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Aus alten Zeiten - Gymnasium Korntal-Münchingen

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<strong>Gymnasium</strong><br />

<strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />

1880-2005


Ein Dankeschön an alle, die durch ihre Beiträge zum<br />

Gelingen dieser Festschrift beigetragen haben. Insbesondere<br />

den Spendern (soweit bei Drucklegung bekannt)<br />

Spenderliste<br />

Fa. Bauder<br />

Fa. Bosch<br />

Susann Böttcher<br />

Volker Degen<br />

Fam. Gockeler<br />

Fam. Henke<br />

Juwelier Jaszbinsek<br />

Klasse 9g2r<br />

(Fam. Beck, Fingerle, Klinnert, Magiera,<br />

Pikolin, Scheerer, Schuldt, Smetatschek)<br />

Thomas Köhl<br />

Fa. Ottenbacher KG<br />

Fa. Porsche<br />

Prof. Dr. Leibinger<br />

Fam. Stavrokostas<br />

Fa. Schüle<br />

Fa. Tampoprint AG<br />

Fam. Tannich<br />

Fa. Tschur<br />

Volksbank Strohgäu e.G.<br />

Werner Waadt<br />

Fam. Wels<br />

Fa. Wirth<br />

Eric Wrobel<br />

Dr. Zanger


1880-2005<br />

Festschrift des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />

zum 125-jährigen Jubiläum<br />

und zur Erweiterung des Schulgebäudes<br />

<strong>Korntal</strong>, Juli 2005


Inhalt<br />

Inhalt 3<br />

■ Grussworte<br />

Schulleitung 7<br />

Bürgermeister 8<br />

Ministerpräsident 9<br />

■ <strong>Zeiten</strong> und Räume<br />

Wie alles anfing 10<br />

Geschichtlicher Überblick 13<br />

<strong>Aus</strong> dem Schulbericht 1908-1911 17<br />

Unsere Schule im “Dritten Reich” 23<br />

Unsere Schule in der Nachkriegszeit 35<br />

Das Progymnasium 39<br />

Schulorte – damals und heute 44<br />

Der Neubau 2005 48<br />

■ Unsere Schule heute<br />

Wandel der Lernkultur 52<br />

Profil und AGs 56<br />

Schulcurriculum 58<br />

Schule mit Ganztagesangeboten 60<br />

Curriculum des sozialen Lernens 63<br />

Methodencurriculum 64<br />

BOGY 66<br />

Streitschlichter-AG 68<br />

Die <strong>alten</strong> Sprachen 70<br />

Moderne Fremdsprachen 73<br />

Deutsch 79<br />

Religion/Ethik 86<br />

Bildende Kunst 91<br />

Mathematik/Physik 95<br />

Biologie 99<br />

Chemie 100<br />

Geographie 102<br />

Sport 103<br />

10 Jahre Jazz-AG 105<br />

Theater AG 106<br />

Der Schülerbibelkreis 109<br />

Photomosaik 111<br />

3


■ Die Schulgemeinschaft<br />

SMV 113<br />

Elternbeirat 115<br />

Schulverein 116<br />

Kollegium 118<br />

“Gute Geister” 120<br />

Klassen im Schuljahr 2005 121<br />

■ Erinnerungen<br />

Herr Wacker – damals und heute 134<br />

Erinnerungen Prof. Dr. Leibinger 135<br />

Der Abitursjahrgang von 1949 136<br />

Impressum 144<br />

5


GRUSSWORTE<br />

Schulleitung<br />

125 Jahre höhere Bildung in <strong>Korntal</strong> sowie die Fertigstellung neuer Räumlichkeiten ei -<br />

nes großzügigen Um- und Erweiterungsbaus sind uns Anlass und Herausforderung, beides<br />

festlich zu begehen.<br />

Die vorliegende Festschrift unternimmt den Versuch, schulische Vergangenheit aufzugreifen<br />

und sie mit dem Schulleben der Gegenwart zu verbinden. Dabei kann die <strong>Aus</strong> ein -<br />

andersetzung unserer Schule mit den Herausforderungen pädagogischer und auch schul -<br />

or ganisatorischer Art am Beginn des 21. Jahrhunderts ebenso deutlich gemacht werden<br />

wie die Anknüpfung an die Tradition, aus der heraus sich unsere Schule entwickelt hat.<br />

Durch die Beiträge wird das wesentliche Ziel sichtbar, das der Arbeit am <strong>Gymnasium</strong><br />

Korn tal in der Vergangenheit wie in der Gegenwart zugrunde liegt: die Ertüchtigung –<br />

heute: Qualifizierung – der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen für das Leben durch<br />

eine möglichst ganzheitliche Erziehung, Bildung und Förderung auf einer breiten Basis<br />

christlicher Grundwerte.<br />

Jubiläum und Einweihung des Neubaus, beides sind gute Gründe, Dank zu sagen.<br />

Blicken wir im Jubiläumsjahr zurück, so gedenken wir in Dankbarkeit all jener, die sich<br />

seit Gründung der Schule um die Bildung und Erziehung der jungen Menschen verdient<br />

gemacht haben. Dem ehemaligen und dem heutigen Träger unserer Schule, der Brüder -<br />

ge meinde und der Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, gelten der Dank für jahrzehntelange schulische<br />

Förderung und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Besondere Erwähnung verdient in<br />

diesem Zusammenhang die trotz angespannter Haushaltslage der Stadt großzügige Pla -<br />

nung und Realisierung des jetzt fertig gestellten Um- und Erweiterungsbaus des Gym na -<br />

si ums.<br />

Mein Dank gilt aber auch allen Kolleginnen und Kollegen, Eltern sowie Schülerinnen und<br />

Schülern, die durch ihr beständiges Engagement die Schulgemeinschaft stärken und die für<br />

die Weiterentwicklung einer Schule so wichtigen Impulse geben.<br />

Herzlich danken möchte ich all denjenigen, die an dieser Festschrift mitgearbeitet haben:<br />

die sich in ihren Beiträgen mit der Entwicklung der Schule auseinandergesetzt und sich um<br />

das Zustandekommen und die Gestaltung der Festschrift verdient gemacht ha ben.<br />

Ein Dankeschön geht an alle kleinen und großen Spender: Ohne ihre Unterstützung<br />

wäre es für die Schule schwierig geworden, das Projekt „Festschrift“ zu realisieren bzw.<br />

den Preis dieser Festschrift in erträglichem Rahmen zu h<strong>alten</strong>.<br />

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern nachdenkliche Momente und glückliche Er -<br />

innerungen, vor allem aber viel Freude bei der Lektüre.<br />

Angelika Nollert<br />

7


8<br />

Bürgermeister<br />

Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

liebe Schülerinnen und Schüler mit Elternbeirat,<br />

sehr geehrte Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer,<br />

es ist für mich schon ein besonderes Gefühl, Ihnen heute zum 125-jährigen Bestehen des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong> die Grüße und Glückwünsche der Stadtverwaltung sowie insbesondere<br />

die des Gemeinderates überbringen zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass dieses Jubiläum<br />

im Rahmen einer Festwoche gefeiert wird, zu dem auch unsere Bürgerschaft herz lich eingeladen<br />

ist. Hierfür wünsche ich gutes Gelingen!<br />

Es hat sich viel verändert in den letzten 125 Jahren, nicht nur auf technischem, gesellschaftlichem<br />

und politischem Gebiet, sondern auch im Bereich von Bildung und Schule. Wir<br />

sehen es als eine große Verpflichtung an, dass es unseren Schulen gut geht, denn sie stellen<br />

für uns wertvolle Einrichtungen dar. Sie geben unseren Kindern und Jugendlichen eine gute<br />

Per spektive für deren späteres Leben und sind somit ihre Zukunft – hierzu wird die Stadt<br />

auch weiterhin ihr Möglichstes beitragen.<br />

Schulgeschichte – ein großes Wort. Und doch zutreffend, denn eine Schule macht<br />

Geschichte. Und spätestens nach 125 Jahren kann man mit Fug und Recht die Frage stellen,<br />

auf welche Weise dies geschieht, wie eine Schule Geschichte gemacht, über den Tag hinaus<br />

gewirkt und ihre Spuren in Generationen von Schülerköpfen hinterlassen hat.<br />

Mit der Auflösung des Schulverbandes 1974 wurde nach der Gemeindereform die neue<br />

Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> alleiniger Schulträger des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>. Seit dieser Zeit<br />

wurden erhebliche Investitionen beschlossen, wie beispielsweise die Schaffung von Klassen -<br />

räumen einschließlich Bücherei und Gemeinschaftsraum. Dies ermöglichte die Erfüllung der<br />

Lehrpläne bis hin zur Oberstufenreform. Mein Glückwunsch gilt daher im Besonderen dem<br />

damaligen Gemeinderat, meinem Vorgänger, Bürgermeister i. R. Walter Seiler, und der Ver -<br />

wal tung für diesen finanziell mutigen, aber notwendigen Schritt!<br />

Allen Beteiligten war es aber klar, dass dies nur eine „Momentaufnahme“ gewesen sein<br />

kann, da eine so hochwertige Bildungseinrichtung wie das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> einem permanenten<br />

Wandel unterliegt und immer auf dem neuesten Stand sein sollte. Sicherlich spielen<br />

hier auch die finanziellen Verhältnisse einer Stadt eine Rolle, jedoch müssen notwendigen<br />

Veränderungen Prioritäten eingeräumt werden:<br />

Das ist auch der Grund, weshalb Gemeinderat und Stadtverwaltung wieder größere<br />

Um bau- und Erweiterungsmaßnahmen beschlossen haben, wie beispielsweise zwei Com pu -<br />

ter-Fachklassenräume, Internetcafé und Lehrmittelraum, Aufzug, Rektorat mit Se kre tariat,<br />

Schüleraufenthaltsräume für Ganztagesbetreuung mit Mensa und Essensausgabe sowie um -<br />

fangreiche Brandschutzmaßnahmen. Immerhin geht es dabei um eine Brutto summe in Höhe<br />

von 2.930.000 Euro, die die Stadt ausgeben wird, um ihr Image als Schul stadt weiterhin aufrecht<br />

zu erh<strong>alten</strong>. Gemeinderat und Verwaltung sind sich einig, dass dieses Geld bestens an -<br />

gelegt ist.<br />

Die Schülerinnen und Schüler, um die sich hier alles dreht, beglückwünsche ich zu einer<br />

Schule, die sie optimal darin unterstützt, ihren Platz im Leben zu finden und ihren Weg zu<br />

ge hen. Ich gratuliere dem <strong>Korntal</strong>er <strong>Gymnasium</strong> zu seinem 125. Geburtstag und danke allen<br />

Schülerinnen und Schülern, den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern für ihre gute und<br />

engagierte Arbeit. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes, unvergessliches Schulfest und eine<br />

sehr erfolgreiche Zukunft.<br />

Ihr Peter Stritzelberger


Der Ministerpräsident des Landes BW<br />

Das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> feiert sein 125-jähiges Bestehen. Dazu gratuliere<br />

ich der Schulleitung und dem gesamten Lehrerkollegium sowie allen Schülern, Freun -<br />

den und Förderern sehr herzlich. Die Schule kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken,<br />

nach einem Um- und Neubau steht sie jetzt gut aufgestellt für künftige Schüler ge ne ra -<br />

tionen in <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> zur Verfügung. Das freut mich in diesem Fall ganz besonders,<br />

denn auch ich habe an dieser Schule damals mein Abitur gemacht. Viele gute Jugend -<br />

erinnerungen verbinden sich damit.<br />

Baden-Württemberg ist ein Bildungsland. Unser Kapital sind die Köpfe der Menschen,<br />

die wir im Land bilden und ausbilden. Sie werden mit ihren innovativen Ideen und ihrer<br />

Ar beitskraft den Erfolg der Zukunft gest<strong>alten</strong>. Dabei hat PISA gezeigt, dass wir in Baden-<br />

Württemberg im deutschlandweiten Vergleich gut dastehen. Das Ergebnis ist Ermutigung<br />

und Auftrag zugleich, darauf bauen wir auf. Bildung und Schule sind und bleiben daher notwendigerweise<br />

ein wichtiger Schwerpunkt der Landespolitik und dieser Landesregierung.<br />

Das gute Bildungsniveau in Baden-Württemberg hängt aber nicht in erster Linie von der<br />

Po litik, sondern von den hervorragenden Schulen und Lehrerinnen und Lehrern ab.<br />

Ihnen allen, die mit ihrer täglichen Arbeit dazu beitragen, die Jahre der Schulzeit für alle<br />

Schülerinnen und Schüler zu einem erfahrungsreichen und wertvollen Lebensabschnitt zu<br />

gest<strong>alten</strong> und sie in optimaler Weise auf ihr weiteres Leben vorzubereiten, danke ich sehr.<br />

Ich wünsche dem <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> möglichst viele erfolgreiche Jahre<br />

und für die Zukunft alles Gute.<br />

Günther H. Oettinger<br />

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg<br />

9


10<br />

ZEITEN UN<br />

Wie alles anfing<br />

Es fing damit an, dass noch im Grün -<br />

dungs jahr der „königlich-privilegierten Ge -<br />

meinde“ (= Brüdergemeinde <strong>Korntal</strong>),<br />

nämlich 1819, der Schulmeister Johannes<br />

Kullen mit seiner kleinen privaten Latein -<br />

schu le und 13 Knaben auf Einladung der<br />

Ge meindeleitung von Metzingen nach<br />

Korn tal zog. Rasch stieg die Nachfrage<br />

nach einem Platz in dem Institut und schon<br />

nach zwei Jahren waren 40 Schüler, vorwiegend<br />

aus Württemberg, Baden und der<br />

Schweiz, an der Lateinschule. Aufgrund<br />

wachsender Anfragen wurde dann auch<br />

das „Töchterinstitut“ gegründet, das sich in<br />

den bisherigen Schulräumen in der Kelter<br />

etablierte. Das „Knabeninstitut“ erhielt sei -<br />

ne Bleibe in der ehemaligen Zehnt scheu er<br />

des Hofguts.<br />

Im Oktober 1848 übernahm es der bis -<br />

herige Hilfslehrer cand. theol. Dr. Got t lob<br />

Pfleiderer, ab 1852 in eigener Träger schaft.<br />

Unter ihm erlangte es Weltruf. In den<br />

Schülerver zeich nis sen jener Jahre stehen<br />

die Heimatorte der Schüler in bunter Mi -<br />

schung: Beirut, Mailand, Pest, New York,<br />

Weilimdorf, Kon stan ti n opel, Odessa,<br />

Stock holm, Akropong, Kalkutta, Mün chin -<br />

gen, Cap der guten Hoffnung, Smyrna,<br />

Genf, Arch angel, Schlierbach, Mededitzkoi-<br />

Krestowoi, Baddagama, Wien, Gerlingen,<br />

Be nares, Burd wan, Kairo, Pulverdingerhof,<br />

Phila del phia, Bombay, La-Chaux-de-Fonds,<br />

Ver sailles, Schlotwiese, Jerusalem, Banga lo -<br />

re, Bahia, Fasanengarten, Waterloo, Peters -<br />

burg, Courcelles, Su ri -nam, <strong>Korntal</strong>.<br />

Im Lehrplan traten die neuen Sprachen<br />

in den Vordergrund, zugleich wurde großes<br />

Ge wicht auf das Turnen gelegt. Dr. Pflei der -<br />

er hatte den erzieherischen und gesundheitlichen<br />

Wert der Leibesübungen bei ei -<br />

n em Aufenthalt in England erkannt. Mit de -<br />

ren Ein führung in den Lehrplan war er den<br />

meisten Schulen im Land voraus. 1862 er -<br />

warb er auf Weilimdorfer Markung beim<br />

Tachen see ein 8 ha großes Gelände als<br />

Spiel platz und entzog damit das für die Au -<br />

gen der <strong>Korntal</strong>er vielleicht etwas ungewöhnliche<br />

Treiben ihrem Blickfeld.<br />

So bekannt wurde Pfleiderers Anstalt,<br />

dass ihn einmal ein Brief aus Amerika er -<br />

reichte, der nur die Adresse trug: Dr. Pflei -<br />

derer, Deutschland.<br />

Als Dr. Pfleiderer Leiter einer Evan ge lis -<br />

t en schule in Barmen wurde, nahm 1880<br />

die Ge mein de das Institut wieder in eigene<br />

Regie und führte es als „Gemeindelatein -<br />

schule“ mit Schülerheimen weiter.<br />

Nachfolger Dr. Pfleiderers war für kurze


D RAEUME<br />

Zeit Pfarrer Körber, danach Rektor Alfred<br />

Warth, der die Schule mit großem Ge -<br />

schick leitete. In seine Amtszeit fallen entscheidende<br />

Ereignisse im <strong>Korntal</strong>er Schu l -<br />

werk.<br />

1884 erhielt die Lateinschule das Recht<br />

zur Abnahme der „Einjährigenprüfung“. Die<br />

Schüler konnten damit die mittlere oder<br />

Obersekunda-Reife erlangen. Zwölf Jahre<br />

später wurde der Schule das Recht erteilt,<br />

die „Primär-Reifeprüfung“ nach Abschluss<br />

der 7. Klasse abzunehmen.<br />

Mehr als siebzig Jahre waren Schule<br />

und Schülerheim unter einem Dach untergebracht,<br />

was sich recht positiv auf die<br />

Arbeit auswirkte. Jeden Morgen wurde die<br />

Schul arbeit mit einer Andacht begonnen,<br />

zu der sich die ganze Schul- und Internats -<br />

gemeinde im Speisesaal versammelte. Die<br />

externen Schüler aus dem Ort oder der<br />

Umgebung konnten die Schularbeiten un -<br />

ter Aufsicht von Lehrern und Erziehern im<br />

Heim erledigen. Der moderne Ge danke<br />

einer Ganztagesschule wurde also schon<br />

da mals in <strong>Korntal</strong> in Ansätzen verwirklicht.<br />

Einen solchen Aufschwung hatte die<br />

Schule genommen, dass ein Neubau<br />

erforderlich wurde. Am 11.11.1892 konnte<br />

die neue „Knabenlateinschule“ in An -<br />

we sen heit seiner Majestät, König Wilhelms<br />

II. von Württemberg, eingeweiht werden.<br />

1908 wurde der Altphilologe Ernst Käl -<br />

ler Schulleiter. Er war ein tatkräftiger, groß -<br />

zügiger und praktischer Mann, der man -<br />

chen guten Gedanken seines Vor gäng ers<br />

zur <strong>Aus</strong> führ ung brachte.<br />

1926 folgte ihm Studiendirektor Theo -<br />

dor Reiff im Amt, der bereits seit 35<br />

Jahren als Altphilologe an der Schule tätig<br />

ge wesen war – ein vor allem in Ge schich -<br />

te und deutscher Literatur umfassend ge -<br />

bildeter Mann.<br />

Nach der Machtergreifung Hitlers ge -<br />

rie ten auch die <strong>Korntal</strong>er Schulen unter<br />

po litischen Druck. Zunächst versuchte<br />

man, sich dem neuen Regime gegenüber<br />

loyal zu verh<strong>alten</strong>. Man war gewohnt, von<br />

den jeweiligen Machthabern wohlwollend<br />

behandelt zu werden, und erhoffte sich<br />

dies auch von dem neuen Regime, zumal<br />

der Ministerpräsident und zugleich Kultus -<br />

mi nister am Ort wohnte. Einige Jahre ge -<br />

noss die Brüdergemeinde mit ihren Schu -<br />

len tatsächlich auch eine gewisse Son der -<br />

stellung, aber die Ruhe war nur scheinbar.<br />

1937 verlangte das Kultusministerium, den<br />

Heimleiter, der eine eindeutige Hal tung<br />

gegen den Nationalsozialismus einnahm,<br />

zu entlassen. Der Leitung der Brü der ge -<br />

mein de war klar, dass es hier nicht um eine<br />

Person ging, sondern dass sich der Angriff<br />

gegen den christ lichen Charakter des ganzen<br />

Erziehungswerks richtete. Die Brüder -<br />

ge meinde lehnte das Ansinnen des Kul -<br />

tus ministers ab. Die Antwort war ein<br />

Er lass vom 22.5.1937:<br />

„Im Zuge der Ver einheitlichung des Schulwe -<br />

sens ist es notwendig geworden, das Privat -<br />

schul wesen einzuschränken und die Privat -<br />

schu len in öffentliche Schulen umzuwandeln.“<br />

Die Haus haltsmittel wurden nicht ausbezahlt,<br />

das Recht zur Abhaltung der Prü fung<br />

wurde entzogen usw. Damit verlor die Schule<br />

ihre Lebensgrundlage. Um einer Schlie ßung<br />

zu entgehen, wurden die Schule unter der<br />

Trägerschaft der bürgerlichen Gemeinde zu<br />

einer öffentlichen Lehr an stalt und die<br />

Internate zu nationalpolitischen<br />

Erziehungsanst<strong>alten</strong> umfunktioniert.<br />

Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen<br />

Staatswesens 1945 fielen<br />

die höheren Schulen wieder an die Brü -<br />

der gemeinde, was aber nicht ohne Pro -<br />

bleme war. Die Rückverwandlung der öf -<br />

fen t lichen Schule in eine evangelische Pri -<br />

vat schule stieß schon da durch auf un über -<br />

windbare Schwierigkeiten, dass die Lehr -<br />

kräfte aus dem Staatsdienst hätten ausscheiden<br />

müssen. So entschloss man sich<br />

zu einem recht unbefriedigenden Kom pro -<br />

miss: Die bürgerliche Gemeinde behielt de<br />

jure die Rechtsträgerschaft, während der<br />

Brüdergemeinde die gesamte Finanz- und<br />

Verwaltungslast zufiel.<br />

Die Leitung der Schule ging auf Ober -<br />

studiendirektor Wilhelm Simpfen dörfer<br />

11


12<br />

über, den späteren Kultusminister des Lan -<br />

des, der seit 1910 an der Schule tä tig war.<br />

Mit Energie nahm er den Wieder aufbau<br />

der schulischen Arbeit in Angriff.<br />

Infolge der Überfüllung der drei Inter -<br />

nate der Brüdergemeinde, bedingt durch<br />

den Zustrom von Heimatvertriebenen aus<br />

den Ostgebieten, herrschte in dem <strong>alten</strong><br />

Schul gebäude an der Johannes-Daur-<br />

Straße eine qualvolle Enge. Ein größerer<br />

Neu bau wurde unabweisbar. Die provisorische<br />

Lösung der Schulträgerschaft bot<br />

dafür aber keine Basis. Durch die Grün -<br />

dung eines Schulverbandes zwischen der<br />

Brüdergemeinde und der inzwischen zur<br />

Stadt erhobenen bürgerlichen Gemeinde<br />

konnte das Problem gelöst werden. Bei<br />

paritätischer Aufbringung der Baukosten<br />

<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Erinnert Ihr Euch noch...<br />

... dass einmal ein verliebter Schüler des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s seinen Religionslehrer als Liebes -<br />

boten einsetzte? Er schmuggelte seine Bot -<br />

schaften an die Angebetete unter das Hutband<br />

des Pfarrers, der auch am Mäd chenpro -<br />

gymnasium unterrichtete. Dort verließ die<br />

Lieb ste unter einem Vorwand den Unterricht,<br />

um das Brieflein in der Garderobe aus dem Hut<br />

zu fischen. Die Antwort nahm dann den umgekehrten<br />

Weg.<br />

... dass noch in den Sechzigern vor der ersten<br />

Stunde regelmäßig gebetet wurde. Als Herrn<br />

Volz, dem heiß geliebten Kunsterzieher, einmal<br />

nichts Gescheites ein fiel, begann er zur ersten<br />

Stunde mit: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast<br />

und segne, was du uns bescheret hast.“<br />

ent stand das neue <strong>Gymnasium</strong> an der<br />

Charlottenstraße.<br />

In der Folgezeit stieg die Zahl der aus<br />

<strong>Korntal</strong> und den umliegenden Gemeinden<br />

kommenden Schüler stark an, während die<br />

Zahl der Internatsschüler immer mehr zu -<br />

rückging. Als die Brüdergemeinde schließ -<br />

lich die Internate aufgeben musste, entschloss<br />

sie sich zum Rückzug aus der Schul -<br />

trägerschaft. Der Schulverband wur de<br />

1974 aufgelöst und die Stadt <strong>Korntal</strong>-<br />

<strong>Münchingen</strong> alleinige Trägerin der Korn ta ler<br />

höheren Schulen. Das aus dem früheren<br />

Töchterinstitut hervorgegangene Mäd chen -<br />

progymnasium ging im Gym nasium auf. ■<br />

Walter Roth


Geschichtlicher Überblick<br />

1819 oder 1880? Immer wieder wird<br />

dis kutiert, welches denn nun als das richtige<br />

Gründungsjahr anzusehen ist. Fest steht<br />

einerseits, dass bereits im Jahre 1819 Fä -<br />

cher, wie sie fürs <strong>Gymnasium</strong> typisch sind,<br />

an der damaligen Lateinschule Korn tal<br />

unterrichtet wurden. Andererseits wur de<br />

in <strong>Korntal</strong> erst seit der Neugründung der<br />

Schu le 1880 nach dem württembergischen<br />

Lehrplan unterrichtet.<br />

Feiern wir also in diesem Jahr das 125jährige<br />

Jubiläum der Neugründung des<br />

Korn taler <strong>Gymnasium</strong>s!<br />

Will man die Geschichte des <strong>Korntal</strong>er<br />

<strong>Gymnasium</strong>s betrachten, so ist es unumgänglich,<br />

mit der Entstehungsgeschichte<br />

der Gemeinde <strong>Korntal</strong> zu beginnen – sind<br />

doch beide eng miteinander verknüpft!<br />

Gründung der Brüdergemeinde<br />

Kor n tal<br />

Vor rund 200 Jahren war hierzulande<br />

der Pietismus, eine religiöse Bewegung des<br />

deutschen Protestantismus, weit verbreitet.<br />

Für die Pietisten (lat.: pietas – Fröm -<br />

mig keit) stand die Umsetzung des Glau -<br />

bens im täglichen Leben im Mittelpunkt.<br />

Als zu Beginn des 19.Jh. die privaten<br />

Treffen zum Zwecke gemeinsamer Bibel -<br />

lektüre gesetzlich verboten wurden und<br />

noch dazu eine neue Liturgie eingeführt<br />

wurde, die nach den Gedanken der Auf -<br />

klärung verfasst war, wanderten viele<br />

streng gläubige Pietisten aus.<br />

Gottlieb Wilhelm Hoffmann<br />

(Bür ger meis ter von Leonberg) wollte<br />

nicht tatenlos zusehen, wie dem Land<br />

immer mehr fleißige, ehrbare Bürger verloren<br />

gingen. Er legte König Wilhelm I. ein -<br />

en Plan vor: Auf der Gemarkung des Hof -<br />

guts <strong>Korntal</strong> sollten sich Pietisten ansiedeln<br />

und durch ein vom König ausgestelltes<br />

Privileg ein freies Leben nach pietistischen<br />

Idealen führen dürfen. So kam es<br />

1819 zur Gründung der Gemeinde Korn -<br />

tal. Das Modell „Pietis tische Brüder ge -<br />

meinde“ hatte <strong>Aus</strong>wir kun gen über Korn tal<br />

hinaus. Viele Pietisten, die zuvor auswandern<br />

wollten, fassten wieder Ver trau en in<br />

Staat und Kirche und blieben im Land.<br />

Bereits im Gründungsjahr 1819 richtete<br />

Johannes Kullen eine Lateinschule<br />

für Jungen, das „Knabeninstitut“ ein. Man<br />

lernte Latein, Griechisch und Französisch.<br />

Die Schülerzahlen stiegen beständig. Eine<br />

Un ter teilung in Lateinzug (Gymnasiale<br />

Ab tei lung mit „humanistischen“ Schülern)<br />

und Realzug (Realabteilung mit „realistischen“<br />

Schülern) wurde ins Leben gerufen.<br />

(Noch heute werden an unserem<br />

Gym nasium die Abkürzungen g bzw. r zur<br />

Un ter scheidung von Klassen mit sprachlichem<br />

bzw. naturwissenschaftlichem Profil<br />

verwendet!)<br />

1821 kam das „Töchterinstitut“ hinzu,<br />

eine Schule, deren Unterrichtsziele zu -<br />

nächst schwerpunktmäßig im hausfraulichen<br />

Tätigkeitsbereich lagen, die sich je -<br />

doch ständig weiterentwickelte, um erst<br />

zur „Höheren Mädchenschule“, dann zur<br />

„Mädchen realschule“ und schließlich nach<br />

dem 2. Weltkrieg zum „Progymnasium“ zu<br />

avancieren.<br />

Pädagogisches Grundkonzept beider<br />

Gottlieb Wilhelm Hoffmann<br />

Johannes Kullen<br />

13


Prof. Gottlob Pfleiderer<br />

Alfred Warth<br />

Prof. Ernst Käller<br />

14<br />

Schu len war die Erziehung junger Men -<br />

schen in einer christlichen Lebensge mein -<br />

schaft, wobei Mädchen und Jungen natürlich<br />

streng voneinander getrennt unterrichtet<br />

und untergebracht wurden.<br />

Die Schüler, deren Eltern Wert auf eine<br />

pietistische Erziehung legten, kamen zu -<br />

meist von auswärts. Darunter waren viele<br />

Pfarrerskinder aus entlegenen Gemein -<br />

den, aber auch Kinder von Missionaren<br />

(de ren Mitbringsel wie z.B. ausgestopfte<br />

Leoparden noch heute in unserer Bi o<br />

lo gie sammlung zu finden sind). In <strong>Korntal</strong><br />

waren die Schüler in Heimen untergebracht.<br />

Der Tagesablauf war vom Auf ste -<br />

hen bis zum Schlafengehen streng reglem -<br />

entiert.<br />

Ein kleiner <strong>Aus</strong>schnitt aus der 123<br />

Para graphen umfassenden “Hausordnung<br />

für die Zöglinge des Knabeninstituts“ von<br />

1875:<br />

§ 28 Die Haltung in der Lektion sei gerade<br />

und aufrecht, die Brust nicht angedrückt, das<br />

Gesicht nicht zu nahe am Buch, die Füße<br />

nicht gekreuzt, die Hände auf dem Tisch, der<br />

Kopf ja nicht auf den Arm gestützt! Un -<br />

getheilte Aufmerksamkeit und lautlose Stille!<br />

Wer in der Lektion isst, mit seinem Nachbar<br />

spricht, lacht oder Ne bendinge treibt oder<br />

Unterhaltungsbücher liest oder sich auf<br />

andere Lektionen vorbereitet, wird strenge<br />

gestraft.<br />

Unter Professor Gottlob<br />

Pfleider er, der die Leitung des<br />

Knabeninstituts 1848 übernahm und –<br />

damals sensationell – Sport unterricht als<br />

Unterrichtsfach einführte, errang die<br />

<strong>Korntal</strong>er Schule internationalen Ruf! Wie<br />

das Schülerregister beweist, kamen viele<br />

Internatsschüler aus dem <strong>Aus</strong>land, vor<br />

allem aus Amerika, England, Ungarn und<br />

der Schweiz. Aller dings führte dies wohl<br />

zu einer Be nach teiligung der einheimischen<br />

Schüler, die auf die<br />

„Einjährigenprüfung“ (vergleichbar mit der<br />

heutigen Mittleren Reifeprüfung) oder auf<br />

das Landexamen vorbereitet werden sollten.<br />

Schließlich baten 25 <strong>Korntal</strong>er Bür ger<br />

den Gemeinderat schriftlich um eine Übernahme<br />

oder Neugründung der Schu le.<br />

Deshalb kaufte die Brüdergemeinde<br />

das Schulgebäude wieder zurück und<br />

gründete 1880 die „Gemeindelatein -<br />

schule“. Von da an wurde nach dem württembergischen<br />

Lehrplan unterrichtet.<br />

Unter Alfred Warth, Schulleiter<br />

von 1882 bis 1908, wurde die Schule<br />

dreizügig ausgebaut. Die drei damals üblichen<br />

Schulformen – das humanistische<br />

Gym nasium, das Realgymnasium und die<br />

Real schule – wurden nebeneinander<br />

geführt. Erstmals fanden in <strong>Korntal</strong><br />

„Einjährigen prü fungen“, also mittlere oder<br />

Ober se kunda-Reifeprüfungen, und humanistische<br />

Prima-Reifeprüfungen statt.<br />

Professor Ernst Käller, Schul -<br />

leiter von 1908 bis 1926, legte Wert auf<br />

die Förderung der Schüler im kreativen<br />

Be reich. In dem von ihm eingeführten<br />

Werk unterricht konnten die Schüler das<br />

Buch binden, Schnitzen und Modellieren<br />

mit Ton erlernen. Auch die musikalische<br />

Förderung der Jungen wurde als wichtig<br />

erachtet. Der <strong>Korntal</strong>er Knabenchor,<br />

damals weithin be kannt, wurde sogar im<br />

Rundfunk gern gehört.<br />

Doch der Erste Weltkrieg warf seine<br />

Schatten voraus, und so gab es neben der<br />

musisch-kreativen Erziehung für die Schü -<br />

ler der „Höheren Knabenschule der Ge -<br />

mein de <strong>Korntal</strong>“, wie die Schule seit 1913<br />

hieß, die Möglichkeit, an „Kriegsspielen“<br />

teilzunehmen.<br />

Dazu ein kleiner <strong>Aus</strong>zug aus dem „Be -<br />

richt über die höhere Knabenschule der<br />

Gemeinde <strong>Korntal</strong> 1912-1914“:<br />

„Eine andere Einrichtung, die (…) dem<br />

Leben in unsern Heimen manche Ab wechs -<br />

e l ung und Erfrischung gebracht hat, ist die


Einrichtung der Kriegsspiele. Alle Schüler, welche<br />

hiezu von ihren Eltern die Erlaubnis<br />

erhielten, wurden militärisch organisiert und<br />

einigermaßen einexerziert, ebenso ein Trom -<br />

mler- und Pfeiferkorps eingerichtet. An freien<br />

Mittagen oder an Feiertagen marschieren<br />

sie aus, um in der Nähe einen Felddienst zu<br />

machen, an welchen sich regelmäßig eine<br />

Kritik anschließt, worauf alles erfrischt und<br />

befriedigt nach Hause zieht.“<br />

Der Erste Weltkrieg und besonders<br />

die Nachkriegszeit brachten eine Überfüllung<br />

von Schule und Heimen mit Flücht -<br />

lingen (aus den Ostseeländern und dem<br />

Wes ten) und Kriegswaisen mit sich. Dazu<br />

wa ren Nahrung, Kleidung und Brennstoffe<br />

knapp. In dieser Notlage gründeten Bürger<br />

den „Verein zur Erhaltung der Höheren<br />

Knabenschule in <strong>Korntal</strong>“. Auch aus der<br />

Schweiz und den Nieder lan den kamen<br />

Spenden.<br />

Theodor Reiff, Schulleiter von<br />

1926 bis 1934, führte die Schule in der<br />

Tra d i tion der <strong>Korntal</strong>er Pädagogik weiter.<br />

1937 erfolgte im Zuge des National -<br />

sozialismus die Gleichschaltung der Schu -<br />

len. So wurde aus der „Höheren Knaben -<br />

schule“ der Evangelischen Brüderge mein -<br />

de <strong>Korntal</strong> die öffentliche „Ulrich von<br />

Hut ten-Oberschule“. Die Heime gingen<br />

an die politische Gemeinde über. Die<br />

damaligen Schul- und Heimleiter wurden<br />

abgelöst. Die Erziehung zur Wehrhaftigkeit<br />

war nun wesentliches Erziehungsziel. 1940<br />

– die Schule war zur „Vollanstalt“ ausgebaut<br />

worden – fand die erste „ordentliche<br />

Reife prüfung“ in <strong>Korntal</strong> statt.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde<br />

unter Wilhelm Simpfendörfer,<br />

Schul lei ter von 1945 bis 1952, später<br />

Kultus min is ter von Baden-Württemberg,<br />

der Schul be trieb wieder aufgenommen.<br />

Der Neu beginn erfolgte zwar im Auftrag<br />

der evangelischen Brüdergemeinde, die<br />

Schu le wurde jedoch als öffentliche Schule<br />

un ter Mitverantwortung der Brüderge -<br />

mein de wei ter geführt.<br />

Unter Dr. Albert Bayer, Schul -<br />

leiter von 1953 bis 1974, wurde 1958 das<br />

neue Gym nasium an der Charlottenstraße<br />

eingeweiht. Die ständig wachsende<br />

Schüler zahl – 863 Schüler und<br />

Schülerinnen be suchten im Jahr 1955 das<br />

<strong>Gymnasium</strong> bzw. Progymnasium – hatte<br />

den Neubau erforderlich gemacht.<br />

Im Vorfeld war deswegen 1955 der<br />

Schulverband <strong>Korntal</strong> gegründet worden,<br />

in dem sich die Gemeinde <strong>Korntal</strong> und die<br />

Evangelische Brüdergemeinde zur ge mein -<br />

samen Trägerschaft von <strong>Gymnasium</strong> und<br />

Progymnasium zusammenschlossen.<br />

Ab 1964, als die südfranzösische Stadt<br />

Mirande Partnerstadt <strong>Korntal</strong>s wurde,<br />

führte das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> Fahrten<br />

von Schülergruppen nach Mirande durch,<br />

aus denen sich bald der alljährliche, gegenseitige<br />

Schüleraustausch entwickelte.<br />

Unter Theodor Botsch, Schulleiter<br />

von 1974 bis 1984, gab es wesentliche<br />

Ver änder ungen.<br />

1975 schied die Brüdergemeinde aus<br />

dem Schulverband aus, die Stadt <strong>Korntal</strong><br />

übernahm nun allein die Schulträgerschaft.<br />

1976 wurden <strong>Gymnasium</strong> und Pro gym na -<br />

si um zusammengelegt. Mädchen und Jung -<br />

en wurden – zunächst nur in der Unterund<br />

Mittelstufe – gemeinsam unterrichtet.<br />

Zu sätzlich zum bestehenden mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Zug wurde<br />

ein neusprachlicher Zug eingerichtet.<br />

1978 wurde der Erweiterungsbau in<br />

Betrieb genommen. Im selben Jahr wurde<br />

die Oberstufenreform mit Grund- und<br />

Leistungskursen in den Jahrgangsstufen<br />

12/13 eingeführt.<br />

Theodor Reiff<br />

Wilhelm Simpfendörfer<br />

Dr. Albert Bayer<br />

Theodor Botsch<br />

15


Götz Heim<br />

Angelika Nollert<br />

16<br />

Mit Götz Heim, Schulleiter von<br />

1984 bis 2003, übernahm ein Mitglied des<br />

Kol legi ums die Leitung der Schule. Nach<br />

zähem Ringen mit den zuständigen Be hör -<br />

den hatte sich das Kollegium mit seinem<br />

Wunschkandidaten Heim erfolgreich ge -<br />

gen Bewerbungen von außen durchgesetzt.<br />

Personalrat und Schulkonferenz hatten<br />

Unterstützung bei Wirtschaft, Politik<br />

und Kirche gefunden. Schulgremien und<br />

Gemeinderat hatten sogar eine gemeinsame<br />

Kandidatenbefragung durchgeführt<br />

und zu guter Letzt war eine Abordnung<br />

der Schulkonferenz ins Kultusministerium<br />

geladen worden, um den Standpunkt der<br />

<strong>Korntal</strong>er zu erläutern!<br />

So hatte – ganz im Sinne alter Korn ta -<br />

ler Tradition – der Wunsch nach Selbstbe -<br />

stimmung über allzu starre, bürokratische<br />

Regelungen gesiegt! (Übrigens wurde dieses<br />

Ereignis traditionsgemäß im Blauen<br />

Saal des „Großen Gemeindegasthauses“,<br />

heute „Landschlosshotel“, gefeiert.)<br />

Als Frau Oberstudiendirektorin<br />

An ge li ka Nollert im Jahre 2003 die<br />

Schul lei tung übernahm, hatte sie gleich zu<br />

Beginn ihrer Amtszeit eine Fülle von Auf -<br />

gaben zu bewältigen. Wichtige Neu er ung -<br />

en standen an. Schon seit längerem<br />

geplan te, größere Um– und Anbau maß -<br />

nah men an der Schule mussten koordiniert<br />

werden. Außerdem mussten gemeinsam<br />

mit dem Kollegium die Voraus setzun -<br />

gen für eine erfolgreiche Umsetzung der<br />

Bildungsplanreform geschaffen werden.<br />

Mit Beginn des Schuljahrs 2004/05 ist<br />

die Bildungsplanreform in Kraft getreten.<br />

Das achtjährige <strong>Gymnasium</strong> (G8) ist<br />

eingeführt.<br />

Bildungsstandards, Kern- und Schul cur ri -<br />

cula ersetzen die bisherigen Lehr pläne. Die<br />

Bildungsstandards legen fest, was die<br />

Schüler am Ende der Klassen 6, 8, 10 und<br />

12 können bzw. wissen müssen, und umfassen<br />

neben den fachlichen auch personale,<br />

soziale und methodische Kom pe tenzen.<br />

Das Kerncurriculum ist vom Mi nis te ri -<br />

um vorgegeben. Es beschreibt jeweils die<br />

verpflichtenden Inhalte eines Faches und<br />

bildet die Grundlage für die zentralen Prü -<br />

fung en. Jede Schule ergänzt diese Inhalte<br />

entsprechend ihren Schwerpunkten durch<br />

ein eigenes Schulcurriculum.<br />

Auch mit Einführung der Kontingent -<br />

stun den tafel wird der Schule mehr Frei -<br />

raum zugebilligt. Jede Schule bestimmt<br />

selbst, wie sie die Gesamtstundenzahl<br />

eines Faches auf die einzelnen Klassen -<br />

stufen verteilt.<br />

Damit trotz individueller Unterrichts -<br />

gestaltung die Ergebnisse an den verschiedenen<br />

Schulen vergleichbar bleiben, wird<br />

es künftig in den Klassen 6, 8 und 10 vom<br />

Ministerium vorgegebene Vergleichs ar bei -<br />

ten geben.<br />

Wurden im Jahr 2004 viel Arbeit, Mühe<br />

und Zeit auf die Erarbeitung der oben<br />

genannten Standards und Curricula verwendet,<br />

so ist 2005 ein Jahr, in dem wir<br />

auch einmal ans Feiern denken dürfen.<br />

Dazu gibt es gleich doppelt Anlass: Zu sätz -<br />

lich zu unserem 125jährigen Schuljubiläum<br />

feiern wir die Einweihung des Glasanbaus<br />

mit Schulaula, Internetcafé, Multimedia-<br />

Räumen, Elternsprechzimmern, neuem<br />

Lehrer zimmer sowie neuen Rektorats- und<br />

Sekretariatsräumen. Alles ist hell und<br />

freund lich gestaltet und verbreitet eine<br />

angenehme Atmosphäre. ■<br />

Andrea Böttger


<strong>Aus</strong> dem Schulbericht 1908-1911<br />

Schriftliche Reifeprüfung – Abituraufgaben von 1910<br />

Jahresziele der Vorklasse und Sexta von 1911<br />

Kollegium 1910<br />

17


20<br />

Die Jahresziele der Vorklasse von 1911


Die Jahresziele der Klasse 1 von 1911<br />

21


Unsere Schule im “Dritten Reich”<br />

Höhere Knabenschule der Gemeinde <strong>Korntal</strong><br />

Ulrich von Hutten-Oberschule für Jungen<br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />

Ein Aufsatz über unsere Schule zur<br />

Zeit des Nationalsozialismus ist problematisch,<br />

er kann nicht positiv ausfallen. Im<br />

Rahmen der Gleichschaltung aller Bil -<br />

d ungs insti tu tio n en, der man sich nicht entziehen<br />

konnte, stellt unsere Schule kei ne<br />

<strong>Aus</strong>nahme dar, auch sie sah sich dem<br />

National so zial is mus verpflichtet. Einerseits<br />

sind wir zur historischen Aufarbeitung<br />

jener zwölf Jahre an unserer Schule verpflichtet,<br />

denn es gibt bislang keinerlei<br />

Darstellung darüber, andererseits dürfen<br />

die zweifellos gro ßen Verdienste unserer<br />

Schule durch die se Darstellung und den<br />

großen Raum, den sie in dieser Festschrift<br />

einnimmt, nicht geschmälert oder gar<br />

überschattet werden. Auch kann diese<br />

Darstellung letztlich kein Gesamtbild des<br />

Schullebens, der Lehrer- und Schülerschaft<br />

liefern, da die Quellen die Sicht der damaligen<br />

Schulleitung, einiger Lehrer und<br />

Schüler wiedergeben, die sich offen zum<br />

National so zial ismus bekannt und sich für<br />

ihn eingesetzt haben. Wie mag es in den<br />

Köpfen der anderen Schüler und Lehrer<br />

ausgesehen haben? Wir wissen es nicht, sie<br />

hatten keine Möglichkeiten, schriftlich<br />

Stellung zu nehmen.<br />

Um dieses Manko auszugleichen, würden<br />

wir uns freuen, wenn diese Darstel -<br />

lung der Beginn einer intensiveren <strong>Aus</strong> ein -<br />

an der setzung mit dieser Zeit sein könnte,<br />

bei der auch die <strong>Aus</strong>sagen von Zeitzeugen<br />

verstärkt Eingang finden. Über weiteres<br />

Quel len material und Fotografien aus Pri -<br />

vat beständen wären wir daher im Sinne<br />

einer weiter gehenden Aufarbeitung in -<br />

ner halb von Schülerprojekten sehr dankbar.<br />

Unser Dank geht an die Ar chi va re<br />

Herrn Brunotte und Herrn Wittek für de -<br />

ren freundliche Unterstützung.<br />

Vorgeschichte – der Weg wird<br />

bereitet<br />

„Wer unsere Schulzeitung in all den vergangenen<br />

Jahren gelesen hat, dem kann nicht<br />

verborgen geblieben sein, dass hier im stillen<br />

<strong>Korntal</strong> immer ein Geist geweht hat, der<br />

wenig zusammenstimmte mit dem, was man<br />

den Geist von Weimar zu nennen pflegt“, 1<br />

verkündete die Schul zei tung unseres Gym -<br />

nasiums anlässlich der „nationalen Revolu -<br />

tion“, der Macht er grei fung Adolf Hitlers<br />

1933. Und tatsächlich - mit der Wei marer<br />

Demokratie mochte man sich an unserem<br />

<strong>Gymnasium</strong> nicht ab finden. Seit den frühen<br />

20er Jahren herrsch te an unserer Schule ein<br />

antidemokratischer, monarchisch-nationa -<br />

lis tischer Geist, der früh in na tional so zial is ti -<br />

sches Ge dan ken gut einmünden sollte. Die -<br />

se politische Einstellung trat bereits 1921<br />

deut lich zu Ta ge, als Schul leiter Reiff am 11.<br />

Juni im Gar ten des <strong>alten</strong> Schulgebäudes<br />

einen Ge denk stein zu Ehr en der über 150<br />

Korn ta ler Schüler einweihte, die im Ersten<br />

Welt krieg den Tod fanden. Der Schulleiter<br />

nutzte diese Ge le gen heit, um seiner Ab -<br />

leh nung gegenüber der Weimarer Re pu -<br />

blik und seiner monarchischen Haltung<br />

<strong>Aus</strong>druck zu verleihen, die er selbst ver -<br />

ständlich auch bei seinen Zu hör ern und<br />

Schülern voraussetzte. Die Re vo lu tion von<br />

1918, die sich dem verlorenen Ersten<br />

Weltkrieg an schloss, ihn beendete und zur<br />

Abdankung des Kaisers führte, empfand<br />

er als Treuebruch. Er ist überzeugt von der<br />

Wie der kunft des Kaisers und der Mo nar -<br />

ch ie, und er lässt seinem Unmut über die<br />

23


Kriegsspiele 1924<br />

24<br />

Demokra tie und die Weimarer Republik<br />

freien Lauf:<br />

„Und was uns alle heute zu Boden drückt; ihr<br />

Toten kennt es nicht. Kein Treuebruch belas -<br />

tet euer Gewissen, und rein und makellos ist<br />

euer Ehrenschild geblieben. Aber ihr waret<br />

die Unseren. Euer Bild bleibt uns ein tödliches<br />

Vermächtnis, und wenn euch gleich die<br />

kühle Erde deckt, uns ist’s, als lebe und kei -<br />

me noch etwas im Stillen, als wäret ihr Sa -<br />

men körner, gestreut in die Furchen der Zu -<br />

kunft.<br />

Darum glauben wir auch, dass einmal ein<br />

Mor gen tagen wird, an dem die Geknechte -<br />

ten ihr Haupt erheben dürfen, weil die Er lö -<br />

sung naht, an dem auch für sie das Wort<br />

erschallt: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Da wird<br />

die Zeit der Schmach für unser Vaterland ein<br />

Ende finden, da wird Sünde und Schande<br />

getilgt und gesühnt sein und unsere Heimat<br />

des Fluches ledig werden. Das Joch wird weggenommen<br />

und der Stecken des Treibers zerbrochen<br />

sein. Dann wird das alte Wort von<br />

der deutschen Treue kein leerer Schall mehr<br />

sein. Es werden wieder Männer erstehen,<br />

furcht los und treu bis zum Tode. Dann wird<br />

wie der über Land und Meer das schwarzweiß-rote<br />

Banner wehen; frei auf seiner Hei -<br />

mat erde wird der Deutsche auch den ge -<br />

trennten Brüdern die Hand wieder reichen;<br />

unser Namen wird wieder in Ehren genannt<br />

werden in der Welt, und euer Denkstein wird<br />

auf einem befreiten Boden stehen und ein<br />

glückliches Geschlecht an schwere <strong>Zeiten</strong><br />

erinnern und an herrliche Helden. [...] Noch<br />

ist dieser ersehnte Morgen fern, noch endlos<br />

dehnt sich vor uns die Nacht, noch er warten<br />

uns schwe re, bange<br />

Stun den. Ihr Toten<br />

müsst uns helfen,<br />

den Glauben an<br />

unser Volk nicht zu<br />

verlieren, denn ihr<br />

seid ja selbst seines<br />

Stam mes. [...] Nicht uns allein fehlen die<br />

Teuren [die toten Schüler] auch unser Vater -<br />

land vermisst sie schmerzlich, wo sich jetzt<br />

Ele mente breit machen können, denen der<br />

hohe Sinn, das edle Ehrgefühl fremd ist, das<br />

sie beseelte, gegen die aber leichter aufzukommen<br />

wäre, wenn unsere Helden und<br />

ihres gleichen noch in lebendiger Jugendkraft<br />

unter uns weilten.“ 1<br />

Der Schulleiter war kein National sozia -<br />

list, er war überzeugter Monarchist, dem<br />

der Gedanke an Demokratie fremd war. In<br />

seiner Rede folgt er inhaltlich und sprachlich<br />

dem Stil seiner Zeit. War der Gedanke<br />

an Faschismus und Nationalsozialismus zu<br />

diesem Zeitpunkt in Deutschland noch<br />

weitgehend fremd, so deutet sich doch<br />

auch in dieser Rede durch die vielzähligen<br />

in halt lichen Berührungspunkte die spätere<br />

Allianz zwischen Monarchie und National -<br />

so zial ismus an. Die militaristische, obrigkeitsstaatliche<br />

und antidemokratische Tra -<br />

di tion aus dem Kaiserreich wurde über die<br />

Weimarer Republik hinweg gepflegt und<br />

mündete alsbald in die Ideologie des herandämmernden<br />

Nationalsozialismus.<br />

Diese Worte des Schulleiters, der die<br />

Schule ja nicht nur in Reden und An spra -<br />

chen nach außen vertrat, sondern sie nach<br />

innen gestaltete und leitete, dürften das<br />

politische und weltanschauliche Klima an<br />

der Schule und damit auch einen gewichtigen<br />

Teil der Erziehungsziele wiedergeben.<br />

Die Jugend wurde demgemäß schon<br />

früh dazu geformt, dass, wie der<br />

Schulleiter in der angeführten Gefallen -<br />

enrede von 1921 verkündete, „wieder<br />

Männer erstehen, furchtlos und treu bis<br />

zum Tode“. - Schon seit 1913 standen in<br />

<strong>Korntal</strong> Kriegsspiele auf dem Lehrplan –<br />

<strong>Aus</strong>hang am Schwarzen Brett, 1924<br />

die Schüler sollten Exerzieren, Mar -<br />

schieren und Gehorsam üben. Gommel,<br />

der später die Schule stellvertretend lei-


ten sollte, erinnert die Le serschaft der<br />

Schulzeitung daran, dass die Schüler in<br />

<strong>Korntal</strong> schon ganz kurz nach der Novem -<br />

ber revolte [d.h. 1918] wieder in Grup pen -<br />

kolonnen marschierten, exerzierten und ma -<br />

növrierten, zu Kriegsspielen auszogen mit<br />

schwarz-weiß-roten Fahnen [den Farben des<br />

Kaiserreichs], und auch sonst durch wenig<br />

pazifistisches Gebaren den Unwillen der No -<br />

vem berlinge erregten. Dass wir das tun konnten,<br />

dem Trieb des eigenen Herzens folgend<br />

und allen äußeren Widerständen zum Trotz,<br />

das danken wir in erster Linie der wohlwollenden<br />

Förderung, die diese Art von Wehrsport<br />

(wie man heute sagen würde) durch die<br />

Schul leitung erfuhr, sind doch – im Rahmen<br />

des Möglichen – immer wieder Schul nach -<br />

mit tage freigegeben worden zu diesem<br />

Zwecke. Dass mancher Außenstehende dazu<br />

den Kopf schüttelte, dass wir in der ziemlich<br />

roten Um gegend ungern gesehene Gäste<br />

wa ren und gelegentlich mit Schmähungen<br />

und Schlim meren überhäuft wurden, hat uns<br />

da bei wenig angefochten, wenngleich in der<br />

<strong>Aus</strong> wahl des Übungsgeländes – um der<br />

Sicher heit der uns anvertrauten Jugend willen<br />

– im mer eine gewisse Vorsicht am Platz war<br />

und w<strong>alten</strong> musste. 3<br />

Der von Teilen des Lehrerkollegiums<br />

und der Schulleitung gepredigte National -<br />

sozial ismus fiel auch in der Schülerschaft<br />

auf fruchtbaren Boden. Es lässt sich bereits<br />

für das Jahr 1924 nachweisen, dass es un -<br />

ter den <strong>Korntal</strong>ern Schülern überzeugte<br />

Nationalsozialisten gab – ein Jahr nachdem<br />

die NSDAP und das Hakenkreuz<br />

nach dem gescheiterten Hitlerputsch vom<br />

9.11.1923 verboten worden waren, wur -<br />

de in Kreisen der <strong>Korntal</strong>er Schüler schaft<br />

der Geist des Nationalsozialismus be -<br />

schwo ren. Als die NSDAP am Boden lag<br />

und nur noch aus wenigen übriggebliebenen<br />

Rest grup pen bestand, hissten die<br />

Schüler das erste Hakenkreuzbanner der<br />

Stadt – fast zehn Jahre bevor die Na tional -<br />

sozial is ten an die Macht kamen. Der Mo -<br />

ment wurde fo to grafisch festgeh<strong>alten</strong>. Ein<br />

ehemaliger Korn taler Schüler erinnert sich<br />

zwölf Jahre spä ter, 1936, in einem<br />

Leserbrief an die Schulzeitung an dieses<br />

Ereignis, das „Gur ken manöver“ genannt<br />

wurde, weil etliche Schüler dabei das<br />

Gurkenfeld eines darüber erbosten Bau -<br />

ern niedertrampelten. Der Leserbrief be -<br />

legt den weltanschaulichen Stand einiger<br />

<strong>Korntal</strong>er Schüler und die Rolle der<br />

Schulleitung und Teilen der Lehrer schaft.<br />

Den Schülern wurde erlaubt, unter Lei -<br />

tung der Schulleitung mit der inzwischen<br />

offiziell verbotenen Haken kreuz flagge pa -<br />

ra militärische Spiele durch zu führen: 4<br />

„Sehr geehrter Herr Gommel!<br />

Sie werden erstaunt sein, aber auch von mir<br />

soll heute wieder einmal ein Gruß nach<br />

<strong>Korntal</strong> gelangen. [...] Ich kann mich dieses<br />

„Gurkenmanövers“ noch sehr gut er innern<br />

und weiß, mit welcher Be geis ter ung wir diesen<br />

Spielen folgten, die unter Ihr er und Ihres<br />

Herrn Bruders Führung stan d en. Und waren<br />

es auch nur Spiele, sie hat ten doch auch ein -<br />

en tieferen Sinn, sie er weckten in uns schon<br />

frühzeitig das Ka meradschafts gefühl, das<br />

Bewusstsein der Zusammengehörigkeit. Ja,<br />

man kann sagen, dank der guten Einstellung<br />

der <strong>Korntal</strong>er Lehrerschaft wurden wir von<br />

den damaligen politischen Wirrnissen ferngeh<strong>alten</strong>,<br />

d.h. man erzog uns im nationalen<br />

Sin ne und damit schon damals im Sinne<br />

unseres Führers. Dass es uns erlaubt wurde,<br />

bei diesen Spielen schon zu jener Zeit unter<br />

dem Hakenkreuzbanner zu marschieren, sei<br />

ein Beweis hierfür. [...] Wie kamen wir denn<br />

zu diesen Hakenkreuzfahnen, in einer Zeit,<br />

in der alles Nationalsozialistische verboten<br />

war und es nicht so einfach war, diese Fah -<br />

nen stolz im Wind flattern zu lassen, wie dies<br />

heute der Fall ist? [...] Unser Kamerad ***<br />

hatte ein wunderbares Kinderbett, umsponnen<br />

mit rotem Tuch, in dem er sicher oft selig<br />

schlief. Dieses rote Tuch sollte dazu bestimmt<br />

sein, die erste Hakenkreuzfahne in <strong>Korntal</strong><br />

zu werden. Ich kann mich noch gut daran er -<br />

innern, als sie, von lieber Hand genäht, ihrer<br />

Bestimmung übergeben wurde. Wir saßen<br />

Das “Gurkenmanöver” 1924<br />

25


26<br />

zu sammen, vier Männlein an der Zahl, im<br />

ober en Hof des Großen Heims und scharten<br />

uns um diese Fahne. [...] Wir waren begeistert<br />

von den ersten Reden unseres Führers<br />

und seiner Mitkämpfer, und noch heute be -<br />

finden sie sich, wenn auch stark vergilbt, in<br />

mein en Händen. Ja, wir waren so begeistert,<br />

dass wir uns im wahrsten Sinne des Wortes<br />

mit unserem Blut diesem Banner verschrieben.<br />

Wo dieses Dokument hingekommen ist,<br />

das weiß ich nicht. [...] Am anderen Tag ging<br />

es dann hinaus in den Wald, um dort dieses<br />

Ereignis festzuh<strong>alten</strong> [...]. Ohne es auch nur<br />

zu ahnen, marschierte bereits einige Wochen<br />

später die ganze <strong>Korntal</strong>er Jugend des<br />

Großen Heims unter dieser Fahne ins „Gur -<br />

ken manöver“! Es war die erste Haken kreuz -<br />

fahne in <strong>Korntal</strong>! Wir aber, wir waren ja keine<br />

politischen Größen, aber es war auch keine<br />

bloße Spielerei. Heute sage ich, es war die<br />

ewig gerechte Vorsehung, dass wir uns durch<br />

die Reden unseres Führers zu seiner Fahne<br />

hingezogen fühlten. Dass man uns aber un -<br />

ter diesem stolzen Banner marschieren ließ,<br />

das war ein kleines Stück Arbeit für Deutsch -<br />

lands Wiederaufstieg, und nicht die schlechteste.<br />

Damals galt wie heute der Grundsatz:<br />

„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft!“ [...]<br />

Für heute nehmen Sie und Ihr Bruder die<br />

besten Grüße von mir.<br />

Heil Hitler! Ihr Karl ***“<br />

Es ist gerade diese ungebrochene Kon -<br />

ti nuität der nationalistisch-militaristischen<br />

Tra dition in <strong>Korntal</strong> und der Schule, die<br />

immer wieder in der Schulzeitung betont<br />

wird. Später, nach Hitlers Machtergreifung<br />

im Jahre 1933, gewinnen die Töne, die die<br />

neue Schulleitung im Rückblick gegenüber<br />

der untergegangenen Weimarer Republik<br />

und ihrem Parteienwesen anschlägt, an na -<br />

tionalsozialistischer Schärfe. Weimar wird in<br />

unserer Schulzeitung zum ab schreck enden<br />

Inbegriff einer Zeit, in der „Bestech lich keit,<br />

Schmarotzertum und das Feil schen um die<br />

Futterkrippe von keinem sittlichen Be denken<br />

mehr gehemmt [wurde]. Ins Riesen haf te<br />

wuchsen die Skandale, und Recht und Ord -<br />

nung wurde umgefälscht. Und wenn die<br />

Nutz nießer des Systems der fetten Pfründen<br />

sich freuten und aus voller Parteikrippe sich<br />

nähr ten, dann lebten sie des Wahns, das Volk<br />

habe nun das Brot: sie sagten Volk und meinten<br />

sich, wie sie von Anfang sich und das Volk<br />

verwechselten. [...] Und jüdisch-fremde Sitten<br />

waren seine Würde, und des Franzosen Reit -<br />

peit sche und des Polaken Knute seine Frei -<br />

heit.“ 5<br />

Unsere Schule im „Dritten<br />

Reich“<br />

(DON) Als das Ende der Weimarer<br />

Re publik mit Hitlers Machtergreifung am<br />

30. Januar 1933 besiegelt war, wurde dies<br />

in <strong>Korntal</strong> und an der Schule begeistert<br />

auf genommen und mit Fackelzügen und<br />

Gedenkstunden gefeiert. Hakenkreuz fah -<br />

nen flatterten an sehr vielen Häusern, die<br />

Hitler jugend war in großer Zahl präsent,<br />

im Gottesdienst dankte man dem lieben<br />

Gott, eine nationalsozialistische Feier stun -<br />

de löste die andere ab. Die Zeit der<br />

Wieder geburt Deutschlands, von der sich<br />

der Schulleiter „ein großes Reinemachen<br />

[...], eine unbarmherzige <strong>Aus</strong>tilgung von<br />

Schmutz und Unsauberkeit jeder Art“ 6<br />

erhoffte, war gekommen. Auch unsere<br />

Schul zeitung berichtet enthusiastisch über<br />

die ersten Monate nach Hitlers Macht -<br />

ergreifung:


„Wenn wir so innerlich längst auf den Um -<br />

schwung eingestellt waren, und wenn Lehrer<br />

und Schüler immer schon sich geheim und<br />

offen zur nationalen Bewegung in der oder<br />

jener Form bekannten, so ist es uns doch<br />

gegangen wie all den Millionen in deutschen<br />

Landen. Was seit den Märztagen [Hitlers<br />

Macht ergreifung] als gewaltiger Frühlings -<br />

sturm über uns wegbrauste, das übertraf in<br />

seiner Urgewalt die kühnsten Hoffnungen<br />

und Erwartungen, die wir je gehegt, und noch<br />

stehen wir wie gebannt von dem grundstürzenden<br />

Geschehen, das auch in unser stilles<br />

Dörflein im Strohgäu seine Sturmflut sandte.<br />

Allzuviel zu stürzen gab es hier freilich nicht:<br />

Für den Heuberg [das Internierungslager für<br />

Regimegegner in Württemberg] war im<br />

nationalen <strong>Korntal</strong> niemand reif. Fahnen der<br />

Novemberzeit [schwarz-rot-gold] gab es hier<br />

nicht einzuziehen, jüdisch-undeutsches Schrift -<br />

tum nicht zu verbrennen. Man sah die braunen<br />

und grauen Freiheitspioniere etwas mehr<br />

auf den Straßen als sonst, man sah beim Fa -<br />

ckel zug, dem Kultminister Mergenthaler dargebracht,<br />

plötzlich der Hitlerjugend stattlich<br />

Häuflein wie aus dem Boden gestampft;<br />

man sah mit freudiger Genugtuung die <strong>alten</strong><br />

und die neuen Reichsflaggen zuerst an amtlichen<br />

Gebäuden und bald aus allen Häu -<br />

sern wehen; man sah an des Kanzlers Ge -<br />

burts tag die begeisterten Massen im Fackel -<br />

zug durch die Straßen ziehen und zum ers -<br />

ten Mai kein Haus, das ungeschmückt gewesen<br />

wäre, doch sonst – von einigen Gottes -<br />

diensten abgesehen, in denen der Gemeinde<br />

Dank an Gott zum <strong>Aus</strong>druck kam für die ge -<br />

schehene Wendung - doch sonst war’s ruhig<br />

hier und – Blut ist nicht geflossen.“ 7<br />

Was erwartete man sich an unserer<br />

Schu le von Hitlers Diktatur? Das neue Re -<br />

gime sollte, so verkündet die Schulleitung<br />

in der Schulzeitung von 1933, tiefgreifende<br />

gesellschaftliche, sittliche, religiöse und kulturelle<br />

Erneuerung mit sich bringen: „Wir<br />

ehr en das Hakenkreuz, das Feldzeichen ein<br />

es freien, reinen Volkstums. Wir lieben un sere<br />

Farben schwarz-weiß-rot als Sinn bild höch-<br />

ster, blutgeweihter Tugenden – und doch die<br />

Va ter landsliebe, die neue, große, sie muss an<br />

Christi Kreuz verankert sein, sie muss in Gott<br />

die Wurzel senken, dann hält sie stand. Und<br />

standh<strong>alten</strong> das muss sie, sonst sind wir verloren!<br />

Der Kampf, der unser harrt im Innern<br />

und nach außen, er muss gewonnen werden<br />

[...].“ 8 Sittlichkeit bedeutet auch die Ab -<br />

wen dung von der Weimarer Kultur: „Für<br />

die Jugend dürfen wir uns auch freuen, dass<br />

nunmehr ihr Todfeind eine unnachsichtige<br />

Bekämpfung zu gewärtigen hat, nämlich die<br />

Sittenlosigkeit, die Verführung und innere Ver -<br />

giftung, die, gedeckt von manchen radikalen<br />

Kreis en auch in Theater, Kino und sonstigen<br />

öffentlichen Darbietungen sich viel zu breit<br />

ma chen durften. Auch gegen diese Schäden<br />

muss sich die nationale Bewegung richten,<br />

denn sie ist getragen von einem ernsten sittlichen<br />

Streben.“ 9 Ein Jahr später heißt es be -<br />

reits: „Verschwunden sind alle Zeugnisse ei -<br />

ner zersetzenden, dekadenten Literatur, je ne<br />

das Perverse und Triebhafte im Men schen<br />

darstellenden Filme, jene negroiden und atonalen<br />

Musikgebilde, jene Erzeugnisse der<br />

Malerei, Bildhauerei und Architektur, die eine<br />

Eigengesetzlichkeit der Kunst beweisen wol -<br />

len, und statt dessen wächst, keimt und blüht<br />

aus deutschen Menschen die Wunder blu me<br />

deutschbewusster, edelwertiger Kunst.“ 10<br />

Dies ist die offizielle Stellungnahme der<br />

Schu le nach außen. Wir wissen jedoch<br />

wenig über die Einstellung der einzelnen<br />

Leh rer. Auch in <strong>Korntal</strong> gab es einige<br />

Lehrer, die sich vom Nationalsozialismus<br />

distanzierten, auch wenn diese sich nicht<br />

in offener Form zu ihrer Haltung bekennen<br />

konnten und deshalb in dem uns vorliegenden<br />

Quellenmaterial auch nicht auftauchen.<br />

Dr. Werner Simpfendörfer zeichnet<br />

in einem Vortrag als ehemaliger Schü -<br />

ler ein Bild der <strong>Korntal</strong>er Lehrerschaft zu<br />

jener Zeit, das deutlich macht, dass<br />

Differenzierungen gerade auch innerhalb<br />

der Lehrerschaft nötig sind:<br />

„Mit wenigen <strong>Aus</strong>nahmen waren alle<br />

Lehr er in der Partei. Doch es gab unter ihnen<br />

27


Das Große Schülerheim<br />

von aussen<br />

28<br />

bemerkenswerte Unterschiede, die wir Schü -<br />

ler zu spüren bekamen. Da gab es die „sanften“<br />

Lehrer, die sich ganz darauf konzentrierten,<br />

ihren Stoff zu vermitteln. Sie widersprachen<br />

schon allein durch ihre Art des gewaltfreien<br />

Unterrichts in aller Stille der herrschenden<br />

Gewaltkultur. Sie bauten auch „subkutane“<br />

Gegenkräfte in den Unterricht ein, etwa<br />

durch die Gedichte, die sie uns auswendig lernen<br />

ließen. Zu ihnen gehörten nicht zufällig<br />

die beiden je in ihrer Weise couragierten<br />

Frau en die ich in der Mittel- und Oberstufe<br />

jener Jahre als Lehrerinnen erlebte. Dann gab<br />

es die „harten“ Lehrer, die schon durch die<br />

Form und den Ton ihres Unterrichts die herrschende<br />

Weltanschauung verkörperten und<br />

förderten. Strikter Gehorsam und laute Ein -<br />

schüch ter ung gehörten zu ihrem pädagogischen<br />

In strumentarium. Und dann gab es die<br />

„besonnenen“ Lehrer, die aus ihrer ruhigen<br />

Autorität heraus wirkten und dabei ihr Fach -<br />

wissen ge wissenhaft vermittelten. [...] Na tür -<br />

lich traf das alles auf einen nicht unvorbereiteten<br />

Boden: denn eine durch den Militaris -<br />

mus verstärkte Gehorsamskultur hatte ja<br />

schon die ältere Ge neration geprägt, deren<br />

deutschnationale Vertreter auch in un serer<br />

Lehrerschaft zu finden waren. Dabei wird das<br />

Bild noch kompliziert dadurch, dass diese<br />

wiederum nicht selten die NS-Ideologie<br />

ab lehnten und zu den regelmäßigen Kirch -<br />

gän g ern gehörten.“ 11<br />

Die Schüler<br />

Die Machtergreifung wurde un ter vielen<br />

Schülern begeistert aufgenommen,<br />

von denen ein paar zum großen Missfallen<br />

der Schulleitung damit begannen „mit dem<br />

Wahrzeichen der großen Volks bewegung<br />

[also dem Hakenkreuz] Wände, Tische und<br />

Bänke zu verschmieren! [...] „Pfui!“ würde der<br />

Reichskanzler sagen, wenn er es zu sehen<br />

bekäme!” 12 Die Grenzen zwischen Schü ler -<br />

schaft und Hitlerjugend verwischten nun<br />

zusehends, Lernen, nationalsozialistische<br />

Id eolo gie und paramilitärischer Drill durchdrangen<br />

sich gegenseitig und ließen sich<br />

institutionell und personell kaum mehr<br />

von einander trennen. Die Schulzeitung be -<br />

richtet von schulischen Ereignissen genauso<br />

wie von Unternehmungen der HJ. Die<br />

Führ ung der Hitlerjugend wurde durch<br />

einen neuen Lehrer unserer Schule übernommen.<br />

<strong>Aus</strong>drücklich sollen die Schüler<br />

un serer Schule durch diese Verzahnung für<br />

die Hitlerjugend gewonnen werden: „Die -<br />

se Neuregelung der Verhältnisse, bei der das<br />

Große Schülerheim mehr oder weniger die<br />

Keim zelle der örtlichen HJ sein wird, er mög -<br />

licht es uns in Zukunft auch, mehr als bis her<br />

den Eintritt in die HJ jedem zur Pflicht zu<br />

machen.“ 13 Die Leiter der Schülerheime<br />

standen schon früh betont rechts, beide<br />

wa ren sie Mitglieder des Stahlhelms. 14<br />

Selbst sie mussten 1936 von ihren Äm -<br />

tern zurück treten und fanatischen Na -<br />

tional so zial is ten weichen. Ein Lehrer der<br />

Schule, zugleich Mitglied der NSDAP und<br />

des SD, übernahm fortan die Leitung des<br />

Großen Schülerheims. Unter anderem war<br />

dieser Neuphilologe an der Schule für den<br />

von den Nationalsozialisten eingeforderten<br />

Welt anschaulichen Unterricht zuständig. 15<br />

Un ter dem Gruppenzwang, unter der stän -<br />

digen Kontrolle durch Lehrer und Heim -<br />

leitung, wurde der Druck auf diejenigen, die<br />

sich der HJ verweigerten, bald sehr groß.<br />

Um den Charakter des Heims nun auch<br />

nach außen für jedermann sichtbar zu<br />

machen, brachte man neben einem Reichs -<br />

adler mit Hakenkreuz eine große Banderole<br />

mit der Aufschrift: „Im Willen zur Einheit<br />

liegt die Kraft der Nation“ an der Front des<br />

Großen Schülerheims an. Und auch im<br />

Inneren dominierte das übergroße Bildnis<br />

Adolf Hitlers den Speise saal, flankiert von


Wandzeichnungen der mar schierenden<br />

Hit ler jugend und des Jung volks.<br />

Wie sah das Alltagsleben in den Schü -<br />

ler heimen unter diesen Voraus setz ung en<br />

aus? Die HJ übernahm alsbald die Ge stal -<br />

tung des gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Le ben in den Schülerheimen: Sollte ein Stück<br />

aufgeführt werden, sollte eine Bühne ge baut<br />

werden, sollte ein Spiel mannszug zu sammen -<br />

gestellt werden, so haben und hat ten die in<br />

der HJ zusammengefassten Heim schü ler den<br />

größten Anteil. Wir freuen uns darüber. Und<br />

was unsere Heime von jeher an besonderen<br />

Vorzügen hatten: Pfle ge der Kamerad schaft<br />

und Ge mein schaft, Pflege einer vaterländischen<br />

und so zialen Gesinnung, Gelände spiel,<br />

Licht bilder vorträge usw. wird nun von der HJ<br />

wei ter betrieben und ausgebaut. Wir ha ben<br />

es darum gerne gesehen, dass unsere Schü -<br />

ler sich zur HJ melden. 16<br />

Einerseits war die Schüler-HJ eingebunden<br />

in Gelände- und Kriegsspiele,<br />

Bann auf märsche, Paraden, Exerzierübung -<br />

en, Ka meradschaftsabende, Training für<br />

Sport wett käm pfe und Gefolgschaftsbe -<br />

sichti gun gen 17 . Die HJ und mit ihr das<br />

Schüler heim waren fest integriert in die<br />

Ortsgruppe der NSDAP. Sie war eingebunden<br />

in alle Feierlichkeiten, und in<br />

deren ritualisierten Abläufen waren sie<br />

zuständig für Gesänge, Chöre, Trommel -<br />

wirbel und für das Schwen ken der Fahnen.<br />

Andererseits mus sten die Schüler aber<br />

auch dem Schul all tag, dem Ler n en gerecht<br />

werden, denn das Zeugnis kommt, und dem<br />

gestrengen Herrn Vater und der Frau Mutter<br />

sollte doch etwas Ordent liches vorgelegt werden.<br />

18 Erste Kla gen wurden laut. Die doppelte<br />

In an spruch nahme des wissenschaftlichen<br />

Ziels und der Tätigkeit in vaterländischen<br />

Ju gend or ga ni sat ionen ließ sich nur<br />

schwer un ter einen Hut bringen: Für manche<br />

ge hen die derzeitigen für die Schule und<br />

für die körperliche Er tüchtigung geforderten<br />

Leistungen schon rein kör perlich über ihr<br />

Vermögen. Der Heim lei ter fordert daher:<br />

Die jetzigen Forderungen der Schule und die<br />

Inan spruch nah me durch die HJ können und<br />

dürfen in ihrem Übermaß kein Dauer zustand<br />

sein, besonders auch im Blick auf unsere<br />

Heime. 19 Auch die starke Be an spruch ung<br />

des Schü ler heims durch „Uniformen, hohe<br />

Stiefel, Verproviantierung, Abmarsch, Heim -<br />

Das Große Schülerheim von<br />

innen – der Speisesaal<br />

29


30<br />

kehr, Ein übungen von Ge säng en und Auf führ -<br />

ung en“ 20 berge Prob le me, fährt der Heim -<br />

leiter fort. Dadurch wer de die Haus -<br />

gemeinschaft zer rissen, weil viel Schönes,<br />

was die Jugendlichen in der HJ erleben,<br />

außerhalb der Hausge mein schaft geschehe.<br />

Schwä cher en Schülern bleibe aber wegen<br />

des er höhten Lern auf wandes zu wenig<br />

Zeit für die HJ. Die HJ, so kommt der<br />

Heimleiter zum Schluss, spalte daher die<br />

Schüler des Heims, „da mit dem außerhalb<br />

der HJ sich befindlichen Rest [...] sich praktisch<br />

nichts Großes anfangen lässt.“ 21<br />

Wie soll also der ideale Schüler in<br />

Korn tal aussehen, der hin- und hergerissen<br />

ist zwischen seinen vaterländischen Ver -<br />

pflichtungen und dem Druck, ordentliche<br />

schulische Leistungen zu erbringen? Soll er<br />

die vaterländischen Verpflichtungen oder<br />

die Schule vernachlässigen? Die Schulleit<br />

ung hält beides für vereinbar:<br />

„Es ist freilich nicht zu leugnen, dass die doppelte<br />

Inanspruchnahme, des Schülers an<br />

manchem sehr schmerzliche Spuren hinterlassen<br />

hat [...], aber im Ganzen kann doch<br />

festgestellt werden, dass wackere Buben ihr<br />

wissenschaftliches Ziel erreichen können<br />

auch bei starker Tätigkeit in vaterländischen<br />

Jugendvereinigungen. Das ist ja eben das<br />

Wesen des wackeren Kerls, dass er, im<br />

Hochgefühl, nun auch in der Front derer eingereiht<br />

zu sein, die in besonderer Weise<br />

ihrem Vaterland dienen, sich nun erst recht<br />

bemüht, seine Pflicht in der Schule unverkürzt<br />

zu tun. Und wo dieses Doppelleben<br />

einmal über seine Kräfte geht, da ist der<br />

Lehrer gerne bereit, ein Auge zuzudrücken<br />

und seine Anforderungen gelegentlich<br />

zurückzuschrauben. Weniger schätzt er freilich<br />

die Helden, die bei jeder Gelegenheit<br />

sich in Schulsachen mit ihrem Dienst in der<br />

HJ entschuldigen; die nach jeder Übung ihre<br />

Müdigkeit offen zur Schau tragen; die wegen<br />

jeder Fußblase wochenlang das Bett hüten.<br />

Auch die können ihm nicht gefallen, die mit<br />

der Uniform auch sofort den Geist der Zucht<br />

und Strammheit ausziehen; die nach wie vor<br />

ihre Hände bis an die Ellenbogen in die<br />

Taschen stecken, die schlappig sind und<br />

schlackelig in Gruß und Haltung; die gegen<br />

Juda kämpfen – und selber es mit der<br />

Ehrlichkeit nicht allzu genau nehmen ... in sie<br />

alle muss erst der neue Geist noch hineinfahren,<br />

ehe man sie ernst nehmen kann. –<br />

Um so mehr freut sich der Lehrer natürlich<br />

an dem, der frischfröhlich seinen Dienst tut,<br />

in beiderlei Form; der nachts um 10 Uhr<br />

noch trommelt und pfeift, und trotzdem am<br />

nächsten Morgen seinen Mann steht –<br />

unverkürzt. Das sind die Träger des neuen<br />

Staatsgedankens, und wenn sie erst vierzehnjährig<br />

sind.” 22<br />

Die Quellen vermitteln zudem den<br />

Ein druck, dass nicht nur HJ und Schüler -<br />

heime, sondern vor allem auch weitere Ju -<br />

gendorganisationen <strong>Korntal</strong>s in der nationalsozialistischen<br />

Bewegung zusammenfanden,<br />

die Jugend also tatsächlich praktisch<br />

geschlossen zum neuen Träger des<br />

Systems wurde. Als Illustration mag ein<br />

Be richt über den „Tag der deutschen Ju -<br />

gend“ von 1933 dienen. Der Tag, dem vie -<br />

le Vereine teilnahmen, war geprägt von<br />

Wettkämpfen, Spielen und dem gemeinsamen<br />

Marschieren. Er endete abends am<br />

Sport platz am Walde, wo ein großer<br />

Holz stoß entzündet und die für den<br />

National sozialismus typische nächtliche<br />

Fackel- und Feuerästhetik zelebriert<br />

wurde. Ein Korn ta ler Lehrer berichtete in<br />

der Schulzeitung von 1933: 23<br />

„Ist es zuviel behauptet, wenn ich sage: Ganz<br />

<strong>Korntal</strong> war droben? Man hatte jedenfalls<br />

das Gefühl, diese Feier ist nicht die Feier der<br />

Schule, auch nicht der Schulen, es ist nicht die<br />

Feier der Jugend und nicht die Feier der Er -<br />

wachsenen, sondern in dem mächtigen Men -<br />

schen viereck da steht, unterschiedslos und<br />

aus nahmslos, wirklich eine feiernde Ge mein -<br />

de. [...] Der Schein des flackernden Lichtes<br />

spielt auf ihren Gesichtern. Nachtschwarz<br />

und schweigend steht der Wald. Die Flam -<br />

men sprühen und lohen. Gedichte und Lie -<br />

der, im Angesichts des Feuers gesprochen


und gesungen, klingen über den Platz. Gedich -<br />

te und Lieder, die an das Beste und Höchste<br />

im deutschen Volk und im deutschen Men -<br />

schen rühren, klingen über den Platz in die<br />

Feier stille der Nacht und auf die Felder ringsum<br />

und zum dunklen Wald hinüber. [...] der<br />

brennende Holzstoß wird kleiner und kleiner<br />

und ist dem Erlöschen nahe. Aber viele kleine<br />

Lichter tauchen auf, Fackeln, die am Sonn -<br />

wend feuer entzündet wurden, irrlichtern über<br />

den Platz. Und dann kommt Ordnung in die<br />

Lichter; der Zug stellt sich wieder auf: drei<br />

und drei. Und jeder Außenmann trägt eine<br />

Fackel in Händen. und auf dem Platz wird es<br />

dunkel und still: Ein langer, langer Zug aber,<br />

ein Zug von vielen Hundert Lichtern setzt<br />

sich in Bewegung, talwärts. Es ist ein wundervoller<br />

Anblick zu sehen, wie der Lichterstrom<br />

langsam zu Tale fließt. SA, Stahlhelm, Hitle r -<br />

jugend, Jungvolk, die Schulen, das Waisen -<br />

haus, der BDM, die Luisen, der MBR, die<br />

Pfad finder, alles, was jung ist, geht im Zug,<br />

und alles, was jung ist, trägt das Feuer von<br />

droben mit sich hinunter ins Tal. So viel Lich -<br />

ter! Und so viel Jugend! [...] Auf dem Platz vor<br />

dem Großen Schülerheim werden die noch<br />

brennen den Fackeln zusammengeworfen.<br />

Noch einmal spielt die Musik, noch einmal<br />

erheben sich beim Kampflied der SA die<br />

Arme zum Deutschen Gruß, dann ist der<br />

volle, reiche Tag vorüber, im neuen Deutsch -<br />

land der erste Tag der deutschen Jugend.“<br />

<strong>Aus</strong>führlich berichten die folgenden<br />

<strong>Aus</strong> gaben der Schulzeitung auch in den<br />

nächs ten Jahrgängen 1933-1936 praktisch<br />

ausschließlich von nationalsozialistischen<br />

Ak tivitäten an unserer Schule: von dem Tag<br />

der Hitlerjugend in Stuttgart „bei strahlendem<br />

Hitlerwetter“ 24 , den Aufmärschen, den<br />

Sportwettspielen, dem vergeblichen Ver -<br />

such, einen Blick von Hitler bei einer Pa ra -<br />

de in Stuttgart zu erhaschen, Berichte von<br />

den immer wiederkehrenden Gedenk ta -<br />

gen reihen sich in eindrücklicher Schilder<br />

ung aneinander.<br />

Die angeführten Quellen schildern die<br />

Ereignisse aus der „offiziellen Sicht“ der<br />

Schu lzeitung, in der sich neben dem Schul -<br />

leiter nur überzeugte nationalsozialistische<br />

Lehrer zu Wort meldeten. Das Bild, das<br />

dadurch entsteht, kann daher nicht die<br />

Gedanken und Einstellungen der Schüler -<br />

schaft differenziert wiedergeben, Raum für<br />

eine kritische Haltung der Schü ler bietet<br />

diese Quellengattung nicht. Zeit zeu gen<br />

berichten jedoch, dass in der Schü ler schaft<br />

durchaus Konflikte zwischen christ lichem<br />

Glauben und nationalsozialistischer Ideo -<br />

lo gie aufkamen, die die Schu l klassen spalteten.<br />

Die Entscheidung für den Besuch des<br />

Kon firmandenunterrichts wur de zu einer<br />

Form des Protests. Be ziehungen und<br />

Freundschaften gingen da bei nicht selten<br />

zu Bruch. Werner Sim pfen dörfer spricht<br />

an gesichts der Situation der Schüler von<br />

einem „problematischen In einander und<br />

Gegeneinander von Schu le, HJ und christlicher<br />

Gemeinde“.<br />

Enttäuschte Erwartungen –<br />

1937<br />

1934 berichtet die Schu lzeit ung voller<br />

Bewunderung, dass die Männer der Re -<br />

gier ung [...] ein gewaltiges Er zieh ungs werk<br />

am deutschen Volke zu vollbringen sich<br />

anschicken. Aber die Erziehungs ar beit kann<br />

nur dann Frucht bringend sein, wenn sie von<br />

ganz klaren Anschauungen ausgeht und ein<br />

Das Kollegium von 1930<br />

31


32<br />

ebenso klares Ziel anstrebt. Und wer die<br />

Maß nahmen der Regierung in den letzten<br />

Mo naten aufmerksam überdacht hat, der<br />

erkannte mit Bewunderung, wie klar und folgerichtig<br />

sie die Aufgabe erkannt hat und<br />

durch zuführen bestrebt ist, den körperlichen<br />

und geistig gesunden Menschen zu schaffen.<br />

Deshalb betont auch die Regierung mit be -<br />

sonderem Nachdruck den Totalitätsanspruch<br />

des Staates, d.h. sein Recht auf alle Gebiete<br />

geistigen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen<br />

Lebens, also auch auf die Fragen der<br />

Weltanschauung. 26 Wer die Entwicklungen<br />

des letzten Jahres in <strong>Korntal</strong> aufmerksam<br />

be dacht hatte, wie die Schuleitung es für<br />

sich in obiger Quelle in Anspruch nimmt,<br />

der musste sich aufgrund dieses Totalitäts -<br />

anspruchs, der ja von der <strong>Korntal</strong>er Schule<br />

nachdrücklich begrüßt wurde, auch im Kla -<br />

ren darüber sein, dass die Existenz der<br />

Schulen mit ihrer christlichen Trägerschaft<br />

und ihrem ausgeprägt christlichen Cha rak -<br />

ter in höchstem Maße gefährdet war.<br />

Kultminister Mergenthaler, der selbst in<br />

Kor ntal wohnte, setzte sich mit Nach -<br />

druck dafür ein, den religiösen Charakter<br />

an <strong>Korntal</strong>s Schulen zu unterbinden.<br />

Grund lage für die Abschaffung des Re li -<br />

gions unterrichts war der berüchtigte<br />

„Mer gen thaler-Erlass“ vom 28. April 1937<br />

(Nr. 7399):<br />

Die Gestaltung des<br />

Religions unter richts<br />

Die Erziehung der deutschen Jugend hat einheitlich<br />

im Geiste des Nationalsozialismus<br />

zu erfolgen. In der Schule ist diesem Grund -<br />

satz in allen Fächern Rechnung zu tragen. Es<br />

darf nicht sein, dass durch Einflüsse, die der<br />

nationalsozialistischen Weltanschauung entgegenstehen,<br />

irgend ein Zwiespalt in die<br />

Seelen der jungen deutschen Menschen hineingetragen<br />

wird.<br />

Da Religion ordentliches Lehrfach der Schule<br />

ist, ist dieser Notwendigkeit auch im Re li -<br />

gions unterricht Rechnung zu tragen. Das hat<br />

zur Folge, dass Stoffe, die dem Sittlichkeits -<br />

em pfinden der germanischen Rasse wider-<br />

sprechen, im Unterricht nicht zu behandeln<br />

sind.<br />

Gewisse Teile des Alten Testaments können<br />

da her für den Unterricht nicht in Frage kommen,<br />

andere werden stark in den Hinter -<br />

grund treten müssen. Da heute nicht der<br />

Zeitpunkt gekommen ist, eine ins Einzelne<br />

gehende stoffliche Regelung für den Reli -<br />

gions unterricht zu treffen, muss ich von den<br />

national sozialistischen Schulleitern und Lehr<br />

ern, sowie den Geistlichen, denen die deutsche<br />

Volksgemeinschaft als hohes Gut am<br />

Her zen liegt, erwarten, dass sie in der Schule<br />

den richtigen Weg finden zur Neugestaltung<br />

der religiösen Unterweisung im nationalsozialistischen<br />

Sinne.<br />

Soweit veraltete Bestimmungen dem entgegenstehen,<br />

gelten diese als aufgehoben.<br />

Mergenthaler<br />

Amtsblatt des Württembergischen Kultusministeriums,<br />

Jg. 30 / 1937, Stuttgart 1938, S. 93 f. Zitiert nach:<br />

Oberstufe Religion: Kirche – Staat – Politik , Zum<br />

Öffentlichkeitsauftrag der Kirche, Herausgegeben von<br />

Eckhart Marggraf und Eberhard Röhm, Calwer Verlag,<br />

Stuttgart 1979<br />

Der Religionsunterricht wurde kurz<br />

da nach in <strong>Korntal</strong> abgeschafft und durch<br />

den „Weltanschaulichen Unterricht“, ge -<br />

nannt WAU, ersetzt. Konfirmation oder<br />

die Teilnahme einiger Schüler an Bibel krei -<br />

sen wurden in dieser antireligiösen-nationalsozialistischen<br />

Atmosphäre zu einer<br />

Form des stillen Protests, die Mut und<br />

Selbst bewusstsein erforderte. Mit der Ab -<br />

schaffung des Religionsunterrichts ging<br />

auch die Verstaatlichung der Schule einher.<br />

Mergen thaler kannte keine Nachsicht, als<br />

es darum ging, im Rahmen der Gleich -<br />

schaltung und im Kampf um die Jugend<br />

der Brüdergemeinde die <strong>Korntal</strong>er Schu -<br />

len gewaltsam abzuringen. Mergenthaler<br />

verstand es, den Druck auf die Brüder -<br />

gemeinde zu erhöhen, Kompromisse und<br />

gütliche Einigungen abzulehnen. Er verbot<br />

der Schule die oberste Klasse, entzog ihr<br />

das Recht, die Mittlere Reife abzunehmen,<br />

und stellte sämtliche finanziellen Unter -


stützungen ein. Auch wenn es zu Protes -<br />

ten und Hilfsgesuchen an die Amtskirche<br />

kam, war doch klar, dass der Widerstand<br />

gegen die Verstaatlichung der Schulen an -<br />

ge sichts der immer stärker werdenden<br />

poli tischen Gemeinde, der straffen Or -<br />

gani sation der einflussreichen Ortsgruppe<br />

der NSDAP in <strong>Korntal</strong>, des neuen nationalsozialistischen<br />

Bürgermeisters und auch<br />

der Verzahnungen zwischen Brüderge -<br />

mein de und NSDAP auf verlorenem Pos -<br />

ten stand. Unter diesem Druck brach der<br />

Widerstand schließlich zusammen. 27 1937<br />

gingen so die <strong>Korntal</strong>er Schulen und Hei -<br />

me in staatliche, nationalsozialistische Kon -<br />

trolle über. Mit der neuen Schulträger -<br />

schaft kam ein neuer Schulname.<br />

Die Ulrich von Hutten-<br />

Oberschule<br />

Der Name, zumal der, den man sich<br />

selbst oder einem Haus neu zulegt, ist<br />

<strong>Aus</strong>druck einer ganz bewussten Identif ika -<br />

tion. In diesem Sinn wurde auch die Um -<br />

be nennung der Schule in „Ulrich von Hut -<br />

ten-Oberschule für Jungen“ am 5. Juni<br />

1939 vollzogen und begründet. Die Schule<br />

bekam nicht nur einen neuen Namen,<br />

son dern wurde damit auf das NS-Pro -<br />

gramm verpflichtet. Der <strong>Korntal</strong>er Bürger -<br />

meister Dollmann formuliert es, wie folgt,<br />

in der eigens zu Weihnachten 1939 er -<br />

schein enden Sonderausgabe des Amts -<br />

blatts der Stadt <strong>Korntal</strong>:<br />

Im gleichen Zungenschlag äußert sich<br />

der damalige Schulleiter in jener Feier -<br />

stun de aus Anlass der Verpflichtung auf<br />

den neuen Namen: „Jede Zeit trägt ihren<br />

Stempel. Wir haben heute durch die Tat und<br />

die Persönlichkeit des Führers und seiner Be -<br />

wegung eine heroische Zeit. Sie macht uns<br />

zur Pflicht, nicht nur mit Liebe und Ehrfurcht<br />

all der Männer zu gedenken, die in der Ver -<br />

gangen heit schon Kämpfer, Künder und Su -<br />

cher für ein einiges Reich deutscher Nation<br />

waren, sondern sie zwingt uns auch, diese<br />

Män ner zum Vorbild zu nehmen. Zu ihnen<br />

gehört Ulrich von Hutten. Er war Fahnen trä -<br />

ger seiner Zeit zu dem Reich, dessen Anfang<br />

wir erst heute erleben dürfen. [...] Unser<br />

Wunsch und unser fester Wille sei, dass unsere<br />

gesamte Erziehungsarbeit von den Tugen -<br />

den dieses harten Kämpfers, dessen Name<br />

von nun an unsere Schule trägt, geleitet wird.<br />

Die Kraft zur Durchführung dieser Aufgabe<br />

werden wir aus der nationalsozialistischen<br />

33


34<br />

Welt anschauung ziehen. Sie ist am vollkommensten<br />

im Führer verkörpert.“<br />

Vom Heldentod<br />

1933 gedachte der Schulleiter am Ge -<br />

fallenendenkmal auf dem <strong>Korntal</strong>er Fried -<br />

hof der Toten des Ersten Weltkriegs und<br />

pries deren Heldentod: „Und nichts fürchteten<br />

die <strong>alten</strong> Germanen mehr als den<br />

Strohtod, den Tod im Kämmerlein, der keinen<br />

Zutritt gab zu Wodans Heldensaal.<br />

Und wenn wir auch den Glauben unserer<br />

Väter nicht mehr teilen, dass schon der<br />

Tod im Feld von aller Schuld erlöse, sondern<br />

aufs Kreuz allein unsere Hoffnung<br />

setzen, so sprechen doch auch wir:<br />

Kein schön‘rer Tod ist in der Welt,<br />

Als wer vom Feind erschlagen.“ 28<br />

Mit dem Überfall Deutschlands auf Po -<br />

len 1939 sollte sich ein Flächenbrand entfachen,<br />

der die ganze Welt in einen Krieg<br />

stürzte. Stimmen zum Kriegsbeginn lassen<br />

sich im Zusammenhang mit unserer Schu -<br />

le in den Archiven nicht finden. Die Todes -<br />

mitteilungen an die Schule und Kon do -<br />

lenz schreiben der Schulleitung aus den<br />

ehe maligen Beständen unseres Schul ar -<br />

chivs - etwa fünfzig an der Zahl - geben<br />

den noch ein aufschlussreiches Bild vom<br />

Heldentod auf dem Felde der Ehre: 29<br />

Auch die Listen der gefallenen Korn -<br />

taler Männer, derer die NSDAP bei vielfältigen<br />

Gelegenheiten gedachte, wurden<br />

mit jedem Kriegsjahr länger. 30 Bis zuletzt<br />

glaubt man an den Endsieg: Die Front im<br />

Osten wird täglich verkürzt, schreibt ein<br />

schwer verwundeter Schüler am 16.<br />

Februar 1944 aus seinem Krankenlager in<br />

Odessa an die Schulleitung, „täglich werden<br />

unsere Di vi si o n en kleiner. Aber wir werden<br />

siegen: so oder so, unsere Feinde wollen es<br />

nur nicht glauben, aber wir werden es ihnen<br />

beweisen. Wir werden auf ihre Triumphorgien<br />

wieder zu sprechen kommen, wenn wir etwas<br />

von Belang dazu zu sagen haben. Denn wir<br />

verstehen unter Vergeltung keine spontane<br />

Reaktion, die im Rausch des Hasses erfolgt,<br />

sondern wir ar beiten mit heißem Herzen und<br />

kaltem Vers tand, zumal auf diesem Gebiet.<br />

Wo in diesen Wochen Mauern fallen und<br />

Häuser niedersinken, werden einst neue<br />

Städte emporblühen und jeder Stein wird<br />

dann trotzdem Zeug nis ablegen eines ewigen<br />

soldatischen Ruhms und Helden mu -<br />

tes.“ 31 Seine Todes nach richt traf etwa<br />

einen Monat später an unserer Schule ein.<br />

■<br />

Quellen wurden der gängigen Rechtschreibung an -<br />

gepasst. Abkürzungen: AKM = Archiv der Stadt Korn tal-<br />

<strong>Münchingen</strong>, ABKO = Archiv der Brüder ge mein de <strong>Korntal</strong><br />

(1) (2) JZ 21, 1933/2, 26 Flugblatt: Zur Ein weihung des<br />

Denksteins für die Gefallenen der höheren Knaben schu -<br />

le in <strong>Korntal</strong> am 11. Juni 1921. Weiherede geh<strong>alten</strong> von<br />

Schulleiter Herrn Professor Reiff. AKM (3) JZ 21, 1933/2,<br />

26 4) JZ 24, 1936/1, 19f. (5) JZ 21, 1933/2, 33 ( (6) JZ 21<br />

1933/2, 31 (7) JZ 21, 1933/2, 26f. (8) JZ 21, 1933/2, 35 (9) JZ<br />

21, 1933/2, 31 (10) JZ 22, 1934/1, 7 (11) Simpfendörfer,<br />

Werner. Mein <strong>Korntal</strong> 1927 – 1957 undatiert, unveröffentlicht,<br />

S. 11, (12) JZ 21, 1933/2, 31. (13) JZ 22, 1934/1, 19<br />

(14) Vgl. Lehmann, Hartmut, Pietismus und weltliche<br />

Ordnung in Württemberg vom 17. bis 20. Jahrhundert,<br />

S. 341 (15) Vgl. Simpfendörfer, Werner. Gerhard Bengel<br />

(1926-1945) - einige Erinnerungen an einen Jugend -<br />

freund, undatiert, unveröffentlicht, S. 3. (16) JZ 21, 1933/3,<br />

57 (17) JZ 1934/2-3, 59 (18) JZ 21, 1933/3, 58 (19) JZ 21,<br />

1933/2, 58 (20) JZ 21, 1933/2, 57f. (21) JZ 21, 1933/3, 57f. (22)<br />

JZ 21, 1933/3, 59f. (23) JZ 21, 1933/3, 48f (24) JZ 21, 1933/3,<br />

51 (25) Simpfendörfer, Werner. Mein <strong>Korntal</strong> 1927 – 1957,<br />

undatiert, unveröffentlicht, S. 11, (26) JZ 22, 1934/1, 6 (27)<br />

Für eine detaillierte Darstellung der Vorgänge in <strong>Korntal</strong><br />

vgl. Lehmann, Hartmut, a.a.O., S. 340 ff. (28) JZ21, 1933/3,<br />

63 (29) )Bestände des Schularchivs im AKM (31) AKM.<br />

Martin Donabauer<br />

David Friedrich Elsäßer


Unsere Schule in der Nachkriegszeit<br />

Wie ging es mit der Ulrich von Hut -<br />

ten-Schu le nach dem Ende des „Drit ten<br />

Reichs“ weiter? Gemessen an der massiven<br />

nationalsozialistischen Namens ver -<br />

pflichtung mutet es dann doch nachgerade<br />

höchst seltsam an, dass man deren Ab -<br />

schaffung erst 1954 zuwege gebracht hat,<br />

neuneinhalb Jahre nach dem Zu sammen -<br />

bruch der Hitler-Diktatur. Und ge mes sen<br />

an der Großdruck-Aufmachung der einstigen<br />

NS-Namensverpflichtung in der weihnächtlichen<br />

Sondernummer des Korn taler<br />

Amtsblatts erscheint es doch höchst fragwürdig,<br />

dass die Zurücknahme des „Ulrich<br />

von Hutten“–Titels in den <strong>Korntal</strong>er<br />

Mitteilungen am 24. Dezember 1954 erst<br />

auf Seite 3, ohne Kommentar und ganz<br />

kleingedruckt mitgeteilt wird:<br />

„Auf Grund eines Antrags (es wird nicht<br />

gesagt, von wem dieser kam) hat das Re gier -<br />

ungs präsidium Nordwürttemberg – Ober -<br />

schul amt – mit Erlass vom 4. Dezember<br />

1954 festgestellt, daß das hiesige Ulrich von<br />

Hutten-<strong>Gymnasium</strong> künftig den Namen<br />

Gym nasium <strong>Korntal</strong> führt.“- Nur eine for -<br />

mel le Bekanntgabe. Mehr nicht. “Der Neu -<br />

beginn (1945) vor dem Hintergrund des Zu -<br />

sam men bruchs des Nationalsozialismus und<br />

der Katastrophe des zweiten Weltkriegs ge -<br />

schah in <strong>Korntal</strong> im Auftrag der Brüder ge -<br />

mein de und damit im Rückgriff auf die Tra di -<br />

tion der Vor nazizeit. Initiator und demokratisches<br />

Ferment war OStD Wilhelm Simpfen -<br />

dör fer, Schul leiter von 1945-1952, späterer<br />

Kultus mi nis ter des Landes Baden-Württem -<br />

berg.” (Schul festschrift 1980, S.14).<br />

Man kann sich aus seinem Tagebuch ein<br />

lebendiges Bild der damaligen Zustände<br />

und Schulbedürfnisse machen. Es wird<br />

deut lich, von welchen Mangeler scheinung -<br />

en und Nöten diese ersten Nachkriegs -<br />

jahre geprägt waren und wie sehr um<br />

Nor mali tät im Schulalltag gerungen wur -<br />

de: Mit <strong>Aus</strong>flügen, Konzerten, Filmvor füh -<br />

r ung en wurde das eingeschränkte Schul -<br />

leb en schon bald wieder bereichert. Zwi -<br />

schen vielen Kuriositäten wird aber auch<br />

er kennbar, dass die politische Aufarbeitung<br />

der Nazi-Diktatur noch lange kein Thema<br />

war und auch in <strong>Korntal</strong> wie andernorts<br />

lieber verdrängt wurde.<br />

<strong>Aus</strong> seinem handschriftlichen, noch in<br />

der <strong>alten</strong>, sogenannten Deutschen Schrift<br />

geschriebenen, 347 Seiten umfassenden<br />

Tagebuch (Beginn der Notizen: 22.11.45):<br />

30.11.45<br />

Den Schülern ist es streng untersagt, die<br />

Heizung zu regulieren.<br />

01.12.45<br />

Ab nächsten Montag gilt wieder der alte<br />

Sechs tage-Stundenplan<br />

04.12.45<br />

Letzter Schultag (vor den Weihnachts ferien)<br />

18.12. Im Anschluss an die zweite Stunde<br />

findet ein Schlussgottesdienst statt, an dem<br />

alle Schüler teilzunehmen haben.<br />

08.12.45<br />

Es muss leider immer wieder festgestellt<br />

wer den, daß Schüler der oberen Klassen im<br />

Hause oder in der Umgebung des Schul -<br />

hauses rauchen. Auch die Schüler der oberen<br />

Klassen müssen einsehen, daß dieses Verbot<br />

keine kleinliche Schikane ist. Das Rauchen<br />

35


36<br />

gehört wohl zum Lebensstil der Kaserne und<br />

der Kneipe, aber nicht der Schule.<br />

09.12.45<br />

Der Kälteeinbruch zwingt zu Notmaßnah -<br />

men: Von morgen ab soll jeder Schüler jeden<br />

Tag ein Scheit trockenes Holz mitbringen. Bei<br />

mehreren Geschwistern müssen nicht mehr<br />

als zwei Stück Holz abgeliefert werden.<br />

11.12.45<br />

Ich mache nochmals ausdrücklich darauf<br />

auf merksam, dass es streng verboten ist, ver -<br />

botene oder nicht genehmigte Lehr bü cher im<br />

Unterricht oder für Hausaufgaben zu benutzen.<br />

(Gemeint sind nationalsozialistische<br />

Schulbücher)<br />

21.01.46<br />

In den Klassenzimmern, in welchen Öfen<br />

aufgestellt worden sind, muß streng auf Sau -<br />

berkeit und Ordnung geh<strong>alten</strong> werden. In<br />

den betreffenden Räumen darf we der Holz<br />

gesp<strong>alten</strong> noch gesägt werden.<br />

15.03.46<br />

Ich bitte festzustellen, welche Schüler noch<br />

kein Schulgeld bezahlt haben.<br />

16.04.46<br />

Ich bitte festzustellen, ob sich unter unseren<br />

Schülern <strong>Aus</strong>länder befinden und an zugeben:<br />

Familienname, Vorname, Wohn ort, Tag des<br />

Eintritts, Schweizer und Österreicher sind<br />

nicht aufzuführen.<br />

29.05.46<br />

Am 31. Mai werden zum ersten Male die<br />

Heimschüler zum Kartoffelkäfersuchen ein -<br />

gesetzt werden, acht Tage später die übrigen<br />

<strong>Korntal</strong>er Schüler. Der Einsatz ist so geregelt,<br />

dass die Heimschüler mit den Korn taler<br />

Schülern abwechseln, sodass jede dieser<br />

Gruppen alle 14 Tage eingesetzt werden wird.<br />

18.07.46<br />

Samstag, den 20.7. fällt der Unterricht auf<br />

Anordnung des Kultusministeriums aus.<br />

(Er, der sonst alles minutiös vermerkt, notiert<br />

hier keinerlei Begründung, aber ver mutlich<br />

erging der Erlass zum Ge denken des Atten -<br />

tats auf Hitler 20.7.44).<br />

25.10.48<br />

Zur Teilnahme an den Chorstunden, die als<br />

Unterrichtsstunden zählen, sind verpflichtet<br />

a) alle Mädchen der Klassen 6-9, soweit sie<br />

nicht am Orchester beteiligt sind. b) aus<br />

Klasse VII die Schüler..., aus Kl. VIII ..<br />

06.11.48<br />

Die Schülerspeisung fällt heute aus.<br />

25.11.48<br />

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen, daß<br />

einzelne Schüler die Schülerspeisung aus -<br />

schütten oder Mitschüler damit besudeln. Ich<br />

bitte dringend, die Schüler auf die Ver werf lich -<br />

keit solcher Handlungsweise auf merksam zu<br />

machen. Sollten sich diese Un taten wiederholen,<br />

so müssten die betreffenden Schüler von<br />

der Schüler spei s ung ausgeschlossen werden.<br />

18.12.48<br />

1. Alle Schüler erh<strong>alten</strong> als Weihnachts son -<br />

der zuteilung der Hoover speisung (damaliger<br />

Präsident der USA) a.) 1 Tafel Schokola de<br />

b) 125 g Keks.<br />

2. Für diese Sonderzuteilung ist zu zahlen<br />

a) von den von der Zahlung befreiten Schü -<br />

lern: 0<br />

b) von den Schülern, die bei der Schüler spei -<br />

sung Ermäßigung erh<strong>alten</strong>: 30 DPf<br />

(= Deutsche Pfen nig)<br />

c) von allen anderen: 50 DPf<br />

3. Das Geld ist am Montag einzuziehen<br />

und abzugeben.<br />

4. Die Zuteilung erfolgt am Dienstag<br />

12.01.49<br />

Ich bitte dringend, Licht zu sparen. Vor der ers -<br />

ten Stunde darf in den Klassenzimmern höch -<br />

stens eine Lampe angezündet wer den.<br />

14.03.49<br />

<strong>Aus</strong> dem Erlass des Kultusministeriums vom


10.03.49: Der Herr Ministerpräsident hat<br />

Sie (Wilhelm Simpfendörfer) am 2. März<br />

zum Oberstudiendirektor und Leiter der<br />

Ulrich von Hutten Oberschule für Jung en in<br />

<strong>Korntal</strong> ernannt. (Dieser aus der Nazizeit<br />

stammende Schulname wird hier noch im -<br />

mer völlig unproblematisiert verwendet)<br />

22.03.49<br />

Am 22.3. wurde nach Schluss der 5. Stun de<br />

eine Überprüfung des Zustandes der Klas -<br />

sen zimmer festgestellt, wobei überall An laß<br />

zu Beanstandungen festgestellt werden<br />

musste. In jedem Zimmer lagen auf dem<br />

Boden Papierschnitzel und andere Dinge.<br />

...Wir müssen alle zusammenhelfen, daß<br />

unsere Klassenzimmer im Rahmen des<br />

Mög lichen ein geordnetes und erfreuliches<br />

<strong>Aus</strong>sehen erh<strong>alten</strong>.<br />

24.03.49<br />

Das Tragen von Wasserpistolen ist außerhalb<br />

der Schule gestattet. In der Schule müs sen<br />

Wasserpistolen eingezogen werden, da der<br />

Unfug, der damit getrieben wird, zur unerträglichen<br />

Störung der Schulordnung führt.<br />

25.03.49<br />

Es ist mir ein Bedürfnis, allen, die zum<br />

Gelingen des literarisch-musikalischen Abends<br />

beigetragen haben, zugleich im Namen der<br />

Schule und der Zuhörer herzlichen Dank und<br />

alle Anerkennung auszusprechen. Der Abend<br />

vermittelte allen Teil nehmern ein starkes und<br />

wertvolles Er lebnis und gab ein eindrucksvolles<br />

Bild der künstlerischen Leistungsfähigkeit<br />

unserer Schule.<br />

10.05.49<br />

Der aus dem Krieg stammende Erdhaufen<br />

auf der Südseite des Schulhauses wird in Ver -<br />

bindung mit Gemeindearbeitern durch Ein -<br />

satz der Oberklassen weggeschafft. Die se<br />

Ar beit darf von den übrigen Klassen in keiner<br />

Weise gestört werden.<br />

11.05.49<br />

Auf Antrag des Schulleiters hat der Lehr er rat<br />

beschlossen, daß im Verkehr zwischen Leh -<br />

rern und Schülern die Titel nicht mehr angewandt<br />

werden sollen. Lehrer innen und Lehrer<br />

sowie der Leiter der Schu le sind künftig mit<br />

ihrem Namen an zusprechen.<br />

17.05.49<br />

Zur Wiederherstellung der Anlagen auf der<br />

Südseite des Schulhauses haben die Klassen<br />

VI / VII ( = 10 / 11 ) in sehr erfreulichem Ein -<br />

satz einen wertvollen Beitrag geleistet. Ich<br />

spre che ihnen dafür herzlichen Dank und<br />

alle Anerkennung aus.<br />

24.05.49<br />

Der <strong>Aus</strong>flug wird morgen durchgeführt. Ich<br />

bitte Lehrer und Schüler darauf zu achten,<br />

dass die Klassen durch ihr Verh<strong>alten</strong> der<br />

Schule Ehre machen. Rauchen ist nicht ge -<br />

stattet.<br />

14.06.49<br />

Heute von 10.30–12.00 Filmvorführung für<br />

die Klassen V–IX.(= 9-13) Ich bitte die Leh -<br />

rer, die in diesen Stunden Unterricht hätten,<br />

die Aufsicht zu übernehmen.<br />

05.07.49<br />

Im Laufe dieser Woche ist die erste Rate des<br />

Filmbeitrags in Höhe von 0.20 DM enzuziehen.<br />

Die Beträge sind spätestens Do.,7. Juli<br />

auf dem Rektorat abzugeben.<br />

08.07.49<br />

Heute von 8.30 an Messen und Wiegen in<br />

der Turnhalle. Reihenfolge ...Die Klassen werden<br />

jeweils aufgerufen. Ich bitte die Lehrer,<br />

die in der betreffenden Klasse un ter richten,<br />

mitzugehen und für Ord nung zu sorgen.<br />

05.09.49<br />

In einem Erlass vom 27.08. ordnet das<br />

Kultministerium an, daß anlässlich der 10.<br />

Wiederkehr des Beginns des 2. Weltkriegs in<br />

der Woche vom 4. bis 11. Sept. in einer Ge -<br />

denk stunde der Opfer des Krieges und der<br />

noch nicht heimgekehrten Kriegs ge fangen en<br />

gedacht wird. Ich bitte die Klas sen lehrer<br />

37


38<br />

dafür besorgt zu sein, dass in ihrer Klasse<br />

die se Gedenkstunde in dieser Woche durchgeführt<br />

wird.<br />

15.09.49<br />

Auf dem <strong>Aus</strong>flug nach Calw wurden bei der<br />

Rück fahrt 2 Scheiben im Zug zertrümmert.<br />

Da sich die Täter nicht mehr ein wandfrei<br />

feststellen lassen, müssen alle Schüler, die an<br />

diesem <strong>Aus</strong>flug teilgenommen haben, zu der<br />

Begleichung der von der Reichsbahn ver wal -<br />

tung aufgestellten Rech nung beitragen. Ich<br />

bitte daher von den in Betracht kommenden<br />

Schülern bis Samstag je 5 DPf (Deutsche<br />

Pfennig) einzuziehen.<br />

05.11.49<br />

Ich bitte, den Schülern in geeigneter Weise<br />

bekannt zu geben, dass künftig jeden Mon -<br />

tag von 7.45 – 8.00 in der Klasse eine Mor -<br />

gen andacht geh<strong>alten</strong> wird.<br />

02.12.4<br />

Die Schüler H.E. und H.B. von der Klasse 8<br />

wurden von dem amerikanischen Militär -<br />

gericht in Stuttgart zu fünf bzw. sieben Mo -<br />

na ten Gefängnis mit Strafaufschub und Be -<br />

währungsfrist verurteilt, weil sie eine Waffe<br />

nicht ablieferten, die sie gefunden hatten. Ich<br />

bitte dringend, dieses außerordentlich ernste<br />

Ereignis zum Anlass zu nehmen, die Schüler<br />

eindringlich vor solch unüberlegten Hand -<br />

lung en zu warnen. ■<br />

Martin Donabauer<br />

David Friedrich Elsäßer


Das Progymnasium<br />

„Es war einmal ...“, so beginnen die<br />

Mär chen.<br />

Den meisten gegenwärtigen Schüler in -<br />

nen und Schülern des <strong>Gymnasium</strong>s Korn -<br />

tal-<strong>Münchingen</strong> ist wohl nicht be wusst,<br />

dass es bis vor knapp 30 Jahren (1976)<br />

ne ben dem jetzigen <strong>Gymnasium</strong> auch das<br />

Pro gymnasium für Mädchen ge ge ben hat.<br />

Wie kam es zur Zusammen le gung der<br />

beiden Schulen und damit der Auf lösung<br />

des „Pro“, die viele Ehemalige „be stürzt<br />

und traurig“ machte?<br />

Im Jahre 1821 war die „Töchter an -<br />

stalt“ gegründet und in der Kelter des<br />

ehe maligen Gutshofes (auf dem Platz des<br />

heutigen Rathauses) untergebracht worden.<br />

1835 gliederte man die Anstalt in<br />

zwei zunächst selbstständige Zweige. Ei -<br />

nen mit vor allem hausfraulicher <strong>Aus</strong> bil -<br />

dung, aus dem die spätere Haus wirt -<br />

schafts- und Frauenarbeitsschule wurde,<br />

den anderen mit dem Schwerpunkt auf<br />

dem wissenschaftlichen, also gymnasialen<br />

Unterricht. Diese „Höhere Töchterschule“<br />

führte allmählich zum Progymnasium für<br />

Mädchen, in dem aber ebenfalls Fächer<br />

wie Handarbeit und Textiles Werken un -<br />

terrichtet wurden. Ab 1905 standen beide<br />

Zweige unter der Verantwortung der<br />

Evangelischen Brüdergemeinde und wurden<br />

im Töchterinstitut mit Schüler innen -<br />

heim geführt, bis im Dritten Reich (1938)<br />

die Trägerschaft an die bürgerliche Ge -<br />

meinde abgegeben werden musste. Dies<br />

wurde nach dem Krieg rückgängig ge -<br />

macht, und 1955 schlossen sich das Ul rich<br />

von Hutten-<strong>Gymnasium</strong> für Jungen und<br />

das Progymnasium für Mädchen in einem<br />

Schulverband zwischen der Evan ge li schen<br />

Brüdergemeinde und der Stadt Korn tal<br />

als Trägern zusammen (bis 31.12.1974).<br />

Das Progymnasium führte den mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Zug (Eng -<br />

lisch, Französisch), und nur Mädchen, die<br />

den neusprachlichen Zug I (Latein, Griech -<br />

isch) besuchen wollten, konnten ab Klasse<br />

5 in die Jungenschule aufgenommen werden.<br />

Als das Töchterinstitutsgebäude 1955<br />

aus baulichen Gründen teilweise geräumt<br />

werden musste, zog das Progymnasium<br />

nach einem Provisorium 1958 mit 6 Klas -<br />

sen und 194 Schülerinnen in das durch<br />

den Neubau freigewordene Gebäude der<br />

Jungenschule in der Johannes-Daur-Stra ße.<br />

Schon durch die räumliche Entfernung<br />

bedingt, gab es kaum Verbindungen zwischen<br />

den beiden Gymnasien. Eine<br />

<strong>Aus</strong>nahme bildeten lange die gemeinsamen<br />

wöchentlichen Schulgottesdienste<br />

am Donnerstag; viele Jahre unter der<br />

Leitung von Pfarrer Lindenbaur (gestorben<br />

7.7.1970). Die Kollegien trafen sich<br />

außerdem beim jährlichen Adventskaffee,<br />

wobei Herr Seez sogar einmal die Mot<br />

ette „In dulci jubilo“ mit den „Sanges freu -<br />

di gen“ einübte.<br />

Mit dem Schülerinnenheim Blumhardt -<br />

haus (jetzt Akademie für Weltmission), das<br />

seinen Neubau in der Hindenburgstraße<br />

bezogen hatte (1957), bestand zunächst<br />

noch eine ziemlich enge Verbindung, denn<br />

oft waren in einer Klasse bis zu einem<br />

Drittel Heimschülerinnen, die im Umkreis<br />

ihres Wohnortes keine höhere Schule<br />

besuchen konnten und deshalb auswärts<br />

untergebracht werden mussten. Dies än -<br />

der te sich im Laufe der Jahre durch die<br />

39


40<br />

Einrichtung neuer Gymnasien auch in kleineren<br />

Städten. Dadurch nahm die Zahl<br />

der Heimschülerinnen ab.<br />

Außer den regelmäßigen Be sprech ung<br />

en über die einzelnen Schülerinnen nahmen<br />

die Erzieherinnen des Internats auch<br />

an den Zeugniskonventen teil. Ein Korb<br />

mit Gebäck und Kaffee aus der Heim kü -<br />

che „versüßten“ dann die meist langen<br />

Zu sammenkünfte.<br />

Wir hielten die Zeit in der Johannes-<br />

Daur-Straße ursprünglich eher für eine<br />

Zwi schen lösung und rechneten lange mit<br />

einem Neubau für das Progymnasium im<br />

Institutsgarten (wo heute das Alten zent -<br />

rum steht), gleichzeitig verbunden mit der<br />

Auf stockung zur Vollanstalt, da die<br />

Schüler innen- und Klassenzahl laufend<br />

stieg, bis auf 12 Klassen mit 355 Schül erin -<br />

nen. Die se Hoffnung war nicht ganz unbegründet,<br />

denn schon 1962 wurde das<br />

Gebäude von einer Bau kom mis sion als für<br />

eine Schule „baulich ungeeignet“ beurteilt;<br />

zeitweise erwogen manche sogar den<br />

Abriss. Als der Bauplan aber in immer weitere<br />

Ferne rückte, versuchte man im <strong>alten</strong><br />

Gebäude Verbesserungen zu schaffen (z.B.<br />

neue Böden, andere Auf tei l ung der Räu -<br />

me usw.). Auch die Schüler innen trugen<br />

zur Verschönerung bei und fertigten im<br />

Kunstunterricht Glas maler eien für die<br />

Fenster im Treppen auf gang an. Schließlich<br />

wurde 1972, um dem dauernden Raum -<br />

mangel zu begegnen, im Hof ein moderner<br />

Pavillon mit zwei Klassen räu men er -<br />

rich tet.<br />

Dies alles gehört nun der Vergangen -<br />

heit an und wurde von den Entwicklungen<br />

überholt. Ab 1975 trat in der Elternschaft<br />

<strong>Korntal</strong>s verstärkt der Wunsch nach Ko -<br />

edukation am Progymnasium auf, wie man<br />

es von der Grundschule her gewohnt war.<br />

Um ein langsames <strong>Aus</strong>bluten und eine<br />

Negativauslese am Progymnasium zu vermeiden,<br />

wäre dies unserer Meinung nach<br />

nur durch den <strong>Aus</strong>bau zur Vollanstalt und<br />

der Einführung des am <strong>Gymnasium</strong> nicht<br />

angebotenen Zuges neusprachlich II (Eng -<br />

lisch, Latein, Französisch) möglich gewesen.<br />

Beides wurde von den maßgeblichen<br />

Stellen abgelehnt. Damit war das Ende des<br />

Progymnasiums für Mädchen als selbstständige<br />

Schule nach 155 Jahren besiegelt:<br />

Die beiden Gymnasien wurden ab dem<br />

Schuljahr 1976/77 zusammengelegt.<br />

In einer Übergangszeit von zwei Schul -<br />

jahren sollten die baulichen Voraus setz -<br />

ung - en für die Aufnahme der 12 Klas sen<br />

des Progymnasiums in der Charlotten -<br />

straße geschaffen werden. Im seitherigen<br />

Schulgebäude in der Johannes-Daur-Straße<br />

wurden die Klassen 5 und 6 ab 1976 ko -<br />

edukativ geführt (31 Jungen). Nach erfolgtem<br />

Umzug und dem endgültigen Auf ge -<br />

hen des Progymnasiums im <strong>Gymnasium</strong><br />

Korn tal-<strong>Münchingen</strong> (1978) nahm das bisherige<br />

Schulgebäude die Strohgäuschule<br />

und später die Musikschule auf.<br />

Die Reaktion von Eltern und Schüler<br />

innen auf diese „überstürzte und<br />

erzwungene Lösung“ – ermittelt in einer<br />

anonymen Umfrage – war ziemlich einheitlich.<br />

„Betroffenheit“, „Enttäuschung“,<br />

„Un ver ständ nis“ war die überwiegende<br />

Meinung. Herr Walter Roth von der<br />

Evangelischen Brüdergemeinde schrieb in<br />

unserer Schul zeit schrift „Progymnasium-<br />

Protokoll“ (Nr. 6/1976, S. 6, u.a.): „Die<br />

Höhere Mädchen schule in <strong>Korntal</strong>, das<br />

Mädchenpro gym na si um, […] hat vielen<br />

jungen Menschen Entscheidendes für ihr<br />

Leben mitgegeben. Das beweisen dankbare<br />

Zeugnisse ehemaliger Schülerinnen aus<br />

alter und neuer Zeit. Nicht wenige werden<br />

sich nur schwer abfinden können mit<br />

dem Ge dan ken, dass ihre alte Schule, der<br />

sie viel verdanken und die sie liebten, nicht<br />

mehr sein soll. Die richtige Haltung ist<br />

aber doch wohl die der Dankbarkeit: für<br />

den Segen, der von dieser Schule ausgehen<br />

konnte durch den guten, treuen und<br />

oft aufopfernden Dienst der Schulleiter<br />

und Lehrer, die im Laufe der eineinhalb<br />

Jahrhunderte ihrer Geschichte an ihr wirkten.<br />

Das bleibt und soll nicht vergessen<br />

werden.“


Seither sind Jahre vergangen; die An -<br />

zahl der Lehrer, Lehrerinnen und Schüler -<br />

innen des ehemaligen „Pro“ wird kleiner<br />

(Herr Weinheimer verstarb 2003, Frau<br />

Geyler 1976, Frau Schuster 1977, Fräulein<br />

Lorch 1992, Frau Barchet 2001, Frau<br />

Krebs 2002). Es denken trotzdem, sobald<br />

die Rede darauf kommt, noch viele mit<br />

Freu de und Dankbarkeit an ihre Jahre in<br />

un serer Schule zurück.<br />

Worin bestand also das Besondere,<br />

das das Progymnasium so unvergesslich<br />

mach te? Von einer Schule mit „familiärer<br />

Atmosphäre“, einem „besonderen Milieu“<br />

mit „stark geprägtem Eigenleben“ in einem<br />

„individuellen Stil“ spricht die oben er -<br />

wähnte Umfrage. Natürlich fehlten auch<br />

kri tische Stimmen nicht, denn ein „Pa ra -<br />

dies gärtlein“ waren wir nun doch nicht.<br />

Aber für die große Mehrzahl überwogen<br />

die positiven Seiten. Ein Vorteil lag in der<br />

über schaubaren Kollegen- und Schüler<br />

innen zahl, die ein gutes und verständnisvolles<br />

Miteinander erleichterte, weil man<br />

sich kannte und ernst genommen fühlen<br />

durfte. Andererseits brachten die beengten<br />

Raumverhältnisse Erschwernisse und<br />

forderten eine größere Rücksichtnahme,<br />

sie stärkten aber vielleicht das Zu sam -<br />

men ge hörig keits gefühl. Auch als Pro gym -<br />

na sium mussten die Anforderung en natürlich<br />

dem Standard eines Voll gym na siums<br />

entsprechen. Jedes Jahr wechselte mehr<br />

als die Hälfte der Abschlussklassen in die<br />

Ober stufe eines Vollgymnasiums. Der<br />

Übergang gelang in den sprachlichen Fä -<br />

chern meist leichter.<br />

Ganz entscheidend beruhte die positive<br />

<strong>Aus</strong>strahlung unserer „etwas persönlicher<br />

geführten Schule“, unserer „Oase“<br />

(wie eine der Professorinnen am Seminar<br />

für Studienreferendare urteilte), auf der<br />

har monischen Zusammenarbeit des Kol -<br />

legiums, das von 1956 bis 1973 von Herrn<br />

Studien direktor Weinheimer als Schul lei -<br />

ter verkörpert und geprägt wurde. Man<br />

zog überwiegend am „gleichen Strang“,<br />

was bei dem laufenden Größerwerden<br />

von Kollegen- und Schülerinnenzahl nicht<br />

immer selbstverständlich war. In den letzten<br />

Jahren kamen jährlich noch jeweils 4<br />

bis 6 auszubildende Referendare dazu.<br />

Herr Weinheimer nahm sich für alles Zeit<br />

und brachte jedem Verständnis entgegen,<br />

gleich gültig ob Lehrer oder Schülerin. Er<br />

hatte ein offenes Ohr für alle Fragen und<br />

Probleme, wusste zu vermitteln und auszugleichen<br />

und setzte sich für alle schulischen<br />

Belange ein. Er besaß eine natürli-<br />

che Autorität; man spürte seine innere<br />

Grundhaltung als Christ. Er wusste sich in<br />

allem für die Anliegen der Schule verantwortlich<br />

und verpflichtet und fand immer<br />

wieder neu die nötige Kraft dazu. Wichtig<br />

waren uns allen die Montagsandachten<br />

vor der ersten Stunde. Da uns eine Aula<br />

fehlte, versammelte sich die ganze Schule<br />

im Treppenhaus. Mit Unterstützung der<br />

Klas sen lehrerin oder des Klassenlehrers<br />

ge staltete jede Woche eine andere Klasse<br />

die kurze Feier nach eigener Themenwahl.<br />

Neben dem wissenschaftlichen Be reich<br />

nahmen die künstlerischen und mu si schen<br />

Fächer am Progymnasium einen besonderen<br />

Raum ein. Im Textilen Werken und in<br />

der Kunsterziehung wurden Fähigkeiten<br />

und Begabungen entwickelt und gepflegt.<br />

Eine letzte Spende unseres Schulvereins<br />

von den Zinsen des ursprünglich für den<br />

Das Progymnasium<br />

41


42<br />

Neubau des Progymnasiums von den<br />

„Ehemaligen“ gesammelten Geldes waren<br />

(1976) vier tragbare Nähmaschinen. Sogar<br />

die Jungen in Klasse 5 und 6 waren mit<br />

Eifer und Begeisterung dabei, wenn sie da -<br />

rauf nähen oder die Maschinen transportieren<br />

durften. In <strong>Aus</strong>stellungen (z.B. 1973)<br />

wurde von Zeit zu Zeit den Mit schüle -<br />

rinnen und Angehörigen ein Ein druck von<br />

den verschiedenartigen Er ge b nissen des<br />

Unterrichts vermittelt.<br />

Zu diesen regulären Fächern kamen<br />

der freiwillige Chor und das Orchester<br />

hin zu. Vor allem hier zeigte sich, was auch<br />

mit noch jungen Musizierenden bei entsprechender<br />

Übung und Anleitung er -<br />

reicht werden kann. Als Umrahmung der<br />

Feiern zum Schuljahresende in der Turnund<br />

Festhalle sind sie nicht wegzudenken,<br />

und im Sommer gab es manchen stimmungsvollen<br />

Serenadenabend im Garten<br />

des Blumhardthauses.<br />

Höhepunkte waren unsere Schluss -<br />

feiern. Zu Beginn der 60er Jahre wurde<br />

je weils von den „Zehnern“, also den Ab -<br />

schluss klassen, ein bestimmtes, gerade ak -<br />

tu elles Thema in den Mittelpunkt ge stellt,<br />

das im Deutschunterricht (meist bei Frau<br />

Geyler) erarbeitet worden war. So z.B. Elly<br />

Heuss-Knapp (1961), Gerhart Hauptmann<br />

(1962), die Brüder Grimm (1963) oder<br />

auch das Verhältnis zwischen Frankreich<br />

und Deutschland in Vergangen heit und<br />

Gegenwart (1965). Frau Oehler rief die<br />

Laienspiel-AG ins Leben, und so wurden<br />

seit etwa 1966 deren jährliche Auf -<br />

führung en sicher die Haup tan ziehungs -<br />

punk te der Schule in der Öffentlichkeit.<br />

Vor her hatten schon immer einmal klasseninterne,<br />

kleinere Feste mit Auf führ ung<br />

en für die Angehörigen stattgefunden<br />

(z.B. die „Gudrunsage“ oder die bildliche<br />

Dar stellung von Sprichwörtern unter Frau<br />

Gott walds Leitung). Jetzt spielten Klassen -<br />

grenzen keine Rolle mehr; es war eine<br />

Leis tung der gesamten Schule. Kostüme<br />

und Kulissen wurden mit Frau Barchets<br />

und Frau Gollers Hilfe im Textilen Werken<br />

bzw. der Bildenden Kunst selbst angefertigt.<br />

Meist waren auch Chor und Or ches -<br />

ter (mit Herrn Eichler, später Herrn Rein -<br />

hardt und Frau Enderes) unentbehrlich.<br />

Alle waren beteiligt und mit Hingabe bei<br />

der Sache. Dementsprechend fiel auch das<br />

Echo in der Öffentlichkeit aus. Einige Auf -<br />

führ ungen seien erwähnt:<br />

1966 „Emil und die Detektive“ von<br />

Erich Kästner<br />

1968 „Des Königs Schatten“ von Bernt<br />

von Heiseler<br />

Ebenfalls 1968 die Schuloper „Der Ja-<br />

Sager“ und „Der Nein-Sager“ von Bert<br />

Brecht mit der Musik von Kurt Weill und<br />

Rolf Geyler (dem Sohn unserer Kollegin)<br />

als Solist<br />

1969 Szenen von Hans Sachs: „Der<br />

Krä merskorb“ und „Der fahrend’ Schüler<br />

im Pa radeis“<br />

1970 nochmals Brecht „Der kaukasische<br />

Kreid ekreis“<br />

1971 die musikalische Vertonung des<br />

„Struwwelpeter“ von Cesar Bresgen<br />

1973 „Der Prozess um des Esels<br />

Schatten“ von Christoph Martin Wieland.<br />

Mit der Übernahme der Schulleitung<br />

(1974 bis 1976) als Nachfolgerin von<br />

Herrn Weinheimer musste Frau Oehler<br />

die Einstudierung größerer Stücke aufgeben.<br />

Aber die Sommerfeste auf dem<br />

Schulgelände, zum Teil mit Darbietungen<br />

aus dem Sportunterricht, 1977 auch ein<br />

Flohmarkt zu Gunsten der Anstalt Stetten<br />

fanden weiter statt. Eigentlich war neben<br />

dem normalen Schulbetrieb immer für<br />

etwas zu proben und zusätzliche Zeit aufzubringen.<br />

Daneben gab es Schullandheim aufent -<br />

hal te in der Haslachmühle, im Schwarz -<br />

wald und in Südtirol. Natürlich jedes Jahr<br />

die Schulausflüge (1976 erstmals mit<br />

einem Sonderzug für die ganze Schule mit<br />

getrennten Wanderungen in der Gegend<br />

von Schwäbisch Gmünd – Göppingen),<br />

die Abschlussfahrten der Klassen 10 (z.B.<br />

nach Prag oder Salzburg), auch deren


Schul bälle. Nicht zu vergessen die verschiedenen<br />

Treffen der Klassen 9 oder 10<br />

in den Partnerstädten Mirande (1968) und<br />

Tubize (1970 und 1975).<br />

Im Rückblick wird einem erst deutlich<br />

bewusst, wie viel Aktivität der Schüler in nen<br />

und des Kollegiums in unserem Pro gym -<br />

nasium herrschte. Unsere Schul zeit schrift<br />

„Progymnasium-Protokoll“ – kurz auch<br />

„s’Blättle“ genannt – war 1913 die erste<br />

<strong>Korntal</strong>er Schulzeitschrift. Sie wurde 1933<br />

verboten und erschien 1950 neu unter<br />

dem Titel „Mädchenschulen – ge stern und<br />

heute“, später „Schule und Heim – gestern<br />

und heute“. Erinnerungen, Briefe und<br />

Berichte von Ehemaligen und Schülerinnen<br />

aus Vergangenheit und Ge gen wart vermittelten<br />

ein anschauliches Bild.<br />

Wir waren eine intakte, lebendige<br />

Schu le mit Tradition, allerdings dem „Feh -<br />

ler“ – in dem manche aber gerade einen<br />

Vorteil sahen – „halt nur eine Mädchen -<br />

schu le“ und zudem keine Vollanstalt zu<br />

sein. So wurde dem Progymnasium leider<br />

nicht immer die Anerkennung und Unter -<br />

stützung zuteil (vielleicht manchmal auch<br />

aus äußeren Zwängen), die es verdient<br />

hätte und die uns schließlich die Da seins -<br />

be rechtigung kostete.<br />

Die Zeitumstände waren stärker und<br />

ging en über uns hinweg. Aber das können<br />

heute nur noch die bedauern, die unsere<br />

Schule aus eigenem Erleben kannten und<br />

schätzten. ■<br />

Ruth Kochendörfer<br />

Lehrerkollegium des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s von 1973<br />

43


Kleines Schülerheim<br />

Großes Schülerheim<br />

damals und heute<br />

44<br />

Schulorte – damals und heute


Töchterinstitut<br />

Turnhalle<br />

Progymnasium damals<br />

und heute<br />

45


Ansichten des Schulgebäudes<br />

Altbau und der Neubau<br />

von 1976<br />

46


48<br />

Der Neubau 2005<br />

Entwurfsidee<br />

Die ersten Eindrücke einer Besichti -<br />

gung des <strong>Gymnasium</strong>s im Herbst 2001<br />

sind:<br />

Wo ist eigentlich der Eingang?<br />

Ganz schön bunt hier!<br />

Sind diese Farben noch aktuell?<br />

Hat die Schule ein Zentrum?<br />

Bestimmt die Lage der Verwaltung den<br />

Schulablauf?<br />

Wo sollen die Fachklassen hin?<br />

Der Entwurf eines neuen Projektes be -<br />

ginnt mit der Suche nach der Idee, dem<br />

räumlichen und gestalterischen Inhalt der<br />

gestellten Bauaufgabe.<br />

Mit der Beantwortung der obigen Fra -<br />

gen war die Suche bereits beendet, jetzt<br />

musste noch der Bauherr in seinen viel fäl ti -<br />

gen Entscheidungsgremien vom Bür ger -<br />

meis ter bis zum Gemeinderat über zeugt<br />

wer den.<br />

Wo ist eigentlich der Eingang?<br />

Das <strong>Gymnasium</strong> steht auf einem Berg,<br />

den man überwinden muss, um hineinzugelangen.<br />

Der Eingang ist zunächst ein<br />

Durch gang in einen kleinen Hof, eingegrenzt<br />

mit Mauer und Teich, irgendwo seitlich<br />

ist eine unscheinbare Tür, nach deren<br />

Durchschreiten man bereits im Haupt -<br />

trep pen haus steht. Kein Windfang, kein<br />

Ent ree, alles irgendwie Zufall.<br />

Dieser Eindruck bot sich uns, als wir<br />

uns der Schule von der Charlottenstraße<br />

aus näherten.<br />

Es war uns wichtig, durch einen aus<br />

dem Verwaltungsgebäude herausgestülp-<br />

ten Bauteil den Haupteingang deutlicher<br />

zu markieren und dies durch ein auskragendes<br />

Vordach und vor allem durch eine<br />

seitliche Leitwand, die, mit einer starken<br />

Far be versehen, in und durch das Ge bäu -<br />

de führt, zusätzlich zu betonen. Durch das<br />

teilweise Abtragen des kleinen Grashügels<br />

und Einfügen einer Geländekante durch<br />

das Büro Landschaft und Raum wurde<br />

unsere Idee hervorragend unterstützt.<br />

Hat die Schule ein Zentrum?<br />

Nein, hatte sie nicht.<br />

Weder die Aufenthaltsräume in den<br />

Katakomben des Erdgeschosses noch die<br />

Aula konnten darüber hinwegtäuschen.<br />

Auch der oben erwähnte Innenhof<br />

war kein Ersatz, da der Witterung ausgesetzt<br />

und damit nicht jederzeit nutzbar.<br />

Wie wäre es, wenn wir diesen Innen -<br />

hof überdachen, sogar mit einem Glas -<br />

dach, um die Natur weiterhin erleben zu<br />

können?<br />

Schnell ein Modell gebaut, selbst er -<br />

schrocken über diese kühne Idee, die<br />

über haupt nicht zum vorgelegten und um -<br />

zusetzenden Raumprogramm gehört.<br />

Wir stehen im Büro zusammen und<br />

sagen uns, genau dies ist die zentrale Idee,<br />

doch geht der Bauherr diesen, bisher nicht<br />

gedachten und diskutierten Weg mit?<br />

Es ist uns bis heute in Anbetracht der<br />

Kosten ein Rätsel, wie wir zunächst das<br />

Stadtbauamt, dann Herrn Bürgermeister<br />

Stritzelberger und vor allem den Ge mein -<br />

derat in allen seinen politischen Schat -<br />

tierung en von dieser Idee überzeugen<br />

konnten.<br />

Und es erfüllt uns mit Freude und


Stolz, wenn wir das fertige Werk sehen<br />

und die Meinung der Nutzer hören, die<br />

immer wieder begeistert auf der Brücke,<br />

dem Verbindungsglied zwischen Lehrer -<br />

zim merbereich und Verwaltung, stehen<br />

und die räumlichen Eindrücke bewundern.<br />

Da wir Schwaben sind und alles einen<br />

sinnvollen Zweck haben muss, um die<br />

Kos ten zu rechtfertigen, haben wir die Ver -<br />

wal tung mit den Räumen Rektorat, Sekre -<br />

ta riat und Konrektorat in dieses Foyer im<br />

1.OG geschoben, an den Klassenbau<br />

angelehnt und somit kurze Wege zur<br />

Schul leit ung gesucht und gefunden.<br />

Es war uns bald klar, dass das Raum -<br />

pro gramm für Lehrerzimmer und Ver wal -<br />

tung in den bisher bestehenden Bau kör -<br />

per nicht hineinpasst, es wurden Modelle<br />

mit „Schubladen“ im Osten, im Westen<br />

gebaut, doch dies war keine räumliche Lö -<br />

sung, die Respekt gegenüber dem bisherigen<br />

Gebäudeensemble aufzeigt.<br />

Respekt gegenüber den Architekten<br />

des <strong>Gymnasium</strong>s und ihrem Entwurf war<br />

uns ein wichtiges Anliegen, wir wollten die<br />

neuen Gebäudeteile behutsam einpassen.<br />

Daher war es naheliegend, die vorhandenen<br />

Dachformen im Bereich Ver wal -<br />

tung und Fachklassen aufzugreifen, fortzusetzen<br />

und, soweit es möglich war, detailgenau<br />

in Form und Material auszubilden.<br />

Sind diese Farben noch aktuell?<br />

Natürlich, und wenn wir noch etwas<br />

war ten, sind diese wieder modern.<br />

Hier galt es, den größten Respekt zu<br />

zei gen, sich anzupassen, ohne sich anzubiedern.<br />

Eigenständig zu bleiben, ohne<br />

Fremd körper zu erzeugen.<br />

Unsere Farbwahl ist behutsam, zurückh<strong>alten</strong>d,<br />

nimmt an wenigen, aber entscheidenden<br />

Punkten Vorhandenes auf, setzt es<br />

fort, lässt Freiräume für die <strong>Aus</strong>gestaltung<br />

durch die Schule. Diese muss Leben zeigen,<br />

Farbe bekennen und die Möglich kei -<br />

ten zur eigenen <strong>Aus</strong>gestaltung haben.<br />

Wer durch die neuen Flure schlendert,<br />

sieht dieses Ziel erreicht. Ein Lob dem<br />

Fach bereich Kunsterziehung.<br />

Bestimmt die Lage der<br />

Verwaltung den Schulablauf?<br />

Kurze Wege ergeben schnelle Ent schei -<br />

dungen.<br />

Das Sekretariat ist der zentrale Ort<br />

der Schule und wurde von uns daher in<br />

den Mittelpunkt gerückt mit seiner neuen<br />

Lage unmittelbar am Haupttreppenhaus<br />

im ersten Obergeschoss.<br />

Direkt nebenan das Rektorat und Kon -<br />

re ktorat, alle drei Räume nach Norden<br />

ausgerichtet mit Einblicken in das Foyer<br />

und hinüber in den Lehrerbereich, im ehemaligen<br />

Altbau gelegen und über den von<br />

49


50<br />

uns „Brücke“ genannten Verbindungssteg<br />

vom Verwaltungsbereich erreichbar.<br />

Die etwas abgesonderte Lage des<br />

Lehrer bereiches gibt Raum für Erholung<br />

und Abstand in den Pausen sowie Ruhe<br />

zum Arbeiten nach den Schulstunden.<br />

Unser Büro gab sich hier besondere<br />

Mühe in der <strong>Aus</strong>gestaltung, uns war Trans -<br />

pa renz, kurze Wege, zentrale Lagen für Be -<br />

sprechungen, Computerplätze und Tee kü -<br />

che zu schaffen wichtig. Dies galt genauso<br />

für das Elternsprechzimmer, separat und<br />

doch nah, und natürlich auch für die<br />

Lehrertoiletten, die jetzt den gesetzlichen<br />

Vorgaben entsprechen.<br />

Wo sollen die Fachklassen hin?<br />

Das war für uns keine Frage.<br />

Auf die gleiche Ebene wie die anderen<br />

Fachklassen im 1. OG auf den bisher als<br />

Pausenhof genutzten Flachdachteil.<br />

Kurze Wege, viel Licht im Inneren,<br />

Fort setzung der Farben und Materialien<br />

wa ren für uns eine Grundvoraussetzung<br />

der <strong>Aus</strong> gestaltung dieses Bereiches.<br />

Heute heben sich die neuen Com -<br />

puter räume kaum von der <strong>alten</strong> Um ge -<br />

bung ab, sie wirken, als ob sie schon<br />

immer da waren, wie selbstverständlich<br />

eingepasst in den Bestand.<br />

Fazit<br />

Die A.S.D. Planungsgemeinschaft<br />

wünscht dem <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> viel<br />

Freu de, Spaß und interessantes schulisches<br />

Erleben der neuen Räumlichkeiten<br />

und dankt allen am Projekt Beteiligten für<br />

ihre Mühen, die sie sich gaben. Das Er -<br />

gebnis zeigt, es hat sich gelohnt. ■<br />

Gunder Zschiesche<br />

A.S.D. Planungsgemeinschaft<br />

Für Architektur.Städtebau.Design


Neubau 2005<br />

51


52<br />

UNSERE SCH<br />

Wandel der Lernkultur<br />

Was seit vielen Jahren schon in den<br />

Unter nehmen diskutiert wird, nämlich die<br />

sich wandelnden Qualifikations an forde -<br />

rung en auf den Arbeitsmärkten, hat im<br />

Jah re 2004 in Baden-Württemberg mit<br />

der Bildungs reform Konsequenzen erfahren:<br />

die für die veränderten Bedingungen<br />

in der Arbeits welt (Stichwort: Globalisier -<br />

ung mit den entsprechenden Folgen in<br />

Pro duktion und im Beschäftigungssystem)<br />

notwendig ge wor denen Schlüssel qualifika -<br />

tio n en und Kom petenzen haben Eingang<br />

gefunden in die Bildungskonzepte der<br />

Schu len im Land. Am Ende der industriegesellschaftlichen<br />

Epoche werden von den<br />

Menschen nicht nur berufliche Qualifika -<br />

tion en verlangt, sondern darüber hinaus<br />

stets zu er neuerndes kulturelles und politisches<br />

Or i en tierungsvermögen. Diese<br />

zusätzlichen Qualifikationsanforderungen<br />

in der Ar beits welt wirkten ebenso wie die<br />

sich rasant ändernden gesellschaftlichen<br />

Rahmen be ding ungen nachhaltig auf die<br />

Lehr- und Lern inhalte an den Schulen: das<br />

Modell der „Beh<strong>alten</strong>sschulung“, d.h. die<br />

Kon di tion ierung der Kinder und Jugend li -<br />

chen zu Wissensanhäufung auf „Vorrat“<br />

zum alleinigen Zweck der Reproduzier -<br />

bar keit, der Messbarkeit und der Ver gleich -<br />

barkeit, hat damit notwendigerweise ausgedient.<br />

Im Mittel punkt des pädagogischen<br />

Interesses stehen jetzt vielmehr drei<br />

Aspekte schulischen Lernens:<br />

a) die Vermittlung und der Erwerb von<br />

„intelligentem Wissen“, d.h. von nachhaltigem,<br />

verfügbarem, anwendungsfähigem<br />

und vernetztem Wissen, das dem Aufbau<br />

eines Wissensgerüsts dient, das dem Ler -<br />

nenden künftig als Instrument für lebens-<br />

langes Lernen zur Verfügung steht,<br />

b) der Erwerb variabel nutzbarer<br />

Schlüsselqualifikationen, wie z.B. der Fähig -<br />

keit zur Selbstorganisation und Selbst tätig -<br />

keit,<br />

c) der Erwerb sozialer Kompetenzen,<br />

der durch regelgeleitete Zusammenarbeit,<br />

Gruppenarbeit und Teamarbeit begünstigt<br />

wird, sowie die Vermittlung von Wert -<br />

orientierung en, z.B. durch das Erleben ei -<br />

ner Wertegemeinschaft, wie sie die Schule<br />

oder auch die Klasse darstellen können.<br />

Die vor einem Jahr mit der Bil dungs -<br />

reform in Kraft getretenen Bildungs stan -<br />

dards nehmen diese veränderten An for -<br />

derungen an die Bildung und Erziehung<br />

auf und geben eine didaktische Orien -<br />

tierung vor, die weniger von Wissens be -<br />

stän den und deren Vermittlung ausgeht,<br />

son dern vielmehr nach den methodischen<br />

Möglichkeiten einer umfassenden Kom pe -<br />

tenz vermittlung fragt. Dabei ändern sich<br />

die Rolle der am Lernprozess beteiligten<br />

Personen ebenso wie der Lernprozess<br />

selbst.<br />

Systematisches Lernen und Lehren,<br />

Frontalunterricht, strenge Fächer abgren -<br />

zung und strikte Lerner folgs kon trol len,<br />

gepaart mit der Illusion, dass die bloße<br />

Präsentation von Information durch den<br />

Lehrenden automatisch zum Lernen führt,<br />

prägen die kognitivistisch gefärbte Auffass -<br />

ung von Lehren und Lernen, die sich insbesondere<br />

am <strong>Gymnasium</strong> länger als an<br />

anderen Schulen erh<strong>alten</strong> hat. Alle An -<br />

strengungen fallen im Rahmen dieser Po si -<br />

tion auf die Instruktion, das Lernen ist<br />

damit ein weitgehend rezeptiver Prozess.<br />

Dem gegenüber steht heute die konstruk-


ULE HEUTE<br />

tivistisch orientierte Auffassung von Leh -<br />

ren und Lernen, die dafür plädiert, beim<br />

Lernen Aktivität und Kontextbezug in den<br />

Vordergrund zu stellen. Nicht nur die<br />

Frage nach dem „Was?“, sondern auch das<br />

„Wie?“ von Lernen prägt die Lern re sul -<br />

tate ganz entscheidend; mit dem „Wie?“<br />

sind in der Regel folgenreichere und länger<br />

andauernde Wirkungen verbunden als<br />

mit dem „Was?“. Daran wird die Be -<br />

deutung der Methode des Lern prozesses<br />

deutlich. Nicht die mechanische Re pro -<br />

duk tion von Wissen, sondern die Eigen -<br />

initiative, die Beteiligung der ganzen Per -<br />

son haben den am längsten anh<strong>alten</strong>den<br />

Lerneffekt zur Folge. Hierbei gilt auch, dass<br />

nicht Prüfungen nachhaltiges und sig ni -<br />

fikantes Lernen erzeugen, sondern der im<br />

günstigsten Fall vom Lernenden wahrgenommene<br />

Eindruck, dass der Lerninhalt<br />

für die eigenen Zwecke relevant ist.<br />

Die tote Lernkultur frontalunterrichtlicher<br />

Lehre wird zunehmend ersetzt durch<br />

lebendige und handlungsorientierte Ver -<br />

fahr en in der Schule, damit sich neben<br />

dem fachlichen Wissen und Können auch<br />

die methodischen Fähigkeiten sowie die<br />

Sozial- und Personalkompetenz der Lern<br />

en den entf<strong>alten</strong> können. Die Funktion<br />

von Lehre darf sich also nicht in der Prä -<br />

sen tation von Inh<strong>alten</strong> erschöpfen; sie er -<br />

streckt sich darüber hinaus auf die<br />

Präsentation von exemplarischen Aufga -<br />

ben stellungen und auf das Zur-Verfügung-<br />

Stellen von Wissens kon serv en. In solchermaßen<br />

ge stalteten Lernumgebungen werden<br />

die Lernenden von „Nachvollziehern“<br />

von Lehrer-Inputs zu Mitgestaltern ihres<br />

eigenen Lernprozesses. Die Funktion des<br />

Leh r en den wandelt sich vom Wissens ver -<br />

mitt ler zu der eines „Lernberaters“. Die<br />

wahren Meister ihres Könnens sind demnach<br />

diejenigen, die selbstständiges Schü -<br />

ler han deln zulassen und damit Lernen<br />

ermöglichen, d.h. die Lehrer-Inputs reduzieren,<br />

die Zugang zu Wissen verschaffen,<br />

die Auf ga ben- und Problembearbeitungen<br />

managen, die systematisch und kontinuier-<br />

lich die Methoden- und Selbst lern kom pe -<br />

tenz der Lerner fördern und dabei als<br />

Berater zur Verfügung stehen.<br />

Die biographischen Möglichkeiten des<br />

Menschen, sich zu entwickeln und zu bilden,<br />

sind noch immer relativ unbestimmt.<br />

Die Fragen: „Ist alles angeboren?“ bzw. „Ist<br />

alles durch Milieu und Umwelt bedingt?“<br />

sind bis heute unentschieden. Gerade<br />

diese anthropologische Unbestimmtheit<br />

erlaubt es, eigene Lernanstrengungen, För -<br />

de rung und Beratung durch andere so wie<br />

die gewandelten Bildungsinhalte als Be -<br />

mühungen um Erweiterung von Bil dungsund<br />

Ent wicklungschancen anzusehen. So<br />

gesehen erleichtert die oben genannte<br />

Bildungs re form – mehr als viele An -<br />

strengungen der Bildungspolitik in der Ver -<br />

gangenheit – die Umsetzung der Maxime,<br />

dass Menschen nicht nur begabt sind, sondern<br />

auch be gabt werden können.<br />

Wie verändert sich nun Unterricht, der<br />

diesen Anforderungen entspricht? Die neu<br />

geschaffenen Bildungsstandards in Baden-<br />

Württemberg geben die Richtung vor. Die<br />

Themenvielfalt und auch die Vertiefung<br />

des Einzelthemas wurden z.T. zugunsten<br />

eines breit angelegten Methodenlernens<br />

aufgegeben. Unterrichtsinhalte werden<br />

nur noch an ausgewählten Stellen vom<br />

Lehrer in kleinen, für den Schüler gut „verdaulichen“<br />

Portionen serviert; immer häufiger<br />

wird die Aufgabenstellung direkt an<br />

die Schüler weitergegeben. In Individual-,<br />

Partner- oder Gruppenarbeit erarbeiten<br />

sie Lösungen, indem sie auf bereits Ge -<br />

lern tes, auf Nachschlagemöglichkeiten<br />

oder auf den zur Beratung zur Verfügung<br />

ste henden Lehrer zurückgreifen. Eine<br />

Grup pe kann je nach Aufgabe die einzelnen<br />

Arbeitsschritte gemeinsam angehen<br />

oder arbeitsteilig arbeiten. Wichtig ist hier<br />

aber immer die Abstimmung innerhalb<br />

der Gruppe, das gemeinsame Lösen eines<br />

Problems, die anschließende Präsentation<br />

der Lösung vor der Klasse sowie die kritische<br />

<strong>Aus</strong>einandersetzung der Klasse mit<br />

den unterschiedlichen Lösungswegen und<br />

53


54<br />

Ergebnissen. Schüler übernehmen kurzfristig<br />

die Lehrerrolle, wenn sie mit ihren<br />

Mit schülern Fragen klären, wenn sie eine<br />

Problematik reflektieren, und werden sich<br />

dabei um so klarer über Zusammenhänge.<br />

Die solchermaßen herbeigeführte <strong>Aus</strong> ein -<br />

an der setzung mit einem Unterrichtsstoff<br />

be ansprucht Zeit, hat aber den Vorteil,<br />

dass das selbst erarbeitete und mit den<br />

Mitschülern abgeglichene und ausgehandelte<br />

Wissen dem Schüler auch künftig zur<br />

Verfügung stehen wird, weil es im Schü -<br />

lergedächtnis länger erh<strong>alten</strong> bleibt als das<br />

vom Lehrer vorbereitete „Fertig pro dukt“.<br />

Über die fachliche Diskussion und <strong>Aus</strong> ein -<br />

an dersetzung mit dem Thema hinaus trainieren<br />

die Schüler in der Gruppe beim<br />

Ringen um die richtige Lö sung und der<br />

bestmöglichen Präsentation soziale Kom -<br />

pe tenz: eigenen Wissens vor sprung mit an -<br />

deren teilen, langsamere Schüler „mitnehmen“,<br />

träge Gruppen mit glie der zur<br />

Aktivität antreiben, Besser wisser in die<br />

Schranken verweisen, erkennen, dass<br />

Mitschüler schneller oder langsamer sind,<br />

dass andere ihren Stoff in der Ver gangen -<br />

heit besser oder auch nicht so gut gelernt<br />

haben, Antipathien gegen Grup pen mit glie -<br />

der um der Lösung willen zurückstellen<br />

müssen – all dies spielt während der<br />

gemeinsamen Arbeit zwar nur im Hinter -<br />

grund eine Rolle, ist aber für ein erfolgreiches<br />

Ergebnis der Gruppe von allergrößter<br />

Bedeutung.<br />

Auf der Basis solchen Unterrichts, der<br />

die Selbsttätigkeit des Schülers in den Vor -<br />

der grund rückt, werden, je nach <strong>Aus</strong> wei -<br />

tung der gestellten Aufgabe, weitere Kom -<br />

pe tenzen trainiert. Die neu geschaffene<br />

und für alle Schüler ab Klasse 7 verpflichtende<br />

GFS (Gleichwertige Feststel lung<br />

von Schülerleistung) erfordert Re cher -<br />

chen, die ein Schüler zu einem ausgewählten<br />

Thema anstellen muss, erfordert<br />

Strukturierung und inhaltliche Ver knüpf -<br />

ung des Vortrags, erfordert Visualisierung<br />

der Inhalte und Präsentationstechniken,<br />

die vom richtigen Umgang mit dem „Pu -<br />

bli kum“ bis hin zur Beherrschung speziel-<br />

ler Medien reichen. Die hierbei angewandten<br />

Techniken erhöhen zum einen die<br />

Nach haltigkeit des Lernens beim Schüler,<br />

zum anderen sind sie ihm hilfreiches<br />

Werk zeug für sein Ler nen und Ar beiten<br />

weit über die Schulzeit hin aus sein.<br />

Am Beispiel der Gruppenarbeit wird<br />

deut lich, wie sehr sich der Schwerpunkt<br />

von Unterricht wegentwickelt hat von der<br />

traditionellen Weitergabe des Wissens hin<br />

zum eigenständigen Erarbeiten von The -<br />

men in größeren Zusammenhängen. An -<br />

dere Arbeitsformen gehen in ihrer Ab -<br />

sicht, den Schüler sowohl zum vernetzten<br />

Denken als auch zum selbstständigen Ler -<br />

nen zu erziehen und ihm zumindest einen<br />

Teil der Verantwortung für seinen Lern er -<br />

folg oder -misserfolg zu übertragen, sehr<br />

viel weiter: Wochenplanarbeit und Frei ar -<br />

beit sind Unterrichtsformen, die dem<br />

Schü ler sehr viel Spielraum für selbstbestimmtes<br />

Lernen lassen, zumal hierbei ein<br />

weiterer Aspekt an Bedeutung ge winnt:<br />

der Schüler kann sein individuelles Lern -<br />

tempo selbst bestimmen, kann schwer -<br />

punktmäßig an Themen arbeiten, die für<br />

ihn momentan wichtig sind, kann anderes<br />

vorübergehend vernachlässigen. Planspiele<br />

und Projektarbeit hingegen sind Un -<br />

terrichts formen, die den Schüler zwingen,<br />

einzelne Aspekte eines Themas in einen<br />

umfassenderen Zusammenhang zu stellen.<br />

Fächerübergreifender Unterricht wie er<br />

im Fach Naturphänomene in Klassenstufe<br />

5 und 6, im Seminarkurs auf der Kursstufe<br />

oder im neuen Fach NwT (Na tur -<br />

wissenschaft und Technik) per Stunden ta -<br />

fel ausgewiesen und in vielen an deren<br />

Fächern themenspezifisch praktiziert wird,<br />

tragen der Erkenntnis Rech nung, dass (von<br />

„Wer wird Millionär“ - Auftritten einmal<br />

abgesehen!) Wissen erst dann nutzbar<br />

wird, wenn es vernetzt eingesetzt und<br />

angewandt werden kann.<br />

Den inhaltlichen und methodischen<br />

Ver änderungen des Unterrichts muss sei -<br />

ne Organisation angepasst werden. Ob<br />

die 45-Minuten-Stunde dem zeitintensiven,<br />

schülerorientierten Lernen auch künf-


tig gerecht werden kann, ist fraglich. Da<br />

das häusliche Lernen aus unterschiedlichen<br />

Grün den (neue Formen: Projekt -<br />

arbeit, Grup pen arbeit, Recherche, Be ra -<br />

tung, aber auch veränderte Familien- und<br />

Gesellschafts struk turen) immer weiter in<br />

die Schule hinein verlagert wird, wird der<br />

gesamte Schultag für Schüler und Lehrer<br />

eine an dere zeitliche Einteilung bekommen.<br />

Vie l leicht gibt uns die Festschrift zum<br />

150-jährigen Schul jubi läum über die weitere<br />

Entwicklung <strong>Aus</strong>kunft?<br />

Der Lernkulturwandel an sich ist nicht<br />

bereits Fortschritt. Jedoch liegt das fortschrittliche<br />

Potenzial des Lern kultur wan -<br />

dels in der Anpassung von Bildung und Er -<br />

ziehung an veränderte Realitäten. Die<br />

Allge mein bildung im Sinne einer „Be -<br />

scheid-Wissen-Bildung“ der Ver gang en heit<br />

wird verabschiedet, an ihre Stelle tritt die<br />

Bil dung als Selbstbildung, die den Ein zel -<br />

nen befähigt, in der Zeit zu bestehen, in<br />

der er lebt. Dabei geht es weder nur um<br />

die Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt<br />

noch um eine Per sön lich keits bildung, die<br />

die Zeitbedingungen völlig unberücksichtigt<br />

lässt. Lernkulturwandel ist dann Fort -<br />

schritt, wenn er es ermöglicht, Jugend -<br />

lichen Lebenstauglichkeit zu sam men mit<br />

Lebenszuversicht und Le bens kunst zu vermitteln.<br />

„Me-ti sagte: Jeder Lehrer muss lernen mit<br />

dem Lehren aufzuhören, wenn es Zeit ist.<br />

Das ist eine schwere Kunst. Die wenigsten<br />

sind im Stande, sich zu gegebener Zeit von<br />

der Wirklichkeit vertreten zu lassen. Die<br />

wenigsten wissen, wann sie mit dem Lehren<br />

fertig sind. Es ist freilich schwer, zuzusehen,<br />

wie der Schüler, nachdem man versucht hat,<br />

ihm die Fehler zu ersparen, die man selber<br />

begangen hat, nunmehr solche Fehler macht.<br />

So schlimm es ist, keinen Rat zu bekommen,<br />

so schlimm ist es, keinen geben zu dürfen.“<br />

(Brecht) ■<br />

Arnold, R./Schüßler, I.: Wandel der Lernkulturen,<br />

Darmstadt 1998<br />

Brecht, B.: Me-ti. Buch der Wendungen, in: B.B., Prosa V,<br />

Frankfurt 1965<br />

Mandel, H.: Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur.<br />

München 2000<br />

Schnell, J.: Wie oft muss man Bildung neu denken?, in:<br />

Lehren und Lernen 2005/ H. 5<br />

LERNKULTUR AN DER<br />

GEMEINDE-LATEIN SCHULE<br />

AUS DEM JAHRE 1911<br />

<strong>Aus</strong>zug aus: „Bericht über die Schul jahre<br />

1908-1911“ von Vorstand Rektor Käl ler, Juli<br />

1911,<br />

S. 7/8:<br />

Die verhältnismäßig kleine Schülerzahl<br />

in den einzelnen Klassen und die große<br />

An zahl der Lehrer ermöglichen die so<br />

not wendige individuelle Behandlung. Dazu<br />

trägt unser ganzes Zusammenleben bei,<br />

schon deshalb, weil wir die Schüler nach<br />

allen Seiten viel genauer kennen und weil<br />

wir uns wirklich die Mühe nehmen, jeden<br />

einzelnen nach seinen Bedürfnissen zu fördern<br />

und zu erziehen, so gut wir es irgend<br />

verstehen. Zu diesem Zweck h<strong>alten</strong> wir<br />

je de Woche eine kürzere Besprechung<br />

über alle wichtigeren Vorkommnisse der<br />

vergangenen Woche und über die einzelnen<br />

Schüler und ihre Behandlung, stellen<br />

fest, wo die Nachhilfe in einzelnen Fäch -<br />

ern, bessere Überwachung und An leit ung<br />

oder Ermahnung vielleicht durch den<br />

Vorstand nötig ist, oder wo die Nachhilfe<br />

wieder aufhören kann, weil der Zweck<br />

erreicht ist; wir vereinigen kleine Grüpp -<br />

lein von Nachzüglern, die die einzelnen<br />

Leh rer in besonderen Stunden so lange<br />

nachexerzieren, bis sie die Abteilung wieder<br />

eingeholt haben. Alle 14 Tage vereinigt<br />

sich das Lehrerkollegium in zwangloser<br />

Wei se zu Besprechungen allgemeiner Art,<br />

zum <strong>Aus</strong>tausch von allerlei Er fahr ung en,<br />

zur Besprechung der einzelnen Unter -<br />

richts gegenstände, damit ein möglichst<br />

einheitlicher Lehrgang und Unterrichts be -<br />

trieb erzielt werden kann zum Segen un -<br />

ser er nach Begabung, Erziehung und Cha -<br />

rak ter so gar verschiedenen Schüler. ■<br />

55


56<br />

Profil und AGs<br />

Schulprofil am <strong>Gymnasium</strong><br />

AGs am <strong>Gymnasium</strong> Kontal-<strong>Münchingen</strong> im Schuljahr 2004/05<br />

Erläuterungen zum Profil<br />

auf Seite 111:<br />

Die Schülerinnen und Schüler des<br />

Gym nasiums <strong>Korntal</strong> wählen zwischen<br />

Eng lisch und Latein als ers ter Fremd spra -<br />

che in Klasse 5. Die Schüler, die mit Eng -<br />

lisch beginnen, lernen ab Klasse 6 Franz ö -<br />

sisch als zweite Fremdsprache und entscheiden<br />

sich am Ende von Klasse 7 für<br />

das naturwissenschaftliche (=n-Profil)<br />

oder sprachliche Profil (=s-Profil). Die<br />

Schüler innen und Schüler, die Latein als<br />

er ste Fremdsprache zusammen mit<br />

Englisch im Biberacher Modell (Biberacher<br />

Modell: Englisch ab Klassenstufe 5 mit 3<br />

Wochen stun den lernen), können am Ende<br />

von Klas se 7 ebenfalls zwischen dem nund<br />

dem s-Profil wählen.<br />

s-Profil:<br />

ab Klasse 8 eine zusätzliche (die dritte)<br />

Fremd sprache: Französisch oder Griech -<br />

isch, 4 Wochenstunden<br />

n-Profil:<br />

ab Klasse 8 zusätzlich das Fach NwT<br />

(=Naturwissenschaft und Technik), 4 Wo -<br />

chenstunden<br />

Abkürzungen:<br />

N – Profil: naturwissenschaftliches Profil<br />

S – Profil: sprachliches Profil<br />

E: Englisch<br />

F: Französisch<br />

L: Latein<br />

Gr: Griechisch<br />

N: verstärkter Unterricht in Biologie,<br />

Che mie, Physik


AGs im Schuljahr 2004/2005<br />

<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Erinnert Ihr Euch noch...<br />

... dass besagter Herr Volz ein großer Sonnenanbeter war, der seine<br />

Sommerferien regelmäßig auf Sylt verbrachte. Einmal bat er die Klasse an<br />

einem schönen Sommertag hinaus in den Hof, legte sich ins Gras, schloss die<br />

Augen und sagte: „Jetzt zeichnet mich!“<br />

57


58<br />

Schulcurriculum<br />

Klasse 5/6:<br />

„Vom Handeln zum Verstehen“<br />

Fachunterricht<br />

Experimente planen und durchführen (Nat)<br />

Begreifbare Mathematik<br />

Heimatort (EK)<br />

Hörspiele schreiben, szen. Darstellung (D, FS)<br />

Klassenkonzert (Mus)<br />

Lesewettbewerb (D)<br />

Biotop, gesunde Ernährung (Bio)<br />

<strong>Aus</strong>stellung (BK)<br />

Klasse 5/6<br />

PS Poolstunde<br />

KL Klassenlehrer<br />

Nat.Phän. Naturphänomene<br />

Kl-Konzert Klassenkonzert<br />

Methodenkompetenz<br />

a) Lern- und Arbeitstechniken:<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

Erledigen der Hausaufgaben<br />

Vorbereitung der Klassenarbeiten<br />

Grundlagen Medienkompetenz (Word)<br />

Tastaturkurs<br />

b) Text- und Leseverständnis<br />

Texte markieren + strukturieren<br />

Texte zusammenfassen<br />

Mind-mapping<br />

Kl. 5: 1 PS KL, 1 PS Nat-Phän, 0,5 PS Kl-Konzert<br />

Kl. 6: 1 PS KL<br />

Klasse 7/8<br />

SLH Schullandheim<br />

FS Fremdsprache<br />

ITG Informationstechnische Grundlagen<br />

Soz.-Prak Sozialpraktikum<br />

Klasse 9/10<br />

Präs. Präsentieren<br />

Ergänzungen aus dem Poolbereich (jeweils eine oder eine halbe Wochenstunde) zum Schulcurriculum:<br />

Musik Kl5 Klassenkonzert<br />

Englisch/Latein Kl 7 Interkulturelle Kompetenz/Kulturen in Kontakt<br />

Physik K 7 Beobachten, messen, auswerten<br />

Biologie Kl 7 Gesundheitserziehung<br />

Religion Kl 8 Sozialpraktikum<br />

Mathematik Kl 8 und 10 ITG<br />

Deutsch Kl 9 Freies Reden<br />

GWG - Geo Kl 9 Raumanalyse<br />

Latein Kl 10 Neulateinische Texte zum neuen Weltbild<br />

Bildende Kunst Kl 10 Epochenüberblick (zusammen mit Musik)


Klasse 7/8:<br />

„Vom ich zum wir“<br />

Fachunterricht<br />

Gesundheitserziehung (Drogen)<br />

Umwelt, ökologisches Handeln (Bio, EK)<br />

Projekt SLH (KL)<br />

Europa (FS, G, Gem, Rel)<br />

Sozialpraktikum (Rel)<br />

Sportturniere<br />

<strong>Aus</strong>tauschmaßnahmen vorb. (E, F)<br />

Sozialkompetenz<br />

Gruppenarbeit<br />

Teamentwicklung<br />

Umgang mit Konflikten<br />

Streitschlichtung<br />

Gewaltprävention<br />

Interkulturelle Kompetenz<br />

Methodenkompetenz<br />

Beobachten, messen, ausweren (Phy)<br />

Medienkompetenz ITG (M)<br />

Kl. 7: 0,5 PS KL (SLH) / 0,5 PS (Bio) / 0,5 PS (Phy) /<br />

1PS 1. FS<br />

Kl. 8: 0,5 PS ITG (M) / 0,5 PS Soz-Prak (Rel)<br />

Klasse 9/10:<br />

„Zusammenhänge erkennen – Sich und die Welt verstehen“<br />

Fachunterricht<br />

Raumanalyse (GWG)<br />

Kulturepche (BK/Mus)<br />

Sprachentwicklung in Europa (L/Gr)<br />

BOGY (D, Gem)<br />

Kl. 9: 0,5 PS Präs. (D) / 1 PS Raumanal. (GWG)<br />

Kl. 10: 0,5 PS ITG (M) / 0,5 PS (L)<br />

0,5 PS Epoche (Mu, BK)<br />

Sozialkompetenz<br />

Schulsanitäter<br />

Paten (SMV)<br />

Schülermentoren<br />

Personalkompetenz<br />

Freies Sprechen<br />

Sich bewerben<br />

“Fit for Life”: Zeit und Stressmanagement<br />

Selbstbewusstsein fördern<br />

Methodenkompetenz<br />

Projektarbeit<br />

Medienkompetenz ITG (M)<br />

Visualisieren + Präsentieren<br />

59


60<br />

Schule mit Ganztagesangeboten<br />

- vier gute Gründe<br />

Das „Investitionsprogramm Zukunft<br />

Bildung und Betreuung“ (IZBB) zur För -<br />

der ung von Ganztagesschulen wurde im<br />

Jahre 2003 von der Bundesregierung aufgelegt,<br />

nachdem Deutschland bei der von<br />

der OECD in Auftrag gegebenen PISA-<br />

Studie schlecht abgeschnitten hatte. Ge -<br />

mäß diesem Programm werden In ves ti -<br />

tionsmaßnahmen, die die Ein richtung ei ner<br />

Ganztagesschule zum Ziel haben, mit bis<br />

zu 90% bezuschusst.<br />

Nachdem von Schulseite aus ein pädagogisches<br />

Konzept, dem u.a. auch eine<br />

komplette Neukonzeption der Küche als<br />

<strong>Aus</strong>gabeküche zugrunde lag, ausgearbeitet<br />

worden war, erhielt der Schulträger des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s, die Stadt <strong>Korntal</strong>-Münchin -<br />

gen im Frühjahr 2005, die Bestätigung der<br />

Aufnahme in das Bundesprogramm. Vier<br />

wesentliche Gründe haben die Verant -<br />

wort lichen des Schulträgers und die<br />

Schul leitung des <strong>Gymnasium</strong>s dazu bewogen,<br />

sich nachträglich, d.h. nach Abschluss<br />

der Planungen zum anstehenden Um- und<br />

Er weit erungsbau, um Zuschüsse aus dem<br />

Bundesprogramm IZBB zu bewerben:<br />

a) der hohe Anteil an Fahrschülern<br />

b) die Einführung von G8<br />

c) die veränderten<br />

Rahmenbedingungen in vielen<br />

Familien<br />

d) die Stärkung des Schulprofils.<br />

a) Die Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> hat<br />

ca. 15.000 Einwohner und ist in vier Stadt -<br />

teile (<strong>Korntal</strong>, <strong>Münchingen</strong>, Müllerheim<br />

und Kallenberg) geteilt, die durch Ent fer -<br />

nun gen von bis zu vier Kilometern, die<br />

Auto bahn A 81 und die vierspurige<br />

Bundes straße 10 von einander getrennt<br />

sind. Das Gym nasi um befindet sich in<br />

<strong>Korntal</strong>.<br />

Die zurzeit 702 Schülerinnen und Schü -<br />

ler kommen zu 67 % aus Teilge mein den<br />

der Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, der Rest<br />

aus Gemeinden außerhalb (siehe Grafik S.<br />

62).<br />

Dieses recht weite Einzugsgebiet be -<br />

steht seit vielen Jahren ohne große Ver än -<br />

der ungen. Grund dafür ist wohl, dass<br />

Korn tal früher das einzige <strong>Gymnasium</strong> im<br />

Nordwesten Stuttgarts und für das Hin -<br />

ter land, das „Strohgäu“, war. Auch heute<br />

noch ist es in diesem Gebiet das einzige<br />

altsprachliche <strong>Gymnasium</strong>.<br />

b) Die Umstellung auf G8 hat für die<br />

Gymnasien Konsequenzen, die weit über<br />

die Unterrichtsinhalte hinaus in die Or ga -<br />

ni sation des Unterrichts hineinreichen.<br />

Die neu erarbeitete Stundentafel er -<br />

gibt unter Einbeziehung der Poolstunden<br />

Wochenstundenzahlen für die einzelnen<br />

Klas senstufen von mindestens 31 bis maximal<br />

36 Schulstunden. Bei 29 Stunden pro<br />

Woche, die am Unterrichtsvormittag mö -<br />

g lich sind, bedeutet dies, dass für jede<br />

Klasse mindestens einmal, in der Mittel -<br />

stufe eher zweimal, in den Klassenstufen 9<br />

und 10 drei mal Nachmittagsunterricht<br />

wahr s chein lich ist. In der Stundenplan or -<br />

ga nisation wird man sich darum bemühen,<br />

die Mittags pausen vor dem Nachmittags -<br />

un ter richt so kurz wie möglich zu h<strong>alten</strong>,<br />

damit die Schülerinnen und Schüler nach<br />

dem Nach mittagsunterricht umso früher<br />

nach Hause kommen. Dies aber heißt<br />

gleichzeitig, dass alle auswärtigen Schüler


auf keinen Fall, die ortsansässigen auch nur<br />

be dingt über Mittag nach Hause können.<br />

Der vermehrte Nachmittagsunterricht hat<br />

also ganz konkret zur Folge, dass sich<br />

mehr Schü ler über die Mittagszeit im<br />

Schulhaus auf h<strong>alten</strong> werden.<br />

c) Die Zeichen der Zeit stehen auch<br />

und gerade, was die Schule angeht, auf<br />

Ver änderung. Der gesellschaftliche Wan -<br />

del, der sich in den letzten Jahren zu be -<br />

schleu nigen scheint, beeinflusst nachhaltig<br />

die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer in<br />

der Schule wie auch deren Gesamtor ga ni -<br />

sa tion.<br />

Wir haben heute mit Kindern und<br />

Jugend lichen zu tun, deren Lebensbe din -<br />

gung en und -gewohnheiten sich grundlegend<br />

gewandelt haben.<br />

Die Veränderung der Familiens truk tur<br />

en kann sich verunsichernd auf Kinder<br />

aus wirken: sie brauchen vermehrt die Auf -<br />

merk samkeit und Zuwendung der Lehrer<br />

auch in ihrer Freizeit, brauchen aber eben<br />

auch Raum in der Schule für Aktivitäten,<br />

die bisher in der Familie und in deren un -<br />

mittelbarer Umgebung stattgefunden ha -<br />

ben. Die Eltern sind oft beide berufstätig<br />

häufiger als früher allein erziehend, Kinder<br />

sind zunehmend Einzelkinder, was zur<br />

Folge hat, dass ein gemeinsames Mit tag -<br />

essen, Hausaufgabenüberwachung, Spie len<br />

am Nachmittag im Familien-, Freun desoder<br />

Nachbarschaftskreis für viele Kinder<br />

nicht mehr selbstverständlich sind. Daraus<br />

folgt für die Schule, dass sie längst nicht<br />

mehr nur auf einen Ort der Wissens ver -<br />

mit tlung reduziert werden kann, vielmehr<br />

dehnt sich der Erziehungsbereich von der<br />

Übernahme des Mittagessens für diese<br />

Kinder und Jugendlichen bis zur Betreuung<br />

am Nachmittag aus.<br />

Der Einfluss der Medien auf die Kinder,<br />

der sich nicht mehr leugnen lässt, ist zwar<br />

grundsätzlich nicht negativ, schließlich eignen<br />

sich die modernen Medien hervorragend<br />

auch für die Aneignung von zusätzlichem<br />

Wissen. Allerdings bedarf die<br />

Nutzung von Fernseher und Computer<br />

der entsprechenden Anleitung durch Er -<br />

wach se ne. Kinder und Jugendliche sehen<br />

beide vorrangig unter dem Aspekt der<br />

Unter hal tung und Zerstreuung. Auch hier<br />

hat Schu le neue Aufgaben zu übernehmen.<br />

Eine weitere gravierende Veränderung<br />

im Alltag von Kindern – bedingt eben auch<br />

durch den Medienkonsum – besteht<br />

darin, dass sie immer weniger Gelegenheit<br />

zur Eigentätigkeit haben: Sie spielen mit<br />

vorfabriziertem Spielzeug, bedienen Knöp -<br />

fe und Schalter, erleben im Fernsehen<br />

oder am PC eine virtuelle Welt. Selbst er -<br />

probung und Selbsterfahrung im produktiven<br />

Umgang mit Problemen oder Heraus -<br />

for derungen im Alltag entfallen als wichtige<br />

Voraussetzungen für die Entwicklung<br />

von Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen,<br />

Selbstvertrauen, Eigeninitiative. Auch diese<br />

Tatsache zeitigt Folgen für den Unterricht,<br />

für die Schule: Die Erziehung zur Selbst -<br />

stän dig keit, zu eigenverantwortlichem und<br />

so zialem Handeln muss mit entsprechenden<br />

Arbeitsformen im Unter richt, in<br />

Projekten, in Teamarbeit trainiert werden.<br />

Dieser veränderten Wirklichkeit wird<br />

un sere Schule zum einen mit dem neu<br />

kon zipierten Schulcurriculum, zum anderen<br />

mit der Ganztagesbetreuung inklusive<br />

Mittagstisch Rechnung tragen.<br />

d) Das neu erarbeitete Schulprofil<br />

(S. 56) kann durch Angebote im Bereich<br />

der Ganz tages betreuung gestärkt werden.<br />

Unter dem Motto „Vom Handeln zum<br />

Verstehen“ (Klassen 5 und 6) soll den<br />

Schülerinnen und Schülern am Gym na si -<br />

um <strong>Korntal</strong> zum einen der Übergang von<br />

der Grundschule zum <strong>Gymnasium</strong> er -<br />

leichtert, zum anderen sollen sie auf die<br />

am <strong>Gymnasium</strong> üblichen Lerninhalte und<br />

Ar beits weisen vorbereitet werden.<br />

Nach dieser Phase des Übergangs<br />

rückt die Entwicklung des Kindes zum Ju -<br />

gendlichen ins Blickfeld von Lehrern und<br />

Eltern. Die Schülerinnen und Schüler, für<br />

61


62<br />

die nun der soziale Kontext zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnt, bestimmen das<br />

Unterrichtsgeschehen ganz wesentlich<br />

durch ihr von der Pubertät geprägtes Ver -<br />

h<strong>alten</strong>. <strong>Aus</strong> diesem Grund erschien dem<br />

Kollegium des <strong>Gymnasium</strong>s wichtig, auf<br />

dieser Altersstufe den Bereich der Sozial -<br />

kom petenz unter dem Motto „Vom Ich<br />

zum Wir“ (Klassen 7 und 8) in den Mittel -<br />

punkt zu stellen.<br />

Auf den Stufen 9 und 10 schließlich<br />

be kommt die Vorbereitung der Schüler -<br />

innen und Schüler auf die Oberstufe Ge -<br />

wicht. Jetzt gilt es, die Schülerinnen und<br />

Schüler gezielt mit den Arbeitsformen auf<br />

der Kursstufe vertraut zu machen, sie auf<br />

das Studium oder auf den Eintritt in das<br />

Be rufs leben vorzubereiten. Beim Lernen<br />

gewinnt zunehmend die Forderung an Be -<br />

deu tung, über das Einzelfach hinauszugehen,<br />

größere Zusammenhänge zu erkennen<br />

oder aber die auf einem bestimmten<br />

Gebiet gewonnenen Erkenntnisse auf ein<br />

anderes zu übertragen. Die vielfältigen<br />

For men der „Welterfahrung“ im historisch-gesellschaftlichen,<br />

mathematisch-na -<br />

tur wissenschaftlichen, mutter- und fremdsprachlichen<br />

sowie ästhetischen Bereich,<br />

die sich in der sich immer schneller verändernden<br />

Welt manifestieren, machen<br />

diese Fähigkeit des vernetzten Denkens<br />

erforderlich. Das Motto das Schulcurri cu -<br />

lums auf dieser Altersstufe „Zusammen -<br />

hänge erkennen – Sich und die Welt er -<br />

kennen“ (Klassen 9 und 10) ist der Ver -<br />

such, diesen Erfordernissen gerecht zu<br />

wer den.<br />

Die Umsetzung des Schulcurriculums<br />

er folgt über den Fachunterricht in gezielt<br />

eingesetzten Pool stun den und im freiwilligen<br />

zusätzlichen Be treu ung s angebot. ■<br />

Angelika Nollert


Curriculum des sozialen Lernens<br />

Die Ergebnisse der PISA-Studie er -<br />

schüt ter ten die Bildungslandschaft in<br />

Deutsch land. Heftige Kontroversen über<br />

geeignete Schulsysteme, notwendige Bil -<br />

dungs standards und Evaluationsarbeiten<br />

u.a. bestimmten die öffentliche Diskussion.<br />

Wissenschaftler, die sich mit der Situation<br />

und den Lernproblemen Jugendlicher differenzierter<br />

auseinandersetzen, betonen<br />

weit dramatischere Defizite im Bereich<br />

der sozialen Kompetenz, der seelischen<br />

Ge sundheit und des Verh<strong>alten</strong>s.<br />

So weist die Jugendgesundheitsstudie<br />

Stuttgart 2000 aus, dass über fünfzig Pro -<br />

zent der Jugendlichen chronische psychosomatische<br />

Gesundheitsstörungen auf -<br />

weisen, dazu zählen auch krankheitswertige<br />

Depressionen, Ess- und Angst stö rung -<br />

en sowie das so genannte Aufmerk sam -<br />

keits-Defizit-Syndrom.<br />

Unstrittig ist auch, dass die Gewalt von<br />

Jugendlichen gegen Jugendliche zunimmt<br />

und Kinder oft Opfer solcher Gewalt werden.<br />

Wenn also nicht fehlende Bildungs -<br />

stan d ards das eigentliche Problem sind<br />

(als hät ten LehrerInnen nicht gewusst, was<br />

sie ver mitteln sollen) – geht es dann nicht<br />

vielmehr darum, dass es für LehrerInnen<br />

äußerst schwierig ist, mit SchülerInnen ei -<br />

ne Arbeitsbeziehung zu gest<strong>alten</strong>, die das<br />

Lehren und Lernen fördert?<br />

Einen wichtigen Schritt bedeuten in<br />

die ser Hinsicht Konzepte zu Präventionsund<br />

Interventionsvorhaben, die von einem<br />

erweiterten Bildungs- und Erziehungs auf -<br />

trag auf dem Hintergrund einer „veränderten<br />

Kindheit“ ausgehen und Schule als<br />

sozialen Lebens- und Erfahrungsraum ins<br />

Zent rum rücken. Über das Fachwissen hin -<br />

aus geht es um den Erwerb so genannter<br />

„neuer Schlüsselqualifikationen“ wie Selbst -<br />

ständigkeit, Fähigkeit zu Koopera tion,<br />

Teamarbeit und friedlich-konstruktiver Be -<br />

arbeitung von Konflikten.<br />

Spezielle Trainingsprogramme für Leh -<br />

rer Innen und SchülerInnen, Unter richts -<br />

met h oden, die Selbstständigkeit und Team -<br />

arbeit fördern, geeignete Inhalte und The -<br />

men gilt es in überlegter Weise mit konkreten<br />

Projekten sozialen Engagements<br />

(Pa te /Streitschlichter sein, in der SMV tätig<br />

wer den, sich bei Sozialprojekten engagieren...)<br />

zu vernetzen.<br />

Ein durchdacht gestaltetes Curriculum<br />

des sozialen Lernens, das von allen am<br />

Schul leben Beteiligten getragen wird, muss<br />

sich zum Ziel setzen, Empathiedefizite auszugleichen,<br />

das Selbstwertgefühl der Schü -<br />

ler Innen zu stärken und damit auch der<br />

Sucht gefährdung entgegen zu wirken, ge -<br />

waltfreie Konfliktlösestrategien ins Zen -<br />

trum zu rücken und prosoziale Ein -<br />

stellung en zu fördern.<br />

Ein solches Curriculum ist ein wichtiges<br />

Element für ein gesundheits- und leis -<br />

tungs förderndes Schulklima. ■<br />

Ingrid Mayer-Groß<br />

63


heisse Luft...<br />

64<br />

Methodencurriculum<br />

Wir stärken unser Schulprofil – Methodentraining am<br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> ab dem Schuljahr<br />

2004/05<br />

Wie in der oben abgebildeten Kari ka -<br />

tur soll es den Schülerinnen und Schülern<br />

unserer Schule künftig nicht mehr gehen.<br />

Des halb beschloss das Kollegium im<br />

Schul jahr 2003/04, sich schulintern in<br />

Sachen Me thodentraining fortbilden zu<br />

las sen. Wohl wissend, dass man das Rad im<br />

Bil dungs prozess nicht ganz neu erfinden<br />

wird, und auch, dass wir Lehrerinnen und<br />

Lehr er bisher nicht alles falsch gemacht<br />

haben, müssen wir uns in der Schule veränderten<br />

Rahmenbedingungen anpassen<br />

und uns von der Dominanz der rezeptiven<br />

Wis sens vermittlung, die auf fachlich-stofflicher<br />

Be lehrung und auf enzyklopädischem<br />

Wis sen basiert – landläufig auch „Stoff hu -<br />

ber ei“ genannt! –, verabschieden und uns<br />

statt dessen in Richtung einer offenen,<br />

Schü ler aktivierenden Unterrichts ge stalt -<br />

ung bewegen.<br />

Der gängige, lehrerzentrierte und verbal-abstrakte<br />

Unterricht war in der Ver -<br />

gan gen heit deshalb erfolgreich, weil wir<br />

re zeptions bereite und -fähige Schüler hat-<br />

ten, die die Konzentration aufbrachten,<br />

den Lehrern gerne und lange zuzuhören,<br />

da sie kaum durch andere Dinge abgelenkt<br />

waren. Diese <strong>Zeiten</strong> scheinen endgültig<br />

der Vergangenheit anzugehören, je -<br />

den falls gibt es diesen Schülertyp immer<br />

seltener! Welcher Schüler hängt heute<br />

noch an den Lippen seines Lehrers und<br />

ver nimmt mit Staunen die verlautbarte<br />

Bot schaft?! Jugendliche heute leben in ein er<br />

Medien- und Konsumkultur, surfen nicht<br />

nur durch die ganze virtuelle Welt. Wer<br />

dies in der Schu le ignoriert, erlebt Frust -<br />

ration und Är ger. Neue Unterrichts for -<br />

men, das hat man inzwischen längst er -<br />

kannt, können auf die veränderten Rah -<br />

men bedingungen, un ter denen Lernen<br />

heu te stattfindet, eine Antwort sein.<br />

Selbst steuerung und Selbst ma nagement<br />

sind angesagt, der Schüler soll sich als Un -<br />

ternehmer im eigenen Bil dungs prozess<br />

füh len. Er soll mit möglichst viel en unterschiedlichen<br />

Situationen fertig werden<br />

und Probleme eigenständig lösen können.<br />

Dazu brauchen Schüler Schlüssel quali fi ka -<br />

tionen wie z.B. Team fähig keit, kommunikative,<br />

methodische und so ziale Kom pe tenz,<br />

ohne die sie in einer Wissens gesellschaft<br />

mit Blinden ohne Orien tier ung s stab vergleichbar<br />

sind. Als lernstrategische Oppor -<br />

tun isten werden sie keinen Er folg haben!<br />

Was haben wir nun gemacht?<br />

Im Rah men einer schulinternen Fort -<br />

bil dung trafen sich 24 methodeninteressierte<br />

Lehrer in nen und Lehrer an vier<br />

Nach mittagen in Workshops, um folgende<br />

Themengebiete zu erarbeiten: Klassen ar -<br />

bei ten vorbereiten / Texte strukturieren /


Texte visualisieren / Texte präsentieren.<br />

Me thoden erfahrene Berater des Ober -<br />

schul amts sensibilisierten und trainierten<br />

uns, indem wir z.B. er probte Lernarrange -<br />

ments, so genannte Trainings spiralen,<br />

durch spiel ten. Das Wissen, das wir uns auf<br />

diese Wei se aneigneten, setzen wir in ein<br />

konkretes Pro gramm um, mit dem wir in<br />

den Klassen einen Vormittag bestreiten<br />

wollen, der ganz dem Erwerb von<br />

Methoden kennt nis sen gewidmet ist. Be -<br />

gonnen ha ben wir be reits im Schuljahr<br />

2004/05 mit der Um setzung des Themas<br />

„Klassen ar beiten vorbereiten“ auf der<br />

Klassen stufe 5. Weitere solche Methoden -<br />

tage werden sukzessive folgen. Damit<br />

wurde der Grund stein gelegt für die angestrebte<br />

Ent wicklung ein es fächerübergreifenden<br />

Kern kom pe tenz curricu lums, das als<br />

ein weiterer Bau stein unser Schulprofil<br />

stärken soll.<br />

Wir hoffen, mit diesem methodischen<br />

Lift ing einen Beitrag zu einem besseren<br />

Lern klima zu leisten und die pädagogische<br />

Veranstaltung „Unterricht“ neu zu beleben.<br />

Allerdings müssen sich in diesem Zu -<br />

sammenhang nicht nur die Lehrer umstellen,<br />

ein bisschen unbequemer wird es<br />

auch v.a. für die zur Passivität neigenden<br />

Schülerinnen und Schüler werden, wird<br />

doch von ihnen künftig deutlich mehr Ein -<br />

satz gefordert!<br />

Trotz dieser Umsteuerung gilt, dass der<br />

Mensch zuvorderst nur einen Beruf hat:<br />

Mensch zu sein! Keinesfalls sollten wir uns<br />

einbilden, mit der Erziehung bzw. Bildung –<br />

so modern sie auch sein mag – den ge -<br />

wünschten, ja perfekten Menschen herstellen<br />

zu können.<br />

Methodenmanie – nein danke! Me tho -<br />

den phantasie – ja bitte! ■<br />

Heidrun Gampper<br />

65


66<br />

BOGY<br />

Schülername: ***<br />

Schule: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />

Klasse: 11<br />

Zeitraum: 02.04.2001 – 06.04.2001<br />

Berufsfeld: Bauingenieur<br />

Erkundungsstelle: Architektur- und<br />

Ingenieur büro<br />

Wie ich zu meinem<br />

Berufspraktikums platz kam<br />

Mich hat schon immer interessiert, wie<br />

es in einem Ingenieurbüro zugeht, und da<br />

mein Vater bei *** als Di plom ingenieur<br />

arbeitet, habe ich mich für das Praktikum<br />

dort entschieden. Ich habe mich schon<br />

rechtzeitig über meinen Vater bei ***<br />

beworben, und so gab es mit der An -<br />

meldung meines einwöchigen Prakti kums<br />

keine weiteren Schwierigkeiten.<br />

Mein Tagesablauf<br />

Ich kam jeden Tag um ca. 8.00 Uhr mor -<br />

gens ins Büro, wo ich mich bei der Se kre -<br />

tärin erst einmal anmeldete. Dann wurden<br />

mir einzelne Aufgaben zugeteilt, wie z.B.<br />

Botengänge, Pläne sortieren und f<strong>alten</strong>,<br />

Pläne und Akten archivieren, Büros aufräumen<br />

usw. Des Weiteren wurde ich teilweise<br />

von einem Mitarbeiter in groben Zügen<br />

über die Arbeitsabläufe im Bau ingenieur -<br />

wesen aufgeklärt (hierauf werde ich beim<br />

nächsten Punkt genauer eingehen!). Um ca.<br />

12.30 Uhr habe ich immer Mittagspause<br />

gemacht. Danach ging es weiter bis ca.<br />

16.00 Uhr; manchmal bin ich auch schon<br />

früher gegangen. Durch diese Tätigkeiten<br />

war es mir während meines Praktikums<br />

mög lich, mir ein besseres Bild vom gesamten<br />

Büro zu machen, und ich habe dabei so<br />

einiges über den Bauingenieurberuf in Er -<br />

fahrung bringen können.<br />

Über meine Erkundungsstelle<br />

Das Büro *** betätigt sich auf zahlreichen<br />

Sektoren, wie z.B. Hochbau, Tiefbau,<br />

Brückenbau, Industriebau u.a., und bietet<br />

dort eine Fülle von Dienstleistungen an:<br />

Vor plan un gen, statische Berechnungen,<br />

Bauverfahren und Werkplanungen, Bau lei -<br />

tung en und Bau überwachungen, Beratung -<br />

en, Gutachten, Inspektionen und Doku -<br />

men ta tionen, Sanierung und In standhaltung<br />

usw.<br />

Das Büro *** ist ein großes Unter neh -<br />

men mit Niederlassungen in Stuttgart, Ber -<br />

lin, Dresden, Erfurt, Leipzig und in Taipeh<br />

(Taiwan), welches 1939 von *** gegründet<br />

wurde und sich mit vielen Bauten in aller<br />

Welt einen Namen gemacht hat. Hier sei<br />

als eindrucksvolles Beispiel der Stuttgarter<br />

Fernsehturm genannt, der vor über 40 Jah -<br />

ren von *** als erster seiner Art konstruiert<br />

wurde. Nach dem Vorbild des<br />

Stuttgar ter Fernsehturmes wurden weltweit<br />

etliche Funk- und Fernsehtürme konstruiert.<br />

Doch dies ist nur ein Beispiel der<br />

ingenieurtechnischen Leistungen von *** .<br />

Beschreibung des Bauingenieur -<br />

be rufes anhand meiner<br />

Erfahrungen bei ***<br />

Um Bauingenieur zu werden, ist ein Stu -<br />

dium von mindestens zehn Semestern Dau -<br />

er nötig, welches u.a. ein paar Semester<br />

Mathematik sowie Angewandte Physik und<br />

Geologie umfasst. Das Bauingenieurwesen<br />

ist ein weites Feld mit verschiedensten<br />

Anwendungsgebieten. So gibt es differen-


zierte Betätigungssektoren wie den Hoch -<br />

bau, Tiefbau, Brückenbau und Industriebau,<br />

wobei eine Spezialisierung von Unterneh -<br />

men auf bestimmte Sektoren zu beobachten<br />

ist. Im einzelnen sieht die Arbeit an<br />

einem Bauprojekt im Groben gesagt, wie<br />

folgt aus: Als erstes muss natürlich ein<br />

Auftrag her, was nicht immer ganz unkompliziert<br />

ist, da freier Wettbewerb herrscht<br />

und die Auftraggeber zwischen den zahlreichen<br />

Ingenieurbüros wählen können. Also<br />

wird der eventuelle Auftraggeber erst einmal<br />

beraten, es werden geologische Gut -<br />

ach ten des Baugrundes erstellt und eine<br />

Vorplanung des Projektes gemacht, es wird<br />

eine grobe Kostenschätzung vorgenommen<br />

und schließlich wird ein Angebot<br />

unterbreitet. In diesem Stadium der Vor pla -<br />

n ung spielen Erfahrungswerte eine sehr<br />

große Rolle, um präzise zu planen. Ist der<br />

Vertrag geschlossen, werden die vereinbarten<br />

Konditionen unter Berücksichtigung<br />

des Bauwerkentwurfes des/der Archi tek -<br />

ten in die Tat umgesetzt.<br />

Es muss eine Tragwerksplanung unter<br />

Ein bezug aller wichtigen Faktoren vorgenommen<br />

werden, um die Stabilität des<br />

Bauwerkes zu gewährleisten. In der Statik<br />

geht es in erster Linie darum, jedes eingesetzte<br />

Bauelement auf die einwirkenden<br />

physikalischen Kräfte zu untersuchen. Denn<br />

jedes Bauteil (Stütze, Wand, Decke, Dach<br />

etc.) innerhalb einer Konstruktion wird im -<br />

mer zugleich auf Druck und auf Zug belastet,<br />

diese Kräfte gilt es zu berechnen und<br />

die betreffenden Stellen mit den geeigneten<br />

Materialien zu versehen und die Ma te riali -<br />

enmenge zu optimieren. Hierbei kommt es<br />

des Öfteren vor, dass unter Ab spra che mit<br />

dem Architekten Änderungen vorgenommen<br />

werden müssen, da unter Umständen<br />

gewisse Planungen des Archi tek ten aus<br />

verschiedensten Gründen nicht in der<br />

gewünschten Weise umgesetzt werden<br />

können. Dies kann sich teilweise als recht<br />

kompliziert erweisen. Wenn die Trag werk -<br />

planung beendet ist, wird ein Prüf in gen ieur,<br />

der aus einem anderen Unter neh men<br />

stammen muss, beauftragt, die Pläne auf<br />

Fehlerhaftigkeit zu untersuchen und ggf. zu<br />

korrigieren. Der Einsatz eines Prüf ingen -<br />

ieurs ist in Deutschland Pflicht, denn nur so<br />

kann der hohe Standard in der Baubranche<br />

bewahrt und Unfälle vermieden werden.<br />

Denn ein einziger großer Fehler, der unter<br />

Umständen Menschenleben kostet, könnte<br />

den Konkurs des ganzen Unternehmens<br />

und/oder Strafrechtsverfahren gegen die<br />

ver antwortlichen Ingenieure zur Folge ha -<br />

ben.<br />

Meine Folgerung<br />

Wer Bauingenieur werden möchte, be -<br />

nötigt in erster Linie ein gutes räumliches<br />

Vorstellungsvermögen und sollte sich mit<br />

mathematischen und physikalischen Be -<br />

rech nungen nicht schwer tun. Ebenso ge -<br />

hört ein hoher Grad von Genauigkeit, Ge -<br />

duld sowie ein ausgeprägtes Ver ant wort -<br />

ungs bewusstsein dazu, da man sich keinen<br />

schwer wiegenden Fehler erlauben darf.<br />

Zum Schluss möchte ich noch sagen,<br />

dass die Erfahrungen bei *** für mich eine<br />

Bereicherung sind, da ich jetzt einen besseren<br />

Einblick ins Arbeitsleben habe. Bau -<br />

ingenieur will ich wahrscheinlich nicht werden,<br />

doch ist für mich ein Studium in Rich -<br />

tung Architektur oder Umweltberater<br />

durch aus denkbar.<br />

Letztes Jahr habe ich als Schüler des<br />

Para celsus-<strong>Gymnasium</strong>s Hohenheim ein<br />

Prak tikum bei einem Tierarzt gemacht, das<br />

sehr interessant war. Aufgrund dieser Er -<br />

fahrungen ist das Berufsfeld der Medizin für<br />

mich bisher das interessanteste, und ich<br />

wür de am ehesten Humanmedizin studieren.<br />

■<br />

67


68<br />

Streitschlichter AG<br />

Streit!!! Schüler helfen Schülern<br />

„Das Kind ist nur böse, wenn es schwach ist.<br />

Macht es stark, und es wird gut sein.“<br />

(J.-J. Rousseau: Emile)<br />

Die Ohrfeige saß, und die Seele war<br />

ver letzt. Ein Gefühl von Ohnmacht breitete<br />

sich aus. Was tun?<br />

Konflikte gehören zum Schulalltag. Ge -<br />

fährlich sind die ungelösten Konflikte, die,<br />

meist harmlos beginnend, derart eskalieren<br />

können, dass die Beteiligten sehr darunter<br />

leiden. Die Zufriedenheit aller und<br />

die Lust am Lernen sind beeinträchtigt.<br />

Von den Erwachsenen werden sie häufig<br />

als Störung und Belastung empfunden. Sie<br />

är gern sich über einzelne Schüler, die<br />

immer wieder in Streit geraten, und stellen<br />

bei vielen eine geringe Fähigkeit oder<br />

Bereitschaft fest, ihr eigenes Verh<strong>alten</strong> kritisch<br />

zu überdenken bzw. zu verändern.<br />

Allerdings ist es für die am Konflikt Be tei li g -<br />

ten oft schwer, im direkten Gespräch eine<br />

Lösung für ihren Streit zu finden. Zu sehr<br />

sind sie emotional verstrickt und zu sehr<br />

hem mt sie die Angst, das Gesicht zu verlieren.<br />

In der Streitschlichtung haben sie<br />

eine Anlaufstelle, wo sie ihre Konflikte hintragen<br />

können, wo sie die Erfahrung ma -<br />

chen, dass Verletzungen wieder heilen und<br />

dass sie aus dem Konflikt gestärkt hervorgehen<br />

können.<br />

Die Vorteile mediativer Konfliktlösung<br />

haben sich herumgesprochen: Mediation<br />

ist ein Verfahren, in dem eine neutrale dritte<br />

Partei die Konfliktbeteiligten darin un -<br />

ter stützt, selbst eine tragfähige Lösung zu<br />

finden, die die Interessen aller berücksich-<br />

tigt – frei nach<br />

dem Motto: Was<br />

bin ich bereit zu<br />

tun, was erwarte ich von dem<br />

andern? Es muss kein Schuldiger ge -<br />

funden werden. Niemand muss verurteilt<br />

werden. Im Ziel: Zwei Sieger,<br />

kein Verlierer. Der Ver mittler (Mediator)<br />

hilft dabei, das Selbst wert gefühl und das<br />

Selbstvertrauen des Ein zelnen zu stärken<br />

und auf der anderen Seite Verständnis und<br />

Anteilnahme für den anderen zu entwikkeln<br />

sowie die eigenen Anteile am Konflikt<br />

zu erkennen. Diese Methode wurde in<br />

den USA entwickelt, und das Interesse<br />

daran nimmt auch bei uns sprunghaft zu.<br />

Große Unternehmen z.B. setzen bei wirtschaftsrechtlichen<br />

Strei tig keiten ebenso<br />

auf Mediatoren wie Familienrechtler.<br />

Aber ist die Konfliktlösung an Schulen<br />

nicht originäre Aufgabe der Lehrkräfte?<br />

Sind Kinder und Jugendliche überhaupt fä -<br />

hig, so komplizierte Aufgaben zu bewältigen?<br />

Wir wollen Kinder und Jugendliche nicht<br />

nur als Problemverursacher sehen. Sie<br />

können oft sehr viel schneller, effektiver<br />

und verständnisvoller bei Konflikten unter<br />

Gleichaltrigen vermitteln als Erwachsene<br />

und werden sehr viel leichter als neutrale<br />

Person anerkannt. In der AG “Mediation”,<br />

die zur Zeit von Frau Fröhlich und Frau<br />

Hövermann betreut wird, erfahren die<br />

Schüler nicht nur, welche Gefühle, Be dürf -<br />

nisse und Interessen hinter Konflikten stehen,<br />

sondern sie üben auch Strategien zur<br />

konstruktiven Konfliktlösung ein. Weil


ihnen die Verbesserung des Schulklimas<br />

am Herzen liegt, wollen sie soziale Verant -<br />

wor tung übernehmen. Dafür brauchen sie<br />

seitens der Mitschüler und Lehrer Akzep -<br />

tanz und Vertrauen in ihre Fähigkeiten.<br />

Die Mediation ist kein Zaubermittel, wohl<br />

aber geeignet, Alltagskonflikte in der Schu -<br />

le zu lösen. Trotzdem ist sie mehr als Streit -<br />

schlichtung. Die Erfahrungen zeigen, dass<br />

Streitschlichter-Programme nur dann auf<br />

Dau er wirksam sind, wenn sie Teil des<br />

Schul programms geworden sind. Erst<br />

wenn ein großer Teil der Schulge mein -<br />

schaft in Klassenprogrammen, Schüler -<br />

train ings, im Unterricht... für konstruktive<br />

Konfliktbearbeitung und soziales Lernen<br />

sensibilisiert ist, wird meiner Ansicht nach<br />

die Gestaltung des sozialen Prozesses an<br />

unserer Schule eine breite Basis haben.<br />

Die Ohrfeige tut weh, und die Seele ist<br />

verletzt. Aber ich hoffe, dass wir aktiv und<br />

lernend Lösungen finden und so auch das<br />

Lern- und Arbeitsklima in den Klassen und<br />

nicht zuletzt das Schulklima bereichern. ■<br />

Regina Hövermann<br />

Vordere Reihe: Claudia Oberle,<br />

Martin Spenke, Frau Fröhlich,<br />

Frau Hövermann<br />

Hintere Reihe: Daniel Riemer,<br />

Jonas Kronmüller, Dominik<br />

Jesser, Antje Langnau, Anja<br />

Janischewski, Nora Härter<br />

69


im Text: Münze mit Eule der<br />

Athena<br />

Sokrates<br />

Cicero<br />

70<br />

Die <strong>alten</strong> Sprachen<br />

– kein <strong>Aus</strong>laufmodell<br />

Wer sich einmal die Mühe macht, die<br />

Euro- und Centmünzen seiner Geldbörse<br />

we niger als bloßes Zahlungsmittel denn<br />

als Bild- und Ideenträger anzusehen, der<br />

wird so manche Entdeckung machen: Ab<br />

und zu wird ihm das griechische, nach<br />

einer at tischen Münze gestaltete<br />

1€-Stück in die Hand fallen, das<br />

unter einem Ölbaumzweig die<br />

Eule der Athena zeigt und uns<br />

auch daran erinnert, dass Europa,<br />

dass die EU weit mehr ist – und weit<br />

mehr sein sollte – als eine reine Wirt -<br />

schaftsgemeinschaft, zu der sie zu ver kom -<br />

men droht: Was Europas Identität ausmacht,<br />

das beginnt zu einem guten Teil in<br />

Athen, in Griechenland, auch wenn die<br />

Namens geberin unseres Kontinents, die<br />

uns das griechische 2€-Stück zusammen<br />

mit ihrem Entführer vorführt, eine nach<br />

Kre ta verschleppte phönizische Prinzessin<br />

war.<br />

Andere Münzen erzählen uns noch<br />

mehr über unsere antike Geschichte: Die<br />

grie chische Triere (1 Ct, Griechenland)<br />

steht auch für die Verteidigung der Freiheit<br />

der hellenischen Poleis gegen den asiatischen,<br />

persischen Despotismus bei Salamis<br />

480 v. Chr.: Was wäre Athen als Provinz -<br />

stadt des Perserreiches für die Geschichte<br />

gewesen? Das Haupt der Venus, der Mut ter<br />

des Trojaners Aeneas (10 Ct, Italien) und<br />

fiktiven Ahnfrau von Caesar und Au g us tus,<br />

das Colosseum (5 Ct, Italien), Marc Aurel,<br />

der stoische Philosoph auf dem Thron der<br />

Cäsaren (50 Ct, Italien) – all dies führt uns<br />

deutlich vor Augen, dass Eu ro pa schon einmal<br />

unter dem Imperium Ro manum eine<br />

politische und kulturelle Einheit war.<br />

Der ‚Vitruvianische Mann’ des Leo nar -<br />

do da Vinci (1€, Italien) steht für den Bei -<br />

trag, den die antiken Autoren und die <strong>Aus</strong> -<br />

ein andersetzung mit ihnen zur Heraus bil -<br />

dung des modernen europäischen Geistes<br />

in der Renaissance geleistet haben. Und<br />

diesen Autoren kann man auch heu -<br />

te noch etwas abgewinnen: Ob<br />

wir mit Sokrates und seinem<br />

Schüler Platon über Gerechtigkeit<br />

philosophieren, mit Thukydides<br />

über Politik nachdenken, mit Cicero<br />

die res publica verteidigen oder Ovid<br />

über die Schulter schauen, wie er die griechischen<br />

Mythen psychologisierend deutet<br />

– wir setzen uns stets mit Themen auseinander,<br />

die uns noch heute beschäftigen.<br />

Im Latein- und Griechischunterricht<br />

er fah ren die Schülerinnen und Schüler die<br />

Be deutung der Antike für Geschichte und<br />

kulturelle Identität Europas. Das La teini -<br />

sche ist die Leitsprache tradierter Bildung.<br />

Um diese Erkenntnis zu vertiefen und zu<br />

zei gen, dass die lateinische Sprache auch<br />

noch in der Renaissance als Medium der<br />

<strong>Aus</strong>einandersetzung mit der Gegenwart<br />

wirken konnte und gewirkt hat, erhält das<br />

Fach Latein an unserem <strong>Gymnasium</strong> in<br />

Klasse 10 eine halbe Pool-Stunde zusätzlich.<br />

Sie soll für die Lektüre solcher neulateinischer<br />

Texte genutzt werden, die das<br />

Herausbilden des modernen Menschen -<br />

bil des in der Renaissance den Schüler in -<br />

nen und Schülern exemplarisch vor Augen<br />

führen. Gedacht ist an die Lektüre z.B. von<br />

Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus,<br />

Petrarca (Besteigung des Mont Ventoux),<br />

Pico della Mirandola<br />

Ferner dient das Erlernen der lateini-


schen (aber auch der griechischen) Spra -<br />

che dem Verstehen von Sprache überhaupt.<br />

Es fördert konzentriertes Arbeiten,<br />

analytisches Denken und die Fähigkeit zur<br />

Abstraktion. Während bei den modernen<br />

Fremdsprachen die Kommunikations fähig -<br />

keit im Vordergrund steht, werden im Un -<br />

ter richt der Alten Sprachen das grammati -<br />

sche Verstehen und die analytische Fähig -<br />

keit gefördert. Manch einer hat die deutsche<br />

Grammatik erst anhand der lateinischen<br />

begriffen. Zudem lernen die Schü ler<br />

innen und Schüler beim Übersetzen das<br />

Op erieren mit Hypothesen, die sie dann<br />

am Text überprüfen müssen.<br />

Das grammatische Modell des Latein i -<br />

schen erleichtert den Zugang zu weiteren<br />

Spra chen. Herauszustreichen, wie sehr die<br />

Kenntnis des Lateinischen das Erlernen<br />

seiner Tochtersprachen fördert, ist geradezu<br />

trivial. Das Lateinische ist ja nicht nur<br />

Grundlage aller romanischen Sprachen<br />

und liefert den meisten anderen europäischen<br />

Sprachen wichtige Komponenten.<br />

Daher wird auch, wer Englisch lernt, durch<br />

Lateinkenntnisse gefördert, denn der<br />

größ te Teil seines Wortschatzes entnimmt<br />

es aus dem Lateinischen (oder Französi -<br />

schen), und zwar je anspruchsvoller ein<br />

Text wird, desto mehr.<br />

Dass die Alten Sprachen den Fremd -<br />

wort schatz aktiv und passiv erweitern,<br />

braucht kaum betont zu werden (manch<br />

ein Kandidat der beliebten Quizshows<br />

hät te davon profitiert). Auch die eigene<br />

Mutter sprache gewinnt; die Beschäftigung<br />

mit den Alten Sprachen verbessert die<br />

sprachliche Gewandtheit und Sicherheit<br />

auch im Deutschen: Wenn der Schüler aus<br />

den vielen möglichen Bedeutungen eines<br />

Wortes die an einer bestimmten Stelle<br />

pas sende heraussuchen muss, wird die Fä -<br />

hig keit zu differenzierendem <strong>Aus</strong>druck ge -<br />

för dert. Den Unterschied des deutschen<br />

vom lateinischen Satzbau erkennt, wer<br />

ein mal eine komplizierte Satzperiode ad -<br />

äquat ins Deutsche hat bringen müssen.<br />

Überhaupt wird, wer die Alten Sprachen<br />

lernt, auf seinen Sprachgebrauch stärker<br />

ach ten.<br />

Die antiken Texte entstammen nicht<br />

dem Bereich der alltäglichen Kommunika -<br />

tion, sie sind – sogar Fachprosa – rhetorisch<br />

durchgestaltet. Diese rhetorische<br />

Ge staltung gibt dem Schüler eine Ein führ<br />

ung in die rhetorische Analyse, er erkennt<br />

die Wirkung rhetorischer Figuren und Ge -<br />

staltung und kann sie auch schließlich auch<br />

selbst einsetzen.<br />

Latein wird am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />

seit einigen Jahren nach dem so genannten<br />

Bi beracher Modell unterrichtet: Wer<br />

mit grund ständigem Latein in Klasse 5<br />

beginnt, wird auch in Englisch – allerdings<br />

mit et was reduzierter Stundenzahl – un -<br />

terrichtet; Eltern müssen somit nicht<br />

befürchten, dass ihre Kinder erst dann die<br />

unverzichtbare Weltsprache Englisch er -<br />

lernen, wenn sich das Sprachenfenster zu<br />

schließen beginnt, andererseits nützt dem<br />

Lat ein i schen die leichtere Beh<strong>alten</strong>s fähig -<br />

keit der Schülerinnen und Schüler vor der<br />

Puber tät. Da beide Sprache weit verschieden<br />

voneinander sind, kommt es auch<br />

nicht zu einem Durcheinander.<br />

Für den, der Griechisch lernen will, bietet<br />

unser <strong>Gymnasium</strong> in Zukunft (G8)<br />

eine nicht alltägliche Sprachenfolge: Auch<br />

wer sich zunächst nicht für grundständiges<br />

Latein, sondern für die Sprachenfolge Eng -<br />

lisch – Französisch entschieden hat, darf<br />

ab der 8. Klasse Griechisch lernen: Es wird<br />

also ‚lateinlose Griechen’ geben. Warum<br />

aber nicht? Lateinkenntnisse sind für das<br />

Er lernen des Griechischen keineswegs<br />

Vor aussetzung, auch wenn sie bisweilen<br />

hilfreich sind.<br />

Wenn der Antrag unserer Schule die<br />

zuständige Behörde überzeugt, so wird<br />

demnächst an unserem <strong>Gymnasium</strong> der<br />

Zug des “Euro päischen <strong>Gymnasium</strong>s” eingerichtet<br />

werden, d. h. Schüler, die sich für<br />

diesen Zug entscheiden, erlernen neben<br />

den beiden Alten Sprachen und dem<br />

Englischen noch eine weitere moderne<br />

Erasmus<br />

Petrarca<br />

71


72<br />

euro päische Fremdsprache (wohl Spa -<br />

nisch) und erh<strong>alten</strong> einen entsprechenden<br />

Vermerk im Abiturszeugnis, wenn sie eine<br />

der antiken Sprachen und diese moderne<br />

Fremdsprache bis zum Abitur weiterführen.<br />

Seit 1819, seit Johannes Kullen seine<br />

Latein schule eröffnete, kann man in Korn -<br />

tal Griechisch und Latein lernen, die Alten<br />

Sprachen blicken also auf eine stolze Tra -<br />

dition zurück. Zwar gilt, dass es auch ohne<br />

die Alten Sprachen, ohne Griechisch und<br />

ohne Latein, das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<br />

Mün chingen gäbe, aber einen bunten, seltenen<br />

Farbtupfer, den es seiner weit zu -<br />

rückreichenden Tradition verdankt und der<br />

es unter den Gymnasien der Region hervorhebt,<br />

hätte es dann weniger. ■<br />

Stefan Meyer-Schwelling


Moderne Fremdsprachen<br />

Cambridge Certificates<br />

Ein Jahr in den USA<br />

40 Jahre Schule- und Städeparterschaft mit Mirande (F)<br />

CAMBRIDGE CERTIFICATES<br />

In diesem Schuljahr findet zum ersten<br />

Mal ein Vorbereitungskurs auf eine Cam -<br />

bridge ESOL-Prüfung statt (ESOL =<br />

English for Speakers of Other Languages),<br />

und zwar für das First Certificate (FCE).<br />

Unsere Schüler können sich mit einem<br />

solchen Zertifikat eine international anerkannte<br />

Zusatzqualifikation im Fach Eng -<br />

lisch erwerben – und dabei natürlich auch<br />

enorm profitieren für den ‘normalen’ En glisch<br />

unterricht.<br />

In dem Kompaktkurs geht es um ein<br />

ganz sys tematisches Sprach- und Prü -<br />

fungs train ing im Hinblick auf spezielles<br />

Lese- und Hörverstehen, verschiedene<br />

Arten des ‘stan dardisierten’ Schreibens,<br />

sowie um das ‘flüssige’ Sprechen in unterschiedlichen<br />

Kommunikationssituationen.<br />

Für interessierte SchülerInnen wird im<br />

kommenden Schuljahr wieder ein solcher<br />

Vorbereitungsskurs an geboten. ■<br />

Ute Ellen Stoll<br />

ENGLISCH FÜR BESONDERS<br />

INTERESSIERTE SCHÜLER –<br />

BEGABTENFöRDERUNG<br />

Eigentlich kann man schon von einer<br />

Tra dition sprechen: Seit dem Schuljahr<br />

1988/89 werden im Rahmen der Be -<br />

gabten förderung Projekte durchgeführt,<br />

bei de nen bisher vor allem Themen aus<br />

der Lan des kunde und Literatur angeboten<br />

wurden, so z.B. „The American Civil War“<br />

(Geschichte und Literatur), „Li teratur und<br />

deren Verfilmung“, „Ein wandererliteratur“<br />

und vieles mehr.<br />

Auf Grund der neuen Bildungs stan -<br />

dards wurde in diesem Jahr das Projekt<br />

„Con versation – Creative Writing –<br />

Presentation“ durchgeführt, das genau die<br />

Fähigkeiten schult, die jetzt als Kom pe ten -<br />

zen vermittelt werden sollen. Auch für das<br />

kommende Schuljahr wurde ein solcher<br />

Kurs angemeldet.<br />

Da man bei diesen Projekten viel ex -<br />

peri mentieren kann, Zeit hat und für die<br />

Schülerinnen und Schüler kein Noten -<br />

druck besteht, sind die Teilnehmer regelmäßig<br />

mit viel Freude dabei. ■<br />

Silvia Schilling<br />

Sportunterricht auf Englisch<br />

Schon seit sieben Jahren erteilt Frau<br />

Schil ling den Sportunterricht in der Ober -<br />

stufe auf Englisch, was zur Schulung der<br />

Alltagssprache und zur Spontaneität beiträgt<br />

und nebenbei auch noch viel Spaß<br />

macht.<br />

EIN JAHR IN DEN<br />

VEREINIGTEN STAATEN VON<br />

AMERIKA<br />

Viele fragen sich bestimmt, was man mit<br />

seinen Englischkenntnissen machen kann.<br />

Ich bin als <strong>Aus</strong>tauschschüler für ein Jahr<br />

nach Amerika gegangen. Dort verbrachte<br />

ich die elfte Klasse an der Allendale<br />

Columbia Private School in Rochester, NY,<br />

einer größeren Stadt im Nordosten der<br />

Ver einigten Staaten.<br />

73


74<br />

Doch wie kommt man eigentlich auf<br />

die Idee, für ein Jahr alles hinter sich zu lassen<br />

und sich ins Ungewisse zu stürzen? Für<br />

mich spielte auf jeden Fall die Abenteuer -<br />

lust eine Rolle. Ein anderer Aspekt, der<br />

nicht zu leugnen ist, war sicherlich die Idee,<br />

ein Jahr lang auf sich selbst gestellt zu sein,<br />

somit mehr oder weniger unabhängig von<br />

den Eltern zu sein und das Leben selber in<br />

die Hand zu nehmen. Bestimmt spielte<br />

auch meine vorausgegangene Amerika rei -<br />

se eine Rolle, denn von dem Zeitpunkt an<br />

war ich einfach fasziniert von diesem<br />

Land. Zu guter Letzt haben auch meine El -<br />

tern die Idee unterstützt, für ein Jahr ins<br />

<strong>Aus</strong> land zu gehen, um die Sprach kennt nis -<br />

se zu verbessern und um eine neue Kultur<br />

kennen zu lernen.<br />

Nach langen Nachforschungen entschied<br />

ich mich schließlich für eine Ver -<br />

mittlungs organisation. Von nun an gab es<br />

kein Zurück mehr. Ich begann mir mein<br />

mög liches Jahr auszumalen und befasste<br />

mich mit den aufwändigen Bewerbungs -<br />

unterlagen.<br />

Ursprünglich wollte ich an die West -<br />

küste, aber da die Schulen an der Ost -<br />

küste besser sind, riet mir meine Or ga ni -<br />

sa tion davon ab, was sich im Endeffekt ge -<br />

lohnt hat, da ich ein Stipendium von einer<br />

sehr guten Privatschule bekam. Anfang<br />

Au gust war es dann auch soweit, es wurde<br />

ernst. Mit dem Abschied von meiner Fa mi -<br />

lie wurde mir klar, dass für mich ab jetzt<br />

dass Ungewisse begann.<br />

In Rochester wurde ich von meiner<br />

Gast familie empfangen – was sehr ko -<br />

misch war, denn ich wusste, dass ich von<br />

nun an mit diesen Menschen wohnen,<br />

mich an ihre Regeln h<strong>alten</strong> und auch auf<br />

sie Rücksicht würde nehmen müssen.<br />

Dennoch bereitete es mir keine größeren<br />

Schwierigkeiten, mich einzuleben, da wir<br />

uns vom ersten Tag an sehr gut verstanden.<br />

Sicherlich trug dazu bei, dass ich den<br />

ausgebauten Dachstuhl für mich alleine<br />

hatte. Das bedeutete, dass ich zwei Zim -<br />

mer und ein eigenes Bad hatte, wofür ich<br />

selbst verantwortlich war, aber dort auch<br />

machen konnte, was ich wollte. Doch wie<br />

in jeder Beziehung musste ich auch Zu ge -<br />

ständ nisse machen. Einerseits konnte ich<br />

nicht weggehen, wann ich wollte, da ich<br />

man ch mal auf meine kleinen Geschwister<br />

aufpassen musste, aber auch, wenn dies<br />

nicht der Fall war, musste ich mir erst je -<br />

mand suchen, der mich abholen und wieder<br />

heimbringen konnte. Denn öffentliche<br />

Ver kehrs mittel standen nicht zur Ver fü -<br />

gung, und meine Gastmutter war zu be -<br />

schäftigt, als dass sie mich andauernd hätte<br />

irgendwo hinbringen können.<br />

Nicht nur das Familienleben war an -<br />

ders, sondern natürlich auch das Schul le -<br />

ben. Zuerst einmal ist das amerikanische<br />

Schulsystem ganz anders als hier bei uns.<br />

Man hat viel mehr Wahlmöglichkeiten,<br />

man identifiziert sich viel mehr mit der<br />

Schu le und hat eine ganz andere Ein stel -<br />

lung zu ihr, da man dort wirklich den größten<br />

Teil seines Tages verbringt. Dies hat<br />

mehrere Gründe: Zunächst geht der<br />

Unterricht in den USA bis 15 Uhr, jedoch<br />

ist danach noch fast jeder bis zum Abend<br />

in der Schule und geht dort Aktivitäten<br />

nach. Diese Aktivitäten sind von der Schu -<br />

le organisiert. Zur <strong>Aus</strong>wahl stehen alle nur<br />

denkbaren Sportarten vom Golf-Team bis<br />

zum Schwimm-Team. Aber auch wenn<br />

man nicht sportbegeistert ist, ist einiges<br />

ge boten: vom Schulorchester über Mal -<br />

kur se bis zur Theater- AG. In meinem speziellen<br />

Fall war es nochmals ein bisschen<br />

anders, da ich ja auf einer Privatschule war.<br />

In meinem Fall war die Integration einfach<br />

super. Vom ersten Tag an sind die Mit -<br />

schüler auf mich zugegangen und haben<br />

mir geholfen, wo immer ich auch Hilfe<br />

brauch te. Im Vergleich zu Deutschland war<br />

nicht nur das soziale, sondern auch das<br />

Lernumfeld anders. Ein wichtiger Faktor,<br />

der dabei sicherlich eine große Rolle<br />

spielt, ist, dass die Schule sich ihre Schüler<br />

aussuchen kann, wobei die Schule besonderen<br />

Wert auf schulische Leistungen, so -<br />

ziale Kompetenzen und Motivation legt.


Das Ergebnis ist eine ganz andere Atmo s -<br />

phäre. Diese ist anders, als man meinen<br />

mag. Viele Leute werden nun sofort denken,<br />

dass auf der Schule nur reiche Kinder<br />

sind. Aber dies ist an der Allendale Co lum -<br />

bia ganz anders, denn 30 Prozent der<br />

Schü ler haben ein Stipendium.<br />

Da auf meiner Schule ein Lehrer nur<br />

we nige Schüler zu betreuen hat, ist das<br />

Ver hältnis zwischen Schülern und Lehrern<br />

ein anderes als in Deutschland. Ich würde<br />

sagen, auf der einen Seite hat man sehr<br />

viel Respekt vor dem Lehrer, da er an ein<br />

en sehr hohe Ansprüche stellt und versucht,<br />

das Optimum aus einem herauszuholen,<br />

aber auf der anderen Seite hat man<br />

schon ein fast freundschaftliches Verhältnis.<br />

Man redet über sein letztes Wochenende,<br />

über seine Familie oder diskutiert über<br />

das letzte Football-Spiel. Es geht sogar so<br />

weit, dass sich Schüler und Lehrer umarmen.<br />

All das und vieles mehr hat dazu beigetragen,<br />

dass dieses <strong>Aus</strong>tauschjahr für mich<br />

zu einem wunderbaren Erlebnis wurde. Es<br />

gab natürlich auch schwierige Momente,<br />

aber die guten, rosigen <strong>Zeiten</strong> überwogen<br />

bei weitem. Außerdem bin ich an den<br />

schwierigen Momenten nur gewachsen.<br />

Wenn ich das Jahr als ganzes betrachte,<br />

halte ich die Entscheidung, für ein Jahr in<br />

die Vereinigten Staaten zu gehen, für die<br />

beste meines jungen Lebens, denn ich<br />

habe so viele Menschen kennen gelernt,<br />

Freunde fürs Leben gewonnen und ge -<br />

lernt, mich in einem komplett neuen bzw.<br />

anderen Umfeld zurecht zu finden. ■<br />

Daniel Szabo, Klasse 12<br />

MIRANDE, LA JOLIE –<br />

VON DER<br />

STäDTEPARTNERSCHAFT<br />

ZUR SCHULPARTNERSCHAFT<br />

Die Unterlagen über die Beziehungen<br />

un serer Stadt zu Mirande sind außeror-<br />

dentlich umfangreich. Im folgenden Beitrag<br />

wird mit der Entwicklung der Schüler fahr -<br />

ten nur ein einzelner – freilich wichtiger –<br />

Aspekt dargestellt oder besser gesagt:<br />

skiz ziert. Denn vieles – möglicherweise<br />

auch Wichtiges – bleibt in Anbetracht der<br />

Kür ze der Darstellung unerwähnt. Dazu<br />

gehören sicher auch Namen mancher, die<br />

sich engagiert um die Partnerschaft<br />

gekümmert haben. Auf jeden Fall aber<br />

gebührt ein besonderer Dank der Stadt<br />

<strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, ohne deren<br />

Unterstützung diese Fahrten nicht möglich<br />

gewesen wären.<br />

In gut vierzig Jahren sind viele Berichte<br />

von Schülern über Mirandefahrten ge -<br />

schrie ben worden. Besonders berührt hat<br />

mich der allererste von Rainer Wißler<br />

(7rb), dessen Gruppe am Donnerstag, dem<br />

25. Juli 1963, den Campingplatz von Mi -<br />

rande einweihen durfte. Er berichtet von<br />

dem überaus herzlichen Empfang in der<br />

Stadt Mirande, vom Champagner ge nuss,<br />

vom Bad am Morgen danach in ein em<br />

Fluss, in dem – wie man später erfuhr –<br />

das Baden wegen Seuchengefahr verboten<br />

war, vom großen Festessen und vom<br />

Tanz im Freien. Wichtig war auch das<br />

abendliche Singen von französischen und<br />

deutschen Volksliedern, denn der Leiter<br />

dieser ersten <strong>Korntal</strong>er Schülergruppe<br />

war schließlich Herr Seez.<br />

Die ‚Väter’ der Städtepartnerschaft hat -<br />

Die legendäre<br />

Campingfahrt 1963<br />

Schüler aus Mirande<br />

in <strong>Korntal</strong><br />

75


<strong>Aus</strong>tausch 2003<br />

76<br />

ten der Jugend eine entscheidende Rol le<br />

zugedacht, eine Idee, die von Herrn Seez<br />

mit Begeisterung aufgenommen wurde. Er<br />

plante diese erste Campingfahrt bereits,<br />

bevor die Partnerschaft offiziell geworden<br />

war. Seinen Reisenotizen entnehme ich,<br />

dass 19 Schüler und Schülerinnen der Klas -<br />

sen 3r bis 8rb sowie 4 Mädchen aus dem<br />

Progymnasium und 4 Mittelschüler mit ihm<br />

und Fräulein Bosch auf diese historische<br />

Reise gegangen sind. Hinter den meisten<br />

Namen findet sich der Vermerk „Zelt”, bei<br />

einigen war jedoch schon 1963 ein <strong>Aus</strong> -<br />

tausch geplant. Das Problem der Unter -<br />

bring ung wurde also schon damals flexibel<br />

gelöst.<br />

In seinem Artikel „Die Verschwisterung<br />

von <strong>Korntal</strong>, Mirande und Tubize” schreibt<br />

Bürgermeister Werner Thrum: „Im Som -<br />

mer 1963 fuhr eine <strong>Korntal</strong>er Schüler grup pe<br />

nach Mirande, und wir konnten mit großer<br />

Freude feststellen, dass die deutsche und die<br />

französische Jugend trotz aller sprachlichen<br />

Schwierigkeiten mit strahlendem Enthusias -<br />

mus und be glücken der Selbstverständlichkeit<br />

die Ver bin dung bejahten. Aber auch unter<br />

den Er wachsenen war das Eis bald gebrochen!“<br />

Das Eis war wohl gebrochen, aber alle<br />

Herzen hatte man noch nicht gewonnen.<br />

So erinnert sich Reinhild Stiefel nicht nur<br />

an die Preisverleihung – Bürgermeister<br />

Beau dran überreichte ihr „La Chartreuse<br />

de Parme“, sondern auch an die Tatsache,<br />

dass die Fensterläden einiger Häuser in<br />

Mi rande während des Besuchs der Deut -<br />

schen demonstrativ geschlossen blieben.<br />

In den folgenden Jahren wurde es Tra -<br />

di tion, dass der Chor nach Mirande fuhr.<br />

„Das war eine ganz tolle Fahrt”, findet<br />

Suse Weil, die 1967 mit dabei war, noch<br />

heute. Adelheid Petruschke durfte sogar<br />

mitfahren, obwohl sie Griechisch lernte.<br />

Sie erzählte mir, dass Herr Dr. Bayer und<br />

Herr Seez sich im Bus zur Belustigung<br />

oder Belehrung – wie auch immer – ihrer<br />

Schü ler zu einem Wettbewerb „Wer<br />

kennt das ausgefallenste französische<br />

Wort?” per Mikrofon verleiten ließen.<br />

Diese Schüler grup pen fuhren zum Eu -<br />

ropa tag nach Mi ran de – möglicherweise<br />

ein Versuch, der Mahnung des Ober -<br />

schulamts: „Man möge derartige Rei sen<br />

kün ftig in die Ferien verlegen” et was entgegenzusetzen.<br />

Am Progymnasium pflegte man inzwischen<br />

das Schullandheim durch Mirande -<br />

fahr ten zu ersetzen, wie ich von Elly Abelt<br />

erfuhr, die selbst eine solche Reise liebevoll<br />

geplant und geleitet hat. Auch diese<br />

Unternehmungen wurden von den Schü -<br />

ler innen sehr geschätzt. Meine Nachbarin


Elisabeth van der Haar war mit Fräulein<br />

Schuster und Herrn Matschke auf die<br />

Reise gegangen: „Eine ganz tolle Fahrt quer<br />

durch Frankreich. Meine Schwester und ich<br />

waren auf einem Bauernhof weit außerhalb<br />

untergebracht. Wir schliefen in einem Him -<br />

mel bett und das Klo war im Gar ten.” Ob die<br />

Unternehmung ihren Lehrern jedoch auch so<br />

gut gefallen hat, da ist sie sich gar nicht<br />

sicher: „Da waren nämlich immer noch so<br />

junge Franzosen.”<br />

Damit sind bereits zwei Problemzonen<br />

dieser Fahrten genannt – die An stren gung<br />

en der Lehrer, eine zu intensive Ver brü -<br />

der ung zu verhindern, und die Unter brin -<br />

gung der Schüler in ungewohnt ländlicher<br />

Um ge bung. Aber vielleicht sind es gerade<br />

solche Dinge, die eine Fahrt in der Er -<br />

inner ung besonders lebendig bleiben lassen.<br />

Na tür lich kam es mitunter auch vor,<br />

dass Gast und Gastgeber nicht ganz so gut<br />

miteinander auskamen und der Besuch für<br />

sie nicht sofort der Beginn einer wunderbaren<br />

Freundschaft wurde. Mir selbst<br />

wurde 1992 mit dem ganzen Frust über<br />

die Ab lehnung einer liebvoll zubereiteten<br />

Enten mahl zeit über eine Schülerin gesagt:<br />

„Elle est gentille, la petite, mais elle ne<br />

mange que des verdures.”<br />

Die Schullandheimersatzfahrten des<br />

Pro gymnasiums fanden ein Ende durch die<br />

Zusammenlegung der beiden Schulen.<br />

Herr Seez fuhr jedoch bis zu seinem<br />

Eintritt in den Ruhestand mit dem Chor<br />

nach Mirande, um beim Europatag die<br />

mu sikalische Umrahmung zu übernehmen.<br />

Untergebracht wurden die Schüler<br />

teils in Familien, teils in den Internaten der<br />

Schulen.<br />

Ingrid Schroth, die in den letzten Jahren<br />

Herrn Seez begleitet hatte, übernahm<br />

nach dessen <strong>Aus</strong>scheiden die Koordina -<br />

tion und Organisation der Mirandefahrten<br />

und Besuche, die von unserer Seite als<br />

Studien fahrten in Klasse 11 durchgeführt<br />

wur den. Außer ihr veranstaltete etwa<br />

auch Heidrun Gampper eine individuell<br />

auf ihre Klasse abgestimmte Fahrt. Diese<br />

Studien fahr ten waren aber immer noch<br />

Besuche in der Stadt Mirande; das Collège<br />

und das Lycée sah man kaum von innen.<br />

Erst als Gérard Lhamas-Fernandez<br />

Schul leiter in Mirande wurde, änderte sich<br />

das schlagartig. Daraufhin schlug ihm<br />

Ingrid Schroth bei ihrem Besuch in<br />

Mirande im Herbst 1991 spontan vor, die<br />

Städte part ner schaft durch eine offizielle<br />

Schul part ner schaft zu ergänzen. Am 29.<br />

11. 1991 stimmte das Kollegium des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> mit 33<br />

Ja-Stimmen, 0 Nein-Stimmen und 4 Ent -<br />

haltungen für die offizielle Schul part ner -<br />

schaft, die dann beantragt und beurkundet<br />

wurde.<br />

Seit dieser Zeit ist die Planung der<br />

Fahr ten und der Gegenbesuche aus Mi -<br />

ran de mehr und mehr Sache des Gym na -<br />

si ums, hauptsächlich der Fachschaft Fran -<br />

zösisch, geworden. Es waren nun außer<br />

der unermüdlichen Ingrid Schroth etliche<br />

Kollegen unterwegs nach Mirande, so<br />

Roland Kimmerle mit Waltraud Schliack<br />

und Herrn Heim, Christa Frank mit Inge -<br />

borg Maus und Peter Zorn, Eckart Fro -<br />

wein mit der JazzAG, ich selber mit Roland<br />

Kimmerle, Elly Abelt und schließlich mit<br />

Christine Bollinger. Die vorerst letzte<br />

Fahrt unternahmen im Herbst 2003 Inge<br />

Denzinger und Tino Miksche. Noch in bes -<br />

ter Erinnerung wird vielen von uns die<br />

Gast freundschaft von Nelly Martin und<br />

Pierre-André Bère sein, die jahrelang das<br />

Pro gramm in Mirande planten, die deutschen<br />

Kollegen aufnahmen und mit Spe -<br />

ziali täten der Region verwöhnten – selbst<br />

zu der Zeit, zu der Nelly nicht mehr am<br />

Collège tätig war. Andere wiederum erinnern<br />

sich gerne an die überaus herzliche<br />

Aufnahme bei Sylvette und Jean-Claude<br />

Dupéroir oder bei M Lhamas selbst. Jede<br />

dieser Fahrten war ein Versuch, ein passendes<br />

Programm und eine individuelle<br />

Fahrtroute für die jeweilige Klasse zu finden.<br />

In Mirande dagegen plante man an -<br />

ders. „Connaissez-vous <strong>Korntal</strong>?“ ist im -<br />

77


Auf dem Weg in<br />

die Partnerstadt<br />

78<br />

mer wieder eine der ersten Fragen, die ei -<br />

ner neuen Lehrkraft für Deutsch in Mi ran -<br />

de von ihren Schülern gestellt wird. Le<br />

voyage à <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, das ist die<br />

Belohnung für ein ganzes Jahr Deutsch lern<br />

en; es ist die Gelegenheit, wo dieser kleine<br />

verschworene Kreis, der nahe der spanischen<br />

Grenze noch diese schwierige Spra -<br />

che lernt, ganz unter sich ist; es ist die<br />

Möglichkeit das Gelernte zu testen, deutsche<br />

Freunde wieder zu sehen.<br />

Französische Lehrer werden oft versetzt,<br />

sie unterrichten nur ein Fach, sie<br />

können daher nicht immer mit der vollen<br />

Stundenzahl an einer Schule eingesetzt<br />

werden. In der Praxis bedeutet das, dass<br />

ein Deutschlehrer im Gers zwischen zwei<br />

Schulen pendeln muss – und damit zwei<br />

<strong>Aus</strong>tauschprogramme zu betreuen hat. M.<br />

Lhamas und der Leiter des collège M.<br />

Mallegol haben sich jedoch immer wieder<br />

bemüht, den <strong>Aus</strong>tausch mit <strong>Korntal</strong> in seinen<br />

so ganz eigenen gewachsenen Struk -<br />

tu ren zu fördern. Einige Jahre lang waren<br />

die Sportlehrer für uns treue Begleiter, ich<br />

erinnere mich gerne an die entspannte<br />

Runde im Lehrerzimmer des gymnase –<br />

und natürlich war da Monique Michel, die<br />

Jahr für Jahr die Mirander Schüler nach<br />

<strong>Korntal</strong> begleitet hat, obwohl ihre Haupt -<br />

tätigkeit an ihrer Schule in Auch war.<br />

Immer wieder taucht in Mirande auch<br />

Hervé Garlet auf, der mit seiner Be geist e -<br />

rung für die deutsche Sprache regelmäßig<br />

die Zahl der Deutsch lernenden Schüler<br />

steigen lässt. Er versucht durch Ko op er a -<br />

tion mit Schulen in Auch die Fahrt für die<br />

Franzosen erschwinglich zu h<strong>alten</strong>. So war<br />

bei den letzten zwei Besuchen Joelle Vaury<br />

mit Schülern des Collège Salinis in Auch<br />

mit zu Gast in <strong>Korntal</strong>.<br />

Bedenkt man, dass alle diese Fahrten<br />

nicht nur von den verschiedenen Schul lei -<br />

tern befürwortet werden müssen, sondern<br />

auch vom conseil d’administration<br />

der einzelnen Schulen und schließlich von<br />

der académie genehmigt werden müssen,<br />

ist man fast erstaunt, dass sie gelegentlich<br />

tatsächlich stattfinden können.<br />

Mirande, ma jolie – es ist ein wenig still<br />

geworden um Dich.<br />

Sicher ist die Euphorie des Anfangs<br />

vorbei. Ganz <strong>Korntal</strong> feierte damals ein<br />

Riesenfest – im Archiv findet man den<br />

Brief wechsel der Schulleiter der Stadt über<br />

die Zahl der zu stellenden Fackel- und<br />

Lampionträger.<br />

Gegenseitige Besuche haben – ganz<br />

ge wiss nicht nur an unserer Schule – den<br />

Reiz des Besonderen verloren. Die An -<br />

sprüche der Schüler sind höher, manchmal<br />

hat man den Eindruck, sie wollen eine<br />

Gastfamilie wie aus einem Urlaubskatalog<br />

buchen.<br />

An vielen Schulen laufen Versuche, den<br />

traditionellen Schüleraustausch durch<br />

gemeinsame Projekte zu ergänzen oder<br />

gar zu ersetzen. Einige Fachschaften unserer<br />

Schule haben die Fachschaft Fran zö -<br />

sisch bereits in der Vergangenheit bei Ex -<br />

pe rimenten in dieser Richtung unterstützt;<br />

wir haben vor ein paar Jahren auch zaghafte<br />

Versuche unternommen, die SMV in das<br />

Programm mit einzubinden. Es gab ebenfalls<br />

schon einen Informationsaustausch ei -<br />

niger Französisch-LKs zum Lycée Alain<br />

Four nier zu landeskundlichen Lehr plan the -<br />

men, eine Tradition, die sich wieder be le -<br />

ben und möglicherweise auf andere Klas -<br />

sen stufen ausweiten ließe. Die Schul -<br />

partnerschaft wäre wieder mehr die Sa che<br />

der ganzen Schule.<br />

Ein Wunsch zum Schluss: Wenn in Mi -<br />

rande wieder einem neuen Deutschlehrer<br />

die Frage “Connaissez-vous Komtal?“<br />

gestellt wird, möge die Antwort lauten:<br />

„Pas encore“ ! ■<br />

.Antje Schmid


Die Fachschaft Deutsch stellt sich vor<br />

– oder: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung<br />

Deutschlehrer und ihre Dichter<br />

Hilde Domin ■ Margit de Freitas<br />

Das Gefieder der Sprache<br />

Das Gefieder der Sprache streicheln<br />

Worte sind Vögel<br />

mit ihnen<br />

davonfliegen.<br />

Bertolt Brecht ■ Martin Donabauer<br />

Der Rauch<br />

Das kleine Haus unter Bäumen am See.<br />

Vom Dach steigt Rauch.<br />

Fehlte er<br />

Wie trostlos dann wären<br />

Haus, Bäume und See.<br />

Schiller ■ Heidrun Gampper<br />

Zitate<br />

„ Dem Schwachen ist sein Stachel auch gegeben.“<br />

„ Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.“<br />

„ Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und<br />

würd’ er in Ketten geboren.“<br />

Erich Kästner ■ Regina Heumüller<br />

Nicht jeder, der nach Indien fährt,<br />

entdeckt Amerika.<br />

Man kann sich auch an offenen Türen<br />

den Kopf einrennen.<br />

Es gibt nichts Gutes<br />

außer: man tut es.<br />

79


80<br />

Heinrich Böll ■ Suzanne Hoffman<br />

„Die Sprache kann der letzte Hort der Freiheit<br />

sein. Wir wissen, daß ein Gespräch, daß ein<br />

heimlich weitergereichtes Gedicht kostbarer<br />

werden kann als Brot, nach dem in allen<br />

Revolutionen die Aufständischen geschrien<br />

haben.“<br />

(aus seiner Rede „Die Sprache als Hort der Freiheit“, geh<strong>alten</strong><br />

anlässlich der Entgegennahme des Eduard-von-der-<br />

Heydt-Preises der Stadt Wuppertal am 24.01.1959)<br />

Carl Barks ■ Winfried Harst<br />

Lyrik aus Entenhausen:<br />

“Seufz”, “Röchel”, “Japs”, “Ächz”, “Krächz”,<br />

“Hechel”, “Grmpf”, “Wüt”,<br />

“Jaul”, “Kreisch”, “Buh”<br />

Carl Barks, ein visionärer Künstler des 20. Jahrhunderts, ist<br />

mein Lieblingsautor, weil er die geeignete Literatur für die<br />

PISA-Generation geschaffen hat. „Im Land der eckigen Eier“<br />

(Lost in the Andes) oder „Arturo, der Affe“ (Too many pets)<br />

werden in spätestens zwei Jahren Pflichtlektüren in Deutsch<br />

oder Englisch.<br />

Joseph v. Eichendorff ■ Christine Kramer<br />

Mondnacht<br />

Die Luft ging durch die Felder,<br />

Die Ähren wogten sacht,<br />

Es rauschten leis die Wälder,<br />

So sternenklar war die Nacht<br />

Und meine Seele spannte<br />

Weit die Flügel aus,<br />

Flog durch die Stillen Lande,<br />

Als flöge sie nach Haus.<br />

J. W. von Goethe ■ Renate Martin-Aretz<br />

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,<br />

(Faust, Der Tragöde erster Teil)<br />

Anton Tschechov ■ Tino Miksche<br />

Neben einer jungen Frau sitzend, die im<br />

Morgenlicht so schön erschien, besänftigt und<br />

bezaubert von dieser märchenhaften Umgebung<br />

– dem Meer, den Bergen, den Wolken, dem weiten<br />

Himmel, dachte Gurov, dass im Grunde,<br />

wenn man es sich recht überlegte, auf dieser<br />

Welt alles schön sei, alles, außer dem, was wir<br />

denken und tun, wenn wir die höchsten Ziele<br />

des Daseins vergessen, unsere menschliche<br />

Würde.<br />

Anton Tschechov „Die Dame mit dem Hündchen“ 1899


Theodor Fontane ■ Ingrid Mayer-Groß<br />

Unsere Prinzipien dauern gerade so lange, bis<br />

sie mit unseren Leidenschaften oder Eitelkeiten<br />

in Konflikt kommen, und ziehen dann jedes Mal<br />

den Kürzeren.<br />

Wer nicht weiß, dass er eine Maske trägt, trägt<br />

sie am vollkommensten.<br />

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist,<br />

kommt keine Klugheit auf.<br />

“Wir wissen wenigstens, dass wir nichts taugen,<br />

und in dieser Erkenntnis ist die Möglichkeit der<br />

Besserung gegeben.” – Bülow in “Schach von<br />

Wuthenow”<br />

Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die<br />

Sprache.<br />

Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht,<br />

kommen sie nicht mehr zurück.<br />

Heinrich Heine ■ Waltraud Schliack<br />

AM MEER<br />

Das Fräulein stand am Meere<br />

Und seufzte lang und bang,<br />

es rührte sie so sehre<br />

der Sonnenuntergang.<br />

„Mein Fräulein, sein Sie munter,<br />

Das ist ein altes Stück;<br />

Hier vorne geht sie unter<br />

Und kehrt von hinten zurück.“<br />

Joseph v. Eichendorff ■ Ute-Ellen Stoll<br />

Frau Stoll empfiehlt - bei aller Begeisterung<br />

für Goethe und Schiller -, die Romantik nicht<br />

ganz zu vergessen, alldieweil sich manch<br />

tröstliche Textpassage dort findet, wie z.B.:<br />

„Nun“, sagte ich, „wenn ich ein<br />

Taugenichts bin, so ist’s gut,<br />

so will ich in die Welt gehen<br />

und mein Glück machen. (…)<br />

- und es war alles, alles gut!“<br />

Paulo Coelho ■ Ingeborg Maus<br />

„Egal, ob die anderen dich unterstützen, kritisieren,<br />

ignorieren, tolerieren – du tust etwas, weil<br />

es dein Schicksal auf dieser Erde, der Quell aller<br />

Freuden ist.“<br />

„Leben heißt mit einem Fallschirm abspringen;<br />

Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet,<br />

nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis man den<br />

eigenen Gipfel erklommen hat.“<br />

81


82<br />

<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Erinnert Ihr Euch noch...<br />

Peter Weiss ■ Tilman Diez<br />

Hölderlin und die deutsche Misere<br />

aus Peter Weiss: Hölderlin. 1971<br />

Auftritt Susette Gontard. Im Hintergrund lauschend zuweilen<br />

Margarete Gontard. Susette atemlos.<br />

SUSETTE GONTARD<br />

So bald die Gäste weg komm<br />

zu mir durch den hintern Eingang<br />

lauf schnell die Treppe rauf<br />

die Thür wird offen stehn wie immer<br />

die Kinder sind zur Zeit<br />

im untern blauen Zimmer<br />

und sollt dich jemand sehn was thuts<br />

kann doch nicht auffalln wenn Persohnen<br />

welche unterm gleichen Dach wohnen<br />

sich eine halbe Stund zusammen bringen<br />

HÖLDERLIN<br />

So gehts doch nicht<br />

SUSETTE GONTARD<br />

O ich bin wie gelähmt<br />

wenn du so sprichst Geliebter<br />

möcht dir doch einen Himmel geben<br />

HÖLDERLIN<br />

Unmöglich<br />

… dass es Ende der Achtziger an der Schule eine<br />

Schü lerin gab, die für 50 Mark, welche die Schüler<br />

eingesammelt hatten, in der Großen Pause zum<br />

Gau di um aller in den metertiefen Tümpel sprang,<br />

der da mals noch unseren Innenhof zierte.<br />

Hilde Domin ■ Constanze Siebert<br />

Nicht müde werden<br />

Nicht müde werden<br />

Sondern dem Wunder<br />

Leise<br />

Wie einem Vogel<br />

Die Hand hinh<strong>alten</strong><br />

Es knospt<br />

Es knospt<br />

Unter den Blättern<br />

Das nennen sie Herbst


Die Probleme des Faches Deutsch im<br />

Jahr des großen Umbruchs, Aufbruchs,<br />

an no 2004, verdeutlicht anhand einer<br />

Einladung zum Fach konvent.<br />

EINLADUNG<br />

ZUM FACHKONVENT<br />

DEUTSCH<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

Mit Bestürzung habe ich feststellen müs -<br />

sen, dass noch Unklarheiten herrschen be -<br />

züglich G8, GIS, GfS, GWG, NwT, ITG-<br />

Modul, integrativem Modul, Nikos etc., insbesondere<br />

scheint es mir noch an einer<br />

generellen progressiven Qualifikations kom -<br />

pe tenz (GPQK) zu mangeln, ja, ich wage zu<br />

behaupten, dass gewisse asymmetrische<br />

Identifikations- und Reflektionsebenen<br />

(AIR) unverkennbar sind. Wir sollten dies<br />

Problem zielorientiert angehen. Das Beste<br />

wäre zweifellos, wenn es uns gelänge, ein<br />

Konzept für eine curriculare Innovations -<br />

evalua tion (CIE) zu entwerfen. Ich bin fest<br />

davon überzeugt, dass dies eine Niveau<br />

konkretisierende Stabilisierungs funk tion<br />

(NKS) hätte. Eine dysfunktionale Or ien tier<br />

ungs kompetenz (DOK) können wir uns<br />

m.E. (meines Erachtens) gerade in unserem<br />

Fachbereich nicht länger leisten.<br />

wichtig – wichtig – wichtig<br />

eilt – eilt – eilt – eilt – eilt – eilt<br />

Top: Entwicklung eines schulcurricularen,<br />

synapsenkompatiblen Kompetenz mo -<br />

dells mit doppelter Spiralstruktur unter<br />

besonderer Berücksichtigung potentiell ex -<br />

ter ner - evt. globalisierter - Evaluation.<br />

M f 1.A G<br />

R. Martin-Aretz<br />

Termin: 1. April, 0.00 Uhr<br />

Ort: kein Ort, nirgends<br />

83


84<br />

Zu guter Letzt –<br />

ein guter Deutschlehrer<br />

Der ideale Deutschlehrer...<br />

• kennt sich in sämtlichen Werken der<br />

Welt literatur aus<br />

• ist ein Organisationstalent<br />

• besucht mindestens einmal im Monat<br />

eine Fortbildungsveranstaltung<br />

• gibt Klassenarbeiten bereits in der nächsten<br />

Stunde zurück<br />

• ist stets Klassenlehrer<br />

• unternimmt regelmäßig etwas außer -<br />

unterrichtlich mit seiner eigenen und<br />

ande ren Klassen<br />

• organisiert Autorenlesungen, Vor lese-<br />

wettbe werbe etc. etc.<br />

• ist versiert im Umgang mit Computer<br />

und Internet<br />

Ein guter Deutschlehrer ist<br />

• immer fröhlich und kann<br />

auch jederzeit fachfremd Musik<br />

oder Chemie unterrichten.<br />

Ein guter Deutschlehrer kann<br />

• Kon juga tion von Konjunktur unterscheiden.<br />

Ein guter Deutschlehrer weiß,<br />

• dass Metaphorik keine Parfümmarke ist.<br />

Eine Deutschlehrerin<br />

• Sie ist immer heiter,<br />

• hält gerne Vertretungsstunden, um<br />

gleich den nächsten Aufsatz vorzubereiten;<br />

• Der dauert mindestens drei Stunden;<br />

• Da freuen sich die Kollegen.<br />

• Abends eilt sie ins Theater, um die<br />

passende Aufführung für ihre Schüler zu<br />

finden, doch dort ist vieles recht vulgär.<br />

• Minnesang und auch das Althochdeut<br />

sche sind ihr ans Herz gewachsen,<br />

und sie zögert nicht, die Wichtigkeit der<br />

„<strong>alten</strong> Abteilung“ zu betonen.<br />

• Wenn die Schüler die mittelalterlichen<br />

Ep en gar nicht lesen wollen, ...<br />

so erzählt sie eben den Parsifal, denn<br />

dieser kommt der Heiligen Schrift<br />

gleich.<br />

• Computer sind ihr ein Gräuel, wie<br />

überhaupt die verfluchte Technik, denn<br />

sie hät te ja einen zuverlässigen Sekretär<br />

verdient.<br />

Natürlich hat sie auch einen<br />

praktischen Sinn.<br />

• Sie pflegt ihre Rosen mit Inbrunst:<br />

• Die Königin der Blumen vor Augen<br />

und die Sonette ihrer Lieblingsdichter<br />

im Sinn.<br />

• Sie kocht Suppen und Soßen,<br />

• bringt nicht nur sonntags ein Mittag -<br />

essen auf den Tisch,<br />

• und zu Weihnachten und Ostern pro-<br />

fitieren auch die Schüler von ihren Kü-<br />

chen künsten.<br />

Wenn die Erschöpfung sie übermannt,<br />

• reist sie zu Kur,<br />

• in den Ferien natürlich, nach Baden wei -<br />

ler oder in die Bretagne,<br />

• wenn dies die Sprachkenntnisse erlauben,<br />

• um in gepflegter Atmosphäre die<br />

malträtierten Beine zu pflegen<br />

• und von zarten Händen die Schmerzen<br />

in der Wirbelsäule lindern zu lassen.<br />

Waltraud Schliack


<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Erinnert Ihr Euch noch...<br />

… dass ein anderer Abi-Jahrgang so zum Spaß ein paar tausend<br />

mit Wasser gefüllte Trink be cher in den Gängen und auf der Treppe<br />

des Re ktoratsbereichs aufgestellt hatte. Als der Schulleiter sie mit<br />

wütenden Fußtritten alle um geworfen hatte, musste Herr<br />

Fritscher ca. 200 Liter Wasser aus dem Untergeschoß pum pen.<br />

Einen ähnlich durchschlagenden Effekt erzielte ein weiterer Abi-<br />

Jahrgang mit ein paar Tausend ebenda aufgestellten „Neger -<br />

küssen“.<br />

Derselbe Schulleiter gab bei der Tombola, die an lässlich der 100-<br />

Jahrfeier des <strong>Gymnasium</strong>s veranstaltet wurde, während des<br />

Schulballes die Devise an das Kollegium heraus: „Wer einen größeren<br />

Preis gewinnt, spendet ihn der Schule.“ Die<br />

Schlagbohrmaschine, die er selber gewonnen hat, soll er dann<br />

aber beh<strong>alten</strong> haben.<br />

... dass dem ersten Schüler, der sein Auto vor dem <strong>Gymnasium</strong><br />

parkte (ein Lloyd), dies um gehend untersagt wurde. Begründung:<br />

„Scha det dem Ruf der Anstalt.“<br />

... dass, als Ende der Fünfziger Abiturienten mitten in der Nacht<br />

einmal den Kleinwagen einer Lehrerin so zum Spaß wegtragen<br />

wollten, sie überrascht feststellten, dass die besagte Pädagogin mit<br />

einem der Klassen ka mer ad en bei liebevoller Unterhaltung noch<br />

drinsaß.<br />

85


86<br />

Religion / Ethik<br />

Religion verbindet<br />

Sozialpraktikum – Erfahrungen in der Arbeitswelt<br />

RELIGION VERBINDET<br />

In einer Zeit, in der das Gegenteil der<br />

Fall zu sein scheint, hat sich die Fachschaft<br />

Religion am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> genau<br />

die se Überschrift als Leitwort gewählt.<br />

Nicht nur, weil wir uns menschlich ge -<br />

genseitig sehr schätzen und schon von da -<br />

her Religion als verbindendes Element<br />

wahr nehmen, sondern vor allem deshalb,<br />

weil wir uns einig sind in dem Bemühen,<br />

das Verbindende in den Religionen zu su -<br />

chen und unseren Schülerinnen und Schü -<br />

lern zu vermitteln.<br />

In unseren Schwerpunkten Theologie<br />

und Philosophie verpflichten wir uns dem<br />

Fä cher verbindenden Unterricht. Wir be -<br />

mü hen uns, schwierige Denkzusam men -<br />

hän ge zu elementarisieren und verständlich<br />

zu vermitteln.<br />

Es ist uns wichtig, die Schüler mit ihrer<br />

Meinung ernst zu nehmen und das Ge -<br />

spräch mit ihnen zu suchen. Wir versuchen,<br />

Konflikte zu benennen und in offenem<br />

Diskurs mit den Betroffenen auszutragen.<br />

Wir wollen den Schülern nahe<br />

bring en, dass in der <strong>Aus</strong>einandersetzung<br />

mit Menschen, die anders denken, der Re -<br />

spekt vor ihnen im Sinne einer umfassenden<br />

Toleranz vor allem andern stehen<br />

muss. Und da zur Toleranz immer die ge -<br />

naue Kenntnis der eigenen Position<br />

gehört – alles andere wäre nur Gleich gül -<br />

tig keit – bemühen wir uns, unsere Schüler<br />

auszubilden und sprachfähig zu machen<br />

und ihnen für das, was sie denken, das<br />

nötige geistige Handwerkszeug an die<br />

Hand zu geben.<br />

Ökumenisches, interdisziplinäres Ar bei -<br />

t en, das inzwischen von den jeweiligen<br />

Lan des kirchen ausdrücklich begrüßt und<br />

gefördert wird, kennen wir schon lange.<br />

Wir arbeiten generell ökumenisch zusammen,<br />

und bei besonderen Gelegenheiten<br />

wie bei Schulgottesdiensten oder schulischen<br />

Projekten wird diese Zusammen ar -<br />

beit auch nach außen sichtbar.<br />

Natürlich ist uns klar, dass neben solchen<br />

Leitbildern die Unterrichtssituation<br />

und die Schüler selbst uns oft nur recht<br />

klei ne Brötchen backen lassen. Und daher<br />

legen wir großen Wert auf eine gute Pä -<br />

da gogik und auf gelingende Zusammen ar -<br />

beit mit den Kolleginnen und Kollegen, die<br />

in den jeweiligen Klassen unterrichten. Wir<br />

sind sehr offen für Fächer übergreifende<br />

Projekte und haben in den neuen Lehr plä -<br />

nen, die jetzt entwickelt wurden, dafür<br />

auch einigen Raum bekommen.<br />

Ein Beispiel für diese neue Weite, die<br />

uns die Lehrpläne lassen, ist das Sozial -<br />

praktikum, das wir mit großem Erfolg seit<br />

dem Schuljahr 2004/05 zusammen mit<br />

dem Fach Ethik in Klassenstufe 8 durchführen.<br />

Schülerinnen und Schüler lernen<br />

bei diesem Projekt, das aus dem Unter -<br />

richt er wächst, durch eigenes Handan le -<br />

gen die sozialen und diakonischen As pek -<br />

te unserer Gesellschaft kennen und von<br />

innen heraus verstehen. ■<br />

Veronika Bohnet, Christoph Doll, David<br />

Elsäßer, Jörg Maihoff, Christina Mayer, Regina<br />

Rapp, Corinna Schmohl


SOZIALPRAKTIKUM<br />

Das Sozialpraktikum der<br />

8. Klassen stufe aus der Sicht<br />

der Schülerinnen und Schü ler<br />

“Schon die Vorbereitung im Unterricht<br />

war ungewöhnlich. Im Unterricht haben<br />

wir uns schon auf das Praktikum vorbereitet.<br />

Wir haben uns Leute „angesehen“,<br />

welche Art von Behinderung sie haben:<br />

Al ter, Sehbehinderung, Gehbehinderung,<br />

geistige Behinderung, eine Behinderung,<br />

weil man allein ist, also wenn man Hilfe<br />

von anderen braucht und so weiter. Wir<br />

versetzten uns in Leute, die nicht sehen<br />

können, indem wir uns ein Tuch um die<br />

Augen banden, uns einen Stock nahmen<br />

und von jemandem hinausgeführt wurden.<br />

Dann mussten wir schauen, wie wir<br />

alleine zurechtkamen, ohne etwas zu<br />

sehen.<br />

Auch versetzten wir uns in Leute, die<br />

nicht gehen können und im Rollstuhl sitzen.<br />

Wir überlegten uns, wie weit wir in<br />

einem Rollstuhl aus unserem Haus hinaus<br />

und irgendwohin kommen würden.”<br />

Laura Döffinger<br />

Allgemeine Beobachtungen<br />

Die Kinder im Kindergarten sind sehr<br />

unterschiedlich im Temperament und im<br />

Verh<strong>alten</strong>. Manche sind sehr schüchtern<br />

und zurückh<strong>alten</strong>d, andere dagegen sind<br />

temperamentvoll, laut und auffällig. Ich<br />

habe die Beobachtung gemacht, dass manche<br />

Kinder viel lieber in Gesellschaft anderer<br />

Kinder spielen oder mit mir, meiner<br />

Freundin oder einer Erzieherin. Die Kinder<br />

wollten meistens etwas zu zweit oder mit<br />

mehreren machen. Andere Kinder dagegen<br />

konnten sich sehr gut alleine beschäftigen<br />

und alleine etwas spielen. Manchmal<br />

wollten sie auch niemanden dabei haben,<br />

der ihnen hilft oder mit ihnen spielt.<br />

Beim Spielen im Freien haben manche<br />

Kinder sich ganz anders benommen als im<br />

Kindergarten beim Spielen. Manche Kin -<br />

der sind draußen viel lebhafter als drinnen<br />

und tauen einfach auf beim Spielen. Man -<br />

che spielen draußen mehr mit anderen<br />

Kindern als drinnen und sind kontaktfreudiger.<br />

Anne Ulmer<br />

Keine Angst vor unangenehmer<br />

Ar beit und Verständnis für<br />

Men schen, die sich nicht konform<br />

verh<strong>alten</strong><br />

Manchen, die nicht mehr allein essen<br />

konnten, half ich, ihr Brot zum Mund zu<br />

führen, anderen, die noch besser zurechtkamen,<br />

musste ich nur ein Brot mit<br />

Marmelade streichen oder eine Schüssel<br />

mit Müsli auf den Tisch stellen. So gut wie<br />

alle Pflegeheiminsassen mussten Me di ka -<br />

men te nehmen, was öfters mit gewissen<br />

Schwierigkeiten verbunden war, da man<br />

nichts verwechseln durfte; das hätte fatale<br />

Folgen haben können. Sonst schenkte ich<br />

den Bewohnern Kaffee ein oder gab ihnen<br />

eine Scheibe Brot.<br />

Es hat mich nicht geekelt, wenn irgendjemand<br />

gesabbert oder nicht mehr richtig<br />

gegessen hat, da ich sowieso alles danach<br />

abwischen konnte.<br />

Nachdem alles abgeräumt war und alle<br />

Tische im Speisesaal mit einem feuchten<br />

Tuch abgewischt waren, ging ich mit einer<br />

Pflegerin durch alle Zimmer und sammelte<br />

die schmutzige Wäsche der Bewohner<br />

ein und leerte alle Mülleimer.<br />

(...) Ich glaube allerdings auch, dass es<br />

manchen ganz egal war, ob ich komme<br />

oder nicht, da sie aus Einsamkeit traurig<br />

oder verbittert waren und sie deshalb<br />

nichts von irgendwelchen Praktikanten<br />

wis sen wollten. Dies war manchmal auch<br />

ein Problem für mich, da ich nicht wusste,<br />

was ich mit diesem Leuten anfangen sollte.<br />

(...)<br />

Ich weiß nun, wie es in einem Alten -<br />

pflege heim zugeht, was die Arbeit eines<br />

Altenpflegers ist und wie man mit den<br />

Heim bewohnern umzugehen hat. Es hat<br />

87


88<br />

mir gebracht, dass ich jetzt besser weiß,<br />

weshalb alte Menschen schnell depressiv<br />

wer den, nämlich weil sie, wenn sie von<br />

nie mandem besucht werden oder den<br />

gan zen Tag nichts oder so gut wie nichts<br />

tun, sehr oft denken, dass sie unnütz sind<br />

und sie keiner mehr braucht.<br />

Aber es ist meist besser, wenn die Leu -<br />

te zu Hause bleiben können, da die Zu -<br />

wen dung der Altenpfleger im Heim sich<br />

auf gewisse äußere Bedürfnisse be -<br />

schränkt. In einem Pflegeheim haben die<br />

Betreuer nämlich nicht genügend Zeit, sich<br />

auch mit längeren Gesprächen, Vorlesen<br />

oder Ähnlichem um die Patienten zu kümmern.<br />

Julian Huß<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Da wir Mitarbeiter in der Stad t rand er -<br />

holung auch eine große Verantwortung zu<br />

tragen hatten, wurden wir vor der Ferien -<br />

maßnahme über einige wichtige Dinge in -<br />

for miert und geschult. Anhand von Kärt -<br />

chen, auf denen Notfallsituationen be -<br />

schrie ben waren, haben wir wichtige Ver -<br />

hal tens maßregeln durchgesprochen, wie<br />

z.B.: Was ist zu tun, wenn ein Kind barfuß<br />

in einen rostigen Nagel tritt?<br />

Einige Mitarbeiter haben deshalb sogar<br />

im Vorfeld der Ferienspiele einen Erste-<br />

Hilfe-Kurs besucht bzw. eine <strong>Aus</strong>bildung<br />

beim DLRG als Rettungsschwimmer ge -<br />

macht. Wir waren ein bunt gemischtes<br />

Team und haben uns in unseren Gaben<br />

und Fähigkeiten gut ergänzen können. (...)<br />

Ich habe gelernt, Verantwortung für die<br />

Kinder zu übernehmen, auf sie einzugehen,<br />

ihnen zu helfen, wenn es nötig war,<br />

Streit zu schlichten und ihnen Bezugs per -<br />

son zu sein. (...) In manchen Situationen<br />

werde ich nächstes Mal anders reagieren<br />

und teilweise nicht so streng sein.<br />

Amelie Klenk<br />

Was man so alles lernen und<br />

lehren kann<br />

Das Kindergarten-Team ist darauf be -<br />

dacht, zur Selbstständigkeit und Ge mein -<br />

schafts fähigkeit hinzuführen. In altersgemischten<br />

Gruppen (von 3-6 Jahren) fördert<br />

es die Kinder ganzheitlich in gezielten<br />

Angeboten und im freien Spiel. Der<br />

Schwer punkt der Erziehungsaufgabe wird<br />

auf die musisch-kreative Entwicklung ge -<br />

legt. Der Kindergarten schließt die christliche<br />

Erziehung als Bildungs- und Er zieh -<br />

ungs aufgabe mit ein. In der letzten Zeit ha -<br />

ben auch Kinder mit Behinderung den Kin -<br />

der garten besucht. Auch in Zukunft be -<br />

steht grundsätzlich die Möglichkeit, Kinder<br />

mit Behinderungen mit zu betreuen.<br />

Alexandra Huß<br />

Nicht so einfach, wie man denkt<br />

Am Anfang hatte ich die Befürchtung,<br />

dass es mit den Kindern zu leicht werden<br />

würde zu arbeiten. Aber es kam ganz an -<br />

ders, als ich gedacht hatte. Man glaubt gar<br />

nicht, wie verschieden die Charaktere in<br />

diesem Alter schon sind. Man muss sich in<br />

verschiedenen Situationen auf die Kinder<br />

ganz anders einstellen als auf Gleichaltrige<br />

oder Erwachsene. Wenn z.B. ein Kind<br />

weint aus einem Grund, den man nicht<br />

kennt, muss man ganz anders damit umgehen.<br />

Man sollte es ganz lieb und nett fragen,<br />

was denn passiert ist. So bekommt<br />

man dann vielleicht Infos und kann den<br />

Streit zwischen zwei Kindern schlichten.<br />

Das kann aber auch ganz amüsant sein.<br />

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />

es manchmal ganz schön anstrengend sein<br />

kann, Kinder zu hüten. Aber es hat immer<br />

Spaß gemacht. (...) An den Kindern war<br />

leicht zu sehen, ob man etwas richtig ge -<br />

macht hat oder nicht. Durch die offenen<br />

Gesichter konnte man gleich Freude oder<br />

Trauer ablesen. Bei den Erzieherinnen war<br />

es natürlich nicht mehr so einfach, da<br />

Erwachsene nicht mehr so offen und na -<br />

tür lich reagieren. Aber mit der Zeit und<br />

näherem Kennenlernen hat man auch bei


ihnen gemerkt, dass sie sich freuten, wenn<br />

man seine Sache gut gemacht hat.<br />

Fabian Meßner<br />

Der Sinn des Praktikums<br />

Ich denke, das Sozialpraktikum hat deswegen<br />

etwas mit den Fächern Religion<br />

und/oder Ethik zu tun, weil man dadurch<br />

lernt, nur aus Nächstenliebe und ohne<br />

Geld zu bekommen eine Aufgabe zu<br />

über nehmen, die anderen Menschen hilft,<br />

egal ob es alte, kranke oder sehr junge<br />

Menschen sind. Man bekommt einen Ein -<br />

druck, was die Menschen in Altenheimen,<br />

Kindergärten, Sozialstationen (…) arbeiten<br />

und was sie alles leisten. Denn es<br />

kostet oft viel Geduld, Kraft und seelische<br />

Stärke im Umgang mit diesen Menschen.<br />

Sie brauchen einfach viel mehr Zeit, Zu -<br />

wendung, Aufmerksamkeit und Ver ständ -<br />

nis. Das betrifft vor allem Alten- und<br />

Pflege heime und Sozialstationen. Die Auf -<br />

gaben dort sind nicht immer einfach, aber<br />

wenn man dann einmal die Dankbarkeit<br />

und die Freude der <strong>alten</strong>, kranken<br />

Menschen zu spüren bekommt, ist das ei -<br />

ne große Belohnung.<br />

Der Umgang mit den Kindern ist zwar<br />

fröhlicher, aber die Kinder muss man im<br />

Gegensatz zu den Erwachsenen noch er -<br />

ziehen und pädagogisch in ihre Grenzen<br />

verweisen. Und es gibt in jedem Kinder -<br />

gar ten komplizierte und unkomplizierte<br />

so wie rücksichtsvolle und egoistische Kin -<br />

der. Aber jedes Kind muss trotzdem gleich<br />

behandelt werden, keines darf bevorzugt<br />

oder benachteiligt werden. Und ich habe<br />

versucht, mich um alle Kinder zu kümmern<br />

und alle ins Spiel mit einzubeziehen.<br />

Es war nicht immer einfach, denn die<br />

Kinder waren nicht immer zu Kom -<br />

promissen bereit und stur in ihrer<br />

Meinung.<br />

Daniel Dittmar<br />

Fazit<br />

Wenn man mich fragen würde, würde<br />

ich mich spontan dafür entscheiden, noch<br />

einmal in den Kindergarten zu gehen.<br />

Allein, um noch mal diesen Riesenspaß mit<br />

den Kindern zu erleben. Aber dann bitte<br />

ganztags für eine Woche, um alle Aspekte<br />

mitzubekommen und alle Beteiligten besser<br />

kennen zu lernen. Denn dann habe ich<br />

auch die Chance, beim Kochen mitzuwirken<br />

und weitere tolle Sachen mit den Kin -<br />

dern zu gest<strong>alten</strong>. Da gibt es sicher viel zu<br />

lachen und zu lernen.<br />

Fabian Meßner<br />

Während des Praktikums lernte ich<br />

sehr viele Kinder kennen. Ich spielte mit<br />

ihnen und bastelte, ich tobte mit ihnen<br />

rum und lernte, wie man die Welt mit<br />

Kinder augen sieht. Die Kinder brachten<br />

mir bei, wie schön die Welt ist. Ich lernte<br />

aber auch, dass es in diesem Alter schon<br />

Konflikte gibt, die man lösen muss. Ich<br />

den ke, dass die Kindergärtnerinnen sehr<br />

viel Freude an ihrem Beruf haben, doch<br />

mir wäre der Umgang mit so vielen<br />

Kindern auf die Dauer zu stressig. Denn<br />

man muss alle Wünsche der Kinder unter<br />

einen Hut bringen, und das ist nicht immer<br />

so einfach.<br />

Corinna Oberle<br />

Die Aufgaben der Mitarbeiterinnen im<br />

Altersheim – es waren nur Frauen – sind:<br />

die Patienten zu waschen, ins Bett zu bringen,<br />

Essen zuzubereiten, beim Anziehen zu<br />

helfen usw., eben all das, was die <strong>alten</strong><br />

Leute nicht mehr selber machen können.<br />

Ich habe viele verschiedene Menschen<br />

kennen gelernt, viele Patienten, mit denen<br />

ich mich sehr gut verstanden habe. Na tür -<br />

lich gab es auch Menschen, die ziemlich<br />

un freundlich oder unzufrieden waren und<br />

immer rumgemeckert haben, weil sie nach<br />

Hause wollten.<br />

Die Mitarbeiterinnen waren sehr, sehr<br />

nett und haben uns gut miteinbezogen. Sie<br />

haben uns immer gesagt, was wir machen<br />

sollen, und haben uns alles gezeigt und<br />

erklärt.<br />

Ich denke, die Patienten haben von mir<br />

89


90<br />

erwartet, dass ich mich wie die anderen<br />

Schwestern verhalte, dass ich freundlich<br />

und hilfsbereit bin und sie respektiere.<br />

Ich habe von ihnen auch erwartet, dass<br />

sie freundlich zu mir sind und mir ein bisschen<br />

entgegen kommen. Und genau so war<br />

es auch.<br />

Mir persönlich hat es sehr viel ge -<br />

bracht. Jetzt weiß ich, wie manche alte<br />

Men schen leiden bzw. wie sie selber zu -<br />

recht kommen müssen, wie und woran sie<br />

sich orientieren können und welche<br />

Krank heiten sie haben. Ich habe gelernt,<br />

wie man mit ihnen umzugehen hat und<br />

dass sie viel Liebe brauchen. Ich würde<br />

noch einmal dorthin gehen, da es ja<br />

immer neue Patienten in der Kurzzeit pfle -<br />

ge gibt und ich dann jedes mal sicher neue<br />

Er fahrungen machen würde.<br />

Cassy Pinior<br />

Das Praktikum war nicht nur<br />

als solches wichtig<br />

Während meines Praktikums lernte ich<br />

meine Mitschüler und die Schüler aus der<br />

Parallelklasse, die das Praktikum besuchten,<br />

besser kennen und erfuhr, wie sie sich<br />

außerhalb der Schule verhielten. Außer -<br />

dem lernte ich viele nette, alte Menschen<br />

kennen, die diesen Tag, denke ich, immer in<br />

Erinnerung beh<strong>alten</strong> werden.<br />

Viele Senioren bedankten sich persönlich<br />

bei mir für meine Hilfe und mein Auf -<br />

treten, doch auch nur ihr Lächeln oder ihr<br />

Klatschen hat gereicht um mir zu zeigen,<br />

dass es ihnen viel Freude gebracht hat.<br />

Hinzu kam noch, dass eine 95-Jährige,<br />

die älteste unter den Senioren, sich erhob<br />

und sich noch einmal extra für alles be -<br />

dank te.<br />

Ich hatte nicht erwartet, dass manche<br />

sich so noch bei jedem extra bedanken.<br />

Alleine ihre Anwesenheit hätte gereicht.<br />

Ich habe gelernt und gesehen, wie viel<br />

mein Dasein für manche, besonders Ältere,<br />

bedeutet und wie es ist, einmal im<br />

Mittelpunkt zu stehen und dabei viel<br />

Anerkennung zu bekommen.<br />

Alisa Kringler<br />

Tipps für andere Praktikanten<br />

Da ich jetzt selbst mein Praktikum ab -<br />

solviert habe, weiß ich ein paar Dinge, auf<br />

die man achten sollte:<br />

Wenn man sich eine Stelle heraussucht,<br />

sollte man sich für die Stelle interessieren<br />

und für das, was in der Stelle passiert.<br />

Man sollte sich als erstes darum<br />

küm mern, ob die Stelle für Praktikanten<br />

geeignet ist. Wenn das geklärt ist, sollte<br />

man sich überlegen, was man befürchtet<br />

und was man erwartet.<br />

Du solltest bei deinem Praktikum darauf<br />

achten, dass du ein gutes Benehmen<br />

zeigst und dass das Äußere auch einen<br />

guten Eindruck auf die Betreuer macht.<br />

Achte auf dein Erscheinen und auf deine<br />

Sprache, die du während des Praktikums<br />

sprichst. Dann kannst du nichts falsch<br />

machen! ■


Bildende Kunst<br />

“Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.” Karl Valentin<br />

Ein Blick auf die Kunst am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />

„Bildende Kunst“, so heißt das Schul -<br />

fach, das der „Kunsterzieher“ an der Schu -<br />

le unterrichtet. Beides, den Namen des<br />

Fachs und den des Lehrers könnte man<br />

ganz gut auf ihre Bedeutung hin untersuchen,<br />

beispielsweise fragen, ob man in der<br />

Kunst nur bildnerisch tätig ist, oder ob nur<br />

die Kunst bildet, ob der Lehrer mit oder<br />

durch die Kunst erzieht, ja ob die Kunst<br />

oder der Kunstlehrer erzieherischer sind<br />

als andere Lehrer oder Fächer. Vielleicht<br />

wäre diese Untersuchung ganz interessant<br />

oder er hellend für den, der fragt oder den,<br />

der etwas präsentiert, beziehungsweise<br />

be antwortet bekommt. Vielleicht wäre das<br />

Ganze aber auch eine reine Wort klau ber -<br />

ei. Jedenfalls möchte ich das hier nicht tun,<br />

sondern ein wenig über die Bildende<br />

Kunst am <strong>Gymnasium</strong> berichten.<br />

Kunst und Musik heißen im neuen Bil -<br />

dungs plan übrigens nicht mehr “Musische<br />

Fächer”, sondern “Künstlerische Fächer”.<br />

Dort steht auch, dass der unverwechselbare<br />

Beitrag in einem ästhetischen Zugang<br />

zur Welt über die Sinne besteht. Wohl<br />

wahr, denn so viel wie in „Kunst“, wie ich<br />

das Fach hier kurzerhand nennen möchte,<br />

sin nlich wahrgenommen, erfahren, ge -<br />

macht, gemalt, gezeichnet, plastiziert, ge -<br />

baut wird – aber auch darüber nachgedacht,<br />

gesprochen und geschrieben wird –<br />

das ist schon etwas ganz Eigenes und Un -<br />

verwechselbares in der Schule. Vieles passiert<br />

auch in Verbindung und in Zu sam -<br />

men arbeit mit anderen Fächern: Deutsch,<br />

Musik, manchmal auch Mathematik vor<br />

allem auch mit derTheaterAG, für die im -<br />

mer wieder Bühnenbilder entstehen.<br />

Die Kunst ist am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />

seit Jahrzehnten sehr präsent und “aktiv”,<br />

so gab und gibt es ohne Unterbrechung<br />

„Leistungskurse“ im Fach Bildende Kunst<br />

seit die reformierte Oberstufe eingeführt<br />

wurde, damals von Rainer Renz und mir<br />

im Wechsel zum Abitur geführt. Seit<br />

Rainer Renz im Ruhestand ist und sich seiner<br />

Kunst und noch etwas der Lehre an -<br />

dern orts widmet, wechseln sich die Kunst -<br />

lehrer und aktiven Künstler Bodo Nassal<br />

und H.P. Schlotter in der Oberstufe mit<br />

Grund kursen und Neigungskursen, wie<br />

die Leistungskurse jetzt genannt werden,<br />

ab. Margit de Freitas, die Seiteneinsteigerin<br />

im Kunstbereich, ist neben den Genannten<br />

in der Unterstufe tätig. Immer wieder wa -<br />

ren in den letzten Jahren auch Referen -<br />

dare bei uns in <strong>Aus</strong>bildung und haben<br />

mehr oder weniger “Spuren” hinterlassen.<br />

Seit jeher zollen Besucher und Kol -<br />

legen den im Schulhaus ausgestellten<br />

Kunstarbeiten der Schüler/Innen Respekt<br />

(soweit wir hören, und uns natürlich darüber<br />

freuen). Auch von den Schüler/Innen<br />

werden diese Präsentationen, die das Ge -<br />

sicht und den Eindruck der Schule mit<br />

prägen, aktiv wahrgenommen. Neben den<br />

<strong>Aus</strong>stellungen im Schulhaus, früher auch<br />

im damals noch neuen “Mehrzweckraum“,<br />

finden die Abschlussausstellungen der Abi -<br />

turienten regelmäßig im Rathaus in Korn -<br />

tal statt. Eine ganze Reihe Absolventen des<br />

Kunst-Abiturs sind inzwischen selbst<br />

Kunst akademieabsolventen und als Künst -<br />

ler oder Lehrer tätig.<br />

Auch künstlerische Projekte bei den<br />

Projekttagen, Teilnahme an Wettbewerben<br />

mit Kunstpreisen (oft erfolgreich), Kunst<br />

Bodo Nassal,<br />

Margit de Freitas<br />

H.P. Schlotter<br />

91


92<br />

am Bau (z.B. am Bahnhof <strong>Korntal</strong> oder im<br />

Hallenbad in <strong>Münchingen</strong>), Exkursionen in<br />

die Staatsgalerie und zu anderen <strong>Aus</strong>stel -<br />

lungen, gemeinsame Projekte mit der<br />

Stadt oder dem örtlichen Jugendhaus wa -<br />

ren und sind selbstverständliche Facetten<br />

der „Kunst“ am <strong>Gymnasium</strong>. Der Kunst -<br />

bereich, die Zeichensäle und der Werk -<br />

raum sind auch ausserhalb der Unter -<br />

richts stunden oft belebt durch künstlerisch<br />

schaffende Schüler/Innen und werden<br />

dadurch teilweise zum kommunikativen<br />

Treffpunkt. Dort werden auch regelmässig<br />

Plakate für die SMV oder andere<br />

Zwecke gemalt – oder ausnahmsweise<br />

auch `mal künstlerische Geburtstags ge -<br />

schen ke gestaltet...<br />

In den Jahren, in denen Herr Heim<br />

Schul leiter war, garantierte dessen Kunst -<br />

be geisterung auch immer eine stützende<br />

und helfende Hand und natürlich Mo ti va -<br />

tion. Frau Nollert, die neue Schulleiterin,<br />

scheint dies fortzuführen und wird uns in<br />

diesem Sinne für die Kunst sicher auch<br />

weiter zur Seite stehen.<br />

So hoffen die Kunstlehrer, dass das<br />

künst lerische Schaffen am <strong>Gymnasium</strong><br />

wei ter ein lebendiger und schöner Teil der<br />

Schule bleiben wird und den Schüler -<br />

/Innen und den Lehrkräften Freude macht,<br />

trotz der vielen Arbeit.<br />

Vielleicht wird durch die begleitende<br />

Bild auswahl davon etwas sichtbar und<br />

spürbar. ■<br />

H.P. Schlotter


<strong>Aus</strong>stellung im Rathaus <strong>Korntal</strong><br />

mit einer Performance zur<br />

Eröffnung, 2004<br />

93


links oben: Wandmalerei im<br />

Hallenbad <strong>Münchingen</strong> 1994<br />

rechts oben: Schüler bei der<br />

Arbeit zum Bühnenbild für<br />

MOMO, 2005<br />

mitte: Kreidezeichnungen<br />

unten: Wandmalerei<br />

am <strong>Gymnasium</strong><br />

94


Mathematik / Physik<br />

MATHE HAB ICH NIE<br />

GEKONNT – PHYSIK HABE<br />

ICH GEHASST!<br />

Wie oft hört man das von erfolgreichen<br />

Menschen! Könnte man deshalb<br />

nicht zu dem Schluss kommen, diese Fä -<br />

cher seien überflüssig? Während man von<br />

der Nützlichkeit einer Fremdsprache<br />

leicht bei jedem <strong>Aus</strong>landsurlaub überzeugt<br />

wird, ist das bei diesen Fächern wesentlich<br />

schwieriger. Ganz ehrlich, wann mussten<br />

Sie zum letzten Mal eine quadratische<br />

Gleichung lösen? Ist es für Sie wichtig, dass<br />

Sie die Kapazität eines Kondensators be -<br />

stimmen können? Nun gut, ich steige nicht<br />

mit dem Fön in die Badewanne, aber das<br />

hätte ich auch ohne Physikunterricht<br />

gewusst. Haben also diejenigen recht, die<br />

sich damit brüsten, in Mathematik und<br />

Phy sik versagt zu haben?<br />

Trotz dieser Einwände werden in der<br />

Industrie und selbst im Dienstleistungs ge -<br />

werbe – wie z.B. bei Banken – immer häufiger<br />

Mathematiker und Physiker gesucht,<br />

weil unsere Welt immer komplexer wird<br />

und diese Berufsgruppe gelernt hat, komplizierte<br />

Strukturen zu durchdringen und<br />

zu ordnen. In Wahrheit ist es nicht der<br />

Inhalt, der diesen Fächern Bedeutung gibt,<br />

sondern die Methoden. Die Art und Wei -<br />

se, wie man eine Gesetzmäßigkeit entdeckt<br />

und bestätigt, das saubere logische<br />

Schließen, das Ordnen von Argumenten<br />

sind typische Fachmethoden, die in<br />

Mathe matik und Physik gelernt werden.<br />

Deshalb ist es unsinnig, zwanghaft eine<br />

An wen dungs orientierung den Schüler -<br />

innen und Schülern vorzugaukeln, indem<br />

man be rech net, unter welchen Be dingung -<br />

en ein Flugzeug unter einer parabelförmigen<br />

Brücke hindurchfliegen kann. Die Mo -<br />

ti va tion verbessert man damit nicht.<br />

Vor einiger Zeit löste ein Schüler im<br />

Musik unterricht eine schwierige Aufgabe.<br />

Als ihn sein Lehrer fragte, wie er das ge -<br />

macht habe, antwortete er: „Denken habe<br />

ich im Mathematikunterricht ge lernt.“ Bes -<br />

ser kann man es nicht sagen. Ein vollkommen<br />

anwendungsfreies Geo me trie pro -<br />

blem schult den Verstand mehr als jede<br />

noch so angewandte Mathematikaufgabe.<br />

Und das kann ungeheuer motivierend sein.<br />

Vielen Schülerinnen und Schülern macht<br />

es Spaß, verzwickte Problem stel lung en<br />

anzugehen. Gerade das Auf und Ab von<br />

„keine Idee haben“ und dem genialen<br />

Einfall oder auch der mühsamen Er ar bei -<br />

tung führt zu einer tiefen Befriedigung,<br />

wenn man endlich das Ergebnis gefunden<br />

hat.<br />

Das kann man aber nicht lernen, wenn<br />

es der Lehrer vorführt. Kein Mensch<br />

käme auf die Idee, dass man Klavier spielen<br />

lernt, indem man Klavierkonzerte<br />

anhört. Man muss sich selbst intensiv mit<br />

der Sache aus einander setzen. In <strong>Korntal</strong><br />

wurde das schon lange vor TIMSS und<br />

PISA erkannt. Der <strong>Korntal</strong>er Physik un -<br />

terricht ist seit vielen Jahren geprägt von<br />

Schüler ex peri men ten, bei denen die<br />

Schülerinnen und Schü ler selbst forschen<br />

dürfen und so die Fach methoden direkt<br />

lernen und anwenden kön nen. Das verdanken<br />

wir nicht zuletzt der weitblickenden<br />

Unterstützung der Stadt <strong>Korntal</strong>-<br />

<strong>Münchingen</strong>, die hier nicht gespart hat und<br />

dem <strong>Gymnasium</strong> eine der modernsten<br />

95


Von links: Katharina Knöller;<br />

Eckart Frowein; Simone<br />

Schott; Sabine Pineda; Edith<br />

Götz; Wolfgang Strohbach;<br />

Rosemarie Ott; Andreas<br />

Wacker; Sylvia Brunner;<br />

Gerhard Böckeler; Andreas<br />

Trapp<br />

96<br />

(d.h. nicht unbedingt teuersten!) <strong>Aus</strong> -<br />

stattung en des Landes gegeben hat. Da<br />

muss doch Physik Freude machen!?<br />

An dieser Stelle möchte ich auch mit<br />

dem Vorurteil aufräumen, dass Unterricht<br />

Spaß machen muss. Wer ein Instrument<br />

lernt oder im Sport erfolgreich sein will,<br />

weiß, dass vor der Freude am Erfolg mühsames<br />

Üben steht. Nicht alles kann Spaß<br />

machen. Wer sein Handwerkszeug nicht<br />

beherrscht, wird nicht die Begeisterung<br />

eines Sieges (über ein mathematisches<br />

Pro blem) spüren. Deshalb müssen auch<br />

Durch haltevermögen, Konzentration und<br />

Disziplin im Mathematikunterricht ihren<br />

Platz haben. Nur mit diesen Tugenden<br />

wird man Erfolg haben. Einen Erfolg, den<br />

die Zeitgenossen, die stolz auf ihre mangelnden<br />

mathematischen Kenntnisse sind,<br />

für sich reklamieren. Vielleicht haben sie in<br />

ihrem Unterricht mehr (mathematische<br />

Methoden) gelernt, als sie glauben? ■<br />

D. Hoche<br />

VOM RECHENSTAB ZUM<br />

LAPTOP<br />

Mathematik am <strong>Gymnasium</strong><br />

Sehr viele inhaltliche Änderungen hat<br />

es im Fach Mathematik nicht gegeben. Von<br />

Reform zu Reform wird mal der eine, mal<br />

der andere Inhaltspunkt mehr betont. Mal<br />

wird er in diesem, mal in jenem Schuljahr<br />

unterrichtet. So werden die Schüler auch<br />

weiterhin die Grundlagen der Algebra<br />

bzw. der Geometrie erlernen, dürfen sich<br />

mal mehr Kenntnisse in Stochastik, mal<br />

mehr Wissen in der Kugelgeometrie an -<br />

eignen, dürfen Kurvendiskussionen betreiben<br />

und erkennen die mathematische<br />

Mo dellbildung am Thema Wachstums vor -<br />

gänge. Doch all diese Themen sind nur<br />

Vehikel zum eigentlichen Inhalt der<br />

Mathematik, nämlich dem Erlernen von<br />

Lö sungs strategien, von logischem und<br />

abstrahierendem Denken.<br />

Sehr verändert haben sich allerdings<br />

die Wege, die Hilfsmittel zum Erreichen<br />

dieser Ziele. Die Schüler sollen nun sehr<br />

viel mehr eigenverantwortlich zu diesen<br />

Kenntnissen gelangen, also learning by


doing. In Still- und Gruppenarbeit an<br />

mathematischen Projekten sollen sie ihre<br />

Kompetenzen vergrößern, welche bis in<br />

das Sozialverh<strong>alten</strong> hineinreichen. Der<br />

Lehrer hat dabei die Funktion des Mo der -<br />

a tors übernommen. Zu den hierfür nicht<br />

mehr verzichtbaren Hilfsmitteln gehören<br />

der Graphikrechner, welcher neben den<br />

gewohnten Möglichkeiten eines Taschen -<br />

rechners auch Schaubilder von Funk tio -<br />

nen zeichnet, die Ableitung an einer Stelle,<br />

den Wert eines bestimmten Intergrals, die<br />

Lösungen von Gleichungen und sogar<br />

It erations verfahren, wie z.B. das Newton-<br />

Verfahren, und vieles mehr berechnen<br />

kann. So wie hierbei die <strong>Aus</strong>führung an<br />

rei n en Techniken an Bedeutung verliert,<br />

gewinnt die Strategie, ein Problem zielorientiert<br />

anzupacken und zu lösen. Ein<br />

ebenso wichtiges Hilfsmittel sind die ma -<br />

the matischen Computerprogramme, mit<br />

de ren Hilfe z.B. die Schüler geometrische<br />

Zusammenhänge durch Variation des be -<br />

obachteten Objektes erahnen, vermuten<br />

können, welche dann die Not wendig keit<br />

eines Beweises provozieren, quasi von vielen<br />

Beispielen zur Verallgemeinerung.<br />

Diese Wege und Methoden stellen<br />

neue Herausforderungen an die Schüler,<br />

aber auch an die Unterrichtenden und<br />

zei gen, dass Schule lebt. ■<br />

Wolfgang Strohbach<br />

DIE PHYSIKABTEILUNG<br />

Klein ist sie geworden, die Gruppe, wel -<br />

che am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-Mün ching en<br />

wissbegierigen Schülern physikalisches<br />

Den ken und Kenntnisse nahe bringen will.<br />

Waren es zu <strong>Zeiten</strong> von Frau Gisela<br />

Probst, Herbert Fickel, Helmut Ott, Her -<br />

mann Ruoss und Fritz Weiblen noch acht<br />

bis neun Kollegen mit der Fakultas Physik,<br />

so werden es nach der Ab wan der ung von<br />

Herrn Hoche in die Mathematik nur noch<br />

vier „Musketiere“ sein, welche die Fahne<br />

der Physik hochh<strong>alten</strong>. Aber getreu dem<br />

Motto: „Einer für alle, alle für einen“ werden<br />

wir, bis Verstärkung kom mt, unser<br />

Bestes geben …<br />

Wir unterrichten gerne das<br />

Fach Physik, weil<br />

• wir jeden Tag um uns Physik erleben<br />

• Physik praxisnah und lebendig ist<br />

• viele Phänomene aus der Alltagser<br />

fahrung erklärbar werden<br />

• Physik etwas zum „Greifen“ ist und<br />

nicht so „trocken“<br />

• wir gerne beobachten und daraus<br />

Schluss folgerungen ziehen<br />

• wir gerne experimentieren<br />

• wir Schüler durch die Experimente stets<br />

aufs Neue motivieren können<br />

• wir bei den Schülern Neugierde<br />

wecken können<br />

• wir durch Kenntnisse über die Vorgänge<br />

Ängste abbauen können<br />

• wir von den Modellen zur Physik und<br />

den möglichen Schlussfolgerungen<br />

daraus fasziniert sind<br />

• wir Physik lieben!<br />

Doch was h<strong>alten</strong> die Schüler von der<br />

Physik? Wir haben in Klasse 8, Klasse 10<br />

und Klasse 12 eine kleine Umfrage ge -<br />

macht, wobei die Schüler folgenden Satz<br />

beenden sollten:<br />

„Physik ist für mich …“<br />

Hier die Antworten<br />

aus Klasse 8:<br />

• logisch, kompliziert doch machbar,<br />

spaßig und einleuchtend.<br />

• Manche Sachen sind interessant,<br />

manche zum Sterben langweilig.<br />

• Ich mag Physik, aber ich kapiers einfach<br />

nicht.<br />

• endlich mal ein ansatzweise nützliches<br />

Schul fach.<br />

• mein Lieblingsfach, trotzdem langweilig,<br />

weil es Schule ist.<br />

• meist spannend, aber wenn es zu<br />

Formeln kommt, nur kompliziert.<br />

97


Von links: Andreas Trapp,<br />

Detlef Hoche, Winfried Haas,<br />

Edith Götz, Wolfgang<br />

Strohbach<br />

98<br />

aus Klasse 10:<br />

• interessant, aber schwierig.<br />

• doch irgendwie interessant, für mich<br />

aber schwierig und die Aufgaben sind<br />

einfach unlösbar.<br />

• besser als Englisch.<br />

• im Unterricht kompliziert klingende<br />

Vorgänge, die höchstens den männli-<br />

chen Zuhörern im alltäglichen Leben<br />

nützlich sind.<br />

• Zeit absitzen und an was Schönes<br />

denken.<br />

• die praktische Umsetzung von Mathe -<br />

ma tik.<br />

• Kann man nur als Junge verstehen.<br />

• grundlegend für alle Vorgänge.<br />

<strong>Aus</strong> Klasse 12:<br />

• bei weitem das anspruchvollste und<br />

lernaufwändigste Fach der Oberstufe.<br />

• das anspruchvollste Schulfach, aber dennoch<br />

sehr interessant und aufschluss-<br />

reich.<br />

• Die Themen sind im Prinzip einfach ge -<br />

nial; entschädigt einen für Sport.<br />

• interessant, aber nicht alles erschließt<br />

sich mir.<br />

Sie, die Leser, aber auch unsere Schüler<br />

könnten bestimmt noch viele weitere<br />

<strong>Aus</strong>sagen hinzufügen. ■<br />

Wolfgang Strohbach


Biologie<br />

Moderner Biologieunterricht in älteren Räumen,<br />

die wahre Raritäten beherbergen<br />

„Warum kann ein Vogel fliegen?“<br />

Viele werden sich fragen, was dies mit<br />

modernem Unterricht zu tun hat. Das hat<br />

man doch schon vor 40 Jahren gelernt!<br />

Neu daran ist, dass die Kinder dieses Pro -<br />

blem in Form von Schülerübungen und im<br />

Rahmen kleiner Projekte bearbeiten, die<br />

sie dann ihren Mitschülern vorstellen. Das<br />

Fach Biologie gibt v.a. in der Unterstufe<br />

erste Einblicke in naturwissenschaftliche<br />

Denk- und Arbeitsweisen. Dabei stehen<br />

die sorgfältige Beobachtung sowie das<br />

unmittelbare Erleben im Mittelpunkt.<br />

Experimente sind nicht immer durchführbar.<br />

So kann z.B. kein schlagendes Herz<br />

oder die Funktionsweise von Segelklappen<br />

beobachtet werden. Eine Begegnung der<br />

besonderen Art bieten CD-Programme,<br />

in denen komplexe und dynamische Phä -<br />

no mene anschaulich dargestellt werden.<br />

Da zu gehören Fotos, Modellversuche,<br />

Real darstellungen, Lernprogramme, In for -<br />

mations seiten, Bastelanleitungen usw. Mit<br />

Hilfe dieser Mediotheken soll den Schü -<br />

lern ganz nebenbei Fachwissen vermittelt<br />

wer den.<br />

„Haben Sie schon einmal<br />

Erbmaterial in der Hand<br />

gehabt?“<br />

Die DNA, seit etwa 50 Jahren bekannt,<br />

ist nicht unsichtbar. Mit einem verblüffend<br />

einfachen, aber eindrucksvollen Experi -<br />

ment können Schüler der Oberstufe diese<br />

aus Zwiebeln oder Bananen isolieren.<br />

DNA-Fragmente können elektrophoretisch<br />

in ihre Einzelkomponenten aufgetrennt<br />

werden. Dieses Verfahren wird z.B.<br />

beim Täternachweis eingesetzt.<br />

Versuche zum Wachstum der Ba k te -<br />

rien und zu den <strong>Aus</strong>wirkungen eines De s -<br />

infektionsmittels bzw. verschiedener Anti -<br />

biotika, die moderne Züchtung von Pflan -<br />

zen zellen aus Einzelzellen oder das Klo nen<br />

von Erdbeerpflanzen werden ebenfalls in<br />

den Kursen behandelt.<br />

Der Biologieunterricht beinhaltet aber<br />

auch noch viele andere Aspekte, wie z.B.<br />

die Gesundheits- und Umwelterziehung,<br />

die man mit modernen Methoden vermitteln<br />

möchte.<br />

Was sind nun unsere Raritäten?<br />

Schon viele Schülergenerationen konn -<br />

t en unsere zwei Leoparden bewundern,<br />

die im Biologiesaal ausgestellt sind. Aber<br />

auch Flugeidechse, Gürteltier, Schuppen -<br />

tier, Krokodile, Känguru, Löwenschädel,<br />

Auerhahn, Goliath-Käfer, afrikanische Rie -<br />

sen heuschrecken, ausländische Schmet ter -<br />

linge, indische Schlangenhäute sowie ein<br />

echter Elefantenschädel sind in der Sam -<br />

mlung zu besichtigen. Ich denke, dass<br />

kaum eine andere Schule in Deutschland<br />

so etwas vorweisen kann. Dies liegt daran,<br />

dass in den Anfängen unserer Schule viele<br />

Schüler aus der ganzen Welt kamen. Sie<br />

stammten aus Missionarsfamilien oder<br />

wur den selbst nach der Schulzeit Mis sion -<br />

are. <strong>Aus</strong> Dankbarkeit gegenüber der Schu -<br />

le ließen sie uns diese Besonder hei ten<br />

zukommen, wobei sich mir die Frage aufdrängt,<br />

wie dieser extrem schwere El e -<br />

fantenschädel transportiert wurde. ■<br />

Helga Schäfer<br />

99


Herr Haas, Frau Scheu,<br />

Frau Schäfer,<br />

Herr Dr. Breckle<br />

100<br />

Chemie<br />

ist.”<br />

rechts: Forscher Paracelsus, der<br />

auf den Fildern lebte und von<br />

dem dieser weise Satz stammt:<br />

“Alle Dinge sind Gift<br />

und nicht ohn’ Gift;<br />

allein die Dosis macht,<br />

daß ein Ding kein Gift


Sempé<br />

101


102<br />

Geographie<br />

<strong>Korntal</strong> – Zentrum der Welt<br />

Die Geo-Fachschaft:<br />

Fr. Brunner, H. Kailbach, Fr. Martin,<br />

H. Böckeler, Fr. Fröhlich.


Sport<br />

Stuttgartlauf<br />

Wenn man den Wert des Faches<br />

Sport an unserer Schule erkennen will,<br />

muss man sich die eigentliche Bedeutung<br />

und Herkunft der Bezeichnung Gym -<br />

nasium verdeutlichen. Ursprünglich be -<br />

zeich nete man mit gymnasion einen<br />

„öffent lichen Platz für Leibesübungen“, die<br />

nackt (grch.: gymnos) vorgenommen wurden.<br />

Später wurde daraus dann ein „Ver -<br />

sammlungsplatz der Philosophen“. Da wir<br />

weit entfernt davon sind, die Übungen<br />

nackt durchzuführen (obwohl die jungen<br />

Damen heutzutage im Sport nicht mehr<br />

allzu viel Stoff davon trennt!), bleibt eigentlich<br />

nur noch der Versammlungsplatz der<br />

Philosophen. Dafür eignet sich das Fach<br />

Sport vortrefflich: Soll ich nachmittags um<br />

halb vier noch zum Sport gehen oder soll<br />

ich’s doch lieber lassen; wieso hab ich jetzt<br />

schon wieder meine Sporttasche im<br />

Bähn le vergessen. Oder wenn man beim<br />

Co opertest bei 36° Außentemperatur<br />

nach sechs endlos langen, schweißtreibenden<br />

Minuten feststellt, dass man gerade<br />

erst die Hälfte der Zeit bewältigt hat und<br />

noch mal so lange laufen muss. Da kann<br />

man sich dann schon mal die Sinnfrage<br />

stellen.<br />

Fest steht, dass der Sport im Gefüge<br />

des Stundenplans zu Recht einen festen<br />

Platz hat. In einer Zeit, in der Bewegungs -<br />

armut und koordinative Mängel keine<br />

Schlag worte, sondern traurige Realität<br />

sind, kommt dem Schulsport von heute<br />

eine immer größere Bedeutung zu. Nicht<br />

der Leistungsgedanke steht im Vorder -<br />

grund, sondern die Vermittlung von vielfältigen<br />

Bewegungserfahrungen und sozialer<br />

Kompetenz.<br />

Aber <strong>Korntal</strong> wäre nicht <strong>Korntal</strong>, wenn<br />

wir es bei den zwei oder drei Sport stun -<br />

den pro Woche beließen. So finden, oft<br />

gemeinsam mit der SMV, Sportangebote<br />

unterschiedlichster Natur an unserer<br />

Schu le statt. Die Mittagspausen werden<br />

fast jeden Tag genutzt, montags Basketball-<br />

AG, mittwochs Lehrer- Schüler Fußball -<br />

match, donnerstags Volleyball und freitags<br />

die Mädchen- Fußball-AG. Daneben gibt<br />

es noch eine Fußball-AG, eine Badminton-<br />

AG und seit neuestem eine Ultimate-AG.<br />

Mit schöner Regelmäßigkeit gibt es<br />

Turniere in praktisch allen Ballsportarten<br />

an unserer Schule. Diese wenden sich an<br />

unterschiedliche Altersgruppen und werden<br />

als Unter-, Mittel-, und Oberstufen -<br />

turniere durchgeführt. Dabei entwickeln<br />

diese Veranstaltungen oft eine Eigen dy na -<br />

mik, die dann dazu führt, dass Schüler mit<br />

Beginn des Schuljahres im September bei<br />

dem Veranstalter nachfragen, ob und<br />

wann denn das alljährliche Adventsturnier<br />

stattfindet. Über eine mangelnde Nach fra -<br />

ge können sich die Veranstalter also nicht<br />

be klagen.<br />

Neben den Turnieren haben sich in<br />

den letzten Jahren noch einige weitere<br />

Ver anstaltungen etabliert. Zu nennen wäre<br />

auf jeden Fall der Sand, der unseren Schul -<br />

hof jeden Sommer in eine mediterrane<br />

Landschaft verwandelt und mit Beach -<br />

volleyball, Beachsoccer, Beachhandball,<br />

Beach minton und Beachparty sportlich<br />

ge nutzt wird. Im letzten Jahr fand sogar<br />

eine Sandburgenmeisterschaft statt.<br />

Zwei Veranstaltungen verdienen noch<br />

besondere Erwähnung, das Basketball tur -<br />

nier <strong>Gymnasium</strong>- Realschule und der 6er<br />

103


104<br />

Sport- und Spieletag. Bei dem Basketball -<br />

turnier treffen sich Mannschaften der<br />

Real schule und des <strong>Gymnasium</strong>s, um sich<br />

im fairen Wettstreit miteinander zu messen.<br />

Da jeweils auch Lehrermannschaften<br />

der betreffenden Schulen daran teilnehmen,<br />

ist das Interesse der Schüler natürlich<br />

groß.<br />

Der 6er Sport- und Spieletag vereint<br />

alle sechsten Klassen aller <strong>Korntal</strong>er und<br />

Münchinger Schulen beim gemeinsamen<br />

Sporttreiben. Vom Skischanzenspringen<br />

bis zum Schokokussschleuderzielwurf<br />

müs sen die Schüler die unterschiedlichsten<br />

Disziplinen gemeinsam meistern und<br />

erh<strong>alten</strong> zum Abschluss als ganze Klasse<br />

eine Wertung. Hier rückt besonders der<br />

Gruppengedanke in den Vordergrund, da<br />

die Stärkeren den Schwächeren helfen<br />

müssen, und die vermeintlich Guten oft<br />

gar nicht die Besten sind.<br />

Die klassischen Bundesjugendspiele<br />

ste hen alle zwei Jahre auf dem Programm<br />

der Unter – und Mittelstufenschüler, für<br />

die Oberstufenschüler findet ein Sport –<br />

und Spieletag statt. Hier werden neben<br />

herkömmlichen Disziplinen auch so exotische<br />

Sportarten wie Frisbeegolf, Dis kus -<br />

rollen und Rollbrettweitrollen angeboten.<br />

Eben zu Ende gegangen und alle Jahre<br />

wieder im Programm der Stuttgarter Zei -<br />

t ungslauf, an dem unter der Leitung von<br />

Frau Schubert jedes Jahr viele Schüler<br />

über die Strecken von zwei und sieben<br />

Kilometern erfolgreich an den Start ge -<br />

hen. ■<br />

Jens Kailbach


10 Jahre Jazz-AG<br />

Nachdem in den 80er Jahren die klassische<br />

Musik am <strong>Gymnasium</strong> eine Blüte -<br />

zeit erlebt hatte, setzte die Jazz-AG im<br />

Jahr 1995 einen neuen Akzent.<br />

Mit Schülern aus Mittel- und Ober -<br />

stufe – alle mit einer <strong>Aus</strong>nahme völlig<br />

ohne Jazz erfahrung – fieberten wir unserem<br />

ersten Auftritt mit Dixieland- und<br />

Latintiteln entgegen. Das Publikum be -<br />

lohnte uns mit reich lichem Applaus, die<br />

Jazz-AG war ge boren.<br />

Dieser Auftritt war der Start zu den<br />

verschiedensten Engagements: Wir spielten<br />

u.a. beim Tennisclub, bei Wohltätig keits -<br />

veranstaltungen, Gottesdiensten, Sport ler -<br />

ehrungen, Einweihungen, bei der Stuttgar -<br />

ter Jazz-Society, beim Europatag und beim<br />

Schul jazztreffen in der Partnerstadt Miran -<br />

de. Wir durften Karla Fickels erfrischende<br />

Theater version des Dornröschen-Mär -<br />

chens jazzig mitgest<strong>alten</strong>. Doch der skurrilste<br />

Auftritt fand in einer Seniorenresidenz<br />

statt. Die Gage stimmte zwar und unser<br />

zweistündiger Auftritt begann auch vereinbarungsgemäß<br />

pünktlich, aber vor einer<br />

Geisterkulisse! Herbie Hancock, Swing,<br />

selbst New Orleans, hatte diesen Per -<br />

sonen kreis nicht hinter dem Ofen hervorlocken<br />

können. Ein älterer Herr gab später<br />

des Rätsels Lösung: „ ‚An der schönen<br />

blauen Donau’, das wär’s gewesen!“. Im -<br />

mer hin, nach kurzer Zeit hatten wir un ser<br />

Publikum, es waren die 15 An ge stell ten<br />

des Heims, die uns demonstrativ frenetisch<br />

Beifall klatschten.<br />

Das Problem stellte sich nicht bei<br />

unserem Heimspiel, dem alljährlichen Jazz-<br />

Café. An Fans hat es nicht gefehlt. Bands<br />

anderer Schulen und Musikschulen, eine<br />

El tern-Lehrer-Band und namhafte Com -<br />

bos waren eingeladen. Der große Musik -<br />

saal quoll jedes Mal förmlich über, so dass<br />

sich künftig unsere schöne neue Aula für<br />

diesen Anlass geradezu anbietet. ■<br />

Eckart Frowein<br />

105


106<br />

Theater AG<br />

Theater, Theater!<br />

Wenn das Chaos Form annimmt,<br />

wenn Schüler über sich hinauswachsen,<br />

wenn (fast) alles plötzlich klappt, dann ist<br />

wieder einmal ein Wunder geschehen: die<br />

Premiere einer Schüleraufführung geht<br />

mit Erfolg über die Bühne. In der Aula, im<br />

Musiksaal oder im Mehrzweckraum, und<br />

das jedes Jahr, seit Jahrzehnten, getragen<br />

vom nie ermüdenden Enthusiasmus der<br />

Beteiligten. Wen der Theatergeist einmal<br />

gepackt hat, den lässt er eben nicht mehr<br />

los, und das waren und sind viele am<br />

<strong>Gymnasium</strong>.<br />

Die Leiter der Theater-AGs: in den<br />

60er Jahren Herr Sedding und Herr Wei -<br />

ler, in den 70ern Frau Stampe und Herr<br />

von Focht. Mechthild Stampe holte An -<br />

tho ny Gibbs, den englischen Assisten ten<br />

der Uni Stuttgart, an die Schule, der dem<br />

Schultheater einen professionellen Touch<br />

gab, so dass es einmal auch mit dem 3.<br />

Preis auf Landesebene belohnt wurde. Es<br />

folgten Frau Troll und Herr Böckeler. Sie<br />

ließen z.B. den bösen Geist Lumpazi vaga -<br />

bun dus auf dem Motorrad durch die gan -<br />

ze Aula auf die Bühne fahren. Nach dem<br />

Schulwechsel von Frau Troll stieß mit Karl<br />

Wellstein ein neuer junger Theater be geis -<br />

ter ter zur Theater-AG. Zu sam men mit<br />

Ger hard Böckeler und Peter Schlotter in -<br />

szenierte er z.B. „Scherben“, ein vom Abi -<br />

turienten Andreas Cichowicz geschriebenes<br />

Stück, das aus dem Rahmen des literarischen<br />

Schultheaters fiel.<br />

Und dann kam in den 80er Jahren<br />

Regina Hövermann. Sie prägt nun schon<br />

seit über 20 Jahren unser Schultheater –


eine Besessene mit hoher Professionalität,<br />

die unglaublich dichte Aufführungen auf<br />

die Bühne brachte. Ich kann nur einige he -<br />

rausgreifen: „Die Veilchen“ von Sché hadé,<br />

in Co-Regie mit Karl Wellstein, Shake -<br />

speares „Was ihr wollt“, bei dem die<br />

Schau spieler in rasantem Tempo durch die<br />

Gräben und über die Brücken stürmten,<br />

die die neue Bühnentechnik seit 1990<br />

ermöglichte. Der Höhepunkt war vielleicht<br />

die „Linie 1“ in Zusammenarbeit mit<br />

der Musikschule, ein ambitioniertes Un -<br />

ter nehmen, dessen Riesenerfolg zweimal<br />

in die Stadthalle und dann sogar ins Stutt -<br />

gar ter Theaterhaus führte.<br />

Von 1990 an gab es eine zweite<br />

Truppe: Nach vielen Klassenaufführungen<br />

wagte ich den Sprung zur offiziellen<br />

Unterstufen-AG, mit der ich 10 Jahre lang<br />

bis zu meiner Pensionierung Stress und<br />

Begeisterung, Mühe und Erfolg erleben<br />

dur fte, fast immer mit der engagierten<br />

Hilfe von Regina Hövermann. Die Lust der<br />

Schüler auf Theater war ungeheuer, ich<br />

107


108<br />

hatte immer über<br />

20 Schüler/innen in<br />

der Gruppe – einmal<br />

waren es sogar<br />

über 30! Die Stü cke<br />

schrieb ich selbst,<br />

immer nach den Er -<br />

fordernissen der je -<br />

wei ligen Gruppe –<br />

es musste ja jeder<br />

seine Rolle haben!<br />

Meistens waren es<br />

umgeschriebene Mär chen oder Kinder bü -<br />

cher – ich erinnere an „Die 13. Fee“,<br />

„Ron ja Räubertochter“ und an „Die schöne<br />

Lau“ – und einmal gab es auch ein<br />

Kindermusical zusammen mit dem Un ter -<br />

stufenchor von Christine Kra mer: „Knas -<br />

ter bax und Siebenschütz“. Die wahrhaft<br />

Besessenen spielten später bei Frau<br />

Hövermann weiter, und auch die Kon tinui -<br />

tät unserer Zusammenarbeit vor den Auf -<br />

führungen ist bis heute erh<strong>alten</strong> geblieben.<br />

Eine Bereicherung für das Theater -<br />

leben der Schule war auch Johanna Weg -<br />

ner, die mit ihren eigenwilligen, provozierenden<br />

Oberstufen-Inszenierungen neue<br />

Ak zente setzte. Von den jungen Kollegen<br />

sorgte Tino Miksche letztes Jahr mit<br />

schmis sig em Boulevardtheater für Furore.<br />

So intensivierte sich das Theaterleben<br />

an der Schule immer mehr – die Folge<br />

war auch manches Theater mit den von<br />

Schüler- und Aula-<strong>Aus</strong>fall betroffenen Kol -<br />

legen, mit dem Hausmeister und mit technischen<br />

und sicherheitsbedingten Barrier -<br />

en. Der Geist des Theaters war aber nicht<br />

kleinzukriegen, er erfasste über die Thea -<br />

ter-AGs hinaus auch andere: die Literatur -<br />

kurse z.B., mit denen Karl Wellstein und<br />

ich Aufführungen bei Projekttagen und bei<br />

den <strong>Korntal</strong>er Schulkulturtagen in der<br />

Stadt halle hatten. 1995 wagte ich mich mit<br />

dem „Literaturcafé“ sogar ins „Theater<br />

der Altstadt“; drei verschiedene Schüler -<br />

jahr gänge waren daran beteiligt, also auch<br />

Ehemalige, so wie auch bei der „Linie 1“<br />

Ehemalige mitspielten und mitsangen.<br />

Der Theatergeist machte nicht bei den<br />

Schülern halt, er „be-geisterte“ auch das<br />

Kollegium: Ich erinnere an unsere zahlreichen<br />

Lehrer-Abiballnummern, bei denen<br />

unerkannte Talente aller Fachrichtungen die<br />

Abiballstimmung manchmal zum Ko chen<br />

brachten. Wel chen Spaß hat ten wir mit -<br />

einander schon bei den Pro ben! Wie hart<br />

auch hier ge arbeitet wur de, zeigte z.B. das<br />

Männer ballett von 1987, für das sogar die<br />

Hilfe eines Ba llett meis ters vom Stutt garter<br />

Bal lett geholt wurde.<br />

Vor allem aber haben natürlich die<br />

Schüler vom Theater profitiert. Sie lernten<br />

von ihm manchmal sicher mehr als in<br />

einer Unterrichtsstunde: Zusammenarbeit,<br />

Sich-Einordnen, Geduld, Hartnäckigkeit,<br />

Selbst ver trauen, Begeisterung, Über- sich-<br />

Hin aus wachsen. Manche sind Schauspieler<br />

geworden, einige haben Karriere gemacht<br />

wie z.B. Gabi Rosmanith, die an der<br />

Hamburger Staatsoper singt, Roland<br />

Baisch vom Theaterhaus oder auch An -<br />

dreas Cichowicz als politischer Moderator<br />

bei der ARD. Allen gemeinsam ist die<br />

Begeisterung, die auch von den wichtigen<br />

Helfern hinter der Bühne geteilt wird: der<br />

Umbautruppe, den Schminkerinnen, den<br />

Bühnenbildnern (vorbildlich war auch<br />

immer der Einsatz der Kunstkollegen), den<br />

Technikern und den Beleuchtern. Auch<br />

hier gab es Karrieren: Tobias Löffler ist<br />

heute in München Lichtgestalter und Lei -<br />

ter des Beleuchtungswesens im Bayer -<br />

ischen Staatsschauspiel.<br />

Also weiterhin Vorhang auf für das<br />

Thea ter am <strong>Gymnasium</strong>: Wenn die Truppe<br />

schließlich zusammengewachsen ist, bei<br />

der Premiere mit jedem mitfiebert, der<br />

die Bühne betritt, wenn die Freude über<br />

nicht für möglich geh<strong>alten</strong>e Leistungen bei<br />

allen riesig ist, wenn das Publikum reagiert,<br />

lacht, applaudiert – dann hat sich die<br />

monate lange Mühe gelohnt, dann ist das<br />

Glück vollkommen! ■<br />

Karla Fickel


Der SchülerBibelKreis<br />

Der SBK – im Vergleich zu unserer<br />

Schule ist er noch ein richtiges Küken. Er<br />

ist nämlich circa neunzig Jahre jünger.<br />

Den Begriff „SBK“ haben wahrscheinlich<br />

viele schon einmal gehört und einige<br />

wissen, dass die drei Buchstaben für Schü -<br />

ler BibelKreis stehen.<br />

Doch – was muss man sich denn überhaupt<br />

unter einem Schülerbibelkreis vorstellen?<br />

Was macht man denn im SBK?<br />

Vielleicht haben manche die Vor stel -<br />

lung, dass man nur gelangweilt dasitzt, Lie -<br />

der singt, deren Text keiner mehr so richtig<br />

versteht, und dass die ganze Sache insgesamt<br />

ziemlich ermüdend und einschläfernd<br />

ist.<br />

Aber diese Vorstellungen entsprechen<br />

nicht den Tatsachen. Der SBK ist anders.<br />

Zurzeit sind wir circa zwanzig Leute, die<br />

jede Menge Spaß zusammen haben. Ein<br />

Treffen, bei dem nicht jeder mal so richtig<br />

was zum Lachen hat, gibt es fast nicht<br />

mehr. Es geht immer sehr lustig zu.<br />

Trotzdem ist der SBK kein Club für<br />

alberne Jungs und Mädels, die nichts Bes -<br />

ser es zu tun haben, als sich zum gemeinsamen<br />

Lachen zu treffen. Es gibt durch aus<br />

interessante und ernste Diskus sion en über<br />

alle möglichen Themen.<br />

Klar, gesungen wird auch, aber es werden<br />

neue und moderne Lieder gesungen,<br />

deren Texte gut verständlich sind und die<br />

eingängige Melodien haben.<br />

Nach dem Singen, das meistens am<br />

An fang steht, kommt eine Geschichte, die<br />

manchmal auch in der Bibel steht, die mit<br />

Jesus, aber auch der Welt zu tun hat. Sie ist<br />

immer richtig interessant geschrieben und<br />

wird immer von jemand anders vorgele-<br />

sen. Neben dem ganzen Spaß haben, La -<br />

chen und Lieder singen soll die Message<br />

von Jesus und seiner großen Liebe zu uns<br />

Menschen nicht zu kurz kommen. Denn er<br />

ist der eigentliche Grund für unsere Tref -<br />

fen. Viele von uns können sich an dieser<br />

Liebe von ihm freuen und leben deswegen<br />

mit ihm, doch das ist definitiv nicht die<br />

Bedingung, dass man in den SBK kommen<br />

kann. Es spielt auch keine Rolle, ob man<br />

katholisch, evangelisch, griechisch-orthodox<br />

ist, sonst in irgendeiner Weise zu<br />

einer Konfession gehört oder auch konfessionslos<br />

ist. Der SBK beschränkt sich<br />

nicht auf eine bestimmte Konfession, bei<br />

uns ist einfach jeder willkommen.<br />

Doch nun zurück zum Ablauf des SBK.<br />

Nach dieser meist kurzen Geschichte ist<br />

ein fach die Möglichkeit zum Unterh<strong>alten</strong><br />

da. Da wir aus ganz unterschiedlichen Klas -<br />

sen stufen kommen, sind die Ge sprächs -<br />

inhalte immer ganz verschieden. Nur eines<br />

ist gleich. Und das ist das Thema Schule.<br />

109


110<br />

Da können immer alle mitreden, weil wir<br />

alle ähnliche Erfahrungen machen und wir<br />

uns gegenseitig Tipps geben, wie man mit<br />

den manchmal stressigen Si tu at i on en, die<br />

das Schulleben so mit sich bringt, umgehen<br />

kann.<br />

Am Schluss beten wir noch gemeinsam.<br />

Wer möchte, kann sagen, für was ge -<br />

be tet werden soll, zum Beispiel, wenn eine<br />

GFS ansteht oder die Oma im Kranken -<br />

haus liegt, wenn jemand aber nichts sagen<br />

will, ist das auch völlig okay.<br />

Und damit sind die 45 Minuten, die<br />

dem SBK am Dienstag in der sechsten<br />

Stun de zur Verfügung stehen, auch schon<br />

vorbei und die meisten von uns gehen<br />

mehr oder wenig hungrig zum Mittag es -<br />

sen nach Hause.<br />

Und jetzt zum Schluss soll noch eine<br />

ganz herzliche Einladung stehen.<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />

viele Leute einfach mal am Dienstag, in<br />

der sechsten Stunde, im Raum C.1.90 vorbeischauen<br />

würden um sich den SBK<br />

anzusehen!<br />

Maxi Müller<br />

Mütter in Kontakt<br />

“Mütter in Kontakt” sind eine Gruppe von<br />

Müttern, die für die Schule beten.<br />

Folgendes Gebet begleitet uns seit einiger<br />

Zeit:<br />

„Vater unser im Himmel“ für die<br />

Schule<br />

Unser Vater im Himmel,<br />

wir danken dir für diese Schule.<br />

Wir danken dir für jeden Schüler<br />

und jeden Lehrer an dieser Schule.<br />

Schenke uns heute, dass die Schüler<br />

Freude am Lernen haben<br />

und schenke den Lehrern<br />

auch Freude am Unterrichten.<br />

Vergib uns, wo die Schüler den Lehrern<br />

nicht genügend Achtung entgegenbringen<br />

und vergib den Lehrern, wo sie<br />

über die Nöte der Kinder hinweggehen.<br />

Vergib uns auch, wo wir andere<br />

durch unsere Worte und Taten verletzt<br />

haben.<br />

Schenke uns, dass wir einander vergeben<br />

können<br />

und hilf uns neu, gute Beziehungen untereinander<br />

aufzubauen.<br />

Schenke du, dass wir uns gegenseitig achten<br />

und ermutigen können.<br />

Schenke du, dass wir einander in Liebe<br />

begegnen können.<br />

Danke, dass jeder Mensch und jede Schule<br />

dir wichtig ist!<br />

Geht es den Schülern und Lehrern gut,<br />

geht es der Schule gut.<br />

Geht es den Schulen gut, geht es der Stadt<br />

gut.<br />

Geht es den Städten gut, geht es dem<br />

Land gut.<br />

Dies erbitten wir uns von dir, himmlischer<br />

Vater, –<br />

deinen guten Segen und deinen Schutz für<br />

unsere Schule,<br />

unsere Stadt und unser Land!<br />

Amen. ■<br />

(Formuliert von Giselind Schapfl, Bayern)<br />

Müttergebetskreis für das <strong>Gymnasium</strong><br />

<strong>Korntal</strong> (Ch. Zieffle, Ch. Geib, R. Klinnert u.a.}


Schule – mehr als Unterricht<br />

Fotocollage<br />

Nicola Schubert<br />

111


Fotocollage<br />

TripleL<br />

112


DIE SCHULGEMEINSCHAFT<br />

Die SMV<br />

In unserer Schule, umringt von drei Auf -<br />

enthaltsräumen gibt es ein kleines Zimmer.<br />

Daneben viele bunte Plakate und gegenüber<br />

ein kleiner Briefkasten. Das ist das<br />

klei ne Reich der Schülermitver ant wortung,<br />

kurz SMV. Die SMV besteht aus drei Schü -<br />

ler sprechern, den Kassenwarten, der Schü -<br />

ler vertretert für die Schulkon ferenz, sowie<br />

verschiedenen Ressortlei tern. Alle diese<br />

Äm ter werden zu Beginn des Schuljahres<br />

durch den Schülerrat, der sich aus den<br />

Kurs- und Klassensprechern der Klassen 5<br />

bis 13 zusammensetzt, vergeben.<br />

Viele Aktionen die sich im<br />

Laufe der Zeit bewährt ha -<br />

ben stehen nun schon fest<br />

im Terminkalender der SMV.<br />

So gehört es seit vielen<br />

Jahren dazu, dass die neuen<br />

Fünft klässler durch die Fün -<br />

fer pa ten und die SMV beim<br />

sogenannten Fünfer nach -<br />

mittag, der am ersten Freitag<br />

des Schul jahres stattfindet,<br />

be grüsst werden. Um den<br />

"Neu en" die Einge wöhnung<br />

zu er leichtern, folgt im Win -<br />

ter die Fünfer übernachtung<br />

und im Sommer das "Fünfer -<br />

grillen". Video nach mit tage<br />

und verschiedenste Sport -<br />

turniere für die einzelnen<br />

Stufen er freuen sich immer<br />

größerer Beliebtheit.<br />

Nachdem bereits ein Brenn- und<br />

Völkerballturnier für die Un ter stufe, mehrere<br />

Volleyball-, Fussball turn iere und ein<br />

Basketballturnier in Zu sam menarbeit mit<br />

der Realschule <strong>Korntal</strong> statt gefunden<br />

haben, steht nun noch die all jährliche<br />

Beach sai son auf dem Pro gramm. Auch hier<br />

lässt sich das Sport res sort, das in diesem<br />

Jahr von Hannah Gaiser und Verena<br />

Schoch vertreten wird, immer wieder et -<br />

was Neues einfallen. In diesem Jahr werden<br />

voraussichtlich Beach volley ball, -handball,<br />

-fußball, -völkerball und<br />

-brennballturniere für Unter-, Mittel- und<br />

Ober stufe stattfinden.<br />

Auch findet seit letztem Jahr neben der<br />

Unterstufendisco wieder eine Schuldisco<br />

für alle Stufen statt, welche vom sogenann-<br />

ten Kulturressort in Zu sam men arbeit mit<br />

dem Tech nik ressort und den Schüler spre -<br />

ch ern organisiert wird. Die Kultur hat in<br />

diesem Jahr sowohl Musicalbesuche als<br />

auch eine Opernführung organisiert, wel-<br />

113


SMV 2004/2005<br />

Schülersprecher: Kivanc Semen 12<br />

Kathrin Luong van 13<br />

Julia Hüttenrauch 10<br />

Kasse: Tülin Kocak 11rc<br />

Stefan Peters 9<br />

Kultur: Lorena Schäfer 11<br />

Gero Bauer 12<br />

Anja Boscher 13<br />

Sandra Scheufler 11rc<br />

Politik: Hüseyin Diril 13<br />

Ioanna Klobratsidou 11<br />

Umwelt: Ev-Marie Axmann 8<br />

Alexandra Huss 8<br />

Sport: Hannah Gaiser 13<br />

Verena Schoch 12<br />

Einkauf: Maximilian Schneider 12<br />

Ingolf Schatz 12<br />

Fabian Klump 12<br />

Dominika Graviat 12<br />

Technik: Christian Wasser 7g1/2r<br />

Patrick Anders 13<br />

Christian Appel 12<br />

Unterstufe: Kathrin Völlm 12<br />

Katherina Gaiser 11<br />

Sarah von Felten 5l<br />

Tobias Fingerle 7g1/2r<br />

PR: Rebecca Bachstedter 12<br />

Lea Gaiser 9g1r<br />

Franziska Wuwer 9g1r<br />

Heide-Katharina Bauer 11rc<br />

Schulgestaltung: Lisa Voigt 8<br />

Jasmin Cimander 10<br />

Michael Knodel 12<br />

Homepage: Bernd Kaltbeitzel 11<br />

Florian Eckert 10<br />

Schulkonferenz: Bastian Bock 13<br />

Patrick Arnold 10g2<br />

Felicia Michael 13<br />

Ferdinand Haas 13<br />

Philipp Maurer 11<br />

114<br />

che sich großer Beliebtheit erfreut ha ben.<br />

Nach dem wir im November mit einer<br />

Grup pe von über 60 interessierten Schü -<br />

ler innen und Schülern das Musical "42nd<br />

Street" besucht haben, stand im Juni der<br />

Besuch des neu angelaufenen Musicals<br />

"Elisa beth" auf dem Programm, wo wir mit<br />

über 40 Interessierten vor Ort waren.<br />

Den Abschluss des SMV- Jahres bildet<br />

das alljahrliche Schulfest, dessen Or ga ni sa -<br />

tion die SMV in Zusammenarbeit mit einigen<br />

Lehrern und Eltern übernommen hat.<br />

Hier stellt sich diesem Team in diesem<br />

Jahr eine ganz besondere Aufgabe: die<br />

Schul festwoche! Das 125- jährige Jubiläum<br />

und die Einweihung der neuen Gebäude -<br />

tei le wurden hierfür zum Anlass genommen.<br />

Den Auftakt bildet das erstmals veranstaltete<br />

24h- Sponsoren- Rennen. Wir<br />

hoffen sowohl auf große aktive Teilmahme<br />

als auch auf viele Zuschauer. Durch das<br />

hier erwirtschaftete Geld soll, wie auch in<br />

den vergangenen Jahren, ein gemeinnütziges<br />

Projekt unterstützt werden. Es folgen<br />

weitere ereignis- und abwechslungsreiche<br />

Tage, deren krönenden Abschluss das<br />

Schul fest mit anschließender Beachparty<br />

bildet.<br />

Natürlich kommt die Hauptaufgabe<br />

der SMV neben der Organisation dieser<br />

Ak tion en nicht zu kurz: die Vertretung der<br />

Schü ler meinungen gegenüber der Schul -<br />

leit ung, den Lehrern und Eltern. In der<br />

Schul konferenz, der Elternbeiratssitzung,<br />

dem sogenannten ELSA (Eltern-Lehrer-<br />

Schüler-Arbeitskreis) und anderen Be -<br />

sprech ungen treten wir mit Anliegen an<br />

die betreffenden Gruppen / Personen he -<br />

ran. Hierbei werden wir durch "unsere"<br />

Ver bindungslehrer, Herrn Bodo Nassal und<br />

Frau Margarete Fröhlich, unterstützt.<br />

An unserer Schule ist die SMV schon<br />

lan ge ein lebendiges Organ der Schüler -<br />

schaft, welches hilft, den Schulalltag bunter<br />

und abwechslungsreicher zu gest<strong>alten</strong>. ■<br />

SMV


Ohne Bild:<br />

Der Elternbeirat<br />

Herr Haßmann<br />

Herr Swoboda<br />

Frau Kärst<br />

Frau Schwenk<br />

Frau Völlm<br />

Herr Bäßler<br />

Frau Görig<br />

Frau de Castro<br />

Frau Schlüter-Mentgen<br />

Frau Scherer<br />

Frau Bauder<br />

Frau Dahm-Müller<br />

Herr Schwarz<br />

Frau Müller<br />

Frau Schmechel<br />

Frau Gabler<br />

Frau Ellinger-Lorenz<br />

Herr Werner<br />

Frau Schweiss<br />

Herr Lorenz<br />

Frau Goll<br />

Frau Appel<br />

Herr Oberle<br />

Frau Mack<br />

Frau Friese<br />

Frau Löffler<br />

Herr Thierhoff<br />

Frau Stich<br />

Frau Döscher<br />

Frau Haffner<br />

Frau Fingerle<br />

Frau Ammann<br />

Frau Huß<br />

Herr Lagnau<br />

Frau Schmidtke<br />

Frau Michael<br />

Herr Gaiser<br />

Herr Fallbacher<br />

Frau König<br />

Herr Seus<br />

Frau Mack<br />

Frau Kliem<br />

Frau Keppler<br />

Frau Hornberger<br />

Herr Geib<br />

Frau Ascher<br />

Frau Magiera<br />

Frau Weissbeck<br />

Frau Tannich<br />

Frau Geib<br />

Frau Haspel<br />

Frau Ochs<br />

Herr Strobel<br />

Frau Graupner-Saba<br />

Frau Class-Hähnel<br />

Frau Klezok<br />

Frau Klatte<br />

115


116<br />

Der Schulverein<br />

Als ich letztes Jahr das Amt des Vor -<br />

sitzenden übernahm, wurde mir von meinem<br />

Vorgänger Jens Baur eine ganze Kiste<br />

mit Ordnern, Kontoauszügen und an -<br />

deren Belegen übergeben. Welche<br />

Schätze ich da im Keller verstaut hatte,<br />

wurde mir erst jetzt bewusst, als ich für<br />

diese Festschrift Informationen sammelte.<br />

Gegründet wurde der Verein offiziell<br />

am 19. Juni 1953. Sein Name war damals<br />

‚Schulverein der Oberschule für Jungen,<br />

<strong>Korntal</strong>’. Dieser Name hielt aber nur ein<br />

Jahr, denn der Verein wurde im Dezember<br />

1954 bereits auf einen Namen umgetauft,<br />

der dem heutigen sehr ähnlich ist: ‚Schul -<br />

verein des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>’. Man be -<br />

denke, dass erst viel später mit der Ge -<br />

meinde reform die beiden Gemeinden<br />

<strong>Korntal</strong> und <strong>Münchingen</strong> verschmolzen<br />

wor den sind.<br />

Für mich ist es eine Kuriosität, dass<br />

Herr Heinz Schulte, Botaniker in Gangen -<br />

weiler bei Markdorf (Kr. Überlingen), er s -<br />

ter Vorsitzender wurde. Damals schien<br />

man noch weniger als heute große An -<br />

fahrts wege gescheut zu haben. Stell ver -<br />

tretender Vorsitzender wurde Herr Wer -<br />

ner Thrum, Bürgermeister der Gemeinde<br />

<strong>Korntal</strong>. Damals wurden sogar die Beirats -<br />

mitglieder namentlich in der Satzung aufgeführt,<br />

und man findet alle Titel vom<br />

Amt mann über den Professor, Regierungs -<br />

gewerberat und Rechtsanwalt bis zum<br />

Oberstudiendirektor. Als Ehrenmitglied<br />

wird sogar ein Herr Kultusminister a.D.<br />

Simpfendörfer genannt.<br />

Interessant ist für mich auch, dass die<br />

Ziele des Vereins heute noch in der For -<br />

mulierung identisch mit denjenigen sind,<br />

die bei der Gründung festgelegt wurden,<br />

wenn man von Namensänderungen we -<br />

gen der Gemeindereform etc. absieht:<br />

• die Freunde und ehemaligen Schüler<br />

des <strong>Gymnasium</strong>s zu sammeln<br />

• das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> ideell und ma -<br />

teriell zu fördern und<br />

• die Erziehung und Jugendpflege zu<br />

unterstützen und zu fördern.<br />

Die ersten handschriftlichen Belege<br />

und Protokolle sind für mich leider kaum<br />

mehr lesbar, weil sie noch in der altdeutschen<br />

Sütterlinschrift verfasst wurden.<br />

Den noch konnte ich einiges Historisches<br />

ausgraben:<br />

<strong>Aus</strong> den Unterlagen geht hervor, dass<br />

der Verein im Wesentlichen in seiner ge -<br />

samten Vergangenheit Anschaffungen ge -<br />

tätigt und Studienreisen mitfinanziert hat.<br />

Überrascht hat mich, dass bereits im Jahr<br />

1957 (als 100.- DM noch so richtig viel<br />

Geld war) Spenden im Gesamtwert von<br />

6.318,50 DM verbucht wurden. Neben<br />

Büchern für Deutsch und Geschichte,<br />

Kessel pauken, Notenständern und Diri -<br />

gen tenpult für Musik sind auch damals<br />

schon größere Beträge in die Na tur wissen -<br />

schaften für Spiegelgalvano me ter etc.<br />

geflossen. <strong>Aus</strong> heutiger Sicht für mich un -<br />

vorstellbar sind die 12 Gymnastikanzüge<br />

und 12 Paar Gym nastikschuhe, die für das<br />

Fach Gym nastik gestiftet wurden. Und es<br />

gibt wohl auch kaum stabilere Preise als in<br />

diesem Verein, der zu Beginn 1953 einen<br />

Min dest beitrag von DM 20.- verlangt hat,<br />

während wir heute noch bei EUR 10.-<br />

Mindestbeitrag im Jahr liegen.


Die ersten Niederschriften über Mit -<br />

glie derzahlen habe ich in einem Protokoll<br />

des Jahres 1960 gefunden. Zu dieser Zeit<br />

wurde bereits eine Reorganisation der<br />

Mit gliederkartei durchgeführt, und man<br />

stel lte fest, dass statt der registrierten 220<br />

Mitglieder nur noch 195 Personen dem<br />

Verein angehörten. Ich wäre heute froh,<br />

wenn wir diesen Stand bald wieder erreichen<br />

könnten, möchte aber nicht unzufrieden<br />

sein, da es uns gelang, im letzten<br />

Jahr unsere Mitgliederzahl von knapp 50<br />

auf 79 zu steigern. An dieser Stelle sei vor<br />

allem den Eltern der neuen 5er gedankt.<br />

Ich möch te diese Gelegenheit zu dem<br />

Appell an Sie nutzen, in der heutigen Zeit,<br />

in der bildungspolitisch sehr viel im Um -<br />

bruch ist und die Kassen der öffentlichen<br />

Haushalte knapp sind, durch eine Mitglied -<br />

schaft mitzuhelfen, die Schule bei notwendigen<br />

An schaffungen zu unterstützen. Dies<br />

betrifft vor allem die von Eltern und<br />

Jugendlichen ge wünschten Zusat z pro gram -<br />

me wie z.B. die große <strong>Aus</strong>wahl an AGs an<br />

unserer Schule.<br />

Im letzten Jahr haben wir uns einige<br />

Ge danken gemacht, wie und wo wir unsere<br />

Arbeit verbessern können. Als<br />

Hauptziel wurde dabei im Hinblick auf die<br />

Ganztagesschule die Unterstützung des<br />

sozialen Miteinanders definiert. Hierunter<br />

verstehen wir, dass wir alle Aktivitäten<br />

unterstützen wollen, die das Zusammen le -<br />

ben an unserem <strong>Gymnasium</strong> verbessern.<br />

Dabei fallen mir normalerweise Grup pier -<br />

ung en wie die Sanitäts-AG oder Strei t -<br />

schlich ter-AG ein. Selbst ver ständ lich sind<br />

aber auch andere Aktivi tä ten damit ge -<br />

meint, die das soziale Mit einander fördern<br />

wie z.B. eine Chorfreizeit oder ein von<br />

Schülerinnen und Schülern organisierter<br />

Sportwettkampf. Ich möchte nicht vergessen,<br />

dass die bisherigen För der ungen wie<br />

der Sozialpreis für Schüler, die Abonne -<br />

ments für Zeitschriften der Schüler biblio -<br />

thek oder der Unterhalt für das öffentliche<br />

Telefon an der Schule selbst verständlich<br />

weiterlaufen. Eine weitere Aufgabe, die in<br />

diesem Jahr auf dem Plan steht, ist eine<br />

Home page, durch die Sie sich direkt informieren<br />

können.<br />

Wir haben viele Ideen und Vorschläge.<br />

Bitte helfen Sie uns, indem Sie Mitglied<br />

wer den und uns damit regelmäßig finanziell<br />

unterstützen, mitarbeiten und Ihre<br />

Vor schläge und Ideen einbringen, einfach<br />

spenden auf das Konto 9 857 151 bei der<br />

Kreissparkasse Ludwigsburg; BLZ 604 500<br />

50.<br />

Ich möchte mich an dieser Stelle noch<br />

einmal ganz herzlich für die große Unter -<br />

stützung bedanken, die ich von allen Sei -<br />

ten erfahren habe, und wünsche uns viel<br />

Erfolg für die Bewältigung der zahlreichen<br />

Auf gaben, die vor uns stehen. ■<br />

Der Vorsitzende Klaus Langnau<br />

117


Elly Abelt<br />

Veronika Bohnet<br />

Gerhard Böckeler<br />

Andrea Böttger<br />

Gregor Breckle<br />

Sylvia Brunner<br />

Margit de Freitas<br />

Inge Denzinger<br />

Tilman Diez<br />

Christoph Doll<br />

Martin Donabauer<br />

David Elsäßer<br />

Christa-Maria Frank<br />

Eckart Frowein<br />

Margarete Fröhlich<br />

Stefanie Fuoß<br />

Heidrun Gampper<br />

Edith Götz<br />

Winfried Haas<br />

Winfried Harst<br />

Michaela Hartmann-Trummer<br />

Regina Heumüller<br />

Hanns Ulrich Hildebrand<br />

Detlef Hoche<br />

Suzanne Hoffman<br />

Irmgard Högg-Maier<br />

Regina Hövermann<br />

Andreas Jüttner<br />

Jens Kailbach<br />

Sylvia Keck<br />

Katharina Knöller<br />

Christine Kramer<br />

Jörg Maihoff<br />

Renate Martin-Aretz<br />

118<br />

Das Kollegium


Ingeborg Maus<br />

Christina Mayer<br />

Ingrid Mayer-Groß<br />

Christian Mendler<br />

Stefan Meyer-Schwelling<br />

Tino Miksche<br />

Otto Müller<br />

Rainer Nahrgang<br />

Bodo Nassal<br />

Ute Niebling<br />

Angelika Nollert<br />

Rosemarie Ott<br />

Sabine Pineda<br />

Regina Rapp<br />

Georg Roller<br />

Helga Schäfer<br />

Sylvia Schelling<br />

Matthias Schemann<br />

Ingeborg Scheu<br />

Silvia Schilling<br />

Judith Schlaich<br />

Waltraud Schliack<br />

Horst Peter Schlotter<br />

Antje Schmid<br />

Corinna Schmohl<br />

Simone Schott<br />

Dieter Schreck<br />

Nikola Schubert<br />

Constanze Siebert<br />

Ute-Ellen Stoll<br />

Wolfgang Strohbach<br />

Andreas Trapp<br />

Andreas Wacker<br />

es sind nicht alle Lehrerinnen<br />

und Lehrer auf dem Foto<br />

abgebildet.<br />

119


120<br />

Wie Die “Guten alles anfing Geister”<br />

Hildegard Wieschollek 1992 - heute, Margot Hammelehle 1957 - 1984, Hildegard Wasser 1975 - 2001, Ingrid<br />

Bögel 1984 - 1992, Margarete Eschmann 2001 - heute<br />

Fast fünf Jahrzehnte arbeiteten und arbeiten wir mit viel Liebe zu Schüler/innen und Schule im Sekretariat.<br />

Der Hausmeister in allen Lagen für die Schule tätig<br />

Horst Fritscher, Hausmeister am <strong>Gymnasium</strong> seit 1976


Klassen im Schuljahr 2005<br />

Klasse 5A: Brinkschulte, Aline; Elshani, Nora; Englert, Paul; Gommel, Hanna; Grosser, Patricia;<br />

Häntsch, Isabel; Henke, Marco; Holz, Theresa; Hubbes, Paul; Kessira, Sammy; Klatte, Sarah; Klezok, Sina;<br />

Kohlen, Sarah; Lawrenz, Louisa; Lehmann, Frank; Leibold, Miriam; Leopold, Clemens; Renninger, Sarah;<br />

Schillinger, Julia; Schweizer, Ruben; Stanojevic, Dominik; Tödtmann, Constanze; Tödtmann, Friederike;<br />

Waadt, Sven; Weininger, Saskia; Wetzel, Alexander; Wokel, Lilly; Wonner, Patrick; Zanger, Moritz<br />

Klasse 5B: Akcebe, Ertugrul; Ammann, Sophie; Böttcher, Sophie; Diemer, Marcel; Dittmar, Fabian;<br />

Engelhardt-Seibel, Miriam; Esslinger, Marian; Hauke, Carolin; Janle, Jasmin; Kimmich, Christian; Langenmair,<br />

Sonja; Meyer, Linus; Mienhardt, Tatjana; Renner, Lisa; Ringo, Jan-Peter; Rohatsch, Kim; Ros, Lisa; Schick,<br />

Maximilian; Schmechel, Anja; Stauch, Lisa Maria; Stavrokostas, Ioannis; Stelzner, Hannah-Lea; Stolz, Regina;<br />

von Ehrenwall, Ellen; von Essen, Sören; Weber, Lucie; Wellmann, Maike; Würth, Randi; Zarges, Isabelle<br />

121


122<br />

Klasse 5L: Bogler, Tilmann; Demirler, Sina; Fingerle, Katrin; Gabler, Felix; Gruhn, Marcel; Haupt, Saskia;<br />

Hähnel, Valentin; Hehr, Carolin; Hofmeister, Philip; Hrouda, Marco; Huber, Jan; Keller, Natascha;<br />

Macpherson, Jamie; Mahl, Patrick; Mai, Sonja; Matthies, Judith; Rau, Johannes; Repnak, Felix; Ronge, Hanna;<br />

Roth, Markus; Schmidt, Mareike; Steinbuch, Florentin; Ulmer, Esther; von Felten, Sarah; Walker, Birgit;<br />

Wimmer, Sabrina; Wöllmer, Angela; Wörner, Jan<br />

Klasse 6gr: Baudzus, Jakob; Belau, Elena; Geiger, Corin; Gerhardt, Feline; Groß, Benedikt; Haydl,<br />

Miriam; Heske, Marco; Hönes, Andreas; Kazan, Didem; Kunz, Maximilian; Mack, Leonie; Malich, Jonas;<br />

Meenen, Cliff; Plundrich, Frank; Rau, David; Saba, Julian; Stäbler, Josua; Tiesler, Moritz; Vrana, Bennet;<br />

Waghubinger, Sarah; Wagner, Aylin; Wagner, Hagen; Wasser, Franziska; Wohlfahrt, Kim


Klasse 6ra: Ahiakonou, Anthony; Aliji, Fitore; dos Santos Coelho, Miriam; Engelhardt-Seibel, Jonas;<br />

Gittfried, Tim; Götz, Sebastian; Knöll, Tabea; Lorenz, Philipp; Meyer, Lucas; Mopils, Ann-Kathrin; Müller,<br />

Tobias; Peraus, Melanie; Pflanz, Kai-Arne; Rampf, Marcel; Reisner, Beate; Rüll, Miriam; Schanz, Daniel;<br />

Schäfer-Siebert, Heiko; Schefold, Franziska; Semen, Emre; Uyanik, Yelda; Volkmer, Verena; Werner, Judith;<br />

Wolfart, Julia<br />

Klasse 6rb: Bachor, Salome; Bickel, Christian; Bizer, Johanna; Boeddinghaus, Cordula; Brankatschk,<br />

Christin; Elsäßer, Robert; Fitz, Samuel; Freitag, Bettina; Gockeler, Maximilian; Gotzkowsky, Kim; Härter,<br />

Nora; Heitz, Jelena; Knecht, Valentin; Kohlen, Tim; Magiera, Tom; Müller, Carolin; Ochs, Sebastian; Poeppel,<br />

Tobias; Rekow, Mareike; Rudolf, Julica; Sandhoff, Anika; Schan, Robert; Spenke, Martin; Strobel, Dennis;<br />

Tischer, Lisa; Zorn, Jonathan<br />

123


124<br />

Klasse 7g12r: Abramovici, Miriam; Büsing, Adrian; Falk, Jonathan; Fiesler, Lars; Fingerle, Tobias;<br />

Flemm, Daniel; Friese, Tanja; Gaiser, Johannes; Gruber, Julian; Henn, Tamara; Klassen, Fabian; Kliem, Silvia;<br />

Kriso, Christian; Leibold, Benjamin; Leopold, Judith; Leopold, Paul; Letterer, Alexandra; Lorenz, Valerie;<br />

Müller, Marco; Müller, Peter; Niedenführ, Erik; Obenhuber, Lia; Rittmann, Constantin; Schmid, Jan Philipp;<br />

Schönlein, Richard; Stauch, Miriam; Wasser, Christian; Wrobel, Lena; Zaiser, Robert<br />

Klasse 7g1r: Börder, Jennifer; Eisele, Tobias; Esslinger, Jara; Griesbach, Thorsten; Haspel, Lena Marie;<br />

Häberle, Janina; Hofmann, Konstantin; Jegliewski, Nina; Kirchdörfer, Marcus; Kreer, Patrick; Langnau, Jens;<br />

Langsch, Rebekka; Löffler, Katharina; Mendler, Patrick; Michal, Doreen; Mienhardt, Melanie; Peretz, Tabea;<br />

Quilitz, Nicolas; Rizzuto, Sabrina; Rutkowsky, Katrin; Schauerhammer, Lars; Schäfer-Siebert, Carsten;<br />

Schrauth, Kai; Schurer, Felix; Straub, Nico; Velte, Robin; von Au, Dominic; Wagner, Nikolai; Weil, Lukas;<br />

Werner, Jakob; Wiedmann, Marco


Klasse 7g2r: Beier, Julia; Böttcher, Veronika; Englert, Gaia; Fischer, Vanessa; Gantze, Nadine; Geib,<br />

Katrin; Hönes, Janik; Ilic, Filip; Keim, Jan; Kekelidze, Sandro; Keppler, Johannes; Müller, Steffen; Reufer, Elena;<br />

Ros, Tim; Ruf, Florian; Schmid, Elena; Schrempp, Thorben; Sentko, Achim; Stelzner, Lilith; Tannich, Maresa;<br />

Vogtmann, Robin; von Hoiningen, gen. Huene, Freih., Maximilian; Wiechmann, Julia; Zaric, Danijel<br />

Klasse 8g1ra: Aggül, Duygu; Axmann, Ev-Marie; Bott, Felix; Domhan, Marielena; Döscher, Andreas;<br />

Elsäßer, Martin; Gualano, Giuseppe; Haas, Manuel; Haffner, Leopold; Häntsch, Johannes; Härter, Alisa;<br />

Heich, Christian; Hopp, Christopher; Johann, Julian; König, Michael; Leopold, Tabea; Mack, Sophie; Riemer,<br />

Sascha; Schmidt, Timo; Schweikert, Alisa; Skrbic, Aleksandar; Sölch, Heike; Stauch, Matthias; Stemmler,<br />

Alexander; Tek-Rech, Gregory; Trucksees, Anna; Vogt, Nathalie; Volk, Alisa; Vrana, Vincent; Waghubinger,<br />

Michael<br />

125


126<br />

Klasse 8g1rb: Ahlers, Sina; Bäuerle, Lisa; Binz, Jonas; Bröckel, Igor; Erdmann, André; Espenschied,<br />

Philipp; Esslinger, Alisa; Frenzen, Artur; Hehr, Catharina; Hotz, Philip; Hönes, Bärbel; Knape, Aileen; Kuttler,<br />

Samuel; Leipersberger, Lisa-Maria; Manecke, Marcel; Rapp, Kevin; Rollbühler, Steffen; Schlayer, Julia;<br />

Schwarz, Lukas; Stavrokostas, Kosta; Stich, Marie; Thierhoff, Thierry; Thomas, Daniela; Tsouni, Alexandra;<br />

Voigt, Lisa; Waghubinger, Josua; Wöhr, Nicole<br />

Klasse 8g2r: Aue, Kathleen; Bahle, Dennis; Burger, Katja; Dittmar, Daniel; Döffinger, Laura;<br />

Enzensperger, Sabine; Fischer, Dominik; Groß, Tobias; Hiller, Christian; Holzer, Denis; Huß, Alexandra; Huß,<br />

Julian; Jaust, Constanze; Jünemann, Lydia; Klenk, Amelie; Knauer, Philipp; Knecht, Jan; Kringler, Alisa; Kühl,<br />

Carina; Langnau, Kai; Meßner, Fabian; Moll, Jessica; Oberle, Corinna; Peraus, Anja; Pilger, Monja; Pinior,<br />

Cassy; Renninger, Simon; Reum, Dominik; Richter, Marco; Sandhoff, Tilman; Stoik, Tamara; Ulmer, Anne


Klasse 9g1r: Brändle, Melanie; Erdmann, Falk; Gaiser, Lea; Groß, Annika; Haberzettl, Steffen; Holzer,<br />

Kevin; Jesser, Dominik; Kliem, Juliane; Klugt, Daniela; Kriel, Tom; Kronmüller, Jonas; Kühner, Ludwig; Mitrovic,<br />

Mario; Neuner-Jehle, Philipp; Ochs, Rebekka; Pokorny, Jasmin; Reufer, Pablo; Schmitz, Alexander; Schrauth,<br />

Franziska; Schwarz, Sarah; Spiess, Anna; Stannard, Steven; Stürner, Patrick; Von Wirth, Maximilian;<br />

Weissbeck, Sebastian; Wuwer, Franziska<br />

Klasse 9g2r: Beck, Benjamin; Blessing, Nadja; Christenson, Mark; Cuoco, Jessica; Debicki, Claudia;<br />

Fingerle, Alexander; Friese, Florian; Gewalt, Senta; Gomm, Daniel; Griesbach, Frederic; Jakobi, Sabina;<br />

Joost, Anne; Klinnert, Matthias; Magiera, Jim; Mühleisen, Dennis; Pikolin, Reto; Pohl, Julia; Rittmann,<br />

Madeleine; Rody, Tala; Scheerer, Kim Julian; Schmid, Ellen; Schuldt, Raphael; Schwenkkraus, Philipp; Seyfert,<br />

Alina; Smetatschek, Tanja; Stoll, Susanne; Von Ehrenwall, Maren; Wolfart, Linda<br />

127


128<br />

Klasse 9ra: Arslan, Aylin; Ascher, Nathalie; Assmuth, Patrick; Bäßler, Michael; Born, Daniel; Boscher,<br />

Florian; Gerhardt, Tabea; Höchersteiger, Carolin; Kreer, Natascha; Müller, Benedikt; Oldenzeel, Robin;<br />

Pflanz, Elena; Prestin, Svenja; Schauerhammer, Sven; Schmalzridt, Nina; Wonner, Ingo; Zarges, Alexander<br />

Klasse 9rb: Bauder, Jonathan; Bauer, Christian; Bausch, Elisa; Brunner, Roman; Conrad, Alice; El-<br />

Mecharrafie, Nadja; Glander, Sebastian; Hallamoda, Roman; Häbich, Fabian; Huber, Aline; Hund, Matthias;<br />

Janischewski, Anja; Leopold, Ludwig; Löw, Andrea; Müller, Britta; Peters, Stefan; Riemer, Daniel; Schlump,<br />

Johannes; Stadler, Sabrina; Steinbuch, Jonathan; Supper, Janine; Tannich, Pascal; Tischer, Sebastian; Westphal,<br />

Kevin; Winkler, Ulrike; Zaiser, Jan


Klasse 10g1r: Cimander, Jasmin; Eckert, Florian; Freitag, Susanne; Geib, Tanja; Groß, Thorben;<br />

Kocak, Aylin; Langnau, Antje; Lorenz, Johannes; Maier, Caroline; Maudrich, Jakob-Jonathan; Melissourgakis,<br />

Jenny; Müller, Manuel; Münch, Inken; Oberle, Claudia; Pahlke, Melanie; Pusch, Tim; Rempp, Tobias; Ries,<br />

Marisa; Schatz, Philine; Schäfer, Joshua; Schwenk, Robin; Sorg, Julian; Spenke, Stephan; Ulmer, Johannes;<br />

Völlm, Jochen; Wiechmann, Markus<br />

Klasse 10g2r: Arnold, Patrick; Aufheimer, Matthias; Boese, Benjamin; Bolten, Sara; Döffinger,<br />

Claudia; Epperlein, Ruben; Georg, Christian; Glander, Sarah; Groß, Jennifer; Groß, Nikolas; Haydl, Sabine;<br />

Hornberger, Andrea; Huß, Theresa; Keppler, Julia; Kirchdörfer, Daniel; Kühn, Saskja; La Roche, Alexander;<br />

Möser, Andreas; Niezgoda, Natalia; Ott, Carolin; Pitzmann, Nicole; Pohl, Jessica; Scherer, Daniela; Schuck,<br />

Barbara; Tek-Rech, Carlo; Voicians, Daniel<br />

129


130<br />

Klasse 10r: Appel, Lisa; Bieler, Kim; Brenner, Juliane; Brosowski, Johannes; Enzensperger, Michael;<br />

Frenzen, Dierk; Goll, Annika; Großmann, Timo; Hiller, David; Hüttenrauch, Julia; Jaust, Christian; Knas, Tanja;<br />

Kull, Sebastian; Marx, Steffen; Müller, Marcus; Rekow, Dominik; Renner, Christian; Salver, Krischa; Schoch,<br />

Sebastian; Schönlein, Clemens; Seidel, Lisa; Ulmer, Saskia; Weber, Annika; Wunner, Patrick<br />

Klasse 11g1/2: Buck, Benjamin; Burger, Anika; Dimitriou, Paraskevas; Epperlein, Jascha; Frenzen,<br />

Karin; Gaiser, Katherina; Greßler, Felix; Haßmann, Marie Christin; Hönig, Saskia; Kliem, Florian;<br />

Kolobratsidou, Ioanna; Kunberger, Fabian; Lorenz, Leonie; Meyer, Regina; Müller, Maxi; Paulokat, Patrick;<br />

Peters, Andrea Claudia; Reinicke, Christoph; Schaible, Dorothee; Schäfer, Lorena; Strobl, Felix; Teufel, Felix;<br />

Würth, Benjamin


Klasse 11ra: Bauknecht, Sandra; Bucher, Anja; Diehl, Hannah; Gerhardt, Laura; Haas, Philipp;<br />

Haffner, Maximilian; Hans, Patrick; Klingel, Marcel; Mack, Stephan; Mann, Verena; Menacher, Silvia; Müller,<br />

Benedikt; Nienaber, Paul; Reichelt, André; Riemer, Felix; Rody, Yasamin; Scheib, Dominik; Steidle,<br />

Alexander; Tatar, Ugur; Vogt, Melanie; Wetzel, Inga<br />

Klasse 11rb: Diril, Merve; Espenschied, Timo; Gantze, Jessica; Heermann, Maraike; Herb, Christina;<br />

Klenk, Tobias; Koch, Benjamin; La Rosa, Sebastiano; Link, Katja; Manolopoulos, Katherina; Manolopoulos,<br />

Michael; Pohl, Sebastian; Raab, Martha; Richter, Dany; Scherer, Simon; Schuß, Katharina; Schweiss, Frederic;<br />

Traub, Stefanie; Wolpert, Beatrice<br />

131


132<br />

Klasse 11rc: Bauer, Heide; Benli, Yasemin; Betz, Sebastian; de Castro Neves, Fábio; Gengenbach,<br />

Stefanie; Goerner, Tobias; Gutbrod, Julian; Kaltbeitzel, Bernd; Knote, Christoph; Kocak, Tülin; Kreuselberg,<br />

Jochen; Lohmann, Pascal; Maurer, Philipp; Mentgen, Katharina; Mühlbauer, Larissa; Paul, Adrian; Ruppik,<br />

Roman; Scheufler, Sandra; Sparka, Michael; Walz, Nadine; Wels, Peter; Wild, Thilo<br />

Jahrgangsstufe 12: Aka, Mehmet; Anders, Thomas; Appel, Christian; Babczynski, Sandra;<br />

Bachstädter, Rebecca; Bauer, Gero; Bez, Michael; D'Alessandro, Werner; Degen, Heiko; Enzensperger,<br />

Andreas; Ernst, Lena; Fallbacher, Maximilian; Faller, Pia; Gockeler, Julia; Görig, Susann; Grafe, Daniel;<br />

Graviat, Dominika; Hamid, Atussa; Henke, Benjamin; Heubischl, Mercedes; Horch, Felicitas; Kartmann,<br />

Uwe; Klump, Elmar; Klump, Fabian; Knodel, Michael; König, Daniel; Körner, Jennifer; Krause, Christiane;<br />

Lutz, Svenja; Maier, Robert; Möser, Christian; Niethammer, Stefan; Owertschuk, Alexander; Pahlke, Tanja;<br />

Pokorny, Julia; Prestin, Pia; Schadt, Stefanie; Schatz, Ingolf; Schneider, Maximilian; Schoch, Verena; Schuck,<br />

Felix; Schweizer, Tobias; Schwenk, Nina; Semen, Kivanç; Seus, David; Sewina, Ricarda; Seyfang, Gero; Sorg,<br />

Friederike; Spiess, Martin; Szabo, Daniel; Völlm, Kathrin; Wegener, Jessica; Wurst, Kai; Zhang, Liding; Zieffle,<br />

Tanja; Ziegler, Philip


Jahrgangsstufe 13: Abele, Nicole; Anders, Patrick; Anders, Sandra; Beck, Florian; Becker, Patrick;<br />

Beurer, Monika; Birn, Julia; Bock, Bastian; Bolten, Stefanie; Boscher, Anja; Diril, Hüseyin; Eckert, Elena;<br />

Fahrbach, Johanna; Fritz, Susanne; Gaiser, Hannah; Göhring, Caroline; Grygo, Marco; Haas, Ferdinand;<br />

Haßmann, Dennis; Helbig, Tobias; Hepp, Charlotte; Hornberger, Sylvia; Hönes, Andreas; Hubert, Oliver;<br />

Kärst, Fleur; Keethapongalan, Jerard; Khosrawikatoli, Mahdiye; Klopocki, Dörte; Krause, Nadja; Link, Anne;<br />

Lorber, Dominique; Luong van, Kathrin; Lustig, Christina; Michael, Felicia; Müller, Anja; Müller, Elke; Müller,<br />

Sina; Neuberth, Christian; Obermüller, David; Päusch, Elias; Peraus, Katrin; Peters, Annette; Pusch, Kristina;<br />

Regenbogen, Bianca; Saile, Charlot; Schmidtke, Antje; Singer, Philipp; Steinbuch, Lena; Stiber, Tanja;<br />

Swoboda, Stefanie; Thierhoff, Muiriel; Walther, Benjamin; Weinmann, Michael; Wild, Markus; Wolpert,<br />

Alexander<br />

133


Mathematikunterricht bei<br />

Herrn Wacker 1980 und 2005<br />

134<br />

E R I N N E R U<br />

Blick zurück<br />

Herr Wacker – damals und heute<br />

Erinnerungen von Prof. Dr. Leibinger<br />

Der Abitursjahrgang von 1949 – Emil Lauffer<br />

(1)25 JAHRE<br />

GYMNASIUM KORN TAL<br />

125 Jahre sind eine beeindruckende<br />

Zeit spanne.<br />

Noch beeindruckender wird sie, wenn<br />

man bedenkt, dass es bereits ab 1819 die<br />

private Knabenlateinschule von Johannes<br />

Kul len in <strong>Korntal</strong> gab. Diese private Schule<br />

wurde dann ab 1880 als Gemeinde lat ein -<br />

schu le weitergeführt.<br />

Eine höhere Schule gibt es in <strong>Korntal</strong><br />

also schon seit über 186 Jahren.<br />

Über dem Eingangsportal der damaligen<br />

Knabenlateinschule, der jetzigen Musik -<br />

schule, steht heute noch das passende<br />

Wort aus Psalm 111: „Die Furcht des<br />

Herrn ist der Weisheit Anfang.“<br />

Weisheit wollten die Lehrer sicherlich<br />

da mals wie heute an ihre Schüler vermitteln.<br />

Ob diese Bemühungen immer von Er -<br />

folg gekrönt waren, lassen wir an dieser<br />

Stel le lieber offen.<br />

Um die Zeitspanne, auf die wir zurückblicken<br />

wollen, etwas überschaubarer zu<br />

machen, reduzieren wir die 125 Jahre auf<br />

25 Jahre. So viel Zeit liegt ungefähr zwischen<br />

den Photos auf dieser Seite.<br />

Wie man deutlich erkennen kann, wur -<br />

de und wird an einer ehemaligen Latein -<br />

schu le auch Mathematik unterrichtet.<br />

Nicht nur der Lehrstoff weist eine ge -<br />

wisse Ähnlichkeit auf, auch die Lehrer ha -<br />

ben sich praktisch nicht verändert, wie man<br />

unschwer erkennen kann. Nur der Ge -<br />

sichts ausdruck wurde im Laufe der Zeit<br />

etwas weiser.<br />

Auch die Schüler sitzen 2005 vor der<br />

glei chen Tafel oder auf der gleichen Trep pe,<br />

auf der sie vor 25 Jahren saßen. Aller dings<br />

bereits die nächste Generation. Teil wei se<br />

sitzen auf den Bildern jetzt die Kin der, wo<br />

vor 25 Jahren die Eltern saßen.<br />

Diese Tatsache sollten wir nicht als no -<br />

stal gisch abwerten, sondern als Zeichen ei -<br />

ner kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

be werten. Eine Weiterentwicklung, die auf<br />

den erreichten Werten der langjährigen<br />

Ge schi chte aufbaut und die dieses Gym na -<br />

si um <strong>Korntal</strong> sicherlich aufwertet.<br />

In diesem Sinne wünschen alle „Ehe ma -<br />

li gen“ dieser Schule eine gute Zukunft, auf<br />

dass auch in den nächsten 125 Jahren weit -<br />

eren Generationen von <strong>Korntal</strong>er Schülern<br />

Weisheit vermittelt wird. ■<br />

Martin Fingerle


N G E N<br />

ICH DENKE GERNE ZURÜCK<br />

Ich kam 1937 in die Grundschule in<br />

Korn tal, 1941 dann ins <strong>Gymnasium</strong> – in die<br />

Ulrich von Hutten-Oberschule, wie das<br />

Gym nasium damals hieß. Warum man nach<br />

1945 den Namen des kritischen Geis tes<br />

und Humanisten nicht beibeh<strong>alten</strong> hat, ha -<br />

be ich nie ganz verstanden. „Die Furcht des<br />

Herrn ist der Weisheit Anfang“ stand über<br />

der Eingangstür der Schule. Irgendwann<br />

hatten Unbekannte das ‚s’ in ‚Weisheit’ in<br />

ein ‚c’ umgemeißelt. Es hatte wohl Met -<br />

hode.<br />

Unsere Lehrer kamen am Anfang noch<br />

vielfach aus dem Pietismus. Später kamen<br />

dann junge nationalsozialistische Lehr er<br />

dazu. Je totaler der Krieg wurde, umso<br />

mehr ältere Lehrer kamen wieder zum<br />

Vor schein. Auch solche mit unzeitgemäßer<br />

Ge sinnung. Wir waren also während des<br />

Drit ten Reiches einem ständigen Wechsel -<br />

bad von Nationalsozialismus und Pietis mus<br />

ausgesetzt, aber wir kamen damit ganz gut<br />

zurecht.<br />

Auch die <strong>alten</strong> <strong>Korntal</strong>er mussten und<br />

wollten sich einordnen. Der Führer des<br />

Jung zuges im Jungvolk, in dem ich als<br />

Jungen schaftsführer diente, war Gerhard<br />

Ben gel, ein Urenkel von Johann Albrecht<br />

Bengel, dem Prälaten und Pietisten, der<br />

Welt untergang und Wiederkehr Christi für<br />

1836 prophezeit hatte. Deshalb waren die<br />

Häuser in <strong>Korntal</strong>, das 1819 als Brü der ge -<br />

meinde gegründet worden war, auch sehr<br />

leicht gebaut.<br />

Der Weltuntergang kam auch 1945<br />

nicht, aber ein tiefer Einschnitt in die Ge -<br />

schich te unseres Landes und aller Men -<br />

schen.<br />

Im Herbst 1945 wurde die Schule wieder<br />

eröffnet. Anfangs nur mit zwei Lehr ern,<br />

einer Zeichenlehrerin, die politisch unverdächtig<br />

war, und dem Gründungs rek tor des<br />

<strong>Gymnasium</strong>s, Wilhelm Simpfen dör fer, der<br />

später Kultusminister von Baden-Würt -<br />

tem berg wurde. Er gab Mathematik und<br />

Staats bürgerkunde; beides allerdings nur<br />

selten, weil er bei der verfassungsgebenden<br />

Landesversammlung benötigt wurde. Dazu<br />

kamen viele junge Lehr er, die teilweise<br />

noch keinen Studien ab schluss in der Tasche<br />

hatten, die aber begeistert unterrichteten<br />

und uns viel Neu es mit auf den Weg<br />

gaben.<br />

Die Fächer Deutsch, Geschichte und<br />

Philosophie waren meine Lieblingsfächer:<br />

Vor uns tat sich eine neue Welt auf – ich<br />

denke zum Beispiel an die amerikanische<br />

Literatur, der wir in rororo-<strong>Aus</strong>gaben im<br />

Zeitungsdruck zunächst begegneten. Wir<br />

lasen Hemingway und Steinbeck und Ten -<br />

nes see Williams, aber auch Kästner, Tuch -<br />

olsky und Werfel. Mit Freuden denke ich an<br />

die ersten Theateraufführungen von<br />

Thorn ton Wilders Stücken „Wir sind noch<br />

einmal davongekommen“ oder „Un se re<br />

kleine Stadt“ zurück.<br />

<strong>Korntal</strong> – auch das <strong>Gymnasium</strong> –<br />

besann sich auf seine pietistische Ver gang -<br />

en heit.<br />

Anfänglich begannen wir den Schultag<br />

mit einem Choral. Schulgottesdienste am<br />

An fang und Ende jedes Halbjahres waren<br />

selbstverständlich.<br />

Haben wir dagegen revoltiert? Nein.<br />

Wir waren 45er, keine 68er. Wir kamen aus<br />

der Not und waren nicht des Wohl stands<br />

überdrüssig.<br />

Der Geist <strong>Korntal</strong>s wurde uns auch<br />

nicht aufgedrängt, aber er drang in uns ein.<br />

Ein kluger und behutsamer Lehrer – Pfar -<br />

rer Lindenbauer, der Religion und Philo so -<br />

phie gab, sorgte für Wissen über Reli gion, in<br />

Sonderheit über den Protestantis mus.<br />

Als junger Mensch wollte ich von vielem,<br />

das uns nahe gebracht wurde, nichts<br />

wissen. Später habe ich gemerkt, wie sehr<br />

die Maximen meines Handelns davon<br />

bestimmt wurden. Ich bin heute noch<br />

dank bar für meine <strong>Korntal</strong>er Jahre. ■<br />

Professor Dr. Berthold Leibinger<br />

135


136<br />

ABITURSJAHRGANG 1949<br />

– EINE HOMMAGE AN EINE<br />

BEMERKENSWERTE KLASSE<br />

1-9B (UND AN DIE PARALLEL -<br />

KLASSE) VON 1940-1949 AN<br />

DER ULRICH VON HUTTEN-<br />

OBERSCHULE IN KORNTAL<br />

„Wir sind noch einmal davongekommen“<br />

– der Titel des in der Nachkriegszeit<br />

oft gespielten Theaterstücks von Thornton<br />

Wilder passt gut zu unserem Jahrgang<br />

1929. Wir haben unsere neun Jahre Ober -<br />

schulzeit von 1940-1949 tatsächlich heil<br />

über standen: den mörderischen Krieg in<br />

der ersten Schulzeithälfte bis 1945, aber<br />

auch die entbehrungsreichen Nachkriegs -<br />

jah re von 1945-1949. Außer drei älteren<br />

Klas sen kameraden, die erst nach dem Krieg<br />

zu uns kamen, war niemand an der Front<br />

eingesetzt. Alle blieben bei den Bom ben -<br />

angriffen und beim Einmarsch der Alliier -<br />

ten als jüngste „Volkssturmmänner“ mit 15<br />

Jahren in unseren Dörfern verschont. Wir<br />

kamen nicht in Gefangenschaft und mussten<br />

keine Entnazifizierung über uns ergehen<br />

lassen.<br />

Alle, die nach der 6. Klasse weitergemacht<br />

haben, haben das Abitur geschafft:<br />

29 Jungen und 5 Mädchen, also insgesamt<br />

34. Leider leben davon heute 10 nicht<br />

mehr.<br />

Auf drei Zeitabschnitte will ich etwas näher<br />

eingehen:<br />

• Kriegszeit ohne Fronteinsatz von<br />

1940-1945<br />

• Nachkriegszeit mit Abitur von<br />

1945-1949<br />

• Studium und Berufszeit als Aufbau ge ne -<br />

ration (die Boosters) von 1950-1990/95.<br />

Alle drei Abschnitte begannen mit einschneidenden<br />

politischen und wirtschaftlichen<br />

Ereignissen: der erste mit dem Zwei ten<br />

Weltkrieg, der zweite mit dem Umsturz und<br />

zerstörten Städten und lnfrastrukturen, der<br />

dritte mit der Wäh rungs reform und der<br />

Gründung der Bundes republik Deutschland.<br />

Von uns Schülern wurde außer der<br />

Lern fähigkeit eine rasche Anpassungs- oder<br />

Widerstandsfähigkeit an oft extreme Si tuat<br />

ion en, ideologisch und praktisch, verlangt.<br />

Das Geld war während der ganzen Schul -<br />

zeit kein Maßstab, da die Reichsmark nur<br />

wenig Wert hatte. Wichtiger waren Be -<br />

zugs scheine und Beziehungen. Das än der te<br />

sich erst ab 1948 mit der Wäh rungs reform<br />

und der Einführung der DM, als man wieder<br />

praktisch alles kaufen kon nte, wenn<br />

man das nötige Kleingeld hatte.<br />

Kriegszeit ohne Fronteinsatz<br />

von 1940-1945<br />

Als wir Anfang April 1940 als Zehn -<br />

jährige mit unseren kurzen schwarzen<br />

Samt hosen und Lederschulranzen auf dem<br />

Rücken in unser erstes Klassenzimmer im<br />

Erdgeschoss des großen Schülerheimes<br />

rechts neben dem Hauptportal stürmten,<br />

war der Polenkrieg vom September 1939,<br />

den Hitler angezettelt hatte, längst zu En de.<br />

Vom Frieden war keine Rede, im Ge -<br />

genteil. Sechs Wochen nach unserem ers -<br />

ten Schul tag, am 10. Mai 1940, fiel die deut -<br />

sche Wehr macht in Frankreich ein, da<br />

Frank reich und Großbritannien bereits am<br />

3. Sep tember 1939 als Verbündete Polens<br />

Deutschland den Krieg erklärt hatten.<br />

Schon am 22. Juni 1940 war Frankreich be -<br />

siegt. Waren wir Zehnjährigen in Sieges -<br />

stimmung oder hatten wir Angst vor weiteren<br />

Kriegen? Weder – noch, da wir nicht<br />

ermessen konnten, was Krieg bedeutet.<br />

Wir hatten zunächst eine viel näher liegende<br />

Sorge. Wir waren der erste Jahr gang in<br />

der Ulrich von Hutten-Ober schu le, der<br />

keine Aufnahmeprüfung ablegen musste.<br />

Aber das Ergebnis unserer Klas sen arbeiten<br />

im ersten Vierteljahr entschied, ob wir bleiben<br />

durften oder nicht. Also waren wir<br />

bestrebt, gute Noten zu bekommen, auch<br />

in Englisch, unserer ersten Fremdsprache!<br />

Bei den allermeisten klappte das in der Tat.<br />

Ebenfalls im April 1940 musste jeder<br />

von uns laut HJ-Gesetz und Hitlererlass<br />

von 1939 zwangsweise in das Jungvolk –


und später mit 14 Jahren in die HJ – eintreten.<br />

Der Jahrgang 1929 war zahlenmäßig so<br />

groß, dass 2 Parallelklassen gebildet werden<br />

mussten Eine A-Klasse mit <strong>Korntal</strong>ern und<br />

Heimschülern und eine B-Klasse mit den<br />

<strong>Aus</strong>wärtigen, die mit der Bahn oder dem<br />

Fahrrad zur Schule fuhren.<br />

Unsere Schule fasste die große Schü ler -<br />

zahl nicht mehr. Deshalb musste unsere<br />

Klasse in das große Schülerheim ausweichen.<br />

Die Ulrich von Hutten-Oberschule<br />

war ursprünglich eine private Konfessions -<br />

schule der Brüdergemeinde <strong>Korntal</strong>, dem<br />

christlich-humanen Menschenbild verpflichtet.<br />

Im Dritten Reich wurde sie den<br />

staa t lichen Schulen gleichgeschaltet. Wir<br />

mus sten aber noch Schulgeld bezahlen.<br />

Immerhin konnten die Schüler wählen zwi -<br />

schen dem vom Kultusministerium ge woll -<br />

ten Weltanschauungs- und dem von der<br />

Brüdergemeinde angebotenen Re li gi ons -<br />

unterricht<br />

Der Religionsunterricht wurde von<br />

Herrn Jetter geh<strong>alten</strong>, genannt Kaktus,<br />

wegen seiner nur wenigen Kopfhaare. Die<br />

meisten gingen in den Religionsunterricht.<br />

Generell war die Schule naturwissenschaftlich-,<br />

humanistisch-alt- und neusprachlich<br />

ausgerichtet. Es herrschte eine menschlich<br />

angenehme und tolerante Atmosphäre.<br />

Die Schule hatte ein beachtliches fachliches<br />

Niveau und einen sehr guten Ruf. Der<br />

jeweilige Schulleiter musste natürlich in der<br />

Partei sein. Von den Lehrern war ein Teil in<br />

der Partei, ein anderer nicht. Für die Schü -<br />

ler war das kein Thema.<br />

Interessant war aber eine kleine Änderung<br />

des Spruchs über dem Eingangsportal<br />

der Schule, der dort in Stein gemeißelt ist.<br />

Im Original heißt er: „Die Furcht des Herrn<br />

ist der Weisheit Anfang" (Psalm 111, 10).<br />

Eines Tages hatte jemand das „s“ in Weis -<br />

heit mit Mörtel in ein „c“ verwandelt. Da -<br />

mit hieß es „Weicheit“. Gemeint war damit<br />

das glatte Gegenteil vom Original.<br />

Also, es gab schon latente und öffentlich<br />

ideologische Spannungen.<br />

Vom Krieg bekamen wir in den ersten<br />

Jah ren nicht viel zu spüren. Natürlich gab<br />

es Lebensmittelkarten, Kleider- und Schuh -<br />

zu teilungen, die immer knapper wurden.<br />

Auch mit neuen Heften hatten wir unsere<br />

liebe Not. Für ein neues mussten wir mit<br />

der Zeit ein altes abliefern. Die jungen Leh -<br />

rer wurden zum Militär eingezogen. Pen sio -<br />

nä re sprangen in die Bresche. Es waren Pa -<br />

tri archen, wie der Deutschlehrer Schnap -<br />

per, die Lateinlehrer Graf und Göller und<br />

der Englischlehrer Breuninghaus. Sie einfach<br />

als Pauker zu bezeichnen, wäre lieblos,<br />

denn sie waren gebildete und pflichtbewusste<br />

Menschen. Aber im Vordergrund<br />

stand strenge Wissensvermittlung mit<br />

<strong>Aus</strong>wendiglernen. Auch die ersten Lehrer -<br />

in nen unterrichteten uns nicht ohne Erfolg.<br />

Ab 1943 setzte der Bombenkrieg ein.<br />

Stut tgart und die Umgebung wurden oft<br />

bombardiert. Anfänglich sammelten wir<br />

vor dem Unterricht oder in der großen<br />

Pause Flakgranatensplitter in den Straßen<br />

von <strong>Korntal</strong> mit großer Begeisterung. Wir<br />

er lebten, dass unsere älteren Schulkamera -<br />

den Flakhelfer wurden in den zahlreichen<br />

Flakstellungen zwischen Ditzingen, <strong>Korntal</strong><br />

und anderswo. Diese Flakhelfer hatten<br />

noch stundenweise Unterricht in der Schu -<br />

l e, natürlich in Uniform. Dies hat uns mächtig<br />

imponiert. Nach besonders schweren<br />

An griffen mussten wir, statt in den Schul -<br />

bänken zu sitzen, nach Stuttgart oder<br />

Zuffen hausen fahren, auf beschädigte Dä -<br />

cher steigen und sie mit Ziegeln decken.<br />

Das waren jeweils Tageseinsätze. Einmal<br />

fan den wir einen nicht entschärften Brand -<br />

bom ben blindgänger. Ein Tollkühner aus un -<br />

ser er Gruppe nahm ihn in seiner Schul -<br />

mappe mit in den Zug. Das war natürlich<br />

streng verboten und lebensgefährlich. Er<br />

wollte sie absolut zünden – aber wo? Zu<br />

Hause in Renningen hätte man uns er -<br />

kannt. Also machten wir fünf ausgerechnet<br />

in <strong>Korntal</strong> einen Zwischenstopp. Der Sport -<br />

platz hinter unserer Schule war groß. Ein<br />

Brand konnte hier nicht entstehen, weil<br />

keine Gebäude in der Nähe waren. Der<br />

137


138<br />

Toll kühne ließ die Brandbombe auf eine<br />

Ein fassungsplatte der Weitsprunggrube fallen.<br />

Wir anderen sahen aus etwa 50 m<br />

Entfernung zu, wie eine etwa 5 m hohe<br />

Flam me in den Abendhimmel schlug. Bis je -<br />

mand die Sache entdeckte, waren wir<br />

außer Reichweite und fuhren mit Herz -<br />

klop f en nach Hause.<br />

Am anderen Morgen große Aufregung!<br />

Die Lehrer fragten in allen Klassen nach<br />

dem Übeltäter. Niemand meldete sich. Da<br />

die Sache in <strong>Korntal</strong> passierte, verdächtigte<br />

man die B-Klassen mit den <strong>Aus</strong>wärtigen<br />

nicht in erster Linie. Zum Glück entstand<br />

auch kein Schaden. Wer es war, kam nie he -<br />

r aus. Nur wir fünf wussten es und schwiegen<br />

– bis heute (zur Nachahmung natürlich<br />

nicht empfohlen!).<br />

1944 häuften sich die Fliegerangriffe bei<br />

Nacht und später auch bei Tag. Natürlich<br />

mus ste weiter gelernt werden. Klassen ar -<br />

bei ten waren regelmäßig fällig, auch wenn<br />

wir in der Nacht vorher stundenlang im<br />

Kel ler sitzen mussten.<br />

Am 20. Juli 1944 saßen wir im Luft -<br />

schutz keller der Schule. Plötzlich hörten<br />

wir aus dem Radio: „Eine kleine ehrgeizige<br />

und verräterische Clique von Offizieren<br />

hat einen Anschlag auf mich ausgeübt. Wir<br />

werden sie zur Rechenschaft ziehen." So<br />

ähnlich habe ich die aufgeregten Worte<br />

Hitlers noch in Erinnerung. 1998 stand ich<br />

vor dem gesprengten Bunker in der Wolfs -<br />

schanze in Ostpreußen, wo dieses Attentat<br />

durch Graf Schenk von Stauffenberg ausgeübt<br />

wurde – leider ohne Erfolg.<br />

Im September und Oktober 1944 mus -<br />

sten wir zum Westwallschippen (Panzer -<br />

gra ben und MG-Schützengräben) in der<br />

Nähe von Kehl gegenüber von Straßburg.<br />

Einer unserer Lehrer wurde zu unserer Be -<br />

treu ung abgeordnet. Nicht nur, dass der<br />

Unterricht ausfiel, wir waren auch erheblich<br />

gefährdet durch Tieffliegerangriffe. Zum<br />

Glück war es Herbst. Äpfel von Streu obst -<br />

wiesen waren unsere Hauptnahrung.<br />

Auf unserer Bahnfahrt von Renningen<br />

nach <strong>Korntal</strong> und zurück sahen wir in Le -<br />

on berg vom Fenster aus auf dem Neben -<br />

gleis offene Güterwagen, auf denen Flug -<br />

zeug flügel gestapelt waren, dazwischen ha -<br />

ge re Männer in gestreiften Anzügen. Man -<br />

che trugen den Davidsstern. Die Tunnel -<br />

röh ren der Autobahn am Engelberg waren<br />

zu Rüstungsfabriken umfunktioniert worden.<br />

In unserer Region konnte nach dem<br />

Krieg niemand sagen, er habe nicht ge -<br />

wusst, dass es KZs gab. Was wir allerdings<br />

nicht wussten, war, dass es auch KZs gab, in<br />

denen Menschen vergast wurden. Im Jahr<br />

1945 wurden wir mit 15 Jahren jeweils<br />

eine Woche lang im Januar, Februar und<br />

März zur militärischen <strong>Aus</strong>bildung als<br />

Volkssturm männer nach Weissach in die<br />

Turnhalle einberufen und an Maschinen ge -<br />

wehren und Panzerfäusten ausgebildet.<br />

In den anderen Wochen ging der Un -<br />

ter richt noch weiter. Auf der Heimfahrt<br />

von <strong>Korntal</strong> nach Renningen erlebten wir<br />

ab und zu, dass der Zug im Bahnhof in<br />

Leon berg stehen blieb. Wir mussten 3 km<br />

auf den Gleisen nach Hause laufen nach<br />

Ren ningen.<br />

Am 20. April 1945 fuhren die Fran zo -<br />

sen mit ihren Panzern nach Renningen hinein,<br />

ohne dass auch nur ein Schuss einer<br />

Ge gen wehr gefallen ist. Wir Volkssturm -<br />

män ner versteckten uns in den Kellern zu<br />

Hau se. Die Todesgefahr durch den Krieg<br />

war vorbei.<br />

„Wir sind noch einmal davongekommen“,<br />

an Leib und Seele.<br />

Es folgte ein knappes halbes Jahr Arbeit<br />

in der Landwirtschaft mit Kühen, Ochsen<br />

und Pferden. Anfang Oktober 1945 begann<br />

der 2. Schulabschnitt in <strong>Korntal</strong>.<br />

Nachkriegszeit von 1945-1949<br />

mit Abitur – Unsere neue Klasse<br />

Dem rührigen Mathe-Lehrer Wilhelm<br />

Simpfen dörfer (genannt Pyth, nach Pytha -<br />

goras), der von 1942-1945 unser Klassen -<br />

lehr er war und vom Herbst 1945 bis Som -<br />

mer 1946 unser Schulleiter (nicht belastet<br />

durch Parteimitgliedschaft), verdankte un -


sere Schule die frühe Wiedereröffnung<br />

nach dem Umsturz Anfang Oktober 1945.<br />

Unsere Väter hatten gerade mit mühsamer<br />

Handarbeit gesprengte Bahnbrücken in -<br />

stand gesetzt, so dass wir wieder wie früher<br />

mit dem Zug zur Schule fahren konnten.<br />

Abfahrt jeden morgen in Renningen<br />

6.52 Uhr. Wir freuten uns, alte Klassen ka -<br />

mer aden wieder zu treffen. Manche kamen<br />

nicht mehr, andere wechselten auf andere<br />

Schu len, neue fanden sich hinzu. Völlig<br />

über rascht sahen wir auf einmal einige<br />

putz muntere, intelligente und attraktive<br />

Mäd chen in unserer neu formierten Klasse<br />

6b. Eine an der Oberschule für Jungen völlig<br />

unbekannte Erziehungsform, die Ko edu -<br />

kation, wurde praktiziert. Aber nicht nur<br />

wir inzwischen 16-jährige Jungen waren<br />

be geistert, sondern auch der eine oder<br />

andere Lehrer. Ich zitiere aus der Chronik<br />

eines Mitschülers, der von Dr. Reichelt,<br />

unserem Englischlehrer, einen Eintrag ins<br />

Klassenbuch bekam, weil er noch mit seinem<br />

Sitznachbarn schwatze, als jener<br />

schon das Klassenzimmer betreten hatte<br />

(Zitat wörtlich): „Viel später hatte ich ein<br />

nettes Erlebnis mit diesem Herrn. Man -<br />

chmal ließ er irgendeinen an die Tafel kommen,<br />

um etwas anzuschreiben. Eines Tages<br />

ist mein Nebensitzer draußen. Dafür setzt<br />

sich unser Doktor neben mich. Es klappt<br />

ab er nicht recht mit der englischen Schreib -<br />

weise. Da lässt er die kleine Sigrid ebenfalls<br />

rauskommen. Wie sie nun ihr kurzes<br />

Röckchen schwenkend an die Tafel tritt, da<br />

murmelt er: ‚Elegant, schwer elegant.’“ Wir<br />

haben übrigens viel bei ihm gelernt, vor<br />

allem amerikanischen Slang und überhaupt<br />

frei zu sprechen. Ein Jahr nach den<br />

Mädchen kam aus der Leonberger Ober -<br />

schule nochmals Verstärkung in jeder Hin -<br />

sicht, körperlich und geistig.<br />

Der Mangel auf allen Gebieten hat uns<br />

ständig begleitet bis 1948, dem Jahr der<br />

Währ ungs reform. Zitate eines Klassen ka -<br />

mer ad en aus dem Jahr 1947:<br />

„Meine Raucherkarte habe ich meinem<br />

Neben sitzer gegen ein großes Weiß brot -<br />

ves per mit Butter gegeben.“ – „Radierer<br />

ver loren, es gibt keine zu kaufen.“ – „Eng li -<br />

sches Buch bekommen (World History).<br />

Ein halbes Jahr später mussten wir es wieder<br />

abgeben.“<br />

Neue Schulbücher gab es bis zur Wäh -<br />

rungsreform überhaupt nicht und neue<br />

Schul hefte nur gegen alte. Wir konnten<br />

des halb lange Zeit nicht einmal eine Art<br />

Heftesbibliothek zu Hause anlegen. Wir<br />

mus sten mitschreiben, was der Lehrer<br />

sagte oder an die Tafel schrieb.<br />

Wer kein gutes Gedächtnis hatte oder<br />

nicht schnell genug schreiben konnte, war<br />

übel dran. Er konnte allenfalls noch den<br />

Nach barn fragen: „Wie war denn das?“<br />

Ich erinnere mich an eine Chemie klas -<br />

sen arbeit bei klirrender Kälte im Chemie -<br />

saal. Dieser konnte nicht geheizt werden,<br />

weil es zu wenig Kohlen gab. Also mussten<br />

wir mit unseren Mänteln in den Bänken sitzen.<br />

Die Tinte in den Tintenfässern war ge -<br />

froren. Wir mussten die Chemieformeln<br />

mit Bleistift in unsere Hefte schreiben. Er -<br />

staun licherweise fiel die Arbeit gut aus.<br />

In der Kriegszeit waren Fliegerangriffe<br />

ge fährlich, in der Nachkriegszeit der<br />

Mangel allgegenwärtig. Wir erlebten die<br />

totale Un fähigkeit der Planwirtschaft bis<br />

1948 und die Kreativität der sozialen<br />

Marktwirtschaft ab der Währungsreform,<br />

die plötzlich einen reichen Gabentisch<br />

bescherte für den, der Geld hatte.<br />

Die wichtigste Veränderung in der<br />

Nach kriegszeit vollzog sich in unseren Köp -<br />

f en, und dabei halfen uns unsere Lehrer<br />

we sentlich. Wir hatten plötzlich Frieden<br />

und Freiheit statt Krieg und Be vor mun -<br />

dung. Nicht mehr Befehle und An ord nun -<br />

gen wie in der HJ, sondern Diskussionen,<br />

eigene Meinungen, Ideen, Überzeugungen,<br />

Mehrheitsentscheidungen waren gefragt.<br />

Kurz, statt Führerprinzip jetzt Demokratie<br />

und Menschenrechte. Sicher, für die ältere<br />

Generation, die mehrheitlich für Führer,<br />

Volk und Vaterland gekämpft hatte, brach<br />

eine Welt zusammen. Nicht umsonst hieß<br />

das Kriegsende Umsturz. Als Sieg wurde es<br />

139


140<br />

nicht empfunden, aber als Befreiung.<br />

Unsere Klasse war einerseits heterogen,<br />

andererseits homogen.<br />

Heterogen: Wir kamen aus verschiedenen<br />

Dörfern: die lauten Ditzinger, die starken<br />

Leonberger, die besonnenen Weilim -<br />

dor fer, die ruhigen Renninger, die Schwie -<br />

ber dinger, die Weissacher, die Gerlinger<br />

usw. Es waren Mädchen und Jungen, auch<br />

altersmäßig jetzt verschieden. Der Jahrgang<br />

1929 überwog. Die elterliche Herkunft war<br />

natürlich auch verschieden, mit Schwer -<br />

punkt Mittelschicht. Es gab sehr unterschiedliche<br />

Begabungen, religiöse und politische<br />

Interessen und Einstellungen, mehrheitlich<br />

christlich-konservativ bis liberal.<br />

Homogen: Gemeinsam war der Wille,<br />

etwas zu lernen und das Abitur zu schaffen.<br />

Man hat einander geholfen, toleriert und<br />

geachtet. Wir waren alle Kameraden, teilweise<br />

Freunde. Materiell waren wir alle<br />

gleich arm. Thomas Buch, unser langjähriger<br />

Klassensprecher, bezeichnet uns als eine<br />

pflegeleichte Klasse. Dass wir jährlich seit<br />

dem Abitur uns einmal treffen, ist <strong>Aus</strong>druck<br />

dieser freundschaftlichen Verbundenheit<br />

und Wertschätzung. Von dem damaligen<br />

Soziologen Schelsky stammt der Begriff: die<br />

skeptische Generation.<br />

Unsere Lehrer: Unsere neuen Lehrer<br />

ge hörten zu einem für uns neuen Typ von<br />

Pä dagogen: Sie kamen aus Krieg und<br />

Gefangenschaft. Statt Patriarchen waren sie<br />

Partner mit Autorität. Dazu gehörten vor<br />

allem die Lehrer, die mit „L“ anfingen: List<br />

(Deutsch, Geschichte, Latein), Lindenbauer<br />

(Religion und Philosophie), Lutz (Mathe ma -<br />

tik, Physik), Alekxi (Mathematik), Fräulein<br />

Seil er (Englisch und Geschichte), die heutige<br />

Frau Fromm und Fräulein Helfferich<br />

(Biologie und Chemie). Die Brüder Karl<br />

und Rudolf Gommel (genannt Hogo und<br />

Glago wegen Holzfuß und Glasauge durch<br />

Verwundungen im Ersten Weltkrieg) un -<br />

ter richteten Englisch und Geschichte. Karl<br />

Gom mel war seit 1942 unser Schulleiter.<br />

Bei de kamen aber erst 1947 wieder in die<br />

Schule zurück. Warum? Weil sie Partei mit -<br />

glieder waren und entnazifiziert wurden.<br />

Wir verstanden diese Strafe nicht. Beide<br />

wa ren tüchtige und sehr geschätzte Lehrer.<br />

Sie haben niemand indoktriniert und sich<br />

absolut nichts zu Schulden kommen lassen.<br />

Wir kannten sie von der ersten Klasse an.<br />

Diese Lehrer suchten nicht durch Pauken,<br />

sondern durch Motivation und Dialog be -<br />

reit schaft unseren Wissens- und Er kenntnis -<br />

stand zu heben. Interessant war auch ein<br />

Schwei zer namens Bumiller, den wir nur<br />

kurz in Mathe und Chemie hatten. Er er -<br />

klärte uns unter anderem wie Demokratie<br />

funktioniert. Er sagte so ungefähr: „De mo -<br />

kra tie ist nichts für Schwächlinge. De mo -<br />

kratie muss sich auch verteidigen. Kei ne<br />

Freiheit den Feinden der Freiheit!“<br />

Dazwischen bewegten sich hilflose und<br />

wenig geeignete Pädagogen wie die Dok -<br />

to ren Reininghaus (Englisch) und Gretz -<br />

macher (Biologie) und Fuß (Geschichte),<br />

die Mühe hatten, den Lehrstoff methodisch<br />

und didaktisch aufzubereiten. Einer war so -<br />

gar hochstaplerisch und musste die Schule<br />

wieder verlassen.<br />

Mit den meisten Lehrern aber kamen<br />

wir gut klar. Die 3 L-Lehrer hatten wir alle<br />

eine Zeit lang als Klassenlehrer. Bei Herrn<br />

List lernten wir das klassische Latein,<br />

Geschichte in Details und großen Zu sam -<br />

men hängen – leider nur bis zum Ende des<br />

Ersten Weltkrieges. Er führte uns wunderbar<br />

in Lyrik, Epik und Dramatik ein und<br />

brachte uns das Aufsatzschreiben bei – leider<br />

nicht die Rhetorik. Herr Lindenbauer<br />

förderte nicht nur unsere Bibelkenntnis,<br />

son dern auch philosophisches Fragen und<br />

Denken. Er lud uns in kleinen Gruppen<br />

nach Hause ein zum Kaffeegespräch, unternahm<br />

einmal einen Nachtausflug zur Soli -<br />

tude und erwog einmal ernsthaft, wohl entgegen<br />

der Schulordnung, auf Klassen a rbei -<br />

ten in Religion und Philosophie völlig zu<br />

ver zichten. Es kam aber nicht so weit.<br />

Herr Lutz brachte uns mit großer<br />

Freund lichkeit höhere Mathematik bei. Ich<br />

habe sie in meinem ganzen Berufsleben,<br />

ob wohl ich Betriebswirtschaft studiert ha -


e, nie gebraucht. Andere wie die Ingen ieu -<br />

re schon. In Mathe war auch der hoch be -<br />

gabte junge Mathe-Lehrer Alekxi sehr ge -<br />

schätzt ob seiner Geduld.<br />

Sehr prägend, jedenfalls auf mich, wirkte<br />

Fräulein Sailer (Frau Fromm). Sie unterrichtete<br />

uns zeitweise in Englisch und Ge -<br />

schichte, anschaulich und spannend. Sie hat<br />

den neuen Lehrertyp, der sich den Schü -<br />

lern auch außerhalb der Schule zuwendet,<br />

am meisten verkörpert. Ich nahm an ihrer<br />

Arbeitsgemeinschaft Kunst und Literatur<br />

teil (Rilke, Borchert, Thomas Mann usw.).<br />

Sie besaß beachtliche pädagogische Fähig -<br />

keiten und einen unermüdlichen Idealis -<br />

mus. Unvergesslich bleibt sie vor allem<br />

auch, weil sie mit uns 1947 eine Lustspiel-<br />

Auf führung inszenierte: den „Zerbrochen -<br />

en Krug" von Heinrich von Kleist. Im selben<br />

Jahr führte unsere Parallelklasse mit ihr<br />

Goet hes „Götz von Berlichingen“ auf. Bei -<br />

des waren jeweils große Erfolge und gelungene<br />

Gruppenarbeiten. Außerdem leitete<br />

sie zwei abenteuerliche <strong>Aus</strong>flüge in die ma -<br />

je stätische Bergwelt am Freibergsee bei<br />

Ob ers tdorf 1947 und 1948, die unser Fred<br />

Gretsch hervorragend organisierte. Die<br />

meis ten erlebten zum ersten Mal die<br />

Alpen. Wir erklommen die 2645 m hohe<br />

Mädelgabel voller Stolz.<br />

Ich konnte hier nicht alle Lehrer würdigen.<br />

Anerkennung und Dank haben sie alle<br />

verdient. Sie bereiteten uns gut aufs Abitur<br />

vor (das erste Abitur nach 9 Jahren – früher<br />

nach 8). Im Mai 1949 fanden die<br />

schriftlichen Arbeiten im ehemaligen HJ-<br />

Heim statt und am 27. Juni 1949 das münd -<br />

liche Abitur. Alle haben bestanden und<br />

waren glücklich.<br />

Bewertung unserer Schulzeit<br />

Jede Bewertung unserer Schulzeit fällt<br />

subjektiv aus. Ich habe sie im Wesentlichen<br />

als eine glückliche und erfolgreiche Zeit<br />

em pfunden, wenn auch nicht ohne Ent beh -<br />

rung en. Wir bekamen nicht nur das Abitur -<br />

zeug nis, sondern auch das Rüstzeug für un -<br />

sere spätere Studien- und Berufszeit. Sicher<br />

gab es Lücken kriegs- und nachkriegsbedingt,<br />

z.B. wurde uns weder antike (griech -<br />

isch-römisch) noch neuere Geschichte<br />

(Wei marer Zeit und Drittes Reich) vermittelt<br />

– allenfalls einmal punktuell. Chemie<br />

und Physik wurden zu sparsam unterrichtet.<br />

Reise- oder gar Businessenglisch kam<br />

auch nicht vor. Computer gab es damals<br />

noch nicht, aber von Wirtschaftsorganisa -<br />

tion oder Management haben wir überhaupt<br />

nichts gehört – von Sexualität natürlich<br />

auch nichts.<br />

Wir konnten während der Schulzeit<br />

kein Berufsfindungspraktikum oder dergleichen<br />

machen. Wir haben zwar analytisches<br />

Denken hervorragend gelernt, aber kein<br />

kre ativ-innovatives. Dennoch haben wir<br />

einiges mitbekommen, was in der Wirt -<br />

schaft und in anderen Bereichen oft an ers -<br />

ter Stelle vor dem Fachwissen gefordert<br />

wird: Allgemeinbildung (Generalisten),<br />

Flexibilität und Lernfähigkeit, Selbstständig -<br />

keit und Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und<br />

Risikobereitschaft, Fleiß, Durch setz ungs -<br />

fähig keit und Führungsfähigkeit, vor allem<br />

Be reitschaft, Verantwortung zu übernehmen.<br />

Wenn Goethes Spruch gilt: „Klug ist<br />

nicht, wer viel weiß, sondern wer unterscheiden<br />

kann, was wichtig ist und was<br />

nichtig", dann wurden wir in <strong>Korntal</strong> gut<br />

fürs Leben vorbereitet. Wir haben gelernt,<br />

wie man lernt und Freude hat am Lernen,<br />

am life long learning.<br />

„Wir sind in der Nachkriegszeit wieder<br />

einmal davongekommen", und sogar erfolgreich.<br />

Studien- und Berufszeit als<br />

Aufbaugeneration (die Boosters)<br />

1950-1990<br />

Da wir keine Berufs- und Studien be ra -<br />

tung erhielten, war jeder auf sich oder den<br />

Rat seiner Eltern und Freunde angewiesen.<br />

Wer Geld hatte, konnte sofort mit einem<br />

Studium anfangen, denn ein Numerus clausus<br />

bestand nicht. <strong>Aus</strong>bildungsplätze in der<br />

Wirtschaft gab es noch weniger als heute.<br />

141


142<br />

Einige von uns verdienten sich Geld in<br />

Fabriken durch Hilfs- bzw. Akkordarbeiten,<br />

das so genannte Werksstudium. Dabei<br />

erlebten sie zunächst einen Praxisschock.<br />

Sechs Stunden lang mit anderen zusammen<br />

arbeitsteilig und leistungsorientiert zu<br />

arbeiten und mit selbst verdientem Geld<br />

um gehen zu dürfen und zu müssen, war<br />

völ lig neu. Im Grunde waren in den Wirt -<br />

schafts wunderjahren von 1950 - 1967/68<br />

alle Berufe gefragt. Das wussten wir aber<br />

1950 noch nicht. Und so wurden wir Stu -<br />

dien räte und Studiendirektoren, Schulleiter<br />

und Amtsleiter, Ingenieure und Konstruk -<br />

teure, Doktoren und Professoren, Volksund<br />

Betriebswirte, Geschäftsführer und<br />

Ver waltungsdirektoren, Ärzte und Apo the -<br />

k er, Pfarrer und Dozenten, Beamte und<br />

Selbstständige, Ehefrauen und Mütter. Die<br />

Parallelklasse brachte auch noch Ju risten<br />

und Architekten hervor. Wir wa ren die<br />

Boosters, d.h. die Ankurbler, die Aufbau-<br />

Generation.<br />

Während wir uns in die Dienste des<br />

Staates, der Wirtschaft, der Kirche und der<br />

Gesellschaft stellten, Familien gründeten<br />

und Häuser bauten, demonstrierte eine<br />

neue Generation (von den Soziologen ei -<br />

gentlich die Boomer genannt) gegen Auto -<br />

ritäten und Hierarchien, für antiautoritäre<br />

Prinzipien und die Emanzipation. Vieles war<br />

hirnrissig, manches berechtigt. Wir konnten<br />

jedenfalls vieles aufbauen und leisten. Viele<br />

konnten gesund, befriedigt und dankbar<br />

Anfang der neunziger Jahre in den verdienten<br />

Ruhestand gehen.<br />

Auch in der Studien- und Berufszeit<br />

sind wir noch einmal davongekommen,<br />

und zwar glücklich und dankbar für 60 Jah -<br />

re Frieden und Freiheit, Erfolg und Wohl -<br />

stand. Wir hoffen nun auf ein Europa, das<br />

nicht nur eine Wirtschaftsunion, sondern<br />

auch eine christlich-abendländische Werte -<br />

ge mein schaft ist.<br />

Schluss<br />

Als Senioren sind wir schon noch eine<br />

Potenz als Käufer, Berater und Wähler.<br />

Wich tig ist dabei, Leib, Seele und Geist, so<br />

lange es geht, in Schwung zu h<strong>alten</strong> und<br />

auch für andere noch etwas Nützliches zu<br />

tun. Wir wissen aber auch, dass das Men -<br />

schenleben nach Psalm 90 siebzig bis achtzig<br />

Jahre währt, heute bei manchen etwas<br />

länger. Wir sollen aber unsere Dinge rechtzeitig<br />

ordnen und mit unseren Mit men -<br />

schen und mit Gott im Reinen sein.<br />

Zum Schluss möchte ich, auch stellvertretend<br />

für unsere Klasse, die in diesem<br />

Jahr auf 56 Jahre Abitur zurückblickt, einen<br />

herzlichen Dank sagen:<br />

• an unsere Eltern, die uns nach <strong>Korntal</strong><br />

geschickt haben,<br />

• an unsere Lehrer, die uns Wissen und<br />

Werte vermittelt haben,<br />

• jedem einzelnen Klassenkameraden und<br />

jeder einzelnen Klassenkameradin, die<br />

uns begleitet haben,<br />

• an unsere Ehepartner, die von unserer<br />

<strong>Korntal</strong>er Bildung profitiert haben, und<br />

unsere Kinder und Enkel<br />

• an unseren treuen Gott, der uns ge schaf-<br />

fen, gefördert und bewahrt hat.<br />

Ich möchte schließen mit einem <strong>Aus</strong> zug<br />

aus Hermann Hesses wunderbarem Ge -<br />

dicht ‚Stufen’:<br />

Wie jede Blüte welkt<br />

und jede Jugend<br />

Dem Alter weicht blüht jede Lebensstufe<br />

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />

In ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern<br />

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe<br />

Bereit zum Abschied sein<br />

und Neubegin ne. ■<br />

Emil Lauffer, Abijahrgang 1949


Abschlussklasse aus dem Jahre<br />

1949<br />

143


144<br />

Blütenlese aus gymnasialen<br />

Papier körben (von ehemaligen<br />

Lehrern)<br />

Nach einem Versuch in Physik: Das ist Ihnen erst klar, wenn<br />

Ihnen klar ist, dass es Ihnen nicht klar ist. (Pfister)<br />

In den „Streifschüssen“ haben Sie geschrieben…<br />

Wenn im Sommer der Winter auf den Gletscher scheint …<br />

(Dr. Buck)<br />

<strong>Aus</strong> woraus besteht denn die Nase … Klenk? (Janotta)<br />

Beobachten Sie mal, wenn Sie nachts schlafen! (Stütz)<br />

Wie kess die Mädchen dasitzen! (Dr. Buck)<br />

Das war sehr informativ! (Dr. Buck)<br />

Christus hat einmal über Luther gesagt … (Pfarrer<br />

Grünzweig)<br />

Die Brille wurde unter der Aufsicht des Turnlehrers zerstört.<br />

Ich schreibe Ihnen das auf die Tafel, damit Sie es ganz deutlich<br />

hören!<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />

Charlottenstr. 53<br />

70825 <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />

E-mail: gymnasium@korntal-muenchingen.schule.bwl.de<br />

Homepage: www.gymnasium-korntal.de<br />

Redaktion: Martin Donabauer, David Elsäßer, Stefan<br />

Meyer-Schwelling, Angelika Nollert, Helga Schäfer,<br />

Horst Peter Schlotter, Andreas Wacker<br />

Photos: Schularchiv, Privat-Archive<br />

Künstlerische Beratung<br />

Koordination: H.P. Schlotter<br />

Layout, Gestaltung, Satz<br />

Organisation/Druck: TripleL, Karlsruhe<br />

www.triplel.de<br />

mwagner@triplel.de

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