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„Wenn man etwas spielt, das sehrviel mit einem selbst zu tun hat, berührteinen das unter Umständen viel mehrals ein anderes Rollenprofil.“Franziska:Ich würde nicht so weit gehen undtatsächlich schon das als Berufbezeichnen, was ich zur Zeit mache.Ich bin zwar mit dem Herzen voll dabei,habe viel Spaß und arbeite auch hart,wenn wir drehen oder ich mich aufeine Rolle vorbereite – dennoch geheich mit dem Wort Beruf eher vorsichtigum, da ich einen gehörigen Respektvor Menschen habe, die in der Schauspielereischon wirklich etwas erreichthaben.Jonas:Wie zum Beispiel Götz George, mitdem du vor kurzem eine „Schimanski“-Episode gedreht hast?Franziska:Oh ja, der gehört auf jeden Fall dazu.Oder Anna Loos, die ich ebenfallsbei dieser Produktion sehr schätzengelernt habe. Beide sind äußerst herzlicheMenschen, weshalb die Atmosphärewährend unseres Drehs in Rotterdamauch richtig familiär war. Ichhabe dort versucht, schauspielerischalles aufzusaugen und zu verinnerlichen.Anna hat mir beispielsweise geraten,in meinem Spiel noch mehr mit denAugen zu arbeiten, weil sie fand, dassich einen guten Blick habe.Das hat mich sehr geehrt und mirgeholfen, besser zu werden.Eine ähnliche Erfahrung durfte ichwährend der Dreharbeiten zu „ArnesNachlass“ machen:In einer Szene sollte mir Susanne vonBorsody eine Ohrfeige geben. Wirhatten das Ganze im Vorfeld geprobtund genau besprochen, wie allesablaufen soll. Als wir dann vor derKamera standen, hat Susanne etwaskomplett anderes gemacht. Ich warrichtig erschrocken, aber das war auchihr Ziel. Die Szene wirkte dadurch totalauthentisch. Ich weiß seitdem: Sollteich im Laufe meines Schauspielerlebensauch mal jemandem in einerSzene eine Ohrfeige geben, werde iches wohl genauso machen, wie ich esvon Susanne gelernt habe.Jonas:Mit der Figur des Horst Schimanski,gespielt von Götz George, ist quasi eineganze Generation deutscher Fernsehzuschaueraufgewachsen. Als Tatort-Kommissar ermittelte er von 1981 bis1991 in der ARD, seine Geschichte wirdseit 1997 im ZDF in der Reihe „Schimanski“weitererzählt. Wusstest duum die Bedeutung dieser Figur, als dufür eine Rolle in der Episode „Loverboy“gecastest bzw. besetzt wurdest?Franziska:Nein, ehrlich gesagt kannte ich HorstSchimanski nicht wirklich und mussteerst einmal googlen – er quittierteseinen Dienst als Tatort-Kommissar jazwei Jahre, bevor ich geboren wurde.Aber ich habe relativ schnell gemerkt,was für eine Institution diese Figur imdeutschen Fernsehen ist und mit welcherIkone man es zu tun hat.Umso überraschter war ich am Set, alsich sah, wie jung Götz George wirktund wie frisch er mit seinen 75 Jahrenspielt. Das hat mich sehr beeindruckt.Jonas:Ihr habt im Juli die Dreharbeiten zu„Loverboy“ abgeschlossen. Springst dujetzt in die nächste Produktion? Oderhast du andere Pläne für die nächstenMonate?Franziska:Ich bewerbe mich zur Zeit an mehrerenSchauspielschulen in München undBerlin. Außerdem habe ich einige Projektein der Pipeline und stecke mittenin Castingprozessen.Ende des Jahres will ich noch verreisen,wahrscheinlich über Silvester als Bagpackernach Bali. Diese Reisezeit istideal, weil da so gut wie keine Dreharbeitenstattfinden. Ich finde es totalwichtig, die Welt kennenzulernen undmit anderen Kulturen in Berührung zukommen, vor allem als Schauspieler.Was bringt es einem, wenn man imstillen Kämmerlein verstaubt?Jonas:Ist es dir wichtig, eher ernstere Rollenzu spielen? Oder es dir der Charakterder Figur eher egal, solange das Drehbuchgut ist?Franziska:Ich würde nicht sagen, dass mir dasganz egal ist. In den ernsteren Themenfühle ich mich schon sehr zuhause– obwohl man auch in einer Komödieein ernstes Thema in den Vordergrundrücken kann. In letzter Zeit habe ichhauptsächlich düstere und ernsteRollen übernommen, daher würde ichmich freuen, wenn ich mal wieder einetotal fröhliche Figur spielen könnte.Ich bin ja selbst auch ein eher fröhlicherMensch.Jonas:Viele Schauspieler empfinden es alsgrößere Herausforderung, eine Figurzu spielen, deren Charakter möglichstweit von ihnen entfernt ist. Wie siehstdu das?Franziska:Wenn man etwas spielt, das sehr vielmit einem selbst zu tun hat, berührteinen das unter Umständen viel mehrals ein anderes Rollenprofil. Das merktzwar der Zuschauer nicht, weil er imAllgemeinen nur die 90 Minuten einesFilm kennt, trotzdem arbeitet manals Schauspieler im Vorfeld mit dieserRolle sehr intensiv und versucht, sieaus verschiedenen Blickwinkeln zubetrachten – und diesen professionellen,objektiven Blick von außen aufsich selbst empfinde ich als große Herausforderung.Jonas:Siehst du selbst gerne fern und gehstoft ins Kino?

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