12.07.2015 Aufrufe

Well-Aging statt Anti-Aging

Well-Aging statt Anti-Aging

Well-Aging statt Anti-Aging

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

COSMETICCORNERA US DER P RAXIS FÜR DIE P RAXISGlücklich altern<strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong> – das Schlagwort, wenn es um Jugendlichkeit bisins hohe Alter geht – gerät ins Wanken. „<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong> <strong>statt</strong> <strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong>!“wird nun vielmehr gefordert. Wofür der Begriff „<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong>“ steht undwelcher Wandel sich tatsächlich vollzieht, darüber sprachen wir mitdem Dermatologen PD Dr. Christian Raulin.Xanthophyllesind Karotinoide pflanzlicher,tierischer und mikrobieller Herkunft(Blütenfarbstoffe, Laubfärbung).Einzelne werden auch alsLebensmittelfarbstoffe verwendet,z.B. Lutein (früher Xanthophyll).?Der Begriff „<strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong>“ ist jedermanngeläufig. Nun heißt es, wie auch in IhremVortrag im Rahmen der diesjährigen DDG-Tagung, „<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong> <strong>statt</strong> <strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong>!“.Wofür steht der Begriff „<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong>“ undworin unterscheiden sich beide?Raulin: Der Begriff „<strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong>“ hatsich für eine Bewegung etabliert, die damitnicht korrekt umschrieben wird.<strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong> bedeutet soviel wie „das Alternaufzuhalten“. Doch keiner kann dasAltern tatsächlich stoppen. Deshalb istein Wandel dieser Begrifflichkeit notwendigin <strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong> oder Pro-<strong>Aging</strong>.<strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong> ist sicherlich plakativ, dochum diese Thematik seriös und objektivdarzustellen, ist ein passenderer Ausdruckerforderlich.?Das heißt, die Nomenklatur ändert sich,das Konzept bleibt das alte?Raulin: So in etwa würde ich das sehen.Betrachtet man die Sache etwas überspitzt,so wäre die einzige Alternative zumÄlterwerden der Tod. Das, was wir alsÄrzte gemeinsam mit den Patienten leistenkönnen, ist, den Prozess in gewisseBahnen zu leiten, das Fortschreiten zuverlangsamen.?Welche Aufgaben resultieren daraus fürden Arzt?Raulin: Der Arzt sollte den Patienten imAlterungsprozess begleiten. Zunächstbedeutet das, herauszufinden, was willder Patient. Hat er eine übersteigerte Erwartungshaltung?Sind seine Wünscherealisierbar? Jedem muss klar sein, dassmit <strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong>-Maßnahmen nicht sämtlichProbleme zu beheben sind und auseinem tief unzufriedenen Menschen keinglücklicher zu zaubern ist. Das ist derAusgangspunkt! Mogelpackungen führenhier niemals zum Erfolg.?Welche Vorgehensweise raten Sie IhrenKollegen, die <strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong> in der Praxisanbieten möchten?Raulin: Das hängt nicht zuletzt vom Alterdes Patienten ab; 40-Jährige wird mananders behandeln müssen als 50-Jährigeoder über 60-Jährige. Ausschlaggebend istauch die Erwartungshaltung; je anspruchsvollerund kritischer die Patientensind, umso drastischer würde ich sie überdie realistischen Erfolgsmöglichkeiten unddenkbaren Begleitreaktionen aufklären.Bei Jüngeren empfehle ich zunächst Vitamin-A-Säure-haltigeExterna sowiePD Dr. med. Christian Raulin… ist niedergelassenerDermatologeund Laserexperte.Er siehteinen Wandel derBegrifflichkeit alsangeraten.Fruchtsäurepeelings. In einigen Fällen istauch das Subsurfacing oder neuerdings dieRadiofrequenztherapie eine geeigneteMethode, wobei mit Hilfe eines Lasers dieKollagenfasern in der Tiefe aktiviertwerden sollen. Relativ frühzeitig würde icheine Botox-Behandlung anbieten. Zudemist eine aktive Gesichtsgymnastikempfehlenswert, um „Fehlhaltungen“ imGesicht entgegenzuwirken und somit derFaltenbildung vorzubeugen bzw. nichtweiter Vorschub zu leisten. Das wäre dasStartprogramm.?… wie sähe die nächste Stufe aus?Raulin: Bei den 50-Jährigen rücken Sonnenschäden,wie Teleangieektasien, Len-Aus Römpps Chemie-Lexikon,8. neubearbeitete Auflage,Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart,1988S TICHWORT Xanthophylletigines und vereinzelt Präkanzerosen inden Vordergrund; Einsatzgebiet der Lasertechnologie.Lentigines lassen sich gut mitIPL-Technologie, Rubin- oder Nd:Yag-Laser behandeln. Teleangieektasien sindmit dem Farblaser oder dem langgepulstenNd:Yag-Laser zu mildern; auch Dioden-Lasersind effektiv. Gleichzeitig kannmit dem Laser ein Subsurfacing durchgeführtwerden. Die Maßnahmen, die bei40-Jährigen in Frage kommen, bleibenselbstverständlich auch bei dieser Altersgruppeindiziert, das Repertoire wird nurerweitert. Bei Frauen bieten sich nebenfruchtsäurehaltigen auch östrogenhaltigeExterna an.Neben Falten kann bei Frauen einemit zunehmendem Alter intensiver werdendeKörperbehaarung ein Problem werden.Mit Laser- und IPL-Technologie istdies gut in den Griff zu bekommen; zumindestwenn dunkle Haare entfernt werdensollen. Bei hellen Haaren war der Effektbislang weniger zufriedenstellend. DieKombination aus IPL-Technologie undRadiofrequenzstrom bietet hier in Zukunfteine Lösungsoption. Dieses Verfahrenwird momentan zwar noch evaluiert,erste Untersuchungen von Neil Sadick etal. verliefen aber vielversprechend.?… und in der Altersspanne danach?Raulin: Im späteren Lebensalter, wenndie Sonnenfältchen im Vordergrund stehen,kann das Repertoire um das Resurfacingergänzt werden. Geeignet sind hierCO 2 - oder Nd:Yag-Laser; nicht jedoch beiMimikfalten. Ein jugendlicheres Ausse-868Der Deutsche Dermatologe 11·2003


COSMETICCORNERFitness-ProgrammBewegung hält in Form! – Dies giltnicht nur für Bauch, Beine, Po, auch dieGesichtsmuskulatur will trainiertwerden. Eine ausgewogenen Gesichtsgymnastikfördert die Durchblutungder Haut und des Unterhautgewebes,kurbelt Stoffwechsel sowie Lymphflussan und unterstützt die Regenerationsfähigkeitder Hautzellen und dieBildung von Kollagen und Elastin.Anleitung zur Gesichtsgymnastikund -massagefinden Ihre Patientenbeispielsweisein demBuch „Fitness-Training fürs Gesicht“erschienenim Trias Verlag.Sicherlich lässtasich mit Gymnastikübungennichtjede Falte ausdem Gesicht verbannen,sie könnenaber helfen,die Spannkraftder Gesichtshautzu erhalten undeinen lebendigenGesichtsausdruckaufzubauen.bcMassage:a: Wangenb: Mund undNasolabialfaltec: Augenbereichund StirnHeike Höfler:Fitness-Trainingfürs GesichtTrias VerlagISBN 3-89373-451-112,95 Eurohen lässt sich auch mit Botox und Fillermaterialienerzielen. Filler sind insbesonderebei Nasolabialfalten hilfreich. GravitationsbedingteFalten und Hängelidersind Veränderungen, bei denen es sichüber einen chirurgischen Eingriff nachzudenkenlohnt. Das Face-Lift aber ist eingravierender Schritt. Entscheidet sich derPatient nach ausführlicher Beratung fürdiese Option, ist ein plastischer Chirurggefragt. Für das Arzt-Patienten-Gesprächsollte man beherzigen, dass eine Operationeine weitgreifendere Bedeutung hat alseine Laserbehandlung.?Wie stehen Sie in diesem Zusammenhangzu Nahrungsergänzungsmittelnund Hormontherapien?Raulin: Was Pro-Hormone, Nahrungsergänzungsmittelund Vitamine betrifft,bin ich sehr zurückhaltend. Ich sage meinenPatienten deutlich, dass es hier nochreichlich Diskussionsbedarf gibt. Es fehlenEvidenz basierte Studien. Letztlichkann keiner tatsächlich beurteilen, ob mandadurch nicht mehr schadet als nutzt.?Bieten sie auch Angebote an, die überdie Behandlung der Haut hinaus gehen,beispielsweise Ernährungsberatung?Raulin: Man kann nicht alles können,deshalb beschränken wir uns als Dermatologenauf die Haut. Wir sprechen inunserer Sprechstunde diese Problemezwar an, die Umsetzung überlassen wiraber den Experten auf diesem Gebiet. Esist einer optimalen Betreuung nicht dienlich,alles an sich zu reißen.?Ist der Laser also Garant für jugendlichesAussehen?Raulin: Mit dem Laser ist vieles machbar,er ist jedoch keine „Wunderwaffe“.Auch bei dieser Technik ist, trotz richtigerAnwendung, mit unerwünschtenNebenwirkungen zu rechnen. Bei der Behandlungvon Teleangieektasien könnenz.B. Hämatome, bei der Lentigines-Behandlung Krüstchen auftreten. Darübersind die Patienten im Vorfeld aufzuklären.Beim Resurfacing muss deutlichgemacht werden, dass die Down-Timefast eine Woche beträgt und selbstdanach die Haut noch ein bis zweiMonate gerötet sein kann.?Fast alle medizinischen Fachrichtungenhaben die Vorteile des Laser für sich entdeckt;auch immer mehr Laien drängenauf den Markt. Wie beurteilen Sie dieseEntwicklung?Raulin: Laserbehandlungen der Hautsollten den Dermatologen vorbehaltenbleiben. Sicherlich gibt es Überschneidungenmit anderen Fachrichtungen. Faktist leider, jeder – egal ob medizinische Vorbildungoder nicht – kann sich einen Laserkaufen und einsetzen. Probleme gibt es beiLaien nicht zuletzt hinsichtlich des Versicherungsschutzes,d.h. setzt eine Behandlungtatsächlich Schäden, inwieweit istdann für den Geschädigten ein Versicherungsschutzgewährleistet??Sehen Sie Konflikte aufgrund des Wandelsder Arzt-Patienten-Beziehung in eineArzt-Kunden-Beziehung, wie er sich im Bereich<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong> zwangsläufig vollzieht?Raulin: Das ist eine schwierige Gratwanderung.Ich halte es so: In erster Liniebin ich Arzt! Äußert der Patient denWunsch nach kosmetischer Behandlung,wird natürlich darauf eingegangen. Diefinanziellen Interessen sind aber zunächsthintenanzustellen. Es ist schon gewöhnungsbedürftig,wenn mittlerweile vonDermatologen <strong>Anti</strong>-<strong>Aging</strong>-Institut undBräunungszentrum unter einem Dachbetrieben werden. So möchte ich den Begriff„<strong>Well</strong>-<strong>Aging</strong>“ auch auf die Arzt-Patienten-Beziehungübertragen. Ist es nichtein gutes Gefühl, mit einem zufriedenenPatienten gemeinsam älter zu werden??Würden Sie Ihren Kollegen raten, Life-Style-Angebot und „normale“ medizinischePraxis zu trennen?Raulin: Diese Trennung empfiehlt sichschon allein deshalb, da kosmetische Leistungenumsatzsteuerpflichtig sind, medizinischeLeistungen nicht. Eine Trennungsollte auch auf räumlicher Ebene <strong>statt</strong>finden.So lässt sich vermeiden, dass der Patient,der den Dermatologen aufsucht,den Eindruck erhält, er ginge nicht zumArzt, sondern ins Kosmetikinstitut. Somitbleibt die ärztliche Glaubwürdigkeit gewährleistet.!Wir danken für das Gespräch!(DK)870Der Deutsche Dermatologe 11·2003

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!