aktuellKaffeezeit mit Minister Henry TeschKultusminister überbringt Fördermittelbescheid für die LAGvon Karl Naujoks„Die Universitäts- undHansestadt Greifswaldwill die Bewerbung ihrerpolnischen NachbarstadtStettin zur KulturhauptstadtEuropa 2016mit einem innovativenund anspruchsvollenProgramm unterstützen… Von den 150, dieangeschrieben wordenseien, hätten sich bislang25 mit konkretenVorschlägen zurückgemeldet. Die Bewerbungist für Greifswaldeine grandiose Chance,gemeinsam mit Stettinals Kulturregion europaweitins Gespräch zukommen ... Die Stärkeder polnischen Partnerstadtbestehe vor allemin ihrer Ausstrahlungund Verbindung in dieGrenz- und EuroregionPomerania ..."aus einer Pressemitteilungder StadtverwaltungGreifswald,Mitte AprilDer Titel europäischeKulturhauptstadt wirdjährlich mindestenseiner Stadt in Europazuerkannt. Es ist auchmöglich, dass zweiStädte sich die Ehre(und das mehrmonatigeEvent) teilen. DabeiDie Übergabe einer hübschen Mappe besiegelt die Förderungfür die LAG Soziokultur in diesem Jahr, rechts Henry Tesch,links Brigitte Schöpf, LAG-VorsitzendeTreffpunkt mit besonderem Anlass im SoziokulturellenZentrum St. Spiritus in Greifswald. KultusministerHenry Tesch überbringt Ende April einenFördermittelbescheid für die LAG. Mecklenburg-Vorpommerns oberster Kulturverwalter nutzt dieGelegenheit dabei zu einem ausführlichen Gedankenaustauschmit dem Vorstand.Der eigentliche Akt war schnell vollzogen. NachBegrüßung und dem ersten Kaffee übergibtHenry Tesch (CDU) eine hübsche Mappe an dieLAG-Vorsitzende Brigitte Schöpf. Innenliegendein Fördermittelbescheid über 73.000 EUR. Damitbezuschusst die Landesregierung die Tätigkeit derArbeitsgemeinschaft und ihrer Geschäftsstelle indiesem Jahr. Die Summe ist gegenüber 2009 leichterhöht (2.000 EUR) und gleicht damit die Personalkostenentwicklungder letzten Jahre aus. Etwa15.000 bis 16.000 EUR werden davon wieder fürGemeinschaftsvorhaben zwischen der LAG undihren Mitgliedszentren verwendet. Mit dem anderenGeld werden die Tätigkeit der Geschäftsstelle,der Ankauf von Technik zur gemeinschaftlichenNutzung, die Aktion „Soziokultur spielt auf“ undu. a. auch die Bildungsangebote an die Mitgliederbestritten.Wachsende MitgliederzahlTesch will nach eigenem Bekunden nicht nur einenroutinemäßigen shake-of-hands-Termin absolvierenund hat für den Besuch bei der LAG denn aucheine knappe Stunde veransch<strong>lag</strong>t. Nicht nur zumHändeschütteln nach Greifswald gekommen zusein, soll ihn etwas später noch einmal beschäftigen.Doch der Reihe nach.Eine gewisse Sprödigkeit haftet der Anfangsphasederartiger Begegnungen oftmals an. Man siehtsich nicht alle Tage - der Minister wird viel und anderesum die Ohren haben. Sein letzter Besuch beider Soziokultur liegt einige Zeit zurück und datiertaus dem Frühjahr 2007 („<strong>lag</strong>-<strong>report</strong>“ berichtete).Zunächst erstaunt den CDU-Politiker die Tatsache,dass die LAG auf wachsende Mitgliederzahlen verweist,von 28 in der Zeit um seinen Amtsantritt aufheute 32 mit den Einzelmitgliedern. Damit ist dieSoziokultur einer der wenigen Landesverbände mitsteigendem Zulauf. Was nichts an der allgemeinendemografischen Entwicklung ändert, aber wohleher etwas mit Akzeptanz zu tun hat und mit Zuspruch,der aus der Arbeit der LAG resultiert.Auch eine WertschätzungUm die Landeshauptstadt selbst herum ist es eigenartigerWeise still. Es gibt ein Mitgliedszentrumin Gestalt des Seniorenbüros in der WismarschenStrasse 144. Ansonsten halten sich Schweriner inBezug auf eine Mitgliedschaft in der LAG Soziokulturzurück. Obwohl es da, wie auch in anderenTeilen des Landes, mehr soziokulturell tätigeAkteure gibt als formelle Mitglieder. Woran dasliegen mag? Die Antwort fällt schwer. Um auf unseremGebiet tätig zu werden, ist eine Zugehörigkeitzum Landesverband nicht zwingend erforderlich.Andererseits entgehen den anderen AkteurenSynergieeffekte und die Chancen, die ein gut organisierterund geführter Landesverband bietet.<strong>lag</strong>-<strong>report</strong> <strong>11</strong>/<strong>2010</strong>
aktuellDie seit Jahren kontinuierliche Förderung aus demHaus in der Schweriner Werderstraße darf unterdiesem Aspekt auch als Wertschätzung für die seit19 Jahren bestehende LAG Soziokultur verstandenwerden.Vielfältige SymbiosenDer Minister vermutet Konkurrenz als einen möglichenGrund, weshalb der Westen des Bundeslandesin der LAG wenig vertreten ist. Sollte esdas sein? Vorsitzende Brigitte Schöpf widersprichtan dieser Stelle. „Es ist wenig davon zu spüren. Wirsind vernetzt, kommunizieren … Es mag Animositätengeben, vielleicht, aber nicht durchgehend“,meint Frau Schöpf. Ihrem Verband sei es nie umsKonkurrieren mit anderen Interessenvertretungenoder Einrichtungen gegangen. Gute Beispiele liefereGreifswald, wo es vielfach zu Symbiosen zwischenSoziokultur – in Gestalt von St. Spiritus – unddiversen der Hochkultur zuzurechnenden Häuserngekommen ist. Aus dem spirituellen Gemäuer herauswar einmal die Idee zum „Nordischen Klang“geboren worden, ein Festival skandinavischer Kultur,das bald ins 20. Jahr geht. Walter Baumgartner,em. Universitätsprofessor, vormaliger Chefdes Trägervereins „Nordischer Klang“ und Gastder ministeriellen Kaffeerunde, sprach Henry Teschgegenüber von einem soziokulturellen Erfolgsmodell.„Wir wollten von Anfang an aus der Universitätheraustreten“, sagte er. Um nordische Gegenwartskulturin vielen Facetten nach Deutschlandzu holen „brauchten wir Kneipen, Veranstaltungsorte,Mitveranstalter, Konzerträume, Technik, Publikum,halt alles, was dazu gehört“. Das sei nur inPartnerschaft möglich gewesen.Landesmuseum „tanzt“ mitAnalog stehen die „Tanztendenzen“, ein jährlichesFestival des Gegenwartstanzes, für gelungene Verquickungzwischen den soziokulturellen und akademischenKulturarbeitern. Als ein neuer Partnerder „Tendenzen“ bringt sich jetzt das VorpommerscheLandesmuseum Greifswald ein. Von Rostockaus wird die Logistik für Frauenfilmtage gesteuert,die es seit einigen Jahren gibt und die über eineklassische Vernetzung innerhalb der LAG Verbreitunggefunden haben. Das Grundmodell ist relativeinfach: Es werden thematisch passende Filme zentralausgewählt und ausgeliehen, die dann auf eineArt Tournee gehen, gepaart mit gut abgestimmterÖffentlichkeitsarbeit.Mehrere Kulturakteure in Greifswald haben sichauch zusammengetan und wollen mit einem abgestimmtenKonzept auf eine Anfrage aus demNachbarland reagieren. Für 2016 bewirbt sich dieGroßstadt Stettin um „Kulturhauptstadt Europas“wie vormals das griechische Thessaloniki oder dasthüringische Weimar.Die größeren Städte sind das eine. Nicht wenigersoziokulturelle Arbeit spielt sich in Kleinstädtenund Dörfern ab. Mit seiner Gemeinschaftsaktion„Soziokultur spielt auf“ (bislang 3x) macht derLAG-Vorstand auf das breite Spektrum der Szenerieaufmerksam und nennt die Vielfalt als seinenwichtigsten Vorzug dabei. Es würde zu weitführen, jetzt Einzelheiten aufzuführen. Immerhinsei ein nicht unwesentlicher Effekt der Vernetzunginnerhalb der LAG erwähnt, nämlich die logistischeUnterstützung in Form von Beamern, Leinwänden,Mischpulten, Mikrofonan<strong>lag</strong>en, Verstärkern, Bühnenscheinwerfernusw. usf., ohne die keine Veranstaltungauskommt. Seit Jahren hält die LAG einesolchen Technikpool vor, der mit Hilfe oftmaligerFörderungen, auch Sonderzuweisungen, aus demBildungsministerium angeschafft werden konnte.– Alles Umstände, die einen Konkurrenzgedankeneher von sich weisen.Disput auf offener StraßeZwischenzeitlich kommt die Meldung in die Kaffeerundeherein, dass draußen vor der Tür eineGruppe Studenten demonstriere. Denen missfälltdie beabsichtigte Schließung der PädagogischenFakultät in Greifswald. Auf schwarzen Kreuzenbeerdigen sie schon mal Philosophie, Russisch undReligion. Tesch wird die Möglichkeit angeboten,durch den Seiteneingang hinauszugehen, weilnoch ein anderer Termin auf ihn wartet. Der lehntaber ab. Und will sich dem Disput mit den Studierendenstellen. Er wollte nicht nur zu einem routinemäßigenshake-of-hands-Termin gekommensein, hatte der Minister zu Beginn gesagt. Der Diskursauf offener Straße und in frischer Frühlingsluftgeht wohl doch etwas länger. Teschs persönlicheMitarbeiterin verzieht das Gesicht, weil der Terminplanaußer Rand und Band gerät. Entschuldigtaber auch ihren Chef: „Es ist ja auch ein Zeichen,dass er es ernst nimmt“, sagt die Referentin.Hintergrund ist die 2007 vom Schweriner Landtaggetroffene Festlegung, die universitäre Ausbildungaufs Lehramt nur noch auf eine Hochschule inMecklenburg-Vorpommern zu konzentrieren. Daswird Rostock sein - zum Leidwesen der GreifswalderUniversitätsführung, die die bittere Pillegeschluckt hat. Die Pädagogik-Studenten wollensich's nicht gefallen lassen.Disput in frischer Frühlingsluft. Tesch stellt sich den Argumentender Greifswalder Lehramts-Studenten Fotos (2): K. Naujoksdarf jeder Mitgliedsstaatder EU in einerfestgelegten Reihenfolgeeine Stadt vorsch<strong>lag</strong>en,die dannauf Empfehlung derKommission ernanntwird. 2016 können daseine Stadt in Spanienund eine in Polen sein.Während mit demspanischen Cuenca inder autonomen RegionKastilien-La Manchaschon ein Favoritfeststeht, bewerben sichderzeit zehn polnischeStädte um den Titel.„Seit 19 Jahren setztsich der Verein fürdie Entwicklung derfreien Kulturarbeit undder soziokulturellenProjektarbeit … ein.Minister Henry Teschdankte der Vereinsleitungfür ihre Verdienste:Meinen heutigenBesuch möchte ich zumAnlass nehmen, Ihnenfür Ihre bisherige Arbeitzu danken.Die soziokulturellenEinrichtungen undVereine sind schon überviele Jahre hinweg fürdie Bürgerinnen undBürger maßgeblich aneiner abwechslungsreichenkulturellenGrundversorgungbeteiligt. Aufgabe istes, die Rahmenbedingungenfür kulturelleVielfalt in Mecklenburg-Vorpommernzuverbessern, Interessenzu bündeln, die Potenzialeder Soziokulturöffentlich darzustellenund Position zu aktuellenkulturpolitischenFragestellungen zubeziehen.“aus der Pressemitteilung071-10 des Ministeriumszu Teschs Besuchbei der LAG Soziokulturin Greifswald<strong>lag</strong>-<strong>report</strong> <strong>11</strong>/<strong>2010</strong>