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Erkennen und Handeln - Prof. Dr. Georg Feuser

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<strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>Integration - eine conditio sine qua non humaner menschlicher Existenz 1GEORG FEUSER„Ein System verändert sich nur, wenn sein Interaktionsbereich sich verändert.”[Maturana (1998, S. 30) zur »Evolution«]Keine Sonntagsrede!An einem Sonntag, noch dazu wenn eine Tagung ihremEnde entgegen geht, ist die Versuchung groß, eine »Sonntagsrede«zu halten. Sonntagsreden haben bereits einensprichwörtlichen Charakter <strong>und</strong> stehen dafür, dass sichvor allem Politiker aus vielleicht vergleichbar gegebenenAnlässen heraus zu Ausführungen aufschwingen, dievoller erhebender, erbauender <strong>und</strong> selbstverständlichfortschrittlicher Momente sind, die sie in wohlklingende<strong>und</strong> wichtige Worte fassen. Es mag zugestanden werden,dass diese redlich motiviert <strong>und</strong> aus ehrlicher Absichtheraus vorgetragen werden, gleichwohl aber hohl <strong>und</strong>möglicherweise sogar verlogen sind. Diese Einschätzunggenerieren wir aus der Erfahrung, dass solche Worteweder von Taten begleitet sind, noch diesen solchenachfolgen.Die Eindeutigkeit solcher Einschätzungen täuscht.Wurde uns mit einer Sonntagsrede insofern »aus derSeele gesprochen«, dass endlich einmal gesagt wurde,was gesagt werden musste <strong>und</strong> schon lange hätte gesagtwerden müssen, befriedigt das <strong>und</strong> wir gehen, wie nacheiner Predigt aus dem Gottesdienst, einigermaßen gerechtfertigtnach Hause. Wie die Wirklichkeit denn wirklichist, bleibt aus dem Horizont gerückt <strong>und</strong> wir könnenden Sonntag genießen. So vermögen Politiker mit ihrenso genannten Sonntagsreden die Gesellschaft insofern zubefriedigen, dass sie uns hilfreich darin sind, Wirklichkeitnur wie durch dichten Nebel hindurch wahrzunehmen,den sie mit ihren Worten verbreiten, so dass uns, was dieWirklichkeit verschleiert, als eben diese erscheint.Wird keine Sonntagsrede dargeboten, sondern unsein Spiegel vorgehalten, in dem sich die Wirklichkeitbricht, dürfte, was darin zu sehen ist, mit dem Verweisdarauf, dass es ein Zerrspiegel sei, als nicht der Wirklichkeitentsprechend zurückgewiesen werden. Wir gehendann vielleicht weniger gerechtfertigt nach Hause, aberdoch im Vertrauen darauf, dass die Wahrnehmung getrogenhabe - <strong>und</strong> der Sonntag bleibt genießbar.Selbstverständlich hoffe ich, dass meine Ausführungenvon Ihnen weder in der einen, noch in der anderen1 Abschlussvortrag anlässlich des 35. Sonderpädagogischen Wochenendes vom 12.-14.03.2004 in Dorum,getragen von der GEW, Bezirksverband Lüneburg, dem vds, Bezirksverband Lüneburg <strong>und</strong> der BildungsvereinigungArbeit & Leben, KAG Wesermünde. [C:\PDFCreator\Erk Hand Int 4 Page.wpd]


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 2Weise wahrgenommen werden - auch dann nicht, wennich u.U. Ihre Erwartungen, dass dieser letzte Vortrag imRahmen Ihrer Verbandstagung in gewisser Weise eineübergreifend-harmonisierende Gesamtschau der Problematikleistet, enttäuschen muss.Sollte es mir auch nur in Ansätzen gelingen, zu verdeutlichen,dass es sich mit den beiden mein Thema repräsentierendenBegriffen „<strong>Erkennen</strong>” <strong>und</strong> „<strong>Handeln</strong>” mitBezug auf Integration um zwei Brennpunkte einer Ellipsehandelt, die ein Feld der Interaktionen aufspannen, indem sie sowohl als Operatoren höchst dynamischerBeziehungsprozesse wie als Attraktoren <strong>und</strong> Katalysatoreneines mehrdimensionalen Feldes pädagogischerKooperation <strong>und</strong> Verantwortung beschrieben werdenkönnen, würde ich mein Ziel als erreicht ansehen.Nach der Anmerkung, dass ich in diesem Sinne an diesemSonntag keine Sonntagsrede zu halten beabsichtige,gliedere ich meine Ausführungen in folgende weiterePunkte:2. Integration im Kontext von <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>,3. Aspekte von Selbstorganisation <strong>und</strong> -konstruktionin systemischer Sicht4. Ordnung durch Fluktuationen4.1 Grenzzyklen4.2 “Leben im menschlichen Sinne wird durch den Dialoggeschaffen” (Spitz)5. Integration - eine conditio sine qua non humanermenschlicher Existenz.2. Integration im Kontext von <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>Dem mir übermittelten Auftrag, Fragen der „Integration”auf der Basis eines systemisch-konstruktivistischenAnsatzes zu behandeln, möchte ich anhand dafür elementarerZusammenhänge bearbeiten. Die in der thematischenUmschreibung meiner Ausführungen aufscheinendenBegriffe »<strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>« beschreiben indiesem Kontext einen mehrfachen Bedeutungszusammenhang.Eine erster lässt sich mit einer Aussage von MATURANA(1998) beschreiben, die ich meinen Ausführungen alsMotto voranstellen möchte. Sie lautet: „Ein Systemverändert sich nur, wenn sein Interaktionsbereich sichverändert” (2000, S. 30). Diese für die Erfassung derBedeutung des Verhältnisses eines lebenden Systems zuseinem Milieu zentrale Aussage kann auf einen einzelnenSchüler hin zur Anwendung kommen, was das sozialeLernfeld bezüglich seiner Peer-Group <strong>und</strong> Lehrpersonen


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 3betrifft, aber auch auf das momentane Erziehungs-,Bildungs- <strong>und</strong> Unterrichtssystem bezogen werden - inRelation zu denen, die in diesem interagieren, was dieunabdingbare Notwendigkeit unserer Veränderung alsEinzelpersonen wie als Berufsgruppe verdeutlicht, wennsich auf der einen Seite Individuen <strong>und</strong> auf der andereninstitutionelle Systeme sollen ändern können.Ein zweiter Bedeutungszusammenhang bezieht sich aufErkenntnisprozesse im Sinne der Schaffung unsererkognitiven Bereiche, aus denen wir unser <strong>Handeln</strong> generieren.<strong>Handeln</strong> ist in gleicher Weise Voraussetzung des<strong>Erkennen</strong>s z.B. im aktiven Prozess der Beobachtung <strong>und</strong>internen Konstruktion von Wirklichkeit, wie ein Produktdesselben, weshalb wir als Beobachter <strong>und</strong> mithin <strong>Erkennen</strong>deimmer auch das Geschehnis sind, das wir beobachten<strong>und</strong> erkennen. Einige Anmerkungen dazu:• Eine Aussage über etwas ist immer auch eine Aussageüber mich. Diagnostizieren wir jemanden alseine Person, die behindert ist, beschreibe ich meineWahrnehmung dieses Menschen, ohne eine zutreffendeAussage über die Wirklichkeit dieses Menschenzu machen. Dabei exponiere ich mich als einunabhängiger Beobachter, der ich in einersystemisch-konstruktivistischen Sicht mitnichten seinkann <strong>und</strong> negiere die Interaktionsbereiche des beobachtetenSystems, das dessen Evolution als externerFaktor in Relation zu seinen je spezifischeninternen Faktoren in Gang gehalten hat <strong>und</strong> hält.Damit negiere ich auch die Gr<strong>und</strong>bedingungen derExistenz lebender Systeme. Durch die Systemeseiner Erziehung <strong>und</strong> seines Unterrichts, die ich ausdieser meiner Wahrnehmung über ihn ableite, verordneich ihm meine Wirklichkeit als dominantenInteraktionsbereich, der Möglichkeit <strong>und</strong> Grenzeseiner Veränderung zugleich ist. Durch diese Verengungder Interaktionsbereiche fixieren wir diemöglichen Veränderungen <strong>und</strong> finden unsere Wahrnehmungdes Anderen noch nach Jahren bestätigt.Das dient der Rechtfertigung unserer Diagnose <strong>und</strong>bestätigt uns selbst <strong>und</strong> nicht den Anderen.MERLEAU-PONTY (1960) schreibt: „So lange ich amIdeals eines absoluten Beobachters, einer Erkenntnisohne Standpunkt festhalte, kann ich in meiner Situationnur eine Quelle des Irrtums sehen.”• Die Dialektik von <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> verpflichtetuns, so meine ich, gerade im pädagogischen Feldin besonderer Weise darauf, was wir erkannt haben,handelnd zu realisieren, weil wir durch ein Verharrenim Bestehenden die Möglichkeit des Anderen zur


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 4Veränderung <strong>und</strong> unsere eigene Entwicklung überdas Momentane hinaus blockieren. Gehen wir vondiesen systemisch-konstruktivistischen Reflexionenaus, zu denen uns ein einziger Satz MATURANAs zuveranlassen vermag, dürfte schon jetzt sehr deutlichgeworden sein, was wir anderen <strong>und</strong> uns antun,wenn wir in einem »Zustand«, der in diesem Kontextimmer als dynamischer zu verstehen ist, verharren,der Interaktionsbereiche bildungsinhaltlich <strong>und</strong>sozial durch Maßnahmen begrenzt <strong>und</strong> unter demMaß ihrer potentiell entfaltbaren Dynamik hält, wiedas für das bestehende selektierende <strong>und</strong> segregierendeErziehungs-, Bildungs- <strong>und</strong> Unterrichtssystem(EBU) geradezu typisch ist.Man mag die OECD-, PISA- <strong>und</strong> IGLU-Studienaus unterschiedlichen Blickwinkeln interpretieren,aber darüber, dass wir in diesen Restriktionen <strong>und</strong>reduktionistischen Gebaren international sehr gutsind, kann man sich kaum hinwegsetzen. Betrachteich die Bewegungen Bremischer Bildungspolitik inFolge dieser unbenommen erschreckenden Ergebnisseder erwähnten Studien, verdeutlicht sich dieseMeisterschaft: Man muss annehmen, dass zur Lösungder aufgetretenen Probleme strukturell <strong>und</strong>organisatorisch wider besseres Wissen, jene Momenteherangezogen <strong>und</strong> vertieft werden, die für dieBildungsmisere in besonderer Weise ursächlich sind- dazu braucht man nur das jüngst beschlosseneBrem. Schulgesetz zu analysieren. Seine Folgewirkungenwerden verstärkte <strong>und</strong> vor allem in nochfrühere Entwicklungs- <strong>und</strong> Lebensaltersbereichevorverlegte soziale Selektion <strong>und</strong> Stigmatisierungvon Kindern <strong>und</strong> Schülern sein, also die weitereBegrenzung ihrer Interaktionsbereiche. Ich möchtean späterer Stelle exemplarisch verdeutlichen, wases auf der subjektiven Aneignungsebene für <strong>Erkennen</strong><strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> bedeutet, wenn diese durch isolierendeBedingungen gekennzeichnet sind, um sinnfälligauf die Notwendigkeit der Beendigung sozialerSegregierung <strong>und</strong> des im hierarchisch gegliedertenEBU vorherrschenden Bildungsreduktionismusverweisen zu können, der sicher mit gewissem Erfolgein ständisches Privilegiensystem aufrecht zuerhalten vermag, aber wohl weniger für ein sozial<strong>und</strong> kognitiv kompetentes demokratisches Gemeinwesenleistet.Die Veränderung der Interaktionsbereiche ineiner Weise, die es höher wahrscheinlich werdenlässt, dass die Veränderungen der Systeme nicht nur


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 5quantitativer, sondern qualitativer Art im Sinne derErhöhung ihrer Komplexität <strong>und</strong> Diversifikationsind, so dass wir von Entwicklung sprechen können,setzt im Gr<strong>und</strong>satz nicht nur die Anerkenntnis einesim gesellschaftlichen Normengefüge als defekt <strong>und</strong>defizitär bewerteten Anderen als solchen voraus, wiesich das in der pluralistisch orientierten Aussage,dass »es normal sei, verschieden zu sein« rechttrivial spiegelt. Vielmehr geht es um die Anerkenntnisdes Anderen als prinzipiell gleichwertiges <strong>und</strong>gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft <strong>und</strong> -unverzichtbar im Bereich der Pädagogik - um dieGewährung „symbolischen Kapitals”, um einen zentralenBegriff BOURDIEUs zu gebrauchen. Darunterist, wie das ZIEMEN (2002) für unseren Bereichherausgearbeitet hat, Kredit zu verstehen, ein Vorschussauf ein Künftiges, symbolisch im Sinne einerWertschätzung des Anderen, die umfassenderer Artist, als aktuell beobachtbare Merkmale sichtbar machenkönnen <strong>und</strong> ihm seine Würde garantieren.Darin ist die Basis jedweder human zu nennendenInteraktion zu sehen. Ohne das hier vertiefen zukönnen, möchte ich doch andeuten, dass ich hinterder Bildungsmisere als eine ihrer zentralen Ursachendie Entwertung symbolischen Kapitals <strong>und</strong> dessenkollektiven Entzug sehe - Entwertung im Sinne, dassLiebe <strong>und</strong> Anerkennung nur suggeriert <strong>und</strong> vorgetäuschtwerden <strong>und</strong> Entzug erfolgt, wenn die anseine Gewährung gekoppelten Voraussetzungennicht erfüllt werden, wo sie doch als Vorschuss zugewähren wäre. In philosophischer Sicht kann dasmit MARTIN BUBER (1975) wie folgt formuliertwerden: „ ... <strong>und</strong> man darf eine Gesellschaft in demMaße eine menschliche nennen, als ihre Mitgliedereinander bestätigen” (S. 26).• Dieser Komplex intendiert in besonderer Weise dieErfassung der wirklichen Verhältnisse, wie sie mitIntegration umschrieben werden. Ich sehe heute denDiskurs um Integration sehr stark in eine Debatteum Begrifflichkeiten verstrickt, die weder abbilden,wie die Praxis Integration wirklich beschaffen ist,noch die Theoriebildung in dem Sinne voranbringen,dass fortschreitend umfassender verdeutlicht werdenkönnte, wie Integration beschaffen sein muss, umsich von der selektierend-segregierenden Unterrichtswirklichkeit,von der ausgehend sie notwendigerweiserealisiert werden muss, abheben zu können- im Gegenteil. In mir verstärkt sich der Eindruck,dass es eher um ein Gemenge der Verteilung von


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 6Etiketten für Sachverhalte in der Pädagogik geht,die mehrheitlich nicht mit dem Begriff der Integrationbelegt werden können. Folglich wird nicht mehrgemacht, was erkannt worden ist, sondern verschleiert<strong>und</strong> umdeklariert, weshalb, was RICHTER schon1978 als eine Gefahr im Sektor sozialwissenschaftlicherPraxis <strong>und</strong> Theoriebildung kennzeichnet, auchnicht mehr erkannt werden kann, was zu machen ist.Um dieses <strong>Erkennen</strong> aber geht es in systemtheoretischen<strong>und</strong> konstruktivistischen Ansätzen.3. Aspekte von Selbstorganisation <strong>und</strong> -konstruktionin systemischer SichtSystemische <strong>und</strong> konstruktivistische Ansätze bemühensich um eine naturwissenschaftliche Theoriebildung. DieBeantwortung der aufgeworfenen Fragen <strong>und</strong> die Lösungder damit verb<strong>und</strong>enen Problemstellungen kann in diesenFeldern nicht mittels der klassischen philosophischenTheoriebildung im Rückgriff auf transzendentale Momenteerfolgen, wie dies im Dualismus idealistischer Philosophie,in der wir in unserem Kulturkreis dominant <strong>und</strong>besonders intensiv durch die christlich-religiösen Orientierungensozialisiert werden, seit Jahrtausenden Praxisist. Gr<strong>und</strong>fragen der Menschheit, aus deren Beantwortungwir unser Weltbild generieren <strong>und</strong> in Folge unserMenschenbild, das dann auch für die Pädagogikerkenntnis- <strong>und</strong> handlungsleitend ist, wie „Was ist?”, „Ist,was ist?”, „Wie ist, was ist?”, „Warum ist, was ist?” <strong>und</strong>„Wodurch ist, was ist?”, also Fragen nach der Existenzder Dinge <strong>und</strong> die Sinnfrage, sind auf deren „Sein”gerichtet <strong>und</strong> werden mittels der großen Erkenntnisstrategiender Phänomenologie <strong>und</strong> Ontologie zu klärenversucht.Die Phänomenologie bemüht sich u.a. um die systematischeKlassifikation wissenschaftlicher Erkenntnisse, diees erst möglich machen, „’Wahrheit” <strong>und</strong> „Schein” zuunterscheiden. Die Ontologie befasst sich mit dem Sein,insofern es ist. Ob, was als Sein erscheint, seiend ist,hätte wieder die Phänomenologie zu klären.Diese Fragen bewegen die Gr<strong>und</strong>lagenforschung bisauf den heutigen Tag, wie das vor allem in den astrophysikalischen<strong>und</strong> quantenmechanischen Bereichen durchdie audiovisuellen Medien heute jeden Interessiertenerreicht. In der Art ihrer Bearbeitung hat sich aber seitder Mitte des 19. Jhd. durch die großen wissenschaftlichenErrungenschaften, die uns im 20. Jhd. durch dieEINSTEINsche Relativitätstheorie <strong>und</strong> die Erforschungthermodynamischer Sachverhalte, die wir schlechthin mitdem Begriff der Chaos-Theorie zur Kenntnis nehmen,


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 7wie sie gr<strong>und</strong>legend von LUDWIG BOLTZMANN entwickeltwurde, die Fragestellung gr<strong>und</strong>legend verändert. Eswurde, verkürzt gesagt, erkannt, dass, was ist, nur verstandenwerden kann, wenn man das Werden erforscht,also fragt, „Wie ist, was ist, geworden?”. Es vollziehtsich ein paradigmatischen Wechsel »vom Sein zum Werden«<strong>und</strong> man erkennt, dass die Ordnungen, die ausFluktuationen zu Strukturen führen, vom System selbsthervorgebracht werden, selbstorganisiert sind - Aber:Obwohl vom System selbst hervorgebracht, sind sie nichtallein aus ihm heraus entstanden, sondern durch dieWechselwirkungen des Systems mit seiner Umweltbedingt.Wir könnten ganz allgemein <strong>und</strong> so weit in derGeschichte des Kosmos zurückreichend, wie wir ihnerfassen können, sagen, dass alles was ist aus Wechselwirkungenentstanden ist, auch das Leben, wie das EIGEN(1992) nachgewiesen hat, <strong>und</strong> dass lebende Systemedieses kosmische Gr<strong>und</strong>prinzip nicht unterschreitenkönnen.Wir haben es also im gesamten Feld der Evolution mithistorisch-logischen Prozessen der Veränderung zu tun,die stets durch die Koppelung eines Systems an seineUmwelt, die ihrerseits ein Bereich von Systemen repräsentiert,gekennzeichnet sind - das ist der systemischeAspekt. Dies in Relation zu den Eigenschaften des Systemsgesetzt, die es als Produkt dieser Wechselwirkungenselbst hervorbringt - kennzeichnet den Aspekt der Selbstorganisation- mittels dessen es den Bereich seiner Wirklichkeit,sein Wissen, konstruiert - was die konstruktivistischeKomponente kennzeichnet - das wiederum alsInstrument der Bewältigung der Austauschprozessedient. Wir haben es also mit einer Referenzialität zurWelt <strong>und</strong> einer zu sich selbst zu tun. Darauf komme ichgleich wieder zurück.Das in den Mittelpunkt der Forschung gerückteWerden dominiert das Sein <strong>und</strong> orientiert auf historischlogischeProzesse der Veränderung <strong>und</strong> Entwicklung vonSystemen, wie sie erkenntnistheoretisch in der materialistischenPhilosophie gr<strong>und</strong>gelegt sind, die heute ausder dem Schatten der Ächtung <strong>und</strong> Verdrängung durchdie idealistische Philosophie herauszutreten vermag. Diezu einem bestimmten Zeitpunkt beobachtbaren Merkmaleeines Systems werden als den gleichen gr<strong>und</strong>legendenkosmischen Prinzipien zugehörend verstehbar; auch waswir Psyche <strong>und</strong> Geist nennen. Die drei aufgezeigtenErkenntnistheorien ordne ich aber erst einmal einem


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 8postrelativistischen Denken zu. In seinem Werk „Biologieder Realität” verdeutlicht. MATURANA (2000) untersystemischen Aspekten schon auf den ersten Seiten - <strong>und</strong>damit beschreibt er, so meine ich, in besonderer Weiseauch die Problematik der Pädagogik <strong>und</strong> Heil- <strong>und</strong> Sonderpädagogik- dass wir in einer Kultur leben,• die uns einlädt, nach linearen Ursachen der Phänomene<strong>und</strong> Erfahrungen zu suchen, die wir erklärenwollen, wie dazu,• in einer prädeterministischen Weise alle Phänomeneauf Primärursachen zu reduzieren, woraus resultiert,• dass wir Schwierigkeiten haben, Systeme als sichselbst enthaltende ,Dynamiken wahrzunehmen <strong>und</strong>zu verstehen• <strong>und</strong> wir ohne Unterlass versuchen, ein Phänomenauf das andere zu reduzieren, weshalb wir• in einer stets gegenwärtigen reduktionistischenBetrachtungsweise leben (S. 10).Dieses Denken blockiert uns in der Lösung der Probleme,vor die uns unsere berufliche Tätigkeit stellt, so wie dreiBrüder, von denen WATZLAWICK (1997) in seiner Abhandlungüber Konstruktivismus <strong>und</strong> Psychotherapie mitbezug auf eine orientalische Parabel berichtet, gelähmtsind, ihr Erbe von 17 Kamelen nach dem Wunsch desverstorbenen Vater so aufzuteilen, dass der älteste Sohndie Hälfte, der zweite ein <strong>Dr</strong>ittel <strong>und</strong> der Jüngste einNeuntel bekommen soll. Eine Zerstückelung der Tierescheint unausweichlich. Das möchten die Söhne nicht <strong>und</strong>fragen einen Mullah, der auf seinem Kamel vorbei reitet,um Rat. Dieser gibt den Söhnen sein Kamel dazu. Siehaben nun 18, die sie nach dem Willen des Vaters verteilen,also 9 für den Ältesten, 6 für den Zweiten <strong>und</strong> 2für den Jüngsten. Ein Kamel bleibt übrig. Der Mullahnimmt das Seine <strong>und</strong> reitet weg!Wenden wir uns nun der Wirklichkeit der aufgezeigtenSachverhalte zu.4. Ordnung durch FluktuationenJedes lebende System, das haben PRIGOGINE <strong>und</strong> seineMitarbeiter (1986, 1987, 1988, 1993) gr<strong>und</strong>legenderforscht <strong>und</strong> MATURANA <strong>und</strong> VARELA (1990) sehrdeutlich für den Bereich der Biologie herausgearbeitet,ist umweltoffen, d.h. eine dissipative, mithin störbareStruktur, die sich im Sinne der Autopoiese entsprechendseiner Referentialität zur Welt stets selbst hervorbringt.Dank eines zentralen Nervensystems kann es auch referentiellzu sich selbst sein, d.h. seine bio-psycho-sozialeEinheit zusammenhängend organisieren, darüber Bewusstheiterlangen, sich als „Ich” identifizieren <strong>und</strong> trotz


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 9strukturellen Wandels in Folge der Austauschprozesseseine Identität wahren. Gehen wir nun sehr weit in derEvolution zurück, können wir diese unverzichtbarenGr<strong>und</strong>lagen jedweden Lebens, das evolvieren kann, durchein physikalischen Experiment, das der Erforschung derFraktalen entstammt, etwas verdeutlichen <strong>und</strong> gleichzeitigerkennen, dass die Gr<strong>und</strong>funktionen <strong>und</strong> Prinzipien,die uns Leben als solches definieren lassen, kosmischenPrinzipien entstammen, die wir bereits in einfacherWeise derart beschrieben haben, dass alles, wasist, Wechselwirkungen entstammt.Sie sehen eine Video-Kamera <strong>und</strong> einen Monitor. DieKamera ist so auf den Bildschirm des Monitors ausgerichtet,dass sie nur aufnehmen kann, was auf dem Bildschirm erscheint<strong>und</strong> der Bildschirm kann nur zeigen, was die Kameraaufnimmt, denn sie ist über eine Leitung mit dem Monitorverb<strong>und</strong>en. Wir haben also ein System, das selbstreferentiellist, aber dennoch umweltoffen, denn zwischen Kameraobjektiv<strong>und</strong> Bildschirm kann das System „gestört” werden.Bleibt es ohne Störung, sehen Sie nichts auf dem Bildschirm,obwohl sich sehr viel tut, denn es rasen zig-Milliarden Photonen,Lichtteilchen, durch das System. Es herrscht ein symmetrischerZustand des Systems insofern, dass es jedendenkbaren Zustand einnimmt, den es einnehmen kann; es ist,einfachst gesagt, chaotisch. Das von PEITGEN u.a. (1988) vordem Bildschirm gezündete Feuerzeug, das Photonen aussendet,Licht also (die Wärme ist für das System nicht wahrnehmbar),stört die Symmetrie, bricht sie. Eine sichtbare, wenngleich sichvielgestaltig variierende, stets ihre Stabilität ausprobierendeOrdnung entsteht, die abwechselnd - einer Galaxie gleich -rechts <strong>und</strong> links herum rotiert. Sie ist Ausdruck der Integrationder Störung des Systems in das System mit den Mitteln desSystems, wodurch es - trotz erfolgter Störung - in neuer Weiseseine Stabilität sichern kann.Jean PIAGET (1969, 1973, 1980, 1983) beschreibtdiese Prozesse in seiner genetischen Erkenntnistheorie<strong>und</strong> Entwicklungspsychologie mit dem Begriff der »Äquilibration«.Das sichtbare Produkt wird vom System selbsthervorgebracht, ist aber nicht allein aus ihm heraus entstanden!Als umweltoffenes System muss es sich umstrukturieren,denn durch den stets erforderlichen Austauschmit der Welt könnte es nicht mit eigener Identitätexistieren, würde es sich nicht störungsintegrativ verhalten.Diesen Prozessen der Selbstorganisation, die aufGr<strong>und</strong> äußerer Ereignisse, die Zustandsänderungen deszentralen Nervensystems zu veranlassen vermögen <strong>und</strong>dadurch innerviert werden, ist die Konstruktion der aufdiese Weise erfahrbaren Welt <strong>und</strong> damit die Entstehungunserer Welt in uns <strong>und</strong> des Wissens über die Welt eigen.Das kann uns den Menschen <strong>und</strong> auch das, was wir „Be-


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 10hinderung” nennen, neu verstehen lassen.Machen wir nun einen Sprung von Milliarden Jahrenüber die Entstehung des Lebens hinweg zu uns Menschenheute, könnten wir in Analogie sagen:„Behinderung kann verstanden werden als ein entwicklungslogischesProdukt der Integration (interner <strong>und</strong>externer) System-Störungen in das System mit denMitteln des Systems, die sich als Ausgangs- <strong>und</strong> Randbedingungenin der Biographie akkumulativ vermitteln.Das heißt auch: Behinderung ist Ausdruck derKompetenz eines Menschen, unter seinen je spezifischenAusgangs- <strong>und</strong> Randbedingungen, ein menschlichesLeben zu führen.Und es meint: Was wir an einem Menschen als seineBehinderung wahrnehmen, sind die Art <strong>und</strong> Weise, wiesich behindernde Verhältnisse über sozialisatorischeProzesse im Subjekt in scheinbar behinderteWahrnehmungs-, Denk- <strong>und</strong> Handlungsweisen transformieren.Dies als Ausdruck unserer Art <strong>und</strong> Weise mitMenschen, die bestimmte Merkmale auf sich vereinigen,die wir Behinderung nennen, umzugehen.Das verdeutlicht Behinderung in dreifacher Sicht:• Sie ist bezogen auf unsere individuelle <strong>und</strong> kollektiveWahrnehmung des Anderen eine soziale Konstruktion.• Mit Blick auf die Austauschprozesse, die in einem(von uns geschaffenen) Feld mehr oder weniger sozialausgedünnter Verkehrsformen <strong>und</strong> reduktionistischerKultur- <strong>und</strong> Bildungsangebote stattfindenmüssen, auch Folge der Aneignung externer Bedingungender Isolation.• Aus der Sicht des betroffenen kognitiven Systemsselbst ist sie eine Organisation, die einen Interaktionsbereichdefiniert, in dem es zum Zweck derSelbsterhaltung handeln kann (siehe Maturana2000, S. 32).Wenden wir uns zur weiteren Durchdringung dieserVerhältnisse zwischen den Verhaltensweisen dem letztgenannten Aspekt vertiefend zu.4.1 GrenzzyklenWenn ein Mensch aufgr<strong>und</strong> hochgradiger interner<strong>und</strong>/oder externer Isolation ohne quantitativ <strong>und</strong> qualitativausreichende Austauschprozesse bleibt, muss er dieentstehende informationelle <strong>und</strong> soziale Deprivationkompensieren, seine intrasystemische Eigen-Zeit durchRückgriff auf die eigene (rhythmisch strukturierte) Tätigkeitgenerieren, dadurch, dass er sich selbst zum Objektdes Austausches macht, schaukelt, sich schlägt, schreit,


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 11um sich zu hören. Das führt zu dissoziativen psychischenZuständen <strong>und</strong> zur Entflechtung des Körperselbstbildes,wie das schon deutlich durch die von RENÉ SPITZ beobachteten(psychisch) hospitalisierten Säuglinge dokumentiertist, die keine Bedingungen interner Isolation zubewältigen hatten, sondern von den für sie lebensnotwendigenBeziehungen <strong>und</strong> Bindungen, von ihren primärenBezugspersonen, getrennt worden waren.(Während des Vortrags sahen wir einen acht Monate altenSäugling, der zur Maske, die Spitz ihm vorhält, Blickkontaktaufnimmt, alle Handlungen des Belebungskomplexes zeigt, aufdie Maske zugeht, sie zu sich herunterzieht <strong>und</strong> sich an deren»Augen« explorativ <strong>und</strong> neugierig zu schaffen macht. Einzweiter Filmausschnitt zeigt ein doppelt so altes, hospitalisiertesKind, das mit der Kontaktaufnahme durch Herrn Spitz zuweinen beginnt. Als er den Kontakt durch Streicheln intensiviert,beginnt das Kind, das auf dem Rücken liegt, mit beidenBeinen synchron rhythmisch zu wippen.)Bewegung im Raum schafft ‘Zeit’ - <strong>und</strong> sie generiertals strukturbildender Prozess, der ein außerordentlichkomplexes <strong>und</strong> dynamisches Geschehen repräsentiert,mehrere integrativ miteinander vermittelte Momente <strong>und</strong>Funktionen. Um die interne Ordnung seines Systemszumindest so weit wahren zu können, dass ein Überlebenmöglich ist, muss die ordnende Zeit selbst geschaffenwerden - genial <strong>und</strong> in allen Lebenssituationen anwendbar- durch rhythmisch strukturierte Bewegung, die imSystem Information generiert, es triggert <strong>und</strong> da-durchstabilisiert, was in positiven Emotionen resultiert. Dasdrohende Chaos wird gemindert <strong>und</strong> dadurch Angstreduziert. Das macht subjektiv „Sinn”. Auf dessen Basiswerden dann die „Bedeutungen” konstituiert, die derbetroffene Mensch seinen stereotypen, selbstverletzendenoder aggressiven <strong>und</strong> destruktiven Handlungen zumisst.Diese Zusammenhänge charakterisieren nun auch die vonaußen als „pathologisch” bewerteten Handlungen derBetroffenen als „entwicklungslogische”. Sie sind auf derEbene »biologischen Sinns« abgesichert. Zeit ist, sokönnen wir schon jetzt zusammenfassend erkennen, derdie Einheit eines evolvierenden Systems generierendeFaktor, mittels derer sich ein System im Sinne energetisch<strong>und</strong> informationell synergetischer Prozesse mitanderen Systemen in Beziehung zu setzen vermag (Haken/W<strong>und</strong>erlin1991, Haken/Haken-Krell 1992) <strong>und</strong> imSinne der durch diese Austauschprozesse möglichenEvolution des Systems seine Weltlinie beschreibt, sichselbst erhält. Diese Sachverhalte verdeutlichen sich auchin der Arbeit von MIMI SCHEIBLAUER (siehe Brunner-Danuser 1984). Sie ist eindrücklich in dem Film: „Ursula


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 12- oder das unwerte Leben” dokumentiert.Durch das gemeinsame Musizieren entsteht eingemeinsamer Phasenraum, in dessen „Feld” wir danneinen Dialog führen, interagieren, kommunizieren <strong>und</strong>kooperieren können. Die äußeren rhythmischen Strukturensynchronisieren die internen Zeitgeber, nehmen siemit, stabilisieren sie <strong>und</strong> verbessern auf diese WeiseWahrnehmungs- <strong>und</strong> Denktätigkeit <strong>und</strong> das <strong>Handeln</strong>.Bezogen auf unsere Gattung »Mensch« können wirvon einem gattungsspezifischen Phasenraum sprechen,in dem wir als Teil dieses Kosmos, entsprechend derPhylogenese der Menschheit, in der Ontogenese unsereindividuelle Existenz realisieren können. Das Modell des»grenzzyklischen Phasenraums« vermag das zu verdeutlichen.Überschreitet ein lebendes System einen gewissenGrenzbereich, innerhalb dessen es seine Lebens- <strong>und</strong>damit Austauschprozesse gattungsspezifisch realisierenkann, muss es auf Zeit generierende Kompensationenzurückgreifen, wie wir das auch mit dem Kamera-Monitor-Modell gesehen haben, um einerseits nicht ineine Art ‘Chaos’ zu driften, in dem symmetrischeSystem-Zustände herrschen, die keine Zeit generieren<strong>und</strong> den Systemtod zur Folge haben - oder in einenZustand in dem jede Bewegungsdynamik »eingefriert«<strong>und</strong> auch derart keine ordnende, strukturbildende Zeitmehr generiert wird.(Während des Vortrag verdeutlichten zwei Videosequenzenzum Leben zweier Frauen; die erste mit einer als Kern-Autismuszu bezeichnenden tiefgreifenden Entwicklungsstörung(deren Handlungen wurden mit denen des hospitalisiertenSäuglings aus den Dokumentationen von René Spitz verglichen)- die zweite im Übergang vom Koma zum Wachkoma.Beide haben sie unterschiedliche, aber hochgradige interne <strong>und</strong>externe Bedingungen der Isolation zu verkraften.)Diese Zusammenhänge charakterisieren nun auch dievon außen als „pathologisch” bewerteten Handlungen derBetroffenen als „entwicklungslogische”, subjektiv sinnhafte<strong>und</strong> kompetente Möglichkeiten der Wahrnehmung,des <strong>Erkennen</strong>s <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>s betroffener Menschen unterden für sie gegebenen Bedingungen.4.2 „Leben im menschlichen Sinne wird durch denDialog geschaffen” (Spitz 1976).Zusammenfassend können wir feststellen: Evolution istimmer Koevolution, wie jedwede individuelle Entwicklungnur im Sinne der Koontogenese von Systemenverstanden werden kann. “Der Mensch wird am Du


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 13zum Ich”, sagt MARTIN BUBER (1965, S.32) - Er wirdzu dem Ich, dessen Du wir ihm sind! - Eine resultierendeKonsequenz, an die nahezu nie gedacht wird. Mitdieser Schlussfolgerung müssen wir erkennen, dassjedwede Begrenzung des für das Individuum wie für dieGattung, der es entstammt, notwendigen Maßes anAustausch mit seiner Umwelt - <strong>und</strong> das bezeichnet denbildungsinhaltlich-kulturellen wie sozialen - es auch inseiner Entwicklung begrenzt <strong>und</strong> nicht nur modifiziert!Die Aus- <strong>und</strong> Verbesonderung Behinderter, Verhaltensauffälliger<strong>und</strong> psychisch Kranker ist mit Blick auf Lernen<strong>und</strong> Entwicklung der betroffenen Menschen im Gr<strong>und</strong>eblanker Zynismus, wissenschaftlich im Sinne pädagogischerZielsetzungen kontraproduktiv <strong>und</strong> ethisch nichthaltbar.Die hier nur sehr kurz zusammengetragenen Erkenntnissedarüber, was Leben hervorbringt, ausmacht<strong>und</strong> seine Weiterentwicklung ermöglicht, lässt nur dieKonsequenz der Integration der als behindert klassifiziertenMenschen in heterogene Feldern des Erziehungs-,Bildungs- <strong>und</strong> Unterrichtssystems, aber auch in allenanderen Lebensbereichen zu, die umfassende Inhalts-,Beziehungs- <strong>und</strong> Kooperationsangebote bereit halten -denn: Der Mensch erschließt sich die Dinge durch denMenschen <strong>und</strong> sich den Menschen über die Dinge.Bezogen auf die menschliche Entwicklung müssenwir in Folge erkennen, dass Entwicklung für den einenwie für den anderen Menschen primär abhängig ist vomKomplexitätsgrad des jeweils anderen <strong>und</strong> erst in zweiterLinie von den Mitteln <strong>und</strong> Fähigkeiten des eigenenSystems <strong>und</strong> primär geht es dabei um das, was aus einemMenschen seiner Möglichkeit nach werden kann <strong>und</strong>wiederum erst in zweiter Linie um das, wie <strong>und</strong> wassie/er gerade ist.Worum es geht, sind, wie schon einmal betont, dieVerhältnisse zwischen den Verhaltensweisen. Nicht dieVerhaltensweisen sind Gegenstand von Pädagogik <strong>und</strong>Therapie, sondern die Strukturierung <strong>und</strong> Gestaltung derVerhältnisse, d.h. der Felder, die die Interaktionsbereicheder Lehrenden <strong>und</strong> aller Lernenden bezeichnen <strong>und</strong> siezu gemeinsamen machen, damit es zur Kooperationkommen kann, die vom »somatischen Dialog« bis zurtheoriegeleiteten sprachlichen Kommunikation zu reichenvermag - in einem Verhältnis von Assistenz <strong>und</strong> Anwaltschaft,wie das die nächsten beiden Videosequenzenverdeutlichen.(Mit Filmen zu den beiden Frauen wurde ein Einblick in dievon mir für den aufgezeigten Personenkreis entwickelte Arbeitskonzeptionder „Substituierend Dialogisch-Kooperativen


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 14Handlungs-Therapie SDKHT” gegeben, deren Konzeptiondurch das <strong>Dr</strong>ei-Personen-Modell der internen <strong>und</strong> externenWirklichkeit der Betroffenen, den aufgezeigten systemischkonstruktivistischen<strong>und</strong> selbstorganisatorischen ProzessenRechnung trägt - Menschen, die als „austherapiert” oder„therapieresistent” als „rehaunfähig” oder gar als „gemeinschaftsunfähig”gelten, das schlimmste Urteil, das man übereinen Menschen fällen kann, weil es der Gattung als Ganzeswiderspricht. Die Arbeit in dieser Konzeption hat über alleAltersstufen hinweg gezeigt, dass es gelingen kann, in kooperativenVerhältnissen einen Dialog aufzubauen <strong>und</strong> zu führen,eine neue Lebensperspektive zu gewinnen, wie ich sage (daswäre der therapeutische Anteil), die, wenn sie stabilisiert ist,zu einem neuen Lebensplan werden kann, den wir wiederpädagogisch zu begleiten <strong>und</strong> zu assistieren hätten. Siehe<strong>Feuser</strong> 2001, 2002)Die lebensunterstützenden Systeme sollten bei derFrau im Koma zwei Tage nach ihrer schweren Erkrankungabgeschaltet werden. Die MRT-Bilder ihres Gehirnswerden durchweg so beurteilt, dass man mit einem solchenGehirn kein Leben führen könne, das Lebensqualitäthätte. Über den Dialog, dessen Aufbau demonstriertwurde, konnte sie erreicht werden. Sie lebt heute integriertmit hoher Lebensqualität mit vielen Menschen, dieihr Assistenten sind, ein reguläres Leben.Assistenz bestimmt sich aus den Beziehungs- <strong>und</strong>Kooperationsverhältnissen zwischen Personen, die alsAssistenznehmer <strong>und</strong> Assistenzgeber fungieren, in dieihre je spezifischen Kompetenzen eingehen <strong>und</strong> in bezugauf das antizipierte Produkt der Kooperation akkumulieren.Schüler-Lehrer-Verhältnisse sollten keine anderensein!5. Integration - eine conditio sine qua non humanermenschlicher ExistenzDass Verschiedenheit ohne Ausgrenzung existierenkönne, ist ein erklärtes Ziel sowohl der Selbstbestimmt-Leben- Bewegung wie der Integration. Die Studien vonWALDSCHMIDT (1999) <strong>und</strong> LINGENAUBER (2003) verdeutlichenmit Bezug auf die Normalismustheorie vonLINK (1998), dass es durchaus zu Bewegungen aus demin extremer Form durch die »totale Institution« gekennzeichneten„Protonormalismus” hin zu einem „FlexiblenNormalismus” gekommen ist, der Grenzgänge erlaubt<strong>und</strong> in dem die Normalitätszonen fluktuieren, aber an diesich selbst reproduzierende paradigmatische Ge-walt vonNormalität <strong>und</strong> Ausgrenzung geb<strong>und</strong>en bleiben. Dasdürfte den Stand der Integrationsbewegung heute kenn-


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 15zeichnen; in Bremen nach Abschaffung der sog. Vollintegration.WALDSCHMIDT schreibt: „Nimmt man dasBehinderungsdispositiv als Ganzes in den Blick, scheinendie Normalisierungsstrategien im Endeffekt zwar zuvielfältigeren <strong>und</strong> weitläufigeren Übergangszonen, nichtaber zu einer vollständigen Entgrenzung zu führen.Offenbar werden zwar die Zwischenräume verbreitert;die Polarität zwischen Behinderung <strong>und</strong> Normalitätjedoch nicht. Das normalistische Feld bleibt bestehen <strong>und</strong>mit ihm der Tatbestand der Ausgrenzung, der für dasPhänomen der Behinderung wohl konstitutiv ist” (S.21f). Brüche liegen aus meiner Sicht bereits im Bestreben,zu »normalisieren«, was leicht in eine Anpassungvon Systemen aneinander führt, die im Interesse unseraller auf höherem Niveau zu überwinden wären, was einevöllige Entgrenzung im Sinne des Transnormalismuszum Ziel hätte - ein Kindergarten, eine Schule für alle!In Bremen haben wir das in der Elementarerziehung <strong>und</strong>hatten wir es an einigen Schulstandorten bis zur Abschaffungder Integration in den 90er Jahren. Heutescheint die Diskussion weit mehr als in Bezug auf denGemeinsamen Unterricht in Bereichen der »Lebensplanung«<strong>und</strong> »unterstützten Beschäftigung« <strong>und</strong> dortpartiell unter angemessener Qualitätskontrolle geführtzu werden.Was die Pädagogik betrifft, so habe ich schon seitMitte der 90er Jahre darauf aufmerksam gemacht, dassich sie heute, nach ihrer Etablierung in Theorie <strong>und</strong>Praxis <strong>und</strong> ersten dazu erfolgten gesetzlichen Regelungen,in einer zweiten Phase in die Hände der Lehrergelegt sehe <strong>und</strong> mithin primär davon abhängig betrachte,wie wir uns in Bezug auf dieses Feld verhalten <strong>und</strong>bewegen.Dazu haben wir• unser Fach auf dem heutigen Erkenntnisstand,• mit dem zur Verfügung stehenden Erklärungswissen,sich vor allem in die Zustände der Menschen, mitdenen wir arbeiten, eindenken <strong>und</strong> diese Zuständefür uns selbst als mögliche antizipieren zu können,sowie• seine wissenschaftlich begründeten <strong>und</strong> evaluiertenVerfahrensweisen anzueignen,• unser Tun kritisch-reflexiv zu begründen <strong>und</strong>• öffentlich zu machen.


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 16Dazu möchte ich nachdrücklich auf den jüngst durchBOBAN <strong>und</strong> HINZ (2003) ins Deutsche übersetzte Indexfür Inklusion von BOOTH <strong>und</strong> AINSCOW aufmerksammachen <strong>und</strong> dringend zur Lektüre <strong>und</strong> Bearbeitungempfehlen.Gegenüber den von uns mit viel Empathie beklagtenProblemlagen bezüglich der als unzureichend bewertetenfinanziellen, materiellen <strong>und</strong> personellen Ressourcen, diewir politischen <strong>und</strong> administrativen Kontexten geschuldetbetrachten, sehe ich in dieser zweiten Phase die zentraleRessource in unserer eigenen Veränderung. Die-se meintvor allem das Erlangen eines den vorliegenden human<strong>und</strong>fachwissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechendenBewusstseinsstandes im Sinne von »<strong>Erkennen</strong>« <strong>und</strong>ein diesem angemessenes »<strong>Handeln</strong>« in unseren Tätigkeitsfeldern.Bezogen z.B. auf das Koop-Modell fürgeistigbehinderte Schüler in Bremen bin ich der festenAuffassung, dass dessen Ausstattung in quantitativerHinsicht auch heute noch eine Vollintegration der alsgeistigbehindert <strong>und</strong> entwicklungsgestörten Schülerermöglichen würde, wenn die Sonder- <strong>und</strong> Regelschullehreres „Wollen” würden.Anders gesagt: Würden wir die individuelle menschlicheVielfalt in ihrer Bedeutung für die Evolution allerkooperierender Systeme erkennen <strong>und</strong> diesen invorhaben- <strong>und</strong> projektbasierten Unterrichtsfeldern Raumgeben, deren Bewegungen nicht durch den St<strong>und</strong>entakteines Fächerunterrichts zu triggern versuchen, sonderndurch das ziel- <strong>und</strong> produktorientierte Ringen um dasLösen der aufgeworfenen Frage- <strong>und</strong> Problemstellungan einem Gemeinsamen Gegenstand, wäre endlich diezentrale Ressource für das Herauslösen des EBU ausseiner Erstarrung aktiviert <strong>und</strong> die Gefahr gebannt, dasswir mit der integrativen Praxis kaum mehr als eine Umetikettierungvornehmen <strong>und</strong> auf der Hinterbühne dieVerschärfung der Selektion selbst betreiben. Demgegenübersind die als für alles unzureichend beklagten Zustände,die mehr Selbstmitleid <strong>und</strong> vorauseilenden Gehorsam,mehr Wirbelsäule als Rückgrat verraten als eineobjektivierte Abschätzung der vorhandenen Möglichkeiten,sek<strong>und</strong>är.Mit meinen Arbeiten zu einer „Allgemeinen Pädagogik”<strong>und</strong> „entwicklungslogischen Didaktik” habe ichin Theorie <strong>und</strong> Praxis eine für Integration tragfähigeKonzeption vorgelegt. Sie erfordert unter rehistorisierenden<strong>und</strong> habilitierenden Gesichtspunkten im Speziellenwie unter Aspekten der Persönlichkeitsentwicklung imAllgemeinen in pädagogischen Feldern eine inhaltsbezogene,soziale, arbeitsteilige Kooperation an einem „Ge-


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 17meinsamen Gegenstand” nach Maßgabe einer „entwicklungsniveauorientiertenIndividualisierung” im Sinneinnerer Differenzierung. Aber das ist nachzulesen.In einem gerade in Anbetracht unserer Stagnationin Bezug auf die Weiterentwicklung der Integration immernoch von hoher Bedeutung einzuschätzenden Dialogzwischen BASAGLIA <strong>und</strong> SARTRE in dem Buch „Befriedungsverbrechen”(Basaglia u.a. 1980) betont BASAGLIA:„Es kommt darauf an, das Andere nicht nur zu denken,sondern es zu machen” (S. 39) <strong>und</strong> SARTRE ant-wortet:„Der Angelpunkt ist die Praxis. Sie ist die offene Flankeder Ideologie” (S. 40) - auch der Ideologie von Selektion<strong>und</strong> Segregierung, von homogenen Lerngruppen, äußererDifferenzierung <strong>und</strong> reduktionistischen Bildungsangebotenim Feld der Pädagogik.Die hier nur in wenigen Momenten skizziertensystemisch-konstruktivistischen Ansätze, die uns zuDenken ermöglichen, wessen wir zur Realisierung derÜberwindung der Ideologie der Ausgrenzung bedürfen,stehen ihrerseits in einer langen Tradition wissenschaftlicherErgründung unserer Welt <strong>und</strong> unserer selbst. Siestellen ein unschätzbares Kulturgut dar. Mögen es dazubeitragen, wie WITTGENSTEIN 1917 in einem Brief anseinen Fre<strong>und</strong> EGELMANN hofft, dass wir »aufwachen«!Er schreibt: „In den besseren St<strong>und</strong>en aber wachen wirso weit auf, dass wir erkennen, dass wir träumen”.1657 spricht COMENIUS davon, dass Didaktik »dievollständige Kunst sei, alle Menschen alles zu lehren«,denn »alle Menschen ... haben doch die gleiche Natur«.Wo, liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, sind wir heuteangekommen?Literaturhinweise:BASAGLIA-ONGARO, Franca u. BASAGLIA, F.: Befriedungsverbrechen. In: Basaglia, Franka <strong>und</strong> Basaglia,F. (Hrsg.): Befriedungsverbrechen. Über die Dienstbarkeit der Intellektuellen. Frankfurt/M. 1980, 11-61BOS, W. u.a.: IGLU. New York/München/Berlin 2004BRUMLIK, M.: Advokatorische Ethik. Zur Legitimation pädagogischer Eingriffe. Bielefeld 1992BOBAN, INES u. HINZ, A.: Index für Inklusion. Entwickelt von Tony Booth <strong>und</strong> Mel Ainscow zu „Lernen<strong>und</strong> Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln”. Halle, Martin-Luther-Universität 2003 [Bezug über:hinz@paedagogik.uni-halle.deBOURDIEU, P.: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Hamburg 1997ders.: Praktische Vernunft. Zur Theorie des <strong>Handeln</strong>s. Frankfurt/M. 1998ders.: Vom Gebrauch der Wissenschaft. Konstanz 1998ders.: Gegenfeuer. Konstanz 1998²ders.: Sozialer Sinn. Frankfurt/M.1999³BRUNNER-DANUSER, FIDA: Mimi Scheiblauer - Musik <strong>und</strong> Bewegung. Zürich 1984BUBER, M.: Das dialogische Prinzip. Heidelberg 1965ders.: Urdistanz <strong>und</strong> Beziehung. Heidelberg 1975


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 18EIGEN, M.: Stufen zum Leben. München/Zürich1992ERZMANN, T.: Konstitutive Elemente einer Allgemeinen (integrativen) Pädagogik <strong>und</strong> eines verändertenVerständnisses von Behinderung (Bd. 2 der Reihe „Behindertenpädagogik <strong>und</strong> Integration, Hrsg.: <strong>Feuser</strong>,G.) Frankfurt/M./Berlin/Bern/ Bruxelles/New York/Oxford/ Wien 2003FEUSER, G.: Gemeinsame Erziehung behinderter <strong>und</strong> nichtbehinderter Kinder im Kindertagesheim - EinZwischenbericht. Bremen: Selbstverlag Diak. Werk e.V. [Slevogtstr. 52, 28209 Bremen] 1987³ders.: Allgemeine integrative Pädagogik <strong>und</strong> entwicklungslogische Didaktik. In: Behindertenpädagogik28(1989)1, 4-48ders.: Möglichkeit <strong>und</strong> Notwendigkeit der Integration autistischer Menschen. In: Behinderte in Familie,Schule <strong>und</strong> Gesellschaft 15(1992)1, 5-18ders.: Behinderte Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. - Zwischen Integration <strong>und</strong> Aussonderung. Darmstadt: WissenschaftlicheBuchgesellschaft 1995ders.: Wider die Unvernunft der Euthanasie. Gr<strong>und</strong>lagen einer Ethik in der Heil- <strong>und</strong> Sonderpädagogik.Luzern 1997²ders.: Gemeinsames Lernen am gemeinsamen Gegenstand. Didaktisches F<strong>und</strong>amentum einer Allgemeinen(integrativen) Pädagogik. In: Hildeschmidt, Anne u. Schnell, Irmtraud (Hrsg.): Integrationspädagogik. Aufdem Weg zu einer Schule für alle. Weinheim/München 1998, 19-35ders.: „Die Würde des Menschen ist antastbar.” In: Gemeinsam Leben. Zeitschrift für integrative Erziehung.7(1999)1, 35-40ders.: Gr<strong>und</strong>lagen einer integrativen Lehrerbildung. In: Feyerer, E. <strong>und</strong> Prammer, W. (Hrsg.): 10 JahreIntegration in Oberösterreich. Ein Gr<strong>und</strong> zum Feiern? Beiträge zum 5. Praktikerforum. Linz 2000, 205-226ders.: Zum Verhältnis von Sonder- <strong>und</strong> Integrationspädagogik - eine Paradigmendiskussion? Zur Inflationeines Begriffes, der bislang ein Wort geblieben ist. In: Albrecht, F., Hinz, A. u. Moser, Vera (Hrsg.):Perspektiven der Sonderpädagogik. Disziplin <strong>und</strong> professionsbezogene Standortbestimmung. Berlin: 2000/a,20-44ders.: Ich bin, also denke ich! Allgemeine <strong>und</strong> fallbezogene Hinweise zur Arbeit im Konzept der SDKHT.In: Zeitschrift „Behindertenpädagogik“ 40(2001)3, 268-350ders.: Die „Substituierend Dialogisch-Kooperative Handlungs-Therapie (SDKHT)“ - eine Basistherapie.In: <strong>Feuser</strong>, G. <strong>und</strong> Berger, E. (Hrsg.): <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong>. Momente einer kulturhistorischen (Behinderten-)Pädagogik <strong>und</strong> Therapie. Berlin 2002, 349-378ders.: Qualitätsmerkmale integrativen Unterrichts. In: Behinderte in Familie, Schule <strong>und</strong> Gesellschaft25(2002)2/3, 67-84ders.: Integrative Elementarerziehung - Ihre Bedeutung als unverzichtbare Basis der Entwicklung desBedürfnisses des Menschen nach dem Menschen. In: Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen fürKinder, Bremen (Hrsg.): Gemeinsamkeit macht stark, Unterschiedlichkeit macht schlau! Bremen 2003, 25-53FEUSER, G. (Hrsg.): Integration heute - Perspektiven ihrer Weiterentwicklung in Theorie <strong>und</strong> Praxis.Frankfurt/M./Berlin/Bern/ Bruxelles/New York/Oxford/ Wien 2003FEUSER, G. u. MEYER, HEIKE: Integrativer Unterricht in der Gr<strong>und</strong>schule - Ein Zwischenbericht. Solms-Oberbiel 1987GLASERFELD, E.: Radikaler Konstruktivismus. Frankfurt/M. 1997HAKEN, H. u. HAKEN-KRELL, MARIA: Erfolgsgeheimnisse der Wahrnehmung. Synergetik als Schlüssel zumGehirn. Stuttgart 1992HAKEN, H. u. WUNDERLIN, A.: Selbststrukturierung der Materie. Synergetik in der unbelebten Welt.Braunschweig 1991LINGENAUBER, SABINE: Normalismusforschung: über die Herstellung einer neuen Normalität im integrationspädagogischenDiskurs. In: <strong>Feuser</strong>, G. (Hrsg.): Integration heute - Perspektiven ihrer Weiterentwicklungin Theorie <strong>und</strong> Praxis. Frankfurt/M./Berlin/Bern/ Bruxelles/New York/Oxford/ Wien 2003, 65-76dies.: Integration, Normalität <strong>und</strong> Behinderung. Eine normalismustheoretische Analyse der Werke (1970-2000) von Hans Eberwein <strong>und</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Feuser</strong>. Opladen 2003LINK, J.: Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird. Opladen 1998²MATURANA, H.R. u. VARELA, F.J.: Der Baum der Erkenntnis. München 1990ders.: Biologie der Realität. Frankfurt/M. 2000


GEORG FEUSER: <strong>Erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handeln</strong> (03/2004) 19MERLEAU-PONTY, M.: Le philosophe et la sociologie. In: Eloge de la philosophie, Paris 1960, S. 136-137PEITGEN, H.-O., JÜRGENS, H. u. SAUPE, D.: Bausteine des Chaos. Berlin/ Heidelberg/Stuttgart 1992PEITGEN, H.-O., JÜRGENS, H. <strong>und</strong> SAUPE, D.: Schönheit im Chaos. Universität Bremen 1985 <strong>und</strong> Universityof California at Santa Cruz 1988, Spektrum der Wissenschaft (Spektrum-Videothek) 1988PIAGET, J.: Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde. Stuttgart: E. Klett Verlag 1969ders.: Einführung in die genetische Erkenntnistheorie. Frankfurt/M. 1973ders.: Das Verhalten - Triebkraft der Evolution. Salzburg 1980ders.: Biologie <strong>und</strong> Erkenntnis. Frankfurt/M. 1983PRIGOGINE, Y. u. STENGERS, ISABELLE: Dialog mit der Natur. München/Zürich 1986PRIGOGINE, Y. u. NICOLIS, G.: Die Erforschung des Komplexen. München/Zürich 1987PRIGOGINE, Y.: Vom Sein zum Werden. München 1988 5PRIGOGINE, Y. u. STENGERS, ISABELLE: Das Paradox der Zeit. Zeit, Chaos <strong>und</strong> Quanten. München/Zürich1993RICHTER, H.-E.: Engagierte Analysen. Reinbek bei Hamburg 1978ROCK, KERSTIN: Sonderpädagogische <strong>Prof</strong>essionalität unter der Leitidee der Selbstbestimmung. BadHeilbrunn 2001RÖDLER, P.: geistig behindert: Menschen, lebenslang auf Hilfe anderer angewiesen? Neuwied/Kriftel/Berlin2000²RÖDLER, P., BERGER, E. <strong>und</strong> JANTZEN, W. (Hrsg.): Es gibt keinen Rest! - Basale Pädagogik für Menschenmit schwersten Beeinträchtigungen. Neuwied/Berlin 2001SCHMIDT, S.J. (Hrsg.): Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus. Frankfurt/M. 1987SIEMENS-STIFTUNG, CARL FRIEDRICH VON: Einführung in den Konstruktivismus. München/Zürich: PiperVerlag 1997³SPANGLER, G. <strong>und</strong> ZIMMERMANN, P. (Hrsg.): Die Bindungstheorie: Gr<strong>und</strong>lagen, Forschung <strong>und</strong> Anwendung.Stuttgart 1999³SPITZ, R.: Vom Säugling zum Kleinkind. Stuttgart 1963ders.: Nein <strong>und</strong> Ja. Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Stuttgart 1970²ders.: Eine genetische Feldtheorie der Ichbildung. Frankfurt/M. 1972ders.: Vom Dialog. Stuttgart 1976VARELA, F.J.: Kognitionswissenschaft - Kognitionstechnik. Frankfurt/M. Suhrkamp 1990WALDSCHMIDT, ANNE: Flexible Normalisierung oder stabile Ausgrenzung: Veränderungen im VerhältnisBehinderung <strong>und</strong> Normalität. In: Soziale Probleme 9(1998)1/2, 3-25dies.: Selbstbestimmung als Konstruktion: Alltagstheorien behinderter Frauen <strong>und</strong> Männer. Opladen 1999WATZLAWICK, P.:Wirklichkeitsanpassung oder angepasste »Wirklichkeit«? Konstruktivismus <strong>und</strong>Psychotherapie. In: Carl Friedrich von Siemens Stiftung (Hrsg.): Einführung in den Konstruktivismus.München/Zürich 1997³WINFREE, A.T.: Biologische Uhren - Zeitstrukturen des Lebendigen. Heidelberg 1988ZIEMEN, KERSTIN: Das bislang ungeklärte Phänomen der Kompetenz. Kompetenzen von Eltern <strong>und</strong>behinderten Kindern. Butzbach-Griedel 2002Anschrift des Verfasers:<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. GEORG FEUSERUniv. Bremen, FB 12Inst. f. Behindertenpädagogik <strong>und</strong> IntegrationPostfach 330 440 (SPT)D - 28334 Bremen

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