Hinweise für Labor-Untersuchungen - clinchem.med.uni-goettingen.de
Hinweise für Labor-Untersuchungen - clinchem.med.uni-goettingen.de
Hinweise für Labor-Untersuchungen - clinchem.med.uni-goettingen.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
erhöhten CYP2C19-Aktivität assoziiert ist, wird durch eine zusätzliche Untersuchung überprüft. Für<br />
CYP2D6 wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r normale Metabolisierer (EM, ca. 65-80% <strong>de</strong>r Bevölkerung), <strong>de</strong>r inter<strong>med</strong>iäre<br />
Metabolisierer (IM, ca. 10-15% <strong>de</strong>r Bevölkerung), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>fiziente Metabolisierer (PM, poor metabolizer, ca.<br />
5-10% <strong>de</strong>r Bevölkerung) und <strong>de</strong>r ultrarapid metabolizer (UM, 2D6*1xN und 2D6*2xN, ca. 5-10% <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung) nachgewiesen. Der CYP2D6 UM Phänotyp kann zu Therapieversagen führen. Der UM<br />
Genotyp i<strong>de</strong>ntifiziert allerdings nur 20-25% <strong>de</strong>r Individuen mit einem UM Phänotyp.<br />
Ausgewählte Wirkstoffe, die CYP2C19 bzw. CYP2D6 abhängig metabolisiert wer<strong>de</strong>n:<br />
CYP2C19: Amitriptylin, S-Citalopram, Diazepam, Fl<strong>uni</strong>trazepam, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol,<br />
Sertralin, Tolbutamid<br />
CYP2D6: Ajmalin, Amitriptylin, Aripiprazol, Co<strong>de</strong>in, Desipramin, Fluoxetin, Haloperidol, Metoprolol,<br />
Nortriptylin, Olanzapin, Oxycodon, Paroxetin, Perazin, Tamoxifen (metabolische Aktivierung), Tramadol,<br />
Tropisetron, Venlafaxin<br />
Dihydropyrimidin<strong>de</strong>hydrogenase (DPYD) a) - 5-Fluorouracil-Toxizität:<br />
DPYD ist das Schlüsselenzym <strong>de</strong>s Pyrimidinabbaus. Bei ca. 2% <strong>de</strong>r kaukasischen Bevölkerung fin<strong>de</strong>t sich<br />
die DPYD Exon 14 Skipping (IVS14+1G>A) Mutation (DPYD*2A), die zu einer DPYD Defizienz führt. In<br />
diesen Fällen sind bereits bei gebräuchlichen 5-Fluorouracil Dosierungen schwere Nebenwirkungen zu<br />
erwarten. In diesem Fall sollte eine 5-FU Therapie nur nach einer mittels 5-FU Kinetik individuell<br />
angepaßten Dosierung durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Faktor V Lei<strong>de</strong>n a) - Thrombose / Thrombophilie<br />
Es wird die 1691G>A Mutation nachgewiesen, die im Faktor V zu einem R506Q Austausch führt. Diese<br />
Mutation bewirkt eine Resistenz gegen aktiviertes Protein C. Es besteht ein erhöhtes Risiko <strong>für</strong> das<br />
Auftreten einer Thrombose. Bei heterozygoter Mutation besteht ein 5-10 faches relatives Risiko <strong>für</strong> das<br />
Auftreten einer Thrombose, bei homozygoter Mutation ein 50-100 faches Risiko.<br />
HFE a) - genetische Hämochromatose<br />
Es wer<strong>de</strong>n Defektallele nachgewiesen, die häufig mit <strong>de</strong>m Auftreten <strong>de</strong>r genetischen Hämochromatose<br />
assoziiert sind (C282Y, H63D). Dabei geht die homozygote C282Y Mutation mit <strong>de</strong>m höchsten Risiko<br />
einher.<br />
Lactase (LCT) a) - Laktose-Intoleranz (Hypolaktasie, adulte Form)<br />
Es wird die <strong>für</strong> eine Laktose-Intoleranz (Hypolaktasie, adulte Form) verantwortliche Mutation im Lactase-<br />
Gen (LCT -13910T>C) nachgewiesen. Der homozygote Genotyp führt zu einer autosomal rezessiven<br />
Laktose-Intoleranz. Die Manifestation fin<strong>de</strong>t bei Kin<strong>de</strong>rn europäischer Herkunft typischerweise zwischen<br />
<strong>de</strong>m 8.-12. Lebensjahr statt, bei afrikanischer Herkunft auch früher (1.-8. Lebensjahr).<br />
Der LCT -13910T>C Genotyp läßt keine Aussage über das Vorliegen einer Kuhmilch-Allergie zu.<br />
Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) a) - Hyperhomocysteinämie<br />
Es wird eine 677C>T Mutation <strong>de</strong>r MTHFR nachgewiesen, die einen A225V Austausch bewirkt und zu<br />
Hyperhomocysteinämie und Interaktion mit an<strong>de</strong>ren prothrombotischen Risikofaktoren führen kann.<br />
Prothrombin (Faktor II) a) - Thrombose / Thrombophilie<br />
Es wird die 20210G>A Mutation im Prothrombin-Gen nachgewiesen. Bei heterozygoter Mutation besteht<br />
ein 3-7 faches relatives Risiko <strong>für</strong> das Auftreten einer Thrombose.<br />
Thiopurin-S-Methyltransferase (TPMT) - Azathioprin (Imurek®)/Thiopurin Toxizität<br />
Es wer<strong>de</strong>n die häufigsten TPMT Defektmutationen (TPMT*3A, TPMT*3C, TPMT*2, TPMT*3B)<br />
nachgewiesen. Diese sind über unterschiedliche molekulare und biochemische Mechanismen mit einem<br />
phänotypischen Verlust <strong>de</strong>r katalytischen Aktivität <strong>de</strong>r TPMT verbun<strong>de</strong>n. Bei homozygoten<br />
Merkmalsträgern führt eine Thiopurintherapie (z.B. Azathioprin) bei gebräuchlicher Dosierung zur<br />
Panzytopenie. Im Vergleich zum Wildtyp haben heterozygote Merkmalsträger ein etwas höheres Risiko,<br />
welches durch die gleichzeitige Einnahme TPMT hemmen<strong>de</strong>r Pharmaka noch verstärkt wird. Die TPMT*3<br />
und TPMT*2 Mutationen kodieren <strong>für</strong> 80-95% <strong>de</strong>r phänotypischen Varianten. Bei Vorliegen einer<br />
heterozygoten Mutation TPMT*3A sollte bei entsprechen<strong>de</strong>r Indikationsstellung ein TPMT*3B/TPMT*3C<br />
Genotyp durch Phänotypisierung ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
UDP-Glucuronosyltransferase1 (UGT1A1) - Gilbert-Meulengracht Syndrom<br />
Es wird <strong>de</strong>r TATA-Box Polymorphismus <strong>de</strong>s UGT1A1 Promotors genotypisiert. Bei Kaukasiern sind fast<br />
ausschließlich 6 und 7 TA Wie<strong>de</strong>rholungen anzutreffen. Es besteht eine inverse Korrelation zwischen<br />
Anzahl <strong>de</strong>r TA Wie<strong>de</strong>rholungen und <strong>de</strong>r Promotor Aktivität, d.h. mit steigen<strong>de</strong>r TA Anzahl steigt auch die<br />
Wahrscheinlichkeit einer Manifestation <strong>de</strong>s Gilbert-Meulengracht Syndroms.<br />
Bei Medikamenten, die durch Glukuronidierung ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, besteht mit zunehmen<strong>de</strong>r Anzahl<br />
an TA Wie<strong>de</strong>rholungen ein gesteigertes Toxizitätsrisiko. Dieses konnte <strong>für</strong> das Chemotherapeutikum<br />
Irinotecan gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
12