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Diskriminierungsbericht 2005 - Österreichischer Gehörlosenbund

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<strong>Diskriminierungsbericht</strong> <strong>2005</strong><br />

Mit Extra-Teil: Lebenssituationen<br />

gehörloser Menschen in Österreich<br />

herausgegeben vom Österreichischen <strong>Gehörlosenbund</strong> (ÖGLB)<br />

Zur kostenlosen Weitergabe


Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Österreichischer</strong> <strong>Gehörlosenbund</strong> (ÖGLB)<br />

A-1100 Wien, Waldgasse 13/2, http://www.oeglb.at<br />

Wien, 2006<br />

Idee, Konzept & Entwicklung: Helene Jarmer, Verena Krausneker<br />

Chefredatktion und Text: Verena Krausneker<br />

Mitarbeit und Text: Lukas Huber, Helene Jarmer, Thomas Mayer,<br />

Lydia Tonar, Gabriele Zeman, Gerlinde Wrießnegger,<br />

Natascha Zickbauer (WITAF-AASS) Thomas Nussbaumer, Rosi Burger.<br />

Layout: Ingrid Binder<br />

Illustrationen: Tomas Fellinger<br />

Lektorat: Primamia<br />

Druck: Manz Crossmedia, 1050 Wien<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:


Inhalt<br />

Vorwort von Helene Jarmer 2<br />

Einleitung von Verena Krausneker 3<br />

Diskriminierungsbeauftragte stellen sich vor 4<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> 7<br />

Arbeit 7<br />

Information/Medien 22<br />

Sicherheit 24<br />

Medizin 25<br />

Bildung 28<br />

Alltag 29<br />

Geschichte 29<br />

Lebenssituationen Gehörloser Menschen in Österreich 31<br />

Bildung 31<br />

Alltag / Vorurteile / Erinnerungen 35<br />

Familie 43<br />

Medizin 50<br />

Geschichte 51<br />

Kontaktadressen: Gehörlosenorganisationen in Österreich 52<br />

Bücher und Produkte zum Thema ÖGS 57<br />

3


4<br />

Vorwort<br />

<strong>2005</strong> – das Jahr der Anerkennung<br />

Seit 1. September <strong>2005</strong> steht ein neuer Absatz in der Österreichischen<br />

Bundesverfassung: „Die österreichische Gebärdensprache ist<br />

als eigenständige Sprache anerkannt. Das Nähere bestimmen die<br />

Gesetze“. Am 1. Jänner 2006 ist das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz<br />

in Kraft getreten. Die gesetzliche Lage hat sich also<br />

für behinderte Menschen und für GebärdensprachbenützerInnen zum<br />

Positiven verändert!<br />

Gehörlose Lehrer und Lehrerinnen!<br />

Eine große Verbesserung ist auch, dass seit <strong>2005</strong> erstmals in Österreich<br />

gehörlose Menschen den Lehrberuf ergreifen dürfen – wir können<br />

nun ganz regulär an Pädagogischen Akademien studieren und<br />

eine Lehrbefugnis erhalten. Nichtsdestotrotz gibt es im Alltag vieler<br />

Gehörloser Schlechterbehandlungen und Diskriminierungen. Und wir dokumentieren das, zeigen<br />

wie die Lage ist und fordern weiter Verbesserungen. Unsere „<strong>Diskriminierungsbericht</strong>e“ machen<br />

anderen Ländern Mut, wir sind zum Vorbild geworden. Viele Gehörlosenorganisationen wollen<br />

von uns lernen, wie man mit dem Thema Diskriminierung besser umgehen kann.<br />

2006: Europa schaut nach Österreich<br />

Im ersten Halbjahr 2006 hat Österreich den Vorsitz bei der EU-Ratspräsidentschaft. Auch die<br />

European Union of the Deaf – die Vertretung aller 480.000 europäischen Gehörlosen – hat Wien<br />

als Veranstaltungsort der Generalversammlung 2006 gewählt. Der Grund liegt unter anderem<br />

darin, dass der ÖGLB so viele wichtige Verbesserungen erreicht hat und ein Vorbild ist, von dem<br />

andere lernen wollen.<br />

Unser Wunsch: Aufmerksamkeit und Sensibilisierung<br />

Es bleibt viel zu tun, denn unser Leben wird sich erst verbessern, wenn wir und andere –<br />

Gehörlose und Hörende zusammen – sich darum kümmern, dass keine Diskriminierungen mehr<br />

passieren. Wir alle müssen unsere Aufmerksamkeit schulen und Sensibilität entwickeln.<br />

Umdenken macht Hoffnung<br />

Der Veränderungswille und die Veränderungen machen Hoffnung, dass gehörlose Menschen in<br />

Österreich in Zukunft ein besseres Leben führen werden.<br />

Wir bleiben aktiv!<br />

Mag. a Helene Jarmer<br />

Präsidentin des Österreichischen <strong>Gehörlosenbund</strong>es


Einleitung<br />

Seit Jänner 2004 gibt es die Kommission Diskriminierung des <strong>Gehörlosenbund</strong>es.<br />

Die Kommission Diskriminierung besteht aus gehörlosen Diskriminierungsbeauftragten,<br />

die vom ÖGLB und ExpertInnen geschult wurden und seither<br />

in ganz Österreich tätig sind.<br />

Über Monate arbeiten die Diskriminierungsbeauftragten alleine in ihrem<br />

jeweiligen Bundesland und sammeln Berichte von einzelnen gehörlosen<br />

Menschen. Sie erfahren viele unterschiedliche Geschichten und Beschwerden.<br />

Dann gibt es Kommissionstreffen, bei denen die gesammelten Beispiele<br />

besprochen werden. Alle Diskriminierungsbeauftragten gemeinsam<br />

wählen die Fälle für den <strong>Diskriminierungsbericht</strong> aus.<br />

Keine Diskriminierung, aber trotzdem nicht richtig!<br />

Erstmals zeigt sich, dass viele Berichte von Gehörlosen nicht „Diskriminierungen“ im engeren<br />

Sinn sind (Definition siehe umseitig). Viele gehörlose Menschen erfahren im Laufe ihres Lebens<br />

Benachteiligungen, Kränkungen, Beleidigungen und Barrieren.<br />

Nicht alle negativen Erfahrungen sind unbedingt Diskriminierungen. Aber auch Nicht-<br />

Diskriminierungen mindern die Lebensqualität. Diese Erfahrungen der Gehörlosengemeinschaft<br />

wurden bisher nicht schriftlich dokumentiert. Die Diskriminierungsbeauftragten haben<br />

beschlossen:<br />

„Wir finden, dass viele negative Geschichten typische Situationen des Gehörlosenlebens in<br />

Österreich darstellen. Wir haben verstanden, dass auch Alltagserfahrungen interessant und<br />

relevant sind. Deshalb haben wir sie in diesen 2. <strong>Diskriminierungsbericht</strong> aufgenommen.“<br />

Daher ist der vorliegende <strong>Diskriminierungsbericht</strong> in zwei Teile gegliedert:<br />

1. <strong>Diskriminierungsbericht</strong><br />

2. Sonderteil mit Erzählungen über Lebenssituationen gehörloser Menschen in Österreich.<br />

Manche dieser Berichte sind traurige Einzelfälle. Aber manchmal erzählt ein gehörloser Mensch<br />

ein Erlebnis und viele andere Gehörlose haben das Gleiche auch schon einmal (oder mehrmals)<br />

erlebt!<br />

Vielleicht ändert der eine oder andere hörende Mensch sein Verhalten, wenn er/sie liest, welche<br />

Auswirkungen diskriminierendes oder ablehnendes Verhalten hat.<br />

Wir hoffen, dass dieser Bericht zum Abbau von Vorurteilen beiträgt.<br />

Dr. phil. Verena Krausneker<br />

im Namen der Kommission Diskriminierung<br />

5


6<br />

Diskriminierungsbeauftragte stellen sich vor<br />

Wie wir uns sehen und gesehen<br />

werden wollen:<br />

� Wir sind gehörlos<br />

oder taub aber nicht<br />

„taubstumm"!<br />

� Wir sind nicht behindert,<br />

sondern eine<br />

Sprachminderheit.<br />

� Die Gehörlosengemeinschaft<br />

ist geeint durch die<br />

Österreichische<br />

Gebärdensprache.<br />

� Wir sind selbstbewusst und<br />

selbstbestimmt.<br />

� Wir sind nicht arm, sondern<br />

stolz auf unsere<br />

Gebärdensprache.<br />

Gehörlose Menschen in Österreich haben eine gemeinsame<br />

Sprache, die Österreichische Gebärdensprache<br />

(ÖGS). Wir sind eine sprachliche Minderheit. Wenn auch<br />

du die ÖGS benützt, gehörst du zu dieser Minderheit von<br />

ca. 10.000 Personen in Österreich.<br />

ÖGS ist seit 1. September <strong>2005</strong> eine staatlich in der österreichischen<br />

Verfassung anerkannte Sprache. Trotzdem<br />

kann es zu Problemen und Benachteiligungen kommen.<br />

Oft wird vergessen, dass nicht jeder Mensch hört – dann<br />

bekommen Gehörlose keine Information und leiden an<br />

diesem Mangel. Viele Menschen können mit uns<br />

Gehörlosen nicht umgehen und haben Hemmungen.<br />

Deswegen kommt es zu Problemen.<br />

Diskriminierung – was ist das?<br />

Diskriminierung bedeutet: Schlechterbehandlung.<br />

Du wirst unter Umständen diskriminiert, wenn du wegen<br />

deiner Sprache ÖGS oder weil du gehörlos bist:<br />

❲☎ nicht beachtet,<br />

❲☎ falsch oder schlecht behandelt,<br />

❲☎ ungerecht behandelt/bestraft,<br />

❲☎ nicht informiert wirst.<br />

Es ist auch Diskriminierung, wenn du z.B. keine(n)<br />

DolmetscherIn bezahlt bekommst ... und deswegen eine<br />

Verhandlung, ein Verhör, eine Beratung, eine/n ÄrztIn<br />

nicht verstehst.


Wie haben wir diesen Bericht<br />

geschrieben?<br />

Im Jahr 2004 haben wir zum ersten Mal in der<br />

Geschichte unserer Gemeinschaft systematisch<br />

Diskriminierungen dokumentiert. Wir haben<br />

uns von zwei TrainerInnen als Diskriminierungsbeauftragte<br />

ausbilden lassen. Nun haben wir<br />

den zweiten Bericht geschrieben.<br />

Was machen<br />

Diskriminierungsbeauftragte?<br />

Diskriminierungsbeauftragte sammeln und<br />

dokumentieren Beispiele für Diskriminierungen<br />

von gehörlosen Personen. Diese Beispiele<br />

müssen anonymisiert werden (alle Personennamen<br />

bleiben geheim).<br />

Das sind unsere Regeln:<br />

� Wir sammeln wahre Beispiele für<br />

Diskriminierungen.<br />

� Ich kann DEINE DISKRIMINIERUNGSBEI-<br />

SPIELE mit dir gemeinsam aufschreiben.<br />

� Ich tratsche nicht. Ich erzähle nichts weiter.<br />

� Ich gebe deinen Namen nicht weiter.<br />

Wir haben im Jahr <strong>2005</strong> viele Beispiele für<br />

Diskriminierungen gesammelt und in diesem<br />

Bericht abgedruckt.<br />

Wenn du selbst ein Beispiel für eine Schlechterbehandlung und Diskriminierung erlebt hast,<br />

melde dich bitte! Wir müssen gemeinsam weitere Beispiele sammeln.<br />

7


8<br />

Deine Diskriminierungsbeauftragten<br />

Lydia Tonar Maximilian Müller Helene Jarmer Lukas Huber Thomas Nussbaumer Gerlinde Wriessnegger<br />

Gabi Zeman Reinhold Töglhofer Gerlinde Paris Rosi Burger Thomas Mayer Werner Mayer<br />

Ich sammle wahre Beispiele, wie Du diskriminiert wurdest. Ich schreibe die Beispiele mit dir auf.<br />

Ich nehme deinen Namen heraus und leite deine Geschichte an den ÖGLB weiter. Dann helfe ich<br />

dabei, dass wir den nächsten „<strong>Diskriminierungsbericht</strong>“ schreiben.<br />

Bitte kontaktiere mich, wenn du mir<br />

Beispiele erzählen willst:<br />

E-Mail: diskriminierung@oeglb.at<br />

Fax: 01/602 34 59<br />

Bitte schau Dir unsere gebärdeten Videos<br />

zum Thema ‚Diskriminierung’ online an:<br />

www.oeglb.at/diskriminierung<br />

Wien Niederösterreich Oberösterreich Kärnten<br />

Steiermark Tirol Vorarlberg


ARBEIT<br />

DISKRIMINIERUNGSBERICHT<br />

Ein gehörloser 25jähriger Mann erzählt, dass er<br />

als Lehrling sehr benachteiligt war: „Ich durfte<br />

bzw. musste nur die niedrigste Arbeit tun<br />

(zuschauen, wegräumen, Botengänge, …),<br />

dabei wollte ich einfach wie die anderen<br />

Lehrlinge behandelt werden. Ich konnte in den<br />

vier Jahren meiner Lehrzeit nichts Richtiges<br />

lernen, da mir wenig zugetraut wurde.“ Nicht<br />

einmal eine Intervention (Beschwerde) durch<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

seine Mutter trägt zur Besserung bei. Der<br />

Mann kann mangels Ausbildungswissen seinen<br />

geliebten Beruf nicht ausüben und wird stattdessen<br />

nur ein einfacher Hilfsarbeiter in einem<br />

anderen Bereich. Die Folgen sind große Frustration<br />

und Enttäuschung beim Betroffenen.<br />

9


10<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Ein schwerhöriger Bauhelfer und Hilfsarbeiter<br />

in einer Hoch- und Tiefbaufirma hat Kommunikations-<br />

und Verständnisschwierigkeiten, auf<br />

die seine Arbeitskollegen jedoch nicht eingehen.<br />

Sie machen sich oft über ihn und seine<br />

andere und daher befremdliche Aussprache<br />

lustig, nach dem Motto: Wer nicht ordentlich<br />

spricht, ist oben nicht ganz dicht. Seine Kolle-<br />

gen haben keine Geduld, das Gesprochene<br />

zwei- bis dreimal langsam zu wiederholen,<br />

damit er von den Lippen ablesen kann.<br />

Obwohl der Mann seine Arbeit konzentriert<br />

und einwandfrei verrichtet, erhält er weniger<br />

Bezahlung als seine (hörenden) Arbeitskollegen.


„Ich arbeite schon seit 13 Jahren im<br />

Schichtbetrieb in der Firma S. Ich bin zufrieden<br />

mit der Arbeit und habe viel Erfahrung“,<br />

beginnt ein gehörloser Mann zu erzählen.<br />

Dann beschreibt er, wie er – trotz seiner<br />

langjährigen Erfahrung – nicht für die Arbeit an<br />

der vollautomatischen Maschine zugelassen<br />

wird und mit seinem Abteilungsleiter darüber<br />

diskutiert. Der Abteilungsleiter ist peinlich<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

berührt, als er sagt, das wäre wegen der<br />

Behinderung. Der gehörlose Arbeiter argumentiert,<br />

dass er das laut Arbeiterkammer<br />

dürfe, dass es kein Gesetz dagegen gäbe. Die<br />

Maschine würde automatisch stoppen, wenn<br />

etwas passiert. Er macht auch den Vorschlag,<br />

einen Monat gemeinsam mit einem Hörenden<br />

Probe zu arbeiten – das wird jedoch nicht<br />

akzeptiert. Der Mann fühlt sich diskriminiert<br />

und einige Monate später kündigt er „weil ich<br />

mich unwohl fühle.“ Man sagt ihm, dass er<br />

jederzeit wieder in die Firma zurückkommen<br />

könne.<br />

11


12<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Ein Praktikant bei einer Arbeitsassistenz für<br />

Gehörlose berichtet über ein Erlebnis:<br />

Gemeinsam mit seinem Betreuer fährt er in<br />

eine Firma, wo ein gehörloser Klient arbeitet.<br />

Der gehörlose Mann soll vom Dreher zum<br />

CAD-Zeichner umgeschult werden. Dies sei<br />

notwendig, weil er Kommunikationsprobleme<br />

mit ArbeitskollegInnen hat. Vor dem Gespräch<br />

mit dem Betroffenen findet eine Abklärung<br />

zwischen Arbeitsassistenten und der Firmen-<br />

leitung statt, erst dann wird der Betroffene<br />

geholt und ihm mitgeteilt, er müsse zurück in<br />

die Drehmaschinen-Abteilung. Weder seine<br />

Meinung wird erfragt, noch Interesse an seiner<br />

Reaktion gezeigt. Der Betroffene erklärt, dass<br />

er sofort kündigen würde, wenn er zurück zur<br />

Drehmaschinen-Abteilung müsste, weil er es<br />

dort nicht mehr aushielte. Das scheint niemanden<br />

zu interessieren.


Ein gehörloser Mann wird von seinem Chef<br />

beauftragt, mit einem Kollegen zum Vermessen<br />

auf eine Baustelle mitzufahren. Vor<br />

der gesamten Mannschaft und dem Bauleiter<br />

lehnt der Kollege dies ab, mit der Begründung,<br />

der Gehörlose verstehe ihn nicht<br />

beim Ansagen der Maße. Das ist jedoch nicht<br />

wahr: Der gehörlose Arbeiter war mit anderen<br />

Kollegen schon oft auf der Baustelle vermessen<br />

und nie gab es Probleme, da er sehr<br />

gut von den Lippen ablesen konnte. Der<br />

gehörlose Mann wird durch einen anderen<br />

ersetzt. Er fühlt sich sehr gekränkt, weil er<br />

nicht akzeptiert wurde (wird).<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Als ein gehörloser Mann neu in der Firma ist, bekommt er<br />

viel zu wenig oder gar keine Informationen über die Arbeit<br />

und seine Tätigkeit. Er kennt das Problem: Schon als er<br />

Lehrling war, erhielt er zu wenig Informationen. In der Firma<br />

hat er den Eindruck, dass er anders behandelt wird als<br />

hörende KollegInnen.<br />

13


14<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Die WITAF - Arbeitsassistenz & Jobcoaching<br />

(AASS) erlebt die Diskriminierung von gehörlosen<br />

Menschen oft in Form von herablassenden<br />

Bemerkungen. Arbeitgeber äußern sich<br />

auf diese Weise zum Beispiel am Telefon<br />

gegenüber ArbeitsassistentInnen. Hier 3 Beispiele:<br />

Ein schwerhöriger Mann, der in der<br />

Baubranche tätig ist, erfährt durch<br />

seine Arbeitskollegen einen „Streich“:<br />

Einige Stockwerke höher auf dem<br />

Baugerüst entleeren sie einen Kübel<br />

voll Wasser auf seinen Kopf. Durchnässt<br />

geht er zu seinem Chef, berichtet<br />

den Vorfall und beschwert sich. Der<br />

Vorgesetzte glaubt ihm die Geschichte<br />

nicht, der schwerhörige Mann wird<br />

gekündigt. Er ist also doppelt zum<br />

Opfer gemacht geworden.<br />

Beispiel 1: Die AASS fragt bei einem Installateurbetrieb<br />

um einen Vorstellungstermin an.<br />

Antwort des Firmenchefs: „ … Ich hab dem<br />

AMS genau gesagt, dass ich einen Installateur<br />

brauch und Sie kommen mit einem Behinderten.<br />

Ich brauch einen Arbeiter und keinen<br />

Taubstummen. Na sicher net!"


Beispiel 2: Die Arbeitsassistenz für Jugendliche<br />

fragt um eine Stelle als Abwäscher an und<br />

erhält am Telefon die Antwort der Küchenleiterin:<br />

„ ... Einer der nix hört, kann net bei uns<br />

arbeiten, wenn der abwäscht und ein Koch<br />

kommt mit einer heißen Pfanne, da muss der<br />

Koch „aus dem Weg“ schreien können und<br />

wann der nix hört, dann passt des net!“<br />

Beispiel 3: Die Arbeitsassistenz fragt bei einer<br />

Baustelle um einen Arbeitsplatz für einen<br />

Maler an. Antwort des Baustellenleiters:<br />

„ ... Na wie stellen Sie si des vor, wann da wos<br />

runter fällt, muss ma dem anderen zuschreien<br />

können, das er aufpassen soll, einer der nix<br />

hört hat auf einer Baustelle nix verloren. Ich als<br />

Chef bin ja net bled und riskier das mi einer<br />

anzeigt! ...“ (Anmerkung: Vom Gesetz her<br />

muss jeder Arbeitsplatz so sicher sein, dass<br />

niemand Gefahren ausgesetzt ist. Es ist nicht<br />

statthaft/erlaubt, dass die Sicherheit am Arbeitsplatz<br />

nur durch z.B. Zurufen gewährleistet<br />

ist. Eigentlich steht die Antwort des Baustellenleiters<br />

im Widerspruch zum Gesetz und ist<br />

nicht akzeptabel. Trotzdem bekommen<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

ArbeitsassistentInnen laufend derartige Antworten.)<br />

Eine Besonderheit zeigt sich am Arbeitsmarkt<br />

für Personal-Leasingstellen: Heutzutage stellt<br />

fast keine Firma mehr HilfsarbeiterInnen<br />

direkt im Unternehmen an. Die Firmen ‚leihen‘<br />

sich das Personal von Personalverleihfirmen.<br />

Diese Personal-Leasingfirmen lehnen gehörlose<br />

BewerberInnen immer ab. Das bedeutet,<br />

dass gehörlose HilfsarbeiterInnen bei der<br />

Jobvergabe ausgeschlossen bleiben.<br />

15


16<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

2. Bei einem Streit zwischen einer hörenden<br />

und einer gehörlosen Kollegin, meint die<br />

Hörende: „ ... Frau X. hört immer nur dann<br />

nicht, wenn es ihr gerade passt. Sie tut nur<br />

so als würde sie nix hören. Immer wenn es<br />

schwierig ist oder sie etwas nicht machen<br />

möchte, versteht sie mich nicht. Aber sonst<br />

versteht sie immer alles. Die richtet es sich,<br />

wie sie es braucht!“ Die Arbeitsassistentin<br />

klärt sie daraufhin über verschiedene<br />

Hörfrequenzen auf (sehr dumpfe Geräusche<br />

können gehört werden, Sprache nicht etc.)<br />

und gibt Informationen über die Grenzen<br />

der Ablesefähigkeit.<br />

Sechs Weitere Berichte der<br />

WITAF - Arbeitsassistenz & Jobcoaching:<br />

1. Eine gehörlose Angestellte musste immer<br />

extrem zeitig (lange vor ihrem tatsächlichen<br />

Arbeitsbeginn) in die Firma kommen, da an der<br />

Tür eine Gegensprechanlage installiert war und<br />

die Tür nur aufging, wenn ein Code gesprochen<br />

wurde. Durch Intervention der Arbeitsassistenz<br />

und der technischen Assistenz des WITAF konnte<br />

dieses Problem geklärt werden.


3. In einem großen Unternehmen wurde eine<br />

gehörlose Mitarbeiterin immer von den Dienstbesprechungen<br />

ausgeschlossen. Der Abteilungsleiter<br />

meint, dass es reichen würde, wenn<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

sie später das Protokoll läse. Die gehörlose<br />

Frau besteht aber auf ihrem Recht, bei diesen<br />

Besprechungen dabei zu sein. Es werden<br />

GebärdensprachdolmetscherInnen organisiert<br />

und dem Abteilungsleiter wird die Liste aller<br />

GebärdensprachdolmetscherInnen Österreichs<br />

gegeben.<br />

17


18<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

4. Da es in der Firma kein Fax gab, war für<br />

einen gehörlosen Mitarbeiter die einzige<br />

Möglichkeit mit seinem Arbeitgeber in Kontakt<br />

zu treten, die persönliche Kommunikation. Der<br />

Firmenchef weigerte sich, dem gehörlosen<br />

Angestellten seine Handynummer zu geben,<br />

damit dieser ihm ein SMS schicken könne. Der<br />

gehörlose Mann musste daher, als er krank war,<br />

mit Fieber in die Firma fahren um sich vorschriftsmäßig<br />

krank zu melden.


5. Ein gehörloser Mitarbeiter gab bei<br />

Arbeitsantritt an, dass er Nichtraucher sei und<br />

nicht in einem Raucherzimmer sitzen möchte.<br />

Vier Monate später wird er zu drei Kollegen in<br />

ein Raucherzimmer versetzt. Der Vorgesetzte<br />

meint dazu: „Die Kollegen in diesem Zimmer<br />

können sich am besten mit dem Gehörlosen<br />

unterhalten. Er kann eben nicht alles haben.<br />

Nix hören und nicht rauchen ... es geht nicht<br />

immer alles im Leben.“<br />

6. Da Jugendliche meistens noch keine Ausbildung<br />

haben, müssen sie bei Vorstellungsterminen<br />

oft einen Aufnahmetest machen. Hier<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

haben gehörlose Jugendliche aufgrund der<br />

schlechten Schulbildung oft nicht die gleichen<br />

Chancen wie andere MitbewerberInnen. Viele<br />

Ausbildungen sind ihnen überhaupt verwehrt,<br />

weil Gehörlosigkeit als körperliche Uneignung<br />

gesehen wird.<br />

Beispiel 1: Bei einem sehr großen Unternehmen<br />

gibt ein Ausbildungsleiter gegenüber der<br />

Arbeitsassistenz für Jugendliche an: „Einen<br />

Jugendlichen auszubilden ist generell schon<br />

sehr schwer. Die jungen Menschen heutzutage<br />

können alle überhaupt nichts mehr. Wenn der<br />

Lehrling dann auch noch gehörlos ist, kann das<br />

überhaupt nicht funktionieren. Das ist unmöglich.<br />

Man kann keine Gehörlosen ausbilden!“<br />

19


20<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Beispiel 2: Bei einer Aufnahmeprüfung meint<br />

der Ausbildungsleiter: „Wieso kann der junge<br />

Gehörlose weder richtig Deutsch noch<br />

Englisch? Wenn er nichts hört, dann muss er<br />

eben sehr viel lesen. Mit so wenig Kenntnissen<br />

können wir ihn nicht ausbilden." Nach einer<br />

Aufklärung durch die Arbeitsassistenz wurde<br />

doch ein Arbeitstraining vereinbart und mittlerweile<br />

ist der gehörlose Jugendliche als Lehrling<br />

in diesem Unternehmen aufgenommen.<br />

Eine 60jährige gehörlose Frau berichtet, dass<br />

sie in den 1980ern in ihrer Firma die schwerste<br />

Arbeit zugeordnet bekam. Wenn sie protestierte,<br />

wurde ihr freigestellt zu gehen. „Aus Angst<br />

um meine Arbeitsstelle ertrug ich diese Qual<br />

jahrelang, zumal ich eine allein erziehende<br />

Mutter war. Der Abteilungsleiter schrie mich<br />

am liebsten vor allen Leuten an – ich sei ‚ein<br />

Depp, stinkfaul, …’ – das war noch das<br />

Mildeste. Je mehr ich mich bemühte, desto


mehr und öfters wurde ich zusammen<br />

geschrieen. Keine/r von den KollegInnen half<br />

mir damals, da jede/r Angst hatte um<br />

seinen/ihren Arbeitsplatz.“ Die Frau ist nach<br />

eigener Aussage wegen der Überbelastung<br />

heute ein Teil-Pflegefall und wird in Zukunft<br />

einen Rollstuhl benötigen. Sie hat kaum<br />

Kontakt mit anderen Leuten und ist sehr einsam,<br />

wird jedoch von ihrer Verwandtschaft<br />

unterstützt.<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

In einer Firma werden einige gehörlose<br />

Angestellte von den anderen peinlichst gemieden,<br />

sogar beim Kaffeetrinken. Es wird behauptet,<br />

sie hätten beim Kauf der Kaffeemaschine<br />

ihren Teilbetrag nicht bezahlt. Die Gehörlosen<br />

waren jedoch gar nicht informiert worden, als<br />

eine neue Maschine angeschafft wurde!<br />

21


22<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

Positivbeispiel I der WITAF - Arbeitsassistenz & Jobcoaching:<br />

Ein sehr großes EDV-Unternehmen hat bei der<br />

Aufnahmeprüfung für einen gehörlosen<br />

Jugendlichen von sich aus sofort angegeben:<br />

Englisch wird nicht abgeprüft und der gehörlo-<br />

se Jugendliche muss nicht in Lautsprache kommunizieren.<br />

Es war dem Unternehmen klar, das<br />

die österreichische Gebärdensprache die<br />

Muttersprache der Gehörlosen ist.


Positivbeispiel II:<br />

Eine Firma, die eine gehörlose Frau eingestellt<br />

hat, möchte, dass alle KollegInnen, die mit dieser<br />

Frau im Team zusammenarbeiten, einen Gebär-<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Arbeit<br />

densprachkurs machen. Dem Chef ist es sehr<br />

wichtig, mit seinen MitarbeiterInnen in ihrer<br />

Muttersprache zu kommunizieren.<br />

23


24<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Information / Medien<br />

INFORMATION/MEDIEN<br />

Im April <strong>2005</strong> findet eine schulbezogene<br />

Veranstaltung in einem Bundesinstitut für<br />

Gehörlosenbildung statt. Mehrere gehörlose<br />

Eltern kommen zum Vortrag, weil das Thema<br />

für sie wichtig ist. Bei der Veranstaltung sehen<br />

sie, dass nur hörende Eltern, der Vortragende<br />

und ein Deutsch-Türkisch Dolmetscher anwesend<br />

sind. Die Person, die diesen Vortrag in die<br />

Österreichische Gebärdensprache hätte dolmetschen<br />

sollen, ist nicht anwesend. Somit<br />

können die gehörlosen Eltern dem Vortragsabend<br />

nicht zusammen mit anderen hörenden<br />

Eltern beiwohnen, sondern müssen die<br />

Schulveranstaltung unverrichteter Dinge wieder<br />

verlassen. Das veranstaltende Institut für<br />

Gehörlosenbildung gibt an, die Kosten für die<br />

GebärdensprachdolmetscherInnen nicht übernehmen<br />

zu wollen. Als Begründung wird von<br />

Seiten der Schulleitung fehlendes Finanzbudget<br />

für ÖGS-Dolmetschung angeführt. Der<br />

Eindruck entsteht, dass hier kein Interesse<br />

besteht, gehörlose Eltern in Schulaktivitäten<br />

mit einzubeziehen. Aufgrund der Initiative des<br />

Elternvereins wird diese Sache nun verfolgt.<br />

Für die darauf folgende Schulveranstaltung<br />

wird schon in der Einladung darauf hingewiesen,<br />

dass das Event mit ÖGS-Dolmetschung<br />

stattfindet. Auch diesmal ist jedoch wieder<br />

kein/e DolmetscherIn anwesend.


<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Information / Medien<br />

Gehörlose Eltern mit hörenden Kindern haben<br />

mangels Untertiteln keine Möglichkeit zu kontrollieren,<br />

was ihre Kinder im Fernsehen anschauen<br />

und hören. Der ORF untertitelt nur 20% des gesamten<br />

Fernsehprogramms, Kindersendungen<br />

überhaupt nicht. Diese Eltern können deshalb<br />

nicht selbst entscheiden, welche Programme ihrer<br />

Meinung nach kindergerecht sind und das<br />

Programm eventuell abschalten.<br />

25


26<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Sicherheit<br />

Ein 40jähriger gehörloser Mann aus Bosnien,<br />

der seit 10 Jahren in Österreich lebt, erzählt,<br />

dass er bei der Wohnungssuche mit Hilfe von<br />

SozialberaterInnen nie eine Wohnung bekommen<br />

hat. Schließlich fragt er dann selbst bei den<br />

SICHERHEIT<br />

In Wien ist an der Schule für gehörlose<br />

Kinder ein Kindergarten angeschlossen.<br />

Bei der Begutachtung der Räumlichkeiten<br />

des Kindergartenbereichs im Juni<br />

<strong>2005</strong> wird festgestellt, dass keine einzige<br />

visuelle Feuermeldeanlage installiert<br />

ist bzw. in die Bauplanung einbezogen<br />

wurde. Dies wird mit dem Fehlen finanzieller<br />

Mittel begründet. Zwar sind akustische<br />

Feuermelder im Kindergartenbereich<br />

installiert, die von schwerhörigen<br />

Kindern (diejenigen, die ein<br />

Cochlear Implantat oder Hörgeräte tragen<br />

und aufmerksam sind) wahrgenommen<br />

werden können, aber nicht von<br />

gehörlosen Kindern und Erwachsenen<br />

ohne Hörhilfen. Das Fehlen visueller<br />

Warneinrichtungen stellt für gehörlose<br />

Menschen eine Barriere und ein Sicherheitsrisiko<br />

dar. Die Räume und Gänge<br />

im angeschlossenen Schulbereich sind<br />

dagegen bereits seit Jahren mit visuellen<br />

Feuermeldeanlagen ausgestattet.<br />

Genossenschaften nach und stellt zu seinem<br />

Erstaunen fest, dass er, seine Frau und seine<br />

3 Kinder gar nicht angemeldet sind. Er hat den<br />

Eindruck, von der Sozialberatungsstelle äußerst<br />

schlecht behandelt worden zu sein.


MEDIZIN<br />

Ein gehörloses Elternpaar hat ein schwerhöriges<br />

und zwei gehörlose Kinder. Verwandte<br />

drängen die Mutter während jeder Schwangerschaft,<br />

sich einer Fruchtwasseruntersuchung<br />

zu unterziehen, um herauszufinden, ob<br />

das ungeborene Kind gehörlos sei. Der Vater<br />

fragt zurück, was sie machen sollten, wenn die<br />

Gehörlosigkeit am ungeborenen Kind zweifellos<br />

festgestellt würde? Die Verwandten geben<br />

keine Antwort, aber aus ihren Gesichtern ist<br />

Eindeutiges abzulesen. Es war schwer für die<br />

Familie, diesen moralischen Druck auszuhalten.<br />

Kommentar: Nach der jetzigen Gesetzeslage<br />

dürfen „behinderte“ – auch außerhalb des<br />

Mutterleibes lebensfähige – Kinder bis zum<br />

Tage der Geburt abgetrieben werden. Mehr<br />

Information dazu:<br />

www.bizeps.or.at/info/bka/stgb.html#text97<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Medizin<br />

Zwar gibt es die gesellschaftliche Übereinstimmung,<br />

dass die „Vernichtung des unwerten<br />

Lebens“ im nationalsozialistischen Dritten<br />

Reich zu verurteilen ist, zugleich ist aber die<br />

Abtreibung gehörloser Kinder möglich.<br />

27


28<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Medizin<br />

Ein 40 jähriger gehörloser<br />

Mann erzählt, dass er und<br />

seine 27jährige gehörlose<br />

Lebensgefährtin seit drei<br />

Jahren zusammen sind und<br />

sich seit zwei Jahren ein Kind<br />

wünschen. Schließlich gehen<br />

die beiden zur Sicherheit zu<br />

einer ärztlichen Beratung.<br />

Sein Urologe stellt fest, dass alles in Ordnung<br />

ist. Der Gynäkologe der Frau meint ebenfalls,<br />

es sei alles in Ordnung, was die begleitende,<br />

hörende Mutter der gehörlosen Frau kommuniziert.<br />

Ein Jahr später ist sie noch immer nicht<br />

schwanger und eine Freundin überredet sie,<br />

nochmals zu einem/einer ÄrztIn zu gehen –<br />

„aber zu einem/r Anderen und mit einem/r<br />

neutralen DolmetscherIn!“ Dieser Arztbesuch<br />

hat einen Riesenschock zu Folge: Die Lebensgefährtin<br />

kann keine Kinder bekommen, da<br />

ihre Eileiter ohne ihr Wissen unterbunden worden<br />

sind. Sie kann sich erinnern, dass sie mit<br />

17 Jahren im Krankenhaus war, aber den tatsächlichen<br />

Grund nicht wusste, da die Kommunikation<br />

mit der hörenden Mutter nie so richtig<br />

funktionierte. Man sagte ihr damals, dass es um<br />

Gebärmutterprobleme ging. Außerdem war<br />

die Frau im selben Jahr vergewaltigt worden.<br />

Die Mutter hatte anscheinend Angst, dass die<br />

Tochter schwanger werden könnte und ließ sie<br />

deswegen damals ‚heimlich’ sterilisieren. Ein<br />

großer Familienstreit ist eine der Folgen dieser<br />

Entdeckung. Die medizinische Diagnose, dass<br />

die Frau sterilisiert ist, wird von einem weiteren<br />

Arzt bestätigt. Nun bemüht sich das Paar<br />

darum, dass die Unterbindung des Eileiters<br />

rückgängig gemacht wird. Ende des Jahres<br />

<strong>2005</strong> wurde eine mehrstündige Operation<br />

durchgeführt, deren Erfolg noch ungewiss ist.<br />

Informationen zur rechtlichen Lage bezüglich<br />

Sterilisation gibt es auf:<br />

www.service4u.at/links.php?nr=92<br />

Minderjährige (unter 18 Jahre) dürfen in Österreich<br />

nicht sterilisiert werden. Eine Unterbindung<br />

oder Abtrennung von Eileiter oder<br />

Samenleiter ist weder mit Zustimmung des<br />

betroffenen jungen Menschen noch mit Einwilligung<br />

der Eltern möglich! Bei volljährigen<br />

Erwachsenen darf eine Sterilisation nur durchgeführt<br />

werden, wenn die volljährige, voll<br />

handlungsfähige, betroffene Person selbst zustimmt.<br />

Ausnahme ist, wenn ein Sachwalter/<br />

eine Sachwalterin zustimmt. Er/Sie darf das nur<br />

wenn „(...) wegen eines dauerhaften körperlichen<br />

Leidens eine ernste Gefahr für das Leben<br />

oder einer schweren Schädigung der Gesundheit<br />

der behinderten Person besteht. Die<br />

Zustimmung bedarf in jedem Fall einer gerichtlichen<br />

Genehmigung." (§ 282 Abs 3 ABGB)


Kommentar:<br />

Viele gehörlose PatientInnen finden sich in der<br />

medizinischen Welt nur schwer zurecht. Gehörlose<br />

können mit ÄrztInnen nicht gut kommunizieren,<br />

wenn diese nicht ÖGS beherrschen.<br />

Die Anwesenheit von DolmetscherInnen wäre<br />

oft nötig, was jedoch die gute Beziehung zwischen<br />

ÄrztIn und PatientIn- stören könnte.<br />

Viele gehörlose PatientInnen scheuen sich<br />

davor, einen Arzt/eine Ärztin zu Rate zu ziehen.<br />

Die Folge ist, dass ein großer Prozentsatz<br />

gehörloser Menschen in Österreich medizinisch<br />

unzureichend versorgt ist. Praktische<br />

ÄrztInnen und FachärztInnen sind oft überfordert<br />

und verkürzen den umständlichen und<br />

zeitaufwändigen Umgang mit Gehörlosen,<br />

indem sie auf Krankengeschichten und<br />

Untersuchungsblättern eintragen: „PatientIn<br />

taubstumm – Anamnese nicht möglich.“ Kann<br />

aber keine Anamnese durchgeführt werden, so<br />

entfällt eine wichtige Voraussetzung zur<br />

Erstellung der Diagnose und der Behandlung<br />

der Beschwerden.<br />

Die bedrückende Situation dieser PatientInnengruppe<br />

ist seit 1993 durch die Errichtung<br />

der speziellen Ambulanzen für Gehörlose,<br />

Ertaubte und Hörbehinderte, jeweils in Linz,<br />

Salzburg und Wien, stark verbessert worden.<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Medizin<br />

Das Personal der Ambulanzen besteht aus<br />

gebärdensprachkompetenten ÄrztInnen und<br />

KrankenpflegerInnen. In abgelegenen Gegenden<br />

oder im Fall, dass ein/e SpezialistIn<br />

gebraucht wird, stehen gehörlose PatientInnen<br />

jedoch vor oben beschriebenen Problemen.<br />

29


30<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Bildung<br />

BILDUNG<br />

Eine Mutter erzählt, dass ihre schwerhörige<br />

Tochter die höhere technische Lehranstalt<br />

besuchte. Der Chemielehrer wusste, dass die<br />

Tochter und ein zweites Mädchen gehörlos<br />

sind. Er bereitete jedoch nichts vor und arbeitete<br />

nur mündlich mit ihnen. Daher verstanden<br />

beide kein Wort. Darüber beschwerte sich die<br />

Mutter beim Lehrer und berichtet von seiner<br />

kühlen Reaktion. Er sagte, „dass meine<br />

Tochter unmöglich das Schuljahr<br />

2004/05 abschließen könne. Für die<br />

beiden gehörlosen Mädchen ist es<br />

unmöglich, gleichzeitig zuzuhören,<br />

was der Lehrer sagt und den Text aufzuschreiben.<br />

UNMÖGLICH!“ berichtet<br />

die Mutter. Die Mutter sagt auch, dass<br />

sie den Abteilungsleiter bat, einen Antrag für<br />

Dolmetschkosten stellen sollte, damit ein/eine<br />

ÖGS-DolmetscherIn im Unterricht dabei sein<br />

könne, er dies jedoch nicht tat. Der Deutschlehrer<br />

verlangte, dass die Mädchen ohne<br />

DolmetscherIn auskämen. „Meine Tochter hat<br />

sich sehr bemüht, aber sie hat es leider nicht<br />

geschafft.“


ALLTAG<br />

GESCHICHTE<br />

In der Nazizeit kam regelmäßig eine Inspektion in<br />

die Gehörlosenschule. Alle Schulkinder wurden<br />

trainiert, möglichst deutlich zu sprechen. Wenn der<br />

Inspektor kam, musste jedes Kind vortreten und<br />

einen Satz sprechen. Ein gehörloses Mädchen war<br />

blond, mit dicken Zöpfen, sehr sportlich und<br />

geschickt. Sie entsprach dem „germanischen<br />

Ideal“ (so ein ehemaliger Mitschüler wörtlich) - nur<br />

sprechen konnte das Mädchen nicht. Als sie nun<br />

bei einer Inspektion nicht wunschgemäß sprechen<br />

konnte, wurde sie bald danach nach Deutschland<br />

geschickt. Ihre Eltern wurden über die angebliche<br />

„Erholung“ ihrer Tochter informiert. Auf dem Weg<br />

dorthin erkrankte sie angeblich<br />

an einer Lungenentzündung und<br />

verstarb.<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Alltag / Geschichte<br />

Die Mutter eines gehörlosen Mannes bringt<br />

im Jahr 2001 einen Antrag auf Befreiung der<br />

Fernsehgebühr zur Post. Der Postangestellte<br />

liest den Antrag kurz durch und zerreißt ihn<br />

dann. Er nimmt ihr sogar die Originalbelege<br />

(z.B: Lohnbestätigung, Formulare für die<br />

Befreiung, usw...) weg. Als der gehörlose<br />

Mann am nächsten Tag den Postangestellten<br />

selbst zur Rede stellen will, wird ihm gesagt,<br />

er könne die Gebühren sehr wohl bezahlen,<br />

weil er bei der Arbeit ausreichend verdiene.<br />

Anmerkung: 2001 untertitelte der ORF nur<br />

12% des gesamten Programms (inklusive<br />

Wiederholungen).<br />

31


32<br />

<strong>Diskriminierungsbericht</strong> / Geschichte<br />

Eine Gruppe älterer gehörloser Frauen und<br />

Männer sitzt im Gehörlosenverein zusammen.<br />

Sie tauschen Erinnerungen an ihre Schulzeit<br />

aus: Sie berichten, dass ihnen in der Schulklasse<br />

die Hände zusammengebunden wurden.<br />

Auch Stockschläge wurden eingesetzt, um zu<br />

unterbinden, dass sie gebärden. Sie quälten<br />

sich mit dem Wörter- und Lauteablesen vor<br />

dem Spiegel und von den Lippen der Lehrer-<br />

Innen und der LogopädInnen.<br />

Anmerkung: In österreichischen Gehörlosenschulen<br />

wurde ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

der Gebrauch von Gebärdensprache<br />

bestraft. Dies blieb nicht ohne Folgen: das<br />

Bildungsniveau Gehörloser ist bis heute<br />

schlecht (unbefriedigend), die meisten Gehörlosen<br />

erfahren dadurch gravierende Nachteile<br />

in ihrem Berufsleben. Bis ins Jahr 1978 war das<br />

Verbot der Gebärdensprache in österreichischen<br />

Lehrplänen festgeschrieben, und erst<br />

Anfang der achtziger Jahre setzte sich vor<br />

allem der damalige Unterrichtsminister Helmut<br />

Zilk für die ÖGS ein. Im Jahr 1986 wurde der<br />

Lehrplan durch das Unterrichtsangebot<br />

„Gebärdenpflege“ komplettiert. Allerdings hat<br />

die unverbindliche Übung „Gebärdenpflege“<br />

nichts mit einem echten ÖGS-Unterricht zu tun.<br />

Auch ein jüngerer Gehörloser erinnert sich an<br />

Geschichten seiner Freunde über „ungewöhnliche<br />

Hörtrainingsmethoden“ aus der Schwerhörigenschule:<br />

„ Zum Beispiel mussten gehörlose<br />

und schwerhörige SchülerInnen mit verbundenen<br />

Augen einen Ball fallen lassen und<br />

ihn dann nach dem Ausrollen auf Anhieb finden.<br />

Und ein Radio war in einem Kasten versteckt<br />

und dann musste man herausfinden, in<br />

welchem Fach es versteckt war und einiges<br />

mehr. ‚Musterschüler’, die dies konnten, wurden<br />

auch als Vorzeigeobjekte für den Erfolg<br />

der Methode vorgeführt.“


BILDUNG<br />

Lebenssituationen gehörloser Menschen in Österreich<br />

Lebenssituationen<br />

gehörloser Menschen in Österreich<br />

Eine 11jährige gehörlose Schülerin leidet sehr<br />

unter der negativen Einstellung einer Fachlehrerin.<br />

Da die Lehrerin zum Beispiel von ihr<br />

fordert, Englisch auch mündlich zu beherr-<br />

schen, um eine positive Note zu bekommen,<br />

muss die Schülerin in den Ferien selbst<br />

Nachhilfe mit ÖGS-Kompetenz organisieren<br />

und kann erst dann aufsteigen.<br />

33


34<br />

Lebenssituationen / Bildung<br />

Die Stützlehrerin eines Instituts für Gehörlosenbildung<br />

hat keine ÖGS-Kompetenz.<br />

Anstatt das Gesprochene während des<br />

Unterrichts zu dolmetschen und sich auf<br />

den Inhalt zu konzentrieren, stört sie ihre<br />

gehörlose Schülerin durch ständige<br />

Fragerrei nach Gebärdensprach-Vokabular.<br />

Dadurch, dass die Schülerin ihrer Stützlehrerin<br />

ständig Wörter vermitteln muss,<br />

fühlt sie sich gestört und vom Unterricht<br />

abgelenkt. Sie will den Lehrstoff flüssig vermittelt<br />

bekommen und ist durch ihre Rolle<br />

als ‚wandelndes Wörterbuch‘ doppelt belastet<br />

und schnell müde.<br />

Die Stützlehrerin für eine gehörlose<br />

Schülerin arbeitet nicht zu deren Zufriedenheit:<br />

Fragt die Schülerin nach der<br />

Bedeutung deutscher Wörter und möchte<br />

eine Erklärung in ÖGS, wird ihr gesagt,<br />

sie soll im Wörterbuch nachsehen. So<br />

überhaupt Erklärungen zu deutschen<br />

Begriffen erfolgen, sind diese äußerst<br />

kurz und nicht ausreichend. Wenn sie im<br />

Unterricht von der Tafel abschreibt, dann<br />

erhält sie später von der Stützlehrerin<br />

exakt den selben Text noch einmal<br />

schriftlich. Sie fühlt sich gefoppt und<br />

nicht unterstützt.


Bei der Gruppenarbeit hat die gehörlose<br />

Schülerin den Eindruck, dass die Stützlehrerin<br />

trotz mehrmaligen, eindringlichen Bitten, sie<br />

selbständig mit den anderen Kinder arbeiten<br />

bzw. kommunizieren zu lassen, nicht darauf<br />

Rücksicht nimmt. Zum Beispiel möchte die<br />

gehörlose Schülerin den anderen Kindern<br />

etwas mitteilen, aber die Stützlehrerin respektiert<br />

ihre Bemühung nicht. Sie schreitet ein und<br />

sagt selbst etwas zu den anderen Kindern.<br />

Dadurch fühlt sich die gehörlose Schülerin<br />

bevormundet und in ihrer kommunikativen und<br />

sozialen Kompetenz in Frage gestellt.<br />

Lebenssituationen / Bildung<br />

Anmerkung: Dank der Initiative der Mutter, die<br />

die negative Einstellung der Stützlehrerin ihrer<br />

gehörlosen Tochter gegenüber nicht tolerieren<br />

wollte, wurde die Lehrerin schließlich ausgewechselt.<br />

Da die StützlehrerInnen für integrierte<br />

gehörlose Kinder an anderen Schulen aus<br />

dem Institut für Gehörlosenbildung kommen,<br />

nahm man bei der Schulbehörde an, dass diese<br />

Personen bereits über eine fundierte Ausbildung<br />

der Gehörlosenpädagogik sowie entsprechende<br />

Kompetenz der ÖGS verfügen, was<br />

aufgrund der (Aus-) Bildungspolitik in Österreich<br />

jedoch nicht der Fall ist. Jede(r) LehrerIn<br />

kann auch ohne Zusatzausbildung an einer<br />

Gehörlosenschule zu unterrichten beginnen.<br />

35


36<br />

Lebenssituationen / Bildung<br />

Eine Schülerin, die ihre Schulzeit an einer<br />

Integrationsschule bereits erfolgreich<br />

beendet hat, spricht eine derzeit an der<br />

Integrationsschule arbeitende Stützlehrerin<br />

an. Die ehemalige Schülerin findet es<br />

sehr schade, dass es zu ihrer Schulzeit<br />

noch keine StützlehrerInnen gab und sie<br />

das Unterrichtsgeschehen ohne Verstehen<br />

der Inhalte mitverfolgen musste. Die<br />

Stützlehrerin erwidert, dass die junge<br />

Frau wohl intelligent genug sei und keine<br />

Unterstützung benötigte. Aus Gehörlosenperspektive<br />

ist das seltsam: den lautsprachlich<br />

vorgetragenen Unterricht nicht<br />

verstehen zu können hat nichts mit<br />

Intelligenz zu tun. Für gebärdende<br />

SchülerInnen sind StützlehrerInnen eine<br />

Hilfe bei Überbrücken der Sprachbarriere.


ALLTAG/VORURTEILE/ERINNERUNGEN<br />

Eine gehörlose Frau erzählt, dass erst letztes<br />

Jahr ihre beste gehörlose Freundin an<br />

Depressionen und Krankheit verstorben sei.<br />

Sie habe in einer schlechten, schimmligen<br />

Wohnung gelebt. In ihrem letzten Lebensjahr<br />

hatte sie sich sehr bemüht, eine neue<br />

Wohnung zu bekommen. Wiederholt versuchte<br />

sie, die Hilfe des Bürgermeisters zu bekommen,<br />

der sich jedoch weigerte und die Frau<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

immer wieder mit der Bezeichnung „taubstumm“<br />

ärgerte. Auch nachdem sie erklärt<br />

hatte, sie sei gehörlos, nicht taubstumm,<br />

bestand er weiter auf Verwendung dieses<br />

Wortes. Die Freundin der Verstorbenen resümiert:<br />

Ich wünschte, ich hätte meiner Freundin<br />

früher angeboten, dass sie bei mir wohnen<br />

kann. Was bleibt, ist dieses schreckliche Wort –<br />

taubstumm.<br />

37


38<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Ein gehörloses Paar möchte ein Auto kaufen.<br />

Im Internet werden sie fündig und schreiben<br />

dem verkaufenden Autohändler sogleich ein E-<br />

Mail. Zwei Wochen warten sie auf Antwort,<br />

dann schreiben sie wieder und warten abermals<br />

2 Wochen, bis sie schließlich selbst direkt<br />

zum Autohändler gehen um sich zu erkundigen.<br />

Nun müssen sie erfahren: Das Auto wurde<br />

am Vortag verkauft. Äußerst frustriert stellen sie<br />

fest, dass der Autohändler zwar auf seiner<br />

Homepage vorgibt, per E-Mail zu kommunizieren,<br />

sie aber trotzdem massiv benachteiligt<br />

wurden. Wären sie hörend, hätten sie dort<br />

angerufen und sich das Auto gesichert.<br />

Anmerkung: In den USA verpflichtet der<br />

„Americans with Disabilities Act“ (ADA) zur<br />

gleichberechtigten Behandlung von KundInnen,<br />

egal, über welches Medium sie kommunizieren.


Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Eine gehörlose Frau erzählt eine Kindheitserinnerung:<br />

In der Gehörlosenschule<br />

kam jedes Jahr der Nikolo. Er konnte nicht<br />

gebärden, denn „das war vom Schulleiter<br />

nicht erwünscht“ – und er trug einen<br />

dicken Bart, der seinen Mund verdeckte.<br />

Die Kinder konnten also auch nicht von<br />

seinen Lippen ablesen, sie verstanden ihn<br />

schwer oder gar nicht. „Der Nikolo sagte<br />

‚Ihr dürft nicht gebärden` – da bin ich bin<br />

erschrocken und zornig geworden.“<br />

39


40<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Während des Schulforums teilt die<br />

Schulleiterin Zettel aus und sagt zu der<br />

anwesenden Dolmetscherin: „Ich<br />

glaube, dass sie die Stimmzettel nicht<br />

gut verstehen können.“ Sie hatte nicht<br />

damit gerechnet, dass die Gebärdensprachdolmetscherin<br />

gemäß ihres<br />

Einer neu eingestellten<br />

gehörlosen Frau wird am<br />

Arbeitsplatz von einer<br />

Kollegin ein Zettel in die<br />

Hand gedrückt mit der<br />

Aufforderung, den Inhalt<br />

des Textes vorzulesen.<br />

Die hörende Kollegin<br />

kann nicht glauben, dass<br />

ein gehörloser Mensch<br />

wirklich lesen kann und<br />

sogar ein Studium abgeschlossen<br />

hat.<br />

Auftrags alles Gesprochene zu den<br />

anwesenden gehörlosen Mitarbeiter-<br />

Innen des Hauses dolmetschen würde.<br />

Die gehörlosen Anwesenden fühlen<br />

sich gefoppt und fordern – gemeinsam<br />

mit hörenden KollegInnen – eine<br />

Erklärung.


Ein gehörloser Mann bemerkt einen Ertrinkenden<br />

im See, zieht seine Jacke aus, springt ins<br />

Wasser und rettet den Mann. Als die Angehörigen<br />

des Geretteten merken, dass der Retter<br />

gehörlos ist, meiden sie ihn und gehen weg,<br />

ohne sich bei ihm zu bedanken.<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Ein gehörloser Angestellter und sein hörender<br />

Arbeitskollege plaudern ganz normal, bis dieser<br />

auf einmal fragt, wie er denn Sex habe und ob er<br />

auch im Dunkeln im Bett gebärden würde?<br />

Dabei lacht er. Der gehörlose Mann fühlt sich<br />

von der blöden Frage peinlich berührt und antwortet<br />

nichts. Der Kollege will dann auch noch<br />

Gebärden über Körperteile gezeigt bekommen<br />

und das Ganze ist dem gehörlosen Mann sehr<br />

unangenehm.<br />

41


42<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Vor einer universitären Lehrveranstaltung werden<br />

Folder zum Thema Gebärdensprache und<br />

Bildungsangebote für Gehörlose auf den<br />

Tischen verteilt, ohne dass die gehörlose<br />

Lehrveranstaltungsleiterin gefragt wird, ob ihr<br />

das Recht sei. Die Vortragende weist daher im<br />

Gespräch mit den Verantwortlichen eindringlich<br />

darauf hin, dass ein derartiges Übergangen-werden<br />

einem hörenden Vortragenden<br />

wahrscheinlich nicht passiert wäre und sie verlangt,<br />

dass sie genauso respektvoll behandelt<br />

wird wie andere LektorInnen auch.


Zwei gehörlose Personen möchten in einem<br />

neu eröffneten Lokal essen und fragen beim<br />

Ober nach einem Tisch. Obwohl das Lokal zu<br />

der frühen Zeit menschenleer ist, beteuerte<br />

der befragte Ober, dass das Lokal bereist ausgebucht<br />

sei. Die beiden Personen glauben ihm<br />

und gehen wo anders essen. Nach einigen<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Stunden gehen die beiden zufällig am selben<br />

Lokal vorbei und merken, dass das Lokal gar<br />

nicht voll ist, wie behauptet wurde. Sie gehen<br />

wütend hinein, um sich zu beschweren. Sie<br />

haben das Gefühl, dass man ihnen wegen ihrer<br />

Gehörlosigkeit keinen Platz gab.<br />

43


44<br />

Lebenssituationen / Alltag / Vorurteile / Erinnerung<br />

Ein gehörloser Mann wird von einem Versicherungsvertreter<br />

übertölpelt: Er unterschreibt<br />

einen neuen, sehr kostspieligen<br />

Vertrag, den er ohne DolmetscherIn nicht<br />

wirklich versteht. Als sein Vater den Vertrag<br />

liest, ist er empört darüber und kann nach<br />

hartem Kampf und Beistand eines ÖGS-<br />

Dolmetschers den Vertrag dann doch noch<br />

kündigen.<br />

Frau W. erzählt, dass sie gemeinsam mit 15 gehörlosen<br />

FreundInnen in einem Restaurant schlecht<br />

bedient wurde: Man ignorierte ihre Bestellungen, ließ<br />

sie warten, zeigte ihnen nicht das Kuchenangebot<br />

und brachte nicht was sie wollte, sondern andere<br />

Speisen. Frau W. fühlte sich hilflos.


FAMILIE<br />

Ein gehörloser Mann beschreibt,<br />

dass in einem kleinen Dorf bisher<br />

nur Erfahrungen mit einem einzigen<br />

gehörlosen Mann vorhanden<br />

waren. Dieser hatte keine Schulbildung,<br />

konnte nicht lesen und<br />

schreiben, usw. Die Meinungen<br />

und Urteile der hörenden DorfbewohnerInnen<br />

über Gehörlose<br />

waren sehr negativ. Alle verwendeten<br />

ihre Vorerfahrung nun auch bei<br />

dem betroffenen Mann – und<br />

behandelten ihn aufgrund ihrer<br />

Vorurteile unmöglich. Er fühlt sich<br />

in dem Dorf „wie ein Aussätziger“.<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

Eine gehörlose Frau erzählt, dass<br />

ihre Cousine geheiratet habe. Zur<br />

Hochzeit war sie nicht selbst, aber<br />

ihre hörende Schwester eingeladen.<br />

Am nächsten Tag gab es viel<br />

zu berichten: die Schwester saß<br />

mit der hörenden Mutter beisammen.<br />

Als sie fragte, wie es gestern<br />

bei der Hochzeit war, bekommt sie<br />

nur zur Antwort: „Schön und gutes<br />

Essen”, mehr nicht. Die gehörlose<br />

Frau muss sich mit diesen wenigen<br />

Worten zufrieden geben und muss<br />

zusehen, wie fast eine Stunde lang<br />

erzählt wird – sie sagt, sie fühle<br />

sich „wie abgeschoben!“<br />

45


46<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

Ein gehörloser Mann wird nach<br />

dem Tod seiner Schwiegermutter<br />

von seiner Familie schlecht behandelt.<br />

Er wird ausgegrenzt und zur<br />

Arbeit angetrieben. Als er den<br />

monatlichen Besuch beim Gehörlosenverein<br />

machen will, will ihn<br />

sein Bruder nicht gehen lassen.<br />

Eine 62-jährige gehörlose Frau pflegt seit<br />

vier Jahren die bettlägerige Mutter. Ihr<br />

Bruder und seine Frau können immer fortfahren,<br />

die Gehörlose möchte auch fort,<br />

kann jedoch nicht. Als sie verlangt, dass<br />

die Mutter in einem Pflegeheim untergebracht<br />

wird, ist ihr Bruder wegen der<br />

hohen Kosten dagegen.


Ein heute 29 jähriger Mann berichtet, dass er<br />

als Kind und Jugendlicher von seinen Eltern<br />

nicht aufgeklärt wurde. Er hatte jahrelang<br />

Schmerzen im Intimbereich (Vorhaut ging nicht<br />

zurück). Er sagt, er konnte niemanden in seiner<br />

hörenden Familie fragen, da keiner die<br />

Gebärdensprache konnte. Er ertrug schlimme<br />

Schmerzen, hatte keine Bewegungsfreiheit<br />

und litt unter dem Schamgefühl.<br />

Schließlich wandte er sich in der Schule an<br />

einen hörenden (aber ÖGS-kompetenten)<br />

Diakon und bat ihn um ein Vertrauensge-<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

spräch. Der Diakon klärte ihn auf. „Ich hatte bis<br />

dahin von Nichts eine Ahnung, alles war neu<br />

für mich ...!“<br />

Der junge Mann musste schließlich operiert<br />

werden – „das wäre nicht nötig gewesen, hätten<br />

mich meine Eltern aufgeklärt. Ich bin jetzt<br />

zeugungsunfähig.“<br />

Die (höchst schockierte) Diskriminierungsbeauftragte,<br />

die diesen Fall dokumentiert,<br />

spricht die Mutter des Mannes eines Tages<br />

darauf an, ob sie sich schon über Enkel freuen<br />

würde. Da antwortet die Mutter: „Um<br />

Gotteswillen, mein Sohn darf keine Kinder zeugen,<br />

sonst gibt es noch mehr behinderte<br />

Kinder.“ Sie meint, sie sei froh, dass ihr Sohn<br />

keine Kinder bekommen könne.<br />

47


48<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

Eine gehörlose Frau war als Kind schwer krank.<br />

Alle sagten immer, sie müsse viel trinken, „auch<br />

meine LehrerInnen und meine Schneidermeisterin.<br />

1985 wurde ich von meinem Freund<br />

schwanger. Als ich meiner Mutter davon erzählte,<br />

reagierte sie anders als erwartet, sie war still.<br />

Ich dachte, sie schäme sich, weil wir nicht verheiratet<br />

waren.“ Die Frau verlor das Kind und<br />

war sehr traurig. Im Sommer 2002 war sie krank<br />

und musste im Krankenhaus bleiben. Weil der<br />

Arzt Informationen benötigte, musste die<br />

Mutter angerufen werden und es stellte sich<br />

heraus, dass sie ein schweres Nierenleiden hat.<br />

Ihre Mutter hatte ihr das ganze Leben den eigenen<br />

Gesundheitszustand verschwiegen. „Meine<br />

Familie wusste über meine Krankheit bescheid.<br />

Warum erfahre ich immer alles als LETZTE!!!!?“<br />

Ein heute 62jähriger gehörloser Mann erzählt,<br />

dass ihm und seiner gehörlosen Frau ab Mitte<br />

der 1980er Jahre ein Kind entzogen wurde.<br />

„Da wir beide berufstätig waren, passte meine<br />

Schwester auf unser Kind auf. Anfangs holten<br />

wir das Kind täglich nach der Arbeit ab, auf<br />

Anraten einer Verwandten holten wir dann<br />

unseren Sohn nur für das Wochenende ab.<br />

Plötzlich wurden wir dann vom Jugendamt<br />

ermahnt, mit der Begründung, dass wir zuwenig<br />

auf das Kind achten, dass wir zuviel Alkohol<br />

trinken, dass wir immer sehr lange feiern.“ Das<br />

Ehepaar war empört über diese unwahren<br />

Vorwürfe. Aber: „Als wir dann unser nun zehnjähriges<br />

Kind endlich ganz zu uns nehmen wollten,<br />

wurde uns das Kind weggenommen und<br />

einer Verwandten übergegeben.“ Die beiden<br />

Eltern kämpften zehn Jahre lang bei Gericht<br />

um ihr Kind:


„Der Richter war gegen uns. Die Begründung:<br />

weil wir gehörlos seien und somit unser Kind nicht<br />

richtig erziehen könnten. Das Komische ist aber –<br />

wir haben noch ein Kind, das ist zehn Jahre älter<br />

als unser zweites. Um ihn wurde nicht diskutiert!“<br />

Seit die Verwandten mit dem Kind ca. 100 km<br />

weit weg gezogen sind, ist der Kontakt zwischen<br />

Eltern und Kind abgebrochen: „Seit 14 Jahren<br />

haben wir ihn nicht gesehen. Wir wissen nicht,<br />

wie er jetzt ausschaut.“ Besonders schmerzhaft ist<br />

für die Eltern, dass ihnen gesagt wurde, ihr Sohn<br />

hasse sie und möchte sie nie wieder sehen.<br />

Eine 27jährige Frau erzählt, dass sie und ihr<br />

gehörloser Mann planen, ein Haus zu bauen.<br />

Sie erkundigen sich (mit Dolmetscher) genau,<br />

kaufen ein Grundstück, usw. und dann erzählen<br />

sie seinem Vater stolz davon. Der ist empört<br />

und versucht, indem er auf die schwerhörige<br />

Frau einredet, sie und ihren Mann (seinen<br />

Sohn) von diesem Vorhaben abzubringen: „So<br />

etwas können sich Gehörlose doch nie leisten,<br />

das ist viel zu riskant!“ Seinen gehörlosen Sohn<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

schiebt er zur Seite. Er kommuniziert indirekt<br />

sehr klar, dass er dem gehörlosen Mann nichts<br />

zutraut. Die Schwiegermutter versucht ihn zu<br />

beschwichtigen und die Erzählerin versucht<br />

ziemlich lange ihm zu erklären, dass „wir ein<br />

Recht auf unser eigenes Leben haben, dass wir<br />

nicht behindert sind, dass wir gleich wie<br />

Hörende sind – außer das uns das Gehör<br />

fehlt ...“. Ergebnis des Vorfalles ist, dass das<br />

Vertrauen des Sohnes zu seinem Vater zerstört<br />

wurde und dieser kaum mehr in die Lebensund<br />

Hausbaupläne mit einbezogen wird. Die<br />

junge Frau resümiert: „Die Atmosphäre ist<br />

kühler geworden zwischen Vater und Sohn. Die<br />

Enttäuschung war groß.“<br />

49


50<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

Zwei gehörlose Brüder werden ab Ende der<br />

1970er Jahre von ihren Geschwistern ausgenützt,<br />

ohne Bezahlung zur Arbeit am elterlichen<br />

Bauernhof gezwungen und massiv unter<br />

Druck gesetzt. Besuche im Gehörlosenverein<br />

werden ihnen verboten. Gehörlose Freunde zu<br />

besuchen wird ihnen ebenfalls verboten. Im<br />

Jahr 2000 verlässt einer der beiden Brüder<br />

schließlich den Bauernhof, ist seither in einer<br />

Firma tätig und selbstbewusster geworden. Als<br />

im Jahr 2002 die Mutter stirbt, beginnt „die<br />

Familienkrise.“ Der verbleibende Bruder will<br />

sich ein Fax oder Mobiltelefon kaufen, um<br />

kommunizieren zu können. Seine Geschwister<br />

finden, das brauche er nicht. Als er sich am<br />

Finger verletzt, wird dies vom Dorfarzt vernachlässigt,<br />

bis der Mann mit dem Zug ins<br />

Spital fahren und der Finger operiert werden<br />

muss. Seine Geschwister kommen ihn nicht<br />

besuchen, er muss sich Kleidung vom Krankenhaus<br />

ausborgen.


Ein gehörloser Mann war von 1959 bis 1967<br />

Schüler im Bundesinstitut für Gehörlosenbildung<br />

in Wien-Speising. Seine hörenden Eltern<br />

verboten ihm, sich mit anderen Gehörlosen in<br />

Vereinen zu treffen und mit ihnen zu gebärden,<br />

weil ihn das angeblich dümmer und weniger<br />

selbständig machen würde. Gegen den Willen<br />

seiner Eltern traf er sich trotzdem heimlich<br />

regelmäßig mit Gehörlosen, um sich auszutauschen.<br />

Nach der Schule arbeitete er als<br />

Keramiker in einer Firma. Nur ein Jahr später<br />

war ein Betriebsabbau in Planung und 30<br />

ArbeitnehmerInnen, darunter auch der gehörlose<br />

Mann, sollten gekündigt werden. Eine<br />

Besprechung wurde organisiert, bei der der<br />

Chef und die Betriebsrätin der Firma, eine<br />

Gebärdensprachdolmetscherin, der gehörlose<br />

Mann und schließlich sein hörender Vater<br />

anwesend waren. Der Vater plante, seinen<br />

Sohn als Vormund zu unterstützen. Bei der<br />

Lebenssituationen / Familie<br />

Verhandlung kam es aber ganz anders, als er<br />

erwartet hatte: Der Vater traute seinen Ohren<br />

nicht, wie sein Sohn durch die Dolmetscherin<br />

selbständig wie ein normaler Erwachsener alle<br />

Fragen mittels Gebärdensprache beantwortete.<br />

Bei der gemeinsamen Heimfahrt ist der<br />

Vater vollkommen still. Am nächsten Tag<br />

berichtet die Mutter ihrem gehörlosen Sohn,<br />

dass der Vater zum ersten Mal gesehen habe,<br />

wie intelligent sein Sohn sei, und dass er<br />

selbständig denken könne und einen großen<br />

Wortschatz habe, den die Dolmetscherin übersetzte.<br />

Der Vater ist sehr beeindruckt. Der<br />

gehörlose Mann erklärt seiner Mutter, er habe<br />

all sein Wissen nicht von den Hörenden, sondern<br />

durch Kontakte mit anderen gehörlosen<br />

Menschen in Vereinen erworben. Schließlich<br />

geben Vater und Mutter ihren Widerstand und<br />

ihre Vorurteile gegenüber Gehörlosen endlich<br />

auf.<br />

51


52<br />

Lebenssituationen / Medizin<br />

MEDIZIN<br />

Gehörlose erzählen immer wieder, dass sie bei<br />

allgemeinen Arztterminen gefragt werden,<br />

wann sie sich operieren und ein Cochlear<br />

Implantat in ihren Schädel einsetzen lassen<br />

würden. Für gehörlose Erwachsene ist diese<br />

Frage entweder beleidigend oder belustigend.<br />

Ihr positives Selbstbild trifft auf das verzerrte<br />

Fremdbild des/der MedizinerIn. Denn was<br />

ÄrztInnen mit so einer Frage kommunizieren,<br />

ist: „Du hast einen Fehler, du gehörst umoperiert.“<br />

Was gehörlose Menschen sich dabei<br />

denken ist: „Ich bin wie ich bin und ich werde<br />

mich sicher nicht umoperieren lassen!“<br />

Ein Mann erzählt, dass er nach der Audiometrie<br />

zur Messung der Resthörigkeiteinen<br />

einen ärztlichen Befund erhielt, in dem neben<br />

der Diagnose (über 90 dB beidseitig) zusätzlich<br />

eingetragen wurde „Der Patient möchte keine<br />

Operation (Cochleaimplantat)“. Der Mann<br />

hatte aber nur einen Befund seines Hörstatus<br />

erwartet und keine Erwähnung des CIs.<br />

Anmerkung: Tatsächlich ist es medizinisch fragwürdig,<br />

einem seit der Geburt gehörlosen Menschen,<br />

der vollkompetent in ÖGS ist und mit seiner<br />

gehörlosen Identität zufrieden lebt, ein CI zu<br />

implantieren. Beunruhigend ist, dass dieses<br />

Drängen auf eine Operation oftmals von praktischen<br />

ÄrztInnen oder anderen Menschen<br />

kommt, die keinerlei spezielle Expertise besitzen.


GESCHICHTE<br />

Während des zweiten Weltkrieges gab es<br />

Bombenalarme. Die Wohnungsnachbarinnen<br />

verständigten immer die gehörlose Familie. Es<br />

kam oft vor, dass die Nachbarinnen bereits fertig<br />

angezogen und startklar zum in den Keller<br />

gehen waren, während die gehörlose Familie<br />

erst rasch ihre Siebensachen packen musste,<br />

um sich in den Keller zu begeben.<br />

Eine gehörlose Frau wurde während der<br />

Nazizeit ins Spital eingeliefert. Sie bemerkte die<br />

bedauernden Blicke der Krankenschwestern<br />

und Aussagen wie „arme Frau“. Obwohl sie<br />

wegen einer Routineuntersuchung gekommen<br />

Lebenssituationen / Geschichte<br />

„Im April <strong>2005</strong> war ich mit zwei gehörlosen Frauen beim<br />

Augenarzt. Er war sehr unsympathisch und unfreundlich zu<br />

uns. Ich bat darum, eine Dolmetscherin zu bekommen, was<br />

er strikt ablehnte.“<br />

war, schmiedete sie den Plan, ihre mit einem<br />

Krankenhausstempel versehene Krankenhauskleidung<br />

umzunähen, sodass man den Krankenhausstempel<br />

auf dem Mantel nicht mehr sehen<br />

konnte, und zu flüchten. Eines Nachts zog sie<br />

die bereits vorbereitete Kleidung an und flüchtete..<br />

Da sie die Kleidung umgeändert hatte,<br />

wurde sie nicht bemerkt. Später kam die<br />

Schutzstaffel (SS), um den Ehemann zu informieren,<br />

dass seine Frau verschollen und unauffindbar<br />

sei. Der Mann antwortete, dass sie bereits<br />

wohlbehalten heimgekommen sei und die SS<br />

zog ab. Die Frau überlebte.<br />

53


54<br />

Kontaktadressen<br />

Kontaktadressen:<br />

Gehörlosenorganisationen in Österreich<br />

<strong>Österreichischer</strong> <strong>Gehörlosenbund</strong><br />

1100 Wien, Waldgasse 13/2<br />

Fax: 01/602 34 59, Tel: 01/603 08 53<br />

Kontakt E-Mail: info@oeglb.at www.oeglb.at<br />

Österreichische Gehörlosenzeitung<br />

redaktion@oeglb.at<br />

<strong>Österreichischer</strong> Gehörlosen Sportverband<br />

1230 Wien, Breitenfurter Straße 401/25/R1,<br />

Fax: 01/88 74 931<br />

E-Mail: oegsv@deaf-sport.at<br />

www.deaf-sport.at<br />

Youth Deaf Meeting<br />

YDM@gmx.at<br />

www.youthdeafmeeting.at.tt<br />

VÖGS - Verein österreichischer Gehörlosen<br />

Studenten www.voegs.at<br />

info@voegs.at<br />

Kärnten<br />

Kärntner Landesverband der<br />

Gehörlosenvereine<br />

9020 Klagenfurt, Petruigasse 11<br />

Fax: 0463/261537- 4, Tel: 0463/23189<br />

Schreibtelefon: 0463/261537-1<br />

E-Mail: deaflvk@chello.at<br />

http://www.gehoerlosenverband-kaernten.at/<br />

Gehörlosenverein Klagenfurt<br />

Versammlungslokal: Gehörlosenzentrum<br />

9020 Klagenfurt,, Petruigasse 11<br />

Tel: 0463/23 1 89, Fax: 0463/2615374,<br />

Schreibtelefon: (+43) 0463/261537-1<br />

E-Mail: deaflvk@chello.at<br />

Gehörlosenverein St.Veit/Glan<br />

Versammlungslokal: Sozialzentrum<br />

9300 St.Veit/Glan, Bräuhausgasse 23<br />

Kontaktadresse: Obfrau Dagmar Schnepf,<br />

9020 Klagenfurt<br />

Paul-Gerhardt-Str. 20/1/8<br />

Tel: 0463/23 1 89<br />

Fax/Schreibtelefon: 0463/410608<br />

E-Mail: deafgw@chello.at<br />

Gehörlosenverein Wolfsberg<br />

Versammlungslokal Sozialzentrum<br />

9400 Wolfsberg<br />

Stadionbadstrasse 1,<br />

Büro: A-9020 Klagenfurt<br />

Petruigasse 11<br />

E-Mail: deafgw@chello.at<br />

Obmann: Alfred Griengl<br />

9400 Wolfsberg, Buchhofstr.13<br />

Kärntner Gehörlosensportverein<br />

9020 Klagenfurt, Petruigasse 11<br />

Fax: 0463/26 15 374, Tel: 0463/23 189<br />

E-Mail: deafgw@chello.at


Gehörlosenkultur Kärnten<br />

9500 Villach, Völkendorferstraße 80-82<br />

Tel und Fax: 04242/21 40 88<br />

E-Mail: glkultur.kaernten@aon.at<br />

Niederösterreich<br />

Landesverband Niederösterreich<br />

der Gehörlosenvereine<br />

3100 St. Pölten, Matthias-Corvinus-Straße 54<br />

Fax: 02742/21990, Tel: 02742/21990-20<br />

E-Mail: office@gehoerlos-noe.at<br />

www.gehoerlos-noe.at<br />

St.Pöltener Gehörlosenverein<br />

3100 St.Pölten, Kaltenbrunngasse 7<br />

Fax: 02742/75 557<br />

Gehörlosen-Zentrum N.Ö-Süd<br />

2700 Wiener Neustadt<br />

Pottendorferstrasse 147<br />

Tel./Fax: 02666/26733<br />

E-Mail: glz.noesued@chello.at<br />

www.deafclub-wrn.at<br />

Weinviertler Gehörlosenverein<br />

2185 Ebersdorf/Zaya<br />

Kapellenweg 3<br />

Fax: 02573/2830<br />

www.weinviertler.gehoerlosenverein.at<br />

Waldviertler Gehörlosenverein<br />

Versammlunglokal: Gemeindehaus Mold<br />

3580 Horn, Fax: 02742/31428<br />

Oberösterreich<br />

Kontaktadressen<br />

Landesverband der<br />

Gehörlosenvereine in Oberösterreich<br />

Bildungszentrum der<br />

Gebärdensprachgemeinschaft in OÖ<br />

4020 Linz, Leharstraße 28<br />

Fax: 0732/65 12 17<br />

Tel: 0732/65 12 19<br />

E-Mail: gsbiz@aon.at, www.gehoerlos-ooe.at<br />

Linzer Gehörlosen Kultur- und Sportverein<br />

4020 Linz, Oberfeldstraße 10<br />

Fax: 0732/65 11 67<br />

Tel: 0732/65 14 46<br />

E-Mail: buero@lgksv.at<br />

www.lgksv.at<br />

Gehörlosen Sportclub Linz 1971<br />

4020 Linz, Waldeggstraße 32<br />

Fax: 0732/653016<br />

E-Mail: office@gsc-linz.at<br />

www.gsc-linz.at<br />

Gehörlosenverein für die Bezirke<br />

Vöcklabruck und Gmunden<br />

4800 Steyr, Grillparzerstraße 3/2<br />

Fax: 07652/50 656<br />

Innviertler Gehörlosen Kultur- und<br />

Sportverein<br />

4910 Ried/Innkreis<br />

Hartwangerstrasse 14<br />

Fax: 07764/73 66<br />

E-mail: igksv-ried@utanet.at<br />

55


56<br />

Kontaktadressen<br />

Mühlviertler Gehörlosen<br />

Kultur und Sportverein<br />

Kommunikationszentrum Pregarten<br />

4230 Pregarten, Bindergasse 6<br />

Fax: 07236/8779<br />

E-Mail: mgv.pregarten@utanet.at<br />

www.mgksv.at.tt<br />

Gehörlosen-Kulturverein Steyr<br />

4400 Steyr, Keplerstrasse 2a<br />

Fax: 07252/44 980<br />

E-Mail: gehoerlosensteyr@utanet.at<br />

Salzburg<br />

Verband der Gehörlosenvereine<br />

im Lande Salzburg<br />

5020 Salzburg, Schopperstraße 21<br />

Fax: 0662/455150-12<br />

Tel: 0662/455150, Schreibtelefon:<br />

0662/455150-13<br />

E-Mail: beratungsstelle@gehoerlose-salzburg.at,<br />

www.gehoerlose-salzburg.at<br />

Salzburger Gehörlosenverein<br />

5020 Salzburg, Schopperstr. 21<br />

Fax: 0662/451642<br />

E-Mail: satav@gehoerlose-salzburg.at<br />

www.gehoerlose-salzburg.at/sgv.htm<br />

Salzburger Gehörlosenturn- u. Sportverein<br />

5020 Salzburg, Schopperstr. 21<br />

E-Mail: sgtsv@gehoerlose-salzburg.at<br />

www.gehoerlose-salzburg.at/sgtsv.htm<br />

Beratungsstelle für gehörlose<br />

Menschen St. Johann im Pongau<br />

5600 St. Johann im Pongau<br />

Industriestrasse 15, Helga Kendlbacher (gl):<br />

h.kendlbacher@gehoerlose-salzburg.at<br />

Fax: 06412/20302, Claudia Heigl (hörend):<br />

c.heigl@gehoerlose-salzburg.at<br />

Fax/Tel: 06412/20302<br />

Mobil/SMS: 0664/4015375<br />

Mobil/Fax: 0664/4083602<br />

Steiermark<br />

Steirischer Landesverband der<br />

Gehörlosenvereine<br />

8010 Graz, Grabenstraße 168<br />

Fax: 0316/68 02 71-1<br />

Tel: 0316/68 02 71-0, E-Mail: office@stlvgv.at,<br />

www.stlvgv.at<br />

Gehörlosen-Kulturverein Hartberg<br />

8232 Hartberg, Neusafenau, Gasthaus<br />

Grabner, Obmann: Töglhofer Reinhold<br />

8232 Grafendorf, Schulstraße 127<br />

Fax: 03338/62591-4<br />

E-Mail: hondareini@aon.at<br />

gkvhartberg.heim.at<br />

Gehörlosensportverein Kultur- &<br />

Jugendzentrum Graz<br />

8045 Graz, Radegunderstraße 10<br />

Fax: 0316/67 80 09<br />

E-Mail: gsz-graz@chello.at<br />

www.gsz-graz.at.tt


Steirischer Gehörlosen<br />

Sport- und Kulturverein<br />

8052 Graz, Steinbergstrasse 9<br />

Fax: 0316/572930<br />

Tel: 0316/572547<br />

E-Mail: office@stgskv1932.at<br />

www.stgskv1932.at<br />

Obersteirischer Gehörlosenverein<br />

8661 Wartberg im Mürztal<br />

Berghaussiedlung 38, Obmann<br />

Gerhard Pirker<br />

Tel/Fax: 03858/3312<br />

E-Mail: gerhard.pirker@twin.at<br />

Judenburger Gehörlosen Kulturverein<br />

8754 Weißkirchen, Sandgasse 12/II/9,<br />

Obmann: Alois Urschinger<br />

Fax: 03577/82624<br />

Tirol<br />

Tiroler Landesverband der Gehörlosen<br />

6020 Innsbruck, Ing. Etzelstr. 67<br />

Fax: 0512/587025<br />

Tel: 0512/586162<br />

E-Mail: landesverband@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Beratungsstelle für Gehörlose & Dolmetschzentrale<br />

für Gebärdensprache in Tirol<br />

6020 Innsbruck, Franz Fischer Strasse 7<br />

Tel.: 0512/580800, Fax: 0512/580800-4<br />

beratung@gehoerlos-tirol.at<br />

Gehörlosenverein Innsbruck<br />

Fax: 0512/58 31 05<br />

E-Mail: innsbruck@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Gehörlosensportverein Tirol<br />

6020 Innsbruck<br />

Ing. Etzel-Strasse 67<br />

Fax: 0512/583105<br />

E-Mail: sportverein@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Gehörlosenverein Imst<br />

E-Mail: imst@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Gehörlosenverein Wörgl<br />

6130 Schwaz, Paracelsusstraße 22<br />

E-Mail: woergl@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Kontaktadressen<br />

Gehörlosen Trachtenverein<br />

6060 Hall, Schranne 22<br />

E-Mail: trachtenverein@gehoerlos-tirol.at<br />

www.gehoerlos-tirol.at<br />

Vorarlberg<br />

Vorarlberger Gehörlosen-Treff<br />

c/o Obmann Anton Hagspiel<br />

6973 Höchst, Deltastraße 11a<br />

E-Mail: info@vgt-verein.at<br />

www.vgt-verein.at<br />

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58<br />

Kontaktadressen<br />

Vorarlberger Gehörlosen<br />

Sport- u. Kulturverein<br />

6850 Dornbirn, Feldgasse 24<br />

Fax: 05572/20023<br />

E-Mail: office@vgskv.at<br />

www.vgskv.at<br />

Vorarlberger Landeszentrum für<br />

Hörgeschädigte<br />

6850 Dornbirn, Feldgasse 24<br />

Tel: 05572/25733, Fax: 05572/25733-4<br />

E-Mail: lzh.verwaltung@vol.at<br />

www.vobs.at/lzh<br />

Wien<br />

WITAF - Wiener Taubstummen<br />

Fürsorgeverband, 1020 Wien<br />

Kleine Pfarrgasse 33, Fax: 01/214 76 95<br />

Tel: 01/214 58 74<br />

E-Mail: office@witaf.at<br />

www.witaf.at<br />

Vienna Gehörlosen Sport und Kultur Verein<br />

1100 Wien, Troststraße 51, Fax: 01/603 99 67<br />

E-Mail: office@vienna-gskv.at<br />

www.vienna-gskv.at<br />

Wiener Gehörlosensportklub 1901 &<br />

Kulturverein<br />

1100 Wien, Waldgasse 13/3<br />

Fax: 01/604 96 65<br />

E-Mail: office@wgsc1901.at<br />

www.wgsc1901.at<br />

ÖGSDV - <strong>Österreichischer</strong> Gebärdensprach-<br />

DolmetscherInnen-Verband<br />

Berufsverband der Gebärdensprach-<br />

DolmetscherInnen, (Hier kann man auch<br />

die DolmetscherInnen-Liste anfordern)<br />

Obfrau Barbara Gerstbach<br />

1131 Wien, Postfach 95<br />

Fax: 01/802 52 82, Tel: 01/802 52 82<br />

E-Mail: info@oegsdv.at<br />

www.oegsdv.at<br />

International:<br />

EUD<br />

European Union of the Deaf - EUD<br />

B-9000 Gent, Coupure Rechts 314<br />

Tel +32 (0)9 225 08 33<br />

Fax +32 (0)9 225 08 34<br />

E-Mail: info@eudnet.org, www.eudnet.org<br />

WFD, World Federation of the Deaf<br />

P.O. Box 65, FIN-00401<br />

Helsinki, FINLAND<br />

Fax: +358 9 580 3572<br />

E-Mail: Info@wfdeaf.org<br />

www.wfdeaf.org


BÜCHER UND PRODUKTE ZUM THEMA ÖGS<br />

Mein Fingeralphabet.<br />

Das Finger-ABC für Kinder<br />

Dieses Buch enthält eine erste Einführung in<br />

das Fingeralphabet sowie<br />

Handformgebärden zu den Buchstaben. Das<br />

Buch beinhaltet auch Spielkarten.<br />

60 Seiten, 2003, Einzelpreis: 15 €<br />

Bücher / Produkte<br />

Mein erstes Gebärdenbuch.<br />

Österreichische Gebärdensprache für Kinder<br />

Dieses Buch enthält den für Kinder relevanten Basiswortschatz<br />

der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS), bunt bebildert<br />

mit anschaulichen Zeichnungen und Gebärdenzeichen. Dabei<br />

werden die Gebärden in inhaltlich logischen Wortgruppen dargestellt<br />

wie z.B. Farben, Verkehrsmittel, Obst, usw. Der zweite<br />

Teil enthält auch einen zur Aktivität anregenden Teil, mit dessen<br />

Hilfe das Erlernte geübt werden kann.<br />

2003, Einzelpreis: 15 €<br />

Mein Tor in die Welt der Gehörlosen.<br />

Ein Sachbuch für Kinder<br />

Mit Informationen, Aktivitäten und Geschichten: Gehörlose<br />

Familien, Gebärdensprachen auf der Welt, Das Fingeralphabet,<br />

Dolmetschen, Die Gehörlosenwelt, Umgangsformen und<br />

Gehörlosenkultur, Technische Hilfsmittel, Berühmte gehörlose<br />

Persönlichkeiten, Gehörlose Hunde und Katzen, Gehörlose<br />

Kinder in anderen Ländern der Welt.<br />

52 Seiten, 2004, Einzelpreis: 15 €<br />

Alle drei zum Preis von 35 €<br />

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Bücher / Produkte<br />

Warum die Taube „Taube“ heißt<br />

Dieses Buch erzählt das Märchen von einer<br />

gehörlosen Prinzessin<br />

Der Österreichische <strong>Gehörlosenbund</strong> veröffentlicht das erste Märchen von<br />

Norbert Pauser im November <strong>2005</strong>. Mag.ª Art. Persida Hon, selbst gehörlose<br />

akademische Malerin, hat das Buch<br />

illustriert.<br />

„Warum die Taube ‚Taube’ heißt“ erzählt das Märchen von einer gehörlosen<br />

Prinzessin, die nach langer Zeit der Einsamkeit, durch das Erlernen der<br />

Gebärdensprache die Welt neu entdeckt. Sie erlebt, getragen von Liebe und<br />

Zuwendung, die Befreiung von ihrem Kummer und – wird glücklich.<br />

Preis: 15 €<br />

Plakat:<br />

Das Alphabetische Fingerspiel<br />

Kinderfingeralphabet-Plakat mit allen Buchstaben<br />

von A bis Z mit wunderschönen Tier-Motiven.<br />

Format DIN-A1 (59,4 x 84 cm)<br />

in Farbe, 10 € bei Selbstabholung<br />

Selbst-ständig – Ratgeber für<br />

gehörlose Jugendliche und junge Erwachsene<br />

Dieser Ratgeber hilft speziell gehörlosen Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen beim selbstständig sein.<br />

Themen des Ratgebers: Gehörlose Identität, Pubertät,<br />

Sex, Drogen und Sucht, Unterstützung, Bildung/Zukunft, Reisen,<br />

nützliche Adressen und vieles mehr!<br />

Kostenlos beim ÖGLB zu bestellen


Bücher / Produkte<br />

Erstes Gebärdenbuch für Jugendliche<br />

Das erste Gebärdenbuch für Jugendliche ist das erste Lehr und<br />

Lernbuch für Jugendliche und Kinder zu den Themen Reisen, Natur<br />

und Europa.<br />

Es hilft als Einstieg, zum Üben und zum Erlernen von wichtigen<br />

Gebärden. (Am Besten ist jedoch, wenn Du in einem ÖGS-Kurs und<br />

gemeinsam mit gehörlosen Menschen diese Sprache lernst.)<br />

64 Seiten, 2004, Preis: 15 €<br />

Zweites Gebärdenbuch für Jugendliche<br />

Das zweite Gebärdenbuch für Jugendliche ist das zweite Lehr- und<br />

Lernbuch für Jugendliche zu den Themen Beruf, Sexualität, Politik<br />

und verschiedensten Freizeitinteressen.<br />

So kannst Du auch zu diesen Themen Vokabeln lernen und Dich mit<br />

anderen Gebärdensprachigen austauschen. Die Österreichische<br />

Gebärdensprache lernt ihr am leichtesten gemeinsam mit<br />

gehörlosen Jugendlichen und Erwachsenen.<br />

64 Seiten, 2004, Preis: 15 €<br />

Medizinisches Handbuch für Hörende<br />

Dieses Buch ist für Sie, wenn Sie Ärztin, Arzt, Krankenschwester,<br />

Pfleger, Apothekerin, Apotheker, Sprechstundenhilfe,<br />

Hebamme, BeraterIn oder TherapeutIn sind<br />

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Bücher / Produkte<br />

ÖGS-Basisgebärden.<br />

Basisvokabular der Österreichischen<br />

Gebärdensprache<br />

Mit ca. 460 illustrierten Gebärdenvokabel,<br />

im handlichen Taschenformat.<br />

170 Seiten, 2003, Preis: 10 €<br />

Unser gehörloses Kind.<br />

Wegweiser für Eltern gehörloser Kinder in Österreich – Grundsätzliches,<br />

Adressen und weitere Literatur.<br />

Wenn ein gehörloses Kind in die Familie kommt, ergeben sich für viele<br />

Eltern Unsicherheiten, Fragen und ein großes Bedürfnis nach Information<br />

und auch Unterstützung. Das Buch ist als Hilfe zur Selbsthilfe konzipiert:<br />

Grundsätzliche Informationen werden vermittelt, aber vor allem Adressen<br />

von zahlreichen Kontakt-, Informations-, Beratungs-, und Assistenzstellen<br />

sowie vielfältige Literaturempfehlungen angeboten.<br />

Kostenlos beim ÖGLB zu bestellen<br />

Ratgeber für gehörlose Eltern<br />

Dieser Ratgeber hilft speziell gehörlosen<br />

Eltern bei der Familienplanung<br />

Gehörlose Eltern in Österreich können<br />

sich hier schlau machen.<br />

Kostenlos beim ÖGLB zu bestellen


Wenn du selbst ein Beispiel für eine Schlechterbehandlung und Diskriminierung erlebt hast, melde<br />

dich bitte! Wir müssen gemeinsam weitere Beispiele sammeln.<br />

Danke! Deine Diskriminierungsbeauftragten<br />

Wien Niederösterreich Oberösterreich Kärnten<br />

Lydia Tonar Maximilian Müller Helene Jarmer Lukas Huber Thomas Nussbaumer Gerlinde Wriessnegger<br />

Steiermark Tirol Vorarlberg<br />

Gabi Zeman Reinhold Töglhofer Gerlinde Paris Rosi Burger Thomas Mayer Werner Mayer<br />

Ich sammle wahre Beispiele, wie Du diskriminiert wurdest. Ich schreibe die Beispiele mit dir auf. Ich nehme<br />

deinen Namen heraus und leite deine Geschichte an den ÖGLB weiter. Dann helfe ich dabei, dass wir den<br />

nächsten „<strong>Diskriminierungsbericht</strong>“ schreiben.<br />

Das sind unsere Regeln:<br />

� Wir sammeln wahre Beispiele für Diskriminierungen.<br />

� Ich kann DEINE DISKRIMINIERUNGSBEISPIELE<br />

mit dir gemeinsam aufschreiben.<br />

� Ich tratsche nicht. Ich erzähle nichts weiter.<br />

� Ich gebe deinen Namen nicht weiter.<br />

Bitte kontaktiere mich, wenn du mir deine<br />

Beispiele erzählen willst:<br />

E-Mail: diskriminierung@oeglb.at<br />

Fax: 01/602 34 59<br />

www.oeglb.at/diskriminierung


Der zweite <strong>Diskriminierungsbericht</strong> der österreichischen<br />

Gehörlosengemeinschaft.<br />

Viele gehörlose Menschen erfahren im Laufe ihres Lebens<br />

Benachteiligungen, Kränkungen, Beleidigungen und Barrieren.<br />

Nicht alle negativen Erfahrungen sind unbedingt Diskriminierungen.<br />

Aber auch Nicht-Diskriminierungen sind relevant und<br />

charakterisieren die Lebensqualität und Erfahrungen der<br />

Gehörlosengemeinschaft. Berichte darüber wurden bisher<br />

nicht schriftlich dokumentiert. Die Kommission Diskriminierung<br />

der ÖGLB hat diesen Erzählungen nun erstmals in diesem<br />

Bericht Raum gegeben.<br />

Der vorliegende Band beinhaltet:<br />

1. <strong>Diskriminierungsbericht</strong><br />

2. Sonderteil mit Erzählungen über<br />

Lebenssituationen gehörloser Menschen in Österreich.<br />

Manche dieser Berichte sind traurige Einzelfälle, einige sind<br />

geteilt. An die Publikation der Vorfälle knüpft sich die<br />

Hoffnung, Vorurteile gegenüber gehörlosen Menschen abzubauen.<br />

Zur kostenlosen Weitergabe<br />

2006

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