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Dorothee Andres: Carpe Diem – Luxemburger Wort 17.03.11

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~ttfiodDonnerstag, den 17. März 2011 .:. Nummer 1012324II<strong>Carpe</strong> <strong>Diem</strong>! - Mein Leben mit Stefan <strong>Andres</strong>"ZeitqeschichtlichesDokumentEinblick in die deutsche und europäische Geschichte des 20. JahrhundertsBodoBostIn ihrem Buch ;,<strong>Carpe</strong> <strong>Diem</strong>!(Nütze den Tag) - Mein Lebenmit Stefan <strong>Andres</strong>", gibt <strong>Dorothee</strong><strong>Andres</strong>, die Frau des berühmtenSchriftstellers Stefan<strong>Andres</strong> ein beeindruckendesPorträt einer tatkräftigen, intelligentenFrau voller Lebensmut,die hautnah erlebte Zeitgeschichteerzählt.Mit einer Auflage von heute dreiMillionen Exemplaren ist der1906 in Dhrönchen (Schweichan der Mosel) geborene Stefan <strong>Andres</strong>zu den meistgelesenen Autoren derdeutschen Sprache in der Nachkriegszeitzu rechnen. <strong>Andres</strong> ist ein Reprä-.sentant des christlichen EXistenzialismus,sein durchgehendes Thema istdie Lebensbewältigung des Menschenzwischen Freiheit und Schuld, meistunter den Bedingungen von Diktaturund Fanatismus, oft dargestellt inStoffen aus Antike und Mythologie.Seine Christlichkeit ist geprägt voneiner humanistisch geformten und undogmatischenAuslegung des Glaubens:Seine bekanntesten Werke sinddie Novellen EI Greco malt den Großif!qu~~to~(1936) u,nd Wir. sind Ut0r.iaKindern in größter materieller Not unddie Kriegswirren und Verfolgungenauch im faschistischen Italien gehörten,auch eine Zeit größter Inspirationenfür sein bahnbrechendes Werk.<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong> bewies Qualitätenals Überlebensmanagerin. Trotzschwierigster Versorgungsverhältnissesorgte sie für das Überleben der Familieund unterstützte zudem die literarischeArbeit ihres Mannes, die trotzKrieg und Exil nie geruht hatte. 1942konvertierte sie in Rom zum katholischenGlauben. Erst 1949 konnte dieFamilie <strong>Andres</strong> wieder nach Deutschlandzurückkehren. Während ihrEnttäuschung über die deutschen Verhältnisse,die nicht seiner Vorstellungeines erneuerten Deutschlands entsprachen.Während des Zweiten VatikanischenKonzils (1962-1965) war<strong>Andres</strong>' Haus in Rom ein Treffpunktfür literarische und theologische Persönlichkeitenaus dem deutschsprachigenRaum.Bis zum Tod von Stefan <strong>Andres</strong> imJahr 1970 und darüber hinaus widmete<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong> ihre ganze Kraftder literarischen Arbeit ihres Mannes.Ihrer Lebens-Dokumentation könnenLiteraturwissenschaftler deshalb vielzur Entstehungsgeschichte des <strong>Andres</strong>-Werks entnehmen. lhre Lebenserinnerungenlassen auch erahnen, wie viel<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong> als Schriftsteller-Frauselbst zum Werk beigetragen hat. '"<strong>Carpe</strong> <strong>Diem</strong>!" ist auf Basis ihrerjahrzehntelangen stichwortarti en Tagebuchaufzeichnungenentstandendie sie in den achtziger jahren als ihreLebenserinnerun en' ' .ben hat. Sie reichen von ihrer gemeinsamenjenaerStudentenzeit (1931) biszum Tode ihres Ehemannes (1970).Man darf deshalb kein schriftstellerischesMeisterwerk erwarten, sonderneher nüchterne Tagebuchaufzeichnungenund Notizen. Dennoch liegt unshiermit ein wichtiger und aufschlussreicherKommentar zu Leben und


-r . me erke wurden in mehrals ein Dutzend Sprachen übersetzt.Wofür Stefan <strong>Andres</strong> gelebt, geschriebenund gekämpft hat, ist undbleibt aktuell: die leidenschaftlicheWahrheits- und Gottsuche, der Gedankeder Toleranz und der Humanität,das Engagement gegen jedenMachtanspruch in Kirche und' Staat,die Verteidigung des mündigen undfreien Christen und Staatsbürgers. Inseinem schriftstellerischen Werk warStefan <strong>Andres</strong> auch ein leidenschaftlicherAnwalt seiner Heimatregion, derMoseL Aus der Volkstümlichkeit undder Frömmigkeit der moselländischenLandbevölkerung bezog er auch einengroßen Teil seiner Kraft für sein literarischesSchaffen.In dem jetzt erschienenen Buch seinerEhefrau, <strong>Dorothee</strong> Freudiger <strong>Andres</strong>,"<strong>Carpe</strong> <strong>Diem</strong> - Mein Leben mitStefan <strong>Andres</strong>", wird deutlich, woherer den anderen Teil seiner Kraft undEnergie bezogen hat. Fast vierzig jahrearStefan Arrdresrmt der aus Lomnitzim Riesengebirge stammenden <strong>Dorothee</strong>Freudiger verheiratet. Kennengelenrtharten sich beide während ihresrndiums in jena.Von Beginn ihrer fast 40 jahre dauerndenLebensgemeinschaft an setztesich die aus einer jüdischen Buchhändlerlamiliestammende Medizinstudentin<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong> mit ihrer ganzenEnergie für den Erfolg seiner literarischenArbeit ein. Nur so konnte er1932 sein erstes Werk "Bruder Lucifer"veröffentlichen. Das Leben miteinem Schriftsteller war jedoch keinRoman, vor allem nachdem 1933 dieazis in Deutschland an die Machtgekommen waren und Stefan <strong>Andres</strong>wegen seiner jüdischen Frau Publikationsverboterhalten hatte. Aber fürden Schriftsteller bedeutete die Zeit derEnbehrungen, zu denen die Fluchtnach Italien 1937, die Geburt VOndreiMann nach Kriegsende im Rampenlichtder Öffentlichkeit stand, warseine Frau die stille Organisatorin imHintergrund.In der Nachkriegsrepublik wurdeder erklärte Nazigegner Stefan <strong>Andres</strong>als erfolgreicher Autor gefeiert. SeineWerke standen in Deutschland regelmäßigauf den Bestsellerlisten undwurden sogar verfilmt. <strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong>organisierte die Termine, chauffierteihn zu den Leseabenden undkümmerte sich um die zahlreichenGäste in ihrem Haus in Unkel amRhein. Zu den Gästen gehörten fast allenamhaften Persönlichkeiten der Zeitaus Politik, Kirche und dem Literaturbetrieb.Stefan <strong>Andres</strong> wusste, wie vieler seiner Frau als Managerin der Familieund der Literatur-Firma zu verdankenhatte.Als ihm 1959 das Große Verdienstkreuzder Bundesrepublik Deutschlandverliehen wurde, erinnert sich<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong>, ,,( ... ) löste er' dieleichte Beklomrrrerrherr; indem er sich:das Band vom Hals nahin und es mirumhängte mit den <strong>Wort</strong>en: ,An dieserAuszeichnung hat meine Frau einenganz gewissen Anteil.' Der MainzerStaatssekretär protestierte, mit demOrden treibe man keine Scherze -worauf <strong>Andres</strong> meinte: nein, gewissnicht, es sei ihm ganz ernst damit.". Wegen seiner politischen Stellungnahmengegen die Wiederbewaffnungund gegen Atomkraft verlor er jedochwieder einen Teil seiner zahlreichen"Freunde " auch wenn ihm sein Eintretenfür eine Aussöhnung mit demjüdischen Volk und zwischen Ost undWest wieder neue Freunde machte. Indem Maß, in dem sein politischesEngagement wuchs, sank das Interessean seinem literarischen WerkIm Herbst des jahres 1961 kehrtedie Familie <strong>Andres</strong> nach Italien, diesmalnach Rom, zurück, Ausdruck ihrerWerk von.Stefan <strong>Andres</strong> vor. Gleichzeitigist dieses Buch aber auch einwichtiges zeithistorisches Dokumenteines jüdischen Einzelschicksals währenddes Dritten Reiches.Die Lebenserinnerungen von <strong>Dorothee</strong><strong>Andres</strong> beschreiben in eindrucksvollerSprache und mit einer erstaunlichenGenauigkeit die verschiedenenStationen ihres Lebens mit Stefan <strong>Andres</strong>,die gemeinsamen Schicksalsschläge,wie das Exil und der Tod derTochter Mechthild, aber auch die großenErfolge, die <strong>Dorothee</strong> und Stefan<strong>Andres</strong> zuteil wurden. Insofern stelltdieses Buch ein wichtiges zeitgeschichtlichesDokument der deutschenund der europäischen Geschichte des20. jahrhunderts dar. Stefan <strong>Andres</strong>starb 1970 in Rom, seine Frau <strong>Dorothee</strong>überlebte ihn um 32 jahre, Beidefanden ihre letzte Ruhe in Rom aufdem Campo Santo Teutonico im Vatikan.Das Buch von <strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong>, dieim MäIZ dieses james 100 jahre altgeworden wäre, zeigt das beeindruckendePorträt einer tatkräftigen, intelligentenFrau voller Lebensmut, diehautnah erlebte Zeitgeschichte schildert.Auch Luxemburg, das Stefan<strong>Andres</strong> zu seiner Heimatregion zählte,spielte in seinem Leben eine großeRolle. Schon während seiner Gymnasi- Calzeit in einem Internat der Redemptoristenpatresin Vaals/Belgien hatte der ~junge <strong>Andres</strong> eine ganze Reihe <strong>Luxemburger</strong>Mitschüler. Nach dem Krieggalt Luxemburg wegen seiner führen- ~den Rolle beim zusammenwachsenden ,Europa das Interesse des Schrifstellers.Zu den Freunden der Familie gehörte ~auch der damalige <strong>Luxemburger</strong> Bi- ,schof Leon LommeL • C<strong>Dorothee</strong> <strong>Andres</strong>: "<strong>Carpe</strong> <strong>Diem</strong>! - MeinLeben mit Stefan <strong>Andres</strong>", Bouvier VerlagBonn 2010,414 Seiten, 26,90 Euro ..

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