AIIC-Workshop Dolmetscher für Dolmetscher am 26. November
AIIC-Workshop Dolmetscher für Dolmetscher am 26. November
AIIC-Workshop Dolmetscher für Dolmetscher am 26. November
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<strong>Dolmetscher</strong> <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong><br />
<strong>AIIC</strong>-<strong>Workshop</strong> <strong>am</strong> <strong>26.</strong> <strong>November</strong> 2011 in Frankfurt <strong>am</strong> Main<br />
Bericht von Angela Drösser, PR-Referentin aiic Deutschland<br />
Ist es nicht immer wieder nützlich, sich während der Pausen auf Konferenzen mit KollegInnen über<br />
Erfahrungen, Probleme, Neuigkeiten, neue Entwicklungen oder auch ganz banale praktische Dinge<br />
auszutauschen? Aber meist sind diese Pausen zu kurz, und man muss leider zurück in die Kabine, bevor man ein<br />
Thema detaillierter besprechen konnte. Genau diese Erfahrung nahm Almute Löber, Fortbildungsreferentin aiic<br />
Deutschland, zum Anlass, einmal einen <strong>Workshop</strong> zu organisieren, bei dem <strong>Dolmetscher</strong> sich über alle<br />
möglichen Themen und Fragen austauschen konnten, mit denen sie im beruflichen Alltag konfrontiert sind. Das<br />
Themenspektrum war vielfältig, der Kreis der Teilnehmer und Referenten ebenfalls: Referenten aus<br />
Deutschland, der Schweiz und Belgien, aiic-Mitglieder und VKD-Mitglieder, eine <strong>Dolmetscher</strong>in <strong>für</strong><br />
Gebärdensprache, erfahrene <strong>Dolmetscher</strong>Innen und BerufsanfängerInnen und als jüngste Teilnehmerin eine<br />
Schülerin, die sich <strong>für</strong> unseren Beruf interessiert.<br />
Und es war wirklich ein bisschen wie eine lange Kaffeepause – 7 Stunden interaktiver <strong>Workshop</strong>, flankiert von<br />
Flipcharts, Büchertischen und Postern, auf denen die TeilnehmerInnen Infos, Tandem-Wünsche, Anregungen<br />
etc. platzieren konnten. Gleichzeitig achtete Almute Löber als <strong>Workshop</strong>-Leiterin darauf, dass die <strong>für</strong> die<br />
einzelnen Themen vorgesehenen Zeitfenster eingehalten wurden, und wies sowohl die ReferentInnen als auch<br />
die Teilnehmer rechtzeitig darauf hin, dass es Zeit <strong>für</strong> einen Themenwechsel war.<br />
Als erster Referent sprach Mike Morandin, Konferenzdolmetscher aus Heidelberg und erklärter „Techniknarr“<br />
über die Migration von Windows zu Apple. Dieses Thema liegt zurzeit voll im Trend, so dass viele KollegInnen<br />
gleich die Chance nutzten, ihre Fragen loszuwerden.<br />
Mike Morandin stellte zunächst die Stärken und<br />
Schwächen der beiden Betriebssysteme vor.<br />
Während Windows eine bessere<br />
Fensterverwaltung, <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong> interessantere<br />
Progr<strong>am</strong>me und vielfältigere<br />
Einstellungsmöglichkeiten bietet, sind die Vorteile<br />
bei OS X eindeutig die intuitive Handhabung (wenn<br />
man das mag), die hohe Integration verschiedener<br />
Geräte über ein einziges „Ökosystem“,<br />
Gestensteuerung, komfortable Speicherung und<br />
Synchronisation (iCloud) sowie nette Extras und<br />
natürlich das bestechende Apple-Design. Den<br />
Mythos, dass Mac-Geräte zuverlässiger und<br />
innovativer seien als PCs, konnte Mike Morandin<br />
allerdings nicht bestätigen.<br />
Nach der Einführung gab es Ratschläge <strong>für</strong><br />
ehemalige Windows-User, die sich <strong>für</strong> einen Mac<br />
entschieden haben. Wenn man beispielsweise die<br />
vorhandenen Windows-basierten<br />
Fachwörterbücher weiter verwenden möchte, gibt<br />
es zwei Lösungsvarianten: Progr<strong>am</strong>me, mit denen<br />
man einen parallelen Windows-Desktop aufbaut,<br />
auf dem dann die Windows-Progr<strong>am</strong>me laufen<br />
(Parallels Desktop, VMware Fusion, Virtual Box)<br />
oder das Progr<strong>am</strong>m CrossOver, das eine Windows-<br />
Umgebung emuliert, ohne dass Windows<br />
aufgespielt werden muss. Allerdings laufen nicht<br />
alle Progr<strong>am</strong>me einwandfrei auf CrossOver.<br />
1<br />
Mike Morandin
Am Schluss seines Vortrags stellte Mike Morandin noch einige nützliche Progr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> Büro und Freizeit vor,<br />
die bei den Teilnehmern auch auf großes Interesse stießen – vom Home-Banking über Kalorienzählprogr<strong>am</strong>me<br />
bis zur Mac-Version von Solitaire war alles dabei, was <strong>Dolmetscher</strong> gut gebrauchen können.<br />
Nachdem die Teilnehmer schon auf Computer-Themen eingestimmt waren, stellte Peter Sand, freiberuflicher<br />
<strong>Dolmetscher</strong> und Übersetzer aus Genf das Terminologie-Tool Interplex vor.<br />
Peter Sand<br />
2<br />
Als Einführung in seinen Vortrag beschrieb der<br />
Referent, wie es zur Entwicklung von Interplex<br />
k<strong>am</strong>: Nachdem er auf dem Software-Markt kein<br />
geeignetes Tool <strong>für</strong> die Verwaltung seiner<br />
umfangreichen Glossare gefunden hatte,<br />
entschloss er sich, selbst ein solches Tool zu<br />
progr<strong>am</strong>mieren. Um der Arbeitssituation in der<br />
Kabine gerecht zu werden, muss ein solches<br />
Progr<strong>am</strong>m kurze Zugriffszeiten aufweisen, mit den<br />
verschiedensten Sprachkombinationen<br />
funktionieren und leicht zu verwalten sein.<br />
Angesichts der sich wandelnden<br />
Nutzerpräferenzen wurde das ursprünglich <strong>für</strong> DOS<br />
und Windows entwickelte Progr<strong>am</strong>m <strong>für</strong> die<br />
Anwendung unter OS X angepasst und soll bald<br />
auch als reine Mac-Version erhältlich sein. Es läuft<br />
nach Angabe von Peter Sand aber auch bereits<br />
problemlos unter CrossOver (s.o.) und ist auch als<br />
App <strong>für</strong> iPad und iPhone erhältlich.<br />
Nach dem Vortrag gab es jede Menge Fragen von Interplex-Usern und Interessenten, die Peter Sand anhand<br />
von praktischen Demos geduldig beantwortete, bis Almute Löber die Kaffeepause einläutete, in der die<br />
Teilnehmer die Gelegenheit zum ersten informellen Networking lebhaft nutzten.<br />
Kurz vor 12.00 Uhr und d<strong>am</strong>it eine Stunde vor der Mittagspause ging es dann weiter mit dem gemeins<strong>am</strong>en<br />
Vortrag von Erika Levi, Konferenzdolmetscherin und Diplom-Psychologin aus München, und Valérie Bourmault,<br />
Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin und Diplom-Kauffrau aus Köln, zum Thema Ernährung <strong>für</strong> Körper und<br />
Stimme.<br />
Im ersten Teil des Vortrags beschrieb Erika Levi die Wechselbeziehung zwischen Ernährung und Erleben und<br />
Verhalten. Ausgehend von der typischen Arbeitssituation in der <strong>Dolmetscher</strong>kabine benannte sie die einzelnen<br />
Faktoren, die dazu führen, dass der Körper Stress empfindet und entsprechende Reaktionen ausgelöst werden.<br />
In dem sehr informativen Vortrag lernten die Teilnehmer, was der „Bunkereffekt“ als Folge der Arbeit in<br />
dunklen, abgeschotteten Räumen ist. Sie erfuhren etwas über die Ausschüttung von Melatonin und Serotonin,<br />
den Unterschied zwischen der persönlichen und der intimen Zone und darüber, wie sich Platzmangel auf das<br />
Stressempfinden auswirkt. Es wurde ebenfalls erklärt, wie bei der eigentlichen Dolmetschtätigkeit<br />
Stresshormone (z.B. Cortisol und Adrenalin) ausgeschüttet werden, die den Menschen unter normalen<br />
Bedingungen auf K<strong>am</strong>pf oder Flucht einstimmen - Reaktionen, die in der Dolmetschsituation eher nicht<br />
angebracht sind. Als Kompensation <strong>für</strong> die hohe Ausschüttung von Stresshormonen und die geringe<br />
Ausschüttung des Glückshormons Serotonin stellt sich oft ein „Craving“ nach schnell verwertbaren<br />
Kohlehydraten ein, mit denen man sich <strong>für</strong> das Leiden in der Arbeitssituation entschädigt. Diese<br />
Nahrungsmittel werden unglücklicherweise häufig in Kaffee- und Mittagspausen bei Konferenzen angeboten,<br />
und leider greifen <strong>Dolmetscher</strong> auch gern zu Keksen und ungesunden Snacks, die kurzfristig Glück versprechen,<br />
langfristig aber schädlich sind.<br />
An dieser Stelle übernahm Valérie Bourmault und berichtete, wie sie vor 11 Jahren beschloss, ihre<br />
unausgewogene Ernährung umzustellen, nachdem sie das außergewöhnliche Potenzial einer gesunden<br />
Ernährung <strong>für</strong> langfristige Gesundheit und körperliches und mentales Wohlbefinden erkannt hatte. Sie<br />
beschrieb die Auswirkungen von Bewegungsmangel und nicht artgerechter Ernährung (insbesondere<br />
Gefäßkrankheiten) und stellte das LowCarb-Prinzip nach der LOGI-Methode (Low Glycemic Index) vor. Als<br />
Illustration zeigte sie u.a. eine Nahrungsmittelpyr<strong>am</strong>ide, die gegenüber der herkömmlichen<br />
Nahrungsmittelpyr<strong>am</strong>ide nochmals abgewandelt ist. Dabei ist wichtig, dass qualitativ hochwertige
Nahrungsmittel gut und lange sättigen und eine geringe Blutzuckererhöhung bewirken. Erklärungen zu guten<br />
und „bösen“ Kohlenhydraten, Ölsorten sowie Ernährungstipps und Literaturempfehlungen rundeten diesen Teil<br />
des Vortrags ab.<br />
Valérie Bourmault und Erika Levi<br />
Abschließend erklärte Erika Levi, welche Nahrungsmittel und Getränke gut bzw. schlecht <strong>für</strong> die Stimme sind.<br />
Die Teilnehmer erfuhren, dass zu heiße oder zu kalte Getränke, Kaffee, Alkohol und scharfes Essen die<br />
Stimmbänder eher stressen, während lauwarmer Salbei- und Thymiantee und Honig gut <strong>für</strong> unsere Stimme<br />
sind. Nach diesem inspirierenden Input wünschten die Referentinnen den Teilnehmern „Bon Appetit“ im<br />
wahrsten Sinne des Wortes, und es ging in die Mittagspause und eine weitere angeregte Networking-Runde.<br />
Zum Nachtisch gab es dann ein Thema, dass auf den ersten Blick eher schwer verdaulich klingt: Urheberrecht<br />
<strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong>. Birgit Christensen, freiberufliche Konferenzdolmetscherin und beratende <strong>Dolmetscher</strong>in aus<br />
Freiburg, schaffte es aber mit ihrem gut recherchierten und interessant präsentierten Vortrag, die Teilnehmer<br />
gleich wieder aus dem Schnitzelkoma zu holen. Sie beantwortete die Frage, warum eine Verdolmetschung eine<br />
eigenständige geistige Schöpfung ist und erklärte, welche Fälle als Ausnahmen <strong>für</strong> den Urheberschutz gelten.<br />
Außerdem verwies sie auf nützliche Quellen zum Thema: Memorandum concerning the Use of Recordings in of<br />
Interpretation at Conferences (http://aiic.net/ViewPage.cfm?page_id=58), Berner Übereinkunft, Deutsches<br />
Urheberrecht, EU-Recht, Manuel Cebullas Werk zum Urheberrecht der Übersetzer und <strong>Dolmetscher</strong>, etc.<br />
3
Birgit Christensen<br />
4<br />
Darüber hinaus ging sie noch auf verschiedene<br />
Formen der Verwertung und Verwendung der<br />
<strong>Dolmetscher</strong>leistung ein, beschrieb den<br />
Unterschied zwischen einfacher und<br />
ausschließlicher Verwertung und k<strong>am</strong> schließlich zu<br />
den praktischen Aspekten des Urheberrechts im<br />
Dolmetscheinsatz. Als Faustregel kann man sich<br />
merken: Wenn die Dolmetschleistung nicht nur<br />
zum unmittelbaren Gebrauch dient, liegt eine<br />
Verwertung vor, die von den beteiligten<br />
<strong>Dolmetscher</strong>n zu genehmigen ist und auch<br />
honoriert werden sollte.<br />
Ein weiterer nützlicher Tipp von Birgit Christensen:<br />
Man sollte den Vertrag über die eigentliche<br />
Dolmetschtätigkeit (Dienstleistungsvertrag) und<br />
den Verwendervertrag möglichst trennen. Dabei<br />
müsste eigentlich auch noch präziser dargelegt<br />
werden, welche Art der Verwendung vom Urheber<br />
ausdrücklich genehmigt wird. Alle darüber hinaus<br />
gehende Verwendungen müssen dann separat<br />
verhandelt werden.<br />
Durch diesen Vortrag wurde wieder einmal deutlich, dass Urheberrechtsverletzung kein Kavaliersdelikt ist und<br />
zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben kann. In Zweifelsfällen, welches Recht in einem konkreten Fall (z.<br />
B. bei Internet-Stre<strong>am</strong>ing und ähnliche Nutzungsformen) gilt, kommt in der Regel das Schutzlandprinzip zur<br />
Anwendung, d.h. es gilt das Recht des Landes, in dem das Werk geschützt werden soll.<br />
Nach dem Hirntraining war es jetzt an der Zeit, auch ein bisschen <strong>für</strong> den Körper zu tun, und das nächste<br />
Vortragsthema gab die entsprechenden Anregungen dazu. Gabriele Nötzold aus Frankfurt <strong>am</strong> Main, die seit 20<br />
Jahren als Konferenzdolmetscherin auf dem freien Markt und <strong>für</strong> internationale Institutionen tätig ist,<br />
präsentierte Vorschläge <strong>für</strong> Gymnastik in der <strong>Dolmetscher</strong>kabine.<br />
Gabriele Nötzold<br />
Als Ausgleich <strong>für</strong> die sitzende, angespannte<br />
Tätigkeit in der <strong>Dolmetscher</strong>kabine, <strong>am</strong><br />
Konferenztisch, <strong>am</strong> eigenen Schreibtisch, im Zug,<br />
im Flugzeug oder im Auto hat sie in<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit einer erfahrenen<br />
Physiotherapeutin ein kleines Gymnastikprogr<strong>am</strong>m<br />
erarbeitet, das auf engstem Raum und ohne<br />
Zeitverlust durchgeführt werden kann – auch in<br />
der <strong>Dolmetscher</strong>kabine und ohne dass die<br />
Teilnehmer der Konferenz es bemerken. Gabriele<br />
Nötzold forderte die TeilnehmerInnen zum<br />
Mitmachen auf, und man konnte sich direkt von<br />
der wohltuenden Wirkung der Übungen, die sich<br />
zus<strong>am</strong>men mit dem/der KabinenpartnerIn<br />
durchführen lassen, überzeugen.<br />
Es wurden in der Tat alle relevanten Muskelpartien<br />
trainiert, auch die Bauchmuskeln k<strong>am</strong>en nicht zu<br />
kurz – es war manchmal auch sehr lustig!<br />
Eher lustig fing auch der nächste Vortrag an. Didier Hespel, festangestellter Konferenzdolmetscher im<br />
Ruhestand und früher Mitglied u.a. der technischen Kommission der aiic und der „Groupe technique<br />
permanent“ der EU-Kommission, sprach über Sicherheit <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong> oder: Mobile Booths – the good ones,<br />
the bad ones. Sein Vortrag wurde simultan ins Deutsche übersetzt (Dank an Heike Buerschaper und Almute
Loeber). Didier Hespel präsentierte zahlreiche Fotos von abenteuerlichen Kabinenkonstruktionen. Es ist kaum<br />
zu glauben, was einige Konferenzorganisatoren und Technikfirmen sich einfallen lassen, um die<br />
<strong>Dolmetscher</strong>kabinen – die sie offenbar als notwendiges Übel betrachten – noch irgendwo unterzubringen.<br />
Didier Hespel<br />
5<br />
Die Kabinen boten Aussicht auf Säulen, Vorhänge,<br />
Dekorationen – aber leider nicht auf Redner oder<br />
Präsentationen. Es gab „natürliche Ventilation“<br />
(Loch in der Decke) auf Kosten der Schallisolation,<br />
winzige Ablageflächen und selts<strong>am</strong>e technische<br />
Installationen. Bei einer Kabinenkonstruktion<br />
konnten die <strong>Dolmetscher</strong> unter Beweis stellen,<br />
dass sie schwindelfrei sind: Das Kabinenpodest ließ<br />
hinter den Kabinen noch einen ca. 20 cm breiten<br />
Steg frei, auf dem die <strong>Dolmetscher</strong> balancieren<br />
mussten, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.<br />
Dahinter ging es steil nach unten – Nervenkitzel<br />
trotz Unfallversicherung.<br />
Anfangs wurden die Bilder noch mit schallendem<br />
Gelächter quittiert, aber nach näherer Betrachtung<br />
der Details und der d<strong>am</strong>it verbundenen<br />
Verletzungsgefahren blieb den Teilnehmern das<br />
Lachen im Hals stecken.<br />
Nach dem Vortrag ergab sich eine rege Diskussion, bei der die Audipack-Kabine als beste Option beschrieben<br />
wurde, obgleich es auch sehr gute, aber meist individuell entwickelte andere Kabinenlösungen gibt. Viele<br />
Teilnehmer nutzten die anschließende Kaffeepause, um dem Referenten noch weitere Detailfragen zu stellen<br />
und nützliche Informationen zu erhalten.<br />
Im nächsten Vortrag stellte Ignacio Hermo, Konferenzdolmetscher und Übersetzer aus Berlin, die spannende<br />
Frage: Soziale Netzwerke – gut <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong>? Er selbst interessiert sich <strong>für</strong> alles, was mit Software, Internet<br />
und Computern zu tun hat und sich <strong>für</strong> die Arbeit von <strong>Dolmetscher</strong>n und Übersetzern nutzen lässt. Seit einiger<br />
Zeit gestaltet er auch die Twitter-Präsenz von aiic mit, und twitterte während des <strong>Workshop</strong>s die wichtigsten<br />
Infos an die Follower „draußen“.<br />
Ignacio Hermo<br />
Eine kurze Umfrage zu Beginn des Vortrags zeigte,<br />
dass viele Teilnehmer zwar schon in sozialen<br />
Netzwerken unterwegs sind, aber nicht alle<br />
professionellen Nutzungsmöglichkeiten <strong>für</strong><br />
<strong>Dolmetscher</strong> kennen. Auch wenn viele Kollegen<br />
bereits auf Facebook sind und einige dort wohl<br />
auch eher unprofessionell mit Dolmetscheinsätzen<br />
prahlen und Einzelheiten zu Arbeitseinsätzen<br />
preisgeben, ist Facebook nach Ansicht von Ignacio<br />
Hermo eher <strong>für</strong> das private Netzwerken geeignet.<br />
Dagegen beschrieb er Twitter als nützliches Tool<br />
zum Austausch von Informationen, Auffinden von<br />
Hintergrundmaterial <strong>für</strong> die Konferenzvorbereitung<br />
etc. Er erzählte von Hashtags, Topsy-Suche und<br />
Grundregeln <strong>für</strong> Tweets.<br />
Bereits während des Vortrags gab es jede Menge<br />
Fragen zu Basics und Details - ein klares Zeichen<br />
da<strong>für</strong>, dass in Bezug auf Soziale Netzwerke noch<br />
ein erheblicher Informationsbedarf besteht.<br />
Vielleicht wäre dies ja genug Stoff <strong>für</strong> ein<br />
halbtägiges Seminar.<br />
Die nächste Referentin, Aude-Valérie Monfort, Konferenzdolmetscherin aus Köln, demonstrierte in den<br />
folgenden 30 Minuten, wie <strong>Dolmetscher</strong> in ihrer Berufspraxis verschiedene kostenlose und kostengünstige
Progr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> Videokonferenzen einsetzen können. Dabei ging es vor allem darum, Möglichkeiten<br />
aufzuzeigen, wie man dieses Medium in die berufliche Tätigkeit und Weiterbildung integrieren kann.<br />
Videokonferenzen sparen Zeit, bieten mehr<br />
Flexibilität als Veranstaltungen, bei denen man<br />
persönlich anwesend ist, und man kann sie <strong>für</strong><br />
verschiedenste Zwecke nutzen: Verbandsarbeit,<br />
Fortbildung, Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Kollegen,<br />
Lehrern und Ausbildern, Dolmetschtätigkeit <strong>für</strong><br />
Kunden (z.B. Konsekutivdolmetschen), privat.<br />
Aude-Valérie Monfort gab nützliche Informationen<br />
über die erforderliche technische Ausstattung<br />
(Computer mit Webc<strong>am</strong>, Kopfhörer und Mikrofon),<br />
verglich verschiedene Anbieter von<br />
Videokonferenzen (Webex, Skype) und zeigte<br />
Schritt <strong>für</strong> Schritt, wie man ein Konto bei einem<br />
Provider eröffnet, worauf man bei der<br />
Videokonferenz achten soll und wie man eine<br />
Skype-Konferenz durchführt.<br />
Der Vortrag gabe einen guten Überblick über ein<br />
Medium, mit dem man seine Tätigkeit effizient<br />
organisieren und Reisezeit und Kosten sparen<br />
kann.<br />
Aude-Valérie Monfort<br />
Auch im letzten Vortrag, der von der Fortbildungsreferentin Almute Löber selbst gehalten wurde, ging es um<br />
Zeit, genauer: Zeiterfassung <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong>. Almute Löber arbeitet seit 1988 als freiberufliche<br />
Konferenzdolmetscherin und beratende <strong>Dolmetscher</strong>in. Seit eineinhalb Jahren ist sie Mitglied in einem<br />
Ausschuss der deutschen aiic-Region, der sich mit der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit unserer<br />
Berufstätigkeit beschäftigt. Ein wichtiges Element, um diese Aspekte analysieren zu können, ist die Erfassung<br />
der Zeit, die man <strong>für</strong> bestimmte Tätigkeiten benötigt. Die Gruppe erfasste zunächst die Zeiten <strong>für</strong><br />
unterschiedliche Tätigkeitskategorien, und die Ergebnisse waren aufschlussreich und manchmal auch<br />
überraschend bis schockierend: Es wurde deutlich, dass Dolmetscheinsätze immer vorbereitungsintensiver<br />
werden, der Büroaufwand insbesondere <strong>für</strong> Beratende <strong>Dolmetscher</strong> gestiegen ist, und man seinen Zeitaufwand<br />
generell unterschätzt.<br />
Almute Löber demonstrierte anhand des Zeiterfassungsprogr<strong>am</strong>ms Baralga, wie man die verschiedenen<br />
Tätigkeitskategorien vergleichen, tage-, wochen- und monatsweise auswerten und bestimmten Aufträgen<br />
zuordnen kann. Dann zeigte sie auf, welche Schlussfolgerungen man <strong>für</strong> die Organisation der eigenen Arbeit<br />
und <strong>für</strong> die Abrechnung gegenüber dem Kunden ziehen kann und gab Beispiele, wie sie selbst bereits durch<br />
einfache praktische Änderungen ihren Arbeitsaufwand <strong>für</strong> bestimmte Tätigkeiten straffen konnte. Da sich viele<br />
KollegInnen noch nicht mit Zeiterfassung beschäftigt haben, war der Vortrag ein wahrer Augenöffner.<br />
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7<br />
Ignacio Hermo und Almute Löber<br />
Am Ende des Tages waren sich alle Teilnehmer einig: Es war eine gelungene Veranstaltung mit einem regen<br />
Austausch interessanter Informationen, hervorragend organisiert – und auf jeden Fall wiederholenswert. Die<br />
nächste Veranstaltung „<strong>Dolmetscher</strong> <strong>für</strong> <strong>Dolmetscher</strong>“ ist im Rahmen des PRIMS-Meetings von aiic Mitte Juli<br />
2012 in Berlin geplant. Infos über a.loeber@aiic.net