12.07.2015 Aufrufe

o c a l - European Land and Soil Alliance (ELSA)

o c a l - European Land and Soil Alliance (ELSA)

o c a l - European Land and Soil Alliance (ELSA)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lo c a laE L S A e. V.nd&n e w s 24 / 25soilFlächen für Nahrung und Energie<strong>L<strong>and</strong></strong> for Food <strong>and</strong> EnergyProjekt-Report• REFINA: FREIFLÄCHE! Erste Berichterstattung• SPIEL.RAUM: Newsletter Nr. 2local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 I/08 The Bulletin of the <strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong> (<strong>ELSA</strong>) e.V.


c o n t e n t / i n h a l te d i t o r i a lbioenergy <strong>and</strong> food security 3• Impact of an increased biomass use onagricultural marketsecological footprint 5• Ecological Footprints – Its basic conceptseuropean new energy policy 8• How CAP <strong>and</strong> Rural Development Policy2007–2013 contribute to the new EnergyPolicyl<strong>and</strong>- und forstwirtschaft biomasse energie 10• Die <strong>L<strong>and</strong></strong>- und Forstwirtschaft im österr.und europäischen Energiesystem• Die Rolle der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft beim Klimaw<strong>and</strong>el– Täter, Opfer, Wohltäter• Nachwachsende Rohstoffe – Auswirkungenauf die Bodengesundheitforest biomass for energy 19• Forest biomass <strong>and</strong> bioenergy –Considerations for sustainability <strong>and</strong>ecosystem servicesbiomasse energie und raumordnung 21• H<strong>and</strong>lungsbedarf und H<strong>and</strong>lungsoptionenfür die Flächennutzungsplanung alsKonsequenz der Flächenansprüche vonBiomassepfaden bei Umsetzung klimapolitischerAusbauzieleenergiepotenziale im urbanen raum 25• Energetische Nutzflächen im urbanen Raum– Ein Baustein zum Flächenschutz und zurklimagerechten Stadtentwicklungfachplan boden 27• Ein Fachplan Boden für die <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadtMünchen – Bodeninformationals Grundlage für den Bodenschutznews & communications 30-35, 40• Bodenschutz in der EU – Quo vadis?– Berichterstattung und Einschätzung zurEuropäischen Bodenrahmenrichtlinie• Bodenschutz in der kommunalen Bau- undPlanungspraxis. – ZusammenfassenderBericht der 6. Internationalen Jahrestagung<strong>ELSA</strong> e.V. vom 15./16. November 2007• „Stuttgarter Erklärung“• AgendaREFINA: FREIFLÄCHE! 36Jugend kommuniziert FlächenbewusstseinErste BerichterstattungSpiel.Raum: Newsletter Nr. 2 38Cover Photo: Raps zählt zu den weit verbreitestenEnergiepflanze in Europa, Fachagentur für NachwachsendeRohstoffe FNR, Gülzow (D).preview local l<strong>and</strong> & soil news no. 26Focus:Legislation for <strong>Soil</strong> <strong>and</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong>The next issue will be published in November2008. Closing date: October 10, 2008.Schwerpunkt:Raum und Boden im RechtDie nächste Ausgabe erscheint im November2008. Redaktionsschluss: 10. Oktober 2008.Flächen für Nahrung und EnergieGeschätzte Mitglieder und Freunde des Boden-BündnissesDie Debatte um die Ausdehnung des Energiepflanzenbaus in der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschafthat sich in jüngster Zeit zu einer Streitfrage in der Energie-,Umwelt-, <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschafts-, Forst- und Sozialpolitik zugespitzt, in derFrage der <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung für die Erzeugung von Nahrungsmitteln oderfür energetische Biomasse.Um die unterschiedlichen Positionen etwas ausein<strong>and</strong>er zu halten, setztdie Energiepolitik auf eine Verlagerung und langfristige ausreichendeVersorgung von Strom und Treibstoffen mit erneuerbaren Energieressourcen.Für die Umweltpolitik steht der Klimaschutz im Vordergrund.Die Treibhausgase verursachenden fossilen Energieträger müssenaufgrund vereinbarter internationaler Ziele möglichst rasch und weitreichenddurch CO 2freie oder neutrale Energien ersetzt werden. DerEnergie- und Umweltpolitik gemeinsam ist eine sparsame und effizienteEnergienutzung. Für die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschafts- und Forstpolitik sind ökonomische,ökologische und soziale Komponenten gleichermaßen von Bedeutung.<strong>L<strong>and</strong></strong>wirte produzieren in der Regel was der Markt verlangtund wo sich entsprechende Verdienstquellen anbieten. Dies gilt sowohlfür die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln als auch von energetischerBiomasse. Gewisse Einschränkungen sind durch die jeweiligenbetrieblichen Verhältnisse (St<strong>and</strong>ort, Größe, Einrichtungen) unddurch staatliche Regelungen (Nutzungsbeschränkungen, Fördermittel)vorgegeben. Die ökologischen Gesichtspunkte treten vor allem durchdie Art und Weise der Bewirtschaftungsmethoden hervor; sprich Einsatzvon Düngemitteln und Pestiziden, Maschinentechnik, Fruchtfolgewirtschaftund Nutzungsintensität. Die soziale Komponente der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftin der Erzeugung von Nahrungsmitteln und nachwachsenderBioenergie liegen in der Stärkung der <strong>L<strong>and</strong></strong>- und R<strong>and</strong>regionen und inder (präventiven) Deckung der Eigenversorgung. In der Forstpolitikscheint eine stärkere Gewichtung der Erzeugung von nachwachsenden(Energie) Rohstoffen wichtig zu werden. Dem Wald wird auch eine zentraleFunktion zum Klimaschutz als CO 2-Senke und für die Gefahrenvorsorgezugeschrieben. Wichtiger Punkt wird sein, dass die „Ernte“und der „Verbrauch“ von Waldrohstoffen nicht die Klima-Bilanz derCO 2-Senke und Gefahrenvorsorge noch zusätzlich schwächen wird. Zunennen ist schließlich der Einfluss des Energiepflanzenbaus gegenüberder Nahrungsmittelproduktion auf die Gesellschaft. Es darf nicht sein,dass eine Konkurrenzierung derselben zu Lasten der Nahrungsmittelversorgungfällt. Sozialpolitisch verheerend ist die Verdrängung der<strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung für die Eigenversorgung mit Lebensmitteln der „Armen“hin zur einseitigen Expansion des Energiepflanzenanbaus für den Treibstoffder „Reichen“. Aus der Sicht des nachhaltigen Bodenschutzes isteine umfassende Betrachtung der ökologischen, wirtschaftlichen undsozialen Aspekte sowohl in globaler als auch in lokaler Hinsicht vonherausragender Bedeutung.Die vorliegende Ausgabe beleuchtet als Schwerpunkt die Thematik Flächenfür Nahrung und Energie aus verschiedenen Blickwinkeln. Es verdeutlichtden wachsenden Stellenwert der Biomasseerzeugung für dieEnergiegewinnung und deren zunehmenden Beanspruchung der Bödenin der <strong>L<strong>and</strong></strong>- und Forstwirtschaft in den europäischen Ländern und weltweit.Eines ist klar, der Anspruch und der Bedarf an fruchtbaren Bödenwird zur zentralen Frage der Zukunft, sowohl für den Anbau von Nahrungsmittelnals auch für die Gewinnung erneuerbarer Energie.Ihr Redaktionsteam local l<strong>and</strong> & soil news2local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


i o e n e r g y a n d f o o d s e c u r i t yWhat are the likely impacts on agricultural markets?From the outset it is important to note that bioenergy hasalways played an important role for the energy suppliesof developing countries. Fuel wood, charcoal or dung canaccount for 90% of total energy supplies, particularly insome of the poorest developing countries. However, theseforms of bioenergy have little to do with the advanced<strong>and</strong> modern forms of bioenergy that have become envogue in developed countries as a result of high fossilfuel prices <strong>and</strong> environmental concerns. The bioenergythat has most affected agricultural markets is probablybiofuels, i.e. highly marketable bioenergy based on tradedfeedstocks such as maize, sugar or cassava. Their use forenergy production has created considerable public interestalbeit their contribution to the energy markets is stillalmost negligible.For the future, the size of the competitive potential willcrucially depend on how much agricultural produce becomesa competitive source of energy in the overall energymarket. At current energy prices, many agricultural feedstockshave already become competitive sources ofenergy. As a consequence, dem<strong>and</strong> for these feedstockshas exp<strong>and</strong>ed <strong>and</strong> already supports prices for these commodities.Where dem<strong>and</strong> was particularly pronounced asin the case of cane-based ethanol in Brazil or corn-basedethanol in the US, bioenergy dem<strong>and</strong> has created a quasiintervention system for agriculture <strong>and</strong> a floor price foragricultural produce. With higher energy prices the rangeof products competitive in the energy markets hasincreased, strengthening the floor price effect for agriculturein general (Schmidhuber, 2005).In some countries, policy incentives (tariffs, excise taxexemptions, etc.) to use <strong>and</strong>/or produce bioenergy furtheradded to the dem<strong>and</strong> for agricultural produce <strong>and</strong>lowered the parity price equivalent to a point where manyotherwise uncompetitive feedstocks became economicallyviable in the energy market. Such policy interventionsare most prevalent in developed countries <strong>and</strong> wereoriginally intended to promote <strong>and</strong> foster an infantindustry that promised to provide positive external effectsfor the environment <strong>and</strong> for energy security. However,they may also create new food security problems as theyraise food prices <strong>and</strong> thus jeopardize access to food. Policymakers in developed countries may need to weigh thepros <strong>and</strong> cons more carefully in the future.The high potential dem<strong>and</strong> from the energy markets inconjunction with increasing policy interventions hasindeed created a growing concern that high <strong>and</strong> risingenergy prices will give rise to new or augment existingfood security problems; a growing number of poor consumerscould be “priced out” of the food markets by risingenergy dem<strong>and</strong> or are exposed to more pronounced swingsin food supplies <strong>and</strong> prices. No doubt, where foodexpenditures account for a large share of total incomes,higher food prices can <strong>and</strong> have already contributed tofood security problems. However, it is also unlikely thatfood price increase will continue unabatedly; in fact, thereare strong reasons to assume that increases in food pricescannot exceed those in energy prices in the long-run. Foran industrial biofuels plant, feedstock expenditures arethe most important cost element of all forms of bioenergyuse; if feedstock prices (food <strong>and</strong> agricultural prices) risetoo strongly too fast, the refinery margins become negative<strong>and</strong> force the bioenergy plant out of production. Asmany refineries face the same problem of decliningmargins, overall dem<strong>and</strong> for feedstocks will decline <strong>and</strong>eventually ease the upwards pressure on food prices. Inthe absence of subsidies for bioenergy, the need maintaincompetitiveness should thus create an endogenous brakeon food prices: energy prices thus create a ceiling priceeffect for the food markets (Schmidhuber, 2006).ConclusionRising prices for fossil energy have made a growingnumber of agricultural feedstocks competitive sourcesfor energy market. Higher prices in agriculture will havenumerous effects on rural areas <strong>and</strong> food security. Theywill increase food security problems for net buyers offood <strong>and</strong> pose – at the country level – a particularchallenge for net importers of food <strong>and</strong> energy. But thecombination of higher prices <strong>and</strong> more marketable producealso raises revenues for agricultural households.Overall, the effect could be a global renaissance ofagriculture <strong>and</strong> a revitalization of rural areas. This opportunityneeds to be weighed against the growing foodsecurity risk for the urban poor <strong>and</strong> for l<strong>and</strong>less ruraldwellers; the challenge for the future will be to harnessthe potential of bioenergy for rural areas without jeopardizingfood security at large.References• FAO (2002): The State of Food Insecurity in the World 2001, Rome.• International Energy Agency (IEA, 2004): Biofuels for transportation,Paris, 2004.• Kapur, J.C. (2004): Available energy resources <strong>and</strong> environmentalimperatives, http://www.worldaffairsjournal.com/article1.htm,World Affair, Issue No. V10N1.• Schmidhuber, J. (2005): The nutrition <strong>and</strong> the energy transition ofworld agricultural markets, Presentation at the German Associationof Agricultural Economists (GEWISOLA), Göttingen, 2005.• Schmidhuber, J. (2006): Die Auswirkungen der Biomassenutzungauf die Weltagrarmärkte, Fachsymposium Perspektiven der energetischenBiomassenutzung, Bad Hersfeld, 2006.• Schmidhuber, J., F.N. Tubiello (2007): Climate Change <strong>and</strong> GlobalFood Security: Socio-economic dimensions of vulnerability,paper accepted for publication in the Proceedings of the NationalAcademy of Science (PNAS), 2007.ContactDr. Josef Schmidhuber – josef.schmidhuber@fao.orgFAO, Agricultural Development <strong>and</strong> Economics DivisionViale delle Terme di Caracella, I-00153 Rome, Italy4local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


e c o l o g i c a l f o o t p r i n tEcological Footprint – Its basic conceptsAre we running out of planet? Will economies self-correct or self-destruct when operating as if resources are limitless?Can everyone on this planet live like the Chinese or the Indians? The Costa Ricans or the Canadians? The EcologicalFootprint allows decision makers to explore these questions. It supports national governments <strong>and</strong> also businessmanagers in turning the challenges of global competition for limited resources, new environmental regulations, <strong>and</strong>consumer dem<strong>and</strong> for greener products into business opportunities. This summary introduces the concept. Moreexamples on how to apply the Ecological Footprint are available at: www.footprintnetwork.org/casestudies.Dr. Mathis Wackernagel, Global Footprint Network, Oakl<strong>and</strong>, California (USA) <strong>and</strong> Martin Kärcher, Zürich (CH)Living within our means?The Ecological Footprint tracks dem<strong>and</strong> on nature interms of the area of biologically productive l<strong>and</strong> <strong>and</strong> waterneeded to provide natural resources <strong>and</strong> services tosupport a population, an individual or an activity.A Footprint generates a measure of total ecologicaldem<strong>and</strong> by translating each activity’s resource use intothe biologically productive area necessary to provide thisresource flow (e.g., how much area is necessary to producea given amount of cotton).The Footprint is then compared to the total amount ofbiologically productive area on Earth (supply of nature)that is available to support that population. This analysisallows us to answer important questions: Who is usinghow much? Do we all fit on one planet?Humanity’s ecological footprint exceeds the Earth’sbiological capacityNumber of EarthsHumanity‘s total Ecological FootprintFibre, food, <strong>and</strong> built-up l<strong>and</strong>Footprint of HumanityCO 2portion of humanity‘s Ecological FootprintFig. 1: This accounting tool estimates that for the past 20 years,humanity’s dem<strong>and</strong> on ecological resources has exceededwhat the Earth can renew. This calculation method suggeststhat, globally, it now takes one year <strong>and</strong> three months toregenerate what we use within one year. We are in a state ofecological overshoot, on an unsustainable path.We can reverse overshoot using the Ecological Footprint,a practical <strong>and</strong> scientific tool designed to manage resourcesupply <strong>and</strong> dem<strong>and</strong>. Developed over the past 15 years,this tool is now being used by government agencies,businesses <strong>and</strong> civil society organizations (NGOs) aroundthe globe. For example, Footprint estimates for eachcounty or municipality are now available in the UK.The <strong>European</strong> Environment Agency has sponsored nationalFootprint calculations, <strong>and</strong> a Footprint review,conducted with <strong>and</strong> sponsored by the United Arab Emirates,is under way. And as a barometer of public interest:a Google search finds 1/2 a million websites discussingthe Ecological Footprint.Clearly, the Footprint does not cover all aspects ofsustainability, just one key question: to what extent humanactivities fit within the regenerative capacity of planetEarth. Therefore the Footprint needs to be, <strong>and</strong> is,complemented by other measures. For example, a comparativestudy on the application of Ecological Footprintingto sustainability, completed in 2001 <strong>and</strong> producedfor the <strong>European</strong> parliament, was supervised by theDirectorate General for Research, Division Industry,Research, Energy, Environment, <strong>and</strong> Scientific <strong>and</strong>Technological Options Assessment (STOA). 1 A more indepthstudy on the applicability of the Footprint for<strong>European</strong> Policy is being conducted now by DG Environment<strong>and</strong> will be published 2008. Another study byGlobal Footprint Network was published in EcologicalEconomics <strong>and</strong> discussed in the New Scientist whichcross tabulates the Human Development Index of 93countries against their Footprint <strong>and</strong> describes thecountries path over time. 21Ecotec-UK, “Ecological Footprinting: A Technical Report to theSTOA Panel” March 2001, published by <strong>European</strong> Parliament,Directorate General for Research, Directorate A, The STOA Programme.http://www.europarl.europa.eu/stoa/publications/studies/20000903_en.pdf.2Daniel D. Moran, Mathis Wackernagel, Justin A. Kitzes, Steven H.Goldfinger, Aurélien Boutaud, 2008, “Measuring SustainableDevelopment – Nation by Nation”, Ecological Economics, vol. 64,issue 3, pages 470–474.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 5


e c o l o g i c a l f o o t p r i n tComparisons, nation by nationLatest Footprint calculations show that the average Swederequires 6 global average hectares (gha) to provide forhis or her consumption. If everyone on Earth consumedat this level, we would need about three additional planets.The average Italian lives on a Footprint two thirds thatsize (4 global hectares). The average Mexican occupies2.5 global hectares, the average Indian lives on about 1/3 of that. The global average dem<strong>and</strong> is 2.2 globalhectares per person. Yet there are only 1.8 global hectaresavailable per person worldwide, not taking into accountareas needed for wild species. (See table below – or formore results visit www.footprintnetwork.org).Ecological Biological EcologicalCountry Population Footprint Capacity Deficit (-) /Reserve (+)[millions] [gha/cap] [gha/cap] [gha/cap]World 6301.5 2.2 1.8 - 0.5Austria 8.1 4.9 3.4 - 1.5Brazil 178.5 2.1 9.1 + 7.8Canada 31.5 7.6 14.5 + 6.9China 1311.7 1.6 0.8 - 0.9Costa Rica 4.2 2.0 1.5 - 0.5Denmark 5.4 5.8 3.5 - 2.2France 60.1 5.6 3.0 - 2.6Germany 82.5 4.5 1.7 - 2.8India 106.5 0.8 0.4 - 0.4Italy 57.4 4.2 1.0 - 3.1Netherl<strong>and</strong>s 16.1 4.4 0.8 - 0.6Norway 4.5 5.8 6.8 + 0.9Switzerl<strong>and</strong> 7.2 5.1 1.5 - 3.6Sweden 8.9 6.1 9.6 + 3.5Utd. Kingdom 59.5 5.6 1.6 - 4.0United States 294.0 9.6 4.7 - 4.8Note: These Ecological Footprint results are based on 2003data. In the last column, negative numbers indicate anecological deficit, positive numbers an ecological reserve. Allresults are expressed in global hectares of biologicallyproductive space with world-average productivity.How do National Footprint calculations work?Each national Footprint calculates the supply <strong>and</strong> dem<strong>and</strong>of a country’s biocapacity, based on about 5,000 datapoints per country per year. A country’s dem<strong>and</strong> iscalculated by adding imports <strong>and</strong> subtracting exportsfrom production. Each resource flow is translated intothe bioproductive area necessary to provide this flow.This method captures dem<strong>and</strong>s on the biosphere, but doesnot include impacts on human health, or depletion of nonrenewablestocks. Many governments recognize thebenefits of accessing reliable ecological asset accounts,because National Footprints allow the populations,organizations <strong>and</strong> individuals within their borders tomake informed environmental decisions.Like any responsible business that tracks its spending <strong>and</strong>income to protect its financial assets, we need ecologicalaccounts to manage <strong>and</strong> protect our natural assets – ourultimate wealth.The Ecological Footprint enables states, countries,provinces, cities, regions, businesses, communities<strong>and</strong> individuals to track their Footprints <strong>and</strong> makeinformed decisions based on the results.Governments <strong>and</strong> their research agencies are encouragedto participate in Footprint calculation reviews, to verifythat information about our “ecological balance sheet” isrobust <strong>and</strong> trustworthy. For instance, we had a researchcollaboration with the government of Switzerl<strong>and</strong>, whichresulted in a report issued by the Swiss Statistical Offices.http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/en/index/themen/21/03/blank/blank/01.html (report exists inEnglish, French, German <strong>and</strong> Italian, plus a more technicalbackground report only in English).Because consistent application of the tool is needed toproduce comparable results, the Global FootprintNetwork community has developed st<strong>and</strong>ards to ensurethat analyses will translate across applications. Please visit(www.footprintst<strong>and</strong>ards.org) for more information onthe Ecological Footprint st<strong>and</strong>ards.Generating measurable business resultsThe Ecological Footprint is used around the world to helpcorporations improve their market foresight, set strategicdirection, manage performance <strong>and</strong> communicate theirstrengths. Unlike other impact assessments, the EcologicalFootprint is a comprehensive, st<strong>and</strong>ardizedresource accounting system that links resource use to globallimits. The Footprint not only measures an organization’sdem<strong>and</strong> on nature, but also compares it againstthe planet’s ecological limits. This helps companies findopenings for innovation <strong>and</strong> new markets, test their longtermstrategies, <strong>and</strong> identify potential resource constraints.As a result, businesses can find new opportunities,identify risks, <strong>and</strong> avoid costly surprises.Another practical element of the Ecological Footprint isits intuitively simple method for communicating results.Because Footprints are expressed in units of biologicallyproductive area, they are easy to underst<strong>and</strong> <strong>and</strong> communicateto a broad set of stakeholders.Using the Ecological Footprint, businesses can:• Assess their sustainability performance• Identify implications of policy choices by comparingscenarios• Set realistic targets• Monitor projects <strong>and</strong> programs, <strong>and</strong>• Communicate successes6local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


e c o l o g i c a l f o o t p r i n tFor examples of Footprint applications please visit:www.footprintnetwork.org/casestudies, for answers tocommon questions visit: www.footprintnetwork.org/faq.Becoming Footprint NeutralFootprint neutrality, an exciting new idea which emergedfrom Swiss Reinsurance, is gaining popularity within thebusiness community. Companies often begin by offeringFootprint Neutral goods <strong>and</strong> services, <strong>and</strong> eventuallybecome Footprint Neutral themselves. This means thatFootprint Neutral goods <strong>and</strong> services are satisfying clientswhile reducing humanity’s overall Footprint. Whilecompanies continue to improve their production <strong>and</strong>distribution efficiencies, they simultaneously invest inhigh quality offsets to address any remaining Footprintbalance. Simply stated, Footprint offsets are measurableFootprint reductions: such as replacing a kWh of coalpowered electricity with one that is wind generated, orincreasing the energy efficiency of a building by usingless energy for the same service.Footprint neutrality goes beyond environmental compliance<strong>and</strong> eco-efficiency. A Footprint Neutral good orservice is not just “less damaging” than an averageproduct. This is a systems approach that acts as a driverto reduce humanity’s Ecological Footprint. Footprintneutrality becomes a quantifiable, global solution toimprove the economic <strong>and</strong> environmental bottom line.Learning more about the Ecological FootprintFully committed to advancing human well-being, GlobalFootprint Network’s mission is to end overshoot. Wedo this by further developing the Ecological Footprint<strong>and</strong> making the reality of planetary limits relevant todecision-makers throughout the world. Global FootprintNetwork is a non-profit research organization, with 75partner institutions around the world. Together with itscorporate, nonprofit <strong>and</strong> government partners, GlobalFootprint Network continuously strengthens <strong>and</strong> improvesthe Ecological Footprint by coordinating research,developing methodological st<strong>and</strong>ards <strong>and</strong> providing robustnational resource accounts. The network offers avariety of tools <strong>and</strong> services designed to quantify <strong>and</strong> improvethe economic <strong>and</strong> environmental bottom line.Why surface area?Some wonder about the scientific rationale of takingl<strong>and</strong> surface as a common measure for any impact.They argue that apprehending the climate change issuethrough the sole capability of biological carbon sinkswould be a strongly restricted approach that does notmake justice of real policy options. Why then stick toareas?The answer is simple. Life happens on surfaces. Thesurface of the planet is the biggest solar collector wehave at our disposition. Hence measuring ecosystemsin terms of surface areas makes sense. Like farmers<strong>and</strong> l<strong>and</strong> owners, we are competing for space. Andthis is what the Footprint is measuring. Possibly, thecalculation could also be explained in energy flows.However, this would create more confusion, since theenergy flows are characterized by a significant qualitycascade: Sun beams 175,000 TW on to the planetwhich the biosphere turns into about 100-400 TW ofbiomass. Further, humanity occupies about 40 percentof the biosphere to generate 0.7 TW of food calories.So TW can mean quite different things according towhere in the energy cascade the TW is being measured.Hence using energy as the unit of analysis <strong>and</strong> communicationcan produce confusion in both analysis <strong>and</strong>communication. Therefore, surface is a better measurementunit than energy – <strong>and</strong> what the Footprint uses isst<strong>and</strong>ardized surface – global hectares, representingeach the same, average productivity of a world averagebioproductive hectare in a given year. Also note thatfor carbon, no information about the tones of carbonis lost in Footprint accounting. The area accountsmerely translate tones into the area necessary toprovide the sequestration service. Also note thatFootprints only include the carbon that was notsequestered elsewhere. So for instance, carbon that isbeing removed from the atmosphere through humansequestration machines (which do not yet exist in anysignificant amount) this carbon will not enter theFootprint equation.ContactDr. Mathis Wackernagel – mathis@footprintnetwork.orgGlobal Footprint Network312 Clay Street, Suite 300, Oakl<strong>and</strong>, CA 94607-3510 USAMartin Kärcher – martin@footprintnetwork.orgGlobal Footprint Network Switzerl<strong>and</strong>Novatlantis c/o Amrein & WalthertAndreastr. 11, CH-8050 Zürich, Switzerl<strong>and</strong>local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 7


e u r o p e a n n e w e n e r g y p o l i c yHow CAP <strong>and</strong> Rural Development Policy 2007–2013 contributeto the new Energy PolicyIn January 2007, the EU Commission proposed a comprehensive <strong>and</strong> ambitious energy package, which was broadlyendorsed by Member States (<strong>European</strong> Council, March 2007) <strong>and</strong> by the <strong>European</strong> Parliament (Thomsen Report, September2007). The EU has committed itself to reduce greenhouse gas (GHG) emissions by 20% , to improve energy efficiencyby 20% <strong>and</strong> to attain a 20% share of renewable energy (incl. a 10% biofuels target) by 2020. On January, the 23rd 2008, theCommission made specific proposals on how a policy to attain these objectives could be formulated.Andreas Pilzecker, <strong>European</strong> Commission Directorate-General for Agriculture <strong>and</strong> Rural Development, F6Bioenergy, Biomass, Climate Change & Forestry, Bruxelles (B)The EU Energy Policy is driven by concerns about thesecurity <strong>and</strong> continuity of supply of energy <strong>and</strong> the needto combat Climate Change. How does agriculture in theEU <strong>and</strong> the Common Agricultural Policy (CAP)contribute to these objectives?The CAP supports both the production of biomass fromagriculture <strong>and</strong> forestry as well as the use of bioenergyon farms <strong>and</strong> in rural areas. The CAP thereforecontributes to achieve a more sustainable <strong>and</strong> reliableenergy supply, as energy based on biomass plays a crucialrole when it comes to increasing the share of renewableenergy.First of all, the Single Farm Payments or Single AreaPayments which most of the <strong>European</strong> farmers receivemake no distinction between the production of food, feedor energy. Farmers are free to decide whether (<strong>and</strong> what)they produce for the food industry, for feed use or forenergy purposes. The latter currently takes place on about5 mio ha of arable l<strong>and</strong> (all estimates for 2007/2008).The share in total EU arable l<strong>and</strong> (approx. 4%) is stillvery low, as prices for food <strong>and</strong> feed use are moreattractive. This share is expected to rise substantially oncethe proposed renewable energy <strong>and</strong> biofuels targets arein place. In order to stimulate specifically bioenergyproduction, the EU grants an energy crop premium of 45Euro/ha for a maximum 2.0 mio ha <strong>and</strong> allows farmersto grow energy plants on set-aside l<strong>and</strong>. At presentroughly 3.5 mio ha of arable l<strong>and</strong> for bioenergy supplybenefits of one of these instruments. The growing ofenergy crops without any specific support is still low (1.5mio ha) but of increasing importance.Production of bioenergy on arable l<strong>and</strong> in the EUcurrently means mainly growing rapeseed for biodiesel<strong>and</strong> some cereals for ethanol <strong>and</strong> biogas.Apart from these measures in the first pillar of the CAPwhich help to increase the supply of bioenergy, there is avariety of instruments in the second pillar of the CAP,the rural development policy 1 which address both thesupply <strong>and</strong> the use of bioenergy. Here, farmers can receivemoney for planting perennial energy crops <strong>and</strong> for theconstruction of an on-farm oilseed crushing plant, to givejust two examples.In the current review of the CAP, the "Health Check" 2 ,the <strong>European</strong> Commission proposes to strengthen supportto rural development, which will also allow for increasedsupport to bioenergy production <strong>and</strong> use. On the otherh<strong>and</strong>, the Commission is considering to abolish the energycrop premium, as the m<strong>and</strong>atory biofuel target will ensureincreasing dem<strong>and</strong>, <strong>and</strong> to end the obligatory set-asideas it is no longer needed as a supply control instrument.Abolishing the specific support measures for biomassproduction from the first pillar of the CAP is consistentwith the general line of making the CAP more marketoriented. It is also better to address the dem<strong>and</strong>-sidethrough a m<strong>and</strong>atory target for renewable energy ratherthan to try to directly steer the production choices offarmers.There are fears that exp<strong>and</strong>ing bioenergy production couldharm the environment. Concerns are that the increaseddem<strong>and</strong> for arable l<strong>and</strong> could lead to conversion of l<strong>and</strong>with high carbon stocks into arable l<strong>and</strong>. This couldrelease more carbon than can be saved by growingfeedstocks for biomass on that l<strong>and</strong>. Expansion ofagriculture may also endanger areas with a high biodiversityvalue.Aware of these concerns, the <strong>European</strong> Commission hasproposed to address these problems by imposing environmentalsustainability criteria 3 . Biofuels shall not be made8local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


e u r o p e a n n e w e n e r g y p o l i c yfrom raw material obtained from pristine forests orwetl<strong>and</strong>s, nor by converting l<strong>and</strong> with recognised highbiodiversity value or l<strong>and</strong> with high carbon stock. It willalso be required that there is a significant green housegas reduction calculated on a life-cycle basis.The same proposal also refers to the CAP directly byrequiring that the environmental requirements <strong>and</strong>st<strong>and</strong>ards of the so-called cross-compliance obligationsbe respected for the production of feedstocks for biofuelsin the EU. Therefore, if a farmer does not respect thoseenvironmental requirements when he producesfeedstocks for biofuels, he will loose part of his directpayments <strong>and</strong> the corresponding biofuels will not becounted against the 10% target.One main motivation for the EU's energy policy is itscommitment to combat Climate Change. Apart fromproviding biomass to other sectors, thus reducing GHGemissions there, the agricultural sector will have to reducefurther its own greenhouse gas emissions. The EUCommission has proposed to reduce by 2020 GHGemissions on average by 10% in those sectors which arenot covered by the Emissions Trading Scheme. Inaddition, a differentiated target has been proposed foreach Member State to achieve a fair sharing of the effort.In mitigating the effects of climate change, EU agriculturehas already contributed more than other sectors to curbinggreen house gas emissions. This is mainly due to theimprovement of production methods (i.e. more efficientuse of fertilisers) <strong>and</strong> diminishing cattle numbers.The second main driver is to increase security of energysupply. Here again, EU agriculture can make a contribution.It is estimated that about 80% of the biofuelsneeded in order to attain the 10% biofuels target by 2020could come from domestic sources without puttingsignificant stress on resources 4 . Agriculture may alsohave to improve its energy efficiency under the (national)Energy Efficiency Action Plans, which will help toachieve the 20% EU target until 2020.The Common Agricultural Policy helps agriculture toprovide sustainable bioenergy, to continue to reduce itsown GHG emissions <strong>and</strong> to use energy more efficiently– in addition to its primary task of producing food. Theinstruments at h<strong>and</strong> are statutory obligations (e.g. crosscompliance)<strong>and</strong> financial incentives in the second pillar.Europe has great potential for supplying both food <strong>and</strong>biomass for energy, without causing unmanageabletensions between the different end uses of agriculturalproducts.Links1http://ec.europa.eu/agriculture/rurdev/index_en.htm2http://ec.europa.eu/agriculture/healthcheck/index_en.htm3Proposal for a "Directive of the <strong>European</strong> Parlament <strong>and</strong> of theCouncil on the promotion of the use of energy from renewablesources" COM (2008) 19 final4http://ec.europa.eu/agriculture/analysis/markets/biofuel/impact042007/text_en.pdfContactAndreas Pilzecker – Andreas.Pilzecker@ec.europa.euDirectorate-General for Agriculture <strong>and</strong> Rural Development<strong>European</strong> Commission, F6 Bioenergy, Biomass, ClimateChange & Forestry, Bureau 3/154Rue de la Loi 130, B-1040 Bruxelles, BelgiumArea under arable crops <strong>and</strong> set aside in the EU2005–2007 (mio ha)2005 2006 2007Cereals 51.5 50.2 58.1of which EU-15 36.0 34.9 35.4EU-10 15.5 15.3 15.6EU-2 7.2Soft wheat 19.8 18.6 22.7Durum wheat 3.5 3.0 3.1Barley 13.1 13.3 13.9Maize 6.1 5.7 8.6Rye 2.5 2.3 2.6Other cereals 7.1 7.1 7.3Oilseeds (1) 6.0 6.6 9.1of which EU-15 4.0 4.5 4.9EU-10 1.9 2.1 2.2EU-2 2.1Rapeseed 3.9 4.3 5.1Sunseed 1.7 2.0 3.7Soyabeans 0.3 0.3 0.3Sugar beet 2.2 2.0 0.0Protein crops 1.4 1.2 1.2Flax <strong>and</strong> Hemp 0.2 0.2 0.2Silage (2) 5.2 5.0 5.0Total selected arable crops 66.4 65.3 73.7Compulsatory set-aside 4.0 4.0 4.0of which EU-15 4.0 4.0 4.0EU-10 0.0 0.0 0.0EU-2 0.0 0.0 0.0of which non-food oilseeds 0.8 0.8 0.8Voluntary set-aside 3.0 3.2 3.2Total set aside 7.0 7.2 7.2Total 72.6 71.7 80.1(1) on non-set aside area(2) excluding grass silageEU-15: Fifteen old Member StatesEU-10: Ten new Member StatesEU-2: Bulgaria, RomeniaSource<strong>European</strong> Commission, DG Agri G2, 2007: http://ec.europa.eu/agriculture/publi/caprep/prospects2007a/index_en.htmlocal l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/089


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eDie <strong>L<strong>and</strong></strong>- und Forstwirtschaft im österreichischen und europäischenEnergiesystemDer Europäische Rat hat am 9. März 2007 beschlossen, dass 20 % des europäischen Energiemixes bis 2020 aus erneuerbarenEnergien gedeckt werden sollen – und das verbindlich für alle EU-Mitglieder. Zusätzlich sollen die Treibhausgasemissionenum 20 % und der Energieverbrauch um 20 % gesenkt werden. Ein historischer Beschluss, dokumentiert er doch diepolitische Einsicht, dass Klimaveränderung und Energieversorgung zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Wollen wir dieglobale Erderwärmung in den Griff bekommen, müssen wir unser Energiesystem grundlegend ändern, hin zu wenigerVerbrauch und weniger fossilen Energiequellen.Prof. Diplomkaufmann Ernst Scheiber und DI Gregor Grill, Österreichischer Biomasse-Verb<strong>and</strong>/Austrian BiomassAssociation, Wien (A)Der Anteil der erneuerbaren Energieträger liegt in Österreichderzeit bei 23,4 %. Etwa 52 % davon entfallen aufBiomasse, knapp 45 % auf Wasserkraft, der Rest aufWärmepumpen, Solarthermie, Windenergie, Geothermieund Photovoltaik. Aus diesen Zahlen wird das enormePotential der noch wenig ausgebauten Energieträger wieWindkraft oder Photovoltaik deutlich.Grafik: Bruttoinl<strong>and</strong>verbrauch Energie 2004.Aus den oben genannten Zielen der Europäischen Unionergeben sich jedoch für die einzelnen Mitgliedsländer,je nach ihren Möglichkeiten und Zielen, unterschiedlicheAnteile zur Erreichung dieser Ziele. In Österreichist dieser Anteil jedoch noch lange keine beschlosseneSache. Die Vorstellungen und Prognosen variieren je nachInteresse, das übergeordnete Ziel des Ausbaus erneuerbarerEnergie läuft Gefahr in den Hintergrund zu treten.Wo Experten die österreichischen Potentiale bei 45%schätzen, wie es dem Regierungsprogramm der österreichischenBundesregierung entspricht, verweisen Vertreterder energieintensiven Industriebetriebe auf ein Zielvon 26%, um die Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeitenheimischer Betriebe nicht einzuschränken.Hier wird besonders deutlich, wie stark die Politik in derVerantwortung steht, die Rahmenbedingungen für erneuerbareEnergie und verbindliche Ziele zu formulieren.Die von der EU vorgeschlagenen 34% für Österreich bis2020 stellen eine Erhöhung um gut 45% dar, im Vergleichzu <strong>and</strong>eren europäischen Ländern wie etwa Polen (209%)oder Dänemark (76,5%) ein vergleichsweise bescheidenesZiel. Gerade im Bereich Ökostrom steht Österreichhier im Vergleich zu Deutschl<strong>and</strong> mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in der Warteschlange, was einerfolgreiches Ökostromgesetz betrifft. So ist derzeit derAnteil der erneuerbaren Energieträger an der Stromproduktiondurch den Mehrbedarf von bis zu 3,4% proJahr sogar rückläufig, was dem Ziel der EU-Richtlinie2001/77/EG, das Zielquoten für die Stromversorgung auserneuerbaren Energieträgern bis zum Jahr 2010 festhält,massiv widerspricht.Eines jedoch ist mittlerweile Gewissheit: Die Zeit desbilligen Erdöls ist vorbei, sie kommt nie mehr zurück,nur die Sonne schickt quasi unbegrenzte Energiemengenauf die Erde.Welchen Beitrag kann nun die <strong>L<strong>and</strong></strong>- und Forstwirtschaftin Österreich liefern?Derzeit werden rund 50.000 Hektar l<strong>and</strong>wirtschaftlicheFlächen, besonders Ackerl<strong>and</strong>, für den Bioenergiebereich(insbesondere Biodiesel bzw. Pflanzenölbereich und fürBiogasanlagen) verwendet. In einer Potentialabschätzungseitens der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftskammer Niederösterreichwurde versucht, ausgehend vom Ist-St<strong>and</strong> über alle Bereicheeine realistische Entwicklung im Hinblick auf dieBedarfsentwicklung im Bioenergiebereich bis 2010 abzuschätzenund die Möglichkeiten der Bedarfsdeckungdurch die Produktion am Acker auszuloten.Fazit dieser Untersuchung ist, dass in Zukunft der Bedarfan erneuerbarer Energie vom Acker rasant steigenwird.Dieser Mehrbedarf kann zu einem wesentlichen Teil ausösterreichischer Produktion gedeckt werden durch:10local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i e• Verwendung der exportierten Überschussmengen (inklusiveProduktionsumlenkung);• Ausweitung der Produktion nachwachsender Rohstoffeauf Stilllegungsflächen – Schwerpunkt Wärmeerzeugungaus Kurzumtriebshölzern und Miscanthus;• verstärkter Nutzung von derzeit ungenutzten Potentialen(z.B. Stroh, Zwischenfrüchte);• höhere Erträge in der Pflanzenproduktion.Schätzungsweise sollten in Österreich auf diese Weisebis zu 200.000 Hektar Produktionsäquivalente bis zumJahr 2010 und bis zu 350.000 Hektar bis zum Jahr 2020zusätzlich für die Bioenergieproduktion neben den bereitsvorh<strong>and</strong>enen 50.000 Hektar bereitgestellt werden können.Das Besondere an dieser Berechnung ist, dass dieRohstoffverfügbarkeit vor dem Hintergrund des gesamteuropäischenBinnenmarktes dabei auch in witterungsbedingtenProblemjahren kein Problem darstellt. Es bestehtdarüber hinaus ein großes Rohstoffpotential im EU-Raum, insbesondere in den östlichen Nachbarstaaten(geschätzte 60 Mio. Hektar). Biodiesel, Bioethanol undBiomethan stellen neben der Einsparung von CO 2imVerkehrsbereich, der Emittent Nummer zwei knapp hinterder Industrie ist, hochwertige Nebenprodukte bereit,die als Futtermittel in der Tierzucht Verwendung finden.So können zusätzlich Importe von Sojafuttermitteln substituiertwerden.Im Bereich der Wärmeversorgung stellt der RohstoffHolz in Österreich seit jeher einen fixen Best<strong>and</strong>teil dar.Die Versorgung aus dem Inl<strong>and</strong> mit fester Biomasse(Stückholz, Hackschnitzel, Pellets, Kurzumtrieb) zurWärmeerzeugung kann nach heutigen Berechnungen zu100% aus dem Inl<strong>and</strong> gedeckt werden. Dennoch gilt derRohstoffmobilisierung aus den Wäldern Österreichs großeAufmerksamkeit, zeigt die Statistik ja lediglich diePotentiale, die noch lange nicht mobilisiert wurden. Denndie großen Holzreserven stocken in den Waldflächen derso genannten Kleinwaldbesitzer (unter 50 ha), die etwadie Hälfte der österreichischen Wälder besitzen.Aufgrund der enormen Entwicklung von Holzpellets, dieihren ersten Höhepunkt im Jahr 2006 erreichten, alserstmals mehr Pelletskessel als Ölkessel in Österreichinstalliert wurden, hat nun eine sehr komfortable, vollautomatischemit regenerativen Energien betriebenenHeizungsanlage in viele Wohnhäuser Einzug gehalten.Mit 47 % Waldfläche und den vorratsstärksten WäldernEuropas sowie diesen enormen Potentialen benötigenauch Forstpolitiker die entsprechenden Rahmenbedingungen,um diesen Schatz nachhaltig zu heben.Neben all diesen Möglichkeiten der erneuerbaren Energiestellt die Einsparung und Energieeffizienz eine wesentlicheHerausforderung dar. Nur mit einem konsequentumgesetzten Programm zum Einsparen von Energie undzum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energiewerden Vorteile in folgenden Bereichen erzielt:• Einhaltung der internationalen Klimaschutzverpflichtungenund damit Einsparung von jährlich etwaeiner Milliarde Euro oder mehr, die ansonsten für denAnkauf von Emissionszertifikaten auszugeben wären;• Sicherung der Energieversorgung für Wirtschaft undGesellschaft in Österreich;• Schaffung eines großen Inl<strong>and</strong>smarktes für Umwelttechnologieund damit weitere Verbesserung derExportchancen dieses rasch wachsenden Industriezweiges;• Senkung der Treibhausgasemissionen zur Stabilisierungdes Klimaw<strong>and</strong>els.2004 waren in Österreich über 34.000 Personen in dererneuerbaren Energietechnik beschäftigt (ca. 1% der Erwerbstätigen),um 30 % mehr als im Jahr davor. 70 %der in Österreich erzeugten Solaranlagen wurden exportiert,ähnlich hoch liegen die Exportanteile bei Hackschnitzel-und Pelletskessel. Die Umwelttechnologie istdie Wachstumsbranche der kommenden Jahrzehnte. Essind daher nicht nur ökologische, sondern h<strong>and</strong>feste wirtschaftlicheArgumente, die für den schrittweisen Ausstiegaus der fossilen Energiewirtschaft sprechen.SummaryAgriculture <strong>and</strong> forestry in the Austrian <strong>and</strong> <strong>European</strong>energy systemOn 9 March 2007, the <strong>European</strong> Council decided for 20%of the <strong>European</strong> energy mix to be covered by renewableenergies by 2020. The share of renewable energy sources inAustria is currently 23.4%. About 52% of them are madeup by biomass, just under 45% by water power <strong>and</strong> theremaining ones by heat pumps, solar thermal collectors, windenergy, geothermal power <strong>and</strong> photovoltaics. Around 50,000hectares of agricultural area, especially of cropl<strong>and</strong>, arepresently being used to produce bioenergy (especially biodieselor vegetable oil or for biogas plants). It is estimatedthat by 2020 up to 350,000 hectares of l<strong>and</strong> should be ableto be provided for bioenergy production in addition to theexisting 50,000 hectares. Apart from supporting biomassproduction <strong>and</strong> other renewable energies, energy saving <strong>and</strong>efficiency pose an important challenge.KontaktProf. Kfm. Ernst Scheiber – scheiber@biomasseverb<strong>and</strong>.atDI Gregor Grill – grill@biomasseverb<strong>and</strong>.atÖsterreichischer Biomasse-Verb<strong>and</strong>Austrian Biomass AssociationFranz Josefs-Kai 13, A-1010 Wien, Austriawww.biomasseverb<strong>and</strong>.atlocal l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0811


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eDie Rolle der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft beim Klimaw<strong>and</strong>el – Täter, Opfer,WohltäterDie <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft trägt hauptsächlich durch Lachgas (N 2O)- und Methan (CH 4)-Emissionen zum Klimaw<strong>and</strong>el bei. Ihredirekten Kohlendioxid (CO 2)-Emissionen sind demgegenüber gering. Weltweit kommen jedoch erhebliche CO 2-Freisetzungenhinzu, die durch <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzungsänderungen (Ausweitung der l<strong>and</strong>wirtschaftlich genutzten Fläche auf Kosten vonWäldern etc.) und den dadurch bedingten Verlusten an Biomasse und Humus verursacht werden. Zusammen tragen dieseProzesse knapp 30 % zum weltweiten Ausstoß an Treibhausgasen bei. Gleichzeitig ist die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft aber auch inerheblichem Ausmaß vom Klimaw<strong>and</strong>el betroffen. Für Deutschl<strong>and</strong> werden beispielsweise tendenziell heißere und trockenereSommer vorhergesagt. Extreme Witterungsereignisse nehmen zu und erhöhen die Risiken für den Pflanzenbau. Vonder <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft werden erhebliche Anpassungsleistungen an den Klimaw<strong>and</strong>el verlangt werden. Zum Dritten kann die<strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft zur Begrenzung des Klimaw<strong>and</strong>els beitragen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass diese Herausforderungerkannt und angenommen wird. Hierfür sind noch ein starker Bewusstseinsw<strong>and</strong>el und eine Konzentration der Förderpolitikauf die effizientesten Beiträge zum Klimaschutz erforderlich.Dr. Dietrich Schulz, Fachgebietsleiter „Bodennutzung, Bodenbewirtschaftung, <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft“, Umweltbundesamt(UBA), Dessau (D)*Beitrag der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft zum Klimaw<strong>and</strong>elAls Vertragsstaat der Klimarahmenkonvention der VereintenNationen (UNFCCC) ist Deutschl<strong>and</strong> seit 1994dazu verpflichtet, Inventare zu nationalen Treibhausgasemissionenzu erstellen, zu veröffentlichen und regelmäßigfortzuschreiben. Um Transparenz, Konsistenz und internationaleVergleichbarkeit der Treibhausgas-Inventarezu gewährleisten, werden vom Klimasekretariat derVereinten Nationen Richtlinien und ein gemeinsamesBerichts-Format (Common Reporting Format) vorgegeben.Mit seinem fünften Nationalen Inventarbericht(NIR), der im Umweltbundesamt zusammengestellt wurde(UBA 2007), hat Deutschl<strong>and</strong> seine diesbezüglichenBerichtspflichten für die Jahre 1990 bis 2005 erfüllt.Insgesamt hat Deutschl<strong>and</strong> im Jahr 2005 aus allen Quellgruppenetwa 1 Mrd. t CO 2-Äquivalente emittiert, wobeider Löwenanteil – für eine Industrienation nicht unerwartet– mit 815 000 t auf den Sektor Energie entfällt,gefolgt von den Industrieprozessen mit 107 000 t.Zur Quellgruppe <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft gehören in Deutschl<strong>and</strong>die Methan (CH 4)-Emissionen aus der Tierhaltung(Verdauungsvorgänge bei Wiederkäuern) und aus derBeh<strong>and</strong>lung von Wirtschaftsdüngern sowie die Lachgas(N 2O)-Emissionen aus l<strong>and</strong>wirtschaftlich genutzten Böden.Getrennt erfasst werden Daten zum Agrar-Dieselverbrauch(d.h. die CO 2-Emissionen durch l<strong>and</strong>wirtschaftlicheTransporte, den Betrieb l<strong>and</strong>wirtschaftlicherMaschinen etc.). Methodische Details wie die Herkunftder Aktivitätsdaten (activity rates) und der Emissionsfaktoren(emission factors) sind im NIR dargestellt. ZurUmrechnung in CO 2-Äquivalente werden die vom IPCCfestgesetzten Umrechnungsfaktoren verwendet.Im Ergebnis verursachte die deutsche <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftdamit im Jahr 2006, ausgedrückt in CO 2-Äquivalenten,41 Mio. t N 2O, 23 Mio. t CH 4sowie etwa 4 Mio. t CO 2.Die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft verursacht damit einen Anteil vonca. 7% am Gesamtausstoß von Treibhausgasen (THG)in Deutschl<strong>and</strong>. Somit ist die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft immerhindrittgrößter Verursacher von THG-Emissionen, allerdingsmit deutlichem Abst<strong>and</strong> hinter der Energiewirtschaft (ca.81%) und der Industrie (ca. 11%).Weltweit wird der Anteil der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft an den gesamtenanthropogenen THG-Emissionen auf 10–12%geschätzt (IPCC 2007). Ein wesentlicher Anteil entfälltdabei auf die Tierhaltung. Die FAO hat dazu einen ausführlichenBericht publiziert (FAO 2006). Dabei kommtsie u.a. zu folgenden zentralen Schlussfolgerungen:- Die Tierhaltung ist weltweit eine der größten Umweltbedrohungen.Sie ist für 18% der THG-Emissionenverantwortlich. Dieser Anteil ist höher als der desTransportwesens.- Die Tierhaltung ist eine der maßgeblichen Triebkräfte(driving forces) bei Entwaldungen, Biodiversitätsverlustenund Bodendegradationen. Sie verschärft oftWasserprobleme, und zwar sowohl in qualitativer alsauch in quantitativer Hinsicht.- Die weltweite Nachfrage nach tierischen Produktenwird sich bis 2050 voraussichtlich verdoppeln, mitallen Konsequenzen für die Umwelt im Falle von„business as usual.“Die Umweltkosten je Einheit tierischer Produkte müsstenhalbiert werden, nur um das Schadensniveau nicht überdas gegenwärtige Ausmaß hinaus anwachsen zu lassen.* Der Autor äußert hier persönliche Ansichten.12local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eZu den Emissionen aus unmittelbaren l<strong>and</strong>wirtschaftlichenAktivitäten kommt global betrachtet ein Anteil hinzu,der auf Waldverluste zur Gewinnung l<strong>and</strong>wirtschaftlichnutzbarer Böden zurückgeht. Mit der Umw<strong>and</strong>lungvon Wäldern in Ackerl<strong>and</strong>, Wiesen oder Weiden ist nichtnur ein Verlust an oberirdischer Biomasse verbunden,sondern auch ein je nach St<strong>and</strong>ort unter Umständen erheblicherHumusabbau. Beide Vorgänge setzen CO 2frei.Ähnliches passiert bei uns, wenn etwa Grünl<strong>and</strong>flächenumgebrochen oder Niedermoorböden entwässert undzum Zwecke der Biomassegewinnung ackerbaulich genutztwerden (etwa für Mais als Biogas-Rohstoff). DieKlimabilanz solcher Vorgänge ist negativ.Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik formuliert inseinem jüngsten Gutachten (WBA 2008) diesen Zusammenhangäußerst prägnant: Bei knappen Ackerflächenführe eine großflächige Ausdehnung der Bioenergiezwangsläufig dazu, dass bisher nicht ackerbaulich genutzteFlächen in Kultur genommen würden bzw. die Bewirtschaftungder Flächen intensiviert werde. Das verursacheerhöhte CO 2- und N 2O-Emissionen mit der Folge,dass die Ausdehnung der Bioenergieerzeugung aufAckerflächen im Endeffekt sogar kontraproduktiv für denKlimaschutz sein könne. Bei diesem Befund könne derdeutschen Politik aus klimaschutzpolitischer Sicht nichtempfohlen werden, die Förderung der Bioenergieerzeugungauf Ackerflächen weiter auszubauen.Der Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung ist– wenn überhaupt – nur dann ein Beitrag zum Klimaschutz,wenn er nachhaltig erfolgt. Die Kriterien für denAnwendungsbereich der Biokraftstoffe sind im Entwurfeiner Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnung (BioNachV)niedergelegt. Dazu gehören u. a. die Einhaltung der gutenfachlichen Praxis und der Cross Compliance (Direktzahlungen-Verpflichtungen.Diese sollen nach den imEntwurf vorliegenden, von der Europäischen Kommissionpublizierten Vorstellungen zur Halbzeitbilanz derGemeinsamen Agrarpolitik um eine Komponente zumKlimaschutz erweitert werden).Maisanbau Abbildung oder auf ungeeigneten Kasten zur Auflockerung.St<strong>and</strong>orten können zu Schädigungendes Bodens führen. Foto: Stephan Marahrens, UBA.In Staaten außerhalb der EU müssen gleichwertigeRechtsvorschriften gelten und eingehalten werden, wasdurch ein Zertifikat einer unabhängigen Kontrollstellenachzuweisen ist. Außerdem müssen Biokraftstoffe einTHG-Verminderungspotenzial von mindestens 30%, ab2011 von mindestens 40% aufweisen, um auf die Biokraftstoffquoteanrechenbar zu sein.Risiken für die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft durch den Klimaw<strong>and</strong>elDie <strong>L<strong>and</strong></strong>- und Forstwirtschaft – viele Bauern in Deutschl<strong>and</strong>sind gleichzeitig Waldbesitzer – ist bereits heuteschon in vielfältiger Weise betroffen von einer Folge desKlimaw<strong>and</strong>els, nämlich dem, was man im Jargon derKlimaforscher als eine „Zunahme extremer Witterungsereignisse“bezeichnet. Überschwemmungen (2002;2006), Dürreperioden (2003), Stürme („Kyrill“, Januar2007) , Hagel und ähnliche Extremereignisse richten weitgrößeren Schaden an als die Veränderungen irgendwelcherMittelwerte. Obwohl sich nicht jedes einzelneExtrem-Ereignis eindeutig und zweifelsfrei der vomMenschen verursachten Klimaänderung zuordnen lässt,ist dennoch absehbar, dass im Trend mit einer weiterenZunahme und Verstärkung der Extremereignisse bei sichveränderndem Klima zu rechnen ist. <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft wirddamit ein riskanteres Geschäft, und die Risikovorsorgeund -absicherung wird deshalb wichtiger. Die Versicherungswirtschaftbietet inzwischen für solche Risiken entsprechendeMehrgefahrenversicherungen an.Im Mittel besagen regionalisierte Klimaszenarien fürDeutschl<strong>and</strong>, dass die Sommer heißer und im Osten trockenerwerden; im Westen nehmen die Sommerniederschlägedagegen eher zu. Die Folgen sind unter <strong>and</strong>eremein höherer Befallsdruck mit Insekten (bei Trockenheit)und Pilzkrankheiten (in feucht-warmen Bedingungen).Die Winter werden milder und feuchter, die Schneefallgrenzesteigt, damit wird unter <strong>and</strong>erem weniger Wasserfür die Vegetationsperiode gespeichert.Die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft ist nicht der einzige Sektor, der imZuge des Klimaw<strong>and</strong>els vor erheblichen Anpassungs-Erfordernissen steht. Die Bundesregierung hat 2005 beschlossen,bis Ende 2008 eine Deutsche Anpassungsstrategie(DAS) an den Klimaw<strong>and</strong>el zu entwickeln, ummöglichen Risiken für die Umwelt, volkswirtschaftlichenSchäden und negativen sozialen Folgen vorzubeugen.In einem ersten Schritt erhebt das Bundesumweltministerium– unterstützt durch das KompetenzzentrumKlimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt(KomPass) – bei Behörden und ausgewählten Verbänden(Stakeholdern) mit Hilfe eines Fragebogens relevanteInformationen, die notwendig sind, um eine systematische,langfristig ausgelegte sowie bereichsübergreifende(insgesamt 12 Bereiche, darunter die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft)local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 13


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i edeutsche Anpassungsstrategie auszuarbeiten. Aus denAntworten der bereits laufenden Fragebogenaktion wirdKomPass im Frühsommer 2008 den Entwurf einesSachst<strong>and</strong>sberichts zum bisher verfügbaren Wissen vorlegen.Dieser Bericht soll die Betroffenheit gegenüberKlimaänderungen, den aktuellen Anpassungsst<strong>and</strong> sowieDefizite bei der Anpassung an den W<strong>and</strong>el in Deutschl<strong>and</strong>zusammenfassen.Anh<strong>and</strong> des Sachst<strong>and</strong>sberichts werden konkrete Politiken,Prozesse und Maßnahmen zur Anpassung identifiziertund Aktivitäten für deren Umsetzung geplant. Ineinem breiten Konsultationsprozess werden sich betroffeneAkteure einbringen können. Der für Ende 2008 angestrebteKabinettsbeschluss zur deutschen Anpassungsstrategiewird der Beginn eines kontinuierlichen, schrittweisenProzesses sein, der die AnpassungsfähigkeitDeutschl<strong>and</strong>s gegenüber Klimaänderungen erhöht unddie Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Klimaw<strong>and</strong>elsverringert. KomPass wird diesen Prozess fachlich undkonzeptionell begleiten und dabei als Geschäftsstelle fürdie Deutsche Anpassungsstrategie dienen, im Sinne einesUmschlagplatzes für Informationen und als Förderereiner breiten Kommunikation und Kooperation mit undzwischen beteiligten Akteuren.Hinsichtlich einer nationalen Anpassungsstrategie an denKlimaw<strong>and</strong>el kann das Umweltbundesamt derzeit nochkeine Ergebnisse vorstellen, sondern nur den Prozess desgeplanten weiteren Vorgehens. Einzelne Bundesländer(etwa Nordrhein-Westfalen) suchen für ihren Zuständigkeitsbereichebenfalls Wege zu einer Anpassungsstrategie(MUNLV 2007).Mögliche Beiträge der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft zum KlimaschutzDer weltweite Temperaturanstieg und der damit verbundeneKlimaw<strong>and</strong>el sind bereits heute Realität. Wir gehendavon aus, dass wir bis zur Mitte des 21. Jahrhundertseine Erwärmung der Erdatmosphäre um etwa 2°Celsius gegenüber dem Niveau von Mitte des 19. Jahrhundertsnicht mehr verhindern können, unabhängigdavon, welche Maßnahmen wir von jetzt an ergreifen.Und dieser Wert, also die Beschränkung des Temperaturanstiegsauf „nur“ 2° Celsius, ist als Minimum anzusehen,das sich die Staaten der Europäischen Union als Zielihrer Anstrengungen gesetzt haben.Die Bundesregierung hat als ihren Beitrag dazu am 23.August 2007 auf ihrer Klausursitzung in Meseberg Eckpunktefür ein integriertes Klima- und Energieprogrammfestgelegt mit dem Ziel, die deutschen THG-Emissionenbis 2020 um 40% gegenüber dem Bezugsjahr 1990zu senken. Kritiker bemängeln, dass der Begriff „<strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft“in diesem Programm nicht auftaucht.Trotzdem hat die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft eine Reihe von Möglichkeiten,dem Klimaw<strong>and</strong>el entgegenzuwirken. Siekann ihre Stickstoff-Effizienz weiter erhöhen, um denLachgas (N 2O)-Ausstoß je Produkteinheit zu senken.Insbesondere bei der Wirtschaftsdüngerverwertung sinddabei immer noch Reserven zu sehen, wie auch neuesteUntersuchungen zeigen (Taube, 2007; Gröblinghoff, inVorbereitung). Die Fütterung von Wiederkäuern ist zuoptimieren, um die Methan (CH 4)-Emissionen zu senken.Gülle sollte in die Biogasanlage, was die CH 4-Emissionensenkt und fossile Brennstoffe substituiert.Der Ökol<strong>and</strong>bau führt ebenfalls zu weniger THG-Emissionen,auch unter Berücksichtigung des niedrigeren Ertragsniveaus.Allerdings gibt es hier einen Überlappungsbereich:Konventionelle Betriebe mit einem erstklassigenManagement kommen mit ihren produktspezifischenTHG-Emissionen durchaus in den Bereich mittelmäßigerbis schlechter Ökobetriebe (Hülsbergen 2007). DieHerausforderung, den Betrieb effizient zu führen, umeinen optimalen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, giltalso auch für Ökobauern.Die Speicherung von CO 2aus der Atmosphäre im Humusl<strong>and</strong>wirtschaftlicher Böden (englisch: carbonsequestration; manchmal direkt mit CO 2-Sequestrierungübersetzt) ist in den vergangenen Jahren zu einem wichtigenForschungs- und Diskussionsthema geworden. DieUmstellung auf Ökol<strong>and</strong>bau oder auf pfluglose Verfahrenerhöht den Humusgehalt im Boden und führt damiteine Zeit lang zu CO 2-Entzügen aus der Atmosphäre.Allerdings ist dieser Vorgang befristet und dann beendet,wenn das mit dem Anbausystem verbundene neue Gleichgewichtzwischen Ein- und Austrägen erreicht ist. Außerdemist im Falle von Rückumstellungen der Vorgangreversibel. Experten warnen daher vor überzogenen Erwartungen(Hülsbergen und Küstermann 2007).Das Umweltbundesamt hat am 22./23. Januar 2008 aufdem Weg zu der bereits erwähnten Nationalen Anpassungsstrategiean den Klimaw<strong>and</strong>el einen Workshopzum Thema „Böden im Klimaw<strong>and</strong>el“ durchgeführt.Einhellige Meinung war dabei, dass sich l<strong>and</strong>wirtschaftlicheBöden nicht für langfristige CO 2-Sequestrierungeneignen. Sehr wichtig ist jedoch der Schutz des vorh<strong>and</strong>enenHumus im Rahmen eines vorsorgenden Bodenschutzes,wie es der § 17 des Bundesbodenschutzgesetzes(BBodSchG) vorschreibt und wie er auch im Rahmender Direktzahlungen-Verpflichtungen (Cross Compliance)als Ziel gefordert wird, auch wenn bei letzterer dieweiteren Bestimmungen dazu fragwürdig erscheinen.Denn: Humusabbau erfolgt bei ungeeigneter Bewirtschaftungrasch, sein Aufbau geschieht dagegen ziemlich langsam.14local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eWelche Klimaschutz-Potenziale stecken in der Biomasse-Nutzung?– Aus meiner Sicht weicht die anfänglicheEuphorie langsam der Ernüchterung. Die <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftwird nicht zuletzt bei den gestiegenen Lebensmittelpreisenihre Hauptaufgabe zu Recht darin sehen, LebensundFuttermittel in ausreichender Menge und guter Qualitätzu akzeptablen Preisen und mit vertretbaren Umweltfolgenzu produzieren. Die Potenziale der Abfallbiomassesind besser auszuschöpfen anstatt den Anbaunachwachsender Energieträger weiter voranzutreiben.Der Anbau nachwachsender Rohstoffe sollte so umweltgerechtwie möglich erfolgen und nicht zu zusätzlichenUmweltbelastungen führen. Biomasse sollte in den effizientestenProduktionslinien genutzt und nicht in wenigereffizienten verschwendet werden. Das Umweltbundesamthat in mehreren ökobilanziellen Untersuchungen(Umweltbundesamt 1993, 1999 und 2000) daraufhingewiesen, dass Rapsdiesel (RME) keinen effektivenBeitrag zur Lösung unserer Klimaprobleme leistet undnur dort gefördert werden sollte, wo erhöhte Anforderungendes Gewässerschutzes bestehen und damit dieleichtere biologische Abbaubarkeit zum Tragen kommt.Hier sind Fehlsteuerungen passiert, die mit mehr fachlichorientiertem Augenmaß und weniger Lobbyismusvermeidbar gewesen wären.Der wissenschaftliche Apparat der EU-Kommission stelltdie Biokraftstoffquote mittlerweile ganz in Frage undplädiert nur noch für eine Gesamt-Minderungsquote(overall target) für THG-Emissionsminderungen (GHGsavings). Die Biomassenutzung solle dann dorthin gelenktwerden, wo sie den größten Nutzen stifte (JRC2007). Ebenso äußert sich der Verbraucherzentralen-Bundesverb<strong>and</strong> (www.vzbv.de). Für den weltweiten H<strong>and</strong>elmit Biomasse brauchen wir ein glaubwürdigesNachhaltigkeits-Zertifizierungssystem. Das Umweltbundesamtunterstützt dessen Entwicklung derzeit mitmehreren Forschungsvorhaben und der Förderung vonProjekten, die von Nichtregierungsorganisationen aus denBereichen Umweltschutz und Entwicklungszusammenarbeitdurchgeführt werden. Biodiesel aus Palmöl, fürdessen Gewinnung tropische Regenwälder in Südostasienzerstört werden, löst kein Problem, sondern ist eins. DieTherapie ist in diesem Fall schlimmer als die Krankheit,denn das Naturerbe der Menschheit wird für eine angeblichnachhaltige Mobilität verschleudert. Deutschl<strong>and</strong> istvom 19. – 30. Mai 2008 Gastgeber der 9. Vertragsstaatenkonferenzdes Übereinkommens über die biologischeVielfalt (CBD) und will entscheidend dazu beitragen,wirksame Maßnahmen gegen die anhaltende Zerstörungder biologischen Vielfalt zu beschließen. Wir sollten unsereFörderpolitik in allen relevanten Bereichen kohärentauf dieses Ziel ausrichten.SummaryThe role of agriculture for climate change – offenders,victims, benefactorsAgriculture contributes to climate change expecially withnitrous oxide (N 2O) <strong>and</strong> methane emissions (CH 4). Theirdirect carbon dioxide (CO 2) emissions are comparablysmall though. However, worldwide they are increasedby CO 2emissions caused by changed l<strong>and</strong> uses <strong>and</strong> arelated loss of biomass <strong>and</strong> humus. Simultaneously,agriculture is heavily affected by climate change. It isfor instance forecasted that Germany tends to have hotter<strong>and</strong> drier summers. Extreme weather phenomenons gainweight <strong>and</strong> increase the risks for crop production.Agriculture will be expected to prove considerable adaptabilityto climate change. But it may also help to limitclimate change. This requires a change of awareness <strong>and</strong>a concentration of funding policies on the most efficientcontribution to climate change.Quellen• BMU (2007): „Eckpunkte für ein integriertes Energie- und Klimaprogramm”.Umwelt 9/2007, Sonderteil.• FAO (2006): “Livestock`s long shadow – environmental issues <strong>and</strong>options”. http://www.virtualcentre.org.• Hülsbergen, K.-J. (2007): „Der Beitrag des Ökol<strong>and</strong>baus zumKlimaschutz“, Herbsttagung 2007. www.boelw.de.• Gröblinghoff und Lüttke-Entrup (siehe VNU-DR-Bericht).• Hülsbergen, K.-J. und B. Küstermann (2007): „Überzogene Erwartungen“.DLG-Mitteilungen 11/2007, S. 58-61.• IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Weltklimarat,2007): Vierter Sachst<strong>and</strong>sbericht (AR4) über Klimaänderungen,dort Bericht der AG III, Kap. 8 Agriculture.• JRC (2007): “Biofuels in the <strong>European</strong> Context: Facts, Uncertainties<strong>and</strong> Recommendations”. JRC Working Paper 19/12/2007.• MUNLV (Ministerium für Umwelt und Naturschutz, <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftund Verbraucherschutz des <strong>L<strong>and</strong></strong>es Nordrhein-Westfalen,2007): „Klimaw<strong>and</strong>el in Nordrhein-Westfalen – Wege zu einerAnpassungsstrategie“.• Neue Osnabrücker Zeitung vom 26.01.2008: „Wir brauchenBewusstseinsw<strong>and</strong>el der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft“. Interview mit AndreasTroge, Präsident des Umweltbundesamtes.• Taube, F. und M. Kelm (2007): „Wir düngen noch zu viel!“. DLG-Mitteilungen, Dünger-Magazin Winter 07.• Umweltbundesamt (1993): „Ökologische Bilanz von Rapsöl bzw.Rapsölmethylester als Ersatz von Dieselkraftstoff (Ökobilanz Rapsöl)“.TEXTE 4/93.• Umweltbundesamt (1999): „Aktuelle Bewertung des Einsatzes vonRapsöl/RME im Vergleich zu Dieselkraftstoff“. TEXTE 79/99.• Umweltbundesamt (2000): „Rapsöldiesel bringt keine entscheidendenVorteile für die Umwelt“. Pressemitt. Nr. 1/2000.• Umweltbundesamt (2007): „Nationaler Inventarbericht zum DeutschenTreibhausgasinventar 1990-2005“. Climate Change 04/07.• Umweltbundesamt (2008): „Die Rolle der Böden im Klimaw<strong>and</strong>el“.Workshop am 22./23.01.08; Dokumentation in Vorbereitung.• WBA (2007): „Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung –Empfehlungen an die Politik“. www.bmelv.bund.de.KontaktDr. Dietrich Schulz – dietrich.schulz@uba.deFachgebietsleiter Bodennutzung und -bewirtschaftung,<strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft, UmweltbundesamtWörlitzer Platz 1, D-06844 Dessau-Roßlau, Deutschl<strong>and</strong>local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 15


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eNachwachsende Rohstoffe – Auswirkungen auf die BodengesundheitDie Bundesregierung hat sich aus Gründen des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit ehrgeizige Ziele beimAusbau der erneuerbaren Energien gesetzt. Die Regenerativen sollen bis 2020 25–30 Prozent zum Stromverbrauch,14 Prozent zur Wärmebereitstellung und 17 Prozent zum Kraftstoffverbrauch beitragen. Seit April ist das Biokraftstoffzielallerdings in Frage gestellt, da die geplante Erhöhung der Ethanol-Beimischungsquoten aufgrund fahrzeugtechnischerProbleme gescheitert ist. Dennoch werden die Ziele ohne Bioenergie nicht erreichbar sein, schließlich ist sie schonheute mit 71 Prozent der wichtigste erneuerbare Energieträger in Deutschl<strong>and</strong>, noch vor Wind, Wasser und Sonne.Von den drei Bioenergie-Kategorien Holz, Reststoffe und Energiepflanzen haben letztere das größte Potenzial. ImJahr 2007 wurden Energiepflanzen bereits auf etwa 1,75 Mio. Hektar der insgesamt rund 12 Millionen Hektar Ackerflächein Deutschl<strong>and</strong> angebaut. Verschiedene Studien gehen davon aus, dass diese Fläche langfristig auf 2,5 bis 5Mio. Hektar anwachsen könnte, ohne die Nahrungsmittelproduktion einzuschränken. Voraussetzung für eine Ausweitungdes Energiepflanzenanbaus ist jedoch dessen Nachhaltigkeit.Nicole Paul, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Gülzow (D)Förderpolitik für nachhaltigen EnergiepflanzenanbauDas Bundesl<strong>and</strong>wirtschaftsministerium fördert vor diesemHintergrund über seinen Projektträger, die FachagenturNachwachsende Rohstoffe (FNR), Projekte, indenen Ansätze für eine nachhaltige Energiepflanzenproduktionuntersucht werden. Nachhaltigkeit bedeutetdabei, Ökologie und Ökonomie gleichermaßen zu berücksichtigen,denn nur bei einem Gleichgewicht zwischenbeiden Faktoren hat Bioenergie langfristig eineChance. Viele der FNR-geförderten Projekte haben aucheinen Bezug zum Thema Bodenschutz und Bodengesundheit.Im Folgenden werden drei von ihnen exemplarischvorgestellt.EVA – Entwicklung und Vergleich von optimiertenAnbausystemen für die l<strong>and</strong>wirtschaftliche Produktionvon Energiepflanzen unter den verschiedenenSt<strong>and</strong>ortbedingungen Deutschl<strong>and</strong>sDieses sehr umfangreiche Förderprojekt der FNR beinhaltetim Kern Anbauversuche. In sechs typischen AnbauregionenDeutschl<strong>and</strong>s werden seit dem Frühjahr2005 verschiedene Energiepflanzen-Fruchtfolgen getestet.Dabei werden unter <strong>and</strong>erem Arten berücksichtigt,die man heute kaum mehr kultiviert, wie Topinamburund Ölrettich, oder deren Nutzung in unseren Breitengerade erst beginnt, wie die von Sudangras und Zuckerhirse.Ziel von EVA ist es, die Bioenergieversorgung derZukunft auf ein breiteres Artenfundament zu stellen.Mehr Abwechslung auf dem Acker hat auch auf dieBodengesundheit grundsätzlich positive Auswirkungen.Nährstoffe werden weniger einseitig entzogen und Pflanzenkrankheitenund Schädlinge können sich nicht soschnell ausbreiten. Die ersten Ergebnisse von EVA sindhier durchaus vielversprechend und zeigen, dass es vieleAlternativen zum Mais gibt. Sudangras, Zucker- undFutterhirse (Abb. 1), Sorghum-Hybride und bestimmteGetreideganzpflanzen, vor allem Wintertriticale, sind fürden Anbau in abwechslungsreichen Fruchtfolgen geeignet.Den Ertrag von Mais übertreffen sie zwar nur selten,kommen aber doch in seine Nähe.Auch die in mehreren EVA-Nebenversuchen getestetenneuen Anbausysteme sind vielversprechend. Besondersgute Resultate erzielten die Forscher mit dem Zweikulturnutzungssystem,bei dem mit Hilfe optimierter AussaatundErntetermine eine winterharte Erstfrucht gefolgt voneiner Sommerzweitfrucht angebaut und beide energetischgenutzt werden. Entscheidend für den Erfolg eines derartigenAnbausystems ist die Wasserversorgung im ZeitraumJuni bis August. In den Versuchen schnitten alsErstfrüchte Futterroggen, <strong>L<strong>and</strong></strong>sberger Gemenge, Grünroggenund Grünroggen-Erbsen-Gemenge und als ZweitfrüchteSudangras, Mais, Sorghum-Hybride (Rona 1) undMais-Sonnenblumen-Gemenge sehr gut ab. Der Bodenprofitiert besonders durch die fast ganzjährige Begrünung,mit der Erosion und Nährstoffauswaschung ent-Abb. 1: Mit Zuckerhirse können Energiefruchtfolgen aufgelockertwerden. Foto: FNR, Gülzow.16local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i egegenwirkt wird.Die ersten Ergebnisse der ökonomischen Begleitforschungvon EVA wiesen darauf hin, dass das Zweikulturnutzungssysteman bestimmten St<strong>and</strong>orten wirtschaftlichüberlegen ist. Die erzielten Mehrerträge konnten den zusätzlichenArbeitsaufw<strong>and</strong> für eine zweite Feldbestellungübertreffen.AgroforstAgroforstsysteme sind eine einstmals weit verbreiteteForm der <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung, bei der mehrjährige Gehölze wieBäume, Hecken und Sträucher mit l<strong>and</strong>wirtschaftlichenNutzpflanzen auf der selben Fläche kultiviert und stofflichoder energetisch genutzt werden (Abb.2).Gehölze im Agroforst liefern aber nicht nur Rohstoffe,sie können auch die Anbaubedingungen für alle beteiligtenPartner verbessern. Dies betrifft insbesondere denBodenhaushalt. So dienen Hecken und Bäume dem WindundErosionsschutz, Baumwurzeln befestigen den Bodenzusätzlich und holen Nährstoffe aus tieferen Schichten,die sie über das Laub an die Humusschicht abgeben.Energieholz gewinnen. Dabei werden die Anbauversuchenicht auf Versuchsparzellen sondern unter praxisnahenBedingungen auf großen Ackerschlägen durchgeführt. Zuden geplanten Untersuchungen gehört unter <strong>and</strong>erem dielaufende Erfassung bodenphysikalischer und bodenchemischerDaten.Verwertung von Gärresten aus BiogasanlagenDer noch relativ neue Einsatz von Energiepflanzen zurBiogasgewinnung ist im Hinblick auf die Beschaffenheitund den Einsatz der entstehenden Gärreste erst wenigerforscht. Die FNR fördert vor diesem Hintergrund seit2006 ein Kooperationsprojekt des Institutes für AgrarundStadtökologische Projekte (IASP) an der BerlinerHumboldt-Universität (HU) mit dem Fachgebiet AckerundPflanzenbau der HU, in dem die WissenschaftlerGärrückstände aus drei unterschiedlich beschicktenBiogasanlagen untersuchen (Tabelle 1+2).Tab. 1: Untersuchte BiogasanlagenBiogasanlage A Biogasanlage B Biogasanlage C(Monofermentation) (Monofermentation) (Kofermentation)Eingangssubstrat Maissilage Maissilage RindergülleRoggensilage Kleegrassilage MaissilageGetreideschrot Grüngut GetreideschrotGetreideschrotKartoffelnFestmistProzesstemperatur mesophil 1 mesophil mesophilVerfahrensführung 2-stufig 2-stufig 1-stufig1-phasig 1-phasig 1-phasigGärrückst<strong>and</strong>s- Endlager Endlager Endlagerlagerung geschlossen offen offenAbb. 2: Alley-Cropping-Versuchsfläche der Br<strong>and</strong>enburgischen TechnischenUniversität Cottbus mit schnellwachsenden Gehölzen (Pappel,Robinie,W eide) undLuzerne. Foto: Dr .-Ing. Holger Grünewald.Ihre Verschattung verhindert zudem das schnelle Austrocknender Böden. Zwar verbrauchen die Bäume selbstauch viel des verfügbaren Wassers. Doch Arten wie zumBeispiel die Schwarzerle konkurrieren als Tiefwurzlernur wenig mit benachbarten Ackerkulturen.Welches genau die Wechselwirkungen sind und ob imEinzelfall die positiven Synergieeffekte tatsächlich überwiegen,ist wissenschaftlich noch wenig erforscht. Insbesonderebei der Energieholzproduktion bestehen nochviele Wissenslücken. Hier setzt die FNR mit dem Vorhaben„Ökonomische und ökologische Bewertung vonAgroforstsystemen in der l<strong>and</strong>wirtschaftlichen Praxis“an, das sie seit 2007 fördert. Auf vier St<strong>and</strong>orten wollenvier Partner unter Leitung der Thüringer <strong>L<strong>and</strong></strong>esanstaltfür <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft wissenschaftliche, vor allem auchbetriebswirtschaftliche Erkenntnisse zur Produktion vonTab. 2: Mittlere Stoffkennwerte der Gärreste ausden BiogasanlagenParameter TS oTS 2 pH N gesamtNH 4-N P gesamtK gesamtC/N% % TS kg*m -3 kg*m -3 kg*m -3 kg*m -3Gärrückst<strong>and</strong> A 5.0 76.3 8.1 4.04 2.91 0.44 3.13 7.7Gärrückst<strong>and</strong> B 8.7 76.1 7.7 4.12 1.81 0.83 2.75 10.3Gärrückst<strong>and</strong> C 4.7 74.4 7.6 3.42 2.26 0.51 2.74 5.2In Feldversuchen wurde unter <strong>and</strong>erem Silomais mit diesenGärrückständen und zum Vergleich mit Mineral-N-Dünger (Kalkammonsalpeter) gedüngt. Im Ergebnis istdie Düngewirkung vor allem des Gärrestes A vergleichbarmit der des Mineraldüngers (Abb. 3). Ursächlich dafürist vor allem der hohe Anteil an pflanzenverfügbaremAmmoniumstickstoff (NH 4-N).1mesophil bedeutet wörtlich: „den mittleren Temperaturbereichliebend“,das sind 32–42 Grad Celsius, im Mittel 37 Grad.2TS = Trockensubstanz; oTS = organische Trockensubstanz.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 17


l a n d - u n d f o r s t w i r t s c h a f t b i o m a s s e e n e r g i eDie Forscher analysieren auch, ob die Gärreste biologischaktive Substanzen wie etwa das Phytohormon Indol-3-Essigsäure(IES) enthalten. IES ist ein in Pflanzennatürlich vorkommendes Hormon und stimuliert dasSproß- und Wurzelwachstum. Die vorläufigen Ergebnissezeigen, dass IES sowohl bei den Substraten im Fermenter,im Nachgärer als auch im Gärrest vorkommt.Abb. 3: Wirkung der Gärreste im Vergleich zur Mineral-N-Düngung(Kalkammonsalpeter) und zur ungedüngten Kontrolle aufdie Trockenmasseerträge von Silomais.In einem weiteren bereits abgeschlossenen Vorhaben vonIASP und HU bef<strong>and</strong>en sich Gärrückstände aus der Fermentationvon Kartoffelabfällen auf dem Prüfst<strong>and</strong>. InAnbauversuchen mit Mais und Winterweizen (Abb. 4)wurden auch hier deutliche Ertragssteigerungen von biszu 20 Prozent gegenüber einer ungedüngten Kontrollvariantefestgestellt.Als Ursache dafür identifizierten die Forscher neben derNährstoffzufuhr durch die Gärreste auch indirekte Effektewie eine verbesserte Bodenatmung. Auch eineinsgesamt erhöhte bodenbiologische Aktivität kommt alsUrsache in Frage, hier bedarf es aber noch weitererForschungsarbeiten.FazitBioenergie und insbesondere Energiepflanzen sind fürden angestrebten Ausbau der erneuerbaren Energienunverzichtbar. In Frage steht nicht, ob wir künftig vermehrtEnergiepflanzen anbauen, sondern, wie wir das tun.Verschiedene Wege sind möglich, einige von ihnen könnenauch „mehr Artenreichtum“ und „extensivere Anbaumethoden“bedeuten.Die FNR will nachhaltige Modelle erproben und mit wissenschaftlichenFakten untermauern. Neben den vorgestelltenProjekten fördert sie weitere Vorhaben, die einenBezug zum Thema Boden haben. So beschäftigensich zwei Vorhaben mit der Nachnutzung von Biomasseaschenals Dünger, insbesondere auch im Hinblick aufdie Phosphor-Versorgung im Pflanzenbau.Alle Projekte sind im Internet unter www.fnr.de – MenüpunktProjekte – einsehbar.SummaryRenewable primary products Impacts on soil healthBioenergy <strong>and</strong> especially energy plants will be essentialfor the aspired development of renewable energies. It isnot relevant whether we will increasingly grow energycrops in the future but how we will do it. Different waysare possible, some of them might mean “morebiodiversity” <strong>and</strong> “more extensive methods ofcultivation”. The Agency for Renewable Resources (FNR)aim is to test sustainable models <strong>and</strong> to support them byscientific facts. It presents three projects which are aimedat developing <strong>and</strong> comparing optimised cultivationmethods for the agricultural production of energy cropsunder different conditions regarding location in Germany,at economically <strong>and</strong> ecologically evaluating agroforestrysystems in the context of agricultural practice <strong>and</strong> atutilising fermentation residues from biogas plants. Apartfrom the mentioned projects it supports further projectshaving a reference to the soil topic, for instance to usingbiomass slag as a fertiliser to provide crops with phosphor.All projects can be viewed in the Internet at www.fnr.de.Abb. 4: Ganzpflanzengetreide, auch für die Biogasanlage gutgeeignet. Foto: FNR, Gülzow.KontaktDipl.-Pol. Nicole Paul – n.paul@fnr.deFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)Referentin ÖffentlichkeitsarbeitHofplatz 1, D-18276 Gülzow, Deutschl<strong>and</strong>18local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


f o r e s t b i o m a s s f o r e n e r g yForest biomass <strong>and</strong> bioenergy – Considerations for sustainability<strong>and</strong> ecosystem servicesAccording to the EU Biomass Action Plan (CEC 2005), in 2005 about 35 percent of the annual increment of wood in<strong>European</strong> forests has not been utilized. A potential contribution of 43 million tons of oil equivalent (Mtoe) from forestbiomass for energy is anticipated for 2010. Estimates for 2030 are in the range between 39 <strong>and</strong> 72 Mtoe. Theseassessments are conservative, protected areas are not included in the statistics, <strong>and</strong> safeguarding principles(consideration of local soil nutrient balances, erosion risks, <strong>and</strong> pressures on biodiversity) have been taken intoaccount. A bottleneck is seen in the mobilization of low value timber, small-sized wood <strong>and</strong> wood residues, as a majorshare of these resources is owned by small private holdings. One of the key actions in the EU Forest Action Plan(CEC, 2006) is the promotion of the use of forest biomass for energy generation. Arguments for the mobilization offorest biomass are the mitigation of climate change due to substitution of fossil fuel, the improvement of self-sufficiency<strong>and</strong> security of supply <strong>and</strong> the provision of job opportunities in rural areas.Prof. Dr. Klaus Katzensteiner, Institute of Forest Ecology, Dept. of Forest <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> Sciences, University of NaturalResources <strong>and</strong> Applied Life Sciences (BOKU), Vienna (A)The EU Forest Action PlanThe overall objective of the Forest Action Plan is tosupport <strong>and</strong> enhance sustainable forest management <strong>and</strong>the multifunctional role of forests. The dem<strong>and</strong>s of thesociety for functions <strong>and</strong> services of forest ecosystemsare manifold. Examples of environmental services besidesthe production of biomass are the protection from flooding<strong>and</strong> avalanches, the supply of pristine water, theprotection of biodiversity <strong>and</strong> the role of forests as a sinkfor greenhouse gases. Conflicts may arise, however, ifthe dem<strong>and</strong>s are supposed to be met from the same pieceof l<strong>and</strong> simultaneously. General statements on safeguardingprinciples offer a wide range for interpretation.Since the UN Conference on Environment <strong>and</strong> Developmentin Rio in 1992, a number of international <strong>and</strong> regionalinitiatives on the sustainable management of forests(e.g. the Montreal Process: http://www.mcpi.org or theMinisterial Conference on the Protection of Forests inEurope: http://www.mcpfe.org) have set up criteria –categories of forest values which should be maintainedby the society – <strong>and</strong> indicators – quantitative or qualitativeaspects of these criteria to be used in monitoring <strong>and</strong>in the development of operational guidelines. Some ofthese criteria <strong>and</strong> indicators are highlighted below.Maintenance of the productive capacity of forestecosystemsDuring the last decades both forest area <strong>and</strong> the productivityof forests in Europe have been increasing.Reforestation of marginal agricultural l<strong>and</strong> is one of thereasons for the increase in forest area. As formercultivation usually had taken place at sites with fertilesoils, the newly established forests are highly productive,particularly when fast-growing tree species are used.Another cause of enhanced growth may be the recoveryfrom former over-utilization of biomass, as, via litterraking <strong>and</strong> grazing, forests have been an indispensablesource of nutrients for agricultural production for centuries.Moreover, enhanced nitrogen input from the atmosphere<strong>and</strong> rising CO 2-levels <strong>and</strong> temperature contributeto the positive growth trends. There is a hugemobilization potential for biomass from thinningoperations, particularly from smallholder enterprises.Apart from the benefit of biomass production, properthinning usually increases the mechanical stability offorest st<strong>and</strong>s <strong>and</strong> may lower the risk of pests <strong>and</strong> diseases.The extraction of marginal biomass dimensions:branches, twigs <strong>and</strong> leaves, both in thinning <strong>and</strong> finalharvest, leads to an excessive loss of nutrients from thesite. Thus the utilization of residues has to be regardedwith concern. Some field experiments show incrementlosses of up to 20 percent in the first decades afterharvesting compared to the control, where only timberhad been removed. The net gain in biomass due to harvestof residues – also in the range of twenty percent – maybe lost in the increment of the far more valuable timber.Conservation of soil <strong>and</strong> water resourcesTimber contains low amounts of nutrients, especially ofnitrogen. Usually, nutrient losses via harvesting of timbermay easily be compensated by weathering of minerals<strong>and</strong> by atmospheric input as long as residues will remainon site. Removal of residues may be tolerated in the caseof final harvest. In the clearcut stage, residues mayhamper the regrowth of ground vegetation. Therefore,leaching losses may be high if residues are left on site<strong>and</strong> the difference in nutrient losses between timber only<strong>and</strong> whole tree harvesting will be less pronounced.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0819


f o r e s t b i o m a s s f o r e n e r g yIn selection systems or in thinning operations thebeneficial effects of leaving residues on site will behighest, as remaining trees will profit from the extranutrient input to the soil. High rates of nutrient extractionmay be positive if the deposition rates of reactive nitrogencompounds are high. In Northern <strong>and</strong> Central Europe,nitrogen saturation of forest ecosystems, with leachingof excess nitrate, formation of nitrous oxide <strong>and</strong> negativeeffects on biota is currently a problem. In this caseremoval of nitrogen may lower the risk of nitrogen saturation.Nevertheless, compensation fertilization for othernutrients, liming or recycling of woodash, has to beconsidered. Guidelines for the application of woodash –quality control of the product (thresholds for the contentof heavy metals <strong>and</strong> radionuclides), pre-treatment toreduce solubility, dosage depending on site conditions –have to be followed to avoid negative impacts.Severe damage to the soil has to be expected in the caseof stump removal. Erosion, the disturbance of soilstructure <strong>and</strong> high leaching rates are consequences of suchoperations. It is important that harvesting operations areprocessed in a way to minimize soil compaction with allthe negative impacts on the water cycle <strong>and</strong> soil gasexchange. For estimating the vulnerability of a site,several properties have to be taken into account: nutrientpools <strong>and</strong> weathering rates, soil erodibility <strong>and</strong> sensitivityto compaction. A particularly sensible system will beLeptosols, where an organic soil layer as the main rootingzone has to be maintained. It is frequently stated thatwhole tree harvesting is suitable on fertile soils. However,as the increment on fertile soils is high, also nutrientextractions <strong>and</strong> potential negative effects on yield willbe higher on such sites. Only the time for recovery willbe shorter.Forest contribution to the greenhouse gas balanceIn general, the substitution of fossil fuels by forest biomassis expected to reduce greenhouse gas emissions.Short rotation woody crop production systems <strong>and</strong> plantationforestry show high growth rates. Although, due tointensified production, the soil carbon stocks will decreasein the long run, the sequestering potential of thesesystems is considered to be high. However, in such systemsintensive site preparation <strong>and</strong> fertilization is needed.Fossil fuels are basis for machinery operation <strong>and</strong> fertilizerproduction. Positive effects of higher carbon sequestrationrates in biomass are thus counteracted by theemission of CO 2, by reduction of soil carbon stocks <strong>and</strong>eventually by high release rates of N 2O in fertilized soils.BiodiversityBiodiversity is a generic term that can be used (<strong>and</strong>misused) in different ways, from genetic diversity at thespecies level, via the number of species at various scales,to structural diversity.Apart from species number, also quality criteria (e.g.number of threatened red list species) have to be takeninto account. For rare xylobiontic species a proper amountof so-called deadwood in larger dimensions at the forestsite is essential. As forest residues are an energy input tothe decomposer community, harvesting will also have animpact on soil biota.In the spatial dimension, the connectivity of forest reservesis an issue. An important topic will be the geneticdiversity of tree species. This can be particularly high insmall-holder forests without regular management. In allthe efforts to mobilize smallholder resources <strong>and</strong> tooptimize the production system (rotation length, spatialextent, efficiency of harvesting …), biodiversity aspectshave to be considered.High nutrient exports with small gains of biomass during athinning operation. Photo: K. Katzensteiner, BOKU, Vienna.ConclusionBiomass from forests is an option for sustainable energyproduction. Its potentials, however, are often over-estimated,as there is a competition between forest industries(paper <strong>and</strong> chipwood) <strong>and</strong> bioenergy. The best effect withrespect to greenhouse gas balance will be gained with anincreased substitution of fossil fuel de-pendent materialsby wood based products. At the end of their life cyclethese materials may be used for energy.Links• CEC 2005: EU Biomass Action Planhttp://ec.europa.eu/energy/res/biomass_action_plan/doc/2005_12_07_comm_biomass_action_plan_en.pdf• CEC 2006: EU Forest Action Planhttp://ec.europa.eu/agriculture/fore/action_plan/index_en.htmContactProf.Dr. Klaus Katzensteiner – katzensteiner@boku.ac.atUniversity of Natural Resources <strong>and</strong> Applied Life Sciences(BOKU), Institute of Forest EcologyPeter Jordanstr. 82, A-1190 Vienna, Austria20local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


i o m a s s e e n e r g i e u n d r a u m o r d n u n gH<strong>and</strong>lungsbedarf und H<strong>and</strong>lungsoptionen für die Flächennutzungsplanungals Konsequenz der Flächenansprüche vonBiomassepfaden bei Umsetzung klimapolitischer AusbauzieleIm Rahmen einer Studie (Uckert et al. 2008) im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung wurdenSzenarien für den Biomasseanbau in Deutschl<strong>and</strong> für das Jahr 2020 entwickelt, die die klimapolitischen Ziele derBundesregierung als Ausgangspunkt wählten. Die Ergebnisse dieser Szenarien und eine Expertenbefragung warendie Grundlage zur Identifizierung des H<strong>and</strong>lungsbedarfs und der H<strong>and</strong>lungsoptionen der Raumordnung zur Steuerungeines kulturl<strong>and</strong>schaftsverträglichen Anbaus von Biomasse für energetische Zwecke. Im Folgenden werdeninsbesondere die raumplanerischen Steuerungsmöglichkeiten diskutiert.Bettina Matzdorf, Jana Lorenz, Götz Uckert, Johannes Schuler, Leibniz-Zentrum für Agrarl<strong>and</strong>schaftsforschung (ZALF)e. V., Institut für Sozioökonomie, Müncheberg (D)Flächenansprüche des Biomasseanbaus fürenergetische ZweckeDie Bundesregierung hat im Juli 2007 (BMU 2007) dieZiele für die Anteile der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauchin Deutschl<strong>and</strong> bekräftigt. Danachsoll der Anteil der erneuerbaren Energien im Jahr 2020für Strom bei 27 %, für Wärme bei 14 % und für Kraftstoffbei 17 % liegen. Die räumlichen Konsequenzen derUmsetzung dieser Ziele für verschiedene Biomassepfadewurden in Szenarien abgeschätzt. Dabei ist die Ausgestaltungder Biomassepfade entscheidend für den Flächenbedarfund die Auswirkung auf die Kulturl<strong>and</strong>schaft.Zu unterscheiden sind hier Auswirkungen infolge vonÄnderungen des Flächenumfangs (Quantität) und der aufdiesen Flächen angebauten Kulturen (Qualität).Die quantitative Flächenbeanspruchung wird maßgeblichvon der Effizienz und Konversionstechnologie desBiomassepfades sowie der Ausgestaltung der zugrundeliegendenAnbausysteme bestimmt. Die Ausgestaltungder l<strong>and</strong>wirtschaftlichen Produktionssysteme hat dabeineben dem Einfluss auf den Umfang – infolge der vonKulturarten und Anbauintensitäten abhängigen unterschiedlichenEnergiebruttoerträge pro Fläche – auch einenentscheidenden Einfluss auf qualitative Änderungenvon Umwelt und Kulturl<strong>and</strong>schaft. In der Studie wurdedas Änderungspotenzial für die – aufgrund von aktuellemWissensst<strong>and</strong> und hypothetischen Entwicklungstrendsals relevant identifizierten – Biomassepfade „Biogasfür Strom, Wärme und Treibstoffe“ sowie „BtL 1 alsTreibstoff“ mit Hilfe von Szenarien analysiert.1BtL Kraftstoff = Biomass to Liquid (Biomasse zu Flüssigkeit)Insgesamt würde über den Biomassenutzungspfad „Biogasfür Strom, Wärme und Treibstoffproduktion (Benzin)“20 % der Ackerfläche Deutschl<strong>and</strong>s beanspruchtwerden. Die BtL-Produktion, mit der die Lücke in derTreibstoffversorgung für Dieselfahrzeuge geschlossenwerden könnte, würde mindestens weitere 22 % derAckerfläche von Deutschl<strong>and</strong> beanspruchen. Über 40 %oder 7 Mio. ha der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftsfläche von Deutschl<strong>and</strong>müssten demnach zur Deckung der Ausbauzielebereitgestellt werden, sollte die Biomasseproduktion zuihren heutigen Anteilen fortgeführt werden.An den Ergebnissen der Szenariorechnungen wird deutlich,dass• die parallele Realisierung der energiepolitischen Ausbauzieleüber die verschiedenen Nutzungsformen vonBiomasse (Strom, Wärme und Treibstoff) zu hohen undnational schwer erfüllbaren Flächenansprüchen führtund• ein stark positiver Zusammenhang zwischen den Anforderungenan eine ökologie- und raumverträglicheAusgestaltung von Biomassepfaden und dem absolutenFlächenanspruch besteht. Einer durch die Konkurrenzvon Nahrungsmittel- und Mobilitätsanspruch absolutsinkenden bereitstehenden Fläche steht ein steigenderFlächenverbrauch bei der Integration von Umweltleistungenentgegen.H<strong>and</strong>lungsbedarf und H<strong>and</strong>lungsoptionen derRaumordnung zur Gestaltung von Energiel<strong>and</strong>schaftenAusgangspunkt für H<strong>and</strong>lungsbedarf ist im Wesentlicheneine mit dem Biomasseanbau verbundene Intensivierungder l<strong>and</strong>wirtschaftlichen Produktion und insbesondereeine zu beobachtende Fruchtfolgeverengung durch hohenMaisanbau. Dieser Trend ist aktuell eingebettet inlocal l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0821


i o m a s s e e n e r g i e u n d r a u m o r d n u n geine generelle Intensivierung der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft, nichtzuletzt durch die Preisentwicklung für l<strong>and</strong>wirtschaftlicheGüter in den letzten zwei Jahren. Dadurch kam esz.B. auch zu einem Rückgang der Brachflächen (auchder l<strong>and</strong>wirtschaftlichen konjunkturellen Flächenstilllegung)und der damit verbundenen Funktionen für Naturund <strong>L<strong>and</strong></strong>schaft. Neben dem Einfluss auf die Kulturartenvielfaltund die <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsstruktur wird mit derZunahme der technischen Anlagen in der offenen <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftauch eine „Industrialisierung“ des <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsbildesregional wahrgenommen. Die Diskussion zeigtinsgesamt, dass sich in den Räumen ein H<strong>and</strong>lungsbedarfergibt, in denen es zu einer regionalen Ballung desEnergiepflanzenanbaus kommt.Dabei wurde für die in der Studie betrachteten Biomassepfade„Biogas für Strom, Wärme und Treibstoffe“ sowie„BtL als Treibstoff“ eine differenzierte Bewertung desH<strong>and</strong>lungsbedarfs diskutiert. Diese Bewertung stützt sichauf die eigene Szenarienberechnung sowie auf Interviewsmit zehn Experten im Bereich des Biomasseanbaus unddes Naturschutzes.Überblick zum H<strong>and</strong>lungsbedarf mit Relevanz zurRaumordnung• Dezentralisierung des Anbaus von Biomasse undEinbindung in regionale Wirtschaftskreisläufe.• Raum- und l<strong>and</strong>schaftsrelevante Flächenansprücheder Biomasseproduktion aufzeigen.• Regionale Chancen und Risiken identifizieren, diemit Biomasseanbau verbunden sind.• Verhinderung von Grünl<strong>and</strong>umbruch.• Verhinderung von großflächigen Monokulturen,insbesondere Mais.• Forschung, Entwicklung und Beratung zu alternativenBiomassekulturen auch vor dem Hintergrundder Gewährleistung einer reich strukturierten Kulturl<strong>and</strong>schaft.• Sofern Kurzumtriebsplantagen zur Biomasseerzeugungan Bedeutung gewinnen: einheitlichengroßflächigen Anbau verhindern und stattdessenPotenzial als Strukturierungselemente nutzen.• Einbindung der Biomasseanlagen ins <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsbildgewährleisten.• Gestalterisches Potenzial des Biomasseanbaus aufzeigenund regionale Umsetzung fördern.Bewertungsmatrix: Identifizierung von H<strong>and</strong>lungsbedarfWirkungspfadeBetrachtete EnergiepfadeEinfluss auf Kulturl<strong>and</strong>schaft Bewertungskriterien Energiepfad Zentrale Dezentraledurch … BtL Biogas- Biogas-Großanlagen anlagen… Anlagen und notwendigetechnische Infrastruktur… Anbaukulturen(visuell)… Anbaustruktur /<strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsstruktur… Anbaukulturen(abiotische und biotischeRessourcen)- Anlagegröße- <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftszerschneidung durch technischeInfrastruktur und Verkehr- Habitus / Blühaspekt- neue (unbekannte) / heimische (bekannte) Kulturen-Wuchshöhe- Flächenvielfalt (z.B. Fruchtfolgeglieder, Schlaggröße,Strukturelemente)-Wuchshöhenvielfalt- Erosionserhöhung / Humusabbau- Eintragserhöhung von Nährstoffen und Pestiziden- Wasserverbrauch- negativer Einfluss auf ArtenvielfaltBewertung des H<strong>and</strong>lungsbedarfs gering mittel hochGrundlage: Eigene Szenarien und Befragungen.22local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


i o m a s s e e n e r g i e u n d r a u m o r d n u n gDer sich aus dem erweiterten Biomasseanbau abzeichnendeH<strong>and</strong>lungsbedarf resultiert insbesondere aus einerregionalen Konzentration und kann wie folgt zusammengefasstwerden.Überblick zu identifizierten H<strong>and</strong>lungsoptionender RaumordnungBauliche Anlagen / Genehmigung• Integration der mit der Zulassung einer Anlage inVerbindung stehenden Flächennutzung in das Genehmigungsverfahren.• Ausweisung von „Zonen für Biomasseanlagen“ imFlächennutzungsplan (FNP) und damit Verhinderungder Privilegierung außerhalb dieser Zonen,Schutz sensibler Gebiete.• Raumordnerischer Leitfaden als Planungshilfe imZuge der Genehmigungsverfahren für regionale undlokale Entscheidungsträger (Hinweise zur Auswirkungunterschiedlicher Anlagen auf die <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftinklusive mögliches Verkehrsaufkommen, usw.).Flächennutzung• Knüpfung finanzieller Förderung an Nachhaltigkeitskriterien(z.B. Kulturartendiversität, Grünl<strong>and</strong>umbruchverbot)über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), um dezentrale Anlagen zu fördern(z.B. Förderprämie für Nachwachsende Rohstoffe(NaWaRo), Raumordnung weist auf raumrelevanteAuswirkungen hin und berät.• Im Rahmen von Regionalen Entwicklungskonzepten(REK), Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepten(ILEK) usw. aufzeigen von Nutzungskonfliktenund Synergieeffekten, die mit demBiomasseanbau verbunden sind; Leitbildentwicklung(hier wird eher die Einbindung eines kulturl<strong>and</strong>schaftlichenFachbeitrags gesehen).• Aufzeigen von Optionen zur Nutzung des Energiepflanzenanbausals „Kulturl<strong>and</strong>schaftsgestaltungselement“(Verknüpfung des Schönen mit dem Nützlichen).• MORO-Modellvorhaben für die Raumordnung –Projekt zur Erprobung einer „Energiekulturl<strong>and</strong>schaft“.KontaktDr. Bettina Matzdorf – matzdorf@zalf.deLeibnitz-Zentrum für Agrarl<strong>and</strong>schaftsforschung (ZALF) e.V.Institut für SozioökonomieEberswalder Str. 84, D-15374 Müncheberg, Deutschl<strong>and</strong>Vorschlag für drei prioritäre raumordnerischeAnsätze zur Steuerung der Energiel<strong>and</strong>schaftsentwicklungLeitfaden für Zulassungsbehörde / Internetplattformfür WissenstransferDie Bewertung der betriebsbedingten Auswirkungen vonBiomasseanlagen ist für Entscheidungsträger ein neuesFeld und bedarf umfangreicher Kenntnisse über aktuelleTechnologie, Anbauverfahren und der damit verbundenenAuswirkungen auf den Raum. Vor diesem Hintergrunderscheint es sehr hilfreich, einen Leitfaden zur Prüfungder betriebsbedingten Auswirkungen zu erarbeitenund den Akteuren als Entscheidungshilfe zur Verfügungzu stellen. In diesem Leitfaden sollten in jedem FallOrientierungswerte für möglichen Flächenbedarf entsprechendder installierten Energieleistung und dem geplantenSubstrat, für die notwenige Infrastruktur und für einmögliches Verkehrsaufkommen zusammenfassend aufbereitetsein. Darüber hinaus wäre es für Entscheidungsträgerhilfreich, wenn eine Bewertung dieser Auswirkungenauf die Kulturl<strong>and</strong>schaft in dem Leitfaden anh<strong>and</strong>von Beispielen und Visualisierungen enthalten ist, inklusivez.B. möglicher Konflikte mit <strong>and</strong>eren regionalenWirtschaftszielen wie dem Tourismus.Entsprechend dem aktuellen Wissensst<strong>and</strong> sollte der Leitfadenauch für eine aktive Verbreitung von aktuellemWissen über alternative Anbaukulturen und -verfahrensowie neueste Entwicklungen im Technologiebereichgenutzt werden. Hier wäre zu überlegen, ob eineInternetplattform, die eine schnelle inhaltliche Anpassungermöglicht, ein geeignetes und den Leitfaden ergänzendesInstrument wäre. Eine derartige Internetplattformkann auch zum Austausch von Good-Practice-Beispielengenutzt werden.Verknüpfung von Förderinstrumenten mit dem Nachweiseiner raumverträglichen Kulturl<strong>and</strong>schaftsnutzungDie Nutzung von Förderinstrumenten zur Umsetzungeiner raumverträglichen Nutzung kann ein flexibler undeffizienter Ansatz sein, um negativen Auswirkungen desBiomasseanbaus entgegenzuwirken. Gleichzeitig müssenin diesem Zusammenhang die Entwicklung und dieSt<strong>and</strong>ardsetzung im gesamten <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftsrecht sowiedie Preisentwicklung für l<strong>and</strong>wirtschaftliche Produkteund damit die Flächenkonkurrenz berücksichtigt werden.Wenn es, wie aktuell zu beobachten, zu einer Intensivierungder gesamten <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft kommt, muss demnachim ersten Schritt alles dafür getan werden, damitunter dem erhöhten Nutzungsdruck geltendes Ordnungsrechtund die Auflagen von Cross Compliance für diegesamte <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft konsequent durchgesetzt werden.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0823


i o m a s s e e n e r g i e u n d r a u m o r d n u n gInsbesondere im Bereich Grünl<strong>and</strong>umbruch zeigt sich,dass die Regelungen über Cross Compliance regional z.T.wirkungslos sind, da die eingezogenen Grenzen für behördlichesEingreifen auf <strong>L<strong>and</strong></strong>esebene festgelegt sind.Zum einen sollte daher die Bezugsgröße für die Cross-Compliance-Regelung von der <strong>L<strong>and</strong></strong>es- auf die regionaleEbene (z.B. Ebene der unteren Agrarverwaltung) wechseln.Unabhängig davon kann bei der NaWaRo-NachwachsendeRohstoffe-Förderung jedoch der Passus eingeführtwerden, dass dieser Bonus nur für Ackerl<strong>and</strong>gewährt wird und eine Förderung auf umgebrochenemDauergrünl<strong>and</strong> damit ausgeschlossen ist. Nach Einschätzungder Autoren ist eine zusätzliche, raumordnerischeSteuerung für diesen Bereich nicht notwendig.Anders sieht dies bei der Begrenzung von Monokulturenaus. Hier sollte zum einen die aktuelle, im Rahmen vonCross Compliance dreigliedrige Fruchtfolge vorgeschriebenund nicht durch die Erfüllung <strong>and</strong>erer Kriterien ersetzbarsein. Entscheidend aus Sicht der Kulturl<strong>and</strong>schaftund der Raumordnung als Akteur ist jedoch die Diversitätauf der <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsdimension. Hier könnten regional z.B.maximale Maisanteile definiert werden. Sofern dieseüberschritten sind, sollte die Option bestehen, dass Neuanlagennicht mehr die NaWaRo-Prämie erhalten. Damitwäre eine relativ leicht umsetzbare H<strong>and</strong>habung zur Steuerunggegeben. Dabei sollte den Regionen viel Spielraumgegeben werden.Die für den Bereich der Kulturartenvielfalt beschriebeneVerknüpfung der NaWaRo-Förderung ist auch für <strong>and</strong>ereNachhaltigkeitskriterien anwendbar (z.B. Reststoffverwertung).Dabei sollten sich kulturl<strong>and</strong>schaftsrelevanteFörderkriterien insgesamt an regional differenziertenFlächenanforderungen orientieren. Dafür ist esjedoch in jedem Fall erforderlich, dass regionale Leitbilderund Förderkriterien transparent erarbeitet werden. Indiesem Prozess ist die Raumordnung gefragt, ihr Wissensowie die bereits bestehenden, relevanten Festsetzungenund verbindlichen Ziele der Raumordnung einzubringen.Regionale Entwicklungskonzepte für kulturl<strong>and</strong>schaftlicheGestaltung von Energiel<strong>and</strong>schaftenDer Biomasseanbau – in Verbindung mit <strong>and</strong>eren, regenerativenEnergienutzungen – ist auch dafür geeignet,aktiv mit einer gezielten Kulturl<strong>and</strong>schaftsgestaltungverknüpft zu werden. Voraussetzung dafür ist jedoch einestrategische Ausrichtung – nicht zuletzt verschiedenerFörderinstrumente – auf diesen Gestaltungsauftrag. Dabeigeht es nicht nur darum, eine umweltverträgliche undästhetisch ansprechende Energiel<strong>and</strong>schaft zu entwickeln,sondern insbesondere auch um die Entwicklung undNutzung von regionalen Wirtschaftskreisläufen.Ziel einer derartigen Kulturl<strong>and</strong>schaftsentwicklung solltenmultifunktionale Energiel<strong>and</strong>schaften sein, die dasSchöne mit dem Nützlichen verbinden. Sollen die aktuellenwirtschaftlichen Entwicklungen im Bereich Biomasseanbaugezielt für eine regionale Entwicklungsstrategiegenutzt werden, ist eine breite regionale Allianznotwendig und eine abgestimmte Kooperation erforderlich.Planerisch abgestimmt und institutionell eingebettetkönnten Energiel<strong>and</strong>schaften im Rahmen vonRegionalen Entwicklungskonzepten (REK) erarbeitetwerden. Raumordnung könnte insbesondere bei einerderartigen Ausrichtung wieder der entscheidende Akteurder Regionalentwicklung sein, da der zentrale Wirtschaftsakteurin besonderem Maße raumwirksam ist unddie ökonomische Tragfähigkeit von der gesamten Kulturl<strong>and</strong>schaftsentwicklungabhängt.Eine auf regenerative Energien aufbauende Regionalentwicklungist ein interessantes Experimentierfeld fürdie Raumordnung, insbesondere, um die eigenen Aufgabenim Bereich einer aktiven und innovativen Gestaltungvon Kulturl<strong>and</strong>schaft zu definieren und konkreteH<strong>and</strong>lungsoptionen zu erproben. Inhaltlich ist die Entwicklungund aktive Gestaltung von Energiel<strong>and</strong>schaftennicht nur im Kontext der aktuellen Klimapolitik einelohnenswerte Aufgabe, sondern auch im Zusammenhangmit der Entwicklung ländlicher Räume inklusive demdemografischen W<strong>and</strong>el.SummaryTaking the political targets for the renewable energy policyas a basis, about 40% of the agricultural l<strong>and</strong> or 5 millionhectares will be needed in Germany by 2020 for biomassproduction (based on in its present proportions). There isno question about the relevant spatial implication <strong>and</strong> theimpact on our cultural l<strong>and</strong>scape. Thus, a provident regionalplanning could help to reduce negative impacts <strong>and</strong> touse the potential of biomass production to develop multifunctionalliving l<strong>and</strong>scapes. We would suggest three mainregional planning approaches to manage the energy l<strong>and</strong>scapedevelopment: (i) guidelines for admission authorities/an internet platform for knowledge transfer, (ii) linkingfinancial support with the proof that the cultural l<strong>and</strong>scapewill be sustainably used <strong>and</strong> (iii) regional developmentconcepts for the design of “energy l<strong>and</strong>scapes”.Links• Uckert, G., Schuler, J., Matzdorf, B., Lorenz, J., Hucke, I.,Hildebr<strong>and</strong>, S., Hermann, C. (2008): Grünes Gold im Osten?!Flächenansprüche von Biomassepfaden durch klimabedingte Ausbauzieleund H<strong>and</strong>lungsoptionen für die Raumordnung. Studie imAuftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Bonn.http://www.zalf.de/home_zalf/download/soz/biomasse_bbr_endbericht.pdf.• BMU (2007): Das Integrierte Energie- und Klimaprogramm derBundesregierung, Dezember 2007 – Internet: http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hintergrund_meseberg.pdf.24local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


e n e r g i e p o t e n z i a l e i m u r b a n e n r a u mEnergetische Nutzflächen im urbanen Raum – Ein Bausteinzum Flächenschutz und zur klimagerechten StadtentwicklungSteigende Energiepreise und Abhängigkeit von Lieferländern sowie die erwarteten Folgen des Klimaw<strong>and</strong>els erfordernneue Ideen und Strategien der Nutzung städtischer Freiflächenpotenziale. Das Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) analysiert und bewertet mit der ExWoSt-Studie „Nutzung städtischer Freiflächen zur Erzeugungerneuerbarer Energien“ systematisch das Potenzial, welches sich aus der Differenzierung der Aufgabenbereiche„Nutzung städtischer Flächenressourcen“ und „Einsatz erneuerbarer Energien“ ergibt.Lars Porsche, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat für Verkehr und Umwelt, Bonn (D)Energie- und Klimaw<strong>and</strong>elMit der Debatte um den Klimaw<strong>and</strong>el und steigendeEnergiepreise entfachte sich – wie zu Zeiten der Erdölkrisein den 1970er Jahren – die Diskussion um dieenergie- und nun auch um die klimagerechte Stadt. ZuZeiten der Ölkrise dominierte das Thema der endlichenfossilen Brennstoffe und war Triebfeder zur Diskussionum energieeffiziente, besser noch energiesparende Gebäude,Quartiere und Städte. Mit dem Ende dieser Kriseund wieder niedrigen Ölpreisen versiegte die Debatte.Erst der letzte IPCC-Bericht sowie die erneut steigendenEnergiepreise haben die Debatte wiederbelebt.Die Verfügbarkeit und der Verbrauch von Energie ist vonentscheidender gesellschaftlicher Bedeutung. Die technischeEntwicklung der vergangenen Jahre sowie die notwendigenAnpassungen an die klimatischen Veränderungenzeigen, dass sich auch die Zeiten einer rein zentralorganisierten Stromproduktion dem Ende nähern. DieVersorgung und der Umgang mit Energie ist eine derSchlüsselfragen des 21. Jahrhunderts.Wie kann eine energie- und klimagerechte Stadt aussehen?– Die Schlüsselbegriffe heißen mehr Effizienz, bessernoch Einsparung. Das Thema ist sehr vielschichtig.Verschiedene Veröffentlichungen und Forschungsprojektebeschäftigen sich mit dem Thema einer energieundklimagerechten Stadtentwicklung, wie z.B. „Null-Emissions-Stadt“, resp. “Zero Emission City“ 1 . Die Frageaber, wie zugleich möglichst flächensparend in urbanenRäumen erneuerbare Energien erzeugt werden kann,wurde bisher nicht untersucht.Politische ZielsetzungenSeit Jahren ist es dem BBR ein Anliegen, zu Fragen desFlächenrecyclings beizutragen. Seitens der Bundesregierungbesteht das sog. 30-ha-Ziel, d.h. vor allem:- Beschränkung des Siedlungsflächenwachstums;- dezentrale Konzentration des Siedlungsflächenwachstums– Orientierung auf die Stadtgebiete;- Qualifizierung des Baubest<strong>and</strong>es.Mit der angesprochenen Debatte um steigende Energiekostenund die starke Abhängigkeit von ausländischenEnergiemärkten gibt die Bundesregierung auch hier u. a.bis zum Jahre 2020 folgende Zielmarken 2 vor:- Förderung von erneuerbaren Energien im Strombereichvon derzeit 13% auf 25–30%;- Förderung von erneuerbaren Energien im Wärmebereichauf 14%;- Steigerung des Anteils der Kraftwärmekoppelung von12% auf 25% (Anteil an der Stromproduktion);- sowie Einspeisung von 10% Biogas in das Erdgasnetzbis 2030.Energetische Nutzflächen im urbanen RaumZwar hat die Thematik der Nutzung und Erschließungalternativer Energiequellen in den letzten Jahren starkan Bedeutung zugenommen, aber im Mittelpunkt stehenbislang technische Fragen und Analysen. Untersuchungen,unter welchen Voraussetzungen die Nutzung erneuerbarerEnergien in Städten und Gemeinden in Fragekommt und welches Flächenpotenzial hierzu zur Verfügungsteht, existieren kaum.ExWoSt steht für „Experimentellen Wohnungs- undStädtebau“; ein Forschungsprogramm des deutschenBundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung(BMVBS) und wird vom Bundesamt fürBauwesen und Raumordnung (BBR) betreut. Damitfördert der Bund in Form von Forschungsfeldern, Studienund Initiativen innovative Planungen und Maßnahmenzu wichtigen städtebau- und wohnungspolitischenThemen. Aus den Erfahrungen sollen Hinweisefür die Weiterentwicklung der Städtebau- undWohnungspolitik abgeleitet und der Wissenstransferunterstützt werden. Informationen zu ExWoSt undeine ausführliche Dokumentation zur Studie findenSie unter www.bbr.bund.de unter der Rubrik ExWoSt.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 25


e n e r g i e p o t e n z i a l e i m u r b a n e n r a u mMit der ExWoSt-Studie „Nutzung städtischer Freiflächenzur Erzeugung erneuerbarer Energien“, welche die FachhochschuleNordhausen im Auftrag des BMVBS und desBBR bearbeitet, wird systematisch analysiert und bewertet,welches Potenzial sich aus der Differenzierung derAufgabenbereiche „Nutzung städtischer Flächenressourcen“und „Einsatz erneuerbarer Energien“ ergibt.Untersuchungen und Förderungen der Energieeinsparungfokussierten bisher stark auf den Bereich der Gebäudesanierungund die Erzeugung regenerativer Energien aufgroßen außerstädtischen Brachen und <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftsflächen,etwa für den Biomasseanbau oder die Wind- undSolarenergieproduktion. Um die politischen Ziele zu erfüllen,ist es jedoch wichtig, auch kleinteilige FlächenundGebäudepotenziale zur Erzeugung von Energie einzubeziehen.Daher soll gleichsam eine neue Ebene erschlossenwerden, die zwischen der Ebene der Gebäudeund der großen Flächen liegt.Im Rahmen der Studie werden die quantitative Verfügbarkeitund die Eignung der städtischen Flächenpotenzialefür die Erzeugung erneuerbarer Energien ermittelt.Eignung bzw. Qualität der urbanen Fläche heißt auch dieerforderliche Infrastruktur, städtebauliche Aspekte, Stadtverträglichkeit(Verbesserung/Aufwertung städtebaulicherEntwicklung), Image, Planungsrecht usw. zu berücksichtigen.Temporäre Optionen spielen eine nicht unwesentlicheRolle. Besonders für innerstädtische großeFlächen, welche durch Gebäudeabriss entstehen, oder fürsolche auf industriellen Brachen werden Zwischenlösungengesucht, die zu einer Aufwertung führen oder einenImageverlust verhindern. Weiterhin werden die Wirtschaftlichkeiteinzelner Energieoptionen mit informellenals auch formellen Instrumenten sowie die Rückbauproblematikzur Förderung der praktischen Umsetzungmit in die Untersuchungen eingeschlossen. Alle Untersuchungenund Analysen münden in die Erarbeitung einesKatalogs ein, der die Optionen der Nutzung erneuerbarerEnergien auf urbanen Freiflächen unter Berücksichtigungder genannten Punkte übersichtlich darstellt.Flächenpotenzial und UntersuchungsräumeWie viele „energetische Nutzflächen“ im urbanen Raumzur Verfügung stehen, ist nicht bekannt. Zwar erlaubt dieBBR-Baul<strong>and</strong>umfrage eine generelle Trendaussage fürdie Bundesländer bezüglich des Wiedernutzungspotenzialsvon Flächen, das seit 2000 steigt, aber diese differenziertnicht nach geographischer Lage und nach Qualitätder einzelnen Flächen. Daher arbeitet die Studie invier Untersuchungsräumen: Region Nordthüringen, StadtLeipzig, Stadt Gelsenkirchen, Stadt Stuttgart (Abb. 1).Hier werden beispielhaft an konkreten Flächen quantitativeVerfügbarkeit und qualitative Eignung für die Erzeugungerneuerbarer Energien analysiert.Abb. 1: Untersuchungsräume der ExWoSt-Studie.SummaryUseful areas in urban regions for renewable energies –an instrument to protect areas <strong>and</strong> to achieve a climateorientedurban developmentIncreasing energy prices <strong>and</strong> the dependence on suppliercountries as well as the expected consequences of theclimate change require new ideas <strong>and</strong> strategies for usingurban open space potentials. In the study “Nutzung städtischerFreiflächen zur Erzeugung erneuerbarer Energien”(Using urban open space to produce renewableenergy) funded by the German “Experimental Housing<strong>and</strong> Urban Development” (ExWoSt) research programme,the Federal Office for Building <strong>and</strong> Regional Planningin Germany systematically analyses <strong>and</strong> evaluates the potentialwhich results from the combination of the twofields of responsibility “Using urban l<strong>and</strong> resources” <strong>and</strong>“Using renewable energy sources”.Quellen1http://www.iwu.de/forschung/energie/abgeschlossen/zeroemissioncity/[St<strong>and</strong>:24.08.2007].2Bundesregierung, Dezember 2007: Das Integrierte Energie- undKlimaprogramm der Bundesregierung (IKEP). http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hintergrund_meseberg.pdf[St<strong>and</strong> 25.01.2008].KontaktLars Porsche – lars.porsche@bbr.bund.deBundesamt für Bauwesen und Raumordnung,Referat I 5 Verkehr und Umwelt,Deichmanns Aue 31-37, D-53179 Bonn, Deutschl<strong>and</strong>26local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


f a c h p l a n b o d e nEin Fachplan Boden für die <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München –Bodeninformation als Grundlage für den BodenschutzDas deutsche UVP-Recht fordert zur Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinien, dass bei bestimmten Vorhabensowie bei der Aufstellung oder der Änderung von Plänen und Programmen die Auswirkungen auf den Boden ermittelt,beschrieben und bewertet werden müssen (§2 UVPG, §2 SUPG). Damit diese Forderung in die Praxis umgesetztwerden kann, sind entsprechende fachliche Grundlagen zu schaffen, zu denen auch eine Bewertung der natürlichenBodenfunktionen und der Archivfunktionen gehört, die im Bodenschutzrecht (§2 BBodSchG) aufgeführt sind. DieKenntnis über den Zust<strong>and</strong> und die Leistungen der Böden ist somit wesentliche Voraussetzung dafür, dass Maßnahmendes vorsorgenden Bodenschutzes in der räumlichen Planung nachhaltig umgesetzt werden können. Für denBereich der gesamtstädtischen Entwicklung hat das Institut für Geographie der Universität Innsbruck in Zusammenarbeitmit dem Referat für Gesundheit und Umwelt der <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München ein Konzept für einen „FachplanBoden“ entwickelt, der integraler Best<strong>and</strong>teil des <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplans werden soll. Mit den im Fachplan Boden bereitgestelltenInformationen können die städtischen Planer wichtige Grundlagen zur Erreichung der im MünchenerBodenschutzkonzept vorgegebenen Ziele erhalten.Dr. Markus Tusch, Dr. Clemens Geitner, Institut für Geographie, Universität Innsbruck (A) und Werner Gruban,Referat für Gesundheit und Umwelt, <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München (D)EinleitungBereits 1996 begannen die Arbeiten am Bodenschutzkonzeptder <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München, das schließlichvom städtischen Umweltschutzausschuss im Jahr 2000beschlossen wurde. Übergeordnetes Ziel ist dabei der„dauerhaft nachhaltige Umgang mit der Ressource Bodenzur Sicherung bzw. Wiederherstellung seiner ökologischenLeistungsfähigkeit“. Dieses Ziel soll durch dieUmsetzung verschiedener Leitlinien und Strategien wieetwa der „Erhaltung und Wiederherstellung natürlicherBodenfunktionen“, dem „Schutz wertvoller und empfindlicherBöden“, der „Begrenzung des Bodenverbrauchsdurch Reduzierung der Flächeninanspruchnahme“ undder „Forschung und Ermittlung fachlicher Grundlagen“erreicht werden.Das im Frühjahr 2007 fertig gestellte Konzept für einenFachplan Boden orientiert sich an diesen Vorgaben undbietet eine an den Bodenfunktionen ausgerichtete undauf Erkenntnissen des Interreg IIIB Alpenraum ProjektesTUSEC-IP aufbauende Bewertung der Böden imStadtgebiet, die in 20 digitalen Karten und einem erläuterndenTextb<strong>and</strong> dargestellt ist (Geitner et al. 2007).Auf der Basis von vorliegenden Daten aus nachfolgendnäher erläuterten Quellen zielt die Bodenbewertung aufdie Beantwortung folgender planungsrelevanter Fragenab:• Wie hoch ist das „Potenzial“ der Münchener Bödenzur Erfüllung ihrer natürlichen Funktionen?• Wo befinden sich im Stadtgebiet Münchens schützenswerteBöden, und aufgrund welcher konkreten Leistungensind diese Böden schützenswert?• Welche Böden werden durch welche aktuellen bzw.geplanten Nutzungen im Stadtgebiet in welchem Ausmaßbeeinträchtigt und / oder geschädigt und / oderzerstört?Was ist ein Fachplan Boden?Der Fachplan Boden ist ein „bodenfachlicher“ Beitragzum <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplan. Der <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplan ist inDeutschl<strong>and</strong> im Naturschutzrecht verankert und bildetdie Grundlage für alle Maßnahmen des Naturschutzes,der <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftspflege und der <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsentwicklungauf kommunaler Ebene und ist von den Städten und Gemeindenzwingend aufzustellen. Mit dem <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplankönnen Schutzgebiete und Schutzobjekte festgesetztsowie Festlegungen für Brachflächen, für die forstlicheNutzung und für Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnahmengetroffen werden. Daneben könnenauch Ziele hinsichtlich Arten- und Biotopschutz, Naturerlebnisund Erholung sowie die Regulation und Regenerationvon Boden, Wasser und Luft festgesetzt werden(vgl. §14, §16 BNatSchG, Art. 3 BayNatSchG).Der <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplan ist als integrierter Best<strong>and</strong>teil desFlächennutzungsplans ein wichtiges Instrument zur Sicherungund Entwicklung noch bestehender Freiräume,v.a. in Verdichtungsgebieten. Er besteht in der Regel auseinem Best<strong>and</strong>s- und einem Entwicklungsteil in Text undKarten. Mit den Entwicklungszielen werden die Grundzügeder zukünftigen <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsentwicklung mit ihrenl<strong>and</strong>espflegerischen Absichten und Aufgaben beschriebenund entsprechen in ihrer rechtlichen Wirkung demFlächennutzungsplan, d.h. sie sind behördenverbindlich.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0827


f a c h p l a n b o d e nDer Fachplan Boden will also somit aus Sicht des vorsorgendenBodenschutzes räumliche und l<strong>and</strong>schaftspflegerischeFestlegungen treffen, mit denen für denNaturhaushalt bedeutende Bodenqualitäten und Bodenfunktionenerhalten und verbessert werden können.Informationsgrundlagen für einen Münchner FachplanBodenDie flächendeckende Kartierung der Böden des gesamtenStadtgebietes Münchens (310 km 2 ) zur Gewinnungoptimaler Eingangsdaten für die Bewertungsalgorithmenist aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht möglich.Allerdings ist die Datenlage in München im Vergleichzu <strong>and</strong>eren Städten ausgesprochen gut, so dassvorh<strong>and</strong>ene Datenquellen als Grundlage für die Bodenbewertungverwendet werden können.Die umfangreichsten Informationen über die in der StadtMünchen vorzufindenden Bodenformen sind in derSt<strong>and</strong>ortkundlichen Bodenkarte von Bayern 1:50.000,Blatt München und dem zugehörigen Beiheft mit horizontscharfenErgebnissen chemischer und physikalischerAnalysen repräsentativer Profile enthalten (BayerischesGLA 1986). Da sich diese Karte auf die l<strong>and</strong>- und forstwirtschaftlichgenutzten Außenbereiche des Stadtgebietesbeschränkt, wird sie im Innenbereich um die ausSekundärdaten und Expertenwissen erstellte „Konzeptbodenkarteder potenziellen Bodenformen“ (Linder1998) ergänzt.Daten über die <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung werden der Karte „Realnutzungskartierungder ökonomischen Grundstruktur“aus dem Münchner Umweltatlas entnommen, um Informationenaus der Versiegelungskartierung 1995 ergänztund in Bereichen mit umfangreichen Änderungen seit1995 – v. a. bauliche Nutzung von früherem Freil<strong>and</strong> –anh<strong>and</strong> von aktuellen Luftbildern aktualisiert. Aus derVerschneidung der Bodendaten (25 Bodenformen) undder <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzungsdaten (21 Kategorien – siehe Linder1998) mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems(ArcGIS) resultieren schließlich 282 „homogene“Einheiten als Basis für die Bodenbewertung. Dieseerfolgt, in Anbetracht des Zielmaßstabs von 1:25.000,auf Blockebene, wobei Blöcke mit einem Versiegelungsgradvon über 80 % nicht mehr bewertet sind. Als zusätzlicheDatenquellen für die Bewertung einzelner Potenzialewerden außerdem noch die Bodenschätzungsübersichtskarte1:25.000 zur Bewertung des Bodens alsSt<strong>and</strong>ort für die l<strong>and</strong>wirtschaftliche Nutzung, der Katasterder Altlastenst<strong>and</strong>orte und -verdachtsflächen zur Beurteilungder Lebensraumfunktion für den Menschen unddie Karte der Bodendenkmäler zur Lokalisierung vonArchivböden herangezogen.MethodikAls letzter vorbereitender Arbeitsschritt geht der eigentlichenBewertung noch die Modifizierung einzelnerBodenparameter in Abhängigkeit von der aktuellen <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzungvoraus. Zur nutzungsspezifischen Anpassungder Parameter „Anteil an Grobmaterial“, „pH-Wert“,„Organikgehalt“ und „Lagerungsdichte“ werden die vonStahr et al. (2003) für Stuttgart ermittelten Ergebnisseauf Münchener Verhältnisse modifiziert angewendet.Generell liegt in diesem Bereich die größte Unsicherheitder Bewertung städtischer Böden, da zum einen nur dieaktuelle, nicht aber die historische <strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung berücksichtigtwird und zum <strong>and</strong>eren noch erheblicher Forschungsbedarfbesteht, was Art und Ausmaß des Einflussesmenschlicher Eingriffe auf einzelne Bodeneigenschaftenbetrifft.Die Bodenfunktionen, wie sie im deutschen Bodenschutzrecht(§ 2 BBodSchG) genannt werden, sind aufgrundihrer eher abstrakten Definition nicht zur unmittelbarenBewertung geeignet. Im Fachplan Boden werden stattdessendie „Bodenpotenziale“ bewertet, die anh<strong>and</strong> quantifizierbarerKriterien das jeweilige Ausmaß angeben, zudem eine bestimmte Funktion erfüllt wird (Hepperle &Stoll 2006).Zur Berechnung dieser Potenziale werden so weit alsmöglich Methoden verwendet, die im Zuge von TUSEC-IP mit der <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München als Leadpartnerinentwickelt wurden (<strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München 2006).Für einige Potenziale kommen Algorithmen zur Anwendung,die in <strong>and</strong>eren Städten wie Hamburg bzw. in Ländernwie Baden-Württemberg und Bayern bereits erprobtund in vergleichbaren Anwendungsbereichen in der Praxiseingesetzt wurden.Allen diesen Ansätzen gemein ist, dass in ihnen einfacheoder komplexe, teilweise nutzungsabhängig modifizierteBodenparameter sowie zusätzliche Daten zu natürlichen(Grundwasserst<strong>and</strong>, Niederschlag) und anthropogenenRahmenbedingungen (<strong>L<strong>and</strong></strong>nutzung, Versiegelungsgrad,Schadstoffquellen) für die Bewertung vonBodenpotenzialen regelhaft verknüpft werden. DieserProzess soll anh<strong>and</strong> eines konkreten Beispiels veranschaulichtwerden.Beispiel: Versickerungspotenzial für OberflächenwasserDie Aufnahme und Speicherung von Niederschlagswasser,das entweder direkt auf dem Boden auftrifft odervon benachbarten, versiegelten Flächen zufließt und dienachfolgende, verzögerte Abgabe an Atmosphäre, Vegetationoder Grundwasser sind wichtige Leistungen desBodens. Mit der dadurch bewirkten Verringerung desoberflächlichen Abflusses sinkt die Gefahr von Überschwemmungen,Erosion und Gewässerverunreinigung.28local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


f a c h p l a n b o d e nDie Verdunstung des im Boden zurückgehaltenen Wassershat zudem positive Auswirkungen auf das Mikroklimain Siedlungsgebieten.Für den Fachplan Boden wird ein Bewertungsalgorithmusangewendet, der sich sowohl im Leitfaden zurBodenbewertung des Umweltministeriums Baden-Württemberg (1995) als auch jenem des BayerischenGeologischen <strong>L<strong>and</strong></strong>esamtes (2003) findet. Um die speziellenGegebenheiten in der Stadt München besser abbildenzu können, müssen die Vorgaben in einigen Punktenmodifiziert werden. So wird zum Beispiel versucht,nutzungsabhängige Änderungen des Bodenaufbaus zuberücksichtigen. Weiter erfolgt die Bestimmung desbewertungsrelevanten kf-Wertes nicht durch Mittelungder Werte aller Horizonte, sondern durch Verwendungdes geringst durchlässigen Horizonts als „limitierendemFaktor“ für die Versickerung. Schließlich wird die besteBewertungsstufe nochmals unterteilt, um die großteilssehr gut durchlässigen Böden in München weiter differenzierenzu können und wie für alle <strong>and</strong>eren Potenzialeeine fünfstufige Bewertungsskala zu erhalten.Die Bewertung erfolgt durch Verknüpfung der bestimmendenParameter „Wasserdurchlässigkeit“ (kf-Wert)und „Wasserspeichervermögen“ (im Prinzip das gesamteVolumen von Mittel- und Grobporen, sprich die Summeaus nutzbarer Feldkapazität und Luftkapazität) mitHilfe einer Kreuztabelle. Bewertungseinheiten (Blöcke)unter bestimmten Nutzungen – z.B. Gleisanlagen mit extremhoher Durchlässigkeit – oder grundwasserbeeinflussteBodentypen wie Moore und Gleye erhalten einegesonderte Bewertung. Weitere mit der angew<strong>and</strong>tenMethode verbundene Einschränkungen sind in BayerischesGLA (2003, S. 40ff.) im Detail beschrieben.Abb.1: Bewertung des Versickerungspotenzials fürOberflächenwasserQuelle: Geitner et al. 2007.Wie aus der Abbildung ersichtlich, dominieren in Münchensehr gut bis gut durchlässige Böden (Pararendzinenund Braunerden aus Niederterrassenschotter). Zu beachtenist, dass der Grad der Oberflächenversiegelung nichtin die Bewertung eingeht, also nur das Versickerungspotenzialder unversiegelten Bereiche jedes Blockes bewertetwird. Der Versiegelungsgrad wird ebenso wie dieAbschätzung des Retentionspotenzials für Starkniederschlägein einer aggregierten Bewertung der Bedeutungder Böden im Hochwasserschutz berücksichtigt.Analog zu der dargestellten Karte sind im Fachplan Bodenthematische Karten für zehn Bodenpotenziale, vierkombinierte Bewertungen und ein Vorschlag für eineaggregierte Gesamtbewertung enthalten. Diese Planungsgrundlagenwerden ergänzt durch eine „Grundkarte” derBodenformen im Stadtgebiet, drei thematische Karten,die den Bodenverlust durch Versiegelung, die Bodenbelastungdurch anthropogene Überprägung und die Gefährdungdurch (Wind-)Erosion zeigen sowie durch einenTextb<strong>and</strong> mit einleitenden Bemerkungen zur Bodenbewertungallgemein, einer Beschreibung der verwendetenMethoden und Erläuterungen der Karten.St<strong>and</strong> der ArbeitenDer Fachplan Boden wird noch in diesem Jahr dem Stadtratzur Diskussion und Beschlussfassung vorgelegt werden.Deshalb liegen auch noch keine verwertbaren Erfahrungenim Umgang mit dem Fachplan Boden in derPlanungspraxis vor. Festzuhalten ist aber, dass hiermitein wichtiger Baustein geschaffen wird, der Bodenschutzmaßnahmenals selbstverständlichen Best<strong>and</strong>teil vonPlanungsabwägungen etablieren kann und somit einenBeitrag zu einer nachhaltigen und Ressourcen schonendenEntwicklung der <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München leistenwird.SummaryA “Thematic <strong>Soil</strong> Plan” for the City of Munich – soilinformation as a basis for soil protectionAccording to the German EIA law the preparation or modificationof certain plans <strong>and</strong> programmes requires theidentification, description <strong>and</strong> assessment of their significanteffects on soils (UVPG, Art. 2; SUPG, Art. 2).In order to put this requirement into practice, adequatebasic information about soils must be provided. Theseinclude the evaluation of natural soil functions <strong>and</strong> thefunction of soil as an archive of natural or cultural heritageas they are listed in the German Federal <strong>Soil</strong> ProtectionAct (BBodSchG, Art. 2).Knowledge about the actual condition <strong>and</strong> the potentialsof soils are an essential prerequisite for a sustainablelocal l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0829


n e w s & c o m m u n i c a t i o n sBodenschutz in der EU – Quo vadis?– Berichterstattung und Einschätzung zur Europäischen Bodenrahmenrichtlinie –Ganz nahe schien Ende 2007 die Verwirklichung eines Zieles, das sich die EU im Rahmen ihres 6. Umweltaktionsprogramms2002 gesetzt hatte: Um das letzte noch nicht nach gleichen St<strong>and</strong>ards und in vielen Mitgliedsländern nur rudimentär geschützteUmweltmedium – den Boden – umfassend zu schützen, sollte am 20. Dezember 2007 der Ministerrat (der Umweltminister derEU) nach jahrelangen Beratungen die sog. „Bodenrahmenrichtlinie“ absegnen und damit den Weg für einen umfassenden vorsorgendenund nachsorgenden Bodenschutz in der Europäischen Union freimachen.Nachdem am 14. November 2007 das Europäische Parlamentnach der Beratung von mehr als 500 Änderungsanträgen mitüberwältigender 2/3-Mehrheit den Weg für eine Bodenrahmenrichtlinie(“<strong>Soil</strong> Framework Directive“ – SFD) geebnetzu haben schien, gingen viele Umweltverbände und das EuropäischeBodenbündnis <strong>ELSA</strong> e.V. davon aus, dass sich der vierWochen später tagende Ministerrat in Brüssel diesem Votumletztlich nicht verschließen und der Empfehlung des Parlamentszur Annahme der Rahmenrichtlinie folgen würde.Wer nun aber gedacht hatte, dass die Umweltminister kurz vorWeihnachten dem Boden nach jahrelangen Beratungen ein„Weihnachtsgeschenk“ zukommen lassen würden, sah sich amEnde einer im Internet live übertragenen teils sehr emotionalenDebatte der Umweltminister bitter getäuscht: 5 Staaten(Deutschl<strong>and</strong>, Österreich, Großbritannien, die Niederl<strong>and</strong>e undFrankreich) lehnten jegliche weitere Verh<strong>and</strong>lungen undKompromissvorschläge seitens der portugiesischen Ratspräsidentschaftkategorisch gegen den erklärten Willen dergroßen Mehrheit von 22 EU-Ländern ab.Das offensichtlich nicht in dieser Form und Deutlichkeit erwarteteAbstimmungsergebnis aus Straßburg hatte in der Zeitzwischen parlamentarischer Beratung in Straßburg und derMinisterratstagung in Brüssel zu hektischer Aktivität bei denStaaten, die teils schon immer, teils aber auch erst neuerdingsjegliche Form verbindlicher Regelungen für den Boden ausBrüssel ablehnen, geführt. An der Spitze der Ablehnerfront:die Bundesrepublik Deutschl<strong>and</strong> mit ihrem UmweltministerGabriel, der noch im Sommer 2006 zusammen mit elf seinerKollegen EU-Kommissar Dimas dazu aufgefordert hatte, sichfür „eine verbindliche rechtliche Regelung des Bodenschutzesauf europäischer Ebene einzusetzen“, nicht zuletzt auch „umgleiche Ausgangsbedingungen im Umgang mit dem Boden inder EU“ zu schaffen. In einem bekannt gewordenen Schreibenan seinen Kollegen <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaftsminister Seehofer hatteGabriel noch im März 2007 betont, dass er eine „rechtsverbindlicheMindestzielsetzung auf EU-Ebene nicht nur als hilfreichsondern…auch für notwendig halte“.implementation of preventive soil protection measuresin spatial planning. In order to take planning decisionson a regional scale, a concept for a “Thematic <strong>Soil</strong> Plan”(Fachplan Boden) as a projected integral part of the<strong>L<strong>and</strong></strong>scape Plan was elaborated by the Institute ofGeography, University of Innsbruck, in close cooperationwith the Department of Health <strong>and</strong> Environment of theCity of Munich. Information provided by the Thematic<strong>Soil</strong> Plan is important for urban planners to achieve theobjectives of the Munich soil conservation concept.References• Bayerisches Geologisches <strong>L<strong>and</strong></strong>esamt [Hrsg.] (1986): St<strong>and</strong>ortkundlicheBodenkarte von Bayern 1:50.000, München –Augsburg und Umgebung incl. Beiheft. Bodenchemische undbodenphysikalische Analysenergebnisse. München.• Bayerisches Geologisches <strong>L<strong>and</strong></strong>esamt [Hrsg.] (2003): Das SchutzgutBoden in der Planung. Bewertung natürlicher Bodenfunktionenund Umsetzung in Planungs- und Genehmigungsverfahren.Augsburg, München. 62 S.• BBodSchG – BGBl. I 1998, 502: Gesetz zum Schutz vor schädlichenBodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten(Bundesbodenschutzgesetz). Berlin.• BNatSchG – BGBl. I 2002, 1193: Gesetz über Naturschutz und<strong>L<strong>and</strong></strong>schaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz). Berlin.• Geitner, C., Tusch, M. & Dittfurth, J. (2007): Fachplan Boden der<strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München – Bewertung natürlicher Bodenfunktionenim Überblicksmaßstab als Beitrag zum vorsorgendenBodenschutz. Abschlussbericht. Innsbruck, München. 130 S.• Hepperle, E., & Stoll, T. (2006): Ressourcenplan Boden. Ein Konzeptzum planerisch-nachhaltigen Umgang mit Bodenqualität.Umweltwissen 0633, Bundesamt für Umwelt. Bern. 298 S.• <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München [Hrsg.] (2006): Bodenbewertung in derräumlichen Planung. Ein Beitrag zur nachhaltigen Raumentwicklung.Ergebnisse des EU INTERREG III B Alpenraum ProjektesTUSEC-IP. München, Bozen. 48 S.• Lehmann, A., David S. & Stahr, K. (2008, im Druck): TUSEC(Technique of Urban <strong>Soil</strong> Evaluation in City Regions) – Eine Methodezur Bewertung natürlicher und anthropogen überformterBöden. Hohenheim.• Linder, S. (1998). Die Erstellung einer digitalen Konzeptbodenkartefür das Stadtgebiet München als Grundlage für die Entwicklungeines Bodeninformationssystems. München. 84 S.• Stahr, K., Stasch, D. & Beck, O. (2003). Entwicklung vonBewertungssystemen für Bodenressourcen in Ballungsräumen.Forschungsbericht FZKA-BWPLUS (Förderkennzeichen BWC99001). Hohenheim. 183 S.• Umweltministerium Baden-Württemberg [Hrsg.] (1995): Bewertungvon Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit. Leitfaden für Planungenund Gestattungsverfahren. Stuttgart. 57 S.KontaktDr. Markus Tusch – markus.tusch@uibk.ac.atDr. Clemens Geitner – clemens.geitner@uibk.ac.atUniversität Innsbruck, Institut für GeographieInnrain 52, A-6020 Innsbruck, ÖsterreichWerner Gruban – werner.gruban@muenchen.de<strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München, Referat für Gesundheit undUmwelt, Bayerstraße 28a, D-80335 München, Deutschl<strong>and</strong>30local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


n e w s & c o m m u n i c a t i o n sWas war geschehen, wieso konnte ausgerechnet Deutschl<strong>and</strong>,das <strong>L<strong>and</strong></strong>, aus dem 1998 nach der Verabschiedung des bundesdeutschenBodenschutzgesetzes unter der damaligen BundesumweltministerinAngelika Merkel der entscheidende Anstoßfür die Schaffung von europaweit gültigen Regelungen für einenumfassenden Bodenschutz kam, sich am Ende des Prozessesunter keinen Umständen mehr mit einer wie auch immergearteten Bodenrahmenrichtlinie anfreunden?Bundesumweltminister Gabriel st<strong>and</strong> zu guter Letzt auf verlorenemPosten: Bis auf das <strong>L<strong>and</strong></strong> Berlin hatten sich alle Bundesländerim Bundesrat wiederholt gegen eine Rahmenrichtlinieaus Furcht vor den damit vermeintlich verbundenen Kostenund befürchteter Berichterstattungsbürokratie ausgesprochen.Gleichzeitig wuchs der Widerst<strong>and</strong> insbesondere aus der<strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft, die u.a. befürchtet, dass Instrumente wie Cross-Compliance zukünftig an einen stärkeren Bodenschutz gebundenwerden könnten und Subventionen nach <strong>and</strong>eren Schlüsselnverteilt werden könnten. Die Industrie wiederum befürchtetehöhere Sanierungslasten und die Pflicht zur Untersuchung(Bodenpass) bei Eigentümerwechseln. Nur das Umweltbundesamtin Dessau stärkte neben den großen Umweltverbändendem Minister den Rücken, vergeblich.Letztendlich brachten Bundesl<strong>and</strong>wirtschaftsminister Seehoferund sein Kollege Bundeswirtschaftsminister Glos dann dasWerk nach dem Abstimmungserfolg in Straßburg zu Fall: Wieaus Kreisen des Bundesumweltministeriums zu hören war,erteilte Bundeskanzlerin Merkel Gabriel die Weisung, im Namender deutschen Regierung die Rahmenrichtlinie an jenem20. Dezember 2007 in Brüssel ohne wenn und aber abzulehnen,was dieser dann auch tat.Da eine Ablehnung der Rahmenrichtlinie durch Deutschl<strong>and</strong>und Großbritannien (das Probleme bei der Erschließungaltlastenverdächtiger Flächen für die Siedlungsentwicklungbefürchtete) jedoch die Rahmenrichtlinie nicht zu Fall gebrachthätte, wurden Verbündete gesucht und gefunden. „Ausgerechnetjene Staaten, die die längsten Erfahrungen und umfassendstenBodenschutzregelungen haben, wehren sich gegen einenEU-weiten Schutz des Bodens, insbesondere in den Ländern,die noch gar keinen rechtlich verankerten Bodenschutz eingeführthaben“ , kritisierte der sichtlich entrüstete UmweltkommissarDimas die Umweltminister der Ablehnerfront amEnde der Brüsseler Ministerratstagung. Interessant waren auchdie Begründungen der übrigen Ablehnerstaaten: Österreichführte u.a. an, dass das vorliegende Werk nicht streng genugsei, während die holländische Umweltministerin offen ihr Bedauernzum Ausdruck brachte, dass sie leider seitens der niederländischenRegierung nicht autorisiert sei, der Rahmenrichtliniezuzustimmen. Am spannendsten war bis zuletzt jedochdas Abstimmungsverhalten Frankreichs. Selbst am Morgen desAbstimmungstags war noch nicht klar, ob Frankreich, dessenBauern eine Rahmenrichtlinie bisher eher begrüßt hatten, derRichtlinie zustimmen oder wie die <strong>and</strong>eren vier Staaten sichebenfalls komplett verweigern würde. Aber auch die Vermittlungsbemühungender Portugiesen reichten nicht aus, umFrankreich den Wechsel auf die Befürworterseite schmackhaftzu machen. Nachdem es – so verlautete aus EU-Kreisen –mehrere Gespräche (und Zugeständnisse?) seitens der deutschenKanzlerin gegenüber ihrem Kollegen Sarkozy gegebenhatte, sagten auch die Franzosen am Ende dieses Tages „non“zu jeder Art von Bodenrahmenrichtlinie.Wie geht es jetzt weiter mit gemeinsamen Bodenschutzst<strong>and</strong>ardsund -regelungen in der EU, die 22 Staaten wollen und 5 Staatenblockieren?Die Bodenrahmenrichtlinie ist – rechtlich gesehen – nicht „vomTisch“, denn es hatte keine formelle Abstimmung am 20. Dezember2007 in Brüssel gegeben; das konnte als kleinster Kompromisszwischen den Fronten der Befürworter und der Ablehnererreicht werden. In der Konsequenz heißt dies, dass sicheine der nächsten Ratspräsidentschaften noch einmal mit demThema beschäftigen und eine Abstimmung im Ministerrat herbeiführenmuss, soll die Bodenschutzrahmenrichtlinie endgültigauch formal „begraben“ werden. Die slowenische Präsidentschafthat bereits erklärt, dass sie sich dieses Themasnicht annehmen wolle, die darauf folgende französische Präsidentschaftwird dies aller Voraussicht nach vor dem Hintergrundder Entscheidungsfindung im Dezember ebenfalls nichttun. Die Republik Tschechien, die Anfang 2009 die Präsidentschaftübernehmen wird, hat allerdings schon angekündigt, aufjeden Fall das Thema „Bodenschutzrahmenrichtlinie“ erneutzur Sprache bringen zu wollen. Bleibt zu hoffen, dass auch diejetzigen Neinsager angesichts der erst allmählich sich verbreitendenErkenntnisse über den Zusammenhang von Klimaschutzund Bodenschutz Gedanken machen, ob das Thema Bodenwirklich nur ein rein nationales Thema ist, wie BundesumweltministerGabriel in Brüssel erklärte („wenn eines den Staatenganz allein gehöre, dann der Boden“), es mithin keinereuropaweiten Schutzregelungen bedürfe.Das Bodenbündnis europäischer Städte, Kreise und Gemeindenwird sich auch weiterhin für einen europaweiten Schutzdes Bodens unter Beachtung der lokalen und regionalen Besonderheiteneinsetzen. Für alle, die angesichts des derzeitigenSt<strong>and</strong>es der Diskussion in der EU zu resignieren drohen,sei daran erinnert, dass auch das von BundesumweltministerGabriel gelobte Bundesbodenschutzgesetz 10 Jahre härtesterDiskussion hinter sich hatte, bevor es 1998 nach Überwindungerheblicher Widerstände (nicht zuletzt aus der <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft)schließlich doch noch verabschiedet wurde.Die Bodenrahmenrichtlinie wird kommen, darin sind sich diemeisten Beobachter in Brüssel einig. Gebe es sie nicht, wirdes in einigen Jahren 27 Regelungen zum Bodenschutz in denStaaten der EU geben und dies wird zu einer Wettbewerbsverzerrungz.B. bei der Ansiedlung von Betrieben auf kontaminiertenBöden führen, die gerade die Industrie nicht will.Auch das bundesdeutsche Bodenschutzgesetz entst<strong>and</strong> schließlichvor dem Hintergrund von nicht mehr kommunizierbaren46 Bewertungslisten der Länder und einzelner Städte zur Einstufungkontaminierter Böden in Deutschl<strong>and</strong>, die die Industrieseinerzeit zu Recht beklagte. Eine ähnliche Entwicklungist auch auf europäischer Ebene abzusehen, wenn es nicht dochnoch zu gesamteuropäischen Regelungen kommt.Detlef Gerdts, Vorst<strong>and</strong>svorsitzender <strong>ELSA</strong> e.V.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08 31


n e w s & c o m m u n i c a t i o n s6. Internationale Jahrestagung <strong>ELSA</strong> e.V. vom 15./16.November 2007 im Rathaus der Stadt Stuttgart (D)Bodenschutz in der kommunalen Bau- und Planungspraxis.– Zusammenfassender BerichtDie 6. internationale Jahrestagung des Boden-Bündnis europäischerStädte, Kreise und Gemeinden <strong>ELSA</strong> e.V. wurde durchden Vorst<strong>and</strong>svorsitzenden Detlef Gerdts, eröffnet. Er betontevor den rund 90 anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern,wie wertvoll der Erfahrungsaustausch über Stadt-, <strong>L<strong>and</strong></strong>es-und Staatsgrenzen hinaus gerade für den kommunalenBodenschutz in der Planungs- und Baupraxis sei und dass manhierzu von den Erfahrungen der Stadt Stuttgart und dem <strong>L<strong>and</strong></strong>Baden-Württemberg einiges lernen könne.Bodenschutz in der Stuttgarter Bau- und PlanungspraxisIn seiner Begrüßungsansprache verwies der Stuttgarter BürgermeisterMatthias Hahn, Referent für Städtebau und Umwelt,auf die langjährigen Erfahrungen im Bodenschutz alswichtiges Anliegen in der kommunalen Planungs- und Baupraxis.So sei der Boden „eine natürliche, endliche, nichterneuerbare Ressource und damit naturräumlich ein besondererSchatz mit wesentlichen Funktionen im Naturhaushalt“.Der Kommune komme deshalb als Bodenschutzbehörde undals Trägerin der Planungshoheit eine zentrale Bedeutung imBodenschutz zu. Konzeptionelle Lösungen würden benötigt,um die Bodenschutzfunktionen effizient zu unterstützen unddie Bodenvorräte im Rahmen der Bauleitplanung nachhaltigzu bewirtschaften. Diesbezüglich sei der „FlächenschutzplanStuttgart 2010“ zu nennen, der nach seinem Leitbild der Innenentwicklungeinen deutlichen Vorrang vor der Inanspruchnahmevon Neubauflächen einräumt. Und mit dem Projekt „NachhaltigesBauflächenmanagement Stuttgart NBS“ könnten Bauflächenpotenzialezur Stärkung der Innenentwicklung ermitteltund mobilisiert werden. Im Jahr 2006 habe der StuttgarterGemeinderat im Rahmen des „Bodenschutzkozeptes BOKS“beschlossen, die Bodenvorräte im Stadtgebiet sparsam undschonend zu bewirtschaften. Schließlich unterstütze die StadtStuttgart gezielt Projekte, in denen neue Strategien zum Bodenschutzund zur Aktivierung baulicher Brachflächen entwickeltund erprobt werden. Dazu sei das ambitionierte StuttgarterREFINA-Projekt „Kleine und mittlere Unternehmen entwickelnkleine und mittlere Flächen“ zu nennen.Flächenmanagement in Baden-WürttembergMinisterialrat Stefan Gloger vom Umweltministerium Baden-Württemberg begriff den vorsorgenden Bodenschutz auch alseine Aufgabe des Flächenmanagements. Dabei wurde der Fokusauf langfristige ökonomische und soziale Entwicklungengerichtet. „Die fortlaufende Flächeninanspruchnahme stelltden wohl wichtigsten Belastungsfaktor für das Schutzgut Bodendar“. Modellrechnungen des Statistischen <strong>L<strong>and</strong></strong>esamteszeigten, dass der Flächenverbrauch trotz Rückgang der Bevölkerungweiterhin <strong>and</strong>auern werde. Erforderlich sei eineFlächenhaushaltspolitik, welche ökologische, ökonomischeund soziale Aspekte verbindet und zukunftsfähig ausgerichtetist. Hierfür liege ein abgestimmter und breit akzeptierterH<strong>and</strong>lungskatalog für eine nachhaltige Raum- und Siedlungsentwicklungvor. Vorrang habe indes eine abgestimmte Innenentwicklungunter gleichzeitiger Deckung des bestehendenBedarfs, die den Freiraumschutz und eine Verbesserung derWohn- und Lebensqualität mit berücksichtigt. Dafür brauchees regionale und interkommunale Kooperationen. Einen wichtigenImpuls dazu habe das Aktionsbündnis „Flächen gewinnenin Baden-Württemberg“ gebracht, welches sich an dieStadt- und Gemeinderäte, die Wirtschaft und die Öffentlichkeitrichtet.Das 30 Hektar-Ziel zur Begrenzung des FlächenverbrauchsDr. Barbara Malburg-Graf von der Universität Stuttgart stellteein Konzept vor, welches sich mit „Erfolgsfaktoren zur Reduzierungdes Flächenverbrauchs“ beschäftigt. Diese Ausein<strong>and</strong>ersetzungknüpfte sie an die Evaluierung der bisherigenStrategien zur Erreichung des Ziels zur 30 Hektar Begrenzungan. Anh<strong>and</strong> einiger Forschungsfragen kommentierte sie eineEinschätzung von Experten in Bezug auf das Zielerreichungspotenzialund die politische Umsetzbarkeit differenzierterMaßnahmenfelder. Die Ergebnisse dieser Evaluierung zeigten,dass Experten ökonomischen Steuerungsinstrumenten einegeringe Wirksamkeit und generell eine mangelnde Akzeptanzzuschreiben. Demgegenüber werde der Flächenkreislaufwirtschaftund insgesamt den planerischen Management-Ansätzendie größten Erfolgsaussichten zugesprochen. Zusätzlichkönnte ein im Raumordnungsgesetz verankertes Zielmanagementmit einer Stärkung der regionalen Planungsebene einwirksamer Schlüsselfaktor darstellen. Hierbei sei es entsprechenddes Expertendiskurses wichtig, das Thema auf die kommunaleEbene zu transferieren.Gestützt auf der Erkenntnis, dass die Städte und Gemeindenihre H<strong>and</strong>lungsspielräume ausschöpfen müssen, um dieFlächennutzung nachhaltig und effizient gestalten zu können,wurden folgende Empfehlungen in verschiedenen Workshopserarbeitet:Workshop 1: Bodenschutz in der PlanungspraxisProf. Dr. Stephan Tomerius von der Fachhochschule TrierUmwelt-Campus Birkenfeld startete den ersten Workshop,welcher unter der Moderation von Dr. Fabian Dosch vom Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung BBR in Bonn st<strong>and</strong>mit dem Thema: „Auswirkungen des Baugesetzbuchs nach derBauGB-Novelle 2007 zu mehr Innenentwicklung“. Dabei wurdedas „Gesetz zur Erleichterung von Planungsvorhaben für dieInnenentwicklung der Städte“ präsentiert, welches aus demBlickwinkel der Innenentwicklung eine Reihe von Erleichterungenfür die städtebauliche Planung und das Bauen in denStädten und Gemeinden enthält. Demnach soll primär ein beschleunigtesVerfahren für Bebauungspläne eingeführt werden,das der Wiedernutzbarmachung von Flächen dienen soll.Dr. Ing. Dirk Vallée, Leitender Technischer Direktor vom Verb<strong>and</strong>Region Stuttgart befasste sich mit den Folgekosten vonBaugebieten und lieferte konkrete Hinweise für kommunaleBaul<strong>and</strong>strategien. Dabei gelte es zu beachten, dass eineFlächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächenimmer mit einer Veränderung der Ressource Boden einhergeht.Der Verb<strong>and</strong> Region Stuttgart habe dazu in mehreren Forschungsvorhabendie Möglichkeit einer Reduzierung der32local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


n e w s & c o m m u n i c a t i o n sFlächeninanspruchnahme untersucht und sei nun bestrebt, dieEinzelergebnisse zu einer Gesamtstrategie zusammenzufügen.Namentlich wurden hier das Modellvorhaben „Nachhaltigesregionales Siedlungsflächenmanagement MORO-RESIM“ unddas Folgeprojekt „RAUM plus“ in Kooperation mit der ETHZürich genannt. Zur Förderung der Akzeptanz soll eine gezielteKommunikationsstrategie eingesetzt werden, die durch dieVerbreitung der fachlichen Ergebnisse zu Maßnahmen dasBewusstsein für Probleme und den Nutzen einer Reduzierungder Flächeninanspruchnahme stärkt.Nils Krieger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerungder <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt Stuttgart stellte das Projekt „NachhaltigesBauflächenmanagement Stuttgart (NBS)“ vor. Es bezwecktdie Nutzung der Nachverdichtungs- und Wiedernutzungspotenzialevorrangig in den bereits bebauten Gebieten. Diesystematische Erfassung der bestehenden Potenziale, der Aufbaueiner Informationsplattform sowie die Erarbeitung vonH<strong>and</strong>lungsstrategien für die Stadt seien dafür die wesentlichenBausteine. Nach einem ersten NBS-Lagebericht wurde der erreichteSt<strong>and</strong> der Innenentwicklung für den Zeitraum 2003–2005 bilanziert: Der Umfang der Bauflächenpotenziale für dieInnenentwicklung sei infolge des wirtschaftlichen Strukturw<strong>and</strong>elsnahezu konstant geblieben. Es zeichneten sich größerePotenziale in der gewerblichen Nutzung gegenüber demWohnungsbau ab, weshalb in Zukunft auch über eine Umnutzungvon Gewerbegebieten nachgedacht werden müsse.Workshop 2: Vom Flächenschutz zum BodenschutzDieser Workshop wurde vom Ministerialrat Gerhard Urbanvom Umweltministerium Baden-Württemberg geleitet. HelmerHonrich und Werner Gruban vom Referat für Gesundheit undUmwelt der <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt München präsentierten die aktuellenRahmenbedingungen des vorsorgenden Bodenschutzesder Stadt München. Dabei wurde das Projekt „TUSEC-IP(Technique of Urban <strong>Soil</strong> Evaluation in City Regions –Implementation in Planning Procedures)“ mit der hierbei erarbeitetenMethode zur Bewertung der Bodenfunktionen vorgestellt.Diese Bodenfunktionsbewertung ermöglicht die Qualitätender urbanen Böden zu erkennen, darzustellen und inden planerischen Abwägungsprozess einzubringen. Ein nützlicherBeitrag aus TUSEC-IP für die Stadt München sei der„Fachplan Boden“, der ein wichtiger fachlicher Best<strong>and</strong>teildes <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftsplans im Rahmen der Flächennutzungsplanungdarstellt. Noch liegen wenig Erfahrungen im Umgang mit demFachplan Boden in der Planungspraxis vor. Jedoch sei ein passenderBaustein geschaffen worden, um wichtige Bodenschutzanliegenals Best<strong>and</strong>teil von Planungsabwägungen zu etablierenund damit einen Beitrag zu einer nachhaltigen und Ressourcenschonenden Entwicklung leisten zu können.Prof. Dr. Gerd Wolff vom Amt für Umweltschutz der <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadtStuttgart wies in seinem Referat auf die Dringlichkeitvon funktionstauglichen Bodenschutzkonzepten hin, dievoraussetzen, dass neben planungsgerechten Fachgrundlagengeeignete Methoden vorh<strong>and</strong>en sein müssen, mit denen entsprechendeZiele festgelegt und umgesetzt werden können.Anh<strong>and</strong> des „Bodenschutzkonzepts Stuttgart BOKS“ werdedeutlich, welche Entscheidungen zu treffen seien und nachwelchen Gesichtspunkten die Bewirtschaftung der Bodenressourcengesteuert werden müsse. Dazu werden tauglichefachliche Planungsgrundlagen, geeignete Indikationsmethoden,klare Zielvorstellungen mit den zugehörigen Strategien sowiedie formale Akzeptanz bei Entscheidungsträgern vorausgesetzt.Eva Elisabeth Mahler und Thomas Kellner, Stadt Schwabachberichteten im Anschluss über den Stellenwert des Bodenschutzesin einer mittleren Kommune. Zwar genieße das Flächenrecyclingeinen hohen Stellenwert, dennoch sei eine Neuversiegelungnicht zu vermeiden.Workshop 3: BodenmaterialmanagementDer dritte Workshop erfolgte unter der Leitung von RaimundKohl vom <strong>L<strong>and</strong></strong>esamt für Umwelt, Messungen und NaturschutzKarlsruhe. In diesem Rahmen schilderte Stephan Denzel, Inhaberder dplan GmbH – Ingenieur- und UmweltplanungKarlsruhe seine praktischen Erfahrungen beim Flächenrecycling.Bodenmaterialmanagement in der Praxis des Flächenrecyclingsbedeute vor allem belastete Böden und Bodenmaterialiendurch geeignete Untersuchungsmethoden zu erkennen,richtig zu deklarieren und deren Entsorgung qualifiziertdurchzuführen und zu dokumentieren. So könne dasMaterial vor Ort, innerhalb einer Fläche wieder eingebaut oderaußerhalb der Fläche in Form einer umweltverträglicen Anwendungim Rahmen eines technischen Bauwerks verwendetwerden.Thomas Beißwenger vom Industrieverb<strong>and</strong> Steine und ErdenBaden-Württemberg stellte Lösungswege für die umweltgerechteVerwertung von Bauschutt und Böden und zurQualitätssicherung recyclierten Baustoffen vor. Im Vordergrundstünden die Verwirklichung der anerkannten Ziele der Nachhaltigkeit,welche wichtige wirtschaftliche, soziale und ökologischeAspekte erfasst. Dabei gelte es bautechnische und umweltrelevanteAnforderungen zu beachten. Vermehrte undgezielte Öffentlichkeitsarbeit sei notwendig, um die Bedeutungqualitativ hochwertiger Recycling-Baustoffe als einenwesentlichen Baustein zur Umsetzung der Ziele in der Schonungvon Ressourcen klar zu machen.Werner Rohr von der GEOTEST AG Zürich gewährte in seinemReferat einen Einblick in die Umsetzung des Bodenschutzesauf Baustellen in der Schweiz. Um eine erfolgreiche bodenschützendeArbeit auf Baustellen durchziehen zu können, müsstengewisse Voraussetzungen beachtet werden. Die „BodenkundlicheBaubegleitung (BBB)“ sei ein wirksames Instrumentzum Schutz des Bodens auf Baustellen und werde durch qualifizierteFachpersonen durchgeführt. Diese basiere auf staatlichanerkannten Grundlagen wie Richtlinien und Merkblätterdes Bundes und der einzelnen Schweizer Kantone. Ein Schlüsselzur erfolgreichen Umsetzung des Bodenschutzes auf derBaustelle sei die Integration von bodenschützerischen R<strong>and</strong>bedingungendes Bauvorhabens in allen Projektschritten. Vorausgesetztwerde ein konsequentes ingenieurmäßiges Vorgehenmit bodenkundlichem Fachwissen und vorausschauenderbodenschützerischer Strategie. Hierzu seien zweckmäßigeBodendaten zu erfassen, auf deren Basis pragmatische H<strong>and</strong>lungsstrategienentwickelt werden können.Workshop 4: Strategische Umweltprüfung (SUP)Der vierte Workshop wurde von Reinhard Gierse von der StadtWuppertal und <strong>ELSA</strong>-Vorst<strong>and</strong> moderiert. Einen ersten Beitraglieferte Dr. Isabel Wieshofer von der Wiener Umwelt-local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0833


n e w s & c o m m u n i c a t i o n sschutzabteilung. Sie begreife den Schutz des Bodens als eineQualitätssicherung für eine Stadt und verbindet damit auchverbesserte Wirtschaftsfaktoren mit St<strong>and</strong>ortvorteilen. <strong>L<strong>and</strong></strong>schaftshaushaltund -gestalt seien für die Stadtentwicklung vonmaßgebender Bedeutung. Die Strategien, welche in Wien zueinem nachhaltigen Umgang mit Boden führten, hätten teilweiseschon eine lange Tradition und seien in zahlreichenRechtsakten verankert. Dazu zählten verschiedene EU-Richtliniensowie bundesrechtliche und l<strong>and</strong>esrechtliche Vorschriften.Zusätzlich sei in Österreich die Strategische Umweltprüfung(SUP) bereits auf Bundesebene und in den Raumordnungsrechtender Länder festgesetzt. Damit könne in derBauplanung dem Bodenschutz auf unterschiedlichen PlanungsebenenRechnung getragen werden. Ein umfassender urbanerBodenschutz könnte sich in Zukunft aus einem durch normativeVorgaben und strategische Maßnahmen geleiteten Wechselspielvon gebietsbezogenen Wertigkeiten der Bodenfunktionenund nutzungsbezogenen Richtwerten ergeben.Ulrich Greiten vom Fachbereich Umwelt der Stadt Osnabrückwies in seinem Referat darauf hin, dass sich der Bodenschutzin der Stadt Osnabrück in den letzten Jahren im Wesentlichenauf den nachsorgenden Schutz des Bodens konzentriert habe.Ziel sollte es jedoch sein, den Bodenverbrauch „messbar,beurteilbar und steuerbar“ zu machen. Den Entscheidungsträgern,sowohl in der Verwaltung wie auch auf der politischenEbene sollten Kriterien zur Verfügung gestellt werden, mitdenen sie die Qualität der Böden in der Fläche und den Bodenverbrauchin Menge und Güte beurteilen können. Eine weitereVoraussetzung sollte sein, dass die Kommunen den Flächenverbrauchbeeinflussen können und konkrete Vorstellungenhätten, nach welchen Gesichtspunkten gesteuert werden soll.Für beides benötige man somit ein Bewertungssystem, das dielokalen Besonderheiten berücksichtigt. Dazu sei im Zusammenarbeitmit der Fachhochschule Osnabrück ein Bodenkartierschlüsselentwickelt worden, wonach die qualitativenBodenverhältnisse flächendeckend und praxistauglich aufbereitetund dargestellt werden.Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerungder <strong>L<strong>and</strong></strong>eshauptstadt Stuttgart verdeutlichte den vielfältigenNutzen der Bodenfunktionen und deren Schutzwertsowohl in der freien als auch in der besiedelten <strong>L<strong>and</strong></strong>schaft.Vor diesem Hintergrund käme zu einer sachgerechten Erfassungund Bewertung der Böden auch eine Bilanzierung vonEingriffen in die Bodenl<strong>and</strong>schaft hinzu. Doch würden bishernur sehr wenige Bilanzierungsmodelle die qualitativen Aspektedes Naturgutes Boden erfassen. 2006 wurde vom UmweltministeriumBaden-Württemberg eine „Arbeitshilfe zur H<strong>and</strong>habungdes Schutzgutes Boden in der naturschutzrechtlichenEingriffsregelung“ herausgegeben. Diese bietet eine Anleitungzur quantitativen und qualitativen Beurteilung von Böden unddient der sachgerechten Ermittlung von Eingriffen sowie dersachgerechten Ableitung und Bemessung von Kompensationsmaßnahmenfür die kommunale Bauleitplanung.Aufgabe der einzelnen Workshops war auch, wichtige Ergebnisseund Folgerungen aus den Diskussionen in die nachstehende„Stuttgarter Erklärung“ einfließen zu lassen.Für die Berichterstattung: Annik Jenny, Bern (CH)5. Jahreserklärungdes Europäischen Bodenbündnisses (<strong>ELSA</strong> e.V.)vom 15. November 2007„Stuttgarter Erklärung“Aufforderung zum nachhaltigen Bodenschutzin der kommunalen Planungs- und BaupraxisDie Böden Europas übernehmen wichtige Funktionen:Grundwasserneubildung und Wasserrückhaltung, Schadstofffilterund -puffer, Lebensgrundlage für Pflanzen undTiere, Biomasse- und Lebensmittelproduktion, Klimaschutzund Lufthygiene, Naherholung und Freizeitnutzung sowieSt<strong>and</strong>ort für Gewerbe, Industrie, Wohnungen oder Rohstofflager.– Bodenschutz ist kein Luxus, sondern ist nicht zuletztwegen seiner Bedeutung als CO 2-Speicher für den Klimaschutzüberlebenswichtig.Trotz vieler Absichtserklärungen zum Flächensparen ist derFlächenverbrauch unvermindert hoch. Ein versiegelter Bodenverliert seine wichtigen Funktionen und es dauert 1000Jahre bis 1 cm humoser Boden neu entsteht. Aufgrund derkommunalen Planungshoheit haben Städte und Gemeindeneinen erheblichen Einfluss darauf, wie der Boden zukünftiggenutzt wird. Die Städte und Gemeinden müssen ihreH<strong>and</strong>lungsspielräume ausschöpfen, um die Flächennutzungnachhaltig und effizient zu gestalten. Wir unterstützen dieZiele der Nachhaltigkeitsstrategien der <strong>ELSA</strong> Mitgliedsländer,den Flächenverbrauch, z.B. in Deutschl<strong>and</strong> auf 30ha/d bis 2020 zu reduzieren. Hierzu sind geeignete Instrumente,Maßnahmen und Indikatoren zu entwickeln. Außerdemmuss in der Baupraxis bodenschonend oder wenn notwendigbodenverbessernd vorgegangen werden.Bodenschutz in der kommunalen PlanungspraxisSiedlungsentwicklung soll nicht verhindert, sondern effizientund nachhaltig für die künftigen Generationen gestaltetwerden. Der Zugriff auf natürliche/naturnahe Böden musserheblich reduziert werden, das Flächenrecycling und dieInnenentwicklung sind dagegen zu fördern.• Die Vorschriften des Bodenschutzes, der Planung und desBaurechts müssen aufein<strong>and</strong>er abgestimmt werden, sodass eine Boden schonende und Flächen sparende Umgangsweisemit dem Boden wirksam und rechtlich verbindlichwird. Nachhaltiges Siedlungsflächenmanagementbedeutet verbesserte Flächeninformation, ein breitesFlächenbewusstsein, eine abgestimmte überörtlicheund interkommunale Planung.• Die (Innen)Städte müssen lebenswert, attraktiv und umweltgerechtgestaltet werden. Eine perspektivisch geeigneteStrategie zur Bewältigung der mit dem Klimaw<strong>and</strong>elsowie demographischen und wirtschaftsstrukturellenW<strong>and</strong>el einhergehenden veränderten Nachfrage nachSiedlungsflächen ist die Flächenkreislaufwirtschaft, dieden Boden vor neuer Versiegelung schützt und eine effizienteNutzung gemeindlicher Ressourcen darstellt.34local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


n e w s & c o m m u n i c a t i o n s• Eine Wiedernutzung von Stadtbrachen muss Vorrang vorder Neuausweisung von Flächen haben. Hierzu sind dievorh<strong>and</strong>enen planungsrechtlichen, formalen, informellen,organisatorischen, kooperativen und marktorientierten Instrumenteweiterzuentwickeln.Vom Flächenschutz zum BodenschutzDer haushälterische Umgang mit Böden muss auch qualitativenAspekten (z.B. Erhalt besonderer Bodenfunktionen)Rechnung tragen.• Kommunale Bodenschutzkonzepte und Strategien, wiez.B. das Stuttgarter Bodenschutzkonzept (BOKS), tragendazu bei, Leitbilder und praktische Lösungen zu schaffen,die seitens der politischen Gremien vor Ort akzeptiertund beschlossen werden. Da zudem in der Bauleitplanungsachgerechte Abwägungen zwingend sind,müssen sie daher zum St<strong>and</strong>ard jeder Kommune gehören.• Bodeninformationen enthalten wichtiges Wissen überQualität und Funktionen der Böden. Sie sollten systematischin die kommunale Planung einfließen. Dazu müsseninsbesondere Kriterien wie Bodenqualität und Bodenfunktionenaufbereitet, aktualisiert und auf den kommunalenPlanungsmaßstab herunter gebrochen werden.• Böden mit einer besonderen Funktion für den Naturhaushaltsollen ermittelt und möglichst nicht für die Siedlungsentwicklungin Anspruch genommen werden.BodenmaterialmanagementAuf den Umgang mit Boden bei Baumaßnahmen ist besonderesAugenmerk zu richten, denn er ist entscheidend fürdie Vermeidung von Bodenschäden und kann sogar zurBodenverbesserung beitragen.• Boden(Zust<strong>and</strong>s)-Steckbriefe mit bodenrelevanten Informationen(z.B. eingesetzte Baustoffe, Nutzungszeiträume,Altst<strong>and</strong>orte) können dazu beitragen, schädliche Bodenveränderungenzu erkennen und zu beurteilen. GeeigneteMaßnahmen zur Sanierung und Wiederverwertung könnendaraus schneller abgeleitet werden und unwissendeKäufer vor dem unbeabsichtigten Kauf geschützt werden.• Bei größeren Bauvorhaben und solchen mit sehr empfindlichenBöden sollte nach Schweizer Vorbild eine fachlichebodenkundliche Baubegleitung hinzu gezogen werden.Die Einhaltung der bodenschutzrechtlichen Bestimmungenmit den projektspezifischen Auflagen wird sogewährleistet und spätere Schäden werden vermieden.• Altlasten- und Verdachtsflächen sind bei deren erneuterbaulicher Inanspruchnahme einer Gefahrenbeurteilung zuunterziehen. Bei der Gefahrenerkennung und -beseitigungbedarf es einheitlicher, nutzungsbezogener Maßstäbeund damit einer EU-Rahmenrichtlinie, die hier konkreteBeurteilungsgrundlagen liefert.Strategische Umweltprüfung (SUP)und EingriffsregelungDurch die Strategische Umweltverträglichkeitsprüfung(SUP) bestehen umweltrechtliche Vorschriften zur Bewertungund zum Ausgleich von Boden belastenden Planungen.Diese gilt es anzuwenden, um den Boden mit seinenFunktionen effizient, schadlos und nachhaltig zu nutzen.• In der Strategischen Umweltprüfung wird Boden als einSchutzgut ausgewiesen. Ausmaß und Folgen von Eingriffenin den Boden (z.B. Bodenversiegelung) gilt es zu ermittelnund funktionsbezogen zu bewerten. Aus dieserBewertung sind mittels Checklisten Maßnahmen zur Vermeidung,Verminderung und zum Ausgleich abzuleiten.• Der Boden ist ein Best<strong>and</strong>teil des Naturhaushaltes unddie natürlichen Bodenfunktionen sind daher entsprechendzu berücksichtigen (z.B. Arbeitshilfe Baden-Württemberg).Biotopbezogene Bewertungen reichen allein nichtaus. Bodenbezogene Kompensationsmaßnahmen sinddaraus abzuleiten. Bei einer Flächeninanspruchnahme fürdie Siedlungsentwicklung soll die Entsiegelung und diequalifizierte Innenentwicklung (z.B. Wien – Bedarfszahlenfür Grünflächen) Vorrang haben.• Der Bodenverbrauch muss gemessen, beurteilt und gesteuertwerden (Monitoring). Den Entscheidungsträgernstehen Kriterien (Indikatoren) zur Verfügung, mit denensie die Qualität der Böden und den Bodenverbrauch inMenge und Güte beurteilen können. Mit solchen Kriteriensind Entscheidungsprozesse in Planverfahren zu unterstützenund zu ermöglichen (z.B. RNE – 30 ha/d:Stuttgart – BOKS; Wien – Versiegelung als Indikator).Diese Aufforderung richtet sich insbesondere an RegionalundKommunalpolitiker, Regional- und Kommunalverwaltungen,Boden- und Umweltschutzbehörden, Umwelt- undNaturschutzbeauftragte, Stadt- und Regionalplaner, Umweltverbände,Planungs- und Beratungsbüros und an alle Mitgliederdes Europäischen Boden-Bündnisses (<strong>ELSA</strong> e.V.).Beschlossen durch den Vorst<strong>and</strong>am 15. November 2007 in StuttgartSummaryAccording to the Stuttgart Declaration of the <strong>Soil</strong> & <strong>L<strong>and</strong></strong><strong>Alliance</strong> of <strong>European</strong> Cities <strong>and</strong> Towns, adoped on 15 November2007, the aim must be that soil protection can bemeasured, evaluated <strong>and</strong> controlled in terms of quality <strong>and</strong>quantity. Decision-makers should have criteria by whichthey are able to judge the quality of soils per area <strong>and</strong> thesoil consumption as regards quantity. Such criteria aresupposed to support <strong>and</strong> enable decision-making within theurban l<strong>and</strong>-use planning process. Cities <strong>and</strong> municipalitiesmust be able to fully exploit their scopes of action to organisel<strong>and</strong> use in the context of planning <strong>and</strong> building in an efficient<strong>and</strong> effective way.local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08p.35


Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahmeund ein nachhaltiges Flächenmanagementgefördert vom BMBFErste BerichterstattungFREIFLÄCHE! Jugend kommuniziert FlächenbewusstseinWie will ich später wohnen? Wie sieht mein Traumhaus aus? Wie ist meine Stadt gewachsen? Welche Konsequenzenhat eine fortschreitende Bebauung? – Diese und <strong>and</strong>ere Fragen stellen sich Schülerinnen und Schüler der drei Gymnasien,die als Praxispartner im <strong>ELSA</strong>-Projekt „Freifläche! Jugend kommuniziert Flächenverbrauch“ mitmachen.Hintergrund – die Förderrichtlinie „REFINA“Seitdem sich die Bundesregierung zur Nachhaltigkeitsstrategieund zum „Ziel-30 ha“ bekannt hat, ist es offiziell:der rasante Flächenverbrauch von zur Zeit ca. 100 haam Tag soll radikal reduziert werden und bis zum Jahr2020 auf 30ha am Tag herunter gefahren werden. Dochwie kann das ehrgeizige Ziel erreicht werden? – Geradein Zeiten des demographischen W<strong>and</strong>els erscheint diesschwieriger denn je. Unter den Kommunen wird ein erbitterterKampf um Einwohner und Gewerbeansiedlungenausgefochten. Neue Siedlungsgebiete werden ausgewiesen,um dem steigenden Anspruch an Wohnraum gerechtzu werden und um junge, wirtschaftlich gut gestellteFamilien mit Kindern in den Städten zu halten.Das BMBF hat mit der Förderrichtlinie REFINA einForschungsprogramm aufgelegt, das Projekte fördert, dieder Frage nachgehen, welche Instrumente, Vorgehensweisenund Strategien wirklich zu einer spürbaren Reduzierungder Flächeninanspruchnahme führen können.Weitere Informationen siehe www.refina-info.de.Dabei wurde auch die Bedeutung von neuen Kommunikationsstrategienund innovativer Öffentlichkeitsarbeitnicht vergessen. Der REFINA Schwerpunkt III „Entwicklungneuer Informations- und Kommunikationsstrukturen“zielt auf eine Verbesserung des Problembewusstseinsund des Wissens in der Öffentlichkeit ab.Das Projekt Freifläche! – Ein Angebot für JugendlicheDas Europäische Boden-Bündnis ist im REFINA-Schwerpunkt III mit einer ungewöhnlichen Zielgruppean den Start gegangen. Seit März 2007 läuft das Projekt„Freifläche!“, mit dem eine bisher kaum beachtete, aberumso wichtigere Gruppe erreicht werden soll: Jugendliche,die Bodennutzer und potenziellen Häuslebauer vonmorgen. Wenn es gelingt, diese Zielgruppe schon frühfür das Thema zu sensibilisieren, wird das „Ziel-30ha“in Zukunft leichter zu realisieren sein. Aber wie erreichtman Jugendliche? Wie weckt man ihr Interesse an derThematik? Wie motiviere ich sie, sich selbstständig, kritischund mit Spaß mit einem zugegeben zähen Themawie „Flächeninanspruchnahme“ zu beschäftigen? –Schnell war klar, dass nicht die reine Wissensvermittlung,sondern die angewendeten Methoden wesentlich für denErfolg des Projektes sein werden. Um die Jugendlichendort abzuholen, wo sie stehen, setzt das Projekt „Freifläche!“auf jugendgemäße, interaktive Methoden wieSatellitennavigation GPS, Google Earth, Internet etc.Diese werden mit Methoden kombiniert, wie sie in denFachverwaltungen seit Jahren zum St<strong>and</strong>ard gehören:historische Luftbildauswertung und die Anwendung vonGeographischen Informationssystemen etc.Das Projektziel – übertragbare innovative BildungsangeboteKernziel des Projektes ist es, innovative Bildungsangebotefür Jugendliche zu entwickeln, die auf den obengenannten Technologien und Medien aufbauen. Diesewerden in Form einer interaktiven DVD aufbereitet, dieneben der Software auch Anleitungsmaterialien, Checklistenetc. enthält. Bildungseinrichtungen wie Umweltbildungszentren,Schulen, Jugendherbergen etc. soll dadurchermöglicht werden, das Thema Flächenverbrauchohne großen zusätzlichen Aufw<strong>and</strong> mit Jugendgruppenzu bearbeiten.Die Anleitungsmaterialien werden als modulares Systemkonzipiert. So können sich Lehrende je nach Zeitbudget,Alter der Gruppe und thematischem Schwerpunkt individuelldie jeweiligen Materialien zusammenstellen.Grundlage für jede Aktivität ist dabei das Basismodul.Es ist auf einen Umfang von 8–10 Stunden ausgerichtetund vermittelt die Themen „Flächenverbrauch – jederbraucht Fläche“ und „Flächensparen – Möglichkeitenund Alternativen zur Neuinanspruchnahme von Flächen“.Um die Jugendlichen zudem zu befähigen, ihreErkenntnisse auch <strong>and</strong>eren zu vermitteln, gehört zumBasismodul auch eine Einheit zur Präsentation der Ergebnisse(als PowerPoint-Präsentation).Das Basismodul kann sowohl mit freier Software undohne zusätzliche Daten (mit Google Earth und GPS w<strong>and</strong>ern)als auch mit der „Projektsoftware“ VMapPlan und36local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


REFINA – Erste BerichterstattungAbb. 1 und 2: Projekteinstieg „Traumhaus“. Bewusst startet das Projekt in denSchulen mit dem Auftrag, das eigene Traumhaus darzustellen - ungeachtet irgendwelcherRestriktionen. In den in diesen Stunden entst<strong>and</strong>enen Präsentationenwerden ungefiltert die kühnsten Träume der Jugendlichen deutlich: Groß muss essein, schön muss es sein, Luxus soll es bieten. Ein Swimmingpool ist das Mindeste.Ein großes, schönes Grundstück in idyllischer Lage gehört selbstverständlichdazu. Das freistehende Einfamilienhaus der Extraklasse. Und mal ehrlich: Säheunser aller Traumhaus wirklich <strong>and</strong>ers aus?Aber hat der Traum auch Schattenseiten?Was, wenn aus Traum plötzlich Realitätwürde und jeder sein Traumhaus bauenkönnte? Wo wäre dann die idyllische, unverbauteLage noch zu finden? Was passierteigentlich mit der Natur und insbesonderemit dem Boden, wenn wir ein Haus daraufbauen, die Einfahrt und den Parkplatzpflastern und neue Straßen bauen?Das Projekt „Flächenbewusstsein!“ willJugendlichen ein Gespür für die Notwendigkeitvon Planung und den Wert von Flächeund Böden vermitteln.Abb. 3: Die Dimension von Flächenverbrauch.Sie wird wohl nirgends so eindrücklich,wie in Luftbildern verschiedener Zeitreihen.Die Jugendlichen können Stadtentwicklungbildhaft nachvollziehen: Wo istder Altstadtkern? Wo verlief einst die Stadtmauer?Wann wurde mein eigenes Wohnquartiergebaut? Was bef<strong>and</strong> sich vorher <strong>and</strong>em St<strong>and</strong>ort? Wald? Acker? Wo sindGewerbegebiete gewachsen? Wie hat sichder St<strong>and</strong>ort unserer Schule verändert?Die Abbildung stammt aus einer PowerPoint-Präsentation von Schülerinnen undSchülern der 10. Klasse des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Osnabrück.Abb. 4: Freiburger Schülerinnen bei derArbeit mit der Projektsoftware VMapPlan.weiteren digitalen Daten (z.B. historische Luftbilder) durchgeführt werden.Optional kann das Basismodul um eine Exkursion erweitert werden.Aufbauend zum Basismodul werden weitere Module angeboten, die dasThema Flächenverbrauch aus verschiedenen Blickrichtungen näher beleuchten.Aufbaumodule werden zu den Themen „Bodenfunktionen“,„Stadtplanung“ und „Versiegelung und Hochwasser“ erarbeitet.Weiterer ProjektverlaufDie Praxisphase in den Schulen ist im Herbst 2007 angelaufen. Bis Oktober2008 werden in verschiedenen Unterrichtsformen und mit verschiedenenAltersstufen die erarbeiteten Materialien angewendet und auf ihreTauglichkeit überprüft. Die Erfahrungen aus der Praxisphase fließen indie Überarbeitung der Materialien mit ein. Zum Winter 2008 wird mitder Erstellung der DVD begonnen, die bis zum Frühjahr 2009 vorliegensoll.Weitere InformationenUta Mählmann – bodenbuendnis@osnabrueck.de<strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong> (<strong>ELSA</strong>) e.V.Boden-Bündnis europäischer Städte, Kreise und Gemeindenc/o Stadt Osnabrück, Postfach 44 60, D-49034 OsnabrückTel.: +49 (0) 541 323 2000 / Fax: +49 (0) 541 323 15 2000www.bodenbuendnis.orgDas Boden-Bündnis europäischer Städte,Kreise und Gemeinden (<strong>ELSA</strong> e.V.) istzusammen mit der ECO REG GmbH gleichberechtigterPartner im Projekt. Ihm obliegtdie administrative Leitung des Projekts.ECO REG GmbH ist ein Consultingbüro,das im Bereich des Ecomanagements undder Regionalentwicklung sowie in der Umweltbildung/ Bildung für nachhaltige Entwicklungarbeitet. Es ist verantwortlich fürdie inhaltliche Leitung des Projektes.ahu AG Wasser – Boden - Geomatik istein im Bereich Wasser- und Bodenschutz tätiges,bundesweit agierendes Unternehmen(KMU). Es unterstützt <strong>ELSA</strong> e.V. bei derkonzeptio-nellen, inhaltlichen und didaktischenProjektbearbeitung und begleitet dieUmsetzung am St<strong>and</strong>ort Freiburg.VSoft Dr. Klaus Voigt ist ein Softwareentwickler,der schwerpunktmäßig mit geographischenInformationssystemen arbeitet.VSoft obliegt die technische Umsetzung derErgebnis DVD.Praxispartner sind folgende Gymnasien- Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium, Osnabrück- Kepler-Gymnasium, Freiburg- Barnim-Gymnasium, Bernaulocal l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0837


SPIEL.RAUM Newsletter Nr. 2Planspiele zum interkommunalen H<strong>and</strong>el mit FlächenausweisungskontingentenEin Jahr nach Projektbeginn sind die Vorstudien zur Konzeption eines H<strong>and</strong>elssystems mit Flächenausweisungszertifikatennun für Simulationszwecke in ein operatives internetbasiertes H<strong>and</strong>elssystemumgesetzt worden. Das Sammeln konkreter Erfahrungen mit dem Instrument hat begonnen. H<strong>and</strong>elsplattformund Projekt-Homepage stellen ein breites Informationsangebot im Internet zur Verfügung. DasEuropäische Boden-Bündnis <strong>ELSA</strong> e.V. ist Projektpartner bei Spiel.Raum.Fragestellung des ProjektsH<strong>and</strong>elbare Flächenausweisungszertifikate (FAZ) gehörenzu den ökonomischen Umweltpolitikinstrumenten,die zur Begrenzung des Flächenverbrauchsherangezogen werden könnten. In der fachlichen Debattewerden sie eher kontrovers gesehen – so etwain der Evaluation der Empfehlung des Rates für NachhaltigeEntwicklung „Ziel-30-ha“ oder im Projekt „PerspektiveFlächenkreislaufwirtschaft“ im ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ des BMVBS 1 .Ziel des Projektes Spiel.Raum ist es, realitätsnahe Erfahrungenmit dem H<strong>and</strong>el von Flächenausweisungszertifikaten(kurz: Flächenh<strong>and</strong>el) zu sammeln undStärken und Schwächen des Instruments zu identifizieren.Dabei geht es um folgende Fragen:• Wie funktioniert das Instrument konkret? Ist espraxistauglich?• Welche Kosten entstehen? Wie bildet sich der Preisfür die Zertifikate?• Ist es kompatibel mit Entwicklungszielen der Kommune?• Welche Möglichkeiten und Einschränkungen birgt es?• Wie passt es zu den existierenden Instrumenten (u.a.Planungsrecht)?In der Instrumentendiskussion wird der Flächenh<strong>and</strong>elmit dem umweltökonomischen Argument legitimiert,dass er die volkswirtschaftlichen Kosten der Erreichungeines bestimmten Flächensparziels minimiert.Diese theoretische Aussage gilt es zu überprüfen. MitBlick auf den bereits implementierten H<strong>and</strong>el mit CO 2-Emissionsrechten ist zusätzlich von Interesse, welcheUnterschiede es beim H<strong>and</strong>el mit Flächenausweisungszertifikatengibt.1Ulmer, F.; Renn, O.; Ruther-Mehlis, A. et al. (2007): Erfolgsfaktorenzur Reduzierung des Flächenverbrauchs in Deutschl<strong>and</strong>– Evaluation der Rats-Empfehlungen "Mehr Wert für dieFläche: Das Ziel 30ha", Berlin: Rat für Nachhaltige Entwicklung;Beißwenger, K.-D. (2007): Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft,B<strong>and</strong> 3: Neue Instrumente für neue Ziele, Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung BBR (Hrsg.), Berlin: Difu.Prinzip des H<strong>and</strong>els mit FAZIm ersten Teil des Projekts wird der H<strong>and</strong>el mit FAZmit 14 Kommunen simuliert (mehr Informationen u.a.zu den Beteiligten und der Simulation finden Sie unterwww.spielraum.isi.fhg.de).Jeder Teilnehmer repräsentiert eine Kommune, dieverpflichtet ist, neu ausgewiesene Siedlungs- undVerkehrsfläche (SuV) durch FAZ zu legitimieren. EinFAZ ermächtigt seinen Besitzer, eine Kommune, einmaleinen zusätzlichen Hektar an SuV neu auszuweisen,also einen bestimmten Teil der sonstigen Gemarkungsflächeder Kommune in SuV umzuw<strong>and</strong>eln.Im Planspiel wird der Zeitraum von 2008 bis einschließlich2022, also von insgesamt 15 Jahren simuliert.Dieser Zeitraum wird in fünf Planungsperiodenaufgeteilt. Zu Beginn einer jeder Periode wird jederKommune eine bestimmte Menge an FAZ kostenlosund gemäß eines Umlageschlüssels, der auf bestimmtenkommunalen Merkmalen basiert, zugeteilt. FAZkönnen in jeder Periode auf einem dafür vorgesehenenMarkt geh<strong>and</strong>elt werden; d.h. eine Kommune kannFAZ von <strong>and</strong>eren Kommunen kaufen bzw. an <strong>and</strong>ereKommunen verkaufen. Am Ende jeder Periode wirdeine Abrechung durchgeführt, bei der jede KommuneFAZ in Höhe der von ihr in dieser Periode neu ausgewiesenenSuV einzureichen hat.Jede Kommune ist durch ein bestimmtes Entwicklungsziel(Baseline) charakterisiert, das den Bedarf anzusätzlicher Wohn- und Gewerbefläche in jederPlanungsperiode vorgibt. Diese Vorgabe wird von denKommunen zu Beginn des Planspiels für jede der fünfPerioden selbst festgelegt und ist dann in der Simulationbindend.Eine Kommune verfügt über zwei Kategorien vonMaßnahmen des Flächenmanagements, um ihr Entwicklungszielzu erreichen. Bei einer Außenentwicklungsmaßnahmewird die Vorgabe des Entwicklungszielsdurch die Neuausweisung von SuV erreicht, aufder dann beispielsweise neue Gebäude für Wohn- oderGewerbezwecke errichtet werden.38local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08


SPIEL.RAUM – Newsletter Nr. 2Diese Vorgehensweise führt zu einem Bedarf an FAZin Höhe der neu ausgewiesenen SuV, den die Kommunedurch ihren Best<strong>and</strong> an FAZ bzw. durch denZukauf auf dem Markt zu decken hat. Andererseitshat die Kommune die Möglichkeit, über Innenentwicklungsmaßnahmendie Vorgabe zu erfüllen. Dieskann auf verschiedene Arten geschehen, wie z.B.durch die Schließung von Baulücken oder die Umw<strong>and</strong>lungeiner Industriebrache in ein neues WohnoderGewerbegebiet. Da Innenentwicklungsmaßnahmenauf bereits ausgewiesene SuV zurückgreifen,erfordern sie keine Einreichung von FAZ.Zusammenfassend stehen die Teilnehmer vor derAufgabe, ein vorgegebenes Entwicklungsziel an zusätzlicherWohn- und Gewerbefläche über (Kombinationenvon) Außenentwicklungsmaßnahmen undInnenentwicklungsmaßnahmen einzuhalten. Dies sollmöglichst effizient, d.h. mit möglichst geringen Ausgaben,geschehen.Internetbasierte H<strong>and</strong>elsplattformNach der Hälfte der Laufzeit des Projekts ist die ersteProjektphase abgeschlossen. Ergebnis ist ein Modell• zur strukturierten Erfassung kommunaler Entwicklungsziele,• zur Beschreibung einer Entwicklungs-Baseline,• zur Erfassung von Alternativen zur Bereitstellung vonWohn- und Gewerbeflächen sowie• zur ökonomischen Bewertung von alternativen Maßnahmenzur Reduktion des Flächenverbrauchs.Dieses Modell ist der zentrale inhaltliche Kern derInternetplattform, auf der der H<strong>and</strong>el mit Flächenausweisungszertifikatensimuliert wird. Es bietet denTeilnehmern jedoch auch losgelöst vom Planspiel dieMöglichkeit, systematisch verschiedene Planungsszenarienzu entwickeln und einer vergleichendenökonomischen Bewertung zu unterziehen.Die Simulation des Flächenh<strong>and</strong>els mit kommunalenAkteuren wird durch vier Workshops strukturiert. DerAuftaktworkshop am 25.10.2007 am Fraunhofer ISIdiente neben dem gegenseitigen Kennenlernen dazu,in das Thema des Flächenh<strong>and</strong>els einzuführen undden organisatorischen Rahmen für das Projekt abzustecken.Am 11.01.2008 f<strong>and</strong> an der UniversitätKarlsruhe der 2. Workshop statt, in welchem die Präsentationund ein erster Test der H<strong>and</strong>elsplattform imVordergrund st<strong>and</strong>en. Zwei weitere Workshops sindzur Vorbereitung der zweiten H<strong>and</strong>elsrunde und zurErgebnispräsentation geplant. Den Zeitplan des Planspielsmit Kommunen zeigt die nachstehende Grafik(Abb. 1).Abb. 1: Zeitplan des Planspiels mit KommunenRecherchenWorkshopsInterneth<strong>and</strong>elÜbungsaufgabenim Internet25.10.2007. . . . . . . . . . . . . .11.01.2008April2008Probesimulation 3 Tage 3 TageQuelle: Fraunhofer ISI.Der eigentliche H<strong>and</strong>el findet zwischen den Workshopsvia Internet statt. Dafür wurde eigens eine Internetplattformeingerichtet, die sich unter www.marktmensch-boden.defindet. Hier nehmen die Teilnehmerzu Beginn des Planspiels die Eingabe kommunalerDaten sowie die Festlegung des Entwicklungsziels(Baseline, Abb. 2) und der Außen- bzw. Innenentwicklungsmaßnahmenvor. In der H<strong>and</strong>elsphase gebendie Kommunen hier ihre Entscheidungen über dieDurchführung von Maßnahmen zum Erreichen desEntwicklungsziels in den einzelnen Perioden ein.Daraus leitet sich ihre Nachfrage bzw. ihr Angebot vonFAZ ab. Der H<strong>and</strong>el mit FAZ wird ebenfalls über diePlattform abgewickelt. Im nächsten Newsletter werdenerste Ergebnisse des H<strong>and</strong>els mit FAZ präsentiertund die Strategien der Kommunen im Planspielvorgestellt.Abb. 2: Spezifikation der BaselineInformationDr. Katrin Ostertag (Fraunhofer ISI)spielraum@isi.fraunhofer.dehttp://www.spielraum.isi.fhg.deJuni2008Juni/Juli2008Okt.2008Quelle: Universität Karlsruhe (TH).local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/0839


n e w s & c o m m u n i c a t i o n sa g e n d aMobile Umweltbildung für Kinder in der Region OsnabrückUm Kindern einen Bezug zur „Welt unter ihren Füßen“ zu vermitteln und ihrBewusstsein für das Ökosystem Boden zu schärfen, hat <strong>ELSA</strong> e.V. in Kooperationmit dem Umweltbildungszentrum Osnabrück das Projekt „MobileUmweltbildung in der Region der Strukturkonferenz Osnabrück“ ins Lebengerufen. Dabei geht es um die Realisierung eines dauerhaften, mobilen Umweltbildungsangebotesfür den Themenbereich Boden.Das neue Bodenbildungsangebot wird in das bereits erfolgreich etablierteUmweltmobil „Grashüpfer“ integriert, das vom UmweltbildungszentrumOsnabrück unterhalten wird. Es soll Schulen und Kindergärten in der Regionvon Stadt und <strong>L<strong>and</strong></strong>kreis Osnabrück sowie den <strong>L<strong>and</strong></strong>kreisen Osnabrück, GrafschaftBentheim, Vechta, Emsl<strong>and</strong> und Cloppenburg zur Verfügung stehen.Weitere Informationen erhalten Sie beim SekretariatBoden-Bündnis <strong>ELSA</strong> e.V. (siehe Adresse unten).Braunerde ist Boden des Jahres 2008Braunerde ist ein weit verbreiteter Bodentyp im gemäßigt-humiden Klimabereich.Der Name ergibt sich aus dem Verbraunungsprozess der die Farbebestimmt. Der Ah-Horizont weist meist nur eine geringe Mächtigkeit von ca.20 cm auf, während der Bv-Horizont eine Höhe von 20–150 cm aufweisenkann. Mit der einsetzenden Versauerung setzen sich Eisenoxide und -hydroxide(Rost) aus primären Silikaten frei und bilden Beläge auf <strong>and</strong>eren Mineralien,was zu der charakteristischen Braunfärbung des Bodens führt. Braunerde trittin vielen Varianten auf und verfügt über verschiedene Übergangshorizonte.Der Humus ist als Mull oder Moder ausgeprägt. Der Nährstoffgehalt ist sehrunterschiedlich und abhängig von der Bodenart, dem Ausgangsgestein sowieder gewachsenen Vegetation.Nähere Informationen unter www.bodenwelten.deE L S A c o n t a c t / o r d e r i n f o r m a t i o nlocal l<strong>and</strong> & soil news is the Bulletin of the <strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong>(<strong>ELSA</strong>) e.V. As we put a lot of work into it, please disseminate this copy towhom it may be of interest. We greatly appreciate your comments <strong>and</strong>recommendations. Please send us an e-mail or contact:<strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong> (<strong>ELSA</strong>) e.V.<strong>European</strong> Secretariat, c/o Stadt OsnabrückReferat für Stadtentwicklung und BürgerbeteiligungPostfach 4460, D-49034 OsnabrückE-mail: bodenbuendnis@osnabrueck.deHompage: www.bodenbuendnis.org / www.soil-alliance.orgPhone: +49 (0) 541 323 2000 / Fax: +49 (0) 541 323 2738Account: 150-301-2120; BLZ 265-501-05 Sparkasse Osnabrück (D)I/we order / Ich/wir bestelle/n___ Subscription / Abonnement local l<strong>and</strong>&soil news 2008 EUR 20.-___ Wegweiser Europäisches Boden-Bündnis___ Statutes + declaration of membership / Satzung + Beitrittserklärung___ More information on the <strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong> <strong>ELSA</strong> e.V.(All prices including p+p / Preise einschließlich Vers<strong>and</strong>kosten)Name, first nameInstitutionAddressPostal code / cityCountryE-mailDate, signature________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________23.-25.05.2008, Ev.-Akademie Tutzing (D):Tagung: Klimaw<strong>and</strong>el und GerechtigkeitKlimapolitik als Baustein einer gerechtenGlobalisierung und nachhaltigen Armutsbekämpfung– ein Süd-Nord-DialogNähere Informationen:www.ev-akademie-tutzing.de27.-28.05.2008, Bodenbündnis europäischerStädte, Kreise und Gemeinden <strong>ELSA</strong> e.V.7. Internationale Jahrestagung 2007Redoutensäle, Promenade 39, Linz (A)zum Thema:Fläche gewinnen, Boden schützenH<strong>and</strong>lungsmöglichkeitenfür Akteure und AkteurinnenInformation:Margarete Durnig, +43 (0)732/7720-14407Gabriele Singer, +43 (0)732/7720-14429Online-Anmeldung:www.umweltakademie.atE-mail: uak.post@ooe.gv.at29.05.2008, Fachhochschule Osnabrück (D):Diskussionsforum Bodenwissenschaften zumThema: Klimaw<strong>and</strong>el – Auswirkungen aufdie <strong>L<strong>and</strong></strong>wirtschaft und BodennutzungNähere Informationen:http://www.al.fh-osnabrueck.de/bodenforum.html22.-26.06.2008, Schölerberg, Osnabrück (D):3rd International UNESCO-ConferenceSessions: Communicating geologicalheritage, Climate change <strong>and</strong> Geoparks,<strong>and</strong> more …More information:http://www.geoparks2008.coml o c a l l a n d & s o i l n e w s•Published four times per yearDownload pdf file atwww.soil-alliance.org/www.bodenbuendnis.org•Editor<strong>European</strong> <strong>L<strong>and</strong></strong> <strong>and</strong> <strong>Soil</strong> <strong>Alliance</strong> (<strong>ELSA</strong>) e.V.<strong>European</strong> SecretariatPostfach 4460, D-49034 OsnabrückP +49/(0)541-323-2000 / F +49/(0)541-323-2738E-mail: bodenbuendnis@osnabrueck.de•Editorial staffDipl.-Ing. Reto D. Jenny (responsible)jenny.reto@bluewin.chDr. Fabian Doschfabian.dosch@bbr.bund.deDr. Martin Heldheld@ev-akademie-tutzing.de•English translation (summaries)Beatrix Thul•PrintUlenspiegel Druck GmbH, Andechs (D)•Edition no. 24/25 – April 200840local l<strong>and</strong> & soil news no.24/25 I/08

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!