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Immertoll12 - Lüneburger Heide

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Die Winser Madonna<br />

Bei der Winser Madonna handelt es sich um eine gotische<br />

Mondsichelmadonna aus Lindenholz etwa aus der Zeit um 1490.<br />

Der unbekannte Künstler entstammt entweder einer nord- oder<br />

süddeutschen Schule. Die Madonna stand vor 500 Jahren in der<br />

Marienkapelle, die sich im Turm, dem damaligen Eingang zur St.<br />

Johannis-der-Täufer-Kirche, befand.<br />

Die Figur ist 127 cm hoch, 41 cm breit, und ca. 27 cm tief. Sie<br />

wurde im 19. Jahrhundert mit Farbe übermalt. Alte Reste sind<br />

erkennbar. Es fehlen: der rechte Arm der Madonna, beide Arme<br />

und Füße des Kindes, die Zacken der Krone sowie die<br />

Mondsichelhörner. Wahrscheinlich hat ein Befall durch<br />

holzzerstörende Insekten zu diesem Verlust geführt. Die Figur ist<br />

auf der Rückseite gerade abgeschnitten und, wie bei Holzplastiken üblich, ausgehöhlt.<br />

Damit entfernte man den inneren Kern des Stammes und verhinderte so ein stärkeres<br />

Reißen des Holzes.<br />

Unter einem hellbraunen Anstrich liegen noch Farbreste einer<br />

eventuell ursprünglichen Fassung. Im Niedersächsischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege konnten unter 25,5-facher<br />

Vergrößerung dazu vorläufige Erkenntnisse gewonnen werden: Die<br />

Haare in rötlichem Braun gehalten, das Gesicht mit rotem<br />

Wangenrot, rotem Lidstrich, blauer Iris und schwarzen Pupillen, die<br />

Mantelinnenseite Blau, die Mantelaußenseite und das Kordelband<br />

der Krone in Gold. Die starke Schwärzung auf Teilen der Fassung,<br />

insbesondere im Gesicht, ist ungeklärt.<br />

Im späten Mittelalter gab es eine Vielzahl von Marienbildnissen<br />

(Gemälde, Altarbilder, Wandbehänge, Skulpturen). Die Madonnen<br />

des 15. Jahrhunderts gelten als die "schönen Madonnen". Die Winser Madonna trägt<br />

weiche, menschliche Züge. Sie ist nicht die Himmelskönigin, die in den Wolken über der<br />

Erde oder Welt herrscht, sondern als zugewandte Mutter Jesu mit Blick nach unten zur<br />

Erde hin dargestellt. Maria wird als sehr junge Madonna mit in schweren Falten fallendem<br />

Gewand gezeigt. Sie steht auf einer Halbsichel des Mondes, die in Norddeutschland als<br />

Standfläche bevorzugt wurde. Diese Standfläche wird in der Kunstgeschichte als Hinweis<br />

auf die Vergänglichkeit oder die Erde interpretiert.<br />

Nach den vorliegenden Daten muss die Madonna noch mindestens in der<br />

Reformationszeit an ihrem Platz gestanden haben. Aber dann verlieren sich ihre Spuren.<br />

Möglicherweise musste sie dem Umbau von 1597 weichen, oder sie wurde während des<br />

Dreißigjährigen Krieges aus der Kirche entfernt. Vielleicht war sie auch noch bis zum<br />

Umbau der Kirche in den Jahren 1820-27 in der Kirche. Manche vermuten, dass sie<br />

irgendwo in Winsen aufbewahrt wurde. 1861 kam die Madonna mit noch drei anderen<br />

Gegenständen nach einem Aufruf des letzten hannoverschen Königs Georg V. in die<br />

Sammlung für das Welfenmuseum. Eine urkundliche Erwähnung der Figur taucht im<br />

Inventarverzeichnis von 1863 des damaligen Welfenmuseums in Hannover auf. Nach<br />

Auflösung des Welfenmuseums kam die Skulptur in die Sammlung des<br />

Provinzialmuseums, des heutigen Landesmusems. 1943 gelangte sie zur Sicherstellung<br />

auf die Marienburg.<br />

Die Existenz der Madonna wurde 1969 seitens der Kirchengemeinde Winsen durch Zufall<br />

entdeckt. Sie befand sich im Besitz des Welfenhauses und wurde 2005 durch die<br />

Kunstsammlung Würth in Künzelsau ersteigert. Durch Vermittlung des niedersächsischen<br />

Ministeriums für Wissenschaft und Kultur kam es zum Kontakt mit dem jetzigen<br />

Eigentümer, der Sammlung Würth in Künzelsau, der der Gemeinde die Ausstellung der<br />

Madonna ermöglichte.<br />

Durch die Ausstellung werden die Besucher der Kirche<br />

erinnert werden, dass Jesus Mensch wurde und Maria<br />

Gott lobte:<br />

Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich<br />

Gottes, meines Heilandes! Lk 1,46f<br />

Öffnungszeiten der Kirche:<br />

Montag – Sonntag<br />

9.00 – 16.00 Uhr

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