Kleinen Amrumer
Kleinen Amrumer
Kleinen Amrumer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ganzjährig im Wattenmeer zwischen<br />
Amrum und Föhr auf und ist das Ziel<br />
der regelmäßigen Ausflugsfahrten<br />
von Wyk und von Amrum, hier mit<br />
der „Eilun“ des Kapitäns Tadsen. Die<br />
Menge von fast tausend Seehunden<br />
ist aber zugleich auch ein Hinweis auf<br />
die Menge der Fische im Seebereich<br />
der Insel. Angeblich benötigt jeder<br />
Seehund täglich bis zu 3 Kilo Fisch<br />
und nicht selten stellt sich die Frage:<br />
Wo kriegen so viele Seehunde täglich<br />
diese Nahrungsmenge her? Die Natur<br />
behilft sich dann in regelmäßigen<br />
Abständen mit einer Seuche von<br />
Robbenstaupeviren, der Tausende von<br />
Seehunden zum Opfer fallen, zuletzt<br />
noch im Jahre 2002, als rund 10. 000<br />
Seehunde in der Nordsee starben, ohne<br />
aber den Gesamtbestand zu gefährden.<br />
Alle Sandbänke waren schnell wieder<br />
voll und die nächste Seuche kommt<br />
bestimmt.<br />
Im Übrigen ist der Seehund dank<br />
seines menschliche Empfindungen<br />
berührenden Aussehens (Babykopf<br />
mit Kulleraugen) eine Art Symboltier<br />
für den Umweltschutz geworden - und<br />
muss sich aber auch gefallen lassen, von<br />
Panikmachern aus Kreisen der Öko-<br />
Ideologen missbraucht zu werden. Dies<br />
war besonders bei der ersten Seuche im<br />
Jahre 1988 der Fall, als ein Naturereignis<br />
zu einer Umweltkatastrophe („Die<br />
Nordsee stirbt“) umgedeutet wurde.<br />
Tatsächlich gab es auch eine Zeit, als<br />
der Bestand der Seehunde an der<br />
deutschen Nordseeküste gefährdet war,<br />
etwa zwischen den 1890-er und den<br />
junge Kegelrobbe<br />
1930-er Jahren. Da wurde der Seehund<br />
nicht nur von den Einheimischen als<br />
„Fischschädling“ scharf bejagt, sondern<br />
auch von betuchten Kurgästen, für<br />
die der Abschuss eines Seehundes<br />
unter Führung hiesiger Schiffer ein<br />
Urlaubsvergnügen war. Erst durch das<br />
Reichsjagd- und Naturschutzgesetz<br />
1934/35 wurde eine Schonzeit<br />
verordnet. Und seit Anfang der<br />
1970er Jahre ruht die Seehundsjagd<br />
an der Nordseeküste ganz - was<br />
mancherorts eine zunehmende<br />
Zutraulichkeit der Seehunde zum<br />
früheren Urfeind Mensch zur Folge<br />
hatte. Im Sommer, im Juni, werden<br />
manchmal frisch geborene Jungtiere<br />
am Strande gefunden und wegen<br />
ihrer Rufe „Heuler“ genannt. Früher<br />
wurden diese Tiere dann schnell zu<br />
einer „Heulerstation“ gesandt und<br />
dort großgezogen. Es war dann ein<br />
<strong>Amrumer</strong> Seehundjäger, der erkannte,<br />
dass die allermeisten „Heuler“ von<br />
ihren Müttern wieder gefunden und<br />
abgeholt werden - wenn man sie<br />
am Strande liegen lässt! Neben den<br />
Seehunden bevölkern auch die großen<br />
Kegelrobben die Seesände vor Amrum.<br />
Sie wanderten erst um 1950 ein und<br />
erregten Aufsehen, weil ihre Jungen<br />
mitten im Winter, zwischen Ende<br />
November und Mitte Januar, geboren<br />
werden. Die Jungen tragen noch<br />
ihr gelbweißes „Geburtskleid“ und<br />
dürfen sich nicht zu lange im Wasser<br />
aufhalten, weil sie dort unterkühlen.<br />
Bei Sturmfluten, wenn die Seesände<br />
zu lange und zu hoch überflutet<br />
Watttenmeer<br />
werden, kommen die Jungen rüber<br />
an den <strong>Amrumer</strong> Strand, wo sie aber<br />
von den Müttern weiterhin betreut<br />
werden. Dort sind dann auch die<br />
„Bullen“ zur Stelle, weil bald nach der<br />
Geburt die Neuverpaarung erfolgt.<br />
Die Sände bei Amrum blieben lange<br />
Zeit die einzige Stelle an der deutschen<br />
Nordseeküste mit einem Kegelrobben-<br />
Bestand. Aber seit Ende der 1990er<br />
Jahre hat sich auch auf der „Düne“<br />
von Helgoland ein Rudel etabliert -<br />
ebenso auf Sänden nahe Norderney<br />
und Juist. Weniger auffällig sind<br />
dagegen die kleinsten aller Walarten<br />
- die Schweinswale. Bei windstillem<br />
Wetter und spiegelblanker See beobachtet<br />
man manchmal ein kurzes<br />
Plätschern an der Wasseroberfläche.<br />
Hier sind die Tiere sekundenschnell<br />
zum Atmen aufgetaucht. Zu ihrem<br />
Schutz wurde vor Sylt und Amrum ein<br />
spezielles Walschutzgebiet ausgewiesen<br />
– als Ergänzung zum Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer.<br />
Text/Fotos: Georg Quedens<br />
7