stehen mit ihren Hörsälen undSeminarräumen vor allem für Vorlesungen,Ausstellungen und Workshops offen. Rund umdie Hochschulambulanz in Haus 12 wird esum Gesundheit, Sport und richtige Ernährunggehen. Die große Wiese hinter der restauriertenKolonnade verwandelt sich in ein „Forschungscamp“,in dem vor allem die NaturwissenschaftlerEinblick in ihren Arbeitsalltag jenseitsder Institutsmauern geben. Wie im Vorjahrwird auch wieder der Tag der Lehrerbildung miteiner Reihe von Vorträgen speziell für Lehrerinnenund Lehrer integriert sein. Im besonderenFokus steht diesmal die Fachdidaktik.Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.Damit ist der Zugang auch für alle Studierenden,Mitarbeiter und ihre FamilienangehörigenWissenschaftgriffbereit!UNIVERSITÄTSVERLAG POTSDAMUniversitätsbibliothek PotsdamAbt. PublikationenAm Neuen Palais 1014469 PotsdamTelefon +49 331 977-2533Telefax +49 331 977-2292kostenlos. Das Büro für Chancengleichheit unddas Zentrum für Hochschulsport sind vor Ort,um die Jüngsten zu betreuen und mit Spielund Spaß auf Trab zu halten. Das Programm,zu dem auch viel Musik und Unterhaltunggehört, ist in Kürze im Internet zu finden unter:www.potsdamertagderwissenschaften.de ahcBeim Tag der Wissenschaften 2014:Streicheln für alle F(e)lle.Foto: Stefan GloedeUNIVERSITÄTSVERLAG POTSDAMSeit 1998 der Wissenschaftsverlagan der Universität Potsdam.online – print – hybrid – multimedial<strong>Portal</strong> 1/2015... über400 Autorenvon A bis ZIm Webshop können650 lieferbare gedruckte Titelbestellt werden. Auf dem zerti fiziertenPublikations server sind über 6600 Online-Dokumente Open Access zum kostenfreienDownload verfügbar.http://verlag.ub.uni-potsdam.de


Manchmalbraucht manein bisschenVitamin BTipps und Termine30. Januar 2015, 17.00 UhrFestveranstaltungFakultätsfest der Wirtschafts- und SozialwissenschaftlichenFakultätVerabschiedung und Ehrung von Absolventen,Promovierten und Habilitanden, Sektempfangund FakultätspartyCampus Griebnitzsee, August-Bebel-Str. 89,Haus 6, H 03www.uni-potsdam.de/wiso/aktuelles/fakultaetsfest.html1. Februar 2015, 18.00 UhrHochschulgottesdienstreihe „Schmutz“„Ohne Dreck keine Ordnung“Es spricht: Dr. Bernadett BigalkeFriedenskirche zu Potsdam, Am Grünen Gitter 3,14469 Potsdam3. Februar 2015, 14.00 UhrPotsdam Research Seminar in Economics„Are USA inflation expactations re-anchored?“Referent: Prof. Dr. Dieter Nautz (FU Berlin)Campus Griebnitzsee, August-Bebel-Str. 89,Haus 7, Raum 03912./13. Februar 2015, 10.30 UhrSpring School„Etymologies of Jazz“Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10,Haus 8, Raum 60/61<strong>Portal</strong> 1/201514. Februar 2015, 18.00 Uhr3. Universitätsball „Ballance“Campus Griebnitzsee, August-Bebel-Str. 89, Haus 6www.uni-potsdam.de/uniball20. Februar 2015, 11.30 UhrWorkshop„Digital Humanities in Forschung und Lehre –Big Data Humanities & Visualisierung“Campus Griebnitzsee, August-Bebel-Str. 89,Haus 6, Raum S262./3. März 2015, Beginn: 2.3., 14.00 UhrKonferenz„Verschwörungstheorien in der aktuellen europäischenKrise: Argumentationsstrategien, KognitiveKonzepte, Stereotypenbildung und Bildrhetorik“Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10,Haus 9, Raum 2.15www.uni-potsdam.de/romanistik/kimminich/aktuelles.html18. März 2015, 17.30 UhrAntrittsvorlesungReferent: Prof. Dr. Helmut Schlaad„Funktionale synthetische Polymere aus Aminosäurenund Zuckern“Campus Golm, Karl-Liebknecht-Str. 24-25,Haus 25, Raum F.1.01www.uni-potsdam.de/mnfakul/aktuelles/antritttsvorlesungen.htmlUnd frische Ideen.Unter dem Motto „kooperieren, partizipierenund initiieren“ fördert die Gesellschaft denDialog zwischen der Universität und der Öffentlichkeit,zwischen Wissenschaft, Wirtschaft undGesellschaft. Beziehungspflege vom Feinstenalso.Um die Arbeit noch erfolgreicher für die Universitätgestalten zu können, sucht die Universitätsgesellschaftständig neue Mitstreiter undMitstreiterinnen. Mitglieder der Gesellschaft sindStudierende, Absolventen, Lehrende, IndustrieundWirtschaftsunternehmen sowie Persönlichkeitenaus allen Bereichen des gesellschaftlichenLebens, die sich mit der Universität Potsdamverbunden fühlen.Universitätsgesellschaft Potsdam e.V.Universitätsgesellschaft Potsdam e.V.Am Neuen Palais 10, Haus 0914469 PotsdamTel.: (0331) 977-1406, Fax: (0331) 977-1818E-Mail: unigesellschaft@uni-potsdam.dewww.uni-potsdam.de/uniges


Wir verbinden Wissenschaft und PraxisExecutiveEducationWir bieten Fach- und Führungskräftenim öffentlichen und privatenSektor passgenaue Weiterbildungsangebote.• Master of Business Administration• Master of Public Management• Master of EuropeanGovernance and Administration• Studiengang Mediation• Senior Specialist für Projekt- undBeratungsmanagement• Demografieorientiertes PersonalmanagementApplied Research& DevelopmentWir kooperieren mit Unternehmenin den Bereichen Forschung &Entwicklung und bieten unserenForscherteams eine zuverlässigeund flexible Basis als Ihr Unternehmenauf Zeit.• Angewandte Chemie• Angewandte Physik• Life Sciences• Geowissenschaften• Informations- und Kommunikationstechnologie<strong>UP</strong> Transfer GmbHServicesWir unterstützen die Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler mitprofessionellen Dienstleistungenan der Schnittstelle zwischenUniversität und Praxis.• Tagungsservice• Patentverwertung• Technologieberatung• UNIshop• Partnerkreis „Industrie undWirtschaft“Ansprechpartner:Prof. Dr. Dieter WagnerSprecher der GeschäftsführungAnsprechpartner:Dr. Andreas BohlenGeschäftsführer<strong>UP</strong> Transfer GmbHan der Universität PotsdamAm Neuen Palais 1014469 PotsdamTel.: 0331 – 977 1119info@up-transfer.deSprechen Sie uns an!Wir freuen uns auf Sie!

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