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wicca 2010

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BESONDERHEITEN IN DEUTSCHLANDUnter den organisierten Wicca-Gruppen in Deutschland gibtes neben den genannten britischen Traditionen auch MerlianWiccas, die in einer sich auf den sagenhaften Zauberer Merlinbeziehenden Tradition stehen, sowie auch eine Richtung, diesich wahrscheinlich auf den ägyptischen Isiskult bezieht (TheFellowship of Isis). Sehr verbreitet in Deutschland ist die derDianischen Tradition verwandte sog. Feen-Richtung bzw. dieReclaiming-Richtung nach Starhawk.Im deutschsprachigen Raum wird seit der Christianisierungbis heute mitunter die Hexenreligion dem Satanismus zugesellt,was nicht der Wicca-Perspektive entspricht, auch wennsich mitunter ähnliche Symbole wiederfinden, z.B. das Pentagramm.Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich in steigendemMaße die Neuen Medien bezüglich der Vernetzung, Werbungund Ausbildung von Wiccas wie auch weiterer Hexen- undNeuheidenanhänger.ORGANISATIONEN IN EUROPAManche Wicca-Gruppen organisieren sich in Netzwerken mitanderen neuheidnischen Richtungen, etwa keltischer, germanischeroder schamanischer Prägung. Während ein Großteildieser Neuheiden insgesamt entweder links-ökologisch ausgerichtetoder unpolitisch und lediglich religiös interessiertist, gibt es auch pagane Gruppen, die – sich betont auf völkisch-germanischeTraditionen berufend – der neofaschistischenSzene angehören. Zu letzteren zählt beispielsweise derArmanenorden.Eine jährliche europaweite Zusammenkunft von ausschließlichWiccas ist der Pan European Wiccan Congress (PEWC).Eine Dachorganisation für Wicca in Deutschland konnte bishernicht etabliert werden. Als übergreifende Netzwerke könnenjedoch die Pagan Federation Deutschland – Österreich –Schweiz (PF D.A.CH.), der Rabenclan e. V. und Steinkreis –pagan network e. V. genannt werden.VERBREITUNGGenauso wie es bisher keine exakte religionswissenschaftlicheErfassung dessen gibt, was sich unter dem Begriff "Wicca"firmiert, gibt es auch keine zuverlässigen Zahlen bezüglichder Wicca-Mitglieder. Dies liegt zum einen an der starkautonomen Struktur der Wicca-Bewegung in Deutschland,zum anderen an der Existenz zahlreicher sog. "solitairies",d.h. alleinpartizipierender Wiccas, die sich darüber hinaus ausvielen Gründen nicht immer nach außen bekennen. Dazukommen zahlreiche "freifliegende", d. h. nichttraditionsgebundeneHexen, die sich selbst nicht notwendig der Wicca-Bewegung zuordnen, auch wenn sie teilweise dieselben rituellenPraktiken vollziehen. Laut Rabenclan e. V. ist fürDeutschland von einer Zahl von über 100.000 praktizierendenWiccas auszugehen.SCHRIFTENGardner, Gerald B.: Witchcraft Today (1954). New York2004Crowley, Vivianne: Wicca. Die alte Religion im Neuen Zeitalter.Bad Ischl 1989Starhawk: Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin.München 1994KONTAKTADRESSENwww.pagan-federation.dewww.rabenclan.dewww.dersteinkreis.deLITERATURRuttmann, Hermann: Die Religion der Großen Göttin und ihresGefährten, in: Connection 11/94 , S. 59-63Graichen, Gisela: Die neuen Hexen. Gespräche mit Hexen.Hamburg 1998Rensing, Britta: Die Wicca-Religion. Theologie, Rituale,Ethik. Marburg 2007Fischer, Kathrin: Das Wiccatum. Volkskundliche Nachforschungenzu heidnischen Hexen im deutschsprachigen Raum.Würzburg 2007Neger, Birgit: Moderne Hexen und Wicca. Aufzeichnungenüber eine magische Lebenswelt von heute. Wien 2009Universitätsstr. 55 – D-35037 MarburgTel. und Fax: 0 64 21 / 6 42 70 – info@remid.de – www.remid.deBearbeitung: Margrit Jütte. © REMID 2004 (überarbeitet <strong>2010</strong>)


BEGRIFF"Wicca" dient als Sammelbegriff für Gruppen, die sich einerbestimmten neuheidnischen, von vorchristlichen europäischen,aber auch von außereuropäischen Religionsinhaltengeprägten ritualorientierten Mysterienreligion zurechnen. DerBegriff "Wicca" wurde wahrscheinlich abgeleitet von "wiccein"(keltisch-gälisch), was soviel wie "machen, verändern"bedeutet und zum englischen "witch" wurde, im Deutschenmeist als "Hexe" wiedergegeben.GESCHICHTEDie ersten feststellbaren Wicca-Gruppen bildeten sich um dieMitte des letzten Jahrhunderts in Großbritannien, und zwarnach der Abschaffung des "Witchcraft Acts" von 1735, mitdem bis 1951 Hexerei unter Strafe verboten war. Parallel dazuveröffentlichte der englische Beamte Gerald BrosseauGardner (1884-1964) High Magic´s Aid (1949), WitchcraftToday (1954) und The Meaning of Witchcraft (1959) – Bücher,die Grundlage für den englischen Wicca-Kult wurdenund teils literarische Vorlage für die Rituale späterer sog.Covens wurden. Gardner, welcher sich selbst wiederum aufCharles Lealand bezog (Aradia, Gospel of the Witches, 1899),dessen Werk über Hexen langezeit die einzige Quelle für einenexistieren Hexenglauben darstellte, hatte angegeben, bereitsseit 1936 Mitglied des New-Forest-Covens zu sein.Wichtig für Gardners Wirken war auch der Einfluss vonMargarete Alice Murray (The Witch-Cult in Western Europe,1921 bzw. The God of the Witches, 1931). Eine eventuelleVerbindung zwischen Gardner und Aleister Crowley und dessenOrdo Templi Orientis (O.T.O.) ist ungewiss. Ob sichGardner selbst zum "König der Hexen" ernannte, um dadurcheine Führungsposition für die gesamte Bewegung einzunehmen,ist ebenso wenig bekannt.Zunächst verbreitete sich die Wicca-Bewegung im englischsprachigenRaum. Raymond und Rosemary Buckland, zweivon Gardners Schülern, brachten die Ideen des britischenWicca in die USA, wo recht schnell auch neue Traditionenentstanden. Mehrere Hexenzirkel wurden ab 1960 von derHexe Sybil Leek gegründet. 1972 rief Hohepriesterin MaryOenida Toups den "Religious Order of Witchcraft" ins Leben.Ebenso kam es in den USA zur Herausbildung einer Wicca-Kirche (Church and School of Wicca), die offiziell als Religionanerkannt ist. Nachdem seit den 1970er Jahren das Neuheidentumin Deutschland vermehrt Anhänger fand, bildetensich bald auch die ersten, den internationalen Wicca-Gruppennahestehenden Gemeinschaften. Jedoch lässt sich erst ab den1980er Jahren von einer Wicca-Bewegung in Deutschlandsprechen.DIE COVENSGruppen von Wicca-Anhängern organisieren sich meist insog. Coven (wörtlich: Hexensabbat), die maximal 13 Mitgliederzählen und in der Regel gemischtgeschlechtlich sind(Ausnahme: feministische Coven). Für die Mitgliedschaft ineinem Coven bedarf es der Initiation in die Tradition desWicca und des jeweiligen Coven. Normalerweise gibt es dabeidrei Einweihungsstufen: Im ersten Grad erfährt der Initiandeine allgemeine Einweihung in den Wicca-Kult und wirddann (nach gardnerischer und alexandrischer Tradition) als"Hexe", "Priester" oder "Priesterin" bezeichnet. nach der Initiationin den zweiten Grad darf die Person nun als "Hohepriester"bzw. "Hohepriesterin" Rituale leiten und Wicca-Anhänger des ersten Grades unterweisen. In einigen Richtungendes Wicca werden nur Paare in den dritten Grad initiiert.Diese sind dann befugt, einen Coven zu leiten und selbst neueMitglieder zu initiieren."Hexenkönigin" ist eine mindestensdrei Coven leitende Hohepriesterin des dritten Grades. Allerdingsvariieren diese Gegebenheiten je nach Tradition undauch je nach einzelnem Coven. Die sog. Reclaiming-Richtungz.B. kennt kein Gradsystem.WICHTIGE ELEMENTE DER RELIGIÖSENPRAXISDie Wicca-Bewegung ist durch eine große Vielfalt geprägtund besitzt kaum einen allgemein anerkannten Konsens.Zentral jedoch ist zumeist die Verehrung der "Großen Göttin"in ihren drei verschiedenen Gestalten – Jungfrau, Mutter, alteWeise –, der als Partner der gehörnte (jedoch nicht mit demTeufel gleichzusetzende), fruchtbarkeitsbringende Gott zugeordnetist. Zu ihr gehören je nach Gestalt verschiedene Namen,Elemente, Symbole, Farben und Eigenschaften. Im Ritualwerden Göttin und Gott durch Priesterin und Priester vertreten.Die Natur selbst wird, wie auch bei allen anderen neuheidnischenGruppen, als als Ausdruck göttlicher Kräfte(bzw. als das Göttliche selbst) interpretiert, mit denen mansich im Ritual verbindet, um diese u. a. für magische Handlungenzu nutzen. Meist orientieren sich die Mitglieder einesCovens an einem jeweils variierenden "Book of Shadows",das den für den Coven gültigen Glaubenspantheon sowie dieentsprechenden Ritualvorgaben enthält. In unterschiedlichenAkzentuierungen finden sich in der religiösen Praxis auch E-lemente aus Schamanismus, Tarot sowie aus verschiedenenMeditationsrichtungen, beeinflusst auch dadurch, welche Erfahrungendie Mitglieder in den Coven mitbringen und als integrationswürdigbefinden.Für Zusammenkünfte werden gern Kultstätten in der Naturaufgesucht (wie z. B. die Extersteine bei Paderborn). Im Jahreslaufwerden acht Feste gefeiert: Vier Sonnenfeste – dieTag- und Nachtgleichen und die Sonnenwenden – und vierweitere Feste keltischen Ursprungs: Imbolc (2. Februar), Beltane(1. Mai), Lammas (1. August) und Samhain (1. November).Darüber hinaus bedeutsam sind Vollmond-Feiern (Esbats),welche zumeist Coven-intern begangen werden und fürmagische Arbeiten reserviert sind.RICHTUNGENMit der Zeit hat sich eine Vielzahl verschiedener Traditionendes Wicca herausgebildet, die sich jeweils durch Herkunft,bestimmte Akzente in ihrer Glaubensrichtung und Praxisunterscheiden. Einige wichtige davon sind:Gardnerian WiccasDie Rituale werden nach der Überlieferung Gerald Gardnersausgestaltet und ebenso wird die Initiationen korrekt weitergegeben.Alexandrian WiccasDiese Tradition entstand nach Alex und Maxine Sanders. A-lex Sanders soll nach dem Tod Gardners von HohepriesterInnenzum "König der Hexen" gewählt worden sein. EinigeCovens und Einzelpersonen sind in beide, eng mit einanderverbundenen Richtungen initiiert (Algard Wiccas).Hereditary Wiccas"Familienhexen" bzw. "Erbhexen" betrachten ihre religiösenVorstellungen als Familienerbe. Dies führt zu einer abgeschlossenerenExistenz innerhalb der Wicca-Bewegung.Dianic WiccasBei dieser Richtung, die sehr viele Untergruppen kennt, wirddie Göttin stark hervorgehoben, manche Gruppen klammernden männlichen Part in ihrer Praxis sogar gänzlich aus.Der Übergang zu feministischen, teils auch politisch und ökologischengagierten Wicca-Gruppen, die oft in engem Zusammenhangmit der US-amerikanischen Publizistin ZsuzsannaBudapest und deren Schülerin Starhawk (bürgerlich:Miriam Simos) stehen, ist fließend (Reclaiming Wiccas).

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