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SELBSTHILFE :konkret - der ARGE : Selbsthilfe Österreich

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www.selbsthilfe-oesterreich.atNEUE MITGLIEDER DER<strong>ARGE</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong> ÖSTERREICHGesellschaft für Muko-PolySaccharidosen undähnliche ErkrankungenTritt in einer Familie eine seltene Erkrankungen auf,passiert meist überall dasselbe: Nach einer Phase <strong>der</strong>Verzweiflung entwickelt die Familie ein großes Expertenwissen,das jenes vieler Mediziner übertrifft. Geradein <strong>der</strong> Anfangszeit ist darum <strong>der</strong> Austausch mit an<strong>der</strong>enBetroffenen, die schon länger mit dem Problem befasstsind, ganz beson<strong>der</strong>s wichtig. „Die Gesellschaft fürMukoPolySaccharidosen und ähnliche Erkrankungen“ist eine erste Anlaufstelle für Eltern von Kin<strong>der</strong>n mitMPS. Dabei handelt es sich um eine vererbbare Stoffwechselkrankheit,die von gesunden Eltern an ihreKin<strong>der</strong> vererbt werden kann. Zu den Hauptaufgaben <strong>der</strong>MPS-<strong>Selbsthilfe</strong>gruppe zählen neben <strong>der</strong> fachlichen undemotionalen Unterstützung <strong>der</strong> Familien die Aufklärung<strong>der</strong> Öffentlichkeit sowie das Auftreiben von Forschungsgel<strong>der</strong>n.„Unsere Hoffnung ist, dass es eines Tages eineursächliche Behandlung o<strong>der</strong> Heilung für jede <strong>der</strong> MPS-Formen geben wird“, sagt Martina Weigl, Vorsitzende <strong>der</strong>MPS-Austria.» www.mps-austria.atÖsterreichischen VereinigungMorbus BechterewEigentlich müsste die Krankheitja „Morbus Strümpell-Marie-Bechterew“ heißen, denn im19. Jahrhun<strong>der</strong>t beschriebenzeitgleich drei Mediziner die Erkrankung zum erstenMal umfassend. Medizinisch ganz korrekt heißt sie übrigens„Spondylitis ankylosans“. Dabei handelt es sich umeine Erkrankung, die mit einer (chronischen) Entzündung(vorwiegend im Bereich) <strong>der</strong> Wirbelsäule einhergeht.Seit <strong>der</strong> Vereinsgründung im Jahre 1984 vertritt dieÖVMB die Interessen ihrer heute rund 1.450 Mitglie<strong>der</strong>.In mehr als 50 Therapiegruppen werden wöchentlich spezielleGymnastikprogramme mit Gleichgesinnten unterprofessioneller Anleitung angeboten. Allen Landesstellen(Bundeslän<strong>der</strong>) stehen Bechterew-erfahrene Fachärztinnenund Fachärzte zur Seite. „Wir glauben, dass die allgemeinenInteressen <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen sehr ähnlichsind. Deshalb halten wir es für sinnvoll, dass diese speziellauf Bundesebene und bei Sozialversicherungsträgernmit einer Stimme vertreten werden“, begründet Paul Pocek,Präsident <strong>der</strong> Österreichischen Vereinigung MorbusBechterew, den Beitritt zur <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich.» www.bechterew.atWO DER SCHUH DRÜCKTKein Geld für Diabetes-KidsFOTO: TIMOTHY L<strong>ARGE</strong>Jährlich erkranken in Österreich rund250 Kin<strong>der</strong> an Diabetes Typ 1, einerchronischen Stoffwechselerkrankung,bei <strong>der</strong> von Anfang an mehrmals täglichBlutzucker gemessen und Insulingespritzt werden muss. Kin<strong>der</strong> undJugendliche können die Therapie oftnicht allein durchführen, vor allem beiInsulinpumpen brauchen sie zu BeginnHilfe.Unmittelbar nach <strong>der</strong> Diagnose stehtin den Spitälern die individuelle Schulungvon Kin<strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Elternim Vor<strong>der</strong>grund. Doch dann werdensie allein gelassen. „Trotz des großenBedarfs finanzieren die Sozialversicherungenbis heute keine Rehabilitationfür junge Diabetikerinnen und Diabetikerbis zu 15 Jahren“, sagt die Bundesvorsitzende<strong>der</strong> ÖDV, Anni Mayer.<strong>Selbsthilfe</strong>organisationen wie dieÖDV bieten seit vielen Jahren zahlreicheAktivitäten mit strukturiertenSchulungen für Kin<strong>der</strong> und Jugendlicheunterschiedlichen Alters an:Dazu zählen Familienwochenenden,Erholungscamps, Diabetes-Updates,Schiwochen und Abenteuertage. Geradebei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen funktioniertdie Stoffwechseleinstellung(mit funktioneller Therapie) beson<strong>der</strong>sgut zusammen mit gleichaltrigenBetroffenen außerhalb des Krankenhausbetriebs.Auch <strong>der</strong> Erfahrungsaustauschwirkt sich sehr positiv auf dieMotivation und das Management <strong>der</strong>Krankheit aus.Die Österreichische Diabetikervereinigungengagiert sich seit vielen Jahrenfür eine Verbesserung <strong>der</strong> Situationund for<strong>der</strong>t im Sinne einer optimalenVersorgung <strong>der</strong> jungen Diabetikervon den Sozialversicherungen eineextramurale Stoffwechsel-Rehabilitationfür Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, eineBasisfinanzierung für die Schulungen<strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> und gleich hoheZuschüsse für alle Teilnehmer. DieTatsache, dass we<strong>der</strong> das Bundesministeriumfür Gesundheit nochdie Sozialversicherung die ÖDV-Schulungscamps finanziell unterstützen,verursacht bei den BetroffenenUnverständnis und Frustration.3


www.selbsthilfe-oesterreich.atFOTO: ALEXANDER RATHSGemäß den Interessen <strong>der</strong> PatientenFür mehr „Health Literacy“ o<strong>der</strong> Gesundheitskompetenz<strong>der</strong> Patienten zu sorgen ist auch eines <strong>der</strong> zehn „Rahmen-Gesundheitsziele“, die im August 2012 vom Ministerratin Österreich beschlossen wurden. Anhand dieser Vorgabensoll das österreichische Gesundheitssystem während<strong>der</strong> kommenden zwanzig Jahre weiterentwickelt werden.Auch Sylvia Groth betont: „Das Gesundheitswesen hatinsgesamt die Aufgabe, die Patientinnen und Patienten indie Lage zu versetzen, es auch gemäß ihren eigenen Interessennutzen zu können.“Gemeinsam mit Ulla Sladek erhob Groth 2012 für eineStudie, in welchem Maße verschiedene Angebote des österreichischenGesundheitswesens dazu beitragen, dieGesundheitskompetenz ihrer Nutzer zu verbessern – vonFrauengesundheitszentren über Informationsservices vonKrankenkassen bis zu <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen. Insgesamt wurden229 Einrichtungen angeschrieben und gebeten, ihreAngebote zu beschreiben, die den Umgang mit Gesundheitsinformationverbessern, Orientierung im Gesundheitssystemgeben o<strong>der</strong> im Sinne von „Selbstmanagement“die Kompetenzen von Patientenim Umgang mit ihrer Krankheit för<strong>der</strong>n.Was <strong>Selbsthilfe</strong> beiträgtDie Studienautorinnen erhielten von 77 OrganisationenRückmeldungen über 232 Angebote.Bei Services von 28 Organisationenstellten die Studienautorinnen fest, dass sieGesundheitskompetenz för<strong>der</strong>n. Das trifftauch auf die fünf <strong>Selbsthilfe</strong>-Dachverbändeund -Unterstützungsstellen zu, die für dieStudie berücksichtigt werden konnten. „In<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen können die Teilnehmer ineinem hohen Maß ihre Gesundheitskompetenzerhöhen. Sie können sich dort informierenund ihre Erfahrungen austauschen und lernen dadurchauch, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen“, meintGroth. Dennoch sieht sie die Rolle von <strong>Selbsthilfe</strong>gruppenauch kritisch. „Viele erhalten zumindest einen Teil ihresBudgets von pharmazeutischen o<strong>der</strong> medizintechnischenUnternehmen und sind finanziell von diesen abhängig“,meint sie: „Um unabhängige Information und damit mehrGesundheitskompetenz für die Teilnehmer zu ermöglichen,wäre es deshalb notwendig, dass die Basisfinanzierung von<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen aus öffentlichen Mitteln gesetzlich geregeltwird, und dass auch entsprechende Räumlichkeiten zurVerfügung gestellt werden.“ Dafür seien keine allzu hohenBeträge notwendig.7Unabhängig, evidenzbasiert und verständlichUnabhängige, evidenzbasierte – also auf fundierten wissenschaftlichenArbeiten beruhende – und verständlicheGesundheitsinformationen sind auch insgesamt für mehrGesundheitskompetenz <strong>der</strong> Bürger von Bedeutung. LautErgebnissen <strong>der</strong> Forschungsarbeit tragen dazu auch Websiteswie das öffentliche Gesundheitsportal Österreichswww.gesundheit.gv.at o<strong>der</strong> auch www.femail.at, eine Web-GESUNDHEITSKOMPETENZ IN EUROPAFür den „European Health Literacy Survey“ wurde 2012die Gesundheitskompetenz <strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürgerin acht europäischen Län<strong>der</strong>n verglichen.Österreich schneidet bei diesem internationalen Vergleichunterdurchschnittlich ab. Die besten Ergebnisse stammenaus den Nie<strong>der</strong>landen. Woran dies genau liege, müsse erstuntersucht werden, sagt Studienleiter Jürgen Pelikan vomLudwig Boltzmann Institut Health Promotion Research.Eine mögliche Ursache sieht er in <strong>der</strong> starken gelebtenPatientenorientierung im Gesundheitssystem und einerlangen Tradition <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> in den Nie<strong>der</strong>landen. Ärztewürden hier Patienten stärker als „Koproduzenten“ <strong>der</strong>Gesundheit sehen, auf Augenhöhe kommunizieren undihnen auch eine aktivere Rolle zubilligen. „In den Nie<strong>der</strong>landengibt es auch traditionellerweise mehr Unterstützungfür Patientengruppen als in vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n“, betontPelikan. Das ermögliche unabhängiges Wissen und eineStärkung <strong>der</strong> Gesundheitskompetenz. (AF)site mit mehr als 105 frauen- und mädchenspezifischenAngeboten in Vorarlbergbei. Unter www.spitalskompass.atkann nach jenem Spital in Österreichgesucht werden, das für bestimmte Behandlungenund Ansprüche am bestengeeigneten ist.Auch kulturelle Beson<strong>der</strong>heiten solltenberücksichtigt werden. Im Frauengesundheitszentrumin Graz wird deshalbjeweils ein Nutzerbeirat eingerichtet,<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Erstellung von BroschürenFeedback gibt. Diesem gehören auchMigrantinnen und Migranten an. „DieseFrauen, aber auch Männer geben unsRückmeldung, ob die Inhalte unserer Fol<strong>der</strong> für sie verständlichsind und was aus ihrer Sicht fehlt. Gemeinsamerarbeiten wir bei Bedarf eine neue Version“, sagt Groth.So sollen letztlich Druckwerke entstehen, denen möglichstviele Menschen jene Gesundheitsinformationen entnehmenkönnen, die sie brauchen. Auf dieser Basis sollen siedann selbst besser beurteilen können, was für sie und ihrWohl in ihrer persönlichen Situation das Beste ist. (DS)Sylvia Groth, Geschäftsführerindes Frauengesundheitszentrumsin GrazFOTO: FGZ GRAZWEBTIPPS» www.selbsthilfe-oesterreich.atStudie zum Nachlesen und Downloaden» www.gesundheitsziele-oesterreich.atÖsterreichs Gesundheitsziele» www.gesundheit.gv.atÖffentliches Gesundheitsportal» www.spitalskompass.atÖsterreichs Spitäler – Infos über Leistungen undAusstattung5


<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong> ÖSTERREICHTHEMAGESUNDHEITSREFORMWo geht es hier zum„Best Point of Service“?» Die geplante Gesundheitsreform soll die Versorgung patientenfreundlicher, besser undkostengünstiger machen. In Zukunft sollen die Leistungen am „Best Point of Service“erbracht werden. Doch wo liegt dieser Punkt? <strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong> hat diePatientinnen und Patienten gefragt.Ende 2012 hat sich die Politik auf die Eckpunkte einerGesundheitsreform geeinigt. Nun brüten Beamte hinterverschlossenen Türen über den Details. Im Juni sollendie ersten Zielvereinbarungen für den Bund beschlossenwerden. Die Län<strong>der</strong> haben dann bis zum Herbst Zeit, ihreZiele zu formulieren.Sehr viel Konkretes lassen sich dieSozialversicherungschefs und Politiker<strong>der</strong>zeit noch nicht entlocken.Noch parlieren sie sehr abstraktüber strategische Ausrichtungen undZiele. Alle Beteiligten werden dabeinicht müde zu betonen, dass es bei <strong>der</strong> Reform nicht umsSparen, son<strong>der</strong>n nur um die Eindämmung <strong>der</strong> Kostensteigerungengeht. Dennoch: Wer etwas im Gesundheitswesenän<strong>der</strong>n will, wird ein wenig hobeln müssen. Und wo gehobeltwird, da fallen Späne.6„Die meisten Hausärzte sindnicht in <strong>der</strong> Lage, Diabetikerrichtig zu führen.“ERNST WOLFRUM, AKTIVE DIABETIKER„Heilige Kühe schlachten“So hat etwa Sonja Wehsely, die als Wiener Gesundheitsstadträtinfe<strong>der</strong>führend an <strong>der</strong> Reform beteiligt ist, bereitsangekündigt, dass wohl auch einige „heilige Kühe“ geschlachtetwerden müssen. Zum Beispiel müsse man darüberdiskutieren, ob das Teuersteauch automatisch immer das Bestesei. „Es stellt sich schon die Frage,ob 90-jährige Patienten wirklichHüftgelenke brauchen, die 20 Jahrelang halten“, sprach Wehsely zuletztbei einer Podiumsdiskussion einensehr sensiblen Punkt an.Die Obfrau <strong>der</strong> Wiener Gebietskrankenkasse, IngridReischl, möchte „unnötige“ Leistungen streichen, umGeld für neue Angebote freizumachen. Im Visier hat siedabei etwa die „6-Minuten-Massagen“ und Schlammpa-


www.selbsthilfe-oesterreich.atFOTO: TYLER OLSONckungen auf Krankenschein. Auch das Faktum, dass inWien 75 Prozent aller Krankentransporte als „Liegendtransporte“abgerechnet werden, möchte sie näher unterdie Lupe nehmen.Da die Krankenkassen 2012 einen Überschuss von 138,3Millionen Euro eingefahren haben, hat <strong>der</strong> Hauptverband<strong>der</strong> Sozialversicherungsträger auch neue Leistungen angekündigt.Vor allem in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und <strong>der</strong> Zahnmedizinsieht man Aufholbedarf.Neue Leistungen und mehr ÄrzteUnd wie sehen das die Patientinnen und Patienten? ImMärz hatten die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreichwie<strong>der</strong> einmal die Möglichkeit, ihre Anliegen undReformvorschläge dem Hauptverband mitzuteilen (sieheauch Bericht Seite 11). So kritisierte etwa Otto Spranger,Sprecher <strong>der</strong> Lungenunion, dass die Zahl <strong>der</strong> Lungenfachärztein Österreich in den letzten 15Jahren nicht erhöht worden sei, obwohldie Diagnosen Asthma und COPDstetig zunehmen. „Bei einer akutenVerschlechterung einer COPD gibt esbeim Facharzt oft Wartezeiten von 14Tagen. Da bleibt einem gar nichts an<strong>der</strong>esübrig, als ins Spital zu gehen“, sagt Spranger.Von solchen Engpässe berichten Patienten auch aus <strong>der</strong>Augenheilkunde und an<strong>der</strong>en Fachgebieten. Ebenfallslange Wartezeiten gibt es nach wie vor bei <strong>der</strong> Psychotherapieauf Krankenschein.Mehr Zeit und ErfahrungAuch die Behandlung beim Allgemeinmediziner istfür chronisch Kranke nicht immer zufriedenstellend.„Die meisten Hausärzte sind nicht in <strong>der</strong> Lage, Diabetikerrichtig zu führen“, kritisiert Erich Wolfrum von denAktiven Diabetikern. Es gäbe eine Vielzahl unterschiedlicherInsuline, <strong>der</strong>en Wirkungsweisen und Dosierungsehr komplex seien. Daneben brauchten die Ärzte auchDIE ECKPUNKTE DER GESUNDHEITSREFORM» Bis zum Jahr 2016 dürfen dieGesundheitsausgaben um maximal3,6 % steigen.» Die Ziele müssen sich an den Bedürfnissen<strong>der</strong> Patienten orientieren.» Die Behandlungen sollen am BestPoint of Service erfolgen (d. h.optimale Qualität zu möglichstgeringen Kosten).» Die Leistungsangebote <strong>der</strong> Spitälerund Kassenärzte sollen besser abgestimmtwerden.ein umfassendes Wissen über Ernährung und Bewegungsowie genug Zeit für regelmäßige Schulungen. Auch dasDisease-Management-Programm „Therapie aktiv“ habedaran nicht viel geän<strong>der</strong>t. Erstens sei es bei weitem nichtflächendeckend und zweitens könnten auch DMP-Ärzteoft nicht „insulinführen“, sagt Wolfrum. Darum müsstennach wie vor Diabetiker häufig zur Einstellung und Schulungin Spitäler und Privatordinationen gehen.Ähnliche Erfahrungen machen auch Patienten mit Alzheimero<strong>der</strong> Parkinson und ihre Angehörigen. Sie wünschensich eine bessere Kooperation und Abstimmungzwischen Allgemeinmedizinern und Fachärzten sowieausgewiesene Spezialisten für ihre Erkrankung.Freier Zugang zu Spezialisten„In akuten Fällen gibt esbeim Facharzt oftWartezeiten von 14 Tagen.“OTTO SPRANGER, LUNGENUNION» Die erste Versorgungsstufe(„Primary Health Care“) imnie<strong>der</strong>gelassenen Bereichist nach internationalemVorbild zu stärken.» Für ausgewählte Erkrankungensind Versorgungsstandardsund Disease ManagementProgramme zu entwickeln.» Die Qualität <strong>der</strong> medizinischenBehandlung soll sowohl in denSpitälern als auch in den Arztpraxengemessen werden.Bleibt die Frage, wo denn nun <strong>der</strong> „Best Point of Service“ ist.Für chronisch kranke Menschen ist die Antwort klar: beimSpezialisten. Dieser sollte eng mit gutausgebildeten Allgemeinmedizinernzusammenarbeiten, die Zeit für ihrePatienten und das Krankheitsmanagementhaben. Die Hausärzte solltengut über alle Anzeichen chronischerErkrankungen Bescheid wissen undnach Verdachtsdiagnose rasch an kompetente Spezialistenüberweisen. Spezialambulanzen in Spitälern spielen einewichtige Rolle, weil dort Experten mit den neuesten Erkenntnissenaus <strong>der</strong> Wissenschaft zu finden sind.Ein großes Problem sind aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Patienten die beschränktenOrdinationszeiten und <strong>der</strong> Zeitmangel in denKassenpraxen. Einige Politiker träumen daher – vor allemin den Großstädten – von <strong>der</strong> Einrichtung interdisziplinärerZentren mit guter technischer Ausstattung und langenÖffnungszeiten. In Wien sollen dazu noch in diesemJahr erste Pilotprojekte starten. Nicht zur Diskussion steht<strong>der</strong>zeit ein „Gatekeeper-Modell“: Die freie Arztwahl seiein Grundprinzip des österreichischen Gesundheitswesensund müsse auf jeden Fall erhalten bleiben, tönt es zumindest<strong>der</strong>zeit aus allen politischen Lagern. (AF)» Die Gesundheitskompetenz <strong>der</strong>Bevölkerung soll gestärkt werden.7FOTO: HIRURG<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong>» Ausgabe 2/2013Die Zeitschrift <strong>der</strong><strong>ARGE</strong><strong>Selbsthilfe</strong>ÖsterreichISSN 2306-1197


<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong> ÖSTERREICHNEUE MEDIENMOBILE APPSVorsicht, Datenspione unterwegs!» Viele mobile Apps sind nützlich und unterhaltsam. Manche saugen aber auch ohne Wissenihrer Nutzer heikle Daten ab. Datenschützer warnen vor allem bei Gesundheits-Apps vordem Missbrauch sensibler Informationen und geben Tipps, wie man sich vor unbefugterSchnüffelei schützen kann.„Unzureichendgesicherte Appssind ein erheblichesRisiko.“EU-DATENSCHUTZGRUPPE96 Prozent <strong>der</strong> Österreicher besitzen ein Mobiltelefon, bereitsjedes zweite ist ein Smartphone. Mit diesen schickenGeräten kann man telefonieren – aber auch im Internetsurfen und schauen, was die Freunde auf Facebook geradetreiben. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch Apps. Siebringen – viele von ihnen kostenlos – allerlei nützlicheund unterhaltsame Dinge auf das Handy: Spiele, Terminkalen<strong>der</strong>,Taxiruf, Zugauskunft o<strong>der</strong> Stadtpläne. Immermehr Apps bieten auch Informationen zu Gesundheitsthemen,helfen bei <strong>der</strong> Suche nach dem nächsten Arzto<strong>der</strong> Apotheker und beim Verwalten persönlicher Krankheitsdaten(siehe Kasten Seite 9).Was auf den ersten Blick sehr praktisch anmutet, hat auchseine Schattenseiten. Datenschützer warnen davor, dassApps ohne Wissen ihrer Nutzer personenbezogene Datenausspionieren können. Werbefirmen können damit Personen-und Nutzerprofile erstellen. Diese sind für sie sehrnützlich, damit sie ihre Leistungen und Produkte zielgenaueran die Kunden bringen können. Bei Gratis-Appsist <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Daten oft die einzige Einnahmequellefür die Entwickler.Sie wissen, wo Sie sindZu den Informationen, die wir per Handy preisgeben,gehört zum Beispiel <strong>der</strong> Ort, an dem wir uns gerade befinden.Bei vielen Navigations-Apps, die dabei helfen, dienächste Bushaltestelle o<strong>der</strong> Apotheke zu finden, ist dieOrtsangabe unumgänglich. Studien haben gezeigt, dassmindestens jede dritte App genaue Standortdaten sammelt.In vielen Fällen werden die User nicht einmal umihre Erlaubnis gefragt.Aber das ist noch nicht alles: Mit Hilfe von eingeschleustenSchadprogrammen können Apps im schlimmsten Fallauch Anmelde- und Kontaktdaten aus dem Adressbuchausspionieren, ebenso Kalen<strong>der</strong>einträge und sogar Inhaltevon SMS und Websites.Sie wissen, wie krank Sie sindGeht das Handy verloren o<strong>der</strong> wird es gestohlen, könnenauch die auf den Apps gespeicherten Daten in unbefugteHände geraten. Beson<strong>der</strong>s heikel wird es, wenn sensibleGesundheitsinfos auf dem Handy gespeichert sind. EineListe aller Medikamente lässt eindeutige Rückschlüsse aufden Gesundheitszustand einer Person zu. Datenschützerraten darum zu ganz beson<strong>der</strong>er Vorsicht. In jedemFall sollten sowohl das Smartphone als auch die einzelnenApps durch Codes und Passwörter gesichert werden.Verschenkt o<strong>der</strong> verkauft man ein Smartphone, mussman unbedingt darauf achten, alle Daten unwi<strong>der</strong>ruflichzu löschen.8


www.selbsthilfe-oesterreich.atSie sammeln Ihre DatenAuch die Datenschutzgruppe <strong>der</strong> EU hat zuletzt vor ungesichertenApps gewarnt, da sie ein „erhebliches Risikofür das Privatleben und den Ruf von Personen darstellen“.Es gibt zwar zahlreiche Vorschriften, diese werden jedochnicht selten von den Anbietern ignoriert. Die Datenschützerfor<strong>der</strong>n die Anbieter und Entwickler von Apps auf,besser über die Gefahren sowie Zugriffsrechte zu informieren.Auch das Sammeln von Daten sollte standardmäßigdeaktiviert werden und nur bei eindeutiger Zustimmungmöglich sein.WIE KANN ICH MICH VOR DATENDIEBEN SCHÜTZEN?» Schützen Sie Ihr Handy mit einem Passwort vor unbefugten Zugriffen.» Lesen Sie die Angaben zu den Zugriffsberechtigungen, bevor Sie eine Appherunterladen. Oft finden Sie diese auf einer Website im Internet.» Schauen Sie bei Gratis-Apps nach, wer die Sponsoren und Partner sind.Überlegen Sie, welche Ziele diese mit <strong>der</strong> App verfolgen und welches Interessesie an Ihren Daten haben könnten.» Speichern Sie persönliche Daten nur, wenn sie mit einem Passwort geschütztwerden können.FOTO: TYLER OLSONIn jedem Fall ist es ratsam, die möglichen Gefahren zukennen. Die Datenschützer <strong>der</strong> Arbeiterkammer empfehlen:„Kontrollieren Sie bei <strong>der</strong> Installation die Zugriffsberechtigungen.Eine App, die offensichtlich zu vieleBerechtigungen für den Funktionsumfang for<strong>der</strong>t, solltensie lieber nicht installieren.“ Sollte eine App gar keineAufklärung über die Zugriffsrechte bieten, dann lassenSie lieber überhaupt die Finger davon. (AF)» Nutzen Sie die App lokal auf Ihrem Gerät und übermitteln Sie die Daten nichtper E-Mail o<strong>der</strong> SMS.» Löschen Sie die Daten auf Ihrem Smartphone komplett, bevor Sie es verkaufeno<strong>der</strong> verschenken.» Überlegen Sie, ob Sie die App unbedingt brauchen und <strong>der</strong> Nutzen großgenug ist.Mehr Infos unter: www.saferinternet.atGesundheits-Apps auf dem Vormarsch» Apps zu Gesundheitsthemen sprießen gerade aus dem Boden wie die viel zitierten Schwammerln.Die meisten Gratis-Apps werden von Firmen gesponsert. Vor allem wenn Sie persönlicheGesundheitsdaten eingeben, sollten Sie vorsichtig sein.Apo-AppDie kostenlose App <strong>der</strong> Österreichischen Apothekerkammerzeigt via GPS-Ortung alle Apothekenin <strong>der</strong> Umgebung mit Öffnungszeitenund Bereitschaftsdiensten an. Die Apothekensind nach Entfernung gereiht, eine Karte mitWegbeschreibung zeigt, wie Sie die nächstgelegeneApotheke am schnellsten erreichen.Sie können auch direkt mit <strong>der</strong> Apotheke inKontakt treten, etwa, um anzufragen,ob Ihr gewünschtesArzneimittel lagernd isto<strong>der</strong> bestellt werden kann.ACHTUNG: Standortdatenwerden erfasst.Pollen-AppDie Gratis-App Pollenwarndienstbietet aktuelleWerte <strong>der</strong> Pollenbelastungfür Österreich, Deutschlandund Frankreich sowieInformationen rund umsThema Pollenallergie fürunterwegs. Man wirdaufgefor<strong>der</strong>t, ein persönlichesPollentagebuch mitden eigenen Beschwerden und Symptomen zuführen, diese werden in Diagrammen ausgewertet.Gesponsert wird die App von mehrerenPharma- und Medizintechnikfirmen.ACHTUNG: Je<strong>der</strong> Benutzer erklärt sich lautNutzungsbedingungen automatisch damiteinverstanden, dass seine Daten anonym weiterverwendetund ausgewertet werden dürfen,Standortdaten werden auch erfasst.„Meine Medizin“-AppMit dieser Gratis-App können Sie eine ListeIhrer Medikamente erstellen und sich an die Einnahmeerinnern lassen. Per E-Mail kann man dieListe auch an den Arzt o<strong>der</strong> Apotheker versenden.Daneben gibt es auch noch eine Arztsuche,Links zu den Websites von Gesundheitsinstitutionensowie zur AGES mit Gebrauchsinformationenfür Arzneimittel. Gesponsert wird die Appvom Verband <strong>der</strong> pharmazeutischenIndustrie (Pharmig)und <strong>der</strong> Wiener Ärztekammer.ACHTUNG: Die Eingabeund Übermittlung sensiblerpersönlicher Daten erfolgtohne Passwortschutz, es gibtkeine Information über denDatenschutz und Zugriffsberechtigungen,<strong>der</strong> Versand<strong>der</strong> Medikamentenlisten perE-Mail erfolgt ungeschützt.(AF)9


<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong> ÖSTERREICHINTERNESPORTRÄT„Ich habe gesehen,dass ich nicht die Einzige bin“FOTO: DI JO HLOCH, WWW.HLOCH.AT„Die <strong>Selbsthilfe</strong>hat meinemLeben wie<strong>der</strong>Sinn gegeben.“SIGRID KUNDELASigrid Kundela war erfolgreiche Journalistinund Sportlerin. Nach einem schweren Unfallhat sie durch die <strong>Selbsthilfe</strong> wie<strong>der</strong> Lebenssinngefunden.Vieles im Leben ist eine Frage des Willens und<strong>der</strong> richtigen Einstellung. Manches hängt nurdavon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ortzu sein. Sigrid Kundela (49) war vor mehr als20 Jahren zur falschen Zeit am falschen Ort.Am Weg zur Höhenstraße in Wien kam ihrplötzlich ein an<strong>der</strong>es Fahrzeug mit 130 Stundenkilometernentgegen. Der Fahrer hatteseiner Freundin imponieren wollen und warvon seiner Fahrspur abgekommen. Als Folgedes schrecklichen Verkehrsunfalls erlitt Kundelaein Schädel-Hirn-Trauma, einen dreifachen Bruch<strong>der</strong> Stirndecke und eine schwere Verletzung des Gehirns.Davor war sie erfolgreiche Journalistin bei einer Wochenzeitungund nahm als Trainerin mit ihrer Voltigiergruppean Wettkämpfen teil. Bei dieser Sportart werden auf einemPferd Turnübungen ausgeführt, das an einer Longe im Kreisgaloppiert. Nach dem Unfall war Kundela zu 90 Prozent behin<strong>der</strong>t,verlor ihre Arbeit, wurde in Pension geschickt. Vonden vielen Freunden und Bekannten, die sie damals hatte,sind ihr nur zwei bis heute geblieben.Auch die organisierte <strong>Selbsthilfe</strong> hatte sie davor nichtgekannt. Wenige Monate später gründete sie in Wienebenfalls eine Gruppe, <strong>der</strong> sie sich nun mit großem Engagementwidmet. Sechsmal pro Jahr schreibt sie dieVereinszeitschrift „SHT-News“, sie organisiert Vorträge,alle zwei Wochen wird etwas gemeinsam unternommen,wie Wan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Minigolf, und wöchentlich gibt eseine Billard- sowie eine Bowlingrunde. Auch kostenloserEnglischunterricht wird angeboten: unter dem Titel „TeaTime“ jeden Montag um 14:00 Uhr, gehalten von SigridKundela. „Die <strong>Selbsthilfe</strong>“, sagt sie, „hat meinem Lebenwie<strong>der</strong> Sinn gegeben.“ (DS)4Fragen zur <strong>Selbsthilfe</strong>an Sigrid Kundela• Ich bin in <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> tätig, seit ich 1996 in Wien eineGruppe für Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma gegründethabe.• Ich engagiere mich in <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>, weil mir dadurchselbst geholfen wurde und ich nun an<strong>der</strong>en weiterhelfenmöchte.Sie versank in Selbstmitleid, hatte Selbstmordgedanken.Erst das Buch „Mein neues Leben“, in dem sie sich ihrLeid von <strong>der</strong> Seele schrieb, brachte eine Wende und eineLesung daraus eine neue Aufgabe mit sich: „1996 las ichin Nie<strong>der</strong>österreich in Mauer-Öhling bei Amstetten vor<strong>der</strong> damals österreichweit einzigen <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe fürMenschen mit Schädel-Hirn-Trauma. Da habe ich zumersten Mal gesehen, dass es vielen an<strong>der</strong>en so wie mir gehto<strong>der</strong> noch schlechter“, erinnert sie sich heute.• Was man in <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> vermeiden sollte, ist, selbst zujammern. Dann geht es allen an<strong>der</strong>en auch schlechter.• Was ich mir für die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> wünsche, ist,dass sie mehr Öffentlichkeit in den Medien bekommt undmehr Leute darauf aufmerksam gemacht werden. Vielleichterhalten manche dadurch einen Anstoß, selbst eine Gruppezu besuchen.<strong>SELBSTHILFE</strong> IN DER SCHWEIZIn <strong>der</strong> Schweiz gibt es rund 2.000 <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen. DerDachverband <strong>SELBSTHILFE</strong> SCHWEIZ hat vom Bundesamtfür Sozialversicherungen den Auftrag, sich für die<strong>Selbsthilfe</strong> und die Einglie<strong>der</strong>ung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungeneinzusetzen. Er koordiniert die regionalen<strong>Selbsthilfe</strong>-Kontaktstellen und engagiert sich für themenübergreifendeAnliegen. Zu seinen Aufgaben zählen dieErarbeitung nationaler Standards, die Etablierung vonüberregionalen Fachkommissionen,die Weiterentwicklung<strong>der</strong> Angebotesowie die Öffentlichkeitsarbeit.Darüber hinauswirkt die <strong>SELBSTHILFE</strong>SCHWEIZ als Interessenvertretung an Gesetzesvorlagenund an<strong>der</strong>en gesundheitspolitischen Fragestellungen mit.Seit 2012 ist die För<strong>der</strong>ung von <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen in <strong>der</strong>Schweiz gesetzlich verankert.» www.selbsthilfeschweiz.ch10


www.selbsthilfe-oesterreich.atInternes<strong>konkret</strong>Klare Absage fürdie <strong>Selbsthilfe</strong>!FOTO: <strong>SELBSTHILFE</strong> KÄRNTENJour fixe im HauptverbandAm 7. März 2013 fand ein Jour fixe imHauptverband <strong>der</strong> österreichischenSozialversicherungsträger statt. DieserAustausch, <strong>der</strong> seit 10 Jahren regelmäßigstattfindet, gibt den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich die Möglichkeit,Lücken und Ungerechtigkeiten imSozial- und Gesundheitssystem in einemeintägigen Workshop anzusprechen. DieTatsache, dass Jugendliche nach einemSchädel-Hirn-Trauma in Altersheimen<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong>Die nächste Ausgabe von „<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong>“ erscheint Mitte September2013 (Redaktionsschluss 23. August 2013).untergebracht werden, es für Hörbehin<strong>der</strong>tein Österreich keine entsprechendeRehabilitation gibt, es in vier (!) von neunBundeslän<strong>der</strong>n unterschiedliche Regelungengibt, wie viel Vorschaltkammernfür Lungenpatienten kosten und weitereüber 30 (!) solcher Themen wurdengemeinsam diskutiert. Die Vertreterdes Hauptverbandes sicherten zu, aufSozialversicherungs- und BundesebeneLösungsmöglichkeiten anzudenken.Weiterentwicklung<strong>der</strong> QualitätsstandardsGemeinsam mit Vertretern <strong>der</strong> themenübergreifenden Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>ARGE</strong><strong>Selbsthilfe</strong> Österreich wird im Juni 2013 an <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung in themenübergreifenden<strong>Selbsthilfe</strong>-Dachverbänden und -Kontaktstellen Österreichsgearbeitet. Ziel <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema „Qualität“ist unter an<strong>der</strong>em die Entwicklung eines einheitlichen Profils <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>-Unterstützungseinrichtungen in Österreich.9. Oktober – Tag <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>Der Hauptverband <strong>der</strong> österreichischenSozialversicherungsträger veranstaltetgemeinsam mit <strong>der</strong> <strong>ARGE</strong><strong>Selbsthilfe</strong> Österreich am 9. Oktober2013 wie<strong>der</strong> einen „Tag <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>“in Wien. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungwird die geplante und notwendigegesetzliche Verankerung <strong>der</strong><strong>Selbsthilfe</strong> in Österreich stehen (LesenSie mehr dazu in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe<strong>der</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong>!). Zu diesemThema hat die <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>Österreich ein umfangreiches Positionspapiererstellt, das den Entscheidungsträgernauf Bundesebene undden För<strong>der</strong>gebern bereits im Ferbruar2013 übermittelt wurde. Konkrete Umsetzungsmaßnahmendurch die politischVerantwortlichen lassen sich aber<strong>der</strong>zeit lei<strong>der</strong> noch nicht erkennen.Jetzt ist die Katze aus dem Sack – was bereits informell seitWochen bekannt war, wurde Ende April nach mehreren„Bittgesuchen“ schriftlich und somit offiziell von Seiten desBundesministeriums für Gesundheit bestätigt: Die gesetzlicheVerankerung <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> in Österreich ist in dieserLegislaturperiode nicht mehr möglich. Die gewählte Formulierung–„wie Ihnen das ein Anliegen ist“ – lässt auchdie Vermutung zu, dass eine gesetzliche Regelung einerkollektiven Patientenbeteiligung nicht wirklich gewünschtist. Ist eigentlich schon spannend und auch mutig, dassdiese klare Absage so knapp vor den NationalratswahlenEnde September stattfindet und damit etwa 250.000 chronischkranke Menschen und <strong>der</strong>en Angehörige, die sich in<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen zusammengeschlossen haben, vor denKopf gestoßen werden.Nicht nachvollziehbar ist die Kehrtwende von MinisterStöger, <strong>der</strong> in einem Gespräch vor vier Jahren deutlichsignalisierte, dass ihm dieses Thema ein wichtiges persönlichesAnliegen ist. Lei<strong>der</strong> ist es bei einer Absichtserklärunggeblieben. Nach den Wahlen heißt es also für die<strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich wie<strong>der</strong> „zurück an den Start“,denn es ist völlig ungewiss, ob sich eine neue Regierungskoalitionmit dem Thema beschäftigen möchte. Es isteigentlich unglaublich, dass ein Land, in dem Patientenorientierungangeblich großgeschrieben wird, nicht gewilltist, die kollektive Patientenbeteiligung auf eine solideBasis zu stellen.In einem umfassenden Positionspapier, das bereits im Februardieses Jahres beim BMG eingereicht wurde, werdenunter an<strong>der</strong>em die drei Elemente, die Voraussetzung fürdie Umsetzung kollektiver Patientenrechte als neue Form<strong>der</strong> Beteiligung für die <strong>Selbsthilfe</strong> sind, definiert: einelegitimierte Vertretung kollektiver Patienteninteressen, dieWahrung <strong>der</strong> Unabhängigkeit und verbindliche Rahmenbedingungenauf <strong>der</strong> finanziellen, personellen und strukturellenEbene. Hier hat Österreich im Vergleich zu an<strong>der</strong>eneuropäischen Län<strong>der</strong>n erheblichen Nachholbedarf!Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, dass eine gesetzliche Regelung vielan Vorbereitung und Klärung benötigt, aber es ist schonbeschämend, dass es in einer Legislaturperiode nicht gelingt,in einer Verordnung festzuschreiben, wer legitimiertist, Patienteninteressen zu vertreten. Aber es ist ja nochnicht aller Tage Abend. Vielleicht liegt ja <strong>der</strong> Entwurf einerPatientenbeteiligungsverordnung schon in <strong>der</strong> Schubladedes Gesundheitsministers. Damit könnte er nochrechtzeitig vor den Wahlen einen glaubwürdigen Schrittzur Stärkung <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> und <strong>der</strong> Patienteninteressensetzen. Er muss es nur wollen.Monika Maier, Redaktionsleitung1111


<strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>SELBSTHILFE</strong> ÖSTERREICHwww.selbsthilfe-oesterreich.at<strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> ÖsterreichDer Verein „<strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>Österreich“ ist ein Zusammenschluss<strong>der</strong> unterschiedlichenFormen <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> in Österreich(themenübergreifende<strong>Selbsthilfe</strong>-Dachverbändeund-Kontaktstellen und themenbezogene,bundesweit tätige <strong>Selbsthilfe</strong>organisationen).Zum Aufgabenbereich<strong>der</strong> <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>Österreich gehört unter an<strong>der</strong>em,die Bedürfnisse und Interessen<strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen im Sozial-und Gesundheitsbereichzu bündeln und in die Entscheidungsstruktureneinzubringen.Die <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreichkann einen guten Überblick überdie Anliegen und Bedürfnisse <strong>der</strong>Betroffenen und Angehörigengeben und gleichzeitig sicherstellen,dass nicht Einzelinteressen,son<strong>der</strong>n Anliegen einer breitenBasis vertreten werden.Kontakt:Simmeringer Hauptstraße 24,1110 WienBundesgeschäftsführer:Johannes RamplerTelefon: 01/740 40 2855E-Mail:arge@selbsthilfe-oesterreich.at» www.selbsthilfe-oesterreich.atCARTOON: LEOPOLD MAURERTERMINE6.–13. Juli 2013Sommercamp des Vereins„Aktion Kin<strong>der</strong>herz Österreich“Ort: Appelhof in MürzstegKostenbeitrag: 100 Euro/150 Euro fürGeschwisterDen Großteil <strong>der</strong> Kosten übernimmt <strong>der</strong>Verein „Aktion Kin<strong>der</strong>herz Österreich“» Information: Tel.: 0676/3841295, E-Mail:org@kin<strong>der</strong>herz.at, www.kin<strong>der</strong>herz.at6. Oktober 2013, 08:30–16:00 Uhr27. Österreichischer DiabetikertagOrt: Konferenzzentrum Burg Schlaining,7461 StadtschlainingDiabetiker und Angehörige sowie alle Interessiertenerhalten umfassende Informationen zumThema Gesundheit und Diabetes, Eintritt frei» Information: Österreichische Diabetiker-vereinigung, Tel.: 0662/827722,E-Mail: oedv.office@aon.at, www.diabetes.or.at9. Oktober 2013, 10:30–16:00 UhrTag <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>Thema: Was bringt die gesetzliche Verankerung?Ort: Hauptverband <strong>der</strong> österreichischen Sozial-versicherungsträger, Kundmanngasse 21,1030 Wien» Information: <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich,Tel.: 01/740 40 2855,E-Mail: arge@selbsthilfe-oesterreich.at,www.selbsthilfe-oesterreich.atÖsterreichische Post AG / Sponsoring.PostRetouren an: <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich, Simmeringer Hauptstraße 24, 1110 Wien13Z039671 SWir freuen uns über Ihre Meinung zu <strong>SELBSTHILFE</strong>:<strong>konkret</strong>!E-Mails bitte an arge@selbsthilfe-oesterreich.atIMPRESSUM: Herausgeber und Medieninhaber: <strong>ARGE</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Österreich, ZVR-Zahl809729424, Simmeringer Hauptstraße 24, 1110 Wien, Tel. 01/740 40 2855, E-Mail: arge@selbsthilfeoesterreich.at,Web: www.selbsthilfe-oesterreich.at • Redaktionsleitung: Monika Maier (MM) •Redaktionsteam: Sabine Geistlinger (SG), Johannes Rampler (JR), Andrea Fried (AF), Dietmar Schobel(DS) • Gestaltung und Produktion: designation – Strategie | Kommunikation | Design, www.designation.at• Druck: Carinthian Druck, 9020 Klagenfurt • © 2013 Alle Rechte vorbehalten. ISSN: 2306-1197Die Personen- und Berufsbezeichnungen werden <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit halber nur in einer Formverwendet, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.

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