Köge fluten? pro und contra Friesische Jugendarbeit: Gary Funck ...

Foto: Henner Heinrichs
Am 4. und 6. September veranstaltete der Kreis Nordfriesland in der
Niebüller Stadthalle bzw. in der Kongresshalle in Husum offizielle Kandidatenpodien,
die von über 1 000 Menschen besucht wurden. Hier in Niebüll
(von links): Thomas Fischer, Frank Dallüge, Moderator Prof. Dr. Thomas
Steensen vom Nordfriisk Instituut, Dr. Gabriele Lamers (48, Amtsleiterin
beim Kreis Nordfriesland, unterstützt von den Kreistagsfraktionen der CDU
und Bündnis 90 / Die Grünen), Klaus Michael Tatsch, Dieter Harrsen (49,
Leitender Verwaltungsbeamter beim Amt Pellworm, unterstützt von den
Kreistagsfraktionen der SPD, des SSW und der WGNF), amtierender Landrat
Jörg Friedrich von Sobbe
zu den nordfriesischen Wurzeln. Durch z. B.
zweisprachige Ortschilder werden auch nichtfriesisch
sprechende Menschen immer wieder auf das
Besondere der Region hingewiesen. Die friesische
Sprache und Kultur ist unverwechselbar und ein
weltweit einmaliges Kulturgut.
LAMERS: Friesisch gehört zu unserem Alltag. Besonders
die friesische Sprache – auch in ihren
unterschiedlichen Ausformungen – trägt zur Stärkung
und zum Erhalt der friesischen Kultur in
Nordfriesland bei. Der Stellenwert der friesischen
Kultur und Sprache ist meiner Ansicht nach in
den letzten Jahren gestiegen, ich beobachte, dass
es wieder viele junge Menschen gibt, die sich mit
der friesischen Sprache und Kultur befassen, das
ist gut so. Denn das Friesische ist ja nicht nur ein
Bestandteil unserer nordfriesischen Identität – es
leistet viel mehr: In einer globalisierten Welt, in
einem wachsenden Europa ist es wichtig, dass
Heimat als überschaubarer Raum mit spezifischer
Identität und Verwurzelung erlebbar wird. Wer in
seiner Heimat fest verwurzelt ist, kann offen sein
für andere. Zu einer solchen offenen Haltung
trägt die Identität bildende Wirkung der friesischen
Kultur bei. Außerdem wird im Zusammenleben
der Friesen und Nicht-Friesen beispielhaft
eine gelingende Minderheitenpolitik gelebt, die
als Ausdruck politischer Kultur einen eigenen
Wert hat und die aber darüber hinaus beispielhaft
ist für den Umgang mit anderen
Minderheiten. Friesische Kultur
und Sprache gibt uns also sehr viel
mehr als nur Identität, sie erzieht
uns zu Offenheit und Toleranz.
4. Wie kann der Kreis Nordfriesland
nordfriesische Belange noch stärker
fördern?
HARRSEN: Gerade wegen unserer
kulturellen Vielfalt stehen wir auch
in einer besonderen Pflicht, diese
Vielfalt auch ganz aktiv zu pflegen.
Die Förderung der friesischen Vereine
und des Nordfriisk Instituut
muss eine vorrangige Aufgabe des
Kreises bleiben. Darüber hinaus
muss er sich für eine aktive Sprachförderung
einsetzen – dies gilt auch
für die eigenen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.
LAMERS: Die friesische Sprache und Kultur hat in
Nordfriesland einen hohen Stellenwert, der auch
im öffentlichen Bewusstsein noch stärker verankert
werden muss. Die Friesen bereichern den
Kreis und die gesamte Region mit ihrer Kultur.
Allerdings sollte der Kreis Nordfriesland keine
stereotypen Bilder von einem friesischen „Volkscharakter“
befördern, wie sie im Heimatroman
oftmals in Gestalt des sturen, schweigsamen, aber
immer verlässlichen friesischen Bauern entworfen
werden. Die nordfriesischen Belange, die vor
allem im Erhalt der Sprache und der Pflege der
Kultur der Friesen liegen, will ich als Landrätin
unterstützen.
5. Was erwarten Sie von den Friesen?
HARRSEN: Ich erwarte von den Friesen jederzeit
ein offenes, ehrliches Wort und würde gerne mit
ihnen auch die Möglichkeiten einer besseren
Nordseekooperation angehen. Auch wenn ich
selbst (noch) kein Friesisch spreche, so wünsche
ich mir doch, eines Tages als einer von ihnen
wahrgenommen zu werden.
LAMERS: Von den Friesen erwarte ich ein selbstbewusstes
Auftreten. Damit ihre Belange auch
weiterhin gut unterstützt werden können, müssen
die Friesen aber auch weiterhin zusammenhalten
und ihre Interessen deutlich gemeinsam
vertreten.
Nordfriesland 159 – September 2007 11