Aus alten Zeiten - Gymnasium Korntal-Münchingen
Aus alten Zeiten - Gymnasium Korntal-Münchingen
Aus alten Zeiten - Gymnasium Korntal-Münchingen
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<strong>Gymnasium</strong><br />
<strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />
1880-2005
Ein Dankeschön an alle, die durch ihre Beiträge zum<br />
Gelingen dieser Festschrift beigetragen haben. Insbesondere<br />
den Spendern (soweit bei Drucklegung bekannt)<br />
Spenderliste<br />
Fa. Bauder<br />
Fa. Bosch<br />
Susann Böttcher<br />
Volker Degen<br />
Fam. Gockeler<br />
Fam. Henke<br />
Juwelier Jaszbinsek<br />
Klasse 9g2r<br />
(Fam. Beck, Fingerle, Klinnert, Magiera,<br />
Pikolin, Scheerer, Schuldt, Smetatschek)<br />
Thomas Köhl<br />
Fa. Ottenbacher KG<br />
Fa. Porsche<br />
Prof. Dr. Leibinger<br />
Fam. Stavrokostas<br />
Fa. Schüle<br />
Fa. Tampoprint AG<br />
Fam. Tannich<br />
Fa. Tschur<br />
Volksbank Strohgäu e.G.<br />
Werner Waadt<br />
Fam. Wels<br />
Fa. Wirth<br />
Eric Wrobel<br />
Dr. Zanger
1880-2005<br />
Festschrift des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />
zum 125-jährigen Jubiläum<br />
und zur Erweiterung des Schulgebäudes<br />
<strong>Korntal</strong>, Juli 2005
Inhalt<br />
Inhalt 3<br />
■ Grussworte<br />
Schulleitung 7<br />
Bürgermeister 8<br />
Ministerpräsident 9<br />
■ <strong>Zeiten</strong> und Räume<br />
Wie alles anfing 10<br />
Geschichtlicher Überblick 13<br />
<strong>Aus</strong> dem Schulbericht 1908-1911 17<br />
Unsere Schule im “Dritten Reich” 23<br />
Unsere Schule in der Nachkriegszeit 35<br />
Das Progymnasium 39<br />
Schulorte – damals und heute 44<br />
Der Neubau 2005 48<br />
■ Unsere Schule heute<br />
Wandel der Lernkultur 52<br />
Profil und AGs 56<br />
Schulcurriculum 58<br />
Schule mit Ganztagesangeboten 60<br />
Curriculum des sozialen Lernens 63<br />
Methodencurriculum 64<br />
BOGY 66<br />
Streitschlichter-AG 68<br />
Die <strong>alten</strong> Sprachen 70<br />
Moderne Fremdsprachen 73<br />
Deutsch 79<br />
Religion/Ethik 86<br />
Bildende Kunst 91<br />
Mathematik/Physik 95<br />
Biologie 99<br />
Chemie 100<br />
Geographie 102<br />
Sport 103<br />
10 Jahre Jazz-AG 105<br />
Theater AG 106<br />
Der Schülerbibelkreis 109<br />
Photomosaik 111<br />
3
■ Die Schulgemeinschaft<br />
SMV 113<br />
Elternbeirat 115<br />
Schulverein 116<br />
Kollegium 118<br />
“Gute Geister” 120<br />
Klassen im Schuljahr 2005 121<br />
■ Erinnerungen<br />
Herr Wacker – damals und heute 134<br />
Erinnerungen Prof. Dr. Leibinger 135<br />
Der Abitursjahrgang von 1949 136<br />
Impressum 144<br />
5
GRUSSWORTE<br />
Schulleitung<br />
125 Jahre höhere Bildung in <strong>Korntal</strong> sowie die Fertigstellung neuer Räumlichkeiten ei -<br />
nes großzügigen Um- und Erweiterungsbaus sind uns Anlass und Herausforderung, beides<br />
festlich zu begehen.<br />
Die vorliegende Festschrift unternimmt den Versuch, schulische Vergangenheit aufzugreifen<br />
und sie mit dem Schulleben der Gegenwart zu verbinden. Dabei kann die <strong>Aus</strong> ein -<br />
andersetzung unserer Schule mit den Herausforderungen pädagogischer und auch schul -<br />
or ganisatorischer Art am Beginn des 21. Jahrhunderts ebenso deutlich gemacht werden<br />
wie die Anknüpfung an die Tradition, aus der heraus sich unsere Schule entwickelt hat.<br />
Durch die Beiträge wird das wesentliche Ziel sichtbar, das der Arbeit am <strong>Gymnasium</strong><br />
Korn tal in der Vergangenheit wie in der Gegenwart zugrunde liegt: die Ertüchtigung –<br />
heute: Qualifizierung – der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen für das Leben durch<br />
eine möglichst ganzheitliche Erziehung, Bildung und Förderung auf einer breiten Basis<br />
christlicher Grundwerte.<br />
Jubiläum und Einweihung des Neubaus, beides sind gute Gründe, Dank zu sagen.<br />
Blicken wir im Jubiläumsjahr zurück, so gedenken wir in Dankbarkeit all jener, die sich<br />
seit Gründung der Schule um die Bildung und Erziehung der jungen Menschen verdient<br />
gemacht haben. Dem ehemaligen und dem heutigen Träger unserer Schule, der Brüder -<br />
ge meinde und der Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, gelten der Dank für jahrzehntelange schulische<br />
Förderung und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Besondere Erwähnung verdient in<br />
diesem Zusammenhang die trotz angespannter Haushaltslage der Stadt großzügige Pla -<br />
nung und Realisierung des jetzt fertig gestellten Um- und Erweiterungsbaus des Gym na -<br />
si ums.<br />
Mein Dank gilt aber auch allen Kolleginnen und Kollegen, Eltern sowie Schülerinnen und<br />
Schülern, die durch ihr beständiges Engagement die Schulgemeinschaft stärken und die für<br />
die Weiterentwicklung einer Schule so wichtigen Impulse geben.<br />
Herzlich danken möchte ich all denjenigen, die an dieser Festschrift mitgearbeitet haben:<br />
die sich in ihren Beiträgen mit der Entwicklung der Schule auseinandergesetzt und sich um<br />
das Zustandekommen und die Gestaltung der Festschrift verdient gemacht ha ben.<br />
Ein Dankeschön geht an alle kleinen und großen Spender: Ohne ihre Unterstützung<br />
wäre es für die Schule schwierig geworden, das Projekt „Festschrift“ zu realisieren bzw.<br />
den Preis dieser Festschrift in erträglichem Rahmen zu h<strong>alten</strong>.<br />
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern nachdenkliche Momente und glückliche Er -<br />
innerungen, vor allem aber viel Freude bei der Lektüre.<br />
Angelika Nollert<br />
7
8<br />
Bürgermeister<br />
Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
liebe Schülerinnen und Schüler mit Elternbeirat,<br />
sehr geehrte Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer,<br />
es ist für mich schon ein besonderes Gefühl, Ihnen heute zum 125-jährigen Bestehen des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong> die Grüße und Glückwünsche der Stadtverwaltung sowie insbesondere<br />
die des Gemeinderates überbringen zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass dieses Jubiläum<br />
im Rahmen einer Festwoche gefeiert wird, zu dem auch unsere Bürgerschaft herz lich eingeladen<br />
ist. Hierfür wünsche ich gutes Gelingen!<br />
Es hat sich viel verändert in den letzten 125 Jahren, nicht nur auf technischem, gesellschaftlichem<br />
und politischem Gebiet, sondern auch im Bereich von Bildung und Schule. Wir<br />
sehen es als eine große Verpflichtung an, dass es unseren Schulen gut geht, denn sie stellen<br />
für uns wertvolle Einrichtungen dar. Sie geben unseren Kindern und Jugendlichen eine gute<br />
Per spektive für deren späteres Leben und sind somit ihre Zukunft – hierzu wird die Stadt<br />
auch weiterhin ihr Möglichstes beitragen.<br />
Schulgeschichte – ein großes Wort. Und doch zutreffend, denn eine Schule macht<br />
Geschichte. Und spätestens nach 125 Jahren kann man mit Fug und Recht die Frage stellen,<br />
auf welche Weise dies geschieht, wie eine Schule Geschichte gemacht, über den Tag hinaus<br />
gewirkt und ihre Spuren in Generationen von Schülerköpfen hinterlassen hat.<br />
Mit der Auflösung des Schulverbandes 1974 wurde nach der Gemeindereform die neue<br />
Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> alleiniger Schulträger des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>. Seit dieser Zeit<br />
wurden erhebliche Investitionen beschlossen, wie beispielsweise die Schaffung von Klassen -<br />
räumen einschließlich Bücherei und Gemeinschaftsraum. Dies ermöglichte die Erfüllung der<br />
Lehrpläne bis hin zur Oberstufenreform. Mein Glückwunsch gilt daher im Besonderen dem<br />
damaligen Gemeinderat, meinem Vorgänger, Bürgermeister i. R. Walter Seiler, und der Ver -<br />
wal tung für diesen finanziell mutigen, aber notwendigen Schritt!<br />
Allen Beteiligten war es aber klar, dass dies nur eine „Momentaufnahme“ gewesen sein<br />
kann, da eine so hochwertige Bildungseinrichtung wie das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> einem permanenten<br />
Wandel unterliegt und immer auf dem neuesten Stand sein sollte. Sicherlich spielen<br />
hier auch die finanziellen Verhältnisse einer Stadt eine Rolle, jedoch müssen notwendigen<br />
Veränderungen Prioritäten eingeräumt werden:<br />
Das ist auch der Grund, weshalb Gemeinderat und Stadtverwaltung wieder größere<br />
Um bau- und Erweiterungsmaßnahmen beschlossen haben, wie beispielsweise zwei Com pu -<br />
ter-Fachklassenräume, Internetcafé und Lehrmittelraum, Aufzug, Rektorat mit Se kre tariat,<br />
Schüleraufenthaltsräume für Ganztagesbetreuung mit Mensa und Essensausgabe sowie um -<br />
fangreiche Brandschutzmaßnahmen. Immerhin geht es dabei um eine Brutto summe in Höhe<br />
von 2.930.000 Euro, die die Stadt ausgeben wird, um ihr Image als Schul stadt weiterhin aufrecht<br />
zu erh<strong>alten</strong>. Gemeinderat und Verwaltung sind sich einig, dass dieses Geld bestens an -<br />
gelegt ist.<br />
Die Schülerinnen und Schüler, um die sich hier alles dreht, beglückwünsche ich zu einer<br />
Schule, die sie optimal darin unterstützt, ihren Platz im Leben zu finden und ihren Weg zu<br />
ge hen. Ich gratuliere dem <strong>Korntal</strong>er <strong>Gymnasium</strong> zu seinem 125. Geburtstag und danke allen<br />
Schülerinnen und Schülern, den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern für ihre gute und<br />
engagierte Arbeit. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes, unvergessliches Schulfest und eine<br />
sehr erfolgreiche Zukunft.<br />
Ihr Peter Stritzelberger
Der Ministerpräsident des Landes BW<br />
Das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> feiert sein 125-jähiges Bestehen. Dazu gratuliere<br />
ich der Schulleitung und dem gesamten Lehrerkollegium sowie allen Schülern, Freun -<br />
den und Förderern sehr herzlich. Die Schule kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken,<br />
nach einem Um- und Neubau steht sie jetzt gut aufgestellt für künftige Schüler ge ne ra -<br />
tionen in <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> zur Verfügung. Das freut mich in diesem Fall ganz besonders,<br />
denn auch ich habe an dieser Schule damals mein Abitur gemacht. Viele gute Jugend -<br />
erinnerungen verbinden sich damit.<br />
Baden-Württemberg ist ein Bildungsland. Unser Kapital sind die Köpfe der Menschen,<br />
die wir im Land bilden und ausbilden. Sie werden mit ihren innovativen Ideen und ihrer<br />
Ar beitskraft den Erfolg der Zukunft gest<strong>alten</strong>. Dabei hat PISA gezeigt, dass wir in Baden-<br />
Württemberg im deutschlandweiten Vergleich gut dastehen. Das Ergebnis ist Ermutigung<br />
und Auftrag zugleich, darauf bauen wir auf. Bildung und Schule sind und bleiben daher notwendigerweise<br />
ein wichtiger Schwerpunkt der Landespolitik und dieser Landesregierung.<br />
Das gute Bildungsniveau in Baden-Württemberg hängt aber nicht in erster Linie von der<br />
Po litik, sondern von den hervorragenden Schulen und Lehrerinnen und Lehrern ab.<br />
Ihnen allen, die mit ihrer täglichen Arbeit dazu beitragen, die Jahre der Schulzeit für alle<br />
Schülerinnen und Schüler zu einem erfahrungsreichen und wertvollen Lebensabschnitt zu<br />
gest<strong>alten</strong> und sie in optimaler Weise auf ihr weiteres Leben vorzubereiten, danke ich sehr.<br />
Ich wünsche dem <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> möglichst viele erfolgreiche Jahre<br />
und für die Zukunft alles Gute.<br />
Günther H. Oettinger<br />
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg<br />
9
10<br />
ZEITEN UN<br />
Wie alles anfing<br />
Es fing damit an, dass noch im Grün -<br />
dungs jahr der „königlich-privilegierten Ge -<br />
meinde“ (= Brüdergemeinde <strong>Korntal</strong>),<br />
nämlich 1819, der Schulmeister Johannes<br />
Kullen mit seiner kleinen privaten Latein -<br />
schu le und 13 Knaben auf Einladung der<br />
Ge meindeleitung von Metzingen nach<br />
Korn tal zog. Rasch stieg die Nachfrage<br />
nach einem Platz in dem Institut und schon<br />
nach zwei Jahren waren 40 Schüler, vorwiegend<br />
aus Württemberg, Baden und der<br />
Schweiz, an der Lateinschule. Aufgrund<br />
wachsender Anfragen wurde dann auch<br />
das „Töchterinstitut“ gegründet, das sich in<br />
den bisherigen Schulräumen in der Kelter<br />
etablierte. Das „Knabeninstitut“ erhielt sei -<br />
ne Bleibe in der ehemaligen Zehnt scheu er<br />
des Hofguts.<br />
Im Oktober 1848 übernahm es der bis -<br />
herige Hilfslehrer cand. theol. Dr. Got t lob<br />
Pfleiderer, ab 1852 in eigener Träger schaft.<br />
Unter ihm erlangte es Weltruf. In den<br />
Schülerver zeich nis sen jener Jahre stehen<br />
die Heimatorte der Schüler in bunter Mi -<br />
schung: Beirut, Mailand, Pest, New York,<br />
Weilimdorf, Kon stan ti n opel, Odessa,<br />
Stock holm, Akropong, Kalkutta, Mün chin -<br />
gen, Cap der guten Hoffnung, Smyrna,<br />
Genf, Arch angel, Schlierbach, Mededitzkoi-<br />
Krestowoi, Baddagama, Wien, Gerlingen,<br />
Be nares, Burd wan, Kairo, Pulverdingerhof,<br />
Phila del phia, Bombay, La-Chaux-de-Fonds,<br />
Ver sailles, Schlotwiese, Jerusalem, Banga lo -<br />
re, Bahia, Fasanengarten, Waterloo, Peters -<br />
burg, Courcelles, Su ri -nam, <strong>Korntal</strong>.<br />
Im Lehrplan traten die neuen Sprachen<br />
in den Vordergrund, zugleich wurde großes<br />
Ge wicht auf das Turnen gelegt. Dr. Pflei der -<br />
er hatte den erzieherischen und gesundheitlichen<br />
Wert der Leibesübungen bei ei -<br />
n em Aufenthalt in England erkannt. Mit de -<br />
ren Ein führung in den Lehrplan war er den<br />
meisten Schulen im Land voraus. 1862 er -<br />
warb er auf Weilimdorfer Markung beim<br />
Tachen see ein 8 ha großes Gelände als<br />
Spiel platz und entzog damit das für die Au -<br />
gen der <strong>Korntal</strong>er vielleicht etwas ungewöhnliche<br />
Treiben ihrem Blickfeld.<br />
So bekannt wurde Pfleiderers Anstalt,<br />
dass ihn einmal ein Brief aus Amerika er -<br />
reichte, der nur die Adresse trug: Dr. Pflei -<br />
derer, Deutschland.<br />
Als Dr. Pfleiderer Leiter einer Evan ge lis -<br />
t en schule in Barmen wurde, nahm 1880<br />
die Ge mein de das Institut wieder in eigene<br />
Regie und führte es als „Gemeindelatein -<br />
schule“ mit Schülerheimen weiter.<br />
Nachfolger Dr. Pfleiderers war für kurze
D RAEUME<br />
Zeit Pfarrer Körber, danach Rektor Alfred<br />
Warth, der die Schule mit großem Ge -<br />
schick leitete. In seine Amtszeit fallen entscheidende<br />
Ereignisse im <strong>Korntal</strong>er Schu l -<br />
werk.<br />
1884 erhielt die Lateinschule das Recht<br />
zur Abnahme der „Einjährigenprüfung“. Die<br />
Schüler konnten damit die mittlere oder<br />
Obersekunda-Reife erlangen. Zwölf Jahre<br />
später wurde der Schule das Recht erteilt,<br />
die „Primär-Reifeprüfung“ nach Abschluss<br />
der 7. Klasse abzunehmen.<br />
Mehr als siebzig Jahre waren Schule<br />
und Schülerheim unter einem Dach untergebracht,<br />
was sich recht positiv auf die<br />
Arbeit auswirkte. Jeden Morgen wurde die<br />
Schul arbeit mit einer Andacht begonnen,<br />
zu der sich die ganze Schul- und Internats -<br />
gemeinde im Speisesaal versammelte. Die<br />
externen Schüler aus dem Ort oder der<br />
Umgebung konnten die Schularbeiten un -<br />
ter Aufsicht von Lehrern und Erziehern im<br />
Heim erledigen. Der moderne Ge danke<br />
einer Ganztagesschule wurde also schon<br />
da mals in <strong>Korntal</strong> in Ansätzen verwirklicht.<br />
Einen solchen Aufschwung hatte die<br />
Schule genommen, dass ein Neubau<br />
erforderlich wurde. Am 11.11.1892 konnte<br />
die neue „Knabenlateinschule“ in An -<br />
we sen heit seiner Majestät, König Wilhelms<br />
II. von Württemberg, eingeweiht werden.<br />
1908 wurde der Altphilologe Ernst Käl -<br />
ler Schulleiter. Er war ein tatkräftiger, groß -<br />
zügiger und praktischer Mann, der man -<br />
chen guten Gedanken seines Vor gäng ers<br />
zur <strong>Aus</strong> führ ung brachte.<br />
1926 folgte ihm Studiendirektor Theo -<br />
dor Reiff im Amt, der bereits seit 35<br />
Jahren als Altphilologe an der Schule tätig<br />
ge wesen war – ein vor allem in Ge schich -<br />
te und deutscher Literatur umfassend ge -<br />
bildeter Mann.<br />
Nach der Machtergreifung Hitlers ge -<br />
rie ten auch die <strong>Korntal</strong>er Schulen unter<br />
po litischen Druck. Zunächst versuchte<br />
man, sich dem neuen Regime gegenüber<br />
loyal zu verh<strong>alten</strong>. Man war gewohnt, von<br />
den jeweiligen Machthabern wohlwollend<br />
behandelt zu werden, und erhoffte sich<br />
dies auch von dem neuen Regime, zumal<br />
der Ministerpräsident und zugleich Kultus -<br />
mi nister am Ort wohnte. Einige Jahre ge -<br />
noss die Brüdergemeinde mit ihren Schu -<br />
len tatsächlich auch eine gewisse Son der -<br />
stellung, aber die Ruhe war nur scheinbar.<br />
1937 verlangte das Kultusministerium, den<br />
Heimleiter, der eine eindeutige Hal tung<br />
gegen den Nationalsozialismus einnahm,<br />
zu entlassen. Der Leitung der Brü der ge -<br />
mein de war klar, dass es hier nicht um eine<br />
Person ging, sondern dass sich der Angriff<br />
gegen den christ lichen Charakter des ganzen<br />
Erziehungswerks richtete. Die Brüder -<br />
ge meinde lehnte das Ansinnen des Kul -<br />
tus ministers ab. Die Antwort war ein<br />
Er lass vom 22.5.1937:<br />
„Im Zuge der Ver einheitlichung des Schulwe -<br />
sens ist es notwendig geworden, das Privat -<br />
schul wesen einzuschränken und die Privat -<br />
schu len in öffentliche Schulen umzuwandeln.“<br />
Die Haus haltsmittel wurden nicht ausbezahlt,<br />
das Recht zur Abhaltung der Prü fung<br />
wurde entzogen usw. Damit verlor die Schule<br />
ihre Lebensgrundlage. Um einer Schlie ßung<br />
zu entgehen, wurden die Schule unter der<br />
Trägerschaft der bürgerlichen Gemeinde zu<br />
einer öffentlichen Lehr an stalt und die<br />
Internate zu nationalpolitischen<br />
Erziehungsanst<strong>alten</strong> umfunktioniert.<br />
Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen<br />
Staatswesens 1945 fielen<br />
die höheren Schulen wieder an die Brü -<br />
der gemeinde, was aber nicht ohne Pro -<br />
bleme war. Die Rückverwandlung der öf -<br />
fen t lichen Schule in eine evangelische Pri -<br />
vat schule stieß schon da durch auf un über -<br />
windbare Schwierigkeiten, dass die Lehr -<br />
kräfte aus dem Staatsdienst hätten ausscheiden<br />
müssen. So entschloss man sich<br />
zu einem recht unbefriedigenden Kom pro -<br />
miss: Die bürgerliche Gemeinde behielt de<br />
jure die Rechtsträgerschaft, während der<br />
Brüdergemeinde die gesamte Finanz- und<br />
Verwaltungslast zufiel.<br />
Die Leitung der Schule ging auf Ober -<br />
studiendirektor Wilhelm Simpfen dörfer<br />
11
12<br />
über, den späteren Kultusminister des Lan -<br />
des, der seit 1910 an der Schule tä tig war.<br />
Mit Energie nahm er den Wieder aufbau<br />
der schulischen Arbeit in Angriff.<br />
Infolge der Überfüllung der drei Inter -<br />
nate der Brüdergemeinde, bedingt durch<br />
den Zustrom von Heimatvertriebenen aus<br />
den Ostgebieten, herrschte in dem <strong>alten</strong><br />
Schul gebäude an der Johannes-Daur-<br />
Straße eine qualvolle Enge. Ein größerer<br />
Neu bau wurde unabweisbar. Die provisorische<br />
Lösung der Schulträgerschaft bot<br />
dafür aber keine Basis. Durch die Grün -<br />
dung eines Schulverbandes zwischen der<br />
Brüdergemeinde und der inzwischen zur<br />
Stadt erhobenen bürgerlichen Gemeinde<br />
konnte das Problem gelöst werden. Bei<br />
paritätischer Aufbringung der Baukosten<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />
Erinnert Ihr Euch noch...<br />
... dass einmal ein verliebter Schüler des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s seinen Religionslehrer als Liebes -<br />
boten einsetzte? Er schmuggelte seine Bot -<br />
schaften an die Angebetete unter das Hutband<br />
des Pfarrers, der auch am Mäd chenpro -<br />
gymnasium unterrichtete. Dort verließ die<br />
Lieb ste unter einem Vorwand den Unterricht,<br />
um das Brieflein in der Garderobe aus dem Hut<br />
zu fischen. Die Antwort nahm dann den umgekehrten<br />
Weg.<br />
... dass noch in den Sechzigern vor der ersten<br />
Stunde regelmäßig gebetet wurde. Als Herrn<br />
Volz, dem heiß geliebten Kunsterzieher, einmal<br />
nichts Gescheites ein fiel, begann er zur ersten<br />
Stunde mit: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast<br />
und segne, was du uns bescheret hast.“<br />
ent stand das neue <strong>Gymnasium</strong> an der<br />
Charlottenstraße.<br />
In der Folgezeit stieg die Zahl der aus<br />
<strong>Korntal</strong> und den umliegenden Gemeinden<br />
kommenden Schüler stark an, während die<br />
Zahl der Internatsschüler immer mehr zu -<br />
rückging. Als die Brüdergemeinde schließ -<br />
lich die Internate aufgeben musste, entschloss<br />
sie sich zum Rückzug aus der Schul -<br />
trägerschaft. Der Schulverband wur de<br />
1974 aufgelöst und die Stadt <strong>Korntal</strong>-<br />
<strong>Münchingen</strong> alleinige Trägerin der Korn ta ler<br />
höheren Schulen. Das aus dem früheren<br />
Töchterinstitut hervorgegangene Mäd chen -<br />
progymnasium ging im Gym nasium auf. ■<br />
Walter Roth
Geschichtlicher Überblick<br />
1819 oder 1880? Immer wieder wird<br />
dis kutiert, welches denn nun als das richtige<br />
Gründungsjahr anzusehen ist. Fest steht<br />
einerseits, dass bereits im Jahre 1819 Fä -<br />
cher, wie sie fürs <strong>Gymnasium</strong> typisch sind,<br />
an der damaligen Lateinschule Korn tal<br />
unterrichtet wurden. Andererseits wur de<br />
in <strong>Korntal</strong> erst seit der Neugründung der<br />
Schu le 1880 nach dem württembergischen<br />
Lehrplan unterrichtet.<br />
Feiern wir also in diesem Jahr das 125jährige<br />
Jubiläum der Neugründung des<br />
Korn taler <strong>Gymnasium</strong>s!<br />
Will man die Geschichte des <strong>Korntal</strong>er<br />
<strong>Gymnasium</strong>s betrachten, so ist es unumgänglich,<br />
mit der Entstehungsgeschichte<br />
der Gemeinde <strong>Korntal</strong> zu beginnen – sind<br />
doch beide eng miteinander verknüpft!<br />
Gründung der Brüdergemeinde<br />
Kor n tal<br />
Vor rund 200 Jahren war hierzulande<br />
der Pietismus, eine religiöse Bewegung des<br />
deutschen Protestantismus, weit verbreitet.<br />
Für die Pietisten (lat.: pietas – Fröm -<br />
mig keit) stand die Umsetzung des Glau -<br />
bens im täglichen Leben im Mittelpunkt.<br />
Als zu Beginn des 19.Jh. die privaten<br />
Treffen zum Zwecke gemeinsamer Bibel -<br />
lektüre gesetzlich verboten wurden und<br />
noch dazu eine neue Liturgie eingeführt<br />
wurde, die nach den Gedanken der Auf -<br />
klärung verfasst war, wanderten viele<br />
streng gläubige Pietisten aus.<br />
Gottlieb Wilhelm Hoffmann<br />
(Bür ger meis ter von Leonberg) wollte<br />
nicht tatenlos zusehen, wie dem Land<br />
immer mehr fleißige, ehrbare Bürger verloren<br />
gingen. Er legte König Wilhelm I. ein -<br />
en Plan vor: Auf der Gemarkung des Hof -<br />
guts <strong>Korntal</strong> sollten sich Pietisten ansiedeln<br />
und durch ein vom König ausgestelltes<br />
Privileg ein freies Leben nach pietistischen<br />
Idealen führen dürfen. So kam es<br />
1819 zur Gründung der Gemeinde Korn -<br />
tal. Das Modell „Pietis tische Brüder ge -<br />
meinde“ hatte <strong>Aus</strong>wir kun gen über Korn tal<br />
hinaus. Viele Pietisten, die zuvor auswandern<br />
wollten, fassten wieder Ver trau en in<br />
Staat und Kirche und blieben im Land.<br />
Bereits im Gründungsjahr 1819 richtete<br />
Johannes Kullen eine Lateinschule<br />
für Jungen, das „Knabeninstitut“ ein. Man<br />
lernte Latein, Griechisch und Französisch.<br />
Die Schülerzahlen stiegen beständig. Eine<br />
Un ter teilung in Lateinzug (Gymnasiale<br />
Ab tei lung mit „humanistischen“ Schülern)<br />
und Realzug (Realabteilung mit „realistischen“<br />
Schülern) wurde ins Leben gerufen.<br />
(Noch heute werden an unserem<br />
Gym nasium die Abkürzungen g bzw. r zur<br />
Un ter scheidung von Klassen mit sprachlichem<br />
bzw. naturwissenschaftlichem Profil<br />
verwendet!)<br />
1821 kam das „Töchterinstitut“ hinzu,<br />
eine Schule, deren Unterrichtsziele zu -<br />
nächst schwerpunktmäßig im hausfraulichen<br />
Tätigkeitsbereich lagen, die sich je -<br />
doch ständig weiterentwickelte, um erst<br />
zur „Höheren Mädchenschule“, dann zur<br />
„Mädchen realschule“ und schließlich nach<br />
dem 2. Weltkrieg zum „Progymnasium“ zu<br />
avancieren.<br />
Pädagogisches Grundkonzept beider<br />
Gottlieb Wilhelm Hoffmann<br />
Johannes Kullen<br />
13
Prof. Gottlob Pfleiderer<br />
Alfred Warth<br />
Prof. Ernst Käller<br />
14<br />
Schu len war die Erziehung junger Men -<br />
schen in einer christlichen Lebensge mein -<br />
schaft, wobei Mädchen und Jungen natürlich<br />
streng voneinander getrennt unterrichtet<br />
und untergebracht wurden.<br />
Die Schüler, deren Eltern Wert auf eine<br />
pietistische Erziehung legten, kamen zu -<br />
meist von auswärts. Darunter waren viele<br />
Pfarrerskinder aus entlegenen Gemein -<br />
den, aber auch Kinder von Missionaren<br />
(de ren Mitbringsel wie z.B. ausgestopfte<br />
Leoparden noch heute in unserer Bi o<br />
lo gie sammlung zu finden sind). In <strong>Korntal</strong><br />
waren die Schüler in Heimen untergebracht.<br />
Der Tagesablauf war vom Auf ste -<br />
hen bis zum Schlafengehen streng reglem -<br />
entiert.<br />
Ein kleiner <strong>Aus</strong>schnitt aus der 123<br />
Para graphen umfassenden “Hausordnung<br />
für die Zöglinge des Knabeninstituts“ von<br />
1875:<br />
§ 28 Die Haltung in der Lektion sei gerade<br />
und aufrecht, die Brust nicht angedrückt, das<br />
Gesicht nicht zu nahe am Buch, die Füße<br />
nicht gekreuzt, die Hände auf dem Tisch, der<br />
Kopf ja nicht auf den Arm gestützt! Un -<br />
getheilte Aufmerksamkeit und lautlose Stille!<br />
Wer in der Lektion isst, mit seinem Nachbar<br />
spricht, lacht oder Ne bendinge treibt oder<br />
Unterhaltungsbücher liest oder sich auf<br />
andere Lektionen vorbereitet, wird strenge<br />
gestraft.<br />
Unter Professor Gottlob<br />
Pfleider er, der die Leitung des<br />
Knabeninstituts 1848 übernahm und –<br />
damals sensationell – Sport unterricht als<br />
Unterrichtsfach einführte, errang die<br />
<strong>Korntal</strong>er Schule internationalen Ruf! Wie<br />
das Schülerregister beweist, kamen viele<br />
Internatsschüler aus dem <strong>Aus</strong>land, vor<br />
allem aus Amerika, England, Ungarn und<br />
der Schweiz. Aller dings führte dies wohl<br />
zu einer Be nach teiligung der einheimischen<br />
Schüler, die auf die<br />
„Einjährigenprüfung“ (vergleichbar mit der<br />
heutigen Mittleren Reifeprüfung) oder auf<br />
das Landexamen vorbereitet werden sollten.<br />
Schließlich baten 25 <strong>Korntal</strong>er Bür ger<br />
den Gemeinderat schriftlich um eine Übernahme<br />
oder Neugründung der Schu le.<br />
Deshalb kaufte die Brüdergemeinde<br />
das Schulgebäude wieder zurück und<br />
gründete 1880 die „Gemeindelatein -<br />
schule“. Von da an wurde nach dem württembergischen<br />
Lehrplan unterrichtet.<br />
Unter Alfred Warth, Schulleiter<br />
von 1882 bis 1908, wurde die Schule<br />
dreizügig ausgebaut. Die drei damals üblichen<br />
Schulformen – das humanistische<br />
Gym nasium, das Realgymnasium und die<br />
Real schule – wurden nebeneinander<br />
geführt. Erstmals fanden in <strong>Korntal</strong><br />
„Einjährigen prü fungen“, also mittlere oder<br />
Ober se kunda-Reifeprüfungen, und humanistische<br />
Prima-Reifeprüfungen statt.<br />
Professor Ernst Käller, Schul -<br />
leiter von 1908 bis 1926, legte Wert auf<br />
die Förderung der Schüler im kreativen<br />
Be reich. In dem von ihm eingeführten<br />
Werk unterricht konnten die Schüler das<br />
Buch binden, Schnitzen und Modellieren<br />
mit Ton erlernen. Auch die musikalische<br />
Förderung der Jungen wurde als wichtig<br />
erachtet. Der <strong>Korntal</strong>er Knabenchor,<br />
damals weithin be kannt, wurde sogar im<br />
Rundfunk gern gehört.<br />
Doch der Erste Weltkrieg warf seine<br />
Schatten voraus, und so gab es neben der<br />
musisch-kreativen Erziehung für die Schü -<br />
ler der „Höheren Knabenschule der Ge -<br />
mein de <strong>Korntal</strong>“, wie die Schule seit 1913<br />
hieß, die Möglichkeit, an „Kriegsspielen“<br />
teilzunehmen.<br />
Dazu ein kleiner <strong>Aus</strong>zug aus dem „Be -<br />
richt über die höhere Knabenschule der<br />
Gemeinde <strong>Korntal</strong> 1912-1914“:<br />
„Eine andere Einrichtung, die (…) dem<br />
Leben in unsern Heimen manche Ab wechs -<br />
e l ung und Erfrischung gebracht hat, ist die
Einrichtung der Kriegsspiele. Alle Schüler, welche<br />
hiezu von ihren Eltern die Erlaubnis<br />
erhielten, wurden militärisch organisiert und<br />
einigermaßen einexerziert, ebenso ein Trom -<br />
mler- und Pfeiferkorps eingerichtet. An freien<br />
Mittagen oder an Feiertagen marschieren<br />
sie aus, um in der Nähe einen Felddienst zu<br />
machen, an welchen sich regelmäßig eine<br />
Kritik anschließt, worauf alles erfrischt und<br />
befriedigt nach Hause zieht.“<br />
Der Erste Weltkrieg und besonders<br />
die Nachkriegszeit brachten eine Überfüllung<br />
von Schule und Heimen mit Flücht -<br />
lingen (aus den Ostseeländern und dem<br />
Wes ten) und Kriegswaisen mit sich. Dazu<br />
wa ren Nahrung, Kleidung und Brennstoffe<br />
knapp. In dieser Notlage gründeten Bürger<br />
den „Verein zur Erhaltung der Höheren<br />
Knabenschule in <strong>Korntal</strong>“. Auch aus der<br />
Schweiz und den Nieder lan den kamen<br />
Spenden.<br />
Theodor Reiff, Schulleiter von<br />
1926 bis 1934, führte die Schule in der<br />
Tra d i tion der <strong>Korntal</strong>er Pädagogik weiter.<br />
1937 erfolgte im Zuge des National -<br />
sozialismus die Gleichschaltung der Schu -<br />
len. So wurde aus der „Höheren Knaben -<br />
schule“ der Evangelischen Brüderge mein -<br />
de <strong>Korntal</strong> die öffentliche „Ulrich von<br />
Hut ten-Oberschule“. Die Heime gingen<br />
an die politische Gemeinde über. Die<br />
damaligen Schul- und Heimleiter wurden<br />
abgelöst. Die Erziehung zur Wehrhaftigkeit<br />
war nun wesentliches Erziehungsziel. 1940<br />
– die Schule war zur „Vollanstalt“ ausgebaut<br />
worden – fand die erste „ordentliche<br />
Reife prüfung“ in <strong>Korntal</strong> statt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde<br />
unter Wilhelm Simpfendörfer,<br />
Schul lei ter von 1945 bis 1952, später<br />
Kultus min is ter von Baden-Württemberg,<br />
der Schul be trieb wieder aufgenommen.<br />
Der Neu beginn erfolgte zwar im Auftrag<br />
der evangelischen Brüdergemeinde, die<br />
Schu le wurde jedoch als öffentliche Schule<br />
un ter Mitverantwortung der Brüderge -<br />
mein de wei ter geführt.<br />
Unter Dr. Albert Bayer, Schul -<br />
leiter von 1953 bis 1974, wurde 1958 das<br />
neue Gym nasium an der Charlottenstraße<br />
eingeweiht. Die ständig wachsende<br />
Schüler zahl – 863 Schüler und<br />
Schülerinnen be suchten im Jahr 1955 das<br />
<strong>Gymnasium</strong> bzw. Progymnasium – hatte<br />
den Neubau erforderlich gemacht.<br />
Im Vorfeld war deswegen 1955 der<br />
Schulverband <strong>Korntal</strong> gegründet worden,<br />
in dem sich die Gemeinde <strong>Korntal</strong> und die<br />
Evangelische Brüdergemeinde zur ge mein -<br />
samen Trägerschaft von <strong>Gymnasium</strong> und<br />
Progymnasium zusammenschlossen.<br />
Ab 1964, als die südfranzösische Stadt<br />
Mirande Partnerstadt <strong>Korntal</strong>s wurde,<br />
führte das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> Fahrten<br />
von Schülergruppen nach Mirande durch,<br />
aus denen sich bald der alljährliche, gegenseitige<br />
Schüleraustausch entwickelte.<br />
Unter Theodor Botsch, Schulleiter<br />
von 1974 bis 1984, gab es wesentliche<br />
Ver änder ungen.<br />
1975 schied die Brüdergemeinde aus<br />
dem Schulverband aus, die Stadt <strong>Korntal</strong><br />
übernahm nun allein die Schulträgerschaft.<br />
1976 wurden <strong>Gymnasium</strong> und Pro gym na -<br />
si um zusammengelegt. Mädchen und Jung -<br />
en wurden – zunächst nur in der Unterund<br />
Mittelstufe – gemeinsam unterrichtet.<br />
Zu sätzlich zum bestehenden mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Zug wurde<br />
ein neusprachlicher Zug eingerichtet.<br />
1978 wurde der Erweiterungsbau in<br />
Betrieb genommen. Im selben Jahr wurde<br />
die Oberstufenreform mit Grund- und<br />
Leistungskursen in den Jahrgangsstufen<br />
12/13 eingeführt.<br />
Theodor Reiff<br />
Wilhelm Simpfendörfer<br />
Dr. Albert Bayer<br />
Theodor Botsch<br />
15
Götz Heim<br />
Angelika Nollert<br />
16<br />
Mit Götz Heim, Schulleiter von<br />
1984 bis 2003, übernahm ein Mitglied des<br />
Kol legi ums die Leitung der Schule. Nach<br />
zähem Ringen mit den zuständigen Be hör -<br />
den hatte sich das Kollegium mit seinem<br />
Wunschkandidaten Heim erfolgreich ge -<br />
gen Bewerbungen von außen durchgesetzt.<br />
Personalrat und Schulkonferenz hatten<br />
Unterstützung bei Wirtschaft, Politik<br />
und Kirche gefunden. Schulgremien und<br />
Gemeinderat hatten sogar eine gemeinsame<br />
Kandidatenbefragung durchgeführt<br />
und zu guter Letzt war eine Abordnung<br />
der Schulkonferenz ins Kultusministerium<br />
geladen worden, um den Standpunkt der<br />
<strong>Korntal</strong>er zu erläutern!<br />
So hatte – ganz im Sinne alter Korn ta -<br />
ler Tradition – der Wunsch nach Selbstbe -<br />
stimmung über allzu starre, bürokratische<br />
Regelungen gesiegt! (Übrigens wurde dieses<br />
Ereignis traditionsgemäß im Blauen<br />
Saal des „Großen Gemeindegasthauses“,<br />
heute „Landschlosshotel“, gefeiert.)<br />
Als Frau Oberstudiendirektorin<br />
An ge li ka Nollert im Jahre 2003 die<br />
Schul lei tung übernahm, hatte sie gleich zu<br />
Beginn ihrer Amtszeit eine Fülle von Auf -<br />
gaben zu bewältigen. Wichtige Neu er ung -<br />
en standen an. Schon seit längerem<br />
geplan te, größere Um– und Anbau maß -<br />
nah men an der Schule mussten koordiniert<br />
werden. Außerdem mussten gemeinsam<br />
mit dem Kollegium die Voraus setzun -<br />
gen für eine erfolgreiche Umsetzung der<br />
Bildungsplanreform geschaffen werden.<br />
Mit Beginn des Schuljahrs 2004/05 ist<br />
die Bildungsplanreform in Kraft getreten.<br />
Das achtjährige <strong>Gymnasium</strong> (G8) ist<br />
eingeführt.<br />
Bildungsstandards, Kern- und Schul cur ri -<br />
cula ersetzen die bisherigen Lehr pläne. Die<br />
Bildungsstandards legen fest, was die<br />
Schüler am Ende der Klassen 6, 8, 10 und<br />
12 können bzw. wissen müssen, und umfassen<br />
neben den fachlichen auch personale,<br />
soziale und methodische Kom pe tenzen.<br />
Das Kerncurriculum ist vom Mi nis te ri -<br />
um vorgegeben. Es beschreibt jeweils die<br />
verpflichtenden Inhalte eines Faches und<br />
bildet die Grundlage für die zentralen Prü -<br />
fung en. Jede Schule ergänzt diese Inhalte<br />
entsprechend ihren Schwerpunkten durch<br />
ein eigenes Schulcurriculum.<br />
Auch mit Einführung der Kontingent -<br />
stun den tafel wird der Schule mehr Frei -<br />
raum zugebilligt. Jede Schule bestimmt<br />
selbst, wie sie die Gesamtstundenzahl<br />
eines Faches auf die einzelnen Klassen -<br />
stufen verteilt.<br />
Damit trotz individueller Unterrichts -<br />
gestaltung die Ergebnisse an den verschiedenen<br />
Schulen vergleichbar bleiben, wird<br />
es künftig in den Klassen 6, 8 und 10 vom<br />
Ministerium vorgegebene Vergleichs ar bei -<br />
ten geben.<br />
Wurden im Jahr 2004 viel Arbeit, Mühe<br />
und Zeit auf die Erarbeitung der oben<br />
genannten Standards und Curricula verwendet,<br />
so ist 2005 ein Jahr, in dem wir<br />
auch einmal ans Feiern denken dürfen.<br />
Dazu gibt es gleich doppelt Anlass: Zu sätz -<br />
lich zu unserem 125jährigen Schuljubiläum<br />
feiern wir die Einweihung des Glasanbaus<br />
mit Schulaula, Internetcafé, Multimedia-<br />
Räumen, Elternsprechzimmern, neuem<br />
Lehrer zimmer sowie neuen Rektorats- und<br />
Sekretariatsräumen. Alles ist hell und<br />
freund lich gestaltet und verbreitet eine<br />
angenehme Atmosphäre. ■<br />
Andrea Böttger
<strong>Aus</strong> dem Schulbericht 1908-1911<br />
Schriftliche Reifeprüfung – Abituraufgaben von 1910<br />
Jahresziele der Vorklasse und Sexta von 1911<br />
Kollegium 1910<br />
17
20<br />
Die Jahresziele der Vorklasse von 1911
Die Jahresziele der Klasse 1 von 1911<br />
21
Unsere Schule im “Dritten Reich”<br />
Höhere Knabenschule der Gemeinde <strong>Korntal</strong><br />
Ulrich von Hutten-Oberschule für Jungen<br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />
Ein Aufsatz über unsere Schule zur<br />
Zeit des Nationalsozialismus ist problematisch,<br />
er kann nicht positiv ausfallen. Im<br />
Rahmen der Gleichschaltung aller Bil -<br />
d ungs insti tu tio n en, der man sich nicht entziehen<br />
konnte, stellt unsere Schule kei ne<br />
<strong>Aus</strong>nahme dar, auch sie sah sich dem<br />
National so zial is mus verpflichtet. Einerseits<br />
sind wir zur historischen Aufarbeitung<br />
jener zwölf Jahre an unserer Schule verpflichtet,<br />
denn es gibt bislang keinerlei<br />
Darstellung darüber, andererseits dürfen<br />
die zweifellos gro ßen Verdienste unserer<br />
Schule durch die se Darstellung und den<br />
großen Raum, den sie in dieser Festschrift<br />
einnimmt, nicht geschmälert oder gar<br />
überschattet werden. Auch kann diese<br />
Darstellung letztlich kein Gesamtbild des<br />
Schullebens, der Lehrer- und Schülerschaft<br />
liefern, da die Quellen die Sicht der damaligen<br />
Schulleitung, einiger Lehrer und<br />
Schüler wiedergeben, die sich offen zum<br />
National so zial ismus bekannt und sich für<br />
ihn eingesetzt haben. Wie mag es in den<br />
Köpfen der anderen Schüler und Lehrer<br />
ausgesehen haben? Wir wissen es nicht, sie<br />
hatten keine Möglichkeiten, schriftlich<br />
Stellung zu nehmen.<br />
Um dieses Manko auszugleichen, würden<br />
wir uns freuen, wenn diese Darstel -<br />
lung der Beginn einer intensiveren <strong>Aus</strong> ein -<br />
an der setzung mit dieser Zeit sein könnte,<br />
bei der auch die <strong>Aus</strong>sagen von Zeitzeugen<br />
verstärkt Eingang finden. Über weiteres<br />
Quel len material und Fotografien aus Pri -<br />
vat beständen wären wir daher im Sinne<br />
einer weiter gehenden Aufarbeitung in -<br />
ner halb von Schülerprojekten sehr dankbar.<br />
Unser Dank geht an die Ar chi va re<br />
Herrn Brunotte und Herrn Wittek für de -<br />
ren freundliche Unterstützung.<br />
Vorgeschichte – der Weg wird<br />
bereitet<br />
„Wer unsere Schulzeitung in all den vergangenen<br />
Jahren gelesen hat, dem kann nicht<br />
verborgen geblieben sein, dass hier im stillen<br />
<strong>Korntal</strong> immer ein Geist geweht hat, der<br />
wenig zusammenstimmte mit dem, was man<br />
den Geist von Weimar zu nennen pflegt“, 1<br />
verkündete die Schul zei tung unseres Gym -<br />
nasiums anlässlich der „nationalen Revolu -<br />
tion“, der Macht er grei fung Adolf Hitlers<br />
1933. Und tatsächlich - mit der Wei marer<br />
Demokratie mochte man sich an unserem<br />
<strong>Gymnasium</strong> nicht ab finden. Seit den frühen<br />
20er Jahren herrsch te an unserer Schule ein<br />
antidemokratischer, monarchisch-nationa -<br />
lis tischer Geist, der früh in na tional so zial is ti -<br />
sches Ge dan ken gut einmünden sollte. Die -<br />
se politische Einstellung trat bereits 1921<br />
deut lich zu Ta ge, als Schul leiter Reiff am 11.<br />
Juni im Gar ten des <strong>alten</strong> Schulgebäudes<br />
einen Ge denk stein zu Ehr en der über 150<br />
Korn ta ler Schüler einweihte, die im Ersten<br />
Welt krieg den Tod fanden. Der Schulleiter<br />
nutzte diese Ge le gen heit, um seiner Ab -<br />
leh nung gegenüber der Weimarer Re pu -<br />
blik und seiner monarchischen Haltung<br />
<strong>Aus</strong>druck zu verleihen, die er selbst ver -<br />
ständlich auch bei seinen Zu hör ern und<br />
Schülern voraussetzte. Die Re vo lu tion von<br />
1918, die sich dem verlorenen Ersten<br />
Weltkrieg an schloss, ihn beendete und zur<br />
Abdankung des Kaisers führte, empfand<br />
er als Treuebruch. Er ist überzeugt von der<br />
Wie der kunft des Kaisers und der Mo nar -<br />
ch ie, und er lässt seinem Unmut über die<br />
23
Kriegsspiele 1924<br />
24<br />
Demokra tie und die Weimarer Republik<br />
freien Lauf:<br />
„Und was uns alle heute zu Boden drückt; ihr<br />
Toten kennt es nicht. Kein Treuebruch belas -<br />
tet euer Gewissen, und rein und makellos ist<br />
euer Ehrenschild geblieben. Aber ihr waret<br />
die Unseren. Euer Bild bleibt uns ein tödliches<br />
Vermächtnis, und wenn euch gleich die<br />
kühle Erde deckt, uns ist’s, als lebe und kei -<br />
me noch etwas im Stillen, als wäret ihr Sa -<br />
men körner, gestreut in die Furchen der Zu -<br />
kunft.<br />
Darum glauben wir auch, dass einmal ein<br />
Mor gen tagen wird, an dem die Geknechte -<br />
ten ihr Haupt erheben dürfen, weil die Er lö -<br />
sung naht, an dem auch für sie das Wort<br />
erschallt: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Da wird<br />
die Zeit der Schmach für unser Vaterland ein<br />
Ende finden, da wird Sünde und Schande<br />
getilgt und gesühnt sein und unsere Heimat<br />
des Fluches ledig werden. Das Joch wird weggenommen<br />
und der Stecken des Treibers zerbrochen<br />
sein. Dann wird das alte Wort von<br />
der deutschen Treue kein leerer Schall mehr<br />
sein. Es werden wieder Männer erstehen,<br />
furcht los und treu bis zum Tode. Dann wird<br />
wie der über Land und Meer das schwarzweiß-rote<br />
Banner wehen; frei auf seiner Hei -<br />
mat erde wird der Deutsche auch den ge -<br />
trennten Brüdern die Hand wieder reichen;<br />
unser Namen wird wieder in Ehren genannt<br />
werden in der Welt, und euer Denkstein wird<br />
auf einem befreiten Boden stehen und ein<br />
glückliches Geschlecht an schwere <strong>Zeiten</strong><br />
erinnern und an herrliche Helden. [...] Noch<br />
ist dieser ersehnte Morgen fern, noch endlos<br />
dehnt sich vor uns die Nacht, noch er warten<br />
uns schwe re, bange<br />
Stun den. Ihr Toten<br />
müsst uns helfen,<br />
den Glauben an<br />
unser Volk nicht zu<br />
verlieren, denn ihr<br />
seid ja selbst seines<br />
Stam mes. [...] Nicht uns allein fehlen die<br />
Teuren [die toten Schüler] auch unser Vater -<br />
land vermisst sie schmerzlich, wo sich jetzt<br />
Ele mente breit machen können, denen der<br />
hohe Sinn, das edle Ehrgefühl fremd ist, das<br />
sie beseelte, gegen die aber leichter aufzukommen<br />
wäre, wenn unsere Helden und<br />
ihres gleichen noch in lebendiger Jugendkraft<br />
unter uns weilten.“ 1<br />
Der Schulleiter war kein National sozia -<br />
list, er war überzeugter Monarchist, dem<br />
der Gedanke an Demokratie fremd war. In<br />
seiner Rede folgt er inhaltlich und sprachlich<br />
dem Stil seiner Zeit. War der Gedanke<br />
an Faschismus und Nationalsozialismus zu<br />
diesem Zeitpunkt in Deutschland noch<br />
weitgehend fremd, so deutet sich doch<br />
auch in dieser Rede durch die vielzähligen<br />
in halt lichen Berührungspunkte die spätere<br />
Allianz zwischen Monarchie und National -<br />
so zial ismus an. Die militaristische, obrigkeitsstaatliche<br />
und antidemokratische Tra -<br />
di tion aus dem Kaiserreich wurde über die<br />
Weimarer Republik hinweg gepflegt und<br />
mündete alsbald in die Ideologie des herandämmernden<br />
Nationalsozialismus.<br />
Diese Worte des Schulleiters, der die<br />
Schule ja nicht nur in Reden und An spra -<br />
chen nach außen vertrat, sondern sie nach<br />
innen gestaltete und leitete, dürften das<br />
politische und weltanschauliche Klima an<br />
der Schule und damit auch einen gewichtigen<br />
Teil der Erziehungsziele wiedergeben.<br />
Die Jugend wurde demgemäß schon<br />
früh dazu geformt, dass, wie der<br />
Schulleiter in der angeführten Gefallen -<br />
enrede von 1921 verkündete, „wieder<br />
Männer erstehen, furchtlos und treu bis<br />
zum Tode“. - Schon seit 1913 standen in<br />
<strong>Korntal</strong> Kriegsspiele auf dem Lehrplan –<br />
<strong>Aus</strong>hang am Schwarzen Brett, 1924<br />
die Schüler sollten Exerzieren, Mar -<br />
schieren und Gehorsam üben. Gommel,<br />
der später die Schule stellvertretend lei-
ten sollte, erinnert die Le serschaft der<br />
Schulzeitung daran, dass die Schüler in<br />
<strong>Korntal</strong> schon ganz kurz nach der Novem -<br />
ber revolte [d.h. 1918] wieder in Grup pen -<br />
kolonnen marschierten, exerzierten und ma -<br />
növrierten, zu Kriegsspielen auszogen mit<br />
schwarz-weiß-roten Fahnen [den Farben des<br />
Kaiserreichs], und auch sonst durch wenig<br />
pazifistisches Gebaren den Unwillen der No -<br />
vem berlinge erregten. Dass wir das tun konnten,<br />
dem Trieb des eigenen Herzens folgend<br />
und allen äußeren Widerständen zum Trotz,<br />
das danken wir in erster Linie der wohlwollenden<br />
Förderung, die diese Art von Wehrsport<br />
(wie man heute sagen würde) durch die<br />
Schul leitung erfuhr, sind doch – im Rahmen<br />
des Möglichen – immer wieder Schul nach -<br />
mit tage freigegeben worden zu diesem<br />
Zwecke. Dass mancher Außenstehende dazu<br />
den Kopf schüttelte, dass wir in der ziemlich<br />
roten Um gegend ungern gesehene Gäste<br />
wa ren und gelegentlich mit Schmähungen<br />
und Schlim meren überhäuft wurden, hat uns<br />
da bei wenig angefochten, wenngleich in der<br />
<strong>Aus</strong> wahl des Übungsgeländes – um der<br />
Sicher heit der uns anvertrauten Jugend willen<br />
– im mer eine gewisse Vorsicht am Platz war<br />
und w<strong>alten</strong> musste. 3<br />
Der von Teilen des Lehrerkollegiums<br />
und der Schulleitung gepredigte National -<br />
sozial ismus fiel auch in der Schülerschaft<br />
auf fruchtbaren Boden. Es lässt sich bereits<br />
für das Jahr 1924 nachweisen, dass es un -<br />
ter den <strong>Korntal</strong>ern Schülern überzeugte<br />
Nationalsozialisten gab – ein Jahr nachdem<br />
die NSDAP und das Hakenkreuz<br />
nach dem gescheiterten Hitlerputsch vom<br />
9.11.1923 verboten worden waren, wur -<br />
de in Kreisen der <strong>Korntal</strong>er Schüler schaft<br />
der Geist des Nationalsozialismus be -<br />
schwo ren. Als die NSDAP am Boden lag<br />
und nur noch aus wenigen übriggebliebenen<br />
Rest grup pen bestand, hissten die<br />
Schüler das erste Hakenkreuzbanner der<br />
Stadt – fast zehn Jahre bevor die Na tional -<br />
sozial is ten an die Macht kamen. Der Mo -<br />
ment wurde fo to grafisch festgeh<strong>alten</strong>. Ein<br />
ehemaliger Korn taler Schüler erinnert sich<br />
zwölf Jahre spä ter, 1936, in einem<br />
Leserbrief an die Schulzeitung an dieses<br />
Ereignis, das „Gur ken manöver“ genannt<br />
wurde, weil etliche Schüler dabei das<br />
Gurkenfeld eines darüber erbosten Bau -<br />
ern niedertrampelten. Der Leserbrief be -<br />
legt den weltanschaulichen Stand einiger<br />
<strong>Korntal</strong>er Schüler und die Rolle der<br />
Schulleitung und Teilen der Lehrer schaft.<br />
Den Schülern wurde erlaubt, unter Lei -<br />
tung der Schulleitung mit der inzwischen<br />
offiziell verbotenen Haken kreuz flagge pa -<br />
ra militärische Spiele durch zu führen: 4<br />
„Sehr geehrter Herr Gommel!<br />
Sie werden erstaunt sein, aber auch von mir<br />
soll heute wieder einmal ein Gruß nach<br />
<strong>Korntal</strong> gelangen. [...] Ich kann mich dieses<br />
„Gurkenmanövers“ noch sehr gut er innern<br />
und weiß, mit welcher Be geis ter ung wir diesen<br />
Spielen folgten, die unter Ihr er und Ihres<br />
Herrn Bruders Führung stan d en. Und waren<br />
es auch nur Spiele, sie hat ten doch auch ein -<br />
en tieferen Sinn, sie er weckten in uns schon<br />
frühzeitig das Ka meradschafts gefühl, das<br />
Bewusstsein der Zusammengehörigkeit. Ja,<br />
man kann sagen, dank der guten Einstellung<br />
der <strong>Korntal</strong>er Lehrerschaft wurden wir von<br />
den damaligen politischen Wirrnissen ferngeh<strong>alten</strong>,<br />
d.h. man erzog uns im nationalen<br />
Sin ne und damit schon damals im Sinne<br />
unseres Führers. Dass es uns erlaubt wurde,<br />
bei diesen Spielen schon zu jener Zeit unter<br />
dem Hakenkreuzbanner zu marschieren, sei<br />
ein Beweis hierfür. [...] Wie kamen wir denn<br />
zu diesen Hakenkreuzfahnen, in einer Zeit,<br />
in der alles Nationalsozialistische verboten<br />
war und es nicht so einfach war, diese Fah -<br />
nen stolz im Wind flattern zu lassen, wie dies<br />
heute der Fall ist? [...] Unser Kamerad ***<br />
hatte ein wunderbares Kinderbett, umsponnen<br />
mit rotem Tuch, in dem er sicher oft selig<br />
schlief. Dieses rote Tuch sollte dazu bestimmt<br />
sein, die erste Hakenkreuzfahne in <strong>Korntal</strong><br />
zu werden. Ich kann mich noch gut daran er -<br />
innern, als sie, von lieber Hand genäht, ihrer<br />
Bestimmung übergeben wurde. Wir saßen<br />
Das “Gurkenmanöver” 1924<br />
25
26<br />
zu sammen, vier Männlein an der Zahl, im<br />
ober en Hof des Großen Heims und scharten<br />
uns um diese Fahne. [...] Wir waren begeistert<br />
von den ersten Reden unseres Führers<br />
und seiner Mitkämpfer, und noch heute be -<br />
finden sie sich, wenn auch stark vergilbt, in<br />
mein en Händen. Ja, wir waren so begeistert,<br />
dass wir uns im wahrsten Sinne des Wortes<br />
mit unserem Blut diesem Banner verschrieben.<br />
Wo dieses Dokument hingekommen ist,<br />
das weiß ich nicht. [...] Am anderen Tag ging<br />
es dann hinaus in den Wald, um dort dieses<br />
Ereignis festzuh<strong>alten</strong> [...]. Ohne es auch nur<br />
zu ahnen, marschierte bereits einige Wochen<br />
später die ganze <strong>Korntal</strong>er Jugend des<br />
Großen Heims unter dieser Fahne ins „Gur -<br />
ken manöver“! Es war die erste Haken kreuz -<br />
fahne in <strong>Korntal</strong>! Wir aber, wir waren ja keine<br />
politischen Größen, aber es war auch keine<br />
bloße Spielerei. Heute sage ich, es war die<br />
ewig gerechte Vorsehung, dass wir uns durch<br />
die Reden unseres Führers zu seiner Fahne<br />
hingezogen fühlten. Dass man uns aber un -<br />
ter diesem stolzen Banner marschieren ließ,<br />
das war ein kleines Stück Arbeit für Deutsch -<br />
lands Wiederaufstieg, und nicht die schlechteste.<br />
Damals galt wie heute der Grundsatz:<br />
„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft!“ [...]<br />
Für heute nehmen Sie und Ihr Bruder die<br />
besten Grüße von mir.<br />
Heil Hitler! Ihr Karl ***“<br />
Es ist gerade diese ungebrochene Kon -<br />
ti nuität der nationalistisch-militaristischen<br />
Tra dition in <strong>Korntal</strong> und der Schule, die<br />
immer wieder in der Schulzeitung betont<br />
wird. Später, nach Hitlers Machtergreifung<br />
im Jahre 1933, gewinnen die Töne, die die<br />
neue Schulleitung im Rückblick gegenüber<br />
der untergegangenen Weimarer Republik<br />
und ihrem Parteienwesen anschlägt, an na -<br />
tionalsozialistischer Schärfe. Weimar wird in<br />
unserer Schulzeitung zum ab schreck enden<br />
Inbegriff einer Zeit, in der „Bestech lich keit,<br />
Schmarotzertum und das Feil schen um die<br />
Futterkrippe von keinem sittlichen Be denken<br />
mehr gehemmt [wurde]. Ins Riesen haf te<br />
wuchsen die Skandale, und Recht und Ord -<br />
nung wurde umgefälscht. Und wenn die<br />
Nutz nießer des Systems der fetten Pfründen<br />
sich freuten und aus voller Parteikrippe sich<br />
nähr ten, dann lebten sie des Wahns, das Volk<br />
habe nun das Brot: sie sagten Volk und meinten<br />
sich, wie sie von Anfang sich und das Volk<br />
verwechselten. [...] Und jüdisch-fremde Sitten<br />
waren seine Würde, und des Franzosen Reit -<br />
peit sche und des Polaken Knute seine Frei -<br />
heit.“ 5<br />
Unsere Schule im „Dritten<br />
Reich“<br />
(DON) Als das Ende der Weimarer<br />
Re publik mit Hitlers Machtergreifung am<br />
30. Januar 1933 besiegelt war, wurde dies<br />
in <strong>Korntal</strong> und an der Schule begeistert<br />
auf genommen und mit Fackelzügen und<br />
Gedenkstunden gefeiert. Hakenkreuz fah -<br />
nen flatterten an sehr vielen Häusern, die<br />
Hitler jugend war in großer Zahl präsent,<br />
im Gottesdienst dankte man dem lieben<br />
Gott, eine nationalsozialistische Feier stun -<br />
de löste die andere ab. Die Zeit der<br />
Wieder geburt Deutschlands, von der sich<br />
der Schulleiter „ein großes Reinemachen<br />
[...], eine unbarmherzige <strong>Aus</strong>tilgung von<br />
Schmutz und Unsauberkeit jeder Art“ 6<br />
erhoffte, war gekommen. Auch unsere<br />
Schul zeitung berichtet enthusiastisch über<br />
die ersten Monate nach Hitlers Macht -<br />
ergreifung:
„Wenn wir so innerlich längst auf den Um -<br />
schwung eingestellt waren, und wenn Lehrer<br />
und Schüler immer schon sich geheim und<br />
offen zur nationalen Bewegung in der oder<br />
jener Form bekannten, so ist es uns doch<br />
gegangen wie all den Millionen in deutschen<br />
Landen. Was seit den Märztagen [Hitlers<br />
Macht ergreifung] als gewaltiger Frühlings -<br />
sturm über uns wegbrauste, das übertraf in<br />
seiner Urgewalt die kühnsten Hoffnungen<br />
und Erwartungen, die wir je gehegt, und noch<br />
stehen wir wie gebannt von dem grundstürzenden<br />
Geschehen, das auch in unser stilles<br />
Dörflein im Strohgäu seine Sturmflut sandte.<br />
Allzuviel zu stürzen gab es hier freilich nicht:<br />
Für den Heuberg [das Internierungslager für<br />
Regimegegner in Württemberg] war im<br />
nationalen <strong>Korntal</strong> niemand reif. Fahnen der<br />
Novemberzeit [schwarz-rot-gold] gab es hier<br />
nicht einzuziehen, jüdisch-undeutsches Schrift -<br />
tum nicht zu verbrennen. Man sah die braunen<br />
und grauen Freiheitspioniere etwas mehr<br />
auf den Straßen als sonst, man sah beim Fa -<br />
ckel zug, dem Kultminister Mergenthaler dargebracht,<br />
plötzlich der Hitlerjugend stattlich<br />
Häuflein wie aus dem Boden gestampft;<br />
man sah mit freudiger Genugtuung die <strong>alten</strong><br />
und die neuen Reichsflaggen zuerst an amtlichen<br />
Gebäuden und bald aus allen Häu -<br />
sern wehen; man sah an des Kanzlers Ge -<br />
burts tag die begeisterten Massen im Fackel -<br />
zug durch die Straßen ziehen und zum ers -<br />
ten Mai kein Haus, das ungeschmückt gewesen<br />
wäre, doch sonst – von einigen Gottes -<br />
diensten abgesehen, in denen der Gemeinde<br />
Dank an Gott zum <strong>Aus</strong>druck kam für die ge -<br />
schehene Wendung - doch sonst war’s ruhig<br />
hier und – Blut ist nicht geflossen.“ 7<br />
Was erwartete man sich an unserer<br />
Schu le von Hitlers Diktatur? Das neue Re -<br />
gime sollte, so verkündet die Schulleitung<br />
in der Schulzeitung von 1933, tiefgreifende<br />
gesellschaftliche, sittliche, religiöse und kulturelle<br />
Erneuerung mit sich bringen: „Wir<br />
ehr en das Hakenkreuz, das Feldzeichen ein<br />
es freien, reinen Volkstums. Wir lieben un sere<br />
Farben schwarz-weiß-rot als Sinn bild höch-<br />
ster, blutgeweihter Tugenden – und doch die<br />
Va ter landsliebe, die neue, große, sie muss an<br />
Christi Kreuz verankert sein, sie muss in Gott<br />
die Wurzel senken, dann hält sie stand. Und<br />
standh<strong>alten</strong> das muss sie, sonst sind wir verloren!<br />
Der Kampf, der unser harrt im Innern<br />
und nach außen, er muss gewonnen werden<br />
[...].“ 8 Sittlichkeit bedeutet auch die Ab -<br />
wen dung von der Weimarer Kultur: „Für<br />
die Jugend dürfen wir uns auch freuen, dass<br />
nunmehr ihr Todfeind eine unnachsichtige<br />
Bekämpfung zu gewärtigen hat, nämlich die<br />
Sittenlosigkeit, die Verführung und innere Ver -<br />
giftung, die, gedeckt von manchen radikalen<br />
Kreis en auch in Theater, Kino und sonstigen<br />
öffentlichen Darbietungen sich viel zu breit<br />
ma chen durften. Auch gegen diese Schäden<br />
muss sich die nationale Bewegung richten,<br />
denn sie ist getragen von einem ernsten sittlichen<br />
Streben.“ 9 Ein Jahr später heißt es be -<br />
reits: „Verschwunden sind alle Zeugnisse ei -<br />
ner zersetzenden, dekadenten Literatur, je ne<br />
das Perverse und Triebhafte im Men schen<br />
darstellenden Filme, jene negroiden und atonalen<br />
Musikgebilde, jene Erzeugnisse der<br />
Malerei, Bildhauerei und Architektur, die eine<br />
Eigengesetzlichkeit der Kunst beweisen wol -<br />
len, und statt dessen wächst, keimt und blüht<br />
aus deutschen Menschen die Wunder blu me<br />
deutschbewusster, edelwertiger Kunst.“ 10<br />
Dies ist die offizielle Stellungnahme der<br />
Schu le nach außen. Wir wissen jedoch<br />
wenig über die Einstellung der einzelnen<br />
Leh rer. Auch in <strong>Korntal</strong> gab es einige<br />
Lehrer, die sich vom Nationalsozialismus<br />
distanzierten, auch wenn diese sich nicht<br />
in offener Form zu ihrer Haltung bekennen<br />
konnten und deshalb in dem uns vorliegenden<br />
Quellenmaterial auch nicht auftauchen.<br />
Dr. Werner Simpfendörfer zeichnet<br />
in einem Vortrag als ehemaliger Schü -<br />
ler ein Bild der <strong>Korntal</strong>er Lehrerschaft zu<br />
jener Zeit, das deutlich macht, dass<br />
Differenzierungen gerade auch innerhalb<br />
der Lehrerschaft nötig sind:<br />
„Mit wenigen <strong>Aus</strong>nahmen waren alle<br />
Lehr er in der Partei. Doch es gab unter ihnen<br />
27
Das Große Schülerheim<br />
von aussen<br />
28<br />
bemerkenswerte Unterschiede, die wir Schü -<br />
ler zu spüren bekamen. Da gab es die „sanften“<br />
Lehrer, die sich ganz darauf konzentrierten,<br />
ihren Stoff zu vermitteln. Sie widersprachen<br />
schon allein durch ihre Art des gewaltfreien<br />
Unterrichts in aller Stille der herrschenden<br />
Gewaltkultur. Sie bauten auch „subkutane“<br />
Gegenkräfte in den Unterricht ein, etwa<br />
durch die Gedichte, die sie uns auswendig lernen<br />
ließen. Zu ihnen gehörten nicht zufällig<br />
die beiden je in ihrer Weise couragierten<br />
Frau en die ich in der Mittel- und Oberstufe<br />
jener Jahre als Lehrerinnen erlebte. Dann gab<br />
es die „harten“ Lehrer, die schon durch die<br />
Form und den Ton ihres Unterrichts die herrschende<br />
Weltanschauung verkörperten und<br />
förderten. Strikter Gehorsam und laute Ein -<br />
schüch ter ung gehörten zu ihrem pädagogischen<br />
In strumentarium. Und dann gab es die<br />
„besonnenen“ Lehrer, die aus ihrer ruhigen<br />
Autorität heraus wirkten und dabei ihr Fach -<br />
wissen ge wissenhaft vermittelten. [...] Na tür -<br />
lich traf das alles auf einen nicht unvorbereiteten<br />
Boden: denn eine durch den Militaris -<br />
mus verstärkte Gehorsamskultur hatte ja<br />
schon die ältere Ge neration geprägt, deren<br />
deutschnationale Vertreter auch in un serer<br />
Lehrerschaft zu finden waren. Dabei wird das<br />
Bild noch kompliziert dadurch, dass diese<br />
wiederum nicht selten die NS-Ideologie<br />
ab lehnten und zu den regelmäßigen Kirch -<br />
gän g ern gehörten.“ 11<br />
Die Schüler<br />
Die Machtergreifung wurde un ter vielen<br />
Schülern begeistert aufgenommen,<br />
von denen ein paar zum großen Missfallen<br />
der Schulleitung damit begannen „mit dem<br />
Wahrzeichen der großen Volks bewegung<br />
[also dem Hakenkreuz] Wände, Tische und<br />
Bänke zu verschmieren! [...] „Pfui!“ würde der<br />
Reichskanzler sagen, wenn er es zu sehen<br />
bekäme!” 12 Die Grenzen zwischen Schü ler -<br />
schaft und Hitlerjugend verwischten nun<br />
zusehends, Lernen, nationalsozialistische<br />
Id eolo gie und paramilitärischer Drill durchdrangen<br />
sich gegenseitig und ließen sich<br />
institutionell und personell kaum mehr<br />
von einander trennen. Die Schulzeitung be -<br />
richtet von schulischen Ereignissen genauso<br />
wie von Unternehmungen der HJ. Die<br />
Führ ung der Hitlerjugend wurde durch<br />
einen neuen Lehrer unserer Schule übernommen.<br />
<strong>Aus</strong>drücklich sollen die Schüler<br />
un serer Schule durch diese Verzahnung für<br />
die Hitlerjugend gewonnen werden: „Die -<br />
se Neuregelung der Verhältnisse, bei der das<br />
Große Schülerheim mehr oder weniger die<br />
Keim zelle der örtlichen HJ sein wird, er mög -<br />
licht es uns in Zukunft auch, mehr als bis her<br />
den Eintritt in die HJ jedem zur Pflicht zu<br />
machen.“ 13 Die Leiter der Schülerheime<br />
standen schon früh betont rechts, beide<br />
wa ren sie Mitglieder des Stahlhelms. 14<br />
Selbst sie mussten 1936 von ihren Äm -<br />
tern zurück treten und fanatischen Na -<br />
tional so zial is ten weichen. Ein Lehrer der<br />
Schule, zugleich Mitglied der NSDAP und<br />
des SD, übernahm fortan die Leitung des<br />
Großen Schülerheims. Unter anderem war<br />
dieser Neuphilologe an der Schule für den<br />
von den Nationalsozialisten eingeforderten<br />
Welt anschaulichen Unterricht zuständig. 15<br />
Un ter dem Gruppenzwang, unter der stän -<br />
digen Kontrolle durch Lehrer und Heim -<br />
leitung, wurde der Druck auf diejenigen, die<br />
sich der HJ verweigerten, bald sehr groß.<br />
Um den Charakter des Heims nun auch<br />
nach außen für jedermann sichtbar zu<br />
machen, brachte man neben einem Reichs -<br />
adler mit Hakenkreuz eine große Banderole<br />
mit der Aufschrift: „Im Willen zur Einheit<br />
liegt die Kraft der Nation“ an der Front des<br />
Großen Schülerheims an. Und auch im<br />
Inneren dominierte das übergroße Bildnis<br />
Adolf Hitlers den Speise saal, flankiert von
Wandzeichnungen der mar schierenden<br />
Hit ler jugend und des Jung volks.<br />
Wie sah das Alltagsleben in den Schü -<br />
ler heimen unter diesen Voraus setz ung en<br />
aus? Die HJ übernahm alsbald die Ge stal -<br />
tung des gesellschaftlichen und kulturellen<br />
Le ben in den Schülerheimen: Sollte ein Stück<br />
aufgeführt werden, sollte eine Bühne ge baut<br />
werden, sollte ein Spiel mannszug zu sammen -<br />
gestellt werden, so haben und hat ten die in<br />
der HJ zusammengefassten Heim schü ler den<br />
größten Anteil. Wir freuen uns darüber. Und<br />
was unsere Heime von jeher an besonderen<br />
Vorzügen hatten: Pfle ge der Kamerad schaft<br />
und Ge mein schaft, Pflege einer vaterländischen<br />
und so zialen Gesinnung, Gelände spiel,<br />
Licht bilder vorträge usw. wird nun von der HJ<br />
wei ter betrieben und ausgebaut. Wir ha ben<br />
es darum gerne gesehen, dass unsere Schü -<br />
ler sich zur HJ melden. 16<br />
Einerseits war die Schüler-HJ eingebunden<br />
in Gelände- und Kriegsspiele,<br />
Bann auf märsche, Paraden, Exerzierübung -<br />
en, Ka meradschaftsabende, Training für<br />
Sport wett käm pfe und Gefolgschaftsbe -<br />
sichti gun gen 17 . Die HJ und mit ihr das<br />
Schüler heim waren fest integriert in die<br />
Ortsgruppe der NSDAP. Sie war eingebunden<br />
in alle Feierlichkeiten, und in<br />
deren ritualisierten Abläufen waren sie<br />
zuständig für Gesänge, Chöre, Trommel -<br />
wirbel und für das Schwen ken der Fahnen.<br />
Andererseits mus sten die Schüler aber<br />
auch dem Schul all tag, dem Ler n en gerecht<br />
werden, denn das Zeugnis kommt, und dem<br />
gestrengen Herrn Vater und der Frau Mutter<br />
sollte doch etwas Ordent liches vorgelegt werden.<br />
18 Erste Kla gen wurden laut. Die doppelte<br />
In an spruch nahme des wissenschaftlichen<br />
Ziels und der Tätigkeit in vaterländischen<br />
Ju gend or ga ni sat ionen ließ sich nur<br />
schwer un ter einen Hut bringen: Für manche<br />
ge hen die derzeitigen für die Schule und<br />
für die körperliche Er tüchtigung geforderten<br />
Leistungen schon rein kör perlich über ihr<br />
Vermögen. Der Heim lei ter fordert daher:<br />
Die jetzigen Forderungen der Schule und die<br />
Inan spruch nah me durch die HJ können und<br />
dürfen in ihrem Übermaß kein Dauer zustand<br />
sein, besonders auch im Blick auf unsere<br />
Heime. 19 Auch die starke Be an spruch ung<br />
des Schü ler heims durch „Uniformen, hohe<br />
Stiefel, Verproviantierung, Abmarsch, Heim -<br />
Das Große Schülerheim von<br />
innen – der Speisesaal<br />
29
30<br />
kehr, Ein übungen von Ge säng en und Auf führ -<br />
ung en“ 20 berge Prob le me, fährt der Heim -<br />
leiter fort. Dadurch wer de die Haus -<br />
gemeinschaft zer rissen, weil viel Schönes,<br />
was die Jugendlichen in der HJ erleben,<br />
außerhalb der Hausge mein schaft geschehe.<br />
Schwä cher en Schülern bleibe aber wegen<br />
des er höhten Lern auf wandes zu wenig<br />
Zeit für die HJ. Die HJ, so kommt der<br />
Heimleiter zum Schluss, spalte daher die<br />
Schüler des Heims, „da mit dem außerhalb<br />
der HJ sich befindlichen Rest [...] sich praktisch<br />
nichts Großes anfangen lässt.“ 21<br />
Wie soll also der ideale Schüler in<br />
Korn tal aussehen, der hin- und hergerissen<br />
ist zwischen seinen vaterländischen Ver -<br />
pflichtungen und dem Druck, ordentliche<br />
schulische Leistungen zu erbringen? Soll er<br />
die vaterländischen Verpflichtungen oder<br />
die Schule vernachlässigen? Die Schulleit<br />
ung hält beides für vereinbar:<br />
„Es ist freilich nicht zu leugnen, dass die doppelte<br />
Inanspruchnahme, des Schülers an<br />
manchem sehr schmerzliche Spuren hinterlassen<br />
hat [...], aber im Ganzen kann doch<br />
festgestellt werden, dass wackere Buben ihr<br />
wissenschaftliches Ziel erreichen können<br />
auch bei starker Tätigkeit in vaterländischen<br />
Jugendvereinigungen. Das ist ja eben das<br />
Wesen des wackeren Kerls, dass er, im<br />
Hochgefühl, nun auch in der Front derer eingereiht<br />
zu sein, die in besonderer Weise<br />
ihrem Vaterland dienen, sich nun erst recht<br />
bemüht, seine Pflicht in der Schule unverkürzt<br />
zu tun. Und wo dieses Doppelleben<br />
einmal über seine Kräfte geht, da ist der<br />
Lehrer gerne bereit, ein Auge zuzudrücken<br />
und seine Anforderungen gelegentlich<br />
zurückzuschrauben. Weniger schätzt er freilich<br />
die Helden, die bei jeder Gelegenheit<br />
sich in Schulsachen mit ihrem Dienst in der<br />
HJ entschuldigen; die nach jeder Übung ihre<br />
Müdigkeit offen zur Schau tragen; die wegen<br />
jeder Fußblase wochenlang das Bett hüten.<br />
Auch die können ihm nicht gefallen, die mit<br />
der Uniform auch sofort den Geist der Zucht<br />
und Strammheit ausziehen; die nach wie vor<br />
ihre Hände bis an die Ellenbogen in die<br />
Taschen stecken, die schlappig sind und<br />
schlackelig in Gruß und Haltung; die gegen<br />
Juda kämpfen – und selber es mit der<br />
Ehrlichkeit nicht allzu genau nehmen ... in sie<br />
alle muss erst der neue Geist noch hineinfahren,<br />
ehe man sie ernst nehmen kann. –<br />
Um so mehr freut sich der Lehrer natürlich<br />
an dem, der frischfröhlich seinen Dienst tut,<br />
in beiderlei Form; der nachts um 10 Uhr<br />
noch trommelt und pfeift, und trotzdem am<br />
nächsten Morgen seinen Mann steht –<br />
unverkürzt. Das sind die Träger des neuen<br />
Staatsgedankens, und wenn sie erst vierzehnjährig<br />
sind.” 22<br />
Die Quellen vermitteln zudem den<br />
Ein druck, dass nicht nur HJ und Schüler -<br />
heime, sondern vor allem auch weitere Ju -<br />
gendorganisationen <strong>Korntal</strong>s in der nationalsozialistischen<br />
Bewegung zusammenfanden,<br />
die Jugend also tatsächlich praktisch<br />
geschlossen zum neuen Träger des<br />
Systems wurde. Als Illustration mag ein<br />
Be richt über den „Tag der deutschen Ju -<br />
gend“ von 1933 dienen. Der Tag, dem vie -<br />
le Vereine teilnahmen, war geprägt von<br />
Wettkämpfen, Spielen und dem gemeinsamen<br />
Marschieren. Er endete abends am<br />
Sport platz am Walde, wo ein großer<br />
Holz stoß entzündet und die für den<br />
National sozialismus typische nächtliche<br />
Fackel- und Feuerästhetik zelebriert<br />
wurde. Ein Korn ta ler Lehrer berichtete in<br />
der Schulzeitung von 1933: 23<br />
„Ist es zuviel behauptet, wenn ich sage: Ganz<br />
<strong>Korntal</strong> war droben? Man hatte jedenfalls<br />
das Gefühl, diese Feier ist nicht die Feier der<br />
Schule, auch nicht der Schulen, es ist nicht die<br />
Feier der Jugend und nicht die Feier der Er -<br />
wachsenen, sondern in dem mächtigen Men -<br />
schen viereck da steht, unterschiedslos und<br />
aus nahmslos, wirklich eine feiernde Ge mein -<br />
de. [...] Der Schein des flackernden Lichtes<br />
spielt auf ihren Gesichtern. Nachtschwarz<br />
und schweigend steht der Wald. Die Flam -<br />
men sprühen und lohen. Gedichte und Lie -<br />
der, im Angesichts des Feuers gesprochen
und gesungen, klingen über den Platz. Gedich -<br />
te und Lieder, die an das Beste und Höchste<br />
im deutschen Volk und im deutschen Men -<br />
schen rühren, klingen über den Platz in die<br />
Feier stille der Nacht und auf die Felder ringsum<br />
und zum dunklen Wald hinüber. [...] der<br />
brennende Holzstoß wird kleiner und kleiner<br />
und ist dem Erlöschen nahe. Aber viele kleine<br />
Lichter tauchen auf, Fackeln, die am Sonn -<br />
wend feuer entzündet wurden, irrlichtern über<br />
den Platz. Und dann kommt Ordnung in die<br />
Lichter; der Zug stellt sich wieder auf: drei<br />
und drei. Und jeder Außenmann trägt eine<br />
Fackel in Händen. und auf dem Platz wird es<br />
dunkel und still: Ein langer, langer Zug aber,<br />
ein Zug von vielen Hundert Lichtern setzt<br />
sich in Bewegung, talwärts. Es ist ein wundervoller<br />
Anblick zu sehen, wie der Lichterstrom<br />
langsam zu Tale fließt. SA, Stahlhelm, Hitle r -<br />
jugend, Jungvolk, die Schulen, das Waisen -<br />
haus, der BDM, die Luisen, der MBR, die<br />
Pfad finder, alles, was jung ist, geht im Zug,<br />
und alles, was jung ist, trägt das Feuer von<br />
droben mit sich hinunter ins Tal. So viel Lich -<br />
ter! Und so viel Jugend! [...] Auf dem Platz vor<br />
dem Großen Schülerheim werden die noch<br />
brennen den Fackeln zusammengeworfen.<br />
Noch einmal spielt die Musik, noch einmal<br />
erheben sich beim Kampflied der SA die<br />
Arme zum Deutschen Gruß, dann ist der<br />
volle, reiche Tag vorüber, im neuen Deutsch -<br />
land der erste Tag der deutschen Jugend.“<br />
<strong>Aus</strong>führlich berichten die folgenden<br />
<strong>Aus</strong> gaben der Schulzeitung auch in den<br />
nächs ten Jahrgängen 1933-1936 praktisch<br />
ausschließlich von nationalsozialistischen<br />
Ak tivitäten an unserer Schule: von dem Tag<br />
der Hitlerjugend in Stuttgart „bei strahlendem<br />
Hitlerwetter“ 24 , den Aufmärschen, den<br />
Sportwettspielen, dem vergeblichen Ver -<br />
such, einen Blick von Hitler bei einer Pa ra -<br />
de in Stuttgart zu erhaschen, Berichte von<br />
den immer wiederkehrenden Gedenk ta -<br />
gen reihen sich in eindrücklicher Schilder<br />
ung aneinander.<br />
Die angeführten Quellen schildern die<br />
Ereignisse aus der „offiziellen Sicht“ der<br />
Schu lzeitung, in der sich neben dem Schul -<br />
leiter nur überzeugte nationalsozialistische<br />
Lehrer zu Wort meldeten. Das Bild, das<br />
dadurch entsteht, kann daher nicht die<br />
Gedanken und Einstellungen der Schüler -<br />
schaft differenziert wiedergeben, Raum für<br />
eine kritische Haltung der Schü ler bietet<br />
diese Quellengattung nicht. Zeit zeu gen<br />
berichten jedoch, dass in der Schü ler schaft<br />
durchaus Konflikte zwischen christ lichem<br />
Glauben und nationalsozialistischer Ideo -<br />
lo gie aufkamen, die die Schu l klassen spalteten.<br />
Die Entscheidung für den Besuch des<br />
Kon firmandenunterrichts wur de zu einer<br />
Form des Protests. Be ziehungen und<br />
Freundschaften gingen da bei nicht selten<br />
zu Bruch. Werner Sim pfen dörfer spricht<br />
an gesichts der Situation der Schüler von<br />
einem „problematischen In einander und<br />
Gegeneinander von Schu le, HJ und christlicher<br />
Gemeinde“.<br />
Enttäuschte Erwartungen –<br />
1937<br />
1934 berichtet die Schu lzeit ung voller<br />
Bewunderung, dass die Männer der Re -<br />
gier ung [...] ein gewaltiges Er zieh ungs werk<br />
am deutschen Volke zu vollbringen sich<br />
anschicken. Aber die Erziehungs ar beit kann<br />
nur dann Frucht bringend sein, wenn sie von<br />
ganz klaren Anschauungen ausgeht und ein<br />
Das Kollegium von 1930<br />
31
32<br />
ebenso klares Ziel anstrebt. Und wer die<br />
Maß nahmen der Regierung in den letzten<br />
Mo naten aufmerksam überdacht hat, der<br />
erkannte mit Bewunderung, wie klar und folgerichtig<br />
sie die Aufgabe erkannt hat und<br />
durch zuführen bestrebt ist, den körperlichen<br />
und geistig gesunden Menschen zu schaffen.<br />
Deshalb betont auch die Regierung mit be -<br />
sonderem Nachdruck den Totalitätsanspruch<br />
des Staates, d.h. sein Recht auf alle Gebiete<br />
geistigen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen<br />
Lebens, also auch auf die Fragen der<br />
Weltanschauung. 26 Wer die Entwicklungen<br />
des letzten Jahres in <strong>Korntal</strong> aufmerksam<br />
be dacht hatte, wie die Schuleitung es für<br />
sich in obiger Quelle in Anspruch nimmt,<br />
der musste sich aufgrund dieses Totalitäts -<br />
anspruchs, der ja von der <strong>Korntal</strong>er Schule<br />
nachdrücklich begrüßt wurde, auch im Kla -<br />
ren darüber sein, dass die Existenz der<br />
Schulen mit ihrer christlichen Trägerschaft<br />
und ihrem ausgeprägt christlichen Cha rak -<br />
ter in höchstem Maße gefährdet war.<br />
Kultminister Mergenthaler, der selbst in<br />
Kor ntal wohnte, setzte sich mit Nach -<br />
druck dafür ein, den religiösen Charakter<br />
an <strong>Korntal</strong>s Schulen zu unterbinden.<br />
Grund lage für die Abschaffung des Re li -<br />
gions unterrichts war der berüchtigte<br />
„Mer gen thaler-Erlass“ vom 28. April 1937<br />
(Nr. 7399):<br />
Die Gestaltung des<br />
Religions unter richts<br />
Die Erziehung der deutschen Jugend hat einheitlich<br />
im Geiste des Nationalsozialismus<br />
zu erfolgen. In der Schule ist diesem Grund -<br />
satz in allen Fächern Rechnung zu tragen. Es<br />
darf nicht sein, dass durch Einflüsse, die der<br />
nationalsozialistischen Weltanschauung entgegenstehen,<br />
irgend ein Zwiespalt in die<br />
Seelen der jungen deutschen Menschen hineingetragen<br />
wird.<br />
Da Religion ordentliches Lehrfach der Schule<br />
ist, ist dieser Notwendigkeit auch im Re li -<br />
gions unterricht Rechnung zu tragen. Das hat<br />
zur Folge, dass Stoffe, die dem Sittlichkeits -<br />
em pfinden der germanischen Rasse wider-<br />
sprechen, im Unterricht nicht zu behandeln<br />
sind.<br />
Gewisse Teile des Alten Testaments können<br />
da her für den Unterricht nicht in Frage kommen,<br />
andere werden stark in den Hinter -<br />
grund treten müssen. Da heute nicht der<br />
Zeitpunkt gekommen ist, eine ins Einzelne<br />
gehende stoffliche Regelung für den Reli -<br />
gions unterricht zu treffen, muss ich von den<br />
national sozialistischen Schulleitern und Lehr<br />
ern, sowie den Geistlichen, denen die deutsche<br />
Volksgemeinschaft als hohes Gut am<br />
Her zen liegt, erwarten, dass sie in der Schule<br />
den richtigen Weg finden zur Neugestaltung<br />
der religiösen Unterweisung im nationalsozialistischen<br />
Sinne.<br />
Soweit veraltete Bestimmungen dem entgegenstehen,<br />
gelten diese als aufgehoben.<br />
Mergenthaler<br />
Amtsblatt des Württembergischen Kultusministeriums,<br />
Jg. 30 / 1937, Stuttgart 1938, S. 93 f. Zitiert nach:<br />
Oberstufe Religion: Kirche – Staat – Politik , Zum<br />
Öffentlichkeitsauftrag der Kirche, Herausgegeben von<br />
Eckhart Marggraf und Eberhard Röhm, Calwer Verlag,<br />
Stuttgart 1979<br />
Der Religionsunterricht wurde kurz<br />
da nach in <strong>Korntal</strong> abgeschafft und durch<br />
den „Weltanschaulichen Unterricht“, ge -<br />
nannt WAU, ersetzt. Konfirmation oder<br />
die Teilnahme einiger Schüler an Bibel krei -<br />
sen wurden in dieser antireligiösen-nationalsozialistischen<br />
Atmosphäre zu einer<br />
Form des stillen Protests, die Mut und<br />
Selbst bewusstsein erforderte. Mit der Ab -<br />
schaffung des Religionsunterrichts ging<br />
auch die Verstaatlichung der Schule einher.<br />
Mergen thaler kannte keine Nachsicht, als<br />
es darum ging, im Rahmen der Gleich -<br />
schaltung und im Kampf um die Jugend<br />
der Brüdergemeinde die <strong>Korntal</strong>er Schu -<br />
len gewaltsam abzuringen. Mergenthaler<br />
verstand es, den Druck auf die Brüder -<br />
gemeinde zu erhöhen, Kompromisse und<br />
gütliche Einigungen abzulehnen. Er verbot<br />
der Schule die oberste Klasse, entzog ihr<br />
das Recht, die Mittlere Reife abzunehmen,<br />
und stellte sämtliche finanziellen Unter -
stützungen ein. Auch wenn es zu Protes -<br />
ten und Hilfsgesuchen an die Amtskirche<br />
kam, war doch klar, dass der Widerstand<br />
gegen die Verstaatlichung der Schulen an -<br />
ge sichts der immer stärker werdenden<br />
poli tischen Gemeinde, der straffen Or -<br />
gani sation der einflussreichen Ortsgruppe<br />
der NSDAP in <strong>Korntal</strong>, des neuen nationalsozialistischen<br />
Bürgermeisters und auch<br />
der Verzahnungen zwischen Brüderge -<br />
mein de und NSDAP auf verlorenem Pos -<br />
ten stand. Unter diesem Druck brach der<br />
Widerstand schließlich zusammen. 27 1937<br />
gingen so die <strong>Korntal</strong>er Schulen und Hei -<br />
me in staatliche, nationalsozialistische Kon -<br />
trolle über. Mit der neuen Schulträger -<br />
schaft kam ein neuer Schulname.<br />
Die Ulrich von Hutten-<br />
Oberschule<br />
Der Name, zumal der, den man sich<br />
selbst oder einem Haus neu zulegt, ist<br />
<strong>Aus</strong>druck einer ganz bewussten Identif ika -<br />
tion. In diesem Sinn wurde auch die Um -<br />
be nennung der Schule in „Ulrich von Hut -<br />
ten-Oberschule für Jungen“ am 5. Juni<br />
1939 vollzogen und begründet. Die Schule<br />
bekam nicht nur einen neuen Namen,<br />
son dern wurde damit auf das NS-Pro -<br />
gramm verpflichtet. Der <strong>Korntal</strong>er Bürger -<br />
meister Dollmann formuliert es, wie folgt,<br />
in der eigens zu Weihnachten 1939 er -<br />
schein enden Sonderausgabe des Amts -<br />
blatts der Stadt <strong>Korntal</strong>:<br />
Im gleichen Zungenschlag äußert sich<br />
der damalige Schulleiter in jener Feier -<br />
stun de aus Anlass der Verpflichtung auf<br />
den neuen Namen: „Jede Zeit trägt ihren<br />
Stempel. Wir haben heute durch die Tat und<br />
die Persönlichkeit des Führers und seiner Be -<br />
wegung eine heroische Zeit. Sie macht uns<br />
zur Pflicht, nicht nur mit Liebe und Ehrfurcht<br />
all der Männer zu gedenken, die in der Ver -<br />
gangen heit schon Kämpfer, Künder und Su -<br />
cher für ein einiges Reich deutscher Nation<br />
waren, sondern sie zwingt uns auch, diese<br />
Män ner zum Vorbild zu nehmen. Zu ihnen<br />
gehört Ulrich von Hutten. Er war Fahnen trä -<br />
ger seiner Zeit zu dem Reich, dessen Anfang<br />
wir erst heute erleben dürfen. [...] Unser<br />
Wunsch und unser fester Wille sei, dass unsere<br />
gesamte Erziehungsarbeit von den Tugen -<br />
den dieses harten Kämpfers, dessen Name<br />
von nun an unsere Schule trägt, geleitet wird.<br />
Die Kraft zur Durchführung dieser Aufgabe<br />
werden wir aus der nationalsozialistischen<br />
33
34<br />
Welt anschauung ziehen. Sie ist am vollkommensten<br />
im Führer verkörpert.“<br />
Vom Heldentod<br />
1933 gedachte der Schulleiter am Ge -<br />
fallenendenkmal auf dem <strong>Korntal</strong>er Fried -<br />
hof der Toten des Ersten Weltkriegs und<br />
pries deren Heldentod: „Und nichts fürchteten<br />
die <strong>alten</strong> Germanen mehr als den<br />
Strohtod, den Tod im Kämmerlein, der keinen<br />
Zutritt gab zu Wodans Heldensaal.<br />
Und wenn wir auch den Glauben unserer<br />
Väter nicht mehr teilen, dass schon der<br />
Tod im Feld von aller Schuld erlöse, sondern<br />
aufs Kreuz allein unsere Hoffnung<br />
setzen, so sprechen doch auch wir:<br />
Kein schön‘rer Tod ist in der Welt,<br />
Als wer vom Feind erschlagen.“ 28<br />
Mit dem Überfall Deutschlands auf Po -<br />
len 1939 sollte sich ein Flächenbrand entfachen,<br />
der die ganze Welt in einen Krieg<br />
stürzte. Stimmen zum Kriegsbeginn lassen<br />
sich im Zusammenhang mit unserer Schu -<br />
le in den Archiven nicht finden. Die Todes -<br />
mitteilungen an die Schule und Kon do -<br />
lenz schreiben der Schulleitung aus den<br />
ehe maligen Beständen unseres Schul ar -<br />
chivs - etwa fünfzig an der Zahl - geben<br />
den noch ein aufschlussreiches Bild vom<br />
Heldentod auf dem Felde der Ehre: 29<br />
Auch die Listen der gefallenen Korn -<br />
taler Männer, derer die NSDAP bei vielfältigen<br />
Gelegenheiten gedachte, wurden<br />
mit jedem Kriegsjahr länger. 30 Bis zuletzt<br />
glaubt man an den Endsieg: Die Front im<br />
Osten wird täglich verkürzt, schreibt ein<br />
schwer verwundeter Schüler am 16.<br />
Februar 1944 aus seinem Krankenlager in<br />
Odessa an die Schulleitung, „täglich werden<br />
unsere Di vi si o n en kleiner. Aber wir werden<br />
siegen: so oder so, unsere Feinde wollen es<br />
nur nicht glauben, aber wir werden es ihnen<br />
beweisen. Wir werden auf ihre Triumphorgien<br />
wieder zu sprechen kommen, wenn wir etwas<br />
von Belang dazu zu sagen haben. Denn wir<br />
verstehen unter Vergeltung keine spontane<br />
Reaktion, die im Rausch des Hasses erfolgt,<br />
sondern wir ar beiten mit heißem Herzen und<br />
kaltem Vers tand, zumal auf diesem Gebiet.<br />
Wo in diesen Wochen Mauern fallen und<br />
Häuser niedersinken, werden einst neue<br />
Städte emporblühen und jeder Stein wird<br />
dann trotzdem Zeug nis ablegen eines ewigen<br />
soldatischen Ruhms und Helden mu -<br />
tes.“ 31 Seine Todes nach richt traf etwa<br />
einen Monat später an unserer Schule ein.<br />
■<br />
Quellen wurden der gängigen Rechtschreibung an -<br />
gepasst. Abkürzungen: AKM = Archiv der Stadt Korn tal-<br />
<strong>Münchingen</strong>, ABKO = Archiv der Brüder ge mein de <strong>Korntal</strong><br />
(1) (2) JZ 21, 1933/2, 26 Flugblatt: Zur Ein weihung des<br />
Denksteins für die Gefallenen der höheren Knaben schu -<br />
le in <strong>Korntal</strong> am 11. Juni 1921. Weiherede geh<strong>alten</strong> von<br />
Schulleiter Herrn Professor Reiff. AKM (3) JZ 21, 1933/2,<br />
26 4) JZ 24, 1936/1, 19f. (5) JZ 21, 1933/2, 33 ( (6) JZ 21<br />
1933/2, 31 (7) JZ 21, 1933/2, 26f. (8) JZ 21, 1933/2, 35 (9) JZ<br />
21, 1933/2, 31 (10) JZ 22, 1934/1, 7 (11) Simpfendörfer,<br />
Werner. Mein <strong>Korntal</strong> 1927 – 1957 undatiert, unveröffentlicht,<br />
S. 11, (12) JZ 21, 1933/2, 31. (13) JZ 22, 1934/1, 19<br />
(14) Vgl. Lehmann, Hartmut, Pietismus und weltliche<br />
Ordnung in Württemberg vom 17. bis 20. Jahrhundert,<br />
S. 341 (15) Vgl. Simpfendörfer, Werner. Gerhard Bengel<br />
(1926-1945) - einige Erinnerungen an einen Jugend -<br />
freund, undatiert, unveröffentlicht, S. 3. (16) JZ 21, 1933/3,<br />
57 (17) JZ 1934/2-3, 59 (18) JZ 21, 1933/3, 58 (19) JZ 21,<br />
1933/2, 58 (20) JZ 21, 1933/2, 57f. (21) JZ 21, 1933/3, 57f. (22)<br />
JZ 21, 1933/3, 59f. (23) JZ 21, 1933/3, 48f (24) JZ 21, 1933/3,<br />
51 (25) Simpfendörfer, Werner. Mein <strong>Korntal</strong> 1927 – 1957,<br />
undatiert, unveröffentlicht, S. 11, (26) JZ 22, 1934/1, 6 (27)<br />
Für eine detaillierte Darstellung der Vorgänge in <strong>Korntal</strong><br />
vgl. Lehmann, Hartmut, a.a.O., S. 340 ff. (28) JZ21, 1933/3,<br />
63 (29) )Bestände des Schularchivs im AKM (31) AKM.<br />
Martin Donabauer<br />
David Friedrich Elsäßer
Unsere Schule in der Nachkriegszeit<br />
Wie ging es mit der Ulrich von Hut -<br />
ten-Schu le nach dem Ende des „Drit ten<br />
Reichs“ weiter? Gemessen an der massiven<br />
nationalsozialistischen Namens ver -<br />
pflichtung mutet es dann doch nachgerade<br />
höchst seltsam an, dass man deren Ab -<br />
schaffung erst 1954 zuwege gebracht hat,<br />
neuneinhalb Jahre nach dem Zu sammen -<br />
bruch der Hitler-Diktatur. Und ge mes sen<br />
an der Großdruck-Aufmachung der einstigen<br />
NS-Namensverpflichtung in der weihnächtlichen<br />
Sondernummer des Korn taler<br />
Amtsblatts erscheint es doch höchst fragwürdig,<br />
dass die Zurücknahme des „Ulrich<br />
von Hutten“–Titels in den <strong>Korntal</strong>er<br />
Mitteilungen am 24. Dezember 1954 erst<br />
auf Seite 3, ohne Kommentar und ganz<br />
kleingedruckt mitgeteilt wird:<br />
„Auf Grund eines Antrags (es wird nicht<br />
gesagt, von wem dieser kam) hat das Re gier -<br />
ungs präsidium Nordwürttemberg – Ober -<br />
schul amt – mit Erlass vom 4. Dezember<br />
1954 festgestellt, daß das hiesige Ulrich von<br />
Hutten-<strong>Gymnasium</strong> künftig den Namen<br />
Gym nasium <strong>Korntal</strong> führt.“- Nur eine for -<br />
mel le Bekanntgabe. Mehr nicht. “Der Neu -<br />
beginn (1945) vor dem Hintergrund des Zu -<br />
sam men bruchs des Nationalsozialismus und<br />
der Katastrophe des zweiten Weltkriegs ge -<br />
schah in <strong>Korntal</strong> im Auftrag der Brüder ge -<br />
mein de und damit im Rückgriff auf die Tra di -<br />
tion der Vor nazizeit. Initiator und demokratisches<br />
Ferment war OStD Wilhelm Simpfen -<br />
dör fer, Schul leiter von 1945-1952, späterer<br />
Kultus mi nis ter des Landes Baden-Württem -<br />
berg.” (Schul festschrift 1980, S.14).<br />
Man kann sich aus seinem Tagebuch ein<br />
lebendiges Bild der damaligen Zustände<br />
und Schulbedürfnisse machen. Es wird<br />
deut lich, von welchen Mangeler scheinung -<br />
en und Nöten diese ersten Nachkriegs -<br />
jahre geprägt waren und wie sehr um<br />
Nor mali tät im Schulalltag gerungen wur -<br />
de: Mit <strong>Aus</strong>flügen, Konzerten, Filmvor füh -<br />
r ung en wurde das eingeschränkte Schul -<br />
leb en schon bald wieder bereichert. Zwi -<br />
schen vielen Kuriositäten wird aber auch<br />
er kennbar, dass die politische Aufarbeitung<br />
der Nazi-Diktatur noch lange kein Thema<br />
war und auch in <strong>Korntal</strong> wie andernorts<br />
lieber verdrängt wurde.<br />
<strong>Aus</strong> seinem handschriftlichen, noch in<br />
der <strong>alten</strong>, sogenannten Deutschen Schrift<br />
geschriebenen, 347 Seiten umfassenden<br />
Tagebuch (Beginn der Notizen: 22.11.45):<br />
30.11.45<br />
Den Schülern ist es streng untersagt, die<br />
Heizung zu regulieren.<br />
01.12.45<br />
Ab nächsten Montag gilt wieder der alte<br />
Sechs tage-Stundenplan<br />
04.12.45<br />
Letzter Schultag (vor den Weihnachts ferien)<br />
18.12. Im Anschluss an die zweite Stunde<br />
findet ein Schlussgottesdienst statt, an dem<br />
alle Schüler teilzunehmen haben.<br />
08.12.45<br />
Es muss leider immer wieder festgestellt<br />
wer den, daß Schüler der oberen Klassen im<br />
Hause oder in der Umgebung des Schul -<br />
hauses rauchen. Auch die Schüler der oberen<br />
Klassen müssen einsehen, daß dieses Verbot<br />
keine kleinliche Schikane ist. Das Rauchen<br />
35
36<br />
gehört wohl zum Lebensstil der Kaserne und<br />
der Kneipe, aber nicht der Schule.<br />
09.12.45<br />
Der Kälteeinbruch zwingt zu Notmaßnah -<br />
men: Von morgen ab soll jeder Schüler jeden<br />
Tag ein Scheit trockenes Holz mitbringen. Bei<br />
mehreren Geschwistern müssen nicht mehr<br />
als zwei Stück Holz abgeliefert werden.<br />
11.12.45<br />
Ich mache nochmals ausdrücklich darauf<br />
auf merksam, dass es streng verboten ist, ver -<br />
botene oder nicht genehmigte Lehr bü cher im<br />
Unterricht oder für Hausaufgaben zu benutzen.<br />
(Gemeint sind nationalsozialistische<br />
Schulbücher)<br />
21.01.46<br />
In den Klassenzimmern, in welchen Öfen<br />
aufgestellt worden sind, muß streng auf Sau -<br />
berkeit und Ordnung geh<strong>alten</strong> werden. In<br />
den betreffenden Räumen darf we der Holz<br />
gesp<strong>alten</strong> noch gesägt werden.<br />
15.03.46<br />
Ich bitte festzustellen, welche Schüler noch<br />
kein Schulgeld bezahlt haben.<br />
16.04.46<br />
Ich bitte festzustellen, ob sich unter unseren<br />
Schülern <strong>Aus</strong>länder befinden und an zugeben:<br />
Familienname, Vorname, Wohn ort, Tag des<br />
Eintritts, Schweizer und Österreicher sind<br />
nicht aufzuführen.<br />
29.05.46<br />
Am 31. Mai werden zum ersten Male die<br />
Heimschüler zum Kartoffelkäfersuchen ein -<br />
gesetzt werden, acht Tage später die übrigen<br />
<strong>Korntal</strong>er Schüler. Der Einsatz ist so geregelt,<br />
dass die Heimschüler mit den Korn taler<br />
Schülern abwechseln, sodass jede dieser<br />
Gruppen alle 14 Tage eingesetzt werden wird.<br />
18.07.46<br />
Samstag, den 20.7. fällt der Unterricht auf<br />
Anordnung des Kultusministeriums aus.<br />
(Er, der sonst alles minutiös vermerkt, notiert<br />
hier keinerlei Begründung, aber ver mutlich<br />
erging der Erlass zum Ge denken des Atten -<br />
tats auf Hitler 20.7.44).<br />
25.10.48<br />
Zur Teilnahme an den Chorstunden, die als<br />
Unterrichtsstunden zählen, sind verpflichtet<br />
a) alle Mädchen der Klassen 6-9, soweit sie<br />
nicht am Orchester beteiligt sind. b) aus<br />
Klasse VII die Schüler..., aus Kl. VIII ..<br />
06.11.48<br />
Die Schülerspeisung fällt heute aus.<br />
25.11.48<br />
In letzter Zeit häufen sich die Meldungen, daß<br />
einzelne Schüler die Schülerspeisung aus -<br />
schütten oder Mitschüler damit besudeln. Ich<br />
bitte dringend, die Schüler auf die Ver werf lich -<br />
keit solcher Handlungsweise auf merksam zu<br />
machen. Sollten sich diese Un taten wiederholen,<br />
so müssten die betreffenden Schüler von<br />
der Schüler spei s ung ausgeschlossen werden.<br />
18.12.48<br />
1. Alle Schüler erh<strong>alten</strong> als Weihnachts son -<br />
der zuteilung der Hoover speisung (damaliger<br />
Präsident der USA) a.) 1 Tafel Schokola de<br />
b) 125 g Keks.<br />
2. Für diese Sonderzuteilung ist zu zahlen<br />
a) von den von der Zahlung befreiten Schü -<br />
lern: 0<br />
b) von den Schülern, die bei der Schüler spei -<br />
sung Ermäßigung erh<strong>alten</strong>: 30 DPf<br />
(= Deutsche Pfen nig)<br />
c) von allen anderen: 50 DPf<br />
3. Das Geld ist am Montag einzuziehen<br />
und abzugeben.<br />
4. Die Zuteilung erfolgt am Dienstag<br />
12.01.49<br />
Ich bitte dringend, Licht zu sparen. Vor der ers -<br />
ten Stunde darf in den Klassenzimmern höch -<br />
stens eine Lampe angezündet wer den.<br />
14.03.49<br />
<strong>Aus</strong> dem Erlass des Kultusministeriums vom
10.03.49: Der Herr Ministerpräsident hat<br />
Sie (Wilhelm Simpfendörfer) am 2. März<br />
zum Oberstudiendirektor und Leiter der<br />
Ulrich von Hutten Oberschule für Jung en in<br />
<strong>Korntal</strong> ernannt. (Dieser aus der Nazizeit<br />
stammende Schulname wird hier noch im -<br />
mer völlig unproblematisiert verwendet)<br />
22.03.49<br />
Am 22.3. wurde nach Schluss der 5. Stun de<br />
eine Überprüfung des Zustandes der Klas -<br />
sen zimmer festgestellt, wobei überall An laß<br />
zu Beanstandungen festgestellt werden<br />
musste. In jedem Zimmer lagen auf dem<br />
Boden Papierschnitzel und andere Dinge.<br />
...Wir müssen alle zusammenhelfen, daß<br />
unsere Klassenzimmer im Rahmen des<br />
Mög lichen ein geordnetes und erfreuliches<br />
<strong>Aus</strong>sehen erh<strong>alten</strong>.<br />
24.03.49<br />
Das Tragen von Wasserpistolen ist außerhalb<br />
der Schule gestattet. In der Schule müs sen<br />
Wasserpistolen eingezogen werden, da der<br />
Unfug, der damit getrieben wird, zur unerträglichen<br />
Störung der Schulordnung führt.<br />
25.03.49<br />
Es ist mir ein Bedürfnis, allen, die zum<br />
Gelingen des literarisch-musikalischen Abends<br />
beigetragen haben, zugleich im Namen der<br />
Schule und der Zuhörer herzlichen Dank und<br />
alle Anerkennung auszusprechen. Der Abend<br />
vermittelte allen Teil nehmern ein starkes und<br />
wertvolles Er lebnis und gab ein eindrucksvolles<br />
Bild der künstlerischen Leistungsfähigkeit<br />
unserer Schule.<br />
10.05.49<br />
Der aus dem Krieg stammende Erdhaufen<br />
auf der Südseite des Schulhauses wird in Ver -<br />
bindung mit Gemeindearbeitern durch Ein -<br />
satz der Oberklassen weggeschafft. Die se<br />
Ar beit darf von den übrigen Klassen in keiner<br />
Weise gestört werden.<br />
11.05.49<br />
Auf Antrag des Schulleiters hat der Lehr er rat<br />
beschlossen, daß im Verkehr zwischen Leh -<br />
rern und Schülern die Titel nicht mehr angewandt<br />
werden sollen. Lehrer innen und Lehrer<br />
sowie der Leiter der Schu le sind künftig mit<br />
ihrem Namen an zusprechen.<br />
17.05.49<br />
Zur Wiederherstellung der Anlagen auf der<br />
Südseite des Schulhauses haben die Klassen<br />
VI / VII ( = 10 / 11 ) in sehr erfreulichem Ein -<br />
satz einen wertvollen Beitrag geleistet. Ich<br />
spre che ihnen dafür herzlichen Dank und<br />
alle Anerkennung aus.<br />
24.05.49<br />
Der <strong>Aus</strong>flug wird morgen durchgeführt. Ich<br />
bitte Lehrer und Schüler darauf zu achten,<br />
dass die Klassen durch ihr Verh<strong>alten</strong> der<br />
Schule Ehre machen. Rauchen ist nicht ge -<br />
stattet.<br />
14.06.49<br />
Heute von 10.30–12.00 Filmvorführung für<br />
die Klassen V–IX.(= 9-13) Ich bitte die Leh -<br />
rer, die in diesen Stunden Unterricht hätten,<br />
die Aufsicht zu übernehmen.<br />
05.07.49<br />
Im Laufe dieser Woche ist die erste Rate des<br />
Filmbeitrags in Höhe von 0.20 DM enzuziehen.<br />
Die Beträge sind spätestens Do.,7. Juli<br />
auf dem Rektorat abzugeben.<br />
08.07.49<br />
Heute von 8.30 an Messen und Wiegen in<br />
der Turnhalle. Reihenfolge ...Die Klassen werden<br />
jeweils aufgerufen. Ich bitte die Lehrer,<br />
die in der betreffenden Klasse un ter richten,<br />
mitzugehen und für Ord nung zu sorgen.<br />
05.09.49<br />
In einem Erlass vom 27.08. ordnet das<br />
Kultministerium an, daß anlässlich der 10.<br />
Wiederkehr des Beginns des 2. Weltkriegs in<br />
der Woche vom 4. bis 11. Sept. in einer Ge -<br />
denk stunde der Opfer des Krieges und der<br />
noch nicht heimgekehrten Kriegs ge fangen en<br />
gedacht wird. Ich bitte die Klas sen lehrer<br />
37
38<br />
dafür besorgt zu sein, dass in ihrer Klasse<br />
die se Gedenkstunde in dieser Woche durchgeführt<br />
wird.<br />
15.09.49<br />
Auf dem <strong>Aus</strong>flug nach Calw wurden bei der<br />
Rück fahrt 2 Scheiben im Zug zertrümmert.<br />
Da sich die Täter nicht mehr ein wandfrei<br />
feststellen lassen, müssen alle Schüler, die an<br />
diesem <strong>Aus</strong>flug teilgenommen haben, zu der<br />
Begleichung der von der Reichsbahn ver wal -<br />
tung aufgestellten Rech nung beitragen. Ich<br />
bitte daher von den in Betracht kommenden<br />
Schülern bis Samstag je 5 DPf (Deutsche<br />
Pfennig) einzuziehen.<br />
05.11.49<br />
Ich bitte, den Schülern in geeigneter Weise<br />
bekannt zu geben, dass künftig jeden Mon -<br />
tag von 7.45 – 8.00 in der Klasse eine Mor -<br />
gen andacht geh<strong>alten</strong> wird.<br />
02.12.4<br />
Die Schüler H.E. und H.B. von der Klasse 8<br />
wurden von dem amerikanischen Militär -<br />
gericht in Stuttgart zu fünf bzw. sieben Mo -<br />
na ten Gefängnis mit Strafaufschub und Be -<br />
währungsfrist verurteilt, weil sie eine Waffe<br />
nicht ablieferten, die sie gefunden hatten. Ich<br />
bitte dringend, dieses außerordentlich ernste<br />
Ereignis zum Anlass zu nehmen, die Schüler<br />
eindringlich vor solch unüberlegten Hand -<br />
lung en zu warnen. ■<br />
Martin Donabauer<br />
David Friedrich Elsäßer
Das Progymnasium<br />
„Es war einmal ...“, so beginnen die<br />
Mär chen.<br />
Den meisten gegenwärtigen Schüler in -<br />
nen und Schülern des <strong>Gymnasium</strong>s Korn -<br />
tal-<strong>Münchingen</strong> ist wohl nicht be wusst,<br />
dass es bis vor knapp 30 Jahren (1976)<br />
ne ben dem jetzigen <strong>Gymnasium</strong> auch das<br />
Pro gymnasium für Mädchen ge ge ben hat.<br />
Wie kam es zur Zusammen le gung der<br />
beiden Schulen und damit der Auf lösung<br />
des „Pro“, die viele Ehemalige „be stürzt<br />
und traurig“ machte?<br />
Im Jahre 1821 war die „Töchter an -<br />
stalt“ gegründet und in der Kelter des<br />
ehe maligen Gutshofes (auf dem Platz des<br />
heutigen Rathauses) untergebracht worden.<br />
1835 gliederte man die Anstalt in<br />
zwei zunächst selbstständige Zweige. Ei -<br />
nen mit vor allem hausfraulicher <strong>Aus</strong> bil -<br />
dung, aus dem die spätere Haus wirt -<br />
schafts- und Frauenarbeitsschule wurde,<br />
den anderen mit dem Schwerpunkt auf<br />
dem wissenschaftlichen, also gymnasialen<br />
Unterricht. Diese „Höhere Töchterschule“<br />
führte allmählich zum Progymnasium für<br />
Mädchen, in dem aber ebenfalls Fächer<br />
wie Handarbeit und Textiles Werken un -<br />
terrichtet wurden. Ab 1905 standen beide<br />
Zweige unter der Verantwortung der<br />
Evangelischen Brüdergemeinde und wurden<br />
im Töchterinstitut mit Schüler innen -<br />
heim geführt, bis im Dritten Reich (1938)<br />
die Trägerschaft an die bürgerliche Ge -<br />
meinde abgegeben werden musste. Dies<br />
wurde nach dem Krieg rückgängig ge -<br />
macht, und 1955 schlossen sich das Ul rich<br />
von Hutten-<strong>Gymnasium</strong> für Jungen und<br />
das Progymnasium für Mädchen in einem<br />
Schulverband zwischen der Evan ge li schen<br />
Brüdergemeinde und der Stadt Korn tal<br />
als Trägern zusammen (bis 31.12.1974).<br />
Das Progymnasium führte den mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Zug (Eng -<br />
lisch, Französisch), und nur Mädchen, die<br />
den neusprachlichen Zug I (Latein, Griech -<br />
isch) besuchen wollten, konnten ab Klasse<br />
5 in die Jungenschule aufgenommen werden.<br />
Als das Töchterinstitutsgebäude 1955<br />
aus baulichen Gründen teilweise geräumt<br />
werden musste, zog das Progymnasium<br />
nach einem Provisorium 1958 mit 6 Klas -<br />
sen und 194 Schülerinnen in das durch<br />
den Neubau freigewordene Gebäude der<br />
Jungenschule in der Johannes-Daur-Stra ße.<br />
Schon durch die räumliche Entfernung<br />
bedingt, gab es kaum Verbindungen zwischen<br />
den beiden Gymnasien. Eine<br />
<strong>Aus</strong>nahme bildeten lange die gemeinsamen<br />
wöchentlichen Schulgottesdienste<br />
am Donnerstag; viele Jahre unter der<br />
Leitung von Pfarrer Lindenbaur (gestorben<br />
7.7.1970). Die Kollegien trafen sich<br />
außerdem beim jährlichen Adventskaffee,<br />
wobei Herr Seez sogar einmal die Mot<br />
ette „In dulci jubilo“ mit den „Sanges freu -<br />
di gen“ einübte.<br />
Mit dem Schülerinnenheim Blumhardt -<br />
haus (jetzt Akademie für Weltmission), das<br />
seinen Neubau in der Hindenburgstraße<br />
bezogen hatte (1957), bestand zunächst<br />
noch eine ziemlich enge Verbindung, denn<br />
oft waren in einer Klasse bis zu einem<br />
Drittel Heimschülerinnen, die im Umkreis<br />
ihres Wohnortes keine höhere Schule<br />
besuchen konnten und deshalb auswärts<br />
untergebracht werden mussten. Dies än -<br />
der te sich im Laufe der Jahre durch die<br />
39
40<br />
Einrichtung neuer Gymnasien auch in kleineren<br />
Städten. Dadurch nahm die Zahl<br />
der Heimschülerinnen ab.<br />
Außer den regelmäßigen Be sprech ung<br />
en über die einzelnen Schülerinnen nahmen<br />
die Erzieherinnen des Internats auch<br />
an den Zeugniskonventen teil. Ein Korb<br />
mit Gebäck und Kaffee aus der Heim kü -<br />
che „versüßten“ dann die meist langen<br />
Zu sammenkünfte.<br />
Wir hielten die Zeit in der Johannes-<br />
Daur-Straße ursprünglich eher für eine<br />
Zwi schen lösung und rechneten lange mit<br />
einem Neubau für das Progymnasium im<br />
Institutsgarten (wo heute das Alten zent -<br />
rum steht), gleichzeitig verbunden mit der<br />
Auf stockung zur Vollanstalt, da die<br />
Schüler innen- und Klassenzahl laufend<br />
stieg, bis auf 12 Klassen mit 355 Schül erin -<br />
nen. Die se Hoffnung war nicht ganz unbegründet,<br />
denn schon 1962 wurde das<br />
Gebäude von einer Bau kom mis sion als für<br />
eine Schule „baulich ungeeignet“ beurteilt;<br />
zeitweise erwogen manche sogar den<br />
Abriss. Als der Bauplan aber in immer weitere<br />
Ferne rückte, versuchte man im <strong>alten</strong><br />
Gebäude Verbesserungen zu schaffen (z.B.<br />
neue Böden, andere Auf tei l ung der Räu -<br />
me usw.). Auch die Schüler innen trugen<br />
zur Verschönerung bei und fertigten im<br />
Kunstunterricht Glas maler eien für die<br />
Fenster im Treppen auf gang an. Schließlich<br />
wurde 1972, um dem dauernden Raum -<br />
mangel zu begegnen, im Hof ein moderner<br />
Pavillon mit zwei Klassen räu men er -<br />
rich tet.<br />
Dies alles gehört nun der Vergangen -<br />
heit an und wurde von den Entwicklungen<br />
überholt. Ab 1975 trat in der Elternschaft<br />
<strong>Korntal</strong>s verstärkt der Wunsch nach Ko -<br />
edukation am Progymnasium auf, wie man<br />
es von der Grundschule her gewohnt war.<br />
Um ein langsames <strong>Aus</strong>bluten und eine<br />
Negativauslese am Progymnasium zu vermeiden,<br />
wäre dies unserer Meinung nach<br />
nur durch den <strong>Aus</strong>bau zur Vollanstalt und<br />
der Einführung des am <strong>Gymnasium</strong> nicht<br />
angebotenen Zuges neusprachlich II (Eng -<br />
lisch, Latein, Französisch) möglich gewesen.<br />
Beides wurde von den maßgeblichen<br />
Stellen abgelehnt. Damit war das Ende des<br />
Progymnasiums für Mädchen als selbstständige<br />
Schule nach 155 Jahren besiegelt:<br />
Die beiden Gymnasien wurden ab dem<br />
Schuljahr 1976/77 zusammengelegt.<br />
In einer Übergangszeit von zwei Schul -<br />
jahren sollten die baulichen Voraus setz -<br />
ung - en für die Aufnahme der 12 Klas sen<br />
des Progymnasiums in der Charlotten -<br />
straße geschaffen werden. Im seitherigen<br />
Schulgebäude in der Johannes-Daur-Straße<br />
wurden die Klassen 5 und 6 ab 1976 ko -<br />
edukativ geführt (31 Jungen). Nach erfolgtem<br />
Umzug und dem endgültigen Auf ge -<br />
hen des Progymnasiums im <strong>Gymnasium</strong><br />
Korn tal-<strong>Münchingen</strong> (1978) nahm das bisherige<br />
Schulgebäude die Strohgäuschule<br />
und später die Musikschule auf.<br />
Die Reaktion von Eltern und Schüler<br />
innen auf diese „überstürzte und<br />
erzwungene Lösung“ – ermittelt in einer<br />
anonymen Umfrage – war ziemlich einheitlich.<br />
„Betroffenheit“, „Enttäuschung“,<br />
„Un ver ständ nis“ war die überwiegende<br />
Meinung. Herr Walter Roth von der<br />
Evangelischen Brüdergemeinde schrieb in<br />
unserer Schul zeit schrift „Progymnasium-<br />
Protokoll“ (Nr. 6/1976, S. 6, u.a.): „Die<br />
Höhere Mädchen schule in <strong>Korntal</strong>, das<br />
Mädchenpro gym na si um, […] hat vielen<br />
jungen Menschen Entscheidendes für ihr<br />
Leben mitgegeben. Das beweisen dankbare<br />
Zeugnisse ehemaliger Schülerinnen aus<br />
alter und neuer Zeit. Nicht wenige werden<br />
sich nur schwer abfinden können mit<br />
dem Ge dan ken, dass ihre alte Schule, der<br />
sie viel verdanken und die sie liebten, nicht<br />
mehr sein soll. Die richtige Haltung ist<br />
aber doch wohl die der Dankbarkeit: für<br />
den Segen, der von dieser Schule ausgehen<br />
konnte durch den guten, treuen und<br />
oft aufopfernden Dienst der Schulleiter<br />
und Lehrer, die im Laufe der eineinhalb<br />
Jahrhunderte ihrer Geschichte an ihr wirkten.<br />
Das bleibt und soll nicht vergessen<br />
werden.“
Seither sind Jahre vergangen; die An -<br />
zahl der Lehrer, Lehrerinnen und Schüler -<br />
innen des ehemaligen „Pro“ wird kleiner<br />
(Herr Weinheimer verstarb 2003, Frau<br />
Geyler 1976, Frau Schuster 1977, Fräulein<br />
Lorch 1992, Frau Barchet 2001, Frau<br />
Krebs 2002). Es denken trotzdem, sobald<br />
die Rede darauf kommt, noch viele mit<br />
Freu de und Dankbarkeit an ihre Jahre in<br />
un serer Schule zurück.<br />
Worin bestand also das Besondere,<br />
das das Progymnasium so unvergesslich<br />
mach te? Von einer Schule mit „familiärer<br />
Atmosphäre“, einem „besonderen Milieu“<br />
mit „stark geprägtem Eigenleben“ in einem<br />
„individuellen Stil“ spricht die oben er -<br />
wähnte Umfrage. Natürlich fehlten auch<br />
kri tische Stimmen nicht, denn ein „Pa ra -<br />
dies gärtlein“ waren wir nun doch nicht.<br />
Aber für die große Mehrzahl überwogen<br />
die positiven Seiten. Ein Vorteil lag in der<br />
über schaubaren Kollegen- und Schüler<br />
innen zahl, die ein gutes und verständnisvolles<br />
Miteinander erleichterte, weil man<br />
sich kannte und ernst genommen fühlen<br />
durfte. Andererseits brachten die beengten<br />
Raumverhältnisse Erschwernisse und<br />
forderten eine größere Rücksichtnahme,<br />
sie stärkten aber vielleicht das Zu sam -<br />
men ge hörig keits gefühl. Auch als Pro gym -<br />
na sium mussten die Anforderung en natürlich<br />
dem Standard eines Voll gym na siums<br />
entsprechen. Jedes Jahr wechselte mehr<br />
als die Hälfte der Abschlussklassen in die<br />
Ober stufe eines Vollgymnasiums. Der<br />
Übergang gelang in den sprachlichen Fä -<br />
chern meist leichter.<br />
Ganz entscheidend beruhte die positive<br />
<strong>Aus</strong>strahlung unserer „etwas persönlicher<br />
geführten Schule“, unserer „Oase“<br />
(wie eine der Professorinnen am Seminar<br />
für Studienreferendare urteilte), auf der<br />
har monischen Zusammenarbeit des Kol -<br />
legiums, das von 1956 bis 1973 von Herrn<br />
Studien direktor Weinheimer als Schul lei -<br />
ter verkörpert und geprägt wurde. Man<br />
zog überwiegend am „gleichen Strang“,<br />
was bei dem laufenden Größerwerden<br />
von Kollegen- und Schülerinnenzahl nicht<br />
immer selbstverständlich war. In den letzten<br />
Jahren kamen jährlich noch jeweils 4<br />
bis 6 auszubildende Referendare dazu.<br />
Herr Weinheimer nahm sich für alles Zeit<br />
und brachte jedem Verständnis entgegen,<br />
gleich gültig ob Lehrer oder Schülerin. Er<br />
hatte ein offenes Ohr für alle Fragen und<br />
Probleme, wusste zu vermitteln und auszugleichen<br />
und setzte sich für alle schulischen<br />
Belange ein. Er besaß eine natürli-<br />
che Autorität; man spürte seine innere<br />
Grundhaltung als Christ. Er wusste sich in<br />
allem für die Anliegen der Schule verantwortlich<br />
und verpflichtet und fand immer<br />
wieder neu die nötige Kraft dazu. Wichtig<br />
waren uns allen die Montagsandachten<br />
vor der ersten Stunde. Da uns eine Aula<br />
fehlte, versammelte sich die ganze Schule<br />
im Treppenhaus. Mit Unterstützung der<br />
Klas sen lehrerin oder des Klassenlehrers<br />
ge staltete jede Woche eine andere Klasse<br />
die kurze Feier nach eigener Themenwahl.<br />
Neben dem wissenschaftlichen Be reich<br />
nahmen die künstlerischen und mu si schen<br />
Fächer am Progymnasium einen besonderen<br />
Raum ein. Im Textilen Werken und in<br />
der Kunsterziehung wurden Fähigkeiten<br />
und Begabungen entwickelt und gepflegt.<br />
Eine letzte Spende unseres Schulvereins<br />
von den Zinsen des ursprünglich für den<br />
Das Progymnasium<br />
41
42<br />
Neubau des Progymnasiums von den<br />
„Ehemaligen“ gesammelten Geldes waren<br />
(1976) vier tragbare Nähmaschinen. Sogar<br />
die Jungen in Klasse 5 und 6 waren mit<br />
Eifer und Begeisterung dabei, wenn sie da -<br />
rauf nähen oder die Maschinen transportieren<br />
durften. In <strong>Aus</strong>stellungen (z.B. 1973)<br />
wurde von Zeit zu Zeit den Mit schüle -<br />
rinnen und Angehörigen ein Ein druck von<br />
den verschiedenartigen Er ge b nissen des<br />
Unterrichts vermittelt.<br />
Zu diesen regulären Fächern kamen<br />
der freiwillige Chor und das Orchester<br />
hin zu. Vor allem hier zeigte sich, was auch<br />
mit noch jungen Musizierenden bei entsprechender<br />
Übung und Anleitung er -<br />
reicht werden kann. Als Umrahmung der<br />
Feiern zum Schuljahresende in der Turnund<br />
Festhalle sind sie nicht wegzudenken,<br />
und im Sommer gab es manchen stimmungsvollen<br />
Serenadenabend im Garten<br />
des Blumhardthauses.<br />
Höhepunkte waren unsere Schluss -<br />
feiern. Zu Beginn der 60er Jahre wurde<br />
je weils von den „Zehnern“, also den Ab -<br />
schluss klassen, ein bestimmtes, gerade ak -<br />
tu elles Thema in den Mittelpunkt ge stellt,<br />
das im Deutschunterricht (meist bei Frau<br />
Geyler) erarbeitet worden war. So z.B. Elly<br />
Heuss-Knapp (1961), Gerhart Hauptmann<br />
(1962), die Brüder Grimm (1963) oder<br />
auch das Verhältnis zwischen Frankreich<br />
und Deutschland in Vergangen heit und<br />
Gegenwart (1965). Frau Oehler rief die<br />
Laienspiel-AG ins Leben, und so wurden<br />
seit etwa 1966 deren jährliche Auf -<br />
führung en sicher die Haup tan ziehungs -<br />
punk te der Schule in der Öffentlichkeit.<br />
Vor her hatten schon immer einmal klasseninterne,<br />
kleinere Feste mit Auf führ ung<br />
en für die Angehörigen stattgefunden<br />
(z.B. die „Gudrunsage“ oder die bildliche<br />
Dar stellung von Sprichwörtern unter Frau<br />
Gott walds Leitung). Jetzt spielten Klassen -<br />
grenzen keine Rolle mehr; es war eine<br />
Leis tung der gesamten Schule. Kostüme<br />
und Kulissen wurden mit Frau Barchets<br />
und Frau Gollers Hilfe im Textilen Werken<br />
bzw. der Bildenden Kunst selbst angefertigt.<br />
Meist waren auch Chor und Or ches -<br />
ter (mit Herrn Eichler, später Herrn Rein -<br />
hardt und Frau Enderes) unentbehrlich.<br />
Alle waren beteiligt und mit Hingabe bei<br />
der Sache. Dementsprechend fiel auch das<br />
Echo in der Öffentlichkeit aus. Einige Auf -<br />
führ ungen seien erwähnt:<br />
1966 „Emil und die Detektive“ von<br />
Erich Kästner<br />
1968 „Des Königs Schatten“ von Bernt<br />
von Heiseler<br />
Ebenfalls 1968 die Schuloper „Der Ja-<br />
Sager“ und „Der Nein-Sager“ von Bert<br />
Brecht mit der Musik von Kurt Weill und<br />
Rolf Geyler (dem Sohn unserer Kollegin)<br />
als Solist<br />
1969 Szenen von Hans Sachs: „Der<br />
Krä merskorb“ und „Der fahrend’ Schüler<br />
im Pa radeis“<br />
1970 nochmals Brecht „Der kaukasische<br />
Kreid ekreis“<br />
1971 die musikalische Vertonung des<br />
„Struwwelpeter“ von Cesar Bresgen<br />
1973 „Der Prozess um des Esels<br />
Schatten“ von Christoph Martin Wieland.<br />
Mit der Übernahme der Schulleitung<br />
(1974 bis 1976) als Nachfolgerin von<br />
Herrn Weinheimer musste Frau Oehler<br />
die Einstudierung größerer Stücke aufgeben.<br />
Aber die Sommerfeste auf dem<br />
Schulgelände, zum Teil mit Darbietungen<br />
aus dem Sportunterricht, 1977 auch ein<br />
Flohmarkt zu Gunsten der Anstalt Stetten<br />
fanden weiter statt. Eigentlich war neben<br />
dem normalen Schulbetrieb immer für<br />
etwas zu proben und zusätzliche Zeit aufzubringen.<br />
Daneben gab es Schullandheim aufent -<br />
hal te in der Haslachmühle, im Schwarz -<br />
wald und in Südtirol. Natürlich jedes Jahr<br />
die Schulausflüge (1976 erstmals mit<br />
einem Sonderzug für die ganze Schule mit<br />
getrennten Wanderungen in der Gegend<br />
von Schwäbisch Gmünd – Göppingen),<br />
die Abschlussfahrten der Klassen 10 (z.B.<br />
nach Prag oder Salzburg), auch deren
Schul bälle. Nicht zu vergessen die verschiedenen<br />
Treffen der Klassen 9 oder 10<br />
in den Partnerstädten Mirande (1968) und<br />
Tubize (1970 und 1975).<br />
Im Rückblick wird einem erst deutlich<br />
bewusst, wie viel Aktivität der Schüler in nen<br />
und des Kollegiums in unserem Pro gym -<br />
nasium herrschte. Unsere Schul zeit schrift<br />
„Progymnasium-Protokoll“ – kurz auch<br />
„s’Blättle“ genannt – war 1913 die erste<br />
<strong>Korntal</strong>er Schulzeitschrift. Sie wurde 1933<br />
verboten und erschien 1950 neu unter<br />
dem Titel „Mädchenschulen – ge stern und<br />
heute“, später „Schule und Heim – gestern<br />
und heute“. Erinnerungen, Briefe und<br />
Berichte von Ehemaligen und Schülerinnen<br />
aus Vergangenheit und Ge gen wart vermittelten<br />
ein anschauliches Bild.<br />
Wir waren eine intakte, lebendige<br />
Schu le mit Tradition, allerdings dem „Feh -<br />
ler“ – in dem manche aber gerade einen<br />
Vorteil sahen – „halt nur eine Mädchen -<br />
schu le“ und zudem keine Vollanstalt zu<br />
sein. So wurde dem Progymnasium leider<br />
nicht immer die Anerkennung und Unter -<br />
stützung zuteil (vielleicht manchmal auch<br />
aus äußeren Zwängen), die es verdient<br />
hätte und die uns schließlich die Da seins -<br />
be rechtigung kostete.<br />
Die Zeitumstände waren stärker und<br />
ging en über uns hinweg. Aber das können<br />
heute nur noch die bedauern, die unsere<br />
Schule aus eigenem Erleben kannten und<br />
schätzten. ■<br />
Ruth Kochendörfer<br />
Lehrerkollegium des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s von 1973<br />
43
Kleines Schülerheim<br />
Großes Schülerheim<br />
damals und heute<br />
44<br />
Schulorte – damals und heute
Töchterinstitut<br />
Turnhalle<br />
Progymnasium damals<br />
und heute<br />
45
Ansichten des Schulgebäudes<br />
Altbau und der Neubau<br />
von 1976<br />
46
48<br />
Der Neubau 2005<br />
Entwurfsidee<br />
Die ersten Eindrücke einer Besichti -<br />
gung des <strong>Gymnasium</strong>s im Herbst 2001<br />
sind:<br />
Wo ist eigentlich der Eingang?<br />
Ganz schön bunt hier!<br />
Sind diese Farben noch aktuell?<br />
Hat die Schule ein Zentrum?<br />
Bestimmt die Lage der Verwaltung den<br />
Schulablauf?<br />
Wo sollen die Fachklassen hin?<br />
Der Entwurf eines neuen Projektes be -<br />
ginnt mit der Suche nach der Idee, dem<br />
räumlichen und gestalterischen Inhalt der<br />
gestellten Bauaufgabe.<br />
Mit der Beantwortung der obigen Fra -<br />
gen war die Suche bereits beendet, jetzt<br />
musste noch der Bauherr in seinen viel fäl ti -<br />
gen Entscheidungsgremien vom Bür ger -<br />
meis ter bis zum Gemeinderat über zeugt<br />
wer den.<br />
Wo ist eigentlich der Eingang?<br />
Das <strong>Gymnasium</strong> steht auf einem Berg,<br />
den man überwinden muss, um hineinzugelangen.<br />
Der Eingang ist zunächst ein<br />
Durch gang in einen kleinen Hof, eingegrenzt<br />
mit Mauer und Teich, irgendwo seitlich<br />
ist eine unscheinbare Tür, nach deren<br />
Durchschreiten man bereits im Haupt -<br />
trep pen haus steht. Kein Windfang, kein<br />
Ent ree, alles irgendwie Zufall.<br />
Dieser Eindruck bot sich uns, als wir<br />
uns der Schule von der Charlottenstraße<br />
aus näherten.<br />
Es war uns wichtig, durch einen aus<br />
dem Verwaltungsgebäude herausgestülp-<br />
ten Bauteil den Haupteingang deutlicher<br />
zu markieren und dies durch ein auskragendes<br />
Vordach und vor allem durch eine<br />
seitliche Leitwand, die, mit einer starken<br />
Far be versehen, in und durch das Ge bäu -<br />
de führt, zusätzlich zu betonen. Durch das<br />
teilweise Abtragen des kleinen Grashügels<br />
und Einfügen einer Geländekante durch<br />
das Büro Landschaft und Raum wurde<br />
unsere Idee hervorragend unterstützt.<br />
Hat die Schule ein Zentrum?<br />
Nein, hatte sie nicht.<br />
Weder die Aufenthaltsräume in den<br />
Katakomben des Erdgeschosses noch die<br />
Aula konnten darüber hinwegtäuschen.<br />
Auch der oben erwähnte Innenhof<br />
war kein Ersatz, da der Witterung ausgesetzt<br />
und damit nicht jederzeit nutzbar.<br />
Wie wäre es, wenn wir diesen Innen -<br />
hof überdachen, sogar mit einem Glas -<br />
dach, um die Natur weiterhin erleben zu<br />
können?<br />
Schnell ein Modell gebaut, selbst er -<br />
schrocken über diese kühne Idee, die<br />
über haupt nicht zum vorgelegten und um -<br />
zusetzenden Raumprogramm gehört.<br />
Wir stehen im Büro zusammen und<br />
sagen uns, genau dies ist die zentrale Idee,<br />
doch geht der Bauherr diesen, bisher nicht<br />
gedachten und diskutierten Weg mit?<br />
Es ist uns bis heute in Anbetracht der<br />
Kosten ein Rätsel, wie wir zunächst das<br />
Stadtbauamt, dann Herrn Bürgermeister<br />
Stritzelberger und vor allem den Ge mein -<br />
derat in allen seinen politischen Schat -<br />
tierung en von dieser Idee überzeugen<br />
konnten.<br />
Und es erfüllt uns mit Freude und
Stolz, wenn wir das fertige Werk sehen<br />
und die Meinung der Nutzer hören, die<br />
immer wieder begeistert auf der Brücke,<br />
dem Verbindungsglied zwischen Lehrer -<br />
zim merbereich und Verwaltung, stehen<br />
und die räumlichen Eindrücke bewundern.<br />
Da wir Schwaben sind und alles einen<br />
sinnvollen Zweck haben muss, um die<br />
Kos ten zu rechtfertigen, haben wir die Ver -<br />
wal tung mit den Räumen Rektorat, Sekre -<br />
ta riat und Konrektorat in dieses Foyer im<br />
1.OG geschoben, an den Klassenbau<br />
angelehnt und somit kurze Wege zur<br />
Schul leit ung gesucht und gefunden.<br />
Es war uns bald klar, dass das Raum -<br />
pro gramm für Lehrerzimmer und Ver wal -<br />
tung in den bisher bestehenden Bau kör -<br />
per nicht hineinpasst, es wurden Modelle<br />
mit „Schubladen“ im Osten, im Westen<br />
gebaut, doch dies war keine räumliche Lö -<br />
sung, die Respekt gegenüber dem bisherigen<br />
Gebäudeensemble aufzeigt.<br />
Respekt gegenüber den Architekten<br />
des <strong>Gymnasium</strong>s und ihrem Entwurf war<br />
uns ein wichtiges Anliegen, wir wollten die<br />
neuen Gebäudeteile behutsam einpassen.<br />
Daher war es naheliegend, die vorhandenen<br />
Dachformen im Bereich Ver wal -<br />
tung und Fachklassen aufzugreifen, fortzusetzen<br />
und, soweit es möglich war, detailgenau<br />
in Form und Material auszubilden.<br />
Sind diese Farben noch aktuell?<br />
Natürlich, und wenn wir noch etwas<br />
war ten, sind diese wieder modern.<br />
Hier galt es, den größten Respekt zu<br />
zei gen, sich anzupassen, ohne sich anzubiedern.<br />
Eigenständig zu bleiben, ohne<br />
Fremd körper zu erzeugen.<br />
Unsere Farbwahl ist behutsam, zurückh<strong>alten</strong>d,<br />
nimmt an wenigen, aber entscheidenden<br />
Punkten Vorhandenes auf, setzt es<br />
fort, lässt Freiräume für die <strong>Aus</strong>gestaltung<br />
durch die Schule. Diese muss Leben zeigen,<br />
Farbe bekennen und die Möglich kei -<br />
ten zur eigenen <strong>Aus</strong>gestaltung haben.<br />
Wer durch die neuen Flure schlendert,<br />
sieht dieses Ziel erreicht. Ein Lob dem<br />
Fach bereich Kunsterziehung.<br />
Bestimmt die Lage der<br />
Verwaltung den Schulablauf?<br />
Kurze Wege ergeben schnelle Ent schei -<br />
dungen.<br />
Das Sekretariat ist der zentrale Ort<br />
der Schule und wurde von uns daher in<br />
den Mittelpunkt gerückt mit seiner neuen<br />
Lage unmittelbar am Haupttreppenhaus<br />
im ersten Obergeschoss.<br />
Direkt nebenan das Rektorat und Kon -<br />
re ktorat, alle drei Räume nach Norden<br />
ausgerichtet mit Einblicken in das Foyer<br />
und hinüber in den Lehrerbereich, im ehemaligen<br />
Altbau gelegen und über den von<br />
49
50<br />
uns „Brücke“ genannten Verbindungssteg<br />
vom Verwaltungsbereich erreichbar.<br />
Die etwas abgesonderte Lage des<br />
Lehrer bereiches gibt Raum für Erholung<br />
und Abstand in den Pausen sowie Ruhe<br />
zum Arbeiten nach den Schulstunden.<br />
Unser Büro gab sich hier besondere<br />
Mühe in der <strong>Aus</strong>gestaltung, uns war Trans -<br />
pa renz, kurze Wege, zentrale Lagen für Be -<br />
sprechungen, Computerplätze und Tee kü -<br />
che zu schaffen wichtig. Dies galt genauso<br />
für das Elternsprechzimmer, separat und<br />
doch nah, und natürlich auch für die<br />
Lehrertoiletten, die jetzt den gesetzlichen<br />
Vorgaben entsprechen.<br />
Wo sollen die Fachklassen hin?<br />
Das war für uns keine Frage.<br />
Auf die gleiche Ebene wie die anderen<br />
Fachklassen im 1. OG auf den bisher als<br />
Pausenhof genutzten Flachdachteil.<br />
Kurze Wege, viel Licht im Inneren,<br />
Fort setzung der Farben und Materialien<br />
wa ren für uns eine Grundvoraussetzung<br />
der <strong>Aus</strong> gestaltung dieses Bereiches.<br />
Heute heben sich die neuen Com -<br />
puter räume kaum von der <strong>alten</strong> Um ge -<br />
bung ab, sie wirken, als ob sie schon<br />
immer da waren, wie selbstverständlich<br />
eingepasst in den Bestand.<br />
Fazit<br />
Die A.S.D. Planungsgemeinschaft<br />
wünscht dem <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> viel<br />
Freu de, Spaß und interessantes schulisches<br />
Erleben der neuen Räumlichkeiten<br />
und dankt allen am Projekt Beteiligten für<br />
ihre Mühen, die sie sich gaben. Das Er -<br />
gebnis zeigt, es hat sich gelohnt. ■<br />
Gunder Zschiesche<br />
A.S.D. Planungsgemeinschaft<br />
Für Architektur.Städtebau.Design
Neubau 2005<br />
51
52<br />
UNSERE SCH<br />
Wandel der Lernkultur<br />
Was seit vielen Jahren schon in den<br />
Unter nehmen diskutiert wird, nämlich die<br />
sich wandelnden Qualifikations an forde -<br />
rung en auf den Arbeitsmärkten, hat im<br />
Jah re 2004 in Baden-Württemberg mit<br />
der Bildungs reform Konsequenzen erfahren:<br />
die für die veränderten Bedingungen<br />
in der Arbeits welt (Stichwort: Globalisier -<br />
ung mit den entsprechenden Folgen in<br />
Pro duktion und im Beschäftigungssystem)<br />
notwendig ge wor denen Schlüssel qualifika -<br />
tio n en und Kom petenzen haben Eingang<br />
gefunden in die Bildungskonzepte der<br />
Schu len im Land. Am Ende der industriegesellschaftlichen<br />
Epoche werden von den<br />
Menschen nicht nur berufliche Qualifika -<br />
tion en verlangt, sondern darüber hinaus<br />
stets zu er neuerndes kulturelles und politisches<br />
Or i en tierungsvermögen. Diese<br />
zusätzlichen Qualifikationsanforderungen<br />
in der Ar beits welt wirkten ebenso wie die<br />
sich rasant ändernden gesellschaftlichen<br />
Rahmen be ding ungen nachhaltig auf die<br />
Lehr- und Lern inhalte an den Schulen: das<br />
Modell der „Beh<strong>alten</strong>sschulung“, d.h. die<br />
Kon di tion ierung der Kinder und Jugend li -<br />
chen zu Wissensanhäufung auf „Vorrat“<br />
zum alleinigen Zweck der Reproduzier -<br />
bar keit, der Messbarkeit und der Ver gleich -<br />
barkeit, hat damit notwendigerweise ausgedient.<br />
Im Mittel punkt des pädagogischen<br />
Interesses stehen jetzt vielmehr drei<br />
Aspekte schulischen Lernens:<br />
a) die Vermittlung und der Erwerb von<br />
„intelligentem Wissen“, d.h. von nachhaltigem,<br />
verfügbarem, anwendungsfähigem<br />
und vernetztem Wissen, das dem Aufbau<br />
eines Wissensgerüsts dient, das dem Ler -<br />
nenden künftig als Instrument für lebens-<br />
langes Lernen zur Verfügung steht,<br />
b) der Erwerb variabel nutzbarer<br />
Schlüsselqualifikationen, wie z.B. der Fähig -<br />
keit zur Selbstorganisation und Selbst tätig -<br />
keit,<br />
c) der Erwerb sozialer Kompetenzen,<br />
der durch regelgeleitete Zusammenarbeit,<br />
Gruppenarbeit und Teamarbeit begünstigt<br />
wird, sowie die Vermittlung von Wert -<br />
orientierung en, z.B. durch das Erleben ei -<br />
ner Wertegemeinschaft, wie sie die Schule<br />
oder auch die Klasse darstellen können.<br />
Die vor einem Jahr mit der Bil dungs -<br />
reform in Kraft getretenen Bildungs stan -<br />
dards nehmen diese veränderten An for -<br />
derungen an die Bildung und Erziehung<br />
auf und geben eine didaktische Orien -<br />
tierung vor, die weniger von Wissens be -<br />
stän den und deren Vermittlung ausgeht,<br />
son dern vielmehr nach den methodischen<br />
Möglichkeiten einer umfassenden Kom pe -<br />
tenz vermittlung fragt. Dabei ändern sich<br />
die Rolle der am Lernprozess beteiligten<br />
Personen ebenso wie der Lernprozess<br />
selbst.<br />
Systematisches Lernen und Lehren,<br />
Frontalunterricht, strenge Fächer abgren -<br />
zung und strikte Lerner folgs kon trol len,<br />
gepaart mit der Illusion, dass die bloße<br />
Präsentation von Information durch den<br />
Lehrenden automatisch zum Lernen führt,<br />
prägen die kognitivistisch gefärbte Auffass -<br />
ung von Lehren und Lernen, die sich insbesondere<br />
am <strong>Gymnasium</strong> länger als an<br />
anderen Schulen erh<strong>alten</strong> hat. Alle An -<br />
strengungen fallen im Rahmen dieser Po si -<br />
tion auf die Instruktion, das Lernen ist<br />
damit ein weitgehend rezeptiver Prozess.<br />
Dem gegenüber steht heute die konstruk-
ULE HEUTE<br />
tivistisch orientierte Auffassung von Leh -<br />
ren und Lernen, die dafür plädiert, beim<br />
Lernen Aktivität und Kontextbezug in den<br />
Vordergrund zu stellen. Nicht nur die<br />
Frage nach dem „Was?“, sondern auch das<br />
„Wie?“ von Lernen prägt die Lern re sul -<br />
tate ganz entscheidend; mit dem „Wie?“<br />
sind in der Regel folgenreichere und länger<br />
andauernde Wirkungen verbunden als<br />
mit dem „Was?“. Daran wird die Be -<br />
deutung der Methode des Lern prozesses<br />
deutlich. Nicht die mechanische Re pro -<br />
duk tion von Wissen, sondern die Eigen -<br />
initiative, die Beteiligung der ganzen Per -<br />
son haben den am längsten anh<strong>alten</strong>den<br />
Lerneffekt zur Folge. Hierbei gilt auch, dass<br />
nicht Prüfungen nachhaltiges und sig ni -<br />
fikantes Lernen erzeugen, sondern der im<br />
günstigsten Fall vom Lernenden wahrgenommene<br />
Eindruck, dass der Lerninhalt<br />
für die eigenen Zwecke relevant ist.<br />
Die tote Lernkultur frontalunterrichtlicher<br />
Lehre wird zunehmend ersetzt durch<br />
lebendige und handlungsorientierte Ver -<br />
fahr en in der Schule, damit sich neben<br />
dem fachlichen Wissen und Können auch<br />
die methodischen Fähigkeiten sowie die<br />
Sozial- und Personalkompetenz der Lern<br />
en den entf<strong>alten</strong> können. Die Funktion<br />
von Lehre darf sich also nicht in der Prä -<br />
sen tation von Inh<strong>alten</strong> erschöpfen; sie er -<br />
streckt sich darüber hinaus auf die<br />
Präsentation von exemplarischen Aufga -<br />
ben stellungen und auf das Zur-Verfügung-<br />
Stellen von Wissens kon serv en. In solchermaßen<br />
ge stalteten Lernumgebungen werden<br />
die Lernenden von „Nachvollziehern“<br />
von Lehrer-Inputs zu Mitgestaltern ihres<br />
eigenen Lernprozesses. Die Funktion des<br />
Leh r en den wandelt sich vom Wissens ver -<br />
mitt ler zu der eines „Lernberaters“. Die<br />
wahren Meister ihres Könnens sind demnach<br />
diejenigen, die selbstständiges Schü -<br />
ler han deln zulassen und damit Lernen<br />
ermöglichen, d.h. die Lehrer-Inputs reduzieren,<br />
die Zugang zu Wissen verschaffen,<br />
die Auf ga ben- und Problembearbeitungen<br />
managen, die systematisch und kontinuier-<br />
lich die Methoden- und Selbst lern kom pe -<br />
tenz der Lerner fördern und dabei als<br />
Berater zur Verfügung stehen.<br />
Die biographischen Möglichkeiten des<br />
Menschen, sich zu entwickeln und zu bilden,<br />
sind noch immer relativ unbestimmt.<br />
Die Fragen: „Ist alles angeboren?“ bzw. „Ist<br />
alles durch Milieu und Umwelt bedingt?“<br />
sind bis heute unentschieden. Gerade<br />
diese anthropologische Unbestimmtheit<br />
erlaubt es, eigene Lernanstrengungen, För -<br />
de rung und Beratung durch andere so wie<br />
die gewandelten Bildungsinhalte als Be -<br />
mühungen um Erweiterung von Bil dungsund<br />
Ent wicklungschancen anzusehen. So<br />
gesehen erleichtert die oben genannte<br />
Bildungs re form – mehr als viele An -<br />
strengungen der Bildungspolitik in der Ver -<br />
gangenheit – die Umsetzung der Maxime,<br />
dass Menschen nicht nur begabt sind, sondern<br />
auch be gabt werden können.<br />
Wie verändert sich nun Unterricht, der<br />
diesen Anforderungen entspricht? Die neu<br />
geschaffenen Bildungsstandards in Baden-<br />
Württemberg geben die Richtung vor. Die<br />
Themenvielfalt und auch die Vertiefung<br />
des Einzelthemas wurden z.T. zugunsten<br />
eines breit angelegten Methodenlernens<br />
aufgegeben. Unterrichtsinhalte werden<br />
nur noch an ausgewählten Stellen vom<br />
Lehrer in kleinen, für den Schüler gut „verdaulichen“<br />
Portionen serviert; immer häufiger<br />
wird die Aufgabenstellung direkt an<br />
die Schüler weitergegeben. In Individual-,<br />
Partner- oder Gruppenarbeit erarbeiten<br />
sie Lösungen, indem sie auf bereits Ge -<br />
lern tes, auf Nachschlagemöglichkeiten<br />
oder auf den zur Beratung zur Verfügung<br />
ste henden Lehrer zurückgreifen. Eine<br />
Grup pe kann je nach Aufgabe die einzelnen<br />
Arbeitsschritte gemeinsam angehen<br />
oder arbeitsteilig arbeiten. Wichtig ist hier<br />
aber immer die Abstimmung innerhalb<br />
der Gruppe, das gemeinsame Lösen eines<br />
Problems, die anschließende Präsentation<br />
der Lösung vor der Klasse sowie die kritische<br />
<strong>Aus</strong>einandersetzung der Klasse mit<br />
den unterschiedlichen Lösungswegen und<br />
53
54<br />
Ergebnissen. Schüler übernehmen kurzfristig<br />
die Lehrerrolle, wenn sie mit ihren<br />
Mit schülern Fragen klären, wenn sie eine<br />
Problematik reflektieren, und werden sich<br />
dabei um so klarer über Zusammenhänge.<br />
Die solchermaßen herbeigeführte <strong>Aus</strong> ein -<br />
an der setzung mit einem Unterrichtsstoff<br />
be ansprucht Zeit, hat aber den Vorteil,<br />
dass das selbst erarbeitete und mit den<br />
Mitschülern abgeglichene und ausgehandelte<br />
Wissen dem Schüler auch künftig zur<br />
Verfügung stehen wird, weil es im Schü -<br />
lergedächtnis länger erh<strong>alten</strong> bleibt als das<br />
vom Lehrer vorbereitete „Fertig pro dukt“.<br />
Über die fachliche Diskussion und <strong>Aus</strong> ein -<br />
an dersetzung mit dem Thema hinaus trainieren<br />
die Schüler in der Gruppe beim<br />
Ringen um die richtige Lö sung und der<br />
bestmöglichen Präsentation soziale Kom -<br />
pe tenz: eigenen Wissens vor sprung mit an -<br />
deren teilen, langsamere Schüler „mitnehmen“,<br />
träge Gruppen mit glie der zur<br />
Aktivität antreiben, Besser wisser in die<br />
Schranken verweisen, erkennen, dass<br />
Mitschüler schneller oder langsamer sind,<br />
dass andere ihren Stoff in der Ver gangen -<br />
heit besser oder auch nicht so gut gelernt<br />
haben, Antipathien gegen Grup pen mit glie -<br />
der um der Lösung willen zurückstellen<br />
müssen – all dies spielt während der<br />
gemeinsamen Arbeit zwar nur im Hinter -<br />
grund eine Rolle, ist aber für ein erfolgreiches<br />
Ergebnis der Gruppe von allergrößter<br />
Bedeutung.<br />
Auf der Basis solchen Unterrichts, der<br />
die Selbsttätigkeit des Schülers in den Vor -<br />
der grund rückt, werden, je nach <strong>Aus</strong> wei -<br />
tung der gestellten Aufgabe, weitere Kom -<br />
pe tenzen trainiert. Die neu geschaffene<br />
und für alle Schüler ab Klasse 7 verpflichtende<br />
GFS (Gleichwertige Feststel lung<br />
von Schülerleistung) erfordert Re cher -<br />
chen, die ein Schüler zu einem ausgewählten<br />
Thema anstellen muss, erfordert<br />
Strukturierung und inhaltliche Ver knüpf -<br />
ung des Vortrags, erfordert Visualisierung<br />
der Inhalte und Präsentationstechniken,<br />
die vom richtigen Umgang mit dem „Pu -<br />
bli kum“ bis hin zur Beherrschung speziel-<br />
ler Medien reichen. Die hierbei angewandten<br />
Techniken erhöhen zum einen die<br />
Nach haltigkeit des Lernens beim Schüler,<br />
zum anderen sind sie ihm hilfreiches<br />
Werk zeug für sein Ler nen und Ar beiten<br />
weit über die Schulzeit hin aus sein.<br />
Am Beispiel der Gruppenarbeit wird<br />
deut lich, wie sehr sich der Schwerpunkt<br />
von Unterricht wegentwickelt hat von der<br />
traditionellen Weitergabe des Wissens hin<br />
zum eigenständigen Erarbeiten von The -<br />
men in größeren Zusammenhängen. An -<br />
dere Arbeitsformen gehen in ihrer Ab -<br />
sicht, den Schüler sowohl zum vernetzten<br />
Denken als auch zum selbstständigen Ler -<br />
nen zu erziehen und ihm zumindest einen<br />
Teil der Verantwortung für seinen Lern er -<br />
folg oder -misserfolg zu übertragen, sehr<br />
viel weiter: Wochenplanarbeit und Frei ar -<br />
beit sind Unterrichtsformen, die dem<br />
Schü ler sehr viel Spielraum für selbstbestimmtes<br />
Lernen lassen, zumal hierbei ein<br />
weiterer Aspekt an Bedeutung ge winnt:<br />
der Schüler kann sein individuelles Lern -<br />
tempo selbst bestimmen, kann schwer -<br />
punktmäßig an Themen arbeiten, die für<br />
ihn momentan wichtig sind, kann anderes<br />
vorübergehend vernachlässigen. Planspiele<br />
und Projektarbeit hingegen sind Un -<br />
terrichts formen, die den Schüler zwingen,<br />
einzelne Aspekte eines Themas in einen<br />
umfassenderen Zusammenhang zu stellen.<br />
Fächerübergreifender Unterricht wie er<br />
im Fach Naturphänomene in Klassenstufe<br />
5 und 6, im Seminarkurs auf der Kursstufe<br />
oder im neuen Fach NwT (Na tur -<br />
wissenschaft und Technik) per Stunden ta -<br />
fel ausgewiesen und in vielen an deren<br />
Fächern themenspezifisch praktiziert wird,<br />
tragen der Erkenntnis Rech nung, dass (von<br />
„Wer wird Millionär“ - Auftritten einmal<br />
abgesehen!) Wissen erst dann nutzbar<br />
wird, wenn es vernetzt eingesetzt und<br />
angewandt werden kann.<br />
Den inhaltlichen und methodischen<br />
Ver änderungen des Unterrichts muss sei -<br />
ne Organisation angepasst werden. Ob<br />
die 45-Minuten-Stunde dem zeitintensiven,<br />
schülerorientierten Lernen auch künf-
tig gerecht werden kann, ist fraglich. Da<br />
das häusliche Lernen aus unterschiedlichen<br />
Grün den (neue Formen: Projekt -<br />
arbeit, Grup pen arbeit, Recherche, Be ra -<br />
tung, aber auch veränderte Familien- und<br />
Gesellschafts struk turen) immer weiter in<br />
die Schule hinein verlagert wird, wird der<br />
gesamte Schultag für Schüler und Lehrer<br />
eine an dere zeitliche Einteilung bekommen.<br />
Vie l leicht gibt uns die Festschrift zum<br />
150-jährigen Schul jubi läum über die weitere<br />
Entwicklung <strong>Aus</strong>kunft?<br />
Der Lernkulturwandel an sich ist nicht<br />
bereits Fortschritt. Jedoch liegt das fortschrittliche<br />
Potenzial des Lern kultur wan -<br />
dels in der Anpassung von Bildung und Er -<br />
ziehung an veränderte Realitäten. Die<br />
Allge mein bildung im Sinne einer „Be -<br />
scheid-Wissen-Bildung“ der Ver gang en heit<br />
wird verabschiedet, an ihre Stelle tritt die<br />
Bil dung als Selbstbildung, die den Ein zel -<br />
nen befähigt, in der Zeit zu bestehen, in<br />
der er lebt. Dabei geht es weder nur um<br />
die Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt<br />
noch um eine Per sön lich keits bildung, die<br />
die Zeitbedingungen völlig unberücksichtigt<br />
lässt. Lernkulturwandel ist dann Fort -<br />
schritt, wenn er es ermöglicht, Jugend -<br />
lichen Lebenstauglichkeit zu sam men mit<br />
Lebenszuversicht und Le bens kunst zu vermitteln.<br />
„Me-ti sagte: Jeder Lehrer muss lernen mit<br />
dem Lehren aufzuhören, wenn es Zeit ist.<br />
Das ist eine schwere Kunst. Die wenigsten<br />
sind im Stande, sich zu gegebener Zeit von<br />
der Wirklichkeit vertreten zu lassen. Die<br />
wenigsten wissen, wann sie mit dem Lehren<br />
fertig sind. Es ist freilich schwer, zuzusehen,<br />
wie der Schüler, nachdem man versucht hat,<br />
ihm die Fehler zu ersparen, die man selber<br />
begangen hat, nunmehr solche Fehler macht.<br />
So schlimm es ist, keinen Rat zu bekommen,<br />
so schlimm ist es, keinen geben zu dürfen.“<br />
(Brecht) ■<br />
Arnold, R./Schüßler, I.: Wandel der Lernkulturen,<br />
Darmstadt 1998<br />
Brecht, B.: Me-ti. Buch der Wendungen, in: B.B., Prosa V,<br />
Frankfurt 1965<br />
Mandel, H.: Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur.<br />
München 2000<br />
Schnell, J.: Wie oft muss man Bildung neu denken?, in:<br />
Lehren und Lernen 2005/ H. 5<br />
LERNKULTUR AN DER<br />
GEMEINDE-LATEIN SCHULE<br />
AUS DEM JAHRE 1911<br />
<strong>Aus</strong>zug aus: „Bericht über die Schul jahre<br />
1908-1911“ von Vorstand Rektor Käl ler, Juli<br />
1911,<br />
S. 7/8:<br />
Die verhältnismäßig kleine Schülerzahl<br />
in den einzelnen Klassen und die große<br />
An zahl der Lehrer ermöglichen die so<br />
not wendige individuelle Behandlung. Dazu<br />
trägt unser ganzes Zusammenleben bei,<br />
schon deshalb, weil wir die Schüler nach<br />
allen Seiten viel genauer kennen und weil<br />
wir uns wirklich die Mühe nehmen, jeden<br />
einzelnen nach seinen Bedürfnissen zu fördern<br />
und zu erziehen, so gut wir es irgend<br />
verstehen. Zu diesem Zweck h<strong>alten</strong> wir<br />
je de Woche eine kürzere Besprechung<br />
über alle wichtigeren Vorkommnisse der<br />
vergangenen Woche und über die einzelnen<br />
Schüler und ihre Behandlung, stellen<br />
fest, wo die Nachhilfe in einzelnen Fäch -<br />
ern, bessere Überwachung und An leit ung<br />
oder Ermahnung vielleicht durch den<br />
Vorstand nötig ist, oder wo die Nachhilfe<br />
wieder aufhören kann, weil der Zweck<br />
erreicht ist; wir vereinigen kleine Grüpp -<br />
lein von Nachzüglern, die die einzelnen<br />
Leh rer in besonderen Stunden so lange<br />
nachexerzieren, bis sie die Abteilung wieder<br />
eingeholt haben. Alle 14 Tage vereinigt<br />
sich das Lehrerkollegium in zwangloser<br />
Wei se zu Besprechungen allgemeiner Art,<br />
zum <strong>Aus</strong>tausch von allerlei Er fahr ung en,<br />
zur Besprechung der einzelnen Unter -<br />
richts gegenstände, damit ein möglichst<br />
einheitlicher Lehrgang und Unterrichts be -<br />
trieb erzielt werden kann zum Segen un -<br />
ser er nach Begabung, Erziehung und Cha -<br />
rak ter so gar verschiedenen Schüler. ■<br />
55
56<br />
Profil und AGs<br />
Schulprofil am <strong>Gymnasium</strong><br />
AGs am <strong>Gymnasium</strong> Kontal-<strong>Münchingen</strong> im Schuljahr 2004/05<br />
Erläuterungen zum Profil<br />
auf Seite 111:<br />
Die Schülerinnen und Schüler des<br />
Gym nasiums <strong>Korntal</strong> wählen zwischen<br />
Eng lisch und Latein als ers ter Fremd spra -<br />
che in Klasse 5. Die Schüler, die mit Eng -<br />
lisch beginnen, lernen ab Klasse 6 Franz ö -<br />
sisch als zweite Fremdsprache und entscheiden<br />
sich am Ende von Klasse 7 für<br />
das naturwissenschaftliche (=n-Profil)<br />
oder sprachliche Profil (=s-Profil). Die<br />
Schüler innen und Schüler, die Latein als<br />
er ste Fremdsprache zusammen mit<br />
Englisch im Biberacher Modell (Biberacher<br />
Modell: Englisch ab Klassenstufe 5 mit 3<br />
Wochen stun den lernen), können am Ende<br />
von Klas se 7 ebenfalls zwischen dem nund<br />
dem s-Profil wählen.<br />
s-Profil:<br />
ab Klasse 8 eine zusätzliche (die dritte)<br />
Fremd sprache: Französisch oder Griech -<br />
isch, 4 Wochenstunden<br />
n-Profil:<br />
ab Klasse 8 zusätzlich das Fach NwT<br />
(=Naturwissenschaft und Technik), 4 Wo -<br />
chenstunden<br />
Abkürzungen:<br />
N – Profil: naturwissenschaftliches Profil<br />
S – Profil: sprachliches Profil<br />
E: Englisch<br />
F: Französisch<br />
L: Latein<br />
Gr: Griechisch<br />
N: verstärkter Unterricht in Biologie,<br />
Che mie, Physik
AGs im Schuljahr 2004/2005<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />
Erinnert Ihr Euch noch...<br />
... dass besagter Herr Volz ein großer Sonnenanbeter war, der seine<br />
Sommerferien regelmäßig auf Sylt verbrachte. Einmal bat er die Klasse an<br />
einem schönen Sommertag hinaus in den Hof, legte sich ins Gras, schloss die<br />
Augen und sagte: „Jetzt zeichnet mich!“<br />
57
58<br />
Schulcurriculum<br />
Klasse 5/6:<br />
„Vom Handeln zum Verstehen“<br />
Fachunterricht<br />
Experimente planen und durchführen (Nat)<br />
Begreifbare Mathematik<br />
Heimatort (EK)<br />
Hörspiele schreiben, szen. Darstellung (D, FS)<br />
Klassenkonzert (Mus)<br />
Lesewettbewerb (D)<br />
Biotop, gesunde Ernährung (Bio)<br />
<strong>Aus</strong>stellung (BK)<br />
Klasse 5/6<br />
PS Poolstunde<br />
KL Klassenlehrer<br />
Nat.Phän. Naturphänomene<br />
Kl-Konzert Klassenkonzert<br />
Methodenkompetenz<br />
a) Lern- und Arbeitstechniken:<br />
Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
Erledigen der Hausaufgaben<br />
Vorbereitung der Klassenarbeiten<br />
Grundlagen Medienkompetenz (Word)<br />
Tastaturkurs<br />
b) Text- und Leseverständnis<br />
Texte markieren + strukturieren<br />
Texte zusammenfassen<br />
Mind-mapping<br />
Kl. 5: 1 PS KL, 1 PS Nat-Phän, 0,5 PS Kl-Konzert<br />
Kl. 6: 1 PS KL<br />
Klasse 7/8<br />
SLH Schullandheim<br />
FS Fremdsprache<br />
ITG Informationstechnische Grundlagen<br />
Soz.-Prak Sozialpraktikum<br />
Klasse 9/10<br />
Präs. Präsentieren<br />
Ergänzungen aus dem Poolbereich (jeweils eine oder eine halbe Wochenstunde) zum Schulcurriculum:<br />
Musik Kl5 Klassenkonzert<br />
Englisch/Latein Kl 7 Interkulturelle Kompetenz/Kulturen in Kontakt<br />
Physik K 7 Beobachten, messen, auswerten<br />
Biologie Kl 7 Gesundheitserziehung<br />
Religion Kl 8 Sozialpraktikum<br />
Mathematik Kl 8 und 10 ITG<br />
Deutsch Kl 9 Freies Reden<br />
GWG - Geo Kl 9 Raumanalyse<br />
Latein Kl 10 Neulateinische Texte zum neuen Weltbild<br />
Bildende Kunst Kl 10 Epochenüberblick (zusammen mit Musik)
Klasse 7/8:<br />
„Vom ich zum wir“<br />
Fachunterricht<br />
Gesundheitserziehung (Drogen)<br />
Umwelt, ökologisches Handeln (Bio, EK)<br />
Projekt SLH (KL)<br />
Europa (FS, G, Gem, Rel)<br />
Sozialpraktikum (Rel)<br />
Sportturniere<br />
<strong>Aus</strong>tauschmaßnahmen vorb. (E, F)<br />
Sozialkompetenz<br />
Gruppenarbeit<br />
Teamentwicklung<br />
Umgang mit Konflikten<br />
Streitschlichtung<br />
Gewaltprävention<br />
Interkulturelle Kompetenz<br />
Methodenkompetenz<br />
Beobachten, messen, ausweren (Phy)<br />
Medienkompetenz ITG (M)<br />
Kl. 7: 0,5 PS KL (SLH) / 0,5 PS (Bio) / 0,5 PS (Phy) /<br />
1PS 1. FS<br />
Kl. 8: 0,5 PS ITG (M) / 0,5 PS Soz-Prak (Rel)<br />
Klasse 9/10:<br />
„Zusammenhänge erkennen – Sich und die Welt verstehen“<br />
Fachunterricht<br />
Raumanalyse (GWG)<br />
Kulturepche (BK/Mus)<br />
Sprachentwicklung in Europa (L/Gr)<br />
BOGY (D, Gem)<br />
Kl. 9: 0,5 PS Präs. (D) / 1 PS Raumanal. (GWG)<br />
Kl. 10: 0,5 PS ITG (M) / 0,5 PS (L)<br />
0,5 PS Epoche (Mu, BK)<br />
Sozialkompetenz<br />
Schulsanitäter<br />
Paten (SMV)<br />
Schülermentoren<br />
Personalkompetenz<br />
Freies Sprechen<br />
Sich bewerben<br />
“Fit for Life”: Zeit und Stressmanagement<br />
Selbstbewusstsein fördern<br />
Methodenkompetenz<br />
Projektarbeit<br />
Medienkompetenz ITG (M)<br />
Visualisieren + Präsentieren<br />
59
60<br />
Schule mit Ganztagesangeboten<br />
- vier gute Gründe<br />
Das „Investitionsprogramm Zukunft<br />
Bildung und Betreuung“ (IZBB) zur För -<br />
der ung von Ganztagesschulen wurde im<br />
Jahre 2003 von der Bundesregierung aufgelegt,<br />
nachdem Deutschland bei der von<br />
der OECD in Auftrag gegebenen PISA-<br />
Studie schlecht abgeschnitten hatte. Ge -<br />
mäß diesem Programm werden In ves ti -<br />
tionsmaßnahmen, die die Ein richtung ei ner<br />
Ganztagesschule zum Ziel haben, mit bis<br />
zu 90% bezuschusst.<br />
Nachdem von Schulseite aus ein pädagogisches<br />
Konzept, dem u.a. auch eine<br />
komplette Neukonzeption der Küche als<br />
<strong>Aus</strong>gabeküche zugrunde lag, ausgearbeitet<br />
worden war, erhielt der Schulträger des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s, die Stadt <strong>Korntal</strong>-Münchin -<br />
gen im Frühjahr 2005, die Bestätigung der<br />
Aufnahme in das Bundesprogramm. Vier<br />
wesentliche Gründe haben die Verant -<br />
wort lichen des Schulträgers und die<br />
Schul leitung des <strong>Gymnasium</strong>s dazu bewogen,<br />
sich nachträglich, d.h. nach Abschluss<br />
der Planungen zum anstehenden Um- und<br />
Er weit erungsbau, um Zuschüsse aus dem<br />
Bundesprogramm IZBB zu bewerben:<br />
a) der hohe Anteil an Fahrschülern<br />
b) die Einführung von G8<br />
c) die veränderten<br />
Rahmenbedingungen in vielen<br />
Familien<br />
d) die Stärkung des Schulprofils.<br />
a) Die Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> hat<br />
ca. 15.000 Einwohner und ist in vier Stadt -<br />
teile (<strong>Korntal</strong>, <strong>Münchingen</strong>, Müllerheim<br />
und Kallenberg) geteilt, die durch Ent fer -<br />
nun gen von bis zu vier Kilometern, die<br />
Auto bahn A 81 und die vierspurige<br />
Bundes straße 10 von einander getrennt<br />
sind. Das Gym nasi um befindet sich in<br />
<strong>Korntal</strong>.<br />
Die zurzeit 702 Schülerinnen und Schü -<br />
ler kommen zu 67 % aus Teilge mein den<br />
der Stadt <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, der Rest<br />
aus Gemeinden außerhalb (siehe Grafik S.<br />
62).<br />
Dieses recht weite Einzugsgebiet be -<br />
steht seit vielen Jahren ohne große Ver än -<br />
der ungen. Grund dafür ist wohl, dass<br />
Korn tal früher das einzige <strong>Gymnasium</strong> im<br />
Nordwesten Stuttgarts und für das Hin -<br />
ter land, das „Strohgäu“, war. Auch heute<br />
noch ist es in diesem Gebiet das einzige<br />
altsprachliche <strong>Gymnasium</strong>.<br />
b) Die Umstellung auf G8 hat für die<br />
Gymnasien Konsequenzen, die weit über<br />
die Unterrichtsinhalte hinaus in die Or ga -<br />
ni sation des Unterrichts hineinreichen.<br />
Die neu erarbeitete Stundentafel er -<br />
gibt unter Einbeziehung der Poolstunden<br />
Wochenstundenzahlen für die einzelnen<br />
Klas senstufen von mindestens 31 bis maximal<br />
36 Schulstunden. Bei 29 Stunden pro<br />
Woche, die am Unterrichtsvormittag mö -<br />
g lich sind, bedeutet dies, dass für jede<br />
Klasse mindestens einmal, in der Mittel -<br />
stufe eher zweimal, in den Klassenstufen 9<br />
und 10 drei mal Nachmittagsunterricht<br />
wahr s chein lich ist. In der Stundenplan or -<br />
ga nisation wird man sich darum bemühen,<br />
die Mittags pausen vor dem Nachmittags -<br />
un ter richt so kurz wie möglich zu h<strong>alten</strong>,<br />
damit die Schülerinnen und Schüler nach<br />
dem Nach mittagsunterricht umso früher<br />
nach Hause kommen. Dies aber heißt<br />
gleichzeitig, dass alle auswärtigen Schüler
auf keinen Fall, die ortsansässigen auch nur<br />
be dingt über Mittag nach Hause können.<br />
Der vermehrte Nachmittagsunterricht hat<br />
also ganz konkret zur Folge, dass sich<br />
mehr Schü ler über die Mittagszeit im<br />
Schulhaus auf h<strong>alten</strong> werden.<br />
c) Die Zeichen der Zeit stehen auch<br />
und gerade, was die Schule angeht, auf<br />
Ver änderung. Der gesellschaftliche Wan -<br />
del, der sich in den letzten Jahren zu be -<br />
schleu nigen scheint, beeinflusst nachhaltig<br />
die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer in<br />
der Schule wie auch deren Gesamtor ga ni -<br />
sa tion.<br />
Wir haben heute mit Kindern und<br />
Jugend lichen zu tun, deren Lebensbe din -<br />
gung en und -gewohnheiten sich grundlegend<br />
gewandelt haben.<br />
Die Veränderung der Familiens truk tur<br />
en kann sich verunsichernd auf Kinder<br />
aus wirken: sie brauchen vermehrt die Auf -<br />
merk samkeit und Zuwendung der Lehrer<br />
auch in ihrer Freizeit, brauchen aber eben<br />
auch Raum in der Schule für Aktivitäten,<br />
die bisher in der Familie und in deren un -<br />
mittelbarer Umgebung stattgefunden ha -<br />
ben. Die Eltern sind oft beide berufstätig<br />
häufiger als früher allein erziehend, Kinder<br />
sind zunehmend Einzelkinder, was zur<br />
Folge hat, dass ein gemeinsames Mit tag -<br />
essen, Hausaufgabenüberwachung, Spie len<br />
am Nachmittag im Familien-, Freun desoder<br />
Nachbarschaftskreis für viele Kinder<br />
nicht mehr selbstverständlich sind. Daraus<br />
folgt für die Schule, dass sie längst nicht<br />
mehr nur auf einen Ort der Wissens ver -<br />
mit tlung reduziert werden kann, vielmehr<br />
dehnt sich der Erziehungsbereich von der<br />
Übernahme des Mittagessens für diese<br />
Kinder und Jugendlichen bis zur Betreuung<br />
am Nachmittag aus.<br />
Der Einfluss der Medien auf die Kinder,<br />
der sich nicht mehr leugnen lässt, ist zwar<br />
grundsätzlich nicht negativ, schließlich eignen<br />
sich die modernen Medien hervorragend<br />
auch für die Aneignung von zusätzlichem<br />
Wissen. Allerdings bedarf die<br />
Nutzung von Fernseher und Computer<br />
der entsprechenden Anleitung durch Er -<br />
wach se ne. Kinder und Jugendliche sehen<br />
beide vorrangig unter dem Aspekt der<br />
Unter hal tung und Zerstreuung. Auch hier<br />
hat Schu le neue Aufgaben zu übernehmen.<br />
Eine weitere gravierende Veränderung<br />
im Alltag von Kindern – bedingt eben auch<br />
durch den Medienkonsum – besteht<br />
darin, dass sie immer weniger Gelegenheit<br />
zur Eigentätigkeit haben: Sie spielen mit<br />
vorfabriziertem Spielzeug, bedienen Knöp -<br />
fe und Schalter, erleben im Fernsehen<br />
oder am PC eine virtuelle Welt. Selbst er -<br />
probung und Selbsterfahrung im produktiven<br />
Umgang mit Problemen oder Heraus -<br />
for derungen im Alltag entfallen als wichtige<br />
Voraussetzungen für die Entwicklung<br />
von Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen,<br />
Selbstvertrauen, Eigeninitiative. Auch diese<br />
Tatsache zeitigt Folgen für den Unterricht,<br />
für die Schule: Die Erziehung zur Selbst -<br />
stän dig keit, zu eigenverantwortlichem und<br />
so zialem Handeln muss mit entsprechenden<br />
Arbeitsformen im Unter richt, in<br />
Projekten, in Teamarbeit trainiert werden.<br />
Dieser veränderten Wirklichkeit wird<br />
un sere Schule zum einen mit dem neu<br />
kon zipierten Schulcurriculum, zum anderen<br />
mit der Ganztagesbetreuung inklusive<br />
Mittagstisch Rechnung tragen.<br />
d) Das neu erarbeitete Schulprofil<br />
(S. 56) kann durch Angebote im Bereich<br />
der Ganz tages betreuung gestärkt werden.<br />
Unter dem Motto „Vom Handeln zum<br />
Verstehen“ (Klassen 5 und 6) soll den<br />
Schülerinnen und Schülern am Gym na si -<br />
um <strong>Korntal</strong> zum einen der Übergang von<br />
der Grundschule zum <strong>Gymnasium</strong> er -<br />
leichtert, zum anderen sollen sie auf die<br />
am <strong>Gymnasium</strong> üblichen Lerninhalte und<br />
Ar beits weisen vorbereitet werden.<br />
Nach dieser Phase des Übergangs<br />
rückt die Entwicklung des Kindes zum Ju -<br />
gendlichen ins Blickfeld von Lehrern und<br />
Eltern. Die Schülerinnen und Schüler, für<br />
61
62<br />
die nun der soziale Kontext zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnt, bestimmen das<br />
Unterrichtsgeschehen ganz wesentlich<br />
durch ihr von der Pubertät geprägtes Ver -<br />
h<strong>alten</strong>. <strong>Aus</strong> diesem Grund erschien dem<br />
Kollegium des <strong>Gymnasium</strong>s wichtig, auf<br />
dieser Altersstufe den Bereich der Sozial -<br />
kom petenz unter dem Motto „Vom Ich<br />
zum Wir“ (Klassen 7 und 8) in den Mittel -<br />
punkt zu stellen.<br />
Auf den Stufen 9 und 10 schließlich<br />
be kommt die Vorbereitung der Schüler -<br />
innen und Schüler auf die Oberstufe Ge -<br />
wicht. Jetzt gilt es, die Schülerinnen und<br />
Schüler gezielt mit den Arbeitsformen auf<br />
der Kursstufe vertraut zu machen, sie auf<br />
das Studium oder auf den Eintritt in das<br />
Be rufs leben vorzubereiten. Beim Lernen<br />
gewinnt zunehmend die Forderung an Be -<br />
deu tung, über das Einzelfach hinauszugehen,<br />
größere Zusammenhänge zu erkennen<br />
oder aber die auf einem bestimmten<br />
Gebiet gewonnenen Erkenntnisse auf ein<br />
anderes zu übertragen. Die vielfältigen<br />
For men der „Welterfahrung“ im historisch-gesellschaftlichen,<br />
mathematisch-na -<br />
tur wissenschaftlichen, mutter- und fremdsprachlichen<br />
sowie ästhetischen Bereich,<br />
die sich in der sich immer schneller verändernden<br />
Welt manifestieren, machen<br />
diese Fähigkeit des vernetzten Denkens<br />
erforderlich. Das Motto das Schulcurri cu -<br />
lums auf dieser Altersstufe „Zusammen -<br />
hänge erkennen – Sich und die Welt er -<br />
kennen“ (Klassen 9 und 10) ist der Ver -<br />
such, diesen Erfordernissen gerecht zu<br />
wer den.<br />
Die Umsetzung des Schulcurriculums<br />
er folgt über den Fachunterricht in gezielt<br />
eingesetzten Pool stun den und im freiwilligen<br />
zusätzlichen Be treu ung s angebot. ■<br />
Angelika Nollert
Curriculum des sozialen Lernens<br />
Die Ergebnisse der PISA-Studie er -<br />
schüt ter ten die Bildungslandschaft in<br />
Deutsch land. Heftige Kontroversen über<br />
geeignete Schulsysteme, notwendige Bil -<br />
dungs standards und Evaluationsarbeiten<br />
u.a. bestimmten die öffentliche Diskussion.<br />
Wissenschaftler, die sich mit der Situation<br />
und den Lernproblemen Jugendlicher differenzierter<br />
auseinandersetzen, betonen<br />
weit dramatischere Defizite im Bereich<br />
der sozialen Kompetenz, der seelischen<br />
Ge sundheit und des Verh<strong>alten</strong>s.<br />
So weist die Jugendgesundheitsstudie<br />
Stuttgart 2000 aus, dass über fünfzig Pro -<br />
zent der Jugendlichen chronische psychosomatische<br />
Gesundheitsstörungen auf -<br />
weisen, dazu zählen auch krankheitswertige<br />
Depressionen, Ess- und Angst stö rung -<br />
en sowie das so genannte Aufmerk sam -<br />
keits-Defizit-Syndrom.<br />
Unstrittig ist auch, dass die Gewalt von<br />
Jugendlichen gegen Jugendliche zunimmt<br />
und Kinder oft Opfer solcher Gewalt werden.<br />
Wenn also nicht fehlende Bildungs -<br />
stan d ards das eigentliche Problem sind<br />
(als hät ten LehrerInnen nicht gewusst, was<br />
sie ver mitteln sollen) – geht es dann nicht<br />
vielmehr darum, dass es für LehrerInnen<br />
äußerst schwierig ist, mit SchülerInnen ei -<br />
ne Arbeitsbeziehung zu gest<strong>alten</strong>, die das<br />
Lehren und Lernen fördert?<br />
Einen wichtigen Schritt bedeuten in<br />
die ser Hinsicht Konzepte zu Präventionsund<br />
Interventionsvorhaben, die von einem<br />
erweiterten Bildungs- und Erziehungs auf -<br />
trag auf dem Hintergrund einer „veränderten<br />
Kindheit“ ausgehen und Schule als<br />
sozialen Lebens- und Erfahrungsraum ins<br />
Zent rum rücken. Über das Fachwissen hin -<br />
aus geht es um den Erwerb so genannter<br />
„neuer Schlüsselqualifikationen“ wie Selbst -<br />
ständigkeit, Fähigkeit zu Koopera tion,<br />
Teamarbeit und friedlich-konstruktiver Be -<br />
arbeitung von Konflikten.<br />
Spezielle Trainingsprogramme für Leh -<br />
rer Innen und SchülerInnen, Unter richts -<br />
met h oden, die Selbstständigkeit und Team -<br />
arbeit fördern, geeignete Inhalte und The -<br />
men gilt es in überlegter Weise mit konkreten<br />
Projekten sozialen Engagements<br />
(Pa te /Streitschlichter sein, in der SMV tätig<br />
wer den, sich bei Sozialprojekten engagieren...)<br />
zu vernetzen.<br />
Ein durchdacht gestaltetes Curriculum<br />
des sozialen Lernens, das von allen am<br />
Schul leben Beteiligten getragen wird, muss<br />
sich zum Ziel setzen, Empathiedefizite auszugleichen,<br />
das Selbstwertgefühl der Schü -<br />
ler Innen zu stärken und damit auch der<br />
Sucht gefährdung entgegen zu wirken, ge -<br />
waltfreie Konfliktlösestrategien ins Zen -<br />
trum zu rücken und prosoziale Ein -<br />
stellung en zu fördern.<br />
Ein solches Curriculum ist ein wichtiges<br />
Element für ein gesundheits- und leis -<br />
tungs förderndes Schulklima. ■<br />
Ingrid Mayer-Groß<br />
63
heisse Luft...<br />
64<br />
Methodencurriculum<br />
Wir stärken unser Schulprofil – Methodentraining am<br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> ab dem Schuljahr<br />
2004/05<br />
Wie in der oben abgebildeten Kari ka -<br />
tur soll es den Schülerinnen und Schülern<br />
unserer Schule künftig nicht mehr gehen.<br />
Des halb beschloss das Kollegium im<br />
Schul jahr 2003/04, sich schulintern in<br />
Sachen Me thodentraining fortbilden zu<br />
las sen. Wohl wissend, dass man das Rad im<br />
Bil dungs prozess nicht ganz neu erfinden<br />
wird, und auch, dass wir Lehrerinnen und<br />
Lehr er bisher nicht alles falsch gemacht<br />
haben, müssen wir uns in der Schule veränderten<br />
Rahmenbedingungen anpassen<br />
und uns von der Dominanz der rezeptiven<br />
Wis sens vermittlung, die auf fachlich-stofflicher<br />
Be lehrung und auf enzyklopädischem<br />
Wis sen basiert – landläufig auch „Stoff hu -<br />
ber ei“ genannt! –, verabschieden und uns<br />
statt dessen in Richtung einer offenen,<br />
Schü ler aktivierenden Unterrichts ge stalt -<br />
ung bewegen.<br />
Der gängige, lehrerzentrierte und verbal-abstrakte<br />
Unterricht war in der Ver -<br />
gan gen heit deshalb erfolgreich, weil wir<br />
re zeptions bereite und -fähige Schüler hat-<br />
ten, die die Konzentration aufbrachten,<br />
den Lehrern gerne und lange zuzuhören,<br />
da sie kaum durch andere Dinge abgelenkt<br />
waren. Diese <strong>Zeiten</strong> scheinen endgültig<br />
der Vergangenheit anzugehören, je -<br />
den falls gibt es diesen Schülertyp immer<br />
seltener! Welcher Schüler hängt heute<br />
noch an den Lippen seines Lehrers und<br />
ver nimmt mit Staunen die verlautbarte<br />
Bot schaft?! Jugendliche heute leben in ein er<br />
Medien- und Konsumkultur, surfen nicht<br />
nur durch die ganze virtuelle Welt. Wer<br />
dies in der Schu le ignoriert, erlebt Frust -<br />
ration und Är ger. Neue Unterrichts for -<br />
men, das hat man inzwischen längst er -<br />
kannt, können auf die veränderten Rah -<br />
men bedingungen, un ter denen Lernen<br />
heu te stattfindet, eine Antwort sein.<br />
Selbst steuerung und Selbst ma nagement<br />
sind angesagt, der Schüler soll sich als Un -<br />
ternehmer im eigenen Bil dungs prozess<br />
füh len. Er soll mit möglichst viel en unterschiedlichen<br />
Situationen fertig werden<br />
und Probleme eigenständig lösen können.<br />
Dazu brauchen Schüler Schlüssel quali fi ka -<br />
tionen wie z.B. Team fähig keit, kommunikative,<br />
methodische und so ziale Kom pe tenz,<br />
ohne die sie in einer Wissens gesellschaft<br />
mit Blinden ohne Orien tier ung s stab vergleichbar<br />
sind. Als lernstrategische Oppor -<br />
tun isten werden sie keinen Er folg haben!<br />
Was haben wir nun gemacht?<br />
Im Rah men einer schulinternen Fort -<br />
bil dung trafen sich 24 methodeninteressierte<br />
Lehrer in nen und Lehrer an vier<br />
Nach mittagen in Workshops, um folgende<br />
Themengebiete zu erarbeiten: Klassen ar -<br />
bei ten vorbereiten / Texte strukturieren /
Texte visualisieren / Texte präsentieren.<br />
Me thoden erfahrene Berater des Ober -<br />
schul amts sensibilisierten und trainierten<br />
uns, indem wir z.B. er probte Lernarrange -<br />
ments, so genannte Trainings spiralen,<br />
durch spiel ten. Das Wissen, das wir uns auf<br />
diese Wei se aneigneten, setzen wir in ein<br />
konkretes Pro gramm um, mit dem wir in<br />
den Klassen einen Vormittag bestreiten<br />
wollen, der ganz dem Erwerb von<br />
Methoden kennt nis sen gewidmet ist. Be -<br />
gonnen ha ben wir be reits im Schuljahr<br />
2004/05 mit der Um setzung des Themas<br />
„Klassen ar beiten vorbereiten“ auf der<br />
Klassen stufe 5. Weitere solche Methoden -<br />
tage werden sukzessive folgen. Damit<br />
wurde der Grund stein gelegt für die angestrebte<br />
Ent wicklung ein es fächerübergreifenden<br />
Kern kom pe tenz curricu lums, das als<br />
ein weiterer Bau stein unser Schulprofil<br />
stärken soll.<br />
Wir hoffen, mit diesem methodischen<br />
Lift ing einen Beitrag zu einem besseren<br />
Lern klima zu leisten und die pädagogische<br />
Veranstaltung „Unterricht“ neu zu beleben.<br />
Allerdings müssen sich in diesem Zu -<br />
sammenhang nicht nur die Lehrer umstellen,<br />
ein bisschen unbequemer wird es<br />
auch v.a. für die zur Passivität neigenden<br />
Schülerinnen und Schüler werden, wird<br />
doch von ihnen künftig deutlich mehr Ein -<br />
satz gefordert!<br />
Trotz dieser Umsteuerung gilt, dass der<br />
Mensch zuvorderst nur einen Beruf hat:<br />
Mensch zu sein! Keinesfalls sollten wir uns<br />
einbilden, mit der Erziehung bzw. Bildung –<br />
so modern sie auch sein mag – den ge -<br />
wünschten, ja perfekten Menschen herstellen<br />
zu können.<br />
Methodenmanie – nein danke! Me tho -<br />
den phantasie – ja bitte! ■<br />
Heidrun Gampper<br />
65
66<br />
BOGY<br />
Schülername: ***<br />
Schule: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />
Klasse: 11<br />
Zeitraum: 02.04.2001 – 06.04.2001<br />
Berufsfeld: Bauingenieur<br />
Erkundungsstelle: Architektur- und<br />
Ingenieur büro<br />
Wie ich zu meinem<br />
Berufspraktikums platz kam<br />
Mich hat schon immer interessiert, wie<br />
es in einem Ingenieurbüro zugeht, und da<br />
mein Vater bei *** als Di plom ingenieur<br />
arbeitet, habe ich mich für das Praktikum<br />
dort entschieden. Ich habe mich schon<br />
rechtzeitig über meinen Vater bei ***<br />
beworben, und so gab es mit der An -<br />
meldung meines einwöchigen Prakti kums<br />
keine weiteren Schwierigkeiten.<br />
Mein Tagesablauf<br />
Ich kam jeden Tag um ca. 8.00 Uhr mor -<br />
gens ins Büro, wo ich mich bei der Se kre -<br />
tärin erst einmal anmeldete. Dann wurden<br />
mir einzelne Aufgaben zugeteilt, wie z.B.<br />
Botengänge, Pläne sortieren und f<strong>alten</strong>,<br />
Pläne und Akten archivieren, Büros aufräumen<br />
usw. Des Weiteren wurde ich teilweise<br />
von einem Mitarbeiter in groben Zügen<br />
über die Arbeitsabläufe im Bau ingenieur -<br />
wesen aufgeklärt (hierauf werde ich beim<br />
nächsten Punkt genauer eingehen!). Um ca.<br />
12.30 Uhr habe ich immer Mittagspause<br />
gemacht. Danach ging es weiter bis ca.<br />
16.00 Uhr; manchmal bin ich auch schon<br />
früher gegangen. Durch diese Tätigkeiten<br />
war es mir während meines Praktikums<br />
mög lich, mir ein besseres Bild vom gesamten<br />
Büro zu machen, und ich habe dabei so<br />
einiges über den Bauingenieurberuf in Er -<br />
fahrung bringen können.<br />
Über meine Erkundungsstelle<br />
Das Büro *** betätigt sich auf zahlreichen<br />
Sektoren, wie z.B. Hochbau, Tiefbau,<br />
Brückenbau, Industriebau u.a., und bietet<br />
dort eine Fülle von Dienstleistungen an:<br />
Vor plan un gen, statische Berechnungen,<br />
Bauverfahren und Werkplanungen, Bau lei -<br />
tung en und Bau überwachungen, Beratung -<br />
en, Gutachten, Inspektionen und Doku -<br />
men ta tionen, Sanierung und In standhaltung<br />
usw.<br />
Das Büro *** ist ein großes Unter neh -<br />
men mit Niederlassungen in Stuttgart, Ber -<br />
lin, Dresden, Erfurt, Leipzig und in Taipeh<br />
(Taiwan), welches 1939 von *** gegründet<br />
wurde und sich mit vielen Bauten in aller<br />
Welt einen Namen gemacht hat. Hier sei<br />
als eindrucksvolles Beispiel der Stuttgarter<br />
Fernsehturm genannt, der vor über 40 Jah -<br />
ren von *** als erster seiner Art konstruiert<br />
wurde. Nach dem Vorbild des<br />
Stuttgar ter Fernsehturmes wurden weltweit<br />
etliche Funk- und Fernsehtürme konstruiert.<br />
Doch dies ist nur ein Beispiel der<br />
ingenieurtechnischen Leistungen von *** .<br />
Beschreibung des Bauingenieur -<br />
be rufes anhand meiner<br />
Erfahrungen bei ***<br />
Um Bauingenieur zu werden, ist ein Stu -<br />
dium von mindestens zehn Semestern Dau -<br />
er nötig, welches u.a. ein paar Semester<br />
Mathematik sowie Angewandte Physik und<br />
Geologie umfasst. Das Bauingenieurwesen<br />
ist ein weites Feld mit verschiedensten<br />
Anwendungsgebieten. So gibt es differen-
zierte Betätigungssektoren wie den Hoch -<br />
bau, Tiefbau, Brückenbau und Industriebau,<br />
wobei eine Spezialisierung von Unterneh -<br />
men auf bestimmte Sektoren zu beobachten<br />
ist. Im einzelnen sieht die Arbeit an<br />
einem Bauprojekt im Groben gesagt, wie<br />
folgt aus: Als erstes muss natürlich ein<br />
Auftrag her, was nicht immer ganz unkompliziert<br />
ist, da freier Wettbewerb herrscht<br />
und die Auftraggeber zwischen den zahlreichen<br />
Ingenieurbüros wählen können. Also<br />
wird der eventuelle Auftraggeber erst einmal<br />
beraten, es werden geologische Gut -<br />
ach ten des Baugrundes erstellt und eine<br />
Vorplanung des Projektes gemacht, es wird<br />
eine grobe Kostenschätzung vorgenommen<br />
und schließlich wird ein Angebot<br />
unterbreitet. In diesem Stadium der Vor pla -<br />
n ung spielen Erfahrungswerte eine sehr<br />
große Rolle, um präzise zu planen. Ist der<br />
Vertrag geschlossen, werden die vereinbarten<br />
Konditionen unter Berücksichtigung<br />
des Bauwerkentwurfes des/der Archi tek -<br />
ten in die Tat umgesetzt.<br />
Es muss eine Tragwerksplanung unter<br />
Ein bezug aller wichtigen Faktoren vorgenommen<br />
werden, um die Stabilität des<br />
Bauwerkes zu gewährleisten. In der Statik<br />
geht es in erster Linie darum, jedes eingesetzte<br />
Bauelement auf die einwirkenden<br />
physikalischen Kräfte zu untersuchen. Denn<br />
jedes Bauteil (Stütze, Wand, Decke, Dach<br />
etc.) innerhalb einer Konstruktion wird im -<br />
mer zugleich auf Druck und auf Zug belastet,<br />
diese Kräfte gilt es zu berechnen und<br />
die betreffenden Stellen mit den geeigneten<br />
Materialien zu versehen und die Ma te riali -<br />
enmenge zu optimieren. Hierbei kommt es<br />
des Öfteren vor, dass unter Ab spra che mit<br />
dem Architekten Änderungen vorgenommen<br />
werden müssen, da unter Umständen<br />
gewisse Planungen des Archi tek ten aus<br />
verschiedensten Gründen nicht in der<br />
gewünschten Weise umgesetzt werden<br />
können. Dies kann sich teilweise als recht<br />
kompliziert erweisen. Wenn die Trag werk -<br />
planung beendet ist, wird ein Prüf in gen ieur,<br />
der aus einem anderen Unter neh men<br />
stammen muss, beauftragt, die Pläne auf<br />
Fehlerhaftigkeit zu untersuchen und ggf. zu<br />
korrigieren. Der Einsatz eines Prüf ingen -<br />
ieurs ist in Deutschland Pflicht, denn nur so<br />
kann der hohe Standard in der Baubranche<br />
bewahrt und Unfälle vermieden werden.<br />
Denn ein einziger großer Fehler, der unter<br />
Umständen Menschenleben kostet, könnte<br />
den Konkurs des ganzen Unternehmens<br />
und/oder Strafrechtsverfahren gegen die<br />
ver antwortlichen Ingenieure zur Folge ha -<br />
ben.<br />
Meine Folgerung<br />
Wer Bauingenieur werden möchte, be -<br />
nötigt in erster Linie ein gutes räumliches<br />
Vorstellungsvermögen und sollte sich mit<br />
mathematischen und physikalischen Be -<br />
rech nungen nicht schwer tun. Ebenso ge -<br />
hört ein hoher Grad von Genauigkeit, Ge -<br />
duld sowie ein ausgeprägtes Ver ant wort -<br />
ungs bewusstsein dazu, da man sich keinen<br />
schwer wiegenden Fehler erlauben darf.<br />
Zum Schluss möchte ich noch sagen,<br />
dass die Erfahrungen bei *** für mich eine<br />
Bereicherung sind, da ich jetzt einen besseren<br />
Einblick ins Arbeitsleben habe. Bau -<br />
ingenieur will ich wahrscheinlich nicht werden,<br />
doch ist für mich ein Studium in Rich -<br />
tung Architektur oder Umweltberater<br />
durch aus denkbar.<br />
Letztes Jahr habe ich als Schüler des<br />
Para celsus-<strong>Gymnasium</strong>s Hohenheim ein<br />
Prak tikum bei einem Tierarzt gemacht, das<br />
sehr interessant war. Aufgrund dieser Er -<br />
fahrungen ist das Berufsfeld der Medizin für<br />
mich bisher das interessanteste, und ich<br />
wür de am ehesten Humanmedizin studieren.<br />
■<br />
67
68<br />
Streitschlichter AG<br />
Streit!!! Schüler helfen Schülern<br />
„Das Kind ist nur böse, wenn es schwach ist.<br />
Macht es stark, und es wird gut sein.“<br />
(J.-J. Rousseau: Emile)<br />
Die Ohrfeige saß, und die Seele war<br />
ver letzt. Ein Gefühl von Ohnmacht breitete<br />
sich aus. Was tun?<br />
Konflikte gehören zum Schulalltag. Ge -<br />
fährlich sind die ungelösten Konflikte, die,<br />
meist harmlos beginnend, derart eskalieren<br />
können, dass die Beteiligten sehr darunter<br />
leiden. Die Zufriedenheit aller und<br />
die Lust am Lernen sind beeinträchtigt.<br />
Von den Erwachsenen werden sie häufig<br />
als Störung und Belastung empfunden. Sie<br />
är gern sich über einzelne Schüler, die<br />
immer wieder in Streit geraten, und stellen<br />
bei vielen eine geringe Fähigkeit oder<br />
Bereitschaft fest, ihr eigenes Verh<strong>alten</strong> kritisch<br />
zu überdenken bzw. zu verändern.<br />
Allerdings ist es für die am Konflikt Be tei li g -<br />
ten oft schwer, im direkten Gespräch eine<br />
Lösung für ihren Streit zu finden. Zu sehr<br />
sind sie emotional verstrickt und zu sehr<br />
hem mt sie die Angst, das Gesicht zu verlieren.<br />
In der Streitschlichtung haben sie<br />
eine Anlaufstelle, wo sie ihre Konflikte hintragen<br />
können, wo sie die Erfahrung ma -<br />
chen, dass Verletzungen wieder heilen und<br />
dass sie aus dem Konflikt gestärkt hervorgehen<br />
können.<br />
Die Vorteile mediativer Konfliktlösung<br />
haben sich herumgesprochen: Mediation<br />
ist ein Verfahren, in dem eine neutrale dritte<br />
Partei die Konfliktbeteiligten darin un -<br />
ter stützt, selbst eine tragfähige Lösung zu<br />
finden, die die Interessen aller berücksich-<br />
tigt – frei nach<br />
dem Motto: Was<br />
bin ich bereit zu<br />
tun, was erwarte ich von dem<br />
andern? Es muss kein Schuldiger ge -<br />
funden werden. Niemand muss verurteilt<br />
werden. Im Ziel: Zwei Sieger,<br />
kein Verlierer. Der Ver mittler (Mediator)<br />
hilft dabei, das Selbst wert gefühl und das<br />
Selbstvertrauen des Ein zelnen zu stärken<br />
und auf der anderen Seite Verständnis und<br />
Anteilnahme für den anderen zu entwikkeln<br />
sowie die eigenen Anteile am Konflikt<br />
zu erkennen. Diese Methode wurde in<br />
den USA entwickelt, und das Interesse<br />
daran nimmt auch bei uns sprunghaft zu.<br />
Große Unternehmen z.B. setzen bei wirtschaftsrechtlichen<br />
Strei tig keiten ebenso<br />
auf Mediatoren wie Familienrechtler.<br />
Aber ist die Konfliktlösung an Schulen<br />
nicht originäre Aufgabe der Lehrkräfte?<br />
Sind Kinder und Jugendliche überhaupt fä -<br />
hig, so komplizierte Aufgaben zu bewältigen?<br />
Wir wollen Kinder und Jugendliche nicht<br />
nur als Problemverursacher sehen. Sie<br />
können oft sehr viel schneller, effektiver<br />
und verständnisvoller bei Konflikten unter<br />
Gleichaltrigen vermitteln als Erwachsene<br />
und werden sehr viel leichter als neutrale<br />
Person anerkannt. In der AG “Mediation”,<br />
die zur Zeit von Frau Fröhlich und Frau<br />
Hövermann betreut wird, erfahren die<br />
Schüler nicht nur, welche Gefühle, Be dürf -<br />
nisse und Interessen hinter Konflikten stehen,<br />
sondern sie üben auch Strategien zur<br />
konstruktiven Konfliktlösung ein. Weil
ihnen die Verbesserung des Schulklimas<br />
am Herzen liegt, wollen sie soziale Verant -<br />
wor tung übernehmen. Dafür brauchen sie<br />
seitens der Mitschüler und Lehrer Akzep -<br />
tanz und Vertrauen in ihre Fähigkeiten.<br />
Die Mediation ist kein Zaubermittel, wohl<br />
aber geeignet, Alltagskonflikte in der Schu -<br />
le zu lösen. Trotzdem ist sie mehr als Streit -<br />
schlichtung. Die Erfahrungen zeigen, dass<br />
Streitschlichter-Programme nur dann auf<br />
Dau er wirksam sind, wenn sie Teil des<br />
Schul programms geworden sind. Erst<br />
wenn ein großer Teil der Schulge mein -<br />
schaft in Klassenprogrammen, Schüler -<br />
train ings, im Unterricht... für konstruktive<br />
Konfliktbearbeitung und soziales Lernen<br />
sensibilisiert ist, wird meiner Ansicht nach<br />
die Gestaltung des sozialen Prozesses an<br />
unserer Schule eine breite Basis haben.<br />
Die Ohrfeige tut weh, und die Seele ist<br />
verletzt. Aber ich hoffe, dass wir aktiv und<br />
lernend Lösungen finden und so auch das<br />
Lern- und Arbeitsklima in den Klassen und<br />
nicht zuletzt das Schulklima bereichern. ■<br />
Regina Hövermann<br />
Vordere Reihe: Claudia Oberle,<br />
Martin Spenke, Frau Fröhlich,<br />
Frau Hövermann<br />
Hintere Reihe: Daniel Riemer,<br />
Jonas Kronmüller, Dominik<br />
Jesser, Antje Langnau, Anja<br />
Janischewski, Nora Härter<br />
69
im Text: Münze mit Eule der<br />
Athena<br />
Sokrates<br />
Cicero<br />
70<br />
Die <strong>alten</strong> Sprachen<br />
– kein <strong>Aus</strong>laufmodell<br />
Wer sich einmal die Mühe macht, die<br />
Euro- und Centmünzen seiner Geldbörse<br />
we niger als bloßes Zahlungsmittel denn<br />
als Bild- und Ideenträger anzusehen, der<br />
wird so manche Entdeckung machen: Ab<br />
und zu wird ihm das griechische, nach<br />
einer at tischen Münze gestaltete<br />
1€-Stück in die Hand fallen, das<br />
unter einem Ölbaumzweig die<br />
Eule der Athena zeigt und uns<br />
auch daran erinnert, dass Europa,<br />
dass die EU weit mehr ist – und weit<br />
mehr sein sollte – als eine reine Wirt -<br />
schaftsgemeinschaft, zu der sie zu ver kom -<br />
men droht: Was Europas Identität ausmacht,<br />
das beginnt zu einem guten Teil in<br />
Athen, in Griechenland, auch wenn die<br />
Namens geberin unseres Kontinents, die<br />
uns das griechische 2€-Stück zusammen<br />
mit ihrem Entführer vorführt, eine nach<br />
Kre ta verschleppte phönizische Prinzessin<br />
war.<br />
Andere Münzen erzählen uns noch<br />
mehr über unsere antike Geschichte: Die<br />
grie chische Triere (1 Ct, Griechenland)<br />
steht auch für die Verteidigung der Freiheit<br />
der hellenischen Poleis gegen den asiatischen,<br />
persischen Despotismus bei Salamis<br />
480 v. Chr.: Was wäre Athen als Provinz -<br />
stadt des Perserreiches für die Geschichte<br />
gewesen? Das Haupt der Venus, der Mut ter<br />
des Trojaners Aeneas (10 Ct, Italien) und<br />
fiktiven Ahnfrau von Caesar und Au g us tus,<br />
das Colosseum (5 Ct, Italien), Marc Aurel,<br />
der stoische Philosoph auf dem Thron der<br />
Cäsaren (50 Ct, Italien) – all dies führt uns<br />
deutlich vor Augen, dass Eu ro pa schon einmal<br />
unter dem Imperium Ro manum eine<br />
politische und kulturelle Einheit war.<br />
Der ‚Vitruvianische Mann’ des Leo nar -<br />
do da Vinci (1€, Italien) steht für den Bei -<br />
trag, den die antiken Autoren und die <strong>Aus</strong> -<br />
ein andersetzung mit ihnen zur Heraus bil -<br />
dung des modernen europäischen Geistes<br />
in der Renaissance geleistet haben. Und<br />
diesen Autoren kann man auch heu -<br />
te noch etwas abgewinnen: Ob<br />
wir mit Sokrates und seinem<br />
Schüler Platon über Gerechtigkeit<br />
philosophieren, mit Thukydides<br />
über Politik nachdenken, mit Cicero<br />
die res publica verteidigen oder Ovid<br />
über die Schulter schauen, wie er die griechischen<br />
Mythen psychologisierend deutet<br />
– wir setzen uns stets mit Themen auseinander,<br />
die uns noch heute beschäftigen.<br />
Im Latein- und Griechischunterricht<br />
er fah ren die Schülerinnen und Schüler die<br />
Be deutung der Antike für Geschichte und<br />
kulturelle Identität Europas. Das La teini -<br />
sche ist die Leitsprache tradierter Bildung.<br />
Um diese Erkenntnis zu vertiefen und zu<br />
zei gen, dass die lateinische Sprache auch<br />
noch in der Renaissance als Medium der<br />
<strong>Aus</strong>einandersetzung mit der Gegenwart<br />
wirken konnte und gewirkt hat, erhält das<br />
Fach Latein an unserem <strong>Gymnasium</strong> in<br />
Klasse 10 eine halbe Pool-Stunde zusätzlich.<br />
Sie soll für die Lektüre solcher neulateinischer<br />
Texte genutzt werden, die das<br />
Herausbilden des modernen Menschen -<br />
bil des in der Renaissance den Schüler in -<br />
nen und Schülern exemplarisch vor Augen<br />
führen. Gedacht ist an die Lektüre z.B. von<br />
Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus,<br />
Petrarca (Besteigung des Mont Ventoux),<br />
Pico della Mirandola<br />
Ferner dient das Erlernen der lateini-
schen (aber auch der griechischen) Spra -<br />
che dem Verstehen von Sprache überhaupt.<br />
Es fördert konzentriertes Arbeiten,<br />
analytisches Denken und die Fähigkeit zur<br />
Abstraktion. Während bei den modernen<br />
Fremdsprachen die Kommunikations fähig -<br />
keit im Vordergrund steht, werden im Un -<br />
ter richt der Alten Sprachen das grammati -<br />
sche Verstehen und die analytische Fähig -<br />
keit gefördert. Manch einer hat die deutsche<br />
Grammatik erst anhand der lateinischen<br />
begriffen. Zudem lernen die Schü ler<br />
innen und Schüler beim Übersetzen das<br />
Op erieren mit Hypothesen, die sie dann<br />
am Text überprüfen müssen.<br />
Das grammatische Modell des Latein i -<br />
schen erleichtert den Zugang zu weiteren<br />
Spra chen. Herauszustreichen, wie sehr die<br />
Kenntnis des Lateinischen das Erlernen<br />
seiner Tochtersprachen fördert, ist geradezu<br />
trivial. Das Lateinische ist ja nicht nur<br />
Grundlage aller romanischen Sprachen<br />
und liefert den meisten anderen europäischen<br />
Sprachen wichtige Komponenten.<br />
Daher wird auch, wer Englisch lernt, durch<br />
Lateinkenntnisse gefördert, denn der<br />
größ te Teil seines Wortschatzes entnimmt<br />
es aus dem Lateinischen (oder Französi -<br />
schen), und zwar je anspruchsvoller ein<br />
Text wird, desto mehr.<br />
Dass die Alten Sprachen den Fremd -<br />
wort schatz aktiv und passiv erweitern,<br />
braucht kaum betont zu werden (manch<br />
ein Kandidat der beliebten Quizshows<br />
hät te davon profitiert). Auch die eigene<br />
Mutter sprache gewinnt; die Beschäftigung<br />
mit den Alten Sprachen verbessert die<br />
sprachliche Gewandtheit und Sicherheit<br />
auch im Deutschen: Wenn der Schüler aus<br />
den vielen möglichen Bedeutungen eines<br />
Wortes die an einer bestimmten Stelle<br />
pas sende heraussuchen muss, wird die Fä -<br />
hig keit zu differenzierendem <strong>Aus</strong>druck ge -<br />
för dert. Den Unterschied des deutschen<br />
vom lateinischen Satzbau erkennt, wer<br />
ein mal eine komplizierte Satzperiode ad -<br />
äquat ins Deutsche hat bringen müssen.<br />
Überhaupt wird, wer die Alten Sprachen<br />
lernt, auf seinen Sprachgebrauch stärker<br />
ach ten.<br />
Die antiken Texte entstammen nicht<br />
dem Bereich der alltäglichen Kommunika -<br />
tion, sie sind – sogar Fachprosa – rhetorisch<br />
durchgestaltet. Diese rhetorische<br />
Ge staltung gibt dem Schüler eine Ein führ<br />
ung in die rhetorische Analyse, er erkennt<br />
die Wirkung rhetorischer Figuren und Ge -<br />
staltung und kann sie auch schließlich auch<br />
selbst einsetzen.<br />
Latein wird am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />
seit einigen Jahren nach dem so genannten<br />
Bi beracher Modell unterrichtet: Wer<br />
mit grund ständigem Latein in Klasse 5<br />
beginnt, wird auch in Englisch – allerdings<br />
mit et was reduzierter Stundenzahl – un -<br />
terrichtet; Eltern müssen somit nicht<br />
befürchten, dass ihre Kinder erst dann die<br />
unverzichtbare Weltsprache Englisch er -<br />
lernen, wenn sich das Sprachenfenster zu<br />
schließen beginnt, andererseits nützt dem<br />
Lat ein i schen die leichtere Beh<strong>alten</strong>s fähig -<br />
keit der Schülerinnen und Schüler vor der<br />
Puber tät. Da beide Sprache weit verschieden<br />
voneinander sind, kommt es auch<br />
nicht zu einem Durcheinander.<br />
Für den, der Griechisch lernen will, bietet<br />
unser <strong>Gymnasium</strong> in Zukunft (G8)<br />
eine nicht alltägliche Sprachenfolge: Auch<br />
wer sich zunächst nicht für grundständiges<br />
Latein, sondern für die Sprachenfolge Eng -<br />
lisch – Französisch entschieden hat, darf<br />
ab der 8. Klasse Griechisch lernen: Es wird<br />
also ‚lateinlose Griechen’ geben. Warum<br />
aber nicht? Lateinkenntnisse sind für das<br />
Er lernen des Griechischen keineswegs<br />
Vor aussetzung, auch wenn sie bisweilen<br />
hilfreich sind.<br />
Wenn der Antrag unserer Schule die<br />
zuständige Behörde überzeugt, so wird<br />
demnächst an unserem <strong>Gymnasium</strong> der<br />
Zug des “Euro päischen <strong>Gymnasium</strong>s” eingerichtet<br />
werden, d. h. Schüler, die sich für<br />
diesen Zug entscheiden, erlernen neben<br />
den beiden Alten Sprachen und dem<br />
Englischen noch eine weitere moderne<br />
Erasmus<br />
Petrarca<br />
71
72<br />
euro päische Fremdsprache (wohl Spa -<br />
nisch) und erh<strong>alten</strong> einen entsprechenden<br />
Vermerk im Abiturszeugnis, wenn sie eine<br />
der antiken Sprachen und diese moderne<br />
Fremdsprache bis zum Abitur weiterführen.<br />
Seit 1819, seit Johannes Kullen seine<br />
Latein schule eröffnete, kann man in Korn -<br />
tal Griechisch und Latein lernen, die Alten<br />
Sprachen blicken also auf eine stolze Tra -<br />
dition zurück. Zwar gilt, dass es auch ohne<br />
die Alten Sprachen, ohne Griechisch und<br />
ohne Latein, das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<br />
Mün chingen gäbe, aber einen bunten, seltenen<br />
Farbtupfer, den es seiner weit zu -<br />
rückreichenden Tradition verdankt und der<br />
es unter den Gymnasien der Region hervorhebt,<br />
hätte es dann weniger. ■<br />
Stefan Meyer-Schwelling
Moderne Fremdsprachen<br />
Cambridge Certificates<br />
Ein Jahr in den USA<br />
40 Jahre Schule- und Städeparterschaft mit Mirande (F)<br />
CAMBRIDGE CERTIFICATES<br />
In diesem Schuljahr findet zum ersten<br />
Mal ein Vorbereitungskurs auf eine Cam -<br />
bridge ESOL-Prüfung statt (ESOL =<br />
English for Speakers of Other Languages),<br />
und zwar für das First Certificate (FCE).<br />
Unsere Schüler können sich mit einem<br />
solchen Zertifikat eine international anerkannte<br />
Zusatzqualifikation im Fach Eng -<br />
lisch erwerben – und dabei natürlich auch<br />
enorm profitieren für den ‘normalen’ En glisch<br />
unterricht.<br />
In dem Kompaktkurs geht es um ein<br />
ganz sys tematisches Sprach- und Prü -<br />
fungs train ing im Hinblick auf spezielles<br />
Lese- und Hörverstehen, verschiedene<br />
Arten des ‘stan dardisierten’ Schreibens,<br />
sowie um das ‘flüssige’ Sprechen in unterschiedlichen<br />
Kommunikationssituationen.<br />
Für interessierte SchülerInnen wird im<br />
kommenden Schuljahr wieder ein solcher<br />
Vorbereitungsskurs an geboten. ■<br />
Ute Ellen Stoll<br />
ENGLISCH FÜR BESONDERS<br />
INTERESSIERTE SCHÜLER –<br />
BEGABTENFöRDERUNG<br />
Eigentlich kann man schon von einer<br />
Tra dition sprechen: Seit dem Schuljahr<br />
1988/89 werden im Rahmen der Be -<br />
gabten förderung Projekte durchgeführt,<br />
bei de nen bisher vor allem Themen aus<br />
der Lan des kunde und Literatur angeboten<br />
wurden, so z.B. „The American Civil War“<br />
(Geschichte und Literatur), „Li teratur und<br />
deren Verfilmung“, „Ein wandererliteratur“<br />
und vieles mehr.<br />
Auf Grund der neuen Bildungs stan -<br />
dards wurde in diesem Jahr das Projekt<br />
„Con versation – Creative Writing –<br />
Presentation“ durchgeführt, das genau die<br />
Fähigkeiten schult, die jetzt als Kom pe ten -<br />
zen vermittelt werden sollen. Auch für das<br />
kommende Schuljahr wurde ein solcher<br />
Kurs angemeldet.<br />
Da man bei diesen Projekten viel ex -<br />
peri mentieren kann, Zeit hat und für die<br />
Schülerinnen und Schüler kein Noten -<br />
druck besteht, sind die Teilnehmer regelmäßig<br />
mit viel Freude dabei. ■<br />
Silvia Schilling<br />
Sportunterricht auf Englisch<br />
Schon seit sieben Jahren erteilt Frau<br />
Schil ling den Sportunterricht in der Ober -<br />
stufe auf Englisch, was zur Schulung der<br />
Alltagssprache und zur Spontaneität beiträgt<br />
und nebenbei auch noch viel Spaß<br />
macht.<br />
EIN JAHR IN DEN<br />
VEREINIGTEN STAATEN VON<br />
AMERIKA<br />
Viele fragen sich bestimmt, was man mit<br />
seinen Englischkenntnissen machen kann.<br />
Ich bin als <strong>Aus</strong>tauschschüler für ein Jahr<br />
nach Amerika gegangen. Dort verbrachte<br />
ich die elfte Klasse an der Allendale<br />
Columbia Private School in Rochester, NY,<br />
einer größeren Stadt im Nordosten der<br />
Ver einigten Staaten.<br />
73
74<br />
Doch wie kommt man eigentlich auf<br />
die Idee, für ein Jahr alles hinter sich zu lassen<br />
und sich ins Ungewisse zu stürzen? Für<br />
mich spielte auf jeden Fall die Abenteuer -<br />
lust eine Rolle. Ein anderer Aspekt, der<br />
nicht zu leugnen ist, war sicherlich die Idee,<br />
ein Jahr lang auf sich selbst gestellt zu sein,<br />
somit mehr oder weniger unabhängig von<br />
den Eltern zu sein und das Leben selber in<br />
die Hand zu nehmen. Bestimmt spielte<br />
auch meine vorausgegangene Amerika rei -<br />
se eine Rolle, denn von dem Zeitpunkt an<br />
war ich einfach fasziniert von diesem<br />
Land. Zu guter Letzt haben auch meine El -<br />
tern die Idee unterstützt, für ein Jahr ins<br />
<strong>Aus</strong> land zu gehen, um die Sprach kennt nis -<br />
se zu verbessern und um eine neue Kultur<br />
kennen zu lernen.<br />
Nach langen Nachforschungen entschied<br />
ich mich schließlich für eine Ver -<br />
mittlungs organisation. Von nun an gab es<br />
kein Zurück mehr. Ich begann mir mein<br />
mög liches Jahr auszumalen und befasste<br />
mich mit den aufwändigen Bewerbungs -<br />
unterlagen.<br />
Ursprünglich wollte ich an die West -<br />
küste, aber da die Schulen an der Ost -<br />
küste besser sind, riet mir meine Or ga ni -<br />
sa tion davon ab, was sich im Endeffekt ge -<br />
lohnt hat, da ich ein Stipendium von einer<br />
sehr guten Privatschule bekam. Anfang<br />
Au gust war es dann auch soweit, es wurde<br />
ernst. Mit dem Abschied von meiner Fa mi -<br />
lie wurde mir klar, dass für mich ab jetzt<br />
dass Ungewisse begann.<br />
In Rochester wurde ich von meiner<br />
Gast familie empfangen – was sehr ko -<br />
misch war, denn ich wusste, dass ich von<br />
nun an mit diesen Menschen wohnen,<br />
mich an ihre Regeln h<strong>alten</strong> und auch auf<br />
sie Rücksicht würde nehmen müssen.<br />
Dennoch bereitete es mir keine größeren<br />
Schwierigkeiten, mich einzuleben, da wir<br />
uns vom ersten Tag an sehr gut verstanden.<br />
Sicherlich trug dazu bei, dass ich den<br />
ausgebauten Dachstuhl für mich alleine<br />
hatte. Das bedeutete, dass ich zwei Zim -<br />
mer und ein eigenes Bad hatte, wofür ich<br />
selbst verantwortlich war, aber dort auch<br />
machen konnte, was ich wollte. Doch wie<br />
in jeder Beziehung musste ich auch Zu ge -<br />
ständ nisse machen. Einerseits konnte ich<br />
nicht weggehen, wann ich wollte, da ich<br />
man ch mal auf meine kleinen Geschwister<br />
aufpassen musste, aber auch, wenn dies<br />
nicht der Fall war, musste ich mir erst je -<br />
mand suchen, der mich abholen und wieder<br />
heimbringen konnte. Denn öffentliche<br />
Ver kehrs mittel standen nicht zur Ver fü -<br />
gung, und meine Gastmutter war zu be -<br />
schäftigt, als dass sie mich andauernd hätte<br />
irgendwo hinbringen können.<br />
Nicht nur das Familienleben war an -<br />
ders, sondern natürlich auch das Schul le -<br />
ben. Zuerst einmal ist das amerikanische<br />
Schulsystem ganz anders als hier bei uns.<br />
Man hat viel mehr Wahlmöglichkeiten,<br />
man identifiziert sich viel mehr mit der<br />
Schu le und hat eine ganz andere Ein stel -<br />
lung zu ihr, da man dort wirklich den größten<br />
Teil seines Tages verbringt. Dies hat<br />
mehrere Gründe: Zunächst geht der<br />
Unterricht in den USA bis 15 Uhr, jedoch<br />
ist danach noch fast jeder bis zum Abend<br />
in der Schule und geht dort Aktivitäten<br />
nach. Diese Aktivitäten sind von der Schu -<br />
le organisiert. Zur <strong>Aus</strong>wahl stehen alle nur<br />
denkbaren Sportarten vom Golf-Team bis<br />
zum Schwimm-Team. Aber auch wenn<br />
man nicht sportbegeistert ist, ist einiges<br />
ge boten: vom Schulorchester über Mal -<br />
kur se bis zur Theater- AG. In meinem speziellen<br />
Fall war es nochmals ein bisschen<br />
anders, da ich ja auf einer Privatschule war.<br />
In meinem Fall war die Integration einfach<br />
super. Vom ersten Tag an sind die Mit -<br />
schüler auf mich zugegangen und haben<br />
mir geholfen, wo immer ich auch Hilfe<br />
brauch te. Im Vergleich zu Deutschland war<br />
nicht nur das soziale, sondern auch das<br />
Lernumfeld anders. Ein wichtiger Faktor,<br />
der dabei sicherlich eine große Rolle<br />
spielt, ist, dass die Schule sich ihre Schüler<br />
aussuchen kann, wobei die Schule besonderen<br />
Wert auf schulische Leistungen, so -<br />
ziale Kompetenzen und Motivation legt.
Das Ergebnis ist eine ganz andere Atmo s -<br />
phäre. Diese ist anders, als man meinen<br />
mag. Viele Leute werden nun sofort denken,<br />
dass auf der Schule nur reiche Kinder<br />
sind. Aber dies ist an der Allendale Co lum -<br />
bia ganz anders, denn 30 Prozent der<br />
Schü ler haben ein Stipendium.<br />
Da auf meiner Schule ein Lehrer nur<br />
we nige Schüler zu betreuen hat, ist das<br />
Ver hältnis zwischen Schülern und Lehrern<br />
ein anderes als in Deutschland. Ich würde<br />
sagen, auf der einen Seite hat man sehr<br />
viel Respekt vor dem Lehrer, da er an ein<br />
en sehr hohe Ansprüche stellt und versucht,<br />
das Optimum aus einem herauszuholen,<br />
aber auf der anderen Seite hat man<br />
schon ein fast freundschaftliches Verhältnis.<br />
Man redet über sein letztes Wochenende,<br />
über seine Familie oder diskutiert über<br />
das letzte Football-Spiel. Es geht sogar so<br />
weit, dass sich Schüler und Lehrer umarmen.<br />
All das und vieles mehr hat dazu beigetragen,<br />
dass dieses <strong>Aus</strong>tauschjahr für mich<br />
zu einem wunderbaren Erlebnis wurde. Es<br />
gab natürlich auch schwierige Momente,<br />
aber die guten, rosigen <strong>Zeiten</strong> überwogen<br />
bei weitem. Außerdem bin ich an den<br />
schwierigen Momenten nur gewachsen.<br />
Wenn ich das Jahr als ganzes betrachte,<br />
halte ich die Entscheidung, für ein Jahr in<br />
die Vereinigten Staaten zu gehen, für die<br />
beste meines jungen Lebens, denn ich<br />
habe so viele Menschen kennen gelernt,<br />
Freunde fürs Leben gewonnen und ge -<br />
lernt, mich in einem komplett neuen bzw.<br />
anderen Umfeld zurecht zu finden. ■<br />
Daniel Szabo, Klasse 12<br />
MIRANDE, LA JOLIE –<br />
VON DER<br />
STäDTEPARTNERSCHAFT<br />
ZUR SCHULPARTNERSCHAFT<br />
Die Unterlagen über die Beziehungen<br />
un serer Stadt zu Mirande sind außeror-<br />
dentlich umfangreich. Im folgenden Beitrag<br />
wird mit der Entwicklung der Schüler fahr -<br />
ten nur ein einzelner – freilich wichtiger –<br />
Aspekt dargestellt oder besser gesagt:<br />
skiz ziert. Denn vieles – möglicherweise<br />
auch Wichtiges – bleibt in Anbetracht der<br />
Kür ze der Darstellung unerwähnt. Dazu<br />
gehören sicher auch Namen mancher, die<br />
sich engagiert um die Partnerschaft<br />
gekümmert haben. Auf jeden Fall aber<br />
gebührt ein besonderer Dank der Stadt<br />
<strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, ohne deren<br />
Unterstützung diese Fahrten nicht möglich<br />
gewesen wären.<br />
In gut vierzig Jahren sind viele Berichte<br />
von Schülern über Mirandefahrten ge -<br />
schrie ben worden. Besonders berührt hat<br />
mich der allererste von Rainer Wißler<br />
(7rb), dessen Gruppe am Donnerstag, dem<br />
25. Juli 1963, den Campingplatz von Mi -<br />
rande einweihen durfte. Er berichtet von<br />
dem überaus herzlichen Empfang in der<br />
Stadt Mirande, vom Champagner ge nuss,<br />
vom Bad am Morgen danach in ein em<br />
Fluss, in dem – wie man später erfuhr –<br />
das Baden wegen Seuchengefahr verboten<br />
war, vom großen Festessen und vom<br />
Tanz im Freien. Wichtig war auch das<br />
abendliche Singen von französischen und<br />
deutschen Volksliedern, denn der Leiter<br />
dieser ersten <strong>Korntal</strong>er Schülergruppe<br />
war schließlich Herr Seez.<br />
Die ‚Väter’ der Städtepartnerschaft hat -<br />
Die legendäre<br />
Campingfahrt 1963<br />
Schüler aus Mirande<br />
in <strong>Korntal</strong><br />
75
<strong>Aus</strong>tausch 2003<br />
76<br />
ten der Jugend eine entscheidende Rol le<br />
zugedacht, eine Idee, die von Herrn Seez<br />
mit Begeisterung aufgenommen wurde. Er<br />
plante diese erste Campingfahrt bereits,<br />
bevor die Partnerschaft offiziell geworden<br />
war. Seinen Reisenotizen entnehme ich,<br />
dass 19 Schüler und Schülerinnen der Klas -<br />
sen 3r bis 8rb sowie 4 Mädchen aus dem<br />
Progymnasium und 4 Mittelschüler mit ihm<br />
und Fräulein Bosch auf diese historische<br />
Reise gegangen sind. Hinter den meisten<br />
Namen findet sich der Vermerk „Zelt”, bei<br />
einigen war jedoch schon 1963 ein <strong>Aus</strong> -<br />
tausch geplant. Das Problem der Unter -<br />
bring ung wurde also schon damals flexibel<br />
gelöst.<br />
In seinem Artikel „Die Verschwisterung<br />
von <strong>Korntal</strong>, Mirande und Tubize” schreibt<br />
Bürgermeister Werner Thrum: „Im Som -<br />
mer 1963 fuhr eine <strong>Korntal</strong>er Schüler grup pe<br />
nach Mirande, und wir konnten mit großer<br />
Freude feststellen, dass die deutsche und die<br />
französische Jugend trotz aller sprachlichen<br />
Schwierigkeiten mit strahlendem Enthusias -<br />
mus und be glücken der Selbstverständlichkeit<br />
die Ver bin dung bejahten. Aber auch unter<br />
den Er wachsenen war das Eis bald gebrochen!“<br />
Das Eis war wohl gebrochen, aber alle<br />
Herzen hatte man noch nicht gewonnen.<br />
So erinnert sich Reinhild Stiefel nicht nur<br />
an die Preisverleihung – Bürgermeister<br />
Beau dran überreichte ihr „La Chartreuse<br />
de Parme“, sondern auch an die Tatsache,<br />
dass die Fensterläden einiger Häuser in<br />
Mi rande während des Besuchs der Deut -<br />
schen demonstrativ geschlossen blieben.<br />
In den folgenden Jahren wurde es Tra -<br />
di tion, dass der Chor nach Mirande fuhr.<br />
„Das war eine ganz tolle Fahrt”, findet<br />
Suse Weil, die 1967 mit dabei war, noch<br />
heute. Adelheid Petruschke durfte sogar<br />
mitfahren, obwohl sie Griechisch lernte.<br />
Sie erzählte mir, dass Herr Dr. Bayer und<br />
Herr Seez sich im Bus zur Belustigung<br />
oder Belehrung – wie auch immer – ihrer<br />
Schü ler zu einem Wettbewerb „Wer<br />
kennt das ausgefallenste französische<br />
Wort?” per Mikrofon verleiten ließen.<br />
Diese Schüler grup pen fuhren zum Eu -<br />
ropa tag nach Mi ran de – möglicherweise<br />
ein Versuch, der Mahnung des Ober -<br />
schulamts: „Man möge derartige Rei sen<br />
kün ftig in die Ferien verlegen” et was entgegenzusetzen.<br />
Am Progymnasium pflegte man inzwischen<br />
das Schullandheim durch Mirande -<br />
fahr ten zu ersetzen, wie ich von Elly Abelt<br />
erfuhr, die selbst eine solche Reise liebevoll<br />
geplant und geleitet hat. Auch diese<br />
Unternehmungen wurden von den Schü -<br />
ler innen sehr geschätzt. Meine Nachbarin
Elisabeth van der Haar war mit Fräulein<br />
Schuster und Herrn Matschke auf die<br />
Reise gegangen: „Eine ganz tolle Fahrt quer<br />
durch Frankreich. Meine Schwester und ich<br />
waren auf einem Bauernhof weit außerhalb<br />
untergebracht. Wir schliefen in einem Him -<br />
mel bett und das Klo war im Gar ten.” Ob die<br />
Unternehmung ihren Lehrern jedoch auch so<br />
gut gefallen hat, da ist sie sich gar nicht<br />
sicher: „Da waren nämlich immer noch so<br />
junge Franzosen.”<br />
Damit sind bereits zwei Problemzonen<br />
dieser Fahrten genannt – die An stren gung<br />
en der Lehrer, eine zu intensive Ver brü -<br />
der ung zu verhindern, und die Unter brin -<br />
gung der Schüler in ungewohnt ländlicher<br />
Um ge bung. Aber vielleicht sind es gerade<br />
solche Dinge, die eine Fahrt in der Er -<br />
inner ung besonders lebendig bleiben lassen.<br />
Na tür lich kam es mitunter auch vor,<br />
dass Gast und Gastgeber nicht ganz so gut<br />
miteinander auskamen und der Besuch für<br />
sie nicht sofort der Beginn einer wunderbaren<br />
Freundschaft wurde. Mir selbst<br />
wurde 1992 mit dem ganzen Frust über<br />
die Ab lehnung einer liebvoll zubereiteten<br />
Enten mahl zeit über eine Schülerin gesagt:<br />
„Elle est gentille, la petite, mais elle ne<br />
mange que des verdures.”<br />
Die Schullandheimersatzfahrten des<br />
Pro gymnasiums fanden ein Ende durch die<br />
Zusammenlegung der beiden Schulen.<br />
Herr Seez fuhr jedoch bis zu seinem<br />
Eintritt in den Ruhestand mit dem Chor<br />
nach Mirande, um beim Europatag die<br />
mu sikalische Umrahmung zu übernehmen.<br />
Untergebracht wurden die Schüler<br />
teils in Familien, teils in den Internaten der<br />
Schulen.<br />
Ingrid Schroth, die in den letzten Jahren<br />
Herrn Seez begleitet hatte, übernahm<br />
nach dessen <strong>Aus</strong>scheiden die Koordina -<br />
tion und Organisation der Mirandefahrten<br />
und Besuche, die von unserer Seite als<br />
Studien fahrten in Klasse 11 durchgeführt<br />
wur den. Außer ihr veranstaltete etwa<br />
auch Heidrun Gampper eine individuell<br />
auf ihre Klasse abgestimmte Fahrt. Diese<br />
Studien fahr ten waren aber immer noch<br />
Besuche in der Stadt Mirande; das Collège<br />
und das Lycée sah man kaum von innen.<br />
Erst als Gérard Lhamas-Fernandez<br />
Schul leiter in Mirande wurde, änderte sich<br />
das schlagartig. Daraufhin schlug ihm<br />
Ingrid Schroth bei ihrem Besuch in<br />
Mirande im Herbst 1991 spontan vor, die<br />
Städte part ner schaft durch eine offizielle<br />
Schul part ner schaft zu ergänzen. Am 29.<br />
11. 1991 stimmte das Kollegium des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong> mit 33<br />
Ja-Stimmen, 0 Nein-Stimmen und 4 Ent -<br />
haltungen für die offizielle Schul part ner -<br />
schaft, die dann beantragt und beurkundet<br />
wurde.<br />
Seit dieser Zeit ist die Planung der<br />
Fahr ten und der Gegenbesuche aus Mi -<br />
ran de mehr und mehr Sache des Gym na -<br />
si ums, hauptsächlich der Fachschaft Fran -<br />
zösisch, geworden. Es waren nun außer<br />
der unermüdlichen Ingrid Schroth etliche<br />
Kollegen unterwegs nach Mirande, so<br />
Roland Kimmerle mit Waltraud Schliack<br />
und Herrn Heim, Christa Frank mit Inge -<br />
borg Maus und Peter Zorn, Eckart Fro -<br />
wein mit der JazzAG, ich selber mit Roland<br />
Kimmerle, Elly Abelt und schließlich mit<br />
Christine Bollinger. Die vorerst letzte<br />
Fahrt unternahmen im Herbst 2003 Inge<br />
Denzinger und Tino Miksche. Noch in bes -<br />
ter Erinnerung wird vielen von uns die<br />
Gast freundschaft von Nelly Martin und<br />
Pierre-André Bère sein, die jahrelang das<br />
Pro gramm in Mirande planten, die deutschen<br />
Kollegen aufnahmen und mit Spe -<br />
ziali täten der Region verwöhnten – selbst<br />
zu der Zeit, zu der Nelly nicht mehr am<br />
Collège tätig war. Andere wiederum erinnern<br />
sich gerne an die überaus herzliche<br />
Aufnahme bei Sylvette und Jean-Claude<br />
Dupéroir oder bei M Lhamas selbst. Jede<br />
dieser Fahrten war ein Versuch, ein passendes<br />
Programm und eine individuelle<br />
Fahrtroute für die jeweilige Klasse zu finden.<br />
In Mirande dagegen plante man an -<br />
ders. „Connaissez-vous <strong>Korntal</strong>?“ ist im -<br />
77
Auf dem Weg in<br />
die Partnerstadt<br />
78<br />
mer wieder eine der ersten Fragen, die ei -<br />
ner neuen Lehrkraft für Deutsch in Mi ran -<br />
de von ihren Schülern gestellt wird. Le<br />
voyage à <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong>, das ist die<br />
Belohnung für ein ganzes Jahr Deutsch lern<br />
en; es ist die Gelegenheit, wo dieser kleine<br />
verschworene Kreis, der nahe der spanischen<br />
Grenze noch diese schwierige Spra -<br />
che lernt, ganz unter sich ist; es ist die<br />
Möglichkeit das Gelernte zu testen, deutsche<br />
Freunde wieder zu sehen.<br />
Französische Lehrer werden oft versetzt,<br />
sie unterrichten nur ein Fach, sie<br />
können daher nicht immer mit der vollen<br />
Stundenzahl an einer Schule eingesetzt<br />
werden. In der Praxis bedeutet das, dass<br />
ein Deutschlehrer im Gers zwischen zwei<br />
Schulen pendeln muss – und damit zwei<br />
<strong>Aus</strong>tauschprogramme zu betreuen hat. M.<br />
Lhamas und der Leiter des collège M.<br />
Mallegol haben sich jedoch immer wieder<br />
bemüht, den <strong>Aus</strong>tausch mit <strong>Korntal</strong> in seinen<br />
so ganz eigenen gewachsenen Struk -<br />
tu ren zu fördern. Einige Jahre lang waren<br />
die Sportlehrer für uns treue Begleiter, ich<br />
erinnere mich gerne an die entspannte<br />
Runde im Lehrerzimmer des gymnase –<br />
und natürlich war da Monique Michel, die<br />
Jahr für Jahr die Mirander Schüler nach<br />
<strong>Korntal</strong> begleitet hat, obwohl ihre Haupt -<br />
tätigkeit an ihrer Schule in Auch war.<br />
Immer wieder taucht in Mirande auch<br />
Hervé Garlet auf, der mit seiner Be geist e -<br />
rung für die deutsche Sprache regelmäßig<br />
die Zahl der Deutsch lernenden Schüler<br />
steigen lässt. Er versucht durch Ko op er a -<br />
tion mit Schulen in Auch die Fahrt für die<br />
Franzosen erschwinglich zu h<strong>alten</strong>. So war<br />
bei den letzten zwei Besuchen Joelle Vaury<br />
mit Schülern des Collège Salinis in Auch<br />
mit zu Gast in <strong>Korntal</strong>.<br />
Bedenkt man, dass alle diese Fahrten<br />
nicht nur von den verschiedenen Schul lei -<br />
tern befürwortet werden müssen, sondern<br />
auch vom conseil d’administration<br />
der einzelnen Schulen und schließlich von<br />
der académie genehmigt werden müssen,<br />
ist man fast erstaunt, dass sie gelegentlich<br />
tatsächlich stattfinden können.<br />
Mirande, ma jolie – es ist ein wenig still<br />
geworden um Dich.<br />
Sicher ist die Euphorie des Anfangs<br />
vorbei. Ganz <strong>Korntal</strong> feierte damals ein<br />
Riesenfest – im Archiv findet man den<br />
Brief wechsel der Schulleiter der Stadt über<br />
die Zahl der zu stellenden Fackel- und<br />
Lampionträger.<br />
Gegenseitige Besuche haben – ganz<br />
ge wiss nicht nur an unserer Schule – den<br />
Reiz des Besonderen verloren. Die An -<br />
sprüche der Schüler sind höher, manchmal<br />
hat man den Eindruck, sie wollen eine<br />
Gastfamilie wie aus einem Urlaubskatalog<br />
buchen.<br />
An vielen Schulen laufen Versuche, den<br />
traditionellen Schüleraustausch durch<br />
gemeinsame Projekte zu ergänzen oder<br />
gar zu ersetzen. Einige Fachschaften unserer<br />
Schule haben die Fachschaft Fran zö -<br />
sisch bereits in der Vergangenheit bei Ex -<br />
pe rimenten in dieser Richtung unterstützt;<br />
wir haben vor ein paar Jahren auch zaghafte<br />
Versuche unternommen, die SMV in das<br />
Programm mit einzubinden. Es gab ebenfalls<br />
schon einen Informationsaustausch ei -<br />
niger Französisch-LKs zum Lycée Alain<br />
Four nier zu landeskundlichen Lehr plan the -<br />
men, eine Tradition, die sich wieder be le -<br />
ben und möglicherweise auf andere Klas -<br />
sen stufen ausweiten ließe. Die Schul -<br />
partnerschaft wäre wieder mehr die Sa che<br />
der ganzen Schule.<br />
Ein Wunsch zum Schluss: Wenn in Mi -<br />
rande wieder einem neuen Deutschlehrer<br />
die Frage “Connaissez-vous Komtal?“<br />
gestellt wird, möge die Antwort lauten:<br />
„Pas encore“ ! ■<br />
.Antje Schmid
Die Fachschaft Deutsch stellt sich vor<br />
– oder: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung<br />
Deutschlehrer und ihre Dichter<br />
Hilde Domin ■ Margit de Freitas<br />
Das Gefieder der Sprache<br />
Das Gefieder der Sprache streicheln<br />
Worte sind Vögel<br />
mit ihnen<br />
davonfliegen.<br />
Bertolt Brecht ■ Martin Donabauer<br />
Der Rauch<br />
Das kleine Haus unter Bäumen am See.<br />
Vom Dach steigt Rauch.<br />
Fehlte er<br />
Wie trostlos dann wären<br />
Haus, Bäume und See.<br />
Schiller ■ Heidrun Gampper<br />
Zitate<br />
„ Dem Schwachen ist sein Stachel auch gegeben.“<br />
„ Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.“<br />
„ Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und<br />
würd’ er in Ketten geboren.“<br />
Erich Kästner ■ Regina Heumüller<br />
Nicht jeder, der nach Indien fährt,<br />
entdeckt Amerika.<br />
Man kann sich auch an offenen Türen<br />
den Kopf einrennen.<br />
Es gibt nichts Gutes<br />
außer: man tut es.<br />
79
80<br />
Heinrich Böll ■ Suzanne Hoffman<br />
„Die Sprache kann der letzte Hort der Freiheit<br />
sein. Wir wissen, daß ein Gespräch, daß ein<br />
heimlich weitergereichtes Gedicht kostbarer<br />
werden kann als Brot, nach dem in allen<br />
Revolutionen die Aufständischen geschrien<br />
haben.“<br />
(aus seiner Rede „Die Sprache als Hort der Freiheit“, geh<strong>alten</strong><br />
anlässlich der Entgegennahme des Eduard-von-der-<br />
Heydt-Preises der Stadt Wuppertal am 24.01.1959)<br />
Carl Barks ■ Winfried Harst<br />
Lyrik aus Entenhausen:<br />
“Seufz”, “Röchel”, “Japs”, “Ächz”, “Krächz”,<br />
“Hechel”, “Grmpf”, “Wüt”,<br />
“Jaul”, “Kreisch”, “Buh”<br />
Carl Barks, ein visionärer Künstler des 20. Jahrhunderts, ist<br />
mein Lieblingsautor, weil er die geeignete Literatur für die<br />
PISA-Generation geschaffen hat. „Im Land der eckigen Eier“<br />
(Lost in the Andes) oder „Arturo, der Affe“ (Too many pets)<br />
werden in spätestens zwei Jahren Pflichtlektüren in Deutsch<br />
oder Englisch.<br />
Joseph v. Eichendorff ■ Christine Kramer<br />
Mondnacht<br />
Die Luft ging durch die Felder,<br />
Die Ähren wogten sacht,<br />
Es rauschten leis die Wälder,<br />
So sternenklar war die Nacht<br />
Und meine Seele spannte<br />
Weit die Flügel aus,<br />
Flog durch die Stillen Lande,<br />
Als flöge sie nach Haus.<br />
J. W. von Goethe ■ Renate Martin-Aretz<br />
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,<br />
(Faust, Der Tragöde erster Teil)<br />
Anton Tschechov ■ Tino Miksche<br />
Neben einer jungen Frau sitzend, die im<br />
Morgenlicht so schön erschien, besänftigt und<br />
bezaubert von dieser märchenhaften Umgebung<br />
– dem Meer, den Bergen, den Wolken, dem weiten<br />
Himmel, dachte Gurov, dass im Grunde,<br />
wenn man es sich recht überlegte, auf dieser<br />
Welt alles schön sei, alles, außer dem, was wir<br />
denken und tun, wenn wir die höchsten Ziele<br />
des Daseins vergessen, unsere menschliche<br />
Würde.<br />
Anton Tschechov „Die Dame mit dem Hündchen“ 1899
Theodor Fontane ■ Ingrid Mayer-Groß<br />
Unsere Prinzipien dauern gerade so lange, bis<br />
sie mit unseren Leidenschaften oder Eitelkeiten<br />
in Konflikt kommen, und ziehen dann jedes Mal<br />
den Kürzeren.<br />
Wer nicht weiß, dass er eine Maske trägt, trägt<br />
sie am vollkommensten.<br />
Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist,<br />
kommt keine Klugheit auf.<br />
“Wir wissen wenigstens, dass wir nichts taugen,<br />
und in dieser Erkenntnis ist die Möglichkeit der<br />
Besserung gegeben.” – Bülow in “Schach von<br />
Wuthenow”<br />
Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die<br />
Sprache.<br />
Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht,<br />
kommen sie nicht mehr zurück.<br />
Heinrich Heine ■ Waltraud Schliack<br />
AM MEER<br />
Das Fräulein stand am Meere<br />
Und seufzte lang und bang,<br />
es rührte sie so sehre<br />
der Sonnenuntergang.<br />
„Mein Fräulein, sein Sie munter,<br />
Das ist ein altes Stück;<br />
Hier vorne geht sie unter<br />
Und kehrt von hinten zurück.“<br />
Joseph v. Eichendorff ■ Ute-Ellen Stoll<br />
Frau Stoll empfiehlt - bei aller Begeisterung<br />
für Goethe und Schiller -, die Romantik nicht<br />
ganz zu vergessen, alldieweil sich manch<br />
tröstliche Textpassage dort findet, wie z.B.:<br />
„Nun“, sagte ich, „wenn ich ein<br />
Taugenichts bin, so ist’s gut,<br />
so will ich in die Welt gehen<br />
und mein Glück machen. (…)<br />
- und es war alles, alles gut!“<br />
Paulo Coelho ■ Ingeborg Maus<br />
„Egal, ob die anderen dich unterstützen, kritisieren,<br />
ignorieren, tolerieren – du tust etwas, weil<br />
es dein Schicksal auf dieser Erde, der Quell aller<br />
Freuden ist.“<br />
„Leben heißt mit einem Fallschirm abspringen;<br />
Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet,<br />
nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis man den<br />
eigenen Gipfel erklommen hat.“<br />
81
82<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />
Erinnert Ihr Euch noch...<br />
Peter Weiss ■ Tilman Diez<br />
Hölderlin und die deutsche Misere<br />
aus Peter Weiss: Hölderlin. 1971<br />
Auftritt Susette Gontard. Im Hintergrund lauschend zuweilen<br />
Margarete Gontard. Susette atemlos.<br />
SUSETTE GONTARD<br />
So bald die Gäste weg komm<br />
zu mir durch den hintern Eingang<br />
lauf schnell die Treppe rauf<br />
die Thür wird offen stehn wie immer<br />
die Kinder sind zur Zeit<br />
im untern blauen Zimmer<br />
und sollt dich jemand sehn was thuts<br />
kann doch nicht auffalln wenn Persohnen<br />
welche unterm gleichen Dach wohnen<br />
sich eine halbe Stund zusammen bringen<br />
HÖLDERLIN<br />
So gehts doch nicht<br />
SUSETTE GONTARD<br />
O ich bin wie gelähmt<br />
wenn du so sprichst Geliebter<br />
möcht dir doch einen Himmel geben<br />
HÖLDERLIN<br />
Unmöglich<br />
… dass es Ende der Achtziger an der Schule eine<br />
Schü lerin gab, die für 50 Mark, welche die Schüler<br />
eingesammelt hatten, in der Großen Pause zum<br />
Gau di um aller in den metertiefen Tümpel sprang,<br />
der da mals noch unseren Innenhof zierte.<br />
Hilde Domin ■ Constanze Siebert<br />
Nicht müde werden<br />
Nicht müde werden<br />
Sondern dem Wunder<br />
Leise<br />
Wie einem Vogel<br />
Die Hand hinh<strong>alten</strong><br />
Es knospt<br />
Es knospt<br />
Unter den Blättern<br />
Das nennen sie Herbst
Die Probleme des Faches Deutsch im<br />
Jahr des großen Umbruchs, Aufbruchs,<br />
an no 2004, verdeutlicht anhand einer<br />
Einladung zum Fach konvent.<br />
EINLADUNG<br />
ZUM FACHKONVENT<br />
DEUTSCH<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
Mit Bestürzung habe ich feststellen müs -<br />
sen, dass noch Unklarheiten herrschen be -<br />
züglich G8, GIS, GfS, GWG, NwT, ITG-<br />
Modul, integrativem Modul, Nikos etc., insbesondere<br />
scheint es mir noch an einer<br />
generellen progressiven Qualifikations kom -<br />
pe tenz (GPQK) zu mangeln, ja, ich wage zu<br />
behaupten, dass gewisse asymmetrische<br />
Identifikations- und Reflektionsebenen<br />
(AIR) unverkennbar sind. Wir sollten dies<br />
Problem zielorientiert angehen. Das Beste<br />
wäre zweifellos, wenn es uns gelänge, ein<br />
Konzept für eine curriculare Innovations -<br />
evalua tion (CIE) zu entwerfen. Ich bin fest<br />
davon überzeugt, dass dies eine Niveau<br />
konkretisierende Stabilisierungs funk tion<br />
(NKS) hätte. Eine dysfunktionale Or ien tier<br />
ungs kompetenz (DOK) können wir uns<br />
m.E. (meines Erachtens) gerade in unserem<br />
Fachbereich nicht länger leisten.<br />
wichtig – wichtig – wichtig<br />
eilt – eilt – eilt – eilt – eilt – eilt<br />
Top: Entwicklung eines schulcurricularen,<br />
synapsenkompatiblen Kompetenz mo -<br />
dells mit doppelter Spiralstruktur unter<br />
besonderer Berücksichtigung potentiell ex -<br />
ter ner - evt. globalisierter - Evaluation.<br />
M f 1.A G<br />
R. Martin-Aretz<br />
Termin: 1. April, 0.00 Uhr<br />
Ort: kein Ort, nirgends<br />
83
84<br />
Zu guter Letzt –<br />
ein guter Deutschlehrer<br />
Der ideale Deutschlehrer...<br />
• kennt sich in sämtlichen Werken der<br />
Welt literatur aus<br />
• ist ein Organisationstalent<br />
• besucht mindestens einmal im Monat<br />
eine Fortbildungsveranstaltung<br />
• gibt Klassenarbeiten bereits in der nächsten<br />
Stunde zurück<br />
• ist stets Klassenlehrer<br />
• unternimmt regelmäßig etwas außer -<br />
unterrichtlich mit seiner eigenen und<br />
ande ren Klassen<br />
• organisiert Autorenlesungen, Vor lese-<br />
wettbe werbe etc. etc.<br />
• ist versiert im Umgang mit Computer<br />
und Internet<br />
Ein guter Deutschlehrer ist<br />
• immer fröhlich und kann<br />
auch jederzeit fachfremd Musik<br />
oder Chemie unterrichten.<br />
Ein guter Deutschlehrer kann<br />
• Kon juga tion von Konjunktur unterscheiden.<br />
Ein guter Deutschlehrer weiß,<br />
• dass Metaphorik keine Parfümmarke ist.<br />
Eine Deutschlehrerin<br />
• Sie ist immer heiter,<br />
• hält gerne Vertretungsstunden, um<br />
gleich den nächsten Aufsatz vorzubereiten;<br />
• Der dauert mindestens drei Stunden;<br />
• Da freuen sich die Kollegen.<br />
• Abends eilt sie ins Theater, um die<br />
passende Aufführung für ihre Schüler zu<br />
finden, doch dort ist vieles recht vulgär.<br />
• Minnesang und auch das Althochdeut<br />
sche sind ihr ans Herz gewachsen,<br />
und sie zögert nicht, die Wichtigkeit der<br />
„<strong>alten</strong> Abteilung“ zu betonen.<br />
• Wenn die Schüler die mittelalterlichen<br />
Ep en gar nicht lesen wollen, ...<br />
so erzählt sie eben den Parsifal, denn<br />
dieser kommt der Heiligen Schrift<br />
gleich.<br />
• Computer sind ihr ein Gräuel, wie<br />
überhaupt die verfluchte Technik, denn<br />
sie hät te ja einen zuverlässigen Sekretär<br />
verdient.<br />
Natürlich hat sie auch einen<br />
praktischen Sinn.<br />
• Sie pflegt ihre Rosen mit Inbrunst:<br />
• Die Königin der Blumen vor Augen<br />
und die Sonette ihrer Lieblingsdichter<br />
im Sinn.<br />
• Sie kocht Suppen und Soßen,<br />
• bringt nicht nur sonntags ein Mittag -<br />
essen auf den Tisch,<br />
• und zu Weihnachten und Ostern pro-<br />
fitieren auch die Schüler von ihren Kü-<br />
chen künsten.<br />
Wenn die Erschöpfung sie übermannt,<br />
• reist sie zu Kur,<br />
• in den Ferien natürlich, nach Baden wei -<br />
ler oder in die Bretagne,<br />
• wenn dies die Sprachkenntnisse erlauben,<br />
• um in gepflegter Atmosphäre die<br />
malträtierten Beine zu pflegen<br />
• und von zarten Händen die Schmerzen<br />
in der Wirbelsäule lindern zu lassen.<br />
Waltraud Schliack
<strong>Aus</strong> <strong>alten</strong> <strong>Zeiten</strong><br />
Erinnert Ihr Euch noch...<br />
… dass ein anderer Abi-Jahrgang so zum Spaß ein paar tausend<br />
mit Wasser gefüllte Trink be cher in den Gängen und auf der Treppe<br />
des Re ktoratsbereichs aufgestellt hatte. Als der Schulleiter sie mit<br />
wütenden Fußtritten alle um geworfen hatte, musste Herr<br />
Fritscher ca. 200 Liter Wasser aus dem Untergeschoß pum pen.<br />
Einen ähnlich durchschlagenden Effekt erzielte ein weiterer Abi-<br />
Jahrgang mit ein paar Tausend ebenda aufgestellten „Neger -<br />
küssen“.<br />
Derselbe Schulleiter gab bei der Tombola, die an lässlich der 100-<br />
Jahrfeier des <strong>Gymnasium</strong>s veranstaltet wurde, während des<br />
Schulballes die Devise an das Kollegium heraus: „Wer einen größeren<br />
Preis gewinnt, spendet ihn der Schule.“ Die<br />
Schlagbohrmaschine, die er selber gewonnen hat, soll er dann<br />
aber beh<strong>alten</strong> haben.<br />
... dass dem ersten Schüler, der sein Auto vor dem <strong>Gymnasium</strong><br />
parkte (ein Lloyd), dies um gehend untersagt wurde. Begründung:<br />
„Scha det dem Ruf der Anstalt.“<br />
... dass, als Ende der Fünfziger Abiturienten mitten in der Nacht<br />
einmal den Kleinwagen einer Lehrerin so zum Spaß wegtragen<br />
wollten, sie überrascht feststellten, dass die besagte Pädagogin mit<br />
einem der Klassen ka mer ad en bei liebevoller Unterhaltung noch<br />
drinsaß.<br />
85
86<br />
Religion / Ethik<br />
Religion verbindet<br />
Sozialpraktikum – Erfahrungen in der Arbeitswelt<br />
RELIGION VERBINDET<br />
In einer Zeit, in der das Gegenteil der<br />
Fall zu sein scheint, hat sich die Fachschaft<br />
Religion am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> genau<br />
die se Überschrift als Leitwort gewählt.<br />
Nicht nur, weil wir uns menschlich ge -<br />
genseitig sehr schätzen und schon von da -<br />
her Religion als verbindendes Element<br />
wahr nehmen, sondern vor allem deshalb,<br />
weil wir uns einig sind in dem Bemühen,<br />
das Verbindende in den Religionen zu su -<br />
chen und unseren Schülerinnen und Schü -<br />
lern zu vermitteln.<br />
In unseren Schwerpunkten Theologie<br />
und Philosophie verpflichten wir uns dem<br />
Fä cher verbindenden Unterricht. Wir be -<br />
mü hen uns, schwierige Denkzusam men -<br />
hän ge zu elementarisieren und verständlich<br />
zu vermitteln.<br />
Es ist uns wichtig, die Schüler mit ihrer<br />
Meinung ernst zu nehmen und das Ge -<br />
spräch mit ihnen zu suchen. Wir versuchen,<br />
Konflikte zu benennen und in offenem<br />
Diskurs mit den Betroffenen auszutragen.<br />
Wir wollen den Schülern nahe<br />
bring en, dass in der <strong>Aus</strong>einandersetzung<br />
mit Menschen, die anders denken, der Re -<br />
spekt vor ihnen im Sinne einer umfassenden<br />
Toleranz vor allem andern stehen<br />
muss. Und da zur Toleranz immer die ge -<br />
naue Kenntnis der eigenen Position<br />
gehört – alles andere wäre nur Gleich gül -<br />
tig keit – bemühen wir uns, unsere Schüler<br />
auszubilden und sprachfähig zu machen<br />
und ihnen für das, was sie denken, das<br />
nötige geistige Handwerkszeug an die<br />
Hand zu geben.<br />
Ökumenisches, interdisziplinäres Ar bei -<br />
t en, das inzwischen von den jeweiligen<br />
Lan des kirchen ausdrücklich begrüßt und<br />
gefördert wird, kennen wir schon lange.<br />
Wir arbeiten generell ökumenisch zusammen,<br />
und bei besonderen Gelegenheiten<br />
wie bei Schulgottesdiensten oder schulischen<br />
Projekten wird diese Zusammen ar -<br />
beit auch nach außen sichtbar.<br />
Natürlich ist uns klar, dass neben solchen<br />
Leitbildern die Unterrichtssituation<br />
und die Schüler selbst uns oft nur recht<br />
klei ne Brötchen backen lassen. Und daher<br />
legen wir großen Wert auf eine gute Pä -<br />
da gogik und auf gelingende Zusammen ar -<br />
beit mit den Kolleginnen und Kollegen, die<br />
in den jeweiligen Klassen unterrichten. Wir<br />
sind sehr offen für Fächer übergreifende<br />
Projekte und haben in den neuen Lehr plä -<br />
nen, die jetzt entwickelt wurden, dafür<br />
auch einigen Raum bekommen.<br />
Ein Beispiel für diese neue Weite, die<br />
uns die Lehrpläne lassen, ist das Sozial -<br />
praktikum, das wir mit großem Erfolg seit<br />
dem Schuljahr 2004/05 zusammen mit<br />
dem Fach Ethik in Klassenstufe 8 durchführen.<br />
Schülerinnen und Schüler lernen<br />
bei diesem Projekt, das aus dem Unter -<br />
richt er wächst, durch eigenes Handan le -<br />
gen die sozialen und diakonischen As pek -<br />
te unserer Gesellschaft kennen und von<br />
innen heraus verstehen. ■<br />
Veronika Bohnet, Christoph Doll, David<br />
Elsäßer, Jörg Maihoff, Christina Mayer, Regina<br />
Rapp, Corinna Schmohl
SOZIALPRAKTIKUM<br />
Das Sozialpraktikum der<br />
8. Klassen stufe aus der Sicht<br />
der Schülerinnen und Schü ler<br />
“Schon die Vorbereitung im Unterricht<br />
war ungewöhnlich. Im Unterricht haben<br />
wir uns schon auf das Praktikum vorbereitet.<br />
Wir haben uns Leute „angesehen“,<br />
welche Art von Behinderung sie haben:<br />
Al ter, Sehbehinderung, Gehbehinderung,<br />
geistige Behinderung, eine Behinderung,<br />
weil man allein ist, also wenn man Hilfe<br />
von anderen braucht und so weiter. Wir<br />
versetzten uns in Leute, die nicht sehen<br />
können, indem wir uns ein Tuch um die<br />
Augen banden, uns einen Stock nahmen<br />
und von jemandem hinausgeführt wurden.<br />
Dann mussten wir schauen, wie wir<br />
alleine zurechtkamen, ohne etwas zu<br />
sehen.<br />
Auch versetzten wir uns in Leute, die<br />
nicht gehen können und im Rollstuhl sitzen.<br />
Wir überlegten uns, wie weit wir in<br />
einem Rollstuhl aus unserem Haus hinaus<br />
und irgendwohin kommen würden.”<br />
Laura Döffinger<br />
Allgemeine Beobachtungen<br />
Die Kinder im Kindergarten sind sehr<br />
unterschiedlich im Temperament und im<br />
Verh<strong>alten</strong>. Manche sind sehr schüchtern<br />
und zurückh<strong>alten</strong>d, andere dagegen sind<br />
temperamentvoll, laut und auffällig. Ich<br />
habe die Beobachtung gemacht, dass manche<br />
Kinder viel lieber in Gesellschaft anderer<br />
Kinder spielen oder mit mir, meiner<br />
Freundin oder einer Erzieherin. Die Kinder<br />
wollten meistens etwas zu zweit oder mit<br />
mehreren machen. Andere Kinder dagegen<br />
konnten sich sehr gut alleine beschäftigen<br />
und alleine etwas spielen. Manchmal<br />
wollten sie auch niemanden dabei haben,<br />
der ihnen hilft oder mit ihnen spielt.<br />
Beim Spielen im Freien haben manche<br />
Kinder sich ganz anders benommen als im<br />
Kindergarten beim Spielen. Manche Kin -<br />
der sind draußen viel lebhafter als drinnen<br />
und tauen einfach auf beim Spielen. Man -<br />
che spielen draußen mehr mit anderen<br />
Kindern als drinnen und sind kontaktfreudiger.<br />
Anne Ulmer<br />
Keine Angst vor unangenehmer<br />
Ar beit und Verständnis für<br />
Men schen, die sich nicht konform<br />
verh<strong>alten</strong><br />
Manchen, die nicht mehr allein essen<br />
konnten, half ich, ihr Brot zum Mund zu<br />
führen, anderen, die noch besser zurechtkamen,<br />
musste ich nur ein Brot mit<br />
Marmelade streichen oder eine Schüssel<br />
mit Müsli auf den Tisch stellen. So gut wie<br />
alle Pflegeheiminsassen mussten Me di ka -<br />
men te nehmen, was öfters mit gewissen<br />
Schwierigkeiten verbunden war, da man<br />
nichts verwechseln durfte; das hätte fatale<br />
Folgen haben können. Sonst schenkte ich<br />
den Bewohnern Kaffee ein oder gab ihnen<br />
eine Scheibe Brot.<br />
Es hat mich nicht geekelt, wenn irgendjemand<br />
gesabbert oder nicht mehr richtig<br />
gegessen hat, da ich sowieso alles danach<br />
abwischen konnte.<br />
Nachdem alles abgeräumt war und alle<br />
Tische im Speisesaal mit einem feuchten<br />
Tuch abgewischt waren, ging ich mit einer<br />
Pflegerin durch alle Zimmer und sammelte<br />
die schmutzige Wäsche der Bewohner<br />
ein und leerte alle Mülleimer.<br />
(...) Ich glaube allerdings auch, dass es<br />
manchen ganz egal war, ob ich komme<br />
oder nicht, da sie aus Einsamkeit traurig<br />
oder verbittert waren und sie deshalb<br />
nichts von irgendwelchen Praktikanten<br />
wis sen wollten. Dies war manchmal auch<br />
ein Problem für mich, da ich nicht wusste,<br />
was ich mit diesem Leuten anfangen sollte.<br />
(...)<br />
Ich weiß nun, wie es in einem Alten -<br />
pflege heim zugeht, was die Arbeit eines<br />
Altenpflegers ist und wie man mit den<br />
Heim bewohnern umzugehen hat. Es hat<br />
87
88<br />
mir gebracht, dass ich jetzt besser weiß,<br />
weshalb alte Menschen schnell depressiv<br />
wer den, nämlich weil sie, wenn sie von<br />
nie mandem besucht werden oder den<br />
gan zen Tag nichts oder so gut wie nichts<br />
tun, sehr oft denken, dass sie unnütz sind<br />
und sie keiner mehr braucht.<br />
Aber es ist meist besser, wenn die Leu -<br />
te zu Hause bleiben können, da die Zu -<br />
wen dung der Altenpfleger im Heim sich<br />
auf gewisse äußere Bedürfnisse be -<br />
schränkt. In einem Pflegeheim haben die<br />
Betreuer nämlich nicht genügend Zeit, sich<br />
auch mit längeren Gesprächen, Vorlesen<br />
oder Ähnlichem um die Patienten zu kümmern.<br />
Julian Huß<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Da wir Mitarbeiter in der Stad t rand er -<br />
holung auch eine große Verantwortung zu<br />
tragen hatten, wurden wir vor der Ferien -<br />
maßnahme über einige wichtige Dinge in -<br />
for miert und geschult. Anhand von Kärt -<br />
chen, auf denen Notfallsituationen be -<br />
schrie ben waren, haben wir wichtige Ver -<br />
hal tens maßregeln durchgesprochen, wie<br />
z.B.: Was ist zu tun, wenn ein Kind barfuß<br />
in einen rostigen Nagel tritt?<br />
Einige Mitarbeiter haben deshalb sogar<br />
im Vorfeld der Ferienspiele einen Erste-<br />
Hilfe-Kurs besucht bzw. eine <strong>Aus</strong>bildung<br />
beim DLRG als Rettungsschwimmer ge -<br />
macht. Wir waren ein bunt gemischtes<br />
Team und haben uns in unseren Gaben<br />
und Fähigkeiten gut ergänzen können. (...)<br />
Ich habe gelernt, Verantwortung für die<br />
Kinder zu übernehmen, auf sie einzugehen,<br />
ihnen zu helfen, wenn es nötig war,<br />
Streit zu schlichten und ihnen Bezugs per -<br />
son zu sein. (...) In manchen Situationen<br />
werde ich nächstes Mal anders reagieren<br />
und teilweise nicht so streng sein.<br />
Amelie Klenk<br />
Was man so alles lernen und<br />
lehren kann<br />
Das Kindergarten-Team ist darauf be -<br />
dacht, zur Selbstständigkeit und Ge mein -<br />
schafts fähigkeit hinzuführen. In altersgemischten<br />
Gruppen (von 3-6 Jahren) fördert<br />
es die Kinder ganzheitlich in gezielten<br />
Angeboten und im freien Spiel. Der<br />
Schwer punkt der Erziehungsaufgabe wird<br />
auf die musisch-kreative Entwicklung ge -<br />
legt. Der Kindergarten schließt die christliche<br />
Erziehung als Bildungs- und Er zieh -<br />
ungs aufgabe mit ein. In der letzten Zeit ha -<br />
ben auch Kinder mit Behinderung den Kin -<br />
der garten besucht. Auch in Zukunft be -<br />
steht grundsätzlich die Möglichkeit, Kinder<br />
mit Behinderungen mit zu betreuen.<br />
Alexandra Huß<br />
Nicht so einfach, wie man denkt<br />
Am Anfang hatte ich die Befürchtung,<br />
dass es mit den Kindern zu leicht werden<br />
würde zu arbeiten. Aber es kam ganz an -<br />
ders, als ich gedacht hatte. Man glaubt gar<br />
nicht, wie verschieden die Charaktere in<br />
diesem Alter schon sind. Man muss sich in<br />
verschiedenen Situationen auf die Kinder<br />
ganz anders einstellen als auf Gleichaltrige<br />
oder Erwachsene. Wenn z.B. ein Kind<br />
weint aus einem Grund, den man nicht<br />
kennt, muss man ganz anders damit umgehen.<br />
Man sollte es ganz lieb und nett fragen,<br />
was denn passiert ist. So bekommt<br />
man dann vielleicht Infos und kann den<br />
Streit zwischen zwei Kindern schlichten.<br />
Das kann aber auch ganz amüsant sein.<br />
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />
es manchmal ganz schön anstrengend sein<br />
kann, Kinder zu hüten. Aber es hat immer<br />
Spaß gemacht. (...) An den Kindern war<br />
leicht zu sehen, ob man etwas richtig ge -<br />
macht hat oder nicht. Durch die offenen<br />
Gesichter konnte man gleich Freude oder<br />
Trauer ablesen. Bei den Erzieherinnen war<br />
es natürlich nicht mehr so einfach, da<br />
Erwachsene nicht mehr so offen und na -<br />
tür lich reagieren. Aber mit der Zeit und<br />
näherem Kennenlernen hat man auch bei
ihnen gemerkt, dass sie sich freuten, wenn<br />
man seine Sache gut gemacht hat.<br />
Fabian Meßner<br />
Der Sinn des Praktikums<br />
Ich denke, das Sozialpraktikum hat deswegen<br />
etwas mit den Fächern Religion<br />
und/oder Ethik zu tun, weil man dadurch<br />
lernt, nur aus Nächstenliebe und ohne<br />
Geld zu bekommen eine Aufgabe zu<br />
über nehmen, die anderen Menschen hilft,<br />
egal ob es alte, kranke oder sehr junge<br />
Menschen sind. Man bekommt einen Ein -<br />
druck, was die Menschen in Altenheimen,<br />
Kindergärten, Sozialstationen (…) arbeiten<br />
und was sie alles leisten. Denn es<br />
kostet oft viel Geduld, Kraft und seelische<br />
Stärke im Umgang mit diesen Menschen.<br />
Sie brauchen einfach viel mehr Zeit, Zu -<br />
wendung, Aufmerksamkeit und Ver ständ -<br />
nis. Das betrifft vor allem Alten- und<br />
Pflege heime und Sozialstationen. Die Auf -<br />
gaben dort sind nicht immer einfach, aber<br />
wenn man dann einmal die Dankbarkeit<br />
und die Freude der <strong>alten</strong>, kranken<br />
Menschen zu spüren bekommt, ist das ei -<br />
ne große Belohnung.<br />
Der Umgang mit den Kindern ist zwar<br />
fröhlicher, aber die Kinder muss man im<br />
Gegensatz zu den Erwachsenen noch er -<br />
ziehen und pädagogisch in ihre Grenzen<br />
verweisen. Und es gibt in jedem Kinder -<br />
gar ten komplizierte und unkomplizierte<br />
so wie rücksichtsvolle und egoistische Kin -<br />
der. Aber jedes Kind muss trotzdem gleich<br />
behandelt werden, keines darf bevorzugt<br />
oder benachteiligt werden. Und ich habe<br />
versucht, mich um alle Kinder zu kümmern<br />
und alle ins Spiel mit einzubeziehen.<br />
Es war nicht immer einfach, denn die<br />
Kinder waren nicht immer zu Kom -<br />
promissen bereit und stur in ihrer<br />
Meinung.<br />
Daniel Dittmar<br />
Fazit<br />
Wenn man mich fragen würde, würde<br />
ich mich spontan dafür entscheiden, noch<br />
einmal in den Kindergarten zu gehen.<br />
Allein, um noch mal diesen Riesenspaß mit<br />
den Kindern zu erleben. Aber dann bitte<br />
ganztags für eine Woche, um alle Aspekte<br />
mitzubekommen und alle Beteiligten besser<br />
kennen zu lernen. Denn dann habe ich<br />
auch die Chance, beim Kochen mitzuwirken<br />
und weitere tolle Sachen mit den Kin -<br />
dern zu gest<strong>alten</strong>. Da gibt es sicher viel zu<br />
lachen und zu lernen.<br />
Fabian Meßner<br />
Während des Praktikums lernte ich<br />
sehr viele Kinder kennen. Ich spielte mit<br />
ihnen und bastelte, ich tobte mit ihnen<br />
rum und lernte, wie man die Welt mit<br />
Kinder augen sieht. Die Kinder brachten<br />
mir bei, wie schön die Welt ist. Ich lernte<br />
aber auch, dass es in diesem Alter schon<br />
Konflikte gibt, die man lösen muss. Ich<br />
den ke, dass die Kindergärtnerinnen sehr<br />
viel Freude an ihrem Beruf haben, doch<br />
mir wäre der Umgang mit so vielen<br />
Kindern auf die Dauer zu stressig. Denn<br />
man muss alle Wünsche der Kinder unter<br />
einen Hut bringen, und das ist nicht immer<br />
so einfach.<br />
Corinna Oberle<br />
Die Aufgaben der Mitarbeiterinnen im<br />
Altersheim – es waren nur Frauen – sind:<br />
die Patienten zu waschen, ins Bett zu bringen,<br />
Essen zuzubereiten, beim Anziehen zu<br />
helfen usw., eben all das, was die <strong>alten</strong><br />
Leute nicht mehr selber machen können.<br />
Ich habe viele verschiedene Menschen<br />
kennen gelernt, viele Patienten, mit denen<br />
ich mich sehr gut verstanden habe. Na tür -<br />
lich gab es auch Menschen, die ziemlich<br />
un freundlich oder unzufrieden waren und<br />
immer rumgemeckert haben, weil sie nach<br />
Hause wollten.<br />
Die Mitarbeiterinnen waren sehr, sehr<br />
nett und haben uns gut miteinbezogen. Sie<br />
haben uns immer gesagt, was wir machen<br />
sollen, und haben uns alles gezeigt und<br />
erklärt.<br />
Ich denke, die Patienten haben von mir<br />
89
90<br />
erwartet, dass ich mich wie die anderen<br />
Schwestern verhalte, dass ich freundlich<br />
und hilfsbereit bin und sie respektiere.<br />
Ich habe von ihnen auch erwartet, dass<br />
sie freundlich zu mir sind und mir ein bisschen<br />
entgegen kommen. Und genau so war<br />
es auch.<br />
Mir persönlich hat es sehr viel ge -<br />
bracht. Jetzt weiß ich, wie manche alte<br />
Men schen leiden bzw. wie sie selber zu -<br />
recht kommen müssen, wie und woran sie<br />
sich orientieren können und welche<br />
Krank heiten sie haben. Ich habe gelernt,<br />
wie man mit ihnen umzugehen hat und<br />
dass sie viel Liebe brauchen. Ich würde<br />
noch einmal dorthin gehen, da es ja<br />
immer neue Patienten in der Kurzzeit pfle -<br />
ge gibt und ich dann jedes mal sicher neue<br />
Er fahrungen machen würde.<br />
Cassy Pinior<br />
Das Praktikum war nicht nur<br />
als solches wichtig<br />
Während meines Praktikums lernte ich<br />
meine Mitschüler und die Schüler aus der<br />
Parallelklasse, die das Praktikum besuchten,<br />
besser kennen und erfuhr, wie sie sich<br />
außerhalb der Schule verhielten. Außer -<br />
dem lernte ich viele nette, alte Menschen<br />
kennen, die diesen Tag, denke ich, immer in<br />
Erinnerung beh<strong>alten</strong> werden.<br />
Viele Senioren bedankten sich persönlich<br />
bei mir für meine Hilfe und mein Auf -<br />
treten, doch auch nur ihr Lächeln oder ihr<br />
Klatschen hat gereicht um mir zu zeigen,<br />
dass es ihnen viel Freude gebracht hat.<br />
Hinzu kam noch, dass eine 95-Jährige,<br />
die älteste unter den Senioren, sich erhob<br />
und sich noch einmal extra für alles be -<br />
dank te.<br />
Ich hatte nicht erwartet, dass manche<br />
sich so noch bei jedem extra bedanken.<br />
Alleine ihre Anwesenheit hätte gereicht.<br />
Ich habe gelernt und gesehen, wie viel<br />
mein Dasein für manche, besonders Ältere,<br />
bedeutet und wie es ist, einmal im<br />
Mittelpunkt zu stehen und dabei viel<br />
Anerkennung zu bekommen.<br />
Alisa Kringler<br />
Tipps für andere Praktikanten<br />
Da ich jetzt selbst mein Praktikum ab -<br />
solviert habe, weiß ich ein paar Dinge, auf<br />
die man achten sollte:<br />
Wenn man sich eine Stelle heraussucht,<br />
sollte man sich für die Stelle interessieren<br />
und für das, was in der Stelle passiert.<br />
Man sollte sich als erstes darum<br />
küm mern, ob die Stelle für Praktikanten<br />
geeignet ist. Wenn das geklärt ist, sollte<br />
man sich überlegen, was man befürchtet<br />
und was man erwartet.<br />
Du solltest bei deinem Praktikum darauf<br />
achten, dass du ein gutes Benehmen<br />
zeigst und dass das Äußere auch einen<br />
guten Eindruck auf die Betreuer macht.<br />
Achte auf dein Erscheinen und auf deine<br />
Sprache, die du während des Praktikums<br />
sprichst. Dann kannst du nichts falsch<br />
machen! ■
Bildende Kunst<br />
“Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.” Karl Valentin<br />
Ein Blick auf die Kunst am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />
„Bildende Kunst“, so heißt das Schul -<br />
fach, das der „Kunsterzieher“ an der Schu -<br />
le unterrichtet. Beides, den Namen des<br />
Fachs und den des Lehrers könnte man<br />
ganz gut auf ihre Bedeutung hin untersuchen,<br />
beispielsweise fragen, ob man in der<br />
Kunst nur bildnerisch tätig ist, oder ob nur<br />
die Kunst bildet, ob der Lehrer mit oder<br />
durch die Kunst erzieht, ja ob die Kunst<br />
oder der Kunstlehrer erzieherischer sind<br />
als andere Lehrer oder Fächer. Vielleicht<br />
wäre diese Untersuchung ganz interessant<br />
oder er hellend für den, der fragt oder den,<br />
der etwas präsentiert, beziehungsweise<br />
be antwortet bekommt. Vielleicht wäre das<br />
Ganze aber auch eine reine Wort klau ber -<br />
ei. Jedenfalls möchte ich das hier nicht tun,<br />
sondern ein wenig über die Bildende<br />
Kunst am <strong>Gymnasium</strong> berichten.<br />
Kunst und Musik heißen im neuen Bil -<br />
dungs plan übrigens nicht mehr “Musische<br />
Fächer”, sondern “Künstlerische Fächer”.<br />
Dort steht auch, dass der unverwechselbare<br />
Beitrag in einem ästhetischen Zugang<br />
zur Welt über die Sinne besteht. Wohl<br />
wahr, denn so viel wie in „Kunst“, wie ich<br />
das Fach hier kurzerhand nennen möchte,<br />
sin nlich wahrgenommen, erfahren, ge -<br />
macht, gemalt, gezeichnet, plastiziert, ge -<br />
baut wird – aber auch darüber nachgedacht,<br />
gesprochen und geschrieben wird –<br />
das ist schon etwas ganz Eigenes und Un -<br />
verwechselbares in der Schule. Vieles passiert<br />
auch in Verbindung und in Zu sam -<br />
men arbeit mit anderen Fächern: Deutsch,<br />
Musik, manchmal auch Mathematik vor<br />
allem auch mit derTheaterAG, für die im -<br />
mer wieder Bühnenbilder entstehen.<br />
Die Kunst ist am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong><br />
seit Jahrzehnten sehr präsent und “aktiv”,<br />
so gab und gibt es ohne Unterbrechung<br />
„Leistungskurse“ im Fach Bildende Kunst<br />
seit die reformierte Oberstufe eingeführt<br />
wurde, damals von Rainer Renz und mir<br />
im Wechsel zum Abitur geführt. Seit<br />
Rainer Renz im Ruhestand ist und sich seiner<br />
Kunst und noch etwas der Lehre an -<br />
dern orts widmet, wechseln sich die Kunst -<br />
lehrer und aktiven Künstler Bodo Nassal<br />
und H.P. Schlotter in der Oberstufe mit<br />
Grund kursen und Neigungskursen, wie<br />
die Leistungskurse jetzt genannt werden,<br />
ab. Margit de Freitas, die Seiteneinsteigerin<br />
im Kunstbereich, ist neben den Genannten<br />
in der Unterstufe tätig. Immer wieder wa -<br />
ren in den letzten Jahren auch Referen -<br />
dare bei uns in <strong>Aus</strong>bildung und haben<br />
mehr oder weniger “Spuren” hinterlassen.<br />
Seit jeher zollen Besucher und Kol -<br />
legen den im Schulhaus ausgestellten<br />
Kunstarbeiten der Schüler/Innen Respekt<br />
(soweit wir hören, und uns natürlich darüber<br />
freuen). Auch von den Schüler/Innen<br />
werden diese Präsentationen, die das Ge -<br />
sicht und den Eindruck der Schule mit<br />
prägen, aktiv wahrgenommen. Neben den<br />
<strong>Aus</strong>stellungen im Schulhaus, früher auch<br />
im damals noch neuen “Mehrzweckraum“,<br />
finden die Abschlussausstellungen der Abi -<br />
turienten regelmäßig im Rathaus in Korn -<br />
tal statt. Eine ganze Reihe Absolventen des<br />
Kunst-Abiturs sind inzwischen selbst<br />
Kunst akademieabsolventen und als Künst -<br />
ler oder Lehrer tätig.<br />
Auch künstlerische Projekte bei den<br />
Projekttagen, Teilnahme an Wettbewerben<br />
mit Kunstpreisen (oft erfolgreich), Kunst<br />
Bodo Nassal,<br />
Margit de Freitas<br />
H.P. Schlotter<br />
91
92<br />
am Bau (z.B. am Bahnhof <strong>Korntal</strong> oder im<br />
Hallenbad in <strong>Münchingen</strong>), Exkursionen in<br />
die Staatsgalerie und zu anderen <strong>Aus</strong>stel -<br />
lungen, gemeinsame Projekte mit der<br />
Stadt oder dem örtlichen Jugendhaus wa -<br />
ren und sind selbstverständliche Facetten<br />
der „Kunst“ am <strong>Gymnasium</strong>. Der Kunst -<br />
bereich, die Zeichensäle und der Werk -<br />
raum sind auch ausserhalb der Unter -<br />
richts stunden oft belebt durch künstlerisch<br />
schaffende Schüler/Innen und werden<br />
dadurch teilweise zum kommunikativen<br />
Treffpunkt. Dort werden auch regelmässig<br />
Plakate für die SMV oder andere<br />
Zwecke gemalt – oder ausnahmsweise<br />
auch `mal künstlerische Geburtstags ge -<br />
schen ke gestaltet...<br />
In den Jahren, in denen Herr Heim<br />
Schul leiter war, garantierte dessen Kunst -<br />
be geisterung auch immer eine stützende<br />
und helfende Hand und natürlich Mo ti va -<br />
tion. Frau Nollert, die neue Schulleiterin,<br />
scheint dies fortzuführen und wird uns in<br />
diesem Sinne für die Kunst sicher auch<br />
weiter zur Seite stehen.<br />
So hoffen die Kunstlehrer, dass das<br />
künst lerische Schaffen am <strong>Gymnasium</strong><br />
wei ter ein lebendiger und schöner Teil der<br />
Schule bleiben wird und den Schüler -<br />
/Innen und den Lehrkräften Freude macht,<br />
trotz der vielen Arbeit.<br />
Vielleicht wird durch die begleitende<br />
Bild auswahl davon etwas sichtbar und<br />
spürbar. ■<br />
H.P. Schlotter
<strong>Aus</strong>stellung im Rathaus <strong>Korntal</strong><br />
mit einer Performance zur<br />
Eröffnung, 2004<br />
93
links oben: Wandmalerei im<br />
Hallenbad <strong>Münchingen</strong> 1994<br />
rechts oben: Schüler bei der<br />
Arbeit zum Bühnenbild für<br />
MOMO, 2005<br />
mitte: Kreidezeichnungen<br />
unten: Wandmalerei<br />
am <strong>Gymnasium</strong><br />
94
Mathematik / Physik<br />
MATHE HAB ICH NIE<br />
GEKONNT – PHYSIK HABE<br />
ICH GEHASST!<br />
Wie oft hört man das von erfolgreichen<br />
Menschen! Könnte man deshalb<br />
nicht zu dem Schluss kommen, diese Fä -<br />
cher seien überflüssig? Während man von<br />
der Nützlichkeit einer Fremdsprache<br />
leicht bei jedem <strong>Aus</strong>landsurlaub überzeugt<br />
wird, ist das bei diesen Fächern wesentlich<br />
schwieriger. Ganz ehrlich, wann mussten<br />
Sie zum letzten Mal eine quadratische<br />
Gleichung lösen? Ist es für Sie wichtig, dass<br />
Sie die Kapazität eines Kondensators be -<br />
stimmen können? Nun gut, ich steige nicht<br />
mit dem Fön in die Badewanne, aber das<br />
hätte ich auch ohne Physikunterricht<br />
gewusst. Haben also diejenigen recht, die<br />
sich damit brüsten, in Mathematik und<br />
Phy sik versagt zu haben?<br />
Trotz dieser Einwände werden in der<br />
Industrie und selbst im Dienstleistungs ge -<br />
werbe – wie z.B. bei Banken – immer häufiger<br />
Mathematiker und Physiker gesucht,<br />
weil unsere Welt immer komplexer wird<br />
und diese Berufsgruppe gelernt hat, komplizierte<br />
Strukturen zu durchdringen und<br />
zu ordnen. In Wahrheit ist es nicht der<br />
Inhalt, der diesen Fächern Bedeutung gibt,<br />
sondern die Methoden. Die Art und Wei -<br />
se, wie man eine Gesetzmäßigkeit entdeckt<br />
und bestätigt, das saubere logische<br />
Schließen, das Ordnen von Argumenten<br />
sind typische Fachmethoden, die in<br />
Mathe matik und Physik gelernt werden.<br />
Deshalb ist es unsinnig, zwanghaft eine<br />
An wen dungs orientierung den Schüler -<br />
innen und Schülern vorzugaukeln, indem<br />
man be rech net, unter welchen Be dingung -<br />
en ein Flugzeug unter einer parabelförmigen<br />
Brücke hindurchfliegen kann. Die Mo -<br />
ti va tion verbessert man damit nicht.<br />
Vor einiger Zeit löste ein Schüler im<br />
Musik unterricht eine schwierige Aufgabe.<br />
Als ihn sein Lehrer fragte, wie er das ge -<br />
macht habe, antwortete er: „Denken habe<br />
ich im Mathematikunterricht ge lernt.“ Bes -<br />
ser kann man es nicht sagen. Ein vollkommen<br />
anwendungsfreies Geo me trie pro -<br />
blem schult den Verstand mehr als jede<br />
noch so angewandte Mathematikaufgabe.<br />
Und das kann ungeheuer motivierend sein.<br />
Vielen Schülerinnen und Schülern macht<br />
es Spaß, verzwickte Problem stel lung en<br />
anzugehen. Gerade das Auf und Ab von<br />
„keine Idee haben“ und dem genialen<br />
Einfall oder auch der mühsamen Er ar bei -<br />
tung führt zu einer tiefen Befriedigung,<br />
wenn man endlich das Ergebnis gefunden<br />
hat.<br />
Das kann man aber nicht lernen, wenn<br />
es der Lehrer vorführt. Kein Mensch<br />
käme auf die Idee, dass man Klavier spielen<br />
lernt, indem man Klavierkonzerte<br />
anhört. Man muss sich selbst intensiv mit<br />
der Sache aus einander setzen. In <strong>Korntal</strong><br />
wurde das schon lange vor TIMSS und<br />
PISA erkannt. Der <strong>Korntal</strong>er Physik un -<br />
terricht ist seit vielen Jahren geprägt von<br />
Schüler ex peri men ten, bei denen die<br />
Schülerinnen und Schü ler selbst forschen<br />
dürfen und so die Fach methoden direkt<br />
lernen und anwenden kön nen. Das verdanken<br />
wir nicht zuletzt der weitblickenden<br />
Unterstützung der Stadt <strong>Korntal</strong>-<br />
<strong>Münchingen</strong>, die hier nicht gespart hat und<br />
dem <strong>Gymnasium</strong> eine der modernsten<br />
95
Von links: Katharina Knöller;<br />
Eckart Frowein; Simone<br />
Schott; Sabine Pineda; Edith<br />
Götz; Wolfgang Strohbach;<br />
Rosemarie Ott; Andreas<br />
Wacker; Sylvia Brunner;<br />
Gerhard Böckeler; Andreas<br />
Trapp<br />
96<br />
(d.h. nicht unbedingt teuersten!) <strong>Aus</strong> -<br />
stattung en des Landes gegeben hat. Da<br />
muss doch Physik Freude machen!?<br />
An dieser Stelle möchte ich auch mit<br />
dem Vorurteil aufräumen, dass Unterricht<br />
Spaß machen muss. Wer ein Instrument<br />
lernt oder im Sport erfolgreich sein will,<br />
weiß, dass vor der Freude am Erfolg mühsames<br />
Üben steht. Nicht alles kann Spaß<br />
machen. Wer sein Handwerkszeug nicht<br />
beherrscht, wird nicht die Begeisterung<br />
eines Sieges (über ein mathematisches<br />
Pro blem) spüren. Deshalb müssen auch<br />
Durch haltevermögen, Konzentration und<br />
Disziplin im Mathematikunterricht ihren<br />
Platz haben. Nur mit diesen Tugenden<br />
wird man Erfolg haben. Einen Erfolg, den<br />
die Zeitgenossen, die stolz auf ihre mangelnden<br />
mathematischen Kenntnisse sind,<br />
für sich reklamieren. Vielleicht haben sie in<br />
ihrem Unterricht mehr (mathematische<br />
Methoden) gelernt, als sie glauben? ■<br />
D. Hoche<br />
VOM RECHENSTAB ZUM<br />
LAPTOP<br />
Mathematik am <strong>Gymnasium</strong><br />
Sehr viele inhaltliche Änderungen hat<br />
es im Fach Mathematik nicht gegeben. Von<br />
Reform zu Reform wird mal der eine, mal<br />
der andere Inhaltspunkt mehr betont. Mal<br />
wird er in diesem, mal in jenem Schuljahr<br />
unterrichtet. So werden die Schüler auch<br />
weiterhin die Grundlagen der Algebra<br />
bzw. der Geometrie erlernen, dürfen sich<br />
mal mehr Kenntnisse in Stochastik, mal<br />
mehr Wissen in der Kugelgeometrie an -<br />
eignen, dürfen Kurvendiskussionen betreiben<br />
und erkennen die mathematische<br />
Mo dellbildung am Thema Wachstums vor -<br />
gänge. Doch all diese Themen sind nur<br />
Vehikel zum eigentlichen Inhalt der<br />
Mathematik, nämlich dem Erlernen von<br />
Lö sungs strategien, von logischem und<br />
abstrahierendem Denken.<br />
Sehr verändert haben sich allerdings<br />
die Wege, die Hilfsmittel zum Erreichen<br />
dieser Ziele. Die Schüler sollen nun sehr<br />
viel mehr eigenverantwortlich zu diesen<br />
Kenntnissen gelangen, also learning by
doing. In Still- und Gruppenarbeit an<br />
mathematischen Projekten sollen sie ihre<br />
Kompetenzen vergrößern, welche bis in<br />
das Sozialverh<strong>alten</strong> hineinreichen. Der<br />
Lehrer hat dabei die Funktion des Mo der -<br />
a tors übernommen. Zu den hierfür nicht<br />
mehr verzichtbaren Hilfsmitteln gehören<br />
der Graphikrechner, welcher neben den<br />
gewohnten Möglichkeiten eines Taschen -<br />
rechners auch Schaubilder von Funk tio -<br />
nen zeichnet, die Ableitung an einer Stelle,<br />
den Wert eines bestimmten Intergrals, die<br />
Lösungen von Gleichungen und sogar<br />
It erations verfahren, wie z.B. das Newton-<br />
Verfahren, und vieles mehr berechnen<br />
kann. So wie hierbei die <strong>Aus</strong>führung an<br />
rei n en Techniken an Bedeutung verliert,<br />
gewinnt die Strategie, ein Problem zielorientiert<br />
anzupacken und zu lösen. Ein<br />
ebenso wichtiges Hilfsmittel sind die ma -<br />
the matischen Computerprogramme, mit<br />
de ren Hilfe z.B. die Schüler geometrische<br />
Zusammenhänge durch Variation des be -<br />
obachteten Objektes erahnen, vermuten<br />
können, welche dann die Not wendig keit<br />
eines Beweises provozieren, quasi von vielen<br />
Beispielen zur Verallgemeinerung.<br />
Diese Wege und Methoden stellen<br />
neue Herausforderungen an die Schüler,<br />
aber auch an die Unterrichtenden und<br />
zei gen, dass Schule lebt. ■<br />
Wolfgang Strohbach<br />
DIE PHYSIKABTEILUNG<br />
Klein ist sie geworden, die Gruppe, wel -<br />
che am <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-Mün ching en<br />
wissbegierigen Schülern physikalisches<br />
Den ken und Kenntnisse nahe bringen will.<br />
Waren es zu <strong>Zeiten</strong> von Frau Gisela<br />
Probst, Herbert Fickel, Helmut Ott, Her -<br />
mann Ruoss und Fritz Weiblen noch acht<br />
bis neun Kollegen mit der Fakultas Physik,<br />
so werden es nach der Ab wan der ung von<br />
Herrn Hoche in die Mathematik nur noch<br />
vier „Musketiere“ sein, welche die Fahne<br />
der Physik hochh<strong>alten</strong>. Aber getreu dem<br />
Motto: „Einer für alle, alle für einen“ werden<br />
wir, bis Verstärkung kom mt, unser<br />
Bestes geben …<br />
Wir unterrichten gerne das<br />
Fach Physik, weil<br />
• wir jeden Tag um uns Physik erleben<br />
• Physik praxisnah und lebendig ist<br />
• viele Phänomene aus der Alltagser<br />
fahrung erklärbar werden<br />
• Physik etwas zum „Greifen“ ist und<br />
nicht so „trocken“<br />
• wir gerne beobachten und daraus<br />
Schluss folgerungen ziehen<br />
• wir gerne experimentieren<br />
• wir Schüler durch die Experimente stets<br />
aufs Neue motivieren können<br />
• wir bei den Schülern Neugierde<br />
wecken können<br />
• wir durch Kenntnisse über die Vorgänge<br />
Ängste abbauen können<br />
• wir von den Modellen zur Physik und<br />
den möglichen Schlussfolgerungen<br />
daraus fasziniert sind<br />
• wir Physik lieben!<br />
Doch was h<strong>alten</strong> die Schüler von der<br />
Physik? Wir haben in Klasse 8, Klasse 10<br />
und Klasse 12 eine kleine Umfrage ge -<br />
macht, wobei die Schüler folgenden Satz<br />
beenden sollten:<br />
„Physik ist für mich …“<br />
Hier die Antworten<br />
aus Klasse 8:<br />
• logisch, kompliziert doch machbar,<br />
spaßig und einleuchtend.<br />
• Manche Sachen sind interessant,<br />
manche zum Sterben langweilig.<br />
• Ich mag Physik, aber ich kapiers einfach<br />
nicht.<br />
• endlich mal ein ansatzweise nützliches<br />
Schul fach.<br />
• mein Lieblingsfach, trotzdem langweilig,<br />
weil es Schule ist.<br />
• meist spannend, aber wenn es zu<br />
Formeln kommt, nur kompliziert.<br />
97
Von links: Andreas Trapp,<br />
Detlef Hoche, Winfried Haas,<br />
Edith Götz, Wolfgang<br />
Strohbach<br />
98<br />
aus Klasse 10:<br />
• interessant, aber schwierig.<br />
• doch irgendwie interessant, für mich<br />
aber schwierig und die Aufgaben sind<br />
einfach unlösbar.<br />
• besser als Englisch.<br />
• im Unterricht kompliziert klingende<br />
Vorgänge, die höchstens den männli-<br />
chen Zuhörern im alltäglichen Leben<br />
nützlich sind.<br />
• Zeit absitzen und an was Schönes<br />
denken.<br />
• die praktische Umsetzung von Mathe -<br />
ma tik.<br />
• Kann man nur als Junge verstehen.<br />
• grundlegend für alle Vorgänge.<br />
<strong>Aus</strong> Klasse 12:<br />
• bei weitem das anspruchvollste und<br />
lernaufwändigste Fach der Oberstufe.<br />
• das anspruchvollste Schulfach, aber dennoch<br />
sehr interessant und aufschluss-<br />
reich.<br />
• Die Themen sind im Prinzip einfach ge -<br />
nial; entschädigt einen für Sport.<br />
• interessant, aber nicht alles erschließt<br />
sich mir.<br />
Sie, die Leser, aber auch unsere Schüler<br />
könnten bestimmt noch viele weitere<br />
<strong>Aus</strong>sagen hinzufügen. ■<br />
Wolfgang Strohbach
Biologie<br />
Moderner Biologieunterricht in älteren Räumen,<br />
die wahre Raritäten beherbergen<br />
„Warum kann ein Vogel fliegen?“<br />
Viele werden sich fragen, was dies mit<br />
modernem Unterricht zu tun hat. Das hat<br />
man doch schon vor 40 Jahren gelernt!<br />
Neu daran ist, dass die Kinder dieses Pro -<br />
blem in Form von Schülerübungen und im<br />
Rahmen kleiner Projekte bearbeiten, die<br />
sie dann ihren Mitschülern vorstellen. Das<br />
Fach Biologie gibt v.a. in der Unterstufe<br />
erste Einblicke in naturwissenschaftliche<br />
Denk- und Arbeitsweisen. Dabei stehen<br />
die sorgfältige Beobachtung sowie das<br />
unmittelbare Erleben im Mittelpunkt.<br />
Experimente sind nicht immer durchführbar.<br />
So kann z.B. kein schlagendes Herz<br />
oder die Funktionsweise von Segelklappen<br />
beobachtet werden. Eine Begegnung der<br />
besonderen Art bieten CD-Programme,<br />
in denen komplexe und dynamische Phä -<br />
no mene anschaulich dargestellt werden.<br />
Da zu gehören Fotos, Modellversuche,<br />
Real darstellungen, Lernprogramme, In for -<br />
mations seiten, Bastelanleitungen usw. Mit<br />
Hilfe dieser Mediotheken soll den Schü -<br />
lern ganz nebenbei Fachwissen vermittelt<br />
wer den.<br />
„Haben Sie schon einmal<br />
Erbmaterial in der Hand<br />
gehabt?“<br />
Die DNA, seit etwa 50 Jahren bekannt,<br />
ist nicht unsichtbar. Mit einem verblüffend<br />
einfachen, aber eindrucksvollen Experi -<br />
ment können Schüler der Oberstufe diese<br />
aus Zwiebeln oder Bananen isolieren.<br />
DNA-Fragmente können elektrophoretisch<br />
in ihre Einzelkomponenten aufgetrennt<br />
werden. Dieses Verfahren wird z.B.<br />
beim Täternachweis eingesetzt.<br />
Versuche zum Wachstum der Ba k te -<br />
rien und zu den <strong>Aus</strong>wirkungen eines De s -<br />
infektionsmittels bzw. verschiedener Anti -<br />
biotika, die moderne Züchtung von Pflan -<br />
zen zellen aus Einzelzellen oder das Klo nen<br />
von Erdbeerpflanzen werden ebenfalls in<br />
den Kursen behandelt.<br />
Der Biologieunterricht beinhaltet aber<br />
auch noch viele andere Aspekte, wie z.B.<br />
die Gesundheits- und Umwelterziehung,<br />
die man mit modernen Methoden vermitteln<br />
möchte.<br />
Was sind nun unsere Raritäten?<br />
Schon viele Schülergenerationen konn -<br />
t en unsere zwei Leoparden bewundern,<br />
die im Biologiesaal ausgestellt sind. Aber<br />
auch Flugeidechse, Gürteltier, Schuppen -<br />
tier, Krokodile, Känguru, Löwenschädel,<br />
Auerhahn, Goliath-Käfer, afrikanische Rie -<br />
sen heuschrecken, ausländische Schmet ter -<br />
linge, indische Schlangenhäute sowie ein<br />
echter Elefantenschädel sind in der Sam -<br />
mlung zu besichtigen. Ich denke, dass<br />
kaum eine andere Schule in Deutschland<br />
so etwas vorweisen kann. Dies liegt daran,<br />
dass in den Anfängen unserer Schule viele<br />
Schüler aus der ganzen Welt kamen. Sie<br />
stammten aus Missionarsfamilien oder<br />
wur den selbst nach der Schulzeit Mis sion -<br />
are. <strong>Aus</strong> Dankbarkeit gegenüber der Schu -<br />
le ließen sie uns diese Besonder hei ten<br />
zukommen, wobei sich mir die Frage aufdrängt,<br />
wie dieser extrem schwere El e -<br />
fantenschädel transportiert wurde. ■<br />
Helga Schäfer<br />
99
Herr Haas, Frau Scheu,<br />
Frau Schäfer,<br />
Herr Dr. Breckle<br />
100<br />
Chemie<br />
ist.”<br />
rechts: Forscher Paracelsus, der<br />
auf den Fildern lebte und von<br />
dem dieser weise Satz stammt:<br />
“Alle Dinge sind Gift<br />
und nicht ohn’ Gift;<br />
allein die Dosis macht,<br />
daß ein Ding kein Gift
Sempé<br />
101
102<br />
Geographie<br />
<strong>Korntal</strong> – Zentrum der Welt<br />
Die Geo-Fachschaft:<br />
Fr. Brunner, H. Kailbach, Fr. Martin,<br />
H. Böckeler, Fr. Fröhlich.
Sport<br />
Stuttgartlauf<br />
Wenn man den Wert des Faches<br />
Sport an unserer Schule erkennen will,<br />
muss man sich die eigentliche Bedeutung<br />
und Herkunft der Bezeichnung Gym -<br />
nasium verdeutlichen. Ursprünglich be -<br />
zeich nete man mit gymnasion einen<br />
„öffent lichen Platz für Leibesübungen“, die<br />
nackt (grch.: gymnos) vorgenommen wurden.<br />
Später wurde daraus dann ein „Ver -<br />
sammlungsplatz der Philosophen“. Da wir<br />
weit entfernt davon sind, die Übungen<br />
nackt durchzuführen (obwohl die jungen<br />
Damen heutzutage im Sport nicht mehr<br />
allzu viel Stoff davon trennt!), bleibt eigentlich<br />
nur noch der Versammlungsplatz der<br />
Philosophen. Dafür eignet sich das Fach<br />
Sport vortrefflich: Soll ich nachmittags um<br />
halb vier noch zum Sport gehen oder soll<br />
ich’s doch lieber lassen; wieso hab ich jetzt<br />
schon wieder meine Sporttasche im<br />
Bähn le vergessen. Oder wenn man beim<br />
Co opertest bei 36° Außentemperatur<br />
nach sechs endlos langen, schweißtreibenden<br />
Minuten feststellt, dass man gerade<br />
erst die Hälfte der Zeit bewältigt hat und<br />
noch mal so lange laufen muss. Da kann<br />
man sich dann schon mal die Sinnfrage<br />
stellen.<br />
Fest steht, dass der Sport im Gefüge<br />
des Stundenplans zu Recht einen festen<br />
Platz hat. In einer Zeit, in der Bewegungs -<br />
armut und koordinative Mängel keine<br />
Schlag worte, sondern traurige Realität<br />
sind, kommt dem Schulsport von heute<br />
eine immer größere Bedeutung zu. Nicht<br />
der Leistungsgedanke steht im Vorder -<br />
grund, sondern die Vermittlung von vielfältigen<br />
Bewegungserfahrungen und sozialer<br />
Kompetenz.<br />
Aber <strong>Korntal</strong> wäre nicht <strong>Korntal</strong>, wenn<br />
wir es bei den zwei oder drei Sport stun -<br />
den pro Woche beließen. So finden, oft<br />
gemeinsam mit der SMV, Sportangebote<br />
unterschiedlichster Natur an unserer<br />
Schu le statt. Die Mittagspausen werden<br />
fast jeden Tag genutzt, montags Basketball-<br />
AG, mittwochs Lehrer- Schüler Fußball -<br />
match, donnerstags Volleyball und freitags<br />
die Mädchen- Fußball-AG. Daneben gibt<br />
es noch eine Fußball-AG, eine Badminton-<br />
AG und seit neuestem eine Ultimate-AG.<br />
Mit schöner Regelmäßigkeit gibt es<br />
Turniere in praktisch allen Ballsportarten<br />
an unserer Schule. Diese wenden sich an<br />
unterschiedliche Altersgruppen und werden<br />
als Unter-, Mittel-, und Oberstufen -<br />
turniere durchgeführt. Dabei entwickeln<br />
diese Veranstaltungen oft eine Eigen dy na -<br />
mik, die dann dazu führt, dass Schüler mit<br />
Beginn des Schuljahres im September bei<br />
dem Veranstalter nachfragen, ob und<br />
wann denn das alljährliche Adventsturnier<br />
stattfindet. Über eine mangelnde Nach fra -<br />
ge können sich die Veranstalter also nicht<br />
be klagen.<br />
Neben den Turnieren haben sich in<br />
den letzten Jahren noch einige weitere<br />
Ver anstaltungen etabliert. Zu nennen wäre<br />
auf jeden Fall der Sand, der unseren Schul -<br />
hof jeden Sommer in eine mediterrane<br />
Landschaft verwandelt und mit Beach -<br />
volleyball, Beachsoccer, Beachhandball,<br />
Beach minton und Beachparty sportlich<br />
ge nutzt wird. Im letzten Jahr fand sogar<br />
eine Sandburgenmeisterschaft statt.<br />
Zwei Veranstaltungen verdienen noch<br />
besondere Erwähnung, das Basketball tur -<br />
nier <strong>Gymnasium</strong>- Realschule und der 6er<br />
103
104<br />
Sport- und Spieletag. Bei dem Basketball -<br />
turnier treffen sich Mannschaften der<br />
Real schule und des <strong>Gymnasium</strong>s, um sich<br />
im fairen Wettstreit miteinander zu messen.<br />
Da jeweils auch Lehrermannschaften<br />
der betreffenden Schulen daran teilnehmen,<br />
ist das Interesse der Schüler natürlich<br />
groß.<br />
Der 6er Sport- und Spieletag vereint<br />
alle sechsten Klassen aller <strong>Korntal</strong>er und<br />
Münchinger Schulen beim gemeinsamen<br />
Sporttreiben. Vom Skischanzenspringen<br />
bis zum Schokokussschleuderzielwurf<br />
müs sen die Schüler die unterschiedlichsten<br />
Disziplinen gemeinsam meistern und<br />
erh<strong>alten</strong> zum Abschluss als ganze Klasse<br />
eine Wertung. Hier rückt besonders der<br />
Gruppengedanke in den Vordergrund, da<br />
die Stärkeren den Schwächeren helfen<br />
müssen, und die vermeintlich Guten oft<br />
gar nicht die Besten sind.<br />
Die klassischen Bundesjugendspiele<br />
ste hen alle zwei Jahre auf dem Programm<br />
der Unter – und Mittelstufenschüler, für<br />
die Oberstufenschüler findet ein Sport –<br />
und Spieletag statt. Hier werden neben<br />
herkömmlichen Disziplinen auch so exotische<br />
Sportarten wie Frisbeegolf, Dis kus -<br />
rollen und Rollbrettweitrollen angeboten.<br />
Eben zu Ende gegangen und alle Jahre<br />
wieder im Programm der Stuttgarter Zei -<br />
t ungslauf, an dem unter der Leitung von<br />
Frau Schubert jedes Jahr viele Schüler<br />
über die Strecken von zwei und sieben<br />
Kilometern erfolgreich an den Start ge -<br />
hen. ■<br />
Jens Kailbach
10 Jahre Jazz-AG<br />
Nachdem in den 80er Jahren die klassische<br />
Musik am <strong>Gymnasium</strong> eine Blüte -<br />
zeit erlebt hatte, setzte die Jazz-AG im<br />
Jahr 1995 einen neuen Akzent.<br />
Mit Schülern aus Mittel- und Ober -<br />
stufe – alle mit einer <strong>Aus</strong>nahme völlig<br />
ohne Jazz erfahrung – fieberten wir unserem<br />
ersten Auftritt mit Dixieland- und<br />
Latintiteln entgegen. Das Publikum be -<br />
lohnte uns mit reich lichem Applaus, die<br />
Jazz-AG war ge boren.<br />
Dieser Auftritt war der Start zu den<br />
verschiedensten Engagements: Wir spielten<br />
u.a. beim Tennisclub, bei Wohltätig keits -<br />
veranstaltungen, Gottesdiensten, Sport ler -<br />
ehrungen, Einweihungen, bei der Stuttgar -<br />
ter Jazz-Society, beim Europatag und beim<br />
Schul jazztreffen in der Partnerstadt Miran -<br />
de. Wir durften Karla Fickels erfrischende<br />
Theater version des Dornröschen-Mär -<br />
chens jazzig mitgest<strong>alten</strong>. Doch der skurrilste<br />
Auftritt fand in einer Seniorenresidenz<br />
statt. Die Gage stimmte zwar und unser<br />
zweistündiger Auftritt begann auch vereinbarungsgemäß<br />
pünktlich, aber vor einer<br />
Geisterkulisse! Herbie Hancock, Swing,<br />
selbst New Orleans, hatte diesen Per -<br />
sonen kreis nicht hinter dem Ofen hervorlocken<br />
können. Ein älterer Herr gab später<br />
des Rätsels Lösung: „ ‚An der schönen<br />
blauen Donau’, das wär’s gewesen!“. Im -<br />
mer hin, nach kurzer Zeit hatten wir un ser<br />
Publikum, es waren die 15 An ge stell ten<br />
des Heims, die uns demonstrativ frenetisch<br />
Beifall klatschten.<br />
Das Problem stellte sich nicht bei<br />
unserem Heimspiel, dem alljährlichen Jazz-<br />
Café. An Fans hat es nicht gefehlt. Bands<br />
anderer Schulen und Musikschulen, eine<br />
El tern-Lehrer-Band und namhafte Com -<br />
bos waren eingeladen. Der große Musik -<br />
saal quoll jedes Mal förmlich über, so dass<br />
sich künftig unsere schöne neue Aula für<br />
diesen Anlass geradezu anbietet. ■<br />
Eckart Frowein<br />
105
106<br />
Theater AG<br />
Theater, Theater!<br />
Wenn das Chaos Form annimmt,<br />
wenn Schüler über sich hinauswachsen,<br />
wenn (fast) alles plötzlich klappt, dann ist<br />
wieder einmal ein Wunder geschehen: die<br />
Premiere einer Schüleraufführung geht<br />
mit Erfolg über die Bühne. In der Aula, im<br />
Musiksaal oder im Mehrzweckraum, und<br />
das jedes Jahr, seit Jahrzehnten, getragen<br />
vom nie ermüdenden Enthusiasmus der<br />
Beteiligten. Wen der Theatergeist einmal<br />
gepackt hat, den lässt er eben nicht mehr<br />
los, und das waren und sind viele am<br />
<strong>Gymnasium</strong>.<br />
Die Leiter der Theater-AGs: in den<br />
60er Jahren Herr Sedding und Herr Wei -<br />
ler, in den 70ern Frau Stampe und Herr<br />
von Focht. Mechthild Stampe holte An -<br />
tho ny Gibbs, den englischen Assisten ten<br />
der Uni Stuttgart, an die Schule, der dem<br />
Schultheater einen professionellen Touch<br />
gab, so dass es einmal auch mit dem 3.<br />
Preis auf Landesebene belohnt wurde. Es<br />
folgten Frau Troll und Herr Böckeler. Sie<br />
ließen z.B. den bösen Geist Lumpazi vaga -<br />
bun dus auf dem Motorrad durch die gan -<br />
ze Aula auf die Bühne fahren. Nach dem<br />
Schulwechsel von Frau Troll stieß mit Karl<br />
Wellstein ein neuer junger Theater be geis -<br />
ter ter zur Theater-AG. Zu sam men mit<br />
Ger hard Böckeler und Peter Schlotter in -<br />
szenierte er z.B. „Scherben“, ein vom Abi -<br />
turienten Andreas Cichowicz geschriebenes<br />
Stück, das aus dem Rahmen des literarischen<br />
Schultheaters fiel.<br />
Und dann kam in den 80er Jahren<br />
Regina Hövermann. Sie prägt nun schon<br />
seit über 20 Jahren unser Schultheater –
eine Besessene mit hoher Professionalität,<br />
die unglaublich dichte Aufführungen auf<br />
die Bühne brachte. Ich kann nur einige he -<br />
rausgreifen: „Die Veilchen“ von Sché hadé,<br />
in Co-Regie mit Karl Wellstein, Shake -<br />
speares „Was ihr wollt“, bei dem die<br />
Schau spieler in rasantem Tempo durch die<br />
Gräben und über die Brücken stürmten,<br />
die die neue Bühnentechnik seit 1990<br />
ermöglichte. Der Höhepunkt war vielleicht<br />
die „Linie 1“ in Zusammenarbeit mit<br />
der Musikschule, ein ambitioniertes Un -<br />
ter nehmen, dessen Riesenerfolg zweimal<br />
in die Stadthalle und dann sogar ins Stutt -<br />
gar ter Theaterhaus führte.<br />
Von 1990 an gab es eine zweite<br />
Truppe: Nach vielen Klassenaufführungen<br />
wagte ich den Sprung zur offiziellen<br />
Unterstufen-AG, mit der ich 10 Jahre lang<br />
bis zu meiner Pensionierung Stress und<br />
Begeisterung, Mühe und Erfolg erleben<br />
dur fte, fast immer mit der engagierten<br />
Hilfe von Regina Hövermann. Die Lust der<br />
Schüler auf Theater war ungeheuer, ich<br />
107
108<br />
hatte immer über<br />
20 Schüler/innen in<br />
der Gruppe – einmal<br />
waren es sogar<br />
über 30! Die Stü cke<br />
schrieb ich selbst,<br />
immer nach den Er -<br />
fordernissen der je -<br />
wei ligen Gruppe –<br />
es musste ja jeder<br />
seine Rolle haben!<br />
Meistens waren es<br />
umgeschriebene Mär chen oder Kinder bü -<br />
cher – ich erinnere an „Die 13. Fee“,<br />
„Ron ja Räubertochter“ und an „Die schöne<br />
Lau“ – und einmal gab es auch ein<br />
Kindermusical zusammen mit dem Un ter -<br />
stufenchor von Christine Kra mer: „Knas -<br />
ter bax und Siebenschütz“. Die wahrhaft<br />
Besessenen spielten später bei Frau<br />
Hövermann weiter, und auch die Kon tinui -<br />
tät unserer Zusammenarbeit vor den Auf -<br />
führungen ist bis heute erh<strong>alten</strong> geblieben.<br />
Eine Bereicherung für das Theater -<br />
leben der Schule war auch Johanna Weg -<br />
ner, die mit ihren eigenwilligen, provozierenden<br />
Oberstufen-Inszenierungen neue<br />
Ak zente setzte. Von den jungen Kollegen<br />
sorgte Tino Miksche letztes Jahr mit<br />
schmis sig em Boulevardtheater für Furore.<br />
So intensivierte sich das Theaterleben<br />
an der Schule immer mehr – die Folge<br />
war auch manches Theater mit den von<br />
Schüler- und Aula-<strong>Aus</strong>fall betroffenen Kol -<br />
legen, mit dem Hausmeister und mit technischen<br />
und sicherheitsbedingten Barrier -<br />
en. Der Geist des Theaters war aber nicht<br />
kleinzukriegen, er erfasste über die Thea -<br />
ter-AGs hinaus auch andere: die Literatur -<br />
kurse z.B., mit denen Karl Wellstein und<br />
ich Aufführungen bei Projekttagen und bei<br />
den <strong>Korntal</strong>er Schulkulturtagen in der<br />
Stadt halle hatten. 1995 wagte ich mich mit<br />
dem „Literaturcafé“ sogar ins „Theater<br />
der Altstadt“; drei verschiedene Schüler -<br />
jahr gänge waren daran beteiligt, also auch<br />
Ehemalige, so wie auch bei der „Linie 1“<br />
Ehemalige mitspielten und mitsangen.<br />
Der Theatergeist machte nicht bei den<br />
Schülern halt, er „be-geisterte“ auch das<br />
Kollegium: Ich erinnere an unsere zahlreichen<br />
Lehrer-Abiballnummern, bei denen<br />
unerkannte Talente aller Fachrichtungen die<br />
Abiballstimmung manchmal zum Ko chen<br />
brachten. Wel chen Spaß hat ten wir mit -<br />
einander schon bei den Pro ben! Wie hart<br />
auch hier ge arbeitet wur de, zeigte z.B. das<br />
Männer ballett von 1987, für das sogar die<br />
Hilfe eines Ba llett meis ters vom Stutt garter<br />
Bal lett geholt wurde.<br />
Vor allem aber haben natürlich die<br />
Schüler vom Theater profitiert. Sie lernten<br />
von ihm manchmal sicher mehr als in<br />
einer Unterrichtsstunde: Zusammenarbeit,<br />
Sich-Einordnen, Geduld, Hartnäckigkeit,<br />
Selbst ver trauen, Begeisterung, Über- sich-<br />
Hin aus wachsen. Manche sind Schauspieler<br />
geworden, einige haben Karriere gemacht<br />
wie z.B. Gabi Rosmanith, die an der<br />
Hamburger Staatsoper singt, Roland<br />
Baisch vom Theaterhaus oder auch An -<br />
dreas Cichowicz als politischer Moderator<br />
bei der ARD. Allen gemeinsam ist die<br />
Begeisterung, die auch von den wichtigen<br />
Helfern hinter der Bühne geteilt wird: der<br />
Umbautruppe, den Schminkerinnen, den<br />
Bühnenbildnern (vorbildlich war auch<br />
immer der Einsatz der Kunstkollegen), den<br />
Technikern und den Beleuchtern. Auch<br />
hier gab es Karrieren: Tobias Löffler ist<br />
heute in München Lichtgestalter und Lei -<br />
ter des Beleuchtungswesens im Bayer -<br />
ischen Staatsschauspiel.<br />
Also weiterhin Vorhang auf für das<br />
Thea ter am <strong>Gymnasium</strong>: Wenn die Truppe<br />
schließlich zusammengewachsen ist, bei<br />
der Premiere mit jedem mitfiebert, der<br />
die Bühne betritt, wenn die Freude über<br />
nicht für möglich geh<strong>alten</strong>e Leistungen bei<br />
allen riesig ist, wenn das Publikum reagiert,<br />
lacht, applaudiert – dann hat sich die<br />
monate lange Mühe gelohnt, dann ist das<br />
Glück vollkommen! ■<br />
Karla Fickel
Der SchülerBibelKreis<br />
Der SBK – im Vergleich zu unserer<br />
Schule ist er noch ein richtiges Küken. Er<br />
ist nämlich circa neunzig Jahre jünger.<br />
Den Begriff „SBK“ haben wahrscheinlich<br />
viele schon einmal gehört und einige<br />
wissen, dass die drei Buchstaben für Schü -<br />
ler BibelKreis stehen.<br />
Doch – was muss man sich denn überhaupt<br />
unter einem Schülerbibelkreis vorstellen?<br />
Was macht man denn im SBK?<br />
Vielleicht haben manche die Vor stel -<br />
lung, dass man nur gelangweilt dasitzt, Lie -<br />
der singt, deren Text keiner mehr so richtig<br />
versteht, und dass die ganze Sache insgesamt<br />
ziemlich ermüdend und einschläfernd<br />
ist.<br />
Aber diese Vorstellungen entsprechen<br />
nicht den Tatsachen. Der SBK ist anders.<br />
Zurzeit sind wir circa zwanzig Leute, die<br />
jede Menge Spaß zusammen haben. Ein<br />
Treffen, bei dem nicht jeder mal so richtig<br />
was zum Lachen hat, gibt es fast nicht<br />
mehr. Es geht immer sehr lustig zu.<br />
Trotzdem ist der SBK kein Club für<br />
alberne Jungs und Mädels, die nichts Bes -<br />
ser es zu tun haben, als sich zum gemeinsamen<br />
Lachen zu treffen. Es gibt durch aus<br />
interessante und ernste Diskus sion en über<br />
alle möglichen Themen.<br />
Klar, gesungen wird auch, aber es werden<br />
neue und moderne Lieder gesungen,<br />
deren Texte gut verständlich sind und die<br />
eingängige Melodien haben.<br />
Nach dem Singen, das meistens am<br />
An fang steht, kommt eine Geschichte, die<br />
manchmal auch in der Bibel steht, die mit<br />
Jesus, aber auch der Welt zu tun hat. Sie ist<br />
immer richtig interessant geschrieben und<br />
wird immer von jemand anders vorgele-<br />
sen. Neben dem ganzen Spaß haben, La -<br />
chen und Lieder singen soll die Message<br />
von Jesus und seiner großen Liebe zu uns<br />
Menschen nicht zu kurz kommen. Denn er<br />
ist der eigentliche Grund für unsere Tref -<br />
fen. Viele von uns können sich an dieser<br />
Liebe von ihm freuen und leben deswegen<br />
mit ihm, doch das ist definitiv nicht die<br />
Bedingung, dass man in den SBK kommen<br />
kann. Es spielt auch keine Rolle, ob man<br />
katholisch, evangelisch, griechisch-orthodox<br />
ist, sonst in irgendeiner Weise zu<br />
einer Konfession gehört oder auch konfessionslos<br />
ist. Der SBK beschränkt sich<br />
nicht auf eine bestimmte Konfession, bei<br />
uns ist einfach jeder willkommen.<br />
Doch nun zurück zum Ablauf des SBK.<br />
Nach dieser meist kurzen Geschichte ist<br />
ein fach die Möglichkeit zum Unterh<strong>alten</strong><br />
da. Da wir aus ganz unterschiedlichen Klas -<br />
sen stufen kommen, sind die Ge sprächs -<br />
inhalte immer ganz verschieden. Nur eines<br />
ist gleich. Und das ist das Thema Schule.<br />
109
110<br />
Da können immer alle mitreden, weil wir<br />
alle ähnliche Erfahrungen machen und wir<br />
uns gegenseitig Tipps geben, wie man mit<br />
den manchmal stressigen Si tu at i on en, die<br />
das Schulleben so mit sich bringt, umgehen<br />
kann.<br />
Am Schluss beten wir noch gemeinsam.<br />
Wer möchte, kann sagen, für was ge -<br />
be tet werden soll, zum Beispiel, wenn eine<br />
GFS ansteht oder die Oma im Kranken -<br />
haus liegt, wenn jemand aber nichts sagen<br />
will, ist das auch völlig okay.<br />
Und damit sind die 45 Minuten, die<br />
dem SBK am Dienstag in der sechsten<br />
Stun de zur Verfügung stehen, auch schon<br />
vorbei und die meisten von uns gehen<br />
mehr oder wenig hungrig zum Mittag es -<br />
sen nach Hause.<br />
Und jetzt zum Schluss soll noch eine<br />
ganz herzliche Einladung stehen.<br />
Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />
viele Leute einfach mal am Dienstag, in<br />
der sechsten Stunde, im Raum C.1.90 vorbeischauen<br />
würden um sich den SBK<br />
anzusehen!<br />
Maxi Müller<br />
Mütter in Kontakt<br />
“Mütter in Kontakt” sind eine Gruppe von<br />
Müttern, die für die Schule beten.<br />
Folgendes Gebet begleitet uns seit einiger<br />
Zeit:<br />
„Vater unser im Himmel“ für die<br />
Schule<br />
Unser Vater im Himmel,<br />
wir danken dir für diese Schule.<br />
Wir danken dir für jeden Schüler<br />
und jeden Lehrer an dieser Schule.<br />
Schenke uns heute, dass die Schüler<br />
Freude am Lernen haben<br />
und schenke den Lehrern<br />
auch Freude am Unterrichten.<br />
Vergib uns, wo die Schüler den Lehrern<br />
nicht genügend Achtung entgegenbringen<br />
und vergib den Lehrern, wo sie<br />
über die Nöte der Kinder hinweggehen.<br />
Vergib uns auch, wo wir andere<br />
durch unsere Worte und Taten verletzt<br />
haben.<br />
Schenke uns, dass wir einander vergeben<br />
können<br />
und hilf uns neu, gute Beziehungen untereinander<br />
aufzubauen.<br />
Schenke du, dass wir uns gegenseitig achten<br />
und ermutigen können.<br />
Schenke du, dass wir einander in Liebe<br />
begegnen können.<br />
Danke, dass jeder Mensch und jede Schule<br />
dir wichtig ist!<br />
Geht es den Schülern und Lehrern gut,<br />
geht es der Schule gut.<br />
Geht es den Schulen gut, geht es der Stadt<br />
gut.<br />
Geht es den Städten gut, geht es dem<br />
Land gut.<br />
Dies erbitten wir uns von dir, himmlischer<br />
Vater, –<br />
deinen guten Segen und deinen Schutz für<br />
unsere Schule,<br />
unsere Stadt und unser Land!<br />
Amen. ■<br />
(Formuliert von Giselind Schapfl, Bayern)<br />
Müttergebetskreis für das <strong>Gymnasium</strong><br />
<strong>Korntal</strong> (Ch. Zieffle, Ch. Geib, R. Klinnert u.a.}
Schule – mehr als Unterricht<br />
Fotocollage<br />
Nicola Schubert<br />
111
Fotocollage<br />
TripleL<br />
112
DIE SCHULGEMEINSCHAFT<br />
Die SMV<br />
In unserer Schule, umringt von drei Auf -<br />
enthaltsräumen gibt es ein kleines Zimmer.<br />
Daneben viele bunte Plakate und gegenüber<br />
ein kleiner Briefkasten. Das ist das<br />
klei ne Reich der Schülermitver ant wortung,<br />
kurz SMV. Die SMV besteht aus drei Schü -<br />
ler sprechern, den Kassenwarten, der Schü -<br />
ler vertretert für die Schulkon ferenz, sowie<br />
verschiedenen Ressortlei tern. Alle diese<br />
Äm ter werden zu Beginn des Schuljahres<br />
durch den Schülerrat, der sich aus den<br />
Kurs- und Klassensprechern der Klassen 5<br />
bis 13 zusammensetzt, vergeben.<br />
Viele Aktionen die sich im<br />
Laufe der Zeit bewährt ha -<br />
ben stehen nun schon fest<br />
im Terminkalender der SMV.<br />
So gehört es seit vielen<br />
Jahren dazu, dass die neuen<br />
Fünft klässler durch die Fün -<br />
fer pa ten und die SMV beim<br />
sogenannten Fünfer nach -<br />
mittag, der am ersten Freitag<br />
des Schul jahres stattfindet,<br />
be grüsst werden. Um den<br />
"Neu en" die Einge wöhnung<br />
zu er leichtern, folgt im Win -<br />
ter die Fünfer übernachtung<br />
und im Sommer das "Fünfer -<br />
grillen". Video nach mit tage<br />
und verschiedenste Sport -<br />
turniere für die einzelnen<br />
Stufen er freuen sich immer<br />
größerer Beliebtheit.<br />
Nachdem bereits ein Brenn- und<br />
Völkerballturnier für die Un ter stufe, mehrere<br />
Volleyball-, Fussball turn iere und ein<br />
Basketballturnier in Zu sam menarbeit mit<br />
der Realschule <strong>Korntal</strong> statt gefunden<br />
haben, steht nun noch die all jährliche<br />
Beach sai son auf dem Pro gramm. Auch hier<br />
lässt sich das Sport res sort, das in diesem<br />
Jahr von Hannah Gaiser und Verena<br />
Schoch vertreten wird, immer wieder et -<br />
was Neues einfallen. In diesem Jahr werden<br />
voraussichtlich Beach volley ball, -handball,<br />
-fußball, -völkerball und<br />
-brennballturniere für Unter-, Mittel- und<br />
Ober stufe stattfinden.<br />
Auch findet seit letztem Jahr neben der<br />
Unterstufendisco wieder eine Schuldisco<br />
für alle Stufen statt, welche vom sogenann-<br />
ten Kulturressort in Zu sam men arbeit mit<br />
dem Tech nik ressort und den Schüler spre -<br />
ch ern organisiert wird. Die Kultur hat in<br />
diesem Jahr sowohl Musicalbesuche als<br />
auch eine Opernführung organisiert, wel-<br />
113
SMV 2004/2005<br />
Schülersprecher: Kivanc Semen 12<br />
Kathrin Luong van 13<br />
Julia Hüttenrauch 10<br />
Kasse: Tülin Kocak 11rc<br />
Stefan Peters 9<br />
Kultur: Lorena Schäfer 11<br />
Gero Bauer 12<br />
Anja Boscher 13<br />
Sandra Scheufler 11rc<br />
Politik: Hüseyin Diril 13<br />
Ioanna Klobratsidou 11<br />
Umwelt: Ev-Marie Axmann 8<br />
Alexandra Huss 8<br />
Sport: Hannah Gaiser 13<br />
Verena Schoch 12<br />
Einkauf: Maximilian Schneider 12<br />
Ingolf Schatz 12<br />
Fabian Klump 12<br />
Dominika Graviat 12<br />
Technik: Christian Wasser 7g1/2r<br />
Patrick Anders 13<br />
Christian Appel 12<br />
Unterstufe: Kathrin Völlm 12<br />
Katherina Gaiser 11<br />
Sarah von Felten 5l<br />
Tobias Fingerle 7g1/2r<br />
PR: Rebecca Bachstedter 12<br />
Lea Gaiser 9g1r<br />
Franziska Wuwer 9g1r<br />
Heide-Katharina Bauer 11rc<br />
Schulgestaltung: Lisa Voigt 8<br />
Jasmin Cimander 10<br />
Michael Knodel 12<br />
Homepage: Bernd Kaltbeitzel 11<br />
Florian Eckert 10<br />
Schulkonferenz: Bastian Bock 13<br />
Patrick Arnold 10g2<br />
Felicia Michael 13<br />
Ferdinand Haas 13<br />
Philipp Maurer 11<br />
114<br />
che sich großer Beliebtheit erfreut ha ben.<br />
Nach dem wir im November mit einer<br />
Grup pe von über 60 interessierten Schü -<br />
ler innen und Schülern das Musical "42nd<br />
Street" besucht haben, stand im Juni der<br />
Besuch des neu angelaufenen Musicals<br />
"Elisa beth" auf dem Programm, wo wir mit<br />
über 40 Interessierten vor Ort waren.<br />
Den Abschluss des SMV- Jahres bildet<br />
das alljahrliche Schulfest, dessen Or ga ni sa -<br />
tion die SMV in Zusammenarbeit mit einigen<br />
Lehrern und Eltern übernommen hat.<br />
Hier stellt sich diesem Team in diesem<br />
Jahr eine ganz besondere Aufgabe: die<br />
Schul festwoche! Das 125- jährige Jubiläum<br />
und die Einweihung der neuen Gebäude -<br />
tei le wurden hierfür zum Anlass genommen.<br />
Den Auftakt bildet das erstmals veranstaltete<br />
24h- Sponsoren- Rennen. Wir<br />
hoffen sowohl auf große aktive Teilmahme<br />
als auch auf viele Zuschauer. Durch das<br />
hier erwirtschaftete Geld soll, wie auch in<br />
den vergangenen Jahren, ein gemeinnütziges<br />
Projekt unterstützt werden. Es folgen<br />
weitere ereignis- und abwechslungsreiche<br />
Tage, deren krönenden Abschluss das<br />
Schul fest mit anschließender Beachparty<br />
bildet.<br />
Natürlich kommt die Hauptaufgabe<br />
der SMV neben der Organisation dieser<br />
Ak tion en nicht zu kurz: die Vertretung der<br />
Schü ler meinungen gegenüber der Schul -<br />
leit ung, den Lehrern und Eltern. In der<br />
Schul konferenz, der Elternbeiratssitzung,<br />
dem sogenannten ELSA (Eltern-Lehrer-<br />
Schüler-Arbeitskreis) und anderen Be -<br />
sprech ungen treten wir mit Anliegen an<br />
die betreffenden Gruppen / Personen he -<br />
ran. Hierbei werden wir durch "unsere"<br />
Ver bindungslehrer, Herrn Bodo Nassal und<br />
Frau Margarete Fröhlich, unterstützt.<br />
An unserer Schule ist die SMV schon<br />
lan ge ein lebendiges Organ der Schüler -<br />
schaft, welches hilft, den Schulalltag bunter<br />
und abwechslungsreicher zu gest<strong>alten</strong>. ■<br />
SMV
Ohne Bild:<br />
Der Elternbeirat<br />
Herr Haßmann<br />
Herr Swoboda<br />
Frau Kärst<br />
Frau Schwenk<br />
Frau Völlm<br />
Herr Bäßler<br />
Frau Görig<br />
Frau de Castro<br />
Frau Schlüter-Mentgen<br />
Frau Scherer<br />
Frau Bauder<br />
Frau Dahm-Müller<br />
Herr Schwarz<br />
Frau Müller<br />
Frau Schmechel<br />
Frau Gabler<br />
Frau Ellinger-Lorenz<br />
Herr Werner<br />
Frau Schweiss<br />
Herr Lorenz<br />
Frau Goll<br />
Frau Appel<br />
Herr Oberle<br />
Frau Mack<br />
Frau Friese<br />
Frau Löffler<br />
Herr Thierhoff<br />
Frau Stich<br />
Frau Döscher<br />
Frau Haffner<br />
Frau Fingerle<br />
Frau Ammann<br />
Frau Huß<br />
Herr Lagnau<br />
Frau Schmidtke<br />
Frau Michael<br />
Herr Gaiser<br />
Herr Fallbacher<br />
Frau König<br />
Herr Seus<br />
Frau Mack<br />
Frau Kliem<br />
Frau Keppler<br />
Frau Hornberger<br />
Herr Geib<br />
Frau Ascher<br />
Frau Magiera<br />
Frau Weissbeck<br />
Frau Tannich<br />
Frau Geib<br />
Frau Haspel<br />
Frau Ochs<br />
Herr Strobel<br />
Frau Graupner-Saba<br />
Frau Class-Hähnel<br />
Frau Klezok<br />
Frau Klatte<br />
115
116<br />
Der Schulverein<br />
Als ich letztes Jahr das Amt des Vor -<br />
sitzenden übernahm, wurde mir von meinem<br />
Vorgänger Jens Baur eine ganze Kiste<br />
mit Ordnern, Kontoauszügen und an -<br />
deren Belegen übergeben. Welche<br />
Schätze ich da im Keller verstaut hatte,<br />
wurde mir erst jetzt bewusst, als ich für<br />
diese Festschrift Informationen sammelte.<br />
Gegründet wurde der Verein offiziell<br />
am 19. Juni 1953. Sein Name war damals<br />
‚Schulverein der Oberschule für Jungen,<br />
<strong>Korntal</strong>’. Dieser Name hielt aber nur ein<br />
Jahr, denn der Verein wurde im Dezember<br />
1954 bereits auf einen Namen umgetauft,<br />
der dem heutigen sehr ähnlich ist: ‚Schul -<br />
verein des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Korntal</strong>’. Man be -<br />
denke, dass erst viel später mit der Ge -<br />
meinde reform die beiden Gemeinden<br />
<strong>Korntal</strong> und <strong>Münchingen</strong> verschmolzen<br />
wor den sind.<br />
Für mich ist es eine Kuriosität, dass<br />
Herr Heinz Schulte, Botaniker in Gangen -<br />
weiler bei Markdorf (Kr. Überlingen), er s -<br />
ter Vorsitzender wurde. Damals schien<br />
man noch weniger als heute große An -<br />
fahrts wege gescheut zu haben. Stell ver -<br />
tretender Vorsitzender wurde Herr Wer -<br />
ner Thrum, Bürgermeister der Gemeinde<br />
<strong>Korntal</strong>. Damals wurden sogar die Beirats -<br />
mitglieder namentlich in der Satzung aufgeführt,<br />
und man findet alle Titel vom<br />
Amt mann über den Professor, Regierungs -<br />
gewerberat und Rechtsanwalt bis zum<br />
Oberstudiendirektor. Als Ehrenmitglied<br />
wird sogar ein Herr Kultusminister a.D.<br />
Simpfendörfer genannt.<br />
Interessant ist für mich auch, dass die<br />
Ziele des Vereins heute noch in der For -<br />
mulierung identisch mit denjenigen sind,<br />
die bei der Gründung festgelegt wurden,<br />
wenn man von Namensänderungen we -<br />
gen der Gemeindereform etc. absieht:<br />
• die Freunde und ehemaligen Schüler<br />
des <strong>Gymnasium</strong>s zu sammeln<br />
• das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong> ideell und ma -<br />
teriell zu fördern und<br />
• die Erziehung und Jugendpflege zu<br />
unterstützen und zu fördern.<br />
Die ersten handschriftlichen Belege<br />
und Protokolle sind für mich leider kaum<br />
mehr lesbar, weil sie noch in der altdeutschen<br />
Sütterlinschrift verfasst wurden.<br />
Den noch konnte ich einiges Historisches<br />
ausgraben:<br />
<strong>Aus</strong> den Unterlagen geht hervor, dass<br />
der Verein im Wesentlichen in seiner ge -<br />
samten Vergangenheit Anschaffungen ge -<br />
tätigt und Studienreisen mitfinanziert hat.<br />
Überrascht hat mich, dass bereits im Jahr<br />
1957 (als 100.- DM noch so richtig viel<br />
Geld war) Spenden im Gesamtwert von<br />
6.318,50 DM verbucht wurden. Neben<br />
Büchern für Deutsch und Geschichte,<br />
Kessel pauken, Notenständern und Diri -<br />
gen tenpult für Musik sind auch damals<br />
schon größere Beträge in die Na tur wissen -<br />
schaften für Spiegelgalvano me ter etc.<br />
geflossen. <strong>Aus</strong> heutiger Sicht für mich un -<br />
vorstellbar sind die 12 Gymnastikanzüge<br />
und 12 Paar Gym nastikschuhe, die für das<br />
Fach Gym nastik gestiftet wurden. Und es<br />
gibt wohl auch kaum stabilere Preise als in<br />
diesem Verein, der zu Beginn 1953 einen<br />
Min dest beitrag von DM 20.- verlangt hat,<br />
während wir heute noch bei EUR 10.-<br />
Mindestbeitrag im Jahr liegen.
Die ersten Niederschriften über Mit -<br />
glie derzahlen habe ich in einem Protokoll<br />
des Jahres 1960 gefunden. Zu dieser Zeit<br />
wurde bereits eine Reorganisation der<br />
Mit gliederkartei durchgeführt, und man<br />
stel lte fest, dass statt der registrierten 220<br />
Mitglieder nur noch 195 Personen dem<br />
Verein angehörten. Ich wäre heute froh,<br />
wenn wir diesen Stand bald wieder erreichen<br />
könnten, möchte aber nicht unzufrieden<br />
sein, da es uns gelang, im letzten<br />
Jahr unsere Mitgliederzahl von knapp 50<br />
auf 79 zu steigern. An dieser Stelle sei vor<br />
allem den Eltern der neuen 5er gedankt.<br />
Ich möch te diese Gelegenheit zu dem<br />
Appell an Sie nutzen, in der heutigen Zeit,<br />
in der bildungspolitisch sehr viel im Um -<br />
bruch ist und die Kassen der öffentlichen<br />
Haushalte knapp sind, durch eine Mitglied -<br />
schaft mitzuhelfen, die Schule bei notwendigen<br />
An schaffungen zu unterstützen. Dies<br />
betrifft vor allem die von Eltern und<br />
Jugendlichen ge wünschten Zusat z pro gram -<br />
me wie z.B. die große <strong>Aus</strong>wahl an AGs an<br />
unserer Schule.<br />
Im letzten Jahr haben wir uns einige<br />
Ge danken gemacht, wie und wo wir unsere<br />
Arbeit verbessern können. Als<br />
Hauptziel wurde dabei im Hinblick auf die<br />
Ganztagesschule die Unterstützung des<br />
sozialen Miteinanders definiert. Hierunter<br />
verstehen wir, dass wir alle Aktivitäten<br />
unterstützen wollen, die das Zusammen le -<br />
ben an unserem <strong>Gymnasium</strong> verbessern.<br />
Dabei fallen mir normalerweise Grup pier -<br />
ung en wie die Sanitäts-AG oder Strei t -<br />
schlich ter-AG ein. Selbst ver ständ lich sind<br />
aber auch andere Aktivi tä ten damit ge -<br />
meint, die das soziale Mit einander fördern<br />
wie z.B. eine Chorfreizeit oder ein von<br />
Schülerinnen und Schülern organisierter<br />
Sportwettkampf. Ich möchte nicht vergessen,<br />
dass die bisherigen För der ungen wie<br />
der Sozialpreis für Schüler, die Abonne -<br />
ments für Zeitschriften der Schüler biblio -<br />
thek oder der Unterhalt für das öffentliche<br />
Telefon an der Schule selbst verständlich<br />
weiterlaufen. Eine weitere Aufgabe, die in<br />
diesem Jahr auf dem Plan steht, ist eine<br />
Home page, durch die Sie sich direkt informieren<br />
können.<br />
Wir haben viele Ideen und Vorschläge.<br />
Bitte helfen Sie uns, indem Sie Mitglied<br />
wer den und uns damit regelmäßig finanziell<br />
unterstützen, mitarbeiten und Ihre<br />
Vor schläge und Ideen einbringen, einfach<br />
spenden auf das Konto 9 857 151 bei der<br />
Kreissparkasse Ludwigsburg; BLZ 604 500<br />
50.<br />
Ich möchte mich an dieser Stelle noch<br />
einmal ganz herzlich für die große Unter -<br />
stützung bedanken, die ich von allen Sei -<br />
ten erfahren habe, und wünsche uns viel<br />
Erfolg für die Bewältigung der zahlreichen<br />
Auf gaben, die vor uns stehen. ■<br />
Der Vorsitzende Klaus Langnau<br />
117
Elly Abelt<br />
Veronika Bohnet<br />
Gerhard Böckeler<br />
Andrea Böttger<br />
Gregor Breckle<br />
Sylvia Brunner<br />
Margit de Freitas<br />
Inge Denzinger<br />
Tilman Diez<br />
Christoph Doll<br />
Martin Donabauer<br />
David Elsäßer<br />
Christa-Maria Frank<br />
Eckart Frowein<br />
Margarete Fröhlich<br />
Stefanie Fuoß<br />
Heidrun Gampper<br />
Edith Götz<br />
Winfried Haas<br />
Winfried Harst<br />
Michaela Hartmann-Trummer<br />
Regina Heumüller<br />
Hanns Ulrich Hildebrand<br />
Detlef Hoche<br />
Suzanne Hoffman<br />
Irmgard Högg-Maier<br />
Regina Hövermann<br />
Andreas Jüttner<br />
Jens Kailbach<br />
Sylvia Keck<br />
Katharina Knöller<br />
Christine Kramer<br />
Jörg Maihoff<br />
Renate Martin-Aretz<br />
118<br />
Das Kollegium
Ingeborg Maus<br />
Christina Mayer<br />
Ingrid Mayer-Groß<br />
Christian Mendler<br />
Stefan Meyer-Schwelling<br />
Tino Miksche<br />
Otto Müller<br />
Rainer Nahrgang<br />
Bodo Nassal<br />
Ute Niebling<br />
Angelika Nollert<br />
Rosemarie Ott<br />
Sabine Pineda<br />
Regina Rapp<br />
Georg Roller<br />
Helga Schäfer<br />
Sylvia Schelling<br />
Matthias Schemann<br />
Ingeborg Scheu<br />
Silvia Schilling<br />
Judith Schlaich<br />
Waltraud Schliack<br />
Horst Peter Schlotter<br />
Antje Schmid<br />
Corinna Schmohl<br />
Simone Schott<br />
Dieter Schreck<br />
Nikola Schubert<br />
Constanze Siebert<br />
Ute-Ellen Stoll<br />
Wolfgang Strohbach<br />
Andreas Trapp<br />
Andreas Wacker<br />
es sind nicht alle Lehrerinnen<br />
und Lehrer auf dem Foto<br />
abgebildet.<br />
119
120<br />
Wie Die “Guten alles anfing Geister”<br />
Hildegard Wieschollek 1992 - heute, Margot Hammelehle 1957 - 1984, Hildegard Wasser 1975 - 2001, Ingrid<br />
Bögel 1984 - 1992, Margarete Eschmann 2001 - heute<br />
Fast fünf Jahrzehnte arbeiteten und arbeiten wir mit viel Liebe zu Schüler/innen und Schule im Sekretariat.<br />
Der Hausmeister in allen Lagen für die Schule tätig<br />
Horst Fritscher, Hausmeister am <strong>Gymnasium</strong> seit 1976
Klassen im Schuljahr 2005<br />
Klasse 5A: Brinkschulte, Aline; Elshani, Nora; Englert, Paul; Gommel, Hanna; Grosser, Patricia;<br />
Häntsch, Isabel; Henke, Marco; Holz, Theresa; Hubbes, Paul; Kessira, Sammy; Klatte, Sarah; Klezok, Sina;<br />
Kohlen, Sarah; Lawrenz, Louisa; Lehmann, Frank; Leibold, Miriam; Leopold, Clemens; Renninger, Sarah;<br />
Schillinger, Julia; Schweizer, Ruben; Stanojevic, Dominik; Tödtmann, Constanze; Tödtmann, Friederike;<br />
Waadt, Sven; Weininger, Saskia; Wetzel, Alexander; Wokel, Lilly; Wonner, Patrick; Zanger, Moritz<br />
Klasse 5B: Akcebe, Ertugrul; Ammann, Sophie; Böttcher, Sophie; Diemer, Marcel; Dittmar, Fabian;<br />
Engelhardt-Seibel, Miriam; Esslinger, Marian; Hauke, Carolin; Janle, Jasmin; Kimmich, Christian; Langenmair,<br />
Sonja; Meyer, Linus; Mienhardt, Tatjana; Renner, Lisa; Ringo, Jan-Peter; Rohatsch, Kim; Ros, Lisa; Schick,<br />
Maximilian; Schmechel, Anja; Stauch, Lisa Maria; Stavrokostas, Ioannis; Stelzner, Hannah-Lea; Stolz, Regina;<br />
von Ehrenwall, Ellen; von Essen, Sören; Weber, Lucie; Wellmann, Maike; Würth, Randi; Zarges, Isabelle<br />
121
122<br />
Klasse 5L: Bogler, Tilmann; Demirler, Sina; Fingerle, Katrin; Gabler, Felix; Gruhn, Marcel; Haupt, Saskia;<br />
Hähnel, Valentin; Hehr, Carolin; Hofmeister, Philip; Hrouda, Marco; Huber, Jan; Keller, Natascha;<br />
Macpherson, Jamie; Mahl, Patrick; Mai, Sonja; Matthies, Judith; Rau, Johannes; Repnak, Felix; Ronge, Hanna;<br />
Roth, Markus; Schmidt, Mareike; Steinbuch, Florentin; Ulmer, Esther; von Felten, Sarah; Walker, Birgit;<br />
Wimmer, Sabrina; Wöllmer, Angela; Wörner, Jan<br />
Klasse 6gr: Baudzus, Jakob; Belau, Elena; Geiger, Corin; Gerhardt, Feline; Groß, Benedikt; Haydl,<br />
Miriam; Heske, Marco; Hönes, Andreas; Kazan, Didem; Kunz, Maximilian; Mack, Leonie; Malich, Jonas;<br />
Meenen, Cliff; Plundrich, Frank; Rau, David; Saba, Julian; Stäbler, Josua; Tiesler, Moritz; Vrana, Bennet;<br />
Waghubinger, Sarah; Wagner, Aylin; Wagner, Hagen; Wasser, Franziska; Wohlfahrt, Kim
Klasse 6ra: Ahiakonou, Anthony; Aliji, Fitore; dos Santos Coelho, Miriam; Engelhardt-Seibel, Jonas;<br />
Gittfried, Tim; Götz, Sebastian; Knöll, Tabea; Lorenz, Philipp; Meyer, Lucas; Mopils, Ann-Kathrin; Müller,<br />
Tobias; Peraus, Melanie; Pflanz, Kai-Arne; Rampf, Marcel; Reisner, Beate; Rüll, Miriam; Schanz, Daniel;<br />
Schäfer-Siebert, Heiko; Schefold, Franziska; Semen, Emre; Uyanik, Yelda; Volkmer, Verena; Werner, Judith;<br />
Wolfart, Julia<br />
Klasse 6rb: Bachor, Salome; Bickel, Christian; Bizer, Johanna; Boeddinghaus, Cordula; Brankatschk,<br />
Christin; Elsäßer, Robert; Fitz, Samuel; Freitag, Bettina; Gockeler, Maximilian; Gotzkowsky, Kim; Härter,<br />
Nora; Heitz, Jelena; Knecht, Valentin; Kohlen, Tim; Magiera, Tom; Müller, Carolin; Ochs, Sebastian; Poeppel,<br />
Tobias; Rekow, Mareike; Rudolf, Julica; Sandhoff, Anika; Schan, Robert; Spenke, Martin; Strobel, Dennis;<br />
Tischer, Lisa; Zorn, Jonathan<br />
123
124<br />
Klasse 7g12r: Abramovici, Miriam; Büsing, Adrian; Falk, Jonathan; Fiesler, Lars; Fingerle, Tobias;<br />
Flemm, Daniel; Friese, Tanja; Gaiser, Johannes; Gruber, Julian; Henn, Tamara; Klassen, Fabian; Kliem, Silvia;<br />
Kriso, Christian; Leibold, Benjamin; Leopold, Judith; Leopold, Paul; Letterer, Alexandra; Lorenz, Valerie;<br />
Müller, Marco; Müller, Peter; Niedenführ, Erik; Obenhuber, Lia; Rittmann, Constantin; Schmid, Jan Philipp;<br />
Schönlein, Richard; Stauch, Miriam; Wasser, Christian; Wrobel, Lena; Zaiser, Robert<br />
Klasse 7g1r: Börder, Jennifer; Eisele, Tobias; Esslinger, Jara; Griesbach, Thorsten; Haspel, Lena Marie;<br />
Häberle, Janina; Hofmann, Konstantin; Jegliewski, Nina; Kirchdörfer, Marcus; Kreer, Patrick; Langnau, Jens;<br />
Langsch, Rebekka; Löffler, Katharina; Mendler, Patrick; Michal, Doreen; Mienhardt, Melanie; Peretz, Tabea;<br />
Quilitz, Nicolas; Rizzuto, Sabrina; Rutkowsky, Katrin; Schauerhammer, Lars; Schäfer-Siebert, Carsten;<br />
Schrauth, Kai; Schurer, Felix; Straub, Nico; Velte, Robin; von Au, Dominic; Wagner, Nikolai; Weil, Lukas;<br />
Werner, Jakob; Wiedmann, Marco
Klasse 7g2r: Beier, Julia; Böttcher, Veronika; Englert, Gaia; Fischer, Vanessa; Gantze, Nadine; Geib,<br />
Katrin; Hönes, Janik; Ilic, Filip; Keim, Jan; Kekelidze, Sandro; Keppler, Johannes; Müller, Steffen; Reufer, Elena;<br />
Ros, Tim; Ruf, Florian; Schmid, Elena; Schrempp, Thorben; Sentko, Achim; Stelzner, Lilith; Tannich, Maresa;<br />
Vogtmann, Robin; von Hoiningen, gen. Huene, Freih., Maximilian; Wiechmann, Julia; Zaric, Danijel<br />
Klasse 8g1ra: Aggül, Duygu; Axmann, Ev-Marie; Bott, Felix; Domhan, Marielena; Döscher, Andreas;<br />
Elsäßer, Martin; Gualano, Giuseppe; Haas, Manuel; Haffner, Leopold; Häntsch, Johannes; Härter, Alisa;<br />
Heich, Christian; Hopp, Christopher; Johann, Julian; König, Michael; Leopold, Tabea; Mack, Sophie; Riemer,<br />
Sascha; Schmidt, Timo; Schweikert, Alisa; Skrbic, Aleksandar; Sölch, Heike; Stauch, Matthias; Stemmler,<br />
Alexander; Tek-Rech, Gregory; Trucksees, Anna; Vogt, Nathalie; Volk, Alisa; Vrana, Vincent; Waghubinger,<br />
Michael<br />
125
126<br />
Klasse 8g1rb: Ahlers, Sina; Bäuerle, Lisa; Binz, Jonas; Bröckel, Igor; Erdmann, André; Espenschied,<br />
Philipp; Esslinger, Alisa; Frenzen, Artur; Hehr, Catharina; Hotz, Philip; Hönes, Bärbel; Knape, Aileen; Kuttler,<br />
Samuel; Leipersberger, Lisa-Maria; Manecke, Marcel; Rapp, Kevin; Rollbühler, Steffen; Schlayer, Julia;<br />
Schwarz, Lukas; Stavrokostas, Kosta; Stich, Marie; Thierhoff, Thierry; Thomas, Daniela; Tsouni, Alexandra;<br />
Voigt, Lisa; Waghubinger, Josua; Wöhr, Nicole<br />
Klasse 8g2r: Aue, Kathleen; Bahle, Dennis; Burger, Katja; Dittmar, Daniel; Döffinger, Laura;<br />
Enzensperger, Sabine; Fischer, Dominik; Groß, Tobias; Hiller, Christian; Holzer, Denis; Huß, Alexandra; Huß,<br />
Julian; Jaust, Constanze; Jünemann, Lydia; Klenk, Amelie; Knauer, Philipp; Knecht, Jan; Kringler, Alisa; Kühl,<br />
Carina; Langnau, Kai; Meßner, Fabian; Moll, Jessica; Oberle, Corinna; Peraus, Anja; Pilger, Monja; Pinior,<br />
Cassy; Renninger, Simon; Reum, Dominik; Richter, Marco; Sandhoff, Tilman; Stoik, Tamara; Ulmer, Anne
Klasse 9g1r: Brändle, Melanie; Erdmann, Falk; Gaiser, Lea; Groß, Annika; Haberzettl, Steffen; Holzer,<br />
Kevin; Jesser, Dominik; Kliem, Juliane; Klugt, Daniela; Kriel, Tom; Kronmüller, Jonas; Kühner, Ludwig; Mitrovic,<br />
Mario; Neuner-Jehle, Philipp; Ochs, Rebekka; Pokorny, Jasmin; Reufer, Pablo; Schmitz, Alexander; Schrauth,<br />
Franziska; Schwarz, Sarah; Spiess, Anna; Stannard, Steven; Stürner, Patrick; Von Wirth, Maximilian;<br />
Weissbeck, Sebastian; Wuwer, Franziska<br />
Klasse 9g2r: Beck, Benjamin; Blessing, Nadja; Christenson, Mark; Cuoco, Jessica; Debicki, Claudia;<br />
Fingerle, Alexander; Friese, Florian; Gewalt, Senta; Gomm, Daniel; Griesbach, Frederic; Jakobi, Sabina;<br />
Joost, Anne; Klinnert, Matthias; Magiera, Jim; Mühleisen, Dennis; Pikolin, Reto; Pohl, Julia; Rittmann,<br />
Madeleine; Rody, Tala; Scheerer, Kim Julian; Schmid, Ellen; Schuldt, Raphael; Schwenkkraus, Philipp; Seyfert,<br />
Alina; Smetatschek, Tanja; Stoll, Susanne; Von Ehrenwall, Maren; Wolfart, Linda<br />
127
128<br />
Klasse 9ra: Arslan, Aylin; Ascher, Nathalie; Assmuth, Patrick; Bäßler, Michael; Born, Daniel; Boscher,<br />
Florian; Gerhardt, Tabea; Höchersteiger, Carolin; Kreer, Natascha; Müller, Benedikt; Oldenzeel, Robin;<br />
Pflanz, Elena; Prestin, Svenja; Schauerhammer, Sven; Schmalzridt, Nina; Wonner, Ingo; Zarges, Alexander<br />
Klasse 9rb: Bauder, Jonathan; Bauer, Christian; Bausch, Elisa; Brunner, Roman; Conrad, Alice; El-<br />
Mecharrafie, Nadja; Glander, Sebastian; Hallamoda, Roman; Häbich, Fabian; Huber, Aline; Hund, Matthias;<br />
Janischewski, Anja; Leopold, Ludwig; Löw, Andrea; Müller, Britta; Peters, Stefan; Riemer, Daniel; Schlump,<br />
Johannes; Stadler, Sabrina; Steinbuch, Jonathan; Supper, Janine; Tannich, Pascal; Tischer, Sebastian; Westphal,<br />
Kevin; Winkler, Ulrike; Zaiser, Jan
Klasse 10g1r: Cimander, Jasmin; Eckert, Florian; Freitag, Susanne; Geib, Tanja; Groß, Thorben;<br />
Kocak, Aylin; Langnau, Antje; Lorenz, Johannes; Maier, Caroline; Maudrich, Jakob-Jonathan; Melissourgakis,<br />
Jenny; Müller, Manuel; Münch, Inken; Oberle, Claudia; Pahlke, Melanie; Pusch, Tim; Rempp, Tobias; Ries,<br />
Marisa; Schatz, Philine; Schäfer, Joshua; Schwenk, Robin; Sorg, Julian; Spenke, Stephan; Ulmer, Johannes;<br />
Völlm, Jochen; Wiechmann, Markus<br />
Klasse 10g2r: Arnold, Patrick; Aufheimer, Matthias; Boese, Benjamin; Bolten, Sara; Döffinger,<br />
Claudia; Epperlein, Ruben; Georg, Christian; Glander, Sarah; Groß, Jennifer; Groß, Nikolas; Haydl, Sabine;<br />
Hornberger, Andrea; Huß, Theresa; Keppler, Julia; Kirchdörfer, Daniel; Kühn, Saskja; La Roche, Alexander;<br />
Möser, Andreas; Niezgoda, Natalia; Ott, Carolin; Pitzmann, Nicole; Pohl, Jessica; Scherer, Daniela; Schuck,<br />
Barbara; Tek-Rech, Carlo; Voicians, Daniel<br />
129
130<br />
Klasse 10r: Appel, Lisa; Bieler, Kim; Brenner, Juliane; Brosowski, Johannes; Enzensperger, Michael;<br />
Frenzen, Dierk; Goll, Annika; Großmann, Timo; Hiller, David; Hüttenrauch, Julia; Jaust, Christian; Knas, Tanja;<br />
Kull, Sebastian; Marx, Steffen; Müller, Marcus; Rekow, Dominik; Renner, Christian; Salver, Krischa; Schoch,<br />
Sebastian; Schönlein, Clemens; Seidel, Lisa; Ulmer, Saskia; Weber, Annika; Wunner, Patrick<br />
Klasse 11g1/2: Buck, Benjamin; Burger, Anika; Dimitriou, Paraskevas; Epperlein, Jascha; Frenzen,<br />
Karin; Gaiser, Katherina; Greßler, Felix; Haßmann, Marie Christin; Hönig, Saskia; Kliem, Florian;<br />
Kolobratsidou, Ioanna; Kunberger, Fabian; Lorenz, Leonie; Meyer, Regina; Müller, Maxi; Paulokat, Patrick;<br />
Peters, Andrea Claudia; Reinicke, Christoph; Schaible, Dorothee; Schäfer, Lorena; Strobl, Felix; Teufel, Felix;<br />
Würth, Benjamin
Klasse 11ra: Bauknecht, Sandra; Bucher, Anja; Diehl, Hannah; Gerhardt, Laura; Haas, Philipp;<br />
Haffner, Maximilian; Hans, Patrick; Klingel, Marcel; Mack, Stephan; Mann, Verena; Menacher, Silvia; Müller,<br />
Benedikt; Nienaber, Paul; Reichelt, André; Riemer, Felix; Rody, Yasamin; Scheib, Dominik; Steidle,<br />
Alexander; Tatar, Ugur; Vogt, Melanie; Wetzel, Inga<br />
Klasse 11rb: Diril, Merve; Espenschied, Timo; Gantze, Jessica; Heermann, Maraike; Herb, Christina;<br />
Klenk, Tobias; Koch, Benjamin; La Rosa, Sebastiano; Link, Katja; Manolopoulos, Katherina; Manolopoulos,<br />
Michael; Pohl, Sebastian; Raab, Martha; Richter, Dany; Scherer, Simon; Schuß, Katharina; Schweiss, Frederic;<br />
Traub, Stefanie; Wolpert, Beatrice<br />
131
132<br />
Klasse 11rc: Bauer, Heide; Benli, Yasemin; Betz, Sebastian; de Castro Neves, Fábio; Gengenbach,<br />
Stefanie; Goerner, Tobias; Gutbrod, Julian; Kaltbeitzel, Bernd; Knote, Christoph; Kocak, Tülin; Kreuselberg,<br />
Jochen; Lohmann, Pascal; Maurer, Philipp; Mentgen, Katharina; Mühlbauer, Larissa; Paul, Adrian; Ruppik,<br />
Roman; Scheufler, Sandra; Sparka, Michael; Walz, Nadine; Wels, Peter; Wild, Thilo<br />
Jahrgangsstufe 12: Aka, Mehmet; Anders, Thomas; Appel, Christian; Babczynski, Sandra;<br />
Bachstädter, Rebecca; Bauer, Gero; Bez, Michael; D'Alessandro, Werner; Degen, Heiko; Enzensperger,<br />
Andreas; Ernst, Lena; Fallbacher, Maximilian; Faller, Pia; Gockeler, Julia; Görig, Susann; Grafe, Daniel;<br />
Graviat, Dominika; Hamid, Atussa; Henke, Benjamin; Heubischl, Mercedes; Horch, Felicitas; Kartmann,<br />
Uwe; Klump, Elmar; Klump, Fabian; Knodel, Michael; König, Daniel; Körner, Jennifer; Krause, Christiane;<br />
Lutz, Svenja; Maier, Robert; Möser, Christian; Niethammer, Stefan; Owertschuk, Alexander; Pahlke, Tanja;<br />
Pokorny, Julia; Prestin, Pia; Schadt, Stefanie; Schatz, Ingolf; Schneider, Maximilian; Schoch, Verena; Schuck,<br />
Felix; Schweizer, Tobias; Schwenk, Nina; Semen, Kivanç; Seus, David; Sewina, Ricarda; Seyfang, Gero; Sorg,<br />
Friederike; Spiess, Martin; Szabo, Daniel; Völlm, Kathrin; Wegener, Jessica; Wurst, Kai; Zhang, Liding; Zieffle,<br />
Tanja; Ziegler, Philip
Jahrgangsstufe 13: Abele, Nicole; Anders, Patrick; Anders, Sandra; Beck, Florian; Becker, Patrick;<br />
Beurer, Monika; Birn, Julia; Bock, Bastian; Bolten, Stefanie; Boscher, Anja; Diril, Hüseyin; Eckert, Elena;<br />
Fahrbach, Johanna; Fritz, Susanne; Gaiser, Hannah; Göhring, Caroline; Grygo, Marco; Haas, Ferdinand;<br />
Haßmann, Dennis; Helbig, Tobias; Hepp, Charlotte; Hornberger, Sylvia; Hönes, Andreas; Hubert, Oliver;<br />
Kärst, Fleur; Keethapongalan, Jerard; Khosrawikatoli, Mahdiye; Klopocki, Dörte; Krause, Nadja; Link, Anne;<br />
Lorber, Dominique; Luong van, Kathrin; Lustig, Christina; Michael, Felicia; Müller, Anja; Müller, Elke; Müller,<br />
Sina; Neuberth, Christian; Obermüller, David; Päusch, Elias; Peraus, Katrin; Peters, Annette; Pusch, Kristina;<br />
Regenbogen, Bianca; Saile, Charlot; Schmidtke, Antje; Singer, Philipp; Steinbuch, Lena; Stiber, Tanja;<br />
Swoboda, Stefanie; Thierhoff, Muiriel; Walther, Benjamin; Weinmann, Michael; Wild, Markus; Wolpert,<br />
Alexander<br />
133
Mathematikunterricht bei<br />
Herrn Wacker 1980 und 2005<br />
134<br />
E R I N N E R U<br />
Blick zurück<br />
Herr Wacker – damals und heute<br />
Erinnerungen von Prof. Dr. Leibinger<br />
Der Abitursjahrgang von 1949 – Emil Lauffer<br />
(1)25 JAHRE<br />
GYMNASIUM KORN TAL<br />
125 Jahre sind eine beeindruckende<br />
Zeit spanne.<br />
Noch beeindruckender wird sie, wenn<br />
man bedenkt, dass es bereits ab 1819 die<br />
private Knabenlateinschule von Johannes<br />
Kul len in <strong>Korntal</strong> gab. Diese private Schule<br />
wurde dann ab 1880 als Gemeinde lat ein -<br />
schu le weitergeführt.<br />
Eine höhere Schule gibt es in <strong>Korntal</strong><br />
also schon seit über 186 Jahren.<br />
Über dem Eingangsportal der damaligen<br />
Knabenlateinschule, der jetzigen Musik -<br />
schule, steht heute noch das passende<br />
Wort aus Psalm 111: „Die Furcht des<br />
Herrn ist der Weisheit Anfang.“<br />
Weisheit wollten die Lehrer sicherlich<br />
da mals wie heute an ihre Schüler vermitteln.<br />
Ob diese Bemühungen immer von Er -<br />
folg gekrönt waren, lassen wir an dieser<br />
Stel le lieber offen.<br />
Um die Zeitspanne, auf die wir zurückblicken<br />
wollen, etwas überschaubarer zu<br />
machen, reduzieren wir die 125 Jahre auf<br />
25 Jahre. So viel Zeit liegt ungefähr zwischen<br />
den Photos auf dieser Seite.<br />
Wie man deutlich erkennen kann, wur -<br />
de und wird an einer ehemaligen Latein -<br />
schu le auch Mathematik unterrichtet.<br />
Nicht nur der Lehrstoff weist eine ge -<br />
wisse Ähnlichkeit auf, auch die Lehrer ha -<br />
ben sich praktisch nicht verändert, wie man<br />
unschwer erkennen kann. Nur der Ge -<br />
sichts ausdruck wurde im Laufe der Zeit<br />
etwas weiser.<br />
Auch die Schüler sitzen 2005 vor der<br />
glei chen Tafel oder auf der gleichen Trep pe,<br />
auf der sie vor 25 Jahren saßen. Aller dings<br />
bereits die nächste Generation. Teil wei se<br />
sitzen auf den Bildern jetzt die Kin der, wo<br />
vor 25 Jahren die Eltern saßen.<br />
Diese Tatsache sollten wir nicht als no -<br />
stal gisch abwerten, sondern als Zeichen ei -<br />
ner kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />
be werten. Eine Weiterentwicklung, die auf<br />
den erreichten Werten der langjährigen<br />
Ge schi chte aufbaut und die dieses Gym na -<br />
si um <strong>Korntal</strong> sicherlich aufwertet.<br />
In diesem Sinne wünschen alle „Ehe ma -<br />
li gen“ dieser Schule eine gute Zukunft, auf<br />
dass auch in den nächsten 125 Jahren weit -<br />
eren Generationen von <strong>Korntal</strong>er Schülern<br />
Weisheit vermittelt wird. ■<br />
Martin Fingerle
N G E N<br />
ICH DENKE GERNE ZURÜCK<br />
Ich kam 1937 in die Grundschule in<br />
Korn tal, 1941 dann ins <strong>Gymnasium</strong> – in die<br />
Ulrich von Hutten-Oberschule, wie das<br />
Gym nasium damals hieß. Warum man nach<br />
1945 den Namen des kritischen Geis tes<br />
und Humanisten nicht beibeh<strong>alten</strong> hat, ha -<br />
be ich nie ganz verstanden. „Die Furcht des<br />
Herrn ist der Weisheit Anfang“ stand über<br />
der Eingangstür der Schule. Irgendwann<br />
hatten Unbekannte das ‚s’ in ‚Weisheit’ in<br />
ein ‚c’ umgemeißelt. Es hatte wohl Met -<br />
hode.<br />
Unsere Lehrer kamen am Anfang noch<br />
vielfach aus dem Pietismus. Später kamen<br />
dann junge nationalsozialistische Lehr er<br />
dazu. Je totaler der Krieg wurde, umso<br />
mehr ältere Lehrer kamen wieder zum<br />
Vor schein. Auch solche mit unzeitgemäßer<br />
Ge sinnung. Wir waren also während des<br />
Drit ten Reiches einem ständigen Wechsel -<br />
bad von Nationalsozialismus und Pietis mus<br />
ausgesetzt, aber wir kamen damit ganz gut<br />
zurecht.<br />
Auch die <strong>alten</strong> <strong>Korntal</strong>er mussten und<br />
wollten sich einordnen. Der Führer des<br />
Jung zuges im Jungvolk, in dem ich als<br />
Jungen schaftsführer diente, war Gerhard<br />
Ben gel, ein Urenkel von Johann Albrecht<br />
Bengel, dem Prälaten und Pietisten, der<br />
Welt untergang und Wiederkehr Christi für<br />
1836 prophezeit hatte. Deshalb waren die<br />
Häuser in <strong>Korntal</strong>, das 1819 als Brü der ge -<br />
meinde gegründet worden war, auch sehr<br />
leicht gebaut.<br />
Der Weltuntergang kam auch 1945<br />
nicht, aber ein tiefer Einschnitt in die Ge -<br />
schich te unseres Landes und aller Men -<br />
schen.<br />
Im Herbst 1945 wurde die Schule wieder<br />
eröffnet. Anfangs nur mit zwei Lehr ern,<br />
einer Zeichenlehrerin, die politisch unverdächtig<br />
war, und dem Gründungs rek tor des<br />
<strong>Gymnasium</strong>s, Wilhelm Simpfen dör fer, der<br />
später Kultusminister von Baden-Würt -<br />
tem berg wurde. Er gab Mathematik und<br />
Staats bürgerkunde; beides allerdings nur<br />
selten, weil er bei der verfassungsgebenden<br />
Landesversammlung benötigt wurde. Dazu<br />
kamen viele junge Lehr er, die teilweise<br />
noch keinen Studien ab schluss in der Tasche<br />
hatten, die aber begeistert unterrichteten<br />
und uns viel Neu es mit auf den Weg<br />
gaben.<br />
Die Fächer Deutsch, Geschichte und<br />
Philosophie waren meine Lieblingsfächer:<br />
Vor uns tat sich eine neue Welt auf – ich<br />
denke zum Beispiel an die amerikanische<br />
Literatur, der wir in rororo-<strong>Aus</strong>gaben im<br />
Zeitungsdruck zunächst begegneten. Wir<br />
lasen Hemingway und Steinbeck und Ten -<br />
nes see Williams, aber auch Kästner, Tuch -<br />
olsky und Werfel. Mit Freuden denke ich an<br />
die ersten Theateraufführungen von<br />
Thorn ton Wilders Stücken „Wir sind noch<br />
einmal davongekommen“ oder „Un se re<br />
kleine Stadt“ zurück.<br />
<strong>Korntal</strong> – auch das <strong>Gymnasium</strong> –<br />
besann sich auf seine pietistische Ver gang -<br />
en heit.<br />
Anfänglich begannen wir den Schultag<br />
mit einem Choral. Schulgottesdienste am<br />
An fang und Ende jedes Halbjahres waren<br />
selbstverständlich.<br />
Haben wir dagegen revoltiert? Nein.<br />
Wir waren 45er, keine 68er. Wir kamen aus<br />
der Not und waren nicht des Wohl stands<br />
überdrüssig.<br />
Der Geist <strong>Korntal</strong>s wurde uns auch<br />
nicht aufgedrängt, aber er drang in uns ein.<br />
Ein kluger und behutsamer Lehrer – Pfar -<br />
rer Lindenbauer, der Religion und Philo so -<br />
phie gab, sorgte für Wissen über Reli gion, in<br />
Sonderheit über den Protestantis mus.<br />
Als junger Mensch wollte ich von vielem,<br />
das uns nahe gebracht wurde, nichts<br />
wissen. Später habe ich gemerkt, wie sehr<br />
die Maximen meines Handelns davon<br />
bestimmt wurden. Ich bin heute noch<br />
dank bar für meine <strong>Korntal</strong>er Jahre. ■<br />
Professor Dr. Berthold Leibinger<br />
135
136<br />
ABITURSJAHRGANG 1949<br />
– EINE HOMMAGE AN EINE<br />
BEMERKENSWERTE KLASSE<br />
1-9B (UND AN DIE PARALLEL -<br />
KLASSE) VON 1940-1949 AN<br />
DER ULRICH VON HUTTEN-<br />
OBERSCHULE IN KORNTAL<br />
„Wir sind noch einmal davongekommen“<br />
– der Titel des in der Nachkriegszeit<br />
oft gespielten Theaterstücks von Thornton<br />
Wilder passt gut zu unserem Jahrgang<br />
1929. Wir haben unsere neun Jahre Ober -<br />
schulzeit von 1940-1949 tatsächlich heil<br />
über standen: den mörderischen Krieg in<br />
der ersten Schulzeithälfte bis 1945, aber<br />
auch die entbehrungsreichen Nachkriegs -<br />
jah re von 1945-1949. Außer drei älteren<br />
Klas sen kameraden, die erst nach dem Krieg<br />
zu uns kamen, war niemand an der Front<br />
eingesetzt. Alle blieben bei den Bom ben -<br />
angriffen und beim Einmarsch der Alliier -<br />
ten als jüngste „Volkssturmmänner“ mit 15<br />
Jahren in unseren Dörfern verschont. Wir<br />
kamen nicht in Gefangenschaft und mussten<br />
keine Entnazifizierung über uns ergehen<br />
lassen.<br />
Alle, die nach der 6. Klasse weitergemacht<br />
haben, haben das Abitur geschafft:<br />
29 Jungen und 5 Mädchen, also insgesamt<br />
34. Leider leben davon heute 10 nicht<br />
mehr.<br />
Auf drei Zeitabschnitte will ich etwas näher<br />
eingehen:<br />
• Kriegszeit ohne Fronteinsatz von<br />
1940-1945<br />
• Nachkriegszeit mit Abitur von<br />
1945-1949<br />
• Studium und Berufszeit als Aufbau ge ne -<br />
ration (die Boosters) von 1950-1990/95.<br />
Alle drei Abschnitte begannen mit einschneidenden<br />
politischen und wirtschaftlichen<br />
Ereignissen: der erste mit dem Zwei ten<br />
Weltkrieg, der zweite mit dem Umsturz und<br />
zerstörten Städten und lnfrastrukturen, der<br />
dritte mit der Wäh rungs reform und der<br />
Gründung der Bundes republik Deutschland.<br />
Von uns Schülern wurde außer der<br />
Lern fähigkeit eine rasche Anpassungs- oder<br />
Widerstandsfähigkeit an oft extreme Si tuat<br />
ion en, ideologisch und praktisch, verlangt.<br />
Das Geld war während der ganzen Schul -<br />
zeit kein Maßstab, da die Reichsmark nur<br />
wenig Wert hatte. Wichtiger waren Be -<br />
zugs scheine und Beziehungen. Das än der te<br />
sich erst ab 1948 mit der Wäh rungs reform<br />
und der Einführung der DM, als man wieder<br />
praktisch alles kaufen kon nte, wenn<br />
man das nötige Kleingeld hatte.<br />
Kriegszeit ohne Fronteinsatz<br />
von 1940-1945<br />
Als wir Anfang April 1940 als Zehn -<br />
jährige mit unseren kurzen schwarzen<br />
Samt hosen und Lederschulranzen auf dem<br />
Rücken in unser erstes Klassenzimmer im<br />
Erdgeschoss des großen Schülerheimes<br />
rechts neben dem Hauptportal stürmten,<br />
war der Polenkrieg vom September 1939,<br />
den Hitler angezettelt hatte, längst zu En de.<br />
Vom Frieden war keine Rede, im Ge -<br />
genteil. Sechs Wochen nach unserem ers -<br />
ten Schul tag, am 10. Mai 1940, fiel die deut -<br />
sche Wehr macht in Frankreich ein, da<br />
Frank reich und Großbritannien bereits am<br />
3. Sep tember 1939 als Verbündete Polens<br />
Deutschland den Krieg erklärt hatten.<br />
Schon am 22. Juni 1940 war Frankreich be -<br />
siegt. Waren wir Zehnjährigen in Sieges -<br />
stimmung oder hatten wir Angst vor weiteren<br />
Kriegen? Weder – noch, da wir nicht<br />
ermessen konnten, was Krieg bedeutet.<br />
Wir hatten zunächst eine viel näher liegende<br />
Sorge. Wir waren der erste Jahr gang in<br />
der Ulrich von Hutten-Ober schu le, der<br />
keine Aufnahmeprüfung ablegen musste.<br />
Aber das Ergebnis unserer Klas sen arbeiten<br />
im ersten Vierteljahr entschied, ob wir bleiben<br />
durften oder nicht. Also waren wir<br />
bestrebt, gute Noten zu bekommen, auch<br />
in Englisch, unserer ersten Fremdsprache!<br />
Bei den allermeisten klappte das in der Tat.<br />
Ebenfalls im April 1940 musste jeder<br />
von uns laut HJ-Gesetz und Hitlererlass<br />
von 1939 zwangsweise in das Jungvolk –
und später mit 14 Jahren in die HJ – eintreten.<br />
Der Jahrgang 1929 war zahlenmäßig so<br />
groß, dass 2 Parallelklassen gebildet werden<br />
mussten Eine A-Klasse mit <strong>Korntal</strong>ern und<br />
Heimschülern und eine B-Klasse mit den<br />
<strong>Aus</strong>wärtigen, die mit der Bahn oder dem<br />
Fahrrad zur Schule fuhren.<br />
Unsere Schule fasste die große Schü ler -<br />
zahl nicht mehr. Deshalb musste unsere<br />
Klasse in das große Schülerheim ausweichen.<br />
Die Ulrich von Hutten-Oberschule<br />
war ursprünglich eine private Konfessions -<br />
schule der Brüdergemeinde <strong>Korntal</strong>, dem<br />
christlich-humanen Menschenbild verpflichtet.<br />
Im Dritten Reich wurde sie den<br />
staa t lichen Schulen gleichgeschaltet. Wir<br />
mus sten aber noch Schulgeld bezahlen.<br />
Immerhin konnten die Schüler wählen zwi -<br />
schen dem vom Kultusministerium ge woll -<br />
ten Weltanschauungs- und dem von der<br />
Brüdergemeinde angebotenen Re li gi ons -<br />
unterricht<br />
Der Religionsunterricht wurde von<br />
Herrn Jetter geh<strong>alten</strong>, genannt Kaktus,<br />
wegen seiner nur wenigen Kopfhaare. Die<br />
meisten gingen in den Religionsunterricht.<br />
Generell war die Schule naturwissenschaftlich-,<br />
humanistisch-alt- und neusprachlich<br />
ausgerichtet. Es herrschte eine menschlich<br />
angenehme und tolerante Atmosphäre.<br />
Die Schule hatte ein beachtliches fachliches<br />
Niveau und einen sehr guten Ruf. Der<br />
jeweilige Schulleiter musste natürlich in der<br />
Partei sein. Von den Lehrern war ein Teil in<br />
der Partei, ein anderer nicht. Für die Schü -<br />
ler war das kein Thema.<br />
Interessant war aber eine kleine Änderung<br />
des Spruchs über dem Eingangsportal<br />
der Schule, der dort in Stein gemeißelt ist.<br />
Im Original heißt er: „Die Furcht des Herrn<br />
ist der Weisheit Anfang" (Psalm 111, 10).<br />
Eines Tages hatte jemand das „s“ in Weis -<br />
heit mit Mörtel in ein „c“ verwandelt. Da -<br />
mit hieß es „Weicheit“. Gemeint war damit<br />
das glatte Gegenteil vom Original.<br />
Also, es gab schon latente und öffentlich<br />
ideologische Spannungen.<br />
Vom Krieg bekamen wir in den ersten<br />
Jah ren nicht viel zu spüren. Natürlich gab<br />
es Lebensmittelkarten, Kleider- und Schuh -<br />
zu teilungen, die immer knapper wurden.<br />
Auch mit neuen Heften hatten wir unsere<br />
liebe Not. Für ein neues mussten wir mit<br />
der Zeit ein altes abliefern. Die jungen Leh -<br />
rer wurden zum Militär eingezogen. Pen sio -<br />
nä re sprangen in die Bresche. Es waren Pa -<br />
tri archen, wie der Deutschlehrer Schnap -<br />
per, die Lateinlehrer Graf und Göller und<br />
der Englischlehrer Breuninghaus. Sie einfach<br />
als Pauker zu bezeichnen, wäre lieblos,<br />
denn sie waren gebildete und pflichtbewusste<br />
Menschen. Aber im Vordergrund<br />
stand strenge Wissensvermittlung mit<br />
<strong>Aus</strong>wendiglernen. Auch die ersten Lehrer -<br />
in nen unterrichteten uns nicht ohne Erfolg.<br />
Ab 1943 setzte der Bombenkrieg ein.<br />
Stut tgart und die Umgebung wurden oft<br />
bombardiert. Anfänglich sammelten wir<br />
vor dem Unterricht oder in der großen<br />
Pause Flakgranatensplitter in den Straßen<br />
von <strong>Korntal</strong> mit großer Begeisterung. Wir<br />
er lebten, dass unsere älteren Schulkamera -<br />
den Flakhelfer wurden in den zahlreichen<br />
Flakstellungen zwischen Ditzingen, <strong>Korntal</strong><br />
und anderswo. Diese Flakhelfer hatten<br />
noch stundenweise Unterricht in der Schu -<br />
l e, natürlich in Uniform. Dies hat uns mächtig<br />
imponiert. Nach besonders schweren<br />
An griffen mussten wir, statt in den Schul -<br />
bänken zu sitzen, nach Stuttgart oder<br />
Zuffen hausen fahren, auf beschädigte Dä -<br />
cher steigen und sie mit Ziegeln decken.<br />
Das waren jeweils Tageseinsätze. Einmal<br />
fan den wir einen nicht entschärften Brand -<br />
bom ben blindgänger. Ein Tollkühner aus un -<br />
ser er Gruppe nahm ihn in seiner Schul -<br />
mappe mit in den Zug. Das war natürlich<br />
streng verboten und lebensgefährlich. Er<br />
wollte sie absolut zünden – aber wo? Zu<br />
Hause in Renningen hätte man uns er -<br />
kannt. Also machten wir fünf ausgerechnet<br />
in <strong>Korntal</strong> einen Zwischenstopp. Der Sport -<br />
platz hinter unserer Schule war groß. Ein<br />
Brand konnte hier nicht entstehen, weil<br />
keine Gebäude in der Nähe waren. Der<br />
137
138<br />
Toll kühne ließ die Brandbombe auf eine<br />
Ein fassungsplatte der Weitsprunggrube fallen.<br />
Wir anderen sahen aus etwa 50 m<br />
Entfernung zu, wie eine etwa 5 m hohe<br />
Flam me in den Abendhimmel schlug. Bis je -<br />
mand die Sache entdeckte, waren wir<br />
außer Reichweite und fuhren mit Herz -<br />
klop f en nach Hause.<br />
Am anderen Morgen große Aufregung!<br />
Die Lehrer fragten in allen Klassen nach<br />
dem Übeltäter. Niemand meldete sich. Da<br />
die Sache in <strong>Korntal</strong> passierte, verdächtigte<br />
man die B-Klassen mit den <strong>Aus</strong>wärtigen<br />
nicht in erster Linie. Zum Glück entstand<br />
auch kein Schaden. Wer es war, kam nie he -<br />
r aus. Nur wir fünf wussten es und schwiegen<br />
– bis heute (zur Nachahmung natürlich<br />
nicht empfohlen!).<br />
1944 häuften sich die Fliegerangriffe bei<br />
Nacht und später auch bei Tag. Natürlich<br />
mus ste weiter gelernt werden. Klassen ar -<br />
bei ten waren regelmäßig fällig, auch wenn<br />
wir in der Nacht vorher stundenlang im<br />
Kel ler sitzen mussten.<br />
Am 20. Juli 1944 saßen wir im Luft -<br />
schutz keller der Schule. Plötzlich hörten<br />
wir aus dem Radio: „Eine kleine ehrgeizige<br />
und verräterische Clique von Offizieren<br />
hat einen Anschlag auf mich ausgeübt. Wir<br />
werden sie zur Rechenschaft ziehen." So<br />
ähnlich habe ich die aufgeregten Worte<br />
Hitlers noch in Erinnerung. 1998 stand ich<br />
vor dem gesprengten Bunker in der Wolfs -<br />
schanze in Ostpreußen, wo dieses Attentat<br />
durch Graf Schenk von Stauffenberg ausgeübt<br />
wurde – leider ohne Erfolg.<br />
Im September und Oktober 1944 mus -<br />
sten wir zum Westwallschippen (Panzer -<br />
gra ben und MG-Schützengräben) in der<br />
Nähe von Kehl gegenüber von Straßburg.<br />
Einer unserer Lehrer wurde zu unserer Be -<br />
treu ung abgeordnet. Nicht nur, dass der<br />
Unterricht ausfiel, wir waren auch erheblich<br />
gefährdet durch Tieffliegerangriffe. Zum<br />
Glück war es Herbst. Äpfel von Streu obst -<br />
wiesen waren unsere Hauptnahrung.<br />
Auf unserer Bahnfahrt von Renningen<br />
nach <strong>Korntal</strong> und zurück sahen wir in Le -<br />
on berg vom Fenster aus auf dem Neben -<br />
gleis offene Güterwagen, auf denen Flug -<br />
zeug flügel gestapelt waren, dazwischen ha -<br />
ge re Männer in gestreiften Anzügen. Man -<br />
che trugen den Davidsstern. Die Tunnel -<br />
röh ren der Autobahn am Engelberg waren<br />
zu Rüstungsfabriken umfunktioniert worden.<br />
In unserer Region konnte nach dem<br />
Krieg niemand sagen, er habe nicht ge -<br />
wusst, dass es KZs gab. Was wir allerdings<br />
nicht wussten, war, dass es auch KZs gab, in<br />
denen Menschen vergast wurden. Im Jahr<br />
1945 wurden wir mit 15 Jahren jeweils<br />
eine Woche lang im Januar, Februar und<br />
März zur militärischen <strong>Aus</strong>bildung als<br />
Volkssturm männer nach Weissach in die<br />
Turnhalle einberufen und an Maschinen ge -<br />
wehren und Panzerfäusten ausgebildet.<br />
In den anderen Wochen ging der Un -<br />
ter richt noch weiter. Auf der Heimfahrt<br />
von <strong>Korntal</strong> nach Renningen erlebten wir<br />
ab und zu, dass der Zug im Bahnhof in<br />
Leon berg stehen blieb. Wir mussten 3 km<br />
auf den Gleisen nach Hause laufen nach<br />
Ren ningen.<br />
Am 20. April 1945 fuhren die Fran zo -<br />
sen mit ihren Panzern nach Renningen hinein,<br />
ohne dass auch nur ein Schuss einer<br />
Ge gen wehr gefallen ist. Wir Volkssturm -<br />
män ner versteckten uns in den Kellern zu<br />
Hau se. Die Todesgefahr durch den Krieg<br />
war vorbei.<br />
„Wir sind noch einmal davongekommen“,<br />
an Leib und Seele.<br />
Es folgte ein knappes halbes Jahr Arbeit<br />
in der Landwirtschaft mit Kühen, Ochsen<br />
und Pferden. Anfang Oktober 1945 begann<br />
der 2. Schulabschnitt in <strong>Korntal</strong>.<br />
Nachkriegszeit von 1945-1949<br />
mit Abitur – Unsere neue Klasse<br />
Dem rührigen Mathe-Lehrer Wilhelm<br />
Simpfen dörfer (genannt Pyth, nach Pytha -<br />
goras), der von 1942-1945 unser Klassen -<br />
lehr er war und vom Herbst 1945 bis Som -<br />
mer 1946 unser Schulleiter (nicht belastet<br />
durch Parteimitgliedschaft), verdankte un -
sere Schule die frühe Wiedereröffnung<br />
nach dem Umsturz Anfang Oktober 1945.<br />
Unsere Väter hatten gerade mit mühsamer<br />
Handarbeit gesprengte Bahnbrücken in -<br />
stand gesetzt, so dass wir wieder wie früher<br />
mit dem Zug zur Schule fahren konnten.<br />
Abfahrt jeden morgen in Renningen<br />
6.52 Uhr. Wir freuten uns, alte Klassen ka -<br />
mer aden wieder zu treffen. Manche kamen<br />
nicht mehr, andere wechselten auf andere<br />
Schu len, neue fanden sich hinzu. Völlig<br />
über rascht sahen wir auf einmal einige<br />
putz muntere, intelligente und attraktive<br />
Mäd chen in unserer neu formierten Klasse<br />
6b. Eine an der Oberschule für Jungen völlig<br />
unbekannte Erziehungsform, die Ko edu -<br />
kation, wurde praktiziert. Aber nicht nur<br />
wir inzwischen 16-jährige Jungen waren<br />
be geistert, sondern auch der eine oder<br />
andere Lehrer. Ich zitiere aus der Chronik<br />
eines Mitschülers, der von Dr. Reichelt,<br />
unserem Englischlehrer, einen Eintrag ins<br />
Klassenbuch bekam, weil er noch mit seinem<br />
Sitznachbarn schwatze, als jener<br />
schon das Klassenzimmer betreten hatte<br />
(Zitat wörtlich): „Viel später hatte ich ein<br />
nettes Erlebnis mit diesem Herrn. Man -<br />
chmal ließ er irgendeinen an die Tafel kommen,<br />
um etwas anzuschreiben. Eines Tages<br />
ist mein Nebensitzer draußen. Dafür setzt<br />
sich unser Doktor neben mich. Es klappt<br />
ab er nicht recht mit der englischen Schreib -<br />
weise. Da lässt er die kleine Sigrid ebenfalls<br />
rauskommen. Wie sie nun ihr kurzes<br />
Röckchen schwenkend an die Tafel tritt, da<br />
murmelt er: ‚Elegant, schwer elegant.’“ Wir<br />
haben übrigens viel bei ihm gelernt, vor<br />
allem amerikanischen Slang und überhaupt<br />
frei zu sprechen. Ein Jahr nach den<br />
Mädchen kam aus der Leonberger Ober -<br />
schule nochmals Verstärkung in jeder Hin -<br />
sicht, körperlich und geistig.<br />
Der Mangel auf allen Gebieten hat uns<br />
ständig begleitet bis 1948, dem Jahr der<br />
Währ ungs reform. Zitate eines Klassen ka -<br />
mer ad en aus dem Jahr 1947:<br />
„Meine Raucherkarte habe ich meinem<br />
Neben sitzer gegen ein großes Weiß brot -<br />
ves per mit Butter gegeben.“ – „Radierer<br />
ver loren, es gibt keine zu kaufen.“ – „Eng li -<br />
sches Buch bekommen (World History).<br />
Ein halbes Jahr später mussten wir es wieder<br />
abgeben.“<br />
Neue Schulbücher gab es bis zur Wäh -<br />
rungsreform überhaupt nicht und neue<br />
Schul hefte nur gegen alte. Wir konnten<br />
des halb lange Zeit nicht einmal eine Art<br />
Heftesbibliothek zu Hause anlegen. Wir<br />
mus sten mitschreiben, was der Lehrer<br />
sagte oder an die Tafel schrieb.<br />
Wer kein gutes Gedächtnis hatte oder<br />
nicht schnell genug schreiben konnte, war<br />
übel dran. Er konnte allenfalls noch den<br />
Nach barn fragen: „Wie war denn das?“<br />
Ich erinnere mich an eine Chemie klas -<br />
sen arbeit bei klirrender Kälte im Chemie -<br />
saal. Dieser konnte nicht geheizt werden,<br />
weil es zu wenig Kohlen gab. Also mussten<br />
wir mit unseren Mänteln in den Bänken sitzen.<br />
Die Tinte in den Tintenfässern war ge -<br />
froren. Wir mussten die Chemieformeln<br />
mit Bleistift in unsere Hefte schreiben. Er -<br />
staun licherweise fiel die Arbeit gut aus.<br />
In der Kriegszeit waren Fliegerangriffe<br />
ge fährlich, in der Nachkriegszeit der<br />
Mangel allgegenwärtig. Wir erlebten die<br />
totale Un fähigkeit der Planwirtschaft bis<br />
1948 und die Kreativität der sozialen<br />
Marktwirtschaft ab der Währungsreform,<br />
die plötzlich einen reichen Gabentisch<br />
bescherte für den, der Geld hatte.<br />
Die wichtigste Veränderung in der<br />
Nach kriegszeit vollzog sich in unseren Köp -<br />
f en, und dabei halfen uns unsere Lehrer<br />
we sentlich. Wir hatten plötzlich Frieden<br />
und Freiheit statt Krieg und Be vor mun -<br />
dung. Nicht mehr Befehle und An ord nun -<br />
gen wie in der HJ, sondern Diskussionen,<br />
eigene Meinungen, Ideen, Überzeugungen,<br />
Mehrheitsentscheidungen waren gefragt.<br />
Kurz, statt Führerprinzip jetzt Demokratie<br />
und Menschenrechte. Sicher, für die ältere<br />
Generation, die mehrheitlich für Führer,<br />
Volk und Vaterland gekämpft hatte, brach<br />
eine Welt zusammen. Nicht umsonst hieß<br />
das Kriegsende Umsturz. Als Sieg wurde es<br />
139
140<br />
nicht empfunden, aber als Befreiung.<br />
Unsere Klasse war einerseits heterogen,<br />
andererseits homogen.<br />
Heterogen: Wir kamen aus verschiedenen<br />
Dörfern: die lauten Ditzinger, die starken<br />
Leonberger, die besonnenen Weilim -<br />
dor fer, die ruhigen Renninger, die Schwie -<br />
ber dinger, die Weissacher, die Gerlinger<br />
usw. Es waren Mädchen und Jungen, auch<br />
altersmäßig jetzt verschieden. Der Jahrgang<br />
1929 überwog. Die elterliche Herkunft war<br />
natürlich auch verschieden, mit Schwer -<br />
punkt Mittelschicht. Es gab sehr unterschiedliche<br />
Begabungen, religiöse und politische<br />
Interessen und Einstellungen, mehrheitlich<br />
christlich-konservativ bis liberal.<br />
Homogen: Gemeinsam war der Wille,<br />
etwas zu lernen und das Abitur zu schaffen.<br />
Man hat einander geholfen, toleriert und<br />
geachtet. Wir waren alle Kameraden, teilweise<br />
Freunde. Materiell waren wir alle<br />
gleich arm. Thomas Buch, unser langjähriger<br />
Klassensprecher, bezeichnet uns als eine<br />
pflegeleichte Klasse. Dass wir jährlich seit<br />
dem Abitur uns einmal treffen, ist <strong>Aus</strong>druck<br />
dieser freundschaftlichen Verbundenheit<br />
und Wertschätzung. Von dem damaligen<br />
Soziologen Schelsky stammt der Begriff: die<br />
skeptische Generation.<br />
Unsere Lehrer: Unsere neuen Lehrer<br />
ge hörten zu einem für uns neuen Typ von<br />
Pä dagogen: Sie kamen aus Krieg und<br />
Gefangenschaft. Statt Patriarchen waren sie<br />
Partner mit Autorität. Dazu gehörten vor<br />
allem die Lehrer, die mit „L“ anfingen: List<br />
(Deutsch, Geschichte, Latein), Lindenbauer<br />
(Religion und Philosophie), Lutz (Mathe ma -<br />
tik, Physik), Alekxi (Mathematik), Fräulein<br />
Seil er (Englisch und Geschichte), die heutige<br />
Frau Fromm und Fräulein Helfferich<br />
(Biologie und Chemie). Die Brüder Karl<br />
und Rudolf Gommel (genannt Hogo und<br />
Glago wegen Holzfuß und Glasauge durch<br />
Verwundungen im Ersten Weltkrieg) un -<br />
ter richteten Englisch und Geschichte. Karl<br />
Gom mel war seit 1942 unser Schulleiter.<br />
Bei de kamen aber erst 1947 wieder in die<br />
Schule zurück. Warum? Weil sie Partei mit -<br />
glieder waren und entnazifiziert wurden.<br />
Wir verstanden diese Strafe nicht. Beide<br />
wa ren tüchtige und sehr geschätzte Lehrer.<br />
Sie haben niemand indoktriniert und sich<br />
absolut nichts zu Schulden kommen lassen.<br />
Wir kannten sie von der ersten Klasse an.<br />
Diese Lehrer suchten nicht durch Pauken,<br />
sondern durch Motivation und Dialog be -<br />
reit schaft unseren Wissens- und Er kenntnis -<br />
stand zu heben. Interessant war auch ein<br />
Schwei zer namens Bumiller, den wir nur<br />
kurz in Mathe und Chemie hatten. Er er -<br />
klärte uns unter anderem wie Demokratie<br />
funktioniert. Er sagte so ungefähr: „De mo -<br />
kra tie ist nichts für Schwächlinge. De mo -<br />
kratie muss sich auch verteidigen. Kei ne<br />
Freiheit den Feinden der Freiheit!“<br />
Dazwischen bewegten sich hilflose und<br />
wenig geeignete Pädagogen wie die Dok -<br />
to ren Reininghaus (Englisch) und Gretz -<br />
macher (Biologie) und Fuß (Geschichte),<br />
die Mühe hatten, den Lehrstoff methodisch<br />
und didaktisch aufzubereiten. Einer war so -<br />
gar hochstaplerisch und musste die Schule<br />
wieder verlassen.<br />
Mit den meisten Lehrern aber kamen<br />
wir gut klar. Die 3 L-Lehrer hatten wir alle<br />
eine Zeit lang als Klassenlehrer. Bei Herrn<br />
List lernten wir das klassische Latein,<br />
Geschichte in Details und großen Zu sam -<br />
men hängen – leider nur bis zum Ende des<br />
Ersten Weltkrieges. Er führte uns wunderbar<br />
in Lyrik, Epik und Dramatik ein und<br />
brachte uns das Aufsatzschreiben bei – leider<br />
nicht die Rhetorik. Herr Lindenbauer<br />
förderte nicht nur unsere Bibelkenntnis,<br />
son dern auch philosophisches Fragen und<br />
Denken. Er lud uns in kleinen Gruppen<br />
nach Hause ein zum Kaffeegespräch, unternahm<br />
einmal einen Nachtausflug zur Soli -<br />
tude und erwog einmal ernsthaft, wohl entgegen<br />
der Schulordnung, auf Klassen a rbei -<br />
ten in Religion und Philosophie völlig zu<br />
ver zichten. Es kam aber nicht so weit.<br />
Herr Lutz brachte uns mit großer<br />
Freund lichkeit höhere Mathematik bei. Ich<br />
habe sie in meinem ganzen Berufsleben,<br />
ob wohl ich Betriebswirtschaft studiert ha -
e, nie gebraucht. Andere wie die Ingen ieu -<br />
re schon. In Mathe war auch der hoch be -<br />
gabte junge Mathe-Lehrer Alekxi sehr ge -<br />
schätzt ob seiner Geduld.<br />
Sehr prägend, jedenfalls auf mich, wirkte<br />
Fräulein Sailer (Frau Fromm). Sie unterrichtete<br />
uns zeitweise in Englisch und Ge -<br />
schichte, anschaulich und spannend. Sie hat<br />
den neuen Lehrertyp, der sich den Schü -<br />
lern auch außerhalb der Schule zuwendet,<br />
am meisten verkörpert. Ich nahm an ihrer<br />
Arbeitsgemeinschaft Kunst und Literatur<br />
teil (Rilke, Borchert, Thomas Mann usw.).<br />
Sie besaß beachtliche pädagogische Fähig -<br />
keiten und einen unermüdlichen Idealis -<br />
mus. Unvergesslich bleibt sie vor allem<br />
auch, weil sie mit uns 1947 eine Lustspiel-<br />
Auf führung inszenierte: den „Zerbrochen -<br />
en Krug" von Heinrich von Kleist. Im selben<br />
Jahr führte unsere Parallelklasse mit ihr<br />
Goet hes „Götz von Berlichingen“ auf. Bei -<br />
des waren jeweils große Erfolge und gelungene<br />
Gruppenarbeiten. Außerdem leitete<br />
sie zwei abenteuerliche <strong>Aus</strong>flüge in die ma -<br />
je stätische Bergwelt am Freibergsee bei<br />
Ob ers tdorf 1947 und 1948, die unser Fred<br />
Gretsch hervorragend organisierte. Die<br />
meis ten erlebten zum ersten Mal die<br />
Alpen. Wir erklommen die 2645 m hohe<br />
Mädelgabel voller Stolz.<br />
Ich konnte hier nicht alle Lehrer würdigen.<br />
Anerkennung und Dank haben sie alle<br />
verdient. Sie bereiteten uns gut aufs Abitur<br />
vor (das erste Abitur nach 9 Jahren – früher<br />
nach 8). Im Mai 1949 fanden die<br />
schriftlichen Arbeiten im ehemaligen HJ-<br />
Heim statt und am 27. Juni 1949 das münd -<br />
liche Abitur. Alle haben bestanden und<br />
waren glücklich.<br />
Bewertung unserer Schulzeit<br />
Jede Bewertung unserer Schulzeit fällt<br />
subjektiv aus. Ich habe sie im Wesentlichen<br />
als eine glückliche und erfolgreiche Zeit<br />
em pfunden, wenn auch nicht ohne Ent beh -<br />
rung en. Wir bekamen nicht nur das Abitur -<br />
zeug nis, sondern auch das Rüstzeug für un -<br />
sere spätere Studien- und Berufszeit. Sicher<br />
gab es Lücken kriegs- und nachkriegsbedingt,<br />
z.B. wurde uns weder antike (griech -<br />
isch-römisch) noch neuere Geschichte<br />
(Wei marer Zeit und Drittes Reich) vermittelt<br />
– allenfalls einmal punktuell. Chemie<br />
und Physik wurden zu sparsam unterrichtet.<br />
Reise- oder gar Businessenglisch kam<br />
auch nicht vor. Computer gab es damals<br />
noch nicht, aber von Wirtschaftsorganisa -<br />
tion oder Management haben wir überhaupt<br />
nichts gehört – von Sexualität natürlich<br />
auch nichts.<br />
Wir konnten während der Schulzeit<br />
kein Berufsfindungspraktikum oder dergleichen<br />
machen. Wir haben zwar analytisches<br />
Denken hervorragend gelernt, aber kein<br />
kre ativ-innovatives. Dennoch haben wir<br />
einiges mitbekommen, was in der Wirt -<br />
schaft und in anderen Bereichen oft an ers -<br />
ter Stelle vor dem Fachwissen gefordert<br />
wird: Allgemeinbildung (Generalisten),<br />
Flexibilität und Lernfähigkeit, Selbstständig -<br />
keit und Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und<br />
Risikobereitschaft, Fleiß, Durch setz ungs -<br />
fähig keit und Führungsfähigkeit, vor allem<br />
Be reitschaft, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Wenn Goethes Spruch gilt: „Klug ist<br />
nicht, wer viel weiß, sondern wer unterscheiden<br />
kann, was wichtig ist und was<br />
nichtig", dann wurden wir in <strong>Korntal</strong> gut<br />
fürs Leben vorbereitet. Wir haben gelernt,<br />
wie man lernt und Freude hat am Lernen,<br />
am life long learning.<br />
„Wir sind in der Nachkriegszeit wieder<br />
einmal davongekommen", und sogar erfolgreich.<br />
Studien- und Berufszeit als<br />
Aufbaugeneration (die Boosters)<br />
1950-1990<br />
Da wir keine Berufs- und Studien be ra -<br />
tung erhielten, war jeder auf sich oder den<br />
Rat seiner Eltern und Freunde angewiesen.<br />
Wer Geld hatte, konnte sofort mit einem<br />
Studium anfangen, denn ein Numerus clausus<br />
bestand nicht. <strong>Aus</strong>bildungsplätze in der<br />
Wirtschaft gab es noch weniger als heute.<br />
141
142<br />
Einige von uns verdienten sich Geld in<br />
Fabriken durch Hilfs- bzw. Akkordarbeiten,<br />
das so genannte Werksstudium. Dabei<br />
erlebten sie zunächst einen Praxisschock.<br />
Sechs Stunden lang mit anderen zusammen<br />
arbeitsteilig und leistungsorientiert zu<br />
arbeiten und mit selbst verdientem Geld<br />
um gehen zu dürfen und zu müssen, war<br />
völ lig neu. Im Grunde waren in den Wirt -<br />
schafts wunderjahren von 1950 - 1967/68<br />
alle Berufe gefragt. Das wussten wir aber<br />
1950 noch nicht. Und so wurden wir Stu -<br />
dien räte und Studiendirektoren, Schulleiter<br />
und Amtsleiter, Ingenieure und Konstruk -<br />
teure, Doktoren und Professoren, Volksund<br />
Betriebswirte, Geschäftsführer und<br />
Ver waltungsdirektoren, Ärzte und Apo the -<br />
k er, Pfarrer und Dozenten, Beamte und<br />
Selbstständige, Ehefrauen und Mütter. Die<br />
Parallelklasse brachte auch noch Ju risten<br />
und Architekten hervor. Wir wa ren die<br />
Boosters, d.h. die Ankurbler, die Aufbau-<br />
Generation.<br />
Während wir uns in die Dienste des<br />
Staates, der Wirtschaft, der Kirche und der<br />
Gesellschaft stellten, Familien gründeten<br />
und Häuser bauten, demonstrierte eine<br />
neue Generation (von den Soziologen ei -<br />
gentlich die Boomer genannt) gegen Auto -<br />
ritäten und Hierarchien, für antiautoritäre<br />
Prinzipien und die Emanzipation. Vieles war<br />
hirnrissig, manches berechtigt. Wir konnten<br />
jedenfalls vieles aufbauen und leisten. Viele<br />
konnten gesund, befriedigt und dankbar<br />
Anfang der neunziger Jahre in den verdienten<br />
Ruhestand gehen.<br />
Auch in der Studien- und Berufszeit<br />
sind wir noch einmal davongekommen,<br />
und zwar glücklich und dankbar für 60 Jah -<br />
re Frieden und Freiheit, Erfolg und Wohl -<br />
stand. Wir hoffen nun auf ein Europa, das<br />
nicht nur eine Wirtschaftsunion, sondern<br />
auch eine christlich-abendländische Werte -<br />
ge mein schaft ist.<br />
Schluss<br />
Als Senioren sind wir schon noch eine<br />
Potenz als Käufer, Berater und Wähler.<br />
Wich tig ist dabei, Leib, Seele und Geist, so<br />
lange es geht, in Schwung zu h<strong>alten</strong> und<br />
auch für andere noch etwas Nützliches zu<br />
tun. Wir wissen aber auch, dass das Men -<br />
schenleben nach Psalm 90 siebzig bis achtzig<br />
Jahre währt, heute bei manchen etwas<br />
länger. Wir sollen aber unsere Dinge rechtzeitig<br />
ordnen und mit unseren Mit men -<br />
schen und mit Gott im Reinen sein.<br />
Zum Schluss möchte ich, auch stellvertretend<br />
für unsere Klasse, die in diesem<br />
Jahr auf 56 Jahre Abitur zurückblickt, einen<br />
herzlichen Dank sagen:<br />
• an unsere Eltern, die uns nach <strong>Korntal</strong><br />
geschickt haben,<br />
• an unsere Lehrer, die uns Wissen und<br />
Werte vermittelt haben,<br />
• jedem einzelnen Klassenkameraden und<br />
jeder einzelnen Klassenkameradin, die<br />
uns begleitet haben,<br />
• an unsere Ehepartner, die von unserer<br />
<strong>Korntal</strong>er Bildung profitiert haben, und<br />
unsere Kinder und Enkel<br />
• an unseren treuen Gott, der uns ge schaf-<br />
fen, gefördert und bewahrt hat.<br />
Ich möchte schließen mit einem <strong>Aus</strong> zug<br />
aus Hermann Hesses wunderbarem Ge -<br />
dicht ‚Stufen’:<br />
Wie jede Blüte welkt<br />
und jede Jugend<br />
Dem Alter weicht blüht jede Lebensstufe<br />
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />
In ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern<br />
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
Bereit zum Abschied sein<br />
und Neubegin ne. ■<br />
Emil Lauffer, Abijahrgang 1949
Abschlussklasse aus dem Jahre<br />
1949<br />
143
144<br />
Blütenlese aus gymnasialen<br />
Papier körben (von ehemaligen<br />
Lehrern)<br />
Nach einem Versuch in Physik: Das ist Ihnen erst klar, wenn<br />
Ihnen klar ist, dass es Ihnen nicht klar ist. (Pfister)<br />
In den „Streifschüssen“ haben Sie geschrieben…<br />
Wenn im Sommer der Winter auf den Gletscher scheint …<br />
(Dr. Buck)<br />
<strong>Aus</strong> woraus besteht denn die Nase … Klenk? (Janotta)<br />
Beobachten Sie mal, wenn Sie nachts schlafen! (Stütz)<br />
Wie kess die Mädchen dasitzen! (Dr. Buck)<br />
Das war sehr informativ! (Dr. Buck)<br />
Christus hat einmal über Luther gesagt … (Pfarrer<br />
Grünzweig)<br />
Die Brille wurde unter der Aufsicht des Turnlehrers zerstört.<br />
Ich schreibe Ihnen das auf die Tafel, damit Sie es ganz deutlich<br />
hören!<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />
Charlottenstr. 53<br />
70825 <strong>Korntal</strong>-<strong>Münchingen</strong><br />
E-mail: gymnasium@korntal-muenchingen.schule.bwl.de<br />
Homepage: www.gymnasium-korntal.de<br />
Redaktion: Martin Donabauer, David Elsäßer, Stefan<br />
Meyer-Schwelling, Angelika Nollert, Helga Schäfer,<br />
Horst Peter Schlotter, Andreas Wacker<br />
Photos: Schularchiv, Privat-Archive<br />
Künstlerische Beratung<br />
Koordination: H.P. Schlotter<br />
Layout, Gestaltung, Satz<br />
Organisation/Druck: TripleL, Karlsruhe<br />
www.triplel.de<br />
mwagner@triplel.de