12.07.2015 Aufrufe

Stadtmarketing in der Schweiz - SVSM - Schweizerische ...

Stadtmarketing in der Schweiz - SVSM - Schweizerische ...

Stadtmarketing in der Schweiz - SVSM - Schweizerische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Dreilän<strong>der</strong>vergleichDeutschlandÖsterreich<strong>Schweiz</strong>Von Götz DatkoUnterstützung:InterUrban AG, ZürichDaniel BerchtoldJanuar 2006<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 1 -


ZUSAMMENFASSUNG 31. DIE UMFRAGE 42. DIE ENTWICKLUNG UND DER AKTUELLE STAND DES STADTMARKETINGS 53. BESONDERHEITEN DES STADTMARKETINGS IN DER SCHWEIZ (TEIL I) –PROZESSINHALTE UND IHRE AUSWIRKUNGEN 63.1 Ziele und Zielgruppen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> 63.2 Themenfel<strong>der</strong> 73.3 Zielgruppen 83.4 Räumliche Bezugsebenen 94. BESONDERHEITEN DES STADTMARKETINGS IN DER SCHWEIZ (TEIL II) –STADTMARKETING ALS FÜHRUNGSINSTRUMENT ZU HÄNDEN DER EXEKUTIVE 104.1 Die Bedeutung <strong>der</strong> Kooperation / beteiligte Akteure 104.2 Organisationsformen 114.3 <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansätze 125. DURCHFÜHRUNGSPROBLEMATIK KONTRA VERZEICHNETE ERFOLGE 136. HANDLUNGSSCHWERPUNKTE FÜR DAS STADTMARKETING IN DER SCHWEIZ 166.1 Partizipation kontra Führungsfunktion 166.2 Die thematische Ausrichtung 176.3 Lösung aktueller Probleme 17<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 2 -


1. Die UmfrageErgänzend zur aktuellen <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-Umfrage <strong>in</strong> Deutschland durch das Deutsche Institutfür Urbanistik (Difu) und die Bundesvere<strong>in</strong>igung für City- und <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> Deutschland(bcsd) hat Dipl.-Ing. Götz Datko im Jahr 2005 auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> und <strong>in</strong> Österreich vergleichbareUmfragen durchgeführt. Diese erfolgten mit Unterstützung durch die InterUrbanAG <strong>in</strong> Zürich und die Altstadt Salzburg Market<strong>in</strong>g GmbH. Befragt wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> und<strong>in</strong> Österreich die jeweils 150 bevölkerungsreichsten Städte und Geme<strong>in</strong>den. Erreicht wurdee<strong>in</strong> Rücklauf von jeweils rund 50%.Die Umfragen geben Auskunft über das jeweilige Verständnis des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s, den aktuellenVerbreitungsgrad und die <strong>der</strong>zeitigen Entwicklungsphasen von <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-Prozessen<strong>in</strong> den erfassten Städten und Geme<strong>in</strong>den. Weitergehend können Aussagen zu relevantenThemen gemacht werden. Dazu gehören neben <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition von <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>,Ziele und Zielgruppen, Inhalte und räumliche Bezugsebenen, Kooperation und Organisationsformen,sowie Probleme und Erfolge des Instruments.Durch die nahezu zeitgleiche Durchführung <strong>der</strong> Umfragen können die Ergebnisse erstmalsim tr<strong>in</strong>ationalen Vergleich dargestellt werden. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d die prägnantenGeme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede im Umgang mit <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>. Bezüglich <strong>der</strong> Situation<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> konnten zusätzlich auch die Vorgängeruntersuchungen aus den Jahren 1997und 2001 herangezogen werden. In dieser Broschüre ist beides dargestellt: die Untersuchungsergebnisse<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Detail, sowie die prägnanten Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeitendes Dreilän<strong>der</strong>vergleiches.An dieser Stelle gilt <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Dank all denen, die an <strong>der</strong> Umfrage teilgenommen undsomit diese Arbeit erst ermöglicht haben.<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 4 -


2. Die Entwicklung und <strong>der</strong> aktuelle Stand des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> erstmals 1993 durch die Stadt W<strong>in</strong>terthur aufgegriffen.Nach <strong>der</strong> heutigen Untersuchung vollzog sich <strong>der</strong> eigentliche Take-Off im Jahr 1999. Seitdemstieg die Zahl <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den, die dieses Instrument nutzen, konstant an.Bis zum heutigen Tag haben sich über 60 Prozent <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den ab 7.000 E<strong>in</strong>wohnernmit dem Thema <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> beschäftigt – 15 Prozent mehr, als bei <strong>der</strong> VorgängeruntersuchungEnde 2001. Weitere dreizehn Prozent bereiten aktuell die E<strong>in</strong>führung desInstrumentes vor.Das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> erreicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> nicht die hohe Verbreitungwie <strong>in</strong> Deutschland o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Österreich.In beiden Nachbarlän<strong>der</strong>n haben bereitsrund 80 Prozent aller befragtenStädte und Geme<strong>in</strong>den erste <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>aktivitätenrealisiert. Es wirddieser „Rückstand“ aber bereits aufgeholt.Langfristig ist <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>nmit e<strong>in</strong>er Verbreitung von gut 80Prozent zu rechnen.Bei dieser Betrachtung ist zu erwähnen,dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (und auch <strong>in</strong>Österreich) weit kle<strong>in</strong>ere Städte undGeme<strong>in</strong>den als <strong>in</strong> Deutschland befragtwurden. In Deutschland wurden nurGeme<strong>in</strong>den ab 10.000 E<strong>in</strong>wohnernerfasst, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> h<strong>in</strong>gegen liegtrund jede vierte (und <strong>in</strong> Österreich sogarjede zweite) erfasste Geme<strong>in</strong>deunter dieser Zahl. Dabei s<strong>in</strong>d es geradedie kle<strong>in</strong>eren Geme<strong>in</strong>den, die<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> eher ablehnen. Beiden Geme<strong>in</strong>den über 10.000 E<strong>in</strong>wohnerh<strong>in</strong>gegen haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>bereits 80 Prozent (und <strong>in</strong> Österreich93 Prozent) <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>aktivitätenrealisiert. Damit liegt man auf demStand Deutschlands. Ab e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wohnerzahlvon 25.000 beschäftigensich sogar ausnahmslos alle <strong>der</strong> erfasstenStädte mit dem Instrument.Abb.1: Verbreitung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong>Aktivitäten (im Län<strong>der</strong>vergleich)Abb.2: Verbreitung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> Abhängigkeit von<strong>der</strong> StadtgrößeEs wurde detailliert danach gefragt, <strong>in</strong> welcher Phase sich die <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozesse <strong>der</strong>zeitschwerpunktmäßig bef<strong>in</strong>den. Von den antwortenden Städten und Geme<strong>in</strong>den• beschäftigen sich 55 Prozent mit <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s, 21 Prozentdavon gleichzeitig noch mit <strong>der</strong> Planung,• bef<strong>in</strong>den sich sechs Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Neuausrichtung,• haben weitere dreizehn Prozent <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> geplant,• hat e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Stadt die Arbeit mit dem Instrument abgeschlossen,• haben 25 Prozent solche Vorhaben we<strong>der</strong> geplant noch realisiert und• hat ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Geme<strong>in</strong>de das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> abgebrochen.<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 5 -


Von manchen Respondenten wurde angegeben, dass sich ihr <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong>zeit imSchwerpunkt <strong>in</strong> mehreren Phasen gleichzeitig bef<strong>in</strong>det. Dies ist durchaus legitim, auf demH<strong>in</strong>tergrund, dass <strong>in</strong> 96 Prozent <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> alskont<strong>in</strong>uierlicher Prozess und nicht als Projekt mit e<strong>in</strong>em klarem Ablauf und e<strong>in</strong>em Endpunktgehandhabt wird.Abb.3: Stand des<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sSommer 20053. Beson<strong>der</strong>heiten des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (Teil I) – Prozess<strong>in</strong>halteund ihre Auswirkungen3.1 Ziele und Zielgruppen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>Um Aufschlüsse über die Inhalte <strong>der</strong> <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-Prozesse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong> zu bekommen,lohnt sich zunächst <strong>der</strong> Blick auf die Zielsetzungen. Was möchte man <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenLän<strong>der</strong>n mit dem <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> erreichen?Dabei fällt auf, dass sich die Zielstellungen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> Deutschlands und Österreichsstark ähneln. In beiden Län<strong>der</strong>n stehen die För<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>zelhandels und die Attraktivitätssteigerung<strong>der</strong> Stadt im Vor<strong>der</strong>grund, wobei <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Österreich stärker auf dieInnenstädte ausgerichtet ist. Diese beiden Punkte f<strong>in</strong>den sich auch als wichtige Zielsetzungen<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, jedoch bei weitem nicht so vorrangig wie <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong>zigeZielstellung, die <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>n von sehr hoher Bedeutung ist, ist die För<strong>der</strong>ung desStadtimages und die Werbung für die Stadt.In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wohnattraktivität wichtigstes Ziel. Es soll die Wohn- undLebensqualität <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den verbessert werden. Nach dem mit den Nachbarlän<strong>der</strong>ngeteilten Ziel <strong>der</strong> Imageför<strong>der</strong>ung stellt die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung das drittwichtigsteZiel dar. Mit den Zielen <strong>der</strong> Wohnortattraktivierung und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung geht man <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong>en sehr eigenen Weg. Diese beiden Punkte mögen <strong>in</strong> den Städten Deutschlandsund Österreichs durchaus auch von Bedeutung se<strong>in</strong>, werden dort allerd<strong>in</strong>gs nur sehrselten als Bestandteile des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s gesehen.Abb.4: Wichtigste Zielstellungen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s (im Län<strong>der</strong>vergleich)<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 6 -


Die drei primären Zielsetzungen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Wohnattraktivität, die Imageför<strong>der</strong>ung und die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung) standen bereits bei denVorgängeruntersuchungen <strong>in</strong> den Jahren 1997 und 2001 im Vor<strong>der</strong>grund. Die wesentlichenZielsetzungen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> stellen somit e<strong>in</strong>e starke Konstante dar.Abb.6: Zielstellungen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s3.2 Themenfel<strong>der</strong>Es stellt sich nun die Frage: Bleibt es im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bei <strong>der</strong> Formulierungeigener Ziele, o<strong>der</strong> werden diese „Eigenheiten“ auch tatsächlich realisiert? Welche s<strong>in</strong>d alsodie tatsächlichen Themenfel<strong>der</strong> des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s?Zunächst ist festzuhalten, dass dieBreite <strong>der</strong> Themenfel<strong>der</strong>, <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong>er <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>maßnahmenentwickelt und umgesetzt werden,relativ hoch ist. Durchschnittlichwerden 7,6 von achtzehn abgefragtenThemenfel<strong>der</strong>n berücksichtigt.Diese werden nur sehr seltenals isolierte Bereiche betrachtet,son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>in</strong> über 75 Prozent<strong>der</strong> Fälle im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gesamtkonzeptionmite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden.Dies entspricht <strong>der</strong> vonzwei Dritteln <strong>der</strong> Befragten getroffenenAussage, dass <strong>in</strong> den<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozess e<strong>in</strong>e Vielzahlstädtischer Themenfel<strong>der</strong> verknüpfte<strong>in</strong>bezogen werden sollen.Abb.7: Themenfel<strong>der</strong> des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 7 -


Trotz <strong>der</strong> hohen Themenvielfalt ist e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang zwischen den Zielstellungenund den Themenschwerpunkten erkennbar. Es sche<strong>in</strong>t im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>zu gel<strong>in</strong>gen, die zur Erreichung <strong>der</strong> getroffenen Ziele benötigten Themenfel<strong>der</strong> auch tatsächlich<strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Es zeigen sich die drei folgenden wesentlichen Themenbereiche.Themenbereich 1 – Wohnen: Als wichtigster „Themenbereich“ stellt sich <strong>der</strong> Bereich „Wohnen“heraus. Dieser umfasst die Themenfel<strong>der</strong> Wohnen, Kultur und Freizeit & Sport. Es stehendie Bedürfnisse <strong>der</strong> Wohnbevölkerung im Vor<strong>der</strong>grund. Für die Wohnbevölkerung werdene<strong>in</strong>erseits im Themenfeld des Wohnens und des Wohnumfeldes selbst Projekte entwickeltund an<strong>der</strong>erseits kommt für sie erweiternd die Schaffung von Kultur- und Freizeitangebotenh<strong>in</strong>zu. Der Bereich des Tourismus nimmt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nur e<strong>in</strong>e untergeordneteBedeutung e<strong>in</strong>. Auch kulturelle Angebote werden im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>kaum für den Touristen son<strong>der</strong>n hauptsächlich für die eigenen Bürger geschaffen.Themenbereich 2 – Image / Öffentlichkeitsarbeit: Die Imageför<strong>der</strong>ung und die Öffentlichkeitsarbeit/ Werbung s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> zweite äußerst wichtige Themenbereich im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Es gilt, das Image e<strong>in</strong>er Stadt o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu verbessern und dieses an die„Kunden“ zu vermitteln, womit meist potenzielle Zuzüger, die auswärtige Wirtschaft, aberauch die eigene Bevölkerung geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d.Themenbereich 3 – Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung: Der dritte wichtige Bereich ist die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung.Entgegen <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n wird Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung auf Geme<strong>in</strong>deebene<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>in</strong> mehr als je<strong>der</strong> zweiten Stadt als Aufgabe des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sgesehen.Abb.5: WichtigsteThemenbereiche des<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s (imLän<strong>der</strong>vergleich)Die Themenbereiche Wohnen und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung spielen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>Deutschlands und Österreichs kaum e<strong>in</strong>e Rolle. Stattdessen ist dort das Themenfeld E<strong>in</strong>zelhandelvon weit höherer Bedeutung als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, womit sich die dortige primäre Zielsetzung<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsför<strong>der</strong>ung bestätigt. An zweiter Stelle folgt auch <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Imageför<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit. Zudem s<strong>in</strong>d die Themenfel<strong>der</strong>Kultur, Gastronomie & Hotellerie und Fremdenverkehr von großer Bedeutung.Hier sollen die städtischen Angebote im „Erlebnis-Bereich“ hauptsächlich für Touristen undBesucher und nur nachrangig für die Wohnbevölkerung verbessert werden. Das ThemaFremdenverkehr / Tourismus ist damit <strong>der</strong> dritte wichtige Aufgabenbereich.3.3 ZielgruppenIn Deutschland werden im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> die eigenen Bürger als vorrangige Zielgruppe betrachtet.Dabei werden diese, wie auch die Besucher e<strong>in</strong>er Stadt als zweitwichtigste Zielgruppe,überwiegend <strong>in</strong> ihrer Funktion als Kunden, bzw. Konsumenten gesehen. Ähnliches<strong>in</strong> Österreich: Dort s<strong>in</strong>d die Bürger <strong>in</strong> ihrer Funktion als Konsumenten gefolgt von <strong>der</strong> ansäs-<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 8 -


sigen Wirtschaft, bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel, Gastronomie und Hotellerie im Vor<strong>der</strong>grund stehen,die wichtigsten Zielgruppen.Entsprechend den eigenen Prozess<strong>in</strong>halten ist das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> auch auf eigeneZielgruppen ausgerichtet. Der primäre Aufgabenbereich <strong>der</strong> Attraktivitätssteigerung imBereich Wohnen macht die potenziellen Zuzüger zur wichtigsten Zielgruppe, gefolgt von deneigenen Bürgern, wobei diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht als Konsumenten, son<strong>der</strong>n überwiegendals Wohnbevölkerung betrachtet werden. Auf Rang drei folgt die ansässige Wirtschaft, bei<strong>der</strong> die Gastronomie und Hotellerie sowie Industrieunternehmen und verstärkt Dienstleistungsbetriebeund <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel angesprochen werden. Nicht zuletzt für das Ziel <strong>der</strong>Imageför<strong>der</strong>ung werden noch die Medien und für das Ziel <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung zur Ansiedlungneuer Betriebe die auswärtige Wirtschaft häufig als Zielgruppen betrachtet.Auf potenzielle Besucher als Konsumenten o<strong>der</strong> Touristen sowie auf die eigene Bevölkerungals Konsumenten ist das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> selten ausgerichtet. Hier liegt eher <strong>der</strong>Schwerpunkt <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong>, <strong>in</strong> denen das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> stärker auf die wirtschaftlicheStärkung <strong>der</strong> Stadt und weniger auf die Stärkung <strong>der</strong> Stadt als Wohn- und Lebensraum abzielt.Abb.6: Zielgruppen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s (im Län<strong>der</strong>vergleich)3.4 Räumliche BezugsebenenDie verschiedenen Schwerpunkte des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> Deutschland und Österreich e<strong>in</strong>erseitsund <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> an<strong>der</strong>erseits wirken sich auch auf die räumlichen Bezugsebenen aus.Für welche Räume werden also im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> Maßnahmen entwickelt?Nahezu alle Befragten geben an, dass im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> Aktivitäten für die Stadt <strong>in</strong> ihrer gesamtenräumlichen Ausdehnung entwickelt werden. Entsprechend stellt die Gesamtstadt alsräumliche Bezugsebene <strong>in</strong> fast 90 Prozent <strong>der</strong> Prozesse zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Schwerpunkt nebenan<strong>der</strong>en und damit die mit Abstand bedeutendste Bezugsebene dar. Die BezugsebeneInnenstadt wird <strong>in</strong> weniger als jedem zweiten Fall als Schwerpunkt gesehen. In Deutschlandund Österreich ist dies an<strong>der</strong>s. Dort überwiegt die Betrachtung des zentralen Bereichs <strong>der</strong>Betrachtung <strong>der</strong> Gesamtstadt. Der E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> regionalen Ebene fällt wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> am stärksten aus. Dies ist also e<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Unterschied: <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong> Deutschland und Österreich ist eher <strong>in</strong>nenstadtbezogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> h<strong>in</strong>gegen ist<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> räumlich weiter gefasst.Diese Erkenntnis entspricht erneut den verfolgten Aufgabenbereichen: In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist dieBetrachtung <strong>der</strong> Stadt als räumliches Ganzes für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Attraktivitätssteigerung alsWohnort und die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung auf Geme<strong>in</strong>deebene unerlässlich. In den Nachbarlän-<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 9 -


<strong>der</strong>n h<strong>in</strong>gegen möchte <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Stärkung <strong>der</strong> Innenstädte, <strong>der</strong>en touristischeVermarktung und die E<strong>in</strong>zelhandelsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> dieser herbeiführen.Abb.7: RäumlicheBezugsebenen <strong>der</strong><strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>aktivitäten(im Län<strong>der</strong>vergleich)4. Beson<strong>der</strong>heiten des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (Teil II) – <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>als Führungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutive4.1 Die Bedeutung <strong>der</strong> Kooperation / beteiligte Akteure<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> wird <strong>in</strong> nahezu je<strong>der</strong> <strong>der</strong> befragten Städte und Geme<strong>in</strong>den als kooperativerProzess vieler Akteure verstanden. Ebenfalls gaben fast alle Städte und Geme<strong>in</strong>den an,dass durch das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> kommunikative Austausch über Ziele, Möglichkeiten undProbleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung zwischen den unterschiedlichen Akteuren geför<strong>der</strong>t wird.Entsprechend werden Elemente wie Auftaktveranstaltungen, Workshops, Arbeitsgruppen,Podiumsgespräche und ähnliches häufig angewendet. Das sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e, o<strong>der</strong> sogar die zentraleStärke des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s zu se<strong>in</strong>: <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> wird verstanden als Instrument <strong>der</strong>Kooperation, Kommunikation und Koord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung.Es stellt sich nun die Frage, ob <strong>der</strong> kooperative Ansatz auch realisiert wird. In den Nachbarlän<strong>der</strong>nist dies <strong>der</strong> Fall, weniger h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wird <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>e<strong>in</strong>erseits zwar als kooperativer Prozess vieler Akteure, an<strong>der</strong>erseits aber gleichzeitigvon fast drei Viertel <strong>der</strong> Befragten als Führungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutive verstanden– e<strong>in</strong>e Sichtweise, die <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n nahezu ke<strong>in</strong>e Zustimmung f<strong>in</strong>det. In <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> ist seitens <strong>der</strong> Verwaltung kaum die Bereitschaft vorhanden, im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> aufihre Vorrangstellung zu verzichten, was e<strong>in</strong>e konstruktive Zusammenarbeit zwischen öffentlichenund privaten Akteuren wesentlich erschwert.Bei e<strong>in</strong>em Blick auf die Akteure, bzw. Akteursgruppen, die an <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n mitwirken, bestätigt sich, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> Private <strong>in</strong> <strong>der</strong>Tat selten beteiligt s<strong>in</strong>d. Die höchste Bedeutung kommt noch dem E<strong>in</strong>zelhandel zu, <strong>der</strong> jedochnur <strong>in</strong> je<strong>der</strong> dritten Stadt o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de an <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s beteiligtist. Alle an<strong>der</strong>en privaten Akteursgruppen werden <strong>in</strong> weniger als jedem fünften <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozessaktiv e<strong>in</strong>bezogen. Dabei überwiegt die Beteiligung <strong>der</strong> Privaten bei <strong>der</strong> hierdargestellten Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s, woh<strong>in</strong>gegen sie bei <strong>der</strong> Erarbeitung und vorallem bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung noch seltener e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Entsprechend trifft die Bezeichnungdes <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s als Instrument <strong>der</strong> Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> doch nur bed<strong>in</strong>gtzu.Dass dies ke<strong>in</strong>esfalls so se<strong>in</strong> muss, zeigt sich bei e<strong>in</strong>em Blick auf die Nachbarlän<strong>der</strong>. In Österreichund vor allem <strong>in</strong> Deutschland werden private Akteure wesentlich häufiger <strong>in</strong> die<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozesse e<strong>in</strong>gebunden. In Deutschland nehmen sie gar e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> öffentlichen<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 10 -


Hand ebenbürtige Rolle e<strong>in</strong>. Auch hier nimmt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel die gewichtigste Rolle e<strong>in</strong>,gefolgt von Dienstleistungsunternehmen, <strong>der</strong> Hotellerie und Gastronomie und Gewerbeunternehmen.Abb.8: An <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s beteiligte Akteure (im Län<strong>der</strong>vergleich)4.2 OrganisationsformenBei den Organisationsformen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s wird die Sichtweise des Instrumentes alsFührungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutive <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> noch deutlicher. <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ist <strong>in</strong> rund 75 Prozent <strong>der</strong> Fälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtverwaltung verankert, wobei diese <strong>in</strong> 60 Prozent<strong>der</strong> Fälle die Trägerschaft sogar alle<strong>in</strong>e übernimmt. An<strong>der</strong>e Organisationsformen s<strong>in</strong>dnur selten anzutreffen. In Österreich wird erneut die hohe Bereitschaft zur gleichberechtigtenKooperation zwischen öffentlicherund privater ablesbar. Nur <strong>in</strong> jedemsiebten Fall ist dort die Stadtverwaltungalle<strong>in</strong>iger Träger des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s.Häufig h<strong>in</strong>gegen wirddie Trägerschaft an Vere<strong>in</strong>e undGmbHs abgegeben. In Deutschlandbef<strong>in</strong>det man sich auf e<strong>in</strong>emMittelweg, bei dem <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>oft <strong>in</strong> GmbHs und Vere<strong>in</strong>en, meistjedoch <strong>in</strong> den Stadtverwaltungenverankert ist.Abb.9: Träger des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sDiese Erkenntnisse festigen sich weiter bei <strong>der</strong> Betrachtung, welche Akteure o<strong>der</strong> Akteursgruppenim <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong> die Fe<strong>der</strong>führung übernehmen. Im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist dies erwartungsgemäß nahezu immer die öffentliche Hand. Dabeis<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> gut 40 Prozent <strong>der</strong> Prozesse die Stadt- bzw. Geme<strong>in</strong>depräsidenten alle<strong>in</strong>e und <strong>in</strong>weiteren gut fünfzehn Prozent teilen diese die Fe<strong>der</strong>führung mit an<strong>der</strong>en Akteuren. <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ist somit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wie bereits bei den Vorgängeruntersuchungen 1997 und2001 „Chefsache“. <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>- o<strong>der</strong> (Stadt-)Management-Büros sowie Arbeitskreise undSteuerungsgruppen s<strong>in</strong>d relativ unbedeutend.In Österreich ist dies genau umgekehrt. Dort leiten Bürgermeister o<strong>der</strong> Fachbereiche <strong>der</strong>Verwaltung nur <strong>in</strong> rund 40 Prozent <strong>der</strong> Fälle die <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozesse und dabei nur <strong>in</strong>weniger als zwanzig Prozent <strong>der</strong> Fälle alle<strong>in</strong>e. Weit bedeuten<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d dort <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 11 -


o<strong>der</strong> (Stadt-)Management-Büros, die <strong>in</strong> mehr als jedem zweiten Prozess die Fe<strong>der</strong>führungübernehmen. In Deutschland geht man wie<strong>der</strong>um den Mittelweg.Abb.10: Fe<strong>der</strong>führung im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>(im Län<strong>der</strong>vergleich)4.3 <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansätzeIn allen drei Län<strong>der</strong>n besteht sehr häufig das Problem, dass die am <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> beteiligtenAkteure e<strong>in</strong> sehr unterschiedliches Verständnis von <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> haben. In <strong>der</strong> Praxiszeigt sich häufig, dass gerade zwischen öffentlichen Akteuren e<strong>in</strong>erseits und privaten Akteurenan<strong>der</strong>erseits die Auffassungen über Ziele und Handhabung des Instrumentes häufigstark vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abweichen. Wie wirkt sich nun die Vorrangstellung <strong>der</strong> öffentlichen Handim <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> auf das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-Verständnis und auf die Ernsthaftigkeit<strong>der</strong> verfolgten Ansätze aus?Bei <strong>der</strong> Umfrage sollten die Respondenten angeben, welcher von neun vorgegebenen Begriffenund welche von neun dazugehörigen Def<strong>in</strong>ition auf ihr <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> am ehesten zutreffen.Die vorgegebenen Begriffe s<strong>in</strong>d dem Begriff „<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>“ verwandt und die dazugehörigenDef<strong>in</strong>itionen wurden nach dem aktuellen Sachstand <strong>der</strong> Fachliteratur gewählt.Zudem wurde fragenübergreifend unabhängig von <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Respondenten ermittelt,welcher <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansatz tatsächlich verfolgt wird. Diese drei Variablen s<strong>in</strong>d im folgendenSchaubild gegenüber gestellt.Abb.11: Das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>verständnis– Ansatz,Def<strong>in</strong>ition und BegriffDem „umfassenden <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>“ kommt die größte Bedeutung zu. Umfassendes <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ist als Instrument zu verstehen, das die ganzheitliche Stadtentwicklung unterstützt,<strong>in</strong>dem es die Kooperation möglichst vieler relevanter Akteursgruppen för<strong>der</strong>t, die Stadt <strong>in</strong> ihrergesamten Fläche betrachtet, die funktionale Vielfalt e<strong>in</strong>er Stadt <strong>in</strong> hoher Breite e<strong>in</strong>beziehtund auf weit gefächerte Zielgruppen ausgerichtet ist. Dieses Verständnis wird <strong>in</strong> 45 Prozent<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 12 -


<strong>der</strong> Fälle umgesetzt, jedoch mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bezug privater Akteure häufigger<strong>in</strong>g ausfällt. Nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Respondenten f<strong>in</strong>det umfassendes <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>noch häufiger Anwendung, woh<strong>in</strong>gegen es als Begriff kaum verbreitet ist.Entgegen den Nachbarlän<strong>der</strong>n hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>der</strong> Begriff „<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>“ nichtdurchsetzen können. Nachdem er 2001 bereits bei gut <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Prozesse Verwendungfand, ist dies heute nur noch bei 42 Prozent <strong>der</strong> Fall. Stattdessen wird auf weiteren 27 Prozent<strong>der</strong> Prozesse <strong>der</strong> Begriff „Standortmarket<strong>in</strong>g“ angewendet. Entsprechend wird dieserBegriff von den Befragten am häufigsten als zutreffend angegeben. „Standortmarket<strong>in</strong>g“ wird<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> jedoch häufig als Synonym für „<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>“ verwendet und br<strong>in</strong>gt nurselten an<strong>der</strong>e Prozess<strong>in</strong>halte zum Ausdruck. Tatsächliches Standortmarket<strong>in</strong>g im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s, das vorrangig auf die Zielgruppe <strong>der</strong> Unternehmen abzielt und als Instrument<strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung zu betrachten ist, wird nur <strong>in</strong> knapp je<strong>der</strong> zehnten Stadto<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de betrieben.Auffallend häufig (<strong>in</strong> 37 Prozent <strong>der</strong> Fälle) ist <strong>der</strong> tatsächlich verfolgte <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansatzals <strong>in</strong>dividuelles o<strong>der</strong> rudimentäres <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> zu bezeichnen. Im <strong>in</strong>dividuellen <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>wird <strong>der</strong> Stadtentwicklungsprozess durch e<strong>in</strong>ige (Stadt-)Market<strong>in</strong>gelemente bereichert,ohne dass e<strong>in</strong>deutige Zielsetzungen o<strong>der</strong> Schwerpunkte verfolgt werden. Manchmalbesteht ke<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungsgrundlage, ke<strong>in</strong>e klare Organisationsform o<strong>der</strong> es ist wenig o<strong>der</strong>ke<strong>in</strong> fest zugeteiltes Personal vorhanden. Auch wenn <strong>in</strong>dividuelles <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> zu partiellenErfolgen führen kann, handelt es sich dennoch um e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geschränkten <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansatz.Die Fälle des rudimentären <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s s<strong>in</strong>d als sehr „unvollständig“ zubezeichnen.In Deutschland und Österreich werden häufig die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> weitgehend bedeutungslosenAnsätze des City- und E<strong>in</strong>zelhandelsmarket<strong>in</strong>gs verfolgt. Diese beiden Ansätze zielen(hauptsächlich) auf die Innenstadt ab, wobei <strong>der</strong> Schwerpunkt des E<strong>in</strong>zelhandelsmarket<strong>in</strong>gsauf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt, <strong>der</strong> Schwerpunkt des Citymarket<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>gegenauf <strong>der</strong> ganzheitlichen Aufwertung <strong>der</strong> Innenstadt liegt. Die e<strong>in</strong>geschränkten o<strong>der</strong> unvollständigenAnsätze des <strong>in</strong>dividuellen und rudimentären <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegensehr selten. Dies ist e<strong>in</strong> deutliches Indiz dafür, dass <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> den beiden Nachbarlän<strong>der</strong>nmit höherer Intensität als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> betrieben wird.5. Durchführungsproblematik kontra verzeichnete ErfolgeWie gezeigt wurde, unterscheidet sich das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wesentlich vom<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> beiden Nachbarlän<strong>der</strong>. Interessant ist, dass dennoch <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>nungefähr die gleichen Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s auftreten unddas Instrument <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>n ähnliche Erfolge hervorbr<strong>in</strong>gt.Bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s haben die Städte und Geme<strong>in</strong>den meist mit vielensehr unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Dabei kristallisieren sich <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>nzwei Problempunkte als die deutlich schwerwiegendsten heraus:Der Punkt „Unterschiedliches Verständnis <strong>der</strong> Akteure von ‚<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>’“ ist das <strong>in</strong> allendrei Län<strong>der</strong>n meist genannte Problemfeld. Obgleich <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> weitgehend etabliert ist,bestehen noch immer sehr unterschiedliche Auffassungen über Def<strong>in</strong>ition, Zielstellung, Inhalteund Vorgehensweise des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>. In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nennen dieses Problem 54Prozent <strong>der</strong> Befragten, <strong>in</strong> Österreich 67 Prozent und <strong>in</strong> Deutschland sogar 75 Prozent. Dassdieses Problem <strong>in</strong> den beiden Nachbarlän<strong>der</strong>n noch stärker auftritt, ist auf die dort höhereBeteiligung privater Akteure zurückzuführen – auf öffentlicher und privater Seite bestehenhäufig unterschiedliche Auffassungen über das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>.„Fehlende F<strong>in</strong>anzmittel“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen drei Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> zweithäufigst genannte Problempunkt.In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> haben damit 50 Prozent, <strong>in</strong> Österreich 60 Prozent und <strong>in</strong> Deutschland 55<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 13 -


Prozent <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s zu kämpfen.Auch das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> bleibt von den leeren Kassen also nicht verschont, obgleich <strong>in</strong> ihmdurch die Beteiligung Privater an <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung f<strong>in</strong>anzielle Engpässe <strong>in</strong> den Verwaltungeneher umgangen werden sollten – e<strong>in</strong> Ansatz <strong>der</strong> bislang kaum (und <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> am wenigsten)fruchtet.Als drittes Problemfeld hebt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (nicht <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n) <strong>der</strong> Punkt „dieStadt / Geme<strong>in</strong>de trägt beim <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong>seitig Kosten und Risiken“ von den restlichenbefragten Punkten ab. Dies mag e<strong>in</strong>e „Nebenwirkung“ <strong>der</strong> Sichtweise des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sals Führungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutive se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> welcher Private nur ger<strong>in</strong>gfügig beteiligtwerden.Des Weiteren werden die Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> mit ganzunterschiedlichen, <strong>in</strong>dividuellen Schwierigkeiten konfrontiert. Die folgende Abbildung zeigtdie Häufigkeit, mit denen e<strong>in</strong>zelne Problempunkte bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sauftreten.Abb.12: Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sTrotz den breit gefächerten Problemen bei <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s wird es weitgehendpositiv beurteilt. Insgesamt wurden 25 Punkte zum Erfolg des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s befragt,wobei 20 dieser Punkte <strong>in</strong> mehr als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Städte erreicht werden konnten. AllePunkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Grafik dargestellt. Die Respondenten konnten jeweils mit „ja“,„teilweise“, „ne<strong>in</strong>“ o<strong>der</strong> „nicht zu beantworten“ antworten. Die Nennungen „teilweise“ wurdenzur Hälfte als Erreichen und zur Hälfte als Nicht-Erreichen des jeweiligen Punktes gewertet.<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 14 -


Abb.13: Erfolge des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>An dieser Stelle s<strong>in</strong>d die wesentlichen Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong> Erfolge des<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s zusammengefasst.Umsetzungsorientierung: Mit <strong>der</strong> Ausnahme e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Geme<strong>in</strong>de werden im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Man hält sich wie auch <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>nnicht mit <strong>der</strong> Strategief<strong>in</strong>dung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Leitbildformulierung auf, son<strong>der</strong>n handhabt <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>als umsetzungsorientiertes Instrument.Kommunikation und Kooperation: In den beiden Nachbarlän<strong>der</strong>n wird die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Kommunikation und Kooperation zwischen den (öffentlichen und privaten) Akteuren von denBefragten als durchwegs erfolgreich e<strong>in</strong>gestuft. Partnerschaftliche Projektarbeit kommt zumTragen und häufig s<strong>in</strong>d ganz unterschiedliche Branchen durch Akteure vertreten. In <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> wurden diese Punkte nicht ganz so positiv bewertet. Dies lässt darauf schließen,dass die Handhabung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s als Führungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutivebreite Kooperationen tatsächlich wesentlich erschwert.Erreichen primärer Zielsetzungen: Das primäre Ziel <strong>der</strong> Attraktivierung als Wohnort wurdebed<strong>in</strong>gt erreicht. Zwar geben nur sehr wenige Befragte an, dass dies überhaupt nicht zutrifft,allerd<strong>in</strong>gs wird dieses Ziel auch nur <strong>in</strong> rund jedem dritten Fall zur völligen Zufriedenheit erreicht.Das zweite wichtige Ziel <strong>der</strong> Verbesserung des Stadt- bzw. Geme<strong>in</strong>deimages konnte<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle erreicht werden. 65 Prozent gaben an, dass sich das Stadt- bzw.Geme<strong>in</strong>deimage allgeme<strong>in</strong> verbessert hat und auch die Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien wirdweitgehend als positiv gesehen. In Österreich h<strong>in</strong>gegen wurden die dort vorrangigen Zielstellungen<strong>der</strong> Attraktivierung <strong>der</strong> Innenstadt und <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>zelhandels nur bed<strong>in</strong>gterreicht. Die Bewertung <strong>der</strong> Erreichung dieser beiden Zielstellungen fiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>sehr negativ aus, was jedoch nur als weiterer H<strong>in</strong>weis dafür zu werten ist, dass sich <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> we<strong>der</strong> auf die Innenstadt noch auf den E<strong>in</strong>zelhandel konzentriert.Für Deutschland konnten bezüglich <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> primären Zielsetzungen ke<strong>in</strong>e Erkenntnissegewonnen werden.Profilierung im Städtewettbewerb: In <strong>der</strong> Fachliteratur wird <strong>der</strong> sich verschärfende <strong>in</strong>terkommunaleWettbewerb meist als Entstehungsursache des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s aufgeführt. In <strong>der</strong><strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>-Praxis <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> gel<strong>in</strong>gt es den Städten und Geme<strong>in</strong>den jedoch nur bed<strong>in</strong>gt,mit dem Instrument die Wettbewerbsfähigkeit bzw. die Wettbewerbsposition zu<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 15 -


verbessern. Weitere für die Konkurrenzsituation relevante Kriterien, wie die Verbesserung<strong>der</strong> Innovations- und Handlungsfähigkeit des Standortes und die Verbesserung <strong>der</strong> strategischenAusrichtung <strong>der</strong> Stadtentwicklung, werden ebenfalls nur bed<strong>in</strong>gt erreicht. In Deutschlandund Österreich ist dies nicht an<strong>der</strong>s.Zufriedenheit: Nur <strong>in</strong> je<strong>der</strong> achten Stadt o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de g<strong>in</strong>gen die an das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>gestellten, <strong>in</strong>dividuellen Erwartungen ganz <strong>in</strong> Erfüllung. In nahezu allen weiteren Geme<strong>in</strong>dentrifft dies aber zum<strong>in</strong>dest teilweise zu. Sehr positiv ist festzustellen, dass <strong>in</strong> allen erfasstenStädten und Geme<strong>in</strong>den <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> auf Dauer weiterlaufen soll und zudem <strong>in</strong> denmeisten Fällen positive Erfahrungen mit dem Instrument gesammelt wurden. Alles <strong>in</strong> allemist die Zufriedenheit mit dem Instrument groß. In den beiden Nachbarlän<strong>der</strong>n fallen dieseBewertungen noch positiver aus – es ist dort die Zufriedenheit noch größer.6. Handlungsschwerpunkte für das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Durch die <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>umfrage konnten e<strong>in</strong>ige Erkenntnisse gewonnen werden, die Beson<strong>der</strong>heiteno<strong>der</strong> auch beson<strong>der</strong>e Problempunkte des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> aufdecken.Aus diesen heraus lassen sich e<strong>in</strong>ige Fragen zu <strong>der</strong> weiteren Entwicklung des<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s ableiten.6.1 Partizipation kontra FührungsfunktionEs konnte e<strong>in</strong> offensichtlicher Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> Idee des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s als kooperativesInstrument und <strong>der</strong> tatsächlichen Handhabung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> als Führungs<strong>in</strong>strument zu Händen <strong>der</strong> Exekutive erkannt werden.Die weitgehend fehlende Bereitschaft <strong>der</strong> öffentlichen Hand, die Führungsrolle abzugeben,o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest mit privaten Partnern zu teilen, br<strong>in</strong>gt mehrere nicht zu unterschätzendeSchwierigkeiten mit sich:• Die Kluft zwischen <strong>der</strong> öffentlichen Hand und den für die Stadtentwicklung bedeutendenprivaten Akteuren bleibt bestehen.• Kosten und Risiken des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s trägt e<strong>in</strong>seitig die Stadt o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de.• E<strong>in</strong>e breite Basis, bzw. e<strong>in</strong>e breite Zustimmung kann für den <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>prozessnur schwerlich gewonnen werden.• Es werden die neuen Ansprüche des vernetzten Vorgehens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklungsplanungdurch das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> nur bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>gelöst.• Durch den Nichte<strong>in</strong>bezug privater Akteure bleiben wertvolle Kreativität und Kapazitätenungenutzt.• Manche Themenfel<strong>der</strong> können ohne die Zustimmung und Beteiligung <strong>der</strong>entsprechenden Akteure nicht angegangen werden.• Usw.Bewusst s<strong>in</strong>d hier nur die Nachteile des anzutreffenden Rollenverständnisses im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> genannt. Es bestehen auch e<strong>in</strong>ige Vorteile dieser Handhabung (z.B. istdie demokratische Legitimität bei e<strong>in</strong>em <strong>der</strong>artigen Vorgehen nicht gefährdet) und e<strong>in</strong>e breiterangelegte Kooperation br<strong>in</strong>gt neue Schwierigkeiten mit sich (z.B. kann e<strong>in</strong> effektives Vorgehendurch zu breit angelegte Kooperationen gefährdet werden). Dennoch stellt sich dieFrage, ob e<strong>in</strong> dauerhaft erfolgreiches Vorgehen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> unter E<strong>in</strong>behalten <strong>der</strong>Führungsansprüche <strong>der</strong> öffentlichen Hand erreicht, bzw. ob <strong>der</strong> ursprüngliche Entstehungss<strong>in</strong>ndes <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> überhaupt e<strong>in</strong>gelöst werden kann. <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> ist zwar e<strong>in</strong> vonden Befragten positiv bewertetes Instrument, jedoch s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> den beiden Nachbarlän<strong>der</strong>nverzeichneten Erfolge unter e<strong>in</strong>em stärker kooperativen Vorgehen größer.<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 16 -


Es steht die Frage im Raum, wie <strong>in</strong> Zukunft sowohl das Rollenverständnis <strong>der</strong> Führung modifiziert,als auch die Erarbeitung und Umsetzung kooperativer Entwicklungsprozesse gestaltetwerden soll.6.2 Die thematische AusrichtungEs wurde deutlich, dass <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong>en ganz eigenen Weggeht. Dabei ist bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Respondenten e<strong>in</strong> umfassendes Verständnis von<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> vorhanden, dem jedoch nicht <strong>in</strong> allen Fällen nachgegangen wird. Ebensostimmt <strong>der</strong> häufig verwendete Begriff Standortmarket<strong>in</strong>g nur selten mit <strong>der</strong> effektiven Zielsetzungübere<strong>in</strong>. Entgegen <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n zielt <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> vorrangig auf die Attraktivierung als Wohnort ab und auch die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungim Rahmen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s stellt e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit dar.Wie sich gezeigt hat, wird zum<strong>in</strong>dest das Ziel <strong>der</strong> Attraktivierung als Wohnort auch weitgehen<strong>der</strong>reicht. Dennoch stellt sich die Frage, ob nicht das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> an<strong>der</strong>ewichtige Themenbereiche zum eigenen Nachteil vernachlässigt.• Neben dem <strong>in</strong>terkommunalen Wettbewerb gilt die Verödung <strong>der</strong> Innenstädte alszweite wesentliche Entstehungsursache des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s. Sollte sich das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht verstärkt <strong>der</strong> Funktions- und Bedeutungsgestaltung<strong>der</strong> Innenstädte widmen?• Wie rechtfertigen sich die relativ ger<strong>in</strong>ge Bedeutung und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>bezug desE<strong>in</strong>zelhandels <strong>in</strong> das <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>? Sollte dieser als wichtiges Themenfeld zukünftige<strong>in</strong>e bedeuten<strong>der</strong>e Rolle e<strong>in</strong>nehmen?• Wie können o<strong>der</strong> sollen im Rahmen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s die steigendenZielgruppenansprüche im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es umfassenden <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>ansatzes mit demStadtangebot <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden?6.3 Lösung aktueller ProblemeE<strong>in</strong> weiterer Handlungsschwerpunkt des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wird se<strong>in</strong> müssen,die <strong>der</strong>zeit drängenden Probleme, die bei <strong>der</strong> Umsetzung des Instrumentes auftreten, abzubauen.Es stellt sich zunächst die Frage, wie die F<strong>in</strong>anzierung des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s, als Grundlagefür e<strong>in</strong> dauerhaftes Bestehen, gesichert werden kann. Bei ohneh<strong>in</strong> knappen Kassen mussüber Wege nachgedacht werden, wie Private vermehrt an <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Prozessebeteiligt werden können. Auch s<strong>in</strong>d bislang nicht vorhandene Möglichkeiten des F<strong>in</strong>anzierungszwangszu diskutieren. In Deutschland beispielsweise sollen für Bus<strong>in</strong>ess ImprovementDistricts die Rechtsgrundlagen geschaffen und sie dann im Rahmen des <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>sgenutzt werden. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong>artiger Strategien wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bislang <strong>der</strong> Denkanstoßvermisst. Es ist zu bezweifeln, ob trotz Festhalten an bewährten Vorgehensweisen mit<strong>der</strong> Handlungshoheit bei <strong>der</strong> öffentlichen Hand die <strong>der</strong>zeit beim <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> auftretendenF<strong>in</strong>anzierungsengpässe bewältigt werden können.Auch das zweite schwerwiegende Problem (das unterschiedliche Verständnis von <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>)darf nicht unterschätzt werden. Nur wenn e<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>igermaßen) e<strong>in</strong>heitliches Verständnisbei den beteiligten Akteuren vorhanden ist, werden Reibungsverluste vermieden und iste<strong>in</strong> effizientes Vorgehen möglich. Je breiter <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> gehandhabt wird, desto wichtigerist dieser Punkt. Gerade bei den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> häufig anzutreffenden Prozessen des umfassenden<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong>s ist es folglich dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, dass die Akteure sich überZiele, Inhalte und Vorgehen im <strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> austauschen und e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Fundamentfür das weitere Vorgehen gefunden wird.<strong>Stadtmarket<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Dreilän<strong>der</strong>vergleich - 17 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!