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21 Welche Rolle spielt soziale Benachteiligung in Bezug auf ...

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Die AWO-ISS-Studie beschreibt drei Lebenslagentypen von K<strong>in</strong>dern:<br />

– Wohlergehen (Auffälligkeit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der Bereiche),<br />

– <strong>Benachteiligung</strong> (Auffälligkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen),<br />

– multiple Deprivation (Defizite <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens drei der vier Bereiche).<br />

Gut e<strong>in</strong> Drittel der armen K<strong>in</strong>der war multipel depriviert im Gegensatz zu<br />

jedem siebten nicht armen K<strong>in</strong>d. Die ungünstigste Konstellation liegt vor,<br />

wenn Armut gekoppelt ist mit ger<strong>in</strong>ger Zuwendung seitens der Eltern. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gibt es multipel deprivierte K<strong>in</strong>der auch <strong>in</strong> nicht armen Familien und<br />

Armut alle<strong>in</strong> ist nicht <strong>in</strong> jedem Fall mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen der K<strong>in</strong>der verbunden:<br />

24 Prozent der armen K<strong>in</strong>der wiesen ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>auf</strong>;<br />

andererseits waren 14 Prozent der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> besser gestellten Haushalten von<br />

multipler Deprivation betroffen. Das heißt, es gibt Faktoren, die die Wirkung<br />

von Armut <strong>auf</strong> die K<strong>in</strong>der abfedern, z.B. Deutschkenntnisse m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es<br />

Elternteils, ke<strong>in</strong>e Überschuldung, ausreichend Wohnraum, gutes Familienklima<br />

und geme<strong>in</strong>same Familienaktivitäten. Bei K<strong>in</strong>dern ohne gesicherten<br />

Aufenthaltsstatus fehlen diese Schutzfaktoren besonders häufig (Hock et al.<br />

2000, Holz / Skoluda 2003).<br />

In der Mannheimer Risikok<strong>in</strong>derstudie (vgl. Laucht et al. 2000) werden<br />

organische und psycho<strong>soziale</strong> Belastungen getrennt und <strong>in</strong> ihrer Wechselwirkung<br />

betrachtet. Psycho<strong>soziale</strong> Risikofaktoren – dazu zählen u.a. materielle<br />

Notlage, Krim<strong>in</strong>alität oder Erkrankung e<strong>in</strong>es Elternteils sowie chronische<br />

Disharmonie <strong>in</strong> der Familie – wirken sich vor allem im Bereich der kognitiven<br />

und der sozioemotionalen Entwicklung aus; Risikofaktoren kumulieren<br />

<strong>in</strong> ihrer Auswirkung. In psychosozial benachteiligten Verhältnissen lebende<br />

K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d besonders gefährdet, da sich <strong>in</strong> diesem Milieu Entwicklungsgefährdungen<br />

und daher auch Entwicklungsprobleme häufen. Allerd<strong>in</strong>gs führten<br />

auch hier schlechte Startbed<strong>in</strong>gungen nicht notwendigerweise zu e<strong>in</strong>em<br />

schlechten Entwicklungsresultat – sie können durch Ressourcen der Familie<br />

oder des K<strong>in</strong>des selbst abgemildert werden.<br />

Lösel und Bender (1999 a) benennen als Risikofaktoren, die häufig im Kontext<br />

von Armut <strong>auf</strong>treten und deren Wirkung verstärken: <strong>in</strong>stabile <strong>Bezug</strong>spersonen,<br />

<strong>in</strong>konsistenter Erziehungsstil, fehlende Be<strong>auf</strong>sichtigung des K<strong>in</strong>des<br />

(Monitor<strong>in</strong>g), Suchtabhängigkeit, Gewalt, Misshandlung, Vernachlässigung<br />

und Del<strong>in</strong>quenz <strong>in</strong> der Familie. Bei Jugendlichen kommen noch E<strong>in</strong>flüsse<br />

aus der Peergroup h<strong>in</strong>zu: Ablehnung durch Gleichaltrige oder Zugehörigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er Clique, die die Normen der Gesellschaft ablehnt, verstärken das Risiko<br />

zu del<strong>in</strong>quentem Verhalten (Bav<strong>in</strong>g 1999). Wesentliche Resilienzfaktoren<br />

s<strong>in</strong>d neben <strong>in</strong>dividuellen Faktoren wie „günstiges Temperament“, also Flexibilität<br />

und Soziabilität, vor allem die stabile emotionale Beziehung zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Bezug</strong>sperson, e<strong>in</strong> stützendes Familienklima sowie aktives Bewältigungsverhalten.<br />

Von wesentlicher Bedeutung ist aber auch der Kohärenzs<strong>in</strong>n, d.h. das<br />

Gefühl, dass es Zusammenhang und S<strong>in</strong>n gibt und dass Probleme lösbar s<strong>in</strong>d.<br />

Weiß (2000 b) formuliert die Bedeutung von Armut für K<strong>in</strong>der folgendermaßen:<br />

– strukturell, z.B. durch e<strong>in</strong>geschränkten Konsum, schlechte Ernährung,<br />

e<strong>in</strong>geschränkte Aktivitäts- und Aktionsräume;<br />

– bildungsspezifisch, durch schlechtere Lernmöglichkeiten, ger<strong>in</strong>gere<br />

Unterstützung und Anregung – und<br />

– entwicklungspsychologisch, durch belastende Milieus und ungünstige<br />

Muster der Lebensbewältigung, die K<strong>in</strong>dern vorgelebt werden.<br />

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