12.07.2015 Aufrufe

Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung ...

Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung ...

Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Mitgliederversammlung</strong><strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>vom 18. Juni 2012ZusammenfassungInterdisziplinäres Zentrumfür Nachhaltige Entwicklung (IZNE)Georg-August UniversitätGoldschmidtstraße 137077 GöttingenTelefon: 0551-399701Prof. Dr. Hans Ruppert (Direktor)Prof. Dr. Margarete BoasProf. Dr. Hartmut DunkelbergProf. Dr. Walter Girschner (Sprecher)Prof. Dr. Gerald HütherDipl.-Sozialwirt Claus Kannwischerwww.izne.uni-goettingen.de


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012Inhalt1. Grußworte von Prof. Dr. Hans Ruppert (Direktor)2. Aufgaben <strong>und</strong> Handlungsfelder des Zentrums3. Internationale Beziehungen4. Öffentlichkeitsarbeit5. Projekte <strong>und</strong> Aktivitäten des Zentrums6. Perspektiven & Profil des Zentrums7. Ausblick1. Grußworte von Prof. Dr. Hans Ruppert (Direktor)Seit nun mehr als zehn Jahren ist das Interdisziplinäre Zentrum für Nachhaltige Entwicklung inForschung, Lehre <strong>und</strong> Praxis aktiv, um Wege zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklungzu erforschen <strong>und</strong> aufzuzeigen. Mit der <strong>Informationsveranstaltung</strong> am 18. Juni stellte der Vorstanddes IZNE das Zentrum anhand von aktuellen Projekten <strong>und</strong> Aktivitäten in seiner thematischen Vielfalt,fachlichen Breite <strong>und</strong> inhaltlichen Tiefe seinen Mitgliedern <strong>und</strong> Interessierten vor. Das vorliegendePapier fasst die Veranstaltung zusammen <strong>und</strong> bietet zugleich eine Perspektive zur weiterenEntwicklung des Zentrums. Weiterführende Informationen finden Sie schon jetzt oder demnächstauf der Internetseite des IZNE unter www.izne.uni-goettingen.de.Viel Vergnügen beim Lesen wünschtIhr Hans Ruppert, Direktor des IZNE1. Aufgaben <strong>und</strong> Handlungsfelder des ZentrumsDas Zentrum verfolgt in den Bereichen Forschung, Lehre <strong>und</strong> gesellschaftliche Zusammenarbeitfolgende Aktivitäten:1. Durchführung von interdisziplinären Forschungsprojekten;2. Durchführung von problem- <strong>und</strong> projektorientierten Lehrveranstaltungen;3. Förderung des inner- <strong>und</strong> außeruniversitären Interesses am Thema Nachhaltige Entwicklungdurch Organisation von Ringvorlesungen, Symposien, Fachtagungen, Kongressen <strong>und</strong>Ähnlichem;4. Zusammenarbeit mit kommunalen <strong>und</strong> regionalen Einrichtungen, Firmen, Agenda-21Gruppen <strong>und</strong> anderen Nichtregierungsorganisationen;5. Transfer von Forschungsergebnissen in die gesellschaftliche Öffentlichkeit.Das Zentrum erfüllt diese Aufgaben in enger Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungender Universität, die sich mit Aspekten der Nachhaltigkeit befassen.In folgenden Handlungsfeldern wird zurzeit gearbeitet:1. Energie <strong>und</strong> Gesellschaft2. Bildung3. Dialog <strong>und</strong> gesellschaftliche Transformation1


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.20122. Internationale Beziehungen – zweiReiseberichtea. Nachhaltigkeitsaktivitäten an Universitätenin KalifornienKurzbericht von Prof. Dr. Peter Schmuck (IZ-NE), Reise vom 2. bis 26. März 2012Bereiste Universitäten: Stanford University,University of Redlands <strong>und</strong> neun Universitiesof California: Berkeley, Davis, Merced, LosAngeles, Irvine, Riverside, San Diego, SantaCruz, Santa BarbaraZiele der Reise: Vorstellung aktueller Erfahrungenin Deutschland mit unseren Nachhaltigkeits-Aktionsforschungsprojekten außerhalbvon Universitäten in Kalifornien <strong>und</strong> Aufgreifendort gesammelter Erfahrungen mitNachhaltigkeitsaktivitäten innerhalb von Universitätenaus erster Hand, um sie ggf. für dieweitere Entwicklung in Deutschland nutzbarzu machen.Überblick: Im Januar 2012 habe ich denNachhaltigkeitsverantwortlichen einer Reihekalifornischer Universitäten angeboten, überdie Projekte in Deutschland vorzutragen <strong>und</strong>über mögliche Kooperationen bei universitätsinternenNachhaltigkeitsaktivitäten (Lehre <strong>und</strong>Administration) zu diskutieren. Kalifornienwurde gewählt, weil dort Nachhaltigkeitsaktivitäten,verglichen mit anderen Gebieten derWelt, am fortgeschrittensten scheinen <strong>und</strong> inhöchster territorialer Dichte vorzufinden sind.Alle angeschriebenen Personen luden mich andie jeweilige Universität ein. An fünf Universitätenhielt ich einen Vortrag vor größeremPublikum, an den anderen Universitäten inRo<strong>und</strong>-Table Gesprächen in kleinerem Kreis.Im Präsidium des UC Verb<strong>und</strong>es in Oaklandfand ein Austausch mit den für alle 10 UCsVerantwortlichen für Nachhaltigkeit statt. Vorgestelltwurden die erfolgreichen Aktionsforschungsprojekteunseres Zentrums im Rahmendes „Göttinger Ansatzes der Nachhaltigkeitsforschung“sowie die dahinterstehendepsychologische Theorie, nach der Menschendas Potential zu Engagement für NachhaltigeEntwicklung aufweisen, dessen Nutzung <strong>und</strong>Entfaltung Gewinne für das Wohlbefindenbewirkt. Die besuchten Universitäts-VertreterInnen stellten mir wegweisende Projekteder einzelnen Unis auf Campus-R<strong>und</strong>gängen vor. Die Hauptverantwortlichenfür Nachhaltigkeit von jeder der Universitätenhabe ich über ihre Sicht zur Geschichte dieserAktivitäten, zum Nachhaltigkeitsverständnis,zur persönlichen Motivation, zu den Pionierprojektenin Forschung, Lehre, Administrationsowie zu studentischen Initiativen befragt.Fazit: Beim Blick Richtung USA fallen vielenEuropäern zuerst die eminenten Treibhausgasemissionen<strong>und</strong> die dahinterliegende vermuteteallgemeine Sorglosigkeit vieler USBürger gegenüber Klima- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsfragenin Auge. Nun scheint es an der Zeit zusein, diesen ersten Eindruck, zumindest fürden Bereich der Universitäten, zu differenzieren.Was ich in den besuchten Universitätenan nachhaltigkeitsrelevanten Aktivitäten beobachtethabe, stellt die Entwicklungen an dendeutschen Universitäten (mit Ausnahme vonLüneburg <strong>und</strong> Oldenburg) weit in den Schatten.Auch wenn nach einem strengen Nachhaltigkeitsmaßstabnoch nicht alle Aspekteausgeleuchtet werden (unterbelichtet scheinenmir Suffizienz- <strong>und</strong> soziale Fairness-Aspekte), darf nach meiner Ansicht die aufwendige<strong>und</strong> öffentlichkeitswirksame Sensibilisierungder Studierenden für die vielen nachhaltigkeitsbedeutsamenscheinbar kleinenAspekte des alltäglichen Lebens, vom Transportüber regionale Nahrung, Wasser- <strong>und</strong>Energiesparen bis hin zu fair gehandeltenProdukten, darf die Einbindung von Studis inentsprechende Aktionen sowie deren Verknüpfungmit Lehraktivitäten (Universität als Laboratoriumfür zukunftsfähige Lebensmuster) fürdeutsche Unis derzeit als vorbildlich gelten.Solcherart Entwicklungen, bei denen Universitätenauch miteinander bezüglich ihrer Bestrebungenzu Nachhaltiger Entwicklung in2


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012Wettstreit treten, sind in Deutschland bislangtrotz der Kopernikus Charta in den 1990erJahren sowie des HRK Beschlusses für NachhaltigeEntwicklung 2008 noch nicht in Ganggekommen. Während an den besuchten Unisin Kalifornien die dortigen Absolventen, Entscheidungsträgervon morgen, mit Inhaltender Nachhaltigkeitsdiskussion zumindest grobvertraut sind, kann man in Deutschland derzeitnoch an vielen Unis studieren, ohne mitNachhaltigkeitsfragen in Berührung zu kommen.Man darf m.E. erwarten, dass die Entwicklungin Deutschland <strong>und</strong> Europa dem US amerikanischenMuster folgen wird <strong>und</strong> dass Universitäten,welche sich als erste Nachhaltigkeitsaspektenauf den unterschiedlichen Ebenen inLehre, Forschung <strong>und</strong> Administration ernsthaftöffnen, mehr Studierende anziehen werden<strong>und</strong> somit auch unmittelbare Wettbewerbsvorteileerwarten dürfen.Ausblick: Für die Entwicklung des Master-Studienganges „Nachhaltigkeitsmanagement“an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklungin Eberswalde, an der ich beteiligt bin,können die Erfahrungen dieser Reise als Signalverstanden werden, dass wir in Eberswaldeauch international ein sehr attraktives Angebotschaffen, das möglicherweise auchweltweit Studierende anzuziehen in der Lagesein wird, da es Angebote in der von uns geplantenBreite bislang auch in den USA kaumgibt. An der Uni Göttingen gibt es mit demIZNE <strong>und</strong> einigen weiteren Pionieren bedeutsameKristallisationspunkte, den BachelorstudiengangÖkosystemmanagement, das geplanteStudium Oecologicum, das geplanteMastercurriculum „Nachhaltigkeitswissenschaft“,die Permakulturgärten-Aktivitäten, dieVerbindungen zur Transition Town GöttingenInitiative sowie dem Dialogdorf Diemardenoder den fünf Bioenergiedörfern im Landkreis.Wenn die Koordination <strong>und</strong> der weitere Ausbaudieser Aktivitäten seitens der Universitätsleitungin einer Weise Unterstützung fänden,wie dies an einer wachsenden Zahl USamerikanischerUnis bereits der Fall ist, dürftedas zu einer Sicherung der guten Position derGöttinger Uni in der deutschen Universitätslandschaftbeitragen <strong>und</strong> deren Attraktivitätfür die wachsende Zahl nachhaltigkeitssensibilisierterStudierender <strong>und</strong> Lehrender ausDeutschland aber auch aus dem Auslanddeutlich steigern.Den ausführlichen Reisebericht gibt es auf derInternetseite von Peter Schmuck.b. Japan aus der Krise auf dem Weg zu ErneuerbarenEnergienPressebericht von Dr. Marianne Karpenstein-Machan, Frühjahr 2012Auf Einladung des „Nanahana-Commitees“ inSukagawa, der „Japan Gro<strong>und</strong>work inFukushima“ <strong>und</strong> der Stadt Yamagata reiste dieAgrarwissenschaftlerin <strong>und</strong> Privatdozentin Dr.Ing. Marianne Karpenstein-Machan vom InterdisziplinärenZentrum für Nachhaltige Entwicklung(IZNE) der Universität Göttingen indie Präfekturen Fukushima <strong>und</strong> Yamagata inJapan, um über die Energiewende in Deutschland<strong>und</strong> über Bioenergieprojekte <strong>und</strong> insbesondereBioenergiedörfer zur berichten. DieWissenschaftlerin hat maßgeblich an der Entwicklung<strong>und</strong> der Umsetzung des BioenergiedorfesJühnde <strong>und</strong> der weiteren Bioenergiedörferim Landkreis Göttingen mitgewirkt. DerKontakt zu den Partnern in Japan bestehtschon seit 10 Jahren <strong>und</strong> einige der japanischenGastgeber aus den Regionen warenbereits in Deutschland <strong>und</strong> haben zahlreicheBioenergiedörfer besucht. Nach der Katastrophein der Präfektur Fukushima besteht besondersgroßer Handlungsdruck in Japan überneue Konzepte in der Energiepolitik nachzudenken<strong>und</strong> so kam die Einladung auch verb<strong>und</strong>enmit der Bitte über erfolgreiche, nachhaltigePraxisprojekte in Deutschland zu berichten<strong>und</strong> in einen Dialog über die Möglichkeitender Umsetzung in Japan zu diskutieren.3


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012Für Japan ist Deutschland in vielen Bereichenein Vorbild, <strong>und</strong> man ist mehr denn je gewilltaus guten erfolgreichen Projekten zu lernen.So enthielt der Vortrag der AgrarwissenschaftlerinMarianne Karpenstein-Machan auchals wesentliche Punkte• die deutsche Energiepolitik nach Fukushima<strong>und</strong> Ziele bis 2050• den Beitrag der Bioenergie zur Energiewendein Deutschland• eine Studie zu den Ergebnisse aus 20 Bioenergiedörfernin Deutschland• <strong>und</strong> die Frage: Bioenergiedörfer/ Naturenergiedörfer– geht das auch in Japan?Der Jühnder Bürger <strong>und</strong> Gästeführer der BioenergieanlageGerd Paffenholz war ebenfallseingeladen <strong>und</strong> berichtete aus der Sicht einesJühnder Bürgers wie das Bioenergiedorfprojektdurch die Universität nach Jühnde kam,wie die Umsetzung organisiert wurde, welcheAuswirkungen es auf das Dorf hat <strong>und</strong> welcheFolgeprojekte es im Bereich ErneuerbareEnergien nach sich zog. Insgesamt zog GerdPaffenholz eine sehr positive Bilanz für dasDorf Jühnde, ausgelöst durch die Umstellungder Energieversorgung auf erneuerbare Energien.Es waren drei große Veranstaltungen organisiertworden, zu denen mehr als 1000 Teilnehmerkamen. Die erste Veranstaltung fandin Sukagawa in der Präfektur Fukushima, ca.80 km von dem zerstörten KernkraftwerkFukushima 1 statt. Hier waren 700 Teilnehmeraus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Landwirtschaft<strong>und</strong> Bürger aus der Region, zumTeil auch aus anderen Regionen Japans, angereist.Als „keynote speaker“ berichteten dieExperten aus Deutschland über die deutscheEnergiepolitik <strong>und</strong> ihre Erfahrungen aus denBioenergiedorfprojekten.Es wurde über Maßnahmen zur Wiederbelebungder Landwirtschaft nach der Reaktorkatastrophe<strong>und</strong> über Folgen für die Lebensmittelsicherheitin der Region diskutiert. Die Regionist vom Erdbeben, von der Tsunamiwelle<strong>und</strong> von der Verstrahlung durch das zerstörteKernkraftwerk dreifach schwer betroffen <strong>und</strong>steckt laut Aussagen der Präfekturverwaltungemotional <strong>und</strong> wirtschaftlich in einer schwerenKrise.Zum Einsatz von Biomasse zur Energiegewinnungbestehen in Japan insbesondere Erfahrungenim Bereich der dezentralen Biodieselerzeugungaus Rapsöl <strong>und</strong> von Altfettenaus der Lebensmittelbranche, über die berichtetwurde. Es wurden auch Informationenzum Grad <strong>und</strong> der Dauer der Verstrahlung, zurAufnahme von radioaktiven Elementen überden Boden in verschiedene Pflanzenarten <strong>und</strong>Pflanzenteile <strong>und</strong> zur Versalzung der Bödendurch den Tsunami gegeben. Der Anbau vonRaps <strong>und</strong> anderen Kulturen zur Energiegewinnungwurde als eine mögliche Alternativendiskutiert. Das Gebiet ist jedoch seit Generationengeprägt durch den Anbau von Reis <strong>und</strong>Gemüsebau <strong>und</strong> eine völlige Neuorientierungder Landwirtschaft fällt den Menschen schwer.Es wurde deutlich, dass es keinen Königswegaus der Krise gibt <strong>und</strong> die Region auch nochnach Jahrzehnten unter der radioaktiven Verstrahlungleiden wird, während die Versalzungder Böden nur zu einer vorübergehendenSchädigung der Pflanzen führt. Zurzeit werdendie Felder der Region nur zum Teil bearbeitet<strong>und</strong> der Reisanbau ist insbesondere in derRegion Minami Soma, wo die Kontaminierungdes Bodens besonders hoch liegt, zum Erliegengekommen.Die Produktion von Nahrungsmittel wird inden kontaminierten Regionen mit Risiken behaftetsein. Dabei ist die Nähe zum Kernkraftwerknicht der entscheidende Faktor für dieHöhe der Kontaminierung des Bodens, sonderndie Windrichtung <strong>und</strong> die Witterung nachder Explosion des Kernkraftwerkes, die dieradioaktive Wolke zum Teil auf das Meer aberauch in den Nordwesten der Präfektur getragenhat. Die Dörfer hinter der Bergkette vonMinami Soma (Iitate) sind besonders schwer4


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012getroffen, hier sind die Bewohner der amschwersten betroffenen Dörfer evakuiert worden.Die zweite Veranstaltung führte dann direkt indie Stadt Minami-Soma. Bis vor 3 Tagen lagenTeile der Stadt noch in der 20 km Sperrzone<strong>und</strong> waren vollständig evakuiert. Mittlerweileist die Sperrzone auf 10 km verringert worden<strong>und</strong> die Menschen sind teilweise wieder in ihreHäuser zurückgekehrt, wenn sie nicht vomErdbeben zerstört wurden. Bei der Fahrt mitdem Bus durch die Bergregionen mit ZielMinami-Soma schlug der mitgebrachter Geigerzählerder Wissenschaftlerin mehrere MaleAlarm <strong>und</strong> die Werte lagen erstmals mit 1,65mSv/h im roten (gefährlichen) Bereich.In der Stadt selbst konnte keine gefährlicheStrahlenbelastung mehr gemessen werden.Aber eine Fahrt durch die Stadt <strong>und</strong> die Regionum die Stadt herum zeigte, das die Katastrophenoch längst nicht überstanden ist:eingestürzte Häuser, Autos <strong>und</strong> andere Gegenständein bizarrer Stellung auf den Reisfeldern,eingeknickte Strommasten <strong>und</strong> überbordende,zusammengeschobene Haufen ausGegenständen, die der Tsunami mitgerissenhat, lagerten auf den Feldern.Zu dem Symposium mit dem Titel: Wir stehenwieder auf! hatte „Japan Gro<strong>und</strong>work“ eineuniversitätsnahe Umweltorganisation eingeladen.Auch hier wurde das Thema Bioenergie <strong>und</strong>Wege aus der Krise diskutiert. Aber im Vordergr<strong>und</strong>standen der Wiederaufbau der zerstörtenVerwaltungsgebäude, der Privathäuser,der Infrastruktur <strong>und</strong> die Rückgewinnungder Normalität. Es wurde auch der Bedarfnach weiterer praktischer Aufbauhilfe deutlich.Zur Zeit gibt es nur eine Straße, die nachMinami Soma führt. Die Bahnlinie ist zum Teilzerstört <strong>und</strong> die Hilfstruppen (Polizei <strong>und</strong> Militär)aus ganz Japan gelangen nur auf dieserStraße in die Stadt.Das dritte Symposium fand dann in derHauptstadt der Präfektur Yamagata in Yamagata,im Nordwesten von Fukushima statt.Hier traf Marianne Karpenstein-Machan aufviele Menschen, die bereits mehrere Male inGöttingen waren <strong>und</strong> Bioenergiedörfer besuchthatten <strong>und</strong> die sie von vorangegangenenReisen nach Japan kannte. Auch diesesSymposium stand ganz im Zeichen der Bioenergie<strong>und</strong> es waren über 100 Menschengekommen, viele aus der Stadtverwaltung,aus Nichtregierungsorganisationen <strong>und</strong> ausder Landwirtschaft. Hier war deutlich zu spüren,dass die Katastrophe von Fukushima zwarein Thema für die Menschen ist, sie aber nichtin ihren Auswirkungen direkt von ihr betroffensind. Da aber das nächste Kernkraftwerk nurweniger als 50 km entfernt liegt, machte mansich dennoch Sorgen <strong>und</strong> das Thema erneuerbareEnergien schien wichtig für die Menschenzu sein, was auch die hohe Teilnehmerzahlder relativ kurzfristig angesetzten Veranstaltungdokumentierte. Das einzige Themawar hier „Bioenergiedörfer in Deutschland“<strong>und</strong> die Frage: geht das auch in Japan?Frau Karpenstein-Machan wies in ihrem Vortragauf die hervorragenden Bedingungen fürregenerative Energien in Japan hin (dokumentiertdurch die japanisch/deutsche Studie:EnergyRichJapan) <strong>und</strong> die Möglichkeitenauch im Bereich der Bioenergie neben direktangebauten Energiepflanzen auf dem Ackerauch Reststoffe <strong>und</strong> Dung aus der Landwirtschaft,kommunale Grünabfälle <strong>und</strong> Lebensmittelresteeinzusetzen. Zu prüfen ist jeweils,welche Ressourcen <strong>und</strong> Möglichkeiten vor Ortvorhanden sind <strong>und</strong> wie die Bürger motiviertwerden können, diese anstelle von fossilenEnergien einzusetzen. In der Motivierung derBürger hat das IZNE der Universität Göttingenviele Erfahrung machen können bei der Umstellungdes Bioenergiedorfes Jühnde sowieder weiteren 4 Bioenergiedörfer im LandkreisGöttingen (Barlissen, Krebeck-Wollbrandshausen, Reiffenhausen), wovonjapanische Akteure profitieren können.5


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012In einem Abschlussstatement wurde dannauch von dem Verwaltungsdirektor der StadtYamagata Herrn Hideo quasi ein Wettbewerberöffnet, in dem er sagte: wir werden auchein Bioenergiedorf in Yamagata haben <strong>und</strong>dabei schneller sein als die Shiga-Region, dieebenfalls ein solches Projekt anstrebt. Demwidersprach die Vertreterin aus Shiga, FrauFujii, vehement. Gute Voraussetzungen fürBioenergiedörfer/Naturenergiedörfer in Japan<strong>und</strong> ein Umdenken in der Energieversorgung!3. Öffentlichkeitsarbeita. Fachtagung “Chancen <strong>und</strong> Risiken der Bioenergieim Kontext einer nachhaltigen Entwicklung”24./25. Januar 2012; r<strong>und</strong> 200 Teilnehmer<strong>und</strong> TeilnehmerinnenHintergr<strong>und</strong>: Zur Förderung ihrer Akzeptanzmüssen die Produktion <strong>und</strong> die energetischeNutzung der Biomasse nachhaltig erfolgen,das heißt mit Anforderungen des Klimaschutzes,der Biodiversität <strong>und</strong> dem Landschaftsschutzin Einklang gebracht <strong>und</strong> die verschiedenenInteressen gegeneinander abgewogenwerden. Ohne Akzeptanz in der Bevölkerungwird der weitere Ausbau der dezentralen erneuerbarenEnergieform Bioenergie schwierig.Ziel der Tagung war es, die Sichtweisen derverschiedenen Interessengruppen aufzuzeigen,Handlungsempfehlungen für die Praxisdarzustellen <strong>und</strong> in Hinblick einer nachhaltigenEntwicklung zu beleuchten. Zusammen mitVertretern aus Wissenschaft, Politik <strong>und</strong> Verwaltung,Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Natur<strong>und</strong>Umweltschutz <strong>und</strong> natürlich interessiertenBürgern wurde über die Möglichkeiten <strong>und</strong> dieaktuellen Fragen eines nachhaltigen Ausbausder Bioenergie diskutiert.Während der Tagung wurden die Problemebeim Ausbau der Bioenergie im Kontext derNachhaltigkeit <strong>und</strong> Lösungsansätze zur Problemminimierungerörtert. Es wurden Beispielegezeigt, wie Energiepflanzen nachhaltig produziert<strong>und</strong> genutzt werden können. Die Auswirkungendes Anbaus <strong>und</strong> der Nutzung vonBiomasse z. B. auf die Biodiversität, die Landschaft<strong>und</strong> das Klima wurden genauso beleuchtetwie die ökonomischen <strong>und</strong> sozialenFolgen einer Umstellung auf den Energiepflanzenanbaufür den einzelnen Landwirt, die Bevölkerung<strong>und</strong> die Region. Lösungsansätzeeines konsensorientierten Biomasseanbaus<strong>und</strong> -ausbaus wurden aufgezeigt.Unter anderem werden auch Ergebnisse ausdem vom Niedersächsischen Ministerium fürWissenschaft <strong>und</strong> Kultur geförderten Verb<strong>und</strong>forschungsprojekt“Nachhaltige Nutzung ausBiomasse im Spannungsfeld von Klimaschutz,Landschaft <strong>und</strong> Gesellschaft” vorgestellt.Weitere Informationen entnehmen Sie bittedem Flyer <strong>und</strong> der Tagungshomepage. Dortfinden Sie auch einzelne Vorträge <strong>und</strong> Interviewsder Tagung.b. Göttinger Klangwoche - Mit Naturtönen aufdem Weg zur Nachhaltigen Entwicklung?!16. bis 21. September 2011Mit der Göttinger Klangwoche lud das IZNEder Universität Göttingen nach der Erfolgsreihe“Das Geheimnis des Gelingens” erneut zumEntdecken ungewöhnlicher Perspektiven inunserer Gesellschaft ein. Mit Hilfe des Künstlers<strong>und</strong> Klangtherapeuten Bardo aus demschweizerischen Tessin wurde die Wirkungvon Naturtönen auf das menschliche Wohlbefinden<strong>und</strong> unser Zusammenleben thematisiert<strong>und</strong> versucht, deren Wirkung erlebbar zu machen.Das Programm mit den gut besuchtenVeranstaltungen finden Sie als PDF zum Herunterladenauf der Internetseite des IZNE.6


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012c. Öffentliche Vortragsreihe „Das Geheimnisdes Gelingens“Dezember 2010 bis August 2011In der IZNE-Reihe „Das Geheimnis des Gelingens“wurden gelungene Projekte vorgestellt,die deutlich machen, welche Voraussetzungen<strong>und</strong> Rahmenbedingungen geschaffen werdenmüssen, damit Erziehung <strong>und</strong> Bildung, einePartnerschaft, eine Unternehmenskultur oderauch einfach nur Heilung gelingen kann. DieProjekte sind auch Beispiele wie unsere Lebensweltin ihrer Komplexität, ihrer Vielfalt<strong>und</strong> ihrer Schönheit auch für unsere nachfolgendenGenerationen erhalten werden kann.Mehr Informationen zur Veranstaltungsreiheerhalten Sie auf der Internetseite des IZNE.Gehaltene Vorträge:14.12.2010Gerald Hüther: Lieber ein Sommer lang aufder Alm, als ein Leben lang auf Ritalin.“18.01.2011Wolfgang Bossinger: “Wie aus Krankenhäusernsingende Ges<strong>und</strong>werdhäuser werden”01.02.2011Margret Rasfeld: “Stell Dir vor, es ist Schule<strong>und</strong> alle wollen hin”01.03.2011Götz Werner: “Die Treppe muss von obengefegt werden: Führung in gelingendenUnternehmen“31.05.2011Hans Popp: “Solare Zukunft in Deutschland –Eine Stadt schafft die Energiewende”20.08.2011Walter Girschner mit Studierenden <strong>und</strong> derNaturtonmusiker Bardo„Studieren mit Klang – Lernen als sozialesKunstwerk7


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.20124. Projekte <strong>und</strong> Aktivitäten des ZentrumsÜberblicka. Forschungsfeld Erneuerbare Energie (Projekt „Bioenergie im Spannungsfeld“)b. Masterstudiengang Nachhaltigkeitswissenschaft (Sustainability Science)c. Schlüsselqualifikation "studium oecologicum" (Greening the University)d. Freiräume für neues Denken - eine neue Lern- <strong>und</strong> Lehrkultur in der Universitäte. Modellprojekt „Neue Lern- <strong>und</strong> Beziehungskultur in Kommunen“ (nelecom)f. Das Dialogdorf - Modellprojekt für eine nachhaltige kommunale Entwicklungg. Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Dörfer im Dialog“ am Landkreis Göttingenh. Leitbildprozess <strong>und</strong> -implementation zur Förderung einer nachhaltigen Betriebskulturbei ContiTech EC - eine Modellerprobungi. BMBF-Projekt „Kommunale Freiräume zur Förderung der Kinderges<strong>und</strong>heit“a. Forschungsfeld Erneuerbare Energie(Projekt „Bioenergie im Spannungsfeld“)Seit zwölf Jahren befasst sich eine interdisziplinäreArbeitsgruppe des IZNE mit dem Forschungsfeldder erneuerbaren Energien. ImRahmen der Umstellung der Energieversorgungwird ein am IZNE entwickelter GöttingerAnsatz der Nachhaltigkeitswissenschaft praktiziert:Projekte zur nachhaltigen Nutzung erneuerbarerEnergien werden initiiert, auf derBasis des verfügbaren Wissens in partizipativerWeise begleitet <strong>und</strong> die sich ergebendenVeränderungen mit wissenschaftlichen Methodenanalysiert. Dabei werden sowohl die Nutzungsmöglichkeitenals auch die potenziellenNebenfolgen der Bioenergie in den Projektenlaufend vor dem Hintergr<strong>und</strong> von Flächennutzungskonkurrenzen,Umgang mit Pflanzen<strong>und</strong>Tierwelt oder landschaftsästhetischenGesichtspunkten kritisch reflektiert <strong>und</strong> eswird nach entsprechenden Lösungen gesucht.Dazu gehören auch Ansätze im Bereich derLebenskultur, wie zum Beispiel die Minimierungdes Energieverbrauchs. Zu den Projektengehören die Initiierung des ersten Bioenergiedorfsin Deutschland (ein acht Jahre langdurch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffegefördertes Aktionsforschungsprojekt),in dem die ökologischen, ökonomischen <strong>und</strong>sozialen Voraussetzungen sowie Folgen derUmstellung der Energieversorgung interdisziplinäranalysiert wurden sowie weiterer Nachfolgedörferim Landkreis Göttingen, anderenLandkreisen Niedersachsens <strong>und</strong> auch in weiterenB<strong>und</strong>esländern. Als Folge dieses Projektesschrieb das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung,Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz(BMELV) den B<strong>und</strong>eswettbewerb "Bioenergieregionen"zum Aufbau regionaler Netzwerkeim Bereich der Bioenergie aus, in dessen Kontextzurzeit 25 Regionen finanziell gefördertwerden. Im Rahmen einer Expertise für dieStadt Göttingen wurden Empfehlungen erarbeitet,welche sich zurzeit in der Umsetzungbefinden (zum Beispiel eine Biogasanlage amsüdlichen Stadtrand, welche Teile der Stadtmit Energie versorgen wird).Zurzeit wird das Verb<strong>und</strong>projekt "NachhaltigeNutzung von Energie aus Biomasse im Spannungsfeldvon Klimaschutz, Landschaft IZNE,Universität Göttingen <strong>und</strong> Gesellschaft" Abkürzung"BiS"= Bioenergie im Spannungsfeld)vom Ministerium für Wissenschaft <strong>und</strong> Kulturin Hannover gefördert, in dem 33 WissenschaftlerInnendie Rolle der Bioenergie bezüglicheiner zukunftsfähigen Mischung aus erneuerbarenEnergien untersuchen <strong>und</strong> inmehreren Modellregionen die partizipativeUmstellung beispielhaft begleiten. Eine Verstetigungder Arbeit dieser Gruppe soll die wis-8


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012senschaftliche Reflexion der vielfältigen möglichenSzenarien einer Vollversorgung mit dembreiten Spektrum der erneuerbaren Energienstärken (zum Beispiel Versorgung primärdurch zentrale Großkraftwerke vs. zahlreichedezentrale Energieanlagen bzw. standortangepassteLösungen unter Berücksichtigungbereits genutzter Potenziale erneuerbarerEnergien) <strong>und</strong> damit eine stärker konsensfähigeEntwicklung im Energiesektor möglich machen.Das spezielle theoretische <strong>und</strong> praktischeWissen um die Bioenergie, das sich dieNaturwissenschaftler, Ökonomen <strong>und</strong> Sozialwissenschaftlerdes IZNE in den zwölf Jahrenin Göttingen angeeignet haben, würde gebündelt<strong>und</strong> stünde Forschern <strong>und</strong> Praktikern weiterzur Verfügung. Damit könnte auch dasImage der Göttinger Universität als exzellenteForschungseinrichtung, von deren Wissenauch die Region profitiert, gestärkt werden.AnsprechpartnerProf. Dr. Hans RuppertProf. Dr. Peter SchmuckPD Dr. Ing. Marianne Karpenstein-Machanb. Masterstudiengang Nachhaltigkeitswissenschaft(Sustainability Science)Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in Politik <strong>und</strong>Kultur, in Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft zu einemverbreiteten Schlagwort geworden. Entsprechenddem konzeptionellen Ankerpunktdes IZNE (vgl. Präambel unter Punkt 5) verbindenwir damit vor allem komplexe Fragensowohl nach den zwischenmenschlichen Beziehungensowie der Beziehungen zwischenMensch <strong>und</strong> Gesellschaft als auch zwischenMensch <strong>und</strong> Natur. Dabei kommt der Suffizienzals Gestaltung der Lebenskultur eine entscheidendeBedeutung zu. Die Lösung derzeitiger<strong>und</strong> zukünftiger Probleme setzt ein inter<strong>und</strong>transdisziplinäres Denken in Zusammenhängenvoraus, das sich des Wertes <strong>und</strong> derBegrenztheit der natürlichen wie gesellschaftlichenRessourcen bewusst ist. Das Managementvon Nachhaltigkeitsprozessen ist zu einemHandlungsfeld von Unternehmen (zumBeispiel Econsense, World Business Council ofSustainable Development), politischen Institutionen(zum Beispiel der Nachhaltigkeitsratder B<strong>und</strong>esregierung) <strong>und</strong> Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs, zum Beispiel WorldFuture Council) geworden. Diesem Wandel inder Gesellschaft liegt die Einsicht zugr<strong>und</strong>e,dass nur eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtetePolitik mittel- <strong>und</strong> langfristig das Überlebender Gesellschaft als Ganzes wie auch dereneinzelner Akteure, der Wirtschaftsunternehmen<strong>und</strong> der verschiedenen Institutionen sichernkann. Die große Bedeutung der Nachhaltigkeitfür die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft,in der Werte wie Humanität, demokratischeMitbestimmung, Achtung des Lebendigensowie ein schonender Umgang mitunserer Mitwelt vertreten werden, verlangtnach strategischer wie operativer Ausrichtungaller die Nachhaltigkeit betreffenden Maßnahmen<strong>und</strong> Prozesse.Das deutsche Hochschulwesen bietet bislangkaum systematische Qualifizierungsmöglichkeitenim Bereich der Nachhaltigkeitswissenschaftin der erforderlichen Breite <strong>und</strong> Tiefean. Erste Ansätze, die primär ökonomisch orientiertsind, finden sich an den UniversitätenLüneburg <strong>und</strong> Oldenburg. Die bislang imNachhaltigkeitsmanagement von deutschenGroßunternehmen tätigen Personen habensich als Autodidakten für diese Positionen qualifiziert.Eine 2008 durchgeführte eigene Interviewstudiemit diesem Personenkreis hat dendringenden Bedarf einer solchen Ausbildungbestätigt.Der geplante Masterstudiengang an der UniversitätGöttingen wird mit seiner inhaltlichenBreite, die von den natur-, gesellschafts- <strong>und</strong>sozialwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen über dieethischen Begründungsmuster bis hin zu Anwendungsfertigkeitenwie Netzwerkbildungreicht, ein komplementäres Angebot in der9


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012deutschen Hochschullandschaft liefern, welchesdie Universität an einem Brennpunkt dergesellschaftlichen Entwicklung verstärkt. Zudemwird sich die Gestaltung der Lehre aneiner neuen Lehr- <strong>und</strong> Lernkultur orientieren(vgl. d.).AnsprechpartnerProf. Dr. Peter Schmuckc. Schlüsselqualifikation "studium oecologicum"(Greening the University)Angesichts der weltweiten Bedrohung derBiodiversität durch Klimawandel sowie denRaubbau <strong>und</strong> der Fehlnutzungen natürlicherRessourcen ist der wissenschaftliche Umgangmit ökologischen Folgeproblemen <strong>und</strong> dieEntwicklung von Lösungsstrategien zu einemwichtigen politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichenThema geworden. Die Universität Göttingensollte sowohl als Vorbild wirken wie auch eineaktive Rolle spielen <strong>und</strong> die Studierendendurch Aufklärung <strong>und</strong> Anreize durch das Angebotder Schlüsselqualifikation "studiumoecologicum" zu nachhaltigem Handeln bewegen.Diese Qualifikation soll Im Umfang vonzwölf Kreditpunkten allen Fakultäten angebotenwerden.Einen ersten Schritt auf diesem Weg ist dieUniversität bereits gegangen, indem im Rahmendes Studienwettbewerbs 2010 das Bildungsprogramm"studium oecologicum", eingereichtvon der Studierendeninitiative "Greeningthe University", mit dem ersten Platzprämiert wurde.Das "studium oecologicum" bietet die Möglichkeitalle Studierenden in den Gr<strong>und</strong>lagennachhaltigen Handelns auszubilden <strong>und</strong> somitdie Nachhaltigkeit in das breite Spektrum derWissenschaften zu integrieren von den geologischen<strong>und</strong> biologischen Gr<strong>und</strong>lagen überanwendungsorientierte Erkenntnisse aus denAgrar- <strong>und</strong> Forstwissenschaften bis zu dengesellschaftlichen Aspekten in Soziologie, Psychologie,Ökonomie, Justiz <strong>und</strong> Politik. Dieaufsuchenden Veranstaltungen sollten nichtnur aus Vorlesungen, sondern auch aus mindestenszwei Praktika/ Übungen/ Seminarenbestehen.Bei der konkreten Ausgestaltung des "studiumoecologicum" wird die Initiative "Greening theUniversity" ein Mitspracherecht haben. DasIZNE soll die durchführende Einrichtung in derUniversität werden. Dort müsste für die Vorbereitung,Organisation <strong>und</strong> Koordination desAngebots eine entsprechende Stelle geschaffenwerden.AnsprechpartnerUwe Scheibler, Greening the UniversityProf. Dr. Hans Ruppertd. Freiräume für neues Denken - eine neueLern- <strong>und</strong> Lehrkultur in der Universität 1Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der drängenden gesellschaftlichen<strong>und</strong> ökologischen Herausforderungenbraucht unsere Gesellschaft eine Neuorientierungdes Denkens <strong>und</strong> Handelns amParadigma eines vertieften Nachhaltigkeitsverständnisses.Die Universität als Ort der Erkenntnisgewinnung<strong>und</strong> Wissensvermittlung kann dazu einenzentralen Beitrag leisten. Das IZNE hat inKooperation mit dem Institut für Soziologieaktiv langjährige Erprobungen von Lehr- <strong>und</strong>Lernformen betrieben, die sich an einem vertieftenVerständnis von Nachhaltigkeit orientieren.Dabei wurde im Laufe der Jahre einwerkstattförmiges Lehrveranstaltungskonzeptentwickelt, von dem bereits viele Studierendeprofitiert haben, die nun reflektiert <strong>und</strong> ei-1 An der Erarbeitung der Kurzdarstellung warenbeteiligt: Ulla Flögel, Dr. Derek Homeier, SonjaKorspeter, Mario Lubrich, Anne-Lina Mörsberger,Rafael Maria Raschkowski, Uwe Scheibler, Prof. Dr.Peter Schmuck10


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012genmotiviert gesellschaftliche Kontexte hinterfragen,nach Lösungsansätzen suchen <strong>und</strong>diese mit viel Engagement umsetzen. UnsereErfahrungen im IZNE deuten darauf hin, dasseigenverantwortlich handelnde Menschen mithoher Analyse- <strong>und</strong> Interaktionsfähigkeit sowieeiner empathisch-reflektierenden Haltungbesser in der Lage sind, auch komplexe Veränderungenin der Gesellschaft im Sinne einerNachhaltigen Entwicklung aktiv <strong>und</strong> flexibel zugestalten.Neben der Forschung sollten also insbesonderedie Rahmenbedingungen des Studiums wieauch die konkrete Studiersituation neu gestaltetwerden, indem in der Lern- <strong>und</strong> Lehrpraxisgezielt Freiräume <strong>und</strong> Anreize für ein qualitativneues, nachhaltigkeitsorientiertes Denkengeschaffen werden. Freiräume, in denen dieStudierenden ein geistiges <strong>und</strong> soziales Umfeldvorfinden, um ein verantwortungsvolleswissenschaftliches <strong>und</strong> gesellschaftliches Bewusstsein<strong>und</strong> Selbstverständnis zu entwickeln.Aus unseren Erfahrungen im IZNE gehören zueiner solchen Lern- <strong>und</strong> Lehrkultur Interdisziplinarität<strong>und</strong> forschungsorientiertes Lernen,vieldimensionale Erkenntnisweisen <strong>und</strong> systemischesDenken, Diskurs- <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit,Achtsamkeit <strong>und</strong> Feedback-Kultur,Konfliktfähigkeit <strong>und</strong> Ambiguitätstoleranz, einegeschickte Balanceaus Phantasie <strong>und</strong> Pragmatismussowie die Integration von Wert- <strong>und</strong>Warum-Fragen <strong>und</strong> eine kritisch-reflektierendeGr<strong>und</strong>haltung.Dies gelingt am ehesten, wenn Studierende<strong>und</strong> Lehrende die Gelegenheit <strong>und</strong> Muße erhalten,sich auf einen ernsthaften wie inspirierendenDialog, das heißt auf eine Gr<strong>und</strong>haltungwechselseitiger Akzeptanz, Wertschätzung<strong>und</strong> Empathie, einzulassen. Ebensowichtig sind Freiräume, in denen das Studiumals subjektiv sinnvolle Tätigkeit, als selbstbestimmtemanzipatorischer Prozess erlebt werdenkann, in der alle Beteiligten ihre persönlichenPotenziale einbringen <strong>und</strong> entfalten können.Der Prozess des Lernens wird damit in seinerBedeutung genauso gewichtet wie das Lernzielselbst. Dafür sind Rahmenbedingungennotwendig, zu denen zum Beispiel ausreichendZeit <strong>und</strong> flexible Raumkonzepte, vielschichtige,miteinander kombinierte Arbeits<strong>und</strong>Aktivitätsformen gehören. Sie sind verb<strong>und</strong>enmit dialogischen Kommunikationsweisen,Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Erfahrungsübungen,spielerischen <strong>und</strong> kreativ-musischen Aktivitätensowie Bewegungselementen. Diesebieten vielfältige Anknüpfungspunkte zu sinnstiftendemLernen <strong>und</strong> Lehren <strong>und</strong> sind zugleichein Übungsfeld für universelle Nachhaltigkeitskompetenzen,mit denen den komplexenHerausforderungen von heute <strong>und</strong> morgenbegegnet werden kann.Die Integration eines solchen Lehr- <strong>und</strong> Lernkulturmodellskönnte den Status der GeorgiaAugusta als exzellente Lehr- <strong>und</strong> Forschungseinrichtungfestigen <strong>und</strong> zugleich um ein wichtigesElement für eine zukunftsfähige gesellschaftlicheEntwicklung erweitern. Damitkönnte die Universität Göttingen eine Vorreiterrollein der Lehrexzellenz übernehmen. DasIZNE verfügt über praktische Erfahrungen inder Gestaltung dieser neuen Lern- <strong>und</strong> Lehrkultur.AnsprechpartnerProf. Dr. Walter GirschnerWiebke Girschner & Claus Kannwischere. Modellprojekt „Neue Lern- <strong>und</strong> Beziehungskulturin Kommunen“ (nelecom)Mit dem Thüringer Bildungsmodell – NeueLernkultur in Kommunen wird das Entwicklungsvorhaben„Eigenverantwortliche Schule“um die Dimension „Kommune“ erweitert. Diedrei Kern-Ziele des Vorhabens sind 1. die positiveEntwicklung von Kindern <strong>und</strong> Jugendli-11


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012chen, d. h. sozio-emotionale Kompetenz, Partizipation<strong>und</strong> Verantwortungs-Übernahme, 2.die Entfaltung, Unterstützung <strong>und</strong> (Weiter-)Entwicklung einer Lernkultur, die auf individuellerFörderung, wertschätzenden Beziehungen<strong>und</strong> regionaler Identität basiert <strong>und</strong> 3. dieVernetzung der Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsarbeitvon Kindergärten <strong>und</strong> Schulen mit ihrenunmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Partnern sowieden mitverantwortlichen Menschen aller Generationen,Institutionen, Organisationen <strong>und</strong>Initiativen.Ein wesentliches Motiv der Initiatoren, Entwickler<strong>und</strong> Berater des Vorhabens ist die Gestaltungvon kommunalen Sozialräumen alsentwicklungsfördernde Lern-Landschaften, dieals Kerne regionaler Identität <strong>und</strong> Heimat-Verb<strong>und</strong>enheit fungieren. Die oben formuliertenKernziele von nelecom werden in den dreiDimensionen• Familie, Kindertageseinrichtungen <strong>und</strong>Schule,• regionale Partner <strong>und</strong>• Kommuneavisiert <strong>und</strong> – entsprechend den eigenen Vorstellungen,Anliegen <strong>und</strong> Kontextbedingungender Pilotkommunen – mit externer Unterstützung(Beratung, Weiterbildung, Moderation,Coaching etc.) bearbeitet.Das organisatorische Zentrum in den Kommunenstellt im nelecom-Ansatz eine „Gemeinwesen-Werkstatt“dar. Sie ermöglicht ein systematischesZusammenwirken aller bestehendenNetzwerke (wie Bündnisse für Familie,Aktivitäten der Wirtschaft, der Verbände <strong>und</strong>Vereine, der Volkshochschulen, Senioren etc.)<strong>und</strong> richtet sich auf eine gemeinsame Verantwortungsübernahmefür die positive Entwicklungvon Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen.Als Ergebnis der zweijährigen Pilotphase wirdim Dialog mit den beteiligten Kommunen, Kooperationspartnern<strong>und</strong> Wissenschaftlern einBildungsmodell entwickelt <strong>und</strong> evaluiert, dasKontext-, Prozess- <strong>und</strong> Wirkungsqualitäteneiner „Neuen Lernkultur in Kommunen“ beschreibt<strong>und</strong> Vorschläge zur Rückbindung dergewonnenen Einsichten <strong>und</strong> Erkenntnisse andie entsprechenden System-Ebenen <strong>und</strong> fürTransfermöglichkeiten unterbreitet.Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft<strong>und</strong> Kultur kooperiert im Rahmenvon nelecom mit der Deutschen Kinder- <strong>und</strong>Jugendstiftung (DKJS) <strong>und</strong> dem ThüringerInstitut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung<strong>und</strong> Medien (ThILLM).AnsprechpartnerProf. Dr. Gerald Hütherf. Das Dialogdorf - Modellprojekt für einenachhaltige kommunale EntwicklungIm Dialogdorf-Projekt wird ein kommunalerEntwicklungsprozess angestrebt, der auf dieNeugestaltung der Lebenskultur <strong>und</strong> damitverb<strong>und</strong>ener Dorfstrukturen <strong>und</strong> ihrer gesellschaftlichenKontexte in sämtlichen Bereichendes alltäglichen Lebens abzielt. Soziale Innovationen<strong>und</strong> ein kultureller Wandel mit ausreichendFreiräumen zur persönlichen Entfaltung<strong>und</strong> dem Erwerb für neue Kompetenzenstehen dabei im Vordergr<strong>und</strong>.Im Dialogdorf sollen letztlich alle Aspekte desAlltags zum Thema gemacht werden: Begegnung,Energie, Konsum, Landwirtschaft, Ernährung,Wohnen, Mobilität etc. Es geht dabeiin jedem Entwicklungsschritt immer auch darum"Wie macht man das? Geht es überhaupt?Was kann man sich einfallen lassen?"Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sollen in vieleneinzelnen Projekten, Veranstaltungen <strong>und</strong>Initiativen neue Wege für eine nachhaltigkeitsorientierteKommunalentwicklung finden<strong>und</strong> ausprobieren. Anregung <strong>und</strong> Inspirationsollen dafür auch bereits andere bewährteProjekte, Initiativen <strong>und</strong> Regionen sein.12


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012Für die Gestaltung des kommunalen Entwicklungsprozesseswird eine breite Beteiligungder Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sowie der lokalenFunktionsträger angestrebt. Die Ortsansässigenmüssen die Möglichkeit erhalten, auf verbindliche,Einfluss nehmende <strong>und</strong> transparenteWeise die Entwicklung ihres Dorfes mit ihremWissen, ihren Sichtweisen, Erfahrungen<strong>und</strong> Kenntnissen mitzugestalten <strong>und</strong> darinbestärkt werden. Die vorgesehenen Struktureninnerhalb des Dialogdorfes dienen aufverschiedenen Ebenen der Steuerung <strong>und</strong>Reflexion des Gesamtentwicklungsprozessessowie der Meinungsbildung, des Informationsaustausches,der Begegnung <strong>und</strong> der Realisierungvon Einzelprojekten.Der besondere Fokus des Projektes liegt aufeinem existentiell konzipierten Dialogkonzept.Der Dialog soll die beteiligten Menschen zueinanderin eine sich gegenseitig achtende <strong>und</strong>inspirierende Beziehung bringen. Unter Dialogwird eine intensive Begegnungsform verstanden,in der sich die Beteiligten in einer wertschätzenden,vernunftorientierten <strong>und</strong> empathischenGr<strong>und</strong>haltung um ein gegenseitigesVerstehen bemühen. Mit diesem Ansatz sollder gesellschaftliche Dialog zwischen denMenschen im Dorf in vielen Zusammenhängen<strong>und</strong> allerorten in Gestalt einer auch methodisiertenDialogpraxis angeregt werden. DerDialog ist hierbei nicht nur eine gedeihlichezwischenmenschliche Begegnungsform. Erdient auch als inspirierende, kreative <strong>und</strong> innovativwirkende Kraft zu "neuem Denken"<strong>und</strong> zum Finden <strong>und</strong> Erkennen neuer Wegezur Gestaltung der eigenen kommunalen Entwicklung.Um eine breite Bürgerbeteiligung sicher zustellen sollen intensive Partizipationsformenrealisiert <strong>und</strong> entwickelt werden. Ein vielschichtigesReflexionssystem aus unterschiedlichen,miteinander verknüpften Gremien <strong>und</strong>Gruppen fördert den dorfweiten Gedankenaustausch<strong>und</strong> Meinungsbildungsprozess übereine wünschenswerte nachhaltigkeitsorientierteEntwicklung, die auf diese Weise zu einerorganisierten öffentlichen Angelegenheit desganzen Dorfes wird. Verb<strong>und</strong>en mit einer partizipativennachhaltigen Kommunalentwicklungist die, Chance, dass dies für die Bürgerinnen<strong>und</strong> Bürger ein Freude bereitendes,inspirierendes <strong>und</strong> sinnstiftendes Vorhabenwird.Zur methodischen Unterstützung der Planungsprozesseim Dorf wird das Konzept derdiaphanen Planung herangezogen. Es soll denBlick öffnen für weite Horizonte <strong>und</strong> Phantasie<strong>und</strong> dabei helfen, Möglichkeitspotenziale zuentdecken <strong>und</strong> Utopien auszuspinnen. Dieswird verknüpft mit tiefgehenden Fragen nachdem "Warum" <strong>und</strong> "Wozu".Das Dialogdorf soll Modellcharakter haben fürdie Gestaltung einer nachhaltigkeitsorientiertenkommunalen Entwicklung. Die Übertragbarkeitauf andere Kommunen (zum Beispielauf die Stadt Göttingen) soll noch währendder Projektlaufzeit gewährleistet <strong>und</strong> vorgenommenwerden. Seit Frühjahr 2010 befindetsich das Aktionsforschungsprojekt "Das Dialogdorf"in Diemarden (Landkreis Göttingen)in der Vorphase. Das Projektkonzept wurdehierbei dem Ortsrat sowie der Dorfgemeinschaftvorgestellt <strong>und</strong> erste Aktivitäten vor Ortaufgenommen, aus denen bereits erfolgreichbürgerschaftliches Engagement hervorgegangenist. Die Vorphase wurde dabei unter anderemvon der Stiftung der Universität finanziellgefördert <strong>und</strong> mit Unterstützung des Institutsfür Soziologie realisiert.AnsprechpartnerProf. Dr. Walter GirschnerClaus Kannwischer13


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012g. Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Dörfer imDialog“ am Landkreis GöttingenIm Rahmen des LEADER+ Regionalmanagementshat der Landkreis unter Leitung vonHerrn Dr. Hartmut Berndt eine Arbeitsgruppezum fachlichen Austausch über „Dorfprojekte“eingerichtet. Dort sind neben dem IZNE auchdie HAWK (Regionalmanagement) <strong>und</strong> dieMobile Wohnberatung vertreten. Seit Jahresbeginnliegt der Schwerpunkt der Arbeitsgruppein der Organisation eines Austauschszwischen den Akteuren, d.h. vor allem denBürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern vor Ort, die die zahlreichen<strong>und</strong> vielfältigen Dorfprojekte im Landkreisehrenamtlich gestalten. Dazu haben bereitsmehrere von der Arbeitsgruppe vorbereiteteWorkshops mit bis zu 120 TeilnehmerInnenstattgef<strong>und</strong>en. Zurzeit arbeitet die AGdaran, am Landkreis Arbeitsgruppen zu verschiedenenThemen zu etablieren, in denendie Vor-Ort-Aktiven sich regelmäßig austauschen<strong>und</strong> kontinuierlich kooperieren können.Die Schwerpunktthemen sind „Dorfläden/Nahversorgung“,„Mobilität“ <strong>und</strong> „SozialesLeben“.AnsprechpartnerClaus KannwischerDr. Hartmut Berndt (Landkreis Göttingen,LEADER-Regionalmanager)h. Leitbildprozess <strong>und</strong> -implementation zurFörderung einer nachhaltigen Betriebskulturbei ContiTech EC - eine ModellerprobungIn Kooperation mit ContiTech ElastomerCoatings in Northeim im Rahmen der ContinentalAG Hannover konnte das IZNE gemeinsammit dem Institut für Soziologie in einemungewöhnlich langem Aktionsforschungsprojektdie Möglichkeiten einer weitreichendenUnternehmens-Nachhaltigkeitsperspektivemodellhaft erproben <strong>und</strong> theoretisch reflektieren.Die komplexe Forschungsfrage war, wie - <strong>und</strong>ob - die Qualitäten des In-Beziehung-Seins indiesem Unternehmen im Kontext einer weltweitagierenden Aktiengesellschaft nachhaltigkeitsorientiertgestaltet werden können. Kristallisationspunktwar das Unternehmensleitbild,in dem anspruchsvolle Ziele formuliertwurden. Dazu gehören die Bemühungen umeine Betriebskultur der gegenseitigen Wertschätzung,der wechselseitigen Unterstützung<strong>und</strong> des offenen Austauschs. Produktivität <strong>und</strong>Qualität der Arbeit sollen dabei mit Ges<strong>und</strong>heitsschutz<strong>und</strong> Ressourcenschonung verb<strong>und</strong>enwerden. Es soll versucht werden, in einemSpannungsfeld, das strukturell durchhierarchische Herrschaftsverhältnisse, abstrakteEffizienz- <strong>und</strong> Renditeorientierung, Marktkonkurrenz<strong>und</strong> starke Interessenunterschiedegeprägt ist, hohe Produktivität mit Humanitätzu einer nachhaltigen Unternehmenskulturzu verbinden.Der Leitbildprozess war als längerfristiger Organisationsentwicklungsprozessangelegt.Dazu gehört die Absicht mit kreativen Initiativen<strong>und</strong> intelligenten KommunikationsstrukturenWege zu erproben, die intuitives Erfahrungswissenmit Fachwissen für den technischanspruchsvollen Produktionsprozess paaren.In diesem Rahmen wurde modellhaft ein Reflexionssystementwickelt. Es bietet allen Unternehmensmitgliederndie Möglichkeit, sicham "Großen Ratschlag" zur Erreichung derLeitbildziele zu beteiligen. Unterschiedlichezum Teil zweitägige - Reflexionssituationen<strong>und</strong> neuartige Sitzungsmethoden habenKommunikationsintensität, Kritikfähigkeit, Kreativität<strong>und</strong> nachhaltigkeitsorientierte technischeEntwicklungen auch zwischen den Hierarchieebenengefördert.Wir werden in der Abschlussuntersuchungempirisch zu zeigen versuchen, ob <strong>und</strong> aufwelche Weise es gelingt, auch unter komplizierten<strong>und</strong> widersprüchlichen BedingungenBeziehungsqualitäten der Betriebsmitgliederaller Ebenen <strong>und</strong> Arbeitsfelder untereinander,14


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012zu ihrer Arbeit, zum Betrieb <strong>und</strong> ihrer Arbeitnachhaltigkeitsorientiert sinnvoll zu gestalten.Entsprechende Erfahrungen würden wir dannversuchen in nachhaltigkeitsorientierte Transformationsprozessein der Wirtschaft einfließenzu lassen.AnsprechpartnerProf. Dr. Walter Girschneri. BMBF-Projekt „Kommunale Freiräume zurFörderung der Kinderges<strong>und</strong>heit“ (bis 2009)Das Projektkonzept legte den Schwerpunktdarauf, der Tendenz zur „Verhäuslichung derKindheit" <strong>und</strong> damit einer ges<strong>und</strong>heitlich ungünstigenEntwicklung des Bewegungsverhaltensvon 8- bis12-jährigen Kindern entgegenzuwirken,indem die Aufmerksamkeit der Kinder<strong>und</strong> Eltern, der Schulen, Schulträger <strong>und</strong>Verantwortlichen in der kommunalen Verwaltungauf die hohe Bedeutung von Bewegungim Freien gelenkt wird <strong>und</strong> indem eine bewegungsfre<strong>und</strong>lichereFreiraumsituation für Kindererreicht wird.Dieses Untersuchungsziel sollte erreicht werden• durch Schaffung zusätzlicher Bewegungsräume für Kinder im Wohnumfeld,• durch Aufwertung bestehender Bewegungsräume (Verringerung von Umweltbelastungen,attraktivere natürliche <strong>und</strong> infrastrukturelle Ausstattung),• durch Vernetzung bestehender <strong>und</strong> neuer Bewegungsräume untereinander <strong>und</strong> mit denWohnquartieren (Zugänglichkeit, Erreichbarkeit, Überwindung von Barrieren),• durch Stärkung der individuellen Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge bei den Schülern,• durch Weckung von Interesse an bisher übersehenen städtischen Freiraumangeboten,• durch Entwicklung von Kooperationsstrukturen, d.h. durch eine Vernetzung von kommunalenInstitutionen <strong>und</strong> Bürgergruppen mit Aufgaben/Engagement für Kinder, für Ges<strong>und</strong>heit<strong>und</strong> Umwelt.Dies sollte geschehen, indem die Kinder (Zielgruppe8 bis 12 Jahre) zum Spielen im Freienmotiviert werden <strong>und</strong> indem bei Bedarf daswohnungsnahe Angebot an attraktiven Bewegungsräumenverbessert wird. Die Spielangebotewurden in den teilnehmenden Schulenpro Klasse einmal monatlich in Rahmen desUnterrichts durchgeführt <strong>und</strong> von StudentInnender Universität Göttingen betreut. Zusätzlichfanden am Nachmittag in Göttingen indrei ausgewählten Wohngebieten, die im Einzugsbereichder Schulen liegen, von SpielleiterInnenbegleitete freiwillige Spielangebotestatt. Auch in München fanden regelmäßigcirca zweimal im Monat in den zwei ausgewähltenWohngebieten am Nachmittag Spielangebotestatt.Als praktische Erfolge können beispielsweisein Göttingen die Errichtung eines Spielbergesan der Hagenbergschule <strong>und</strong> eine Berücksichtigungvon spielerischen Bedürfnissen vonKindern bei der Umgestaltung der Leineauesowie die Einführung einer kinderfre<strong>und</strong>lichenHausordnung bei einer großen Wohngenossenschaftin München genannt werden.AnsprechpartnerProf. Dr. Hartmut DunkelbergClaus Kannwischer15


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.20125. Perspektiven & Profil des ZentrumsEin vertieftes NachhaltigkeitsverständnisWissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Feststellungen zur aktuellen Lage der Welt wie beispielsweise die IPCC-Berichte zum Klimawandel veranlassen uns, unserer wissenschaftlichen Arbeit Wertsetzungen zuGr<strong>und</strong>e zulegen, wie sie seit circa 20 Jahren zunehmend in internationalen Dokumenten wie derAgenda 21 sowie in nationalen Dokumenten 2 in der Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklungfestgeschrieben werden.Das IZNE sieht demnach im Thema der "Nachhaltigkeit" gr<strong>und</strong>legende Fragen des dauerhaftenÜberlebens, der Wohlfahrt <strong>und</strong> des Friedens berührt. Werte wie Humanität, demokratische Mitbestimmung,Achtung des Lebendigen sowie ein schonender Umgang mit der menschlichen <strong>und</strong> natürlichenMitwelt werden darin hervorgehoben betrachtet <strong>und</strong> stehen dementsprechend im Zentrumunserer Aktivitäten.Die weit verbreitete Verkürzung der Nachhaltigkeitspraxis auf technische <strong>und</strong> ökonomische Reform-<strong>und</strong> Reparaturaktivitäten lässt die Perspektive der Suffizienz, also die der Lebenskultur imweitesten Sinne, weitgehend außer Acht. Unsere Annahme im IZNE ist die, dass erst eine umfassendeBerücksichtigung von Suffizienzfaktoren, das heißt die Neugestaltung des Alltäglichen, gesellschaftlicherInstitutionen <strong>und</strong> Organisationsformen die notwendigen Reduzierungen zum Beispielim Bereich der Ressourcenverwendung sowie relevante Verbesserungen des Klimaschutzesbringen würden.Ihre besondere Relevanz findet die Lebenskultur darin, dass der Mensch in umfassenden Bezügen,Beziehungen <strong>und</strong> Wechselwirkungen zu seinen Mitmenschen, der Gesellschaft <strong>und</strong> der Natur steht.Das IZNE geht davon aus, dass die konkreten Ausprägungen dieser Beziehungen unmittelbareAuswirkungen auf den Umgang mit der Mitwelt haben. Daher geht es bei der Erforschung <strong>und</strong>praktischen Gestaltung von Nachhaltigkeitsaktivitäten des IZNE letztlich auch immer wieder umFragen nach den Qualitäten dieses In-Beziehung-Seins. Diese bilden somit den Ankerpunkt desIZNE seit dem dreitägigen Gründungssymposion 2001 unter Beteiligung der Universitätsleitung <strong>und</strong>des damaligen niedersächsischen Umweltministers.Entsprechend lautet die in unseren Projekten zu Gr<strong>und</strong>e gelegte These, dass wertschätzende,achtsame <strong>und</strong> empathische Gr<strong>und</strong>orientierungen des Menschen gegenüber seiner Mitwelt nachhaltigkeitsorientierteresHandeln befördern. Wir plädieren entsprechend für aktive Beiträge zu einerBeziehungskultur, in der die einzelnen Agierenden sich gegenseitig unterstützen, sich damit in ihrenPotenzialen entfalten <strong>und</strong> so auf Dauer in gutem Miteinander <strong>und</strong> Füreinander existieren können.PrinzipienFolgende sechs Prinzipien für ein von diesen Gr<strong>und</strong>werten getragenes Nachhaltigkeitsverständnissehen wir im Kern als notwendig an:a. Achtung der Würde <strong>und</strong> Bewahrung der Integrität aller Lebewesen.2 beispielsweise im Artikel 20a des Gr<strong>und</strong>gesetzes <strong>und</strong> in der Präambel sowie im Artikel 120 derschweizerischen B<strong>und</strong>esverfassung16


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.2012b. Aus den sozio-ökonomischen Ursachen für die gegenwärtigen Zerstörungsprozesse (zum BeispielKlimawandel <strong>und</strong> Artensterben) Folgerungen für künftige Entwicklungen ziehen. Wennnach heutiger Kenntnis menschliche Eingriffe in die Biosphäre irreversible Folgen haben (zumBeispiel Verbreitung gentechnisch veränderter Arten), Eingriffe dieser Art unterlassen.c. Übergang von der primären Nutzung endlicher Ressourcen hin zur Nutzung erneuerbarer Ressourcenunter Einbezug von Kaskadennutzung <strong>und</strong> Schließung von Nutzungskreisläufen unterMinimierung des Abfallaufkommens.d. Erreichung höchstmöglicher Wirkungsgrade bei der Nutzung von Rohstoffen anzielen, da aucherneuerbare Rohstoffe begrenzt sind.e. Wenn die verfügbaren Rohstoffe gerecht verteilt werden, erfordert das Lebensweisen, die mitdeutlich weniger Rohstoffverbrauch als in den Industrieländern üblich auskommen <strong>und</strong> stattdessen die nicht-materiellen Potentiale für sinnerfülltes Leben (Kreativität, Kunst, soziales Miteinander)betonen.f. Akteure <strong>und</strong> Betroffene von der Suche nach konkreten Umsetzungen neuer Wirtschaftsweisenüber deren schrittweise Implementierung bis hin zur Einbindung in den Alltag zusammenbringen.Chancen gemeinsam ausloten, Bedenken gemeinsam reflektieren, um partnerschaftlicheLösungen zu finden <strong>und</strong> um den Einfluss aller Beteiligten auf Entscheidungsprozesse zu sichern.Miteinander <strong>und</strong> Füreinander treten an die Stelle von Gegeneinander.Handlungs-LeitlinienDie zur Verfolgung dieser Prinzipien notwendigen individuellen <strong>und</strong> sozialen Prozesse können wirksamwerden, wenn die Akteure die folgenden Leitlinien beachten:Ganzheitlichkeit: Unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen. Verschiedene Denk-<strong>und</strong> Erfahrungsmodizulassen; Einzelvorhaben im Zusammenhang des Ganzen wie auch langfristiger Zeitplanungzu bewerten versuchen.Umsetzungsorientierung: Auf das menschliche Potential zu den gewünschten Veränderungen vertrauend<strong>und</strong> sich an gelungenen Projekten zur nachhaltigen Entwicklung orientierend die neuenWege mit adäquater Planung in die Tat umsetzen.Empathische Reflexion <strong>und</strong> Unterstützung: Wechselseitige Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung<strong>und</strong> Inspiration. Perspektiven, Sichtweisen, Gefühle anderer ernstnehmen <strong>und</strong> als Chance<strong>und</strong> Bereicherung für das Finden adäquater Lösungen sehen. Solidarität <strong>und</strong> Rücksicht mit analytischerKlarheit zusammenbringen.Diaphane Planung: Methodologie, welche der Komplexität von globalen Problemen zu entsprechensucht. Einzelne Ziele auf ihren Sinnbezug zur Nachhaltigkeit, auf die Mitwelt-Horizonte hin reflektieren.Phantasievoll <strong>und</strong> schöpferisch mit Ambivalenzen <strong>und</strong> Widersprüchlichkeiten umgehen <strong>und</strong>sie als mögliche Bereicherung sehen. Neue Möglichkeiten <strong>und</strong> Potentiale suchen <strong>und</strong> mit wissenschaftlichenPerspektiven <strong>und</strong> Pragmatismus in Balance bringen.17


IZNE, Universität Göttingen <strong>Mitgliederversammlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Informationsveranstaltung</strong>, 18.6.20126. AusblickDer Vorstand des IZNE beabsichtigt in Zukunft die Aktivitäten des Zentrums zu verstärken <strong>und</strong>auszubauen <strong>und</strong> dessen Arbeit zu verstetigen. Dazu wurden seit ihrem Amtsantritt bereits dreiGespräche mit der Universitätspräsidentin Frau Prof. Dr. Beisiegel geführt. Auch haben zurbesseren Verzahnung <strong>und</strong> Sichtbarkeit des IZNE innerhalb der Universität Gespräche mit bislangacht Dekanen stattgef<strong>und</strong>en. Mit der zurzeit laufenden Novellierung der Zentrumsordnungwird sich der Vorstand des IZNE intensiv befassen, um für die Zukunft des Zentrums einemöglichst dauerhafte <strong>und</strong> tragfähige Organisations- <strong>und</strong> Arbeitsform zu finden.In einem nächsten Schritt soll unter Beteiligung von Interessierten <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong>lage des vertieftenNachhaltigkeitsverständnisses des Zentrums ein „Göttinger Appell zur Nachhaltigkeit“formuliert <strong>und</strong> veröffentlicht werden. Zudem wird mit Beginn des kommenden Wintersemesters dieGesprächs- <strong>und</strong> Vortragsreihe „Göttinger Universitätsgespräche zur Nachhaltigkeit“ wiederins Leben gerufen. Darüber hinaus strebt das IZNE eine zunehmende Kooperation mit bestehendenGruppen, Initiativen <strong>und</strong> Einrichtungen an, die sich mit der zukünftigen Entwicklungin der Gesellschaft befassen. Dies gilt sowohl universitätsintern als auch -extern.Zu den Sitzungen <strong>und</strong> Veranstaltungen wird gesondert – auch auf der Internetseite des Zentrumseingeladen. Wir freuen uns auf rege Beteiligung.18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!