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Barbara Sophia Sailer Mezzosopran

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ert Sie…<br />

Was wäre für Sie die Erfüllung<br />

Ihrer künstlerischen Träume?<br />

„Ganz klar:<br />

Eboli an der Met in New York!!<br />

…Naja – also:<br />

In erster Linie: daß mein Name mit<br />

Qualität verbunden wird.<br />

Darüber hinaus:<br />

Liederabende auch im Ausland,<br />

etwa in den Arabischen Emiraten,<br />

Ägypten, Amerika, China.<br />

Ein Verdi-Requiem im Vatikan<br />

Ausgesuchte Filmmusik“<br />

Ja. So in etwa.“<br />

Welche Bedeutung hat<br />

klassische Musik in unserer<br />

heutigen Gesellschaft?<br />

Die klassische Musik hat immer noch<br />

eine große Bedeutung – allerdings<br />

auf zwei völlig verschiedenen<br />

Ebenen, die sich immer weiter<br />

voneinander entfernen. Jedenfalls<br />

empfinde ich das in letzter Zeit mehr<br />

als deutlich.<br />

Da gibt es einerseits diese Massenverwertung<br />

klassischer Melodien<br />

in der Werbung, in Klingeltönen, als<br />

Warenhaus- und Bargedudel, als<br />

Hintergrundmusik in der Sauna oder<br />

für Computerspiele. Die Menschen<br />

schätzen ja offensichtlich doch die<br />

Emotionen, die klassische Musik<br />

hervorruft – wenn sie nur in leicht<br />

verdaulichen Häppchen serviert wird<br />

und bloß nicht zu ernsthaft daherkommt.<br />

Computergeneriert natürlich.<br />

– Ist das nicht furchtbar? Unverbindliche<br />

Häppchen. Verstümmelungen.<br />

Emotionszitate.<br />

Ich bin wirklich froh, daß es andererseits<br />

immer noch die ernsthafte<br />

Beschäftigung mit der Klassi-<br />

schen Musik gibt. Als Element des<br />

Bildungskanons, zur Erbauung, als<br />

Form geistigen Lebens und Erlebens.<br />

Meine Welt. Mein Leben. Aber hier<br />

schlägt unser Bildungsproblem zu:<br />

Diese Leidenschaft für klassische<br />

Musik wird leider immer elitärer. Es<br />

fehlt an der geistigen Grundlage, an<br />

der ästhetischen Allgemeinbildung<br />

und damit am Verständnis. Die Musik<br />

muß schrill sein, sonst wird sie nicht<br />

mehr wahrgenommen. Wir sind ja<br />

schon froh, wenn sich der Zugang zu<br />

klassischer Musik wenigstens noch<br />

über „Quereinstiege“ vermitteln läßt,<br />

wie z.B. Filmmusik oder Crossover-<br />

Projekte.Das ist nicht sehr motivierend.<br />

Irgendwann gibt es keinen<br />

Bedarf mehr für uns Interpreten. Für<br />

unser individuelles Können. Dann<br />

bleiben nur noch die Noten und die<br />

alten Aufnahmen… Und was auf den<br />

Platinen als Konsumhäppchen so<br />

weiterlebt.<br />

Gibt es einen tieferen<br />

Zusammenhang zwischen<br />

Musik und Lebensauffassung?<br />

Musik ist Lebensauffassung, oder?<br />

Also mir geht das so. Jetzt, wenn<br />

die Tage kürzer werden, höre ich<br />

beispielsweise viel lieber klassische<br />

Musik als im Sommer. Stellen Sie<br />

sich mal ein sonniges Frühstück<br />

am Wochenende vor: Dazu Händel<br />

oder Vivaldi? Da ist doch der Tag<br />

schon gerettet! Musik ist schließlich<br />

Ausdruck von Emotionen, da spiegelt<br />

sich natürlich die gesamte Lebensauffassung<br />

eines Menschen in<br />

seinem Umgang mit Musik. Und sein<br />

momentanes Empfinden. Deshalb<br />

kann Musik ja auch umgekehrt die<br />

Lebensumstände beeinflussen; z.B.<br />

aufhellen, zur Konzentration bei-<br />

tragen oder einfach nur gute Laune<br />

verbreiten.<br />

‚Zeig’ mir Dein Bücherregal und ich<br />

sage Dir, was für ein Mensch Du<br />

bist’. Nun, das ist bei Musik ganz<br />

genauso.“<br />

Welche Art der Ausbildung<br />

empfehlen Sie jungen<br />

Kolleginnen und Kollegen?<br />

Ganz zu Anfang sollte man sich ganz<br />

ehrlich Gedanken machen über die<br />

Vorzüge und Schwächen, die man<br />

hat - ob es Dinge gibt, für die man<br />

besonders prädestiniert ist oder ob<br />

es Dinge gibt, die man besser läßt.<br />

Wenn man nicht weiß, wer man ist,<br />

wo man steht und wohin man will,<br />

kann keine Ausbildung gelingen.<br />

Auch keine künstlerische Ausbildung.<br />

Das Handwerk muß man eben lernen.<br />

Was uns Künstler darüber hinaus<br />

auszeichnet, ist allerdings die Liebe<br />

und Hingabe an unsere Kunst. Die<br />

dürfen wir nie verlieren.<br />

Also: drei Viertel des Tages grundsolide<br />

arbeiten und den Rest träumen.

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